kreisteil - CDU Heidenheim
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Aus Europa KREISTEIL<br />
Kreisvorsitzende Dr. Inge Gräßle MdEP<br />
Eurokrise: Bisher nur Zeit gekauft<br />
Liebe Freundinnen<br />
und Freunde,<br />
„Friends of Cohesion - Freunde der Kohäsion“:<br />
Hinter diesem eigentlich sympathisch<br />
klingenden Namen verbirgt sich<br />
eine Gruppe von 16 ost- und südeuropäischen<br />
Nehmerländern, die sich dafür einsetzen,<br />
im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen<br />
der EU die Strukturpolitik mit<br />
mehr Geld auszustatten - nach dem Motto:<br />
Sparen ist nicht alles!<br />
Grund genug, dass auch wir Verfechter<br />
der „nordeuropäischen“ ordnungspolitischen<br />
Grundsätze - Ausgabendisziplin, ge-<br />
paart mit klaren Regeln - den Schulterschluss<br />
üben. In einer Gruppe von 14 Abgeordnetenkolleginnen<br />
und -kollegen aus<br />
Deutschland, Luxemburg, Finnland, Estland,<br />
Lettland, Italien und Rumänien, die<br />
sich in Anlehnung an die Kohäsionsfreunde<br />
kurzerhand den Namen „Freunde der<br />
Stabilität“ gegeben hat, habe ich Mitte<br />
November Bundesbankpräsident Dr. Jens<br />
Weidmann in Frankfurt besucht, um über<br />
die aktuellen Entwicklungen im Euroraum<br />
und den Weg in die EU-Bankenunion zu<br />
diskutieren (siehe Foto).<br />
Weitere EZB-Interventionen, Eurobonds<br />
oder EU-Schuldentilgungsfonds könnten<br />
die Reformdynamik in den Schuldenstaaten<br />
ins Stocken bringen, weil sie den<br />
Handlungsdruck von den Regierungen<br />
nehmen, warnte Weidmann in dem Gespräch.<br />
Interveniert hat die EZB übrigens<br />
schon bisher reichlich, wie ein Blick in ihre<br />
Bücher zeigt: Bereits jetzt hält sie 40 Pro-<br />
<strong>Heidenheim</strong> 12/2012 >>> Seite 4<br />
zent der griechischen und 25 Prozent der<br />
portugiesischen Staatsanleihen.<br />
Finanzierungslücke noch größer<br />
Wie wir mit Griechenland weiter umgehen,<br />
ist nicht deshalb so wichtig, weil es<br />
ein wirtschaftlich bedeutsames Land wäre,<br />
sondern weil wir hier Präzedenzfälle für<br />
den Umgang mit überschuldeten Euroländern<br />
schaffen. Dabei haben wir mit den<br />
bisherigen Maßnahmen noch kein Problem<br />
an der Wurzel angepackt, sondern<br />
nur mehr Zeit gekauft. Deshalb drohen,<br />
wenn wir nicht handeln, noch höhere Ko-<br />
sten als bisher veranschlagt: So hat sich<br />
jetzt gezeigt, dass die aktuelle Finanzierungslücke<br />
im griechischen Staatshaushalt<br />
nicht wie angenommen zehn, sondern 30<br />
Milliarden Euro beträgt. Wenn wir uns in<br />
dieser Situation nicht konsequent verhalten,<br />
haben wir bald ein Glaubwürdigkeitsproblem,<br />
und andere ins Straucheln geratene<br />
Euroländer werden die gleichen Zugeständnisse<br />
einfordern wie Griechenland.<br />
Dann hätten wir endgültig den Weg<br />
zu einem schleichenden Übergang in eine<br />
europäische Wirtschafts- und Schuldenunion<br />
eingeschlagen.<br />
Es ist für mich außerdem von höchster<br />
Bedeutung, dass wir Regeln wie das Verbot<br />
der direkten Übernahme von Staatsschulden<br />
durch die EZB (Art. 123 des Vertrags<br />
über die Arbeitsweise der EU) nicht<br />
aufgeben - selbst wenn diese Regeln durch<br />
die gegenwärtigen Maßnahmen mehr als<br />
überdehnt werden, dürfen wir den Bruch<br />
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Regelmäßige Informationen zur Arbeit<br />
Ihrer Europaabgeordneten Dr. Inge Gräßle<br />
in Brüssel, Straßburg und vor Ort, erhalten<br />
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Anfordern können Sie diesen unter:<br />
www.inge-graessle.eu<br />
mit Stabilitätsprinzipien nicht auch noch<br />
in Rechtsform gießen!<br />
Durchaus sinnvolle Maßnahmen sind dagegen<br />
die Einführung eines gemeinsamen<br />
Abwicklungsmechanismus für marode<br />
Geldhäuser, einheitliche Standards bei der<br />
Einlagensicherung und die Schaffung einer<br />
europäischen Bankenunion in Form einer<br />
starken zentralen Aufsicht für systemrelevante<br />
Banken. Bezweifelt werden darf al-<br />
Beim Chef der Deutschen Bundesbank, Dr. Jens Weidmann (Siebter von links), in Frankfurt mit Kollegen aus ganz Europa<br />
lerdings, dass letztere bei der EZB am besten<br />
aufgehoben ist - hier drohen Zielkonflikte<br />
zwischen den verschiedenen Aufgaben.<br />
Klar ist auch, dass eine gemeinsame<br />
Bankenhaftung oder ein gemeinsamer Einlagensicherungsfonds<br />
mit mir und der<br />
Mehrheit der Europaabgeordneten nicht<br />
zu machen sind.<br />
Die Freunde der Stabilität werden auch<br />
in Zukunft darauf drängen, dass Griechenland<br />
und die anderen „Schuldensünder“<br />
ihren Verpflichtungen nachkommen, und<br />
dass die EZB sich wieder auf ihren geldpolitischen<br />
Auftrag konzentriert, sobald der<br />
Europäischen Stabilitätsmechanismus<br />
ESM seine Arbeit voll aufgenommen hat.<br />
Ihre<br />
Inge Gräßle