Highway Ausgabe 03/21
Deutschlands beliebtestes Cannabismagazin
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DAS CANNABIS-MAGAZIN<br />
WWW.HIGHWAY420.DE<br />
<strong>03</strong>/<strong>21</strong> #32<br />
MAI/JUNI 20<strong>21</strong><br />
DE 2,60 €<br />
AT 2,99 €<br />
CH 4,20 SFR<br />
DEUTSCHLAND<br />
VS. SEEDS<br />
SENSI-SEEDS-BUST:<br />
DIE ANALYSE<br />
VON BTM-Anwalt<br />
BJÖRN SCHÜLLER<br />
DER<br />
THC-TESTER<br />
PURPLE PRO<br />
IM CHECK<br />
ZUVERLÄSSIGE<br />
THC- & CBD-TESTs in<br />
SEKUNDENSCHNELLE?<br />
NACH DEM<br />
HANFBAR-<br />
URTEIL<br />
WIE GEHT ES FÜR<br />
DIE Deutsche<br />
CBD-BRANCHE<br />
WEITER?<br />
STILL<br />
SMOKING<br />
CANNABIS-<br />
LEGENDE<br />
TOMMY CHONG<br />
IM INTERVIEW<br />
HOMESTORY<br />
EIN SpazierGANG<br />
DURCH DAS<br />
HANFFELD DER<br />
GREEN PIONEERS<br />
DIE KLEINSTE BONG DER WELT? DAS MARIHUANA-MINIATUR-WUNDERLAND
2 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong><br />
Samenwahl
Alternativ-Cover und Lesetipps<br />
MAI/JUNI 20<strong>21</strong><br />
S. 30 | Purpl Pro im Test<br />
S. 40 | Tommy Chong<br />
Paddy Schmidt<br />
Chefredakteur<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
die ersten Monate des denkwürdigen Jahres 20<strong>21</strong> sind geschafft<br />
und die ersten zarten Outdoor-Pflänzchen haben bereits das<br />
Licht der Welt erblickt – trotz deutschem Zoll, der in den vergangenen<br />
Monaten einige Tausend Sendungen mit Cannabissamen<br />
abfangen konnte. Schade, dass während der wohl noch<br />
ein Momentchen andauernden Illegalisierung von Weed in der<br />
Bundesrepublik aller Wahrscheinlichkeit nach niemals offizielle<br />
Zahlen der Samenbanken über ihre Verkäufe nach Deutschland<br />
publik gemacht werden können. Wovon man allerdings<br />
ausgehen kann: der Zoll würde sich, sollte so ein Fall eintreten,<br />
vermutlich schämen, mit lediglich ein paar Zehntausend hochgenommenen<br />
Samen an die Öffentlichkeit zu gehen. Auch<br />
dieses Jahr werden wieder Tonnen über Tonnen über Tonnen<br />
feinstes Gras in Deutschland und den anderen Ländern Europas<br />
angebaut und die Regierungen können nichts dagegen tun.<br />
Ganz davon abgesehen, dass sie ganz andere Probleme haben,<br />
die derzeit angegangen werden müssen. Genaugenommen ist<br />
der Anbau und Konsum von Cannabis ja nicht mal ein Problem,<br />
aber ja...<br />
Wir von der <strong>Highway</strong>-Redaktion weisen ja auch immer<br />
gerne auf anstehende Wahlen hin, so natürlich auch auf<br />
die im September stattfindende Bundestagswahl, wo man dann<br />
schön rätseln darf, wen man als Cannabisfreund überhaupt<br />
wählen kann, da die regelrechten Weed-Hasser von CDU/<br />
CSU und der AfD ja nicht nur aus diesen Gründen unwählbar<br />
sind, aber auch nicht untergegangen werden sollte, dass SPD<br />
und Grüne bisher immer nur leere Versprechungen (aka Lügen)<br />
zur Cannabisthematik und angeblichen Legalisierungsbemühungen<br />
unters Volk gebracht haben. Da fragt man sich<br />
glatt, ob es daran liegt, dass die beiden noch übrig gebliebenen<br />
Groß-Parteien Linke und FDP nur deshalb in Sachen Cannabis<br />
noch nicht der schamlosen Lügen überführt wurden, weil<br />
sie bislang mangels Regierungsbeteiligungen keine Gelegenheiten<br />
hatten, ihre cannabisaffinen Wähler zu enttäuschen. Die<br />
furchtbare „Hanfpartei“, die vor ein paar Jahren im Kleinstrahmen<br />
rumgeisterte ist immerhin inzwischen offenbar aufgelöst,<br />
somit kann sich da wenigstens niemand beim Wählen vertun<br />
und seine Stimme dadurch verschenken.<br />
Aber nicht nur die Bundesregierung und die<br />
quatschige Bundesdrogenbeauftragte Danuta Dösig, äh Daniela<br />
Ludwig, sind Reif für einen Wechsel, auch die alte<br />
<strong>Highway</strong>-Website hatte nach fünf Jahren Dauerbereitschaft<br />
ausgedient – so langsam haben sich die Klebestreifen an den<br />
kleineren und größeren Reparaturen an der Seite dann doch<br />
schon abgelöst. Daher haben wir vergangenen Monat endlich<br />
unsere neue Website vorgestellt: www.highway420.de – die Adresse<br />
ist somit noch einfacher zu merken als die alte. Dass die<br />
neue URL allerdings nicht die einzige Verbesserung ist, könnt<br />
ihr euch dort jederzeit selbst anschauen.<br />
Eure <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
S. 48 | Besuch bei den Green Pioneers<br />
Das <strong>Highway</strong>-Team bedankt sich bei dem<br />
Patron der <strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>/20<strong>21</strong>: Daniel P.<br />
A<br />
ZAHLEN, BITTE!<br />
225.120 83 %<br />
Strafverfahren<br />
eröffnete die Polizei<br />
in Deutschland im<br />
Jahr 2019 wegen<br />
Cannabis<br />
davon richteten sich<br />
gegen Konsumenten,<br />
obwohl die Polizei<br />
behauptet, vor allem<br />
Händler zu verfolgen<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 3
INHALT <strong>03</strong>/<strong>21</strong> Mai/Juni 20<strong>21</strong><br />
Cannabis-Miniaturen<br />
von Levelheady<br />
Seite 22<br />
Grow-REPORT:<br />
Seite 36<br />
HERZ OG<br />
Seite 36<br />
Grow-Report<br />
CANNABIS<br />
AUS DEM<br />
Seite 18<br />
ROYAL GORILLA Seite 24<br />
DEUTSCHLAND VS. SEEDS<br />
Seite 26<br />
IM TEST:<br />
PURPL<br />
PRO<br />
KÜHL-<br />
SCHRANK?<br />
THC<br />
AUS<br />
CBD<br />
GEWIN-<br />
NEN?<br />
Seite 30<br />
Seite 28<br />
SEITE 40<br />
TOMMY CHONG –<br />
STILL SMOKING<br />
S. 48 BEsuch bei DEN Green Pioneers<br />
4 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong><br />
Nachrichten<br />
2 Kiffer, 2 Meinungen<br />
Zugestellt!<br />
High & Low<br />
Comic<br />
Sortenportrait<br />
Goodies, Watchlist<br />
Zitate, PinNwand<br />
Impressum, Bildnachweise<br />
06<br />
08<br />
10<br />
12<br />
12<br />
20<br />
54<br />
56<br />
58<br />
RUBRIKEN
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Keep it Organic
Nachrichten-Überblick <strong>03</strong>/<strong>21</strong> (auswahl)<br />
Seite 08 – ProSiebenSat.1 Media steigt ins Hanf-Business ein<br />
Seite 09 – Zoll fängt 5.800 Briefe mit Sensi-Seeds-Samen ab<br />
Seite 10 – Es ist geschafft: New York legalisiert Cannabis<br />
Seite 10 – NFL erwägt Cannabis-Medizin für Spieler<br />
Seite 11 – Mexiko legalisiert Cannabis<br />
Seite 12 – Angezeigt: Künstler ecken mit Cannabis-Installation an<br />
Seite 16 – BGH-Urteil zu CBD & HanFbar-Prozess-Finale<br />
Seite 17 – Ostdeutsche Ärzte verschreiben kaum Marihuana
HIGH with a VIEW<br />
FOTO DER<br />
AUSGABE<br />
Eine riesige Reklametafel<br />
für Cannabisprodukte<br />
ziert den Times Square<br />
in New York City im<br />
Jahr 2019. Erst kürzlich<br />
hat die US-Metropole<br />
nach einigem Hick-Hack<br />
endlich die Cannabis-<br />
Legalisierung beschlossen<br />
(siehe Seite 10)<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 7
Gesellschaft<br />
Millionen-Invest: ProSiebenSat.1<br />
Media steigt ins<br />
Hanf-Business ein<br />
Unterföhring – Für das deutsche<br />
Cannabisunternehmen<br />
Sanity Group läuft es momentan<br />
offenbar ziemlich<br />
rund. Nachdem bereits Fußball-Weltmeister<br />
Mario Götze,<br />
Black-Eyed-Peas-Sänger<br />
Will.i.am, Model Stephanie<br />
Giesinger sowie Bitburger investiert<br />
sind, steigt nun der<br />
nächste Hochkaräter ein. Die<br />
ProSiebenSat.1 Media SE hat<br />
mithilfe ihrer Investmenttochter<br />
SevenVentures laut Berichten<br />
gerade einen einstelligen Millionenbetrag<br />
locker gemacht.<br />
Das Geld soll allerdings nicht<br />
in Banknoten den Besitzer<br />
wechseln, sondern in Form von<br />
Media-Leistungen.<br />
„Wir sehen großes<br />
Potenzial in den Marken der<br />
Sanity Group und sind überzeugt,<br />
dass wir mit unserem<br />
Presseschau<br />
Obdachlose „feiern Drogen-Party“:<br />
„Augsburger<br />
Allgemeine“ hetzt mal<br />
wieder<br />
Drebkau – Ah, die gute alte<br />
„Augsburger Allgemeine“: kaum<br />
eine Lokalpostille schafft es so<br />
zuverlässig, den kritischen Cannabisenthusiasten<br />
auf die Palme<br />
zu bringen. In der Klärgrube<br />
für Textbausteine, die sich Lokaljournalismus<br />
schimpft, noch<br />
negativ aufzufallen, ist jedenfalls<br />
schon ein Kunststück. Und<br />
tatsächlich, auch eine aktuelle<br />
Meldung der „Augsburger Allgemeinen“<br />
von einer „Corona-Drogen-Party<br />
im Obdachlosenheim“<br />
macht neugierig. Welcher Abgrund<br />
aus blutverkrustetem<br />
Fixer-Besteck und frevelhafter<br />
Rock-n-Roll-Musik mag sich<br />
hinter dieser bemerkenswerten<br />
Überschrift wohl auftun? Als<br />
CSU-treuer Weißwurst-Zuzler<br />
hat man wohl schon immer<br />
vermutet, dass in den entsprechenden<br />
Heimen hinter zugezogenen<br />
Vorhängen der Love Parade<br />
Konkurrenz gemacht wird.<br />
Auf Kosten des Steuerzahlers<br />
versteht sich. Gut, dass sich die<br />
Media-Investment und umfassenden<br />
Know-how dabei helfen<br />
können, Vertrauen am Markt zu<br />
schaffen und das weitere Wachstum<br />
voranzutreiben”, heißt es in<br />
der entsprechenden Pressemitteilung<br />
von SevenVentures-Chef<br />
Florian Hirschberger. Als langjähriger<br />
Beobachter des europäischen<br />
Cannabusiness mag man<br />
sich vielleicht fragen, was die<br />
Investoren gerade an der Marke<br />
Vaay, das Herzstück der Sanity<br />
Group, derart fasziniert, wo es<br />
doch schon seit Jahren unzählige<br />
ähnliche Produkte auf dem<br />
boomenden CBD-Sektor gibt.<br />
Ob es einzig an der omnipräsenten<br />
Werbekampagne der<br />
letzten Monate liegt, mit ihren<br />
knalligen Farben und den fetten<br />
schwarzen Lettern? Dank<br />
der Media-Partnerschaft dürfte<br />
in dieser Beziehung jedenfalls<br />
noch einiges auf uns zukommen.<br />
Oder spielt vielleicht doch<br />
die CDU-Herkunft des Gründers<br />
(Finn Age Hänsel war<br />
Vorsitzender der Jungen Union<br />
Flensburg) und sein entsprechendes<br />
Netzwerk eine Rolle?<br />
unerschrockenen Lokalreporter<br />
aus Augsburg endlich einmal der<br />
Sache annehmen und die Öffentlichkeit<br />
aufklären.<br />
Na ja, ganz so dramatisch,<br />
wie sich die Headline liest,<br />
hat sich der „Fall“ dann aber<br />
doch nicht entwickelt. Denn<br />
was die „Augsburger“ eine „Party“<br />
nennt, geht anderswo noch<br />
nicht einmal als Pärchen-Abend<br />
durch. Ganze drei Seelen hielten<br />
sich in dem Zimmer auf. Dazu<br />
passt, dass sich die gefundenen<br />
„Drogen“ bei genauerem Hinsehen<br />
als geringe Menge Cannabis<br />
entpuppten. „Corona:<br />
Drei Obdachlose rauchen einen<br />
Joint in Heim-Zimmer“ – das<br />
klingt als Überschrift aber auch<br />
einfach nicht schmissig genug,<br />
oder? Jetzt mal Spaß beiseite:<br />
warum bloß muss man inmitten<br />
einer Jahrhundertkrise unter<br />
einem derart fadenscheinigen<br />
Aufhänger Stimmung gegen die<br />
Schwächsten der Gesellschaft<br />
machen? Doch auch die Exekutive<br />
gibt sich keine Blöße: eine Anzeige<br />
wegen Verstoßes gegen das<br />
Betäubungsmittelgesetz für den<br />
Bewohner des Zimmers wurde<br />
bereits aufgesetzt, Geldbußen für<br />
die Missachtung des Infketionsschutzgesetzes<br />
warten zusätzlich<br />
auch noch auf seine Gäste.<br />
2 KIFFER, 2 Meinungen<br />
THEMA: SAMEN im WEB BESTELLEN<br />
CONTRA – Tausende von Cannabissamen-Sendungen<br />
nach Deutschland<br />
wurden nun also vom deutschen<br />
Zoll beschlagnahmt (siehe<br />
Seite 26), beinahe Hunderttausend<br />
Cannabispflanzen werden nun niemals<br />
das Licht der Welt erblicken. So<br />
wie es aussieht wohl vor allem Einzelgänger-Pflanzen,<br />
die in kleinen<br />
Zelten um die Quadratmetergröße<br />
herum angebaut worden wären. Oh<br />
Schreck, oh weh! Da ist dem deutschen<br />
Staat aber mal ein Kunststück<br />
gelungen, nachdem seit mindestens<br />
20 Jahren Cannabissamen nach<br />
Deutschland geschickt werden.<br />
Gut, man kann es als lächerlich<br />
empfinden, wenn lediglich<br />
5.800 solcher Sendungen vom Zoll<br />
als großer Erfolg gefeiert werden<br />
(mal davon abgesehen, dass gewerbliche<br />
Schwarmarkt-Grower doch in<br />
aller Regel auf Stecklinge zurückgreifen,<br />
mit der Aktion also maximal<br />
wieder ein paar Eigenversorger zurück<br />
auf eben diesen Schwarzmarkt<br />
gedrängt werden), aber für die 5.800<br />
Empfänger ist das natürlich erst<br />
einmal ein Schock. Die deutschen<br />
Mühlen mahlen zwar langsam, was<br />
einerseits gut ist, da somit das Zelt<br />
in aller Ruhe abgebaut werden kann,<br />
sollten Liefer- und Grow-Adresse<br />
dieselbe sein, aber schlecht, da nun<br />
vermutlich monatelang Ungewissheit<br />
herrscht: kommen die überhaupt<br />
gucken? Gibt es eine Anzeige?<br />
Falls ja, ist das schlimm?<br />
Und aus diesem Grund<br />
sage ich – und das schon seit vielen<br />
Jahren: „Freunde, seid ihr denn<br />
wahnsinnig? Ihr könnt doch keine<br />
Samen im Internet bestellen!“<br />
Es steht doch eure Adresse vorne<br />
drauf! Und selbst, wenn es die<br />
Adresse von Tante Gerda ist, die<br />
weltoffen und tolerant zugesagt<br />
hat, eure Samen in Empfang zu<br />
nehmen... was ist denn, falls doch<br />
mal die Polizei zur Hausdurchsuchung<br />
kommt und das Porzellan<br />
zerdeppert? Da wird es mit einem<br />
Blumenstrauß für Tante Gerda<br />
aber nicht getan sein! Meiner Meinung<br />
nach ist es deutlich weniger<br />
riskant, sich im Holland-Urlaub<br />
einmal mit Samen für ein paar Jahre<br />
einzudecken und diese an geeigneter<br />
Stelle zu verstecken – oder,<br />
falls man eh immer dieselbe Sorte<br />
anbaut, ein Mutterzelt aufzustellen<br />
und die Sache vollständig in die eigene<br />
Hand zu nehmen.<br />
- Gregor Fröhlich<br />
PRO – Mir doch egal! So sehe ich<br />
das. Und warum? Ich kenne einfach<br />
Hunderte Personen, die, ohne<br />
jemals irgendwie Probleme bekommen<br />
zu haben, im Internet Cannabissamen<br />
bestellt haben. Klar, man<br />
sollte nicht an die Adresse liefern<br />
lassen, wo man dann auch anbauen<br />
möchte, nur für den Fall der Fälle<br />
(oder für Paranoide auch einfach,<br />
um besser schlafen zu können),<br />
aber deswegen überhaupt nicht im<br />
Internet bestellen? Die Leute bestellen<br />
ja auch zu Zehntausenden<br />
Weed im Darknet, das funktioniert<br />
ja offenbar auch prächtig. Wieso<br />
dann bitte nicht Samen bestellen –<br />
die sind in den Absender-Ländern<br />
nicht mal illegal und sind auch für<br />
beispielsweise Drogenhunde überhaupt<br />
nicht zu ermitteln. Und der<br />
Tipp von Kollege Fröhlich nebenan<br />
im Textblock, mal eben nach<br />
Holland zu fahren... das wird man<br />
wohl nicht ernsthaft in Erwägung<br />
ziehen, wenn man in Berlin oder<br />
München wohnt und bloß ein paar<br />
Samen für den Eigengebrauch erwerben<br />
möchte.<br />
Wer garantiert denn außerdem,<br />
dass die Chance, im Auto<br />
oder Zug damit erwischt zu werden,<br />
nicht höher als bei der Bestellung<br />
per Post ist? Oder lieber andersrum<br />
formuliert: wer garantiert mir denn,<br />
dass die Chance, bei einer Bestellung<br />
per Post erwischt zu werden,<br />
nicht noch niedriger als bei einer<br />
persönlichen Beschaffungsfahrt ist?<br />
Außerdem hat man dann ja selbst<br />
noch Cannabissamen über die<br />
Grenze gebracht, wie sieht es denn<br />
da mit den Strafen überhaupt aus?<br />
Wird die Einfuhr nicht noch höher<br />
bestraft? Und wie ist die Chance<br />
eigentlich im Verhältnis dazu, mit<br />
dem Flugzeug abzustürzen? In den<br />
Urlaub fliegt doch auch jeder.<br />
Nein, nein, nein, wir<br />
haben das Jahr 20<strong>21</strong>. Ich will im<br />
Internet bestellen können, was auch<br />
immer ich will. Cannabis wird hoffentlich<br />
in ein paar Jahren auf der<br />
ganzen Welt erlaubt sein. In meiner<br />
Welt ist es das schon jetzt. Ich mach<br />
mir ja auch keine Sorgen, wenn ich<br />
einen Joint auf der Straße rauche.<br />
Sollte ich also als einer von Millionen<br />
Menschen auf der Welt mal<br />
irgendwann drei Samen im Internet<br />
bestellen wollen, dann gehe ich einfach<br />
davon aus, dass das schon gut<br />
gehen wird.<br />
- Christian Fromm<br />
8 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
BUST<br />
Zoll erwischt 5.800 Briefe<br />
mit Samen: Sensi Seeds<br />
stellt Versand nach<br />
Deutschland ein<br />
Amsterdam – Die bekannte niederländische<br />
Cannabissamenbank<br />
mit Sitz in Amsterdam, Sensi<br />
Seeds, hat ihren Online-Shop<br />
vorerst für Kunden aus Deutschland<br />
geschlossen. Nachdem<br />
die Samenbank Dinafem, ein<br />
weiterer Top-Player auf dem<br />
Samen-Markt, ihre Dienste im<br />
letzten Jahr wegen Steuerstreitigkeiten<br />
auf Druck der spanischen<br />
Regierung bis auf Weiteres einstellen<br />
musste, ist dies der zweite<br />
heftige Schlag für das europäische<br />
Cannabusiness innerhalb<br />
von nur wenigen Monaten. Der<br />
Kölner Zoll hatte Anfang März<br />
gemeldet, insgesamt 70.000 Cannabissamen<br />
aus den Niederlanden<br />
abgefangen zu haben. Die<br />
per Brief verschickten Samen<br />
verteilten sich auf 5.800 Einzelbestellungen<br />
mit privaten Empfängern<br />
in ganz Deutschland.<br />
„Eine Fläche von rund zehn<br />
Bundesligafußballfeldern<br />
hätte<br />
man mit<br />
der Menge<br />
an Samen<br />
bepflanzen<br />
können. Bei<br />
einem angenommenen<br />
Durchschnittsertrag<br />
von<br />
100 Gramm<br />
pro Cannabispflanze<br />
hätte die<br />
Gesamtmenge<br />
Marihuana<br />
bei<br />
knapp sieben<br />
Tonnen<br />
mit einem Straßenverkaufswert<br />
von fast 70 Millionen Euro gelegen“,<br />
so Jens Ahland, Sprecher<br />
des Hauptzollamts Köln. Leute,<br />
die Ahnung von der Materie haben,<br />
wissen, dass es sich dabei<br />
um eine Milchmädchenrechnung<br />
handelt, aber geschenkt.<br />
Viel interessanter: aus zuverlässigen<br />
Quellen ist inzwischen<br />
durchgesickert, dass tatsächlich<br />
ein Großteil der abgefangenen<br />
Sendungen aus dem Hause Sensi<br />
Seeds stammen sollen. Beunruhigend<br />
ist das Statement des<br />
Zolls, nach dem gegen die einzelnen<br />
Besteller bereits Strafverfahren<br />
eingeleitet wurden. Wer<br />
also im Laufe des noch jungen<br />
Jahres 20<strong>21</strong> Samen bestellt, aber<br />
komischerweise noch immer<br />
nicht erhalten hat, sollte sich<br />
Sensi-Seeds-Ladengeschäft in Amsterdam<br />
vielleicht Gedanken machen.<br />
Es könnte sein, dass ein böser<br />
Brief oder sogar Schlimmeres ins<br />
Haus steht. Sensi Seeds, gegründet<br />
1985, ist eins der wichtigsten<br />
Cannabis-Unternehmen der Welt<br />
und nach eigenen Angaben der<br />
weltgrößte kommerzielle Samenproduzent<br />
außerhalb des Nutzhanf-Segments.<br />
Mehr zu diesem<br />
Fall ab Seite 26.<br />
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Legalisierung<br />
Es ist geschafft:<br />
New York legalisiert<br />
Cannabis<br />
New York – Zuletzt häuften sich die<br />
vielversprechenden Cannabis-News<br />
aus dem US-Bundesstaat New York<br />
in immer höherer Schlagzahl. Der<br />
süße Duft der Freigabe lag also<br />
schon länger in der Luft, doch auf<br />
dem Weg dahin gab es noch einige<br />
Stolpersteine zu überwinden. Nachdem<br />
Gouverneur Andrew Cuomo,<br />
der eine Cannabis-Legalisierung<br />
immer wieder auf die politische Tagesordnung<br />
gesetzt hatte, in der Vergangenheit<br />
einige Rückschläge in<br />
Sachen Freigabe einstecken musste,<br />
konnte man sich Ende März endlich<br />
einigen: in Zukunft soll jeder New<br />
Yorker über <strong>21</strong> Jahre die Möglichkeit<br />
haben, ganz legal Cannabisprodukte<br />
zu erstehen und sie auch in<br />
club-ähnlichen Locations in Ruhe<br />
konsumieren dürfen. Auch der Eigenanbau<br />
von bis zu sechs Pflanzen<br />
wird gestattet sein. Neben der Austrocknung<br />
des Schwarzmarkts versprechen<br />
sich die Befürworter von<br />
der Gesetzesänderung Steuereinnahmen<br />
in Höhe von 1,2 bzw. 4,2<br />
Milliarden US-Dollar bis 2023 bzw.<br />
2027. Doch auch die soziale Komponente<br />
steht im Fokus: „Für mich<br />
Forschung<br />
Beruht das „Runner’s<br />
High“ beim Laufen auf dem<br />
Endocannabinoidsystem?<br />
geht es hier um viel mehr als nur um<br />
Einnahmen: es geht darum, in das<br />
Leben der Menschen zu investieren,<br />
die geschädigt wurden”, so die Abgeordnete<br />
der Demokraten Crystal<br />
Peoples-Stokes, die zur Speerspitze<br />
der New Yorker Legalisierungs-Bewegung<br />
zählt.<br />
Böse Zungen behaupten<br />
übrigens, dass die langersehnte Legalisierung<br />
überraschenderweise<br />
auch den Belästigungsvorwürfen,<br />
die seit einigen Monaten gegen<br />
Gouverneur Cuomo im Raum<br />
stehen, zu verdanken sei. So eine<br />
Cannabislegalisierung sei natürlich<br />
ein aufmerksamkeitsstarkes<br />
Thema, das die Presselandschaft in<br />
Wallung versetze und dementsprechend<br />
geeignet ist, gesellschaftliche<br />
Debatten in andere Bahnen zu lenken,<br />
so die Vermutung spitzzüngiger<br />
politischer Beobachter. Die vielen<br />
Menschen, die seit Jahrzehnten<br />
unter der Verbotspolitik zu leiden<br />
hatten, darunter überproportional<br />
viele Angehörige von Minderheiten,<br />
wird aber wohl vor allem eines<br />
interessieren: wann die Regelung<br />
in Kraft tritt. Denn es könnte<br />
durchaus noch ein Jahr vergehen,<br />
bis diese praktisch umgesetzt werden<br />
kann. Im lediglich die George-Washington-Brücke<br />
entfernten<br />
Nachbarstaat New Jersey ist Cannabis<br />
übrigens seit Februar dieses<br />
Jahres legal.<br />
Hamburg – Endocannabinoide<br />
sind besser geeignet als Endorphine,<br />
um das „Runner’s High“<br />
beim Menschen zu erklären. Das<br />
ist das Ergebnis von Forschern<br />
des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.<br />
Das Runner’s<br />
High beschreibt ein Wohlgefühl<br />
während einer Ausdauerbelastung,<br />
besonders dem Laufen<br />
– daher auch der Name –, das<br />
durch Euphorie und Angstreduzierung<br />
gekennzeichnet ist. Es ist<br />
eine weit verbreitete Annahme,<br />
dass die Freisetzung von körpereigenen<br />
Opioiden wie etwa Endorphinen<br />
hinter dem Runner’s<br />
High steckt. Bewegung führt jedoch<br />
zur Freisetzung von zwei<br />
Klassen von Belohnungsmolekülen:<br />
den Opioiden, aber auch den<br />
Endocannabinoiden. Bei Mäusen<br />
konnte von dem Hamburger<br />
Forscher-Team bereits zuvor aufgezeigt<br />
werden, dass die Kernmerkmale<br />
des Runner’s Highs<br />
von Cannabinoidrezeptoren,<br />
nicht aber von Opioidrezeptoren<br />
abhängen. In einer neuen Studie<br />
zeigten nun 63 Teilnehmer eine<br />
erhöhte Euphorie und verringerte<br />
Ängstlichkeit nach 45 Minuten<br />
Laufen auf einem Laufband<br />
in einem moderaten Intensitätsbereich.<br />
Das Laufen führte<br />
zu höheren Plasmaspiegeln der<br />
Endocannabinoide Anandamid<br />
und 2-Arachidonoglycerol. Eine<br />
Opioid-Blockade verhinderte<br />
die Entwicklung von Euphorie<br />
nicht. Die Autoren schlussfolgerten,<br />
dass ihre „Studie darauf<br />
hinweist, dass die Entwicklung<br />
eines Runner’s Highs beim Menschen<br />
nicht von der Opioid-Signalisierung<br />
abhängt, sondern<br />
Endocannabinoide starke Kandidaten<br />
für eine Erklärung des<br />
Auftretens beim Menschen sind,<br />
wie sie zuvor auch bei Mäusen<br />
gezeigt wurde“.<br />
Sport<br />
NFL erwägt Cannabis-<br />
Medizin für Spieler<br />
New York – Während in Deutschland<br />
Cannabispatienten bzw. die,<br />
die es noch werden wollen, gerne<br />
mal von Ärzten und Krankenkassen<br />
drangsaliert werden, ist man in den<br />
USA diesbezüglich schon deutlich<br />
weiter. Kein Wunder, gibt es Cannabis<br />
auf Rezept in vielen US-Bundesstaaten<br />
doch schon seit den<br />
90er-Jahren. Jetzt denkt sogar die<br />
National Football League (NFL), die<br />
Profiliga im American Football und<br />
umsatzstärkste Sportliga der Welt,<br />
über Opioid-Alternativen bei der<br />
Behandlung verletzter Spieler nach.<br />
Verletzungen gehören für NFL-Profis<br />
aufgrund der Körperbetontheit<br />
des Sports leider zur Tagesordnung.<br />
Da viele Spieler aufgrund der straffen<br />
Trainingspläne und des hohen<br />
Konkurrenz- und Leistungsdrucks<br />
darauf verzichten, ihren Körper<br />
vernünftig auszukurieren, bevor es<br />
wieder aufs Spielfeld geht, schleicht<br />
sich bei vielen mit der Zeit eine<br />
Schmerzmittel-Abhängigkeit ein.<br />
Beispielsweise berichtet der ehemalige<br />
Quarterback Jim MacMahon<br />
davon, dass er in seiner aktiven Zeit<br />
täglich um die Hundert opioidhaltige<br />
Pillen schlucken musste, um einigermaßen<br />
auf dem Damm zu sein.<br />
Die NFL denkt nun darüber<br />
nach, auch Cannabis-Präparate<br />
zur Behandlung der Spieler zuzulassen,<br />
in der Hoffnung, unerwünschte<br />
Suchtwirkungen minimieren zu<br />
können. Nachdem in der Vergangenheit<br />
Cannabis bereits von der<br />
NFL-Dopingliste gestrichen wurde<br />
und Spieler es zumindest privat nutzen<br />
können, könnten entsprechende<br />
Präparate nach erfolgreichen Tests<br />
auch ganz offiziell von den Sportmedizinern<br />
der NFL eingesetzt werden.<br />
Fraglich bleibt allerdings, wo die<br />
NFL im „Schmerzmanagement“<br />
den Schwerpunkt setzen wird:<br />
„Wenn es ein Medikament gibt, das<br />
verursacht, dass ein Spieler ein paar<br />
Prozentpunkte an Geschwindigkeit,<br />
Kraft oder ähnlichem verliert, dann<br />
ist das ein erheblicher Nachteil dieses<br />
Medikaments”, so der Chef-Mediziner<br />
der Liga. Die NFL ist und<br />
bleibt halt ein Milliardenzirkus, da<br />
kann es sich kein Team erlauben,<br />
dass ein Spieler das Ei mal ein paar<br />
Zentimeter weniger weit schmeißt.<br />
Dann doch lieber „gesund“-spritzen.<br />
Das sieht man in der Deutschen<br />
Fußball-Bundesliga bestimmt<br />
ähnlich.<br />
Zugestellt!<br />
Lieber<br />
Herbert Reul,<br />
Ihre optische Ähnlichkeit<br />
mit der Kreatur<br />
„Gollum“ war ja schon<br />
immer augenfällig.<br />
Dass Sie scheinbar<br />
ebenfalls lange Jahre<br />
unter einem Stein oder<br />
in irgendeiner Höhle<br />
im Wald zugebracht haben,<br />
ist neu. Jedenfalls<br />
kann man sich Ihr letztes<br />
Cannabis-Statement<br />
nicht anders erklären:<br />
„Lebensgefährlich<br />
hoher Wirkstoffgehalt“?In<br />
Cannabis?<br />
Tja, da hat wohl<br />
jemand einfach ein<br />
halbes Jahrhundert<br />
wissenschaftlicher<br />
Forschung geflissentlich<br />
überlesen!<br />
Kurz nach Ihrem<br />
Ausspruch sind Sie an<br />
Corona erkrankt. Bloß<br />
ein Zufall oder vielleicht<br />
doch Karma? Wie auch<br />
immer, ängstlich waren<br />
Sie bestimmt nicht:<br />
denn wer glaubt, dass<br />
Cannabis tödlich ist,<br />
der weiß wahrscheinlich<br />
auch, dass Corona<br />
nichts weiter ist als<br />
eine harmloser<br />
Schnupfen.<br />
Sie können ja mit ihren<br />
CDU-Kollegen eine<br />
neue Bewegung initiieren.<br />
Unser Namensvorschlag:<br />
„Bündnis<br />
Querdenken 420“.<br />
Herzlichst,<br />
<strong>Highway</strong><br />
10 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
GESELLSCHAFT<br />
Das Weiße Haus stellt<br />
jetzt auch Kiffer ein –<br />
ODER ETWA DOCH NICHT?<br />
Washington, D.C. – Die USA<br />
gelten bekanntlich als Initiatoren<br />
des sogenannten „War on<br />
Drugs“, dessen Auswirkungen<br />
spätestens seit den 80er-Jahren<br />
auf der ganzen Welt spürbar<br />
sind. Da ist es nur konsequent,<br />
dass die Amis, frei nach dem<br />
Verursacherprinzip, auch die<br />
ersten sind, die den ganzen<br />
Quatsch wieder richtigstellen.<br />
Und das bedeutet eben im Einzelnen<br />
nicht nur, dass man sich<br />
sein Weed ganz normal im Geschäft<br />
kaufen kann oder das Millionen<br />
von Cannabisfreunden<br />
nicht mehr kriminalisiert werden.<br />
Ein solcher Umschwung<br />
zieht zwangsläufig viele weitere<br />
Anpassungen nach sich, darunter<br />
eben auch solche, die sich<br />
auf den ersten Blick vielleicht<br />
überraschend lesen. So wie diese:<br />
der Amtssitz des amerikanischen<br />
Präsidenten und das<br />
demokratische Zentrum der Vereinigten<br />
Staaten (manche würden<br />
vielleicht sogar behaupten:<br />
der westlichen Welt), das Weiße<br />
Haus in Washington, D.C., hat<br />
nun eine solche Reform in Angriff<br />
genommen: ab sofort gilt<br />
früherer Cannabiskonsum nicht<br />
mehr als Ausschlusskriterium<br />
für Bewerber. Die Lockerung gilt<br />
ausschließlich für Cannabisprodukte.<br />
„Präsident Joe Biden ist<br />
bestrebt, die besten Leute in die<br />
Regierung zu bringen – vor allem<br />
junge Leute, deren Engagement<br />
für den öffentlichen Dienst in<br />
diesen Positionen vertieft werden<br />
kann und die für die kommenden<br />
Jahrzehnte Führungsrollen in<br />
unserem Land spielen können“,<br />
so ein Mitarbeiter des Weißen<br />
Hauses. Man wolle außerdem sicherstellen,<br />
„dass talentierte und<br />
anderweitig gut qualifizierte Bewerber<br />
mit begrenztem Marihuana-Konsum<br />
nicht davon abgehalten<br />
werden, dem amerikanischen<br />
Volk zu dienen.” Für die Ohren<br />
drangsalierter und diskriminierter<br />
Kiffer, etwa aus Deutschland,<br />
müssen solche Äußerung von<br />
höchster Regierungsstelle wie<br />
Musik klingen. Es scheint, als<br />
traue man Cannabiskonsumenten<br />
jenseits des großen Teichs<br />
eine ganze Menge mehr zu als<br />
im „alten Europa“.<br />
...so zumindest berichteten<br />
wir Anfang März auf unserer<br />
Website. Doch dann, kaum<br />
zwei Wochen später, mussten<br />
wir in der renommierten „New<br />
York Times“ lesen, dass nur wenige<br />
Tage nach diesen Aussagen<br />
der Biden-Administration fünf<br />
Menschen aus ihren Positionen<br />
im Weißen Haus entlassen wurden<br />
– weil sie irgendwann einmal<br />
in ihrem Leben Marihuana<br />
geraucht haben! Laut einem Bericht<br />
von „The Daily Beast“ wurden<br />
sogar Dutzende junger Menschen<br />
aus ihren Jobs gedrängt<br />
oder zu Hilfsarbeiten degradiert.<br />
Das Weiße Haus bestand in einer<br />
Twitter-Nachricht in Antwort<br />
auf diese Anschuldigung darauf,<br />
lediglich fünf Menschen entlassen<br />
zu haben. Andere mussten<br />
jedoch unterschreiben, nie wieder<br />
Gras zu rauchen. Ein Dutzend<br />
Beamter wurde zu Heimarbeit<br />
verdonnert – solange bis sie<br />
keine Kiffer mehr sind, wie auch<br />
immer das funktionieren soll...<br />
„Marihuana ist in einer Reihe<br />
von Bundesstaaten legal, aber<br />
auf Bundesebene halt immer<br />
noch illegal“ verteidigte sich Jen<br />
Psaki, die Sprecherin des Weißen<br />
Hauses auf Nachfrage eines<br />
Reporters und fügte hinzu, dass<br />
in Bezug auf die fünf Menschen,<br />
die nicht mehr beschäftigt sind,<br />
„für die meisten dieser“ (also vermutlich<br />
drei von fünf) „ebenfalls<br />
andere Sicherheitsbedenken bestanden“.<br />
Zudem führte sie aus,<br />
dass diese Personen ebenfalls in<br />
vorherigen US-Administrationen<br />
durch die Background-Checks<br />
gefallen wären. Und: „Wenn Marihuana<br />
auch auf Bundesebene<br />
legal wäre, wäre dies anders.“<br />
GESELLSCHAFT<br />
Türkischer Influencer:<br />
4 Jahre Haft für<br />
satirischen Weed-Clip<br />
Istanbul – Ömer Aslan versteht die<br />
Welt nicht mehr. Der Influencer, der<br />
in der Türkei unter dem Pseudonym<br />
„Porçay“ für seine witzigen Videos<br />
bekannt ist und über 230.000 Instagram-Follower<br />
aufweisen kann,<br />
wurde nun von einem türkischen Gericht<br />
zu vier Jahren und zwei Monaten<br />
Haft verurteilt. Stein des Anstoßes<br />
war ein parodistisches Video aus dem<br />
Jahr 2018, in dem Aslan über Cannabiskonsum<br />
rappt. Ziel war es seinen<br />
Angaben nach, der zeitgenössischen<br />
türkischen Hip-Hop-Szene, insbesondere<br />
dem Künstler Ezhel, in Sachen<br />
Drogenverherrlichung den Spiegel<br />
vorzuhalten. Leider konnten offenbar<br />
weder Staatsanwaltschaft noch Richter<br />
über das Gezeigte lachen und auch<br />
der Satire-Faktor erschloss sich den<br />
Behörden wohl nicht. Vielmehr sahen<br />
sie eine gefährliche Verharmlosung<br />
illegaler Drogen gegeben. Extrem humorlos<br />
zeigten sie sich offenbar auch<br />
bei der Festlegung des Strafmaßes.<br />
Nach der Verkündung versammelten<br />
sich Anhänger Aslans unter dem<br />
Hashtag „#freeporçay“, um gegen das<br />
Urteil zu protestieren. Der Anwalt des<br />
Verurteilten bezeichnete das Vorgehen<br />
der Justiz als „unglaublich“, „sogar für<br />
türkische Verhältnisse“<br />
Legalisierung<br />
Mexiko legalisiert<br />
Mexiko-Stadt – Um dem Schwarzmarkt<br />
endlich zumindest in der<br />
Hinsicht das Wasser abzugraben<br />
und auch zumindest einige Tote<br />
zu verhindern, macht das mexikanische<br />
Parlament beim Thema<br />
Cannabis-Legalisierung nun<br />
ernst. Nachdem der medizinische<br />
Gebrauch nun schon seit 2016<br />
anerkannt ist, hat die Abgeordnetenkammer<br />
Mitte März mit 316<br />
zu 129 für einen Gesetzentwurf<br />
gestimmt, der auch die Freigabe<br />
des Freizeit-Konsums reguliert.<br />
Neben der medizinischen Nutzung<br />
erwies sich ein Urteil des Obersten<br />
Gerichtes als wichtiger Schritt<br />
auf dem Weg zur vollständigen<br />
Freigabe: die Richter urteilten,<br />
dass die Cannabis-Prohibition den<br />
verbrieften Persönlichkeitsrechten<br />
der Bevölkerung unvereinbar gegenüberstehe.<br />
Das Verbot sei demnach<br />
ungültig und so beauftragte<br />
das Oberste Gericht die gewählten<br />
Volksvertreter, eine gerechtere<br />
Lösung zu finden, was somit nun<br />
geschehen ist. Nach dem neuen<br />
Gesetzentwurf, der durch die Abgeordneten<br />
bestätigt wurde, wird<br />
allen Mexikanerinnen und Mexikanern<br />
erlaubt sein, 28 Gramm<br />
Marihuana sowie bis zu sechs<br />
Cannabispflanzen im Eigenanbau<br />
zu besitzen.<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 11
Gesellschaft<br />
Erst gefördert, dann angezeigt:<br />
Künstler ecken mit<br />
Cannabis-Installation an<br />
Graz – Wenn es nicht so verdammt<br />
lächerlich wäre, man müsste eigentlich<br />
heulen: in Graz konnte<br />
man gerade wieder sehr schön<br />
beobachten, wie Behörden wegen<br />
ein paar Cannabispflanzen verrückt<br />
spielen – dabei waren diese<br />
noch nicht einmal zum Rauchen<br />
gedacht. Denn die besagten Gewächse,<br />
sieben Stück an der Zahl,<br />
waren kein Teil einer illegalen Anlage<br />
– dann könnte man das Ganze<br />
ja noch irgendwie verstehen, wenn<br />
auch nicht billigen. Aber nein, es in<br />
diesem Fall handelte sich um eine<br />
gesellschaftskritische Kunstinstallation<br />
des Künstlers Herr Schimpl<br />
und der Künstlerin k.ada, die sogar<br />
eine Förderung des entsprechenden<br />
Kulturressorts erhalten hatte.<br />
Zudem waren die Pflanzen noch<br />
HIGH<br />
LOW<br />
HIGH & LOW – Gewinner & Verlierer<br />
Hanfbar<br />
Die Hanfbar-Betreiber Marcel<br />
Kaine und Bardia Hatefi haben<br />
den Kampfgeist, den die Branche<br />
nötig hat. Auch wenn sich die tatsächliche<br />
Tragweite des BGH-Urteils<br />
erst noch herauskristallisieren<br />
muss. Und mit florierender Hanfbar<br />
stehen wohl auch die Chancen<br />
besser, dass Hatefi das Mic<br />
wieder an den Nagel hängt. Eine<br />
Win-win-Situation für uns alle.<br />
Jibbit<br />
Die Welt ist wieder voll im Krypto-Hype:<br />
Bitcoin und Hunderte<br />
andere Coins und Tokens sind<br />
plötzlich 5-, 20- oder 100-mal<br />
so viel Wert wie noch vor einem<br />
Jahr. Jibbit, ein Token mit Cannabisthematik<br />
aus Deutschland,<br />
ist praktisch das einzige Projekt<br />
weltweit, das trotz alledem nicht<br />
vom Hype profitieren konnte.<br />
Somit bestätigt sich unsere Vermutung<br />
von 2018: das Projekt ist<br />
und bleibt eine Totgeburt.<br />
Installation Olivia Alonso Gough „Transparadox“<br />
nicht einmal so richtig zu sehen, lediglich<br />
ihr Schattenspiel im Windhauch<br />
des Ventilators zeichnet sich<br />
ab. „Transparadox – Anleitung für<br />
den Gebrauch der gesundheitsfördernden<br />
Dosis“, so der etwas<br />
kryptische Name des Werks, das<br />
im Grazer Schlossbergstollen aufgebaut<br />
und wochenlang neugierigen<br />
Besuchern zur Begutachtung<br />
zugänglich war.<br />
Da war die Welt im<br />
Kulturressort offenbar noch in<br />
Ordnung, doch plötzlich lagen die<br />
Nerven blank. Grund der aufkommenden<br />
Panik: eine Gemeinderätin<br />
der FPÖ (in etwa das österreichische<br />
Pendant zur deutschen<br />
AfD) sah sich durch die Cannabis-Kunst<br />
derartig provoziert und<br />
in ihrer Freiheit eingeschränkt,<br />
dass sie kurzerhand Anzeige erstattete.<br />
Und anstatt einfach mal die<br />
Kirche im Dorf bzw. das Cannabis<br />
im Stollen zu lassen, hielt offenbar<br />
die nackte Panik in den zuständigen<br />
Amtsstuben Einzug. Rechtfertigungsschreiben<br />
an die Staatsanwaltschaft<br />
wurden verschickt und<br />
dazu beteuert, dass man nicht gewusst<br />
habe, dass echtes Cannabis<br />
zum Einsatz kommen würde. Eine<br />
Rückzahlung der erhaltenen Förderung<br />
durch die Künstler wurde<br />
in den Raum gestellt. Die Staatsanwaltschaft<br />
machte zu allem<br />
Überfluss einen auf Kunstkritiker<br />
und stellt die Kategorisierung der<br />
Installation als Kunstwerk generell<br />
in Frage: Ist das Kunst oder kann<br />
das weg? Künstler Herr Schimpl<br />
und k.ada werden sich vor Gericht<br />
zu dieser und weiteren Fragen äußern<br />
müssen. Vielleicht tun sie gut<br />
daran, sich mal mit den Betreibern<br />
der Österreicher Bushplanet-Shops<br />
zu beratschlagen. Diese betreiben<br />
in Wien auch die sogenannte Hemp<br />
Embassy. Dabei handelt es sich um<br />
eine Art Museum, in dem man<br />
Cannabispflanzen hinter dicken<br />
Glasscheiben beim Wachstum<br />
studieren kann. Nur mithilfe einer<br />
Sonderregelung, nach der die<br />
Pflanzen unmittelbar nach Beendigung<br />
der Ausstellungsphase unter<br />
Beobachtung vernichtet werden<br />
müssen, gelingt es dort, sich die österreichischen<br />
Behörden vom Hals<br />
zu halten.<br />
12 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Legalisierung<br />
Und noch ein US-<br />
Bundesstaat: New Mexico<br />
erlaubt das Kiffen<br />
Santa Fe – Jetzt geht es Schlag auf<br />
Schlag: mit New Mexico hat Anfang<br />
April ein weiterer US-Bundesstaat<br />
Cannabis auf eigene<br />
Faust für den Freizeitgebrauch<br />
legalisiert. Gouverneurin Michelle<br />
Lujan Grisham, eine Demokratin,<br />
sagte, sie unterschreibt das<br />
Gesetz, das auch Cannabis-Vorstrafen<br />
wegen Eigenbedarf zurücknimmt,<br />
um Arbeiter, Unternehmer<br />
und die Regierung von<br />
der neuen Industrie profitieren zu<br />
lassen, indem Arbeitsplätze und<br />
Steuereinnahmen geschaffen werden.<br />
„Und diejenigen, die durch<br />
den gescheiterten Krieg gegen<br />
Drogen in diesem Land geschädigt<br />
wurden, unverhältnismäßig<br />
viele farbige Gemeinden, werden<br />
von der intelligenten, fairen und<br />
gerechten neuen Herangehensweise<br />
unseres Staates an frühere<br />
neu überdacht<br />
werden. Frühere<br />
Drogenverurteilungen<br />
disqualifizieren<br />
auch nicht<br />
automatisch<br />
Bewerber für<br />
Marihuana-Geschäftslizenzen.<br />
Der Geruch von<br />
Marihuana oder<br />
der Verdacht auf<br />
Besitz sind auch<br />
keine Gründe<br />
mehr für die Polizei<br />
in New Mexico,<br />
um Menschen<br />
anzuhalten, zu<br />
verhaften oder zu<br />
durchsuchen.<br />
Das Gesetz<br />
wurde am<br />
Gouverneurin Grisham selben Tag verabschiedet,<br />
an<br />
dem Nachbarstaat<br />
Verurteilungen auf niedriger Ebene<br />
profitieren“, so Grisham weiter.<br />
Auch die Gefängnisstrafen<br />
von etwa Hundert Inhaftierten<br />
sollen in diesem Zusammenhang<br />
New York Marihuana für<br />
den Freizeitgebrauch legalisiert<br />
hat. Nach dem Gesetz in New<br />
Mexico ist es Personen über <strong>21</strong><br />
erlaubt, bis zu zwei Unzen Marihuana,<br />
knapp 57<br />
Gramm, zu besit-<br />
zen, und Einzelpersonen<br />
dürfen sechs<br />
Pflanzen<br />
anbauen,<br />
gemeinsame<br />
Haushalte<br />
sind auf zwölf<br />
Pflanzen<br />
begrenzt.<br />
Der Verkauf soll<br />
spätestens im April<br />
2022 beginnen und mit<br />
einem Steuersatz von 12 Prozent<br />
besteuert werden, der später auf<br />
18 Prozent ansteigt, zuzüglich<br />
den herkömmlichen Steuern.<br />
Die Industrie wird vom Staat<br />
reguliert und wird im Jahr 2023<br />
schätzungsweise 20 Millionen<br />
Dollar an Einnahmen für den<br />
Staat bringen, zuzüglich 10 Millionen<br />
Dollar für die lokalen Regierungen.<br />
Die Gesetzesvorlage<br />
in New Mexico wurde gegen die<br />
Einwände der Republikaner verabschiedet,<br />
aber nicht alle waren<br />
gegen die Legalisierung, einige<br />
stritten nur über die Details, einschließlich<br />
der Frage, wie die Industrie<br />
besteuert, lizenziert und<br />
reguliert werden soll.<br />
Politik<br />
„Das heutige Cannabis<br />
hat einen achtmal so<br />
hohen Reinheitsgehalt“<br />
– Ludwig verhöhnt Kiffer<br />
Kehl – In einer Online-Diskussionsrunde,<br />
zu der der Kehler<br />
CDU-Stadtverband eingeladen<br />
hatte, hat sich die Bundesdrogenbeauftragte<br />
Daniela Ludwig<br />
einmal mehr gegen eine Legalisierung<br />
positioniert – natürlich<br />
nicht ohne die ihr gebotene<br />
Plattform für ein bisschen Cannabis-Dämonisierung<br />
zu nutzen.<br />
Grundsätzlich kam dabei<br />
nicht viel Neues rum, Ludwig<br />
beschränkte sich auf das Wiederkäuen<br />
ihrer allseits bekannten<br />
Lieblingsphrasen wie „Wir<br />
haben kein Interesse, den zwei<br />
Volksdrogen Alkohol und Tabak<br />
noch eine dritte hinzuzufügen“<br />
oder „Cannabis wirkt unmittelbar<br />
aufs Gehirn“ (warum sollte<br />
man es sonst einnehmen?). Natürlich<br />
wurde auch wieder von<br />
der Stärke des heute verfügbaren<br />
Cannabis schwadroniert – mittlerweile<br />
eines der zentralen „Argumente“<br />
der Legalisierungsgegner.<br />
Noch immer hat sie<br />
allerdings nicht gemerkt, dass<br />
diese Annahme eigentlich eher<br />
für als gegen eine Regulierung<br />
spräche. Mal abgesehen davon,<br />
dass nicht wenige Experten anderer<br />
Meinung sind und auf den<br />
vermehrten Haschisch-Konsum<br />
in der Vergangenheit verweisen.<br />
So richtig rein reitet sich Drogen-Dani<br />
dann mit folgendem<br />
Ausspruch: „Das heutige Cannabis<br />
hat einen achtmal so hohen<br />
Reinheitsgehalt.“ Mal abgesehen<br />
davon, dass der genutzte Begriff<br />
„Reinheitsgehalt“ in Bezug<br />
auf den THC-Gehalt von Cannabis<br />
eher fragwürdig erscheint,<br />
muss man konstatieren, dass es<br />
wohl eher so ist, dass gerade<br />
heutzutage die Reinheit von illegal<br />
erworbenem Cannabis infrage<br />
zu stellen ist. So machten<br />
doch leider erst in den letzten<br />
Wochen gruselige Schlagzeilen<br />
über mit synthetischen Cannabinoiden<br />
kontaminiertes Marihuana<br />
die Runde. Auch das<br />
Basler Drug Checking fand aktuell<br />
in 26 von 29 eingereichten<br />
Marihuana-Proben synthethische<br />
Cannabinoide. Bezeichnend,<br />
dass Drug Checking in Deutschland<br />
noch immer illegal ist: in<br />
Verbindung mit den Unwägbarkeiten<br />
der Prohibitionspolitik<br />
eine extrem gefährliche Mixtur<br />
für Cannabisfreunde, der unsere<br />
Drogenbeauftragte nichts als<br />
stumpfe Ideologie entgegenzusetzen<br />
hat.<br />
Duisburg – Angesichts der andauernden<br />
Gegenüberstellung von Alkohol<br />
und Cannabis, die sowohl<br />
gleichdick. von Legalisierungsbefürwortern<br />
Raucherzubehör auf hohem Niveau<br />
als auch -gegnern immer wieder<br />
vorgebracht wird (mit unterschiedlichen<br />
Stoßrichtungen freilich)<br />
und die man durchaus als absurde<br />
Substanz-Rivalität bezeichnen<br />
Designed and Made in Austria<br />
Custom Logos and könnte, Designs entbehrt es nicht einer<br />
gewissen Ironie wie nah Cannabis-<br />
Grinder<br />
und Hopfengewächse sich ver-<br />
Design your own<br />
wandtschaftlich eigentlich stehen:<br />
denn botanisch gesehen sind sie<br />
sozusagen „Geschwister“ unter<br />
Wir von gleichdick. designen und produzieren unsere<br />
Grinder selbst. Deshalb können wir in kürzester<br />
14 Zeit HIGHWAY alle <strong>03</strong>/<strong>21</strong> eure Custom-Wünsche erfüllen.<br />
Cut don't Grind<br />
Die Grindermanufaktur
Presseschau<br />
Peinlicher Lokal-Journalismus:<br />
Gras für Hundert<br />
Euro das Gramm<br />
Wuppertal – Wow. Staatsanwaltschaft<br />
und Journalisten arbeiten mal wieder<br />
kräftig zusammen, um Deutschland<br />
und seine Bürger vorzuführen<br />
und Unsinn zu verbreiten. Die Soko<br />
„Kirmes“ (wohl nur Clowns am<br />
Start) hat auch mitgewirkt, in Wuppertal<br />
sieben Kilo Weed aufgetan<br />
und so den Stein ins Rollen gebracht,<br />
der die lächerliche Zeitungsmeldung<br />
verursachte, die in Auszügen oben<br />
im Bild zu sehen ist und die tatsächlich<br />
so bei der „Westdeutschen Zeitung<br />
Wuppertal“ gebracht wurde.<br />
In Wuppertal wird wohl also auf<br />
einmal Gras für Hundert Euro das<br />
Gramm gehandelt, behaupten also<br />
diese – man kann es nicht anders<br />
formulieren – Fake News der „Westdeutschen<br />
Zeitung“. Jeder, der kein<br />
76 Jahre alter Lokaljournalist ist,<br />
wird wissen, das dies nicht sein kann.<br />
Ja, man findet wahrscheinlich nicht<br />
mal einen einzigen, wie dringend<br />
auch immer suchenden Menschen<br />
in Deutschland, der einem Hundert<br />
Euro für ein Gramm Gras (egal mit<br />
welchem dazu ausgedachten Sortennamen)<br />
geben würde, aber dafür<br />
findet man dafür sicherlich Hundert<br />
Staatsanwälte, die Geschichten von<br />
Hundert Euro teurem Todes-Marihuana<br />
austauschen. Es ist einfach<br />
nur noch traurig. Aber für die Herren<br />
Staatsanwälte bestimmt ein einträgliches<br />
Geschäft… so wird aus<br />
Cannabis für wenige Zehntausend<br />
eben mal fast ein Million-Euro-Fund.<br />
Schwuppdiwupp.<br />
Was ist, wenn das dann<br />
auch noch der Hundert Jahre alte<br />
Richter glaubt und die mutmaßlichen<br />
Täter deswegen doppelt so<br />
lange in den Knast gehen? Wie kann<br />
das sein, dass in einem angeblichen<br />
Vorreiterland der westlichen Zivilisation,<br />
Deutschland, Zustände wie im<br />
Mittelalter herrschen? Sobald es um<br />
Drogen geht, dürfen sich Staatsangestellte<br />
Sachen aus der Nase ziehen,<br />
die offenbar ausgedacht, einfach<br />
nur unverschämt und mit einer Minute<br />
Google als glatte Lüge entlarvt<br />
werden können. Hierzulande werden<br />
Menschen verarscht, als wäre<br />
man wieder im Mittelalter: „Du bist<br />
eine Hexe, weg mit dir, du bist der<br />
Typ mit dem 100-Euro-Marihuana,<br />
weg mit dir, und du, der Ex-Soldat<br />
mit den 20.000 Schuss Munition im<br />
Garten, du bist cool.“ Noch schlimmer,<br />
dass die unfähigen Journalisten<br />
der „Westdeutschen Zeitung“<br />
natürlich sofort alles glauben, was<br />
der Oberstaatsanwalt vermutlich im<br />
Hundert-Euro-Vollsuff von sich gegeben<br />
hat.<br />
Wieso dürfen Menschen<br />
bei Zeitungen arbeiten, die selbst<br />
lächerlichste Aussagen nicht auf<br />
ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen?<br />
Was hat sich der zuständige<br />
Autor dabei gedacht? Wir stellen<br />
uns das so vor: „Oh, in Wuppertal<br />
kostet ein Gramm Gras im Durchschnitt<br />
vielleicht sechs oder, wenn<br />
es hochkommt, auf der Straße auch<br />
zehn Gramm, ja dann muss das ja<br />
ein krasses Gras sein, von dem der<br />
Staatsanwalt da erzählt, wenn das<br />
grob das Fünfzehnfache kostet.<br />
Komisch, dass wir davon noch nie<br />
etwas gehört haben, aber ist ja auch<br />
völlig scheißegal, wir sind hier ja<br />
nur im Lokalteil der Wuppertaler<br />
Westdeutschen Zeitung, den Müll<br />
liest ja eh keiner, geht ja nur um<br />
Drogen-Spastis, also scheiß drauf,<br />
schnell den Artikel zu Ende schreiben,<br />
danach muss ich nur noch<br />
die Klos putzen und dann hab ich<br />
schon Feierabend.“<br />
Dieser <strong>Highway</strong>-Artikel<br />
hier mit all den enthaltenen<br />
Beschimpfungen ist hundertmal<br />
mehr Journalismus als die gelogenen<br />
Meldungen der Staatsanwaltschaft<br />
wiederzukäuen und den<br />
Unkundigen und Unmündigen als<br />
Wahrheit zu verkaufen. Wer so etwas<br />
schreibt, wer so etwas durch<br />
die Qualitätskontrolle lässt, der hat<br />
seinen Beruf verfehlt. Wer als Journalist<br />
blind darauf vertraut, dass die<br />
Staatsanwaltschaft und die Polizei<br />
schon die Wahrheit erzählen werden,<br />
erst recht.<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 15
CBD<br />
BGH-Urteil & HanFbar-<br />
Prozess-Finale: CBD-<br />
Blüten dürfen verkauft<br />
werden, wenn...<br />
Leipzig – Es gibt kaum eine verwirrendere<br />
Rechtslage in Deutschland<br />
als die ums CBD-Gras. Wer darf<br />
wem wie wo was verkaufen? Ach,<br />
man weiß es nicht so richtig. Was in<br />
Berlin „geht“, kann in Köln schon<br />
„verboten“ sein, was schon immer<br />
in Deutschland legal ist, wird in Bayern<br />
im Jahr 20<strong>21</strong> auf einmal von der<br />
Polizei abgeholt und die Tankstelle<br />
nebenan verkauft dafür plötzlich<br />
CBD-Buds und CBD-Hasch an der<br />
Ladentheke. Und dann die ganzen<br />
Unterschiede zwischen CBD-Blüten<br />
und CBD-Ölen, zwischen offiziellen<br />
und inoffiziellen Nahrungsmitteln,<br />
Tee, Rauchwaren und Hundefutterzusätzen...<br />
hat schon jemand Novel<br />
Food gesagt? Wer bitte soll da<br />
durchblicken? Was man jedenfalls<br />
festhalten kann: besonders reizbar<br />
reagierten deutsche Staatsanwaltschaften<br />
in den letzten Jahren vor<br />
allem auf CBD-Blüten. Schon zerkleinerter<br />
Hanftee mit aufgedruckter<br />
Aufbrühanleitung gefällt einigen<br />
Ewiggestrigen nicht, aber bei offensiv<br />
angebotenen Blüten, auch wenn<br />
ohne – oder fast ohne – THC, hörte<br />
für viele der Spaß auf. Unter anderem<br />
die Hanfbar mit ihren Ladengeschäften<br />
in Braunschweig und Köln<br />
hat deswegen seit Jahren Ärger vor<br />
diversen deutschen Gerichten (wir<br />
berichten seit 2018 immer wieder).<br />
Hanfbar-Mitgründer Marcel Kaine<br />
wurde sogar wegen des Verkaufs<br />
von CBD-Blüten in Untersuchungshaft<br />
gesteckt! Schließlich wurden<br />
er und Mitbetreiber Bardia Hatefi<br />
vom Landesgericht Braunschweig<br />
zu Bewährungsfreiheitstrafen verurteilt.<br />
Doch die beiden ließen sich<br />
nicht unterkriegen und führten Gerichtsprozess<br />
um Gerichtsprozess.<br />
Wenn keine Seite klein beigibt, landet<br />
man bekanntlich schon mal am<br />
Bundesgerichtshof (BGH). Und dort<br />
wurde Ende März an der Leipziger<br />
Dependance nach der ganzen Zeit<br />
das letzte Wort in Sachen Hanfbar<br />
gesprochen. Und auf den ersten<br />
Blick erscheint das Urteil grandios:<br />
nach Ansicht des BGH darf Hanftee<br />
– also auch CBD-haltige Cannabisblüten,<br />
die den gesetzlich zulässigen<br />
THC-Wert von 0,2 Prozent nicht<br />
überschreiten – grundsätzlich an<br />
Endverbraucher zu Konsumzwecken<br />
verkauft werden, wenn eine Be-<br />
rauschung ausgeschlossen ist.<br />
„Das ist ein Meilenstein<br />
für die Branche, jetzt ist hoffentlich<br />
die Hexenjagd der Ermittlungsbehörden<br />
gegen kleine Ladenbesitzer<br />
vorbei“, freut sich Wenzel Cerveny,<br />
Vorsitzender des Cannabis Verbandes<br />
Bayern und Betreiber der Ladenkette<br />
Hanf – der etwas andere Bioladen, der<br />
wohl wie kein zweiter mit den Hanfbar-Betreibern<br />
mitfühlen konnte,<br />
sind seine mittlerweile elf Ladengeschäfte<br />
doch andauerndes Ziel von<br />
Drangsalierungen durch Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft, die dort immer<br />
wieder Hanftee und ähnliche Waren<br />
beschlagnahmen. Mit dem BGH-Urteil<br />
geht für Wenzel Cerveny eine<br />
wichtige Forderung in Erfüllung, die<br />
er über Volksbegehren und Petitionen<br />
postulierte. „Der BGH hat in Sachen<br />
Hanftee Klarheit geschaffen.“<br />
Die junge Branche war in den letzten<br />
Jahren heftigen Repressionen durch<br />
die Ermittlungsbehörden ausgesetzt.<br />
Die Polizei hat bei Razzien bei kleinen<br />
Einzelhändlern Hanftee und<br />
andere Produkte konfisziert, die um<br />
die Ecke bei Drogerie-Discountern<br />
verkauft wurden. Doch nun ist „die<br />
Ungleichbehandlung hoffentlich<br />
vorbei“, so Wenzel Cerveny. Richtungsweisend<br />
ist für ihn die Klarstellung<br />
der bisher heiß diskutierten<br />
Passage zur Anlage I zu §1 Abs.1<br />
Betäubungsmittelgesetz (BtMG).<br />
Dort werden in Abschnitt b) in den<br />
Ausnahmen zu nichtverkehrsfähigen<br />
Betäubungsmitteln, also den erlaubten<br />
Fällen, Cannabispflanzen oder<br />
Pflanzenteile aufgeführt, „wenn sie<br />
aus dem Anbau in Ländern der Europäischen<br />
Union mit zertifiziertem<br />
Saatgut […] stammen, […] oder ihr<br />
Gehalt an Tetrahydrocannabinol<br />
0,2 Prozent nicht übersteigt und der<br />
Verkehr mit ihnen (ausgenommen<br />
der Anbau) ausschließlich gewerblichen<br />
oder wissenschaftlichen Zwecken<br />
dient, die einen Missbrauch zu<br />
Rauschzwecken ausschließen“.<br />
Der BGH stellte somit<br />
klar, dass – entgegen der ehemaligen<br />
Auffassung des Landesgerichts<br />
Braunschweig aus dem Januar<br />
2020 – die „Ausnahmevorschrift“<br />
der Abgabe (also der gewerbliche<br />
Handel) „an den Endabnehmer<br />
zu Konsumzwecken“ nicht grundsätzlich<br />
entgegenstehe. „Die Klarstellung<br />
war wichtig“, sagt Wenzel<br />
Cerveny: „Problematisch war bisher<br />
immer der Verkauf von Nutzhanf<br />
an Endkunden. Aus der Passage des<br />
ausschließlich gewerblichen Zwecks<br />
haben die Ermittlungsbehörden<br />
bisher eine Betäubungsmitteleigenschaft<br />
von Hanftee oder CBD-Blüten<br />
konstruiert.“ Denn entgegen<br />
Hanfbar-Betreiber Hatefi<br />
der Auffassung des Landgerichts<br />
Braunschweig verbiete die Ausnahmevorschrift<br />
nicht grundsätzlich den<br />
Verkauf an Endabnehmer zu Konsumzwecken.<br />
„Es reicht, wenn einer<br />
der Beteiligten gewerblich handelt“,<br />
sagte der Vorsitzende Richter Günther<br />
Sander in der Urteilsverkündung.<br />
Jedoch müsse ein Missbrauch<br />
ausgeschlossen sein. Das Landgericht<br />
Braunschweig hat laut Urteil<br />
nicht geprüft, „ob der Vorsatz der<br />
Angeklagten auch die Möglichkeit<br />
eines Missbrauchs der vertriebenen<br />
Pflanzenteile zu Rauschzwecken<br />
umfasste.“ Mit anderen Worten:<br />
das Landgericht hat die Prüfung<br />
versäumt, ob sich aus dem Hanftee<br />
etwa Brownies mit Rauschwirkung<br />
backen lassen. Der Vertreterin der<br />
Generalstaatsanwaltschaft, Sophie<br />
Korth, entfuhr während der Urteilsverkündung<br />
ein hörbarer Stoßseufzer.<br />
Die Revision der Staatsanwaltschaft<br />
hat laut BGH-Urteil<br />
zur Aufhebung der Strafaussprüche<br />
geführt. Der BGH-Senat sah einen<br />
Rechtsfehler in der Annahme des<br />
Landgerichts, die Angeklagten seien<br />
einem schuldmindernden (vermeidbaren)<br />
Verbotsirrtum erlegen. Das<br />
Gericht sah einen Unterschied gegeben,<br />
ob Hanftee in einem Ladenlokal<br />
verkauft oder etwa Marihuana<br />
in einer dunklen Bahnhofsgegend<br />
angeboten werde.<br />
Nun muss, dem BGH<br />
folgend, sichergestellt werden, dass<br />
ein Missbrauch zu Rauschzwecken<br />
auszuschließen ist. Nach Ansicht<br />
des Branchenverbands Cannabiswirtschaft<br />
könnte dies etwa über Abgabemengen,<br />
Beipackzettel, Hinweise<br />
www.mybrainmychoice.de<br />
auf den Produktverpackungen<br />
oder<br />
entsprechende<br />
Produktzubereitungen<br />
(zum Beispiel<br />
Teemischungen)<br />
erfolgen.<br />
Dem Verband<br />
zufolge müssen<br />
aufgrund<br />
des Urteils<br />
nun zahlreiche<br />
Verordnungen<br />
der<br />
Rechtsprechung<br />
angepasst<br />
werden,<br />
woraufhin<br />
Kontroll- und<br />
Verfolgungsdruck<br />
verringert<br />
werden<br />
müssten.<br />
Unter Juristen<br />
gab es allerdings einige unterschiedliche<br />
erste Einschätzungen<br />
zum Urteil, wie der Deutsche Hanfverband<br />
herausarbeitete: denn eher<br />
gedämpft zeigte sich Werner Siebers,<br />
einer der Anwälte der Hanfbar<br />
selbst, der das Urteil deutlich weniger<br />
optimistisch interpretierte als<br />
die meisten Stimmen aus der deutschen<br />
Cannabisbranche: „Na ja,<br />
die Revisionen gegen das Urteil des<br />
Landgerichts Braunschweig wegen<br />
Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />
(Verkauf von Hanftee)<br />
durch meinen Kollegen Jan Funck<br />
und durch mich waren für unsere<br />
Mandanten durchaus erfolgreich,<br />
zumal der 6. Strafsenat in Leipzig<br />
durchaus den Argumenten der Verteidigung<br />
gefolgt ist – allerdings nur<br />
auf der Vorsatzebene. Das bedeutet,<br />
unsere Mandanten können weiter<br />
auf einen Freispruch hoffen, aber<br />
alle anderen, die spekuliert haben,<br />
mit diesem Urteil sei zukünftig<br />
der Verkauf von Tee aus Nutzhanf<br />
legal, müssen eine herbe Enttäuschung<br />
hinnehmen.“ Optimistischer<br />
sieht das hingegen beispielsweise<br />
Rechtsanwalt Kai-Friedrich<br />
Niermann, der mit diesen Worten<br />
zum Urteil zitiert wurde: „Solange<br />
der Missbrauch zu Rauschzwecken<br />
ausgeschlossen ist und Händler keinen<br />
Vorsatz im Hinblick auf einen<br />
möglichen Missbrauch haben, ist<br />
Abgabe und Besitz von jeglichen<br />
unverarbeiteten Nutzhanf-Produkten<br />
an Endkonsumenten nicht vom<br />
Betäubungsmittelgesetz erfasst.“<br />
Das Urteil ist nun also da – und<br />
kein Mensch weiß, was es bedeutet.<br />
Willkommen in Deutschland.<br />
16 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Medizin<br />
Cannabis könnte hilfreich<br />
bei Übelkeit und<br />
Erbrechen während der<br />
Schwangerschaft sein<br />
Ariel – Forscher der Universität<br />
Ariel in Israel präsentierten<br />
bereits vergangenes Jahr vier<br />
Fallberichte von Frauen mit<br />
Hyperemesis gravidarum (Übelkeit<br />
und Erbrechen während der<br />
Schwangerschaft), die von einer<br />
Behandlung mit Cannabis profitierten.<br />
Sie stellten fest, dass<br />
Hyperemesis gravidarum nur<br />
teilweise auf standardmäßige<br />
antiemetische Medikamente<br />
anspricht, es bei einem Einsatz<br />
von Cannabis jedoch zu einer<br />
hochsignifikanten Verbesserung<br />
der Symptome kam. Der Score<br />
des sogenannten PUQE (Pregnancy<br />
Unique Quantification<br />
of Emesis) verbesserte sich von<br />
einem Mittelwert von 14,5<br />
auf 7,5, zusätzlich zu einer<br />
Verbesserung der Lebensqualität.<br />
Die Autoren schrieben,<br />
dass diese „Ergebnisse darauf<br />
hindeuten, dass Cannabis<br />
bei Hyperemesis gravidarum<br />
wirksam sein könnte<br />
und in angemessen aussagekräftigen,<br />
kontrollierten<br />
Studien untersucht werden<br />
sollte, wobei mögliche fetale<br />
Risiken vollständig berücksichtigt<br />
werden sollten.“<br />
Hyperemesis gravidarum betrifft<br />
zwischen ein und zwei<br />
Prozent der schwangeren<br />
Frauen und ist durch schwere<br />
und langwierige Übelkeit<br />
und Erbrechen, Gewichtsverlust,<br />
Dehydration und<br />
Elektrolyt-Ungleichgewicht<br />
gekennzeichnet. Die meisten<br />
Frauen mit Hyperemesis<br />
gravidarum benötigen einen<br />
Krankenhausaufenthalt zur<br />
Rehydration und Ernährungsunterstützung.<br />
Medizin<br />
Cannabis auf Rezept:<br />
Ostdeutsche Ärzte<br />
lassen die Finger von<br />
Marihuana<br />
Köln – Seit dem Frühjahr 2017<br />
ist medizinisches Cannabis in<br />
Deutschland legal. Doch noch<br />
läuft beileibe nicht alles rund:<br />
Lieferengpässe, geizige Krankenkassen<br />
und übervorsichtige Ärzte<br />
machen es den Cannabispatienten<br />
und denen, die es noch werden<br />
wollen, nicht gerade einfach. Es<br />
gibt also definitiv noch Luft<br />
nach oben, wenn es um das<br />
Thema Cannabis auf Rezept<br />
geht. Cannamedical, das in<br />
Deutschland führende Medizinalcannabis-Unternehmen<br />
mit<br />
Sitz in Köln, kommt nach einer<br />
Auswertung eigener Daten außerdem<br />
zum Ergebnis, dass die Verteilung<br />
von Cannabis-Verschreibungen<br />
deutschlandweit noch<br />
sehr ungleich verteilt ist. Rund 96<br />
Prozent der verschreibenden Ärzte<br />
sind in Westdeutschland ansässig,<br />
wobei Bayern mit 31 Prozent an<br />
der Spitze der deutschen Bundesländer<br />
steht. Auf den weiteren<br />
Plätzen folgen Baden-Württemberg<br />
mit 18 und Nordrhein-Westfalen<br />
mit 17 Prozent. Die rote<br />
Laterne dagegen hält Sachsen-Anhalt<br />
mit 1,7 Prozent hoch. Die<br />
Auswertung der Datensätze von<br />
Cannamedical ergab darüber hinaus<br />
ein weitere interessante Zahl<br />
im Hinblick auf die deutsche<br />
Patientenschaft: 80 Prozent aller<br />
Medizinalcannabis-Nutzer sind<br />
männlichen Geschlechts. Häufige<br />
Verschreibungsgründe für medizinisches<br />
Cannabis sind Krankheiten<br />
wie Multiple Sklerose,<br />
Epilepsie, ADHS und chronische<br />
Schmerzen. Darüber hinaus wird<br />
es zur Linderung von Chemotherapie-Nebenwirkungen<br />
sowie in der<br />
Palliativ-Begleitung eingesetzt.
18 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 19
STRAIN-PORTRAIT<br />
WHITE<br />
RUSSIAN<br />
WHITE RUSSIAN<br />
WHITE RUSSIAN<br />
20 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Hm, jetzt einen leckeren<br />
Joint oder doch lieber<br />
eine Mische aus Wodka,<br />
Kaffeelikör und<br />
Sahne? Mit einem White<br />
Russian kann man beides haben,<br />
heißt so doch nicht nur der<br />
spätestens durch den Film „The<br />
Big Lebowski“ bekannt gewordene<br />
Cocktail aus den gerade genannten<br />
Bestandteilen, sondern<br />
auch die beliebte Cannabissorte<br />
der niederländischen Samenbank<br />
Serious Seeds. Bereits im<br />
Jahr 1996 konnte damit der High<br />
Times Cannabis Cup gewonnen<br />
werden – wenig erstaunlich, gehörten<br />
die beiden Elternpflanzen<br />
AK-47 und White Widow<br />
doch in den 1990er-Jahren zur<br />
absoluten Speerspitze der Cannabis-Strains.<br />
Zu dieser Zeit<br />
hat in Europa sicherlich jeder<br />
auch schon einmal White Russian<br />
geraucht, ob bewusst oder<br />
nicht, denn auch ein schlechter<br />
Sommer in diesen Breitengeraden<br />
kann diesem Strain nicht<br />
den Garaus machen, der so ein<br />
beliebter Outdoor-Kandidat ist.<br />
Drinnen liegt die Blütezeit nach<br />
drei bis vier Wochen vegetativer<br />
Phase bei neun Wochen, draußen<br />
liegt die Erntezeit in der zweiten<br />
Oktoberhälfte. Der Strain liegt<br />
bei Serious Seeds auch als selbstblühende<br />
Auto-Variante vor, die<br />
regelmäßig erneuert und verbessert<br />
wird, die unter einem Meter<br />
Höhe bleibt und nach zehn, elf<br />
oder zwölf Wochen Ernten mit<br />
etwa 17 Prozent THC abwirft,<br />
also in der Regel ein wenig unter<br />
den Werten der regulären Version<br />
bleibt. Das Zerstörungspotential<br />
des White Russians in Gras-<br />
Form ist natürlich sowieso nicht<br />
so verheerend wie beim Getränk,<br />
aber auch aus Weed-Perspektive<br />
kann man sagen, dass der White<br />
Russian eher energetisiert als fertigmacht,<br />
somit also auch gut für<br />
einen Einsatz am Tag, etwa zur<br />
Schmerzreduktion, geeignet ist.<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> <strong>21</strong>
Cannabis-Künstlerin „Levelheady“<br />
MEGHANS<br />
Marihuana-<br />
MINIATUR-<br />
WUNDERLAND<br />
Im neuesten Teil unserer Serie<br />
zum Thema Cannabis-Kunst<br />
geht es heute um Meghan<br />
McCalla, besser bekannt unter<br />
dem Künstlernamen Levelheady.<br />
Ihr Markenzeichen sind<br />
liebevoll von Hand modellierte Miniaturen<br />
mit Cannabis-Bezug. Ob<br />
Trays, Baggys, Joints oder Bongs:<br />
auf Levelheadys Instagram-Seite<br />
ist nichts so (groß), wie es auf den<br />
ersten Blick scheint. <strong>Highway</strong> heißt<br />
Euch nun willkommen im Marihuana-Miniatur-Wunderland<br />
von<br />
Levelheady. Aber passt bloß auf, wo<br />
Ihr hintretet!<br />
Woher kommt deine Faszination<br />
für Miniaturen?<br />
Es fing alles mit einem Stuhl an.<br />
Meine Faszination entstand schon<br />
in jungen Jahren, als mich meine<br />
Mutter in das National Museum<br />
of Toys and Miniatures in meiner<br />
Heimatstadt Kansas City, Missouri,<br />
mitnahm. Man könnte durchaus<br />
sagen, dass alles mit einem Miniaturmodell<br />
des Stuhls von Michele<br />
de Lucchi begann. Umgeben von<br />
einem ganzen Museum mit Skulpturen,<br />
die meist kolonial, viktorianisch<br />
oder georgianisch inspiriert<br />
waren, befand sich hier diese Glasvitrine<br />
mit modernen und radikal<br />
unkonventionellen Stühlen. Wir<br />
gingen oft in das Museum, und<br />
jedes Mal wollte ich mir nur diese<br />
nuancierten Versionen der Miniaturen<br />
ansehen.<br />
Was, glaubst du, liebe deine Fans<br />
und Kunden an Miniaturen? Und<br />
wie „nutzen“ sie die Miniaturen?<br />
Ist eher es etwas, das man sich in<br />
eine Vitrine stellt, oder wird es<br />
hauptsächlich als Schmuckstück<br />
verwendet?<br />
22 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Wo im Kiffer-Freundeskreis ansonsten<br />
eher mit dem fettesten Joint geprahlt<br />
wird, ist bei Cannabis-Künstlerin Megh<br />
McCalla alias Levelheady weniger mehr<br />
(Foto: Olivia Alonso Gough)<br />
Ich glaube, wir sind im Allgemeinen<br />
mit Dingen aufgewachsen, die<br />
für Erwachsene gemacht sind.<br />
Wenn Kinder etwas haben, das<br />
kleiner als „normal“ ist, ist das<br />
ein unmittelbarer Hinweis darauf,<br />
dass es speziell für sie gemacht<br />
wurde. Durch meine Arbeit sehe<br />
ich, dass etwas Magisches passiert,<br />
wenn die Materie des alltäglichen<br />
Cannabiskonsums in Miniaturform<br />
präsentiert wird. Es ist<br />
ein subtiler Vorgang, aber auch<br />
kraftvoll. Der Betrachter gerät in<br />
die Lage, sich wieder mit seinem<br />
inneren Kind zu verbinden. Es<br />
kann sich ein wunderbar tröstliches<br />
Gefühl einstellen, weil man<br />
sofort fühlt: „Das wurde für mich<br />
gemacht.“<br />
Sag mal, praktizierst du eigentlich<br />
Mikrodosing? Ist das nicht genau<br />
das Richtige für dich?<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 23
Wäre es nicht auch süß, es in Mikro-Baggies<br />
aufzubewahren? Ja! Ich<br />
bin ehrlich: Microdosing hat mein<br />
Leben ein Stück weit zum Positiven<br />
verändert. Ich unterstütze die<br />
Erforschung von Psychedelika in<br />
dieser Beziehung. In Bundestaaten<br />
wie Michigan, Kalifornien, Oregon<br />
und Colorado wird man für<br />
derartige Behandlungsansätze immer<br />
offener.<br />
Kooperierst du auch mit Firmen<br />
aus dem Cannabusiness? Ihr eigenes<br />
Produkt in einer Miniaturausgabe<br />
zu sehen, das wäre für viele<br />
bestimmt eine tolle Sache.<br />
Ja, mit ein Grund, warum ich es<br />
liebe, individuelle Miniaturskulpturen<br />
zu machen, ist, dass Kunst<br />
und Cannabis Dinge sind, die ich<br />
liebe und mit denen ich mich stark<br />
auseinandersetze. Das Gleiche<br />
erwarte ich auch von Geschäftsführern<br />
und potenziellen Geschäftpartnern:<br />
brennen sie wirklich für<br />
ihr Produkt? Das ist es, wonach<br />
ich suche. Ich kann das tun, was<br />
ich liebe und meine Zeit mit dem<br />
Schaffen verbringen. Im Gegenzug<br />
können Kooperationspartner eine<br />
individuelle Erinnerung erhalten,<br />
die einzigartig ist.<br />
Welches Kunstwerk ist der Verkaufsschlager<br />
in deinem Shop?<br />
Die Leute lieben die Miniatur-Backwoods-Packungen,<br />
was<br />
lustig ist, weil ich selbst überhaupt<br />
keinen Tabak rauche! (Anm. d.<br />
Red.: bei Backwoods handelt es<br />
sich um eine in den USA beliebte<br />
Zigarren-Marke für Blunts.)<br />
Welches deiner Kunstwerke ist<br />
das kleinste und wie klein ist es<br />
genau?<br />
Die kleinsten Dinge, die ich mache,<br />
sind immer Detailarbeiten<br />
für größere Stücke – so etwas wie<br />
der Schalter an der Torch oder der<br />
Feuerstein an den rergulären Feuerzeugen.<br />
Diese Teile erfordern genaue<br />
Präzisionsarbeit bis auf den<br />
Zehntelmillimeter.<br />
Von was würdest du in Zukunft gerne<br />
eine Miniaturversion erstellen?<br />
24 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Meine Vision geht mehr in Richtung<br />
Skulpturen und Komposition.<br />
Aber ich möchte noch nicht zu viel<br />
verraten. Es werden immer noch<br />
Miniaturen sein, aber der Rahmen<br />
wird ein anderer, größerer sein!<br />
tanz? Einfach gesagt: denken die<br />
Menschen in Missouri anders,<br />
vielleicht positiver über Cannabis,<br />
weil es zum Beispiel in Colorado<br />
oder Kalifornien erfolgreich<br />
legalisiert wurde?<br />
Du lebst im eher konservativen<br />
Bundesstaat Missouri. Ein Bundesstaat,<br />
der Cannabis entgegen<br />
dem landesweiten Trend noch<br />
nicht legalisiert hat. Wie fühlt<br />
es sich an, in der Nähe der Legalisierung<br />
zu sein, während man<br />
selbst in der Klemme steckt? Wie<br />
nimmst du als Cannabis-Enthusiast<br />
diese Situation wahr?<br />
Ich würde zwar nicht sagen, dass es<br />
komplett akzeptiert ist, aber auch<br />
hier wird es immer beliebter. Und<br />
auch politisch tut sich einiges. Missouri<br />
hat erst kürzlich Cannabis als<br />
medizinisch legal verabschiedet.<br />
Es war unglaublich, diese Entwicklung<br />
in meinem Heimatstaat mitzuerleben.<br />
Erhöht die Legalisierung in anderen<br />
US-Bundesstaaten die allgemeine<br />
gesellschaftliche Akzep-<br />
Ich glaube, dass mit der Legalisierung<br />
mehr Ressourcen und Informationen<br />
kommen. Das ist es letztendlich,<br />
was die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz erhöht. Wenn die Menschen<br />
mehr über die gesundheitlichen<br />
Vorteile von Cannabis lernen,<br />
sind sie eher bereit, die Pflanze als<br />
Medizin zu akzeptieren.<br />
Können deine Mini-Joints, Shatters,<br />
Rosins etc. tatsächlich konsumiert<br />
werden?<br />
Ich kann definitiv Joints und Blunts<br />
in dieser Größe drehen. Leider<br />
ist Cannabis landesweit immer<br />
noch verboten. Ich stelle sicher,<br />
dass alles, was ich an meine Unterstützer<br />
und Sammler verschicke,<br />
zu 100 Prozent legale Epoxidharze<br />
und Polymer-Tone sind. Alle Materialien,<br />
die ich verwende, werden<br />
so hergestellt, dass sie wie echte<br />
Blüten und Konzentrate aussehen.<br />
Sie sind aber nichts, dass man konsumieren<br />
wollen würde.<br />
Was würde passieren, wenn man<br />
in deiner Heimatstadt von der Polizei<br />
mit einem deiner Mini-Joints<br />
erwischt würde?<br />
In meiner Heimatstadt würde<br />
nichts passieren, da das Gesetz<br />
„Smarter and Safer Missouri Act“<br />
kürzlich verabschiedet wurde. Dieses<br />
entkriminalisiert den Gebrauch<br />
von Marihuana für Erwachsene<br />
über <strong>21</strong>. In konservativeren Gegenden<br />
könnte ich mir aber schon<br />
vorstellen, dass es zu der ein oder<br />
anderen lustigen Diskussion kommen<br />
könnte...<br />
Welche Rolle spielt der Cannabiskonsum<br />
bei der Arbeit? Benutzt<br />
du es auch während der Arbeit,<br />
für eine „ruhige Hand“ sozusagen,<br />
oder eher zur Entspannung,<br />
um den Kopf nach der Arbeit frei<br />
zu bekommen?<br />
Um meine Skulpturen schaffen zu<br />
können, braucht es einen langen<br />
Atem und tatsächlich eine ruhige<br />
Hand. Das kann ich durch Achtsamkeit<br />
erreichen. Als jemand,<br />
dessen Gehirn immer von einer Vision<br />
zur nächsten springt, habe ich<br />
festgestellt, dass Cannabis das beste<br />
Hilfsmittel ist, um meine Energie<br />
zu fokussieren und zu kanalisieren.<br />
Welche ist deine persönliche Lieblings-Cannabissorte?<br />
Ich habe nicht unbedingt eine<br />
Lieblingssorte. Ich bin in anderer<br />
Beziehung jedoch sehr wählerisch:<br />
ich rauche nämlich ausschließlich<br />
Rosin.<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 25
Massenhaft Sensi-Seeds-Sendungen abgefangen –<br />
wer ist betroffen, was geschieht mit Empfängern und Versendern?<br />
Erklärt<br />
Deutschland<br />
SAMENFIRMEN<br />
DEN KRIEG?<br />
26 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Der deutsche Zoll hat Anfang des Jahres 5.800 Cannabissamen<br />
abgefangen, die von den Niederlanden an deutsche Empfänger<br />
gesendet wurden, großteils wohl von Sensi Seeds versendet<br />
(wir berichten auf Seite 9). Die Aktion hat viele Fragen aufgeworfen,<br />
nicht nur für Empfänger und Lieferanten der Samen.<br />
Rechtsanwalt Björn Schüller aus Bremen hat sich daher für<br />
uns mit der Thematik auseinandergesetzt und beantwortet an<br />
dieser Stelle die wichtigsten Fragen zum Samen-Bust.<br />
Eine Einschätzung der aktuellen Lage durch<br />
Strafverteidiger und Gastautor Björn Schüller<br />
Strafverteidiger Björn Schüller<br />
In der letzten Zeit kam es<br />
zu vermehrten Beschlagnahmungen<br />
von Cannabissamen,<br />
die in den Niederlanden<br />
von Kunden aus<br />
Deutschland bestellt worden<br />
sind. So sollen ca. 5.800 Briefe<br />
(Stand April 20<strong>21</strong>) allein vom<br />
Hauptzollamt Köln abgefangen<br />
worden sein. Vollmundig rühmten<br />
sich die Ermittler, man hätte<br />
damit mehrere Fußballstadien<br />
mit Cannabis bepflanzen können.<br />
Erstaunlich an der Sache<br />
ist, dass die beschlagnahmten<br />
Briefe soweit ersichtlich hauptsächlich<br />
der Firma Sensi Seeds<br />
zuzurechnen und mutmaßlich<br />
auch von dieser direkt versendet<br />
worden sind. Diese hat zwischenzeitlich<br />
unter dem Druck<br />
laufender Ermittlungen den<br />
Versand von Cannabissamen<br />
nach Deutschland eingestellt. Es<br />
laufen aber auch Ermittlungen<br />
gegen andere Samenversender<br />
und Zwischenhändler. Dass hier<br />
so viele Sendungen von Sensi<br />
Seeds abgefangen worden sind,<br />
wirft natürlich die Frage auf, ob<br />
dazu technische Hilfsmittel eingesetzt<br />
worden sind. Der Einsatz<br />
von künstlicher Intelligenz und<br />
optischer Überwachung der Briefe<br />
ist hier naheliegend. Es ist ja<br />
nicht so kompliziert, einem Programm<br />
zu verklickern, dass Briefe<br />
mit einem bestimmten Format<br />
und einem bestimmten Absender<br />
rausgefischt werden sollen.<br />
Wenn jetzt auch von den anderen<br />
großen Samenbanken und<br />
Seedshops auffällig hohe Zahlen<br />
an Briefen abgefangen werden,<br />
dann liegt es nahe, dass der Zoll<br />
auf Technik setzt. Rechtlich gilt<br />
für die Besteller aus Deutschland<br />
Folgendes: die Einfuhr von<br />
Cannabissamen verstößt gegen<br />
BluRail<br />
> Grow Spectrum<br />
> Massiges Wachstum in der vegetativen Phase<br />
RAIL+<br />
> Full Spectrum+<br />
> Hoher Wirkungsgrad in der Blüte<br />
SOLaris<br />
> Full Spectrum<br />
> Der Sonne nachempfunden<br />
Mehr Informationen auf growking.de<br />
§ 29 BtMG (Betäubungsmittelgesetz).<br />
Cannabissamen, die in<br />
Seedshops und direkt bei den<br />
Samenbanken gekauft werden,<br />
sind selbst BtM (Betäubungsmittel).<br />
Es ist egal, dass sie keinen<br />
Wirkstoff enthalten. Es wird<br />
seitens der Ermittlungsbehörden<br />
unterstellt, dass die Samen zum<br />
illegalen Anbau bestimmt sind.<br />
Gelegentlich wird behauptet,<br />
dass man Cannabissa-<br />
LED SYSTEME<br />
FÜR LICHTINTENSIVE PFLANZEN<br />
GROWKING<br />
R<br />
LED LIGHTING TECHNOLOGY<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 27
Einblick in die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft<br />
Diesen Banner kriegen deutsche<br />
Sensi-Kunden zu sehen<br />
men legal bestellen könne. Es<br />
wird dann zum Beispiel auf den<br />
freien europäischen Warenverkehr<br />
oder darauf abgestellt, dass<br />
man die Samen ja nicht zum Anbau<br />
verkaufe. So etwas kann man<br />
häufig auf den Seiten von Samenhändlern<br />
lesen. Diese haben<br />
aber auch ein erhebliches wirtschaftliches<br />
Interesse daran,<br />
dass die Samen verkauft<br />
werden. Und es reicht zur<br />
Entschuldigung für die deutschen<br />
Kunden strafrechtlich<br />
nicht aus, dass sie aufgrund<br />
von solchen Informationen<br />
dachten, dass die Bestellung<br />
von Cannabissamen legal<br />
sei. Mit den rechtlichen Realitäten<br />
hier in Deutschland<br />
hat das also nichts zu tun.<br />
Wenn man Cannabissamen<br />
im Ausland bestellt hat und<br />
der Brief beschlagnahmt<br />
wurde, so läuft dies immer<br />
auf ein Strafverfahren nach<br />
§ 29 BtMG hinaus. Somit<br />
stellt sich die Frage, wie es<br />
dann weitergeht. In der Regel<br />
schickte der Zoll in solchen<br />
Fällen bis dato einen<br />
Anhörungsbogen und teilte mit,<br />
dass ein Ermittlungsverfahren<br />
läuft und dass man sich hierzu<br />
äußern könne. Dieser Moment<br />
ist der richtige, um einen Anwalt<br />
zu konsultieren.<br />
In einem solchen Ermittlungsverfahren<br />
stellen sich<br />
dann Beweisfragen. Nur der eigene<br />
Name auf einem beschlagnahmten<br />
Brief wird in den meisten<br />
Fällen kein ausreichender<br />
Beweis dafür sein, dass man die<br />
Samen auch selbst bestellt hat.<br />
Wenn der Zoll bzw. die federführende<br />
Staatsanwaltschaft hierauf<br />
hingewiesen wird, ist oft bis sehr<br />
oft die Einstellung des Verfahrens<br />
nach § 170 II StPO (Einstellung<br />
aus Mangel an Beweisen)<br />
zu erwarten. Der Brief könnte<br />
ja von jedermann bestellt worden<br />
sein, sogar in Schädigungsabsicht.<br />
Wenn die Samen dann<br />
mit Bargeld oder mit Bitcoin<br />
bezahlt worden sind, sind die Beweismittel<br />
der Ermittler an dieser<br />
Stelle regelmäßig erschöpft.<br />
Dennoch sehen einige Staatsanwaltschaften<br />
dann davon ab, dass<br />
Verfahren nach § 170 II StPO<br />
einzustellen. Wenn die Samen<br />
hingegen mit Banküberweisung<br />
bezahlt worden sind, dann wäre<br />
natürlich der Beweis erbracht,<br />
dass die Samen auch von einem<br />
selbst bestellt wurden. Die Prüftiefe<br />
der Staatsanwaltschaften ist<br />
aber häufig nicht so groß, sodass<br />
auf Überprüfung der Konten verzichtet<br />
wird. Hierzu müsste erst<br />
bei der BaFin erfragt werden,<br />
welche Konten geführt werden,<br />
das Gericht müsste zustimmen<br />
usw. Das ist unter dem Strich auf<br />
die Masse der Verfahren einfach<br />
zu viel Aufwand. Die Hauptstoßrichtung<br />
dieser ganzen Verfahren<br />
dürfte es ohnehin sein,<br />
den Seedbanks das Leben so<br />
schwer wie möglich zu machen.<br />
Von den Firmen aus<br />
den Niederlanden werden Kundendaten<br />
nicht in Erfahrung zu<br />
bringen sein, da die niederländischen<br />
Ermittler hier keine Amtshilfe<br />
für die deutschen Strafverfolgungsbehörden<br />
leisten. Es<br />
ist also nicht zu erwarten, dass<br />
Kundendaten bei Sensi Seeds<br />
oder den anderen Samenversendern<br />
vor Ort beschlagnahmt<br />
und zum Ausgangspunkt für<br />
weitere Ermittlungen gemacht<br />
werden. Die weitaus meisten<br />
der Verfahren kriegt man mit<br />
diesen Beweisfragen nach § 170<br />
II StPO eingestellt. Das hat den<br />
großen Vorteil, dass sich an eine<br />
Einstellung nach § 170 II StPO<br />
in der Regel auch keine fahrerlaubnisrechtlichen<br />
Weiterungen<br />
anschließen. Wenn anderweitig<br />
eingestellt wird (also etwa nach<br />
28 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
§ 153 StPO, § 153 a StPO oder<br />
§ 31 a BtMG) oder wenn das Verfahren<br />
im Strafbefehlsverfahren<br />
über wenige Tagessätze (20 bis<br />
30 Tagessätze sind in solchen<br />
Fällen nicht besonders ungewöhnlich)<br />
beendet wird, dann<br />
wird meistens die Fahrerlaubnisbehörde<br />
Nachricht erhalten und<br />
ein Eignungsverfahren einleiten.<br />
Die Fahrerlaubnisbehörde<br />
meldet sich dann mit der<br />
Aufforderung zu einer ärztlichen<br />
Begutachtung (Konsummusteranalyse<br />
mit Screening von<br />
Urin und/oder Haaren). Davor<br />
braucht man keine Angst zu<br />
haben. Bei einer solchen Untersuchung<br />
muss der THC-COOH-<br />
Wert auch nicht auf null sein.<br />
Wenn die Fahrerlaubnisbehörde<br />
sich meldet, muss der Konsum<br />
von Cannabis aber eingestellt<br />
werden. Mit folgender Argumentation<br />
wird man das Gutachten<br />
bestehen können: man raucht nur<br />
gelegentlich Cannabis. Man hat<br />
nie Phasen gehabt, in denen man<br />
täglich oder beinahe täglich Cannabis<br />
konsumierte. Man konsumiert<br />
nur am Wochenende. Man<br />
konsumiert nicht mittels Bong.<br />
Man betreibt nie Mischkonsum<br />
mit Alkohol. Andere Drogen<br />
hat man nie probiert. Alkohol<br />
trinkt man wenig, maximal zwei<br />
bis drei Bier, harte Sachen nicht.<br />
Haaranalysen sind häufig riskant,<br />
auch wegen der Gefahr falsch-positiver<br />
Ergebnisse. Sofern in den<br />
Haaren Abbaustoffe harter BtM<br />
und/oder zu hohe THC-COOH-<br />
Werte zu erwarten sind, sollte<br />
man besser Rücksprache mit einem<br />
spezialisierten Anwalt halten.<br />
Die Einstellung nach § 170<br />
II StPO wird nach anwaltlicher<br />
Intervention mit höherer Wahrscheinlichkeit<br />
zu erwarten sein<br />
als wenn man sich selbst darum<br />
kümmert. Wenn das Verfahren<br />
nicht nach § 170 II StPO, sondern<br />
anderweitig eingestellt<br />
worden ist, so gibt es gegen<br />
diese Entscheidung kein<br />
formales Rechtsmittel.<br />
Will heißen: der erste<br />
Schuss muss sitzen.<br />
Wenn es einen<br />
Strafbefehl<br />
des Amtsgerichts<br />
gibt,<br />
dann ist<br />
hiergegen<br />
der Einspruch<br />
statthaft.<br />
Dann kommt es zu<br />
einer Hauptverhandlung v o r<br />
dem Strafrichter.<br />
Es gibt keine festen zeitlichen<br />
Rahmen, in denen der Zoll bzw.<br />
die Polizei sich nach Beschlagnahme<br />
bei den aufgedruckten<br />
Empfängern meldet. Allerdings<br />
liegt die übliche Dauer bei ein bis<br />
drei Monaten, nachdem der Brief<br />
beschlagnahmt wurde. Wenn<br />
es länger dauert, kann dies ein<br />
Hinweis auf intensivere Ermittlungen<br />
sein. Fakt ist: die meisten<br />
Richter würden einen Antrag auf<br />
Hausdurchsuchung bei der Person<br />
durchwinken, auf deren Namen<br />
Cannabissamen bestellt und<br />
beschlagnahmt worden sind. Das<br />
gilt umso mehr, wenn etwa eine<br />
Stromanbieteranfrage auffällige<br />
Werte ergeben hat. Bei der Beschlagnahme<br />
der Kundendaten<br />
bei den Growshop-Busts vor ein<br />
paar Jahren reichte es für einen<br />
Durchsuchungsbeschluss, wenn<br />
man bloß ein paar Blumentöpfe<br />
bestellt hatte. Das heißt also, diese<br />
Beschlüsse werden im Zweifel<br />
sehr schnell erlassen. Auch<br />
wenn ich nicht glaube, dass es<br />
jetzt zu einer deutschlandweiten<br />
Durchsuchungswelle wie damals<br />
nach den Busts verschiedener<br />
Growshops und der damit<br />
verbundenen Beschlagnahme<br />
der Kundendateien kommt,<br />
so wäre ich doch vorsichtig,<br />
wenn ich Samen bestellt<br />
hätte und diese nicht<br />
angekommen wären.<br />
Das gilt umso mehr<br />
für diejenigen,<br />
die keine unbeschriebenen<br />
Blätter<br />
m e h r<br />
sind,<br />
also<br />
schon<br />
in der<br />
Vergangenheit<br />
Ermittlungsverfahren<br />
wegen<br />
BtM gegen<br />
sich laufen hatten.<br />
Es ist naiv, sich an<br />
eine Adresse Samen<br />
zu bestellen, wo größere<br />
Mengen BtM zu<br />
finden sind (etwa in Form<br />
eines auch nur mittelgroßen<br />
Grows). Ab 7,5 Gramm THC<br />
im beschlagnahmten Pflanzenmaterial<br />
droht ein Jahr Freiheitsstrafe<br />
aufwärts, vgl. § 29 a<br />
BtMG. Und die sind bei den<br />
heutigen THC-Gehalten vieler<br />
Sorten sehr schnell erreicht. Und<br />
natürlich gibt es dann auch mit<br />
der Führerscheinstelle Probleme.<br />
Auch an dieser Stelle soll nicht<br />
unerwähnt bleiben: Waffen und<br />
BtM sind eine unheilige Allianz.<br />
Wenn eine nicht geringe Menge<br />
THC und Verpackungsmaterial,<br />
Waagen und Geld in „szenetypischer<br />
Stückelung“ und eine Waffe<br />
in Griffnähe der BtM gefunden<br />
werden, dann drohen fünf Jahre<br />
aufwärts, vgl. § 30 a BtMG.<br />
Mir sind im Zusammenhang<br />
mit den Sensi-Seeds-Beschlagnahmen<br />
bereits Fälle bekannt, bei<br />
denen es zeitnah zu<br />
Durchsuchungen bei<br />
Betroffenen kam.<br />
Ob und nach<br />
w e l -<br />
chem<br />
Schlüssel<br />
(Stichprobenprinzip)<br />
da verfahren wird,<br />
ist mir nicht klar. Die<br />
meisten Verfahren dürften<br />
aber bereits aus Kapazitätsmangel<br />
bei den Ermittlern<br />
ohne Hausdurchsuchung enden.<br />
Gerade für die niederländischen<br />
Versender der Samen kann es<br />
aber strafrechtlich eng werden.<br />
Zwar ist der Versand nach niederländischen<br />
Recht legal, aber<br />
nach deutschem Recht ist der geschäftsmäßige<br />
Versand von Cannabissamen<br />
nach Deutschland als<br />
gewerbsmäßiges Handeltreiben<br />
und Einfuhr von und mit BtM zu<br />
qualifizieren, § 29 I, III BtMG.<br />
Und hier drohen den Inhabern<br />
und Geschäftsführen der Samenbanken<br />
und auch denen von<br />
Seedshops, gegen die ebenfalls<br />
ermittelt wird, dem Grunde nach<br />
Freiheitsstrafen von einem Jahr<br />
und mehr, vgl. § 29 III BtMG.<br />
Für spanische Versender gilt das<br />
Gesagte entsprechend. Und genau<br />
in diese Richtung, gegen den<br />
Geschäftsführer und den Inhaber<br />
von Sensi Seeds, ermitteln meiner<br />
Kenntnis nach die Hauptzollämter<br />
Frankfurt/Main, Köln,<br />
Münster sowie die Staatsanwaltschaften<br />
Dortmund, Koblenz und<br />
Potsdam.<br />
Ob die Ermittlungsbehörden<br />
mit dem Vorwurf des<br />
Handeltreibens durchkommen,<br />
wird sich zeigen. Meiner Ansicht<br />
nach spricht jedoch einiges<br />
dafür, dass dem so<br />
ist. Und wenn es an<br />
dieser<br />
Stelle zu entsprechenden<br />
Verurteilungen<br />
kommt, dann ist<br />
auch der Gedanke<br />
nicht fernliegend,<br />
dass man eine Samenbank<br />
nach der anderen<br />
und einen Samenversender<br />
nach dem anderen ins<br />
Visier nimmt und versuchen<br />
wird, den grenzüberschreitenden<br />
Saatguthandel so unter<br />
Kontrolle zu kriegen. Dazu muss<br />
man aber auch sagen, dass es<br />
manche Versender den deutschen<br />
Ermittlern mehr als leicht machen,<br />
wenn sie den Briefen auch<br />
noch Bestellscheine beilegen, aus<br />
denen sich ergibt, dass sie selbst<br />
den Inhalt versendet haben. Dasselbe<br />
gilt für Absenderstempel.<br />
Auch erklärt sich mir nicht so<br />
ganz, warum so viele Leute auf<br />
ihre Realnamen Bestellungen von<br />
Cannabissamen (und anderen<br />
BtM) aus dem Ausland vornehmen<br />
und diese auch noch mittels<br />
Banküberweisung bezahlen.<br />
Abschließend kann<br />
man aber sagen: niemand<br />
braucht sich wegen dieser Verfahren<br />
größere Sorgen machen.<br />
Strafrechtlich nicht und fahrerlaubnisrechtlich<br />
auch nicht. Da<br />
droht kein großer Ärger. Das gilt<br />
jedenfalls für die Besteller der<br />
Samen. Aber auf den Umstand,<br />
dass Hausdurchsuchungen nicht<br />
auszuschließen sind, ist dennoch<br />
mit Nachdruck hinzuweisen.<br />
Wer sich Cannabissamen auf die<br />
Adresse liefern lässt, wo er einen<br />
Grow durchzieht, der fährt<br />
schlichtweg mit viel zu hohem<br />
Risiko. Wenn die Wohnung sauber<br />
ist, besteht aber kein Grund<br />
für übersteigertes Kopfkino. Bei<br />
weiteren Fragen zum Thema können<br />
sich interessierte Leser gerne<br />
per Mail an mich wenden.<br />
Rechtsanwalt Björn Schüller<br />
Konsul-Smidt-Str. 8 R<br />
28<strong>21</strong>7 Bremen<br />
Telefon: 04<strong>21</strong> - 40898364<br />
kontakt@strafverteidiger-schueller.de<br />
www.strafverteidiger-schueller.de<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 29
PURPL PRO –<br />
DAS<br />
TESTLABOR<br />
auS DEMKOFFER<br />
30 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Alle Cannabiskonsumenten kennen die unzähligen Vergleiche untereinander,<br />
wenn es um den THC-Gehalt der eigenen Blüten geht:<br />
das beste und stärkste Haze – „bestimmt 30 Prozent THC“ – und<br />
dennoch wird man nicht high genug? In Wahrheit kann einem niemand<br />
genau sagen, wie viel THC sich in den Blüten befindet. Es sei<br />
denn, man kennt ein Labor, bei dem man Proben anonym einschicken<br />
und analysieren lassen kann. Doch ganz so einfach ist das<br />
dann doch nicht, zumindest, wenn man in Deutschland und nicht<br />
etwa in Kalifornien wohnt. Wäre es also nicht toll, wenn man eine<br />
genauso effektive Methode auch privat nutzen könnte, sozusagen<br />
ein mobiles Labor? Zu diesem Zweck werfen wir einen Blick auf<br />
den nun auch in Deutschland erhältlichen Purpl Pro. Das Gerät ist<br />
in der Cannabisindustrie mittlerweile weltweit verbreitet und vielen<br />
Enthusiasten bekannt. Der Purpl Pro kann einfach mit einem<br />
iOS- oder Android-Smartphone per Bluetooth verbunden werden<br />
und schon hat man durch diese Verbindung ein hochmodernes<br />
Cannabis-Potenzmesssystem zur Hand. Doch arbeitet das Gerät<br />
wirklich akkurat? Und wie funktioniert das Ganze überhaupt?<br />
Ein Artikel von Ico De Niroll<br />
Der Purpl Pro kommt in einem robusten<br />
und gut gepolsterten Koffer, in dem alle<br />
Bestandteile (Messegerät, Probenhalter,<br />
Grinder, Reinigungsbürste, Ladekabel<br />
und Kalibrierungs-Station) sicher und<br />
stoßfest verwahrt sind<br />
Der Purpl Pro ist ein<br />
robustes THC- und<br />
CBD-Wert-Testgerät im<br />
Taschenformat, das unbegrenzt<br />
und in weniger<br />
als zehn Sekunden genaue Laborergebnisse<br />
liefern kann. Das<br />
Gerät kann den CBD-Gehalt<br />
zwischen zwei und 15 Prozent<br />
messen, bei THC sind maximal<br />
30 Prozent feststellbar. Diese<br />
Obergrenze wird im Laufe der<br />
Zeit erhöht, sollten neue Strains<br />
mit höheren Konzentrationen<br />
flächendeckend verfügbar werden.<br />
Auch Extrakte-Messung<br />
sind für die Zukunft vorgesehen.<br />
Derzeit lassen sich Potenz-Messungen<br />
mit Cannabisblüten<br />
durchführen – und zwar so oft<br />
man will und ohne dass man die<br />
Probe (abseits des Zerkleinerns)<br />
dabei beschädigt. Diese kann<br />
also im Anschluss direkt verköstigt<br />
werden. Die Benutzung ist<br />
kinderleicht: zunächst lädt man<br />
sich die Purpl-Pro-App herunter<br />
und legt sich einen Account<br />
an. Anschließend verbindet man<br />
sein Smartphone via Bluetooth<br />
mit dem Gerät, registriert es und<br />
schon kann es losgehen. Als Erstes<br />
muss man das Gerät kalibrieren,<br />
hierfür legt man den Purpl<br />
Pro mit dem Sensor auf den mitgelieferten<br />
Kalibrierungspuck.<br />
Dieser Kalibrierungspuck ist für<br />
den ordnungsgemäßen Betrieb<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Er wird verwendet, um die optischen<br />
Sensoren vorzubereiten<br />
und zu initiieren. Dieses weiße<br />
Material des Pucks wurde spe-<br />
ziell hergestellt,<br />
um jede Farbe<br />
genau<br />
gleich<br />
stark zu reflektieren.<br />
Aus<br />
diesem<br />
Grund<br />
sollte man immer<br />
darauf<br />
achten,<br />
dass<br />
der<br />
Kalibrierungspuck<br />
nicht<br />
verschmutzt ist.<br />
Anschließend<br />
nimmt man das<br />
Gerät und steckt<br />
den<br />
sogenannten<br />
Probenhalter<br />
auf. Der<br />
Probenhalter<br />
dient dazu, die<br />
Blütenprobe optimal<br />
über dem<br />
Messfenster zu<br />
positionieren.<br />
Damit man die<br />
Probe möglichst<br />
einfach<br />
und<br />
ohne<br />
Verluste<br />
in den Probenhalter<br />
einführen<br />
kann, wurde<br />
speziell ein<br />
Trichteraufsatz<br />
für den SLX-Grinder, der dem<br />
Produkt beiliegt, entwickelt. Für<br />
eine Messung benötigt man ungefähr<br />
0,8 Gramm Blütenmaterial,<br />
das nach dem Testen weiterhin<br />
ganz normal genutzt werden<br />
kann. Nach dem Einfüllen des<br />
Blütenmaterials schließt man<br />
die Kappe des Probenhalters und<br />
drückt auf seinem Smartphone<br />
Im Zentrum jeder Messung: das Messgerät<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 31
auf „Measure now“. Nach wenigen<br />
Sekunden liegt dann das Ergebnis<br />
vor. Dieses kann man auf Wunsch<br />
in einer Datenbank abspeichern,<br />
sich Notizen dazu machen oder den<br />
genauen Verlauf mehrerer Messungen<br />
nachverfolgen. Ende 2020 wurde<br />
mit dem „+H20-Pack“ zudem<br />
ein optionales Upgrade veröffentlicht,<br />
das den Benutzern des Purpl<br />
Pros ermöglicht, ihre Testergebnisse<br />
um Messungen des Feuchtigkeitsgehalts<br />
und der Wasseraktivität zu<br />
ergänzen. Herkömmliche Methoden<br />
zur Messung von Feuchtigkeit<br />
und Wasseraktivität sind umständlich,<br />
zeitaufwendig und kostspielig.<br />
Mit dem Purpl Pro können diese<br />
Messungen so in Sekundenschnelle<br />
durchgeführt werden, ebenfalls<br />
ohne die Probe dabei unbrauchbar<br />
zu machen. So können Anwender<br />
den besten Zeitpunkt für die Ernte<br />
oder Markteinführung bestimmen,<br />
wichtige Erkenntnisse über die Produktzusammensetzung<br />
gewinnen,<br />
Schimmel und Pilzbefall besser<br />
kontrollieren und optimal positioniert<br />
sein, um die höchstmögliche<br />
Qualität zu erzielen.<br />
Entwicklung und Vertrieb<br />
Das Entwicklungsteam des Purpl<br />
Pros, Purpl Scientific, hat seinen<br />
Sitz in Finnland, dem Geburtsort<br />
der Handyindustrie. Purpl<br />
Scientific selbst ist ein Technologie-Unternehmen<br />
mit Sitz in den<br />
Staaten, das sich der Bereitstellung<br />
genauer sowie erschwinglicher<br />
Tools widmet, die Einblicke<br />
und Informationen über Produkte<br />
und Potenzen liefern. Der<br />
Purpl Pro ist 2019 in den Markt<br />
eingetreten, wobei der Schwerpunkt<br />
bislang auf Nordamerika<br />
lag. „Mit Purpl Pro haben wir<br />
unsere langjährige Erfahrung in<br />
landwirtschaftlichen Tests und<br />
Pflanzenanalysen konzentriert<br />
und so ist ein revolutionäres neues<br />
Produkt entstanden, das in<br />
die Hände jedes Kultivierenden,<br />
Herstellers, Vertreibers und Apothekenbesitzers<br />
gehört“, wird<br />
Geschäftsführer Chad Lieber<br />
zitiert. Ein Hauptziel für 2020<br />
war es, die Vertretung von Purpl<br />
Pro auf den schnell wachsenden<br />
europäischen Märkten zu erhöhen<br />
und eine Partnerschaft mit<br />
Delta 9 Analytics aus den Niederlanden,<br />
die den Europa-Vertrieb<br />
übernommen haben, hat<br />
dies in hohem Maße vorangetrieben.<br />
„Wir sind stolz darauf,<br />
den Purpl Pro in ganz Europa<br />
zu vertreiben. Dieses branchenverändernde<br />
Instrument wird<br />
Transparenz auf den gesamten<br />
Kontinent bringen“, verrät uns<br />
Olaf van Lonkhuizen, der Delta<br />
9 Analytics zusammen mit<br />
seinem Bruder Flynn gegründet<br />
hat. Insbesondere in den Niederlanden<br />
unterstützen sie Coffeeshop-Betreiber,<br />
die derzeit ein<br />
großes Problem beim Einkauf<br />
ihrer Ware haben. Viele Besitzer<br />
berichten davon, wie sich<br />
CBD-Blüten in den Shops verbreiten<br />
(und teilweise auch, dass<br />
besprühtes Cannabis ein immer<br />
größeres Problem darstellt). Das<br />
alles geht vor allem darauf zurück,<br />
dass man keine anständige<br />
Qualitätskontrolle vornehmen<br />
kann. Dies steht mit der aktuellen<br />
Gesetzeslage in den Niederlanden<br />
zusammen. Der Cannabisanbau<br />
in den Niederlanden<br />
ist offiziell illegal und so müssen<br />
Coffeshop-Besitzer ihren Vorrat<br />
zumeist bei Dealern kaufen, die<br />
heimlich indoor oder outdoor unter<br />
freiem Himmel anbauen, immer<br />
in der Gefahr, dass sich die<br />
niederländische Justiz zu einer<br />
Razzia entschließen könnte. Offizielle<br />
Analysen in einem Labor<br />
sind also nicht so einfach möglich<br />
bzw. sehr kostspielig. Auch<br />
deshalb bieten die zwei Brüder<br />
aus den Niederlanden unter anderem<br />
einen Ausprobier-Service<br />
für ihre Coffeeshop-Kunden an.<br />
Somit können Händler erste Einblicke<br />
erhalten und sich im Idealfall<br />
direkt von den Ergebnissen<br />
überzeugen lassen.<br />
Um schlechte oder gar<br />
gesundheitsschädliche Cannabisblüten<br />
von den Shops und der<br />
Straße fernzuhalten, sollte man<br />
mehr Wert auf die Kontrolle<br />
legen. Hier kann der Purpl Pro<br />
und seine einfach zu bedienende<br />
Technologie punkten und allen<br />
Nutzern einen Vorteil bringen,<br />
wenn es um die Qualität von Blüten<br />
oder auch der eigenen Pflanzen<br />
geht. Delta 9 Analytics selbst<br />
hat im vergangenen Jahr noch<br />
keinen eigenen Verkaufsshop<br />
gehabt und dennoch bereits über<br />
Hundert dieser 1.995 Euro teuren<br />
Geräte an zufriedene Kunden<br />
verkaufen können. Bislang<br />
lief dies alles über Social Media<br />
und den Support der Kunden,<br />
die über den Purpl Pro berichten<br />
und ihre Ergebnisse mit anderen<br />
Interessierten teilen. Das soll<br />
sich aber noch in diesem Jahr<br />
professionalisieren, denn die<br />
zwei Brüder haben weitere Projekte<br />
am Laufen, über die wir in<br />
Zukunft bestimmt noch berich-<br />
Links sieht man den Probenhalter, der zur Messung auf den Purpl Pro gestülpt wird<br />
32 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
ten werden. „Es kommen weitere<br />
Produkte in unser Portfolio, die<br />
im Zusammenhang mit der Qualitätskontrolle<br />
von Cannabisblüten<br />
stehen, darunter ein tragbares<br />
Mikroskop sowie ein neues<br />
Test-Kit, um synthetische Cannabinoide<br />
zu identifizieren und<br />
somit die Probleme von Konsumenten<br />
und Händlern lösen zu<br />
können. Wir möchten dadurch<br />
einen Beitrag zur Aufklärung<br />
leisten“, so Olaf van Lonkhuizen<br />
von Delta 9 Analytics.<br />
Wer sind die Nutzer des<br />
Purpl Pros?<br />
Das tägliche Überprüfen der<br />
eigenen Blüten kann für den<br />
ein oder anderen in der Cannabis-Community<br />
ein wichtiges<br />
Element werden, ohne dabei<br />
Proben an ein Labor senden zu<br />
müssen, jedoch sollte man beachten,<br />
dass die meisten Staaten<br />
für legale gewerbliche Aktivitäten<br />
nur Gaschromatographie<br />
oder Hochdruckflüssigkeitschromatographie<br />
als zertifizierte Methoden<br />
akzeptieren – dazu später<br />
mehr. Ungeachtet dessen ist der<br />
Purpl Pro jedoch ideal geeignet,<br />
wenn eine Potenz-Messung<br />
durchgeführt werden soll, für die<br />
keine Labortests von Drittanbietern<br />
erforderlich sind, oder die<br />
eingehende Qualität kontrolliert<br />
werden soll. Im Grunde eignet er<br />
sich für alle Personen, ob privat<br />
oder gewerblich, einfach für einen<br />
selbst oder zur Präsentation<br />
der eigenen Blüten. Somit ist das<br />
Gerät auch bereits in den Fokus<br />
von Endkonsumenten geraten,<br />
schließlich möchte man ja gerne<br />
wissen, was man bekommt und<br />
raucht. Handelt es sich um THC<br />
oder hat man etwa CBD-Blüten<br />
verkauft bekommen? Die genaue<br />
Wirksamkeit zu kennen, ist letztlich<br />
aber auch der Schlüssel zu<br />
einer angemessenen Dosierung.<br />
Für Lieferanten und Apotheker<br />
ist es ebenfalls wichtig zu wissen,<br />
wie sich Inhaltsstoffe seit<br />
der ersten Kontrolle verändert<br />
haben. Sie benötigen einen sofortigen<br />
Einblick in die Wirksamkeit<br />
und Zusammensetzung. Der<br />
Purpl Pro kann einen solchen<br />
liefern. Durch die sofortige Messung<br />
der Cannabinoide können<br />
Händler die Werte innerhalb einer<br />
Charge oder die Messung bis<br />
zur letzten Charge überprüfen<br />
und die Qualität bestätigen. Besonders<br />
geeignet und spannend<br />
ist das Gerät für den Prozess,<br />
bei dem alles beginnt, dem Anbau.<br />
Der Purpl Pro basiert auf<br />
der gleichen Technologie, die in<br />
der Landwirtschaft (und in der<br />
Pharmazie) verwendet wird, um<br />
sofort chemische Informationen<br />
bereitzustellen, die zur Optimierung<br />
der Ernte beitragen. Man<br />
erhält übrigens eine repräsentative<br />
Mischprobe, wenn man jeweils<br />
Teile der Pflanze von oben,<br />
der Mitte und unten nimmt.<br />
Außerdem empfiehlt es sich,<br />
verschiedene Pflanzen zu beproben,<br />
um herausfinden zu können,<br />
ob eventuell Unterschiede<br />
in der Aufzuchtanlage bestehen.<br />
„Unsere Produkte reduzieren<br />
somit das Rätsel und die bloße<br />
Vermutung von Wirksamkeit,<br />
Qualität und chemischer Zusammensetzung<br />
während des gesamten<br />
Lebenszyklus, vom Anbau<br />
bis zum Konsum. Wir sind eine<br />
fortschrittliche Technologieorganisation,<br />
die stolz darauf ist, die<br />
Komplexität zu vereinfachen“,<br />
so Chad Lieber von Purpl Scientific.<br />
Weltweit wurden bereits<br />
über 150.000 Tests mit dem Purpl<br />
Pro durchgeführt. Die Daten<br />
werden automatisch an die Server<br />
gesendet und dort ausgewertet.<br />
Diese Informationen werden<br />
dann genutzt, um das Gerät zu<br />
verbessern und die Software zu<br />
aktualisieren.<br />
Messwerte dank<br />
NIR-Spektroskopie<br />
Wie funktioniert das Ganze also<br />
nun? Und zwar verwendet der<br />
Purpl Pro zur Ermittlung der<br />
Cannabinoidwerte Nahinfrarotspektroskopie,<br />
bei der Licht<br />
auf die Probe gerichtet und das<br />
zurückgegebene Licht analysiert<br />
wird. Mittels Infrarotstrahlung<br />
werden kovalente Molekülbindungen<br />
in (zumeist) organischen<br />
Verbindungen angeregt. Die<br />
Identifizierung findet im Nahen<br />
Infrarot (NIR) statt, in diesem<br />
Teil des Lichtspektrums reagieren<br />
Moleküle auf bestimmte Bereiche<br />
des Lichts, um einen „molekularen<br />
Fingerabdruck“ zu<br />
erzeugen, der mit der Konzentration<br />
korreliert werden kann.<br />
Für quantitative Bestimmungen<br />
werden vorher Datensätze mit<br />
bekanntem Gehalt des zu ermittelnden<br />
Stoffes erstellt, dazu weiter<br />
unten mehr. In jedem Purpl<br />
Pro befindet sich ein Nahinfrarot-Spektrometer.<br />
Einfach aus-<br />
TILRAY INDICA THC STRONG<br />
Strain: Cheese Quake<br />
Analysezertifikat<br />
von 07/2020: 22,1 % THC<br />
Purpl-Pro-Durchschnitt:<br />
18,62 % THC<br />
AURORA 22/1 LUMINARIUM<br />
Strain: Dela Haze<br />
Analysezertifikat<br />
von 06/2020: <strong>21</strong>,7 % THC<br />
Purpl-Pro-Durchschnitt:<br />
<strong>21</strong>,53 % THC<br />
CANNAMEDICAL INDICA FORTE<br />
Strain: El Jefe<br />
Analysezertifikate von<br />
12/2020 + 02/20<strong>21</strong>:<br />
<strong>21</strong>,6% / 22,3 % THC<br />
Purpl-Pro-Durchschnitt:<br />
19,8 % THC<br />
FOUR20 PHARMA<br />
Strain: Gorilla Glue<br />
Analysezertifikat von<br />
09/2020: 20,8 % THC<br />
Purpl-Pro-Durchschnitt:<br />
<strong>21</strong>,1 % THC<br />
SPECTRUM THERAPEUTICS<br />
Strain: Sun-Grown Red No 4<br />
Analysezertifikat von<br />
04/2020: 22,4 % THC<br />
Purpl-Pro-Durchschnitt:<br />
23,1 % THC
gebenenfalls nach einem Kalibrationstransfer<br />
in vielen Bereichen<br />
der Produktion und Verarbeitung<br />
pflanzlicher Rohstoffe im Rahmen<br />
der Qualitätskontrolle und -sicherung<br />
zur Einsparung von Kosten,<br />
Material und Zeit ein großes Potenzial.<br />
Wie akkurat ist der Purpl Pro?<br />
gedrückt misst so ein Spektrometer<br />
die Intensität verschiedener<br />
Lichtfarben. Genau genommen<br />
bezieht sich „Farbe“ auf einen<br />
Lichtbereich, den Menschen<br />
zwar sehen können, aber verschiedene<br />
Spektrometer können<br />
alle Arten von Licht erfassen und<br />
messen, einschließlich dessen,<br />
was das menschliche Auge nicht<br />
sehen kann. Und wir Menschen<br />
selbst können nicht sehen, was<br />
für wirklich coole Dinge in diesem<br />
Licht passieren – verschiedene<br />
„Farben“ des Lichts ändern<br />
sich, wenn es auf bestimmte Moleküle<br />
trifft. THC-Moleküle absorbieren<br />
an bestimmten Stellen<br />
des NIR etwas Licht (das Licht<br />
ist röter, als unsere bloßen Augen<br />
sehen können). Wenn mehr<br />
THC vorhanden ist, absorbiert es<br />
mehr Licht. Wenn weniger THC<br />
vorhanden ist, absorbiert es weniger<br />
Licht. Basierend auf der<br />
Nahinfrarotspektroskopie, einer<br />
Technologie, die ursprünglich<br />
vor 70 Jahren für landwirtschaftliche<br />
Messungen entwickelt wurde<br />
und derzeit in nahezu jeder<br />
Branche zum sofortigen Testen<br />
mehrerer Produktattribute verwendet<br />
wird, zielt der Purpl Pro<br />
darauf ab, diesen bewährten Ansatz<br />
in die Cannabisindustrie zu<br />
bringen. Der Stand der Technik<br />
bei Potenztests ist die Laboranalyse<br />
repräsentativer Proben von<br />
Cannabisprodukten, entweder<br />
mittels Gaschromatographie<br />
(GC) oder Hochdruckflüssigkeitschromatographie<br />
(HPLC).<br />
Beide Techniken erfordern allerdings<br />
kostenintensive Instrumente,<br />
geschulte technische<br />
Bediener sowie häufige Wartung<br />
und Kalibrierung, um ein konsistentes<br />
Ergebnis zu erzielen. Diese<br />
Komplexität und diese Kosten<br />
haben zu Potenztests geführt,<br />
die jeweils Hunderte Euros kosten<br />
und in externen Labors mit<br />
einer Bearbeitungszeit von Tagen<br />
oder Wochen durchgeführt<br />
werden. Sowohl GC, HPLC<br />
als auch die NIR-Spektroskopie<br />
liefern Ergebnisse basierend<br />
auf Schätzungen. Die HPLC<br />
verwendet dazu etwa chemische<br />
Referenzstandards, die NIR-Spektroskopie<br />
wendet eine Referenzdatenbank<br />
an. Abweichungen<br />
zwischen HPLC-Ergebnissen sind<br />
häufig. Die Ergebnisse unterliegen<br />
der angewandten Analysemethode,<br />
der Gerätekalibrierung, der Probenvorbereitung,<br />
den Fähigkeiten<br />
des Bedieners und der Interpretation<br />
der Ergebnisse. Folglich ist<br />
die HPLC-Leistung menschlichen<br />
Fehlern ausgesetzt. Der Einsatz<br />
von NIR-basierten Untersuchungsverfahren<br />
bietet nach erfolgreicher<br />
Kalibrationsentwicklung und ge-<br />
Laut dem Hersteller wurden die<br />
Sensoren bei der Erstkalibrierung<br />
in zwei zertifizierten Laboren<br />
in Kalifornien und Oregon mit<br />
HPLC-Messungen durchgeführt.<br />
Zu diesem Zweck wurden insgesamt<br />
204 gehärtete Blütenproben<br />
analysiert. Jede Probe wurde gemahlen<br />
und zur besseren Homogenisierung<br />
in einem konischen<br />
Röhrchen gemischt und dann auf<br />
acht Purpl-Pro-Sensoren verteilt.<br />
Die Sensoren zeichneten mindestens<br />
vier und bis zu 30 Nahinfrarotspektren<br />
von jeder Probe<br />
auf. Die Proben wurden über den<br />
Sensoren gedreht, sodass jedes<br />
Probenaliquot auf allen Sensoren<br />
ausgewertet werden konnte. Insgesamt<br />
wurden so 35.293 Nahinfrarotspektren<br />
angefertigt. Nach<br />
dem Scannen im nahen Infrarot<br />
wurden die Reste der jeweiligen<br />
Blütenprobe in einem separaten<br />
konischen Röhrchen rekombiniert<br />
und zur Homogenisierung<br />
gemischt. Diese Proben wurden<br />
dann von einem Cannabis-Testlabor<br />
unter Verwendung von HPLC<br />
analysiert. Die Genauigkeit des<br />
Purpl Pros liegt im Bereich von<br />
34 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Illegales Cannabis im Check (je ein Testlauf)<br />
Schwarzmarkt<br />
Schwarzmarkt<br />
Guerilla-Grow<br />
Schwarzmarkt<br />
+/- 2 Prozent, statistisch gesehen<br />
beträgt sie +/- 1,89 Prozent bei<br />
THC und +/- 0,96 Prozent bei<br />
CBD. Der mittlere absolute Fehler<br />
(MAE) der Feuchtigkeitsvorhersage<br />
des +H20-Packs, für dessen<br />
Erstkalibrierung insgesamt 55 Blütenproben<br />
analysiert wurden, die<br />
10.926 Datesätze ergaben, beträgt<br />
2,4 Prozent. Für den kritischen<br />
Bereich von 10 bis 20 Prozent<br />
Feuchtigkeit beträgt der MAE 1,5<br />
Prozent. Diese Vorhersagefehler<br />
sind vergleichbar mit denen,<br />
die für die Labor-LOD-Analyse<br />
von Cannabisproben gemeldet<br />
Schwarzmarkt<br />
3% 18%<br />
Kleinzeug<br />
25% 14%<br />
Guerilla-Grow<br />
7% 11%<br />
Schwarzmarkt<br />
17% 22%<br />
werden. Der MAE der Wasseraktivitätsvorhersage,<br />
die sowohl<br />
auf Kalibrierungs- als auch auf<br />
Validierungsdatensätzen basiert,<br />
beträgt 0,02 Prozent. Wie bei der<br />
Feuchtigkeitsvorhersage sind diese<br />
Fehler mit denen vergleichbar, die<br />
für die Analyse der Wasseraktivität<br />
im Labor angegeben werden.<br />
Die Qualität von (medizinischem)<br />
Cannabis kann sehr<br />
variieren. Das bringt oft Unsicherheiten<br />
für Konsumenten/<br />
Patienten und ihre Verkäufer oder<br />
die Verordnenden mit sich. Von<br />
großer Bedeutung für eine erfolg-<br />
reiche und optimal durchgeführte<br />
Therapie ist ein detailliertes<br />
Wissen über die Inhaltsstoffe, vor<br />
allem der Cannabinoide. Die Zusammensetzung<br />
und die Konzentration<br />
der Inhaltsstoffe werden<br />
durch zahlreiche Faktoren beeinflusst.<br />
Cannabis ist ein heterogenes<br />
Naturprodukt. Die Varianz<br />
zwischen zwei oder mehr Blüten,<br />
selbst von derselben Pflanze, kann<br />
signifikant sein. Daher kann es<br />
hier zu Abweichungen von Charge<br />
zu Charge kommen. (Bei den<br />
Cannabinoiden von deutschem<br />
Apothekengras ist eine Toleranz<br />
von +/- 10 Prozent des auf dem<br />
Label angegebenen Werts zulässig<br />
– wenn 20 Prozent THC angegeben<br />
sind, darf das Cannabis also<br />
THC-Werte zwischen 18 und 22<br />
Prozent aufweisen.) Beim Testen<br />
sollte man daher immer einiges<br />
beachten, damit es nicht zu einer<br />
Kreuzkontamination der einzelnen<br />
Proben kommt. Hierzu gehört<br />
auch das gründliche Reinigen des<br />
mitgelieferten SLX-Grinders, des<br />
Probenhalters und natürlich des<br />
Sensors mittels Alkoholpads oder<br />
ähnlichem. Das richtige Zerkleinern<br />
der Blütenprobe ist ebenso<br />
wichtig, um eine ordnungsgemäße<br />
Homogenisierung der Probe zu ermöglichen.<br />
Außerdem sollte man<br />
die Blüten von Stängeln trennen<br />
und Ausschau nach Samen halten,<br />
die Messungen beeinflussen<br />
können. Auch sollte man sich<br />
während der Messungen Notizen<br />
darüber machen, in welchem Zustand<br />
sich die Blüten befinden.<br />
Weiterhin sollte man mehrere<br />
Messungen durchführen, um einen<br />
genauen Durchschnittswert<br />
ermitteln zu können.<br />
Obwohl sich der Purpl<br />
Pro eher an Grower und Händler<br />
richtet, waren wir Endkonsumenten<br />
von der <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
natürlich dennoch sehr interessiert<br />
und begeistert von der Idee,<br />
als wir zum ersten Mal davon<br />
gehört hatten. Freundlicherweise<br />
bekamen wir ein Testgerät zur Verfügung<br />
gestellt und natürlich wurden<br />
sogleich einige Messungen<br />
durchgeführt und alle Ergebnisse<br />
erschienen uns absolut plausibel:<br />
das CBD-Gras enthielt viel CBD<br />
und kaum THC, das schwache<br />
Guerilla-Grow-Gras hatte sieben<br />
Prozent THC, das etwas bessere<br />
elf Prozent, Industrie-Kraut 18<br />
Prozent und das Zeug, das alle<br />
superdicht macht, 24 Prozent und<br />
so weiter und so fort. Mehrere<br />
Test von verschiedenen Blüten<br />
und Pflanzen lagen alle im absolut<br />
WEB-TIPP: CANNABIS-MEDIC.DE<br />
Das Forum www.cannabis-medic.de<br />
befasst sich seit nun bereits über<br />
drei Jahren mit dem Thema Cannabis<br />
als Medizin in Deutschland – von<br />
Patienten für Patienten und das<br />
kostenlos, ohne Werbung und anonym.<br />
Besonders das Thema Kostenübernahme<br />
bei den Krankenkassen<br />
findet dort einen Platz für Hilfe, Beratung<br />
und Erfahrungen. Außerdem<br />
werden aktuelle Studien, Nachrichten<br />
sowie Sorten aus der Apotheke<br />
immer aktualisiert und der Community<br />
zur Verfügung gestellt. Insgesamt<br />
sind bereits knapp 3.200<br />
Mitglieder bei cannabis-medic.<br />
de registriert und haben weit über<br />
50.000 Beiträge verfasst. Alle, die<br />
über ihre Erfahrungen mit medizinischem<br />
Cannabis berichten und<br />
über ihren Erfolg oder auch Risiken<br />
und Probleme informieren möchten,<br />
sind dort willkommen. Dazu<br />
gehören auch Menschen, die durch<br />
den Langzeitgebrauch von anderen<br />
Medikamenten Schäden erlitten haben.<br />
Das Forum bietet die Möglichkeit,<br />
sich gegenseitig im Sinn einer<br />
virtuellen Selbsthilfegruppe zu<br />
unterstützen und auszutauschen.<br />
Das Admin- und Moderatoren-Team<br />
besteht ebenfalls aus Patienten, die<br />
sich während ihrer privaten Freizeit<br />
um die Ordnung im Forum kümmern<br />
und allen Mitgliedern bei Rückfragen<br />
gerne zur Verfügung stehen.<br />
realistischen Rahmen. Um mehr<br />
zu erfahren und von einem großen<br />
Erfahrungsschatz mit dem<br />
Purpl Pro zu profitieren, wandten<br />
wir uns dann an das „Cannabis<br />
Medic Forum“ (siehe oben), wo<br />
bereits seit einem Jahr das robuste<br />
Gerät ausgiebig genutzt und<br />
besprochen wird und schon unzählige<br />
Messungen durchgeführt<br />
werden konnten. So wurden mit<br />
dem Purpl Pro auch einige Medizinal-Cannabisblüten<br />
aus der<br />
deutschen Apotheke ausführlich<br />
getestet. Insgesamt zeigt man<br />
sich bei Cannabis Medic sehr beeindruckt:<br />
die Ergebnisse waren<br />
stets akkurat und es gab kaum Abweichungen<br />
zu den angegebenen<br />
Werten bzw. keine Ergebnisse, die<br />
nicht realistisch erschienen. Einige<br />
Sorten wurden ausgiebig über<br />
einen längeren Zeitraum von Cannabis<br />
Medic getestet und mit den<br />
Analysezertifikaten der jeweiligen<br />
Hersteller verglichen. Die Ergebnisse<br />
möchten wir unseren Lesern<br />
natürlich nicht vorenthalten und<br />
präsentieren sie auf Seite 33.<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 35
Grow-Report<br />
HERZ OG<br />
Die Vorräte von Chuck Lore sollten mal wieder um eine<br />
neue Sorte bereichert werden und die Wahl fiel dieses<br />
Mal indicalastig aus, denn eine Herz OG Auto stand auf<br />
dem Programm. Wie bislang üblich wurde eine einzelne<br />
Pflanze angebaut, eine Praxis, die nach diesem Grow in<br />
Zukunft allerdings überdacht werden soll. Doch von Anfang<br />
an, denn zunächst begann alles wie immer immer:<br />
mit einem Samenkorn...<br />
Es war mal wieder an der<br />
Zeit: ein neuer Grow<br />
stand ins Haus. Dieses<br />
Mal wurde eine Herz OG<br />
Auto angebaut. Diese Sorte<br />
trägt ihren Namen nach einem<br />
Herzog ist ein deutscher (Weed-)<br />
Rapper aus Berlin, den wir in<br />
<strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong> 02/2019 ausführlich<br />
vorgestellt und interviewt haben, genau<br />
wie die von ihm in Partnerschaft<br />
mit Exotic Seed herausgebrachte Sorte<br />
Herz OG. Diese liegt inzwischen<br />
auch als eine selbstblühende Version<br />
vor, die Chuck Lore in diesem Artikel<br />
angetestet hat. Herzogs erstes<br />
Album erschien 2008 und dieses Jahr<br />
wurde mit „Herzi“ das bereits siebte<br />
Soloalbum des Rappers veröffentlicht.<br />
Aktuelle Auskopplungen wie „Jeden<br />
Tag higher“ oder „Abgegrast“ können<br />
problemlos beispielsweise über YouTube<br />
angehört werden.<br />
deutschen Rapper (siehe unten),<br />
der in Zusammenarbeit mit dem<br />
Züchter Exotic Seed ein besonders<br />
potentes und leckeres Gras entwickelt<br />
hat. So verkünden es zumindest<br />
die Aussagen dieser Samenbank,<br />
die uns neugierig machten.<br />
Wir schauten uns also die Züchtung<br />
also etwas genauer an und<br />
waren ob der Auswahl der Eltern<br />
überrascht: es wurde eine originale<br />
Herz OG, die Larry OG und<br />
Kosher Kush als Vorfahren hat,<br />
mit einer Gorilla Glue #4 Auto<br />
und einer Black Lemon Auto gekreuzt.<br />
Alleine die Genetik lässt<br />
Indica-Freunde aufhorchen, die<br />
Wirkung des Krauts stellten wir<br />
uns vorab also ganz sicher als körperlich<br />
und recht nachhaltig vor.<br />
Zwar mögen wir diese oft stark sedierenden<br />
Sorten eigentlich nicht<br />
so gerne, aber aus Neugier orderten<br />
wir drei Samen, einzeln waren<br />
sie nicht erhältlich. Die Aufzucht<br />
erfolgte in einem Blumentopf<br />
mit rund fünfzehn Liter Inhalt in<br />
einem Land, in dem der Anbau<br />
einiger weniger Cannabispflanzen<br />
toleriert wird. Wir nahmen erneut<br />
die etwas stärkere Leuchte, weil<br />
wir es noch einmal mit mehr Licht<br />
versuchen wollten. 200 Watt Aufnahmeleistung<br />
war für die kleine<br />
Anbaufläche recht großzügig dimensioniert.<br />
Die photosynthetisch<br />
aktive Strahlung (PAR) in<br />
Bodenhöhe lag mit gemessenen<br />
750 µmol/(s∙m²) an der Grenze<br />
der Photonenstromdichte, die eine<br />
Cannabispflanze zum Großteil<br />
ohne Begasung verarbeiten kann.<br />
Die tägliche<br />
Lichtzufuhr<br />
stellten wir<br />
wie gehabt<br />
auf 18 Stunden<br />
ein,<br />
die meisten<br />
Grower von<br />
selbstblühenden Sorten geben<br />
diese Zeit als optimalen Wert an.<br />
Gedüngt wurde wie immer mit<br />
einem biologischen, durch Kompostierung<br />
gewonnenen Volldünger,<br />
der die Nährstoffe Stickstoff<br />
(N), Phosphor (P) und Kalium (K)<br />
im Verhältnis 13:7:53 (gerundet<br />
2:1:7) bereitstellte. Die Werte mögen<br />
manchen irritieren, besonders<br />
der hohe Anteil an Kalium. Nun<br />
zählt Cannabis ja zu den starkzehrenden<br />
Pflanzen, das ist das eine.<br />
Das andere ist, dass es sich um<br />
einen organischen Dünger handelte.<br />
Und bei solchen Düngern<br />
ist eine Überdüngung praktisch<br />
ausgeschlossen, denn im Boden<br />
lebende Mikroorganismen müssen<br />
die Elemente erst aufschließen,<br />
ehe die Pflanze sie aufnehmen<br />
kann. Das hat einen Vor- und einen<br />
Nachteil. Der Vorteil ist, dass<br />
die Nährstoffe meist in der richtigen<br />
Menge vorliegen. Von Nachteil<br />
ist, dass die Kleinstlebewesen<br />
eine gewisse Zeit benötigen, ehe<br />
sie die gewünschten Verbindungen<br />
bereitstellen. Mineraldünger wirkt<br />
hingegen sofort, kann aber auch<br />
schnell überdosiert werden.<br />
Schon nach vier Tagen<br />
öffnete sich das Samenkorn<br />
und der Keimling reckte sich<br />
dem Licht entgegen. Er wuchs<br />
recht schnell, allerdings neigte<br />
er zum Spargeln, was uns ob der<br />
doch recht üppigen Beleuchtung<br />
wunderte. Nach etwa einer Woche<br />
stand der Sämling selbständig<br />
und entwickelte sich weiter.<br />
Nach zwei Wochen hatte er eine<br />
Spannweite von 17 Zentimetern<br />
und eine Höhe von elf Zentimetern<br />
erreicht, das war ein eher verhaltenes<br />
Wachstum. Zu unserer<br />
Freude legte die Cannabispflanze<br />
in der kommenden Woche jedoch<br />
noch einmal gut zu. Sie lag mit 24<br />
Zentimeter Höhe und einer ebensolchen<br />
Spannweite im unteren<br />
Mittelfeld der bislang angebauten<br />
selbstblühenden Sorten. Die folgende<br />
Woche verdoppelte sich die<br />
Höhe der Pflanze dann beinahe.<br />
Sie war 47 Zentimeter hoch und<br />
auch die Spannweite hatte ein wenig<br />
zugelegt. Besonders erfreuten<br />
uns aber die Blütenstände, die sich<br />
gut sichtbar entwickelten.<br />
Zu unserer großen Verwunderung<br />
waren die großen Blätter<br />
bereits nach der fünften Woche<br />
welk und starben ab. Die Blüten<br />
wuchsen zwar weiterhin gut, aber<br />
der Allgemeinzustand war ungewöhnlich.<br />
Wir hofften inständig,<br />
dass die Pflanze die geschätzten<br />
36 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Do-it-yourself-Experte<br />
Chuck Lore<br />
Herz OG in seiner ganzen Pracht<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 37
GROW-PROTOKOLL<br />
Herz-OG-Blüte<br />
9.5. Tag der Aussaat<br />
13.5. Keimling durchbricht das Erdreich<br />
20.5. Sieben Zentimeter hoch, etwa<br />
acht Zentimeter Spannweite<br />
29.5. Elf Zentimeter hoch, 17 Zentimeter<br />
Spannweite<br />
5.6. 24 Zentimeter hoch, Spannweite<br />
ebenso, Blütenbildung wird deutlich<br />
12.6. 47 Zentimeter hoch, Spannweite<br />
29 Zentimeter, Blütenbildung schreitet<br />
fort<br />
19.6. 56 Zentimeter hoch, Spannweite<br />
unverändert, große Blätter allesamt<br />
welk, Blüten deutlich dicker<br />
26.6. Höhe und Spannweite unverändert,<br />
alle Blätter bis auf die in Blütennähe<br />
welk, Blütenstände relativ dicht<br />
und üppig<br />
3.7. Blüten glitzern silbern, Untersuchung<br />
unter dem Mikroskop ergab<br />
rund 85 Prozent trübe Trichomköpfe,<br />
Pflanze ist schneller als erwartet erntereif<br />
geworden<br />
11.7. Geschätzter Tag der Ernte<br />
11.7. Errechneter Tag der Ernte<br />
laut Samenbank<br />
3.7. Tatsächlicher Erntetag<br />
Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />
55 Tage<br />
Zeit von sichtbarer Keimung<br />
bis zur Ernte: 51 Tage<br />
Erntevolumen (frisch, erste Wahl):<br />
29,7 Gramm<br />
Erntevolumen (getrocknet, erste Wahl):<br />
7,8 Gramm<br />
Ertrag je Tag Wachstum seit Keimung:<br />
0,15 Gramm<br />
feuchter mit in das Pflanzzelt gestellt,<br />
um damit Schimmelbefall<br />
vorzubeugen. Dieser sammelte<br />
das Wasser in einem Behälter, es<br />
war offensichtlich klar und gut.<br />
Allerdings handelte es sich um ein<br />
chemisch reines Kondensat, völlig<br />
ohne die Mineralien, die normalerweise<br />
in der Flüssigkeit gelöst<br />
sind. Und diese Spurenelemente<br />
fehlten der Pflanze nun, weil wir<br />
sie einige Male mit diesem Wasser<br />
gegossen hatten, konkret mangelte<br />
es an Chlor. Natürlich gossen wir<br />
von da an stets mit abgestandenem<br />
Leitungswasser, doch leider kam<br />
die Erkenntnis zu spät, die Cannabispflanze<br />
erholte sich nicht mehr<br />
und weitere Blätter starben ab.<br />
Betrübt realisierten wir, dass man<br />
eben nie auslernt, wir mussten<br />
unsere Bequemlichkeit mit einer<br />
schlechteren Ernte bezahlen.<br />
Zwei Wochen vor dem<br />
errechneten Erntetermin waren<br />
die meisten Blätter welk, nur die<br />
in Blütennähe zeigten eine grüne<br />
Farbe. Die Blüten selbst entwickelten<br />
sich allerdings weiterhin gut,<br />
immerhin. Besonders aber war der<br />
Duft der Pflanze, sie roch durch<br />
und durch lecker mit interessanten<br />
Aromen, die einen hohen Rauchgenuss<br />
versprachen. Genau sieben<br />
Tage später, also eine Woche vor<br />
dem errechneten und geschätzten<br />
Erntetermin, untersuchten wir<br />
die glitzernden Blüten. Und zu<br />
unserer Überraschung waren die<br />
meisten der gut gefüllten Trichome<br />
trübe, die Cannabispflanze<br />
konnte also geerntet werden. Beim<br />
Beschneiden fiel uns auf, dass die<br />
reifen Blüten ungemein harzhaltig<br />
waren. Unsere Hände waren<br />
klebrig und die Schere nach der<br />
Arbeit dick mit Harz überzogen.<br />
Leider war die Erntemenge eher<br />
bescheiden, frisch waren es gerade<br />
einmal 29,7 Gramm, getrocknet<br />
7,8 Gramm. Allerdings gab es<br />
keine zweite Wahl. Alles, was wir<br />
ernteten, war definitiv beste Qualität,<br />
ganz ohne den sonst üblichen<br />
Verschnitt.<br />
Alles in allem muss<br />
man leider doch festhalten, dass<br />
wir uns selbst um unsere Früchte<br />
weiteren drei Wochen bis zur Ernte<br />
durchhalten würde, überprüften<br />
verunsichert die Düngung, die<br />
Beleuchtung und hielten nach saugenden<br />
Insekten Ausschau. Doch<br />
alles schien bestens zu sein, wir<br />
konnten uns das plötzliche Absterben<br />
nicht erklären. Dabei war<br />
der Grund recht simpel, wie wir<br />
dann schließlich bemerkten. Denn<br />
wir hatten einen elektrischen Entder<br />
Arbeit gebracht hatten – zumindest<br />
um einen guten Anteil.<br />
Wirtschaftlich war unser Grow<br />
somit leider nicht: die Stromkosten<br />
betrugen rund 25 Cent<br />
je Kilowattstunde, alles in allem<br />
kamen etwa fünfzig Euro zusammen.<br />
Dazu kamen die anteiligen<br />
Kosten für die Leuchte, das waren<br />
weitere elf Euro. Dann noch neun<br />
Euro für das Samenkorn und fünf<br />
Euro pauschal für Erde, Dünger<br />
und Kleinteile. In der Summe<br />
also circa 75 Euro. Das war für<br />
die geringe Menge ein stolzer<br />
Preis, der uns zum Nachdenken<br />
anregte. Die Idee, bei kommenden<br />
Anzuchten zwei oder drei<br />
Pflanzen parallel anzuziehen,<br />
verwarfen wir jedoch wieder. Es<br />
wäre zwar aufgrund der Leistung<br />
der Leuchte möglich gewesen,<br />
aber der Platz in unserem kleinen<br />
Pflanzzelt ist für drei ausgewachsene<br />
Cannabispflanzen einfach<br />
zu bescheiden. Allerdings nahm<br />
uns ein anderer Gedanke ein. Im<br />
Schnitt brauchen automatische<br />
Sorten ja um die zehn Wochen,<br />
38 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
um nach der Einsaat zur Reife<br />
zu gelangen. Würden wir nun<br />
alle 24 Tage ein Samenkorn einsetzen,<br />
dann könnte die Pflanzleuchte<br />
nach einer gewissen Zeit<br />
fast ununterbrochen drei Pflanzen<br />
beleuchten. Damit wären<br />
die anteiligen Energiekosten je<br />
Ernte auf ein Drittel gesunken,<br />
die Anschaffungskosten ebenso.<br />
Sogleich nahmen wir einen Kalender<br />
und zeichneten auf, was<br />
wir im Kopf hatten.<br />
Unsere Leuchte wäre<br />
also für je drei Pflanzen zuständig,<br />
die allesamt in unterschiedlichen<br />
Wachstumsstadien<br />
wären. Also ein Keimling, eine<br />
Jungpflanze und eine reifere<br />
Pflanze, die kurz vor der Ernte<br />
steht. Und wenn alle 24 Tage<br />
gesät wird, dann kann auch alle<br />
24 Tage geerntet werden – eine<br />
verlockende Vorstellung. Wir<br />
rechneten also erneut aus, was<br />
uns bei diesem Vorgehen die<br />
knapp acht Gramm gekostet hätten<br />
und kamen auf Kosten von<br />
4,40 Euro je Gramm. Das wäre<br />
durchaus akzeptabel und darum<br />
beschlossen wir, es zumindest im<br />
laufenden Jahr wie ausgedacht<br />
zu praktizieren. Zum einen bekämen<br />
wir so unseren Wintervorrat<br />
zusammen und bräuchten in der<br />
kalten Jahreszeit nicht zusätzlich<br />
zu heizen. Zum anderen wäre<br />
eine schlechte Ernte kein Drama<br />
mehr, weil die anteiligen Kosten<br />
sich deutlich reduziert hätten.<br />
Für die Menschen, die sich gerade<br />
fragen, in welchem Abstand<br />
selbstblühende Pflanzen gesät<br />
werden müssen, wenn man nicht<br />
genau drei Exemplare hat, hilft<br />
eine Tabelle zur Übersicht (siehe<br />
rechts). Der im Verhältnis zur<br />
Anzahl geringere Flächenbedarf<br />
bei mehr Pflanzen hat seinen<br />
Grund darin, dass die Töpfe der<br />
kleinen und mittelgroßen Pflanzen<br />
dicht an dicht gestellt werden<br />
können. Die der größeren<br />
müssen aber weiter auseinander<br />
stehen, damit sie sich entwickeln<br />
können. Als Faustregel wurden<br />
für junge Pflanzen 0,05 bis 0,075<br />
Quadratmeter und für reife Gewächse<br />
0,25 bis 0,33 Quadratmeter<br />
zugrunde gelegt.<br />
Abschließend können<br />
wir jedenfalls festhalten, dass<br />
uns die Sorte Herz OG Auto sehr<br />
gefiel, der Geschmack war überzeugend<br />
und die Wirkung wie<br />
erwartet vorwiegend körperlich<br />
mit euphorisierender Nebenwirkung.<br />
Das Gras ist für uns jedoch<br />
Anzahl Pflanzen Einsaat + Ernte alle X Tage Fläche in m 2 (circa)<br />
1 72 0,25<br />
2 36 0,375<br />
3 24 0,5<br />
4 18 0,75<br />
6 12 1,0<br />
8 9 1,25<br />
9 8 1,25<br />
12 6 1,5<br />
18 4 1,75<br />
24 3 2,5<br />
36 2 3,75<br />
72 1 7,5<br />
nichts für den hellen Tag, weil es<br />
uns, besonders bei höherer Dosierung,<br />
fest und für längere Zeit<br />
ans Sofa band. Ärgerlich war der<br />
hohe Preis, den wir wegen unserer<br />
Dummheit zahlen mussten.<br />
Tabelle: Wann Auto-Pflanzen einsäen?<br />
Doch weil wir moderat konsumierten<br />
und den Plan gefasst<br />
hatten, in Zukunft wirtschaftlicher<br />
aufzuziehen, kamen wir gut<br />
darüber weg. Erneut hatten wir<br />
Wichtiges dazugelernt.<br />
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HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 39
Auf eine Tüte mit Cannabis-Legende Tommy chong<br />
STILL<br />
SMOKING<br />
40 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Tommy Chong bereitet sich standesgemäß auf das <strong>Highway</strong>-Interview vor<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 41
Wie kann man Corona am besten aushalten? Na klar,<br />
mit einem Joint und einer guten Unterhaltung. Optimaler<br />
Ansprechpartner für beide Belange ist mit Sicherheit<br />
Tommy Chong und so freuten wir uns in der<br />
<strong>Highway</strong>-Redaktion natürlich auf den Zoom-Termin<br />
mit der Kiffer-Legende schlechthin. Aus den vereinbarten<br />
30 Minuten wurden dann bald zwei Stunden voller<br />
Quatsch und vielem Lachen – ja, die Zeit verging sogar<br />
so schnell, dass wir komplett vergessen hatten, ihn nach<br />
seinen neuen CBD-Produkten zu fragen, die jetzt auch<br />
in Deutschland auf den Markt kommen. Dafür haben<br />
wir einiges über Arnold Schwarzenegger gelernt! Doch<br />
lest selbst...<br />
Tommy Chong nimmt auch mal ein Näschen<br />
Tommy, du wirst im Mai 83<br />
Jahre alt und bist eine der<br />
ersten Stoner-Berühmtheiten<br />
der Welt, wenn<br />
nicht sogar die erste.<br />
Wann hast du zum ersten Mal<br />
gemerkt, dass Marihuana nicht<br />
einfach nur Spaß macht, sondern<br />
dass mehr dahinter steckt?<br />
Das war schon direkt am Anfang<br />
meiner „Cannabis-Karriere“. Ich<br />
bin in Alberta, Kanada aufgewachsen.<br />
Da herrschte echt ein<br />
ziemlich konservatives und rassistisches<br />
gesellschaftliches Klima.<br />
Ich habe mich damals fürs<br />
Bodybuilding interessiert, da ich<br />
als Jugendlicher ziemlich schmal<br />
gebaut war. Und wie ich so in<br />
diese Welt abtauchte, entdeckte<br />
ich einen ganz neuen gesunden<br />
Lifestyle. Bodybuilding besteht<br />
im Grunde zu 85 Prozent aus der<br />
richtigen Ernährung. Ich habe<br />
mich damals gesund ernährt,<br />
habe mich von Alkohol ferngehalten<br />
und die Zigaretten, die<br />
ich hin und wieder rauchte, trieb<br />
ich mir mithilfe vom Marihuana<br />
aus. Zunächst war ich zwar durch<br />
die vielen Gerüchte, die darüber<br />
kursierten, verunsichert, doch<br />
ich fand dann auf eigene Faust<br />
heraus, dass sie nicht der Wahrheit<br />
entsprachen. Ich hab damals<br />
einfach mit ganz wenig angefangen<br />
und mich langsam an die<br />
Wirkung herangetastet. Aber für<br />
mich war es immer schon in erster<br />
Linie Medizin. Mehr als alles<br />
andere hat mir Marihuana aber<br />
geholfen, wenn es um das Thema<br />
Kreativität geht: ich arbeite ja<br />
nicht nur als Schauspieler. Ich bin<br />
auch Musiker, Künstler, Regisseur<br />
und Autor. Und all das habe<br />
ich meiner Liebe zum Cannabis<br />
zu verdanken.<br />
Haben sich deine Konsumformen<br />
von Cannabis im Laufe der<br />
Zeit gewandelt, etwa auch, um<br />
noch gesünder zu konsumieren?<br />
Ich war schon immer der Typ, der<br />
es einfach geraucht hat. Mit den<br />
ganzen Ölen und Extrakten bin<br />
ich erst warm geworden, nachdem<br />
ich auf das Rick-Simpson-Öl<br />
aufmerksam geworden bin. Rick<br />
Simpson hat ja laut eigenen Aussagen<br />
quasi in Eigenregie seinen<br />
Bauchspeicheldrüsen-Krebs, normalerweise<br />
ein Todesurteil, mit<br />
hochkonzentriertem Cannabisöl<br />
behandelt. Das hat angeblich so<br />
gut funktioniert, dass die Ärzte<br />
gar nicht glauben konnten, dass<br />
er vorher überhaupt erkrankt war.<br />
Das hat in Kanada, wo ich herkomme,<br />
hohe Wellen geschlagen.<br />
Dort gab es zu dieser Zeit so wie<br />
auch in den USA für Cannabis<br />
keine Mehrheit, die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz war damals einfach<br />
noch nicht so weit wie heute.<br />
Simpson hat Ärger mit der Justiz<br />
bekommen, nur weil er versucht<br />
hat, sich selbst zu heilen. Die haben<br />
ihm und seinen Anhängern<br />
viele Steine in den Weg gelegt.<br />
Das hat die kanadische Bevölkerung<br />
nicht verstanden. Er und<br />
sein Fall haben somit letztendlich<br />
viel dazu beigetragen, die<br />
Akzeptanz zu steigern. Und vor<br />
allem hat er das Thema Cannabis<br />
wieder auf die Tagesordnung gebracht.<br />
Im Zuge dieses Öl-Hypes<br />
wurde auch der US-Nachrichtensender<br />
CNN auf das Thema<br />
aufmerksam. Dr. Sunjay Gupta,<br />
medizinischer Experte des Senders<br />
und vormals ein Gegner<br />
der Legalisierung, gelang es, die<br />
Zuschauer mithilfe eines Videos<br />
eines krampfenden Säuglings für<br />
sich und für die Sache zu gewinnen.<br />
Nachdem man dem Baby<br />
Cannabisöl verabreicht hatte, trat<br />
eine unmittelbare Linderung der<br />
Beschwerden ein. Das war allerdings<br />
kein Rick-Simpson-Öl,<br />
sondern Charlotte’s-Web-Öl. Wie<br />
dem auch sei, die Bilder des gesundeten<br />
Kindes, das zum ersten<br />
Mal in der Lage war, seine Mutter<br />
zu umarmen, haben die Amerikaner<br />
sozusagen im Sturm erobert.<br />
Das hat die Legalisierungsbewegung<br />
extrem gestärkt. Und heute?<br />
Heute ist medizinisches Marihuana<br />
in fast allen US-Bundesstaaten<br />
legal und ein Staat nach dem<br />
anderen geht dazu über, auch die<br />
Freizeitnutzung zu erlauben.<br />
Du hast natürlich auch deinen<br />
Teil zur Cannabis-Bewegung<br />
und dementsprechend auch zu<br />
den Legalisierungsbemühungen<br />
in Nordamerika beigetragen.<br />
Was kannst du mit deiner Erfahrung<br />
vielleicht hiesigen Aktivisten<br />
empfehlen, um den Prozess<br />
in Deutschland anzukurbeln?<br />
Meiner Erfahrung nach haben<br />
tatsächlich gerade die Deutschen<br />
ein bisschen Weed nötig. Die<br />
Deutschen trinken zu viel Alkohol<br />
und davon werden sie sehr<br />
gemein und sehr still. Und wenn<br />
sie doch mal lachen, dann aus<br />
Schadenfreunde, weil jemandem<br />
etwas Blödes passiert ist, haha,<br />
nein Quatsch, im Ernst: als damals<br />
in Colorado legalisiert wurde,<br />
war ich einer der Ersten, der<br />
die Dispensarys besucht hat. Da<br />
drin sah es aus wie in diesen französischen<br />
Wallfahrtsorten – lange<br />
Schlangen von Versehrten, Beeinträchtigten<br />
und Kranken, die sich<br />
ihre Medizin besorgen wollten,<br />
hatten sich vor den Kassen gebildet.<br />
Cannabis ist in erster Linie<br />
eine Medizin, ein medizinisch anzuwendendes<br />
Produkt. Es macht<br />
keinen Sinn, über die Recreational-Schiene<br />
zu legalisieren.<br />
„Meiner<br />
Erfahrung<br />
nach haben<br />
gerade die<br />
Deutschen<br />
ein bisschen<br />
Weed nötig. “<br />
42 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Cannabis spielt in einer anderen<br />
Liga als Tabak oder Alkohol.<br />
Der medizinische ist definitiv<br />
der richtige Weg, um die Sache<br />
ans Laufen zu kriegen. Wenn du<br />
legalisieren willst, dann brauchst<br />
du keine langhaarigen Hippies,<br />
um die Skeptiker zu überzeugen.<br />
Finde jemanden, der krank ist.<br />
Jemanden, der jeden Tag konsumieren<br />
muss, um gesundheitlich<br />
klarzukommen, um sein Leben<br />
einigermaßen normal bestreiten<br />
zu können. Jemanden, der auf<br />
Cannabis angewiesen ist. Man<br />
muss sich ja nur mal die Kundenstatistiken<br />
der Dispensarys ansehen:<br />
man trifft dort mehr Großmütterchen<br />
als junge Leute. Viele<br />
von ihnen suchen dort etwas, das<br />
ihnen beim Einschlafen hilft. Früher<br />
haben sie abends ihr „medizinisches“<br />
Schnäpschen getrunken,<br />
nun nutzen sie dafür Cannabis.<br />
Meine Frau zum Beispiel nutzt<br />
diese THC-Strips, wenn sie Einschlafprobleme<br />
hat: sie nimmt einen<br />
halben – und zack, sie pennt<br />
sofort weg.<br />
Und im privaten Umfeld?<br />
Es ist sehr wichtig, niemals auf<br />
Leute herabzuschauen, nur weil<br />
sie eine andere Meinung zum<br />
Thema Cannabis haben. Auch<br />
wenn sie mit abgegriffenen<br />
Klischees und Stereotypen ankommen,<br />
behandele sie niemals<br />
wie einen Gegner, sondern wie<br />
diesen einen Freund, der es einfach<br />
nicht besser weiß. Ohne<br />
gegenseitigen Respekt wird es<br />
weder eine Lösung geben, noch<br />
eine vernünftige Debatte. Wir<br />
erziehen die Menschen, die ablehnend<br />
sind, die zweifeln, die<br />
es einfach nicht besser wissen.<br />
Und worauf kommt es beim<br />
Erziehen an? Darauf, ein gutes<br />
Beispiel zu geben. Ich erinnere<br />
mich etwa an meine Schulzeit:<br />
wenn ich zu einem Lehrer keinen<br />
guten Draht hatte, wenn<br />
er mir nicht sympathisch war,<br />
wenn ich ihn nicht respektiert<br />
habe, dann konnte er mir noch<br />
so viel erzählen. Für mich war<br />
das alles Bullshit, ich hab dann<br />
einfach dichtgemacht. Apropos<br />
Erziehung: als ich herausgefunden<br />
habe, dass einer meiner<br />
Söhne Zigaretten raucht, habe<br />
ich ihn damit konfrontiert und<br />
zu ihm gesagt: „Wenn du rauchen<br />
willst, dann rauch einen Joint.<br />
Gar kein Problem. Aber Finger<br />
weg vom Tabak!“ So hab ich das<br />
bei meinen Kindern stets gehalten.<br />
Und jetzt? Eines meine Kinder<br />
„Die Leute<br />
fragen mich<br />
immer, was mein<br />
Lieblings-Strain ist.<br />
Die Sache ist ganz<br />
simpel: meine<br />
Lieblingssorte<br />
heißt Weed.“<br />
raucht hin und wieder mal Marihuana,<br />
alle anderen nicht mal das.<br />
Sind die Zeiten heutzutage für<br />
Kiffer besser?<br />
Man muss sich ja nur mal vor<br />
Augen halten, woher die Ablehnung<br />
kommt, womit alles<br />
angefangen hat. Mit US-Präsident<br />
Richard Nixon, der der<br />
Welt im Schulterschluss mit<br />
der DEA den Drogenkrieg, den<br />
„War on Drugs“, erklärt hat.<br />
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HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 43
Rückblickend muss man leider<br />
auch sagen, dass das Cannabis-Verbot<br />
schon immer rassistisch<br />
motiviert war. Eine rassistische<br />
Gesetzgebung. Kennt ihr<br />
die Four Tops, eine Soul-Band<br />
aus den 60ern? Die waren mal<br />
in Vancouver auf Tour. Als sie<br />
gerade nicht da waren, fand<br />
ein Zimmermädchen einen Roach<br />
im Aschenbecher in deren<br />
Suite. Später am Abend hat die<br />
Polizei das Zimmer gestürmt<br />
und die Four Tops durften die<br />
Nacht in einer Zelle verbringen.<br />
Und dann gab es sogar noch ein<br />
Auftrittsverbot für ganz Kanada<br />
oben drauf. Und das wegen<br />
eines einzigen Joint-Stummels!<br />
Die USA haben sogar andere<br />
Nationen dafür bezahlt, ihre<br />
Cannabisbestände zu vernichten.<br />
Dazu habe ich auch eine<br />
witzige Anekdote auf Lager: es<br />
gibt da diese Insel in Mikronesien<br />
namens Palau. Dort gab<br />
es schon immer eine lebendige<br />
Cannabiskultur. Überhaupt, in<br />
Indien, Pakistan, auch im nahen<br />
Osten, in diesen Kulturen spielten<br />
Cannabiserzeugnisse schon<br />
immer eine wichtige Rolle, sei es<br />
in religiöser oder medizinischer<br />
Hinsicht. Aber ich schweife ab!<br />
Also, die US-Regierung gab der<br />
Regierung von Palau eine Milliarde<br />
US-Dollar pro Jahr, dafür,<br />
dass die ihre Cannabisfelder<br />
vernichteten. Doch die Insulaner<br />
waren schlau: sie bauten<br />
einfach doppelt so viel Cannabis<br />
an, aber nur die Hälfte der Ernte<br />
wurde wie abgemacht vernichtet.<br />
Man darf auch nicht vergessen,<br />
dass das Cannabis-Verbot<br />
schon immer Teil des Kriegs<br />
Arm gegen Reich gewesen ist.<br />
Es waren historisch gesehen<br />
immer vor allem die ärmeren<br />
Schichten, die Cannabis nutzten.<br />
Die „Unberührbaren“ in<br />
Indien zum Beispiel – oder auch<br />
illegale Einwanderer aus Mexiko.<br />
Die haben beim Grenzübertritt<br />
oft Marihuana bei sich, aber<br />
nicht bloß, um high zu werden.<br />
Es ist ihre Medizin, denn zum<br />
Arzt oder in den Drugstore können<br />
sie ja nicht. Also halten sie<br />
sich an das, was die Natur ihnen<br />
zur Verfügung stellt. Und es ist<br />
bares Geld wert, sie können ihren<br />
Beutel im Notfall ohne großen<br />
Aufwand zu Geld machen.<br />
Weed ist also doch The Healing<br />
of the Nation?<br />
Wisst ihr, warum die Leute, die<br />
in den Dispensarys arbeiten, so<br />
zufrieden sind? Warum sie nach<br />
einer langen Schicht noch immer<br />
lächeln? Weil sie wissen,<br />
dass sie etwas Gutes tun, für die<br />
Menschen, für das Land. Sie tragen<br />
mit dazu bei, die Lebensqualität<br />
einer Gesellschaft gravierend<br />
zu verbessern und das gibt<br />
ihnen ein gutes Gefühl. Aber es<br />
macht sie nicht nur glücklich, es<br />
macht sie auch reich. Wir sind<br />
Teil eines Goldrausches. Aber<br />
im Gegensatz zum Edelmetall<br />
hält das „grüne Gold“, um das<br />
es hier geht, nicht ewig. Es kann<br />
bis zu dreimal im Jahr neu ausgesät<br />
und geerntet werden. Und<br />
das jedes Jahr.<br />
Und was glaubst du, werden<br />
die Vereinigten Staaten dieses<br />
oder nächstes Jahr bundesweit<br />
legalisieren?<br />
Ja, ich glaube, es wird noch<br />
20<strong>21</strong> zumindest eine entsprechende<br />
Ankündigung geben. Joe<br />
Biden hatte sich im Wahlkampf<br />
bereits dahingehend geäußert.<br />
Und was die einzelnen Senatoren<br />
angeht: auch die wissen<br />
mittlerweile insgeheim alle, dass<br />
Tommy Chong, tiefenentspannt<br />
Tommy Chong und „Cheech & Chong“<br />
Tommy Chong wurde Ende der<br />
70er-Jahre einem internationalen<br />
Publikum bekannt, nachdem es<br />
ihm gemeinsam mit seinem Partner<br />
Richard „Cheech“ Marin gelang,<br />
eine beliebte Sketchreihe um zwei<br />
Dauer-Stoner von der Stand-up-<br />
Bühne auf die große Kinoleinwand<br />
zu hieven. Ganze fünf Nachfolger<br />
zog der erste „Cheech und Chong“-<br />
Teil nach sich und verschaffte den<br />
beiden Protagonisten im Laufe der<br />
Zeit einige Engagements in hochkarätigen<br />
Produktionen wie etwa<br />
in Robert Rodriguez’ Kultfilmen<br />
Desperado und From Dusk Till<br />
Dawn sowie Martin Scorseses Die<br />
Zeit nach Mitternacht. Chong<br />
hatte bereits Ende der Sechziger<br />
als Komponist und Gitarrist erste<br />
Achtungserfolge in der Unterhaltungsindustrie<br />
verzeichnen können.<br />
Mitte 2008 kam es im<br />
Rahmen einer Nordamerika-Tour<br />
zu einer Wiedervereinigung des<br />
dichten Duos. Spätestens Anfang<br />
der 2000er lernte Chong die Folgen<br />
des „War on Drugs“ am eigenen<br />
Leib kennen: er wurde in die<br />
fragwürdige polizeiliche Untersuchung<br />
um den Bong-Vertrieb eines<br />
seiner Söhne verwickelt, was trotz<br />
eines sauberen Vorstrafenregisters<br />
unerfreulicherweise mit einem<br />
neunmonatigen Gefängnisaufenthalt<br />
endete (siehe S.55). Heute<br />
lebt Chong mit seiner Frau in Los<br />
Angeles, Kalifornien, und gilt noch<br />
immer als einer der wichigsten<br />
US-Cannabis-Aktivisten.<br />
Viel Rauch um Nichts (1978)<br />
44 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
„ICH WAR<br />
SCHON<br />
IMMER DER<br />
TYP, der es<br />
einfach<br />
geraucht<br />
hat. “<br />
das Verbot Quatsch ist. Man<br />
muss doch nur mal schauen,<br />
wie viele US-Politiker und sogar<br />
DEA-Beamte nach ihrer Karriere<br />
in der legalen Cannabisindustrie<br />
neu durchstarten. Sie wissen,<br />
dass es lukrativ ist, aber sie<br />
wissen inzwischen auch, dass es<br />
kein Teufelskraut ist. Dazu trägt<br />
auch die Informationstechnologie<br />
ihren Teil bei: heutzutage<br />
hat jeder jederzeit über sein<br />
Smartphone mit nur ein paar<br />
Klicks Zugang zu allen möglichen<br />
Informationen. Das macht<br />
es einfach herauszufinden, wie<br />
schädlich Marihuana ist oder<br />
wie gesund. Früher hatte man<br />
diese Möglichkeiten nicht in<br />
dem Maß. Aber es steckt eben<br />
auch viel Geld im Schwarzmarkt-Handel,<br />
gerade in den<br />
USA mit ihrer privaten Gefängnisindustrie,<br />
ihren Bounty Hunters<br />
und ihren Kautionsbüros.<br />
Über Umwege verdienen eben<br />
auch die Politiker mit ihren blütenweißen<br />
Westen davon. Deshalb<br />
kommt es zuallererst auf<br />
den Wähler an. Wir, die Wähler,<br />
müssen die Politik erziehen.<br />
Noch mehr Rauch um<br />
überhaupt nichts (1980)<br />
Cheech & Chongs heiße<br />
Träume (1981)<br />
Cheech & Chong im<br />
Dauerstress (1982)<br />
Jetzt raucht überhaupt<br />
nichts mehr (1983)<br />
Jetzt raucht’s wieder<br />
tierisch (1984)
Tommy im heimischen Garten in L.A.<br />
Es war ein langer, steiniger Weg<br />
für uns Cannabis-Aktivisten, doch<br />
wir machen in den letzten Jahren<br />
riesige Fortschritte. Nun haben<br />
die USA einen neue, demokratische<br />
Regierung unter Biden und<br />
Harris und es besteht die berechtigte<br />
Hoffnung auf eine landesweite<br />
Legalisierung. Momentan<br />
geht Nordamerika voran, aber ja,<br />
Europa wird nicht lange auf sich<br />
warten lassen. Man muss ja auch<br />
nur mal unsere Situation im Lockdown<br />
beleuchten. Dadurch, dass<br />
die Leute in der Öffentlichkeit<br />
weniger Alkohol trinken, gibt es<br />
gefühlt deutlich weniger Verbrechen.<br />
All diese alkoholinduzierten<br />
Vergehen, die leider normalerweise<br />
zu unserem Alltag gehören,<br />
fallen gerade zu einem großen<br />
Teil weg. Autounfälle unter Alkoholeinfluss,<br />
Schlägereien, von diesen<br />
Dingen hört man gerade nicht<br />
viel, oder? Marihuana-Konsumenten<br />
sind hingegen hervorragende<br />
Fahrer. Sie mögen vielleicht ein<br />
bisschen zu langsam unterwegs<br />
sein, aber sie benehmen sich im<br />
Straßenverkehr immerhin nicht<br />
wie Verrückte.<br />
Du haste eben angesprochen,<br />
ein gutes Vorbild zu sein, hilft<br />
der Legalisierung. Du selbst bist<br />
sowieso für viele Cannabis-Worker<br />
und Cannabis-Aktivisten ein<br />
Vorbild. Aber hast du eigentlich<br />
auch selbst ein Vorbild aus der<br />
Cannabis-Szene?<br />
Hm, ich kenne natürlich Snoop<br />
Dogg und Willie Nelson persönlich,<br />
die sind toll. Immer wenn<br />
ich mit Willie spreche, erzählt er<br />
mir zuerst einen Witz, aber einen<br />
wirklich guten. Und Snoop, wir<br />
haben immer viel Spaß zusammen.<br />
Es gibt viele gute Leute in<br />
der Cannabis-Szene. Aber die Bodybuilder-Szene<br />
hat mich immer<br />
noch ein Stück mehr beeindruckt.<br />
Bodybuilder sind faszinierend: sie<br />
sind, was sie sind. Sie ziehen sich<br />
nackt aus und stellen sich hin wie<br />
eine Statue. Irgendwie steckt darin<br />
eine große Ehrlichkeit, finde ich.<br />
Ich empfinde eine tiefe Verbindung<br />
zu Arnold Schwarzenegger,<br />
weil wir beide von ganz unten<br />
gekommen sind und gekämpft<br />
haben, um uns einen Namen zu<br />
machen. Ich beobachte ihn schon<br />
sehr lange. Arnold muss einer der<br />
cleversten Menschen sein, die ich<br />
überhaupt kenne. Ich meine, er hat<br />
„ICH GLAUBE,<br />
DIE LEGALI-<br />
SIERUNG AUF<br />
BundesEBENE<br />
WIRD NOCH<br />
DIESES JAHR<br />
ANGEKÜNDIGT. “<br />
46 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
Gut gealtert mit Weed<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Schweizer CBD-Unternehmen Alpinols<br />
ist Tommy Chong gerade<br />
im Begriff auch den europäischen<br />
Markt aufzurollen. Das Vollpektrum-Bio-Hanfsamenöl,<br />
dessen Verpackung<br />
mit Chongs illustriertem<br />
Konterfei verziert ist, ist wahlweise<br />
mit 10 bzw. 30 % CBD-Gehalt<br />
etwa im Shop auf der Website<br />
www.alpinols.com erhältlich<br />
es bis zum Gouverneur gebracht!<br />
Wenn er in den Vereinigten Staaten<br />
geboren worden wäre, hätte er<br />
gute Chancen gehabt, Präsident<br />
zu werden. Das muss man sich<br />
mal vorstellen! Bis zum heutigen<br />
Tag ist Arnolds Verstand scharf<br />
wie ein Messer. Ich erinnere mich<br />
noch, wie er damals nach Amerika<br />
gekommen ist. Ich war gerade<br />
selbst beim Training, als er zum<br />
ersten Mal in unserem Gym auftauchte.<br />
Ich habe ihn wachsen sehen.<br />
Als er ankam, hatte er nichts,<br />
absolut nichts. Und nun ist er hunderte<br />
Millionen Dollar schwer.<br />
Warum? Ich sage euch: viel davon<br />
hat mit Weed zu tun. Aufgrund<br />
seiner strengen Diät, die er als<br />
Bodybuilder halten musste, durfte<br />
Arnold keinen Alkohol trinken.<br />
Er tat nichts, was seinem Körper<br />
hätte schaden können. Also<br />
rauchte er eben Weed, wie alle anderen<br />
aus der Szene auch.<br />
Hast du auch mal mit Arnold zusammen<br />
gekifft?<br />
Ja. Die Bodybuilder haben sich<br />
immer bei irgendwem zuhause<br />
getroffen, um zu feiern. Sie hatten<br />
kein Geld, um ins Kino zu gehen<br />
oder ins Restaurant. Abgesehen<br />
davon macht ein Restaurantbesuch<br />
für einen Bodybuilder wegen<br />
des speziellen Ernährungsplans<br />
auch wenig Sinn. Man fand sie<br />
entweder im Gym, am Strand<br />
oder bei jemandem zuhause. Zum<br />
Beispiel bei Irvin „Zabo“ Koszewski<br />
(ebenfalls eine Bodybuilding-Legende)<br />
der gerne Pot-Partys<br />
schmiss. Die Jungs konnten<br />
an der Bong ziehen wie die Stiere.<br />
Kein Wunder, denn Übungen wie<br />
etwa Bankdrücken stärken auch<br />
die Lungen. Junge, sie zogen so<br />
hart, dass die Bong förmlich explodierten.<br />
Stellt euch das einfach<br />
mal bildlich vor: da sitzen also all<br />
diese ganzen weed-vernichtenden<br />
Muskelberge, Arnold, Zabo und<br />
die anderen, und dazwischen ho-<br />
cke ich, der schmächtige One-Toker,<br />
der nur einen winzigen Zug<br />
nimmt. Mann, haben die vielleicht<br />
blöd geguckt! Dann haben sie mir<br />
die Bong weggenommen.<br />
Haha, das klingt nach einem<br />
großen Spaß. Verrat uns doch<br />
noch zum Abschluss, was wir<br />
immer gerne zuletzt von unseren<br />
Interviewpartnern erfragen:<br />
welche ist deine Lieblingssorte?<br />
Die Leute fragen mich immer,<br />
was mein Lieblings-Strain ist.<br />
Die Sache ist ganz simpel: meine<br />
Lieblingssorte heißt Weed.<br />
.de<br />
VAPORIZER . BERATUNG<br />
. ZUBEHÖR . LITERATUR . WASSERFILTER . KRÄUTER . LIQUIDS<br />
Vaporisation ist die effektivste Methode Kräuter<br />
nahezu schadstofffrei zu konsumieren, deshalb eignet<br />
sie sich bestens zur medizinischen Anwendung.<br />
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HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 47
Zu besuch bei den drei „Green Pioneers“ in Fulda<br />
HANF AUS HESSEN<br />
Hanfanbau in Deutschland – eigentlich ein uralter Hut,<br />
aber dank furchtbarer politischer Entscheidungen in den<br />
letzten Jahrzehnten heutzutage fast schon eine Rarität.<br />
Umso schöner, dass auch junge Menschen sich zum legalen<br />
Hanfanbau hingezogen fühlen und diesen mit voller<br />
Inbrunst betreiben. Unser Reporter Mr. Haze Amaze<br />
durfte sich eine solche Unternehmung einmal vor Ort<br />
anschauen und berichtet in diesem Artikel davon.<br />
48 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 49
Wie wird eigentlich<br />
Hanf in Deutschland<br />
angebaut? Dies ist<br />
eine Frage, die ich<br />
mir schon öfter gestellt<br />
habe, und als sich die Gelegenheit<br />
ergab, einmal bei einem<br />
jungen deutschen Hanf-Unternehmen<br />
hereinzuschauen, war<br />
ich sogleich Feuer und Flamme.<br />
Eingeladen war ich bei den<br />
Green Pioneers, einem jungen<br />
CBD-Unternehmen mit eigenem<br />
Hanffeld im schönen Hessen,<br />
genauer gesagt in Malkes, einem<br />
Stadtteil von Fulda. Also auf<br />
ins Auto und hingedüst. Schon<br />
bald tauchte das Ortsschild Malkes<br />
vor mir auf und kaum hatte<br />
mein Navi seinen Satz vollendet,<br />
war ich auch schon wieder<br />
aus dem kleinen Dörfchen draußen.<br />
Verblüfft schaute ich in<br />
meinen Rückspiegel: in diesem<br />
170-Seelen-Dorf soll ein Cannabis-Unternehmen<br />
angesiedelt<br />
sein? Ich stieg aus meinem Auto<br />
und lief die restlichen Meter zu<br />
Fuß. Google Maps lotste mich<br />
schließlich vor ein großes Mehrfamilienhaus.<br />
Ein kleines an der<br />
Wand angebrachtes Logo verriet<br />
mir, dass ich hier richtig sein<br />
musste. Eine freundliche Dame<br />
öffnete mir die Tür. Nun stand<br />
ich in einem normalen Hausflur<br />
und war mir nicht mehr ganz so<br />
sicher, ob ich mich nicht doch in<br />
der Haustür geirrt hatte.<br />
Schließlich empfingen<br />
mich dann zwei der drei<br />
Gründer von Green Pioneers,<br />
Philipp und Kurt. Wir gingen in<br />
ein kleines Bürozimmer im Keller<br />
des Hauses, wo man schon<br />
deutlich besser erkennen konnte,<br />
dass ich bei den Green Pioneers<br />
angekommen war. Hier ist das<br />
Logo auf Fenstern, Wänden,<br />
Laptops und ihren T-Shirts zu<br />
sehen. „Herzlich willkommen in<br />
unseren bescheidenen Büroräumen,“<br />
begrüßt mich Philipp<br />
lächelnd. „Das ist Kurt, unser<br />
drittes Mitglied Marc konnte<br />
heute leider nicht kommen. Wir<br />
sind, wie man sieht, ein relativ<br />
kleines Start-up, aber wir haben<br />
uns direkt hohe Ziele gesetzt.<br />
Wir sehen uns auch nicht ausschließlich<br />
in der Rolle eines<br />
Unternehmens, sondern auch<br />
in der Rolle der Aktivisten. Das<br />
Thema Cannabis und CBD hat<br />
uns immer sehr interessiert und<br />
wir hatten auch schon länger den<br />
Gedanken, etwas in dieser Richtung<br />
auf die Beine zu stellen. Als<br />
wir dann von den Plänen der kanadischen<br />
Unternehmen hörten,<br />
die riesige Cannabisplantagen in<br />
Deutschland aufbauen wollen,<br />
dachten wir uns, so was können<br />
wir doch auch. Für einen Anbau<br />
im größeren Stil haben wir an<br />
unserem Standardort alles, was<br />
wir brauchen, da meine Familie<br />
in der Landwirtschaft tätig ist.“<br />
Kurt schaltet sich dazu<br />
und berichtet: „Sechs Hektar<br />
Anbaufläche, vier davon für die<br />
Saatgut-Gewinnung und zwei<br />
für Blätter und Blüten. Es war<br />
ein wunderschöner Anblick und<br />
machte richtig Spaß bei gutem<br />
Wetter durch dieses Feld zu streifen.“<br />
Und das glaube ich Kurt<br />
aufs Wort, als ich schließlich die<br />
endlos scheinenden Reihen aus<br />
Cannabispflanzen betrachte. „Wir<br />
haben die Sorte Futurola 75 ausgewählt,<br />
eine 50-50-Sorte zur Faser-<br />
und Samengewinnung. Daher<br />
haben die Pflanzen allesamt<br />
einen sehr langen, unbewachsenen<br />
Stamm und die Blüten sitzen<br />
wie bei einer Ähre ganz oben<br />
auf. Eigentlich dachten wir zuerst,<br />
dass diese Sorte nicht sonderlich<br />
viele Harzkristalle bilden<br />
könnte. Aber wir wurden positiv<br />
von den Pflanzen überrascht.<br />
Insgesamt haben wir ungefähr<br />
10.000 geschnürte Pflanzenbündel<br />
von diesem Feld getragen<br />
und am Ende eine getrocknete<br />
Ernte von rund 1,4 Tonnen Material<br />
erzielt.“<br />
Gedanklich fiel mir die<br />
Kinnlade auf den Boden, doch<br />
ich konnte die Fassung wahren.<br />
Aber wie genau bekommt man<br />
denn nun eine solch große Ernte<br />
von der verwurzelten Pflanze<br />
in einen Raum zum Trocknen?<br />
Denn jeder, der schon einmal<br />
mehr als eine einzelne Cannabispflanze<br />
geerntet hat, kann ein<br />
Lied davon singen, wie zeitaufwendig<br />
und anstrengend so eine<br />
Ernte werden kann. „Tatsächlich<br />
haben wir uns da anfänglich etwas<br />
verschätzt“, verrät Kurt:<br />
„Wir wollten das Feld ursprünglich<br />
in Handarbeit abernten, da<br />
wir keine passenden Gerätschaften<br />
zum Ernten von dieser spezifischen<br />
Nutzpflanze zur Verfügung<br />
hatten. Also haben wir<br />
eine Aktion gestartet und über<br />
zwei Wochen hinweg freiwillige<br />
Erntehelfer gesucht, wovon sich<br />
Gemeinsam ist allen „Pioneers“ die Liebe zum Hanf<br />
auch einige bei uns einfanden.<br />
Sogar ein Junggesellenabschied<br />
war gekommen. Wieso auch<br />
nicht? Wer auf Cannabis steht,<br />
hat auch Freude an der Ernte<br />
und packt motiviert mit an. Insgesamt<br />
hatten wir so um die fünfzig<br />
Helfer in dieser Zeit. Doch<br />
da wir auch so nicht wirklich<br />
vorangekommen sind, haben wir<br />
uns eine provisorische Erntemaschine<br />
selbst gebaut.“ Mit einem<br />
stolzen Grinsen zeigt er Bilder<br />
von einer Erntekonstruktion vor,<br />
die an einem Traktor angebracht<br />
wurde: „Alles Marke Eigenbau.“<br />
Ein sechs Hektar großes<br />
Hanffeld, durch das mehrere<br />
Dutzend Menschen laufen und<br />
sogar eine eigens konstruierte<br />
Ernte-Maschine, die an einem<br />
Traktor befestigt ist – ist das<br />
nicht ein gefundenes Fressen für<br />
„besorgte Mitmenschen“, die daraufhin<br />
die Polizei verständigen?<br />
„Wir hatten hier am Feld nicht<br />
einen einzigen unerfreulichen<br />
Polizeibesuch. Wir sind direkt<br />
mit kompletter Transparenz und<br />
Offenheit an das Thema herangegangen<br />
und von uns aus auf<br />
die unterschiedlichen Institutionen<br />
zugegangen: ‚Hallo, wir wollen<br />
ein Hanffeld anbauen. Wer<br />
etwas dagegen hat, sagt es uns<br />
bitte jetzt!‘ Und tatsächlich haben<br />
wir Tipps und Hilfestellungen<br />
anstatt Gegenwind erhalten.<br />
Für die Allgemeinheit haben wir<br />
direkt am Feld auch einen kleinen<br />
umzäunten Garten angelegt,<br />
in dem man sich informieren<br />
und die Pflanzen aus nächster<br />
Nähe betrachten kann. Es liegt<br />
uns schließlich auch sehr am<br />
Herzen, dass Hanf wieder in der<br />
Gesellschaft akzeptiert und etabliert<br />
wird. In diesem Garten können<br />
sich die Leute selbst davon<br />
überzeugen, dass es sich hierbei<br />
lediglich um eine gewöhnliche<br />
Pflanze handelt, die aber ein<br />
großes medizinisches Potenzial<br />
besitzt.“<br />
Na, das klingt doch für<br />
mich nach wahrer Aktivistenarbeit.<br />
Doch zurück zum Thema<br />
Ernte, denn noch immer will<br />
ich wissen, wie eine solch große<br />
Menge an Pflanzenmaterial<br />
getrocknet und weiterverarbeitet<br />
wird, da sie sehr viel Platz zum<br />
Trocknen und eine stetige Überwachung<br />
der Temperatur und<br />
Luftfeuchtigkeit im Trocknungsraum<br />
benötigt. Kaum hatte ich<br />
die Frage ausgesprochen, gingen<br />
wir aus dem kleinen Büro hinaus<br />
über einen Hof und standen vor<br />
50 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
einem großen hölzernen Schiebetor,<br />
wie man es von landwirtschaftlichen<br />
Gebäuden kennt.<br />
Kurt öffnete eine Tür und wir<br />
betraten eine große leere Halle.<br />
An der Decke waren Luftschleusen<br />
und große Ventilatoren angebracht<br />
und der Fußboden unter<br />
uns war komplett versiegelt.<br />
„Das hier ist unsere Trocknungshalle.<br />
Und diese Größe brauchen<br />
wir auch für die Mengen, die wir<br />
hier drinnen trocknen. Die Technik<br />
haben wir uns auch komplett<br />
selbst zusammengeschustert und<br />
jetzt können wir anhand eines<br />
Tablets genau analysieren, wie<br />
hoch die Temperatur und die<br />
Luftfeuchtigkeit an verschiedenen<br />
Stellen des Raums ist. Dementsprechend<br />
können wir gezielt<br />
mit verstärkter oder verringerter<br />
Umluft gegenwirken. Aber auch<br />
für die Trocknung haben wir<br />
schon wieder neue, verbesserte<br />
Pläne mit Containern und einer<br />
Heizanlage, die mit Biogas betrieben<br />
wird. Damit können wir<br />
die Trocknungszeit noch etwas<br />
reduzieren.“<br />
Nach einer kurzen<br />
Vorführung des Lüftungssystems<br />
geht es weiter in die „Extraktionskammer“,<br />
allerdings wird<br />
hier kein CBD extrahiert, sondern<br />
Speiseöl aus Hanfsamen.<br />
Eine Maschine presst das Öl aus<br />
den Samen und lässt es in einen<br />
großen Behälter laufen. Die ausgepressten<br />
Samen fallen vorne<br />
aus der Maschine heraus und<br />
plumpsen in eine Tonne. Beim<br />
dumpfen Aufprall eines zusammengepressten<br />
Samen-Blocks auf<br />
den Tonnenrand schießt mir ein<br />
Gedanke durch den Kopf: Moment<br />
mal, hieß es nicht, Green<br />
Pionieers ist ein CBD-Unternehmen?<br />
„Ja, das ist auch korrekt,<br />
nur dass wir uns in dem Bereich<br />
etwas anders positioniert haben:<br />
wir bauen hier nachhaltig und<br />
regional unsere Pflanzen an.<br />
Die Samen werden zu Speiseöl<br />
verarbeitet, da sie sowieso keinen<br />
nennenswerten CBD-Gehalt<br />
aufweisen. Unsere Blüten und<br />
Schnittreste schicken wir an ein Extraktionsunternehmen<br />
in Bayern,<br />
das daraus mittels CO ²<br />
-Extraktion<br />
ein hochwertiges CBD-Extrakt<br />
herstellt. Dieses vermischen wir<br />
dann wieder mit unserem selbst gepressten<br />
Speiseöl und bekommen<br />
so ein homogenes Produkt, das wir<br />
auf den Namen „Hanf Krafttropfen“<br />
getauft haben. Die Extraktion<br />
dürfen wir aufgrund betäubungsmittelrechtlicher<br />
Bestimmungen<br />
Die Green Pioneers, hier Kurt und Philipp, wollen hoch hinaus<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 51
Marc, Philipp und Kurt (v.l.n.r.) sind als Green Pioneers mit voller Leidenschaft dabei<br />
nicht selbst durchführen, deshalb<br />
mussten wir uns einen lizenzierten<br />
Partner suchen. Wir sind besonders<br />
stolz darauf, dass wir diesen<br />
kompletten Produktionsprozess<br />
vom Anbau bis in die Flasche in<br />
Deutschland realisieren konnten.“<br />
Aber wieso nicht einfach<br />
Blüten verkaufen? Aktuell<br />
schießen die CBD-Shops doch nur<br />
so aus dem Boden und viele davon<br />
haben oft mit Lieferengpässen zu<br />
kämpfen. Wäre es daher nicht sinnvoll<br />
die Blüten direkt zu verkaufen?<br />
„Na ja, auch hier gibt wieder einiges<br />
zu beachten. Einerseits ist es<br />
bestenfalls eine rechtliche Grauzone,<br />
wenn unverarbeitete Cannabisblüten<br />
mit CBD an Privatkunden<br />
abgegeben werden. Doch es gibt<br />
einen viel wichtigeren Aspekt.“<br />
Philipp reicht mir mit diesen Worten<br />
ein Glas<br />
mit einigen<br />
der geernteten<br />
Blüten:<br />
„Hier in<br />
Deutschland<br />
dürfen wir<br />
CBD-Cannabis<br />
nicht<br />
unter kontrollierten<br />
Bedingungen,<br />
also indoor,<br />
anbauen.<br />
Draußen<br />
wachsen die<br />
Pflanzen<br />
unterschiedlich<br />
gut oder<br />
schlecht,<br />
auch männliche<br />
Pflanzen<br />
dürfen<br />
nicht entfernt<br />
werden. Die<br />
Blüten haben<br />
somit alle<br />
eine unterschiedliche<br />
Qualität und<br />
beinhalten<br />
viele Samen.<br />
Somit ist der<br />
Wirkstoffgehalt<br />
in unseren<br />
Blüten<br />
sehr unterschiedlich. Viele Shops<br />
verkaufen ihre Produkte zwar mit<br />
ungefähren Angaben wie „zwei bis<br />
sechs Prozent“, das ist für Kunden,<br />
die auf einen einheitlichen<br />
CBD-Gehalt zu Dosierungszwecken<br />
angewiesen sind, allerdings<br />
suboptimal. Ein Sprung von zwei<br />
zu sechs Prozent ist schon ein<br />
ziemlich großer. Mit unserem Konzept<br />
können wir den Konsumenten<br />
ein Produkt anbieten, bei dem jeder<br />
Tropfen die exakt gleiche Wirkstoffmenge<br />
enthält. Das macht das<br />
Dosieren um ein Vielfaches einfacher<br />
und genauer.“<br />
Das klingt alles in allem<br />
schon sehr stimmig und die Jungs<br />
scheinen ihre Prozesse gut durchdacht<br />
zu haben. Und was sind die<br />
zukünftigen Ziele eines solchen<br />
jungen, aufstrebenden Start-ups?<br />
„Wir wollen auf jeden Fall unser<br />
Feld vergrößern – von sechs<br />
auf dreißig Hektar. Dazu werden<br />
wir unsere Trocknungsprozesse<br />
ebenfalls neu dimensionieren und<br />
optimieren. Unser Hauptaugenmerk<br />
liegt dabei auf den Aspekten<br />
Nachhaltigkeit, Regionalität und<br />
Transparenz. Wir wollen, dass<br />
die Konsumenten durchgehend<br />
Einsicht in die Prozessschritte haben,<br />
damit sie sich am Ende auch<br />
wirklich sicher sein können, was<br />
sie konsumieren. Zusätzlich sollen<br />
durch diese Transparenz und den<br />
regionalen Anbau Berührungsängste<br />
mit dem Thema Cannabis<br />
als solches vermindert werden.“<br />
Das alles klingt sehr ambitioniert<br />
und als ich die Frage stelle, wie<br />
lange das Ganze geplant und umgesetzt<br />
wurde bzw. die wievielte<br />
Ernte das sei, entgleiten mir bei<br />
der Antwort dann doch die Gesichtszüge:<br />
das ganze Projekt von<br />
der Idee bis zum ersten Versand<br />
des getrockneten Materials an<br />
den Extrakt-Hersteller haben die<br />
Jungs in gerade einmal einem<br />
einzigen Jahr auf die Beine gestellt.<br />
Auch das Feld hatten sie<br />
zum allerersten Mal bestellt und<br />
geerntet – und dann eben direkt<br />
ein Sechs-Hektarfeld. Respekt!<br />
Das alles ist nun schon<br />
über ein Jahr her und ich habe bei<br />
Philipp nachgehorcht, inwieweit<br />
die ambitionierten Ziele in den<br />
Zeiten der Pandemie umgesetzt<br />
werden konnten. Und tatsächlich<br />
haben die Jungs ihr Feld auf 32,5<br />
Hektar vergrößert, die Erntemenge<br />
mithilfe einer neuen Erntemaschine<br />
um das Siebenfache<br />
gesteigert, eine neue Trocknungsanlage<br />
in Betrieb genommen<br />
und sogar Studien zu ihrem Produkt<br />
durchgeführt. „Wir haben<br />
die Zeit der Corona-Pandemie<br />
also gut genutzt. Ich muss zugeben,<br />
zuerst hat sie uns natürlich<br />
schwer getroffen, wie jeden anderen<br />
auch. Aber wir haben diesen<br />
wirtschaftlichen Stillstand gut<br />
genutzt. Durch die neuen Zertifizierungen<br />
und Studien dürfen<br />
wir unser Produkt jetzt auch so<br />
bewerben, wie wir es wollen. Und<br />
das Beste ist, dadurch können wir<br />
sogar Online-Zahlung anbieten,<br />
was den meisten unserer Konkurrenten<br />
untersagt ist. Die meisten<br />
Online-Zahlungsdienstanbieter<br />
verweigern in der Regel grundsätzlich<br />
jegliche Geschäfte mit<br />
Unternehmen, die etwas mit<br />
Cannabis am Hut haben.” Neue<br />
Produkte sind auch bereits in<br />
der Entwicklungsphase und<br />
auch darüber hinaus gibt es<br />
noch viele Pläne. Wenn das mal<br />
kein Pioniergeist ist!<br />
52 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
HIGHWAYabo<br />
& MEHR<br />
inklUSIVE!
Man muss ja zugeben, dass<br />
amerikanische Nummernschildern<br />
im Allgemeinen Nummernschild<br />
optisch deutlich mehr hermachen<br />
Dekoration<br />
als die aus Deutschland bekannten,<br />
langweiligen schwarz-weißen<br />
etsy.com<br />
Zahlen- und Buchstabenkolonnen.<br />
Auf den US-Pendants hingegen<br />
kann man sich aus Gestalter-Perspektive so richtig austoben. Farbenfrohe<br />
Illustrationen, auffällige Typografie: hier wird jeder Zentimeter auf dem Blech<br />
genutzt, um für die entsprechende Region zu werben. Kein Wunder, dass so<br />
eine „Collage“ aus mehreren zerschnittenen Schildern, wie etwa die von Etsy-Verkäufer<br />
„TravelingSoulStudio“, richtig was her macht und sich an der<br />
Wand eines jeden Kifferzimmer sehen lassen kann.<br />
<strong>Highway</strong>-Leser der ersten<br />
Stunde mögen sich noch<br />
an unsere Rubrik namens PICK UP! HIGH5<br />
„High Five“ erinnern, in der jeweils<br />
fünf Fakten zu einem Cannabis-Thema<br />
grafisch aufbereitet z. B. bei rewe.de<br />
Schoko-Keks mit Hanfsamen<br />
wurden. Die Seite im Heft gibt es<br />
leider nicht mehr, doch auf das<br />
Wortspiel ist man nun auch beim Keks-Produzent Bahlsen gekommen. Also<br />
steht High5 jetzt eben im Süßigkeitenregal gleich neben den Butterkeksen.<br />
Wer das reguläre Pick Up! mag, wird sich auch mit der neuen Variante anfreunden<br />
können, die mit crunchy Hanfsamen in der Schoko-Schicht punkten<br />
kann. Ob das Traditionsunternehmen wohl auch an einer Anzeige im<br />
<strong>Highway</strong> interessiert wäre, wenn man schon so offen für Cannabis ist? Also<br />
bitte! Es prangen zwar fett die Hanfblätter auf der Packung, aber doch nur,<br />
damit das Geld der Kunden schneller fließen kann...<br />
BIOBIZZ<br />
Microbes Powder<br />
Mikroorganismen<br />
biobizz.com<br />
Biobizz World Wide Organics<br />
ist seit Jahrzehnten bekannt<br />
und beliebt auf dem<br />
Markt der hundertprozentig biologischen<br />
Produkte und bietet<br />
beständig innovative Lösungen<br />
für Grower an, die sowohl hohe<br />
Qualität als auch hohe Ernten<br />
erwarten. Zur Biobizz-Produktpalette<br />
gesellt sich nun Biobizz Microbes Powder, eine hochkonzentrierte<br />
Mischung aus aktiven Mikroorganismen, wie gehabt zu hundert Prozent<br />
biologisch. Diese Mischung besteht aus nützlichen Bakterien, Trichoderma<br />
und Enzymen, die die Nährstoffauflösung und -absorption erhöhen,<br />
was sich wiederum in mehr Biomasse äußert und zu besseren organoleptische<br />
Eigenschaften des Endprodukts führt. Biobizz Microbes Powder ist<br />
ab sofort bei allen Biobizz-Verkaufsstellen zu haben, im Zweifel einfach<br />
nachfragen.<br />
Aktivkohlefiltertips sind buchstäblich<br />
in aller Munde! Die<br />
Black Active Filter von Gizeh GIZEH BLACK<br />
überzeugen Cannabisfreunde ja<br />
Active Filter<br />
schon längere Zeit, von daher gab<br />
es an der „Rezeptur“ nichts zu beanstanden.<br />
Dafür hat sich bei der Ver-<br />
gizeh-online.de<br />
packung aber etwas getan: anstelle<br />
der bisher genutzen einfachen Lasche kommt nun ein praktischer Filterspender zum<br />
Einsatz – damit wird jeder der 34 Active Filter einzeln entnehmbar. So bleiben die<br />
Filter beispielsweise beim Transport in einem Rucksack gut geschützt – und die neue<br />
Schachtel verhindert herumfliegende Aktivkohlekrümel. Die „inneren Werte“ der<br />
Filter bieten die gewohnte Gizeh-Qualität: durch die Keramikkappen, mit denen sie<br />
an beiden Enden ausgestattet sind, lassen sie sich beidseitig eindrehen. Die verwendete<br />
Aktivkohle wird nachhaltig aus Kokosnussschale gewonnen.<br />
54 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
STONER WATCHLIST<br />
Das hier geht raus an alle<br />
gebeutelten Hanf-Unternehmer,<br />
denen noch<br />
das letzte Fitzelchen<br />
Hanf-Tee ohne Chance<br />
auf Entschädigung unter dem<br />
Hintern wegbeschlagnahmt wurde,<br />
an all die verunsicherten<br />
Endkonsumenten, die gerade<br />
mal wieder verzweifelt versuchen,<br />
zu erkennen, ob die hellen<br />
Pünktchen im gerade gekauften<br />
Schwarzmarkt-Marihuana<br />
einfach nur Trichome sind oder<br />
vielleicht doch „HM-DZ495-<br />
4MM-68674090“. An alle, die<br />
sich gerade Tausende von Euros<br />
für eine MPU vom Mund<br />
absparen müssen, weil sie vor<br />
Wochen ein paarmal zu oft an<br />
der Tüte gezogen haben: schaut<br />
euch diese Doku an! Nicht etwa,<br />
weil darin irgendwelche Patentlösungen<br />
angeboten würden.<br />
Sondern ganz einfach deshalb,<br />
weil es guttut zu sehen, dass es<br />
Menschen gibt, die unter noch<br />
abstruseren Anschuldigungen zu<br />
leiden haben bzw. hatten und<br />
sich dennoch nicht unterkriegen<br />
lassen. Und, weil es Hoffnung<br />
macht, zu sehen, wie schnell sich<br />
substanziell etwas zum Positiven<br />
ändern kann: klar, das geht nicht<br />
von heute auf morgen, aber die<br />
Tatsache an sich ist unbestreitbar.<br />
Noch Mitte der 2000er-Jahre<br />
wurden, wie einem dieser Film<br />
vor Augen hält, US-amerikanische<br />
Cannabis-Unternehmer<br />
derart drangsaliert, dass selbst<br />
einem Wenzel Cerveny die Ohren<br />
schlackern würden. Ein paar<br />
Jahre später gab es trotzdem die<br />
erste vollständige Legalisierung<br />
im Land, die sich zur Genugtuung<br />
aller Cannabisfreunde im<br />
Rückblick nur als der erste umgefallene<br />
Dominostein erwiesen<br />
hat. Und heute? Da ziehen<br />
US-Moderatoren live im TV am<br />
a/k/a Tommy Chong<br />
Tragikomödie<br />
USA<br />
Erscheinungsjahr: 2008<br />
Regie: Josh Gilbert<br />
Länge: 80 Minuten<br />
Mit Tommy Chong, Lou Adler,<br />
Jay Leno, Bill Maher, Cheech Marin<br />
Joint, da gibt es Gratis-Tüten als<br />
Belohnung für den Impfnachweis<br />
und die Verfechter des „War on<br />
Drugs“ geraten zusehends ins<br />
Hintertreffen. Die Dokumentation<br />
a/k/a Tommy Chong von<br />
Josh Gilbert erzählt die Ereignisse<br />
rund um die von der Drug<br />
Enforcement Agency (DEA)<br />
durchgeführten „Operation Pipe<br />
Dreams“ nach, im Zuge derer<br />
auch Cannabis-Legende Tommy<br />
Chong unter die Räder geriet.<br />
Wie es den Behörden letztendlich<br />
gelang, Chong für neun Monate<br />
ins Gefängnis zu stecken,<br />
gibt beredtes Zeugnis über<br />
gefährliche staatliche Willkür<br />
und führt den ansonsten so<br />
hoch gehaltenen Freiheits-Gedanken<br />
der amerikanischen<br />
Verfassung ad absurdum. Ziel<br />
der „Operation Pipe Dreams“,<br />
war es, der Cannabis-Culture<br />
einen Schlag zu versetzen,<br />
indem man die Betreiber von<br />
eigentlich legalen Headshops,<br />
Glasherstellern etc. durch<br />
Razzien und Beschlagnahmungen<br />
unter Druck setzte<br />
und so zumindest temporär<br />
ihrer Existenzgrundlage beraubte.<br />
Hmm, kommt das hier<br />
vielleicht irgendwem bekannt<br />
vor? Bong-Hersteller „Chong<br />
Glass“ und dem dazugehörigen<br />
Online-Vertrieb „Nice<br />
Dreams“, beide nicht einmal<br />
von Chong selbst gegründet<br />
und geführt, sondern von seinem<br />
Sohn Paris, fielen dabei<br />
eine für die Außendarstellung<br />
besonders wichtige Rolle zu:<br />
in Anbetracht des Promi-Status<br />
von Tommy Chong wollte<br />
man wohl ein medienwirksames<br />
Exempel statuieren. Verdeckte<br />
DEA-Agenten gaben<br />
sich als Kunden aus, um sich<br />
Bongs aus dem Hause Chong<br />
in einen restriktiven Bundesstaat<br />
senden zu lassen. Ein klarer<br />
Straftatbestand, weshalb man<br />
die Bestellung von Betreiberseite<br />
auch mit Hinweis auf die Gesetzeslage<br />
ablehnte. Da man Chong<br />
Glass/Nice Dreams so nicht festnageln<br />
konnte, ging man einen<br />
Schritt weiter, und schleuste erfolgreich<br />
DEA-Agenten als Hilfsarbeiter<br />
in den Wasserpfeifen-Vertrieb<br />
ein, die dann kuzerhand<br />
selbst die ursprünglich abgelehnte<br />
Warensendung ermöglichten.<br />
Unfassbar? Es kommt noch besser:<br />
Tommy Chong wurde als<br />
einziger Nicht-Vorbestrafter von<br />
mehreren Dutzend Beschuldigten<br />
der „Operation Pipe Dreams“<br />
mit neun Monaten Gefängnis bedacht.<br />
Und tatsächlich kommt es<br />
sogar noch besser: in den Akten<br />
machen die Staatsanwälte keinen<br />
Hehl daraus, dass Chongs<br />
hohes Strafmaß vor allem seiner<br />
Ausnahmestellung als Cannabis-Ikone<br />
zu verdanken sei. In<br />
diesem Zusammenhang wird sogar<br />
explizit der erste „Cheech und<br />
Chong“-Film und die darin vorkommende<br />
Verhohnepiepelung<br />
staatlicher Marihuana-Dämonisierung<br />
erwähnt. Puh, da ist aber<br />
jemand ganz schön nachtragend.<br />
Und außerdem spendabel, denn<br />
die ganze Aktion hat den amerikanischen<br />
Steuerzahler damals<br />
über 12 Millionen Dollar gekostet.<br />
Gut, dass derartige Auswüchse,<br />
zumindest in Nordamerika,<br />
langsam aber sicher der Vergangenheit<br />
angehören.<br />
Regisseur Gilbert unterfüttert<br />
seine nüchtern erzählte<br />
Doku mit zahlreichen Statements<br />
von prominenten Fürsprechern<br />
Chongs wie etwa den Talkmastern<br />
Bill Maher und Jay Leno, Hollywood-Schauspieler<br />
Peter Coyote<br />
und last but not least natürlich<br />
Richard „Cheech“ Marin. Dazwischen<br />
platziert er auch immer wieder<br />
intimere Szenen aus dem Alltag<br />
Chongs und seiner Frau Shelby, was<br />
die Diskrepanz zwischen dem Bild,<br />
das die Strafverfolgungsbehörden<br />
zeichneten, und der Realität noch<br />
unterstreicht. Und wie kommentierte<br />
Tommy Chong selbst das ganze<br />
Schlammassel? Der bezeichnete die<br />
beschlagnahmten Bongs auf seine<br />
unnachahmliche Weise als „die einzigen<br />
Massenvernichtungswaffen,<br />
die die Bush-Administration jemals<br />
gefunden hat“.<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 55
HÖRT, HÖRT!<br />
„Das Zeug ist reines Gift. Die Drogen haben<br />
extrem hohe Wirkstoffgehalte, das ist lebensgefährlich.“<br />
- Herbert Reul, CDU-Innenminister von NRW<br />
INSTAGRAM-<br />
PinNwand<br />
@dr.weed247<br />
@visualsbyb3ta<br />
@esoteric.420<br />
„An Drogen gehen Kulturen<br />
nur kaputt, wenn<br />
sie von außen kommen<br />
und mit dem gehörigen<br />
Gleichgültigkeits- und<br />
Vernichtungswillen eingesetzt<br />
werden: Siehe<br />
Feuerwasser! Die Indigenen<br />
mümmeln, kauen,<br />
schlucken und spritzen<br />
ansonsten seit 20.000<br />
Jahren irgendwelches<br />
Zeug zwecks Erleuchtung,<br />
Traum, Heilung<br />
oder Spaß.“<br />
Thomas Fischer,<br />
Der Spiegel<br />
„Der Humboldt-Fichtenmarder<br />
(Martes americana<br />
humboldtensis) ist ein<br />
zähes, kleines Raubtier,<br />
das sogar in Bienenstöcke<br />
eindringt, um dort<br />
honiggefüllte Waben und<br />
Larven zu fressen. Seine<br />
Hauptnahrung besteht<br />
allerdings aus Eidechsen<br />
und kleinen Nagetieren<br />
– doch diese Beute<br />
sorgt dafür, dass die<br />
Art in ihrem Fortbestand<br />
bedroht ist, wie<br />
ein Bericht des US-Bundesstaats<br />
Kalifornien<br />
mahnt. Denn diese Mäuse<br />
und Ratten sind selbst<br />
vergiftet, weil sie von<br />
den Betreibern illegaler<br />
Marihuanaplantagen im<br />
Norden Kaliforniens mit<br />
Pestiziden bekämpft werden.<br />
Die Fichtenmarder<br />
fressen tote oder sterbende<br />
Nager und nehmen<br />
dabei das Gift selbst<br />
auf, so dass sie direkt<br />
daran eingehen oder ihre<br />
Fortpflanzung gehemmt<br />
wird.“<br />
Daniel Lingenhöhl,<br />
Spektrum<br />
„Mexikos Parlament hat<br />
grünes Licht gegeben:<br />
Künftig kann sich jeder<br />
erwachsene Mexikaner das<br />
Haschisch für den Joint<br />
selbst zu Hause im Blumentopf<br />
anpflanzen oder<br />
ihn bei einem staatlich<br />
registrierten Händler<br />
kaufen. Erst einmal nur<br />
Marihuana, aber das ist<br />
ein guter Anfang. Raus<br />
aus der Illegalität,<br />
rein ins Steuersystem<br />
– das muss jetzt das<br />
Rezept sein. Und zwar<br />
nicht nur in Mexiko,<br />
auch in Deutschland und<br />
im Rest der Welt.“<br />
Tobias Käufer,<br />
Die Welt<br />
„Schon 1996 hat unsere<br />
SPD-Gesundheitsministerin<br />
Heide Moser ein<br />
schleswig-holsteinisches<br />
Modellprojekt zur Abgabe<br />
von Cannabis in Apotheken<br />
entwickelt. Das damalige<br />
Scheitern dieses Vorhabens<br />
zeigt, dass Alleingänge<br />
von Bundesländern<br />
in dieser Frage wenig<br />
Sinn ergeben.“<br />
Serpil Midyatli,<br />
SPD-Landesvorsitzende<br />
Nordfriesland<br />
„Mexikos Bilanz nach<br />
15 Jahren des Militäreinsatzes<br />
im Inland<br />
und des harten Bestrafens<br />
von Drogenkriminalität<br />
ist ernüchternd:<br />
Die Geschäfte<br />
der Kartelle florieren,<br />
ihre Macht ist<br />
ungebrochen.“<br />
Ines Eisele,<br />
Deutsche Welle<br />
„Das Basler Gesundheitsdepartement<br />
zieht<br />
eine positive Zwischenbilanz<br />
zum Pilotprojekt<br />
des stationären<br />
Drug Checkings<br />
im Kanton Basel-Stadt.<br />
In vielen untersuchten<br />
Proben konnten<br />
Verunreinigungen,<br />
Überdosierungen und<br />
Falschdeklarationen<br />
festgestellt werden.<br />
Dies war besonders<br />
bei den untersuchten<br />
Cannabisprodukten der<br />
Fall, wie das Gesundheitsdepartement<br />
am<br />
Donnerstag mitteilte.<br />
Bei 26 von 29 untersuchten<br />
Proben im Jahr<br />
2020 seien synthetische<br />
Cannabinoide<br />
festgestellt worden,<br />
die mit grossen Gesundheitsrisiken<br />
und<br />
ungewollten Wirkungen<br />
verbunden seien.“<br />
telebasel.ch<br />
– Das –<br />
Kack-Zitat<br />
der <strong>Ausgabe</strong><br />
„Weltweit haben sich<br />
nach sehr konservativen<br />
Schätzungen 192<br />
Millionen Menschen<br />
fürs Kiffen entschieden.<br />
Wie gesagt, ich<br />
gehöre nicht dazu.<br />
Aber die Freiheit<br />
ist immer auch die<br />
Freiheit des Anders-sich-Berauschenden.<br />
Was dem einen<br />
sein Pinot Grigio ist<br />
dem anderen sein Roter<br />
Afghane. Oder, wenn<br />
sich Firmen wie Alternative<br />
Medical Products,<br />
vormals German<br />
Cannabis Group, durchsetzen:<br />
sein Grüner<br />
Schwabe.“<br />
Alan Posener, Die Zeit<br />
56 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong>
WORTSALAT<br />
In diesem Buchstabensalat verstecken sich fünf Begriffe<br />
mit Cannabis-Bezug. Um welche Wörter handelt es sich?<br />
M<br />
S<br />
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B<br />
T<br />
L<br />
B<br />
D<br />
T<br />
SUCHBILD<br />
Cannabis unter dem Rasterelektronenmikroskop<br />
(eingefärbt)<br />
Fünf Fehler haben sich im unteren Bild eingeschlichen.<br />
Wer hat ein gutes Auge und spürt sie alle auf ?<br />
K<br />
Die Auflösungen gibt´s unten auf der nächsten Seite<br />
D<br />
F<br />
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S<br />
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K<br />
G<br />
Diese Wörter sind versteckt:<br />
Cannabis-Quiz<br />
1 Zucht 2 Zucken 3 Breeder<br />
4 Breeland 5 Kreuzung 6 Kreuzigung<br />
7 Cheechundchong 8 Cheetahman 9 Spliff<br />
10 Splice<br />
An dieser Stelle warten sieben knifflige Fragen zum<br />
Thema Cannabis auf die Leserschaft, mit denen das<br />
eigene Fachwissen unter Beweis gestellt werden kann.<br />
Quelle: http://suchsel.bastelmaschine.de<br />
Aus den richtigen Antworten ergibt sich dann das<br />
gesuchte Lösungswort. Viel Spaß!<br />
Wo wird nicht legalisiert?<br />
a) New York e) New Mexico g) Mexico z) Frankreich<br />
Welche Instanz kippte kürzlich das „Hanfbar“-Urteil?<br />
ü) BGH ä) BVG ö) BVB i) USB<br />
Wie lange saß Cannabis-Legende Tommy Chong hinter Gittern?<br />
p) 5 Jahre e) 10 Jahre s) 1 Jahr c) 9 Monate<br />
Wie heißt Tommy Chongs kongenialer Partner aus „Cheech & Chong“?<br />
a) Ricky Cheech h) Richard Marin j) Richard Dawkins l) Richie Rich<br />
Was genau misst der Purpl Pro?<br />
e) Nur THC u) Nur CBD t) THC & CBD o) Nur CBG<br />
Wo wird innerhalb Deutschlands am wenigsten Cannabis verschrieben?<br />
t) Westdeutschland m) Süddeutschland n) Norddeutschland<br />
e) Ostdeutschland<br />
Die nächste<br />
<strong>Ausgabe</strong> des <strong>Highway</strong>-Magazins<br />
ist ab dem 22. Juni 20<strong>21</strong><br />
am gut sortierten Kiosk und Im<br />
HEad-/GrowShop erhältlich!<br />
Wie heißt die neue URL des <strong>Highway</strong>-Magazins?<br />
t) highway.de e) high-way.de n) highway420.de y) high.de<br />
HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong> 57
FACHHäNDLER DEUtschland Growshop Headshop Grow- und Headshop<br />
PLZ (DE) Name Stadt Straße www.<br />
04105 Kif-Kif Leipzig Kurt-Schumacher-Str. 39 kif-kif.de<br />
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10178 Hanfmuseum Berlin Mühlendamm 5 hanfmuseum.de<br />
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10249 Klaus der Gärtner Berlin Strassmannstr. 1 klausdergärtner.de<br />
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10437 Kaya Foundation Berlin Schliemannstr. 26 kayagrow.de<br />
10969 Gras Grün Berlin Ritterstr. 43 grasgruen.de<br />
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12435 Verdampftnochmal Berlin Karl-Kunger-Str. 28 verdampftnochmal.de<br />
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66892 CBD K TOWN Bruchmühlbach-Miesau Kaiserstr. 109a nicht vorhanden<br />
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76133 Glasgalerie Karlsruhe Zähringerstr. 49 nicht vorhanden<br />
76646 Planet Blunt Bruchsal Bannweideweg 4 planet-blunt.de<br />
76646 Das Gewächshaus Bruchsal Bannweideweg 4 sgwaechshaus.de<br />
77933 Hanfnah Lahr Werderstr. 28 hanfnah.de<br />
79102 Hanfnah Freiburg Schützenallee 3 hanfnah.de<br />
79540 Hanfnah Lörrach Basler Str. 86 hanfnah.de<br />
81677 Hanf – der etwas andere Bioladen München Einsteinstr. 163 hanfbioladen.de<br />
85077 Smart City Garden Manching Weberstr. 2 smartcitygarden.de<br />
90439 my420gadgets Nürnberg Schweinauer Str. 56 my420gadgets.de<br />
93047 Hempy’s Shop Regensburg Wahlenstr. 23 hempy.de<br />
93055 GrowArt Profitechnik Regensburg Auweg 42a growartprofitechnik.de<br />
94<strong>03</strong>2 Geko Passau Brunngasse 27 geko-garten.de<br />
94113 Geko Garten Tiefenbach Unterkaining 2 geko-garten.de<br />
94315 Hempy’s Shop Straubing Am Platzl 41 hempy.de<br />
97506 Karma Grafenrheinfeld Marktplatz 4 nicht vorhanden<br />
99734 Plantplanet Nordhausen Wallrothstr. 8b plantplanet.de<br />
Titel: <strong>Highway</strong>/Purpl Pro<br />
Seite 6-7: Picture Alliance/Photoshot<br />
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Seite 20: Adobe Stock/Laborec245<br />
Seite 22-25: Levelheady/Megh McCalla<br />
Seite 26: <strong>Highway</strong>, Adobe Stock/oktay<br />
Seite 29: <strong>Highway</strong>, Adobe Stock/sanja<br />
Seite 30: <strong>Highway</strong>, Adobe Stock/macrovector<br />
Seite 31, 32: Purpl Pro<br />
Seite 33: <strong>Highway</strong>, Adobe Stock/threedy<br />
BILDNACHWEISE HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong><br />
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Seite 36: Herzog<br />
Seite 37: Exotic Seeds<br />
Seite 40-41, 42, 44-45, 46, 47: Tommy Chong<br />
Seite 48-49, 50, 51, 52: Green Pioneers<br />
Seite 55: Blue Chief Entertainment<br />
Seite 57: Ted Kinsman<br />
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58 HIGHWAY <strong>03</strong>/<strong>21</strong><br />
Wortsalat: ZUCHT, KREUZUNG, SPLIFF, CHEECHUNDCHONG, BREEDER<br />
Quiz-Lösungswort: „züchten“<br />
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