de, indem er die Pforten <strong>für</strong> Führungen und Museums-Besuche öffne. Umso dankbarer ist ihm die „<strong>altlandkreis</strong>“-Redaktion vor wenigen Wochen gewesen, einen Blick in seine literarische Schatzkammer werfen zu dürfen. In der Mitte ein breiter, langgezogener Gang, rechts und links davon Dutzende Regale, die allesamt prallgefüllt sind mit gebrauchten, zum Teil aber auch neuverpackten Büchern in allen Größen und Gestaltungsvarianten. „<strong>Das</strong> älteste stammt aus dem Jahr 1606“, sagt Norbert Thaler. <strong>Das</strong> jüngste aus 2020. Preislich kosten die Werke, die ausschließlich über bekannte Online-Plattformen erhältlich sind, zwischen fünf und mehreren Tausend(!) Euro. Der Schwerpunkt seiner Sammlung liegt ten<strong>den</strong>ziell eher auf religiöser Literatur, auch deshalb, weil er eng mit <strong>den</strong> Klöstern Maria Stern in Augsburg, der Erzabtei St. Ottilien sowie der St. Josefskongregation Ursberg zusammenarbeitet. „Bei mir gibt’s aber auch Action-Thriller von James Bond“, sagt er und lacht. In der Tat fin<strong>den</strong> sich in seinem Buchantiquariat Werke aus wirklich allen Genres, die diese literarische Welt zu bieten hat. Bestellungen aus China, USA und Algerien Altes Handwerk, Abenteuergeschichten, Archäologie und Autobiographien. Balla<strong>den</strong>, Belletristik, Bilderbücher und Biologie. Chemie, Comics und Computer. Englische Literatur, Entwicklungshilfe, Erotica und Esoterik. Fahrzeugtechnik, Flugblätter, Frauen und Französische Literatur. Garten, Geologie und Glossen. Handwerk, Heimatliteratur und Humor. Allein die alphabetisch feinsortierte Sachgebiets-Liste zum facettenreichen Bücher-Repertoire von Norbert Thaler ist schier unendlich lang, reicht bis zu Z wie Zauberkunst, Zeitgeschichte, Zeitungen und Zeitschriften. Noch länger ist die Liste der Verfasser all dieser 140 000 Bücher, Zeitschriften, Gehefte und Registerauszüge. Schriftsteller-Größen wie Berthold Brecht, Thomas Mann, Joseph von Eichendorf, Franz Kafka oder Ernest Hemingway zollt Norbert Thaler gesonderten Respekt, hebt deren Wertigkeit mit Silhouetten hervor, aufgeklebt auf <strong>den</strong> Stirnseiten einiger Regale, die wiederum mit deren wertvollen Werken vollgepackt sind. Und hinaus gehen in die ganze Welt. „Allein heute haben wir wieder Bestellungen bearbeitet, die unter anderem aus China, <strong>den</strong> USA, ja sogar aus Algerien bei uns eingegangen sind“, sagt Norbert Thaler an diesem nasskalten Freitagvormittag, der selbst im Inneren des Buchantiqauriats Strickkittel und Wollmütze voraussetzt, um nicht zu frieren. „Aus Büchern lernt man die Menschheit kennen“ Mit Hilfe einer Hand voll Mitarbeiterinnen kümmert sich Norbert Thaler eigenhändig um Sortierung, Dokumentation, Verpackung und Versand seiner über die Jahrzehnte gesammelten Bücher. Am allerliebsten aber liest er sich selbst hinein in diese literarischen Werke. „Bücher faszinieren mich, weil sie nahezu immer von Menschen geschrieben wer<strong>den</strong>, die etwas zu erzählen haben.“ <strong>Das</strong> kann herzergreifend schön, aber auch schwindelerregend grausam sein. „In jedem Falle lernt man aus alten Büchern die Menschheit erst so richtig kennen“, schwärmt der Südtiroler, der selbst in einem Gebäude des ehemaligen Butterwerks wohnt. Und inständig hofft, dass sich <strong>für</strong> sein Wunschprojekt im Untergeschoss rührige Geschäftstreibende und Mitarbeiter fin<strong>den</strong> lassen. Erst dann wäre der ehemalige Erfolgs-Verleger auch mit seinem Projekt in Steinga<strong>den</strong> zufrie<strong>den</strong>. js 8 | <strong>altlandkreis</strong>
Auf der Roten Couch Streitschlichter, Pfarrer, Weltenbummler Ein weltoffener Herzensmensch, der sich über das Renovierungsergebnis der Dreifaltigkeitskirche sichtlich freut: Jost Herrmann ist derzeit Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in Schongau und Umgebung. Foto: Felix Baab mai / juni <strong>2021</strong> | 9