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altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2021

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de, indem er die Pforten <strong>für</strong> Führungen<br />

und Museums-Besuche<br />

öffne. Umso dankbarer ist ihm<br />

die „<strong>altlandkreis</strong>“-Redaktion vor<br />

wenigen Wochen gewesen, einen<br />

Blick in seine literarische Schatzkammer<br />

werfen zu dürfen. In der<br />

Mitte ein breiter, langgezogener<br />

Gang, rechts und links davon<br />

Dutzende Regale, die allesamt<br />

prallgefüllt sind mit gebrauchten,<br />

zum Teil aber auch neuverpackten<br />

Büchern in allen Größen und<br />

Gestaltungsvarianten. „<strong>Das</strong> älteste<br />

stammt aus dem Jahr 1606“, sagt<br />

Norbert Thaler. <strong>Das</strong> jüngste aus<br />

2020. Preislich kosten die Werke,<br />

die ausschließlich über bekannte<br />

Online-Plattformen erhältlich<br />

sind, zwischen fünf und mehreren<br />

Tausend(!) Euro. Der Schwerpunkt<br />

seiner Sammlung liegt ten<strong>den</strong>ziell<br />

eher auf religiöser Literatur, auch<br />

deshalb, weil er eng mit <strong>den</strong> Klöstern<br />

Maria Stern in Augsburg, der<br />

Erzabtei St. Ottilien sowie der St.<br />

Josefskongregation Ursberg zusammenarbeitet.<br />

„Bei mir gibt’s<br />

aber auch Action-Thriller von<br />

James Bond“, sagt er und lacht.<br />

In der Tat fin<strong>den</strong> sich in seinem<br />

Buchantiquariat Werke aus wirklich<br />

allen Genres, die diese literarische<br />

Welt zu bieten hat.<br />

Bestellungen aus China,<br />

USA und Algerien<br />

Altes Handwerk, Abenteuergeschichten,<br />

Archäologie und Autobiographien.<br />

Balla<strong>den</strong>, Belletristik,<br />

Bilderbücher und Biologie.<br />

Chemie, Comics und Computer.<br />

Englische Literatur, Entwicklungshilfe,<br />

Erotica und Esoterik. Fahrzeugtechnik,<br />

Flugblätter, Frauen<br />

und Französische Literatur. Garten,<br />

Geologie und Glossen. Handwerk,<br />

Heimatliteratur und Humor. Allein<br />

die alphabetisch feinsortierte<br />

Sachgebiets-Liste zum facettenreichen<br />

Bücher-Repertoire von<br />

Norbert Thaler ist schier unendlich<br />

lang, reicht bis zu Z wie Zauberkunst,<br />

Zeitgeschichte, Zeitungen<br />

und Zeitschriften. Noch länger<br />

ist die Liste der Verfasser all dieser<br />

140 000 Bücher, Zeitschriften,<br />

Gehefte und Registerauszüge.<br />

Schriftsteller-Größen wie Berthold<br />

Brecht, Thomas Mann, Joseph<br />

von Eichendorf, Franz Kafka oder<br />

Ernest Hemingway zollt Norbert<br />

Thaler gesonderten Respekt, hebt<br />

deren Wertigkeit mit Silhouetten<br />

hervor, aufgeklebt auf <strong>den</strong> Stirnseiten<br />

einiger Regale, die wiederum<br />

mit deren wertvollen Werken<br />

vollgepackt sind. Und hinaus gehen<br />

in die ganze Welt. „Allein heute<br />

haben wir wieder Bestellungen<br />

bearbeitet, die unter anderem aus<br />

China, <strong>den</strong> USA, ja sogar aus Algerien<br />

bei uns eingegangen sind“,<br />

sagt Norbert Thaler an diesem<br />

nasskalten Freitagvormittag, der<br />

selbst im Inneren des Buchantiqauriats<br />

Strickkittel und Wollmütze<br />

voraussetzt, um nicht zu frieren.<br />

„Aus Büchern lernt man<br />

die Menschheit kennen“<br />

Mit Hilfe einer Hand voll Mitarbeiterinnen<br />

kümmert sich Norbert<br />

Thaler eigenhändig um Sortierung,<br />

Dokumentation, Verpackung<br />

und Versand seiner über die Jahrzehnte<br />

gesammelten Bücher. Am<br />

allerliebsten aber liest er sich<br />

selbst hinein in diese literarischen<br />

Werke. „Bücher faszinieren mich,<br />

weil sie nahezu immer von Menschen<br />

geschrieben wer<strong>den</strong>, die<br />

etwas zu erzählen haben.“ <strong>Das</strong><br />

kann herzergreifend schön, aber<br />

auch schwindelerregend grausam<br />

sein. „In jedem Falle lernt man<br />

aus alten Büchern die Menschheit<br />

erst so richtig kennen“, schwärmt<br />

der Südtiroler, der selbst in einem<br />

Gebäude des ehemaligen Butterwerks<br />

wohnt. Und inständig hofft,<br />

dass sich <strong>für</strong> sein Wunschprojekt<br />

im Untergeschoss rührige Geschäftstreibende<br />

und Mitarbeiter<br />

fin<strong>den</strong> lassen. Erst dann wäre der<br />

ehemalige Erfolgs-Verleger auch<br />

mit seinem Projekt in Steinga<strong>den</strong><br />

zufrie<strong>den</strong>.<br />

js<br />

8 | <strong>altlandkreis</strong>

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