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altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2021

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Zimmerei und Holzhäuser<br />

zu, woraufhin folgende „Seelgerä-<br />

te“ vertraglich vereinbart wur<strong>den</strong>:<br />

Trauergottesdienst, ein ewiger<br />

Jahrestag, Scha<strong>den</strong>sersatz, Wallfahrten<br />

und die Setzung eines<br />

Steinkreuzes. Der Sühnevertrag<br />

als Selbstjustiz wurde erst im 16.<br />

Jahrhundert abgeschafft – und damit<br />

verblich auch die Bedeutung<br />

der Kreuze. Mordkreuze hingegen<br />

wur<strong>den</strong> von Angehörigen eines<br />

Opfers aufgestellt, damit Vorbeigehende<br />

ein Gebet <strong>für</strong> deren Seele<br />

sprechen konnten.<br />

Erfroren und vom<br />

Blitz getroffen<br />

Insofern steht der Großteil aller<br />

(Stein)Kreuze <strong>für</strong> Unfall-, Votiv-<br />

oder Memorialkreuze. Für<br />

ein Zeichen der Erinnerung an<br />

schicksalsträchtige Unglücke, die<br />

Menschen widerfahren sind. Ein<br />

Steinkreuz in Reichling aus dem<br />

Jahre 1784 ge<strong>den</strong>kt Josef Ostner,<br />

der vom Blitz getroffen wurde. Ein<br />

anderes aus 1642 erinnert an einen<br />

armen Kerl, der erfroren ist.<br />

Es handelt sich also um eine uralte<br />

Tradition, die bis heute lebt. Allerdings<br />

wer<strong>den</strong> mittlerweile nur<br />

noch Holzkreuze aufgestellt, um<br />

Opfern zu ge<strong>den</strong>ken. In Dießen,<br />

Rott, Wessobrunn und Reichling<br />

fin<strong>den</strong> sich noch mehrere Steinkreuze,<br />

die wohl früher zu Gräbern<br />

gehörten. Warum sie von Friedhöfen<br />

entfernt und isoliert aufgestellt<br />

wur<strong>den</strong>, bleibt rätselhaft.<br />

Während des Dreißigjährigen Krieges<br />

wur<strong>den</strong> angeblich auch Steinkreuze<br />

aufgestellt, um <strong>den</strong> Menschen<br />

zu ge<strong>den</strong>ken, die beispielsweise<br />

von Schwe<strong>den</strong> erschlagen<br />

wor<strong>den</strong> waren. Gelehrte bezweifeln<br />

jedoch, dass Menschen zu jener<br />

Zeit die Muße hatten, sich darum<br />

zu kümmern. Die vorhan<strong>den</strong>en<br />

Sühnekreuze wur<strong>den</strong> kurzerhand<br />

zu „Schwe<strong>den</strong>kreuzen“ umfunktioniert.<br />

Andere Steinkreuze bekamen<br />

die Bedeutung als Wegweiser<br />

zugeschrieben, was wohl<br />

nur daher rührte, dass sie Kartenzeichnern<br />

als Orientierungspunkte<br />

dienten. Außerdem gab es Zeiten,<br />

als Müller während der Pest ihr<br />

Mehl an Steinkreuzen abla<strong>den</strong><br />

mussten, wo es sich dann Bürger<br />

Rottenbuch<br />

Machtlfing<br />

Dieses Steinkreuz (Alter: um 1658) steht am Rande des Glasbergfilzes,<br />

nahe der St. Stephan Kapelle, bzw. dem Glasberg, nahe des<br />

alten Verbindungsweges von Machtlfing nach Erling. Dieses ist<br />

eines von zwei, bzw. ehemals drei Steinkreuzen, die an diesem<br />

Weg stan<strong>den</strong>.<br />

Eine Besonderheit ist die gut erhaltene Inschrift auf dem insgesamt<br />

kaum beschädigten Steinkreuz. In der Mitte ist ein Kreis mit Resten<br />

der Inschrift „IHS“, dem Namen Jesu, erkennbar. Auf <strong>den</strong> Querbalken,<br />

links eine „16“ und rechts Reste zweier Zahlen, vermutlich<br />

eine „8“ oder „5“.<br />

Dieses Kreuz ist ein typisches Steinkreuz des 17. Jahrhunderts. Für<br />

welches Unglück (kein Sühnekreuz, dazu ist es zu jung) bzw. <strong>für</strong><br />

welchen Glücklosen dieses Kreuz aufgestellt wurde, ist leider nicht<br />

mehr in Erfahrung zu bringen.<br />

„kontaktlos“ holen konnten. Diese<br />

sogenannten Pestschranken<br />

erscheinen während der Corona-<br />

Pandemie aktueller <strong>den</strong>n je.<br />

Angesichts all dieser Geschichten<br />

verwundert es kaum, dass sich um<br />

Steinkreuze manch mythische Legende<br />

und Sage entwickelte. Geisteskranke<br />

und Verliebte wur<strong>den</strong><br />

gleichermaßen zu einem Kreuz<br />

geschickt, um „geheilt“ zu wer<strong>den</strong>.<br />

Es gab die Empfehlung, bei Zahnschmerzen<br />

in <strong>den</strong> Stein zu beißen.<br />

Man entdeckte im <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />

auch, dass bei manchen Kreuzen<br />

Nägel eingeschlagen oder kleine<br />

Mul<strong>den</strong> ausgekratzt wur<strong>den</strong>. Der<br />

Verdacht liegt nahe, dass eine<br />

gute Portion Aberglaube im Spiel<br />

war. Denn: Wollte man sich von<br />

einem körperlichen Gebrechen<br />

befreien, trieb man einen Nagel in<br />

ein Kreuz, in der Hoffnung, dass<br />

ein höheres Wesen positiv wirken<br />

würde. <strong>Das</strong> „Steinmehl“ hingegen<br />

wurde abgeschabt, weil man ihm<br />

eine heilende Wirkung zuschrieb.<br />

Rund 30 Steinkreuze aus dem<br />

Forschungsgebiet von Jürgen Janku<br />

sind allerdings auch einfach<br />

verschwun<strong>den</strong>. Sie wer<strong>den</strong> umgesetzt,<br />

als Dekoration in Gärten<br />

und Häusern verwendet oder gar<br />

auf Ebay angeboten. Nur wenige<br />

Menschen wissen, welche Geheimnisse<br />

und Geschichten sich<br />

hinter diesen stummen Zeitzeugen<br />

verbergen, die seit Jahrhunderten<br />

in <strong>den</strong> Bö<strong>den</strong> des <strong>Pfaffenwinkel</strong>s<br />

verankert sind. Und in Zukunft<br />

von dem einen oder anderen<br />

Wanderer und Radelfahrer sicherlich<br />

mit anderen Augen wahrgenommen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

edl<br />

Dieses ungewöhnliche Tuffsteinkreuz (Alter: unbekannt) steht am Ortsrand von Rottenbuch<br />

beim sogenannten Fohlenhof, dem alten <strong>Mai</strong>erhof.<br />

Dieses spitzwinklige, massige Sandsteinkreuz ist 110 cm hoch, 84 cm breit und 29 cm dick.<br />

Eine Seltenheit ist das in der Kreuzung eingemeißelte 25 cm hohe, 5 cm breite und 5 cm<br />

tiefe Kreuz. Abgesehen von nur geringfügig vertieften „Inschriftskreuzen“ findet sich im<br />

<strong>Pfaffenwinkel</strong> kein weiteres Steinkreuz mit dieser späteren Zutat, die der reinen Religiosität<br />

entstammen dürfte.<br />

Von keinem anderen Kreuz ist das genaue Gewicht bekannt und das erstaunt: 15 Zentner.<br />

Aber weniger das Gewicht als eine andere Eigenart macht dieses Steinkreuz so interessant:<br />

Es sprechen einige Gründe <strong>für</strong> eine Grenzfunktion des Steinkreuzes. Der gewichtigste Punkt<br />

gleich vorab: Auf dem Querbalken ist ein kleines Wappen zu sehen. Dieses Wappen dürfte<br />

einfach auf die Grenzen, vermutlich des Klosters Rottenbuch, hingewiesen haben. Da<strong>für</strong><br />

spricht, dass aus dem fränkischen Raum hölzerne Grenzpfosten mit eben solchen Metallwappen<br />

überliefert und bekannt sind. Eine weitere Tatsache ist, dass schon vor Bekanntwer<strong>den</strong><br />

des eingefügten Wappens dem Kreuz immer die Grenzfunktion zugeschrieben wurde.<br />

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mai / juni <strong>2021</strong> | 63<br />

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