altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2021

Nostalgischer Anblick: Motoren dieser Oldtimer werden instandgesetzt.
schließlich in ein neues Gebäude
im damals frischerschlossenen
Gewerbegebiet an der Klammspitzstraße
ging. Dort haben die
insgesamt 15 Mitarbeiter aus
Werkstätte und Büro bis heute
genug Platz, um Verbrennungsmotoren
aller Art und aus allen
Fahrzeugtypen wieder zum Laufen
zu bringen. Pkw, Transporter,
Camper, Lkw, Baumaschinen,
landwirtschaftliche und kommunale
Nutzfahrzeuge stehen ebenso
regelmäßig in der Werkstätte
wie Luxusschlitten und Oldtimer,
die zum Teil einen sechsstelligen
Euro-Betrag wert sind. Manchmal
bekommt das familiengeführte
Traditionsunternehmen komplette
Fahrzeuge auf den Hof gestellt,
manchmal bereits ausgebaute
Motoren, ab und an auch nur einzelne
Teile eines bereits zerlegten
Motors. Die Arbeitsschritte bei der
Instandsetzung von Motoren: Den
kompletten Motor in seine bis zu
400, 500 (!) Einzelteile zerlegen,
diese feinsäuberlich reinigen,
alle Fehlerquellen suchen, eine
umfassende Schadensanalyse
samt Kostenvoranschlag erstellen,
die Fehler durch Reparatur mit
Spezialwerkzeugen, Maschinen
sowie Ersatzteilen heben, den Motor
wieder zusammenbauen,
in das jeweilige
Fahrzeug einbauen,
Probe fahren
und beten, bangen und
hoffen, dass der Wagen auf
Anhieb anspringt – und der Motor
gleichmäßig und ohne Störgeräusche
sanft, aber voller be-
Energie,
vor sich hin schnurrt. „Die Schwierigkeit
in unserem Beruf ist, dass
wir keine Fehler machen dürfen“,
sagt Michael Lutz Junior, der von
sich und seinen Mitarbeitern nicht
nur fachliche Kompetenz, sondern
auch ein hohes Maß an Konzentration
abverlangt. „Wenn du beim
Zusammenbau eines Motors auch
nur ein winziges Teil vergisst, war
die ganze Arbeit umsonst.“ Letztlich
ähnelt die Instandsetzung von
Verbrennungsmotoren mehr der
Arbeit eines Werkzeugmachers
als der eines klassischen Kfz-Mechanikers.
Entsprechend vielseitig
sind die Aufgaben im Hause Lutz.
Von klassischen Kfz-Reparaturarbeiten,
„die wir auch ausüben“,
über die akribische Montage von
Kleinteilen bis hin zu Metallarbeiten
wie Drehen, Fräsen, Schleifen,
Bohren und Honen.
Mit Zuversicht
in die Zukunft
Das Erfolgsgeheimnis der Firma
Lutz neben dieser ausgeprägten
Leidenschaft für Verbrennungsmotoren:
Ein bunter Mix aus erfahrenen
und jungen, motivierten
Mitarbeitern, die das Zerlegen,
Reparieren und Montieren von
Kraftfahrzeugen, insbesondere
von Motoren, regelrecht im Blut
haben. Eine umfassende Ausstattung
mit Spezialwerkzeugen
und -maschinen. Aber auch ein
riesiges Ersatzteillager sowie ein
engmaschiges Netzwerk zu Ersatzteillieferanten
und Motorenherstellern
auf nationaler und internationaler
Ebene. Nur so können
Michael Lutz und seine Mitarbeiter
ihren Kunden gewährleisten, alle
Verbrennungsmotoren zu reparieren.
Auch die Motoren, die mehr
als 50, 80 oder gar 100 Jahre alt
sind. Entsprechend gefragt ist der
Fachbetrieb, dessen Kunden nicht
nur aus direkter Region, sondern
vereinzelt auch aus dem kompletten
deutschsprachigen Raum den
Weg nach Peiting aufsuchen, dann
in etwa vier Wochen Zeit einkalkulieren
müssen, bis ihr Motor
vollständig repariert und wieder
einsatzfähig ist. Die Fahrzeuge
aus Industrie, Handwerk, Landwirtschaft
oder Privathaushalten
kommen entweder direkt vom
Besitzer, oder über Kfz-Werkstätten
zu Motoren Lutz. An diesem
Montagmorgen ist die Halle mit
Hebebühnen und Montagegruben
nahezu ausschließlich mit edlen
Oldtimern besetzt. In der angrenzenden
Werkstätte liegen zahlreiche,
feinsäuberlich gereinigte Motoren
auf mobilen Arbeitstischen.
„Das ist ein Ami, der in der Mitte
ein ganz alter, und der da hinten
stammt aus einem 911er Porsche“,
erklärt Michael Lutz Junior beim
Rundgang durch die Firma. Ob
sich im Gebäude auch Elektrooder
gar Wasserstoffmotoren
befinden? „Bis jetzt nicht“, sagt
der Junior-Chef, der sich natürlich
immer wieder mal mit neuen
Techniken befasst, seinen auf
Verbrennungsmotoren spezialisierten
Betrieb jedoch noch lange
nicht als „Auslaufmodell“ sieht.
„Sowohl die Leistungsfähigkeit
als auch die Infrastruktur ist noch
längst nicht so ausgereift, um flächendeckend
den seit mehr als 100
Jahren bewährten Verbrennungsmotor
vom Markt zu verdrängen.“
Entsprechend gut gefüllt ist das
Auftragsbuch der Firma Lutz, die
trotz Coronakrise zuversichtlich in
die Zukunft blicken kann. Allein
deshalb, weil Spezialisten für Verbrennungsmotoren
auch die kommenden
45 Jahre rar gesät sein
werden.
js
mai / juni 2021 | 39
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