23.04.2021 Aufrufe

altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2021

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Starten Sie mit<br />

uns in <strong>den</strong> Sommer!<br />

Mit Ihrem Wunsch e-Bike<br />

vom Experten in der Region<br />

Kompetente & Individuelle Beratung<br />

Über 100 e-Bikes zum Probefahren<br />

Click and Meet Termin vereinbaren<br />

www.emotion-technologies.de/fuchstal<br />

Inmitten des Sachsenrieder Forstes<br />

<strong>Das</strong> verschwun<strong>den</strong>e Dorf<br />

Sachsenried | Ein verschwun<strong>den</strong>es<br />

Dorf<br />

inmitten des 5000<br />

Hektar großen Sachsenrieder<br />

Forstes, der<br />

zu <strong>den</strong> größten zusammenhängen<strong>den</strong><br />

Waldgebieten<br />

Oberbayerns<br />

gehört? <strong>Das</strong> klingt<br />

mystisch, das klingt<br />

unheimlich. Und es<br />

wirft Fragen auf. Wann<br />

verschwun<strong>den</strong>? Warum<br />

verschwun<strong>den</strong>?<br />

Wie verschwun<strong>den</strong>?<br />

Und warum existierte<br />

überhaupt ein Dorf inmitten<br />

eines Waldes?<br />

Die Rede ist von Habratshofen,<br />

das sich wenige Kilometer<br />

nordwestlich von Sachsenried<br />

befand. Laut Überlieferung<br />

wurde der Weiler erstmals im<br />

Jahre 1126 urkundlich als „Hadebrehteshoven“<br />

erwähnt, stand zur<br />

selben Zeit unter der „Fuchtel“ des<br />

Klosters Rottenbuch, wohin der<br />

berüchtigte Zehent (zehnprozentige<br />

Steuer in Form von Geld oder<br />

Naturalien) abgegeben wer<strong>den</strong><br />

musste. Um 1809 bestand „Habratshoven“<br />

aus drei Bauernhöfen<br />

mit Schindeldach und war in etwa<br />

214 Hektar groß. Gezählt wur<strong>den</strong><br />

damals 18 Einwohner, sechs Pferde,<br />

ein Fohlen, zwölf Kühe sowie<br />

vier Kälber, die allesamt mit einem<br />

großen Problem zu kämpfen<br />

hatten: Wasserknappheit. Immer<br />

dann, wenn der Ziehbrunnen<br />

vor Ort trockengefallen war,<br />

mussten die Bewohner schwere<br />

Wasserfässer über einen steilen<br />

Waldweg namens „Wassersteige“<br />

aus dem benachbarten Ödwang<br />

(zwischen Bidingen und Osterzell)<br />

heraufschleppen. Als dem Dorf im<br />

32 | <strong>altlandkreis</strong><br />

Die Habratshofer hatten oft mit Wasserknappheit zu kämpfen<br />

— dieser Tiefbrunnen trocknete häufig aus.<br />

Jahre 1841 durch ein „Verbot der<br />

Waldweide“ letztlich die Überlebensgrundlage<br />

entzogen wurde,<br />

war das Aus von Habratshofen<br />

besiegelt. Keine vier Jahre später,<br />

um 1845, wurde der Weiler vom<br />

Bayerischen Staat aufgekauft, die<br />

drei Bauernhäuser wur<strong>den</strong> abgerissen.<br />

Und die drei Familien<br />

namens Nett, Seelos und Fischer?<br />

Die konnten durch <strong>den</strong> Verkaufserlös<br />

immerhin deutlich kleinere<br />

Höfe im benachbarten, da<strong>für</strong> wasserreichen<br />

Schwabsoien erwerben<br />

– und dort ein neues Leben<br />

beginnen.<br />

Tiefbrunnen, Infotafel<br />

und Ge<strong>den</strong>kstein<br />

Heute erinnert eine kleine Hinweistafel<br />

mit Kartierung und Infotext<br />

an das verschwun<strong>den</strong>e Dorf<br />

zurück. Wer <strong>den</strong> Forstweg nördlich<br />

von Königsried in Richtung Staatstraße<br />

2014 (Ortsverbindungsstraße<br />

zwischen Sachsenried und Osterzell)<br />

entlangspaziert, kommt<br />

dort zwangsläufig<br />

vorbei, und entdeckt<br />

direkt dahinter diesen<br />

überdachten<br />

Tiefbrunnen, der bis<br />

heute erhalten ist.<br />

Bereits einige hundert<br />

Meter vor diesem<br />

kleinen Platz,<br />

jedoch auf der anderen<br />

Seite des kerzengera<strong>den</strong><br />

Forstweges,<br />

zeigt ein Wegweiser<br />

mit der Aufschrift<br />

„Kapelle Habratshofen“<br />

zu einem Platz,<br />

wo die Ge<strong>den</strong>kkapelle<br />

der Habratshofener<br />

Bauern stand.<br />

Heute erinnert an diesen friedvollen<br />

Fleck von damals ein Ge<strong>den</strong>kstein<br />

mit der Inschrift „Hier stand<br />

etwa 800 Jahre, bis 1845, Habratshofen<br />

mit der Dreifaltigkeitskapelle“<br />

zurück.<br />

<strong>Das</strong>s sich Habratshofen damals<br />

tatsächlich inmitten eines so dichten<br />

Waldes befun<strong>den</strong> hatte, wie<br />

er heute vorzufin<strong>den</strong> ist? Schwer<br />

vorstellbar. Die Bäume in diesem<br />

Bereich sind mit rund 30 Jahren<br />

je<strong>den</strong>falls wesentlich jünger als<br />

das ehemalige Dorf. Hintergrund:<br />

Jahrhundertsturm Wiebke zerstörte<br />

im Jahre 1990 <strong>den</strong> Wald in<br />

diesem Bereich nahezu vollständig,<br />

weshalb dort vor rund drei<br />

Jahrzehnten eine umfassende Aufforstung<br />

stattgefun<strong>den</strong> hatte. Und<br />

zwar mit verschie<strong>den</strong>en Baumarten,<br />

um einen stabileren Wald<br />

gegen weitere Extremwetter herzustellen.<br />

So fin<strong>den</strong> Spaziergänger<br />

heute nicht nur Fichten, sondern<br />

auch Tannen sowie jede Menge<br />

Laubbäume, zum Beispiel Buche,<br />

Ahorn, Erle, Esche, Eiche und an-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!