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altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2021

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Gewebeproben von Krebspatienten wer<strong>den</strong> im Labor untersucht.<br />

wurde, kommt per Express-Versand<br />

in Penzberg an. Es handelt<br />

sich oft um geringe Mengen, gerade<br />

einmal wenige Millimeter<br />

groß. Im Roche-Gebäude „433“,<br />

wo sich die „Foundation Medicine“<br />

niedergelassen hat, wer<strong>den</strong><br />

nun die Patienten-Daten der jeweiligen<br />

Probe erfasst. Anschließend<br />

wird eine dünne Schicht von<br />

dieser Gewebeprobe heruntergeschnitten,<br />

deren Zellbestandteile<br />

eingefärbt und von einem Pathologen<br />

via Mikroskop genauer<br />

untersucht. Der stellt dabei zwei<br />

entschei<strong>den</strong>de Dinge fest: Ist die<br />

Qualität der Gewebeprobe überhaupt<br />

geeignet <strong>für</strong> eine umfassende<br />

Datenanalyse? „Wir brauchen<br />

da<strong>für</strong> immer eine gewisse<br />

Anzahl an Tumorzellen, damit der<br />

Test zuverlässig funktioniert“, sagt<br />

Thomas Wieland. Darüber hinaus<br />

bestimmt der Pathologe die Art<br />

der Krebserkrankung schon mal<br />

genauer. Am Beispiel Lungenkrebs:<br />

Es gibt einen kleinzelligen<br />

und einen nicht-kleinzelligen, die<br />

jeweils grundverschie<strong>den</strong> anzupacken<br />

sind. Gibt der Pathologe<br />

schließlich grünes Licht <strong>für</strong> eine<br />

umfangreichere Datenanalyse, gelangt<br />

die Gewebeprobe ins Labor,<br />

wo vier größere Untersuchungs-<br />

Schritte über drei bis vier Tage<br />

hinweg unternommen wer<strong>den</strong>.<br />

Unter anderem wird dabei die<br />

DNA aus dem jeweiligen Gewebe<br />

extrahiert. „<strong>Das</strong> menschliche Genom<br />

besitzt rund 20 000 Gene, wir<br />

schauen uns aber nur die 324 an,<br />

von <strong>den</strong>en wir wissen, dass sie etwas<br />

mit Krebs-Entstehung zu tun<br />

haben.“ Ist das „Herausfischen“<br />

der DNA erfolgt, beginnt eine<br />

sogenannte DNA-Sequenzierung,<br />

womit der genetische Code des<br />

jeweiligen Patienten ausgelesen<br />

wird. „Dieser Vorgang dauert,<br />

je nach Test, nochmals 24 bis 48<br />

Stun<strong>den</strong>“, sagt Thomas Wieland,<br />

dessen eigentliche Aufgabe als<br />

Bioinformatiker erst jetzt beginnt:<br />

Diese riesige Menge an Daten, die<br />

aus dieser Sequenzierung gewonnen<br />

wurde, auszuwerten.<br />

Ist dieser Tumor<br />

behandelbar?<br />

„Wir re<strong>den</strong> hier von Rohdaten-<br />

Mengen in Höhe von zwei bis 25<br />

Gigabyte pro Patient, aufgelistet<br />

in Milliar<strong>den</strong> von Buchstaben.“<br />

Diese rund sechsstündige Auswertung<br />

läuft dank eigens entwickelter<br />

Software zwar automatisch<br />

ab, trotzdem müssen Wieland<br />

und seine Kollegen jedes einzelne<br />

Datenprofil zusätzlich mit<br />

eigenen Augen auf vollständige<br />

Korrektheit und Auffälligkeiten<br />

überprüfen. Zum Beispiel, ob die<br />

Patienten-Angabe bei Einsendung<br />

der Gewebeprobe mit der<br />

Geschlechter-Bestimmung nach<br />

der Datenanalyse noch übereinstimmt.<br />

„So schließen wir aus,<br />

dass Gewebeproben versehentlich<br />

vertauscht wur<strong>den</strong>.“ Mindestens<br />

so wichtig: Die Betrachtung unterschiedlicher<br />

Tumor-Mu-<br />

mai / juni <strong>2021</strong> | 19

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