altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2021
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<strong>Ausgabe</strong> 65 | <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2021</strong><br />
.de<br />
Eine Produktion von<br />
mit Veranstaltungskalender <strong>für</strong> zwei Monate<br />
Titelbild: Mark Robertz, mauritius images<br />
Altes Wasserkraftwerk Kinsau<br />
Männerspielplatz<br />
Ferngesteuerte Baumaschinen<br />
Auf der Roten Couch<br />
Pfarrer Jost Herrmann
HOLZ VOR<br />
DER HÜTT‘N<br />
WÜNSCHT<br />
SICH DOCH<br />
JEDER!<br />
<strong>Das</strong> Material <strong>für</strong> Ihre neue<br />
Holzterrasse gibt‘s beim<br />
Osenstätter.<br />
Osenstätter GmbH Holz und Furnier<br />
Wielenbachstr. 10 | 86956 Schongau<br />
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E-<strong>Mai</strong>l: office@osenstaetter-holz.de
Über Glaube und Gourmets<br />
Gemeinde in fünf bis zehn Jahren, deren Existenz sogar<br />
ernsthaft in Gefahr ist?<br />
Bereits seit vielen Jahrzehnten verschwun<strong>den</strong> ist ein<br />
Weiler, der sich — zumindest aus heutiger Sicht —<br />
inmitten des Sachsenrieder Forstes befun<strong>den</strong> hätte.<br />
Bis heute erinnern nicht nur Tiefbrunnen, Infotafel,<br />
Ge<strong>den</strong>kstein und Wikipedia-Eintrag an Habratshofen<br />
zurück, sondern auch ein paar nette wie schaurige<br />
Anekdoten – und ein durchaus erfolgreicher Fantasie-Roman<br />
aus 2015. Damit gemeint sind allerdings<br />
nicht Teil I und II der Trilogie „Die Wunderfrauen“,<br />
die Sie, liebe Leser, ebenso gewinnen können in<br />
unserer <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong>-<strong>Ausgabe</strong> wie einen nagelneuen<br />
Wanderführer des Rother Bergverlags sowie einen<br />
weiteren, sauleckeren Spezialitäten-Korb der Schönegger<br />
Käse-Alm. Der würde sicherlich auch Georg<br />
Krötz gut schmecken, im Rahmen einer zünftigen<br />
Brotzeit. Seine absolute Leibspeise ist jedoch eine<br />
andere. Er züchtet qualitativ hochwertige, reinrassige<br />
Bressehühner, die bei international bekannten<br />
Spitzen-Köchen stark gefragt sind. Qualität der Spitzenklasse<br />
hat auch Tobias Straßer anzubieten. Nach<br />
sechs Jahren Fränkische Schweiz ist der begnadete<br />
Vollblut-Handwerker in seine Heimatregion zurückgekehrt<br />
– und nun auf bestem Wege, sich seinen<br />
langersehnten Lebenstraum zu verwirklichen: Er<br />
produziert handgemachte, individuell auf <strong>den</strong> Musiker<br />
angepasste Akustikgitarren aus heimischen Hölzern.<br />
Zwischen heimischen Wäldern tauchen immer<br />
wieder mal uralte Steinkreuze auf, deren wahre Bedeutung<br />
<strong>den</strong> Wenigsten bekannt ist. Gleiches gilt <strong>für</strong><br />
ein noch gar nicht so lange erforschtes, da<strong>für</strong> umso<br />
interessanteres Problem, dessen Bekämpfung hierzulande<br />
in <strong>den</strong> Kinderschuhen steckt, wie aus erster<br />
Hand erfahren durfte,<br />
Ihr Johannes Schelle<br />
> > > AUS DEM INHALT<br />
Seite 4<br />
Vom Bundessieger:<br />
Handgemachte Akustikgitarren<br />
aus heimischen Hölzern<br />
Seite 6<br />
140 000 Exemplare: <strong>Das</strong><br />
Buchantiquariat im<br />
ehemaligen Butterwerk<br />
Seite 9<br />
Auf der Roten Couch:<br />
Streitschlichter und<br />
Pfarrer Jost Herrmann<br />
Seite 14<br />
Ferngesteuerte<br />
Baumaschinen im Wert<br />
eines Kleinwagens<br />
Seite 18<br />
„Data4Life“ bei Roche in<br />
Penzberg — eine Revolution<br />
<strong>für</strong> Krebsbehandlung?<br />
Seite 22<br />
Allerlei aus dem<br />
Altlandkreis — Wahl<br />
zur Bierkönigin<br />
Seite 26<br />
Genossenschaften:<br />
Nicht nur der Gewinn<br />
ist wichtig<br />
Seite 30<br />
In Deutschland um<br />
die Welt — das neue Buch<br />
von Franziska Consolati<br />
Seite 32<br />
Inmitten des Sachsenrieder<br />
Forstes: Habratshofen, das<br />
verschwun<strong>den</strong>e Dorf<br />
Seite 38<br />
Zu Besuch bei Motoren<br />
Lutz — wenn Kfz-Mechaniker<br />
an ihre Grenzen stoßen<br />
Seite 44<br />
Durch die Feuersteinschlucht<br />
auf <strong>den</strong> Auerberg — ein<br />
Ausflugstipp <strong>für</strong> Alt und Jung<br />
Seite 48<br />
Lichtverschmutzung zerstört<br />
das Ökosystem — auch im<br />
Schongauer Altlandkreis?<br />
Seite 52<br />
Tierwaisen gerettet:<br />
Ein Fläschchen <strong>für</strong> Kamil,<br />
Casper und Ida<br />
Seite 60<br />
Schuld, Sühne und<br />
Aberglaube — die Bedeutung<br />
hiesiger Steinkreuze<br />
Beim Blick in <strong>den</strong> Keller von Siegfried<br />
Hartmann schlagen nicht<br />
nur Männerherzen höher. Kipper,<br />
Radlader, Bagger und Walzen<br />
in Miniatur, die aufgrund<br />
Bauweise und Funktion jedoch<br />
so viel wert sind wie ein echter<br />
Kleinwagen! Und dank<br />
Fernsteuerung bequem vom<br />
Bürostuhl aus hin und her<br />
bewegt wer<strong>den</strong> können zwischen<br />
„Kiesgrube“ und „Baustelle“.<br />
Eine Dauerbaustelle hat<br />
auch Norbert Thaler in Auftrag<br />
gegeben. Der Südtiroler kaufte<br />
vor einigen Jahren das ehemalige terwerk in Steinga<strong>den</strong>. Während das Untergeschoss<br />
But-<br />
schrittweise zu einer Einkaufspassage mit regionalen<br />
Produktion umgebaut wer<strong>den</strong> soll, versteckt der erfolgreiche<br />
Ex-Verleger im Obergeschoss schon jetzt<br />
mehr als 140 000 (!) Bücher, die bei Kun<strong>den</strong> aus aller<br />
Welt gefragt sind. Die „<strong>altlandkreis</strong>“-Redaktion<br />
durfte sich dieses einzigartige Buchantiquariat mit<br />
Museumscharakter, das <strong>für</strong> die Öffentlichkeit nicht<br />
zugänglich ist, von innen anschauen. Die frischrenovierte<br />
Dreifaltigkeitskirche in Schongaus Blumenstraße<br />
ist in der Regel sehr wohl <strong>für</strong> die Öffentlichkeit frei<br />
zugänglich – nur aufgrund Corona ist die Anzahl an<br />
Gottesdienstbesuchern derzeit reglementiert. Beim<br />
Fotoshooting waren Protagonist, Fotograf, Redakteur<br />
und Rote Couch allein im schlichten, aber wunderschönen<br />
Gotteshaus der Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirchengemeinde. Im großen Interview spricht Jost<br />
Herrmann über Kirchenaustritte, Zölibat, Afrika-Aufenthalte,<br />
Glaube ohne Kirche und die Rolle seiner<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 3
Von Bundessieger Tobias Straßer<br />
Handgemachte Gitarren<br />
aus heimischen Hölzern<br />
Peißenberg | Sein prominentester<br />
Auftrag bislang: Die Western-Gitarre<br />
von Eros Ramazotti reparie-<br />
ren. „Ein Tontechniker aus Kinsau<br />
wurde vom Ramazotti-Team um<br />
Hilfe gebeten. Der wiederum kann-<br />
te mich und rief bei mir an, weil<br />
alle Gitarrenbauer in München<br />
wohl nicht erreichbar waren an<br />
diesem Sonntag.“ Also packte Tobias<br />
Straßer sein Werkzeug zusam-<br />
men und machte sich auf <strong>den</strong> Weg,<br />
fuhr kurzerhand von Peißenberg<br />
zur Olympiahalle und reparier-<br />
te die Ramazotti-Gitarre. „Sechs<br />
Stun<strong>den</strong> unterwegs gewesen <strong>für</strong><br />
eine Kleinigkeit – ich musste ledig-<br />
lich ein Tonabnehmerkabel wieder<br />
hinlöten.“ Trotzdem war es – weit<br />
vor Beginn der Coronapandemie –<br />
ein unvergessener Ausflug <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
hochbegabten Handwerker, der<br />
gerade auf bestem Wege ist, sich<br />
seinen Lebenstraum langfristig zu<br />
verwirklichen: Maßgeschneiderte<br />
Gitarren bauen. Von Hand. Mit<br />
heimischen Hölzern.<br />
Woher diese Lei<strong>den</strong>schaft zum<br />
Instrumentenbau rührt? „Ich<br />
war noch Schüler, brauchte<br />
eine neue Gitarre, hatte<br />
aber kein Geld und<br />
dachte mir: Dann<br />
baue ich mir eben<br />
selbst eine.“ Mit Hilfe<br />
seines Onkels ging<br />
er das Projekt an. Und<br />
hatte auch Erfolg. „Die<br />
Gitarre ist heute noch gut<br />
bespielbar, wird meistens<br />
von meinem Vater genutzt.“<br />
Nur das mit dem „Geld spa-<br />
ren“ ging sprichwörtlich<br />
nach hinten los. „Am Ende des<br />
Tages haben wir mehr Geld in die<br />
Hand nehmen müssen, als eine<br />
grundsolide neue Gitarre in einem<br />
Fachgeschäft gekostet hätte.“ Es<br />
fehlte eben an Erfahrung, allein<br />
was <strong>den</strong> Einkauf des Rohmaterials<br />
betraf. Was Tobias Straßer im Rahmen<br />
dieses Privat-Projekts jedoch<br />
entschie<strong>den</strong> <strong>für</strong> sich entdeckte: Der<br />
Bau einer Gitarre ist genau sein<br />
Ding. „Ich habe damals sofort Feuer<br />
gefangen und gewusst: <strong>Das</strong> will<br />
ich unbedingt beruflich machen.“<br />
Rückkehr aus der<br />
Fränkischen Schweiz<br />
Seine Eltern waren da nicht<br />
ganz so euphorisch, baten<br />
ihren Sohnemann höflichst<br />
darum, erst einmal „was<br />
gscheids“ zu lernen, um <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> Fall der Fälle eine grundsolide<br />
Basis in der Hinterhand zu haben.<br />
Nach erfolgreichem Abschluss der<br />
FOS, technischer Zweig, absolvierte<br />
Tobias Straßer „also erstmal“<br />
eine Mechatroniker-Ausbildung<br />
bei einem Mittelständler in Peiting,<br />
die er mit Lehrzeitverkürzung<br />
in zweieinhalb Jahren erfolgreich<br />
meisterte. Und bis heute nicht bereut.<br />
„Der Umgang mit Maschinen,<br />
logisches, technisches Denken,<br />
die Arbeit mit Elektropneumatik<br />
und Metall, all das bringt mir bis<br />
heute unglaublich viel.“ Trotzdem<br />
verlor er sein eigentliches Ziel<br />
nie aus <strong>den</strong> Augen. Direkt im Anschluss<br />
begann er die längst geplante<br />
Zweitausbildung<br />
zum<br />
Zupfinstrumen-<br />
tenmacher. Und zwar<br />
bei Hanika, einem<br />
renommierten<br />
Be-<br />
trieb <strong>für</strong> qualitativ hochwertigen<br />
Gitarrenbau mit Sitz in Baiersdorf,<br />
Landkreis Erlangen-Höchstadt in<br />
Mittelfranken. Nach Stationen in<br />
Peißenberg, Hohenpeißenberg<br />
und Peiting zieht Straßer also ein<br />
weiteres Mal um. Und blüht bei<br />
<strong>den</strong> Franken so richtig auf. Wieder<br />
mit Lehrzeitverkürzung, was dank<br />
Fachabi und bereits abgeschlossener<br />
Berufsausbildung ohne<br />
weiteres möglich war, schafft er es<br />
sogar zum besten Zupfinstrumentenmacher-Lehrling<br />
der Republik –<br />
im Leistungswettbewerb des Deut-<br />
schen Handwerks setzt er sich zum<br />
Bundessieger durch. Und wird von<br />
seinem Lehrbetrieb mit Handkuss<br />
übernommen. Erst als Geselle,<br />
dann als Meister mit Leitung ei-<br />
ner eigenen Abteilung. Es läuft.<br />
„Und hat richtig Spaß gemacht“,<br />
sagt Straßer. Auch außerhalb der<br />
Betriebszeiten. „Super Leute, tolle<br />
Landschaft, wunderbare Biergär-<br />
ten.“ Trotzdem zieht es ihn nach<br />
sechs Jahren Fränkische Schweiz<br />
zurück in die Heimat, hin zu Freun-<br />
<strong>den</strong> und Familie.<br />
Bewusster Verzicht<br />
auf Tropenhölzer<br />
Seit 2017 wohnt Tobias Straßer<br />
wieder in Peißenberg. Nun an der<br />
Hauptstraße 42. Oben befindet<br />
sich seine Privatwohnung.<br />
Unten im<br />
Keller<br />
Werkstätte,<br />
Materiallager<br />
und<br />
Maschinenraum. Was er<br />
darin macht? Hochwertige Akustik-<br />
gitarren bauen.<br />
4 | <strong>altlandkreis</strong>
Tobias Straßer in seiner statteten Werkstätte: 27 Gitarren<br />
topausge-<br />
hat er bereits von Hand gebaut.<br />
27 Gitarren hat er bereits handeigen<br />
gefertigt. Da<strong>für</strong> essentiell:<br />
Rohmaterial aus qualitativ hochwertigem<br />
Holz. Über die Jahre hinweg<br />
sammelte Tobias Straßer edle<br />
Tropenhölzer. Mahagoni, Bocote<br />
oder Palisander. Aus Umwelt- und<br />
Nachhaltigkeitsgrün<strong>den</strong> verzichtet<br />
er inzwischen aber bewusst auf das<br />
Arbeiten mit Hölzern vom anderen<br />
Ende der Welt. Auch deshalb,<br />
„weil heimische Baumarten sich<br />
genauso gut <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bau von Gitarren<br />
eignen“. Esche, Eibe, Ahorn,<br />
Apfel und Nussbaum sind fünf Pa-<br />
radebeispiele, die sich aufgrund<br />
Härte, Stabilität und Langlebigkeit<br />
ideal zum Fertigen von Gitarrenkörpern<br />
(Korpus) eignen. Jahrelanges<br />
Vorausplanen ist hier Grundvorrausetzung.<br />
Tobias Straßer<br />
holt frischgefällte Baumstämme<br />
mit mindestens 40 Zentimetern<br />
Durchmesser selbst ab, sägt sie bei<br />
einem Schreinerspezl zu Bohlen,<br />
später zu drei bis fünf Millimeter<br />
dünnen Brettern auf, und lagert<br />
diese dann <strong>für</strong> fünf (!) Jahre zum<br />
Trocknen ein. „Man könnte <strong>den</strong><br />
Prozess mittels Trockenkammer beschleunigen,<br />
worunter die Qualität<br />
des Holzes jedoch lei<strong>den</strong> würde“,<br />
sagt Straßer, der <strong>für</strong> die Decken seiner<br />
Gitarrenkörper jedoch auf Fichtenholz<br />
schwört. Genaugenommen<br />
auf Fichtenholz aus der Schweiz,<br />
wo es in höheren Lagen langsamer<br />
wächst, somit eine höhere Steifigkeit<br />
aufweist, insgesamt aber<br />
trotzdem noch weicher ist als die<br />
oben genannten Harthölzer. „Die<br />
Decke mit Schallloch muss leichter<br />
und weicher sein, um einen guten<br />
Klang erzeugen zu können.“ Und<br />
die anderen Gitarrenbauteile wie<br />
Hals, Bo<strong>den</strong>, Zargen, Griffbrett<br />
und Steg? Auch die fertigt Tobias<br />
Straßer aus hochwertigem Holz.<br />
Lediglich Saiten, Sattel, Bünde und<br />
Stimm-Mechanik sind zugekauft<br />
und aus anderen Materialien wie<br />
Knochen, Metall oder Nylon.<br />
Decke auf Dicke schleifen. Bo<strong>den</strong><br />
bebalken. Zargen biegen. Hals<br />
verleimen. Winkel und Rundungen<br />
einarbeiten. Je nach Kun<strong>den</strong>wunsch<br />
braucht Tobias Straßer 60<br />
bis 100 Arbeitsstun<strong>den</strong> <strong>für</strong> eine<br />
Akustikgitarre. Als Werkzeuge verwendet<br />
er messerscharfe Stemmeisen,<br />
Handsägen, Winkel und<br />
feinabgestimmte Messwerkzeuge.<br />
„Bestimmte Bereiche müssen auf<br />
ein Zehntel genau abgestimmt<br />
wer<strong>den</strong>“, sagt er. Für die gröberen<br />
Arbeiten setzt er auch auf Maschinen<br />
wie Tischkreissäge, Bandschleifer,<br />
Abricht-Dicken-Hobel,<br />
Zylinder-Schleifmaschine, Polierbock<br />
und kleinere Handfräsen.<br />
Am wichtigsten aber: Fingerspitzengefühl,<br />
Geduld, ein Gefühl <strong>für</strong><br />
Material, sowie ein Auge <strong>für</strong> Form<br />
und Design. Und nicht zuletzt:<br />
Musikgehör.<br />
Kun<strong>den</strong><br />
sind begeistert<br />
Tobias Straßer baut nicht nur geniale<br />
Akustikgitarren, er kann sie<br />
auch selbst auf hohem Niveau bespielen.<br />
Somit verlassen seine Unikate,<br />
die preislich ab 3500 Euro<br />
erhältlich sind, perfekt gestimmt<br />
die Werkstätte in Richtung Kunde.<br />
Noch kann er von seinem Gitarrenbau<br />
samt Reparatur-Service<br />
(Infos auf www.strasserguitars.de<br />
bzw. Instagram: strasserguitars)<br />
jedoch nicht leben. „Da<strong>für</strong> bin ich<br />
in der Szene noch zu unbekannt,<br />
muss mir erst einen Namen machen.“<br />
Die Chancen, dass ihm genau<br />
das gelingt, stehen allerdings<br />
gut. Denn nicht nur Eros Ramazotti,<br />
die Juroren beim Bundeswettbewerb<br />
sowie die Fachzeitschrift<br />
„Akustik Gitarre“ sind begeistert<br />
vom Können und Know-how des<br />
Peißenbergers. Auch seine bisherigen<br />
Kun<strong>den</strong>, überwiegend Gitarrenlehrer,<br />
Sammler und Liebhaber,<br />
die zum Teil mehrere 100 Autokilometer<br />
auf sich genommen haben,<br />
sind angetan von Passform, Optik<br />
und Klangqualität der Akustikgitarren<br />
von Tobias Straßer. Allesamt<br />
handgmacht – aus heimischen<br />
Hölzern.<br />
js<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 5<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 5
Norbert Thaler besitzt 140 000 Bücher<br />
<strong>Das</strong> Buchantiquariat<br />
im Butterwerk<br />
Steinga<strong>den</strong> | Norbert Thaler liebt<br />
Bücher seit frühester Kindheit.<br />
„Mein Onkel hat mich und seine<br />
Kinder, da war ich noch ein kleiner<br />
Bub, mal in einen Kramerla<strong>den</strong><br />
mitgenommen und gesagt: Jeder<br />
von uns dürfe sich eine Sache aussuchen.“<br />
Voller Aufregung blickte<br />
er sich damals um, und entdeckte<br />
plötzlich ein <strong>Magazin</strong>, dessen Cover<br />
ihm auf Augenhöhe entgegenblickte.<br />
„<strong>Das</strong> wollte ich dann unbedingt<br />
haben, obwohl ich noch<br />
gar nicht lesen konnte.“ <strong>Das</strong>s der<br />
heute 52-Jährige später einmal<br />
groß Karriere machen würde mit<br />
einem Münchner Verlag <strong>für</strong> <strong>Magazin</strong>e,<br />
konnte damals weder er noch<br />
sein Onkel erahnen. Doch der Reihe<br />
nach: Norbert Thaler ist aufgewachsen<br />
und geboren im wunderschönen<br />
Vinschgau, Südtirol. In<br />
Meran meisterte er die Oberschule,<br />
vergleichbar mit dem Abitur<br />
an einem deutschen Gymnasium.<br />
Anschließend studierte er in Innsbruck<br />
Komparatistik, vergleichbar<br />
mit Litertaturwissenschaften, und<br />
schrieb seine Magisterarbeit in<br />
Philosophie. Bereits vor und während<br />
seines Studiums in Österreich<br />
absolvierte er ein Praktikum<br />
bei einem Verlag in München, wo<br />
er auch immer wieder arbeitete.<br />
Nach erfolgreichem Abschluss seines<br />
Studiums stand dieser Verlag<br />
namens „Data Spin“ plötzlich zum<br />
Verkauf. Norbert Thaler nutzte die<br />
Gunst der Stunde, nahm all seinen<br />
Mut zusammen, schlug zu und<br />
entwickelte „Data Spin“ in kurzer<br />
Zeit zu einem der beliebtesten<br />
Verlage überhaupt, spezialisiert<br />
Zwischen <strong>den</strong> Regalen: Norbert<br />
Thaler liebte bereits Bücher und<br />
Magzine, bevor er lesen konnte.<br />
auf Messe-<strong>Magazin</strong>e. „Zu Beginn<br />
haben wir drei <strong>Magazin</strong>e produziert.“<br />
Am Ende waren es 21!<br />
Kein Mann <strong>für</strong>s<br />
Rampenlicht<br />
Eine steile Entwicklung, die sich<br />
fast ein bisschen so liest und anhört<br />
wie die Erfolgsgeschichte des<br />
Playboys. „Wobei mein späteres<br />
und bis heute einziges Unterhaltungsmagazin<br />
namens ‚Joseph!‘<br />
nicht mal ansatzweise so erfolgreich<br />
war wie unsere Messe-<br />
<strong>Magazin</strong>e“, räumt Norbert Thaler<br />
in all seiner Beschei<strong>den</strong>heit an<br />
dieser Stelle ein. Er war ohnehin<br />
6 | <strong>altlandkreis</strong>
nie ein Mann <strong>für</strong> die großen, öffentlichen<br />
Auftritte, nie einer, der<br />
gerne im Mittelpunkt stand und<br />
Leute auf Teufel komm raus unterhielt.<br />
Vielmehr ist er bekannt<br />
<strong>für</strong> strategisch kluge Entscheidungen<br />
im Hintergrund, was ihm mit<br />
wachsendem Erfolg jedoch immer<br />
schwerer möglich war. Klar:<br />
Kun<strong>den</strong>, die Öffentlichkeit, alle<br />
wollten wissen, wer dieser Mann<br />
hinter diesem Erfolgs-Verlag namens<br />
„Data Spin“ ist. „Einmal haben<br />
unsere Mitarbeiter und einige<br />
Kun<strong>den</strong> gemeint, wir müssten<br />
einen unserer Erfolge groß feiern,<br />
haben da<strong>für</strong> die Bayerische Börse<br />
angemietet, einen roten Teppich<br />
ausgerollt und so ziemlich<br />
alles eingela<strong>den</strong>, was Rang und<br />
Namen hatte. Meine Rede kam<br />
jedoch nicht wirklich gut an, da<br />
ich schlichtweg kein Showmaster<br />
bin.“ Nach 15 Jahren sagte Norbert<br />
Thaler der Verlags-Arbeit schließlich<br />
„Adieu“. Langweilig ist ihm<br />
seither aber nicht. Sein Buchantiquariat<br />
„Clerc Fremin“, benannt<br />
nach einem französischen Schriftsteller,<br />
ist weit und breit einzigartig.<br />
Es umfasst derzeit mehr als<br />
140 000 (!) Exemplare.<br />
Aufbewahrt wird dieser riesige<br />
Schatz an Büchern weder in München,<br />
noch in Innsbruck, noch in<br />
In jeder Ecke ein anderes, prallgefülltes Regal: <strong>Das</strong> Buchantiquariat im<br />
ehemaligen Butterwerk gleicht einem literarischen Museum.<br />
Meran. Stattdessen inmitten des<br />
Schongauer Altlandkreises, im<br />
ehemaligen Butterwerk der Firma<br />
Hochland, an der Welfenstraße in<br />
Steinga<strong>den</strong>.<br />
Von Dießen<br />
nach Steinga<strong>den</strong><br />
Im August 2015 kaufte Norbert<br />
Thaler das dortige Areal, das damals<br />
<strong>für</strong> zehn Millionen Euro zum<br />
Kauf ausgeschrieben war. „Ich war<br />
mit meinem Buchhandel zuvor in<br />
Dießen am Ammersee, musste<br />
dort aber aufgrund eines Eigentümer-Wechsels<br />
leider ausziehen<br />
und bin schließlich hier in Steinga<strong>den</strong><br />
fündig gewor<strong>den</strong>.“ Thalers<br />
Alles, was Rang und Namen hat: Hier bewahrt Norbert Thaler zahlreiche<br />
Bücher von <strong>den</strong> größten Schriftstellern aller Zeiten auf.<br />
Plan, der bis heute Gültigkeit besitzt:<br />
<strong>Das</strong> frühere Hochland-Werk<br />
schrittweise und unter Einhaltung<br />
von Denkmalschutzauflagen zu<br />
sanieren, anschließend das Untergeschoss<br />
des Gebäudetrakts mit<br />
Leben füllen: Obst- und Gemüsela<strong>den</strong>,<br />
Lebensmittella<strong>den</strong> und<br />
Drogerie-Geschäft, nahezu ausschließlich<br />
befüllt mit regionalen<br />
Produkten zu günstigen Preisen.<br />
Zugänglich sollen die ineinandergreifen<strong>den</strong><br />
Lä<strong>den</strong> dann von zwei<br />
Seiten sein, wodurch eine richtige<br />
Einkaufspassage entstehen, die<br />
wiederum Leute aus Nah und Fern<br />
zum Schlendern und Verweilen<br />
regelrecht verführen würde, sofern<br />
es keine pandemiebedingten<br />
Maßnahmen einzuhalten gilt. Die<br />
vier, fünf weiteren Räumlichkeiten<br />
im Untergeschoss des insgesamt<br />
1 700 Quadratmeter großen<br />
Areals stün<strong>den</strong> dagegen rührigen<br />
Gewerbetreiben<strong>den</strong> zur Pacht frei.<br />
Werkstätte, Lager, Verkaufsraum –<br />
vieles ist möglich.<br />
Kein Zutritt <strong>für</strong><br />
die Öffentlichkeit!<br />
<strong>Das</strong> Obergeschoss des großen<br />
Gebäudetrakts bleibt <strong>für</strong> die Öffentlichkeit<br />
dagegen Sperrzone.<br />
Einerseits, um diese 140 000 Bücher<br />
vor Vandalismus und Diebstahl<br />
zu schützen. Andererseits,<br />
weil Norbert Thaler sich seiner<br />
selbst nicht treu bleiben wür-<br />
MIT HOL- UND<br />
BRINGSERVICE!<br />
Weitere Informationen:<br />
AWO-Tagespflege Peiting<br />
Bahnhofstraße 24 · 86971 Peiting<br />
Telefon: 08861-2500-0<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info@sz-pei.awo-obb.de<br />
Web: www.awo-obb-senioren.de<br />
Ein Stück Heimat.<br />
Die Seniorenzentren<br />
der AWO Oberbayern<br />
TAGESPFLEGE<br />
Begegnung und Bewegung: Unsere Tagespflege bietet<br />
<strong>den</strong> Gästen eine professionelle Betreuung in einer<br />
angenehmen Atmosphäre.<br />
AWO Oberbayern. Wir freuen uns auf Sie.<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 7
de, indem er die Pforten <strong>für</strong> Führungen<br />
und Museums-Besuche<br />
öffne. Umso dankbarer ist ihm<br />
die „<strong>altlandkreis</strong>“-Redaktion vor<br />
wenigen Wochen gewesen, einen<br />
Blick in seine literarische Schatzkammer<br />
werfen zu dürfen. In der<br />
Mitte ein breiter, langgezogener<br />
Gang, rechts und links davon<br />
Dutzende Regale, die allesamt<br />
prallgefüllt sind mit gebrauchten,<br />
zum Teil aber auch neuverpackten<br />
Büchern in allen Größen und<br />
Gestaltungsvarianten. „<strong>Das</strong> älteste<br />
stammt aus dem Jahr 1606“, sagt<br />
Norbert Thaler. <strong>Das</strong> jüngste aus<br />
2020. Preislich kosten die Werke,<br />
die ausschließlich über bekannte<br />
Online-Plattformen erhältlich<br />
sind, zwischen fünf und mehreren<br />
Tausend(!) Euro. Der Schwerpunkt<br />
seiner Sammlung liegt ten<strong>den</strong>ziell<br />
eher auf religiöser Literatur, auch<br />
deshalb, weil er eng mit <strong>den</strong> Klöstern<br />
Maria Stern in Augsburg, der<br />
Erzabtei St. Ottilien sowie der St.<br />
Josefskongregation Ursberg zusammenarbeitet.<br />
„Bei mir gibt’s<br />
aber auch Action-Thriller von<br />
James Bond“, sagt er und lacht.<br />
In der Tat fin<strong>den</strong> sich in seinem<br />
Buchantiquariat Werke aus wirklich<br />
allen Genres, die diese literarische<br />
Welt zu bieten hat.<br />
Bestellungen aus China,<br />
USA und Algerien<br />
Altes Handwerk, Abenteuergeschichten,<br />
Archäologie und Autobiographien.<br />
Balla<strong>den</strong>, Belletristik,<br />
Bilderbücher und Biologie.<br />
Chemie, Comics und Computer.<br />
Englische Literatur, Entwicklungshilfe,<br />
Erotica und Esoterik. Fahrzeugtechnik,<br />
Flugblätter, Frauen<br />
und Französische Literatur. Garten,<br />
Geologie und Glossen. Handwerk,<br />
Heimatliteratur und Humor. Allein<br />
die alphabetisch feinsortierte<br />
Sachgebiets-Liste zum facettenreichen<br />
Bücher-Repertoire von<br />
Norbert Thaler ist schier unendlich<br />
lang, reicht bis zu Z wie Zauberkunst,<br />
Zeitgeschichte, Zeitungen<br />
und Zeitschriften. Noch länger<br />
ist die Liste der Verfasser all dieser<br />
140 000 Bücher, Zeitschriften,<br />
Gehefte und Registerauszüge.<br />
Schriftsteller-Größen wie Berthold<br />
Brecht, Thomas Mann, Joseph<br />
von Eichendorf, Franz Kafka oder<br />
Ernest Hemingway zollt Norbert<br />
Thaler gesonderten Respekt, hebt<br />
deren Wertigkeit mit Silhouetten<br />
hervor, aufgeklebt auf <strong>den</strong> Stirnseiten<br />
einiger Regale, die wiederum<br />
mit deren wertvollen Werken<br />
vollgepackt sind. Und hinaus gehen<br />
in die ganze Welt. „Allein heute<br />
haben wir wieder Bestellungen<br />
bearbeitet, die unter anderem aus<br />
China, <strong>den</strong> USA, ja sogar aus Algerien<br />
bei uns eingegangen sind“,<br />
sagt Norbert Thaler an diesem<br />
nasskalten Freitagvormittag, der<br />
selbst im Inneren des Buchantiqauriats<br />
Strickkittel und Wollmütze<br />
voraussetzt, um nicht zu frieren.<br />
„Aus Büchern lernt man<br />
die Menschheit kennen“<br />
Mit Hilfe einer Hand voll Mitarbeiterinnen<br />
kümmert sich Norbert<br />
Thaler eigenhändig um Sortierung,<br />
Dokumentation, Verpackung<br />
und Versand seiner über die Jahrzehnte<br />
gesammelten Bücher. Am<br />
allerliebsten aber liest er sich<br />
selbst hinein in diese literarischen<br />
Werke. „Bücher faszinieren mich,<br />
weil sie nahezu immer von Menschen<br />
geschrieben wer<strong>den</strong>, die<br />
etwas zu erzählen haben.“ <strong>Das</strong><br />
kann herzergreifend schön, aber<br />
auch schwindelerregend grausam<br />
sein. „In jedem Falle lernt man<br />
aus alten Büchern die Menschheit<br />
erst so richtig kennen“, schwärmt<br />
der Südtiroler, der selbst in einem<br />
Gebäude des ehemaligen Butterwerks<br />
wohnt. Und inständig hofft,<br />
dass sich <strong>für</strong> sein Wunschprojekt<br />
im Untergeschoss rührige Geschäftstreibende<br />
und Mitarbeiter<br />
fin<strong>den</strong> lassen. Erst dann wäre der<br />
ehemalige Erfolgs-Verleger auch<br />
mit seinem Projekt in Steinga<strong>den</strong><br />
zufrie<strong>den</strong>.<br />
js<br />
8 | <strong>altlandkreis</strong>
Auf der Roten Couch<br />
Streitschlichter, Pfarrer,<br />
Weltenbummler<br />
Ein weltoffener Herzensmensch, der sich über<br />
das Renovierungsergebnis der Dreifaltigkeitskirche<br />
sichtlich freut: Jost Herrmann ist derzeit<br />
Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde<br />
in Schongau und Umgebung.<br />
Foto: Felix Baab<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 9
Schongau | <strong>Das</strong> Leben von Jost Herrmann<br />
ist „voll und abwechslungsreich“.<br />
Vor seiner Tätigkeit als Pfarrer<br />
<strong>für</strong> die Evangelisch-Lutherische<br />
Kirchengemeinde in Schongau und<br />
Umgebung war der 57-Jährige Ehrenamtskoordinator<br />
<strong>für</strong> alle Asylunterstützerkreise<br />
im Landkreis Weilheim-Schongau,<br />
davor Pfarrer in<br />
Weilheim, Pretoria und Rosenheim<br />
sowie Vikar in Lin<strong>den</strong>berg. Im großen<br />
Interview auf der Roten Couch<br />
spricht der aus Freising stammende<br />
Weltenbummler, Integrationsexperte<br />
und Familienmensch über<br />
regelmäßige Kontakte mit Innenminister<br />
Joachim Herrmann, das<br />
derzeit größte Problem in Sachen<br />
Flüchtlingshilfe und die erstaunliche<br />
Tatsache, dass die Evangelische<br />
Kirche ähnlich viele Austritte zu<br />
verkraften hat wie die Katholische –<br />
ganz ohne diese aktuellen Diskussionen<br />
um Missbrauchsskandal und<br />
Zölibat.<br />
Herr Herrmann, warum sind Sie<br />
Pfarrer gewor<strong>den</strong>?<br />
Ich stamme aus einem kirchlich<br />
geprägten Elternhaus – mein Vater<br />
war Pfarrerssohn. Tischgebet, Lesen<br />
in der Kinderbibel und Besuch<br />
des Kindergottesdienstes haben<br />
mich von klein auf begleitet. Ich<br />
hatte einen guten Religionslehrer,<br />
der uns herausgefordert und zum<br />
Nach<strong>den</strong>ken angeregt hat. Unser<br />
Gemeindepfarrer hat mich geprägt,<br />
der mich zur Evangelischen<br />
Jugend in Freising brachte, wo ich<br />
eine geistliche Heimat fand. Und<br />
auch der Kirchentag sowie Taizé<br />
spielten eine wichtige Rolle in meinem<br />
Glaubensleben. Taizé, wer es<br />
nicht kennt, ist eine ökumenische<br />
Bruderschaft in Südfrankreich.<br />
Zigtausende Jugendliche aus aller<br />
Welt kommen das ganze Jahr über<br />
dort zusammen. Dieser Ort weckte<br />
meine ökumenische Offenheit, das<br />
Interesse an anderen Kulturen, sowie<br />
mein Faible <strong>für</strong> Jugendarbeit<br />
und Musik. Letztlich habe ich mich<br />
schon früh, mit 15 oder 16, <strong>für</strong> diesen<br />
Weg entschie<strong>den</strong>.<br />
Wären Sie auch Pfarrer gewor<strong>den</strong>,<br />
wenn es in der evangelischen Kirche<br />
das Zölibat gäbe?<br />
Wohl nicht. Klar, es gibt durchaus<br />
plausible Gründe, die <strong>für</strong> das Zölibat<br />
sprechen, beispielsweise dass<br />
man sich komplett und ohne Ablenkung<br />
auf seine Arbeit, auf seine<br />
Kirchengemeinde konzentrieren<br />
kann. Ich erfahre jedoch, wie meine<br />
Familie mich in meinem Beruf<br />
stärkt und wie bereichernd es auch<br />
<strong>für</strong> die Gemeinde sein kann, wenn<br />
sich die Familie in der Kirchengemeinde<br />
einbringt. Zeit <strong>für</strong> die Familie,<br />
trotz 60, 70 Stun<strong>den</strong> Arbeit<br />
die Woche, hatte ich trotzdem immer<br />
gehabt.<br />
Ein Paradebeispiel <strong>für</strong> kirchliches<br />
Familien-Engagement: Der Online-<br />
Karfreitagsgottesdienst aus der Basilika.<br />
Meine Tochter, Absolventin einer<br />
Schauspielschule, übernahm die<br />
Lesung. Mein Sohn spielte Bass.<br />
Meine Frau spielte Flöte und sang.<br />
Ich predigte. So viele Personen aus<br />
verschie<strong>den</strong>en Haushalten als Mitwirkende<br />
wären aufgrund Corona<br />
nicht erlaubt gewesen.<br />
Unabhängig davon: Worin unterscheidet<br />
sich die Evangelisch-Lutherische<br />
Kirche im Wesentlichen<br />
von der Römisch-Katholischen?<br />
Zunächst möchte ich betonen, dass<br />
die Gemeinsamkeiten bei weitem<br />
überwiegen. Der wesentliche Unterschied<br />
liegt in der Kirchenstruktur.<br />
Bei uns wählt die Gemeinde<br />
<strong>den</strong> Kirchenvorstand, der wiederum<br />
die Landessynode. Diese macht<br />
letztlich die Kirchengesetze. Die<br />
Katholische Kirche dagegen ist hierarchisch,<br />
von oben nach unten<br />
strukturiert. Der Papst bestimmt<br />
letztendlich über das kirchliche<br />
Leben weltweit. Bemerkenswert<br />
ist gerade der Protest in Bezug auf<br />
die Segnung homosexueller Paare.<br />
Und auch das Amtsverständnis ist<br />
ein großer Unterschied. Bei der<br />
Weihe erfahren die Priester eine<br />
geistliche Wesensverwandlung.<br />
Glaube, Flüchtlinge, Auslandserfahrung? Jost Herrmann (re.) bekam von<br />
„<strong>altlandkreis</strong>“-Redakteur Johannes Schelle jede Menge Fragen gestellt.<br />
Bei der evangelischen Ordination<br />
dagegen bekommen die Pfarrer<br />
und Pfarrerinnen eine besondere<br />
Aufgabe. Interessant ist: Was<br />
damals unter Martin Luther zur<br />
Glaubensspaltung geführt hatte,<br />
ist heutzutage nicht mehr kirchentrennend.<br />
1999 unterschrieben die<br />
bei<strong>den</strong> großen Kirchen in Augsburg<br />
die gemeinsame Erklärung<br />
zur Rechtfertigungslehre. Allein<br />
durch Gnade kommt man zu Gott,<br />
nicht durch Werke.<br />
Erstaunlich ist: Zölibat und Missbrauchsskandal<br />
sind nachvollziehbare<br />
Gründe <strong>für</strong> ansteigende Austritte<br />
aus der Katholischen Kirche.<br />
Aus der Evangelischen Kirche treten<br />
seit Jahren jedoch ähnlich viele<br />
„Gläubige“ aus, obwohl sie wesentlich<br />
weltoffener ist. Woran liegt’s?<br />
Ganz platt gesagt: Aus der Katholischen<br />
Kirche treten Menschen aus,<br />
weil sie sich über etwas ärgern.<br />
Aus der Evangelischen Kirche eher<br />
aufgrund der Frage: Warum bin<br />
ich eigentlich noch dabei? Insofern<br />
müssen wir wieder stärker evangelisches<br />
Profil zeigen. Wichtig zu<br />
wissen: Wir profitieren nicht von<br />
<strong>den</strong> Turbulenzen der Katholischen<br />
Kirche. Wir sind sozusagen keine<br />
Konkurrenten, sondern „Glieder an<br />
dem einen Leib Christi“. Man kann<br />
sagen: Geht’s der Katholischen Kirche<br />
schlecht, trifft uns das auch.<br />
Ein Drittel aller Menschen verlassen<br />
uns, weil sie mit dem Papst<br />
nicht zufrie<strong>den</strong> sind. Hier wird gar<br />
nicht mehr unterschie<strong>den</strong> zwischen<br />
evangelisch und katholisch.<br />
Sie werben mit „Eintritt. Ein<br />
Schritt.“ Gibt es Menschen, die in<br />
der heutigen Zeit nicht aus-, sondern<br />
eintreten?<br />
Im vergangenen Jahr hatten wir<br />
35 Austritte und acht Eintritte. Immerhin.<br />
Jedes Austrittsformular,<br />
das mir die Sekretärin vorlegt,<br />
schmerzt.<br />
Viele „Aussteiger“ sagen: Glaube<br />
ja, aber nicht mit der Kirche. Funktioniert<br />
das überhaupt?<br />
Natürlich kann man tiefe Glaubenserfahrungen<br />
in der Natur, zum<br />
Beispiel im Wald oder auf dem<br />
Berg machen. Aber zum Glauben<br />
gehört <strong>für</strong> mich ganz klar die Gemeinschaft,<br />
die einen trägt, die<br />
einen hinterfragt, die Orientierung<br />
gibt, mit der man sich solidarisch<br />
zeigt. Glaube ohne die Institution<br />
Kirche ist vielleicht möglich, Glaube<br />
ohne Gemeinschaft nicht. Nichtsdestotrotz<br />
gibt es natürlich auch<br />
außerhalb der Kirchen, außerhalb<br />
des christlichen Glaubens, beeindruckende<br />
Menschen, die sich mit<br />
hohen moralischen Ansprüchen<br />
und großem sozialen Engagement<br />
in die Gesellschaft einbringen.<br />
Droht der Christliche Glaube auszusterben?<br />
Nein. Christus ist der Herr der<br />
Kirche. Er wird sie nicht untergehen<br />
lassen. Und doch gibt es<br />
natürlich immer wieder Wellenbewegungen.<br />
In <strong>den</strong> 1970er und<br />
1980er Jahren war sehr viel möglich.<br />
Zahlreiche Pfarrstellen wur<strong>den</strong><br />
neu geschaffen. Jetzt gehen<br />
die finanziellen und personellen<br />
Ressourcen zurück. Daher wer<strong>den</strong><br />
die Kirchengemein<strong>den</strong> ihr Gesicht<br />
verändern. Auch wir in der Region<br />
wer<strong>den</strong> Pfarrstellen verlieren und<br />
nicht mehr das anbieten können,<br />
was uns eigentlich wichtig wäre.<br />
Klar, da ist das Grundprogramm:<br />
Gottesdienste, Taufen, Trauungen,<br />
Seelsorge, Beerdigungen, Schulund<br />
Konfirman<strong>den</strong>unterricht. Auch<br />
gute Öffentlichkeitsarbeit ist unbedingt<br />
notwendig. Darüber hinaus<br />
müssen wir in Zukunft uns in unserer<br />
Gemeindearbeit auf Wichtiges<br />
konzentrieren und uns fragen:<br />
Wo schlägt unser Herz? Wo sind<br />
wir gut? Was können andere in der<br />
Region abdecken? Was müssen wir<br />
ganz sein lassen? Gut zu wissen ist<br />
aber, dass viele christliche Werte<br />
wie Solidarität, Barmherzigkeit,<br />
Gerechtigkeit und Einsatz <strong>für</strong> die<br />
Bewahrung der Schöpfung tief<br />
in unserer Gesellschaft verankert<br />
sind, auch außerhalb der Kirche.<br />
Wie wichtig ist der „Glaube an<br />
Gott“ gerade in Krisenzeiten wie<br />
dieser?<br />
Sehr wichtig. Wir versuchen Hoffnung<br />
und Vertrauen weiterzugeben<br />
– trotz allem. <strong>Das</strong> ist momentan,<br />
aufgrund Corona, ohne<br />
regelmäßige soziale Kontakte,<br />
natürlich schwierig. Wir machen<br />
viele gute, kreative Projekte online,<br />
haben im digitalen Bereich viel dazugelernt.<br />
Und trotzdem fehlt uns<br />
die direkte Begegnung mit Menschen<br />
enorm.<br />
Vor Ihrem Dienst in Schongau<br />
waren Sie hauptamtlicher Ehrenamtskoordinator<br />
<strong>für</strong> Asylunterstüt-<br />
10 | <strong>altlandkreis</strong>
zerkreise des Landkreises Weilheim-Schongau.<br />
Wie kam’s dazu?<br />
Wir hatten im Landkreis Weilheim-<br />
Schongau bis 2013 über Jahrzehnte<br />
hinweg nur eine Asylbewerberunterkunft<br />
mit etwa 40 Plätzen in<br />
Schongau. Ich war damals noch<br />
Pfarrer in Weilheim, als die ersten<br />
Flüchtlinge der jüngsten Bewegung<br />
zu uns kamen. Ein Kollege<br />
aus München rief mich an und<br />
hat mich darum gebeten, mich<br />
um eine syrische Christin mit ihrer<br />
Tochter zu kümmern, die nach<br />
Weilheim komme. <strong>Das</strong> waren die<br />
ersten. Schnell entstand ein Unterstützerkreis,<br />
der sich um meine<br />
Frau Annette, Gudrun Grill<br />
und mich versammelte. Daraufhin<br />
wurde ich immer wieder von<br />
verschie<strong>den</strong>en Seiten gebeten, zu<br />
unterstützen, was ich gerne tat. Ich<br />
wollte von Anfang an landkreisweite<br />
Strukturen schaffen, was<br />
uns mit ‚Asyl im Oberland‘ gelang.<br />
Ende 2013 waren es 180 Asylbewerber,<br />
verteilt auf sechs, sieben<br />
Kommunen. Was mich dabei von<br />
Beginn an total überrascht hat…<br />
<strong>Das</strong> wäre?<br />
In jeder Kommune, von Ingenried<br />
bis Penzberg, kamen weit mehr<br />
Ehrenamtliche zusammen, die<br />
bereit waren, zu unterstützen, als<br />
gedacht. Wir hatten anfangs oft<br />
mehr Unterstützer als Asylsuchende,<br />
arbeiteten über die Gemeindegrenzen<br />
hinweg gut zusammen.<br />
Als zwei Jahre später, 2015 / 2016,<br />
so viele Geflüchtete unserem<br />
Landkreis zugeteilt wur<strong>den</strong>, waren<br />
wir von <strong>den</strong> Helferkreisen bereits<br />
gut strukturiert und informiert. Zu<br />
Spitzenzeiten hatten wir 900 Ehrenamtliche<br />
in 28 Unterstützerkreisen<br />
<strong>für</strong> knapp 2 000 Geflüchtete.<br />
Mit Ihnen als Kopf, jedoch neben<br />
Ihrer Tätigkeit als Pfarrer?<br />
Wir waren immer ein tolles Team,<br />
aber klar, viele Fä<strong>den</strong> liefen bei<br />
mir zusammen. Irgendwann war<br />
der Punkt erreicht, wo wir das auf<br />
ehrenamtlicher Basis nicht mehr<br />
geschafft haben. Wir haben uns<br />
<strong>für</strong> eine hauptamtliche Stelle eingesetzt.<br />
Die letztlich Sie persönlich eingenommen<br />
haben?<br />
<strong>Das</strong> war so nicht geplant. 2016<br />
waren Caritas, Herzogsägmühle,<br />
Diakonie Oberland und der Landkreis<br />
soweit, Geld <strong>für</strong> die Betreuung<br />
von Ehrenamtlichen in der<br />
Flüchtlingshilfe zur Verfügung zu<br />
stellen. Meine Idee: Dieses Geld<br />
bündeln, um damit eine eigene<br />
Koordinierungsstelle schaffen zu<br />
können. Hier herrschte schnell<br />
Einigkeit. Der Streitpunkt war<br />
nur, bei wem die Person letztendlich<br />
angesiedelt wer<strong>den</strong> sollte.<br />
Jemand aus dem Landratsamt<br />
fragte: „Herr Herrmann, wollen<br />
nicht Sie das machen?“ Daraufhin<br />
wurde ich von meinem Dienst als<br />
Gemeindepfarrer freigestellt, bin<br />
mit meiner Familie aus dem Weilheimer<br />
Pfarrhaus ausgezogen und<br />
arbeitete dann <strong>für</strong> zwei Jahre als<br />
hauptamtlicher Ehrenamtskoordinator<br />
<strong>für</strong> Asylunterstützerkreise<br />
im Landkreis Weilheim-Schongau,<br />
gemeinsam mit Susanne Seeling,<br />
die diese Stelle noch immer inne<br />
hat.<br />
Ihre Aufgabe in dieser Funktion?<br />
Bildung, Vernetzung und Konfliktmanagement:<br />
Zwischen Asylsuchen<strong>den</strong><br />
und Unterkünften,<br />
zwischen Asylsuchen<strong>den</strong> und<br />
Nachbarn, zwischen Ehrenamtlichen<br />
und Landratsamt, zwischen<br />
Landratsamt und Asylsuchen<strong>den</strong>,<br />
zwischen Bürgermeistern und Ehrenamtlichen,<br />
zwischen Ehrenamtlichen<br />
untereinander… In dieser<br />
Zeit habe ich <strong>den</strong> Landkreis richtig<br />
gut kennengelernt, war ständig<br />
draußen vor Ort und habe versucht,<br />
Lösungen zu fin<strong>den</strong> und zu<br />
schlichten.<br />
Mit Erfolg. Sie haben <strong>für</strong> Ihr herausragendes<br />
Engagement in der<br />
Flüchtlingshilfe sogar die silberne<br />
Ehrennadel verliehen bekommen.<br />
Die Auszeichnung sehe ich als<br />
Wertschätzung einer gemeinsamen<br />
Arbeit. Wir haben es mit<br />
Landratsamt, Wohlfahrtsverbän<strong>den</strong>,<br />
Schulen, Jobcenter, Arbeitgebern,<br />
Gesundheitsamt, Bildungswerk,<br />
Ärzten, Geflüchteten und<br />
vielen anderen recht gut hinbekommen.<br />
Bis heute gibt es kaum<br />
offenen Rassismus oder Übergriffe.<br />
Auf der anderen Seite haben<br />
wir <strong>den</strong> Geflüchteten auch vermittelt,<br />
was in Deutschland einen großen<br />
Wert hat: Gleichberechtigung,<br />
Religionsfreiheit, Gewaltlosigkeit,<br />
Meinungsfreiheit, Achtung der<br />
Würde von Anders<strong>den</strong>ken<strong>den</strong>.<br />
Dennoch mussten Sie nach zwei<br />
Jahren zurück in <strong>den</strong> Beruf des<br />
Pfarrers. Ein schwerer Schritt?<br />
Der Abschied nach diesen zwei<br />
Jahren ist mir in der Tat schwer<br />
gefallen, aber im Herzen bin ich<br />
Gemeindepfarrer.<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 11
12 | <strong>altlandkreis</strong><br />
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Der nach wie vor im Bereich „Asyl“<br />
tätig ist?<br />
Ich betreue zwei Familien, eine aus<br />
Afghanistan, eine aus Nigeria, bin<br />
Mitglied im Schongauer Unterstützerkreis<br />
und habe in <strong>den</strong> vergangenen<br />
drei Jahren intensiv an einem<br />
Integrationskonzept <strong>für</strong> <strong>den</strong> Landkreis<br />
Weilheim-Schongau mitgearbeitet,<br />
das noch diesen Sommer<br />
verabschiedet wer<strong>den</strong> soll. Ich bin<br />
mit Martin Herzog und Lisa Hogger<br />
im Vorstand des Fördervereins<br />
Asyl im Oberland. Ich bin Teil eines<br />
Gesprächskreises mit dem Bayerischen<br />
Innenministerium, wo unter<br />
anderem auch Innenminister<br />
Herrmann, mit dem ich übrigens<br />
nicht verwandt bin, dabei ist. Im<br />
Moment arbeiten wir daran, wie<br />
man in bayerischen Asylunterkünften<br />
Internetverbindungen verbessern<br />
kann. Gerade <strong>für</strong> Familien in<br />
Zeiten des Homeschoolings ist das<br />
ganz wichtig. Und ich organisiere<br />
mit Lisa Hogger und Julia Poweleit<br />
Begegnungen und Fortbildungen<br />
<strong>für</strong> ehrenamtliche Flüchtlingshelfer<br />
in Oberbayern. Coronabedingt<br />
mussten wir hier leider eine Pause<br />
einlegen.<br />
Wie sieht’s inzwischen, fünf Jahre<br />
nach der starken Flüchtlingsbewegung,<br />
aus im Landkreis Weilheim-<br />
Schongau?<br />
<strong>Das</strong> größte Problem neben <strong>den</strong><br />
pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen<br />
ist: Adäquate Wohnungen<br />
<strong>für</strong> anerkannte Flüchtlinge<br />
sowie <strong>für</strong> Familien, die sich<br />
noch im Asylverfahren befin<strong>den</strong>,<br />
zu fin<strong>den</strong>. Wie soll es auf Dauer<br />
gutgehen, wenn drei Familien<br />
in einem Haus mit drei oder vier<br />
Zimmern, nur einer Dusche, einem<br />
Bad und einer Küche leben!? Deshalb<br />
appelliere ich immer wieder<br />
an die Bürger da draußen: Stellt<br />
leerstehende Häuser zur Verfügung.<br />
Natürlich trifft das Thema<br />
bezahlbarer Wohnraum auf viele<br />
zu. Aber Geflüchtete haben es auf<br />
dem Wohnungsmarkt besonders<br />
schwer. So wie die oft wohnen,<br />
Altar, Taufbecken und die bunten Fenster sind neu. Kreuz und Kanzel<br />
aus Altholz wur<strong>den</strong> in ihrem ursprünglichen Zustand belassen.<br />
will kein Deutscher wohnen. Wo<br />
Deutsche zu viert leben wür<strong>den</strong>,<br />
leben in Asylunterkünften oft bis<br />
zu 12 Personen zusammen.<br />
Wie viele Flüchtlinge sind derzeit in<br />
Weilheim-Schongau?<br />
400 sind im Asylverfahren,<br />
rund 800 weitere Menschen mit<br />
Fluchthintergrund sind entweder<br />
anerkannt, oder haben Klage<br />
erhoben, nachdem sie einen<br />
Negativbescheid vom Bundesamt<br />
bekommen haben. Wieder andere<br />
sind ausreisepflichtig, können<br />
aber aus diversen Grün<strong>den</strong> nicht<br />
abgeschoben wer<strong>den</strong>. Insofern:<br />
Die Zahl ist überschaubar und abnehmend.<br />
Allerdings leben einige der oben<br />
genannten Flüchtlinge seit acht (!)<br />
Jahren in einer Massenunterkunft.<br />
Wertvolle Zeit und viel Steuergeld,<br />
womit diese Menschen sicherlich<br />
hätten ausgebildet und fest integriert<br />
wer<strong>den</strong> können?<br />
Viele, die durften, haben Arbeit<br />
gefun<strong>den</strong>. Es gibt im Landkreis<br />
kaum ein größeres Restaurant, in<br />
dem bis Eintritt von Corona kein<br />
Asylbewerber als Spüler gearbeitet<br />
hat. Ich weiß nicht, ob das jemand<br />
schon genau ausgerechnet hat. Ich<br />
<strong>den</strong>ke: Allein volkswirtschaftlich<br />
betrachtet war die Flüchtlingsbewegung<br />
ein Gewinn. Deshalb<br />
plädiere ich schon lange: Lasst<br />
uns eine Altfallregelung <strong>für</strong> alle<br />
Flüchtlinge machen, die meinetwegen<br />
vor 2019 gekommen sind.<br />
Sie sollen hierbleiben und arbeiten<br />
dürfen. <strong>Das</strong> würde sowohl <strong>den</strong><br />
Flüchtlingen als auch der deutschen<br />
Wirtschaft und Kultur einen<br />
großen Push geben.<br />
Sie persönlich gelten seit jeher als<br />
weltoffen, waren in Südafrika, Namibia,<br />
Sambia, Botswana, Swasiland,<br />
Tansania, Nigeria sowie<br />
Papua-Neuguinea. Warum?<br />
Ich hatte schon immer Interesse<br />
an anderen Kulturen. Durch meine<br />
Frau kam ich 1991 das erste Mal<br />
nach Südafrika. Wir waren damals<br />
frischverliebt, als sie ins Auslandssemester<br />
ging – und ich dann mit.<br />
Damals hatten wir uns gedacht:<br />
Sollte sich die Gelegenheit mal ergeben,<br />
in Südafrika länger zu leben<br />
und arbeiten, wollen wir das tun.<br />
Dieser Traum ging in Erfüllung –<br />
sechs (!) Jahre Pretoria, die Verwaltungshauptstadt<br />
Südafrikas mit<br />
rund 750 000 Einwohnern?<br />
Ja. Dort war ich Pfarrer <strong>für</strong> eine<br />
Gemeinde, die sich zur Hälfte aus<br />
schwarzen, zur anderen aus weißen<br />
Lutheranern zusammensetzte.<br />
Ihre Wurzeln hatte die Gemeinde<br />
durch deutsche Auswanderer des<br />
19. Jahrhunderts. Viele leben ihren
lutherischen Glauben in der vierten<br />
Generation. Nach dem Ende<br />
der Apartheid zogen viele Schwarze<br />
in die Innenstadt Pretorias, in<br />
der die St.-Peters-Kirche steht.<br />
Auch zahlreiche Lutheraner. So<br />
wurde die Gemeinde multikulturell<br />
und dreisprachig. Heutzutage<br />
liegt die Kirche in mitten verschie<strong>den</strong>er<br />
sozialer Brennpunkte. Ich<br />
habe dort viel in Bezug auf Integration<br />
und Konfliktmanagement<br />
mitgenommen.<br />
Frau und Kinder waren damals immer<br />
mit dabei?<br />
Ja. Südafrika ist ihre zweite Heimat<br />
gewor<strong>den</strong>. Aber auch in Weilheim<br />
haben wir uns sehr wohl gefühlt.<br />
Letztlich fiel jeder Umzug schwer,<br />
am Ende waren jedoch immer alle<br />
dankbar <strong>für</strong> das Erlebte.<br />
Wie viele Sprachen sprechen Sie?<br />
In der Schule gelernt habe ich<br />
Deutsch, Englisch und Französisch.<br />
Für meinen Aufenthalt in Papua-<br />
Neuguinea Tok Pisin, <strong>für</strong> <strong>den</strong> in<br />
Südafrika Afrikaans. Und im Rahmen<br />
des Theologie-Studiums noch<br />
Latein, Griechisch und Hebräisch.<br />
Vieles habe ich aber leider wieder<br />
verlernt.<br />
Inzwischen sind sie Pfarrer der<br />
Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde<br />
in Schongau und Umgebung?<br />
Wir sind zuständig <strong>für</strong> Schongau,<br />
Altenstadt, Apfeldorf, Bernbeuren,<br />
Burggen, Denklingen, Ingenried,<br />
Hohenfurch, Kinsau, Reichling,<br />
Schwabbruck und Schwabsoien!<br />
Wow. Viel unterwegs, oder kommen<br />
die Gläubigen nach Schongau?<br />
Viel unterwegs, was von Schongau<br />
aus gut machbar ist, da es<br />
nie wirklich mehr als 20 Minuten<br />
Fahrzeit sind. Aber klar, viele Veranstaltungen<br />
fin<strong>den</strong> auch zentral<br />
in unseren Schongauer Räumlichkeiten<br />
statt.<br />
Mit wir sprechen Sie von Julia Steller.<br />
Wie läuft die Zusammenarbeit<br />
mit einer Pfarrerin?<br />
Mit Julia Steller zusammenzuarbeiten<br />
ist ohne Übertreibung<br />
ein Traum. Wir verstehen und ergänzen<br />
uns gut. Es gibt zwischen<br />
uns keine Machtspielerein. <strong>Das</strong> ist<br />
besonders. Aber auch das ökumenische<br />
Miteinander in der Region<br />
und die Zusammenarbeit mit Pfarrerin<br />
Weggel und Pfarrer Wollenweber<br />
aus Peiting ist gut.<br />
Künftig in der frisch renovierten<br />
Dreifaltigkeitskirche, Blumenstr. 5,<br />
in Schongau?<br />
Ja. Die Elektrik inklusive Lautsprecheranlagen<br />
und Verstärker wurde<br />
neu gemacht. Die Innenwände wur<strong>den</strong><br />
geweißelt. Die Bänke gestrichen,<br />
Fensterscheiben ausgewechselt.<br />
Die Glockenjoche erneuert und<br />
und und... Neu sind auch Altar,<br />
Lesepult und Taufbecken. Leider<br />
ist die Renovierung der Orgel noch<br />
nicht abgeschlossen. Insgesamt hat<br />
das Projekt 450 000 Euro gekostet.<br />
Ein Drittel hat die Landeskirche aus<br />
Kirchensteuermitteln bezahlt, ein<br />
Drittel kam aus unseren Rücklagen,<br />
und ein Drittel haben wir von der<br />
Stadt Schongau und umliegen<strong>den</strong><br />
Gemein<strong>den</strong> sowie über Spen<strong>den</strong>sammlung<br />
bekommen.<br />
Zufrie<strong>den</strong> mit dem Endergebnis?<br />
Absolut. Den Leuten gefällt es,<br />
obwohl das neue Taufbecken, das<br />
neue Lesepult und der neue Altar<br />
<strong>für</strong> manche noch gewöhnungsbedürftig<br />
sind.<br />
Umso trauriger, dass aufgrund Corona<br />
vieles nicht in gewohnter Manier<br />
stattfin<strong>den</strong> kann. Was hat sich<br />
seit Beginn der Pandemie <strong>für</strong> Ihre<br />
Kirchengemeinde verändert?<br />
Wir haben die Homepage vollständig<br />
überarbeitet, Online-Gottesdienste<br />
aufgenommen, Predigten<br />
zum Nachlesen ins Netz gestellt,<br />
einen neuen Newsletter erstellt,<br />
<strong>für</strong> unsere Senioren Briefe geschrieben,<br />
wir konnten eine Kolumne<br />
in der Tageszeitung durchsetzen,<br />
und immerhin trotzdem<br />
noch Gottesdienste abhalten, jedoch<br />
mit wesentlich weniger Leuten<br />
in der Kirche. Insofern warten<br />
wir sehnlichst darauf, uns wieder<br />
vollumfänglich treffen zu können.<br />
Und dann steht ja im Frühjahr noch<br />
die Renovierung des Gemeindehauses<br />
an?<br />
Es wird barrierefrei gemacht. Die<br />
Jugendräume wer<strong>den</strong> saniert und<br />
eine Freifläche wird geschaffen.<br />
Kann das beliebte Zeltlager auf der<br />
Staffelseeinsel „Libi“ heuer stattfin<strong>den</strong>?<br />
Der Ausfall vergangenes Jahr war<br />
ein großes Drama <strong>für</strong> Organisatoren,<br />
Jugendliche und Kinder. Dieses<br />
Jahr wurde ein neues Konzept<br />
<strong>für</strong> wesentlich weniger Teilnehmer<br />
erarbeitet – zwölf Kinder pro Kirchengemeinde.<br />
Ob es tatsächlich<br />
stattfin<strong>den</strong> kann, wissen wir noch<br />
nicht, hoffen aber sehr.<br />
Wie wichtig ist Ihnen Kinder- und<br />
Jugendarbeit generell?<br />
Sehr wichtig. Ich habe selber in<br />
Freising damals Heimat in der Kirchengemeinde<br />
gefun<strong>den</strong>. Und bin<br />
dankbar, dass meine Kinder das<br />
auch erfahren durften, wie bereichernd<br />
es ist, in einer lebendigen<br />
Gemeinschaft aufzuwachsen und<br />
zu reifen.<br />
Sie besitzen auch ein Familienhaus<br />
bei Rettenberg im Allgäu?<br />
Mein Zufluchtsort, mein Hobby,<br />
meine Heimat. Als Pfarrer zuhause<br />
Urlaub machen, wenn man direkt<br />
neben der Kirche wohnt, geht nur<br />
schwer. Umso wertvoller ist es, von<br />
Sonntagabend bis Dienstag ins Allgäu<br />
fahren zu können. Dort habe<br />
ich in zwei Tagen so viel Erholung<br />
wie andere nach vier Wochen Mallorca.<br />
Die ehemalige Alm liegt abseits<br />
auf einem Hochplateau, mit<br />
Sonne von früh bis spät. Und eignet<br />
sich ideal als Ausgangspunkt<br />
zum Skifahren und Wandern. Im<br />
Moment dürfen wir leider wegen<br />
Corona nicht vermieten.<br />
Haben Sie weitere Hobbys, um vom<br />
stressigen Alltag abschalten zu<br />
können?<br />
Mein Leben ist voll, aber sehr abwechslungsreich,<br />
und die Begegnung<br />
mit interessanten Menschen<br />
gibt mir Kraft. Als Pfarrer, als Pfarrerin<br />
hat man die Freiheiten eines<br />
Künstlers und Freiberuflers, andererseits<br />
auch die Vorzüge eines<br />
Beamten. Ein toller Beruf. Deshalb<br />
erlebe ich mein Leben meist nicht<br />
als stressig.<br />
Diese Zufrie<strong>den</strong>heit strahlen Sie<br />
auch aus. Doch wo sehen Sie die<br />
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde<br />
in zehn Jahren?<br />
Sie wird weiterhin anerkannt sein<br />
als solidarische und verlässliche<br />
Gesprächspartnerin <strong>für</strong> die Bürger<br />
und Bürgerinnen und Kommunen<br />
in der Region. Sie wird Sprachrohr<br />
<strong>für</strong> Benachteiligte sein. Sie wird<br />
weiterhin ein selbstbewusstes und<br />
einla<strong>den</strong>des Bild abgeben, aber<br />
auch nicht überheblich wirken.<br />
Und ich sehe unsere frischrenovierte<br />
Dreifaltigkeitskirche in der<br />
Schongauer Blumenstraße als Mittelpunkt<br />
<strong>für</strong> die Region, in der viele<br />
Menschen gestärkt wer<strong>den</strong> und<br />
eine Heimat fin<strong>den</strong>.<br />
js<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 13
Aus der Modellbau-Stätte von Siegfried Hartmann<br />
Ferngesteuerte Baumaschinen<br />
im Wert eines Kleinwagens<br />
Ingenried | <strong>Das</strong> professionell betriebene<br />
Hobby von Siegfried<br />
Hartmann lässt nicht nur Männerherzen<br />
höherschlagen. Der Ingenrieder<br />
verbringt nahezu jede freie<br />
Minute damit, Baumaschinen und<br />
landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge<br />
im Maßstab 1:14 und 1:16 originalgetreu<br />
nachzubauen. Noch besser:<br />
Seine Maschinen können nicht<br />
nur ferngesteuert fahren, sondern<br />
vollumfänglich arbeiten. „So,<br />
wie man es draußen auf großen<br />
Baustellen oder aus Kiesgruben<br />
kennt“, sagt er, grinst, macht sich<br />
auf <strong>den</strong> Weg in Richtung Treppenabgang<br />
und fügt währenddessen<br />
noch auf humorige Art und Weise<br />
an: „Die größte Baustelle im<br />
Schongauer Altlandkreis, die haben<br />
wir in unserem Keller.“ Was<br />
genau Siegfried Hartmann damit<br />
meint, wird klar, als er diese graue<br />
Tür mit schwarzem Griff öffnet<br />
und direkten Einblick gewährt – in<br />
diesem 45 Quadratmeter großen<br />
Raum, der sich dahinter verbirgt,<br />
Im Erdgeschoss befin<strong>den</strong> sich Werkstätte und Ersatzteillager <strong>für</strong> das außergewöhnliche<br />
Hobby von Siegfried Hartmann, hier an einer Raupe.<br />
tut sich sprichwörtlich eine andere<br />
Welt auf. Selbst Laien und<br />
Anti-Baumaschinen-Menschen<br />
kommen bei diesem Anblick ins<br />
Staunen. „Andere halten Pferde,<br />
wir machen halt sowas.“ Von einem<br />
schmalen Streifen entlang<br />
der linken Wand mal abgesehen,<br />
ist der komplette Raum in eine<br />
riesengroße Kiesgrube umfunktioniert<br />
wor<strong>den</strong>. Sandhaufen,<br />
Baustraßen, Brücke, Seilbahn,<br />
Almhütte sowie Waschplatz, Abstellplätze<br />
und überall diese von<br />
Hartmann selbstgebauten Baumaschinen,<br />
die <strong>den</strong> echten verdammt<br />
ähnlich sehen. Konkret gemeint<br />
sind unter anderem Bagger, Kipper,<br />
Radlader, Bulldogs, Tieflader,<br />
Walzen und Raupen von namhaften<br />
Herstellern wie Liebherr, Caterpillar<br />
(CAT), Fendt, MAN, Scania<br />
und Volvo. Deren Wert? „Darfst du<br />
eigentlich gar nicht laut aussprechen.“<br />
Siegfried Hartmann tut es<br />
an diesem Dienstagnachmittag<br />
trotzdem: Je nach Modell zwischen<br />
3 200 und 11 000 Euro!<br />
Im Schlafanzug an<br />
die Drehbank<br />
Inzwischen hat sich der 57-jährige<br />
Modellbauliebhaber in einem seiner<br />
drei Bürostühle niedergelassen,<br />
die in diesem schmalen Gang<br />
an der linken Wand stehen. Zwar<br />
gibt es <strong>für</strong> alle seine Modellfahrzeuge<br />
klassische Fernsteuerungen<br />
– die kabellosen zum in die<br />
Hand nehmen. Doch Hartmann<br />
wäre seiner selbst nicht treu, hätte<br />
er die Fernbedienung <strong>für</strong> seinen<br />
Lieblingsbagger nicht direkt in<br />
die Armstützen seines Bürostuhls<br />
integriert: rechts und links jeweils<br />
ein Joystick, ein paar Knöpfe dazu.<br />
Läuft! Und wie. Der Dreiachs-Kipper<br />
von MAN, der arschlinks zum<br />
Volvo-Bagger steht, ist schon fast<br />
vollbela<strong>den</strong> mit Sand. Zwei Baggerschaufeln<br />
noch, dann kann<br />
Hartmanns Frau Marina, die selbst<br />
ein Riesenfan von <strong>den</strong> Modellbaukünsten<br />
ihres Mannes ist, die<br />
Fernbedienung vom Lkw greifen,<br />
und die volle Ladung drei Meter<br />
weiter westlich wieder abla<strong>den</strong>.<br />
Dort wartet bereits ein PS-starker<br />
Radlader der Firma Volvo, der diese<br />
Ladung Sand dann über eine<br />
größere Fläche verteilen wird, sich<br />
dabei tief in das weiche Geläuf<br />
hineinfrisst mit <strong>den</strong> allradbetriebenen<br />
Hartgummireifen, jedoch<br />
ohne Probleme und ohne menschliche<br />
Hilfe wieder herauskommt.<br />
Warum? „Weil die Dinger rich-<br />
14 | <strong>altlandkreis</strong>
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und nach Vereinbarung<br />
Die Fernsteuerung im Bürostuhl integriert: Von hier aus, sichtlich bequem,<br />
lässt Siegfried Hartmann seine Baumaschinen arbeiten.<br />
planung ∙ individueller innenausbau ∙ küchen und einbaumöbel<br />
tig Power haben“, sagt Siegfried<br />
Hartmann, der regelmäßig mitten<br />
in der Nacht mit einer neuen Idee<br />
aufwacht, aufsteht, im Schlafanzug<br />
in die Werkstätte spaziert,<br />
sich an Drehbank, Fräse, Bohrmaschine<br />
oder Werkbank stellt und<br />
anfängt zu werkeln, tüfteln und<br />
bauen. „Meistens aus dem Kopf<br />
heraus.“ In seltenen Fällen auch<br />
mal mit Hilfe von Skizzen, die er<br />
in ein handflächengroßes Notizbuch<br />
zeichnet. „Für Sachen, die<br />
ich immer wieder brauche, ist das<br />
Büchlein gar nicht schlecht.“ Mit<br />
„immer wieder“ meint er einzelne<br />
Bauteile aus dem Innenleben seiner<br />
Modellfahrzeuge und Modellbaumaschinen.<br />
Denn insgesamt<br />
betrachtet gibt es „bei mir nichts<br />
in Serie“. Jedes Werk sei ein unverwechselbares<br />
Unikat. Von <strong>den</strong>en<br />
es inzwischen wie viele gibt?<br />
„Ganz schwer zu sagen, aber sicherlich<br />
schon um die 100 Stück.“<br />
Bis zu 400<br />
Arbeitsstun<strong>den</strong>!<br />
Die meisten seiner Modelle wiegen<br />
um die 25 Kilogramm, die<br />
wiederum mit einem Tieflader<br />
transportiert wer<strong>den</strong> können,<br />
dann auf ein Gesamtgewicht von<br />
40 Kilogramm kommen! Wie lange<br />
er <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bau eines Exemplars<br />
braucht, „ist je nach Modell und<br />
Freizeit ganz unterschiedlich“. Angenommen,<br />
er würde sich Urlaub<br />
nehmen, täglich acht bis zehn<br />
Stun<strong>den</strong> an einem Modell arbeiten,<br />
wäre es in „rund vier bis sechs<br />
Wochen“ fertig. In Arbeitsstun<strong>den</strong><br />
ausgedrückt: 250 bis 400! Allein<br />
das zeigt, wie viel Liebe, Knowhow<br />
und Technik in diesen Fahrzeugen<br />
und Maschinen stecken<br />
muss, und woher diese Wertangaben<br />
in Höhe echter Kleinwagen<br />
kommen. Je<strong>den</strong>falls beginnt bei<br />
Sigi Hartmann jedes Projekt mit<br />
dem Download von Datenblättern<br />
der jeweiligen Original-Maschine,<br />
„deren Maße ich dann maßstabsgetreu<br />
herunterrechne“. Anschließend<br />
baut er <strong>den</strong> Grundrahmen<br />
aus Materialien wie Stahl, Aluminium<br />
und Messing, ehe er Achsen,<br />
Elektromotor und Hydraulik<br />
<strong>für</strong> Fahr-, Lade- und Kippfunktion<br />
verbaut. Die da<strong>für</strong> notwendigen<br />
Zylinder? „Auch die kaufe ich<br />
nicht zu, sondern baue sie komplett<br />
selbst.“ Ist ein Fahrzeug, das<br />
wirklich bis ins kleinste Detail ans<br />
Original angepasst wird, sogar mit<br />
Soundmodulen <strong>für</strong> originalgetreue<br />
Motorengeräusche ausgestattet<br />
ist, vollständig fertig, wird<br />
es wieder in alle Einzelteile zerlegt,<br />
mit <strong>den</strong> ebenfalls originalen<br />
Farben wie „Volvo gelb“ lackiert,<br />
wieder zusammengebaut und im<br />
Keller schließlich auf Herz und<br />
wir schaffen küchen.<br />
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Nieren getestet. „Meistens klappte<br />
es auf Anhieb“, sagt Siegfried<br />
Hartmann, dessen technisches<br />
und mechanisches Verständnis<br />
nicht von ungefähr kommt.<br />
Fahrertreffen mit<br />
Österreichern<br />
Über viele Jahre hinweg führte<br />
der gelernte Kfz-Meister eine eigene<br />
Werkstätte, spezialisiert auf<br />
die Reparatur von Nutzfahrzeugen<br />
und Holzarbeits-Maschinen. Nach<br />
einem schweren Unfall war er jedoch<br />
gezwungen, umzuschulen.<br />
Als dann auch noch sein Kleiner<br />
„unbedingt mit Papa“ spielen<br />
wollte, „ich aber wegen meines<br />
Unfalls mich kaum Bücken<br />
konnte“, hat er angefangen, <strong>den</strong><br />
Spielzeugbulldog seines Sohnes<br />
fernsteuergerecht umzubauen.<br />
So nahm letztlich alles seinen<br />
Lauf, entwickelte sich rasch zur<br />
großen Lei<strong>den</strong>schaft und ist <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> stolzen Vater seit mittlerweile<br />
22 Jahren der ideale Ausgleich<br />
zu seinem jetzigen Beruf:<br />
Vertriebler <strong>für</strong> <strong>den</strong> deutschlandweiten<br />
Marktführer im Bau von<br />
Kehrmaschinen – Hartmann ist<br />
erster Ansprechpartner <strong>für</strong> alle<br />
Händler in ganz Bayern, und seit<br />
Corona überwiegend im Homeoffice.<br />
Heißt: Viel Büroarbeit, viel<br />
Telefonie. „Speziell an Tagen, wo<br />
dir der Kopf sonst wo steht, gibt<br />
es <strong>für</strong> mich nichts Schöneres, als<br />
mich in die Werkstatt oder in <strong>den</strong><br />
Keller zu verkriechen und mit meinen<br />
selbstgebauten Maschinen<br />
zu spielen.“ Frau und Sohn sind<br />
dann meistens mit am Start. Was<br />
alle drei seit geraumer Zeit vermissen:<br />
Die Fahrertreffen. Im Laufe<br />
der Zeit haben die Hartmanns<br />
eine Community mit Gleichgesinnten<br />
aufgebaut. Die Rede ist<br />
von bis zu 20 Männern, Frauen<br />
und Kindern im Alter zwischen<br />
neun und 72 Jahren, die sowohl<br />
aus der näheren Region wie auch<br />
aus Österreich und der Oberstdorfer<br />
Gegend stammen – und<br />
bis Eintritt der Coronapandemie<br />
je<strong>den</strong> Sonntag zu <strong>den</strong> Hartmanns<br />
in <strong>den</strong> „Großbaustellen“-Keller<br />
gekommen sind, um sich mit ihren<br />
mitgebrachten Fahrzeugen<br />
auszutoben. „Ein richtig netter<br />
Haufen, zusammengewürfelt aus<br />
allen möglichen Branchen“, sagt<br />
Hartmann, der mit seinen Modellfahrzeugen<br />
schon Bänker, Versicherungskaufleute<br />
und Altenpfleger<br />
ins Schwärmen gebracht hat.<br />
„Es hat wirklich noch nie jeman<strong>den</strong><br />
gegeben, der nicht begeistert<br />
war.“<br />
Interessenten bis<br />
aus Belgien<br />
Einer, <strong>den</strong> Hartmann als „ähnlich<br />
verrückt wie ich selbst“ bezeichnet,<br />
nimmt jährlich sogar 900<br />
Kilometer einfach auf sich, um<br />
ihm einen Besuch abzustatten.<br />
Hintergrund: Grundsätzlich baut<br />
Siegfried Hartmann alle seine Modellfahrzeuge<br />
und Baumaschinen<br />
<strong>für</strong> sich und seine Familie. Die Anmeldung<br />
eines Gewerbes komme<br />
<strong>für</strong> ihn allein deshalb nicht in Frage,<br />
„weil ich die meisten meiner<br />
Babys gar nicht hergeben will“. Ab<br />
und an, wenn er wieder ein neues<br />
Projekt anpackt, verkauft er aber<br />
doch das eine oder andere seiner<br />
älteren Modelle, stellt sie hier<strong>für</strong><br />
auf eBay-Kleinanzeigen und<br />
schaut neugierig, was in Sachen<br />
Resonanzen so auf ihn zukommt.<br />
„Die meisten schlackern natürlich<br />
erstmal mit <strong>den</strong> Ohren, wenn sie<br />
die Preise meiner Modelle sehen.“<br />
Was Qualität, Können und Langlebigkeit<br />
betrifft, sind die Unikate<br />
Volle Ladung: Ohne Mühe pflügt sich dieser nachgebaute<br />
Radlader von Volvo durch <strong>den</strong> „Sand“.<br />
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16 | <strong>altlandkreis</strong>
Wie im richtigen Leben: Per Fernsteuerung belädt Siegfried Hartmann<br />
mit seinem Lieblingsbagger von Volvo einen MAN-Kipper.<br />
von Hartmann jedoch unschlagbar.<br />
„Ich habe selbst mal einen<br />
fertigen, ferngesteuerten Modellradlader<br />
von Volvo <strong>für</strong> verdammt<br />
viel Geld gekauft – <strong>den</strong> musste ich<br />
schon im ersten Jahr fünf (!) Mal<br />
reparieren, was bei 11 000 Euro im<br />
Leben nicht der Fall sein dürfte!“<br />
Kein Wunder, dass die von Hartmann<br />
gebauten Modelle immer<br />
wieder Liebhaber aus ganz Europa<br />
auf <strong>den</strong> Plan rufen. Über die Jahre<br />
hinweg verkaufte Hartmann das<br />
eine oder andere Exemplar nach<br />
Österreich, in die Schweiz, nach<br />
Italien, ja sogar Belgien. Und eben<br />
ans nördlichste Ende von Deutschland.<br />
Dieser Mann, der direkt an<br />
der Nordsee wohnt, war von Hartmanns<br />
Bagger derart begeistert,<br />
dass er kurzerhand ein Gartenhäuschen<br />
mit Sandbo<strong>den</strong> errichtete,<br />
nur um sich darin regelmäßig<br />
mit seinem neuen „Spielzeug“<br />
austoben zu können. Wobei das<br />
mit dem Sand gar keine so gute<br />
Idee ist. „<strong>Das</strong> sieht nur so aus wie<br />
Sand, ist in Wahrheit aber ein sehr<br />
komplexes Spezialgemisch, das<br />
wir über viele Jahre hinweg kre<strong>den</strong>zt<br />
haben, um die Maschinen zu<br />
schonen“, sagt Hartmann, der die<br />
genaue Zusammensetzung nicht<br />
verraten möchte. Nur so viel: „Für<br />
die perfekte Konsistenz der insgesamt<br />
sechs Kubik, die wir von diesem<br />
Spezialgemisch im Keller liegen<br />
haben, brauchen wir pro Jahr<br />
7 000 bis 9 000 Liter Wasser.“ Wer<br />
sich diese Dimension, und die der<br />
professionellen Modellfahrzeuge<br />
und Modellbaumaschinen nicht<br />
vorstellen kann, sollte am besten<br />
mal selbst einen Blick in Werkstätte<br />
und Keller von Siegfried Hartmann<br />
werfen. Staunen ist darin<br />
garantiert!<br />
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Penzberg | Krebs zählt nach Herzkreislauf-Erkrankungen<br />
zur häufigsten<br />
Todesursache in Deutschland.<br />
Ein Blick in die jüngsten<br />
Statistiken aber verrät: Die Lebenserwartung<br />
von Menschen<br />
ist die vergangenen Jahre deutlich<br />
nach oben gestiegen, was<br />
auch mit immer erfolgreicheren<br />
Behandlungen von Krebserkrankungen<br />
zusammenhängt. Bahnbrechende<br />
Erkenntnisse wer<strong>den</strong><br />
hier<strong>für</strong> auch aus dem Landkreis<br />
gewonnen. Genaugenommen in<br />
Penzberg, auf dem Firmenareal<br />
von Roche, wo sich vor vier Jahren<br />
„Foundation Medicine“ als<br />
Tochtergesellschaft des international<br />
bekannten Pharmakonzerns<br />
niedergelassen hat. „Damit sind<br />
wir, neben einer Laborstelle in<br />
der Schweiz, der einzige Standort<br />
in ganz Europa“, sagt Thomas<br />
Wieland, promovierter Bioinformatiker,<br />
der mit seinem vierköpfigen<br />
Team rund um die Uhr Daten<br />
von Krebspatienten aus ganz<br />
Europa auswertet, auf Richtigkeit<br />
überprüft und schließlich an <strong>den</strong><br />
Hauptsitz der „Foundation Medicine“<br />
in Cambridge, USA, weiterleitet.<br />
Dort wird aus <strong>den</strong> Daten<br />
schließlich ein umfassender<br />
Nach Abschluss der Laboruntersuchungen wer<strong>den</strong> die Daten via intel-<br />
ligenter Software digitalisiert, final jedoch „vom Mensch“ überprüft.<br />
Dokumentationsbericht erstellt,<br />
der dem behandeln<strong>den</strong> Arzt zur<br />
Verfügung gestellt wird. Dieser<br />
Bericht enthält unter anderem<br />
eine Auflistung aller genetischen<br />
Veränderungen im Tumor des<br />
Patienten, umfassende Informationen<br />
über Behandlungsmöglichkeiten,<br />
Vorschläge <strong>für</strong> klinische<br />
Studien und aktuelle Fachinformationen,<br />
die insbesondere bei<br />
fortgeschrittenen Tumorlei<strong>den</strong><br />
oder limitierten Therapieoptionen<br />
sehr hilfreich sein können.<br />
„Unsere Datenauswertung liefert<br />
letztlich entschei<strong>den</strong>de Detailinformationen<br />
<strong>für</strong> eine erfolgreichere<br />
Krebsbehandlung“, sagt<br />
Thomas Wieland, der in Penzberg<br />
unter dem Motto „Data4Life“ europaweite<br />
Pionierarbeit in Sachen<br />
„innovative Anwendung von Gesundheitsdaten“<br />
leistet.<br />
Gewebeproben per<br />
Expressversand<br />
<strong>Das</strong> Procedere der Datenauswertung<br />
einer Tumorprobe bis hin<br />
zum fertigen Bericht läuft in etwa<br />
so ab: Die Gewebeprobe, die einem<br />
Krebspatienten entnommen
Gewebeproben von Krebspatienten wer<strong>den</strong> im Labor untersucht.<br />
wurde, kommt per Express-Versand<br />
in Penzberg an. Es handelt<br />
sich oft um geringe Mengen, gerade<br />
einmal wenige Millimeter<br />
groß. Im Roche-Gebäude „433“,<br />
wo sich die „Foundation Medicine“<br />
niedergelassen hat, wer<strong>den</strong><br />
nun die Patienten-Daten der jeweiligen<br />
Probe erfasst. Anschließend<br />
wird eine dünne Schicht von<br />
dieser Gewebeprobe heruntergeschnitten,<br />
deren Zellbestandteile<br />
eingefärbt und von einem Pathologen<br />
via Mikroskop genauer<br />
untersucht. Der stellt dabei zwei<br />
entschei<strong>den</strong>de Dinge fest: Ist die<br />
Qualität der Gewebeprobe überhaupt<br />
geeignet <strong>für</strong> eine umfassende<br />
Datenanalyse? „Wir brauchen<br />
da<strong>für</strong> immer eine gewisse<br />
Anzahl an Tumorzellen, damit der<br />
Test zuverlässig funktioniert“, sagt<br />
Thomas Wieland. Darüber hinaus<br />
bestimmt der Pathologe die Art<br />
der Krebserkrankung schon mal<br />
genauer. Am Beispiel Lungenkrebs:<br />
Es gibt einen kleinzelligen<br />
und einen nicht-kleinzelligen, die<br />
jeweils grundverschie<strong>den</strong> anzupacken<br />
sind. Gibt der Pathologe<br />
schließlich grünes Licht <strong>für</strong> eine<br />
umfangreichere Datenanalyse, gelangt<br />
die Gewebeprobe ins Labor,<br />
wo vier größere Untersuchungs-<br />
Schritte über drei bis vier Tage<br />
hinweg unternommen wer<strong>den</strong>.<br />
Unter anderem wird dabei die<br />
DNA aus dem jeweiligen Gewebe<br />
extrahiert. „<strong>Das</strong> menschliche Genom<br />
besitzt rund 20 000 Gene, wir<br />
schauen uns aber nur die 324 an,<br />
von <strong>den</strong>en wir wissen, dass sie etwas<br />
mit Krebs-Entstehung zu tun<br />
haben.“ Ist das „Herausfischen“<br />
der DNA erfolgt, beginnt eine<br />
sogenannte DNA-Sequenzierung,<br />
womit der genetische Code des<br />
jeweiligen Patienten ausgelesen<br />
wird. „Dieser Vorgang dauert,<br />
je nach Test, nochmals 24 bis 48<br />
Stun<strong>den</strong>“, sagt Thomas Wieland,<br />
dessen eigentliche Aufgabe als<br />
Bioinformatiker erst jetzt beginnt:<br />
Diese riesige Menge an Daten, die<br />
aus dieser Sequenzierung gewonnen<br />
wurde, auszuwerten.<br />
Ist dieser Tumor<br />
behandelbar?<br />
„Wir re<strong>den</strong> hier von Rohdaten-<br />
Mengen in Höhe von zwei bis 25<br />
Gigabyte pro Patient, aufgelistet<br />
in Milliar<strong>den</strong> von Buchstaben.“<br />
Diese rund sechsstündige Auswertung<br />
läuft dank eigens entwickelter<br />
Software zwar automatisch<br />
ab, trotzdem müssen Wieland<br />
und seine Kollegen jedes einzelne<br />
Datenprofil zusätzlich mit<br />
eigenen Augen auf vollständige<br />
Korrektheit und Auffälligkeiten<br />
überprüfen. Zum Beispiel, ob die<br />
Patienten-Angabe bei Einsendung<br />
der Gewebeprobe mit der<br />
Geschlechter-Bestimmung nach<br />
der Datenanalyse noch übereinstimmt.<br />
„So schließen wir aus,<br />
dass Gewebeproben versehentlich<br />
vertauscht wur<strong>den</strong>.“ Mindestens<br />
so wichtig: Die Betrachtung unterschiedlicher<br />
Tumor-Mu-<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 19
20 | <strong>altlandkreis</strong>
ed. Beitrag 7304 Brenner<strong>2021</strong>Altl<br />
(Hochformat 45 x 200 mm, min. 6840 mm²<br />
tationen, deren Häufigkeit aus<br />
diesem untersuchten Gewebe in<br />
Prozentzahlen ausgedrückt wer<strong>den</strong>.<br />
„Daran erkennen bereits wir<br />
Bioinformatiker oft auf <strong>den</strong> ersten<br />
Blick, warum eine Behandlung<br />
bei Krebspatienten nicht mehr<br />
anschlägt – weil sich eben Mutationen<br />
entwickelt haben, die<br />
dem bereits verabreichten Medikament<br />
ausweichen konnten.“<br />
Thomas Wieland und sein Team<br />
heben solche Auffälligkeiten in<br />
Form von Markierungen und textlichen<br />
Hinweisen deutlich hervor,<br />
ehe sie ihre ausgewerteten Daten<br />
schließlich nach Cambridge,<br />
USA, weiterleiten. „Über eine<br />
Cloud mit schier unvorstellbar<br />
großem Datenvolumen.“ Dort in<br />
Übersee sitzen wiederum zahlreiche<br />
Experten, die anhand dieses<br />
Tumor-Datenprofils umfangreiche<br />
Recherchearbeiten anstellen und<br />
so endgültig herausfin<strong>den</strong>: Wie ist<br />
dieser Tumor behandelbar?<br />
Mit einem bereits zugelassenen<br />
Medikament? Erst, wenn auch<br />
diese Recherche-Arbeit vollumfänglich<br />
abgeschlossen ist, wird<br />
dieses Datenprofil an <strong>den</strong> behandeln<strong>den</strong><br />
Arzt zurückgeschickt –<br />
und der Patient so schnell wie<br />
möglich behandelt.<br />
Individuelle<br />
Behandlungen<br />
Wie wertvoll diese genetische<br />
Datenauswertung von Krebspatienten<br />
ist, kann Thomas Wieland<br />
an vielen Beispielen verdeutlichen.<br />
„Schwarzer Hautkrebs war<br />
vor einigen Jahren noch in <strong>den</strong><br />
allermeisten Fällen ein sicheres<br />
Todesurteil. Heute haben sich die<br />
Aussichten deutlich gebessert.“<br />
Einerseits, weil weitere, bessere<br />
Medikamente entwickelt wur<strong>den</strong>.<br />
Vor allem aber auch dank<br />
Erkenntnissen aus dieser hochmodernen<br />
Datenanalyse von Gewebeproben,<br />
wie sie in Penzberg<br />
praktiziert wird. Sie zeigt eindeutig<br />
auf, dass eine Krebserkrankung<br />
immer (!) individuell behandelt<br />
wer<strong>den</strong> muss, selbst dann, wenn<br />
es sich um die gleiche Art von<br />
Krebserkrankung handelt. „Unsere<br />
Analysen beweisen zum Beispiel,<br />
dass das Tumorbild einer Patientin<br />
mit Lungenkrebserkrankung<br />
manchmal dem Bild einer Brustkrebserkrankung<br />
näherkommt als<br />
dem Bild einer anderen Patientin<br />
mit Lungenkrebserkrankung.“<br />
Heißt: Früher wur<strong>den</strong> alle Lungenkrebspatienten<br />
gleich behandelt,<br />
was jedoch zu sehr unterschiedlichen<br />
Erfolgen, oder eben<br />
Misserfolgen führte. Dank der<br />
umfassen<strong>den</strong> Datenanalyse aber<br />
sehen Ärzte, welche, individuell<br />
auf <strong>den</strong> Patienten zugeschnittene<br />
Behandlungsmethode, wirklich<br />
zum Erfolg führen kann. Darüber<br />
hinaus liefern diese Datenprofile<br />
auch bahnbrechende Erkenntnisse<br />
zur Entwicklung neuer Krebsmedikamente.<br />
Wovon übrigens alle<br />
Pharma-Konzerne weltweit, aber<br />
auch akademische Forschungseinrichtungen,<br />
profitieren. „Obwohl<br />
Foundation Medicine zur Roche-<br />
Gruppe gehört, arbeiten wir eigenständig<br />
und können so mit<br />
Forschungsinstituten und mehr als<br />
50 verschie<strong>den</strong>en Pharma-Konzernen<br />
weltweit zusammenarbeiten.“<br />
Vergangenes Jahr untersuchten<br />
Thomas Wieland und seine Mitarbeiter<br />
rund 8000 Gewebeproben<br />
von Krebspatienten aus ganz<br />
Bioinformatiker Thomas Wieland leitet das Projekt „Data4Life“.<br />
Europa. „Heuer wer<strong>den</strong> es – trotz<br />
Corona – deutlich mehr wer<strong>den</strong>.“<br />
Ab 2023 sind 70 000 Untersuchungen<br />
pro Jahr geplant, Ten<strong>den</strong>z steigend,<br />
„weshalb wir derzeit auch<br />
fleißig am Umbauen, Erweitern<br />
und Modernisieren sind“. Eine<br />
klare Regelung, welcher Patient<br />
mit welcher Krebsart aus welchem<br />
Krankenhaus eine umfangreiche<br />
Datenanalyse bekommt, ist Stand<br />
jetzt noch nicht definiert. „Überwiegend<br />
untersuchen wir schon<br />
die schwereren Fälle, wobei sich<br />
das zunehmend ändert, auch immer<br />
häufiger Patienten untersucht<br />
wer<strong>den</strong>, <strong>den</strong>en eine umfangreichere<br />
Diagnose und Behandlung<br />
erst noch bevorsteht“, sagt Thomas<br />
Wieland, der ständig auf der<br />
Suche nach neuen Mitarbeitern<br />
ist – und diesen Daten-Analyse-<br />
Prozess stets optimieren möchte.<br />
„Insgesamt dauert der Prozess,<br />
vom Eingang der Gewebeprobe<br />
bis zum Zurückschicken des fertigen<br />
Berichts, rund zehn Tage.“<br />
Sein Ziel: Sieben Tage, was mit<br />
weiteren Robotern, Sequenziermaschinen<br />
und Mitarbeitern sicherlich<br />
möglich sein wird.<br />
Umgang<br />
mit Datenschutz<br />
Neben <strong>den</strong> Untersuchungen und<br />
Auswertungen der Gewebeproben<br />
an sich, ist auch das Thema<br />
„Datenschutz“ ein immens wichtiger<br />
Begleiter im Arbeitsalltag<br />
von Thomas Wieland und seinen<br />
Mitarbeitern. „Erkrankung, Geburtsdatum<br />
und Patientennummer<br />
sind die einzige gemeinsame<br />
Sprache zwischen Patienten, Arzt<br />
und unserem Labor“, sagt der<br />
34-Jährige, der in Tirol seinen Bachelor<br />
und am King’s College in<br />
London seinen Master absolvierte,<br />
sowie am Helmholtz-Zentrum<br />
an der TU München promovierte.<br />
Und mit seiner Arbeit als Bioinformatiker<br />
nun einzig und allein ein<br />
Ziel verfolgt: Die Behandlung von<br />
Krebspatienten zu optimieren, sowie<br />
Forschung und Medikamenten-Entwicklung<br />
mit entschei<strong>den</strong><strong>den</strong><br />
Informationen zu füttern. In<br />
Kurzform: „Data4Life“.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 21
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Schongau | In einem<br />
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Oliver Pötsch durch<br />
die Schongauer Altstadt.<br />
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Henkerstochter, führt<br />
seine Hörer*innen<br />
vorbei an zehn Sta-<br />
tionen und gewährt so faszinieren<strong>den</strong><br />
Einblick in die Begebenheiten des historischen<br />
Romans sowie in die Geschichte<br />
Schongaus. Erhältlich ist dieser von<br />
Schongaus Tourist Information ins Leben<br />
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oder per E-<strong>Mai</strong>l: touristinfo@<br />
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Seltene Sorten<br />
22 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Bayerische Bierkönigin<br />
Schongau | Anna Bader aus Schongau<br />
ist Ingenieurin <strong>für</strong> Lebensmitteltechnologie,<br />
angestellt in einer<br />
Metzgerei. In Ihrer Freizeit macht sie<br />
normalerweise Triathlon, ist aktiv im<br />
Trachtenverein und bedient am liebs-<br />
ten in einem prallgefüllten, stimmungsvollen Bierzelt.<br />
Da passt es gut ins Bild, dass die 24-Jährige schon<br />
bald die neue Bayerische Bierkönigin sein könnte.<br />
Zwar fin<strong>den</strong> Sport- und Brauchtumsveranstaltungen<br />
derzeit keine statt, aber: Bereits im vergangenen Jahr<br />
schaffte es Anna ins Finale der besten sieben, welches<br />
Corona-bedingt jedoch nicht mehr durchgeführt<br />
wer<strong>den</strong> konnte. Heuer aber soll Versäumtes aus dem<br />
Vorjahr nachgeholt wer<strong>den</strong>. Dabei ganz entschei<strong>den</strong>d,<br />
weil ein Drittel des Gesamtergebnisses ausmachend:<br />
Ein Online-Voting, an dem Sie, liebe Leser und Leserinnen,<br />
sich noch bis Mittwoch, 12. <strong>Mai</strong>, unter www.<br />
bayerisches-bier.de beteiligen können. Eine hübsche,<br />
engagierte Schongauerin als Bayerische<br />
Bierkönigin wäre in jedem Falle eine reicherung <strong>für</strong> die ganze Region.<br />
Bejs<br />
Weilheim-Schongau | Pomologe Georg Loferer war<br />
die vergangenen Wochen wieder fleißig, tourte<br />
zwischen Lech und Loisach von Hof zu Hof. Sein<br />
Ziel: Apfel- und Birnbäume mit schon fast vergessenen,<br />
vom Aussterben bedrohten Sorten. Er<br />
schneidet sogenannte Edelreise (einjährige Triebe)<br />
von Altbäumen, um damit Jungbäume zu veredeln.<br />
Bereits im vergangenen Jahr konnten 150 vergessene<br />
Sorten durch Nachzucht gesichert wer<strong>den</strong>.<br />
Heuer sollen 75 weitere hinzukommen, darunter<br />
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wird ab Anfang<br />
<strong>Mai</strong> sichtbar,<br />
wenn „hoffentlich“<br />
die ersten<br />
Blätter an <strong>den</strong><br />
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Nachzucht austreiben. Weitere Infos<br />
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Hirschvogels neuer CEO<br />
Denklingen | Die Firma Hirschvogel mit Hauptsitz<br />
in Denklingen arbeitet seit 1. Januar mit Walter<br />
Bauer und Dr. Dirk Landgrebe an der neu organi-<br />
sierten Unternehmensspitze. Nun ist auch bekannt, wer <strong>den</strong> noch<br />
offenen Posten des Vorsitzes der neuen Geschäftsführung übernimmt:<br />
Dr. Jörg Rückauf, 55, bislang tätig <strong>für</strong> die MAHLE-Group,<br />
der zum 1. Juli als neuer CEO ins Unternehmen eintreten wird. „Mit<br />
Jörg Rückauf haben wir eine erfahrene Führungspersönlichkeit gewonnen,<br />
die im klassischen Komponentengeschäft ebenso zuhause<br />
ist wie in <strong>den</strong> Zukunftstechnologien“, sagt Hauptgesellschafter Dr.<br />
Marc Hirschvogel, der das Unternehmen somit bestens<br />
aufgestellt sieht, um <strong>den</strong> Wandel der Mobilität reich und aktiv mitgestalten zu können.<br />
erfolgjs<br />
Erfolgreicher Online-Sender <strong>für</strong>s Oberland<br />
Seeshaupt | Filmemacher Walter Steffen aus Seeshaupt hat vor<br />
ziemlich genau einem Jahr OLAtv ins Leben gerufen. Es handelt<br />
sich um einen Online-TV-Sender, der Beiträge aus dem bayerischen<br />
Oberland zeigt. Und das mit erfreulichem Erfolg. Rund 1,5<br />
Millionen Aufrufe hat die neue Unterhaltungsplattform bislang zu<br />
verzeichnen. Unter dem Motto „Aus der Region <strong>für</strong> die Region“<br />
wer<strong>den</strong> Filmbeiträge aus <strong>den</strong> Bereichen Kultur, Wirtschaft, Soziales,<br />
Sport und Kommunalpolitik gezeigt. Ziel des Senders:<br />
Brücken bauen zwischen Wirtschaft, Tourismus und<br />
Kultur, zwischen Fachkräften und Unternehmen, Herstellern<br />
und Endverbrauchern, Handwerkern und Bauherren<br />
sowie zwischen Künstlern und Publikum. Noch<br />
finanziert Walter Steffen seinen Online-Sender wohl<br />
aus eigener Tasche, gemeinsam mit seinem<br />
Partner Steffen Mühlstein. Abrufbar ist das<br />
Format kostenlos unter OLAtv.de.<br />
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Kriminell und historisch – die Gewinner<br />
Altlandkreis | In unserer März / April-<strong>Ausgabe</strong> gab’s Bücher zu gewinnen,<br />
verfasst von jeweils regional Ansässigen. Den neuen Alpen-Krimi<br />
„Böse Häuser“ von Bestseller-Autorin Nicola Förg haben<br />
Maria Echtler aus Prem, Monika Pechtl aus Puschendorf (Landkreis<br />
Fürth, Mittelfranken) und Norbert Bleichner aus Peiting gewonnen.<br />
<strong>Das</strong> neue, heimatkundliche Jahrbuch des Verbandes Lech-Isar-Land<br />
e.V., dessen Autoren historisch Wertvolles und Wissenswertes über<br />
Land und Leute aus der Region aufgegriffen haben, ging an Bärbel<br />
Deschler aus Altenstadt, Birgit Schelle aus Peiting und Susanne<br />
Bussewitz aus Schwabsoien. Wir gratulieren <strong>den</strong> Gewinnern<br />
recht herzlich und drücken <strong>den</strong> Teilnehmern an<br />
<strong>den</strong> neuen Gewinnspielen die Daumen!<br />
js<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 23
– ANZEIGE –<br />
Krankenhaus GmbH kooperiert mit Schlaganfall-Experten<br />
„Ein Meilenstein <strong>für</strong> unser Haus“<br />
Weilheim / Schongau | Deutschlandweit<br />
erlei<strong>den</strong> jährlich 300 000<br />
Menschen einen Schlaganfall.<br />
Wer nicht rechtzeitig behandelt<br />
wird, muss mit schwerwiegen<strong>den</strong><br />
Folgen wie Lähmungen, Sprachstörungen<br />
oder Bettlägerigkeit<br />
rechnen, im schlimmsten Falle sogar<br />
mit dem Tod. Prof. Dr. Andreas<br />
Knez, Ärztlicher Direktor der Krankenhaus<br />
GmbH Weilheim-Schongau,<br />
spricht im Interview über<br />
Ursachen, Symptome, Unterschiede<br />
und modernste Behandlungsmöglichkeiten<br />
bei Schlaganfällen.<br />
Darüber hinaus von einem „Meilenstein“<br />
in Sachen Kooperation<br />
mit dem renommierten Münchner<br />
Klinikum Rechts der Isar.<br />
Sonderveröffentlichung der<br />
Herr Prof. Dr. Knez, was genau ist<br />
unter einem Schlaganfall zu verstehen?<br />
Im Prinzip gibt es zwei Formen<br />
von Schlaganfällen. Die häufigste,<br />
in rund 80 Prozent der Fälle, wird<br />
als ischämischer Schlaganfall bezeichnet.<br />
Dabei kommt es zu einer<br />
Verstopfung von Blutgefäßen,<br />
wodurch das Gehirn nicht mehr<br />
ausreichend mit Blut versorgt<br />
wird. Die zweite Version: Eine<br />
Blutung im Kopf, weil ein Gefäß<br />
platzt. Da unser Gehirn ohnehin<br />
nicht viel Platz hat, sich nicht ausdehnen<br />
kann, wird es durch das<br />
ausströmende Blut zusammengedrückt.<br />
Wie viele Menschen wer<strong>den</strong> in der<br />
Weilheim-Schongauer Krankenhaus<br />
GmbH jährlich aufgrund eines<br />
Schlaganfalls behandelt?<br />
In unseren Häusern in Schongau<br />
und Weilheim sind es zwischen<br />
400 bis 500 Patienten pro Jahr,<br />
die mit der Verdachtsdiagnose<br />
Prof. Dr. Andreas Knez (re.) und Richard Schroeter, Leiter der IMC-Station in Weilheim, an einem Bildschirm,<br />
über <strong>den</strong> Schlaganfall-Experten aus dem Klinikum Rechts der Isar live zugeschaltet wer<strong>den</strong> können.<br />
Schlaganfall ankommen und behandelt<br />
wer<strong>den</strong>. Deutschlandweit<br />
sind es pro Jahr rund 300 000 Patienten.<br />
Eine beachtliche Zahl. Welche Altersgruppe<br />
ist betroffen?<br />
Überwiegend erlei<strong>den</strong> ältere<br />
Menschen mit über 70 Jahren einen<br />
Schlaganfall. Aber man darf<br />
nicht vergessen: Es gibt auch<br />
Schlaganfälle bei jüngeren Menschen,<br />
vereinzelt sogar bei Jugendlichen<br />
und Kindern.<br />
Was löst einen Schlaganfall aus?<br />
Die häufigste Ursache: Herz-<br />
Rhythmus-Störungen, auch als<br />
Vorhofflimmern bekannt. Es<br />
handelt sich um Turbulenzen im<br />
Herzen – Blut wirbelt in der Vorkammer<br />
des Herzens wild herum,<br />
fließt nicht mehr in gewohnten<br />
Bahnen. Dabei bil<strong>den</strong> sich wiederum<br />
Blutgerinnsel, die sich ablagern,<br />
abgeschwemmt wer<strong>den</strong>,<br />
über die Hauptschlagader in <strong>den</strong><br />
Kopf gelangen und dort die bereits<br />
erwähnte Verstopfung von<br />
Blutgefäßen verursachen.<br />
Woran erkennt der Laie einen<br />
Schlaganfall?<br />
Klassische Symptome sind plötzlich<br />
auftretender Schwindel, plötzlich<br />
auftretende Sprachstörungen,<br />
plötzlich auftretender, hängender<br />
Mundwinkel sowie ungewohnte<br />
Koordinationsstörungen, wodurch<br />
beispielsweise die Kaffeetasse aus<br />
der Hand fällt. Ein guter Anhaltspunkt,<br />
um einen Schlaganfall auf<br />
Anhieb zu erkennen, ist der Kurzbegriff<br />
„FAS“. Er steht <strong>für</strong> Face,<br />
also Gesicht, Arm und Sprache.<br />
Sobald in diesen drei Bereichen<br />
etwas nicht stimmt, sofort <strong>den</strong><br />
Notruf absetzen!<br />
Ein wichtiger Hinweis. Wie verhalte<br />
ich mich im Notfall?<br />
Angehörige eines Betroffenen<br />
müssen sofort die 112 wählen. Der<br />
Disponent der Integrierten Leitstelle,<br />
der am anderen Ende der<br />
Telefonleitung abhebt, entscheidet<br />
dann über das weitere Vorge-
Jede Sekunde zählt: Dr. Holger Braun, Oberarzt der Inneren Medizin, am<br />
Notfallkoffer <strong>für</strong> die Erstversorung von Schlaganfallpatienten.<br />
hen. Fakt ist: Bei einem Schlaganfall<br />
rennt die Zeit, ist jede Minute<br />
entschei<strong>den</strong>d, um die Funktion<br />
des Gehirns aufrechtzuerhalten.<br />
Time is brain!<br />
Was, wenn ein Betroffener alleine<br />
ist?<br />
Eine schwierige Situation, vor allem,<br />
wenn derjenige nicht mehr<br />
sprechen kann. Sofern noch keine<br />
Lähmungserscheinungen aufgetreten<br />
sind, sollte er versuchen,<br />
laut zu klopfen, und hoffen, dass<br />
der Nachbar hinzukommt. Auf gar<br />
keinen Fall darf derjenige glauben,<br />
dass die Probleme wieder<br />
aufhören und schadlos an einem<br />
vorübergehen. Auch deshalb ist<br />
es uns so wichtig, die Menschen<br />
da draußen immer wieder auf<br />
die Symptome eines Schlaganfalls<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Nur durch rechtzeitiges Reagieren<br />
kann Schlimmeres verhindert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Welche Folgen drohen, falls ein<br />
rechtzeitiges Reagieren nicht möglich<br />
ist?<br />
Lähmungen, nicht mehr sprechen<br />
können, bettlägerig und pflegebedürftig<br />
sein, im schlimmsten Falle<br />
daran zu sterben.<br />
Was es unbedingt zu verhindern<br />
gilt. Welche Therapiemöglichkeiten<br />
gibt‘s im Falle eines Schlaganfalls?<br />
Zum einen eine aggressive Blutverdünnung,<br />
die allerdings nur<br />
innerhalb der ersten 4,5 Stun<strong>den</strong><br />
erfolgen kann. Zum anderen eine<br />
mechanische Rekanalisation. <strong>Das</strong><br />
sind die bei<strong>den</strong> Behandlungsmetho<strong>den</strong>,<br />
die inzwischen nicht nur<br />
in <strong>den</strong> großen Krankenhäusern,<br />
sondern auch bei uns angewandt<br />
wer<strong>den</strong>. Mit bei<strong>den</strong> Metho<strong>den</strong><br />
kann extrem viel Lebensqualität<br />
gerettet wer<strong>den</strong>. Es ist immer<br />
wieder schön zu sehen, wenn ein<br />
alter Mensch trotz Schlaganfall<br />
ohne größere Probleme zurück in<br />
<strong>den</strong> Alltag gehen kann.<br />
Wie lange bleibt ein Schlaganfall-<br />
Patient im Krankenhaus?<br />
In der Regel erfolgt immer eine<br />
24-Stun<strong>den</strong>-Überwachung, gepaart<br />
mit einer weiteren Abklärung,<br />
um herauszufin<strong>den</strong>, woher<br />
genau der Schlaganfall gekommen<br />
ist. Außerdem beginnt man<br />
auch sofort mit Physio- und Ergotherapie.<br />
<strong>Das</strong> Krankenhaus<br />
verlassen Schlaganfall-Patienten<br />
letztlich nach fünf bis sieben Tagen,<br />
gehen dann direkt in die<br />
neurologische Reha – das schnelle<br />
Üben der verlorengegangenen<br />
Fähigkeiten ist enorm wichtig.<br />
Insofern steckt hinter der Versorgung<br />
von Schlaganfall-Patienten<br />
immer ein großes Team, das sehr<br />
eng zusammenarbeiten muss:<br />
Pfleger, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten,<br />
Ärzte, Neurologen<br />
und Neuroradiologen – ein sehr<br />
anspruchsvolles Konstrukt.<br />
Und wie haben sich Schlaganfall-<br />
Patienten zu verhalten, sobald sie<br />
wieder zuhause sind?<br />
Sie müssen immer wachsam sein,<br />
auf die Risikofaktoren wie Bluthochdruck<br />
und Cholesterin-Wert<br />
achten. Darüber hinaus sich viel<br />
bewegen, aktiv sein, viel trinken<br />
und sich gesund ernähren. Und<br />
bis ans Lebensende die ihnen verschriebenen,<br />
blutverdünnen<strong>den</strong><br />
Medikamente einnehmen. Daran<br />
kommt man nach einem Schlaganfall<br />
nicht vorbei.<br />
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82362 Weilheim<br />
Telefon 0881 188-0<br />
Telefax 0881 188-699<br />
E-<strong>Mai</strong>l info@kh-gmbh-ws.de<br />
www.meinkrankenhaus2030.de<br />
Rufen Sie bei Verdacht auf<br />
Schlaganfall unverzüglich die<br />
Die Notaufnahme an <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Standorten ist<br />
24 Stun<strong>den</strong> an 365 Tagen im Jahr <strong>für</strong> Sie da!<br />
Ein Meilenstein <strong>für</strong> die Behandlung<br />
von Schlaganfall-Patienten ist der<br />
Krankenhaus GmbH zu Beginn des<br />
Jahres gelungen?<br />
Wir kooperieren seit Anfang des<br />
Jahres auch bei Schlaganfällen<br />
mit dem Klinikum Rechts der Isar.<br />
Genaugenommen mit <strong>den</strong> Teams<br />
von Prof. Dr. Bernhard Hemmer,<br />
Leiter der Neurologie, und<br />
Prof. Dr. Claus Zimmer, Leiter der<br />
Neuroradiologie. Beide sind absolute<br />
Topspezialisten auf ihrem<br />
Gebiet. <strong>Das</strong>s wir mit ihnen und ihren<br />
Teams eng zusammenarbeiten<br />
können, ist in der Tat ein Meilenstein<br />
<strong>für</strong> unser Haus. Wir haben<br />
bereits deren Standards bei der<br />
Vorgehensweise zur Behandlung<br />
von Schlaganfall-Patienten übernommen,<br />
bieten <strong>den</strong> Menschen in<br />
unserer Region somit modernste<br />
Schlaganfall-Therapie an.<br />
Was meinen Sie mit „Standards“?<br />
<strong>Das</strong>s alle notwendigen Arbeitsschritte<br />
Hand in Hand ineinandergreifen,<br />
so keine wertvolle<br />
Zeit verloren geht. <strong>Das</strong> beginnt<br />
bereits beim Rettungsdienst, der<br />
die wichtigsten Fragen zu klären<br />
hat: Wann begannen die Symptome?<br />
Welche Vorerkrankungen hat<br />
der Patient? Welche Medikamente<br />
nimmt er ein? Darüber hinaus informiert<br />
der Rettungsdienst noch<br />
während der Fahrt Dienstarzt und<br />
Notfallmanager im Krankenhaus,<br />
die wiederum bis zum Eintreffen<br />
des Patienten alles vorbereiten<br />
und organisieren, um die bestmögliche<br />
Behandlung sofort beginnen<br />
zu können.<br />
Mit direkter Unterstützung der<br />
Schlaganfall-Experten aus München?<br />
Wir profitieren von der Expertise<br />
aus München in der Tat auf ganzer<br />
Klinik Schongau<br />
Marie-Eberth-Str. 6<br />
86956 Schongau<br />
Telefon 08861 215-0<br />
Telefax 08861 215-249<br />
E-<strong>Mai</strong>l info@kh-gmbh-ws.de<br />
112<br />
Linie: Dank hochmoderner Technik<br />
können wir während der Behandlung<br />
eines Schlaganfall-Patienten<br />
die Spezialisten aus München via<br />
Videoschalte dazu holen, nach<br />
deren Anweisungen handeln.<br />
Und noch besser: Die Fachärzte<br />
aus München kommen im Notfall<br />
sogar zu uns nach Weilheim, um<br />
Schlaganfall-Patienten persönlich<br />
zu behandeln. Darüber hinaus<br />
wird unser Fachpersonal ständig<br />
geschult und weitergebildet, so<br />
auf <strong>den</strong> neuesten, medizinischen<br />
Stand <strong>für</strong> die Behandlung von<br />
Schlaganfall-Patienten gebracht.<br />
Wurde die persönliche Hilfe aus<br />
dem Klinikum Rechts der Isar bereits<br />
in Anspruch genommen?<br />
In <strong>den</strong> ersten Monaten haben wir<br />
bereits zwei Mal erfolgreich mit<br />
München zusammengearbeitet.<br />
Wir haben die Schlaganfall-Patienten<br />
aus unserer Region in<br />
unser Haus geholt, alles Notwendige<br />
– Katheter, Schleusen,<br />
Narkose – vorbereitet, sodass der<br />
Neuroradiologe, der in Windeseile<br />
aus München zu uns gekommen<br />
ist, unmittelbar nach seiner Ankunft<br />
mit der Behandlung anfangen<br />
konnte. Beide Male hat es gut<br />
funktioniert.<br />
js<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 25
Genossenschaften — ein bewährtes Geschäftsmodell<br />
Arbeitsbühnenverleih . Malerfachbetrieb<br />
Seit 1929: Nicht nur der<br />
Gewinn ist wichtig<br />
Altlandkreis | Für Josef Schilcher<br />
aus Kinsau am Lech ist klar: So<br />
geht es in der Milchwirtschaft<br />
nicht weiter. Die Konkurrenz mit<br />
dem Ausland treffe die Bauern im<br />
Allgäu und <strong>Pfaffenwinkel</strong> hart. Vor<br />
illustren Gästen, wie dem Landwirtschaftsminister<br />
und einem<br />
Ministerialrat aus Berlin hält der<br />
Ökonomierat seine Rede. Es ist der<br />
5. Januar 1929 und an diesem Tag<br />
wird das „Erste Bayerische Butterwerk<br />
Schongau“ eingeweiht.<br />
Es besteht aus 14 kleinen Molkereigenossenschaften:<br />
Sechs aus<br />
Schongau und Peiting, die weiteren<br />
aus Birkland, Steinga<strong>den</strong>,<br />
Hohenfurch, Kinsau, Schwabniederhofen,<br />
sowie Apfel- und Unterapfeldorf<br />
und Apfeldorfhausen.<br />
Diese kleinen Molkereigenossenschaften,<br />
die nun Mitglieder im<br />
Butterwerk sind, hatten sich seit<br />
dem 19. Jahrhundert gebildet,<br />
als Landwirte ihre Hauskäsereien<br />
aufgaben und sich zusammenschlossen.<br />
Nun, 1929, gründet sich<br />
ein noch größerer Verbund. <strong>Das</strong><br />
Butterwerk, seinerseits selbst eine<br />
Genossenschaft, übernimmt das<br />
Milchfett der dörflichen Molkereigenossenschaften<br />
und produziert<br />
daraus in Massen Butter – im Jahr<br />
1932 schon 17 Zentner pro Tag.<br />
1952 übernimmt das Butterwerk<br />
auch die Milch- und Käseproduktion<br />
von ihren Mitgliedern. In <strong>den</strong><br />
achtziger Jahren gibt es abermals<br />
einen Wandel: <strong>Das</strong> Butterwerk gibt<br />
die Produktion auf und wird zu<br />
einer Milchliefergenossenschaft –<br />
bis heute. „Wir handeln <strong>für</strong> unsere<br />
Mitglieder, die Landwirte aus<br />
der Region, möglichst gute Preise<br />
mit <strong>den</strong> Molkereien aus“, erklärt<br />
Landwirt Thomas Bertl aus Wildsteig,<br />
Geschäftsführer des Schongauer<br />
Butterwerks. Und da<strong>für</strong> erweist<br />
sich die Organisationsform<br />
der Genossenschaft seit rund einem<br />
Jahrhundert als die richtige.<br />
620 Landwirte<br />
als Mitglieder dabei<br />
In einer Genossenschaft schließen<br />
sich Mitglieder zusammen, die<br />
gemeinsam ihre wirtschaftlichen<br />
Interessen stärken wollen. Eine<br />
Genossenschaft, die es seit Jahrhunderten<br />
gibt, hat heute Ähnlichkeiten<br />
mit einem Verein, aber<br />
auch mit einer GmbH. Sie haftet<br />
nur bis zur Höhe der Einlagen, die<br />
die Mitglieder eingebracht haben.<br />
Anders als die GmbH braucht sie<br />
kein Mindestkapital bei der Grün-<br />
dung. Und wie bei einem Verein<br />
entschei<strong>den</strong> die Mitglieder, deren<br />
Interessen also maßgebend sind.<br />
620 Landwirte sind bei der „Erstes<br />
bayerisches Butterwerk Schongau<br />
eG“ (eG: eingetragene Genossenschaft)<br />
heute dabei. Sie kommen<br />
von Ettal im Sü<strong>den</strong> bis Landsberg<br />
im Nor<strong>den</strong>, Hopfen im Westen bis<br />
Obersöchering im Osten. Die Mitglieder<br />
treffen sich einmal im Jahr<br />
bei der Generalversammlung und<br />
bei Gebietsversammlungen. Der<br />
Vorstand um Thomas Bertl berichtet<br />
von seiner Preispolitik<br />
mit <strong>den</strong> Molkereien,<br />
aber auch vom Umgang<br />
mit aktuellen<br />
Themen wie Tier-<br />
wohl, nachhaltige Produktion und<br />
Klimabilanz. Sind die Mitglieder<br />
zufrie<strong>den</strong>, entlasten sie <strong>den</strong> Vorstand<br />
und stimmen über die weitere<br />
Besetzung ab.<br />
Auch andere Unternehmen im<br />
ländlichen Raum sind Genossenschaften.<br />
So sind bei <strong>den</strong> Volksund<br />
Raiffeisenbanken bis heute<br />
die Mitglieder auch Teilhaber der<br />
Bank und besitzen ein aktives<br />
Mitspracherecht. Onlinebanking,<br />
Vermögensberatung und ein Firmenkun<strong>den</strong>geschäft<br />
gibt es wie<br />
bei Großbanken, doch die Gewinnerzielung<br />
wird – gemäß der<br />
Genossenschaft – nicht zu Lasten<br />
der Kun<strong>den</strong> und Mitglieder maximiert.<br />
Eine Divi<strong>den</strong>de erhält <strong>den</strong>noch<br />
jedes Mitglied, das mit seiner<br />
Stimme <strong>den</strong> Geschäftsbetrieb<br />
mitgestaltet. Neue Kun<strong>den</strong> einer<br />
Raiffeisenbank müssen nicht Mitglieder<br />
der Genossenschaft wer<strong>den</strong>,<br />
können dies aber. Die Raiff-<br />
eisenbank Steinga<strong>den</strong><br />
betreibt<br />
in Böbing und Steinga<strong>den</strong> sogar<br />
noch zwei Lagerhäuser, in <strong>den</strong>en<br />
Waren verkauft wer<strong>den</strong>. Einst waren<br />
solche Lager <strong>für</strong> eine<br />
Raiffeisenkasse selbstverständlich,<br />
<strong>den</strong>n die<br />
Landwirte die<br />
erstmals<br />
solche<br />
26 | <strong>altlandkreis</strong>
Ammergauer Straße 7<br />
86989 Steinga<strong>den</strong><br />
Thomas Bertl aus Wildsteig (li.) ist Geschäftsführer des Schongauer Butterwerks.<br />
Alois Schärfl zeigt ein altes Foto der Schongauer Alm.<br />
genossenschaftlichen Banken gegründet<br />
hatten, um die Beschaffung<br />
von Saatgut und Dünger<br />
gemeinsam zu finanzieren, lagerten<br />
das Material auch zusammen.<br />
Heute ist die Raiffeisenbank<br />
Steinga<strong>den</strong> eine der wenigen, die<br />
dieser Tradition treu geblieben ist.<br />
Wobei das Lagerhaus inzwischen<br />
allen Bürgern zum Einkauf offensteht.<br />
Zusammenschluss von<br />
Waldbesitzern<br />
Manche Genossenschaft gibt es<br />
erst seit kurzem. So ist die Waldbesitzervereinigung<br />
(WBV) Schon-<br />
gau eG seit 2007 der in Bayern<br />
erste und bisher<br />
einzige<br />
Zusam-<br />
menschluss von Waldbesitzern in<br />
Form einer Genossenschaft. Davor<br />
war sie ein Verein, so wie es die<br />
meisten anderen Forstzusammenschlüsse<br />
sind. „Im praktischen Betrieb<br />
merkt man <strong>den</strong> Unterschied<br />
kaum“, erklärt Geschäftsführer<br />
Florian Riedl aus Schongau. Von<br />
ihren fast 1300 Mitgliedern, überwiegend<br />
private Waldbesitzer,<br />
kauft die WBV Holz ein, bündelt<br />
es und verkauft es weiter: hauptsächlich<br />
an Sägewerke. Der komplette<br />
Verkaufserlös fließt zurück<br />
an die Waldbesitzergenossen, die<br />
WBV finanziert ihre Kosten aus<br />
einem pauschalen Vermarktungsaufschlag<br />
pro Transaktion und der<br />
oftmals kontrastreich. Gelebte<br />
Unikat,<br />
ein ist Objekt Jedes<br />
Stahl und Schrott. Farbe trifft<br />
auf<br />
treffen Holzoberflächen<br />
– am Ende leicht und einfach.<br />
Material<br />
zurückhaltendes auf<br />
OBJEKTMÖBEL von www.wolperdings.de<br />
gefertigt und ausgestellt bei<br />
„el carpintero“<br />
Christian Brei<strong>den</strong>bach<br />
Mitgliedsgebühr. Die Höhe dieser<br />
Gebühren bleibt beschei<strong>den</strong>, da<br />
die Genossenschaft keinen großen<br />
Gewinn erwirtschaften muss.<br />
„Als Verein funktioniert das an<br />
sich genauso“, so Riedl. „Organisieren<br />
und verwalten<br />
aber können wir es in der<br />
Genossenschaft<br />
professioneller.“<br />
So ist die<br />
Genossen-<br />
schaft zur Bilanzierung verpflichtet.<br />
Ein vom Genossenschaftsverband<br />
beauftragter Wirtschaftsprüfer<br />
sieht einmal im Jahr nach dem<br />
Rechten. Beim Verein hingegen<br />
genügen eine einfache Gewinnund<br />
Verlustrechnung und eine<br />
nach eigenem Ermessen durchgeführte<br />
Kassenprüfung. Die Folge:<br />
Wird der Verein größer, steigt das<br />
Haftungsrisiko <strong>für</strong> die Vorstände,<br />
wenn Fehler passieren. „Unsere<br />
Vorstände entschlossen sich daher<br />
<strong>für</strong> die Umwandlung in eine<br />
Genossenschaft“, erklärt Florian<br />
Riedl.<br />
Dabei befin<strong>den</strong> sich unter <strong>den</strong><br />
Mitgliedern der WBV nicht nur<br />
Privatmenschen, Gemein<strong>den</strong> und<br />
Kirchen, sondern auch kleinere<br />
Genossenschaften, so genannte<br />
Waldgenossenschaften. Und während<br />
die WBV als Waldbesitzervereinigung<br />
Holz von vielen einzelnen<br />
Waldbesitzern sammelt und<br />
vertreibt, bringen die Mitglieder<br />
in <strong>den</strong> kleineren Waldgenossenschaften<br />
einen einzigen gemeinsamen<br />
Waldbesitz ein. So nennen<br />
in der Waldgenossenschaft<br />
Schongau sieben Mitglieder eine<br />
Waldfläche von zehn Hektar und<br />
eine Weidefläche von elf Hektar,<br />
südwestlich des Orts nahe dem<br />
Lechstausee, ihr Eigen. Die Flächen<br />
hatten mehrere Schongauer<br />
1904 erworben, nachdem sie sich<br />
in der Genossenschaft zusammengeschlossen<br />
hatten. Heute<br />
können sich ihre Nachkommen<br />
um Vorstand Alois Schärfl nicht<br />
vorstellen, an der gemeinsamen<br />
Bewirtschaftung und gegenseitigen<br />
Unterstützung etwas zu ändern.<br />
Auch die nun über 100 Jahre<br />
alte Hirtenhütte, die „Schongauer<br />
Alm“, bleibt dank der Waldgenossenschaft<br />
Schongau erhalten. cr<br />
OBJEKTMÖBEL von www.wolperdings.de<br />
gefertigt und ausgestellt bei<br />
„el carpintero“<br />
Christian Brei<strong>den</strong>bach<br />
Ammergauer Straße 7<br />
86989 Steinga<strong>den</strong><br />
Jedes Objekt ist ein Unikat,<br />
oftmals kontrastreich. Gelebte<br />
Holzoberflächen treffen auf<br />
Stahl und Schrott. Farbe trifft<br />
auf zurückhaltendes Material<br />
– am Ende leicht und einfach.<br />
Ein Holzganter, aufgebeigt <strong>für</strong><br />
Mitglieder der Waldbesitzervereinigung<br />
Schongau, seit 2007 eine<br />
Genossenschaft.<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 27
Übersicht aller hiesigen Nummernschilder<br />
Mehr Kennzeichen<br />
als Einwohner<br />
Lauterbach 14 86989 Steinga<strong>den</strong><br />
0173 / 77 38 33 5<br />
● Holzeinschläge / Durchforstungen<br />
● Problembaumfällung mit Versicherungsschutz<br />
● Holzhandel / Brennholzhandel<br />
● Garten- und Landschaftsbau<br />
● Natursteinmauern-Steinbau<br />
● Fluss- und Lawinenverbau<br />
● Bagger- und Drainagearbeiten<br />
● Leitungssuche mit Wünschelrute<br />
● Transporte jeglicher Art unter 3,5t<br />
● Mobiler Reparatur- und Ersatzteileservice<br />
● Geräte- und Fahrzeugbau<br />
● Schweiß-und Holzbauarbeiten<br />
● Landwirtschaftliche Produkte / Dienstleistungen<br />
● Winterdienst<br />
● forstbetrieb_schmid@yahoo.de<br />
Altlandkreis | Kraftfahrzeugkennzeichen,<br />
umgangssprachlich auch<br />
Nummernschilder genannt, wer<strong>den</strong><br />
von Zulassungsstellen der jeweiligen<br />
Landratsämter zugeteilt.<br />
Sie bestehen aus einem Unterscheidungszeichen,<br />
das <strong>den</strong> Verwaltungsbezirk<br />
wie WM oder SOG<br />
<strong>für</strong> Weilheim oder Schongau benennt.<br />
Neben einer Buchstabenund<br />
Ziffernkombination, die der<br />
eindeutigen I<strong>den</strong>tifizierung des<br />
jeweiligen Fahrzeugs dient, enthalten<br />
Kennzeichen noch weitere<br />
Merkmale. Die Maße der Kennzeichenschilder<br />
sind beispielsweise<br />
fest vorgeschrieben und dürfen<br />
nicht über- oder unterschritten<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Neben „normalen“ Nummernschildern<br />
mit der schwarzen Beschriftung<br />
auf weißem Grund, das<br />
auf jedem Pkw, Anhänger, Lkw,<br />
Omnibus, Sonderfahrzeug sowie<br />
Wohnwagen und Krad prangt, gibt<br />
es weitere, verschie<strong>den</strong>e Ausführungen.<br />
Dem einzeiligen Kennzeichen,<br />
das eine Breite von 520<br />
Millimetern und eine Höhe von 110<br />
Millimetern nicht überschreiten<br />
darf, steht ein zweizeiliges Nummernschild<br />
entgegen, das 280 Millimeter<br />
breit und 200 Millimeter<br />
hoch sein darf.<br />
Im Landkreis Weilheim-Schongau<br />
sind derzeit rund 145 700 Fahrzeuge<br />
zugelassen – in etwa zwei<br />
Drittel davon <strong>für</strong> <strong>den</strong> Weilheimer<br />
Altlandkreis, ein Drittel dagegen<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Schongauer. <strong>Das</strong> sind erstaunlicherweise<br />
mehr Zulassungen<br />
als der Landkreis Einwohner,<br />
rund 136 000, hat. Im Folgen<strong>den</strong><br />
stellt die „<strong>altlandkreis</strong>“-Redaktion<br />
alle in der Region zulässigen<br />
Kennzeichen einzeln vor:<br />
Oldtimerkennzeichen<br />
Ein besonderes Merkmal des Oldtimerkennzeichens<br />
ist das „H“<br />
hinter der Erkennungsnummer.<br />
Insgesamt sind im Landkreis Weilheim-Schongau<br />
1 728 Oldtimer zugelassen.<br />
Kennzeichen <strong>für</strong><br />
Elektrofahrzeuge<br />
Für Elektrofahrzeuge, von <strong>den</strong>en<br />
in der Region etwa 600 unterwegs<br />
sind, gibt es ein Kennzeichen, das<br />
dem <strong>für</strong> Oldtimer ähnlich ist, jedoch<br />
durch ein „E“ hinter der Erkennungsnummer<br />
Auskunft über<br />
die Antriebsart gibt.<br />
Wechselkennzeichen<br />
Mit dem Wechselkennzeichen<br />
können unter bestimmten Bedingungen<br />
zwei Fahrzeuge mit einem<br />
Kennzeichen zugelassen wer<strong>den</strong>.<br />
Beliebt ist diese Variante bei Haltern,<br />
die beispielsweise Pkw und<br />
Wohnmobil nutzen. Im Weilheim-<br />
Schongauer Raum machen jedoch<br />
nur zwei Halter davon Gebrauch.<br />
Saisonkennzeichen<br />
Etwa 10 350 Fahrzeuge<br />
sind im<br />
Landkreis mit einem<br />
Saisonkennzeichen<br />
unterwegs.<br />
Im Gegensatz zu<br />
„normalen“ dürfen Fahrzeuge<br />
damit innerhalb eines Betriebszeitraums<br />
auf öffentlichen Straßen<br />
gefahren oder abgestellt wer<strong>den</strong>.<br />
Kennzeichnend <strong>für</strong> dieses Nummernschild<br />
sind zwei übereinan-<br />
28 | <strong>altlandkreis</strong>
der liegende Zahlen hinter oder<br />
über der Erkennungsnummer, die<br />
die Monate des Betriebszeitraums<br />
(hier von April bis Oktober) signalisieren.<br />
Diese Zulassungsart<br />
wird gerne von Fahrzeughaltern<br />
genutzt, die während der Sommersaison<br />
mit Cabriolet, Camper oder<br />
Motorrad unterwegs sind.<br />
<strong>Das</strong> Kurzzeitkennzeichen<br />
Kurzzeitkennzeichen, die <strong>für</strong> Probe-<br />
und Überführungsfahrten<br />
vorgesehen sind, wur<strong>den</strong> im Jahr<br />
2019 immerhin 1 375 zugeteilt. Mit<br />
diesen darf der Halter oder dessen<br />
Fahrer nur mit dem im Fahrzeugschein<br />
eingetragenen Fahrzeug<br />
lediglich bis zu fünf Tagen am<br />
öffentlichen Straßenverkehr in<br />
Deutschland teilnehmen.<br />
verwendet. <strong>Das</strong> Kennzeichen mit<br />
der Ziffer 06 darf nur von gewerblichen<br />
Verkäufern genutzt wer<strong>den</strong>.<br />
Mit der Ziffer 07 können Oldtimerfreunde<br />
am öffentlichen Straßenverkehr<br />
teilnehmen, sofern sie auf<br />
dem Weg zu bekannten Veranstaltungen<br />
sind.<br />
Versicherungskennzeichen<br />
Der Vollständigkeit<br />
halber seien auch<br />
noch Versicherungskennzeichen<br />
zu nennen.<br />
Mit diesen wer<strong>den</strong> Mofas,<br />
Pedelecs, aber auch E-Roller oder<br />
E-Rollstühle gekennzeichnet, die<br />
lediglich eine Haftpflichtversicherung<br />
<strong>für</strong> die Nutzung im Straßenverkehr<br />
brauchen. Insofern wer<strong>den</strong><br />
diese Kennzeichen auch nicht<br />
von klassischen Zulassungsstellen,<br />
sondern von Versicherungen ausgestellt.<br />
Was ist beliebter:<br />
SOG oder WM?<br />
Bis 1974 war Schongau Verwaltungssitz<br />
seines eigenen Landkreises.<br />
Die Buchstaben der<br />
Autokennzeichen seiner Bürger<br />
lauteten damals „SOG“. Seit der<br />
Gebietsreform jedoch sind es die<br />
Buchstaben „WM“, die <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
kompletten Landkreis Weilheim-<br />
Schongau als Nummernschild<br />
gültig sind — also auch <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Schongauer Raum. Seit 2013 jedoch<br />
steht <strong>den</strong> Bürgern wiederum<br />
frei, ob sie sich im Falle einer<br />
Zulassung weiterhin <strong>für</strong> WM, oder<br />
<strong>für</strong> die nostalgische Variante mit<br />
SOG entschei<strong>den</strong> – die Wiedereinführung<br />
alter Kennzeichen erfolgte<br />
im Rahmen einer sogenannten<br />
Kennzeichenliberalisierung.<br />
„Anfangs war der Ansturm auf<br />
das SOG-Kennzeichen sehr groß“,<br />
erklärt Alexander <strong>Mai</strong>er von der<br />
hiesigen Zulassungsstelle. Fast<br />
1 000 Ummeldungswünsche während<br />
der ersten Monate zeigten,<br />
wie groß die Sehnsucht der<br />
Bürger nach der guten alten Zeit<br />
war. Insgesamt sind derzeit 12 399<br />
Nummernschilder mit „SOG“ im<br />
Umlauf. „Wenn in der Zulassungsstelle<br />
Schongau Kennzeichen ausgeteilt<br />
wer<strong>den</strong>, liegt der Anteil der<br />
SOG-Nummernschildern inzwischen<br />
bei rund 40 Prozent“, so<br />
<strong>Mai</strong>er. „Eine kleine Delle gab's jedoch<br />
2014 — nach dem Gewinn der<br />
Fußballweltmeisterschaft tendierten<br />
viele Autoinhaber stark zum<br />
WM“, erzählt er schmunzelnd.<br />
Außer WM und SOG findet sich im<br />
Altlandkreis auch das „MOD“: Aufgrund<br />
der Landkreisgebietsreform<br />
um 1972 wechselte die Gemeinde<br />
Ingenried vom ehemaligen<br />
Landkreis Marktoberdorf in <strong>den</strong><br />
Landkreis Weilheim-Schongau.<br />
Da insbesondere Zugmaschinen<br />
und Anhänger sehr lange in Betrieb<br />
sind, fin<strong>den</strong> sich in Ingenried<br />
auch heute noch 36 Fahrzeuge mit<br />
MOD-Kennzeichen.<br />
hun<br />
Ausfuhrkennzeichen<br />
Ausfuhrkennzeichen, von <strong>den</strong>en<br />
2019 im Raum Schongau 438 beantragt<br />
wur<strong>den</strong>, sind <strong>für</strong> Kraftfahrzeuge<br />
vorgesehen, die ins Ausland<br />
überführt wer<strong>den</strong> sollen.<br />
Grünes Kennzeichen<br />
Grüne Kennzeichen<br />
sind mit<br />
dem „normalen“<br />
prinzipiell gleich-<br />
gestellt, wer<strong>den</strong> allerdings nur<br />
steuerbefreiten Kraft- und Nutzfahrzeugen<br />
wie Landmaschinen<br />
zugeteilt. Damit zugelassen sind<br />
im Weilheim-Schongauer Raum<br />
rund 7500.<br />
Rotes Kennzeichen<br />
<strong>Das</strong> Überführungskennzeichen mit<br />
roter Schrift wird <strong>für</strong> <strong>den</strong> Transport<br />
nicht zugelassener Kraftfahrzeuge<br />
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das Beste aus dieser pandemiebedingten<br />
Situation gemacht. Ihr neues<br />
Buch heißt „In Deutschland um<br />
die Welt“. Wie kam’s dazu?<br />
Die Idee <strong>für</strong> mein zweites Buch<br />
wäre eigentlich eine andere gewesen,<br />
die aufgrund Corona jedoch<br />
nicht umsetzbar war. Als das<br />
Gespräch mit meinem Verleger<br />
eigentlich schon vorbei war, stellte<br />
er mir noch die persönliche Frage,<br />
Ihr Regionalmagazin „<strong>altlandkreis</strong>“ verlost ein Exemplar von „In<br />
Deutschland um die Welt“. Schicken Sie uns bis 15. <strong>Mai</strong> eine Postkarte<br />
mit dem Stichwort „Weltreise“. Oder eine E-<strong>Mai</strong>l an info@<br />
<strong>altlandkreis</strong>.de. <strong>Das</strong> Los entscheidet, der Rechtsweg ist ausgeschlossen!<br />
Geschrieben hat <strong>den</strong> 222 Seiten starken Text- und Bildband, erschienen<br />
im Conbook-Verlag, die in Schongau aufgewachsene<br />
Franziska Consolati (geborene Bär). Er ist ab sofort <strong>für</strong> 24,95 Euro<br />
in allen Buchhandlungen sowie online erhältlich.<br />
wie ich als Mensch mit Fernweh<br />
und großer Reisebegeisterung umgehe<br />
mit dieser neuen Situation.<br />
„In Deutschland um die Welt“ ist<br />
meine Antwort darauf.<br />
Worum geht’s?<br />
Es ist eine Sammlung von 68 Erlebnissen<br />
in ganz Deutschland, die<br />
jedoch allesamt einem anderen<br />
Kontinent zugeteilt wer<strong>den</strong> können.<br />
Man glaubt gar nicht, wie viel<br />
Exotisches, wie viele andere Kulturen<br />
und atemberaubende Landschaften<br />
man bei uns Deutschland<br />
erleben und entdecken kann.<br />
Ihre persönlichen Highlights?<br />
Ein Kapitel dreht sich um die dunkelsten<br />
Orte Deutschlands, um<br />
die mit der geringsten Lichtverschmutzung,<br />
die an <strong>den</strong> Nahen<br />
Osten erinnern. Dazu zählt unter<br />
anderem die Winkelmoosalm in<br />
<strong>den</strong> Chiemgauer Alpen. Ich war ja<br />
schon an vielen entlegenen Orten,<br />
zum Beispiel in der Sahara oder<br />
im Kaukasusgebirge, wo ich nicht<br />
immer einen derart schönen Sternenhimmel<br />
gesehen habe wie auf<br />
dieser Alm. Auch beeindruckend<br />
war eine Kajakfahrt auf dem Sylvensteinspeicher<br />
und der Isar. Dort<br />
ist das Wasser so klar, dass man<br />
<strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> des Sees sehen kann.<br />
Wenn vom Boot aus dann auch<br />
noch schneebedeckte Gipfel zu sehen<br />
sind, fühlt man sich wirklich<br />
wie in Kanada und wartet eigentlich<br />
nur darauf, bis am Ufer ein<br />
Grizzly auftaucht.<br />
30 | <strong>altlandkreis</strong>
Sie tauchen auch in ganz andere<br />
Kulturen ein?<br />
In Hamm, Nordrhein-Westfalen,<br />
steht inmitten eines Industriegebietes<br />
ein bunter, hinduistischer<br />
Tempel, der <strong>für</strong> Hinduisten aus<br />
ganz Europa von großer Bedeutung<br />
ist. In der fränkischen Schweiz<br />
gibt es eine wunderbare Allee mit<br />
japanischen Kirschblüten, das gleiche<br />
gilt <strong>für</strong> einen Schloßpark in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Sind im Buch auch „Weltreiseziele“<br />
aus dem Schongauer Altlandkreis,<br />
Ihrer Heimatregion, vorzufin<strong>den</strong>?<br />
Beschrieben wird in einem Kapitel<br />
die Deutsche Alpenstraße, die<br />
mit Steinga<strong>den</strong> ja auch durch <strong>den</strong><br />
Schongauer Altlandkreis führt – und<br />
stark an die Alpenstraße im Sü<strong>den</strong><br />
Neuseelands erinnert. Aber auch<br />
eine Winterwanderung mit Iglu-<br />
Bau auf dem Breitenberg bei Pfronten,<br />
der dem Schongauer Altlandkreis<br />
zumindest sehr nahe liegt.<br />
Insgesamt beschreiben Sie 68 Erlebnisse,<br />
die Sie aufgrund Corona<br />
sicherlich nicht alle selbst besuchen<br />
und vor Ort recherchieren konnten?<br />
Leider ja. Ich wollte <strong>für</strong> meine Recherchearbeit<br />
auch keine Regeln<br />
brechen, obwohl es, im Nachhinein<br />
betrachtet, oft einfacher gewesen<br />
wäre, <strong>für</strong> eine Nacht mal nach<br />
Hamburg zu fahren, als jedes noch<br />
so kleine Detail vom Schreibtisch<br />
aus herauszufin<strong>den</strong>.<br />
Welche Kernaussage steckt in Ihrem<br />
neuen Buch?<br />
<strong>Das</strong>s wir <strong>für</strong> unvergessliche Reisen<br />
und Erlebnisse nicht immer ins entfernte<br />
Ausland müssen. Abenteuer<br />
gibt’s auch zu Hauf direkt vor der<br />
eigenen Haustüre. Man muss oft<br />
nur einen Blick da<strong>für</strong> entwickeln,<br />
seine Sinne neu schärfen, um das<br />
Besondere vor Ort auch wahrzunehmen<br />
und wertzuschätzen. Ich<br />
dachte mit Anfang 20 auch immer:<br />
Je weiter weg, desto aufregender<br />
das Abenteuer. Inzwischen sehe<br />
ich das anders.<br />
Was tun Sie als erstes, sobald die<br />
Coronapandemie vollständig überwun<strong>den</strong>,<br />
und wieder alles erlaubt<br />
ist?<br />
Ich stelle mir gerade eine Freiluftbühne<br />
in einer lauen Sommernacht<br />
vor. Insofern würde ich nicht ins<br />
Flugzeug steigen, um ein Fernreiseabenteuer<br />
in Angriff zu nehmen,<br />
sondern erstmal auf irgendein<br />
Konzert gehen.<br />
Aktuell sieht es eher nicht nach feiern<strong>den</strong><br />
Menschenmassen vor Bühnen<br />
mit hochklassigen Bands aus.<br />
Haben Sie trotzdem konkretere Pläne<br />
<strong>für</strong> <strong>2021</strong>?<br />
Ich hoffe auf eine Mehrtageswanderung<br />
in der Schweiz. Auf eine<br />
Weitwanderung in Deutschland,<br />
wo in bestimmten Regionen Übernachtungen<br />
in der Wildnis in sogenannten<br />
Treckingcamps erlaubt<br />
Auf Safari „Dahaom“: Autorin Franziska Consolati (ehemals Bär) auf einem<br />
Vogelbeobachtungs-Turm am Chiemsee, ihrer neuen Heimat.<br />
sind. Auch Kajaken im Spreewald<br />
steht auf meiner To-Do-Liste. Und<br />
eventuell holen mein Mann und ich<br />
die <strong>für</strong>s Vorjahr geplante Schwe<strong>den</strong>reise<br />
nach. Mein Wunsch, wie<br />
auch im Buch beschrieben, ist jedoch<br />
ganz klar der, Deutschland<br />
weiter zu erkun<strong>den</strong>.<br />
js<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 31
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Inmitten des Sachsenrieder Forstes<br />
<strong>Das</strong> verschwun<strong>den</strong>e Dorf<br />
Sachsenried | Ein verschwun<strong>den</strong>es<br />
Dorf<br />
inmitten des 5000<br />
Hektar großen Sachsenrieder<br />
Forstes, der<br />
zu <strong>den</strong> größten zusammenhängen<strong>den</strong><br />
Waldgebieten<br />
Oberbayerns<br />
gehört? <strong>Das</strong> klingt<br />
mystisch, das klingt<br />
unheimlich. Und es<br />
wirft Fragen auf. Wann<br />
verschwun<strong>den</strong>? Warum<br />
verschwun<strong>den</strong>?<br />
Wie verschwun<strong>den</strong>?<br />
Und warum existierte<br />
überhaupt ein Dorf inmitten<br />
eines Waldes?<br />
Die Rede ist von Habratshofen,<br />
das sich wenige Kilometer<br />
nordwestlich von Sachsenried<br />
befand. Laut Überlieferung<br />
wurde der Weiler erstmals im<br />
Jahre 1126 urkundlich als „Hadebrehteshoven“<br />
erwähnt, stand zur<br />
selben Zeit unter der „Fuchtel“ des<br />
Klosters Rottenbuch, wohin der<br />
berüchtigte Zehent (zehnprozentige<br />
Steuer in Form von Geld oder<br />
Naturalien) abgegeben wer<strong>den</strong><br />
musste. Um 1809 bestand „Habratshoven“<br />
aus drei Bauernhöfen<br />
mit Schindeldach und war in etwa<br />
214 Hektar groß. Gezählt wur<strong>den</strong><br />
damals 18 Einwohner, sechs Pferde,<br />
ein Fohlen, zwölf Kühe sowie<br />
vier Kälber, die allesamt mit einem<br />
großen Problem zu kämpfen<br />
hatten: Wasserknappheit. Immer<br />
dann, wenn der Ziehbrunnen<br />
vor Ort trockengefallen war,<br />
mussten die Bewohner schwere<br />
Wasserfässer über einen steilen<br />
Waldweg namens „Wassersteige“<br />
aus dem benachbarten Ödwang<br />
(zwischen Bidingen und Osterzell)<br />
heraufschleppen. Als dem Dorf im<br />
32 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Die Habratshofer hatten oft mit Wasserknappheit zu kämpfen<br />
— dieser Tiefbrunnen trocknete häufig aus.<br />
Jahre 1841 durch ein „Verbot der<br />
Waldweide“ letztlich die Überlebensgrundlage<br />
entzogen wurde,<br />
war das Aus von Habratshofen<br />
besiegelt. Keine vier Jahre später,<br />
um 1845, wurde der Weiler vom<br />
Bayerischen Staat aufgekauft, die<br />
drei Bauernhäuser wur<strong>den</strong> abgerissen.<br />
Und die drei Familien<br />
namens Nett, Seelos und Fischer?<br />
Die konnten durch <strong>den</strong> Verkaufserlös<br />
immerhin deutlich kleinere<br />
Höfe im benachbarten, da<strong>für</strong> wasserreichen<br />
Schwabsoien erwerben<br />
– und dort ein neues Leben<br />
beginnen.<br />
Tiefbrunnen, Infotafel<br />
und Ge<strong>den</strong>kstein<br />
Heute erinnert eine kleine Hinweistafel<br />
mit Kartierung und Infotext<br />
an das verschwun<strong>den</strong>e Dorf<br />
zurück. Wer <strong>den</strong> Forstweg nördlich<br />
von Königsried in Richtung Staatstraße<br />
2014 (Ortsverbindungsstraße<br />
zwischen Sachsenried und Osterzell)<br />
entlangspaziert, kommt<br />
dort zwangsläufig<br />
vorbei, und entdeckt<br />
direkt dahinter diesen<br />
überdachten<br />
Tiefbrunnen, der bis<br />
heute erhalten ist.<br />
Bereits einige hundert<br />
Meter vor diesem<br />
kleinen Platz,<br />
jedoch auf der anderen<br />
Seite des kerzengera<strong>den</strong><br />
Forstweges,<br />
zeigt ein Wegweiser<br />
mit der Aufschrift<br />
„Kapelle Habratshofen“<br />
zu einem Platz,<br />
wo die Ge<strong>den</strong>kkapelle<br />
der Habratshofener<br />
Bauern stand.<br />
Heute erinnert an diesen friedvollen<br />
Fleck von damals ein Ge<strong>den</strong>kstein<br />
mit der Inschrift „Hier stand<br />
etwa 800 Jahre, bis 1845, Habratshofen<br />
mit der Dreifaltigkeitskapelle“<br />
zurück.<br />
<strong>Das</strong>s sich Habratshofen damals<br />
tatsächlich inmitten eines so dichten<br />
Waldes befun<strong>den</strong> hatte, wie<br />
er heute vorzufin<strong>den</strong> ist? Schwer<br />
vorstellbar. Die Bäume in diesem<br />
Bereich sind mit rund 30 Jahren<br />
je<strong>den</strong>falls wesentlich jünger als<br />
das ehemalige Dorf. Hintergrund:<br />
Jahrhundertsturm Wiebke zerstörte<br />
im Jahre 1990 <strong>den</strong> Wald in<br />
diesem Bereich nahezu vollständig,<br />
weshalb dort vor rund drei<br />
Jahrzehnten eine umfassende Aufforstung<br />
stattgefun<strong>den</strong> hatte. Und<br />
zwar mit verschie<strong>den</strong>en Baumarten,<br />
um einen stabileren Wald<br />
gegen weitere Extremwetter herzustellen.<br />
So fin<strong>den</strong> Spaziergänger<br />
heute nicht nur Fichten, sondern<br />
auch Tannen sowie jede Menge<br />
Laubbäume, zum Beispiel Buche,<br />
Ahorn, Erle, Esche, Eiche und an-
dere vor. Gerade über <strong>den</strong><br />
Sommer, Herbst und Winter,<br />
wenn der Blätterwald sehr<br />
dicht, oder sich abfallende<br />
Blätter sowie Neuschnee<br />
über <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> legen, verschwin<strong>den</strong><br />
auch die letzten<br />
Erinnerungen an Habratshofen<br />
nahezu vollständig unter<br />
dem Deckmantel der Natur.<br />
Burschenverein und<br />
Fantasie-Roman<br />
Der Geist des Dorfes lebt<br />
trotzdem in unterschiedlichen<br />
Formen zu allen Jahreszeiten<br />
weiter. Neben<br />
Ge<strong>den</strong>kstein, Infotafel und<br />
Tiefbrunnen weist die Gemeinde<br />
Schwabsoien in ihrer<br />
Online-Chronik ebenso auf<br />
Habratshofen und seine Geschichte<br />
hin wie ein Wikipedia-Eintrag<br />
(unter dem Namen<br />
„Haberatshofen“). Außerdem<br />
gründete sich vor wenigen Jahrzehnten<br />
mal ein Burschenverein<br />
mit dem Namen des Weilers. Der<br />
ist zwar aus Altersgrün<strong>den</strong> schon<br />
länger nicht mehr so rührig wie zu<br />
Hochzeiten. Jedoch erinnern die<br />
Mitglieder des losen Zusammenschlusses<br />
sich gerne zurück an das<br />
zwischenzeitlich weithin bekannte<br />
Direkt am Wegrand: Text und Karte erinnern<br />
und informieren Spaziergänger und Radlfahrer<br />
über das verschwun<strong>den</strong>e Dorf.<br />
und schwer beliebte Waldfest, das<br />
die Burschen über mehrere Jahre<br />
hinweg mit Speis, Trank und<br />
Live-Musik veranstalteten. Leider<br />
suchten in der Vergangenheit<br />
auch immer wieder ungebetene<br />
Gäste diesen verschwun<strong>den</strong>en Ort<br />
auf, weil sie in ihm wohl etwas<br />
Magisches gesehen haben. Die<br />
Folge: Vermüllung und Zerstörung<br />
der Natur nach wil<strong>den</strong> Saufgelangen,<br />
womit das gutorganisierte<br />
Waldfest des<br />
Burschenvereins übrigens<br />
absolut nichts zu tun hatte.<br />
Außerdem zu Schauergeschichten<br />
beigetragen hat<br />
sicherlich auch ein durchaus<br />
erfolgreicher Fantasie-<br />
Roman der aus Peiting<br />
stammen<strong>den</strong> Autorin Stefanie<br />
Kasper. Zwar hat der<br />
Inhalt ihres Buches nichts<br />
mit der Dorfgeschichte von<br />
Habratshofen an sich zu<br />
tun. Jedoch spielt die Handlung<br />
des Romans an genau<br />
diesem Ort, was allein der<br />
Titel namens „<strong>Das</strong> verlorene<br />
Dorf“ unweigerlich<br />
verrät. Erschienen ist das<br />
Werk von Stefanie Kasper<br />
im Jahr 2015. Heute, sechs<br />
Jahre später, scheint sich<br />
der zwischenzeitliche Hype<br />
um die Suche nach diesem verlorenen<br />
Dorf wieder gelegt zu haben.<br />
Statt leeren Bierflaschen und<br />
Chipstüten fin<strong>den</strong> Spaziergänger<br />
und Radelfahrer einen einsamen,<br />
aber gepflegten und idyllischen<br />
Kraftort vor, der dank Tiefbrunnen,<br />
Hinweisschild und Ge<strong>den</strong>kstein an<br />
das verschwun<strong>den</strong>e Habratshofen<br />
zurückerinnert.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 33
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Aufgrund Corona zum Couch-Potato?<br />
Erst im Homeschooling,<br />
dann an die Konsole<br />
Altlandkreis | Bereits vor<br />
Eintritt der Corona-Pandemie<br />
im März 2020 waren<br />
deutschlandweit mehr als<br />
zehn Prozent aller Kinder<br />
und Jugendlichen übergewichtig,<br />
rund sechs Prozent<br />
sogar adipös. Im Schongauer<br />
Altlandkreis traf diese<br />
erschreckend hohe Prozentzahl,<br />
zuletzt veröffentlicht<br />
vom Bundesgesundheitsministerium<br />
im Jahr 2017,<br />
nicht zu. „Der Unterschied<br />
zwischen Stadt- und Landleben<br />
ist grundsätzlich ziemlich<br />
groß“, sagt Sport- und<br />
Gesundheitstrainerin Barbara<br />
Edinger. Dennoch stellt<br />
sich in Zeiten der Beschränkungen<br />
und Schließungen<br />
die Frage: Mutieren immer<br />
mehr Kinder und Jugendliche zu<br />
übergewichtigen, bewegungsarmen<br />
Couchpotatos? Barbara<br />
Edinger, die seit Jahrzehnten mit<br />
Kindern und Jugendlichen zusammenarbeitet,<br />
sieht seit Eintritt der<br />
Corona-Pandemie sowohl Positives<br />
als auch Negatives, was das<br />
Thema „Bewegung junger Menschen“<br />
betrifft. Ein Riesennachteil:<br />
<strong>Das</strong>s Vereinssportarten seit<br />
mehr als einem Jahr wenig bis<br />
gar nicht mehr ausgeübt wer<strong>den</strong><br />
dürfen. Trainer von beispielsweise<br />
Fußballmannschaften haben die<br />
Be<strong>für</strong>chtung, dass bei Wiederaufnahme<br />
des Trainings nach überstan<strong>den</strong>er<br />
Pandemie sowohl Fitnesszustand<br />
als auch technisches<br />
Niveau deutlich abgenommen<br />
haben wer<strong>den</strong>. Noch größer sei<br />
Weg vom Handy: So sportlich sieht ein Nachmittag<br />
im Garten von Familie Edinger aus.<br />
jedoch die Sorge, dass viele Kinder<br />
und Jugendliche ihre bislang<br />
geliebte Sportart komplett aus<br />
<strong>den</strong> Augen verlieren, ihr langfristig<br />
<strong>den</strong> Rücken zukehren und gar<br />
nicht mehr weitermachen wollen.<br />
Für Randsportarten, die ohnehin<br />
seit Jahren mit Nachwuchsproblemen<br />
zu kämpfen haben, könnten<br />
die Pandemie-Maßnahmen sogar<br />
das Aus zur Folge haben. Dabei<br />
vermissen die Jungs und Mädels<br />
zusehends gerade das, was Teamsport<br />
ausmacht: <strong>Das</strong> regelmäßige<br />
Treffen mit Gleichgesinnten, die<br />
in vielen Fällen zu dicken Freun<strong>den</strong><br />
gewor<strong>den</strong> sind. Damit einher<br />
geht auch der Verlust des wohl<br />
wichtigsten Attributes von Mannschaftssportarten<br />
überhaupt:<br />
Teamgeist, der privat wie beruflich<br />
eine starke Gesellschaft<br />
auszeichnet. „<strong>Das</strong>s Kinder<br />
und Jugendliche ohne ihren<br />
Vereinssport sich gar nicht<br />
mehr bewegen, kann man<br />
aber nicht sagen“, sagt Barbara<br />
Edinger, die nicht nur an<br />
Grund- und Montessorischulen<br />
sowie an einem Gymnasium<br />
arbeitet und gearbeitet<br />
hat – sie ist selbst Mutter von<br />
vier Kindern im Alter zwischen<br />
sechs und 20 Jahren, erlebt<br />
insofern auch privat hautnah<br />
mit, wie sich welche Altersgruppe<br />
verhält und entwickelt.<br />
Die Natur <strong>für</strong> sich<br />
entdeckt?<br />
„Kleinkinder und Grundschulkinder<br />
bewegen sich<br />
seit Corona vielleicht sogar eher<br />
mehr als noch vor der Pandemie“,<br />
sagt Edinger. Der Grund: Einige<br />
Eltern hatten und haben aufgrund<br />
Homeoffice und Kurzarbeit<br />
durchaus mehr Zeit <strong>für</strong> ihre Kleinen.<br />
Und mussten allein deshalb<br />
regelmäßig raus an die frische<br />
Luft, damit ihnen sprichwörtlich<br />
die Decke nicht auf <strong>den</strong> Kopf fällt.<br />
<strong>Das</strong> immer wieder sonnige Wetter,<br />
obendrein ein durchaus schneereicher<br />
Winter, spielte <strong>den</strong> meisten<br />
Familien zusätzlich in die Karten.<br />
„Wir haben noch nie so viele<br />
Kinder beim Schlittenfahren am<br />
Schlossberg erlebt“, sagt Edinger.<br />
Andere hätten mit ihren Sprösslingen<br />
Skitouren ausprobiert, wieder<br />
andere gingen einfach nur raus<br />
aufs Feld, bauten Schneemänner,<br />
34 | <strong>altlandkreis</strong>
oder hinein in einen Wald, wo es<br />
immer und immer wieder tolle<br />
neue Dinge zu entdecken gibt <strong>für</strong><br />
Groß und Klein. „Viele Eltern genießen<br />
es auch, über <strong>den</strong> Tag verteilt<br />
deutlich weniger Terminstress<br />
zu haben“, stellte Edinger bei<br />
sich und aus ihrem Umfeld fest.<br />
Aufstehen, Frühstücken, Brotzeit<br />
herrichten, die Kinder anziehen,<br />
ins Auto packen, beim Kindergarten<br />
abliefern, weiter ins Büro<br />
hetzen, mittags wieder die Kinder<br />
abholen, schnell etwas zu Essen<br />
kochen, Hausaufgaben erledigen,<br />
ab zum Musikunterricht, zum Judotraining,<br />
Einkaufen, Abendessen<br />
zubereiten – diese stressige<br />
Tagesroutine blieb vielen Eltern<br />
seit Eintritt der Pandemie erspart.<br />
Bergsteigen statt<br />
Vereinstraining<br />
Auch positiv auffallend seit Corona:<br />
Ältere Schüler und Jugendliche<br />
entdeckten neue Sportarten<br />
<strong>für</strong> sich, lernten die Natur kennen<br />
und schätzen. „Weil Fußball,<br />
Tennis oder Eishockey nicht stattfin<strong>den</strong><br />
kann, sind viele zum Wandern,<br />
Bergsteigen oder jetzt über<br />
<strong>den</strong> Winter auch zum Skitouren<br />
gekommen und haben festgestellt,<br />
wie wunderschön Bewegung<br />
draußen an der frischen Luft und<br />
in freier Natur sein kann.“ Kurzum:<br />
Klein- und Kindergartenkinder sowie<br />
Jugendliche bewegen sich –<br />
zumindest die auf dem Land –<br />
nicht unbedingt weniger als vor<br />
Corona, allerdings anders.<br />
Problematisch sieht Barbara<br />
Edinger eher die Altersgruppe<br />
„so zwischen elf und 15 Jahren“.<br />
Jungs und Mädels in diesem Alter<br />
befin<strong>den</strong> sich überwiegend mitten<br />
in der Pubertät, haben allein<br />
deshalb ihren eigenen Willen.<br />
Und sind ziemlich gefrustet, weil<br />
Homeschooling nervt, weil am<br />
Nachmittag mal wieder kein Training<br />
stattfin<strong>den</strong>, man sich wieder<br />
nicht mit <strong>den</strong> Kumpels treffen und<br />
gemeinsam austoben kann. Stattdessen<br />
eine beliebte Alternative:<br />
„Sich bereits während <strong>den</strong> fünf bis<br />
sechs Stun<strong>den</strong> Homeschooling am<br />
Vormittag, wo die Jungs und Mädels<br />
ohnehin ununterbrochen vor<br />
PC oder Tablet sitzen, sich schon<br />
mal <strong>für</strong>s Zocken am Nachmittag<br />
verabre<strong>den</strong>.“ Mit „Zocken“ meint<br />
Barbara Edinger das Spielen mit<br />
Konsolen wie X-Box oder Playstation,<br />
womit sich Freunde wenigstens<br />
virtuell miteinander vernetzen<br />
können. „Und an solchen<br />
Tagen dann selten bis gar nicht<br />
von der Couch herunterkommen.“<br />
Umso wertvoller, wenn Eltern als<br />
gute Vorbilder vorangehen, und<br />
ihre Kinder – trotz des schwierigen,<br />
rebellischen Alters – zum<br />
Rausgehen begeistern können.<br />
Denn eines ist klar: Bewegung an<br />
der frischen Luft tut immer gut. Es<br />
setzt Glückshormone frei, stärkt<br />
das Immunsystem und fördert<br />
Kraft, Kondition und Koordination<br />
ebenso wie geistige Fähig- und<br />
Fertigkeiten. „Dazu braucht es<br />
auch kein gezieltes Training, schon<br />
gar keinen Wettkampf mit Leistungsdruck“,<br />
sagt Barbara Edinger,<br />
die sich an dieser Stelle auch<br />
sehnlichst wünscht, dass Schulsport<br />
so schnell wie möglich wieder<br />
stattfin<strong>den</strong> kann. Unabhängig<br />
davon sei Alt und Jung empfohlen:<br />
Rausgehen, Spaß haben und die<br />
Natur genießen, was im Schongauer<br />
Altlandkreis und darüber<br />
hinaus nahezu uneingeschränkt<br />
möglich ist – trotz Corona. js<br />
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Werte (l/100 (l/100 km) zum km) kombiniert Verbrauch 1,7. elektrischer 1,7. CO CO 2<br />
-Emission<br />
2 Energie/Kraftstoff (g/km) kombiniert bzw. 39. zur Effizienzklasse Reichweite hängen A+. Die Die ab tatsächlichen<br />
von individueller<br />
Werte Werte Fahrweise, zum zum Verbrauch Straßen- elektrischer und Verkehrsbedingungen, Energie/Kraftstoff Außentemperatur, bzw. zur Reichweite Klimaanlageneinsatz hängen ab ab von von eller Fahrweise, kann<br />
individueller<br />
etc.,<br />
dadurch<br />
Straßensich<br />
die<br />
und und Reichweite<br />
Verkehrsbedingungen, reduzieren. Die<br />
Außentemperatur, Werte wur<strong>den</strong> Klimaanlageneinsatz<br />
entsprechend neuem etc., etc.,<br />
WLTP-Testzyklus<br />
dadurch dadurch kann kann sich sich ermittelt<br />
die die Reichweite und auf das<br />
reduzieren. bisherige Messverfahren<br />
Die Werte wur<strong>den</strong><br />
NEFZ entsprechend<br />
umgerechnet. neuem neuem<br />
WLTP-Testzyklus WLTP-Testzyklus ermittelt ermittelt und und auf auf das das bisherige bisherige Messverfahren NEFZ NEFZ umgerechnet.<br />
umgerechnet.<br />
Unverbindliche Preisempfehlung der MMD Automobile GmbH, ab Importlager, zzgl. Überführungskosten,<br />
1 | Unverbindliche Metallic-, Perleffekt- Preisempfehlung und Premium-Metallic-Lackierung der MMD Automobile GmbH, gegen ab Importlager, Aufpreis. zzgl. Hierin Überführungs-<br />
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4 | Rechnerischer Wert, es besteht kein Rechtsanspruch auf Gewährung des Umweltbonus.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 35
Spezialisten <strong>für</strong> Verbrennungsmotoren<br />
Wenn Kfz-Mechaniker<br />
an ihre Grenzen stoßen<br />
Peiting | <strong>Das</strong> Herz eines<br />
je<strong>den</strong> Kraftfahrzeugs:<br />
Der Motor. Trotz Klima-<br />
Diskussion am mit Abstand<br />
meisten verbaut,<br />
weil leistungstechnisch<br />
und aufgrund vorhan<strong>den</strong>er<br />
Infrastruktur nach<br />
wie vor die klare Nummer<br />
eins auf dem Markt: Verbrennungsmotoren,<br />
betrieben<br />
mit Diesel oder<br />
Benzin. Nach Jahren und<br />
Jahrzehnten der Nutzung<br />
verschleißen sie jedoch,<br />
fangen an zu stottern,<br />
bleiben im schlimmsten<br />
Falle stehen. Die ersten „Wehwehchen“<br />
tauchen je nach Pflege,<br />
Nutzung und „Materialglück“<br />
mal früher, mal später auf. Fakt<br />
ist: Geht ein Motor kaputt, kommt<br />
in Sachen Reparatur ein klassischer<br />
Kfz-Mechaniker oft an seine<br />
Grenzen. Gefragt sind dann<br />
Motoren-Spezialisten, von <strong>den</strong>en<br />
es im Schongauer Altlandkreis<br />
nur wenige gibt. Pionier auf diesem<br />
Gebiet: Die Firma „Motoren<br />
Lutz“ mit Sitz in Peiting, Klammspitzstraße<br />
6. Gegründet hat das<br />
Unternehmen Michael Lutz Senior,<br />
der schon als kleiner Bub wusste,<br />
„dass ich mich unbedingt mal<br />
selbstständig machen möchte“.<br />
Er ist aufgewachsen in einer Zeit<br />
ohne Internet und Smartphone,<br />
„in der man sich nicht alles kaufen<br />
konnte“. Ging etwas kaputt,<br />
wurde es zwangsläufig eigenhändig<br />
repariert. So schraubte er von<br />
klein auf in der Werkstätte seines<br />
Vaters, der damals einen Fuhrpark<br />
Vater und Sohn: Michael Lutz Senior (li.) gründete <strong>den</strong><br />
Betrieb, Michael Lutz <strong>Juni</strong>or führt ihn weiter.<br />
<strong>für</strong> Holztransporter in Steinga<strong>den</strong><br />
betrieb, fleißig mit. Die Ausbildung<br />
zum Kfz-Mechaniker absolvierte<br />
Michael Lutz jedoch bei<br />
Motoren Bauer in Weilheim. „Zugund<br />
Busfahrtticket haben mich 80<br />
Mark im Monat gekostet, der Lohn<br />
lag bei nur 70 Mark.“ In der Früh<br />
konnte er noch direkt von Steinga<strong>den</strong><br />
mit dem Omnibus nach Weilheim<br />
fahren. Nach der Arbeit mit<br />
dem Zug von Weilheim zurück bis<br />
nach Peiting. Und von Peiting nach<br />
Steinga<strong>den</strong>? „Habe ich <strong>den</strong> Bus<br />
meistens um wenige Minuten ver-<br />
passt, weshalb ich überwiegend<br />
nach Hause getrampt bin, und so<br />
unglaublich viele Leute und auch<br />
Autos kennenglernt habe.“ Die<br />
Ausbildung von Michael Lutz<br />
war in der Tat eine tägliche,<br />
zeit- und nervenaufreibende<br />
Abenteuerreise mit vielen, un-<br />
vergessenen Erinnerungen. „Als<br />
ich in Weilheim zum ersten Mal<br />
in die Motorenabteilung hinein-<br />
geführt wurde, ist mir<br />
das Herz aufgegangen.“<br />
Diese Lei<strong>den</strong>schaft <strong>für</strong><br />
Verbrennungsmotoren<br />
trägt der heute 70-Jährige<br />
nach wie vor in sich.<br />
Allerdings „nur noch“<br />
halbtags. Seinen vor<br />
45 Jahren gegründeten<br />
Meisterbetrieb <strong>für</strong> die<br />
Reparatur und Instandsetzung<br />
von Verbrennungsmotoren<br />
führt<br />
heute federführend sein<br />
Sohn. Der heißt auch<br />
Michael, ist 32, und<br />
nicht weniger infiziert<br />
mit diesem Virus <strong>für</strong> Verbrennungsmotoren.<br />
Ein Motor mit<br />
500 Einzelteilen<br />
Angefangen hat die Unternehmensgeschichte<br />
der Firma „Motoren<br />
Lutz“ in der oben beschriebenen<br />
Werkstätte in Steinga<strong>den</strong>.<br />
Übergangsweise zog der Betrieb<br />
schließlich um auf das ehemalige<br />
Schaumberger-Gelände im<br />
Zentrum Peitings, ehe es<br />
im Jahr 2013<br />
38 | <strong>altlandkreis</strong>
Nostalgischer Anblick: Motoren dieser Oldtimer wer<strong>den</strong> instandgesetzt.<br />
schließlich in ein neues Gebäude<br />
im damals frischerschlossenen<br />
Gewerbegebiet an der Klammspitzstraße<br />
ging. Dort haben die<br />
insgesamt 15 Mitarbeiter aus<br />
Werkstätte und Büro bis heute<br />
genug Platz, um Verbrennungsmotoren<br />
aller Art und aus allen<br />
Fahrzeugtypen wieder zum Laufen<br />
zu bringen. Pkw, Transporter,<br />
Camper, Lkw, Baumaschinen,<br />
landwirtschaftliche und kommunale<br />
Nutzfahrzeuge stehen ebenso<br />
regelmäßig in der Werkstätte<br />
wie Luxusschlitten und Oldtimer,<br />
die zum Teil einen sechsstelligen<br />
Euro-Betrag wert sind. Manchmal<br />
bekommt das familiengeführte<br />
Traditionsunternehmen komplette<br />
Fahrzeuge auf <strong>den</strong> Hof gestellt,<br />
manchmal bereits ausgebaute<br />
Motoren, ab und an auch nur einzelne<br />
Teile eines bereits zerlegten<br />
Motors. Die Arbeitsschritte bei der<br />
Instandsetzung von Motoren: Den<br />
kompletten Motor in seine bis zu<br />
400, 500 (!) Einzelteile zerlegen,<br />
diese feinsäuberlich reinigen,<br />
alle Fehlerquellen suchen, eine<br />
umfassende Scha<strong>den</strong>sanalyse<br />
samt Kostenvoranschlag erstellen,<br />
die Fehler durch Reparatur mit<br />
Spezialwerkzeugen, Maschinen<br />
sowie Ersatzteilen heben, <strong>den</strong> Motor<br />
wieder zusammenbauen,<br />
in das jeweilige<br />
Fahrzeug einbauen,<br />
Probe fahren<br />
und beten, bangen und<br />
hoffen, dass der Wagen auf<br />
Anhieb anspringt – und der Motor<br />
gleichmäßig und ohne Störgeräusche<br />
sanft, aber voller be-<br />
Energie,<br />
vor sich hin schnurrt. „Die Schwierigkeit<br />
in unserem Beruf ist, dass<br />
wir keine Fehler machen dürfen“,<br />
sagt Michael Lutz <strong>Juni</strong>or, der von<br />
sich und seinen Mitarbeitern nicht<br />
nur fachliche Kompetenz, sondern<br />
auch ein hohes Maß an Konzentration<br />
abverlangt. „Wenn du beim<br />
Zusammenbau eines Motors auch<br />
nur ein winziges Teil vergisst, war<br />
die ganze Arbeit umsonst.“ Letztlich<br />
ähnelt die Instandsetzung von<br />
Verbrennungsmotoren mehr der<br />
Arbeit eines Werkzeugmachers<br />
als der eines klassischen Kfz-Mechanikers.<br />
Entsprechend vielseitig<br />
sind die Aufgaben im Hause Lutz.<br />
Von klassischen Kfz-Reparaturarbeiten,<br />
„die wir auch ausüben“,<br />
über die akribische Montage von<br />
Kleinteilen bis hin zu Metallarbeiten<br />
wie Drehen, Fräsen, Schleifen,<br />
Bohren und Honen.<br />
Mit Zuversicht<br />
in die Zukunft<br />
<strong>Das</strong> Erfolgsgeheimnis der Firma<br />
Lutz neben dieser ausgeprägten<br />
Lei<strong>den</strong>schaft <strong>für</strong> Verbrennungsmotoren:<br />
Ein bunter Mix aus erfahrenen<br />
und jungen, motivierten<br />
Mitarbeitern, die das Zerlegen,<br />
Reparieren und Montieren von<br />
Kraftfahrzeugen, insbesondere<br />
von Motoren, regelrecht im Blut<br />
haben. Eine umfassende Ausstattung<br />
mit Spezialwerkzeugen<br />
und -maschinen. Aber auch ein<br />
riesiges Ersatzteillager sowie ein<br />
engmaschiges Netzwerk zu Ersatzteillieferanten<br />
und Motorenherstellern<br />
auf nationaler und internationaler<br />
Ebene. Nur so können<br />
Michael Lutz und seine Mitarbeiter<br />
ihren Kun<strong>den</strong> gewährleisten, alle<br />
Verbrennungsmotoren zu reparieren.<br />
Auch die Motoren, die mehr<br />
als 50, 80 oder gar 100 Jahre alt<br />
sind. Entsprechend gefragt ist der<br />
Fachbetrieb, dessen Kun<strong>den</strong> nicht<br />
nur aus direkter Region, sondern<br />
vereinzelt auch aus dem kompletten<br />
deutschsprachigen Raum <strong>den</strong><br />
Weg nach Peiting aufsuchen, dann<br />
in etwa vier Wochen Zeit einkalkulieren<br />
müssen, bis ihr Motor<br />
vollständig repariert und wieder<br />
einsatzfähig ist. Die Fahrzeuge<br />
aus Industrie, Handwerk, Landwirtschaft<br />
oder Privathaushalten<br />
kommen entweder direkt vom<br />
Besitzer, oder über Kfz-Werkstätten<br />
zu Motoren Lutz. An diesem<br />
Montagmorgen ist die Halle mit<br />
Hebebühnen und Montagegruben<br />
nahezu ausschließlich mit edlen<br />
Oldtimern besetzt. In der angrenzen<strong>den</strong><br />
Werkstätte liegen zahlreiche,<br />
feinsäuberlich gereinigte Motoren<br />
auf mobilen Arbeitstischen.<br />
„<strong>Das</strong> ist ein Ami, der in der Mitte<br />
ein ganz alter, und der da hinten<br />
stammt aus einem 911er Porsche“,<br />
erklärt Michael Lutz <strong>Juni</strong>or beim<br />
Rundgang durch die Firma. Ob<br />
sich im Gebäude auch Elektrooder<br />
gar Wasserstoffmotoren<br />
befin<strong>den</strong>? „Bis jetzt nicht“, sagt<br />
der <strong>Juni</strong>or-Chef, der sich natürlich<br />
immer wieder mal mit neuen<br />
Techniken befasst, seinen auf<br />
Verbrennungsmotoren spezialisierten<br />
Betrieb jedoch noch lange<br />
nicht als „Auslaufmodell“ sieht.<br />
„Sowohl die Leistungsfähigkeit<br />
als auch die Infrastruktur ist noch<br />
längst nicht so ausgereift, um flächendeckend<br />
<strong>den</strong> seit mehr als 100<br />
Jahren bewährten Verbrennungsmotor<br />
vom Markt zu verdrängen.“<br />
Entsprechend gut gefüllt ist das<br />
Auftragsbuch der Firma Lutz, die<br />
trotz Coronakrise zuversichtlich in<br />
die Zukunft blicken kann. Allein<br />
deshalb, weil Spezialisten <strong>für</strong> Verbrennungsmotoren<br />
auch die kommen<strong>den</strong><br />
45 Jahre rar gesät sein<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 39<br />
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Starnberg / Pöcking | Fans von<br />
Stephanie-Schuster-Büchern wissen<br />
es: Die Malerin, Illustratorin<br />
und Schriftstellerin von einem<br />
Hof bei Pöcking am Starnberger<br />
See hat schon so einige fesselnde<br />
Bücher verfasst. Die wenigsten jedoch<br />
unter ihrem echten Namen.<br />
Den Historienroman „Im Labyrinth<br />
der Fugger“ schrieb sie unter<br />
dem Pseudonym Rebecca Abe.<br />
Die Thriller um Rechtsmedizinerin<br />
Carina Kyreleis als Stephanie Fey.<br />
Und die regionalen Starnberg-Krimis<br />
„Hendlmond“ und „Jungfernfahrt“<br />
unter Ida Ding. Erst mit dem<br />
literarischen Roman „Der Augenblick<br />
der Zeit“ gab die ehemalige<br />
Stu<strong>den</strong>tin an der Akademie der<br />
Künste in München ihren wahren<br />
Namen der breiten Öffentlichkeit<br />
preis. Und scheint die Zeit der<br />
Pseudonyme nun endgültig hinter<br />
sich zu lassen. Mit dem ersten<br />
Band von „Die Wunder Frauen –<br />
Alles, was das Herz begehrt“<br />
brachte sie einen Roman auf <strong>den</strong><br />
Markt, der ebenfalls unter ihrem<br />
echten Namen veröffentlicht wurde<br />
– und sich auf Anhieb als voller<br />
Erfolg entpuppte. Insofern warteten<br />
die Schuster-Fans bereits zum<br />
Jahreswechsel sehnsüchtig auf<br />
<strong>den</strong> Erschein-Termin des zweiten<br />
Bands dieser fesseln<strong>den</strong> Trilogie.<br />
Er heißt „Die Wunderfrauen – von<br />
Allem nur das Beste“, dessen Inhalt<br />
nahtlos an <strong>den</strong> ersten Band<br />
anknüpft: Vier starke Frauen in der<br />
Nachkriegszeit um 1950, 1960 und<br />
1970, zwischen Wirtschaftswunder<br />
und Hippiezeit, zwischen Nylons<br />
und Emanzipation, zwischen Liebe<br />
und Freundschaft.<br />
Sie heißen Luise Dahlmann, Helga<br />
Knaup, Marie Wagner und<br />
Annabel von Thaler. Wer Band<br />
40 | <strong>altlandkreis</strong><br />
eins noch nicht berger Seeklinik. <strong>Das</strong> spannende<br />
gelesen hat: Luise durfte nach im zweiten Teil der Trilogie, der<br />
Zustimmung ihres Mannes einen rund zehn Jahre später spielt: Die<br />
Tante-Emma-La<strong>den</strong> mitten in Schicksale der vier Damen, die unterschiedlicher<br />
Starnberg eröffnen, sich so einen<br />
Lebenstraum verwirklichen. Helga,<br />
die Tochter eines reichen Fabrikanten,<br />
nicht sein könnten,<br />
führen nun in „Von allem nur das<br />
Beste“ zusammen.<br />
hielt es zuhause nicht<br />
mehr aus, lief weg, und begann Viel Herzblut, Tatendrang<br />
entgegen der elterlichen Erwartungen<br />
eine Ausbildung in einem<br />
und Humor<br />
einfach-bürgerlichen Beruf – sie Luise Dahlmann, die anfänglich<br />
lernte Krankenschwester in der noch Schwierigkeiten hatte mit<br />
Seeklinik am Starnberger See.<br />
Bei Marie handelt es sich um ein<br />
Flüchtlingsmädchen aus Schlesien,<br />
die in ihrer früheren Heimat<br />
auf einem Gutshof lebte – nach<br />
Jahren der Flucht war sie mit ihren<br />
Kräften am Ende, kam auf dem<br />
Hof von Luises Bruder, einem Gestüt<br />
der Wittelsbacher, unter. Und<br />
ihrem Gemischtwarenla<strong>den</strong>, kann<br />
sich nun vor lauter Kundschaft<br />
kaum retten. Sie <strong>den</strong>kt darüber<br />
nach, anzubauen, um somit ihr<br />
Sortiment erweitern zu können.<br />
Auch, um konkurrenzfähig zu<br />
bleiben, da Supermärkte sprichwörtlich<br />
überall aus dem Bo<strong>den</strong><br />
schießen. Helga hat aus ihrem<br />
Annabel? Sie ist die Gattin des „einfach-bürgerlichen“ Beruf<br />
bekannten Chefarztes der Starn-<br />
doch einen steilen Karriereweg
geschafft, in dem sie ihr Leben in<br />
geordnete Bahnen lenkte und nun<br />
nicht mehr als Krankenschwester,<br />
sondern Frauenärztin in der<br />
Starnberger Seeklinik arbeitet.<br />
Marie ist eine künstlerisch begabte<br />
Frau, die Luises Bruder geheiratet<br />
hat. Als vierfache Mutter und Bäuerin<br />
weiß sie oft gar nicht mehr,<br />
was sie zuerst anpacken soll. Die<br />
Arbeit geht ihr definitiv nie aus.<br />
Und Annabel erleidet einen herben<br />
Schicksalsschlag, aus dem sie<br />
jedoch gestärkt hervorgeht, das<br />
Zepter in die eigene Hand nimmt.<br />
Kurzum: Es handelt sich um eine<br />
Geschichte, die mit viel Herzblut<br />
serviert wird. Selbstverständlich<br />
wer<strong>den</strong> politische Unruhen in<br />
<strong>den</strong> Sechzigern ebenso erwähnt<br />
wie Umweltkatastrophen. Es geht<br />
auch um Koch- und Backrezepte,<br />
Nylonstrümpfe und exotische<br />
Dosenfrüchte. Aber vor allem um<br />
<strong>den</strong> Zusammenhalt der vier Wunderfrauen,<br />
die aus jedem noch so<br />
großen Problem ein Problemchen<br />
> > > BÜCHER ZU GEWINNEN<br />
Bestsellerautorin Stephanie Schuster<br />
lebt mit ihrer Familie auf einem Hof<br />
bei Pöcking am Starnberger See.<br />
machen. Noch besser: Stephanie<br />
Schuster bringt <strong>den</strong> Leser auch<br />
immer wieder zum Lachen, in dem<br />
niveauvoller Humor nicht zu kurz<br />
kommt in einer Zeit, in der diese<br />
vier Frauen weiterhin voller Tatendrang<br />
um ihre Rechte kämpfen.<br />
Platz eins auf der<br />
Bestseller-Liste<br />
Bereits Band eins wurde überhäuft<br />
von positiver Kritik. Die Resonanzen<br />
zu „Von Allem nur das<br />
Beste“ toppen dies sogar: Platz<br />
eins auf der Literatur-Bestseller-<br />
Liste des Spiegels. Nahezu ausschließlich<br />
positive Kommentare.<br />
Und eine durchschnittliche Sternebewertung<br />
über „4,5 von 5,0“.<br />
Viel besser könnte ein Roman, der<br />
seit 24. Februar in allen regionalen<br />
Buchhandlungen erhältlich ist,<br />
also nicht ankommen beim Leser.<br />
Er kostet rund 15 Euro, umfasst 479<br />
Seiten und besticht durch ein farbiges<br />
Cover, das Lebensfreude entfacht.<br />
Darüber hinaus wird schon<br />
jetzt Lust auf <strong>den</strong> dritten und damit<br />
letzten Teil dieser fesseln<strong>den</strong><br />
Geschichte geweckt. Der dritte<br />
Band heißt „Die Wunderfrauen –<br />
Freizeit im Angebot“, und wird<br />
voraussichtlich am 25. August <strong>2021</strong><br />
erscheinen.<br />
js<br />
Ihr Regionalmagazin „<strong>altlandkreis</strong>“ verlost diesmal nicht nur drei<br />
Exemplare von „Die Wunderfrauen – von Allem nur das Beste“,<br />
sondern auch drei Exemplare des bereits Mitte 2020 erschienenen,<br />
ersten Bandes namens „Die Wunderfrauen – alles, was das<br />
Herz begehrt“. Heißt: Den sechs glücklichen Gewinnern wird entweder<br />
Band I oder II zugeschickt. Was Sie, liebe Leser und Leserinnen,<br />
da<strong>für</strong> tun müssen? Schicken Sie uns einfach eine Postkarte<br />
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Artenvielfalt im Wald<br />
Altlandkreis | <strong>Das</strong>s Vertreter der<br />
Bayerischen Staatsforsten tatsächlich<br />
auf Artenvielfalt und ökologisches<br />
Gleichgewicht aus sind,<br />
wird von Jagdverbän<strong>den</strong> und Naturschützern<br />
immer wieder angezweifelt.<br />
Der Grundgedanke hinter<br />
„Der Wald blüht auf!“ ist in jedem<br />
Falle einer im Sinne der Natur. Es<br />
handelt sich um ein vom Freistaat<br />
gefördertes Naturschutzprojekt,<br />
wonach wertvolle Lebensräume<br />
<strong>für</strong> Insekten erhalten und verbessert<br />
wer<strong>den</strong> sollen. Zum Beispiel<br />
in Form von neu angelegten<br />
Blühstreifen, die wiederum als<br />
wertvolle Nahrungsquellen <strong>für</strong><br />
Schmetterlinge, Bienen, Hummeln<br />
und Käfer gelten. Künstlerisch<br />
gestaltete Hinweistafeln weisen<br />
auf solch schützenswerte Stellen<br />
in Wäldern hin. Eine davon entdeckte<br />
neulich Ihr „<strong>altlandkreis</strong>“-<br />
Redakteur, als er sich zum Alltagsausgleich<br />
auf sein Mountainbike<br />
geschwungen hatte.<br />
Im Rahmen unseres neuen Heimaträtsel<br />
möchten wir diesmal<br />
von Ihnen, liebe Leser, wissen: Wo<br />
dieses ziemlich versteckte, holzgerahmte<br />
Hinweisschild der Aktion<br />
„Der Wald blüht auf!“ steht?<br />
Schicken Sie uns eine Postkarte<br />
mit der Lösung und dem Stichwort<br />
„Heimaträtsel“ an „<strong>altlandkreis</strong>“,<br />
Birkland 40, in 86971 Peiting. Oder<br />
eine E-<strong>Mai</strong>l an info@<strong>altlandkreis</strong>.<br />
de. Zu gewinnen gibt es wieder<br />
einen leckeren, zur Jahreszeit<br />
passen<strong>den</strong> Spezialitäten-Korb der<br />
Schönegger Käse-Alm. <strong>Das</strong> Los<br />
entscheidet, der Rechtsweg ist<br />
ausgeschlossen. Wir wünschen<br />
viel Erfolg!<br />
js<br />
> > > DES LETZTEN RÄTSELS LÖSUNG<br />
Wo das Dampflok-Schild steht, das an die stillgelegte Zugstrecke<br />
„Sachsenrieder Bähnle“ erinnert, wollten wir von Ihnen, liebe Leser,<br />
in unserer März/April-<strong>Ausgabe</strong> wissen. Die Lösung: Am süd<strong>westlichen</strong><br />
Ortseingang der Gemeinde Altenstadt, wo im Winter die<br />
Langlaufloipe beginnt. Unter zahlreichen richtigen Einsendungen<br />
war das Losglück diesmal auf Seiten von Susanne Neubauer aus<br />
Hohenfurch. Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Osterkorbes<br />
der Schönegger Käse-Alm. Wir wünschen guten Appetit!<br />
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> > > IMPRESSUM<br />
der „<strong>altlandkreis</strong>“ ist ein Medium von<br />
„<strong>altlandkreis</strong>“<br />
Birkland 40 in 86971 Peiting<br />
Telefon: 08869 / 91 22-16<br />
Fax: 08869 / 91 22-17<br />
<strong>Mai</strong>l: info@<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
Stand bei Drucklegung im April <strong>2021</strong>.<br />
Änderungen und Fehler vorbehalten.<br />
Auflage: 28000 Exemplare<br />
Für eingesandte Manuskripte wird keine Haftung sowie keine<br />
Erscheinungsgewähr übernommen.<br />
Geplanter Erscheinungstermin der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />
Juli / August <strong>2021</strong>: Freitag, 25. <strong>Juni</strong> <strong>2021</strong> (Anzeigenschluss:<br />
7. <strong>Juni</strong> <strong>2021</strong>)<br />
Herausgeber: Peter Ostenrieder<br />
Redaktion: Johannes Schelle, Peter Ostenrieder (V.i.S.d.P.)<br />
Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>: Christian Rauch, Hubert Hunscheidt,<br />
Ernst-Dietrich Limper<br />
Anzeigenverkauf: Wolfgang Stuhler<br />
Satz, Layout & Anzeigengestaltung: Peter Ostenrieder, Kurt Zarbock,<br />
Irmgard Gruber, Jeannine Echtler, Christian Lechner<br />
Druck: Gebr. Geiselberger GmbH, Martin-Moser-Str. 23, 84503 Altötting<br />
Verteilservice: KBV Vertriebs GmbH, Am Wei<strong>den</strong>bach 8, 82362 Weilheim<br />
Erscheinungsweise: zweimonatig, kostenlose Verteilung an alle<br />
Haushalte im Altlandkreis Schongau und einzelnen angrenzen<strong>den</strong><br />
Gemein<strong>den</strong><br />
Die aktuellen Anzeigenpreise, Mediadaten sowie Erscheinungstermine<br />
und weitere technische Angaben fin<strong>den</strong> Sie auf unserer Webseite<br />
www.<strong>altlandkreis</strong>.de.<br />
Fotos: Felix Baab, Johannes Schelle, Adobe Stock, Ernst-Dietrich Limper, Kurt<br />
Zarbock, Strasserguitars, Roche GmbH/Foundation Medicine, Walter Steffen,<br />
Hirschvogel Automotive Group, Georg Loferer, Isa Berndt/Krankenhaus GmbH<br />
Landkreis Weilheim-Schongau, Christian Rauch, Kroschke Signs + Services, Felix<br />
Consolati, Conbook-Verlag, Barbara Edinger/Familie Edinger, Lutz Fahrzeug-<br />
Service GmbH, Jonas Schuster, Irmgard Gruber, Georg Krötz, Dr. Volker Jaenisch/<br />
Fotogruppe Altenstadt, Screenshots www.lightpollutionmap.info, Sarah-Maria<br />
Schwarz, Felix Ditschek, FlowBikes Ingenried, Bettina Eder, Jürgen Janku<br />
www.<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 43
Ausflugstipp <strong>für</strong> die ganze Familie<br />
Durch die Feuersteinschlucht<br />
auf <strong>den</strong> Auerberg<br />
Zu Beginn führt die Wanderung über einen sanft ansteigen<strong>den</strong> Wiesenweg.<br />
Wegweiser sowie Spiel- und Infotafeln verhindern ein Verlaufen.<br />
Bernbeuren | Warum in die Ferne<br />
schweifen, wenn das Gute liegt so<br />
nah? Viele Menschen fühlen sich<br />
von solch „schlauen Sprüchen“ sicherlich<br />
noch mehr in <strong>den</strong> Wahnsinn<br />
getrieben – die nach wie vor<br />
anhaltende Coronakrise hat längst<br />
die Nerven von so einigen Kindern<br />
und Erwachsenen überstrapaziert.<br />
Umso wichtiger <strong>für</strong> Alt und Jung:<br />
Sich regelmäßig bewusst rauszunehmen<br />
aus diesem veränderten<br />
Alltag, dessen Decke-auf-<strong>den</strong>-<br />
Kopf-fall-Potential von Tag zu Tag<br />
ausgeprägter wird. Da Reisen ins<br />
Ausland nach wie vor nicht erlaubt<br />
sind, noch dazu aufgrund der globalen<br />
Problematik mit Covid-19<br />
gar keinen Sinn machen, sind die<br />
Alternativen <strong>für</strong> einen abwechslungsreichen<br />
Alltagsausgleich begrenzt,<br />
jedoch in Form von Wandern,<br />
Joggen, Bergsteigen oder<br />
Radeln immer wieder aufs Neue<br />
eine Bereicherung <strong>für</strong> Geist und<br />
Körper. Ein absolut lohnenswerter<br />
Ausflugstipp <strong>für</strong> die „<strong>altlandkreis</strong>“-<br />
Leser da draußen: Eine Wanderung<br />
auf <strong>den</strong> Auerberg. Und zwar<br />
die, die von Bernbeuren über die<br />
Feuersteinschlucht und <strong>den</strong> Jägersteig<br />
hinaufführt. Sie hat <strong>für</strong><br />
Alt und Jung derart viel zu bieten,<br />
dass die pandemiegeprägten<br />
Alltagssorgen verschwin<strong>den</strong><br />
müssen – zumindest <strong>für</strong> diese<br />
zweieinhalb bis vier Stun<strong>den</strong>, die<br />
da<strong>für</strong> eingeplant wer<strong>den</strong> sollten.<br />
Als Ausgangspunkt dieser Rundtour<br />
eignet sich der Dorfbrunnen<br />
direkt in Bernbeuren, oder der<br />
kleinere Parkplatz, der sich direkt<br />
gegenüber des eigentlichen Startpunktes<br />
des Erlebniswanderweges<br />
befindet – 200 Meter westlich<br />
von Bernbeuren, direkt neben der<br />
„Hauptstraße“, die auf <strong>den</strong> Auerberg<br />
hinaufführt. Wer dort, ob zu<br />
Fuß oder mit dem Pkw, angekommen<br />
ist, überquert <strong>den</strong> Asphalt<br />
und folgt unter <strong>den</strong> wachsamen<br />
Augen eines drei Meter hohen,<br />
römischen Soldaten aus Holz <strong>den</strong><br />
gut sichtbaren Spuren eines Wiesenwegs,<br />
der direkt zum Eingang<br />
der Feuersteinschlucht führt.<br />
Holzbox <strong>für</strong> neugierige<br />
Naturforscher<br />
Am Eingang dieser sanften<br />
Schlucht wer<strong>den</strong> Alt und Jung<br />
von raschelen<strong>den</strong> Blättern und<br />
plätscherndem Wasser begrüßt.<br />
Entlang des Bachlaufes führt ein<br />
schmaler Wanderweg über Stege<br />
tiefer in <strong>den</strong> Wald hinein, bis Alt<br />
und Jung von einem weiteren Römer<br />
begrüßt wer<strong>den</strong>. Diesmal ist<br />
es kein Soldat, sondern Kaufmann<br />
Crispus, der sich bereits auf einer<br />
Infotafel am Parkplatz vorgestellt<br />
hat, und über die gesamte Tour<br />
immer wieder Wissenswertes über<br />
die Geschichte des Auerberges<br />
einfach und <strong>für</strong> alle Altersgruppen<br />
verständlich erzählt.<br />
Hintergrund: Auf dem<br />
Auerberg befand sich<br />
mal eine römischkeltische<br />
Siedlung<br />
namens „Damasia“,<br />
nach der auch dieser<br />
abenteuerliche<br />
Wanderweg benannt<br />
ist. An dieser<br />
Stelle findet sich<br />
sogar eine Holzbox,<br />
in der ein Kescher,<br />
Steine und Infoblätter<br />
zu Bachbewohnern<br />
aufbewahrt<br />
wer<strong>den</strong>. Insbesondere<br />
Kinder können damit die<br />
Natur erforschen, was häufig zur<br />
Folge hat, dass junge Familien oft<br />
hängenbleiben an dieser Stelle,<br />
weil dort die Entdeckungsvielfalt<br />
<strong>für</strong> ihre Sprösslinge schier<br />
grenzenlos scheint. Dabei folgt<br />
im Anschluss der wohl schönste,<br />
romantischste Teil durch diese<br />
Mischwald-geprägte Feuersteinschlucht<br />
– über Metallstege vorbei<br />
an einem kleinen Wasserfall,<br />
weiter über Stufen, Wurzeln und<br />
schließlich hinaus aus dem Wald.<br />
Über eine weitere Wiese führt die<br />
stets gut beschilderte Wanderung<br />
erneut zur asphaltierten Straße,<br />
die unter Beachtung des Straßenverkehrs<br />
vorsichtig überquert<br />
wird, ehe es weiter in Richtung<br />
eines alleinstehen<strong>den</strong> Hofes geht.<br />
Hinter diesem taucht ein zweiter,<br />
römischer Soldat aus Holz auf,<br />
anschließend erneut Kaufmann<br />
Crispus, der diesmal über die Alpen<br />
berichtet. Wenige Meter weiter<br />
zweigt der Weg<br />
schließlich nach<br />
rechts ab auf <strong>den</strong><br />
von vielen Wurzeln<br />
geprägten Jägersteig,<br />
der zwischen<br />
Waldrand und Stacheldrahtzaun<br />
weiter<br />
hinaufführt zum<br />
Auerberg. Je näher<br />
dem Ziel, desto häufiger<br />
ergibt sich ein<br />
traumhafter Blick<br />
Richtung Alpen. Eine<br />
große Panoramatafel<br />
hilft schließlich, die<br />
in der Ferne entdeck-<br />
44 | <strong>altlandkreis</strong>
ten Gipfel namentlich zuzuordnen.<br />
Etwas weiter oben führt der Weg<br />
wieder in und durch <strong>den</strong> Wald, hin<br />
zu einem kniffligen Tierspuren-<br />
Quiz. Wer dies gelöst hat, erreicht<br />
<strong>den</strong> höchsten Punkt des Auerberges<br />
nun in wenigen Gehminuten<br />
außerhalb des Waldes über ein<br />
sanfthügeliges Plateau, Wirtshaus<br />
und Turm der Wallfahrtskirche St.<br />
Georg stets im Blick. Im Idealfall ist<br />
nun eine Einkehr unter Einhaltung<br />
von Hygieneschutzmaßnahmen<br />
erlaubt. Eine hauseigene Brotzeit<br />
zur Stärkung sowie reichlich zu<br />
Trinken empfiehlt sich trotzdem.<br />
Rückweg mit Blick<br />
auf Zugspitze<br />
Fans von Rundwegen sei nach<br />
getaner Rast der Abstieg über<br />
<strong>den</strong> Prälatenweg empfohlen: Er<br />
führt die ersten Meter ähnlich<br />
<strong>Das</strong> Ziel fest im Blick: Von hier aus sind es nur noch wenige Fußminuten<br />
bis zum höchsten Punkt der Wanderung — die Kirche St. Georg.<br />
dem Aufstiegsweg zurück, dann<br />
weiter Richtung Sü<strong>den</strong> über freie<br />
Wiesen hinunter auf die Südostseite<br />
des Auerbergs. Der ständige<br />
Blick aufs Gebirge mit Zugspitze<br />
und, bei bestimmten Lichtverhältnissen,<br />
dem Königsschloss Neuschwanstein,<br />
ist von diesem Weg<br />
aus schlichtweg atemberaubend.<br />
Er führt schließlich durch ein paar<br />
Höfe hindurch, und nach einem<br />
weiteren Hof an einem beschilderten<br />
Abzweig wieder nach links,<br />
hin zum bereits bekannten Aufstiegsweg<br />
– es geht über <strong>den</strong> Honeleshof<br />
und die Auerbergstraße<br />
wieder in die Feuersteinschlucht<br />
und über <strong>den</strong> Wiesenweg zurück<br />
zum Wanderparkplatz. Wer die<br />
Wanderung nun Revue passieren<br />
lassen möchte, wird feststellen:<br />
Sie ist nicht anstrengend, aber<br />
vollgepackt mit Höhepunkten und<br />
somit ideal geeignet <strong>für</strong> Familienausflüge.<br />
Festes Schuhwerk,<br />
dem Wetter angepasste Kleidung<br />
sowie Brotzeit und Getränke sollten<br />
dabei sein. Zeitlich betrachtet<br />
sind Auf- und Abstieg der 7,5 Kilometer<br />
langen Tour auch in insgesamt<br />
eineinhalb bis zwei Stun<strong>den</strong><br />
machbar, wobei Interessierte<br />
mindestens nochmals so viel Zeit<br />
zum Spielen, Pausieren und Ausblicke<br />
genießen einplanen sollten.<br />
In diesem Sinne: Viel Spaß<br />
und gute Erholung auf einer Tour,<br />
die in vielerlei Hinsicht die Sorgen<br />
des pandemiegeprägten Alltags<br />
vergessen lässt.<br />
js<br />
Die Natur entdecken: Ein schmaler Wanderweg führt Alt und Jung über<br />
Wurzeln, Stufen und Stege durch die idyllische Feuersteinschlucht.<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 45
Probieren Sie das Golfspielen einfach mal aus.<br />
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Rott | Georg Krötz ist Feinschmecker,<br />
liebt die gehobene Küche.<br />
Auf <strong>den</strong> Geschmack gekommen ist<br />
der Rotter über seinen langjährigen<br />
Hauptberuf als Viehhändler.<br />
„Ich bin verdammt viel herumgekommen“,<br />
sagt er. Insbesondere<br />
in Spanien, Italien und Frankreich.<br />
Dabei auffallend: „Überall legen<br />
die Menschen mehr Wert auf<br />
gutes Essen als hier in Deutschland.“<br />
Allen voran die Franzosen.<br />
Entlang seiner Routen gibt es<br />
kaum ein gutes Restaurant, dass<br />
der „Schorsch“ im Laufe der Zeit<br />
nicht kennen und schätzen lernt.<br />
Wieder zuhause in Rott angekommen,<br />
legt er sich eines Tages<br />
Hühner zu. <strong>Das</strong> Halten von Hahn<br />
und Hennen zählt inzwischen seit<br />
30 Jahren zur großen Lei<strong>den</strong>schaft<br />
des heute 67-jährigen Rentners.<br />
Einerseits ein toller Ausgleich zum<br />
früheren Berufsalltag. Andererseits<br />
nützlich wegen der Eier und<br />
des Fleisches. „Und nach wie vor<br />
ein schönes Hobby <strong>für</strong> mich, das<br />
über die Jahre immer professionellere<br />
Züge angenommen hat.“<br />
Dieses „immer professioneller“<br />
gilt genaugenommen, seit er vor<br />
rund 20 Jahren eine ganz spezielle<br />
Rasse angefangen hat zu züchten:<br />
Bressehühner. Wie der Name bereits<br />
verrät, stammt diese Art von<br />
Geflügel aus der wunderschönen,<br />
4 000 Quadratkilometer großen<br />
Naturlandschaft „Bresse“, die sich<br />
im Osten Frankreichs befindet. Mit<br />
rotem Kamm, reinweißem Gefieder<br />
und blauen Ständern (Füße)<br />
tragen die Zweibeiner voller Stolz<br />
die französischen Nationalfarben<br />
am Körper. Noch wertvoller aber<br />
sind Bressehühner aus einem anderen<br />
Grund: Es handelt sich um<br />
eine Zwei-Nutzungs-Rasse, die<br />
einerseits zuverlässig Eier legt,<br />
andererseits eine hervorragende<br />
Fleischqualität aufweist.<br />
Vorteil einer<br />
Zwei-Nutzungs-Rasse<br />
„Ein Vorteil, der aktueller ist <strong>den</strong>n<br />
je“, sagt Georg Krötz in Anspielung<br />
auf eine neue Regelung<br />
im bundesweit gelten<strong>den</strong> Tierschutzgesetz:<br />
<strong>Das</strong> Schreddern von<br />
männlichen Eintagsküken wird ab<br />
Ende <strong>2021</strong> verboten. Hintergrund:<br />
Männliche Küken klassischer Lege-Rassen,<br />
die keine Eier legen<br />
und wenig Fleisch ansetzen, insofern<br />
<strong>für</strong> die Lebensmittelindustrie<br />
keinen Nutzen haben, wer<strong>den</strong><br />
bereits unmittelbar nach der Geburt<br />
durch einen Schredder gejagt<br />
und getötet. In Deutschland trifft<br />
dieses Schicksal auf rund 45 Millionen<br />
Stück, EU-weit auf 500 Millionen<br />
und weltweit sogar auf 2,5<br />
Milliar<strong>den</strong> pro Jahr zu! Mit Zwei-<br />
Nutzungs-Hühnern dagegen, wie<br />
Georg Krötz sie hält, gab und gibt<br />
es dieses Problem nicht. Allen<br />
voran nicht mit Bressehühnern,<br />
die zwar eine etwas geringere<br />
Legeleistung als reine Turbo-Lege-<br />
Rassen, da<strong>für</strong> eine umso herausragendere<br />
Fleischqualität vorweisen.<br />
Bressehühner sind in der Tat<br />
als Gourmet-Geflügel bekannt, die<br />
Georg Krötz zurecht der Kategorie<br />
„Königsklasse“ zuordnet. Insbesondere,<br />
was seine Eigenen betrifft.<br />
Zu 100 Prozent reinrassig, insofern<br />
in keinster Weise gekreuzt,<br />
und somit die einzigen originalen<br />
Bressehühner in der Region, weit<br />
und breit.<br />
Regelmäßige Fahrten<br />
nach Frankreich<br />
„Bis zum Ausbruch von Corona<br />
bin ich oft mehrmals im Jahr 700<br />
Kilometer einfach nach Frankreich<br />
gefahren, um mir hochwertige<br />
Bruteier von reinrassigen Bressehühnern<br />
zur Blutauffrischung<br />
zu holen.“ Diese rein französische<br />
Viel Auslauf, frisches Grünfutter<br />
und ein „Staubbad“ gehören zur<br />
artgerechten Haltung dazu.<br />
46 | <strong>altlandkreis</strong>
Georg Krötz präsentiert seinen edlen Bressehahn,<br />
Irmgard Gruber zeigt eine wertvolle Bressehenne.<br />
Blutführung in höchster Qualität<br />
weckt wiederum Begehrlichkeiten<br />
bei ihm zuhause in Rott. „Die<br />
Anfragen von Hobbyzüchtern <strong>für</strong><br />
Bruteier nimmt jährlich zu, gehen<br />
aus ganz Deutschland, immer<br />
häufiger aus ganz Europa, bis aus<br />
Portugal, Dänemark, Luxemburg,<br />
Rumänien, Ungarn und England<br />
bei uns ein“, sagt Krötz, der aufgrund<br />
der hohen Nachfrage kaum<br />
noch hinterherkommt, deshalb vor<br />
rund einem Jahr Irmgard Gruber<br />
aus Vilgertshofen mit ins Boot geholt<br />
hat – auch sie hält nun reinrassige<br />
Bressehühner und vertreibt<br />
an interessierte Kun<strong>den</strong> brut- und<br />
versandtaugliche Eier. Damit gemeint:<br />
Stabile Schale, gleichmäßige,<br />
schöne Form mit deutlich sichtbarer<br />
Spitze sowie einem Gewicht<br />
von ca. 60 bis 65 Gramm.<br />
Spezialfutter<br />
auf Biobasis<br />
Am Mergelgrubweg in Rott sind<br />
Georg Krötz sowie seine Ehefrau<br />
Johanna selbst Chefkoch. „Mindestens<br />
einmal die Woche“, sagt<br />
er auf die Frage, wie oft er und<br />
seine Familie sich ein delikates<br />
Bressehuhn-Gericht wie Ossobuco,<br />
Saltimbocca oder Involtini<br />
gönnen. Um diese herausragende<br />
Fleischqualität – kein anderes<br />
Geflügel-Fleisch ist so zart, saftig<br />
und schmackhaft – tatsächlich<br />
auch auf <strong>den</strong> Teller zu bekommen,<br />
bedarf es nicht nur dieser französische<br />
Edelrasse an sich, sondern<br />
auch eine Aufzucht, Haltung und<br />
Schlachtung der Tiere auf höchstem<br />
Niveau. Genau so, wie es Georg<br />
Krötz <strong>für</strong> seinen Eigenbedarf<br />
beispielhaft betreibt. In einem<br />
Hightech-Brutkasten brütet Krötz<br />
die aus Frankreich geholten Eier<br />
bei 36,8 Grad und einer Luftfeuchtigkeit<br />
von 55 bis 58 Prozent, die<br />
letzten Tage bei einer Luftfeuchtigkeit<br />
von 85 bis 90 Prozent aus.<br />
Allein diese Brutkasten-Einstellungen<br />
sind somit eine Wissenschaft<br />
<strong>für</strong> sich. <strong>Das</strong> Licht der Welt<br />
erblicken die flauschigen Küken<br />
dann nach 21 Tagen. Letztlich hält<br />
Krötz nie mehr als 25 bis 30 Stück<br />
seiner edlen Bressehühner und<br />
-Hähne, garantiert ihnen so ausreichend<br />
Platz im großen Stall, der<br />
gezielt mit viel natürlichem Licht<br />
durchflutet wird. Als Streu <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Begehrte Ware: Für die Brut reinrassiger Bressehühner<br />
gehen Eier-Anfragen aus ganz Europa ein.<br />
Bo<strong>den</strong> verwendet er Parasitenresistenten<br />
Rin<strong>den</strong>mulch. Zu trinken<br />
gibt’s frisches Leitungswasser,<br />
zugefüttert wird ausschließlich<br />
hochwertiges Qualitätsfutter auf<br />
Biobasis – Hühner bekommen<br />
Weizen sowie Lege-Korn, Hähne<br />
eine spezielle Mastfuttermischung,<br />
alles von einem Hersteller<br />
aus dem nahegelegenen Großaitingen<br />
bei Königsbrunn. Wer nun<br />
glaubt, die Tiere sind bereits nach<br />
wenigen Monaten übergewichtig<br />
und träge, der irrt sich gewaltig.<br />
Selbst der Laie erkennt beim Blick<br />
in <strong>den</strong> Hühnerstall von Georg Krötz<br />
auf Anhieb, wie gesund und munter<br />
seine Tiere sind: Kein Huhn ist<br />
zerrupft, keines abgemagert oder<br />
krummlaufend. Stattdessen stechen<br />
prachtvolle Federkleider in<br />
Dieses Bressehuhn bekommt eine Füllung unter die Haut, um anschließend<br />
in einem Bratschlauch bei niedriger Temperatur gegart zu wer<strong>den</strong>.<br />
Die langsam gewachsenen Tiere brauchen mehr Zeit beim Garen<br />
als konventionell gemästete Turbohendl aus der Industrie.<br />
reinweiß, tomatenrote, feinzackige<br />
Kämme sowie diese kräftigen,<br />
blauen Füße ins Auge, auf <strong>den</strong>en<br />
die Hühner und Hähne putzmunter,<br />
fast schon in athletischer Manier<br />
unterwegs sind.<br />
Stressfreie Schlachtung<br />
Im Idealfall draußen im Freien,<br />
was aufgrund der verordneten<br />
Stallpflicht wegen Geflügelpest-<br />
Gefahr seit Ende Januar bayernweit<br />
jedoch nicht möglich ist.<br />
Grundsätzlich steht <strong>den</strong> Bressehühnern<br />
von Georg Krötz nämlich<br />
ein riesiges Freilaufareal mit<br />
Gras, Humus und Gebüsch in<br />
Hanglage zur Verfügung, was <strong>den</strong><br />
Tieren noch mehr Freiheit und Bewegung<br />
ermöglicht. Selbst ein 5,8<br />
Kilogramm schwerer Hahn, <strong>den</strong><br />
Georg Krötz mal großgezogen hatte,<br />
strotze nur so voller Kraft und<br />
Bewegungsfreude. Darüber hinaus<br />
könnte auch die hauseigene<br />
Schlachtung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Eigenbedarf<br />
im Hause Krötz tiergerechter nicht<br />
ablaufen. Im tiefenentspannten<br />
Zustand wer<strong>den</strong> die Hühner und<br />
Hähne blitzartig durch einen gezielten,<br />
fachgerechten Schlag auf<br />
<strong>den</strong> Schädel betäubt, was zwei<br />
entschei<strong>den</strong>de Vorteile mit sich<br />
bringt: Die Tiere leben bis zum<br />
letzten Atemzug glücklich und<br />
zufrie<strong>den</strong>. Gleichzeitig bleibt die<br />
hohe Fleischqualität ohne Ausschüttung<br />
von Stresshormonen<br />
vollkommen erhalten. <strong>Das</strong>, kombiniert<br />
mit seinen inzwischen beachtlichen<br />
Kochkünsten, beschert<br />
Georg Krötz und seiner Familie<br />
ebenso fantastische Geflügel-<br />
Gerichte wie <strong>den</strong> Schönen und<br />
Reichen in international angesehenen<br />
Nobelrestaurants. Und<br />
zwar von einer Rasse, die es im<br />
Original in der Region nur an zwei<br />
Orten gibt: Auf dem Hof von Irmgard<br />
Gruber nähe Vilgertshofen.<br />
Und bei Georg Krötz, der diese<br />
Gourmet-Geflügel-Rasse einst aus<br />
Ostfrankreich nach Rott am Lech<br />
gebracht hatte.<br />
js<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 47
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Altlandkreis | Schon mal von Lichtsmog,<br />
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drei gleichbedeuten<strong>den</strong> Begriffe<br />
stehen <strong>für</strong> Gebiete der Erde, in <strong>den</strong>en<br />
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auch mitten in der Nacht nicht.<br />
Grund da<strong>für</strong> sind künstliche Lichtquellen,<br />
die von Menschen erfun<strong>den</strong>,<br />
produziert und installiert wur<strong>den</strong>.<br />
Und vom Bo<strong>den</strong> der Erde nach<br />
oben in <strong>den</strong> Nachthimmel strahlen.<br />
Einerseits erfreuen sich Einheimische<br />
wie Urlauber an beleuchteten<br />
Denkmälern, Kirchen und Stadtmauern,<br />
weil warmes Licht an hellen<br />
Mauern inmitten der Nacht ein<br />
wohliges Stimmungsbild zeichnet.<br />
Darüber hinaus sorgen beleuchtete<br />
Straßen und Gehwege <strong>für</strong> erhöhte<br />
Verkehrssicherheit, halten potentielle<br />
Straftäter vor möglichen Übergriffen<br />
ab. Andererseits wirkt sich<br />
künstliches Licht bei Dunkelheit negativ<br />
auf das ökologische Gleichgewicht<br />
aus. Allen voran auf Insekten.<br />
Mehr als 60 Prozent aller wirbellosen<br />
Tiere sind nämlich nacht- und<br />
dämmerungsaktiv, insofern extrem<br />
lichtempfindlich. Gleiches gilt <strong>für</strong><br />
rund 30 Prozent aller Wirbeltiere.<br />
Die Bundesregierung hat im Rahmen<br />
eines Aktionsprogramms<br />
<strong>für</strong> Insektenschutz zum Thema<br />
Lichtverschmutzung folgendes geschrieben:<br />
„Nachtaktive Insekten<br />
wer<strong>den</strong> von künstlichen Lichtquellen<br />
irritiert, angelockt und geblendet.<br />
Sie verlieren ihre Orientierung<br />
und veren<strong>den</strong> oft vor Erschöpfung.<br />
Milliar<strong>den</strong> von Insekten verlassen<br />
hierbei ihren eigentlichen Lebensraum<br />
und können nicht mehr der<br />
Nahrungs- und Partnersuche nachgehen.“<br />
Hinzu kommt, dass Tiere<br />
wie Fledermäuse, Igel, Amphibien,<br />
Fische oder Vögel auf Insekten als<br />
Nahrungsquelle angewiesen sind.<br />
Heißt: Schwärmen Insekten nicht<br />
mehr aus, droht anderen Arten der<br />
Hungertod. Auch Zugvögel haben<br />
mit Lichtverschmutzung zu kämpfen.<br />
Sie ziehen hauptsächlich bei<br />
Nacht in wärmere Gebiete, wer<strong>den</strong><br />
durch starke, künstliche Lichtquellen<br />
jedoch häufig von ihrem eigentlichen<br />
Weg abgelenkt, was ebenfalls<br />
zu Irritierung und Erschöpfung<br />
führt. „Diese Entwicklungen zu verhindern,<br />
um die biologische Vielfalt<br />
zu schützen, ist eine Aufgabe, die<br />
nicht nur heute, sondern auch in<br />
der Zukunft immer wichtiger wird“,<br />
so der abschließende Appell in diesem<br />
Schrieb der Bundesregierung.<br />
Umstrittener<br />
23-Uhr-Beschluss<br />
Ein erster Schritt im Kampf gegen<br />
Lichtverschmutzung wurde von<br />
Regierungsseite vor rund einein-<br />
Noch nicht im roten Bereich: Lichtsmog über dem Schongauer Raum.<br />
www.zarges.de/ausbildung<br />
48 | <strong>altlandkreis</strong>
halb Jahren gemacht. Seit 1. August<br />
2019 gilt nämlich, dass alle<br />
Kommunen dazu verpflichtet sind,<br />
öffentliche und <strong>den</strong>kmalgeschützte<br />
Gebäude nicht länger als bis 23<br />
Uhr an- und auszuleuchten. Für<br />
viele ein umstrittener Beschluss:<br />
Natur- und Umweltschützer kritisieren<br />
die Wahl der Uhrzeit, weil<br />
viele Insekten bereits bei Dämmerung,<br />
eben weit vor 23 Uhr, ausschwärmen,<br />
insofern nach wie vor<br />
von Strahlern an beispielsweise<br />
Kirchen irritiert, und somit in ihrem<br />
natürlichen Lebensrhythmus<br />
gestört wer<strong>den</strong>. Manch Gemeindeverantwortlicher<br />
wiederum beklagt,<br />
dass diese Regelung nicht an<br />
die Jahreszeiten angepasst wurde,<br />
da im Winter bekanntlich keine<br />
Insekten ausschwärmen. Nachtaktive<br />
Tiere wiederum sind zwischen<br />
November und März sehr wohl<br />
unterwegs. Ein Beispiel <strong>für</strong> Lichtverschmutzung,<br />
fernab beleuchteter<br />
Kirchen an Dorf- und Marienplätzen:<br />
Bewegungsmelder an<br />
Privatgrundstücken. Während die<br />
nachtaktive Katze aus dem warmen<br />
Wohnzimmer schleicht und ihrem<br />
natürlichen Jagdtrieb nachkommen<br />
möchte, schläft die Amsel mit ihrem<br />
schwarzen, bei Nacht bestens<br />
getarnten Federkleid fest und tief.<br />
Kommt die Katze jedoch an einem<br />
Bewegungsmelder vorbei, geht<br />
dessen Licht an, wodurch die Amsel<br />
aufgeschreckt, im schlimmsten<br />
Falle auch noch von der Katze entdeckt,<br />
gejagt und gefressen wird.<br />
Beim jüngsten Treffen der landkreisweiten<br />
Arbeitsgruppe „Gemeinsam<br />
<strong>für</strong> Biene, Hummel &<br />
Co“ haben Heike Grosser, Kreisfachberaterin<br />
<strong>für</strong> Gartenkultur und<br />
Landespflege, sowie Mitstreiter<br />
besprochen, ein Vortragsangebot<br />
Je rötlicher die hinterlegten Weltkartenbereiche sind, desto größer ist das Problem mit Lichtverschmutzung.<br />
zum Thema „Lichtverschmutzung“<br />
zu organisieren. Und es, sofern<br />
Corona-bedingt durchführbar, auf<br />
der Oberlandausstellung <strong>2021</strong> in<br />
Weilheim <strong>den</strong> Bürgern vorzustellen.<br />
Letzteres klappt höchstwahrscheinlich<br />
nicht. Dennoch ist in<br />
Grossers Augen klar: „Mit einer<br />
gut durchdachten Beleuchtung<br />
lässt sich hinsichtlich des Insektenschutzes<br />
viel erreichen.“ Überflüssige<br />
Leuchten in Gärten entfernen,<br />
oder gar nicht erst installieren,<br />
wäre ein erster, <strong>für</strong> jedermann<br />
umsetzbarer Schritt. „Andere Bereiche<br />
müssten im Detail sicherlich<br />
diskutiert wer<strong>den</strong>.“ Zum Beispiel:<br />
Wie notwendig sind grelle Panikbeleuchtungen<br />
an Firmengebäu<strong>den</strong><br />
wirklich, um Einbrecher<br />
abzuschrecken? Müssen auf vielgenutzten<br />
Parkplätzen tatsächlich<br />
zehn Leuchten angebracht sein,<br />
oder reichen auch zwei? Ist die<br />
auffallend starke Beleuchtung am<br />
Fußweg zwischen Tankenrain und<br />
Weilheim tatsächlich noch notwendig,<br />
obwohl der Diskobetrieb<br />
im Weiler bereits vor vielen Jahren<br />
eingestellt wurde?<br />
Lichtatlas zeigt<br />
weltweiten Zustand<br />
Bereits positiv: Mit der Umstellung<br />
auf LED-Beleuchtung an Straßen<br />
und Gehwegen haben die meisten<br />
Städte und Gemein<strong>den</strong> in der<br />
Region bereits Gutes getan <strong>für</strong> die<br />
Eindämmung von Lichtverschmutzung.<br />
„Alte Straßenbeleuchtung<br />
bestand aus Röhren, die in alle<br />
Richtungen gestrahlt haben“, sagt<br />
Schongaus Tiefbau-Chef Martin<br />
Blockhaus. LED-Lämpchen dagegen<br />
können zielgerichtet eingesetzt<br />
wer<strong>den</strong>. „Die sind nach unten<br />
gerichtet und leuchten nur die<br />
Bereiche an und aus, die wirklich<br />
sichtbar gemacht wer<strong>den</strong> sollen.“<br />
Einzig die am Bo<strong>den</strong> verankerten<br />
Strahler, die in Schongau Stadtmauern,<br />
Pfarrkirche, Ballenhaus,<br />
Münzgebäude sowie Denkmäler<br />
ausleuchten, funktionieren noch<br />
mit alter Technik. Auch bis 23 Uhr,<br />
„was wir schon lange vor diesem<br />
Beschluss im August 2019 so<br />
handhaben“. Einerseits, um ab<br />
Mitternacht Energie und Kosten zu<br />
sparen. Andererseits, weil nachts<br />
um 3 Uhr kein Mensch der Welt<br />
ernsthaftes Interesse daran hat,<br />
sich <strong>den</strong>kmalgeschützte Gebäude<br />
und Mauern anzuschauen.<br />
Insgesamt betrachtet steckt der<br />
Kampf gegen Lichtverschmutzung<br />
im Landkreis Weilheim-Schongau<br />
und Umgebung je<strong>den</strong>falls noch in<br />
<strong>den</strong> Kinderschuhen. Es gibt keine<br />
wirklichen zentralen Ansprechpartner<br />
in dieser Angelegenheit, weder<br />
in Firmen noch Behör<strong>den</strong>. Sicherlich<br />
auch deshalb, weil ländlichere<br />
Gebiete mit dörflichen Strukturen<br />
deutlich weniger künstliches Licht<br />
in <strong>den</strong> Himmel schicken als Großstädte<br />
und Metropolregionen.<br />
Wer um 24 Uhr am Marienplatz in<br />
München steht und in <strong>den</strong> Himmel<br />
blickt, wird selbst in klaren<br />
Nächten keinen Stern mehr entdecken.<br />
Pia Novak, Münchnerin und<br />
Gründerin des Entdeckerdorfs, das<br />
vergangenen Sommer über hinter<br />
<strong>den</strong> Rottenbucher Fußballplätzen<br />
stationiert war und <strong>für</strong> diese Saison<br />
noch auf der Suche nach einer<br />
neuen Fläche ist, traute ihren<br />
Augen kaum. „Unglaublich, wie<br />
intensiv man von hier aus die Sterne<br />
am Himmel beobachten kann“,<br />
sagt sie beim Blick in <strong>den</strong> Rottenbucher<br />
Nachthimmel. In kleineren<br />
Dörfern wie Ingenried, Burggen,<br />
Prem oder Wildsteig sieht das<br />
glücklicherweise ähnlich aus. Was<br />
die ökologische Bedrohung von<br />
Lichtverschmutzung jedoch nicht<br />
schmälern darf. Forscher aus Potsdam<br />
haben vor rund zwei Jahren<br />
eine interaktive Weltkarte <strong>für</strong> Lichtverschmutzung<br />
entwickelt und veröffentlicht.<br />
Unter www.lightpollutionmap.info<br />
können auch alle Orte<br />
im Schongauer Altlandkreis ausfindig<br />
gemacht wer<strong>den</strong>. Schwarz<br />
hinterlegtes Kartenmaterial steht<br />
<strong>für</strong> tiefschwarze Nächte. Graublau<br />
<strong>für</strong> hauchzarte, Grün <strong>für</strong> leichte,<br />
Orange <strong>für</strong> stärkere und Rot <strong>für</strong><br />
intensive Lichtverschmutzung. Bad<br />
Bayersoiens Bürgermeisterin Giesela<br />
Kieweg konnte mit Hilfe einer<br />
solchen Karte herausfin<strong>den</strong>, dass<br />
ihr Kurort verhältnismäßig wenig<br />
künstliches Licht abwirft – und<br />
somit gut geeignet ist <strong>für</strong> die Beobachtung<br />
von Sternen. Von tiefschwarzen<br />
Nächten, wie sie noch<br />
über <strong>den</strong> Meeren dieser Welt oder<br />
in abgelegenen, Skigebiets-freien<br />
Gebirgszügen Realität sind, ist allerdings<br />
auch ihr Kurort relativ weit<br />
entfernt.<br />
js<br />
Foto: Dr. Volker Jaenisch / Fotogruppe Altenstadt<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 49
50 | <strong>altlandkreis</strong>
Neuer Wanderführer <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />
Mix aus Landschaft und Kultur<br />
Weilheim-Schongau | Zahlreiche<br />
Kulturschätze in Form von Klöstern,<br />
Wallfahrtskirchen und Kapellen<br />
einerseits, gepaart mit einer abwechslungsreichen<br />
Landschaft aus<br />
Wiesen, Wäldern, Mooren, Flüssen,<br />
Seen und Hügeln andererseits,<br />
obendrein die Nähe zu <strong>den</strong><br />
Ammergauer Alpen – dieser bunte<br />
Mix aus Landschaft und Kultur fasziniert<br />
die Diplom-Geologen Kathrin<br />
Schön und Reinhold Lehmann<br />
bereits seit vielen Jahren. Gemeinsam<br />
haben sie ihre Erfahrungen<br />
und Eindrücke nun zusammengefasst<br />
und zu Papier gebracht, über<br />
<strong>den</strong> Rother Bergverlag einen neuen<br />
Wanderführer <strong>für</strong> die Region<br />
des <strong>Pfaffenwinkel</strong>s herausgebracht.<br />
Im Vorwort schreiben die bei<strong>den</strong><br />
von einer „Welt, in der zwar auch<br />
nicht mehr alles in Ordnung ist“,<br />
jedoch jede Menge Raum <strong>für</strong> erlebnis-<br />
und erfahrungsreiche Ausflüge<br />
geboten sei. Allen voran <strong>für</strong> Familien<br />
mit Kindern, Rentnern und<br />
Wanderanfängern ist die Region<br />
in und um Weilheim-Schongau ein<br />
lohnenswertes Gebiet zum Austoben,<br />
Entdecken, Abschalten und<br />
Erholen. Viele Einheimische wissen<br />
und schätzen das, kennen sich gut<br />
aus in ihrer Heimat und brauchen<br />
nicht wirklich einen Wanderführer,<br />
um schöne Touren vor der sprichwörtlichen<br />
eigenen Haustüre zu<br />
planen. Andere wiederum sind<br />
ebenfalls hier aufgewachsen, kennen<br />
sich in vielen Ländern dieser<br />
Welt jedoch besser aus, als vor ihrer<br />
eigenen Haustüre. Und wieder<br />
andere sind aus beruflichen oder<br />
privaten Grün<strong>den</strong> ins bayerische<br />
Oberland gezogen, ebenfalls noch<br />
nicht so vertraut mit ihrer neuen,<br />
so wunderbaren Heimat. Insofern<br />
dürfte dieser Wanderführer<br />
namens „<strong>Pfaffenwinkel</strong>“ auch <strong>für</strong><br />
zahlreiche Einheimische eine echte<br />
Bereicherung sein, um das pandemiebedingte<br />
Reiseverbot durch<br />
Heimaterkundung kompensieren<br />
zu können. In Summe haben Kathrin<br />
Schön und Reinhold Lehmann<br />
51 Touren mit 51 Wanderkärtchen<br />
sowie 113 selbstgeknipste, hochauflösende<br />
Bilder in diesen neuen,<br />
199 Seiten dicken Wanderführer im<br />
kompakten Taschenbuch-Format<br />
(16,5 auf 11,5 Zentimeter) gepackt.<br />
Dazwischen immer wieder Texte,<br />
die mal umfangreicher, mal knapper<br />
die jeweiligen Seiten füllen.<br />
„So viel wie nötig, so wenig wie<br />
möglich“ war das Motto bei der<br />
Ausgestaltung, was im Detail betrachtet<br />
nicht immer einfach war –<br />
gut beschilderte Routen setzten<br />
zwar wenig Beschreibungstext voraus,<br />
komplizierte Wegführungen<br />
da<strong>für</strong> eine umso detailliertere.<br />
Lesenswert sind die einzelnen Tourenbeschreibungen<br />
je<strong>den</strong>falls immer,<br />
da sie auch auf Sehenswertes<br />
am Wegesrand hinweisen.<br />
GPS-Tracks zum<br />
Download<br />
Bevor die Autoren auf die eigentlichen<br />
Beschreibungen dieser 51<br />
Touren eingehen, klären sie über<br />
wichtige Wander-Themen auf:<br />
Tourenauswahl und -planung, Orientierung,<br />
Einkehrmöglichkeiten,<br />
Wandern mit Kindern, Ausrüstung,<br />
Weitwanderungen, Notfall und<br />
Bergrettung sowie Gefahren. Außerdem<br />
stellen sie eine Übersicht<br />
aller Kontaktadressen hiesiger<br />
> > > WANDERFÜHRER ZU GEWINNEN<br />
Tourist-Informationen, Sehenswürdigkeiten<br />
und Ausflugsziele<br />
mit Schwimmbädern und Saunen<br />
zur Verfügung. Darüber hinaus<br />
weisen sie auf die korrekte Einhaltung<br />
von Natur- und Umweltschutzregeln<br />
hin, erklären das<br />
korrekte Lesen von Wanderkarten<br />
und beschreiben nochmals in aller<br />
Ausführlichkeit <strong>den</strong> <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />
als Freizeitregion. Die erste<br />
eigentliche Wanderung, von Pähl<br />
nach Andechs, wird ab Seite 32<br />
beschrieben, erstreckt sich über<br />
knapp zwölf Kilometer und dauert<br />
rund drei Stun<strong>den</strong>. Die kürzeste<br />
Tour über gut eine Stunde führt in<br />
die Pähler Schlucht und wieder zurück,<br />
die längste über 7,5 Stun<strong>den</strong><br />
ist eine Bergwanderung auf Brünstelskopf<br />
und Vorderer Felderkopf.<br />
Neben bekannten Wanderungen<br />
wie die auf <strong>den</strong> Hohen Peißenberg,<br />
von Wildsteig nach Schönegg oder<br />
auf <strong>den</strong> Pürschling sind auch weni-<br />
ger allgegenwärtige Touren,<br />
zum Beispiel von Wessobrunn nach<br />
Paterzell, von Habach zur Höhlmühle<br />
oder von Bad Bayersoien<br />
zur Ach beschrieben. Noch besser:<br />
Der Wanderführer „<strong>Pfaffenwinkel</strong>“<br />
beinhaltet auch einen Zugang zum<br />
Download von GPS-Tracks aller 51<br />
Touren. Insofern bringen Kathrin<br />
Schön und Reinhold Lehmann<br />
nicht nur einen kompakten Wanderführer<br />
mit guten Informationen<br />
auf <strong>den</strong> Markt, sondern auch einen<br />
zeitgemäßen.<br />
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neuen Wanderführers des Rother Bergverlags namens „<strong>Pfaffenwinkel</strong>“,<br />
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Kamil, Casper und Ida<br />
Peiting | Nachts alle paar Stun<strong>den</strong><br />
aufstehen, Spezial-Milch erwärmen,<br />
Fläschchen geben, Bauch<br />
massieren, Urinabsatz stimulieren,<br />
Arbeitsutensilien sterilisieren<br />
und wieder ins Bett gehen. Diese<br />
aufwändige Prozedur gehört <strong>für</strong><br />
Sarah-Maria Schwarz längst zum<br />
Alltag. Denn Babys haben nun<br />
einmal Tag und Nacht Hunger.<br />
Die junge Peitingerin ist nicht<br />
etwa Krankenschwester auf einer<br />
Säuglingsstation oder Mutter von<br />
Drillingen – ihre Pflegekinder sind<br />
meist winzig klein und haben oft<br />
ein flauschiges Fellkleid. Die Rede<br />
ist von Eichhörnchen-Babys, die<br />
ihre Mutter verloren haben. Schon Perfekte Ersatz-Mama: Sarah-Maria Schwarz mit Kamil, Casper und Ida.<br />
seit sie <strong>den</strong>ken kann, kümmert<br />
sich die Tierarzttochter mit tatkräftiger<br />
deutschlandweiten Hilfsnetz <strong>für</strong> und Ida, deren Mutter aus unbe-<br />
Unterstützung ihrer Familie Eichhörnchen, das unter andekanntem<br />
Grund verschollen ist,<br />
um verwaiste Tierkinder, pflegt<br />
und hegt sie mit viel Liebe, bis sie<br />
groß genug sind, um auf eigenen<br />
rem auch in Murnau und Bad-Tölz<br />
Pflegestellen betreibt. Zusätzlich,<br />
<strong>für</strong> andere Tierarten, hat Sarahwar<br />
die Aufnahme bei <strong>den</strong> frostigen<br />
Temperaturen im April lebensrettend.<br />
Sechs Wochen sind<br />
Pfoten stehen zu können. „Als ich Maria Schwarz eine lange Liste die kleinen Baumkobolde nun alt<br />
klein war, stand des Öfteren ein mit Kontakten erstellt. Denn auch und wer<strong>den</strong> von Tag zu Tag aktiver.<br />
namenloser Karton voller Katzenbabys<br />
wenn sie am liebsten allen pflegebedürftigen<br />
Bald ziehen sie um in eine geräu-<br />
vor der Praxis meiner Eltern.<br />
Beim Anblick dieser kleinen, hilflosen<br />
Tierkindern helfen mige Innenvoliere, in der sie ihre<br />
würde: „Da<strong>für</strong> reicht meine Zeit Kletterfähigkeiten entfalten kön-<br />
Wesen kann man gar nicht leider nicht aus.“ Und das aus gunen.<br />
Mit drei Monaten geht es <strong>für</strong><br />
nein sagen“, erzählt die heute tem Grund. Vor eineinhalb Jahren die drei Racker dann in eine große<br />
Außenvoliere, von der aus sie<br />
29-Jährige. Schon damals durfte ist Sarah-Maria Schwarz selbst<br />
sie mithelfen, die kleinen Bäuche Mama gewor<strong>den</strong> – und die eigene<br />
dann zwei bis vier Wochen später<br />
Familie geht, bei aller Liebe zu nach dem Füttern zu massieren,<br />
in die Freiheit starten dürfen. Im<br />
<strong>für</strong> Liebe und Wärme zu sorgen.<br />
„Seitdem hat mich dieses Thema<br />
<strong>den</strong> zuckersüßen Tierbabys, natürlich<br />
vor.<br />
Freundes- und Bekanntenkreis<br />
schwärmen Alt und Jung in höchsten<br />
nicht mehr losgelassen und ich<br />
Tönen, wenn sie diese kleinen,<br />
habe über die Jahre viel Erfahrung Keine gutgemeinten „goldigen“ Nagetiere erstmals zu<br />
sammeln können.“ Mittlerweile<br />
hat sie sich auf Kätzchen und<br />
dann, dass sie auch verwaiste<br />
Gesicht bekommen. „Viele sagen<br />
Selbstversuche!<br />
eben Eichhörnchen spezialisiert –<br />
und ist Mitglied des Vereins<br />
Momentan beherbergt das „Waisenhaus<br />
Schwarz“ drei kleine<br />
Tierbabys aufnehmen und großziehen<br />
möchten“, sagt Sarah-Maria<br />
Schwarz. Doch ganz so Eichhörnchen-Notruf e.V., einem Eichhörnchen. Für Kamil, Casper<br />
einfach
ist das nicht mit dem Kümmern<br />
um eigentlich wildlebende Tiere.<br />
Die meisten Leute ändern ihre<br />
Meinung bereits dann, sobald sie<br />
hören, dass Tierkinder eben auch<br />
mitten in der Nacht alle zwei bis<br />
fünf Stun<strong>den</strong> (je nach Alter) ihr<br />
Fläschchen brauchen. Außerdem<br />
kann beim Umgang mit diesen<br />
sensiblen Tieren, allen voran<br />
beim Säugen, viel falsch gemacht<br />
wer<strong>den</strong>. „Wenn sich die Babys<br />
beispielsweise beim Trinken verschlucken,<br />
weil der Druck auf der<br />
Futterspritze zu hoch oder die Halteposition<br />
falsch ist, kommt es oft<br />
zu einer tödlichen Lungenentzündung.“<br />
Deshalb rät Sarah-Maria<br />
Schwarz Findern von verwaisten<br />
Tierbabys ausdrücklich von gutgemeinten<br />
Selbstversuchen ab.<br />
„Weil die leider viel zu oft unglücklich<br />
en<strong>den</strong>.“<br />
Korrektes Verhalten<br />
im Notfall<br />
Wer sich wirklich <strong>für</strong> das Thema<br />
„Aufzucht verwaister Tierbabys“<br />
interessiert, sollte immer Kontakt<br />
zu einer „Päppelstelle“ mit Erfahrung<br />
aufnehmen, im Idealfall<br />
dort in die Lehre gehen und erstmal<br />
üben, bevor eigenhändig zur<br />
Milchflasche gegriffen wird. Hinzu<br />
kommt, „dass es in Deutschland<br />
gesetzlich verboten ist, Wildtiere<br />
als Haustiere zu halten“, wie<br />
Die verwaisten Eichhörnchen-Babys brauchen alle zwei bis fünf Stun<strong>den</strong><br />
ein Fläschchen mit Spezial-Milch, verabreicht mit sanftem Druck.<br />
Sarah-Maria Schwarz ausdrücklich<br />
betont – und an dieser Stelle<br />
an die Fachpraxis ihrer Eltern<br />
mit Erlaubnis verweist. Was aber<br />
nicht heißt, dass man im Falle eines<br />
Fundes von alleingelassenen<br />
Eichhörnchen-Babys nicht helfen<br />
kann und soll als Privatperson.<br />
„<strong>Das</strong> Wichtigste ist zunächst einmal,<br />
das Findelkind mithilfe einer<br />
eingewickelten, lauwarmen<br />
Wärmflasche auf Körpertemperatur<br />
aufzuwärmen.“ Anschließend<br />
sollte jedoch unmittelbar Kontakt<br />
zu einem erfahrenen Tierarzt (im<br />
Idealfall mit Wildtiererfahrung)<br />
oder direkt zum bundesweit<br />
gültigen Eichhörnchen-Notruf<br />
(0700/ 20020012) aufgenommen<br />
wer<strong>den</strong>. In der Regel bekommen<br />
Ersthelfer dort eine detaillierte<br />
Anleitung, wie weiter vorgegangen<br />
wer<strong>den</strong> kann und soll,<br />
obendrein einen Kontakt einer<br />
naheliegen<strong>den</strong> Pflegestelle, wohin<br />
die geretteten Tierbabys gebracht<br />
wer<strong>den</strong> können. <strong>Das</strong> Gute<br />
bei Eichhörnchen-Babys im Vergleich<br />
zu anderen Wildtieren ist:<br />
„Man braucht keine Angst haben,<br />
dass die Tiermutter das Baby nach<br />
dem Menschenkontakt nicht mehr<br />
annimmt. <strong>Das</strong> ist zwar bei einigen<br />
Wildtieren wie beispielsweise Rehen<br />
der Fall, aber Eichhörnchenund<br />
Katzenmütter stört das nicht“,<br />
sagt Sarah-Maria Schwarz, die<br />
immer schon davon träumt, mal<br />
eine eigene, größere Station <strong>für</strong><br />
Tierwaisen zu eröffnen. „Da dieser<br />
Job jedoch nicht nur sehr zeitaufwändig,<br />
sondern auch kostspielig<br />
ist, wird daraus erst einmal nichts<br />
wer<strong>den</strong> – vielleicht, wenn ich mal<br />
in Rente bin“, sagt die hauptberufliche<br />
Grundschullehrerin mit<br />
einem Augenzwinkern. Bis dahin<br />
bleibt es also ein professionelles<br />
Hobby von ihr, an dem nicht nur<br />
sie selbst, sondern auch Tochter<br />
Nora und Ehemann Felix ihre helle<br />
Freude haben. Denn Eichhörnchen<br />
gehören zweifelsohne zu <strong>den</strong><br />
süßesten Nagetieren dieser Welt<br />
– noch dazu in Form von wenigen<br />
Wochen alten Babys namens Kamil,<br />
Casper und Ida.<br />
js<br />
Neugieriger Blick: Die meiste Zeit<br />
verbringen die „Racker“ in einem<br />
gemütlich-flauschigen Stoffbeutel.<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 53
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Radlhändler verzeichnen Rekordumsätze<br />
Panische Kun<strong>den</strong>anrufe<br />
aus dem Ausland<br />
Altlandkreis | Der Hype auf Fahrräder<br />
ist seit Eintritt der Corona-<br />
Pandemie so groß wie nie zuvor.<br />
Hiesige Händler bekommen seit<br />
Monaten zum Teil panische Kun<strong>den</strong>anrufe<br />
aus ganz Deutschland,<br />
Österreich, der Schweiz und sogar<br />
Frankreich. Sie wollen wissen:<br />
„Gibt’s bei Ihnen noch das Modell<br />
dieses Herstellers in meiner<br />
Größe?“ Bike-Produzenten gehen<br />
langsam aber die Rohstoffe aus,<br />
warten über Wochen und Monate<br />
auf Nachschub. Bereits produzierte<br />
Räder, selbst brandneue Modelle,<br />
erst wenige Wochen und Monate<br />
auf dem Markt, sind in weiten Teilen<br />
schon jetzt ausverkauft – insbesondere<br />
in <strong>den</strong> meistgefragten<br />
Größen M und L. Gleiches gilt <strong>für</strong><br />
Ersatzteile, die aufgrund Rohstoffknappheit<br />
ebenfalls nicht mehr<br />
zeitnah hergestellt und an Händler<br />
ausgeliefert wer<strong>den</strong> können. Am<br />
Beispiel Shimano, neben SRAM der<br />
Branchenprimus <strong>für</strong> Schaltgruppen,<br />
Ketten, Kassetten, Pedale und<br />
Brems-Systeme: Nahezu alle hiesigen<br />
Fahrradhändler kaufen in der<br />
Regel Ersatzteile des japanischen<br />
Herstellers bei einem mächtigen<br />
Großhändler in Deutschland ein.<br />
Der kann aber größtenteils nicht<br />
mehr liefern, weil er ausverkauft ist<br />
und auch kaum Warennachschub<br />
bekommt. Hiesige Händler sind<br />
deshalb schon dabei, Dinge zu tun,<br />
die sie normalerweise nicht tun<br />
wür<strong>den</strong>: Online-Shops durchforsten,<br />
um eventuell doch noch an die<br />
richtige Kassette oder die richtige<br />
Kette zu kommen, die der Kunde<br />
so dringend bräuchte. <strong>Das</strong> Problem<br />
dabei: Auch Online-Shops <strong>für</strong> Fahrradzubehör<br />
sind in weiten Teilen<br />
leergeshoppt. „Es ist wirklich unglaublich“,<br />
sagt Florian Ohnesorg<br />
von Flowbikes in Ingenried an dieser<br />
Stelle. „Mit dieser Entwicklung<br />
hatte vor eineinhalb Jahren noch<br />
niemand gerechnet.“<br />
Bike-Anschaffung als<br />
Urlaubs-Ersatz<br />
Der Grund <strong>für</strong> diesen explosionsartigen<br />
Boom ist selbsterklärend:<br />
Aufgrund Corona konnten und<br />
können die Deutschen nicht in <strong>den</strong><br />
Urlaub fahren oder fliegen, waren<br />
und sind auf der Suche nach<br />
alternativen Beschäftigungen. Da<br />
phasenweise sogar das Bergsteigen<br />
von Seiten der Regierung mehr<br />
oder weniger verboten wurde, Fit-<br />
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<strong>für</strong> viele die ideale<br />
Alternative zum Urlaub<br />
im Ausland: Fahrradfahren<br />
Dahoam.<br />
54 | <strong>altlandkreis</strong>
Für schnelle Reparatur-Arbeiten gehen schon jetzt die Ersatzteile aus.<br />
nessstudios, Schwimmbäder und<br />
Wellnesshotels ohnehin dauerhaft<br />
geschlossen bleiben müssen, und<br />
der Spaziergang ums eigene Haus<br />
schnell langweilig wurde, war und<br />
ist Radfahren <strong>für</strong> viele eine letzte<br />
sinnvolle Alternative in Sachen<br />
Freizeitbeschäftigung. Heißt: Nahezu<br />
jeder Bürger, vom Kind bis<br />
zum Rentner, der noch kein tourentaugliches<br />
Fahrrad oder E-Bike<br />
zuhause im Keller stehen hatte,<br />
schlug kurzerhand zu. Online, oder<br />
beim Fachhändler vor Ort.<br />
<strong>Das</strong>s Radfahren in der Tat einen<br />
idealen Ausgleich zum pandemiebedingten<br />
Alltagsstress bietet, ist<br />
ähnlich selbsterklärend wie das<br />
Zustandekommen des Booms: Es<br />
eignet sich <strong>für</strong> nahezu alle Altersgruppen.<br />
Ist äußerst gesund, weil<br />
es sich um eine gelenkschonende<br />
Bewegung an der frischen Luft<br />
handelt, die alle Muskelgruppen<br />
beansprucht. Darüber hinaus können<br />
sogar Menschen mit kleineren<br />
Wehwehchen, Verletzungen oder<br />
Erkrankungen sich ohne größere<br />
Probleme aufs Fahrrad setzten und<br />
sich, zumindest in Maßen, bewegen.<br />
Abgesehen davon ist Fahrradfahren<br />
weit mehr als stupides<br />
Hineintreten in Pedale. Langsam<br />
und gemütlich auf ebenen Strecken?<br />
Schnell und anstrengend mit<br />
knackigen Anstiegen und rasanten<br />
Abfahrten? Auf Schotter, Asphalt<br />
oder verblockten Trails? Verspielte<br />
Kinder und Jugendliche, ehrgeizige<br />
Leistungssportler oder Adrenalin-<br />
Junkies kommen ebenso auf ihre<br />
Kosten wie ältere und eben weniger<br />
sportliche Menschen, die sich<br />
in erster Linie aus Genussgrün<strong>den</strong>,<br />
weniger aus sportlichem Ehrgeiz,<br />
aufs Bike setzen. Glücklich und<br />
zufrie<strong>den</strong> sind am Ende einer Tour<br />
jedoch alle, weil Fahrradfahren<br />
auch immer ein Gefühl von Freiheit<br />
vermittelt.<br />
Gekauft wer<strong>den</strong> alle<br />
Modelle<br />
Entsprechend vielschichtig waren<br />
auch die Anfragen nach neuen<br />
Rädern. „Es wur<strong>den</strong> wirklich alle<br />
Modelle <strong>für</strong> alle Altersgruppen verkauft“,<br />
sagt Florian Ohnesorg, der<br />
darüber durchaus überrascht war.<br />
„Ten<strong>den</strong>ziell ist die Nachfrage nach<br />
klassischen Mountainbikes eher<br />
zurückgegangen die vergangenen<br />
Jahre, die nach E-Bikes gestiegen.“<br />
Mit Beginn des ersten Lockdowns<br />
Mitte März 2020 war seine<br />
Sorge sogar groß, „nun erst recht<br />
auf diesen sportlicheren Modellen<br />
sitzen zu bleiben“. Auch deshalb,<br />
„weil ein Fahrrad <strong>für</strong> die meisten<br />
von uns nicht überlebensnotwendig,<br />
im Grunde ein Luxusgut ist,<br />
und viele ja nicht gewusst haben,<br />
ob sie aufgrund der Pandemie<br />
ihren Job verlieren, in finanzielle<br />
Schwierigkeiten kommen“. <strong>Das</strong>s<br />
trotzdem Räder gekauft wur<strong>den</strong>,<br />
als gäbe es sprichwörtlich kein<br />
Morgen mehr, „war wirklich verrückt“.<br />
Mountainbikes als Hardtail<br />
oder Fully, Rennräder, Trekkingräder,<br />
Gravel-Bikes und E-Bikes aus<br />
Aluminium oder Carbon? „Gekauft<br />
wurde wirklich alles“, bestätigen<br />
auch Michael Lang vom Tretlager<br />
in Burggen sowie Irmi Stöger von<br />
Berg- und Radsport Lerf in Schongau.<br />
Letztere möchte an dieser<br />
Stelle aber betonen, „dass es schon<br />
auch zahlreiche Kun<strong>den</strong> gab und<br />
gibt seit Pandemiebeginn, die sehr<br />
wohl mit finanzieller Sorge in die<br />
Zukunft blicken, sich deshalb kein<br />
neues Fahrrad gekauft, sondern<br />
ihre altes aus dem Keller geholt<br />
und zur Reparatur vorbeigebracht<br />
haben“. Genau das ist der wesentliche<br />
Grund <strong>für</strong> <strong>den</strong> Ausverkauf<br />
sämtlicher Ersatzteillager.<br />
Während also Mitarbeiter und Geschäftsführer<br />
aus Gastro-, Kunstund<br />
Kulturbereichen um ihre Existenzen<br />
kämpfen, konnten hiesige<br />
Fahrradhändler Umsatzrekorde<br />
verzeichnen. Stand jetzt hält dieser<br />
Trend an, weil das mit dem Verreisen<br />
auch im Jahr <strong>2021</strong> wohl nichts<br />
wer<strong>den</strong> wird. „Insofern erwarten<br />
wir dieses Jahr einen ähnlichen<br />
Umsatz wie 2020“, sagt Michael<br />
Lang. <strong>Das</strong> Problem an diesem Hype:<br />
Weil sowohl Ersatzteile als auch<br />
Bikes – zumindest von bestimmten<br />
Herstellern – schon jetzt ausverkauft<br />
sind, könnte <strong>den</strong> hiesigen<br />
Fahrradhändlern in rund einem<br />
Jahr genau das Gegenteil blühen:<br />
Anstelle eines Rekordjahrs eher<br />
Umsatzeinbußen, weil weder Räder<br />
verkauft noch repariert wer<strong>den</strong><br />
können. Letzteres wird übrigens<br />
auch <strong>für</strong> Radlfahrer zum Problem –<br />
womöglich schon diese Saison: Gerissene<br />
Ketten, abgenutzte Kassetten<br />
und Zahnkränze, verschlissene<br />
Bremsbeläge- und scheiben – wer<br />
heuer eine größere Panne hat,<br />
kann sie nur mit viel Glück beheben<br />
oder beheben lassen. Dann,<br />
wenn Händler oder Online-Shop<br />
dieses eine kaputte Teil doch noch<br />
auf Lager haben. Ob vor Ort, oder in<br />
einem Shop am anderen Ende der<br />
Welt, spielt derzeit nicht die größte<br />
Rolle, auch wenn die Unterstützung<br />
der „Locals“ immer an erster Stelle<br />
stehen sollte.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 55
Auch bei Schneefall und Minus 18 Grad!<br />
Ambulante Pflege mit dem E-Bike<br />
Hohenpeißenberg | Benjamin Siegl<br />
hatte als Kind einen großen Traum<br />
gehabt: Mountainbike-Profi wer<strong>den</strong>.<br />
„Jetzt habe ich es doch noch<br />
geschafft, werde <strong>für</strong>s Fahrradfahren<br />
bezahlt“, sagt der heute 51-Jährige,<br />
und fängt in diesem Moment lauthals<br />
zu lachen an. Profivertrag hat<br />
er keinen unterzeichnet, da<strong>für</strong> einen<br />
Arbeitsvertrag bei der Ökumenischen<br />
Sozialstation Oberbayern<br />
am Standort Peißenberg. Seit 2018<br />
arbeitet er dort als ambulanter Pfleger.<br />
„Und gleich im ersten Monat,<br />
erstmal ohne jemandem davon zu<br />
erzählen, habe ich es ausprobiert.“<br />
Was er damit meint: Alle neun Klienten,<br />
die er täglich betreut, nicht<br />
wie üblich mit dem Auto, sondern<br />
per Fahrrad anzufahren. „Ich war<br />
selbst überrascht darüber, dass ich<br />
<strong>für</strong> die 35 Kilometer weite Tour mit<br />
dem Fahrrad nur eine viertel Stunde<br />
länger gebraucht habe als mit<br />
dem Auto.“ Daraufhin nahm er all<br />
seinen Mut zusammen, beichtete<br />
die heimliche berufliche Radeltour<br />
Erst die Schlüssel holen, dann gleich<br />
im Smartphone dokumentieren.<br />
56 | <strong>altlandkreis</strong><br />
seiner Chefin und hoffte eigentlich<br />
nur, keinen Ärger zu bekommen.<br />
Wiederfahren ist ihm letztlich genau<br />
das Gegenteil. Claudia Hörbrand,<br />
Leiterin der Ökumenischen<br />
Sozialstation Oberland, war derart<br />
begeistert, dass sie ihm sofortige<br />
Unterstützung zusicherte, sogar ein<br />
E-Bike kaufte. <strong>Das</strong> war im Herbst<br />
2019. Seither erledigt Benjamin<br />
Siegl seinen Job tagein tagaus mit<br />
dem Fahrrad. „Natürlich ist E-Bike-<br />
Fahren in Sachen Anstrengung<br />
nichts gegen richtiges Radfahren.“<br />
Trotzdem wäre es <strong>für</strong> die meisten<br />
seiner Kollegen unvorstellbar, sich<br />
täglich in aller Herrgottsfrüh bei<br />
Wind und Wetter auf <strong>den</strong> Drahtesel<br />
zu schwingen.<br />
10 000 Kilometer<br />
im ersten Jahr<br />
Los geht’s <strong>für</strong> Benjamin Siegl meistens<br />
um sechs Uhr in der Früh an<br />
seinem Wohnhaus in Hohenpeißenberg.<br />
Parallel zur Bundesstraße<br />
fährt er hinunter nach Peißenberg,<br />
biegt nach links ab in die<br />
Hauptstraße, bis hin zur Hausnummer<br />
77, zum Sitz der Ökumenischen<br />
Sozialstation. Dort<br />
holt er Betriebshandy und Haustürschlüssel<br />
seiner Klienten aus<br />
einem Sicherheitsspint, schwingt<br />
sich anschließend wieder aufs<br />
Rad und fährt <strong>den</strong> ersten pflegebedürftigen<br />
Rentner an. „Heut<br />
sind’s aber nicht mitm Radl da,<br />
bei dem Sauwetter!?“, bekommt<br />
er immer wieder zu hören. „Natürlich,<br />
wie je<strong>den</strong> Tag“, so seine<br />
Antwort. Tatsächlich ist Benjamin<br />
Siegl nur vier Mal nicht mit<br />
dem Rad unterwegs gewesen.<br />
„Zwei Tage, weil ich nach einer<br />
Grippe noch nicht fit genug war.<br />
Einmal, weil mich eine Auszubil<strong>den</strong>de<br />
begleiten durfte. Und ein<br />
weiteres Mal war das Wetter anhaltend<br />
richtig schlecht.“ Wobei letzteres<br />
kein wirklicher Grund <strong>für</strong> ihn<br />
ist, ins Auto zu steigen. Schneefall,<br />
minus 18 Grad, blankes Eis unter<br />
der obersten Schicht? „An solchen<br />
Tagen ist es schon hart.“ Aber es<br />
härtet auch ab, stärkt das Immunsystem<br />
und hält fit. Was Benjamin<br />
Siegl wirklich stört sind die zahlreichen<br />
rücksichtslosen Autofahrer.<br />
„Die erkennen mich, schauen mir<br />
sogar in die Augen, und nehmen<br />
mir dann trotzdem die Vorfahrt.“<br />
<strong>Das</strong>s bislang nichts Schlimmeres<br />
passierte, ist seiner vorsichtigen<br />
Fahrweise zu verdanken. „Immer<br />
vorausschauend und bremsbereit.“<br />
Wie viele Kilometer er insgesamt<br />
zurücklegt, zeichnet sein Tachometer<br />
feinsäuberlich auf. Die Bilanz<br />
nach dem ersten Jahr als fahrradfahrender<br />
Pfleger: knapp 10 000<br />
Kilometer.<br />
15-Stun<strong>den</strong>-Arbeitstage<br />
als Intensivpfleger<br />
Bis vor gut drei Jahren, als er noch<br />
<strong>für</strong> einen privaten Intensivpflegedienst<br />
in München gearbeitet<br />
hat, legte er mehr als drei Mal so<br />
viele Kilometer zurück. Allerdings<br />
mit dem Auto. „Was mich mental<br />
und körperlich an meine Grenzen<br />
gebracht hat.“ 15-Stun<strong>den</strong>-Arbeitstage<br />
seien völlig normal gewesen.<br />
„Ich musste regelmäßig auf dem<br />
Nachhauseweg rechts ran, bin oft<br />
noch mit <strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> am Lenkrad<br />
eingeschlafen.“ Personalmangel,<br />
schlechte Bezahlung und verdammt<br />
viele Überstun<strong>den</strong> stan<strong>den</strong><br />
damals auf der Tagesordnung. Die<br />
deutlich kürzeren Wege sowie die<br />
ständige Bewegung an der frischen<br />
Luft fühlen sich <strong>für</strong> <strong>den</strong> verheirateten<br />
Vater von zwei Kindern nun<br />
an wie ein neues Leben. Die in der<br />
Allgemeinheit immer wieder kolportierten<br />
Missstände in der Pflege<br />
sind ihm trotzdem und nach wie vor<br />
ein Dorn im Auge. Mehr Zeit, weniger<br />
Bürokratie und eine bessere<br />
Bezahlung wären in Siegls Augen<br />
dringend notwendig, um allseits<br />
bekannte Missstände in der Pflege<br />
zu beheben. Der von der Regierung<br />
einmalig ausgezahlte Corona-Bonus<br />
<strong>für</strong> Pflegekräfte über 1 000 Euro<br />
sei zwar schön, aber letztlich auch<br />
nur ein Tropfen auf <strong>den</strong> heißen<br />
Stein gewesen. „Man muss sich<br />
halt die Frage stellen: Wie viel ist<br />
unserer Gesellschaft das Wohlbefin<strong>den</strong><br />
eines Menschen wert?“ <strong>Das</strong>s<br />
Benjamin Siegl von einigen seiner<br />
Klienten immer wieder gesagt bekommt,<br />
wie sehr sie ihn und seine<br />
Arbeit schätzen, wie viel lieber sie<br />
ihn haben im Vergleich zu deren<br />
eigenen Familienangehörigen, ehrt<br />
<strong>den</strong> einst gelernten Industriemechaniker<br />
und vorherigen Intensivpfleger.<br />
Andererseits stimmt es ihn<br />
auch traurig, weil es zeigt, wie alte,<br />
hilfsbedürftige Menschen oft links<br />
Letzte Kontrolle, damit alle gen Unterlagen dabei<br />
wichtisind.<br />
liegengelassen wer<strong>den</strong>. Letzteres<br />
war damals ausschlaggebend <strong>für</strong><br />
ihn, nach seiner handwerklichen<br />
Ausbildung in der Industrie einen<br />
Pflegeberuf zu erlernen. „Meine<br />
Mutter war schwer krank, ist früh<br />
gestorben und hat mir noch gesagt,<br />
dass ich es besser machen soll.“<br />
Von diesem Moment an wollte<br />
Benjamin Siegl Pfleger wer<strong>den</strong>.<br />
Wie viel Zeit und Empathie Benjamin<br />
Siegl seinen Klienten mitbringt,<br />
„hängt leider nicht nur davon<br />
ab, was mein Klient an Hilfe<br />
und Pflege braucht, sondern was<br />
uns die Krankenkasse an Tätigkeiten<br />
bezahlt“. Blutzuckermessen<br />
und Spritze geben sei in fünf Minuten<br />
erledigt. Waschen und Wundverband<br />
wechseln könne durchaus<br />
45 bis 60 Minuten in Anspruch<br />
Benjamin Siegl muss <strong>den</strong> regen Straßenverkehr immer im Blick haben.
nehmen. Strümpfe anziehen, aufrichten<br />
und in einen Rollstuhl<br />
heben 15 bis 20 Minuten. Heißt:<br />
Siegl verbringt pro Patient ganz<br />
unterschiedlich viel Zeit, was sich<br />
am Ende des Tages ausgleicht, im<br />
Rahmen der Frühschicht zwischen<br />
6 und 13 Uhr stemmbar ist. Vorausgesetzt,<br />
es kommt kein Notfall<br />
dazwischen – auch <strong>den</strong> betreut der<br />
fahrradfahrende Benjamin Siegl <strong>für</strong><br />
sein Gebiet in Peißenberg, ist jedoch<br />
bei weitem nicht die einzige<br />
Aufgabe, die er zu erledigen hat.<br />
Stichwort „Dokumentationspflicht“,<br />
die immer umfangreicher, immer<br />
penibler von Pflegekräften verlangt<br />
wird. „Wir müssen mittlerweile je<strong>den</strong><br />
noch so kleinen Arbeitsschritt<br />
feinsäuberlich notieren.“ Der Irrwitz<br />
an dieser gesetzlich verankerten<br />
Anforderung: Pfleger, die sich<br />
mehr um <strong>den</strong> Menschen als um<br />
Dokumente kümmern, stehen am<br />
Ende des Tages nicht selten als die<br />
schlechtere Arbeitskraft da. Benjamin<br />
Siegl hat an die Politik drei<br />
klare Forderungen: Mehr Zeit <strong>für</strong><br />
pflegebedürftige Klienten, weniger<br />
Bürokratie und eine bessere, faire<br />
Bezahlung.<br />
Leere Versprechungen<br />
der Bundesregierung<br />
Ob sich dieser Wunsch bis zu seinem<br />
Renteneintritt noch erfüllen<br />
wird? „Ich kann mich noch gut an<br />
eine Talk-Show mit Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel erinnern, in der<br />
ein Pfleger aus dem Publikum die<br />
> > > ZUM THEMA<br />
Missstände sehr präzise angesprochen<br />
hat, und sie daraufhin versicherte,<br />
dass in drei Jahren alles besser<br />
werde.“ <strong>Das</strong> Resultat: Die drei<br />
Jahre sind um. Passiert sei in Siegls<br />
Augen jedoch wenig bis nichts.<br />
Und von loben<strong>den</strong> Worten und<br />
Beifall aus der Bevölkerung, von<br />
der Politik angestoßen aufgrund<br />
der Corona-bedingt erschwerten<br />
Arbeitsbedingungen, können er<br />
und seine Kollegen sich nichts kaufen.<br />
Trotzdem liebt Benjamin Siegl<br />
seinen Job. Und kann im Vergleich<br />
zum vorherigen Arbeitsleben als<br />
Intensivpfleger auch relativ ruhig<br />
schlafen. Auch deshalb, weil er sich<br />
nicht nur während, sondern auch<br />
nach der Arbeit körperlich betätigt,<br />
so Haltungsschä<strong>den</strong> vorbeugt und<br />
<strong>den</strong> Kopf freibekommt. Nach seiner<br />
beruflichen E-Bike-Runde setzt sich<br />
der lei<strong>den</strong>schaftliche Mountainbiker<br />
„aufs richtige Rad, ohne Motor“,<br />
und fährt auf <strong>den</strong> Hohen Peißenberg<br />
hinauf. Täglich. Meistens<br />
sogar drei bis vier Mal (!) am Stück.<br />
„Ein guter Kumpel und ich batteln<br />
uns da ein wenig, sammeln so viele<br />
Höhenmeter wie möglich.“ Vergangenes<br />
Jahr waren es bei Benjamin<br />
Siegl 120000 Höhenmeter! Wohlgemerkt<br />
nur privat, ohne elektromotorische<br />
Unterstützung. „<strong>Das</strong><br />
geht aber nur, weil das E-Bike-Fahren<br />
während der Arbeit tatsächlich<br />
um ein Vielfaches entspannter ist“,<br />
sagt er, grinst, und freut sich schon<br />
auf <strong>den</strong> nächsten Arbeitstag, der <strong>für</strong><br />
ihn so viel angenehmer ist als diese<br />
ständige Hetzerei im Auto. js<br />
Die Ökumenische Sozialstation Oberland stellt <strong>den</strong> größten ambulanten<br />
Pflegedienst im Landkreis Weilheim-Schongau, ist vereinzelt<br />
auch außerhalb der Landkreisgrenzen tätig. Aktuell wer<strong>den</strong><br />
900 pflegebedürftige Menschen von Fachkräften wie Benjamin<br />
Siegl in deren eigenem Zuhause umsorgt. Weitere Angebote der<br />
Sozialstation (sozialstation-oberland.de) mit Hauptsitz in Peißenberg<br />
sowie Außenstellen in Murnau, Schongau und Weilheim:<br />
Essen auf Rädern, Fahrservice, Familienunterstützender Dienst<br />
sowie Beratungen und Schulungen rund ums Thema Pflege.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 57
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Saisonal und regional – Rezepte der Hauswirtschafterei<br />
Kalorienarm und<br />
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Altlandkreis | Mit dem Erscheinen<br />
dieser <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong>-<strong>Ausgabe</strong> sind Sie,<br />
liebe Leser und Leserinnen, schon<br />
mittendrin in der Spargelsaison<br />
<strong>2021</strong>. Sie begann, je nach Ernteregion,<br />
vor rund zwei Wochen und<br />
dauert nun traditionell bis zum Johannitag<br />
am 24. <strong>Juni</strong> an. Passend<br />
dazu stellen die drei Damen der<br />
Hauswirtschafterei drei leckere<br />
Spargelrezepte vor, die jeder von<br />
Ihnen zuhause ausprobieren kann.<br />
Sie reichen dank Gröstl, Pesto und<br />
Salat von deftig bis mediterran,<br />
von heiß bis kalt, von lecker bis<br />
superlecker. Noch viel wichtiger<br />
aber ist die Nachricht: Spargel –<br />
sowohl die im Bo<strong>den</strong> reifende<br />
weiße als auch die im Sonnenlicht<br />
reifende, mehr nach Brokkoli<br />
schmeckende grüne Sorte – ist<br />
sehr gesund. Er enthält wenige<br />
Kalorien, da<strong>für</strong> viele Vitamine und<br />
Mineralstoffe. Einzig Menschen<br />
mit Nierenproblemen und Gicht<br />
sollten auf ihn verzichten. Erhältlich<br />
ist er in Supermärkten und<br />
Dorflä<strong>den</strong>, darüber hinaus auf<br />
Wochen- und Bauernmärkten in<br />
der Region. Wer beim Einkauf<br />
Wert auf Qualität und Regionalität<br />
legen möchte, sollte auf ein<br />
Qualitätssiegel mit bayerischem<br />
Rautenmuster achten – es steht<br />
<strong>für</strong> hochwertigen Spargel aus dem<br />
Freistaat, der zwar nicht in unmittelbarer<br />
Region, da<strong>für</strong> in rund 100<br />
Kilometern entfernten Gebieten<br />
wie Pfaffenhofen oder Schrobenhausen<br />
angebaut wird.<br />
In diesem Sinne: Gutes Gelingen<br />
und maximalen Genuss beim Verzehr!<br />
58 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Spargelgröstl<br />
aus dem Ofen<br />
ZUTATEN:<br />
700 g festkochende Kartoffeln<br />
3 EL Rapsöl<br />
Salz, Pfeffer<br />
6 Paar Nürnberger Bratwürste<br />
500 g grüner Spargel<br />
Blüten aus dem Garten<br />
ZUBEREITUNG:<br />
Die Kartoffeln waschen, schälen<br />
und in Spalten schnei<strong>den</strong>. Mit<br />
dem Öl und <strong>den</strong> Gewürzen mischen<br />
und in eine Auflaufform geben.<br />
Im Backofen garen. Backzeit:<br />
30 Minuten bei 190 °C (Heißluft<br />
170 °C).<br />
In der Zwischenzeit die Würste<br />
in Stücke schnei<strong>den</strong>. Den Spargel<br />
waschen, putzen und ebenfalls<br />
in Stücke schnei<strong>den</strong>. Beides zum<br />
Spargelgröstl aus dem Ofen<br />
Gröstl geben und weiterbacken.<br />
Backzeit: ca. 15 Minuten bei 190 °C<br />
(Heißluft 170 °C).<br />
Sollten die Würste noch nicht<br />
knusprig sein, dann einfach kurz<br />
die Backtemperatur erhöhen.<br />
Abschmecken, mit <strong>den</strong> Blüten bestreuen<br />
und servieren.<br />
Spargelbrotsalat<br />
ZUTATEN:<br />
200 g Baguette<br />
2 EL Olivenöl<br />
250 g weißer Spargel<br />
250 g grüner Spargel<br />
1 bis 2 rote Paprikaschoten<br />
1 Zucchino<br />
1 Knoblauchzehe<br />
3 EL Olivenöl<br />
5 EL weißer Balsamico<br />
Salz, Pfeffer<br />
100 g Rucola
ZUBEREITUNG:<br />
<strong>Das</strong> Baguette würfeln und im heißen<br />
Olivenöl anrösten.<br />
Den weißen Spargel schälen und<br />
putzen. Den grünen Spargel waschen<br />
und putzen. Beide jeweils<br />
in Stücke schnei<strong>den</strong>. Die Paprikaschote<br />
waschen, putzen und<br />
ebenfalls in Stücke schnei<strong>den</strong>. Den<br />
Zucchino waschen, putzen und in<br />
Scheiben schnei<strong>den</strong>. Den Knoblauch<br />
schälen und fein würfeln.<br />
Den Spargel zuerst im heißen<br />
Olivenöl 5 Minuten anbraten, anschließend<br />
das restliche Gemüse<br />
dazugeben und mitbraten. Mit<br />
dem Balsamico ablöschen, würzen<br />
und knapp bissfest garen.<br />
Den Rucola waschen, putzen und<br />
trockenschleudern. Auf einer Platte<br />
auslegen. <strong>Das</strong> Gemüse mit <strong>den</strong><br />
Brotwürfeln darüber anrichten.<br />
Bandnudeln mit<br />
Spargelpesto<br />
ZUTATEN:<br />
Pesto:<br />
100 g grüner Spargel<br />
50 g Bergkäse<br />
1 Knoblauchzehe<br />
4 bis 6 EL Rapsöl<br />
4 EL gehackte Mandeln<br />
Salz<br />
Nudeln:<br />
500 g Bandnudeln<br />
6 Stangen grüner Spargel<br />
Spargelbrotsalat<br />
150 g braune Champignons<br />
1 EL Rapsöl<br />
150 g Cocktailtomaten<br />
1 EL Kräuter<br />
ZUBEREITUNG:<br />
Für das Pesto <strong>den</strong> Spargel waschen,<br />
putzen und in Stücke<br />
schnei<strong>den</strong>. Den Bergkäse würfeln.<br />
Den Knoblauch schälen und halbieren.<br />
<strong>Das</strong> Öl mit dem Spargel<br />
pürieren. Käse, Knoblauch und<br />
Mandeln nach und nach dazugeben<br />
und so lange pürieren, bis<br />
eine sämige Masse entstan<strong>den</strong> ist.<br />
Pikant würzen.<br />
Die Nudeln in reichlich Salzwasser<br />
nach Packungsanleitung bissfest<br />
kochen und abgießen.<br />
Den Spargel schälen und putzen,<br />
die Pilze putzen und beides klein<br />
schnei<strong>den</strong>. Im heißen Öl anbraten.<br />
Die Nudeln unterheben.<br />
Die Tomaten waschen und, je nach<br />
Größe halbieren oder vierteln. Die<br />
Nudeln mit <strong>den</strong> Tomaten und dem<br />
Pesto anrichten und mit <strong>den</strong> Kräutern<br />
bestreut servieren.<br />
TIPP: Spargelpesto hält sich im<br />
Kühlschrank eine Woche. Wichtig<br />
ist, wie bei allen Pestos, dass die<br />
Masse immer mit einer Schicht Öl<br />
bedeckt wird.<br />
js<br />
Bandnudeln mit<br />
Spargelpesto<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 59
Dr. Dagmar Birnzain ist Zahnärztin <strong>für</strong> Haustiere<br />
Mit dem Turbobohrer ins Hundemaul<br />
Seeshaupt | Starker Mundgeruch,<br />
häufiges Speicheln, aus dem Maul<br />
fallendes Futter während des Fressens,<br />
angeschwollene Backen,<br />
ungewohnt aggressive Verhaltensweise:<br />
Es gibt viele Anzeichen da<strong>für</strong>,<br />
dass ein Haustier Probleme mit<br />
<strong>den</strong> Zähnen hat. Spätestens dann<br />
sollten Hunde-, Katzen- und Meerschweinchenbesitzer<br />
<strong>den</strong> Weg zu<br />
Experten aufsuchen. Die Auswahl<br />
ist an dieser Stelle stark begrenzt.<br />
Dr. Dagmar Birnzain ist mit ihrer<br />
Fachtierarztpraxis <strong>für</strong> Zahn-, Mundund<br />
Kieferheilkunde weit und breit<br />
die einzige Spezialistin auf diesem<br />
Gebiet. Ihre Kun<strong>den</strong> allen Alters<br />
und aus allen Gesellschaftsschichten<br />
kommen aus ganz Bayern,<br />
zum Teil aus Österreich und<br />
Südtirol. „Gesunde Zähne sind<br />
wichtig <strong>für</strong> das Wohlbefin<strong>den</strong><br />
von Haustieren, im Grunde<br />
eins zu eins wie bei uns<br />
Menschen auch“, sagt<br />
die Tierzahnärztin,<br />
die ursprünglich<br />
aus München<br />
stammt, ihre<br />
Praxis jedoch<br />
seit vielen Jahren<br />
im idyllisch<br />
gelegenen Seeshaupt<br />
am Westufer<br />
des Starnberger Sees betreibt.<br />
Hunde machen 60 Prozent der von<br />
ihr behandelten Tiere aus, Katzen<br />
30 Prozent, sogenannte Heimtiere<br />
wie Kaninchen, Hamster, Ratten<br />
und Mäuse zehn Prozent. Massiv<br />
verschmutzte Zähne, eine Art Karies,<br />
gebrochene Zähne, Tumore,<br />
Wucherungen, Angeborene Fehlstellungen<br />
– es gibt Dutzende Probleme<br />
und Krankheiten im Zahnund<br />
Maulbereich von Haustieren,<br />
die eine professionelle Behandlung<br />
benötigen. Spätestens dann,<br />
wenn der praktische Tierarzt in Sachen<br />
Können, Fachwissen und Ausstattung<br />
an seine Grenzen kommt,<br />
wird er das Tier an einen Spezialisten<br />
überweisen. Dr. Dagmar Birnzain,<br />
die vor ihrer beruflichen Spezialisierung<br />
selbst als „praktische“<br />
Tierärztin gearbeitet hat, weiß ganz<br />
genau, wovon sie spricht. „In dieser<br />
Zeit habe ich festgestellt, wie<br />
groß der Bedarf nach einer Spezialisierung<br />
auf Zahnmedizin <strong>für</strong><br />
Kleintiere ist.“ Diverse Zusatzqualifikationen<br />
erlangte sie im In- und<br />
Ausland – an deutschen Universitäten<br />
gibt es bis heute keine Vorlesungen<br />
<strong>für</strong> Tierzahnmedizin. „Was<br />
sehr schade ist“, sagt die Wahl-<br />
Seeshaupterin, die mit Fachseminaren<br />
und Hospitanten-Plätzen <strong>für</strong><br />
Tiermediziner und Stu<strong>den</strong>ten alles<br />
da<strong>für</strong> tut, um mehr Menschen <strong>für</strong><br />
diesen wichtigen Beruf begeistern<br />
zu können.<br />
Zähneputzen mit<br />
Hühnchen-Geschmack<br />
Trotz eingangs erwähnter Anzeichen<br />
ist es <strong>für</strong> Haustier-Besitzer<br />
nicht leicht, Zahnprobleme ihrer<br />
vierbeinigen Lieblinge rechtzeitig<br />
zu erkennen. „Haustiere können<br />
nun mal nicht sprechen, sind darüber<br />
hinaus, allen voran Katzen,<br />
hart im Nehmen – trotz starker<br />
Schmerzen leben sie oft in gewohnter<br />
Manier weiter“, sagt Dr.<br />
Dagmar Birnzain. Erst, wenn die<br />
Krankheit weit fortgeschritten ist,<br />
seien gewisse Verhaltensauffälligkeiten<br />
erkennbar und zeigen auf,<br />
dass etwas nicht stimme. Umso<br />
wichtiger, dass Hunde-, Katzenund<br />
Heimtierbesitzer sich regelmäßig<br />
nach dem Wohlbefin<strong>den</strong> ihrer<br />
Auch <strong>für</strong> Haustiere wichtig: Dr. Dagmar Birnzain putzt ihrem Hund<br />
„Ozzy“ täglich <strong>für</strong> rund eine Minute die Zähne.<br />
Tiere erkundigen. Die beste Methode<br />
im Zahn- und Maulbereich:<br />
Zähneputzen. Einmal am Tag. Über<br />
je eine Minute. Hier<strong>für</strong> gibt’s sogar<br />
spezielle Tierzahnbürsten, die vom<br />
Aufbau her stark einer menschlichen<br />
ähneln, jedoch mit längerem<br />
Stil versehen sind. Darüber hinaus<br />
explizite Tier-Zahnpasta, schluckbar<br />
und mit Hühnchen-Geschmack.<br />
Letzteres hat <strong>den</strong> großen Vorteil,<br />
dass manch Katze oder Hund regelrecht<br />
narrisch sind aufs Zähneputzen,<br />
es gerne mit sich machen<br />
lassen. Paradebeispiel an diesem<br />
Donnerstagvormittag: Ozzy, nach<br />
Rocklegende Osbourne benannt,<br />
langes, schwarzgraues Haar, 42<br />
(!) Kilo schwer, Rasse „Briard“. Es<br />
handelt sich um <strong>den</strong> topgepflegten<br />
und bestens erzogenen Begleithund<br />
von Dr. Dagmar Birnzain.<br />
An ihm zeigt sie demonstrativ,<br />
wie spielerisch leicht Zähneputzen<br />
mit einem Haustier funktioniert.<br />
Grundvoraussetzung da<strong>für</strong>, was<br />
auch <strong>für</strong> die tägliche Arbeit mit<br />
<strong>den</strong> Haustieren der Kun<strong>den</strong> gilt:<br />
Eine starke Empathie <strong>für</strong>s Tier, die<br />
Ausstrahlung von Ruhe und Ge-<br />
Metallkronen im Hundemaul<br />
und Schneidezähne<br />
in Überlange.<br />
60 | <strong>altlandkreis</strong>
Technisch top ausgestattet: Dr. Dagmar Birnzain am Röntgenbild.<br />
lassenheit, ein sanfter, liebevoller<br />
Umgang. „In all <strong>den</strong> Jahren ist es<br />
nie zu einem gefährlichen Vorfall<br />
gekommen“, bekräftigt Dr. Dagmar<br />
Birnzain an dieser Stelle, wie<br />
wichtig der richtige Umgang mit<br />
Haustieren ist. Schließlich hatte<br />
sie schon die unterschiedlichsten<br />
Rassen mit zum Teil schlimmsten<br />
Krankheitsfällen auf ihrem Behandlungs-<br />
oder OP-Tisch liegen.<br />
Behandlung immer<br />
mit Vollnarkose<br />
Zum Beispiel ein Kaninchen, dessen<br />
Zähne eine schier unfassbare<br />
Überlänge erreicht haben. Hintergrund:<br />
Die Zähne von Nagetieren<br />
wachsen ein Leben lang, müssen<br />
deshalb ständig „nagen“, sich<br />
quasi abwetzen, um eine standesgemäße<br />
Größe halten zu können.<br />
Weil viele Halter ihre Tiere jedoch<br />
nicht nur mit Heu und Gras füttern,<br />
sondern auch künstlich hergestellte<br />
„Leckerlies“ und Kraftfutter dazugeben,<br />
wer<strong>den</strong> die Tiere zu schnell<br />
satt, infolgedessen fett und benutzen<br />
obendrein ihre Nagezähne zu<br />
selten. Ein anderes, vom Menschen<br />
verursachtes Problem, das Dr. Dagmar<br />
Birnzain hautnah an ihrem<br />
Behandlungstisch immer wieder<br />
zu sehen bekommt: <strong>Das</strong>s Haustierrassen<br />
gezüchtet wer<strong>den</strong>, die rein<br />
anatomisch betrachtet von vorne<br />
herein Zahn- und Maulprobleme<br />
bekommen müssen. Gemeint sind<br />
zum Beispiel Perserkatzen oder die<br />
Trend-Hunde-Rasse „Mops“. Vor<br />
allem letztere haben aufgrund viel<br />
zu kurzer Mundpartie und dieser<br />
„plattgedrückten“ Nase nicht ausreichend<br />
Platz <strong>für</strong> eine naturgemäße<br />
Entwicklung von Kiefer, Zahnfleisch<br />
und Gebiss. „Deshalb atmen<br />
Mopse so schwer und sterben an<br />
heißen Sommertagen manchmal<br />
an plötzlichem Hitzetod.“ Behandelt<br />
wer<strong>den</strong> sie, wie alle anderen<br />
Haustiere auch, trotzdem zur vollsten<br />
Kun<strong>den</strong>zufrie<strong>den</strong>heit. Und zwar<br />
immer unter Vollnarkose, „weil<br />
Haustiere, auch wenn sie noch so<br />
gut erzogen sind, niemals über<br />
längere Zeit so ruhig liegen bleiben<br />
wür<strong>den</strong>, damit wir gut und zuverlässig<br />
arbeiten können“. Die Entfernung<br />
von massivem Zahnstein,<br />
das Herausschnei<strong>den</strong> von Tumoren,<br />
klassisches Bohren, das Auffüllen<br />
von Löchern mit beispielsweise<br />
Kronen aus Gold, die Behandlung<br />
von Parodontitis (Entzündung<br />
im Zahnfleisch, die Zähne und<br />
Knochen angreift), Kieferfehlstellungen<br />
durch tiergerechte Spangen<br />
ausgleichen, eine klassische<br />
Zahnreinigung – es gibt nichts,<br />
was Dr. Dagmar Birnzain und ihre<br />
fachkompetenten Mitarbeiterinnen<br />
nicht in Angriff nehmen.<br />
Wobei häufig nur noch das Ziehen<br />
eines oder mehrere Zähne hilft.<br />
„Was bei Haustieren im Vergleich<br />
zu uns Menschen jedoch nicht<br />
schlimm ist, weil sie trotzdem wie<br />
gewohnt fressen und spielen können.“<br />
Selbst dann, wie neulich bei<br />
einer Katze der Fall gewesen, wenn<br />
elf (!) Zähne auf einmal gezogen<br />
wer<strong>den</strong> müssen. <strong>Das</strong> klingt <strong>für</strong><br />
Außenstehende hart, war <strong>für</strong> das<br />
Tier jedoch eine riesengroße Erleichterung.<br />
„Die Katze war schon<br />
wenige Stun<strong>den</strong> nach der Behandlung<br />
endlich wieder schmerzfrei.“<br />
Genau das ist auch das oberste Ziel<br />
von Dr. Dagmar Birnzain, die mit<br />
unterschiedlichstem OP-Werkzeug,<br />
topmodernem Zahnröntgengerät,<br />
Narkotisierung in Form von<br />
Inhalation, Turbobohrer, diversen<br />
Füllmaterialien und vielem mehr<br />
technisch auf höchstem Niveau<br />
ausgestattet ist in ihrer Praxis. js<br />
Teamfoto: Ramona Bäck (v.l.) , Dr. Dagmar Birnzain, Christina Schneider.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 61
Die Bedeutung hiesiger Steinkreuze<br />
Schuld, Sühne<br />
und Aberglaube<br />
Weilheim-Schongau | Aufmerksame<br />
Wanderer und Radelfahrer<br />
können bei Ausflügen immer<br />
wieder auf stumme Zeugen am<br />
Wegesrand treffen, die von alten<br />
Zeiten berichten wür<strong>den</strong>, wenn<br />
sie <strong>den</strong>n sprechen könnten: Steinkreuze.<br />
Ihre Geschichte reicht weit<br />
zurück, bis ins 13. Jahrhundert – es<br />
gibt die urkundliche Erwähnung<br />
eines Wegekreuzes aus dem Jahre<br />
1281. Doch welche Bedeutung<br />
haben diese Kreuze, die in der<br />
Regel aus Sand- oder Tuffstein<br />
bestehen und sich in unterschiedlichsten<br />
Stadien der Verwitterung<br />
befin<strong>den</strong>? Diese Frage stellte sich<br />
auch Jürgen Janku, als er vor rund<br />
30 Jahren auf diese rätselhaften<br />
Objekte stieß. „Ich bin damals<br />
im Wald über ein solches Kreuz<br />
gestolpert. Als ich merkte, dass<br />
mir niemand eine befriedigende<br />
Antwort über seine Bedeutung<br />
geben konnte, habe ich begonnen<br />
zu recherchieren.“ In <strong>den</strong><br />
62 | <strong>altlandkreis</strong> 62 | <strong>altlandkreis</strong><br />
vorhan<strong>den</strong>en Denkmalschutzlisten<br />
fand er seinerzeit gerade mal<br />
dreizehn Kreuze aufgelistet. Der<br />
Stu<strong>den</strong>t Jürgen Janku trampte in<br />
die Staatsbibliothek München<br />
und vertiefte sich in die Literatur<br />
des 18. und 19. Jahrhunderts. „In<br />
<strong>den</strong> 1980er Jahren gab es keine<br />
Archive im Computer. Ich habe<br />
unter einem Vorwand angefangen,<br />
in der Bibliothek zu wühlen,<br />
und habe zum Schluss um die 130<br />
Kreuze geortet. Im Laufe der Jahre<br />
habe ich versucht, diese Kreuze<br />
auch zu fin<strong>den</strong>, was gar nicht<br />
so einfach ist, <strong>den</strong>n die Angaben<br />
sind vage.“ Heute ist der 53-jährige<br />
Chef einer Digital-Agentur<br />
am Staffelsee und betreut große<br />
„Player“ in Sport, Wirtschaft und<br />
Industrie. Doch darüber mag der<br />
beschei<strong>den</strong>e Mann ebenso wenig<br />
re<strong>den</strong> wie über das Bundesverdienstkreuz,<br />
das ihm 2016 verliehen<br />
wurde. Auskunftsfreudig wird<br />
er erst, wenn es um Steinkreuze<br />
geht. Er hat sogar ein Buch über<br />
seine Forschungen geschrieben,<br />
allerdings findet er nicht die Zeit,<br />
<strong>den</strong> letzten Schliff anzulegen, um<br />
es zu veröffentlichen. Doch zurück<br />
zu <strong>den</strong> Anfängen dieser Geschichte:<br />
Nach und nach fand er Zugang<br />
zu recht verschwiegenen Bauern<br />
in seinem Forschungsgebiet, entlockte<br />
ihnen konkretere Informationen<br />
über Standorte von Steinkreuzen.<br />
So lernte Jürgen Janku,<br />
dass die Konzentration der Kreuze<br />
in unmittelbarer Nähe von Klöstern<br />
zunimmt. Bei Dießen, beziehungsweise<br />
Raisting, sind es fast<br />
ein Dutzend. In der Gegend um<br />
Polling nicht weniger. Natürlich<br />
spielt es auch immer eine Rolle,<br />
welche Bedeutung der Denkmalschutz<br />
<strong>den</strong> Kreuzen beigemessen<br />
hat. Mancherorts, so Janku, existiere<br />
dieser nur auf dem Papier.<br />
Ideelle und materielle<br />
Betrachtung<br />
Die Forschung unterscheidet zwischen<br />
einer ideellen und materiellen<br />
Betrachtung von Steinkreuzen.<br />
Ideell gesehen nahmen Steinkreuze<br />
eine geistliche Funktion wahr.<br />
Materiell stehen sie <strong>für</strong> eine weltliche<br />
Deutung. Konkrete Beispiele:<br />
Jürgen Janku forscht seit vielen<br />
Jahren rund um Steinkreuze.<br />
Aufgestellt wur<strong>den</strong> sie häufig als<br />
Sühnekreuze von Tätern, die einen<br />
Totschlag begangen haben,<br />
und sich so einen Teil der Buße<br />
erhofften. Heißt: Bei Steinkreuzen<br />
ging es nicht nur um „die Seele<br />
der Opfer“, sondern auch um die<br />
der Täter.<br />
Pestkreuz als<br />
Abhol-Ort <strong>für</strong> Mehl<br />
Totschlag galt früher als „ehrliches<br />
Verbrechen“, wurde nicht von der<br />
Gerichtsbarkeit verfolgt. Um nun<br />
eine sogenannte Blutfehde zwischen<br />
zwei Sippen zu vermei<strong>den</strong>,<br />
griff man auf das letzte Relikt<br />
altgermanischer Rechtsprechung<br />
zurück: Ein Sühnevertrag musste<br />
geschlossen wer<strong>den</strong>, der gewährleistete,<br />
dass sich der Staat nicht<br />
einmischte, und die Sippen sich<br />
nicht gegenseitig auslöschten. Als<br />
Beispiel führt Jürgen Janku eine<br />
Geschichte aus 1482 an: Der Pfarrer<br />
Johann Iglinger von Stötten am<br />
Auerberg wurde von <strong>den</strong> Brüdern<br />
Erhart und Jörg Mayrendres aus<br />
unbekannten Grün<strong>den</strong> erschlagen.<br />
Zum Glück stimmte der Vater<br />
des Opfers einem Sühnevergleich
Zimmerei und Holzhäuser<br />
zu, woraufhin folgende „Seelgerä-<br />
te“ vertraglich vereinbart wur<strong>den</strong>:<br />
Trauergottesdienst, ein ewiger<br />
Jahrestag, Scha<strong>den</strong>sersatz, Wallfahrten<br />
und die Setzung eines<br />
Steinkreuzes. Der Sühnevertrag<br />
als Selbstjustiz wurde erst im 16.<br />
Jahrhundert abgeschafft – und damit<br />
verblich auch die Bedeutung<br />
der Kreuze. Mordkreuze hingegen<br />
wur<strong>den</strong> von Angehörigen eines<br />
Opfers aufgestellt, damit Vorbeigehende<br />
ein Gebet <strong>für</strong> deren Seele<br />
sprechen konnten.<br />
Erfroren und vom<br />
Blitz getroffen<br />
Insofern steht der Großteil aller<br />
(Stein)Kreuze <strong>für</strong> Unfall-, Votiv-<br />
oder Memorialkreuze. Für<br />
ein Zeichen der Erinnerung an<br />
schicksalsträchtige Unglücke, die<br />
Menschen widerfahren sind. Ein<br />
Steinkreuz in Reichling aus dem<br />
Jahre 1784 ge<strong>den</strong>kt Josef Ostner,<br />
der vom Blitz getroffen wurde. Ein<br />
anderes aus 1642 erinnert an einen<br />
armen Kerl, der erfroren ist.<br />
Es handelt sich also um eine uralte<br />
Tradition, die bis heute lebt. Allerdings<br />
wer<strong>den</strong> mittlerweile nur<br />
noch Holzkreuze aufgestellt, um<br />
Opfern zu ge<strong>den</strong>ken. In Dießen,<br />
Rott, Wessobrunn und Reichling<br />
fin<strong>den</strong> sich noch mehrere Steinkreuze,<br />
die wohl früher zu Gräbern<br />
gehörten. Warum sie von Friedhöfen<br />
entfernt und isoliert aufgestellt<br />
wur<strong>den</strong>, bleibt rätselhaft.<br />
Während des Dreißigjährigen Krieges<br />
wur<strong>den</strong> angeblich auch Steinkreuze<br />
aufgestellt, um <strong>den</strong> Menschen<br />
zu ge<strong>den</strong>ken, die beispielsweise<br />
von Schwe<strong>den</strong> erschlagen<br />
wor<strong>den</strong> waren. Gelehrte bezweifeln<br />
jedoch, dass Menschen zu jener<br />
Zeit die Muße hatten, sich darum<br />
zu kümmern. Die vorhan<strong>den</strong>en<br />
Sühnekreuze wur<strong>den</strong> kurzerhand<br />
zu „Schwe<strong>den</strong>kreuzen“ umfunktioniert.<br />
Andere Steinkreuze bekamen<br />
die Bedeutung als Wegweiser<br />
zugeschrieben, was wohl<br />
nur daher rührte, dass sie Kartenzeichnern<br />
als Orientierungspunkte<br />
dienten. Außerdem gab es Zeiten,<br />
als Müller während der Pest ihr<br />
Mehl an Steinkreuzen abla<strong>den</strong><br />
mussten, wo es sich dann Bürger<br />
Rottenbuch<br />
Machtlfing<br />
Dieses Steinkreuz (Alter: um 1658) steht am Rande des Glasbergfilzes,<br />
nahe der St. Stephan Kapelle, bzw. dem Glasberg, nahe des<br />
alten Verbindungsweges von Machtlfing nach Erling. Dieses ist<br />
eines von zwei, bzw. ehemals drei Steinkreuzen, die an diesem<br />
Weg stan<strong>den</strong>.<br />
Eine Besonderheit ist die gut erhaltene Inschrift auf dem insgesamt<br />
kaum beschädigten Steinkreuz. In der Mitte ist ein Kreis mit Resten<br />
der Inschrift „IHS“, dem Namen Jesu, erkennbar. Auf <strong>den</strong> Querbalken,<br />
links eine „16“ und rechts Reste zweier Zahlen, vermutlich<br />
eine „8“ oder „5“.<br />
Dieses Kreuz ist ein typisches Steinkreuz des 17. Jahrhunderts. Für<br />
welches Unglück (kein Sühnekreuz, dazu ist es zu jung) bzw. <strong>für</strong><br />
welchen Glücklosen dieses Kreuz aufgestellt wurde, ist leider nicht<br />
mehr in Erfahrung zu bringen.<br />
„kontaktlos“ holen konnten. Diese<br />
sogenannten Pestschranken<br />
erscheinen während der Corona-<br />
Pandemie aktueller <strong>den</strong>n je.<br />
Angesichts all dieser Geschichten<br />
verwundert es kaum, dass sich um<br />
Steinkreuze manch mythische Legende<br />
und Sage entwickelte. Geisteskranke<br />
und Verliebte wur<strong>den</strong><br />
gleichermaßen zu einem Kreuz<br />
geschickt, um „geheilt“ zu wer<strong>den</strong>.<br />
Es gab die Empfehlung, bei Zahnschmerzen<br />
in <strong>den</strong> Stein zu beißen.<br />
Man entdeckte im <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />
auch, dass bei manchen Kreuzen<br />
Nägel eingeschlagen oder kleine<br />
Mul<strong>den</strong> ausgekratzt wur<strong>den</strong>. Der<br />
Verdacht liegt nahe, dass eine<br />
gute Portion Aberglaube im Spiel<br />
war. Denn: Wollte man sich von<br />
einem körperlichen Gebrechen<br />
befreien, trieb man einen Nagel in<br />
ein Kreuz, in der Hoffnung, dass<br />
ein höheres Wesen positiv wirken<br />
würde. <strong>Das</strong> „Steinmehl“ hingegen<br />
wurde abgeschabt, weil man ihm<br />
eine heilende Wirkung zuschrieb.<br />
Rund 30 Steinkreuze aus dem<br />
Forschungsgebiet von Jürgen Janku<br />
sind allerdings auch einfach<br />
verschwun<strong>den</strong>. Sie wer<strong>den</strong> umgesetzt,<br />
als Dekoration in Gärten<br />
und Häusern verwendet oder gar<br />
auf Ebay angeboten. Nur wenige<br />
Menschen wissen, welche Geheimnisse<br />
und Geschichten sich<br />
hinter diesen stummen Zeitzeugen<br />
verbergen, die seit Jahrhunderten<br />
in <strong>den</strong> Bö<strong>den</strong> des <strong>Pfaffenwinkel</strong>s<br />
verankert sind. Und in Zukunft<br />
von dem einen oder anderen<br />
Wanderer und Radelfahrer sicherlich<br />
mit anderen Augen wahrgenommen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
edl<br />
Dieses ungewöhnliche Tuffsteinkreuz (Alter: unbekannt) steht am Ortsrand von Rottenbuch<br />
beim sogenannten Fohlenhof, dem alten <strong>Mai</strong>erhof.<br />
Dieses spitzwinklige, massige Sandsteinkreuz ist 110 cm hoch, 84 cm breit und 29 cm dick.<br />
Eine Seltenheit ist das in der Kreuzung eingemeißelte 25 cm hohe, 5 cm breite und 5 cm<br />
tiefe Kreuz. Abgesehen von nur geringfügig vertieften „Inschriftskreuzen“ findet sich im<br />
<strong>Pfaffenwinkel</strong> kein weiteres Steinkreuz mit dieser späteren Zutat, die der reinen Religiosität<br />
entstammen dürfte.<br />
Von keinem anderen Kreuz ist das genaue Gewicht bekannt und das erstaunt: 15 Zentner.<br />
Aber weniger das Gewicht als eine andere Eigenart macht dieses Steinkreuz so interessant:<br />
Es sprechen einige Gründe <strong>für</strong> eine Grenzfunktion des Steinkreuzes. Der gewichtigste Punkt<br />
gleich vorab: Auf dem Querbalken ist ein kleines Wappen zu sehen. Dieses Wappen dürfte<br />
einfach auf die Grenzen, vermutlich des Klosters Rottenbuch, hingewiesen haben. Da<strong>für</strong><br />
spricht, dass aus dem fränkischen Raum hölzerne Grenzpfosten mit eben solchen Metallwappen<br />
überliefert und bekannt sind. Eine weitere Tatsache ist, dass schon vor Bekanntwer<strong>den</strong><br />
des eingefügten Wappens dem Kreuz immer die Grenzfunktion zugeschrieben wurde.<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 63<br />
Licht in Ihr Leben
64 | <strong>altlandkreis</strong>
mai / juni <strong>2021</strong> | 65
Veranstaltungskalender<br />
1. <strong>Mai</strong> bis 30. <strong>Juni</strong> <strong>2021</strong><br />
Stand 19.4.<strong>2021</strong> – kurzfristige Absagen, Änderungen und Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sind möglich!<br />
SA 01.05.<br />
Tag der Arbeit<br />
SCHONGAU<br />
ganztags<br />
Schongauer Ausbildungsmarkt<br />
„SAM<strong>2021</strong>“. Weitere Infos unter<br />
www.schongauer-ausbildungsmarkt.de.<br />
Bis Herbst <strong>2021</strong><br />
10.00 bis 16.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
PEITING<br />
14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Führung an der Villa Rustica.<br />
Je<strong>den</strong> Samstag<br />
WEILHEIM<br />
ganztags<br />
Online-Messe „Berufsbildungsforum<br />
– Ausbildung & Studium“.<br />
Weitere Infos unter www.berufsbildungsforum.de.<br />
Bis 15.6.<br />
SO 02.05.<br />
BERNBEUREN<br />
15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Golf-Schnupperkurs auf dem<br />
Golfplatz Stenz. Anmeldung unter<br />
08860 / 582 oder www.golfplatzstenz.de.<br />
Siehe Anzeige Seite 46<br />
LECHBRUCK<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Flößermuseum geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Sonntag<br />
REICHLING<br />
10.00 bis 12.00 Uhr<br />
Heimatmuseum geöffnet. Anmeldung<br />
unter 08194 / 1573<br />
DI 04.05.<br />
SCHONGAU<br />
19.00 bis 20.30 Uhr<br />
Vortrag „Vitalstoffe – Ursachen<br />
und Therapiemöglichkeiten der<br />
Mangelernährung“ im Ballenhaus.<br />
Anmeldung bei der vhs unter<br />
08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
ALTENSTADT<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Dienstag<br />
19.30 Uhr<br />
Café (nicht nur) <strong>für</strong> Trauernde im<br />
Bürgerzentrum<br />
LECHBRUCK<br />
9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Rathaus.<br />
Je<strong>den</strong> Dienstag<br />
MI 05.05.<br />
SCHONGAU<br />
11.00 bis 17.00 Uhr<br />
Kleiderkammer im Jugendzentrum<br />
Köhlerstadl geöffnet.<br />
Anmeldung unter 0157 / 33219731.<br />
Je<strong>den</strong> Mittwoch<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
PEITING<br />
14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Museum im Klösterle geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Mittwoch<br />
ALTENSTADT<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Mittwoch<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Offene Werkstatt bei Holzschnitzer<br />
Guido Hosp. Infos und Anmeldung<br />
unter 08845 / 8784. Je<strong>den</strong> Mittwoch<br />
20.30 Uhr<br />
Weisenblasen am Soier See.<br />
Je<strong>den</strong> Mittwoch<br />
DO 06.05.<br />
SCHONGAU<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
19.00 bis 20.30 Uhr<br />
Vortrag „Nachhaltigkeit – Mode –<br />
ein Widerspruch?“ im Ballenhaus.<br />
Anmeldung bei der vhs unter<br />
08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
ALTENSTADT<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Donnerstag<br />
LECHBRUCK<br />
17.30 bis 19.00 Uhr<br />
Flößermuseum geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Donnerstag<br />
STEINGADEN<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Kameramuseum in der Füssener<br />
Straße 5 geöffnet. Je<strong>den</strong> Donnerstag<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Klostermuseum im Pfarrhof geöffnet.<br />
Je<strong>den</strong> Donnerstag<br />
FR 07.05.<br />
SCHONGAU<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Malkurs „Happy Painting! Es wird<br />
herzig.“ in der Münzstraße 9. Anmeldung<br />
unter www.zeichenblog.de<br />
oder 0151 / 21263859. Kosten: 49 €<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige Seite 68<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Treffen der Krebs-Selbsthilfegruppe<br />
im Gemeindehaus der<br />
Evangelischen Kirche<br />
PEITING<br />
16.00 bis 20.00 Uhr<br />
Blutspen<strong>den</strong> in der Schloßberghalle<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am<br />
Rathaus. Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
ROTTENBUCH<br />
11.00 bis 15.00 Uhr<br />
Kässpatzenessen auf der Schönegger<br />
Käse-Alm. Auf Vorbestellung<br />
unter 08867 / 489. Je<strong>den</strong> Freitag<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der Echelsbacher<br />
Brücke. Treffpunkt beim<br />
Baubüro. Anmeldung bis zum Vortag<br />
16 Uhr unter 08845 / 7030620.<br />
Kosten: 3 €<br />
SA 08.05.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Vortrag „Fairer Genuss – ein<br />
informativer Stadtrundgang“.<br />
Anmeldung bei der vhs unter<br />
08861 / 214-191. Kosten: 7 €<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Bauernmarkt mit Spargelverkauf<br />
und frische Kiachla am Hauptplatz<br />
MAI/<br />
> > > BLUTSPENDETERMINE IM ALTLANDKREIS<br />
Fr, 7. <strong>Mai</strong> 16.00 bis 20.00 Uhr Peiting, Schloßberghalle<br />
66 | <strong>altlandkreis</strong>
PEITING<br />
12.00 bis 21.00 Uhr<br />
Stockschützenturnier TSV Peiting I<br />
gegen FC Ottenzell<br />
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
SO 09.05.<br />
Muttertag<br />
HERZOGSÄGMÜHLE<br />
9.00 bis 12.00 Uhr<br />
Tauschtag der Sammlerfreunde<br />
Peiting und Umgebung e.V. <strong>für</strong><br />
Briefmarken, Münzen und Ansichtskarten<br />
in der Deckerhalle<br />
DI 11.05.<br />
SCHONGAU<br />
18.00 bis 19.30 Uhr<br />
Vortrag „Gesundes Raumklima –<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> bestehende<br />
Gebäude und Neubauten“ im Ballenhaus.<br />
Anmeldung bei der vhs<br />
unter 08861 / 214-191. Kosten: 7 €<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
19.00 bis 21.00 Uhr<br />
Spaziergang „Hopfen und Malz“<br />
Geschichte und Geschichten<br />
rund um das Bier. Treffpunkt am<br />
Musikpavillon. Anmeldung unter<br />
08845 / 7030620. Kosten: 12 €<br />
SCHONGAU<br />
MI 12.05.<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet.<br />
JUNI<br />
PEITING<br />
<strong>2021</strong><br />
14.30 Uhr<br />
Treffen der Selbsthilfegruppe<br />
„Schlaganfallbetroffene im <strong>Pfaffenwinkel</strong>“<br />
im Alpenhotel<br />
DO 13.05.<br />
Christi Himmelfahrt<br />
PEITING<br />
12.00 bis 16.00 Uhr<br />
Kesselfleischessen mit Festbier<br />
und Zelt in der Kleingartenanlage<br />
Tiefenlachen. Anmeldung<br />
unter 08861 / 258635 oder<br />
0152 / 04833573<br />
- Einlagen nach Maß<br />
- Schuhreparatur<br />
- Schuhverkauf<br />
- Flip-Flops und Hausschuhe nach Maß<br />
Vorher<br />
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FR 14.05.<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige Seite 68<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der<br />
Echelsbacher Brücke. Treffpunkt<br />
beim Baubüro. Anmeldung unter<br />
08845 / 7030620. Kosten: 3 €<br />
SA 15.05.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
10.30 bis 15.00 Uhr<br />
Literarischer Spaziergang mit<br />
Oliver Pötzsch auf <strong>den</strong> Spuren der<br />
Henkerstochter. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-<br />
181 oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 49 €, siehe Anzeige Seite 68<br />
PEITING<br />
8.00 bis 18.00 Uhr<br />
Wellenfreibad ab sofort geöffnet.<br />
Siehe Anzeige Seite 6<br />
9.00 bis 11.00 Uhr<br />
Info-Rundgang „grünes und blühendes<br />
Peiting“ mit Bauhofleiter<br />
Tim Osterhaus. Anmeldung bei der<br />
vhs unter 08861 / 59962<br />
12.00 bis 21.00 Uhr<br />
Stockschützenturnier TSV Peiting<br />
II gegen TSV Kühbach<br />
LECHBRUCK<br />
15.00 Uhr<br />
Vorstellung des neuen Miniaturmodells<br />
vom oberen Steinbruch<br />
am Falchen um 1900 auf dem<br />
ehemaligen Steinbruchgelände<br />
(Am Falchen 62a). Anmeldung<br />
unter info@lechbruck.de oder<br />
08862 / 987830<br />
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
SO 16.05.<br />
LECHBRUCK<br />
15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Internationaler Museumstag<br />
im Flößermuseum. Anmeldung<br />
unter info@lechbruck.de oder<br />
08862 / 987830. Eintritt frei<br />
DI 18.05.<br />
SCHONGAU<br />
19.00 bis 20.30 Uhr<br />
Vortrag „Zucker – die Rolle der<br />
Nahrungsmittelkonzerne und das<br />
Märchen vom süßen Genuss ohne<br />
Reue“ im Turmsaal. Anm. bei der<br />
vhs unter 08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
MI 19.05.<br />
SCHONGAU<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.30 bis 17.30 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
SCHONGAU<br />
DO 20.05.<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
19.00 bis 20.30 Uhr<br />
Vortrag „Der untergegangene<br />
wilde Lech zwischen Burggener<br />
Alm und Papierfabrik“ im Ballenhaus.<br />
Anmeldung bei der vhs unter<br />
08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
mai / juni <strong>2021</strong> | 67<br />
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www.schlossbrauhaus.de
Alle bisherigen <strong>Ausgabe</strong>n gibt es online<br />
zum Durchblättern unter<br />
68 | <strong>altlandkreis</strong><br />
www.<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
in Schongau und im <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />
an der Romantischen Straße<br />
• Stadt-Führungen: <strong>Mai</strong> – Oktober am Freitag um 16.00 Uhr<br />
• Themen-Führungen:<br />
- Literarischer Spaziergang mit Oliver Pötzsch<br />
- Die Henkerstochter und der Fluch der Pest<br />
- Schongauer Biergeschichten<br />
- <strong>Das</strong> sind (ja) schöne Aussichten<br />
- Entdeckertour durch Schongau<br />
• Kirchenführungen im <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />
• Kinderführungen<br />
Tourist Information Schongau . Tel. 08861 214-181 . www.schongau.de<br />
FR 21.05.<br />
SCHONGAU<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter touristinfo@<br />
schongau.de oder 08861 / 214-181.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige links<br />
19.00 bis 20.00 Uhr<br />
Märchen und Musik „Märchen an<br />
besonderen Plätzen“ im Turmsaal.<br />
Anmeldung bei der vhs unter<br />
08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am<br />
Rathaus. Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der Echelsbacher<br />
Brücke. Treffpunkt beim<br />
Baubüro. Anmeldung bis zum Vortag<br />
16 Uhr unter 08845 / 7030620.<br />
Kosten: 3 €<br />
SA 22.05.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
17.00 Uhr<br />
Führung „Die Henkerstochter und<br />
der Fluch der Pest“. Treffpunkt<br />
am Rathaus. Anmeldung unter<br />
touristinfo@schongau.de oder<br />
08861 / 214-181. Kosten: 8 €, siehe<br />
Anzeige Links<br />
LECHBRUCK<br />
12.00 bis 18.00 Uhr<br />
3. Kunstmarkt am Bootshafen<br />
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
SO 23.05.<br />
BERNBEUREN<br />
15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Golf-Schnupperkurs auf dem<br />
Golfplatz Stenz. Anmeldung unter<br />
08860 / 582 oder www.golfplatzstenz.de.<br />
Siehe Anzeige Seite 46<br />
LECHBRUCK<br />
10.00 bis 18.00 Uhr<br />
3. Kunstmarkt am Bootshafen<br />
MO 24.05.<br />
Pfingstmontag<br />
LECHBRUCK<br />
10.00 bis 17.00 Uhr<br />
3. Kunstmarkt am Bootshafen<br />
DI 25.05.<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
19.30 bis 21.30 Uhr<br />
Theater „Die Wand“ Solostück<br />
nach dem Roman von M. Haushofer<br />
im Musikpavillon. Anmeldung<br />
bei der Tourist-Info unter<br />
08845 / 7030620. Eintritt: 14 €,<br />
Einlass: 19 Uhr<br />
SCHONGAU<br />
MI 26.05.<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.30 bis 17.30 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
DO 27.05.<br />
SCHONGAU<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
FR 28.05.<br />
SCHONGAU<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige Links<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der<br />
Echelsbacher Brücke. Treffpunkt<br />
beim Baubüro. Weitere Infos und<br />
Anmeldung bis zum Vortag 16 Uhr<br />
unter 08845 / 7030620. Kosten: 3 €<br />
SA 29.05.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
MAI/<br />
20.00 bis 22.00 Uhr<br />
Pfingstkonzert der Blaskapelle<br />
Bad Bayersoien am Dorfstadl
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
DI 01.06.<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
19.30 bis 21.30 Uhr<br />
Theater „Die Wand“ Solostück<br />
nach dem Roman von M. Haushofer<br />
im Musikpavillon. Anmeldung<br />
bei der Tourist-Info unter<br />
08845 / 7030620. Eintritt: 14 €,<br />
Einlass: 19 Uhr<br />
MI 02.06.<br />
SCHONGAU<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet.<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.30 bis 17.30 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
DO 03.06.<br />
Fronleichnam<br />
FR 04.06.<br />
SCHONGAU<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Malkurs „Happy Painting! FACES“<br />
in der Münzstraße 9. Infos und<br />
Anmeldung unter www.zeichenblog.de<br />
oder 0151 / 21263859.<br />
Kosten: 49 €<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige links<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Treffen der Krebs-Selbsthilfegruppe<br />
im Gemeindehaus der<br />
Evangelischen Kirche<br />
PEITING<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Bauernmarkt mit Spargelverkauf,<br />
frische Kiachla, Besuch der Milchprinzessin<br />
und musikalischer<br />
Unterhaltung am Hauptplatz<br />
LECHBRUCK<br />
SCHONGAU<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
9.00 bis 11.00 Uhr<br />
der Flößer“. Treffpunkt am<br />
Fronleichnamsprozession in der<br />
Rathaus. Anmeldung unter info@<br />
Stadtpfarrkirche<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
ALTENSTADT<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
9.30 Uhr<br />
Festgottesdienst ADG_anz_AL_2018_221x35 mit Fronleichnamsprozession<br />
in der Basilika<br />
02.05.2018 12:04 Uhr Seite 2<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der Echelsbacher<br />
Brücke. Treffpunkt beim<br />
Baubüro. Anmeldung bis zum Vortag<br />
16 Uhr unter 08845 / 7030620<br />
SA 05.06.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 16.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
PEITING<br />
8.00 bis 21.00 Uhr<br />
Stockschützenturnier TSV Peiting<br />
II gegen SSC Gachenbach und TSV<br />
Peiting I gegen EC Hauzenberg<br />
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
SO 06.06.<br />
SCHONGAU<br />
17.00 Uhr<br />
Führung „<strong>Das</strong> sind (ja) schöne<br />
Aussichten“ – Umrun<strong>den</strong> des<br />
Lechumlaufberges entlang der<br />
alten Stadtmauer. Treffpunkt<br />
am Rathaus. Anmeldung unter<br />
touristinfo@schongau.de oder<br />
08861 / 214-181. Kosten: 8 €, siehe<br />
Anzeige Links<br />
BIRKLAND<br />
15.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ im Feuerwehrhaus.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
REICHLING<br />
10.00 bis 12.00 Uhr<br />
Heimatmuseum geöffnet. Anmeldung<br />
unter 08194 / 1573<br />
DI 08.06.<br />
ALTENSTADT<br />
15.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ in der Bücherei.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
19.30 bis 21.30 Uhr<br />
Theater „Lausdirndlgeschichten“<br />
von Lena Christ im Musikpavillon.<br />
Anmeldung bei der Tourist-Info<br />
unter 08845 / 7030620. Eintritt:<br />
14 €, Einlass: 19 Uhr<br />
MI 09.06.<br />
SCHONGAU<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
14.30 Uhr<br />
Treffen der Selbsthilfegruppe<br />
„Schlaganfallbetroffene im <strong>Pfaffenwinkel</strong>“<br />
im Alpenhotel<br />
15.00 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ im Feuerwehrhaus.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren<br />
ALTENSTADT<br />
15.30 Uhr<br />
Café (nicht nur) <strong>für</strong> Trauernde im<br />
Bürgerzentrum<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.30 bis 17.30 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
DO 10.06.<br />
SCHONGAU<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
18.00 bis 20.00 Uhr<br />
Vortrag „Der Lech, früher, heute<br />
und zukünftig – persönliche Ge-<br />
www.boeglmueller.com<br />
JUNI <strong>2021</strong><br />
Auf der Gsteig GmbH · Gsteig 1 · 86983 Lechbruck am See · Tel. 08862-98 77-50 · info@aufdergsteig.de · www.aufdergsteig.de<br />
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mai / juni <strong>2021</strong> | 69
sprächsrunde.“ am Freizeitplatz an<br />
der Rösenaustraße 50. Anmeldung<br />
unter 08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
WILDSTEIG<br />
15.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ in der Schule.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren<br />
FR 11.06.<br />
SCHONGAU<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
15.00 bis 16.30 Uhr<br />
Führung „Mit dem Spießbürger<br />
auf die Stadtmauer und in <strong>den</strong><br />
Polizeidienerturm“. Treffpunkt<br />
am Rathaus. Anmeldung unter<br />
08861 / 214-181 oder touristinfo@<br />
schongau.de. Für Kinder von 8 – 12<br />
Jahren, Kosten: 4 €<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige Seite 68<br />
17.00 bis 18.00 Uhr<br />
Märchen und Musik „Märchen an<br />
besonderen Plätzen“ im Kasselturm.<br />
Anmeldung bei der vhs unter<br />
08861 / 214-191. Eintritt: 7 €<br />
HOHENPEISSENBERG<br />
15.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ im Haus der<br />
vereine. Für Kinder ab 6 Jahren<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der Echelsbacher<br />
Brücke. Treffpunkt beim<br />
Baubüro. Anmeldung bis zum Vortag<br />
16 Uhr unter 08845 / 7030620.<br />
Kosten: 3 €<br />
SA 12.06.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 11.30 Uhr<br />
Führung „Entdecke Schongau<br />
mit dem Hexenkind Hagasusa“.<br />
Treffpunkt am Rathaus. Für Kinder<br />
von 5 – 9 Jahren, Kosten: 4 €, Anmeldung<br />
unter 08861 / 214-181 oder<br />
touristinfo@schongau.de<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
17.00 bis 18.30 Uhr<br />
Führung „Schongauer Biergeschichten“.<br />
Treffpunkt am<br />
Rathaus. Anmeldung unter<br />
08861 / 214-181 oder touristinfo@<br />
schongau.de. Kosten: 12 € (inkl.<br />
Bierspezialitäten)<br />
> > > SO ERREICHEN SIE DEN „ALTLANDKREIS“<br />
Anschrift<br />
„<strong>altlandkreis</strong>“<br />
Birkland 40<br />
86971 Peiting<br />
Tel.: 08869 / 91 22-16<br />
Fax: 08869 / 91 22-17<br />
www.<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
70 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Email<br />
Redaktion: redaktion@<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
Termine: veranstaltungen@<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
Anzeigen: anzeigen@<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
Anregungen / Kritik: info@<strong>altlandkreis</strong>.de<br />
<strong>Das</strong> Impressum fin<strong>den</strong> Sie auf Seite 43.<br />
PEITING<br />
12.00 bis 21.00 Uhr<br />
Stockschützenturnier Viertelfinale<br />
der 1. Bundesliga<br />
HOHENPEISSENBERG<br />
15.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ im Haus der<br />
vereine. Für Kinder ab 6 Jahren<br />
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
SO 13.06.<br />
HZEROGSÄGMÜHLE<br />
9.00 bis 12.00 Uhr<br />
Tauschtag der Sammlerfreunde<br />
Peiting und Umgebung e.V. <strong>für</strong><br />
Briefmarken, Münzen und Ansichtskarten<br />
in der Deckerhalle<br />
BERNBEUREN<br />
10.00 bis 12.00 Uhr<br />
Golf-Schnupperkurs auf dem<br />
Golfplatz Stenz. Anmeldung unter<br />
08860 / 582 oder www.golfplatzstenz.de.<br />
Siehe Anzeige Seite 46<br />
LECHBRUCK<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Flößermuseum geöffnet<br />
DI 15.06.<br />
LECHBRUCK<br />
18.00 Uhr<br />
Floßfahrt auf dem Lech. Treffpunkt<br />
am Bootshafen. Anmeldung<br />
bei der Tourist-Info unter<br />
08862 / 987830<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
19.30 bis 21.30 Uhr<br />
Theater „Krambambuli“ Solostück<br />
nach der Erzählung von Marie von<br />
Ebner-Eschenbach im Musikpavillon.<br />
Anmeldung bei der Tourist-Info<br />
unter 08845 / 7030620. Eintritt:<br />
14 €, Einlass: 19 Uhr<br />
MI 16.06.<br />
SCHONGAU<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.30 bis 17.30 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
DO 17.06.<br />
SCHONGAU<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
Anzeige Seite 71<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Floßfahrt auf dem Lech. Treffpunkt<br />
am Bootshafen. Anmeldung<br />
bei der Tourist-Info unter<br />
08862 / 987830<br />
FR 18.06.<br />
SCHONGAU<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige Seite 68<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am<br />
Rathaus. Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der Echelsbacher<br />
Brücke. Treffpunkt beim<br />
Baubüro. Anmeldung bis zum Vortag<br />
16 Uhr unter 08845 / 7030620.<br />
Kosten: 3 €<br />
SA 19.06.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
LECHBRUCK<br />
DI 22.06.<br />
18.00 Uhr<br />
Floßfahrt auf dem Lech. Treffpunkt<br />
am Bootshafen. Anmel-<br />
MAI/<br />
dung bei der Tourist-Info unter<br />
08862 / 987830<br />
20.00 Uhr<br />
Alphornblasen mit <strong>den</strong> Lechbrucker<br />
Alphörnern am Bootshafen
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MI 23.06.<br />
SCHONGAU<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
Weinhandel Pfalz in der Bernbeurener<br />
Straße 7 geöffnet. Siehe<br />
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14.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ in der Schule.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.30 bis 17.30 Uhr<br />
Museum im Bierlinghaus geöffnet.<br />
Eintritt: 2,50 €<br />
FORST<br />
15.30 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ in der<br />
Grundschule. Für Kinder ab 6<br />
Jahren<br />
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7.30 bis 13.00 Uhr<br />
LECHBRUCK<br />
Wochenmarkt am Marienplatz<br />
10.30 Uhr<br />
16.00 bis 17.30 Uhr<br />
Floßfahrt auf dem Lech. Treffpunkt<br />
am Bootshafen. Anmel-<br />
Führung durch die malerische<br />
Altstadt. Treffpunkt am Rathaus.<br />
dung bei der Tourist-Info unter<br />
Anmeldung unter 08861 / 214-181<br />
08862 / 987830<br />
oder touristinfo@schongau.de.<br />
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tr. 7 • Schongau<br />
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(Inh.: Uwe Wieland)<br />
Kosten: 4 €, siehe Anzeige Seite 68<br />
LECHBRUCK<br />
10.30 Uhr<br />
Führung „Folgen Sie <strong>den</strong> Spuren<br />
der Flößer“. Treffpunkt am Rathaus.<br />
Anmeldung unter info@<br />
lechbruck.de oder 08862 / 987830<br />
Kosten: 4 €, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Baustellenführung an der Echelsbacher<br />
Brücke. Treffpunkt beim<br />
Baubüro. Anmeldung bis zum Vortag<br />
16 Uhr unter 08845 / 7030620.<br />
Kosten: 3 €<br />
SA 26.06.<br />
SCHONGAU<br />
10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Weibsdeifi-Markt in der Passage<br />
17.00 bis 18.30 Uhr<br />
Entdeckertour durch Schongau.<br />
Treffpunkt am Rathaus. Anmeldung<br />
unter 08861 / 214-181 oder<br />
touristinfo@schongau.de. Kosten:<br />
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REICHLING<br />
9.30 bis 10.30 Uhr<br />
Pfarrbücherei geöffnet<br />
KINSAU<br />
14.00 Uhr<br />
Wei<strong>den</strong>flechtkurs mit Simone<br />
Haug. Anmeldung unter<br />
08869 / 831<br />
PEISSENBERG<br />
10.00 Uhr<br />
Kinderkino „Madita“ in der Bücherei.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren<br />
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9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Johannimarkt auf dem Marktplatz<br />
DI 29.06.<br />
LECHBRUCK<br />
18.00 Uhr<br />
Floßfahrt auf dem Lech. Treffpunkt<br />
am Bootshafen. Anmeldung<br />
bei der Tourist-Info unter<br />
08862 / 987830<br />
20.00 Uhr<br />
Alphornblasen mit <strong>den</strong> Lechbrucker<br />
Alphörnern am Bootshafen<br />
BAD BAYERSOIEN<br />
19.30 bis 21.30 Uhr<br />
Theater „Krambambuli“ Solostück<br />
nach der Erzählung von Marie von<br />
Ebner-Eschenbach im Musikpavillon.<br />
Anmeldung bei der Tourist-Info<br />
unter 08845 / 7030620. Eintritt:<br />
14 €, Einlass: 19 Uhr<br />
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11.00 bis 17.00 Uhr<br />
Kleiderkammer im Jugendzentrum<br />
Köhlerstadl geöffnet.<br />
Anmeldung unter 0157 / 33219731<br />
15.00 bis 19.00 Uhr<br />
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