Kreuzfahrt Kapstadt - Genua 2014
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Zu dieser Zeit entstand eine neue Bewegung von<br />
weißen Viehbauern, die sich immer mehr von der<br />
Kapstädter Zentralverwaltung entfernten und auf der<br />
Suche nach neuem Weideland für ihr Vieh immer weiter<br />
ins Landesinnere vordrangen. Diese „Trekboer“<br />
lebten lieber in Zelten und Planwagen, als feste Siedlungen<br />
zu gründen. Konflikte mit der einheimischen<br />
Bevölkerung waren vorprogrammiert.<br />
Die Kompanie war 1794 bankrott, das nutzten die Engländer<br />
aus und übernahmen ein Jahr später die niederländischen<br />
Stützpunkte am Kap. Sie gliederten die Eroberung<br />
als Kronkolonie in das britische Empire ein. In<br />
den folgenden Jahrzehnten führten die Engländer tiefgreifende<br />
Reformen durch. 1809 wurde die sogenannte<br />
„Hottentotten-Gesetzgebung“ eingeführt. Diese Regelung<br />
erklärte die Ureinwohner zu britischen Untertanen<br />
und beseitigte die Häuptlingsherrschaft.<br />
Mit Inkrafttreten der Verfassung wurde allen<br />
„Nicht-Weißen“ das generelle Wahlrecht aberkannt.<br />
Das 1913 verabschiedete „Eingeborenen-Landgesetz“,<br />
erlaubte den Schwarzen und Farbigen nur<br />
noch in extra ausgewiesenen Gebieten den Kauf eines<br />
Grundstückes oder Landflächen. Nach dem Ersten<br />
Weltkrieg wurden diese Gesetze noch verschärft. Es<br />
wurden auch in städtischen Regionen Wohngebiete<br />
ausschließlich für „Nicht-Weiße“ geschaffen.<br />
In den 1930er Jahren wurden viele Gesetze noch einmal<br />
zu Gunsten der Weißen verändert. Gegen Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs lockerte die südafrikanische<br />
Regierung auf internationalen Druck hin zwar einige<br />
der Gesetzgebungen, stand dem wachsenden Selbstbewusstsein<br />
der Schwarzen und vermehrten gewalttätigen<br />
Aufständen nach dem Krieg jedoch ziemlich<br />
konzeptlos gegenüber.<br />
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Die Buren, wie die alteingesessenen Viehzüchter genannt<br />
wurden, konnten sich mit den Reformen der<br />
Engländer nicht abfinden. Sie sahen sich ihrer Existenzgrundlage<br />
beraubt. Ab 1835 zogen über 10.000 Buren<br />
nach Norden und Nordosten mit dem Ziel, neue<br />
Weideflächen zu annektieren und freie Buren-Republiken<br />
zu bilden. Doch erst 20 Jahre später, nach mehreren<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen mit Briten,<br />
Matabele und Zulus, war es soweit. 1854 entstand<br />
zwischen den Flüssen Vaal und Oranje die erste Buren-Republik,<br />
der „Oranje-Freistaat“. Zwei Jahre später<br />
wurde in Transvaal im heutigen Nordosten die „Südafrikanische<br />
Republik“ gegründet.<br />
Der Goldrausch von 1886 führte zu einem enormen Zuwachs<br />
an Ausländern und schon wenige Jahre nach<br />
den ersten Goldfunden lebten doppelt so viele Ausländer<br />
wie Buren in der noch jungen Republik. Dies<br />
führt zu erheblichen sozialen Spannungen, die auch<br />
zu Gewalttaten führte. Die Briten sahen die allgemeine<br />
Sicherheit in den europäischen Kolonien am Kap<br />
gefährdet und versuchten, alle vier südafrikanischen<br />
Kolonien zu einer Union unter britischer Oberhoheit<br />
zusammen zu schließen. Doch die „Südafrikanische<br />
Republik“ unter der Führung Paul Krugers wehrte sich<br />
vehement gegen diese Pläne.<br />
Dies wollten sich die Briten nicht gefallen lassen und<br />
erklärten den beiden Burenrepubliken 1899 den Krieg.<br />
Die Buren waren der militärischen Übermacht der Briten<br />
hoffnungslos unterlegen und mussten 1902 kapitulieren.<br />
Ganz Südafrika stand fortan unter britischer<br />
Oberhoheit.<br />
Paul Kruger<br />
Als Polizisten auf Kinder schossen: Am 16. Juni 1976<br />
gingen in der South Western Township (Soweto) von<br />
Johannesburg Zehntausende von Schülern auf die<br />
Straße. Auf einem Transparent forderten sie: „Schießt<br />
nicht. Wir kämpfen nicht.“ Kurz darauf eröffnete die<br />
Polizei das Feuer. 23 Schüler starben.<br />
Die wachsende Existenzangst eines großen Teils der<br />
weißen Bevölkerung führte in den folgenden Jahren<br />
zu einer immer schärferen Gesetzgebung gegenüber<br />
schwarzen und farbigen Bevölkerungsgruppen,<br />
die unter dem Schlagwort „Apartheid-Gesetze“ in<br />
die Geschichte eingingen. Trotz politischer und wirtschaftlicher<br />
Ächtung Südafrikas in den folgenden<br />
Jahrzehnten, werden diese Gesetze erst 1994 komplett<br />
abgeschafft.<br />
In diesem Jahr fanden die ersten freien Wahlen für<br />
alle Bewohner statt. Endlose Reihen von Menschen<br />
harrten stundenlang vor den Wahllokalen aus, um ihre<br />
Stimme abzugeben. Die Partei ANC (African National<br />
Congress) ging daraus als deutlicher Wahlsieger hervor.<br />
Die 1912 gegründete Partei war von 1960 bis 1990<br />
per Gesetz verboten und seit der Wahl im Jahr 1994<br />
stellt sie die Regierung in der Republik Südafrika.<br />
Nelson Rolihlahla Mandela wurde 1994 der erste<br />
schwarze Präsident Südafrikas. Aber schon vorher<br />
hatte er wichtigen Anteil an der Demokratieentwicklung<br />
in Südafrika und seiner Nachbarländer. Er gilt bis<br />
heute als Symbolfigur für Freiheit und Gerechtigkeit.<br />
Nach dem Motto „Der Kampf ist mein Leben“ setzte er<br />
sich erfolgreich für die Rechte der Schwarzen in Afrika<br />
und gegen die Apartheid ein.<br />
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