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LE-2-2021

LOGISTIK express Journal 2/2021

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sind. Natürlich sind überlange Fahrzeuge im<br />

innerstädtischen Verkehr nicht sinnig, aber<br />

beispielsweise zwischen zwei Hubs können<br />

durch das größere Volumen zwei Lang-LKW<br />

die Fracht von drei konventionellen LKW<br />

übernehmen, und das ist durchaus sinnvoll.“<br />

Es habe sich in der Testphase auch gezeigt,<br />

dass die Sorge um die Verlagerung der Verkehre<br />

von der Schiene auf die Straße durch<br />

die Zulassung der Gigaliner unbegründet<br />

sei. Laut Abschlussbericht der Deutschen<br />

Bundesanstalt für Straßenwesen betragen<br />

die Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse<br />

durch den Volums-Vorteil bei optimaler<br />

Beladung zwischen 15 und 25 Prozent.<br />

Auch die Angst, dass Straßenbeläge und<br />

Brücken übermäßig belastest würden, widerlegte<br />

der Feldversuch: schließlich blieb<br />

die Maximal-Masse gleich, verteilte sich<br />

je nach Modell sogar auf mehr Achsen<br />

als bei konventionellen LKW, wodurch die<br />

Punktbelastung geringer ist. Bezüglich der<br />

Sicherheit konnte in der fünfjährigen Versuchsphase<br />

keine erhöhte Unfallgefahr festgestellt<br />

werden, und auch der Bremsweg ist<br />

durch die gleiche Masse vergleichbar lang.<br />

In Schweden, Finnland und den Niederlanden<br />

gehören die Megatrucks schon länger<br />

zum Straßenbild. Im Australischen Outback<br />

sind sogar 100 m lange „Road Trains“ mit<br />

Schüttgut unterwegs, das ist für Europa natürlich<br />

undenkbar.<br />

Baustelle Mobilitätsmasterplan<br />

Aktuell arbeitet das Bundesministerium für<br />

Klimaschutz (BMK) an der Erarbeitung des<br />

Österreichischen Mobilitätsmasterplans<br />

2030, der im zweiten Quartal <strong>2021</strong> präsentiert<br />

werden soll. Während die EU sich für<br />

das Ziel des CO2-freien Verkehrs bis 2050<br />

Zeit lassen möchte (was angesichts aktueller<br />

Emissionswerte durchaus ambitioniert<br />

ist), hat Österreich erklärt, schon bis 2040<br />

diese Werte erreichen zu wollen. Sieht man<br />

sich die bisher umgesetzten oder geplanten<br />

Maßnahmen an, ist dieses Vorhaben<br />

wohl zum Scheitern verurteilt. Wagner:<br />

„Der Verkehr ist ein großer CO2-Verursacher,<br />

sowohl der Güterverkehr als auch<br />

der Individualverkehr. Die Logistikbranche<br />

ist aus meiner Sicht hier schon weiter in<br />

der Entwicklung als der Individualverkehr,<br />

aber auch wir werden mit den derzeitigen<br />

Maßnahmen dieses Ziel niemals erreichen.“<br />

Untermauert wird seine Ansicht durch die<br />

Ergebnisse der Studie zur Ökologisierung<br />

des Straßengüterverkehrs, die die Zentrum<br />

für Transportwirtschaft und Logistik Schulungs-<br />

und Beratungs GmbH im Auftrag des<br />

Zentralverbands durchführte. Denn die Corona-Krise<br />

wird nicht ewig andauern, in absehbarer<br />

Zeit werden die europäische und<br />

österreichische Wirtschaft wieder wachsen.<br />

Die Folge: ein erwartetes Plus von 49 Prozent<br />

beim Straßen-Transportvolumen bis<br />

2040 – das entspricht ohne Maßnahmen<br />

20 Millionen Tonnen mehr Co2 pro Jahr.<br />

Um die EU-Ziele der Klimaneutralität zu erreichen,<br />

muss der Straßengüterverkehr effizienter,<br />

moderner und ökologischer werden.<br />

Und zwar besser gestern als heute. Wagner:<br />

„Es ist ein Irrglaube, dass die Verlagerung<br />

von der Straße auf die Schiene all unsere<br />

Probleme lösen kann. Nicht nur sind die dafür<br />

nötigen Kapazitäten unerreichbar, es<br />

fehlen auch multimodale Verladeterminals<br />

und die Schieneninfrastruktur. Hinzu kommt<br />

der Vorrang für den Personenverkehr, und<br />

die letzte Meile kann ohnehin nicht über<br />

die Schiene abgewickelt werden.“ Bedenkt<br />

man, dass der Individualverkehr ein großer<br />

CO2-Emittent ist, erscheint der Vorrang für<br />

den Personenverkehr durchaus sinnvoll –<br />

dessen ist sich der Logistiker durchaus bewusst.<br />

„Oder nehmen wir als Beispiel den<br />

Brenner Basistunnel (längste unterirdische<br />

Eisenbahnverbindung der Welt für Personen-<br />

und Güterverkehr, Anm.). Das Projekt<br />

verzögert sich und verursacht immense Kosten.<br />

Aber ohne Zulaufverkehre aus Deutschland<br />

ist er aus Sicht der Logistik unnötig.“<br />

Wichtig sei es, jetzt sofort Maßnahmen zu<br />

setzten, für die schon Lösungen parat lägen:<br />

„Wir müssen jetzt die Weichen für Wasserstofftechnologie<br />

setzen und uns ein Beispiel<br />

an der Schweiz nehmen. Auch wenn das<br />

dann vielleicht nicht die endgültige technologische<br />

Lösung ist, so ist zumindest ein<br />

Schritt gesetzt. Vor allem muss der Weg<br />

definiert werden, nicht nur das Ziel“, meint<br />

Wagner ernst. Laut Studienergebnissen<br />

bietet sich der Einsatz sofort verfügbarer<br />

Brückentechnologien wie LNG-Antriebe<br />

(liquified natural gas, flüssiges Erdgas, Anm.)<br />

an, unterstützt durch bessere Aerodynamik,<br />

flexiblere Längenmaße und Gewichte.

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