LE-2-2021
LOGISTIK express Journal 2/2021
LOGISTIK express Journal 2/2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ereits mehrmals über längere Zeiträume<br />
hinweg schließen, weshalb Kaufinteressierte<br />
seitdem auf E-Commerce oder alternative<br />
Vertriebskanäle ausweichen müssen.<br />
anonymen Welt zu bewahren. Viele Unternehmen<br />
im Modemarkt haben diesen Trend<br />
mittlerweile erkannt und ihr Geschäftsmodell<br />
darauf ausgerichtet oder aufgebaut.<br />
Die Coronakrise beschleunigte sowohl die<br />
Informalisierung als auch die Digitalisierung<br />
der Branche. Ein anderer relevanter Trend ist<br />
die ökologische und soziale Nachhaltigkeit<br />
von Fashionlabels und ihrem Sortiment. Die<br />
Konsumentenseite fordert hier zunehmend ein<br />
aktives Engagement der gesamten Modeindustrie<br />
in Bezug auf ihren ökologischen Fußabdruck<br />
und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
an den Produktionsstandorten.<br />
Ich glaube, dass uns diese Trends – Informalisierung,<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />
– auch nach der Coronakrise begleiten und<br />
langfristig zu einer Transformation der gesamten<br />
Branche führen werden.<br />
HV: Welche Rolle spielen Themen wie Marktkonnektivität,<br />
Differenzierung und Sustainable<br />
Fashion am österreichischen Modemarkt?<br />
Willibald Kofler: All die genannten Themen<br />
gewinnen im globalen Modemarkt rasant an<br />
Bedeutung, insbesondere im deutschsprachigen<br />
Raum. Unsere Studie zeigt, dass der<br />
Wunsch nach Informationstransparenz ein<br />
wesentlicher Treiber für die Konnektivität in<br />
der Fashionindustrie ist.<br />
Vor allem die Jungen – üblicherweise unter 30<br />
Jahren – legen großen Wert auf die Digitalisierung<br />
des stationären Einkaufserlebnisses. Die<br />
Anwendungsgebiete sind vielfältig: Werbung<br />
auf Social Media zur Kaufanbahnung, digitale<br />
Check-Outs vor Ort oder automatisierte<br />
Chatbots beim Kundensupport nach dem<br />
Einkauf.<br />
Gleichzeitig spielt auch der Wunsch nach<br />
Individualisierung und Differenzierung eine<br />
zunehmend wichtige Rolle im Modemarkt.<br />
Durch Personalisierung der Produkte versuchen<br />
KonsumentInnen, Einzigartigkeit in einer<br />
HV: Es war überall in den Medien zu lesen:<br />
Gerade die Modebranche erlitt durch die<br />
Coronakrise massive Umsatzeinbrüche. Wie<br />
und wann wird sich die Fashion-Branche erholen?<br />
Wird sie sich denn überhaupt erholen?<br />
Willibald Kofler: Tatsächlich stellt die Coronakrise<br />
einen massiven Einschnitt in die finanzielle<br />
Erfolgsgeschichte der Modebranche<br />
dar – dies lässt sich natürlich auch mit Zahlen<br />
belegen: Zwischen 2016 und 2019 wuchs der<br />
weltweite Umsatz der Bekleidungsindustrie<br />
von ca. 1.400 auf fast 1.600 Milliarden Euro,<br />
was einem Anstieg von fast 15% entspricht.<br />
Die Pandemie hat dieses Wachstum der letzten<br />
Jahre gestoppt, aber unseren Prognosen<br />
zufolge sollte die Branche 2023 wieder das<br />
Vorkrisenniveau erreichen.<br />
Allerdings hat Corona tiefgreifende Veränderungsprozesse<br />
angestoßen, welche die<br />
Zukunft der Modeindustrie nachhaltig prägen<br />
werden. Erstens ist absehbar, dass die Gesellschaft<br />
aufgrund von Einkommensverlusten<br />
und einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit<br />
ihre Konsumausgaben voraussichtlich<br />
in Zukunft insgesamt eher reduzieren wird.<br />
Zweitens zeigen unsere Analysen, dass die<br />
Channel-Verschiebungen weg vom stationären<br />
Einzelhandel und hin zu mehr E-Commerce<br />
auch nach der Pandemie bestehen<br />
bleiben, da mittlerweile ein „Gewöhnungseffekt“<br />
an die neue Einkaufsnormalität eingetreten<br />
ist.<br />
HV: Mit welchen Strategien können österreichische<br />
Fashion-Unternehmen der CO-<br />
VID19-Krise begegnen? In anderen Worten:<br />
Welche Lösungsansätze sieht PwC Strategy&<br />
konkret, um Modeunternehmen wieder fit zu<br />
machen und eine identitätsgerechte, konsumentenorientierte<br />
Strategie maßzuschneidern?<br />
JULIA GERBER<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER MARKETING<br />
PR & KOMMUNIKATION<br />
HANDELSVERBAND