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Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft

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Weinbau<br />

Als frühester Beleg für den Weinbau in der<br />

Saale-Unstrut Region gilt eine Urk<strong>und</strong>e Kaiser<br />

Ottos III. vom 30. November 998. Darin<br />

schenkt er dem Kloster Memleben sieben Orte<br />

um Bad Bibra <strong>und</strong> Wohlmirstedt mit „aldiabus<br />

campis vineis“, also ausgedehnte Rebflächen.<br />

Allerdings wird auch <strong>die</strong> These diskutiert, dass<br />

es sich bei <strong>die</strong>ser Erwähnung um eine in Italien<br />

übliche Formel für Ländereien im allgemeinen<br />

gehandelt haben könnte. Neben der tra<strong>die</strong>rten<br />

Bedeutung christlicher Missionsarbeit<br />

als Gr<strong>und</strong>voraussetzung für <strong>die</strong> Ausbreitung<br />

des Weinbaus in der Region ist auch ein Zusammenhang<br />

mit sorbischer <strong>und</strong> wendischer<br />

Siedlungstätigkeit möglich. Sicher belegt sind<br />

als frühe Besitzer von Weinländereien neben<br />

Klerus <strong>und</strong> Klöstern, <strong>die</strong> nach <strong>und</strong> nach<br />

immer mehr Rebfläche besitzen, vor allem<br />

Reichs- <strong>und</strong> Landesherren wie <strong>die</strong> Ottonen,<br />

Hohenstaufer, Herzöge <strong>und</strong> Landgrafen von<br />

Thüringen, Pfalz- <strong>und</strong> Kurfürsten von Sachsen<br />

<strong>und</strong> Markgrafen von Meißen sowie Adels- <strong>und</strong><br />

Herrengeschlechter.<br />

Maßgeblich befördert wird der Weinbau<br />

durch <strong>die</strong> neu gegründeten Klöster Goseck<br />

(ein Weinberg erstmals 1080 erwähnt) <strong>und</strong><br />

Pforta, zu dessen Gr<strong>und</strong>ausstattung Rebflächen<br />

gehören. Der erste Weinberg findet hier<br />

1154 Erwähnung, <strong>die</strong> übrige Fläche wird in<br />

den ersten beiden Jahrh<strong>und</strong>erten nach Gründung<br />

angelegt oder erworben. Die Bewirtschaftung<br />

von Klosterweinbergen erfolgte<br />

nicht nur durch Konversen, sie wurden auch<br />

gegen eine Ertragsbeteiligung als so genannte<br />

„Halbberge“ an Dritte vergeben oder gegen<br />

Erbpacht verkauft. So bewirtschafteten beispielsweise<br />

neben Bauern auch <strong>Naumburger</strong><br />

Bürger zwischen 1408 <strong>und</strong> 1440 Weinland<br />

des Moritzklosters.<br />

Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert besaß <strong>die</strong> Weinbauregion<br />

Saale-Unstrut ihre weiteste Ausdehnung <strong>und</strong><br />

galt zeitweise als eines der größten Anbaugebiete<br />

in Deutschland. In der Folgezeit gingen<br />

Seite 52<br />

Weinbau<br />

<strong>die</strong> Erträge durch <strong>die</strong> Auswirkung von<br />

Kriegshandlungen, Seuchen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Umwälzungen der Reformation so<br />

aufgr<strong>und</strong> von Veränderungen der<br />

rungszahl, Ernährungsgewohnheiten<br />

Landbewirtschaftung zurück. Im 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert traten vermehrt <strong>die</strong> Säc<br />

Landesherren als Förderer des Weinb<br />

den sie durch den Austausch von Set<br />

Wissen <strong>und</strong> Personal mit den Fränkisc<br />

Württembergischen Weinregionen zu<br />

suchten. Der im historischen Weinbau<br />

gion landschaftsprägende Terrassenw<br />

„Württembergischer Art“ dürfte sich<br />

ser Zeit durchgesetzt haben.<br />

In der Denkmalliste des Landes Sachsen<br />

sind für <strong>die</strong> Region zwischen Zscheiplitz <strong>und</strong><br />

der Unstrutmündung, bzw. zwischen Saaleck<br />

<strong>und</strong> Goseck, 11 Weinberge mit einer größeren<br />

Zahl von Weinbergshäusern erfasst, darunter<br />

sind 30 als Kulturdenkmale. Die wichtigsten<br />

historischen Weinberge befinden sich r<strong>und</strong><br />

�� �������� � ������������ ��������� �����berge,<br />

Schlifterberg, Schweigenberge), am<br />

Saalehang zwischen den Saalhäusern <strong>und</strong><br />

Kleinjena (Sültzers Weinberg, Allerheiligenberg)<br />

im Bereich der Unstrutmündung (am Blütengr<strong>und</strong>)<br />

sowie bei Goseck (Dechantenberg).<br />

Die Bausubstanz der Terrassenweinberge gehört<br />

vorwiegend dem 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

an. Bemerkenswert <strong>und</strong> ohne Parallele ist <strong>die</strong><br />

Anlage des Allerheiligenberges (= mons omnium<br />

sanctorum) mit einem gewölbten unterirdischen<br />

Gang in der Falllinie des Hanges. Die<br />

Gegend besitzt aussergewöhnlichen Reichtum<br />

an erhaltenen Weinberghäusern. Das älteste<br />

datierte Beispiel <strong>die</strong>ser massiv oder in Fachwerk<br />

errichteten Bauten ist ein Türmchen aus<br />

dem Jahre 1555, der so genannte „Steinkauz“<br />

in der Lage Steinmeister bei Roßbach.Bemerkenswert<br />

ist <strong>die</strong> Verwandtschaft zahlreicher<br />

pavillon- oder schweizerhausartiger Weinberghäuser<br />

des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts mit

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