Kommunaljahrbuch 2020 Kirchanschöring
Kommunaljahrbuch 2020 der Gemeinde Kirchanschöring
Kommunaljahrbuch 2020 der Gemeinde Kirchanschöring
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Kommunales Jahrbuch<br />
<strong>2020</strong><br />
der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong>
Vorwort des Bürgermeisters<br />
Vorwort<br />
Mit dem neuen <strong>Kommunaljahrbuch</strong> <strong>2020</strong> gibt es zum vierten Mal einen kompakten Rückblick über die<br />
kommunalen Angelegenheiten der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> des abgelaufenen Jahres. Wie im letzten<br />
Jahr werden wir dieses Jahrbuch an alle Haushalte verteilen und damit die Informationen durch die Bürgerversammlungen<br />
bestmöglich ergänzen.<br />
Betrachtet werden in diesem Jahrbuch aber nicht nur die Angelegenheiten, die die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
allein betreffen. Wir sind eingebettet in eine sehr aktive Region mit einer regen interkommunalen Zusammenarbeit.<br />
Diese ist auch notwendig, um den Herausforderungen des ländlichen Raums gerecht zu werden.<br />
Und dies gelingt uns offensichtlich sehr gut! Viele Besuchergruppen und Informationsfahrten in unserer Region<br />
und vor allem in die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> belegen dies. Das überregionale Interesse an unserer Art der<br />
Kommunalpolitik ist sehr groß und darauf sind wir stolz und es ehrt uns.<br />
Mit der Kommunalwahl im März gab es natürlich einen wichtigen Schwerpunkt für ein <strong>Kommunaljahrbuch</strong>.<br />
Wir können uns glücklich schätzen, so viele hochengagierte Kandidatinnen und Kandidaten zur Auswahl<br />
bekommen zu haben. Daraus wurde ein junges und sehr gut arbeitendes Gremium von den <strong>Kirchanschöring</strong>er<br />
Wählerinnen und Wählern ausgewählt. Vielen Dank auch allen, die mit dem Wechsel der Wahlperiode<br />
ihr Ehrenamt abgegeben haben. Ich hoffe, beim Durchblättern der Jahresberichte der letzten Jahre erkennt<br />
ihr, dass ihr wirklich stolz auf das gemeinsam Erreichte sein könnt.<br />
Doch nach der Kommunalwahl wurde das gesamte kommunalpolitische Handeln von der Corona-Pandemie<br />
überschattet. Viele geplante Maßnahmen mit den Bürgern mussten zurückgestellt werden und warten 2021<br />
auf einen „Neustart“. Aber noch viel einschneidender waren die Auswirkungen auf unser gesamtes Leben.<br />
Einschränkungen, die wir uns bis dahin nicht vorstellen konnten, prägten unser Miteinander in fast allen<br />
Lebensbereichen.<br />
Dennoch konnten viele Dinge im Jahr <strong>2020</strong> erreicht werden!<br />
Vielen Dank an alle, die dies möglich gemacht haben!<br />
Nehmen auch Sie sich gerne Zeit und stöbern Sie ein wenig in den kommunalpolitischen Geschehnissen des<br />
Jahres <strong>2020</strong>.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Euer Bürgermeister<br />
- Hans-Jörg Birner -<br />
2<br />
© alexx_60 / Adobe Stock
Ein Jahr wie kein anderes zuvor<br />
Ab Mitte März wurde unser gesamtes Leben beinahe komplett auf den Kopf gestellt.<br />
Wir wurden mit einer Situation konfrontiert, mit der unsere gesamte Gesellschaft in der jüngeren Geschichte<br />
bisher keinerlei Erfahrung hatte. Corona und die daraus abgeleiteten Maßnahmen und Regeln brachten<br />
unser Leben im wahrsten Sinne über Wochen und Monate teilweise fast vollkommen zum Erliegen.<br />
Auch wenn es über den Sommer dann wieder einige Lockerungen gab, so wurden gegen Ende des Jahres<br />
die Maßnahmen auf Grund des Infektionsgeschehens wieder verschärft.<br />
Über die Verhältnismäßigkeit von einzelnen Maßnahmen und der Qualität des Krisenmanagements in den<br />
vorgelagerten Ebenen der Kommunalpolitik wird man sicher noch lange diskutieren und vielleicht nach Ende<br />
der Pandemie erst wirklich einschätzen können, wie es denn hätte sein sollen. Und doch mussten wir uns als<br />
Kommune vor Ort mit den Auswirkungen dieser Maßnahmen auseinandersetzen.<br />
Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, Ausgangssperren verhängt, das Rathaus musste teilweise<br />
komplett für Externe geschlossen werden, aber vor allem auch das soziale Leben kam teilweise vollkommen<br />
zum Erliegen. Wir wurden als Kommunalverwaltung mit völlig neuen Anforderungen konfrontiert und viele<br />
wichtige Termine konnten nicht stattfinden, das traf auch so liebgewonnene wie Trauungen, Geburtstagsgratulationen<br />
und Jubiläen.<br />
Vorwort des Bürgermeisters<br />
Aber auch unser soziales Leben, wie die für viele Menschen wichtigen Kontakte mit Freunden und Vereinskammeraden<br />
oder Nachbarn, musste massiv eingeschränkt werden. Dramatisch wurde es für mache Familien,<br />
wenn man sich nicht einmal mehr von seinem Liebsten in der Stunde des Todes verabschieden konnte.<br />
Viel konkret erfahrenes Leid brachten diese Monate mit sich. So wurden die Familien mit Kindern einer hohen<br />
Belastung unterzogen und mit der fehlenden Betreuungsmöglichkeit wurde es schwer, Arbeit, selbst Homeoffice,<br />
Kinder und den Distanzunterricht der Kinder unter einen Hut zu bringen. Vor allem den Kindern fehlte<br />
das Miteinander und der Austausch mit Gleichaltrigen. Die Wirtschaft stöhnte teilweise unter den massiven<br />
Einschränkungen und für viele ist die Zukunftsperspektive immer noch sehr unsicher.<br />
All das war, neben den vielen Erkrankten und Toten, eine massive Belastung für unsere Gesellschaft, auch<br />
vor Ort. Und wir wissen, dass wir all die Folgen, die wir erkennen und sehen, nur gemeinsam meistern können.<br />
Nehmen wir selbstverantwortlich Rücksicht und halten uns an Hygienevorschriften und Abstandsregeln und<br />
vor allem lassen wir unsere Gewerbetreibenden, unsere Händler und unsere Vereine vor Ort nicht im Stich!<br />
Wir brauchen sie alle für ein lebenswertes Leben bei uns in <strong>Kirchanschöring</strong> und der Region.<br />
Und so bildeten sich in diesem Bereich Helfergruppen, die Einkäufe organisierten und bei den Gastronomen<br />
konnte man Essen abholen oder liefern lassen – viele gute Ideen entstanden und eine Solidarisierung, wie sie<br />
wohl nur im ländlichen Raum erfolgen kann, konnte man erleben.<br />
Und doch machte sich mit der Zeit immer mehr Unruhe breit. Die große Politik tat sich oft schwer die getroffenen<br />
Entscheidungen zu erklären und oft waren diese in sich für viele nicht schlüssig und nachvollziehbar.<br />
Dazu kam noch das Problem, dass vieles angekündigt wurde und dann nicht in diesem Maß oder in der<br />
versprochenen Qualität geliefert wurde. Als Kommunen wurden wir ebenfalls oft vor vollendete Tatsachen<br />
gestellt und mussten immer wieder mit neuen Verordnungen und Auslegungen kämpfen.<br />
Die Gesamtsituation war für fast alle extrem belastend und wohl niemand beneidete die Entscheidungsträger.<br />
Und doch hat es den Anschein, dass es aus dieser Pandemie für die Zukunft viel zu lernen gibt.<br />
Für unsere Gemeinde bleibt für das Jahr <strong>2020</strong> im Zusammenhang mit Corona die Erinnerung an eine gesamtgesellschaftliche<br />
Situation, wie wir sie noch nie erlebt haben, in der wir viele Entbehrungen hinnehmen und<br />
auf sehr vieles verzichten mussten und dennoch auf Grund unserer starken ehrenamtlichen Struktur (Vereine,<br />
Nachbarschaftshilfen) und dem schon immer gelebten Zusammenhalt mit einer guten Basis aus der Krise<br />
kommen können. Vielleicht wird dadurch unser Blick nochmals ein wenig geschärft auf die Dinge, die uns<br />
wirklich wichtig sind: eine funktionierende sozialen Struktur.<br />
Ohne unsere sozialen Kontakte können wir auch mit noch so vielen Finanzmitteln kein zufriedenes Leben<br />
führen. Daher wird es zukünftig noch mehr die Aufgabe der Kommune und der gesamten Gesellschaft sein,<br />
diese sozialen Strukturen zu stärken und aufzubauen. Gerade dort finden Menschen Zuflucht aus ihrer Einsamkeit<br />
und können ihre Talente ausleben und Wertschätzung erfahren.<br />
Nehmen wir dieses Krisenjahr also auch zum Anlass bei all unseren Entscheidungen diesen Aspekt noch einmal<br />
mehr in den Mittelpunkt unserer Abwägung zu stellen und mutige Entscheidungen zu treffen!<br />
3
Leader-Aktivitäten<br />
Regionalinitiativen<br />
Aktivitäten der LAG LEADER Traun-Alz-Salzach <strong>2020</strong><br />
LEADER ist ein europäisches Förderprogramm mit finanzieller Beteiligung des<br />
Freistaates Bayern zur Förderung des ländlichen Raums unter dem Motto<br />
„Bürger gestalten ihre Heimat“. Die LAG Traun-Alz-Salzach hat 90 Mitglieder,<br />
darunter 15 Gemeinden, hiervon zehn Gemeinden aus dem Landkreis<br />
Traunstein und fünf Gemeinden aus dem Landkreis Altötting.<br />
Gegründet wurde die Organisation 2014.<br />
Mit den Bürgern wurde eine Lokale Entwicklungsstrategie erarbeitet, welche drei Entwicklungsziele beinhaltet:<br />
Kultur, Tourismus und Freizeit<br />
Gestaltung des demographischen Wandels und Sicherung der Daseinsvorsorge<br />
Leben mit der Natur und gestalten der Kulturlandschaft<br />
Das Jahr <strong>2020</strong> war auch für die LAG ein schwieriges Jahr. Die Corona-Pandemie hat in der Arbeit und bei der Projektrealisierung<br />
Spuren hinterlassen. In den Gemeinden und Vereinen war der Fokus auf den Schutz vor der Pandemie<br />
und die Einhaltung der entstehenden Maßnahmen das Hauptanliegen. Trotz dieser schwierigen Umstände<br />
konnten Projekte initiiert werden. Gerade in der Pandemiezeit war und ist es von besonderer Bedeutung, Bürgerund<br />
Projektinitiativen und die damit verbundene Vereinsarbeit zu unterstützen und zu fördern. Aus diesem Grund<br />
war die Förderung des Bürgerengagements die vorrangige Aufgabe. Es konnten sieben Kleinprojekte bewilligt werden.<br />
Kleinprojekte bedeuten eine Förderung für Vereine und Zusammenschlüsse von Bürgern bis zu einem Betrag<br />
von 2.500 Euro Netto. Dabei muss kein Eigenanteil geleistet werden, nur die Mehrwertsteuer ist nicht förderfähig.<br />
Folgende Kleinprojekte konnten gefördert werden:<br />
1. Die Initiative KuBa in <strong>Kirchanschöring</strong> mit einer Fahrt nach Nürnberg<br />
Die Jugendlichen sollen eine andere Art der Stadtführung erleben. Inhaltlich wird der Fokus dabei auf<br />
dem Thema Obdachlosigkeit liegen. In Verbindung mit dem Obdachlosenmagazin „Straßenkreuzer“ in<br />
Nürnberg wird die Stadtführung von einem Menschen geleitet, der selbst von Obdachlosigkeit betroffen ist.<br />
Schauplätze sind Anlaufstellen und Hilfeeinrichtungen für Betroffene, wie der Bahnhofsmission oder der<br />
Wärmestube. Dort werden obdachlose Menschen in kalten Winternächten aufgenommen. Eines der<br />
Hauptziele ist, den Jugendlichen einen realen Eindruck zu verschaffen und sich mit einem Thema auseinanderzusetzen,<br />
das offensichtlich sehr nah und gesellschaftlich brisant ist.<br />
2. Die Blaskapelle <strong>Kirchanschöring</strong> möchte mit Hilfe der Förderung über das Bürgerengagement neue, auf<br />
die Akustik abgestimmte Noten- und Trachtenschränke im Musikheim <strong>Kirchanschöring</strong> anschaffen.<br />
Dies ist notwendig, um die wertvollen Materialien professionell aufzubewahren. Die neuen Schränke<br />
müssen sich auch in den Proberaum einfügen und dürfen die Akustik nicht beeinträchtigen.<br />
3. „Initiative Kitzretter Garching“ - Anschaffung einer Wärmebilddrohne<br />
Ziel der Initiative ist, möglichst viele Kitze mittels verschiedener Maßnahmen zu retten und so vor dem grausamen<br />
Mähtod zu bewahren. Jagd und Landwirtschaft sollen hierbei Hand in Hand arbeiten und hiermit<br />
vor allem die Achtung vor unseren Wildtieren gestärkt werden.<br />
4. Vortrag von Ulrich Mück, Agraringenieur und Demeter-Berater für Landwirte im Landkreis Traunstein<br />
Das Thema des Vortrags ist: Was hat die Erhaltung und Zunahme der Biodiversität im Grünland mit extensiver<br />
Weidehaltung zu tun?<br />
Der Bayerische Bauernverband ist der Projektträger dieser Einzelmaßnahme. Dazu hat der Verband auch<br />
die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel mit ins Boot geholt. Hintergrund der Veranstaltung ist<br />
die teilweise kontrovers geführte Diskussion um Nutztierhaltung und Klimawandel.<br />
4
5. Gestaltung eines zentralen Dorfplatzes in Freutsmoos<br />
Die Bürgerinnen und Bürger wollen die Arbeiten für den Platz der Generationen ehrenamtlich selbst durchführen<br />
und somit ihren Ort attraktiver gestalten.<br />
6. Biokochkurs für Schulkinder „Gesundes aus unserer Region“ und Ernährungsworkshop für Lehrer<br />
Träger der Maßnahme ist der Förderverein Grundschule in Taching. Die Schülerinnen und Schüler der<br />
Grundschule Taching sollen an ein regionales, saisonales und gesundes Ernährungsverhalten durch ein<br />
Kochprojekt herangeführt werden.<br />
Leader-Aktivitäten<br />
7. Der TSV Tengling hat ein neues Sportheim errichtet. Eine Förderung wurde vom BLSV in Anspruch genommen.<br />
Die Einrichtung des Gemeinschaftsraumes, der allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung steht,<br />
war nicht über dieses Programm förderfähig.<br />
Über das Bürgerengagement wurde die Anschaffung eines Beamers inklusive Zubehör gefördert. Bei diesem<br />
Projekt lässt auch die hervorragende Zusammenarbeit mit ILE dokumentieren. Über den Kleinprojektefond<br />
von ILE wurde die Inneneinrichtung des Raumes gefördert, sodass der Verein die Kosten der Anschaffungen<br />
reduzieren konnte.<br />
Zwei weitere Projekte wurden vom Steuerkreis LEADER noch bewilligt.<br />
1. Die Inneneinrichtung des Vereinsheims in Törring. Der Maßnahmenträger ist die Stadt Tittmoning.<br />
In Törring wurde durch das Amt für Ländliche Entwicklung der Umbau des alten Schulhauses gefördert.<br />
In diesem Projekt ergänzen sich wiederum zwei Förderprogramme (ELER, LEADER).<br />
Dadurch kann der Eigenanteil maßgeblich reduziert werden.<br />
2. Mehrgenerationenplatz am Wall in Kirchweidach. Maßnahmeträger ist die Gemeinde Kirchweidach.<br />
Am Ortstrand von Kirchweidach soll ein generationenübergreifender Treffpunkt geschaffen werden, in<br />
dem zum einen der Drang bzw. das Bedürfnis nach Bewegung und Zusammenkunft erfüllt werden kann,<br />
darüber hinaus aber auch die Natur bewusst erlebbar werden soll.<br />
Das Projekt wurde im AEF Rosenheim eingereicht.<br />
In der LAG LEADER Traun-Alz-Salzach hat am 10. Juli <strong>2020</strong> eine Mitgliederversammlung im Beisein der Staatsministerin<br />
Michaela Kaniber stattgefunden. Es wurden ein neuer Vorstand und ein neuer Steuerkreis gewählt.<br />
Konrad Schupfner, langjähriger Vorsitzender der LAG, hat seine Pension angetreten und wurde feierlich verabschiedet.<br />
Neuer Vorsitzender ist Andreas Bratzdrum, erster Bürgermeister von Tittmoning, Stellvertreter ist<br />
der erste Bürgermeister von <strong>Kirchanschöring</strong>, Hans-Jörg Birner.<br />
Es sei erwähnt, dass die drei Initiativen ILE mit der Umsetzungsbegleiterin Alexandra Huber, die Ökomodellregion<br />
Waginger See - Rupertiwinkel mit Marlene Berger-Stöckl und LEADER mit Elke Ott sehr gut zusammenarbeiten<br />
und einen regelmäßigen Austausch betreiben. So ist sichergestellt, dass es keine Doppelungen in<br />
den Projektideen gibt und man gemeinsam von der Zusammenarbeit profitiert. So können Förderprogramme<br />
optimal genutzt werden.<br />
Ideen für ein LEADER Projekt können auch in diesem Jahr eingereicht werden.<br />
Besondere Aufmerksamkeit wird der Förderung des Bürgerengagements gewidmet. Das ist vor allem für die<br />
Vereine interessant.<br />
Der Zuschuss für Einzelprojekte des Bürgerengagements beträgt maximal, wie schon eingangs erwähnt,<br />
2.500 Euro zu 100 %. Nur die Mehrwertsteuer muss der Verein oder die Initiative selbst finanzieren.<br />
Für eine Beratung steht Elke Ott in der Geschäftsstelle LEADER<br />
Stadtplatz 60<br />
54529 Tittmoning<br />
Tel.: 08683 / 890 96 30<br />
E-Mail: leader@traun-alz-salzach.de<br />
gerne zur Verfügung.<br />
5
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
Aktivitäten der Ökomodellregion im Jahr <strong>2020</strong><br />
Zehn Gemeinden aus dem Rupertiwinkel arbeiten seit 2014 mit allen<br />
interessierten Landwirten z.B. an der Initiative für mehr heimisches Eiweißfutter<br />
oder der Biozertifizierung von Obstangern mit dem Landschaftspflegeverband<br />
Traunstein. Gemeinsam mit Leader und ILE<br />
schieben wir ökologische Projekte mit den Gemeinden an, vom<br />
Geschenkkorb aus der Ökomodellregion bis zum ökologischen Pflegekonzept für die Gemeindeflächen.<br />
Wichtige Partnerschaften zwischen Biobetrieben und Verarbeitern wurden auf den Weg gebracht: die<br />
„Waginger See Hoibe“ (heimisches Biobier der Brauerei Stein), der Anbau von Dinkel und Hafer für den<br />
Knuspermüslihersteller Barnhouse in Mühldorf, der Anbau von Laufener Landweizen für das Biobäckernetzwerk<br />
in der Region, von Emmer für die vegetarischen Spezialitäten von Soto in Bad Endorf und einiges<br />
mehr. Mehrere Verarbeiter haben sich biozertifizieren lassen, vom Laufener Schlachthof über die Brennerei<br />
Gramminger bis zur Bäckerei Wenig oder Huber, vom Biowirtenetzwerk bis zur Biosammelzertifizierung für<br />
Streuobst mit dem LPV. Wir vernetzen die heimischen Biodirektvermarkter mit den Bio- und Dorfläden, mit<br />
dem Lebensmitteleinzelhandel und über den neuen Verein „Ökogenuss Waginger See - Rupertiwinkel“,<br />
der eine regionale Ökokiste auf den Weg bringt. Heimische Bio- und Regionalspezialitäten waren Voraussetzung<br />
für die erfolgreiche touristische Bewerbung als Genussort (Waging und Fridolfing). Unter breiter<br />
Mitwirkung entstand ein Tourismuskonzept für die Ökomodellregion und, vom heimischen Biobier bis zum<br />
Waginger See Kas über das Laufener Landbrot aus Biolandweizen gibt es immer mehr Spezialitäten, die<br />
auch beim Gast sehr gut ankommen. Als jüngstes Projekt ist die Zusammenarbeit vom Tourismusverband<br />
Waginger See mit Oberösterreich und Salzburg zu Bioleuchttürmen im Aufbau. Biogenussradltouren und<br />
Ernährungsbildung, die durch den Magen geht, finden viele interessierte Teilnehmer.<br />
Ein großes Dankeschön für die breite Unterstützung an die beteiligten Betriebe, Fachleute, Gemeinden<br />
und Ehrenamtlichen – denn nur gemeinsam kommen wir dem Ziel „30% Bio in 2030“ näher!<br />
Nähere Informationen zu allen Projekten gibt es unter www.oekomodellregionen.bayern<br />
oder im Büro der Ökomodellregion unter 08681/ 400537 bzw. oekomodellregion@waging.de.<br />
Landwirtschaftsministerin wirbt im Januar für Bio-Netzwerk<br />
Kurz vor Corona saß unser interessiertes Publikum noch dicht gedrängt<br />
in der Verpackungshalle des Biobetriebs Lecker und lauschte<br />
aufmerksam den Vorträgen zu Inhaltsstoffen und Vorzügen des<br />
heimischen Biowintergemüses.<br />
Auch Ministerin Michaela Kaniber war zu den Vorträgen und der<br />
anschließenden Verkostung gekommen (erste Reihe dritte von rechts).<br />
Foto: Claudia Heid<br />
Wirsing, Schwarzwurzeln, Porree, Grünkohl, Steckrüben,<br />
Pastinaken ...<br />
Auf den Speisekarten bayerischer Gasthäuser<br />
sucht man die heimischen Wintergemüse nicht<br />
selten vergeblich. Das soll sich ebenso ändern wie<br />
das Wissen um die Vielfalt, die Qualität und die<br />
gesunden Inhaltsstoffe all dieser Produkte aus heimischer<br />
Erde. Die Ökomodellregion Waginger See<br />
- Rupertiwinkel hatte zusammen mit dem Biohof<br />
Lecker nach Laufen eingeladen, um zu informieren<br />
- und zum Probieren. Unter den über 80 interessierten<br />
Gästen war auch die bayerische Landwirtschaftsministerin<br />
Michaela Kaniber sowie eine<br />
ganze Reihe an Bürgermeistern der Region.<br />
Für Michaela Kaniber ist Bio längst mehr als nur ein<br />
Trend. Die Ministerin selbst hat dafür gesorgt und<br />
das Kabinett hat es beschlossen, dass staatliche<br />
Kantinen bis spätestens 2025 mindestens die Hälfte<br />
der eingesetzten Lebensmittel aus ökologischer<br />
oder regionaler Erzeugung einkaufen.<br />
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Bis 2030 sollen 30 Prozent der Agrarflächen im Ökolandbau bewirtschaftet werden.<br />
Ihr Hintergrund: „Es geht um gesunde Ernährung, um Artenvielfalt, Biodiversität und um Tourismus.“ Die Ministerin<br />
hofft auf „Rückenwind für unsere bäuerlichen Direktvermarkter und Genusshandwerker“.<br />
Christine Lecker, die Frau des gastgebenden Hauses, stellte ausführlich die Produkte und angebotenen Speisen<br />
aus heimischem Wintergemüse vor. Das Biobier zu den leckeren Speisen kommt von der kleinen Laufener<br />
Braukuchl und von der Brauerei Stein.<br />
Als regionale Biobäckerei mit im Boot ist der Surheimer Betrieb Wahlich. Hier wird ohne Zusatzstoffe gebacken,<br />
z.B. mit Laufener Landweizen. Demnächst in einer neuen Backstube. Die soll mit Hilfe von Beteiligungen der<br />
Kunden geschaffen werden, die dafür Genuss-Rechte erhalten. Für all die heimischen Bioprodukte soll demnächst<br />
ein digitaler Marktplatz entstehen.<br />
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
SOR vom 5. Februar <strong>2020</strong>, Autor: Hannes Höfer<br />
Ein digitaler Marktplatz für Bioprodukte - Vereinsgründung<br />
„Die Angebote in der Region bündeln“ - Biobauer<br />
Sebastian Kettenberger brachte damit das Ziel<br />
des neuen Vereins „Ökogenuss Waginger See - Rupertiwinkel“<br />
auf den Punkt. Jedes Mitglied hat das<br />
Recht, seine Produkte auf einer neu zu schaffenden<br />
Homepage anzubieten.<br />
Verbraucher können via Internet die gewünschten<br />
Waren auswählen, bestellen und sich direkt<br />
ins Haus liefern lassen. Der Einladung der Ökomodellregion<br />
Waginger See - Rupertiwinkel (ÖMR) zur<br />
Vereinsgründung im Kühnhausener Seewirt waren<br />
rund 50 Bauern, Direktvermarkter und Interessierte<br />
gefolgt. Über Ziele und Ausrichtung war man sich<br />
rasch einig. Gefördert von der bayerischen Staatsregierung<br />
und mit professioneller Unterstützung<br />
durch die TH Deggendorf mit dem Campus Grafenau<br />
soll eine Plattform „digitales Alpendorf“ solche<br />
Vorsitzender des neuen Vereins „Ökogenuss Waginger See“ ist<br />
Sebastian Kettenberger (vorne, Mitte). Seine Stellvertreter sind<br />
Hans Koch (links) und Stephan Scholz. Dahinter stehen die Beisitzer<br />
(von links) Jutta Staudt-Franzen, Michael Steinmaßl, Thomas Reese,<br />
Marlene Berger-Stöckl, Andreas Buchwinkler, Hermann Hofstetter,<br />
Yvonne Liebl und Hans Lecker<br />
Foto: Hannes Höfer<br />
Projekte unterstützen. Die Region um den Waginger See ist eines von fünf Pilotprojekten in Bayern.<br />
„Der Marktplatz im Internet ist groß und vielfältig“, hofft Kettenberger auf einen „neuen Kundenkreis“.<br />
Ins Haus gebracht werden sollen die Waren von Hans Lecker und seinem Team. Sein Laufener Biohof Lecker<br />
beliefert bereits jetzt rund 700 Kunden pro Woche zwischen Berchtesgaden, Chiemsee und Pfarrkirchen.<br />
Er wird die Waren auch mit den neuen Kunden abrechnen.<br />
ÖMR-Koordinatorin Marlene Berger-Stöckl erwartet die Fertigstellung der gemeinsamen Plattform bis April<br />
2021. Neben einer Mitgliedschaft als Bio-Lieferant ist eine Förder- und eine Premium-Fördermitgliedschaft<br />
möglich. In einem zweiten Schritt sollen auch größere Abnehmer wie Wirte mit ins Boot kommen. Darauf freut<br />
sich auch Gastgeber Alfred Wagner: „Das passt bei mir sehr gut ins Programm“, es gebe „tolle Bioprodukte<br />
aus der Region.“<br />
SOR vom 5. Februar <strong>2020</strong>, Autor: Hannes Höfer<br />
März - Aus Brot und Biobier wird das Fastenbrot<br />
Die Fastenzeit ist traditionell in Bayern die Zeit der starken Sprüche und des starken Bieres.<br />
Die starken Sprüche fallen zumeist wegen der Corona-Pandemie aus, umso wichtiger wird es, etwas für die<br />
geistige und körperliche Erbauung zu tun und dabei zugleich die hiesigen Landwirte und Ernährungshandwerker<br />
zu unterstützen. Das war die Idee hinter dem Zwicklbier-Brot, das in einer Zusammenarbeit zwischen der<br />
Schlossbrauerei Stein, 15 Biogerstenerzeugern, überwiegend aus den Landkreisen Altötting und Traunstein,<br />
7
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
und Bäckermeister Markus Huber aus Waging entstanden ist. Aus heimischem<br />
Biogetreide und heimischem Biobier entsteht so das Fastenbrot für die Aktionswochen.<br />
Für die Bauern bedeutet die Zusammenarbeit zwischen der Bäckerei und der<br />
Brauerei eine weitere Möglichkeit in der Region für Verarbeiter aus der Region zu<br />
produzieren.<br />
Biobier, Biodinkel und Bioemmer stecken im Fastenbrot von Bäcker Huber.<br />
Auch die Klostermönche haben früher gern Bier für ihre Fastenbrote verwendet.<br />
Foto: Amira Zaghdoudi<br />
Mai - Baumpatenschaften und Aufruf zur Biosammelzertifizierung<br />
Der Landschaftspflegeverband Traunstein bietet<br />
heuer im dritten Jahr eine Biosammelzertifizierung<br />
von Streuobstwiesen an. Mehrere Betriebe aus der<br />
Ökomodellregion haben sich bereits angeschlossen.<br />
Die Biosammelzertifizierung richtet sich an die Besitzer<br />
großer Obstwiesen (mindestens acht Bäume),<br />
ob Gemeinde, Privatbesitzer oder konventioneller<br />
Betrieb (Ökobetriebe können ihre Streuobstwiesen<br />
ohnehin biozertifizieren lassen). Sie macht Sinn,<br />
wenn der überwiegende Teil des Obstes nicht<br />
für den Eigenverbrauch verwertet, sondern zur<br />
Saftherstellung an Keltereien abgegeben wird.<br />
Die über den Landschaftspflegeverband zertifizierten<br />
Bioäpfel erzielen beim Verkauf an eine Kelterei<br />
mit Bioapfelsaftherstellung einen deutlich höheren<br />
Preis als konventionelles Obst. Voraussetzung für<br />
die Biozertifizierung ist eine Bewirtschaftung der<br />
Das Modell der Baumpatenschaften, wie es auch im Lapperanger<br />
<strong>Kirchanschöring</strong> gepflegt wird, findet immer mehr Verbreitung.<br />
Mit Unterstützung der Pflegemaßnahmen von Ehrenamtlichen, die dafür<br />
das Obst ernten dürfen, kann es gelingen, trotz knapper Ressourcen der<br />
Bauhöfe weitere kommunale Streuobstwiesen anzulegen und so etwas<br />
für den Erhalt des wertvollen Lebensraums Streuobstwiese zu tun.<br />
Foto: Anneliese Caruso<br />
Obstwiese nach den Kriterien der EU-Ökoverordnung (keine chemischen Pflanzenschutzmittel, keine Mineraldüngung)<br />
und des Landschaftspflegeverbandes (keine Gülle, landwirtschaftliche Nutzung des Unterwuchses<br />
durch Wiesenmahd oder Beweidung – kein Mulchen).<br />
Obstwiesenbesitzer, die an der Biosammelzertifizierung interessiert sind, können sich bis Anfang Juni beim<br />
Landschaftspflegeverband unter 0861/58539 oder bei der Ökomodellregion unter 08681/ 4005-37 melden.<br />
Auf Entdeckungsreise um den Waginger See - neues Magazin im Juli<br />
Dass es in der Ökomodellregion rund um den Waginger See eine Vielzahl interessanter Hotspots der Kulinarik<br />
zu entdecken gibt, zeigt das neue Genuss Magazin der Tourist-Info Waginger See.<br />
Erhältlich ist das Magazin in den Tourist-Infos in Waging am<br />
See, Petting, Fridolfing, Tittmoning und <strong>Kirchanschöring</strong> – oder<br />
auf der Webseite unter www.waginger-see.de/prospekte.<br />
Es gibt nicht nur Gästen, sondern auch Einheimischen Insider-<br />
Tipps einer neuen, entschleunigten Genießerkultur, die<br />
Nachhaltigkeit und Regionalität, Tierwohl und Artenvielfalt<br />
mit zukunftsweisenden Ansätzen in der Landwirtschaft und<br />
spannenden Erlebnissen verbindet.<br />
Maria Frisch aus Wonneberg steht vor ihren Ziegen auf der Wiese. Auch die Bäuerin<br />
taucht in dem Magazin der Tourist-Info auf.<br />
Foto: Tourist-Info Waginger See / Michi Namberger<br />
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Es stellt in 19 Kurzreportagen heimische Landwirte und Gemüseerzeuger, Getreidebauern, Küchenchefs,<br />
Spirituosenbrenner und Kochenthusiasten vor.<br />
Eingebettet in eine einmalige Naturlandschaft werden bereits 13 Prozent der Flächen rund um den Waginger<br />
See ökologisch bewirtschaftet. Hier gedeihen in Vergessenheit geratene Getreidesorten wie Laufener Landweizen,<br />
Einkorn, Emmer und Purpurweizen oder Bio-Braugerste für die „Waginger See Hoibe“.<br />
Wie sich Genuss mit einer von Tierwohl bestimmten Aufzucht verbinden lässt, zeigen echte „Glücksschweine“<br />
oder die fast ausgestorbenen Schwäbisch-Hällischen Landschweine, die im Sommer auf dem Sauacker zwischen<br />
Kräutern und Gras viel Bewegung haben.<br />
Dass in der Region sogar Physalis, Ingwer und Süßkartoffeln sowie gut 50 verschiedene Obst- und Gemüsesorten<br />
in Bioqualität angebaut werden, demonstrieren Vertreter der Solidarischen Landwirtschaft oder Biobauern<br />
beim Besuch auf ihren Feldern.<br />
Der Blick in eine Familienbrennerei bei Taching zeigt den Produktionsvorgang von nicht weniger als 40 geistreichen<br />
„Schnapsideen vom Bauernhof“. Für den Erhalt der Artenvielfalt und alter Obstsorten arbeitet die<br />
Familie auch mit der Ökomodellregion und dem Landschaftspflegeverband zusammen.<br />
Nicht zuletzt durch die Vielzahl an Fotos, eingestreute Rezeptideen und umfangreiche Info-Kästen gibt das<br />
neue Genuss Magazin der Tourist-Info Waginger See eine Fülle von Anregungen, nach den coronabedingten<br />
Einschränkungen die Lebensfreude wiederzuentdecken.<br />
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
Ein Vogelbett im Kornfeld<br />
Die Feldlerche gehört zu den bekanntesten Singvögeln in Deutschland. Dennoch ist sie in ihrem Bestand<br />
bedroht und steht deshalb auf der Roten Liste. Die Bio-Braugerstenlandwirte der Ökomodellregion Waginger<br />
See-Rupertiwinkel werden jetzt zu Vogelschützern, indem sie in ihren Getreidefeldern sogenannte Lerchenfenster<br />
schaffen.<br />
Bei einer Felderbegehung von Lerchenschutzfeldern mit den<br />
Biomalzlieferanten für die Brauerei Stein bezeichnete der<br />
Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Traunstein,<br />
Jürgen Sandner, die Feldlerche als „Charaktervogel unserer Kulturlandschaften“.<br />
Wer kennt sie nicht, wenn sie sich neben dem<br />
Spaziergänger unvermittelt aus dem Acker erhebt und in der Luft<br />
ihr Lied trällert? In der heutigen Landschaft, die durch eine oft<br />
intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt ist, ist die Feldlerche<br />
auf Rücksichtnahme durch die Landwirte angewiesen. Zum<br />
Brüten ihres Nachwuchses braucht sie nämlich wenig bewachsene,<br />
flache Böden, von höherem Bewuchs hält sie Abstand.<br />
Solche Flächen seien immer weniger zu finden, erläuterte Sandner<br />
auf dem Biobetrieb von Georg Planthaler bei Trostberg und anschließend<br />
auf zwei weiteren Betrieben in der Region.<br />
„Zudem sollten in der Nähe möglichst viele Wildkräuter blühen,<br />
die von reichlich Insekten besucht werden, mit denen sie den<br />
Nachwuchs füttern“, sagte Sandner. Auf Bio-Ackerflächen sei<br />
das oft auf gesamter Fläche, ganz ohne separate Blühstreifen,<br />
der Fall. Darum freue er sich, dass sich heuer sechs von siebzehn Braugerstenfeld mit Lerchenfenster (Mitte)<br />
Foto: Andreas Remmelberger / Ökomodellregion<br />
Biobraugerstenbauern der Ökomodellregion Waginger See-<br />
Rupertiwinkel an diesem Schutzprogramm der Lerche beteiligen und in ihren Kornfeldern „Lerchenfenster“<br />
angelegt haben. Was neben den Lerchenfenstern außerdem wichtig sei, sei der Verzicht auf das Striegeln zur<br />
Wildkrauteindämmung zwischen Anfang April und Mitte Mai, und bei späterem Striegeln ein ausreichender<br />
Abstand zum Lerchenfenster, denn das Gelege ist im angrenzenden Bestand versteckt.<br />
Das Lerchenfenster, das künftig auch auf Wintergetreide ausgeweitet soll, hat also nichts mit Glas zu tun, mit<br />
Aussicht aber unter Umständen schon. Denn es handelt sich einfach um eine rund 25 Quadratmeter große<br />
Brachfläche mitten im Getreideacker, also um eine Art Bett im Kornfeld für die Vögel.<br />
Text: Anneliese Caruso<br />
9
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
Barnhouse baut regionales Anbauprojekt für Biodinkel und Biohafer aus<br />
Ziel unserer Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel war seit dem Start 2014 die Schaffung von Wertschöpfungspartnerschaften<br />
zwischen Biobauern vor Ort und in der Nähe ansässigen Bioverarbeitern.<br />
Die Müslifirma Barnhouse in Mühldorf war einer der ersten Verarbeiter, mit denen seit 2015 eine Einigung über<br />
die künftige Zusammenarbeit und den Bezug regionaler Biorohstoffe zum fairen Preis erzielt wurde.<br />
Gemeinsam mit weiteren Partnern wie der Ökomodellregion Isental (jetzt Mühldorfer Land) oder der Erzeuger-<br />
Verbraucher-Gemeinschaft Tagwerk wurde eine Erzeugergemeinschaft regionaler Biolandwirte für die<br />
Lieferung von Biodinkel und Biohafer gegründet, die sich bis zum Jahr <strong>2020</strong> auf 66 Mitglieder ausgeweitet hat.<br />
15 Betriebe davon stammen weiterhin aus dem Gebiet der Ökomodellregion Waginger See und z.T. auch<br />
aus der angrenzenden neuen Ökomodellregion Inn-Salzach.<br />
Mittlerweile wird bei den Markenmüslis der Firma ein 100%-Anteil an regionalem Biodinkel und -hafer erreicht.<br />
Die beteiligten Landwirte liefern somit 2.000 Tonnen Biohafer und 500 Tonnen Biodinkel aus der Region. Mit<br />
unterschiedlichsten Aktivitäten entwickelt der Knuspermüsli-Hersteller gemeinsam mit den Landwirten auf<br />
den Feldern den Bioanbau weiter und fördert die Artenvielfalt.<br />
Neue Verwertungschancen für Bioobst in der Ökomodellregion<br />
Streuobstwiesen prägen das Gesicht des Rupertiwinkels seit Jahrhunderten, sie tragen ein Stück weit zur<br />
Ernährungssouveränität bei und sind ein unersetzlicher Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.<br />
Beim Landschaftspflegeverband Traunstein gibt es für<br />
konventionelle Betriebe die Möglichkeit, die eigene<br />
Obstwiese biozertifiziert zu bewirtschaften und sich dazu<br />
an einer Sammelzertifizierung der Obstwiesenbesitzer zu<br />
beteiligen. Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> war entscheidend<br />
daran beteiligt, dass diese Möglichkeit auf Landkreisebene<br />
geschaffen wurde.<br />
Die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel arbeitet<br />
an besseren Verarbeitungsmöglichkeiten für Bioobst,<br />
um die Wertschöpfung für Bioobst aus heimischem<br />
Anbau zu erhöhen.<br />
Ein solches Angebot gibt es jetzt neu in Kooperation mit<br />
der Schnapsbrennerei Gramminger, dem Sailerhof bei<br />
Zweireihige Biostreuobstwiese bei Schönhofen<br />
Foto: LPV / Jürgen Sandner<br />
Taching, der traditionell Streuobst annimmt: Wenn mindestens<br />
100 – 150 kg Bioobst einer einzigen Sorte verfügbar<br />
sind, kann daraus künftig ein sortenreiner Brand entstehen. Ob für Schnaps geeignete Apfelsorten,<br />
Zwetschgen oder späte Birnensorten, Kirschen, Quitten oder weitere Obstarten, wichtig ist, dass das Obst in<br />
bester Qualität angeliefert wird.<br />
„Unser Endprodukt kann nur so gut sein wie unser Ausgangsprodukt“, meint der junge Brenner Franz. Familie<br />
Gramminger hat sowohl ihren eigenen Obstgarten als auch ihre Brennerei biozertifizieren lassen und will mit<br />
sortenreinen Biobränden eine neue Qualitätslinie aufbauen.<br />
Auch die Ölmühle in Garting bei Schnaitsee ist inzwischen biozertifiziert, arbeitet mit der Ökomodellregion<br />
zusammen und bietet eine neue Verwertungsmöglichkeit für Biowalnüsse an. Heuer soll es erstmals ein<br />
regionales Biowalnussöl geben.<br />
„Beim Anbau unserer eigenen Ölfrüchte setzen wir schon länger auf Bio“, so Toni Lamprecht, Ölmüller in<br />
Garting, der auch selbst eine Landwirtschaft betreibt, „aber mit ausgewiesenen Bioprodukten in der Verarbeitung<br />
gehen wir jetzt neue Wege“.<br />
Eine Liste mit regionalen Keltereien, die für Bioobst höhere Preise bezahlen, kann beim LPV Traunstein angefordert<br />
werden.<br />
10
Biogenussradltour von Waging rund um St. Leonhard im September<br />
Im Rahmen der Bio-Erlebnistage <strong>2020</strong> in Bayern fand<br />
heuer zum fünften Mal eine Biogenussradltour durch die<br />
Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel statt.<br />
Von Waging aus startete die Tour mit sechs Radlergruppen<br />
in Richtung Wonneberg, um hier bäuerliche Betriebe<br />
der Ökomodellregion zu besuchen und die Vielfalt regional<br />
produzierter Lebens- und Genussmittel zu erfahren.<br />
Treffpunkt und Start war pünktlich um 9 Uhr am Bauernmarkt<br />
in Waging am See. Nach einer kurzen Einführung<br />
zum Biogemüseanbau am Stand von Hedwig Huber<br />
ging es mit den Fahrrädern in Richtung Wonneberg,<br />
zum Hof von Familie Huber in Aich. Landwirt Andreas<br />
Huber erklärte den Teilnehmern bei einem Rundgang<br />
Ein wunderschöner Tag mit Ausblick<br />
seine Arbeitsweise, die Schwierigkeiten des Anbaus von<br />
Foto: Jörg Bornmann<br />
Biogemüse, den Umgang mit Beikräutern und der Biodiversität.<br />
„Ich liebe Pflanzen und deshalb dürfen auf meinen Feldern auch Beikräuter, die für den Genuss<br />
ungeeignet sind, ihren Platz einnehmen“, so Andreas Huber. „Natürlich müssen wir bei der Überhandnahme<br />
einzelner Spezien eingreifen, aber immer mit entsprechenden biologischen Mitteln.“<br />
Am Huberhof in Zell erwartete uns bereits ein gutes, regionales Mittagessen mit Biolebensmitteln aus der Region.<br />
Nach dieser Stärkung zeigten uns Nici Braun und Thomas Reese ihren Biohof, der sich durch eine artgerechte<br />
Tierhaltung auszeichnet. Neben einer Pinzgauer Mutterkuhherde und der Pferdeherde in Offenstallhaltung<br />
hatten es den Besuchern besonders die Bioschweine des Huberhofes angetan. „Unsere hofeigenen Produkte<br />
werden direkt ab Hof vermarktet“, so Thomas Reese, und Nici Braun ergänzt: „Neben der Produktion von<br />
Biolebensmitteln und dem Tierwohl liegt uns auch am Herzen, Kindern die Wichtigkeit unserer Arbeit und der<br />
biologischen Lebensmittelproduktion näher zu bringen.“<br />
Durch die wunderschöne Landschaft am Wonneberg ging es weiter mit dem Fahrrad zu unserer nächsten Station,<br />
dem Biohof Frisch. Maria Frisch vermarktet bereits seit über 20 Jahren Ziegenkäse aus eigener Produktion.<br />
Von der Milch bis zum fertigen Käse, alle Schritte der Produktion finden am und auf dem Hof der Familie statt.<br />
Letzte Station waren die Weideflächen von Hans und Michi Weiß, die aus der Milch ihrer Schafe, in Kooperation<br />
mit der mobilen Käserei Chiemgau, einen kleinen Teil Schafskäse direkt am Hof produzieren und dann im<br />
Erdkeller reifen lassen.<br />
Ein schöner Tag in dieser lieblichen Voralpenlandschaft ging zu Ende und wir durften viel Neues über die Biolebensmittelproduktion<br />
der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel erfahren.<br />
Alle Verkaufsstellen unter www.waginger-see.de/kas.<br />
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
BioRegio-Coaching für die Chiemgau Lebenshilfe Werkstätten Traunreut<br />
„Mehr regionale Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung!<br />
Mehr frische Küche - wir sind dabei!“<br />
Unter diesem Slogan fand das 1. Beratungstreffen bzw.<br />
„Coaching“ mit dem Küchenteam der Chiemgau Lebenshilfe<br />
Werkstätten in Traunreut statt.<br />
Das BioRegio-Coaching richtet sich an alle Einrichtungen<br />
der Gemeinschaftsverpflegung innerhalb der<br />
von links: Dr. Jens Maceiczyk (Geschäftsführer Lebenshilfe); Irmgard<br />
Reischl (Fachzentrumsleitung AELF Ebersberg), Marlene Berger-Stöckl<br />
(Managerin Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel), Hubert Bittl<br />
(Biocoach), alle Lebenshilfe Traunreut: Christine Regens (Gruppenleitung<br />
Ausgabeküche), Andreas Hafner (Betriebsleitung Nordwerkstatt),<br />
Marc Kirst (Gruppenleitung Küche), Franz Lohmeyer (Betriebsleitung<br />
Oderbergwerkstatt), Tomo Pavic (Küchenleitung) Foto: Reischl<br />
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Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
27 staatlich anerkannten Ökomodellregionen in Bayern. Im Coaching werden Großküchen von Fachleuten<br />
dabei unterstützt, mehr regionale Biolebensmittel in ihren Speiseplan aufzunehmen. Dabei ist die Teilnahme<br />
für die Einrichtungen kostenfrei.<br />
Das Coaching erfolgt durch das Fachzentrum Ernährung und Gemeinschaftsverpflegung Oberbayern, in<br />
Zusammenarbeit mit der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel und einem erfahrenen Berater aus<br />
der Bio-Küchenpraxis. In Traunreut macht dies Hubert Bittl, selbst Küchenleiter einer Betriebsgastronomie mit<br />
1.500 Essen pro Tag in München und auch als Biomentor tätig.<br />
Irmgard Reischl, FZ Gemeinschaftsverpflegung<br />
Oktober: Bayerische Biorüben immer beliebter<br />
Mehrere kleine Betriebe aus der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel bringen bereits Erfahrungen<br />
mit dem Karottenanbau mit, aber der Feldgemüsebau bietet noch viel Potenzial für die Zukunft.<br />
Die Öko-Modellregion Waginger See – Rupertiwinkel und die benachbarte Ökomodellregion Inn-Salzach<br />
unterstützen gemeinsam Neueinsteiger unter den Landwirten mit Praxiswissen. Ziel ist es, den Zugang der<br />
Verbraucher zu heimischen Biokarotten zu erleichtern und neue Perspektiven für die hiesige Landwirtschaft<br />
zu schaffen. In diesem Rahmen veranstalteten die Ökomodellregionen diesen Sommer zwei Feldexkursionen<br />
zum ökologischen Karottenanbau.<br />
Die erste Exkursion ging zum Hof von Familie Wichtlhuber in Tittmoning/Lohen.<br />
Die Jungbauern Alexander und Manuel bewirtschaften<br />
mit ihren Eltern gemeinsam den kleinen Betrieb. Auf den<br />
ökologisch bewirtschafteten Flächen wächst Dinkel, Futter für das<br />
Vieh und, seit <strong>2020</strong>, auch Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln.<br />
„Ich war neugierig und wollte den Karottenanbau dieses Jahr<br />
einfach mal ausprobieren“, erzählt Alexander. „Die Sätechnik<br />
habe ich mir von meinem Kollegen Hans Glück aus Grassach<br />
ausgeliehen. Das war eine große Hilfe für den Start. Denn teure<br />
Maschinen kaufen lohnt sich für uns Bauern erst, wenn wir ein<br />
paar Versuchsjahre Erfahrungen sammeln konnten.“<br />
Statt des Einsatzes chemisch synthetischer Pflanzenschutzmittel<br />
sei „Abflammen“ die Devise, so Gastreferentin Franziska Blind, zuständig<br />
für Biogemüsebau beim Anbauverband Naturland.<br />
Alexander Wichtlhuber (links) aus Tittmoning stieg<br />
heuer erstmals in den Anbau von Karotten und Feldgemüse<br />
ein. Daneben Beraterin Franziska Blind.<br />
Foto: Amira Zaghdoudi<br />
Das nächste Treffen fand am Biohof Glück in Tittmoning/Grassach<br />
statt, wieder mit einem Dutzend am Feldgemüsebau interessierter<br />
Bauern aus der Ökomodellregion. Bei Hans Glück ist die<br />
Karotte seit 30 Jahren fester Bestandteil seines Sortiments. Neben<br />
dem Abflammen greift Hans auf eine Bürste der Marke „Eigenbau“ zurück, die sich von Anfang an bewährt<br />
habe. „Ich bürste ab der zweiten Woche den Bereich zwischen den Reihen in den ersten zwei Zentimetern<br />
Bodentiefe, sodass das Unkraut ausgerissen wird. Danach habe ich ein feines sauberes Saatbeet und muss<br />
nur noch nahe der Karottenpflanzen hacken.“ Wenn Wetter und Unkrautregulierung gepasst haben, brauche<br />
er nicht mehr mit der Hand zu jäten.<br />
„Je vielfältiger und abgestimmter die Fruchtfolge ist, je mehr unterschiedliche Kulturen ihr auf eurem Acker<br />
anbaut, desto weniger Aufwand müsst ihr betreiben. Und der Ertrag passt auch!“, so Hans Glück zu den Teilnehmern.<br />
Der Erfolg gibt ihm recht – trotz steiniger Böden mit niedriger Bodenpunktzahl erntet Glück oft die<br />
größten Karotten.<br />
Wie denkt Familie Wichtlhuber nach den ersten Erfahrungen zur Vermarktung des Feldgemüses im Herbst?<br />
„Der Ertrag hat dieses Jahr bei den meisten Sorten gepasst. Wir werden unseren Biogemüseanbau auch im<br />
nächsten Jahr fortsetzen und etwas ausweiten“, so Jungbauer Alexander. „Das meiste Gemüse haben wir<br />
direkt vermarkten können, einen Teil haben wir in Abstimmung mit der Ökomodellregion auch über Bioläden,<br />
Geschäfte und über die Ökokiste vermarktet. Wir sind mit diesem ersten Jahr zufrieden.“<br />
12
Michi Steinmaßl, Biogemüse-Spezialist aus <strong>Kirchanschöring</strong>, meint dazu: „Mich freut es, wenn jetzt ein paar<br />
junge Landwirtsfamilien den Feld- und Biogemüsebau für sich entdecken. Das ist eine Chance für vielfältigere<br />
Betriebe auch in unserer Region – da müssen wir nur kurz über die Grenze schauen, was im Feldgemüsebau<br />
noch für Möglichkeiten grad für kleine Betriebe stecken. Wir müssen uns nicht vor Konkurrenz fürchten, der<br />
Bedarf in der Region ist noch lang nicht für alle gedeckt“.<br />
Michi Steinmaßl ist deshalb auch schon mit Junglandwirten im Gespräch und bei mehreren Höfen ehrenamtlich<br />
beratend tätig.<br />
Genussrechte machen es möglich: Neue Backstube für die Biobäckerei Wahlich<br />
Aktivitäten der Ökomodellregion<br />
Die Wahlichs sind guter Dinge. Mit der neu eingebauten,<br />
größeren und effizienteren Kühlanlage ist der Grundstein<br />
für die Erneuerung ihrer Backstube gelegt.<br />
Möglich wurde die Investition durch die Ausgabe von<br />
sogenannten Genussrechten. Mit diesem innovativen<br />
Projekt sind bis dato etwas über 50.000 € zusammengekommen.<br />
Daneben wurde die Surheimer Biobäckerei, mit Zustimmung<br />
der Gemeinde Saaldorf-Surheim, auch in das Programm<br />
der Kleinstunternehmerförderung des Amtes für<br />
Ländliche Entwicklung (ALE) aufgenommen, das weitere<br />
46.000 € beisteuert. Die Kombination dieser beiden<br />
Maßnahmen dürfte es laut ALE in Bayern so noch nicht<br />
gegeben haben.<br />
Statt Banken investieren Bürger: Barbara und Michael Wahlich<br />
vor ihrer neu eingebauten Kühlanlage. Dort können viel mehr<br />
Teiglinge als sonst reifen.<br />
Foto: Kleinert<br />
Den Stein ins Rollen brachte die Zusammenarbeit der Ökomodellregion mit Petra Wähning vom Amt für Ländliche<br />
Entwicklung, Beraterin für Genussrechte.<br />
Genussrechte sind eine solidarische Beteiligungsform, bei der Bürger eine festgelegte Summe für mindestens<br />
fünf Jahre in einen heimischen Betrieb investieren und dafür Zinsen in Form von Geld (1%) oder Naturalien<br />
(3% in Form eines Warengutscheins) erhalten. Ein Genussrecht hat den Wert von 500,- €, pro Person sind bis<br />
zu fünf Genussrechte erhältlich.<br />
Nach den ersten Gesprächen ging es Schlag auf Schlag. Das Bayerische Fernsehen meldete sich bei der<br />
Surheimer Biobäckerei, zu der ein Bioladen sowie ein kleines Cafe gehören. Die BR-Leute hatten von dem<br />
Projekt erfahren und wollten es gleich in der nächsten Sendung „mehr /wert“ im Rahmen des Beitrags „Neue<br />
Zinsmodelle: Genussrechte im Trend“ vorstellen. Obwohl die ganze Aktion bisher nur angedacht war, überlegten<br />
die Wahlichs nicht lange, sagten zu und so wurde der Sendetermin, es war der 21. November 2019,<br />
quasi zum „Erstausgabetag“ der Surheimer „Genussscheine“.<br />
Barbara Wahlich erzählt, das beste „Marketinginstrument“ sei bisher Mundpropaganda gewesen.<br />
Als Biobäckerei verbacken sie auch alte Kultursorten wie den extensiven Laufener Landweizen. Damit aus<br />
dieser alten und sehr bekömmlichen Getreidesorte künftig noch mehr Brot gebacken werden kann, sind die<br />
Wahlichs gerade dabei, Angebote für Investition Nummer zwei einzuholen: einen neuen Ofen mit doppelt<br />
so großer Backfläche. Das Genussrechte-Projekt konnte bis Jahresende erfolgreich abgeschlossen werden.<br />
Vorbild für die Zusammenarbeit der Gemeinde Saaldorf-Surheim mit dem ALE und der Bäckerei bezüglich<br />
des Genussrechtemodells war die erfolgreiche Zusammenarbeit der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> beim<br />
Thema Ausgabe von Genussgutscheinen für die Erweiterung des Dorfladens von Michi Steinmaßl.<br />
Aus der Südostbayerischen Rundschau im november, Karin Kleinert<br />
13
Aktivitäten der ILE<br />
ILE-Aktivitäten im Jahr <strong>2020</strong><br />
In der „Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Waginger See -<br />
Rupertiwinkel“ haben sich die Kommunen Fridolfing, <strong>Kirchanschöring</strong>,<br />
Petting, Taching am See und Wonneberg sowie<br />
der Markt Waging am See und die Stadt Tittmoning zu einer<br />
interkommunalen Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.<br />
Diese Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit<br />
soll eine nachhaltige und ganzheitlich angelegte Zukunftsentwicklung der Region ermöglichen.<br />
Im Zuge der Erarbeitung des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts im Jahr 2015 identifizierten<br />
die Kommunen neun Handlungsfelder und setzten Projekte fest, die in den folgenden Jahren umgesetzt<br />
wurden und werden.<br />
Die ILE wird mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert.<br />
Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern steht der Arbeitsgemeinschaft fachlich begleitend<br />
zur Seite. Vorsitzender der ILE ist Bürgermeister Hans-Jörg Birner.<br />
Für die organisatorische Abwicklung ist seit Ende 2015 die Umsetzungsbegleiterin<br />
Alexandra Huber zuständig.<br />
E-Mail: ile@wagingersee-rupertiwinkel.de<br />
Telefon: +49 (0)8685 77 939-60<br />
ReferendarInnen der Ländlichen Entwicklung und<br />
Studierende der Geoinformatik besuchen die ILE am 17.02.<strong>2020</strong><br />
Die ökologische Aufwertung gemeindeeigener Flächen, darunter oftmals sogenannte „eh-da-Flächen“, ist<br />
wichtiger Bestandteil des Arten- und Lebensraumschutzes im ländlichen Raum. So können Kommunen das<br />
Thema Artenvielfalt nur in ihre Bevölkerung tragen, wenn sie auf den eigenen Flächen mit gutem Beispiel<br />
vorangehen. Gemeindeübergreifende Planungs- und Handlungsansätze, wie in der ILE Waginger See - Rupertiwinkel,<br />
mit denen die verfügbaren Kräfte gebündelt werden können, gewinnen daher zunehmend an<br />
Bedeutung.<br />
Die ILE Waginger See – Rupertiwinkel umfasst die Kommunen<br />
Fridolfing, <strong>Kirchanschöring</strong>, Petting, Taching am<br />
See und Wonneberg sowie den Markt Waging am See<br />
und die Stadt Tittmoning.<br />
Die Gemeinden haben sich hierbei zu einer interkommunalen<br />
Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen,<br />
die sich eine nachhaltige und ganzheitliche Zukunftsentwicklung<br />
zur Aufgabe gemacht hat.<br />
Ziel ist unter anderem, die Umsetzung der Bayerischen<br />
Biodiversitätsstrategie auf interkommunaler Ebene anzupacken.<br />
Am 17. Februar dieses Jahres fand unter der Leitung<br />
Die ExkursionsteilnehmerInnen am Haus der Begegnung<br />
Foto: M. Spranger, <strong>2020</strong> (ALE Oberbayern)<br />
von Guido Romor (ALE, Lehrbeauftragter für das Wahlpflichtfach<br />
Ländliche Entwicklung der Hochschule München)<br />
eine Exkursion für Studierende des 7. Semesters der Hochschule München und Referendar*innen der<br />
Ländlichen Entwicklung statt.<br />
Thema waren dabei die Regionalinitiativen am Waginger See. Unter dem verbindenden und koordinierenden<br />
Dach der Integrierten Ländlichen Entwicklung sind dies die Flurneuordnung Waginger - Tachinger See<br />
mit den Initiativen boden:ständig und Innen statt Außen, die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel,<br />
die LEADER Aktionsgruppe Traun-Alz-Salzach und die Tourismusregion Waginger See.<br />
14
Den Exkursionsteilnehmer*innen sollten Biodiversitätsprojekte der Gemeinden näher gebracht werden, darunter<br />
ein interkommunales Biotopverbundkonzept und das Ökologische Grünflächenpflegemanagement für<br />
Kommunen. Die Idee zum Grünflächenpflegemanagement entstand im Rahmen der Initiative Ökomodellregion<br />
Waginger See - Rupertiwinkel.<br />
Mit dem Kooperationsprojekt von Kommunen der LAG Traun-Alz-Salzach, der LAG Chiemgauer Seenplatte<br />
und der LAG Berchtesgadener Entwicklungsforum wollen die Gemeinden ihre Grünflächen ökologisch aufwerten<br />
und so auch für das Thema Artenvielfalt werben. Dabei ist die Erstellung eines Konzepts vorgesehen,<br />
das einen Pflegeplan für die naturnahe Umgestaltung kommunaler Freiflächen beinhaltet.<br />
Zu diesen zählen sämtliche gemeindeeigenen Grünflächen<br />
sowie Flächen, für deren Pflege die Gemeinden<br />
verantwortlich sind. In den ILE-Kommunen Waginger See<br />
umfassen diese Flächen rund 322 Hektar. Landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen sind dabei nur Teil des Pflegeplans,<br />
wenn sie aufgrund ihrer Lage – beispielsweise am<br />
Gewässerrand – für die Biotopvernetzung von Bedeutung<br />
sind. Kommunale Ausgleichsflächen werden mit<br />
ihren jeweiligen Pflegehinweisen in das Konzept aufgenommen.<br />
Derzeit arbeitet <strong>Kirchanschöring</strong> als Pilotgemeinde<br />
an der Entwicklung einer App, über die Aufträge<br />
zu Pflegearbeiten automatisiert und termingerecht<br />
an die Bauhöfe ausgesendet werden können.<br />
Bürgermeister Hans-Jörg Birner erläutert die Projekte im Haus<br />
der Begegnung<br />
Foto: M. Spranger, <strong>2020</strong> (ALE Oberbayern)<br />
Aktivitäten der ILE<br />
Beim Dorfrundgang in <strong>Kirchanschöring</strong> verwies Hans-Jörg Birner, Erster Bürgermeister von <strong>Kirchanschöring</strong>, auf<br />
eine weitere Besonderheit zum Thema Artenschutz: die alte Streuobstwiese „Lapperanger“ in der Dorfmitte,<br />
die zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Traunstein über Nachpflanzungen und Pflegemaßnahmen<br />
neu gestaltet wurde. Dabei gelang es, die Fläche über die Bauleitplanung als Freifläche zu sichern und<br />
als zentrale Grünstruktur zu erhalten. Unter den Obstbäumen entstand durch extensive Nutzung eine besonders<br />
artenreiche Wiese.<br />
Alleinstellungsmerkmal des Angers ist der Sonnwirtsapfel in der Mitte, eine alte Obstsorte, die als Zufallssämling<br />
auf dem Grundstück des Sonnenwirts in Backnang bei Stuttgart gefunden wurde. Der bis über den Winter<br />
hinaus haltbare Apfel ist multifunktional einsetzbar und eignet sich zum Saftpressen, Kochen, Backen und für<br />
Kompott.<br />
Über die Flurneuordnung Waginger See wurden auch ingenieurökologische Maßnahmen der Initiative<br />
boden:ständig zum Wasser- und Stoffrückhalt in der Landschaft umgesetzt. Die Funktionsweise der Anlagen<br />
wurden am Beispiel des Projekts in Ebing von der Projektleiterin Ursula Mesch (ALE Oberbayern) näher beschrieben.<br />
Insbesondere bei Starkregen flossen bisher große Wassermengen mit hoher Geschwindigkeit in den vorhandenen<br />
Graben, der sich im Laufe der Zeit stark vertieft hat. Jetzt wird bei größerem Wasserzufluss der überwiegende<br />
Teil des Wassers über einen Schacht in ein langgestrecktes Sickerbecken umgeleitet, dort zurückgehalten<br />
und breitflächig durch den Boden in Richtung des vorhandenen Grabens versickert. Die Beckensohle<br />
wurde mit Röhricht bepflanzt, um die Sickerleistung auf Dauer aufrecht zu erhalten und die Auskämmung<br />
partikulären Phosphors zu verbessern. Gleichzeitig wird gelöster Phosphor bei der Bodenpassage in den Braunerden<br />
gebunden.<br />
Über die artenreich eingesäten Beckenränder gelingt der Biotopverbund zu zwei angrenzenden großflächigen<br />
Streuobstwiesen, die im Rahmen der Bodenordnung neu angelegt wurden. Hier gelang es, in Zusammenarbeit<br />
von Ökomodellregion und Landschaftspflegeverband über 50 Obstbäume zu pflanzen und die<br />
Flächen nicht nur als Lebensraum, sondern auch für das Ökokonto der Gemeinde aufzuwerten.<br />
Ein Bericht vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern © Susanne Huber, Guido Romor<br />
15
Aktivitäten der ILE<br />
Erstes Oberbayerisches Netzwerktreffen zum Thema ILE-Umsetzbegleitung am 12.08.<strong>2020</strong><br />
Flächen sparen, bewahren und entwickeln – unter diesem Motto stand das erste Netzwerktreffen der oberbayerischen<br />
ILE-Umsetzungsbegleiter*innen am 12. August <strong>2020</strong> in München. Neue Initiativen und Ideen zum<br />
Flächenschutz und zur Biodiversität gibt es viele – allerdings müssen diese erst abgestimmt und sinnvoll in die<br />
Fläche gebracht werden, um wirksam zu werden. Es bedarf eines konzeptionellen Ansatzes, der passende<br />
Initiativen vernetzt und besonders die Abstimmung und Koordination aller Akteur*innen vor Ort herbeiführt.<br />
Die Integrierten Ländlichen Entwicklungen (ILEs) sind hierfür das geeignete Instrument.<br />
Die ILEs in Oberbayern liefern sowohl die Plattform als auch das richtige Netzwerk in den Kommunen, um<br />
regionale Potenziale vor Ort heben und wertvolle Grünstrukturen vernetzen zu können. Für die Konzepterstellung<br />
sind die Kooperation und v.a. die Kommunikation vor Ort entscheidende Erfolgsfaktoren. Beispiele<br />
aus den ILE-Regionen, in denen bereits gemeinsam etwas für den Biotopverbund geleistet wird, sind u.a. das<br />
interkommunale Ökokonto der ILE Achental, das Interkommunale Biotopverbundkonzept „Vernetzung von<br />
Lebensräumen“ und das LEADER-Kooperationsprojekt „Ökologisches Grünflächenpflegemanagement für<br />
Kommunen“ der ILE Waginger See-Rupertiwinkel.<br />
Am 12. August <strong>2020</strong> kamen zum ersten Mal die ILE-<br />
Umsetzungsbegleiter*innen der oberbayerischen ILEs<br />
- ILE im Achental, ILE Kulturraum Ampertal e.V., Auerbergland<br />
e.V., Zwischen Lech und Wertach, Limesgemeinden<br />
und ILE Waginger See - Rupertiwinkel - am<br />
Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern in München<br />
zusammen.<br />
Ziel war neben einem gegenseitigen Kennenlernen,<br />
sich mit den amtlichen Betreuer*innen über Aktivitäten<br />
in den ILE-Regionen, aber auch über die Initiativen<br />
boden:ständig, Innen statt außen sowie landbelebt, zu<br />
Möglichkeiten im Flächenschutz auszutauschen. Das<br />
Erstes Netzwerktreffen der Oberbayerischen ILE-<br />
Umsetzungsbegleiter*innen am 12.8.<strong>2020</strong> am ALE Oberbayern<br />
Foto: S. Patzer, <strong>2020</strong> (ALE Oberbayern)<br />
Treffen in der Sommerpause sollte dazu genutzt werden,<br />
Impulse zu setzen, um dann in den nächsten Monaten<br />
erste Projektideen zu entwickeln. Die Veranstaltung<br />
fand im Zeichen von „Flächen sparen, Flächen bewahren und Flächen entwickeln“ statt. Behördenleiter<br />
Peter Selz begrüßte die Teilnehmer*innen am Amt und führte zusammen mit Guido Romor, Sachgebietsleiter<br />
Landespflege, in die Veranstaltung ein. Das Treffen soll in Zukunft einmal im Jahr stattfinden.<br />
Vitalitäts-Check für die ILE-Kommunen - Projekt ist gestartet!<br />
Die Gemeinden der ILE Waginger See - Rupertiwinkel wollen ihre Region sowie ihre Stadt- und Ortskerne lebendig<br />
und attraktiv halten. Um zukunftsgerechte Siedlungsstrukturen mit angemessener Infrastrukturausstattung<br />
zu schaffen, wollen die ILE-Kommunen verstärkt eine aktive Innenentwicklung betreiben und in das kommunale<br />
Flächenmanagement einsteigen bzw. dieses fortführen. Als Ausgangsbasis dafür soll eine vergleichbare<br />
Bestandsaufnahme und Bewertung für alle sieben ILE-Gemeinden geschaffen werden, die es ermöglicht,<br />
innovative Maßnahmen und Strategien für jede Gemeinde zu entwickeln, aber auch von der kommunalen<br />
Allianz insgesamt getragene Handlungsansätze voranzubringen. Dazu wird für die sieben Gemeinden aktuell<br />
der Vitalitäts-Check zur Innenentwicklung (VC) erstellt und die bayerische Flächenmanagement-Datenbank<br />
befüllt.<br />
Die Rahmenbedingungen für die Gemeinden im ländlichen Raum sind in den letzten Jahren schwieriger<br />
geworden. Zu den Herausforderungen gehören u.a. der demographische Wandel mit Überalterung der<br />
Gesellschaft, ein Bevölkerungsrückgang sowie ein Strukturwandel der Wirtschaft und der Landwirtschaft,<br />
die den ländlichen Raum verändern. Eine Auswirkung ist z.B. die bereits spürbare Abnahme von Nahversorgungseinrichtungen<br />
(Bäcker, Metzger etc.) sowie weiterer Infrastruktureinrichtungen. Aber auch Vereine<br />
und gemeinnützige Organisationen erleben einen Umbruch und einen Rückgang der sich engagierenden<br />
Mitglieder.<br />
16
Umso wichtiger wird für die Kommunen in Zukunft die intensive Auseinandersetzung mit den Themen der<br />
Versorgung und Infrastrukturausstattung. Das gilt insbesondere auch für den zunehmenden Anteil älterer<br />
Personen und Hochbetagter in den Kommunen, um möglichst langfristig ein selbstbestimmtes Leben im Alter<br />
zu ermöglichen.<br />
Der Vitalitäts-Check ist ein Instrument der bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung, das allen<br />
bayerischen Kommunen kostenlos zur Verfügung steht. Er ermöglicht eine übersichtliche Analyse von Gemeinden<br />
und Ortsteilen zu folgenden Themenbereichen:<br />
Aktivitäten der ILE<br />
Bevölkerungsentwicklung,<br />
Flächennutzung und Siedlungsstruktur (z.B. regionalypische Bauweise, Wohndichte)<br />
Bodenpolitik (z.B. Baulandpreise),<br />
Versorgung und Erreichbarkeit (z.B. Infrastruktur- und Daseinsvorsorgeeinrichtungen),<br />
bürgerschaftliches Engagement (z.B. Vereinsleben)<br />
Wirtschaft und Arbeitsmarkt (z.B. Beschäftigtenzahl)<br />
Aus diesen Ausgangsdaten lassen sich später Maßnahmen und Strategien für eine nachhaltige Entwicklung<br />
und zum Flächensparen in einer Gemeinde ableiten. Diese können nicht punktuell stattfinden, sondern müssen<br />
gesamtheitlich für die ganze Gemeinde angesetzt und im interkommunalen Kontext betrachtet werden.<br />
Flächenmanagement-Datenbank und Vitalitäts-Check - Innenentwicklung mit Mehrwert<br />
Maßgeblich für eine vorausschauende und nachhaltige Planung einer Gemeinde ist die Entwicklung „Innen<br />
statt Außen“, also die Vitalisierung der Innenbereiche der Dörfer.<br />
Dazu ist eine genaue Kenntnis über Quantität, Qualität und Aktivierungsmöglichkeiten der innerörtlichen<br />
Baulandpotenziale sowie der Interessen der Flächeneigentümer notwendig und eröffnet den Kommunen<br />
einen größeren Handlungsspielraum für ihre Siedlungsentwicklung. Neben der Einsparung von Planungs- und<br />
Erschließungskosten für neue Siedlungsgebiete am Ortsrand ergeben sich noch eine Reihe weiterer Faktoren,<br />
die für eine verstärkte Innenentwicklung sprechen:<br />
Bessere Ausnutzung technischer und sozialer Infrastrukturen und des Einzelhandels im Ort<br />
Verbesserung des Orts-/Stadtbildes durch Schließen von Baulücken und Vermeidung von Leerständen<br />
Umnutzung leerstehender Gebäude / Etablierung neuer Wohnformen und -angebote<br />
Innerörtliche Belebung und Verjüngung im Ortskern durch Zuzug / Verbleib junger Familien<br />
Erhaltung der Erholungs- und Landschaftsqualitäten am Siedlungsrand<br />
Vermeidung von Eingriffen in den Naturhaushalt und Boden als Wirtschaftsgrundlage<br />
Imageverbesserung durch vorausschauende, umweltbewusste Siedlungsentwicklung<br />
Mit Hilfe der kostenlos zur Verfügung stehenden bayerischen Flächenmanagement-Datenbank (FMD) ist es<br />
möglich, Flächenpotenziale, auf denen eine Bebauung bzw. Nutzung generell möglich wäre, zu erfassen<br />
und zu verwalten. Es können z.B. Baulücken, Brachflächen sowie leerstehende Wohngebäude und Hofstellen<br />
aufgenommen werden. Außerdem unterstützt die FMD die Kommunen bei der Dokumentation und Planung<br />
ihrer Innenentwicklung, indem sie es ermöglicht, die Aktivierung von Potenzialen zu dokumentieren sowie auf<br />
Basis statistischer Kennwerte den zukünftigen Bedarf an Wohnbauland abzuschätzen.<br />
Die Daten der Flächenmanagement-Datenbank können in den Vitalitäts-Check integriert werden, sodass<br />
die Innenentwicklungspotenziale und die Infrastrukturausstattung in einer Gemeinde und ihren Ortsteilen<br />
gegenübergestellt werden können.<br />
Als betreuendes Planungsbüro zum Aufbau des Vitalitäts-Checks zur Innenentwicklung und der Befüllung der<br />
Flächenmanagement-Datenbank wurde das Team von Baader Konzept aus Gunzenhausen im Fränkischen<br />
Seenland ausgewählt. Unter der Leitung von Frau Dr. Müller-Herbers wurde im Mai ein erstes Auftakt- und<br />
Kennenlerngespräch per Videokonferenz mit allen sieben ILE-Gemeinden und dem Amt für Ländliche Entwicklung<br />
Oberbayern als Projektbegleitung und Fördermittelgeber veranstaltet.<br />
17
Aktivitäten der ILE<br />
Derzeit finden Schulungen zur Flächenmanagement-Datenbank in den einzelnen Gemeinden statt, sodass<br />
die Gemeinden ihre Innenentwicklungspotenziale (z.B. Baulücken, leerstehende Wohngebäude und Hofstellen)<br />
selbst vor Ort aufnehmen und diese in die Datenbank eingeben können. Zeitgleich werden vom Büro<br />
Baader Konzept u.a. die Daseinsvorsorgeeinrichtungen in den Ortsteilen erfasst und der Vitalitäts-Check für<br />
jede der sieben ILE-Gemeinde eingerichtet und befüllt.<br />
Weitere Informationen zum Vitalitäts-Check zur Innenentwicklung finden Sie hier:<br />
https://www.stmelf.bayern.de/landentwicklung/dokumentationen/059178/index.php<br />
Weitere Informationen zur Flächenmanagement-Datenbank finden Sie hier:<br />
https://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/flaechenmanagement/fmdb/index.htm<br />
Ansprechpartner bei der ILE Waginger See – Rupertiwinkel<br />
Alexandra Huber<br />
ile@wagingersee-rupertiwinkel.de, 08685 / 77939-60<br />
Ansprechpartner beim Planungsbüro Baader Konzept<br />
Dr. Sabine Müller-Herbers<br />
Katja Horeldt<br />
Alexander Weiß<br />
k.horeldt@baaderkonzept.de, 09831 / 61 93-265<br />
Ein Bericht von Baader Konzept, 12.08.<strong>2020</strong><br />
Sächsischer Minister für Regionalentwicklung besucht ILE am 22.07.<strong>2020</strong><br />
Staatsministerin Michaela Kaniber besuchte am 22.07.<strong>2020</strong> zusammen mit ihrem Ministerkollegen Thomas<br />
Schmidt aus Sachsen die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Waginger See – Rupertiwinkel.<br />
Im Umfeld des Waginger Sees gab es bereits frühzeitig interkommunale Initiativen. Um eine ganzheitlich<br />
angelegte Zukunftsentwicklung der Region zu ermöglichen, haben sich Ende 2015 sieben Kommunen in dieser<br />
ILE zusammengeschlossen.<br />
Die ILE Waginger See – Rupertiwinkel umfasst die Kommunen Fridolfing, <strong>Kirchanschöring</strong>, Petting, Taching am<br />
See und Wonneberg sowie den Markt Waging am See und die Stadt Tittmoning.<br />
1. Bürgermeister von <strong>Kirchanschöring</strong>, Hans-Jörg Birner, zugleich Vorsitzender der ILE und der Ökomodellregion,<br />
empfing die Gäste im Haus der Begegnung in <strong>Kirchanschöring</strong> und erläuterte das Zusammenwirken der<br />
Regionalinitiativen:<br />
Die Initiative boden:ständig hat die Verbesserung des<br />
Gewässerzustands des Waginger und Tachinger Sees<br />
zum Ziel. Es wurden Schlüsselmaßnahmen in Teileinzugsgebieten<br />
entwickelt und konkrete Maßnahmenvorschläge<br />
erarbeitet. Darauf aufbauend wurde<br />
2012 die Flurneuordnung Waginger-Tachinger See<br />
angeordnet und bereits Maßnahmen zum Stoffrückhalt<br />
in den fünf Seengemeinden durchgeführt.<br />
Bürgermeister Birner erläutert das Zusammenwirken<br />
der Regionalinitiativen<br />
Foto: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Die Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel<br />
verfolgt das Ziel, mit einer Änderung der Landbewirtschaftung<br />
die Wasserqualität in der Region<br />
nachhaltig zu verbessern und den Land-<br />
18
wirten gleichzeitig neue Einkommensmöglichkeiten zu verschaffen. Inzwischen wurden zahlreiche<br />
Projekte wie die Erzeugung und Vermarktung von Bio-Braugerste, Biorindfleisch und Biokäse umgesetzt.<br />
Die Lokale Aktionsgruppe LEADER Traun-Alz-Salzach umfasst einen weiteren Bereich mit zus. beteiligten<br />
Kommunen. Ihre Haupthandlungsfelder sind Kultur, Tourismus und Freizeit sowie demographischer Wandel.<br />
Aktivitäten der ILE<br />
Besonders beeindruckt war Herr Staatsminister Schmidt<br />
von den Dorferneuerungsmaßnahmen und vom „Haus<br />
der Begegnung“, das bewusst als Veranstaltungsort ausgewählt<br />
wurde. Die Kombination von Wohnangeboten<br />
für Senioren und gemeinschaftlichen Einrichtungen bietet<br />
für die <strong>Kirchanschöring</strong>er eine neue soziale Mitte.<br />
Spannend sind auch die weiteren Pläne der Gemeinde<br />
für ein „anderes Wohnen“. So soll der Innerortsbereich<br />
von <strong>Kirchanschöring</strong> mit ortstypischen Bauten verdichtet<br />
werden. Hier können sich z.B. junge Familien zusammentun<br />
und gemeinsam flächensparend bauen.<br />
Staatsministerin Michaela Kaniber besuchte am 22.07.<strong>2020</strong><br />
zusammen mit ihrem Ministerkollegen Thomas Schmidt aus<br />
Sachsen die ILE Waginger See - Rupertiwinkel<br />
Foto: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Staatsministerin Michaela Kaniber im Gespräch mit ihrem Ministerkollegen<br />
Thomas Schmidt und Bürgermeister Hans-Jörg Birner<br />
Foto: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Bei der anschließenden Diskussion sah Staatsminister<br />
Schmidt die sächsischen Umsetzungskonzepte bestätigt.<br />
Er nimmt aber einige neue Ideen und Ansätze mit<br />
nach Sachsen. Staatsministerin Michaela Kaniber bedankte<br />
sich abschließend bei Bürgermeister Birner, dem<br />
„Motor“ der Zusammenarbeit in der Region Waging.<br />
Die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der ILE<br />
Waginger See - Rupertiwinkel ist ein Vorzeigeprojekt mit<br />
bereits vielen umgesetzten Maßnahmen geworden.<br />
Text: Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern<br />
Projekte Regionalbudget <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Mit dem Regionalbudget wurde im Jahr <strong>2020</strong> ein neues Förderprogramm vom Amt für Ländliche Entwicklung<br />
auf den Weg gebracht.<br />
Insgesamt 100.000 EUR an Fördergeldern standen der Region Waginger See – Rupertiwinkel für Kleinprojekte<br />
zur Verfügung. Dabei konnten sich Vereine, Privatpersonen, Gemeinden, Kirchen etc. um eine Förderung<br />
ihres Projektes bewerben, das maximal Kosten in Höhe von 20.000 EUR aufweisen durfte.<br />
Ziel dieser Förderung ist es, eine engagierte und eigenverantwortliche ländliche Entwicklung zu unterstützen<br />
und die regionale Identität zu stärken.<br />
Die Auswahl der Kleinprojekte erfolgte durch ein Entscheidungsgremium, das sich aus Vertretern regionaler<br />
Akteure zusammensetzte, wobei unter anderem geprüft wurde, ob das Projekt mit den Handlungsfeldern des<br />
Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts der Region übereinstimmt.<br />
Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> konnte mit Unterstützung des ILE-Regionalbudgets folgende Kleinprojekte<br />
umsetzen:<br />
19
Aktivitäten der ILE<br />
Barrierefreie Stellplätze<br />
Damit für Menschen mit Handicap die Teilnahme an<br />
Veranstaltungen am Sportgelände verbessert wird, wurden<br />
barrierefreie Stellplätze am Sportgelände und an<br />
der Hans-Straßer-Halle errichtet.<br />
Vereinshütten<br />
Die <strong>Kirchanschöring</strong>er Vereine benötigen für Vereinsfeste<br />
bzw. Veranstaltungen im Freien Hütten. Die Hütten<br />
können z.B. als Informationspunkt bei größeren Vereinsfesten<br />
genutzt werden. Sie werden über die Gemeinde<br />
verwaltet und stehen allen <strong>Kirchanschöring</strong>er Vereinen<br />
zur Verfügung.<br />
Foto: Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Ortseingangstafeln<br />
Abgestimmt mit anderen Kommunen der ILE Waginger See - Rupertiwinkel<br />
wurden neue, modern gestaltete und in Edelstahl ausgeführte<br />
Ortstafeln mit dem Regionalbudget gefördert.<br />
Somit erhielten die Ortseingänge ein modernes und langlebiges<br />
Erscheinungsbild.<br />
Foto: Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Sitzgelegenheit am Bienenhaus<br />
Im Jahr 2019 wurde ein von LEADER gefördertes Bienenhaus mit einem<br />
Vorplatz und einer Zuwegung mit Infotafeln errichtet.<br />
Mittlerweile wird dieser Weg nicht nur von den Imkern und den<br />
„offiziellen“ Besuchergruppen (z.B. Schulklassen) genutzt, sondern<br />
auch von vielen anderen Bewohnern und Besuchern des Ortes<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>.<br />
Gerade von älteren Menschen und Familien wurde die Anregung<br />
vorgebracht eine Sitzmöglichkeit mit Bänken und Tisch anzubringen,<br />
um an diesem reizvollen Platz mitten im Ort eine Rast machen<br />
zu können. Diese Sitzgruppe wurde mit dem Regionalbudget<br />
unterstützt.<br />
Foto: Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Barrierefreie Straßeneinmündungen<br />
Foto: Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Bei zwei Straßeneinmündungen im Dorfbereich <strong>Kirchanschöring</strong><br />
(Rathaus) wurden vor mehr als 20 Jahren im Bereich des Gehund<br />
Radweges Pflasterungen vorgenommen.<br />
Leider wurde damals neben der optischen Wirkung die Barrierefreiheit<br />
vernachlässigt. So werden diese Einmündungen von Radfahrern,<br />
Eltern mit Kinderwägen, Senioren mit Rollatoren oder<br />
Rollstuhlfahrern gemieden, bzw. teilweise auf die Kreisstraße ausgewichen.<br />
Das führt derzeit immer wieder zu gefährlichen Situationen.<br />
Mit dem neuen, barrierefreien Pflaster soll diese Situation abgestellt<br />
werden.<br />
20
Zusammenarbeit der Regionalinitiativen<br />
Staatsministerin Michaela Kaniber lobt Arbeit der Regionalinitiativen<br />
Mit dem Ziel, die Region zukunftsfähig zu gestalten, haben<br />
sich viele der Kommunen rund um den Waginger<br />
See, im Rupertiwinkel und darüber hinaus zusammengeschlossen,<br />
um die Dinge gemeinsam anzupacken, ohne<br />
dabei auf ihre Eigenständigkeit und Identität verzichten<br />
zu müssen. Kurzum: Jeder beteiligt sich und profitiert<br />
vom großen Ganzen. Dazu arbeiten drei verschiedene<br />
Regionalinitiativen zusammen, die sich mit unterschiedlichen<br />
Aufgabengebieten und Projekten beschäftigen.<br />
Dass sie dabei erfolgreich agieren und schon sehr weit<br />
gekommen sind, wurde auf der Regionalkonferenz der<br />
Regionalinitiativen in Fridolfing deutlich. Denn dort präsentierten<br />
die Verantwortlichen der einzelnen Initiativen<br />
den Konferenzteilnehmern eine einzigartige Vielfalt an<br />
Handlungsfeldern und Vorhaben und ein breites Spektrum<br />
an Aufgaben.<br />
Als Hausherr begrüßte Fridolfings Bürgermeister Hans Schild<br />
die zahlreichen Bürgermeister und Gemeinderäte der Region<br />
sowie mehrere Vertreter des Amts für Ländliche Entwicklung<br />
Foto: Caruso<br />
LEADER, Ökomodellregion & ILE<br />
Die fallen in den Verantwortungsbereich von Bürgermeister Hans-Jörg Birner und seiner Amtskollegen aus Tittmoning,<br />
Konrad Schupfner, und aus Waging, Matthias Baderhuber, die die Umsetzung der Regionalinitiativen<br />
auf Marlene Berger-Stöckl, Elke Ott und Alexandra Huber übertragen haben.<br />
Die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,<br />
Michaela Kaniber, betont in ihrer Ansprache, welch<br />
beeindruckenden Entwicklungsschub die Region durch die<br />
Regionalinitiativen erlebt.<br />
Foto: Caruso<br />
So lobte Staatsministerin Michaela Kaniber, die für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten und damit auch für die<br />
ländliche Entwicklung verantwortlich ist, nicht nur das<br />
Engagement der Bürgermeister, sondern auch die der<br />
anderen beteiligten Gemeinden mit ihren Rathauschefs<br />
und aufgeschlossenen Gemeinderäten, „die planvoll<br />
Initiative um Initiative an Land gezogen und etabliert haben“.<br />
Die Region Waginger See - Rupertiwinkel bündle<br />
die Instrumente, die ihr Haus mit den Möglichkeiten der<br />
Dorferneuerung, der Integrierten Ländlichen Entwicklung,<br />
mit Leader und der Ökomodellregion biete. „Der beeindruckende<br />
Entwicklungsschub, der durch die Projekte<br />
angestoßen wurde, hat inzwischen alle überzeugt.“<br />
„Schon in früheren Jahren hat es ein langjähriges Zusammenarbeiten<br />
von Kommunen gegeben, wie etwa<br />
bei der Wasserversorgung oder den Schulen. Mit der<br />
Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel (ÖMR)<br />
sind weitere Gemeinden dazugekommen.“<br />
Mit dem Zusammenschluss zur Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) sei schließlich ein neuer Meilenstein<br />
gesetzt worden und mit der Gründung der LAG “Traun-Alz Salzach“ der Einstieg in die LEADER Welt gelungen,<br />
sagte die Ministerin. Nun lebe die Region diesen Dreiklang aus ILE, LEADER und Ökomodellregion. „Damit<br />
finden wir für jede Idee und jedes Projekt die beste Strategie.“<br />
Als gutes Beispiel seien die zahlreichen Aktionen der Ökomodellregion zu nennen. Dort sei vieles geschaffen<br />
worden. „Ein großer Erfolg war es, Lagermöglichkeiten für Biogetreideprodukte gemeinsam mit der Brauerei<br />
Stein in der Mussenmühle zu etablieren.“ Hervorzuheben sei auch die Kooperation mit Barnhouse und Byodo<br />
sowie das ständig wachsende Bio-Wirte-Netzwerk.<br />
21
LEADER, Ökomodellregion & ILE<br />
„Auch das Potenzial der Gemeinschaftsverpflegung für nachhaltige Kost haben Sie vor allen anderen erkannt,<br />
mit dem Sie in der Salzachklinik in Fridolfing mit gutem Beispiel vorangegangen sind“, hob Kaniber mit<br />
einem Dankeschön an den Hausherrn, Bürgermeister Hans Schild, hervor. Generell gelte es, die Ziele in der<br />
Kantinen- und Schulverpflegung höher zu schrauben, damit dort mehr Produkte aus regionalem und biologischem<br />
Anbau verwendet werden.<br />
Auch den Betrieben, die Lebensmittel verarbeiten und veredeln, komme eine große Bedeutung zu.<br />
Mit dem Biobäcker-Netzwerk habe man unter anderem erreicht, dass sich Bäckereien biozertifizieren lassen<br />
und mehr heimische Biorohstoffe verwenden, sagte Michaela Kaniber, ehe sie weitere Erfolge der ÖMR auflistete,<br />
„in der es geradezu wie im Bilderbuch läuft“. Da dies vor allem auf die unermüdlichen Anstrengungen<br />
der Projektmanagerin der Ökomodellregion, Marlene Berger Stöckl zurückzuführen ist, zollte ihr die Ministerin<br />
großes Lob für ihre Arbeit. „Sie ist die Speerspitze und kann Menschen überzeugen und zusammenbringen“.<br />
Die Projektmanagerin der Ökomodellregion Waginger See -<br />
Rupertiwinkel, Marlene Berger-Stöckl, stellt unter anderem<br />
ökologische Projekte mit Bürgern und Gemeinden vor, wie etwa<br />
das ökologische Pflegekonzept für kommunale Grünflächen.<br />
Foto: Caruso<br />
Das Lob der Ministerin galt auch der Umsetzungsbegleiterin<br />
der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE),<br />
Alexandra Huber, die in einem Projekt der ILE das hochaktuelle<br />
Thema Flächenverbrauch und Innenentwicklung<br />
aufgreift, das zur Stärkung der Ortskerne beitragen<br />
soll. „Mit dem Erstellen einer Flächenmanagement-<br />
Datenbank und einem Vitalitäts-Check wird der Frage<br />
nachgegangen, wie es sich vermeiden lässt, dass die<br />
dörflichen Zentren zunehmend veröden und die Besiedlung<br />
sich weiter auf bisher unbebaute Flächen an den<br />
Rändern ausdehnt.“<br />
Die Flächenmanagement-Datenbank ist ein Instrument<br />
zum Erfassen, Verwalten und Aktivieren von Innenentwicklungspotentialen.<br />
Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> entwickle darauf aufbauend<br />
ein Projekt zur qualifizierten Bedarfsermittlung<br />
von Wohneigentum und eine auf die Kommune abgestimmte Siedlungsentwicklungsstrategie, „die die übrigen<br />
Gemeinden mit großem Interesse verfolgen“.<br />
Abschließend empfahl Staatsministerin Kaniber, „dass<br />
die Gemeinden ihre großartige Zusammenarbeit über<br />
Fördertöpfe, Fachbereiche und sonstige Grenzen hinweg<br />
weiter ausbauen sollen“. Bereits jetzt seien sie damit<br />
schon federführend in Bayern. Dazu trage vor allem<br />
Hans-Jörg Birner aus <strong>Kirchanschöring</strong> bei. „Er ist Vorreiter,<br />
das Gesicht der Region und mittlerweile in ganz Bayern<br />
bekannt“, würdigte sie.<br />
Ihr Lob galt auch Tittmonings Bürgermeister Konrad<br />
Schupfner, der dankend betonte: „Für uns als Vertreter<br />
der Kommunen ist es ein ganz ausgezeichnetes Signal,<br />
mit welch großem Interesse die Ministerin die Aktivitäten<br />
der kommunalen Aktionsgruppen verfolgt.“<br />
Dies sei auch Motivation, weiterhin Verantwortung zu<br />
übernehmen.<br />
Konrad Schupfner, 1. Vorsitzender der LAG Leader<br />
Traun-Alz-Salzachtal, hebt in seiner Rede<br />
die gute Koordination der Initiativen hervor,<br />
mit der eine sehr effektive Arbeit erzielt wird.<br />
Foto: Caruso<br />
Als Vorsitzender der LAG sei er, Schupfner, mit der Absicht gestartet, mit LEADER zusätzliche Fördermittel in die<br />
Region zu bringen, um Vorhaben mit LEADER-Mitteln zu realisieren.<br />
„Durch die gute Koordination unserer Aktionsgruppen sind wir sehr effektiv“, sagte Schupfner und übergab<br />
das Wort der Reihe nach an die Umsetzungsbegleiterinnen Marlene Berger-Stöckl, Alexandra Huber und Elke<br />
Ott.<br />
22
Nacheinander präsentierten sie die einzelnen Bau- und<br />
Kulturprojekte, die Tourismus-, Siedlungs- und Innovationsprojekte,<br />
die gemeinsamen Aktionen zur Förderung von<br />
Biolandwirtschaft samt Vermarktungsstrategien und<br />
Vorhaben, die dem Erhalt einer intakten Umwelt und<br />
des Waldes sowie der Artenvielfalt dienen. Darunter<br />
befanden sich sowohl Einzel- als auch Kooperationsprojekte.<br />
Den detaillierten Darstellungen konnte man<br />
auch entnehmen, wie die einzelnen Vorhaben finanziert<br />
und gefördert werden.<br />
LEADER, Ökomodellregion & ILE<br />
Elke Ott berichtete über die durchgeführten LEADER<br />
Projekte und über die sehr gute Zusammenarbeit der<br />
Initiativen.<br />
„Mehrheitlich sind Projekte im Bereich Tourismus und<br />
Daseinsvorsorge beantragt worden. Über eine Million<br />
Euro an Fördermitteln konnte in der Region durch Projekte<br />
Als 1. Vorsitzender der Integrierten Ländlichen Entwicklung<br />
Waginger See - Rupertiwinkel und Vorstandssprecher der<br />
Ökomodellregion freut sich Hans-Jörg Birner, „dass die<br />
Zusammenarbeit der Gemeinden nach den Kommunalwahlen<br />
im März wieder so gut weitergeht wie bisher“.<br />
Foto: Caruso<br />
gebunden werden. Bis Ende dieses Jahres können noch Projekte beantragt werden, und es stehen noch<br />
rund 300.000 Euro zur Verfügung“.<br />
Darüber hinaus stellte der wissenschaftliche Mitarbeiter am Technologie Campus Grafenau, einer Forschungseinrichtung<br />
der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), Wirtschaftsinformatiker Matthias Oswald, die Inhalte<br />
des Digitalen Alpendorfs vor.<br />
Außerdem gab es einen Stand, an dem sich die Besucher informieren und mit den beiden weiteren Mitarbeitern<br />
beim Digitalen Alpendorf, Frank Edenharter und Nadja Kolbeck, ins Gespräch kommen konnten.<br />
Die Konferenzteilnehmer würdigten die Präsentationen mit großem Beifall. Zu den Teilnehmern, die Hans<br />
Schild zu Beginn dieser Veranstaltung in der Rupertihalle begrüßt hatte, gehörten die Bürgermeister und die<br />
Gemeinde- oder Stadträte aus Fridolfing, <strong>Kirchanschöring</strong>, Laufen, Petting, Saaldorf-Surheim, Taching am<br />
See, Teisendorf, Tittmoning, Waging am See und Wonneberg sowie einige Ehrengäste aus dem Referat für<br />
Ländliche Entwicklung.<br />
So konnte Schild neben der Staatsministerin auch Roland Spiller, den Leiter des Referats „Ländliche Entwicklung“<br />
im Landwirtschaftsministerium, begrüßen.<br />
Ein Gruß galt auch Katharina Niemeyer und Martina Kronast vom Bereich Zentrale Aufgaben, der organisatorisch<br />
dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern angegliedert ist, sowie Guido Romor und Ursula Mesch<br />
vom Amt für Ländliche Entwicklung, Oberbayern, LEADER-Koordinator Oberbayern-Süd Sebastian Wittmoser<br />
vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim und Alfons Leitenbacher von Traunsteiner<br />
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.<br />
Text: Anneliese Caruso<br />
© Montri / Adobe Stock<br />
23
Digitales Alpendorf<br />
Digitales Alpendorf <strong>2020</strong><br />
Seit Mitte 2018 darf sich die Region der Integrierten<br />
Ländlichen Entwicklung (ILE) Waginger See - Rupertiwinkel<br />
als „Digitales Alpendorf“ bezeichnen.<br />
In dem von der Bayerischen Staatsregierung geförderten<br />
Projekt werden in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen<br />
und Bürgern der ILE-Kommunen digitale Lösungen für verschiedene Lebensbereiche bedarfsgerecht<br />
entwickelt und erprobt. Ziel ist es, den ländlichen Raum für die Zukunft zu stärken. Das „Digitale Alpendorf“<br />
bildet dabei eine von fünf Modellregionen des Projekts „Digitales Dorf“. Drei davon werden vom<br />
Technologie Campus Grafenau, einer Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf,<br />
betreut.<br />
Das digitale Herzstück des Projekts „Digitales Alpendorf“ bildet das „Dahoamimrupertiwinkel-<br />
Portal“. Das Portal fungiert als Informations- und Austauschplattform zwischen den Gemeinden<br />
und ihren Bürgerinnen und Bürgern sowie den Gemeinden untereinander.<br />
Informationen rund um das Projekt und die Ergebnisse der bereits umgesetzten Teilprojekte<br />
fi nden Sie unter: http://dahoamimrupertiwinkel.de/startseite-rupertiwinkel oder scannen Sie<br />
einfach den QR-Code mit Ihrem Smartphone ein!<br />
Auf der Plattform werden derzeit folgende Teilprojekte gesammelt präsentiert:<br />
Zukunftswohnen<br />
Nachhaltigkeit ist heute eines der bestimmenden<br />
Themen in der Gesellschaft und<br />
daher ein wichtiger Teil im „Digitalen Alpendorf“.<br />
Auch beim Bauen und Wohnen ist<br />
heutzutage durch die geschickte Auswahl<br />
an Materialien und Methoden eine nachhaltige<br />
und kosteneffi ziente Umsetzung von<br />
Neubau- und Sanierungsprojekten aller Art<br />
möglich. Um über diese umfassenden Möglichkeiten<br />
zu informieren, wurde das Projekt<br />
„Zukunftswohnen“ ins Leben gerufen.<br />
Auf einer Plattform werden Ihnen anhand<br />
von ausgewählten fachlichen Artikeln die<br />
verschiedensten Maßnahmen verständlich<br />
und anschaulich präsentiert. So können Sie<br />
sich beispielsweise zu Lebenszykluskosten<br />
und wie Sie durch nachhaltiges Bauen auf<br />
lange Sicht Geld einsparen informieren.<br />
Die Sanierung des „Knallerhofs“<br />
ist eines der Projekte, das wir Ihnen vorstellen / Foto: Franz Aicher<br />
Darüber hinaus geben wir Ihnen Einblicke in nachhaltige Baumaterialien, wie Sie generationengerecht bauen<br />
und wie eine vorrausschauende Planung auch Vorteile für Ihre Gesundheit mit sich bringen kann<br />
Als Inspiration für Ihre zukünftigen Bauvorhaben wurden bereits einige Beispielprojekte aus dem Rupertiwinkel<br />
zusammengetragen, die zeigen, wie nachhaltiges Bauen und Wohnen auch in der Praxis funktionieren<br />
kann. Diese Auswahl an Projekten wird fortlaufend ergänzt und immer neue Einblicke, Methoden, Materialien<br />
und innovative Ideen für Sie bereithalten. Der angehängte Baublog wird zu einigen ausgewählten Bau- und<br />
Sanierungsvorhaben live von der Baustelle berichten, damit Sie nachverfolgen können, wie die konkrete Umsetzungsphase<br />
abläuft, welche Hindernisse auf Sie zukommen könnten und wie diese letztendlich gemeistert<br />
werden. Sie lernen dabei sowohl von den begleitenden ExpertInnen, als auch von Menschen aus der Region.<br />
24
Findet Naturabenteuer<br />
Beispielfoto aus der Website „Findet Naturabenteuer“<br />
Lama-Wanderungen mit Tanja Adam und Robert Dorroch<br />
Foto: Axel Effner<br />
Vor der imposanten Kulisse der Berchtesgadener<br />
und Chiemgauer Alpen liegen,<br />
eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft,<br />
Waginger und Tachinger See und<br />
an deren Ufern zehn lebenswerte Orte.<br />
Der Rupertiwinkel ist eine vielseitige Gegend<br />
mit ursprünglicher Natur, gelebten<br />
Traditionen und ideenreichen Menschen,<br />
die beides schätzen. Wer mit ihnen auf<br />
Entdeckungstour geht, kann in der Ökomodellregion<br />
rund um die wärmsten Badeseen<br />
Oberbayerns echte Naturabenteuer<br />
finden.<br />
Zusammen mit Einheimischen ist es gelungen,<br />
besondere Mitmachaktionen sowie<br />
Erlebnisangebote zu identifizieren und auszuarbeiten.<br />
Geheimtipps, die zeigen, dass<br />
die Gegend voller Naturwunder steckt, die<br />
nur darauf warten, entdeckt zu werden.<br />
Auf der Plattform „Findet Naturabenteuer“ werden diese Geheimtipps und Erlebnisangebote gesammelt<br />
und aufbereitet. Anbieter können hier ihre Naturerlebnisse und Umweltbildungsangebote optisch ansprechend<br />
und nutzerfreundlich präsentieren. Dabei steht ein sanfter und naturverträglicher Tourismus im Fokus.<br />
Die Webseite bietet Gästen und Einheimischen einen Überblick über die vielfältigen Angebote an Abenteuern<br />
in der Region.<br />
Dabei werden die unterschiedlichsten Zielgruppen angesprochen: Neben Geschichts-, Sport-, Genussund<br />
Kulturinteressierten können BeobachterInnen, Wissensdurstige, MitgestalterInnen und Ruhesuchende<br />
ihr individuelles Naturabenteuer entdecken. Von mystischen Moorwanderungen, geheimnisvollen Nachtwächterführungen<br />
über abenteuerliche Plättenfahrten bis hin zu spannenden Kräuterwanderungen ist für<br />
jeden etwas dabei. Kulinarisches gibt es bei der Hofladen-Radtour, bei der man die nachhaltig produzierten<br />
Lebensmittel der Region in geselliger Runde genießt. Wer die Nähe der Tiere und den etwas anderen Spaziergang<br />
sucht, für den ist die Wanderung mit Lamas genau das richtige Abenteuer.<br />
Die Naturabenteuer bieten nicht nur schöne Erinnerungen, sondern auch einen echten Mehrwert: man entschleunigt,<br />
schmeckt, staunt und lernt nebenbei Leute kennen, die ihre Heimat und somit den Gesamteindruck<br />
der Region prägen.<br />
Digitales Alpendorf<br />
Biogenuss<br />
Mit der Gründung des Vereins „Ökogenuss<br />
Waginger See“ fiel ein wichtiger<br />
Startschuss bei der Umsetzung des Teilprojekts<br />
„Biogenuss“.<br />
Ziel des Vereins ist es, die Zusammenarbeit<br />
der regionalen Bioerzeuger zu verbessern<br />
und den Marktzugang vor allem für kleinere<br />
Betriebe zu erleichtern. Biobauer und<br />
Vorsitzender des Vereins Sebastian Kettenberger<br />
nannte als Ziel, vor allem die Bündelung<br />
der Angebote in der Region.<br />
Dieses Ziel soll mit der geplanten Biogenuss-<br />
Plattform erreicht werden.<br />
Zur besseren Vermarktung der zahlreichen<br />
regionalen Bioprodukte werden lokale<br />
Bio-Direktvermarktende auf der Biogenuss-<br />
Mit dieser Aussicht wächst das Biogemüse besonders gut.<br />
Felder vom Bio-Michi mit Blick auf die Berge. / Foto: Barbara Kohl - TCG<br />
25
Digitales Alpendorf<br />
Plattform ihre Waren anbieten können. Die Angebote der Erzeuger und Direktvermarkter sollen dabei übersichtlich<br />
und optisch ansprechend auf der Plattform präsentiert werden. Dank einer ausgereiften Lieferlogistik<br />
können die Bürgerinnen und Bürger der Plattform ihre nachhaltigen Lebensmittel bald direkt an der eigenen<br />
Haustüre in Empfang nehmen. Das Warenangebot lässt dabei kaum Wünsche offen. Die Plattform befindet<br />
sich derzeit bereits in der Umsetzung.<br />
Das Sozialbüro ist eines der zahlreichen Angebote<br />
zur Beratung beim Thema Pflege / Foto: Barbara Kohl - TCG<br />
Digitaler Pflegekompass<br />
Ein Pflegefall in der eigenen Familie stellt<br />
diese oftmals vor große Herausforderungen,<br />
gerade wenn LebensgefährtInnen, Eltern<br />
oder Großeltern plötzlich und ohne vorherige<br />
Anzeichen pflegebedürftig werden.<br />
Im Fall der Fälle müssen oft schnell alle notwendigen<br />
Informationen zusammengetragen<br />
werden. Ist eine Pflege zu Hause machbar<br />
oder bleibt nur der schwere Schritt des<br />
Umzugs in ein Pflegeheim als letzter Ausweg?<br />
Um Sie in solchen schwierigen Phasen zu<br />
unterstützen entsteht im „Digitalen Alpendorf“<br />
der „Digitale Pflegekompass“, welcher<br />
im ersten Halbjahr 2021 veröffentlicht<br />
werden soll. Der „Digitale Pflegekompass“<br />
wird Sie mit ersten Informationen rund ums<br />
Thema Pflege versorgen, zu großen Pflegewissensdatenbanken<br />
verlinken und die Angebote, die Ihnen in der Region zur Verfügung stehen, aufzeigen.<br />
Ein großes Ziel sollte es stets sein, dass Pflegebedürftige solange wie möglich in den eigenen vier Wänden<br />
oder zumindest bei der Familie wohnen können. Oft ist aber nicht bekannt, dass Kommunen und private<br />
TrägerInnen zahlreiche Angebote zur Unterstützung von Pflegebedürftigen und Pflegenden für Sie bereithalten.<br />
Daher werden wir Ihnen im „Digitalen Pflegekompass“ durch eine Suchfunktion Angebote zu beispielsweise<br />
Hilfe im Haushalt, Beratungen oder auch zur Freizeitgestaltung aufzeigen, durch die das Leben der<br />
Pflegebedürftigen und den Pflegenden zumindest etwas erleichtert werden kann. Sie können dann unkompliziert<br />
direkt mit den AnsprechpartnerInnen in Kontakt treten und alles weitere persönlich klären.<br />
Außerdem werden wir Ihnen Leitfäden zur Verfügung stellen, durch die Sie bei einem plötzlichen Pflegefall<br />
oder dem Tod eines geliebten Menschen begleitet werden. Um Sie weiterhin über alle wichtigen Neuigkeiten<br />
auf dem Laufenden zu halten, werden im „Digitalen Pflegekompass“ neueste Regelungen, interessante<br />
Fakten oder regionale Informationsveranstaltungen rund um das Thema Pflege laufend aktualisiert.<br />
Digitales Rathaus<br />
Blick auf das <strong>Kirchanschöring</strong>er Rathaus / Foto: Barbara Kohl - TCG<br />
Im Rahmen des Projekts “Digitales Dorf<br />
Spiegelau-Frauenau” wurde die Dahoam<br />
4.0®-Rathaus-App entwickelt und etabliert.<br />
Gemeindespezifische Informationen sind<br />
von überall und jederzeit per App abrufbar.<br />
Die BürgerInnen können zudem bequem<br />
online mit der Gemeindeverwaltung<br />
kommunizieren. Im „Digitalen Alpendorf“<br />
wird aktuell in den ILE-Kommunen die App<br />
bedarfsgerecht auf Übertragbarkeit überprüft<br />
und eingeführt. Gestartet wird in den<br />
Gemeinden <strong>Kirchanschöring</strong> und Tittmoning.<br />
Per App sollen neben den genannten<br />
Funktionen, Bekanntmachungen und<br />
26
Plakate sowie aktuelle Neuigkeiten abrufbar sein. Zudem ist eine „Wichtiges Melden“-Funktion geplant, die<br />
es dem Nutzenden ermöglicht beispielsweise einen Ast, der den Spazierweg blockiert oder eine kaputte Bank<br />
direkt an die Gemeinde zu melden und eine Mitteilung zu erhalten, sobald der Mangel beseitigt wurde. Als<br />
zusätzliche Funktionen sind ein Umfragetool und die Einbindung von Push-Benachrichtigungen angedacht.<br />
Statistische Bevölkerungsdaten der Gemeinde<br />
Einwohner: 3.579<br />
Geburten: 34<br />
Sterbefälle: 29<br />
Geburten- / Sterbesaldo: +5<br />
Statistische Bevölkerungsdaten der Gemeeinde<br />
Zuzüge: 179<br />
Wegzüge: 145<br />
Saldo Zuzüge - Wegzüge: +34<br />
Damit ergibt sich ein Bevölkerungswachstum von +39 (1,09 %)<br />
In den letzten 10 Jahren ist unsere Gemeinde um 436 (13,87 %) Mitbürger gewachsen<br />
Ausländeranteil: 318 (8,89 % der Gesamtbevölkerung)<br />
davon:<br />
Österreich: 124 (38,99 % der Ausländer; 3,46 % aller Einwohner)<br />
Restliches Europa: 129 (37,42 % der Ausländer; 3,32 % aller Einwohner)<br />
Somit:<br />
Europa:<br />
Nicht-Europa:<br />
243 (76,42 % der Ausländer; 6,79 % aller Einwohner)<br />
75 (23,58 % der Ausländer; 2,10 % aller Einwohner)<br />
Quelle: AKDB-Bewegungsstatistik<br />
© vovan / Adobe Stock<br />
27
Kommunalpolitik<br />
Die Kommunalpolitik im Jahresfortgang<br />
Januar<br />
Haushalt <strong>2020</strong><br />
Entwicklung der wichtigsten Einnahmen und Ausgaben (Angaben gerundet auf volle 1.000 €)<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
<strong>2020</strong><br />
(Ergebnis)<br />
(Ergebnis)<br />
(Ergebnis)<br />
(Ansatz)<br />
Grundsteuer A (9000.0001)<br />
39.000<br />
39.000 39.000 39.000<br />
Grundsteuer B (9000.0010)<br />
237.000 235.000 234.000 235.000<br />
Gewerbesteuer (9000.0030)<br />
4.927.000 5.196.000 4.200.000 5.300.000<br />
Gemeindeanteil Einkommensteuer (9000.0100)<br />
1.551.000 1.685.000 1.775.000 1.795.000<br />
Einkommenssteuerersatzleistungen (9000.0615)<br />
113.000 126.000 123.000 132.000<br />
Umsatzsteueranteil (9000.0120)<br />
230.000 302.000 295.000 301.000<br />
Pauschale Finanzzuweisungen<br />
nach Art. 7 FAG (9000.0611)<br />
58.000 58.000 58.000 60.000<br />
Anteil Grunderwerbssteuer (9000.0616)<br />
15.000 35.000 22.000 15.000<br />
Zuschuss Schülerbeförderung (2901.1716)<br />
50.000 45.000 45.000 45.000<br />
Straßenunterhaltszuschuss (6300.1710)<br />
113.000 123.000 123.000 133.000<br />
Kanalbenutzungsgebühren<br />
Kläranlage <strong>Kirchanschöring</strong> (7000.1111)<br />
Kanalbenutzungsgebühren<br />
Kläranlage Waging (7001.1111)<br />
147.000 147.000 173.000 176.000<br />
71.000 63.000 100.000 95.000<br />
Personalausgaben (Gr. 4)<br />
1.215.000 1.370.000 1.441.000 1.648.000<br />
Gewerbesteuerumlage einschl. pos.<br />
Solidarumlage (9000.8100)<br />
1.450.000 1.117.000 940.000 1.190.000<br />
Kreisumlage (9000.8321)<br />
3.296.700 4.051.000 3.004.000 2.935.000<br />
28
Das Volumen des Verwaltungshaushalts beträgt für das Jahr <strong>2020</strong> 10.317.700 €. Bei planmäßiger Abwicklung<br />
ist mit einer Zuführung vom Verwaltungshaushalt an den Vermögenshaushalt in Höhe von 486.700 € zu<br />
rechnen. Nach den Vorschriften der kommunalen Haushaltsverordnung (KommHV-Kameral) muss die sog.<br />
Pflichtzuführung erwirtschaftet werden. D.h., die Zuführung muss mindestens so hoch sein, wie die im Vermögenshaushalt<br />
veranschlagten Tilgungsleistungen.<br />
Die Tilgungsleistungen für <strong>2020</strong> betragen nur 77.000 € (Haus für Kinder und Abwasser), so dass die tatsächliche<br />
Zuführung deutlich über der Pflichtzuführung liegt.<br />
Kommunalpolitik<br />
Da bei einem Gewerbetreibenden ein Insolvenzverfahren eingeleitet wurde, ist bei diesem Betrieb mit keinen<br />
Gewerbesteuereinnahmen mehr zu rechnen. Es ist zudem mit einer Gewerbesteuerrückzahlung von über<br />
1,2 Mio. Euro im Haushaltsjahr <strong>2020</strong> zu rechnen. Im Rahmen der Haushaltsaufstellung muss aufgrund des<br />
Grundsatzes der Einheit (Art. 64 Abs. 1 Satz 1 GO) und Vollständigkeit aller Einnahmen und Ausgaben im Haushalt<br />
aufgenommen werden, welche im Haushaltsjahr <strong>2020</strong> zu erwarten sind. Die Rückzahlung der Gewerbesteuern<br />
ist gemäß Abgabenordnung zu verzinsen. Nach derzeitiger Rechtsgrundlage betragen die Zinsen (§<br />
238 AO) pro Monat einem halben Prozent. Das bedeutet eine jährliche Verzinsung in Höhe von 6 %.<br />
Daher wurde unter der Haushaltsstelle 0331.8412 ein Haushaltsansatz in Höhe von 370.000 € gebildet.<br />
Da in der Vergangenheit solide und wirtschaftlich gearbeitet wurde, kann in der anstehenden schwierigen<br />
zeit die Haushaltsführung in derselben Weise beibehalten werden. Jedoch erfordert die derzeitige Situation<br />
ein gewisses Maß an Zurückhaltung bei der Investitionsbereitschaft in den kommenden Jahren.<br />
Der Gesetzgeber hat mit § 2 b UStG einen Richtungswechsel eingeleitet, der auch die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
als juristische Person des öffentlichen Rechts betrifft. Für die steuerliche Bewertung kommt es zukünftig<br />
(ab 2021) auf den Inhalt der Tätigkeiten, die gesetzlichen oder vertraglichen Grundlagen und die Frage<br />
des Wettbewerbs an. Das Haushaltsscreening wurde derzeit noch nicht vollständig abgeschlossen, jedoch<br />
wurden bereits einige Haushaltsstellen im Finanzplan aufgenommen, bei welchen eine Versteuerung eindeutig<br />
vorzunehmen ist. Zudem ist insbesondere bei der Abrechnung der einzelnen Projekte zu berücksichtigen,<br />
dass die Ausgaben, welche im Haushaltsjahr <strong>2020</strong> getätigt noch getätigt werden, auch bei den Mitgliedsgemeinden<br />
abgerechnet und bezahlt werden müssen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass der Gemeinde<br />
<strong>Kirchanschöring</strong> die bereits im Jahr <strong>2020</strong> bezahlte Steuer als Aufwand verbleibt.<br />
Zudem wurde eine sog. „Tax Compliance-Richtlinie“ erarbeitet, um eine vollständige, korrekte und zeitgerechte<br />
Erfüllung der steuerlichen Pflichten sicherzustellen. Diese Richtlinie ist bereits im Jahr <strong>2020</strong> wichtig, da<br />
das Festival im Grünen erstmals im Haushalt aufgenommen wurde.<br />
Gegenüber dem Haushalt 2019 kann dieses Jahr wieder ein Zuführung an den Vermögenshaushalt geleitet<br />
werden. Es ergaben sich gegenüber dem letzten Jahr im Wesentlichen folgende Änderungen:<br />
Für das Jahr <strong>2020</strong> wird mit Gewerbesteuereinnahmen von ca. 5,3 Mio. € gerechnet.<br />
Trotz des Wegfalls eines wichtigen Gewerbesteuerzahlers und der zu erwartenden Steuerrückzahlung von<br />
ca. 1,2 Mio. € ist mit einer Erhöhung des Gewerbesteueraufkommens zu rechnen.<br />
Bei der Haushaltsstelle für die Verzinsung von Steuererstattungen (0331.8412) wurde ein Betrag in Höhe<br />
von 370.000 € veranschlagt. Diese Verzinsung kann auf die Gemeinde im Falle einer Steuerrückzahlung<br />
zukommen.<br />
Die zu erwartenden Personalausgaben steigen gegenüber dem Haushaltsjahr 2019 ebenfalls.<br />
Der geltende Tarifvertrag sieht ab 1. März <strong>2020</strong> eine Erhöhung der Gehälter in Höhe von durchschnittlich<br />
1,06 % vor.<br />
Zudem läuft der geltende Tarifvertrag zum 31.08.<strong>2020</strong> aus. Ab diesem Zeitpunkt ist ebenfalls mit einer derzeit<br />
noch nicht bekannten prozentualen Erhöhung zu rechnen. Um den Fachkräftemangel vorzubeugen,<br />
bildet die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> ab September <strong>2020</strong> zwei Auszubildende aus.<br />
29
Kommunalpolitik<br />
Der Schuldenstand für Kredit- und Wertpapiere<br />
je Einwohner von Gemeinden vergleichbarer<br />
Größen (3000 bis 5000 EWO) beträgt zum<br />
31.12.2018 beträgt 563 €.<br />
Im Jahr <strong>2020</strong> wird für den Bau des Mietshauses im Baugebiet „<strong>Kirchanschöring</strong> Ost II“, ein Kredit in Höhe von<br />
voraussichtlich 1.400.000 € aufgenommen. Im Haushalt des Vorjahres wurde bereits eine Kreditermächtigung<br />
in Höhe von 600.000 € genehmigt. Im Haushaltjahr 2019 wurde lediglich ein Kredit in Höhe von ca. 51.000 €<br />
aufgenommen. Da die restliche Kreditermächtigung von 549.000 € für das Gebäude „<strong>Kirchanschöring</strong> Ost II“<br />
erforderlich sind, wird diese nicht in das nächste Haushaltsjahr übertragen, sondern erneut im Haushalt <strong>2020</strong><br />
veranschlagt.<br />
Da es sich hier z.B. um Gelder aus dem Kommunalen Wohnungsförderungsprogramm der Regierung und der<br />
staatlichen Wohnbauförderung handelt, dürfen nur Kommunen dieses Darlehen direkt in Anspruch nehmen<br />
(die Weiterleitung an die Wohnbaugesellschaft ist jedoch ausdrücklich erlaubt worden). Aus diesem Grund<br />
steigt die Schuldenbelastung der Gemeinde. Mit Zins- und Tilgungszahlungen wird die Gemeinde allerdings<br />
nicht belastet, da dies direkt über die Wohnbaugesellschaft abgewickelt wird.<br />
Aus dieser Übersicht lässt sich erkennen, dass die gemeindlichen Kredite Mitte des Haushaltsjahres 2023<br />
zurückgezahlt werden. Die 2023 noch vorhandenen Kredite betreffen allein die Wohnbaugesellschaft.<br />
Der Rücklagenstand der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> beträgt zum 01.01.2019 6.384.851,55 € (in dieser Summe<br />
ist ein Sollüberschuss von 788.305,66 € enthalten). Der Stand zum 01.01.<strong>2020</strong> beträgt voraussichtlich<br />
5.314.683,66 €.<br />
Zum Ausgleich des Vermögenshaushalts für das Haushaltsjahr <strong>2020</strong> müssen bei planmäßiger Abwicklung<br />
1.225.400,00 € aus den Rücklagen entnommen werden. Der Rücklagenstand reduziert sich daher bei planmäßiger<br />
Abwicklung zum Jahresende <strong>2020</strong> auf voraussichtlich 4.089.283,66 €.<br />
30
Der Fasching <strong>2020</strong><br />
Februar<br />
Kommunalpolitik<br />
Im Jahr <strong>2020</strong> gab‘s noch Halligalli<br />
und Helau in und um<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>.<br />
So besuchten die Schnalzer die<br />
Grundschule, der Elternbeirat<br />
des Haus für Kinder St. Elisabeth<br />
organisierte den Kinderfasching<br />
in der Hans-Straßer-<br />
Halle und auch die Alte Schule<br />
in Kirchstein wurde einen Tag<br />
lang für das wilde Faschingstreiben<br />
umfunktioniert.<br />
Und auch die Kindergartenkinder<br />
ließen es sich nicht nehmen<br />
und besuchten am Unsinnigen<br />
Donnerstag Bürgermeister<br />
Hans-Jörg Birner, stürmten das<br />
Rathaus und machten ihn um<br />
eine Krawatte ärmer.<br />
Wenn wir damals schon gewusst<br />
hätten was auf uns zu<br />
kommt, hätten wir wohl noch<br />
ausgiebiger und ausgelassener<br />
gefeiert!<br />
Schön war‘s!<br />
31
Kommunalpolitik<br />
67. Rupertigau-Preisschnalzen in der Roth<br />
Mit großem Applaus von den Zuschauern und aktiven<br />
Schnalzern wurde ihnen dafür gedankt.<br />
Zuschauer und Schnalzer in der gut besuchten und schön geschmückten<br />
Festhalle<br />
Nach 2011 erwarben sich die Rothler Schnalzer<br />
das Vertrauen in der Jahreshauptversammlung<br />
der Schnalzervereinigung und durften <strong>2020</strong> wieder<br />
dieses Riesenevent ausrichten.<br />
Am Samstag, den 15. Februar traten auf der wunderbar<br />
hergerichteten Schnalzerwiese an der<br />
Lodronhalle 78 Jugend-Passen an. Als Sieger ging<br />
die Pass Ainring I hervor. Die Rothler Jugend belegte<br />
mit Roth II den sehr guten 22. Platz und mit<br />
nur sieben Schnalzern holte Roth I den hervorragenden<br />
5. Platz. <strong>Kirchanschöring</strong> I wurde guter 15.<br />
und <strong>Kirchanschöring</strong> II landete auf dem 32. Platz.<br />
Ein Fernsehteam begleitete diesen schönen Tag<br />
und brachte hierzu einen guten Beitrag.<br />
Am darauffolgenden Sonntag hieß es für 140 Allgemein-Passen<br />
im fairen Wettkampf den verdienten<br />
Sieger zu krönen. Bei herrlichem Wetter kam<br />
eine große Zuschauerschar nach Kirchstein und<br />
säumte das Sportgelände wie eine Fußball-Arena<br />
um einen guten Blick auf die fast 1.300 Schnalzer<br />
von „drent“ und „herent“ zu erhaschen.<br />
Dank der vielen Helfer aus den Ortsvereinen und<br />
sogar Nachbarorten konnten die Rothler Schnalzer<br />
alle Besucher gut bewirtschaften und der Veranstaltung<br />
einen sehr guten Verlauf verschaffen. Die<br />
Lampodinger Feuerwehr sorgte den ganzen Tag<br />
für einen reibungslosen Ablauf um das Veranstaltungsgelände.<br />
Netter Besuch aus der Schweiz<br />
Bei der Siegerehrung wurden zwischen den Schweizern<br />
und den Rothlern noch Gastgeschenke ausgetauscht<br />
und auch angekündigt, dass die Rothler<br />
heuer zum Nikolaustag, ihrem Schnalzerhöhepunkt,<br />
einen Gegenbesuch machen werden. Vor der Siegerehrung<br />
bedankte sich Vorstand Andreas Wörndl<br />
nochmals bei allen Helfern, die diese Mammutleistung<br />
vollbrachten und betonte, dass das Schnalzen<br />
<strong>2020</strong> in der Roth unvergesslich bleiben werde. Bevor<br />
die Sieger gekrönt wurden, brachten Franz Hofmann,<br />
Georg Kamml, Albert Strohmeier und Hermann Langbauer<br />
noch das „Schnalzer-Lied“ zum Besten.<br />
Sieger vom 67. Rupertigau-Preisschnalzen wurde<br />
vor der Pass Ainring VI, Siezenheim II. Die Rothler<br />
Passen belegten sehr gute Plätze und wurden mit<br />
Roth I 47., Roth II belegte den 53. Platz und Roth III<br />
wurde den 102. Mit <strong>Kirchanschöring</strong> IV konnten wir<br />
aus der Gemeinde einen wunderbaren 10. Platz<br />
belegen.<br />
Es gab sogar einen ganz besonderen Besuch von<br />
einer Schnalzer-Pass aus der Schweiz, die, vor Beginn<br />
des Schnalzerwettbewerbs, ihre Tradition darboten.<br />
Die Schweizer schnalzen nämlich nur mit<br />
vier Mann in einem Karree und müssen in verschiedenen<br />
Takten ihr Können zeigen.<br />
Die Musikkapelle <strong>Kirchanschöring</strong> sorgte mit Kapellmeister<br />
Rüdiger Koslik für wunderbare Stimmung<br />
in der Festhalle bis ein unvergesslicher Tag<br />
zu Ende ging, der sogar im RTL-Fernsehprogramm<br />
(mit Untertitel) einen Platz fand.<br />
Text: Andreas Wörndl - Fotos: Alois Albrecht & A. Wörndl<br />
32
Preisgekröntes Modell kehrt nach über 100 Jahren nach <strong>Kirchanschöring</strong> zurück<br />
Modell eines Rupertiwinkler Bauernhauses - angefertigt von<br />
Georg Winkler ( 1871-1948 )<br />
Das Modell eines Rupertiwinkler Bauernhauses, angefertigt<br />
von Georg Winkler (1871 - 1948). Auf dem<br />
Landwirtschaftlichen Bezirksfest 1913 in Laufen wurde<br />
das Modell mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Bezirskamtvorsteher<br />
Dr. Robert Einhauser erwarb es,<br />
um das preisgekrönte Bauernhaus in dem neu zu<br />
gründenden Heimatmuseum in Laufen auszustellen.<br />
Georg Winkler<br />
wurde 1871 in Garching / Alz geboren und<br />
kam nach <strong>Kirchanschöring</strong>, um in der Bannmühle<br />
als Obersäger zu arbeiten.<br />
1906 heiratete er die Näherin Johanna<br />
Vorderauer aus Muttering.<br />
Er erbaute das Hohenleitner Haus in der Bannpointstraße<br />
und 1909 das Haus in der Achenstraße,<br />
in dem noch heute seine Nachkommen<br />
leben.<br />
Er war der Vater des gleichnamigen bekannten<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>er Bildhauers, der von 1910<br />
bis 2002 lebte.<br />
Kommunalpolitik<br />
Es stellt ohne konkretes Vorbild einen, für unsere<br />
Gegend typischen, Hakenhof dar, der durch eine<br />
Widerkehr an einen ehemaligen Einfirsthof entstand.<br />
Nachdem der Platz im ehemaligen Bezirksamt Laufen<br />
knapp geworden war, wurden Ausstellungsstücke<br />
ausgelagert und verschwanden. So auch dieses<br />
Modell.<br />
Georg Marx aus <strong>Kirchanschöring</strong>, Ehemann der<br />
Enkelin des Erbauers Georg Winkler, entdeckte es<br />
im Schaufenster eines Antiquitätenhändlers in Laufen.<br />
Der Verein für Heimatpflege <strong>Kirchanschöring</strong> -<br />
Lampoding konnte es erwerben und Bruno<br />
Morbitzer hat es in aufwändiger Arbeit umfassend<br />
und originalgetreu restauriert.<br />
Familie Winkler (von links): Ludwig (1906-1936, verunglückt),<br />
Maria (spätere Feil, 1909-1993), Johanna Winkler (1869-1932),<br />
Georg Winkler (1871-1948), Georg (Bildhauer, 1910-2002) und<br />
Konrad (Pfarrer, 1908-1971). Ein weiterer Sohn, Hubert, verstarb<br />
1915 im Alter von 6 Monaten.<br />
Text: Heimatverein<br />
März<br />
Ein neuer Gemeinderat für <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Im März stand die Kommunalwahl auf dem Programm.<br />
Bei der Bürgermeisterwahl erhielt Hans-Jörg Birner bei einer Wahlbeteiligung von 69,75 % 1497 Stimmen.<br />
148 Stimmen entfielen auf andere vorgeschlagene Kandidaten. Der aktuelle Bürgermeister wurde somit mit<br />
91 % wiedergewählt.<br />
In der Gemeinderatswahl wurden insgesamt 27.097 Stimmen vergeben bei einer Wahlbeteiligung von 69,29 %.<br />
Der gewählte Kandidat Dr. med. Michael Hüller (Die Grünen) verzichtete nach der Wahl auf sein Mandat.<br />
Somit rückte Florian Tahedl aus derselben Gruppierung nach.<br />
Neun Sitze sind nun im Gemeinderat der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> mit neu gewählten Kandidaten besetzt<br />
und setzen sich in der neuen Periode für die Gemeinde ein. Herzlichen Dank dafür!<br />
33
Kommunalpolitik<br />
Für die einzelnen Parteien wurde folgende<br />
Stimmanzahl vergeben (siehe Grafi k).<br />
Daraus resultiert folgende Sitzverteilung für den<br />
neuen Gemeinderat:<br />
CSU<br />
-<br />
6 Sitze<br />
Grüne<br />
SPD<br />
FWG<br />
-<br />
-<br />
-<br />
3 Sitze<br />
2 Sitze<br />
5 Sitze<br />
Der neue <strong>Kirchanschöring</strong>er Gemeinderat setzt sich zusammen aus den bisherigen Gemeinderäten:<br />
Andreas Albanbauer (FWG - 950 Stimmen)<br />
Sebastian Brüderl (CSU - 882 Stimmen)<br />
Franz Portenkirchner (FWG - 1.401 Stimmen)<br />
Florian Tahedl (Grüne - 609 Stimmen)<br />
Herbert Babinger (CSU - 1.684 Stimmen)<br />
Guido Hillebrand (SPD - 1.278 Stimmen)<br />
Gernot Straßer (SPD - 677 Stimmen) und<br />
sowie den neu gewählten Gemeinderäten, die im Anschluss mit Bild vorgestellt werden.<br />
Rudi Gaugler<br />
CSU<br />
896 Stimmen<br />
52 Jahre<br />
Matthias Hingerl<br />
CSU<br />
1.050 Stimmen<br />
30 Jahre<br />
Carolin Hufnagl<br />
Grüne<br />
747 Stimmen<br />
39 Jahre<br />
Sandra Klopsch<br />
FWG<br />
693 Stimmen<br />
44 Jahre<br />
Albert Reiter jun.<br />
CSU<br />
1.783 Stimmen<br />
50 Jahre<br />
Rupert Roider<br />
CSU<br />
986 Stimmen<br />
33 Jahre<br />
34
Kommunalpolitik<br />
Matthias Seidenfuß<br />
FWG<br />
734 Stimmen<br />
43 Jahre<br />
Dr. Katharina Stöckl-Bauer<br />
Grüne<br />
731 Stimmen<br />
35 Jahre<br />
Andreas Wörndl<br />
FWG<br />
668 Stimmen<br />
49 Jahre<br />
Herbert Babinger wurde mit 11:6 Stimmen als 2. Bürgermeister gewählt.<br />
Die Kommunalgremien sind folgendermaßen besetzt:<br />
Finanzausschuss:<br />
Herbert Babinger, Rupert Roider, Rudi Gaugler, Franz Portenkirchner,<br />
Matthias Seidenfuß, Andreas Wörndl, Dr. Stöckl-Bauer Katharina,<br />
Florian Tahedl, Guido Hillebrand<br />
Umwelt- und Bauausschuss: Albert Reiter jun., Herbert Babinger, Sebastian Brüderl,<br />
Franz Portenkirchner, Matthias Seidenfuß, Andreas Wörndl,<br />
Dr. Katharina Stöckl-Bauer, Florian Tahedl, Guido Hillebrand<br />
Rechnungsprüfungsausschuss: Rudi Gaugler, Sandra Klopsch (Vorsitz), Florian Tahedl, Gernot Straßer<br />
Familien- und Sozialausschuss: Matthias Hingerl, Rupert Roider, Andreas Albanbauer, Sandra Klopsch,<br />
Carolin Hufnagl, Gernot Straßer<br />
Verwaltungsrat Wohnbaugesellschaft-KU: Herbert Babinger, Rudi Gaugler, Matthias Seidenfuß, Andreas Wörndl,<br />
Dr. Katharina Stöckl-Bauer, Gernot Straßer<br />
Verbandsräte Wasservers. Achengruppe: Albert Reiter jun., Herbert Babinger, Matthias Hingerl, Franz Portenkirchner,<br />
Andreas Wörndl, Dr. Katharina Stöckl-Bauer, Guido Hillebrand<br />
Verbandsräte Schulverband Salzachtal: 1. BGM Hans-Jörg Birner, Andreas Albanbauer<br />
Als Landrat wurde Siegfried Walch wiedergewählt.<br />
Drei <strong>Kirchanschöring</strong>er sind seit der Wahl 2021 nun im Kreistag vertreten: Hans-Jörg Birner (29.847 Stimmen),<br />
Dr.med. Michael Hüller (19.408 Stimmen) sowie sein Sohn Simon Hüller (17.588 Stimmen).<br />
April<br />
Neues Leitungsteam in der Gemeindeverwaltung<br />
Mit dem 1. April ändert sich das Leitungsteam der Gemeindeverwaltung!<br />
Hinter dem Leiter der Verwaltung, dem 1. Bürgermeister, wird die Verwaltung in Fachbereichen organisiert.<br />
Die Vertretung des 1. Bürgermeisters im Amt nimmt die Geschäftsleitung wahr.<br />
Bisher war dafür Peter Schuster als Geschäftsleiter und Leiter eines Fachbereichs zuständig. Der weitere Fachbereich<br />
wurde von Sabine Strohhammer geführt.<br />
Da Peter Schuster mit dem 30. Juni in Pension geht, wird im Vorfeld bereits die zukünftige Organisationsstruktur<br />
eingeführt. Dadurch kann der ehemalige Geschäftsleiter seine offenen Vorgänge sauber abschließen und dem<br />
neuen Führungsteam steht für drei Monate ein kompetenter Ansprechpartner im Hintergrund zur Verfügung.<br />
35
Kommunalpolitik<br />
Die Leitung ist nun wie folgt organisiert:<br />
Sieglinde Gaugler geht in den Ruhestand<br />
Hilfe in der Coronazeit<br />
Momentan haben wir alle mit vielen Veränderungen zu kämpfen. Die Kinder sind von der Schule zuhause und<br />
sollen betreut werden - für berufstätige Eltern oft ein großes Problem. Eltern sollen Lehrer sein. Arbeitsstellen<br />
werden nach Hause verlegt und alte Menschen sollen nicht mehr zum Einkaufen gehen.<br />
Eine unglaubliche Solidarität ist innerhalb der Bevölkerung spürbar und immer mehr Menschen setzen sich für<br />
ihre Mitmenschen ein und schauen, wie sie einander helfen können. So erwächst aus dieser schweren Krise<br />
auch etwas Gutes.<br />
So liefen und laufen noch immer viele Fäden im Sozialbüro zusammen. Hierhin können sich Menschen wenden,<br />
die Unterstützung benötigen, die nicht über die Familie oder über Nachbarn abgeglichen werden kann.<br />
Geschäfte und Gaststätten machen das Beste aus ihrer Situation und stellen sich auf die neuen Gegebenheiten<br />
ein. Gaststätten liefern aus oder bieten Essen „to go“ an, Lebensmittelgeschäfte liefern an Menschen,<br />
die nicht aus dem Haus gehen dürfen.<br />
36
WER NICHTS FÜR ANDER TUT,<br />
TUT NICHTS FÜR SICH<br />
GOETHE<br />
UNTERSTÜTZUNG<br />
EXKLUSIVES KuBa<br />
ANGEBOT:<br />
SOZIALES IN ANSCHÖRING<br />
EINKAUFEN<br />
ABHOLUNGEN<br />
&<br />
BESTELLUNGEN<br />
ÜBERNEHMEN<br />
SOZIALBÜRO: ANJA STRAßER 08685/ 7793926<br />
RATSCHEN GEGEN<br />
DIE EINSAMKEIT<br />
MICHI: 0175/8670115<br />
BRUNO: 0171/9392273<br />
Außerdem beteiligten sich viele Geschäfte<br />
an der Unterstützung der Tafel<br />
und die Menschen konnten dort Spenden<br />
für diese Einrichtung abgeben.<br />
So entsteht in dieser schwierigen Situation<br />
auch viel Gutes und man spürt<br />
Solidarität an vielen Stellen.<br />
Jedem, der sich für andere einsetzt<br />
und versucht, diese Zeit<br />
ein bisschen schöner zu machen, sei<br />
ein Herzliches Dankeschön gesagt!<br />
Anschöring hoid zsamm!<br />
Kommunalpolitik<br />
Mai<br />
Viele Aufgaben für den neuen Gemeinderat<br />
Ein kurzer Überblick soll über die anstehenden Aufgaben, die den neuen Gemeinderat in der nächsten Zeit<br />
beschäftigen werden, informieren.<br />
Auch wenn aktuell vieles im Tagesgeschäft von den Maßnahmen zur Corona-Pandemie untergeordnet werden<br />
muss, ist es dennoch eine wichtige Aufgabe, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Den Kommunen<br />
wird eine besondere Bedeutung und Verantwortung zukommen, um unser Leben auch über diesen Sonderzustand<br />
hinaus bestmöglich zu gestalten. Es dürfen also wichtige Weichenstellungen nicht vernachlässigt<br />
oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Zudem gilt es die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich in die<br />
Zukunftsentscheidungen für unsere Gemeinde und unserer Region mit einzubinden.<br />
Dieser Überblick soll nur kurz anreißen und aufzeigen, dass eine spannende und richtungsweisende Zeit für die<br />
Gremien ansteht. Auch bitte ich, diese Liste nicht als abgeschlossen zu verstehen. Es gibt sicher noch weitere<br />
wichtige Themenfelder bzw. werden sich in den nächsten Monaten und Jahren noch neue Herausforderungen<br />
ergeben.<br />
Geothermie / Wärmeversorgung<br />
Die Geothermieanlage nimmt Gestalt an. Neben dem bergrechtlichen Genehmigungsprozess für die Bohranlage<br />
ist uns als Kommune das Bauleitverfahren für die zukünftige Kraftwerksanlage ein großes Anliegen.<br />
Dabei gilt es alle Belange der Bauleitplanung in Einklang zu bringen. Der große Vorteil gegenüber anderen<br />
Geothermiestandorten liegt in der Verfahrenshoheit durch die Kommune und die Einbindung aller relevanten<br />
Behörden und der Bürger. So soll ein wichtiges Element die aktive Bürgerbeteiligung sein. Wir hoffen, dass diese<br />
unter den gegebenen Corona-Vorgaben möglich sein wird. Mit der Geothermieanlage besteht auch die<br />
Möglichkeit der Wärmeversorgung für den Ort, die Gemeinde und die Region. Darüber wurde auch schon<br />
mehrfach berichtet. Nun starten auch hier die entsprechenden Untersuchungen und Gespräche, so dass wir<br />
hoffen, schon in nächster Zeit konkretere Aussagen tätigen zu können.<br />
Regionalwerk „Chiemgau-Rupertiwinkel gKU“<br />
Mit dem Regionalwerk soll für die Zukunft ein Partner entstehen, der die Kommunen bei ihren Energieprojekten<br />
unterstützt bzw. diese auch für sie durchführen kann. Aktuell wird die entsprechende Satzung für<br />
das gemeinsame Kommunalunternehmen der 16 beteiligten Kommunen von der Rechtsaufsicht überprüft.<br />
Nach den Satzungsbeschlüssen in den einzelnen Kommunen kann ab Spätsommer die Arbeit vom Regionalwerk<br />
aufgenommen werden.<br />
Sanierungskonzept Abwasseranlagen - Gebührenkalkulationen<br />
Eine wichtige Aufgabe in dieser Ratsperiode wird die Sanierung der Abwasseranlagen sein. Daraus werden sich<br />
auch Entwicklungen bei den Abwassergebühren ableiten. In den nächsten Monaten gilt es verschieden Sanierungskampagnen<br />
zu erarbeiten und diese dann bezüglich ihrer Auswirkung auf die Gebühren zu bewerten. Der<br />
37
Kommunalpolitik<br />
Gemeinderat wird dann eine Entscheidung treffen und die Maßnahmen in den Folgejahren umgesetzt.<br />
Straßensanierungen<br />
Neben den Abwasseranlagen sind die kommunalen Straßen wichtige Elemente der kommunalen Infrastruktur.<br />
Diese gilt es ebenso zu erhalten und bedarfsgerecht anzupassen. Diese Anpassung muss aber alle relevanten<br />
Aspekte berücksichtigen. Nicht jeder denkbare und mögliche Bedarf löst automatisch eine Ertüchtigung<br />
bzw. Verbreiterung von Straßen aus. Hier wird hat der Gemeinderat eine wichtige Abwägungsaufgabe.<br />
Weiterentwicklung der Kinderbetreuung<br />
Diesen Themenkomplex werden wir mit einer neuen Bürgerbeteiligungsform angehen: den Bürgerräten.<br />
Mit dem Wissen und der Kreativität Beteiligter werden Ideen entwickelt, die dann dem Gemeinderat<br />
als Grundlage für eine Entscheidung dienen werden, wie sich die Kinderbetreuung in unserer Kommune<br />
entwickeln soll. Wir sind hier schon sehr neugierig auf die Vorschläge aus diesem Prozess.<br />
Schulhausumbau, -sanierung<br />
Über dieses Thema wird zugegebenermaßen schon länger diskutiert. Es gab auch schon interessante Ansätze.<br />
Doch die Anforderungen in diesem Bereich als Schulaufwandsträger sind sehr dynamisch. Wir müssen<br />
uns hier nochmals grundlegend mit den Beteiligen über Raumprogramme und Anforderungsprofi le für unser<br />
Schulhaus zusammensetzen und gemeinsame, zukunftsfähige Wege fi nden. Hier spielen verschiedenste Aspekte<br />
in die Überlegungen hinein. Ursprünglich war „nur“ eine energetische Sanierung geplant, mittlerweile<br />
geht es aber um veränderte Nutzungskonzepte und Anforderungsprofi le an das Schulhaus.<br />
Ortsentwicklungskonzepte<br />
Die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum ist eine Aufgabe der Kommunen, die sogar in der bayerischen<br />
Verfassung festgeschrieben ist. Welche Art von Wohnraum nun die langfristig beste Art zu Wohnen ist,<br />
das gilt es herauszufi nden. Bei der Beantwortung dieser Frage spielen viele Faktoren eine Rolle und die Abwägung<br />
ist komplexer, als es auf dem ersten Anschein erscheint.<br />
Schon allein die Forderung nach einer staatlichen Obergrenze für die Flächenumwandlung erfordert neue<br />
und kreative Wege in diesem Bereich. Nur wenn es uns gelingt gute und zukunftsweisende Wohnkonzepte<br />
für alle Lebensphasen vor Ort, gemeinsam mit der Bevölkerung, zu entwickeln, werden wir auch in Zukunft<br />
noch die Planungshoheit in den Kommunen vor Ort besitzen. Gelingt uns hier keine Lösungsfi ndung vor Ort,<br />
wird es staatliche Vorgaben geben, die unseren Anforderungen vor Ort nur eingeschränkt gerecht werden<br />
und unsere kommunale Selbstbestimmung und Planungshoheit in diesem Bereich wird verloren gehen. Daher<br />
ist es eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit hier gemeinsame Lösungen zu suchen und zu finden.<br />
Mit großzügiger Unterstützung des Amtes für Ländliche Entwicklung bekommen wir die Möglichkeit dies in der<br />
Region und vor allem in der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> zu erarbeiten.<br />
Dies ist nur ein kurzer Abriss von anstehenden Aufgaben. Dazu kommen noch viele wichtige Handlungsfelder<br />
aus den Regionalkonzepten.<br />
38<br />
© Blickpixel / Pixabay
Alternativer Tag der Vereine<br />
Vertretungsweise für einen regulären Tag der Vereine im Kreise<br />
der <strong>Kirchanschöring</strong>er Ortsvereine legte Rupert Roider - 1. Vorstand<br />
des Vereins zur Förderung der Blaskapelle <strong>Kirchanschöring</strong><br />
e.V. - eine Kranz am Kriegerdenkmal nieder und hielt eine<br />
Gedenkminute ab.<br />
Kommunalpolitik<br />
Die <strong>Kirchanschöring</strong>er Ortsvereine halten damit auch in den<br />
aktuellen schweren Zeiten die Tradition des gemeinsamen Gedenkens<br />
an die gefallenen und verstorbenen Vereinsmitglieder<br />
aufrecht.<br />
Text & Bild: Verein zur Förderung der Blaskapelle <strong>Kirchanschöring</strong> e.V.<br />
Das KuBa macht das Beste aus der Coronazeit<br />
Wir erinnern uns gut zurück, an den 13.3.<strong>2020</strong>, das war jener Freitag, als wir kurzfristig das FIFA-Turnier absagen<br />
mussten, 35 Teilnehmer zwischen 10 und 35 Jahren blieben zu Hause, Tränen flossen. Und das war nur der<br />
Anfang. Nach 15 Jahren in Folge, kein „Im Grünen“ im Juni.<br />
Am schmerzhaftesten, weil schon viele Menschen viel investiert hatten: Der kommende Veranstaltungs-<br />
Dreischlag mit „PLATTENABEND“, dem Musikprojekt „ANSCHÖRING MUKKT AUF“ und der Nacht der Musik mit<br />
BARI COMICS und REVEREND STOMP. Das wäre er gewesen, der Paukenschlag pünktlich zum Frühlingsbeginn<br />
um die Ausrichtung der „KuBa“ zu festigen. Bühnenveranstaltungen, Livekultur, Nachtkultur – für alle Menschen.<br />
Und nun? Streunen wir alleine durchs KuBa, wartend. Was haben wir geschmollt und geschimpft, wo der<br />
Stein grad so richtig im Rollen war. Außerdem: is ja auch bescheiden, wenn plötzlich tote Hose ist, vor allem<br />
für junge umtriebige Menschen. Allerdings sind wir uns bewusst, dass wir in einer bequemen Position sind.<br />
Wir hängen nicht mit privater Kohle oder ähnlichem drin, das unterscheidet uns von anderen Kulturstätten,<br />
denen da Wasser bis zum Hals und drüber hinaus steht, bei den miesen Perspektiven in diesem Gewerbe. Wir<br />
sind nur ein wenig ungeduldig, oder schon so vorfreudig?<br />
So nutzen wir aktuell die Zeit, um das KuBa zu präparieren<br />
für alles Kommende. So haben wir die Bühne auf den Stand<br />
einer professionellen, sehr schnuckligen Kleinkunstbühne gebracht<br />
und fix integriert.<br />
Außerdem haben wir technisch etwas nachgerüstet, um alle<br />
Art von Kunst in Zukunft drinnen als auch open air eine Bühne<br />
zu bieten. Die Acts beim „Im Grünen Weihnachtsmarkt“ waren<br />
also nicht das letzte Konzert open air.<br />
In der Zeit, in der wir gewerkelt haben, sind uns vor der Tür<br />
immer wieder einige Leute begegnet, „Wann macht´s euren<br />
Laden endlich wieder auf?“ oder „Des werd aber scho alles<br />
nachghoit, was jetz ausgfoin is, oder?“.<br />
Den Zuspruch und das Vertrauen verschiedenster Menschen bewegt uns. Auch die Unterstützung, die wir<br />
schon immer erfahren haben, war ein entscheidender Faktor, dass es so war, wie es eben war bisher. Deshalb<br />
werden wir nicht müde zu betonen: Wir sehen das „KuBa“ als Plattform. Wer etwas machen will, ein Buch<br />
vorlesen, für und mit anderen kochen, einen Workshop halten oder sich einfach nur gern mit engagieren will,<br />
kommt auf uns zu, ihr seid mehr als erwünscht. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!<br />
39
Kommunalpolitik<br />
Und noch was möchten wir loswerden: Wir haben es am eigenen<br />
Leib erfahren, wie unglaublich gut es uns geht, selbst in Zeiten<br />
einer Krise. Die Lebensqualität bleibt überdurchschnittlich hoch.<br />
Aber, sie leidet trotzdem. Und das gehörig, weil Isolation, ein<br />
Leben ohne Körperkontakt, ohne Freundeskreise, ohne Reise,<br />
nicht unserem Naturell als Menschen entspricht.<br />
Wie sehr haben uns die öffentlichen Plätze und Stätten schon gefehlt,<br />
die ein unter Leute sein ermöglichen. Ein lockerer Plausch<br />
mit Freunden, der Zauber einer neuen Begegnung, ein kurzer Flirt,<br />
einen Streit von Angesicht zu Angesicht beseitigen können, zusammen<br />
lachen und nicht zuletzt mal wieder richtig die Sau rauslassen,<br />
singen, tanzen, schreien, schwitzen. All das fehlt.<br />
Unterm Strich kommt aus unserer Sicht nur ein Ergebnis bei<br />
der ganzen Sache raus. Unser Verzicht ist vorübergehend.<br />
Es geht gerade um Bewusstsein, für sich, für sein nahes Umfeld<br />
und für die Zeit danach. Denn die wird kommen. Und<br />
da sollten wir uns wieder in die Arme fallen und den Fokus<br />
auf das legen, was uns verbindet, uns zum Lachen bringt,<br />
ebenso auf das was uns unterscheidet, wo wir anderer Meinung<br />
sind, das macht Vielfalt und eine angenehme Lebenskultur<br />
aus.<br />
Nur spalten sollten wir uns nicht lassen.<br />
Auf Bald, die KuBa_ner<br />
PS: Sobald sich etwas tut, erfahrt ihr es übers KuBa_Magazin, über facebook, instagram oder hoffentlich von<br />
jemandem, der euch davon erzählt!<br />
Text: Bruno Tschoner / Fotos: Michi Berger<br />
Peter Schuster verabschiedet sich in den Ruhestand<br />
Mit Geschäftsleiter Peter Schuster verabschiedet sich ein Urgestein<br />
der <strong>Kirchanschöring</strong>er Verwaltung in den Ruhestand.<br />
Seit 1981 war er in der Verwaltung der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
tätig. So manches aktive Mitglied des aktuellen Gemeinderats<br />
war damals noch nicht einmal geboren.<br />
Bis 2012 kümmerte er sich als Kämmerer dabei um die kommunalen<br />
Finanzen und übernahm im Jahr 2012 die Geschäftsleitung.<br />
Neben den acht verschiedenen Gemeinderatsgremien konnte er<br />
mit vier verschiedenen Bürgermeistern zusammenarbeiten:<br />
Bis 1984 Gerhard Daiss; danach bis 2002 Hans Straßer; diesem folgte<br />
Albert Reiter und seit 2008 nun Hans-Jörg Birner.<br />
In diesen fast 40 Jahren erlebte und gestaltete Peter Schuster unsere Kommune mit. Er begleitete viele Entwicklungen<br />
und gab Anstöße für eine Kommunalpolitik, die derzeit als beispielhaft in Bayern gilt.<br />
Peter Schuster war ein wichtiger Ansprechpartner, als in den 80er-Jahren die Bürgerbeteiligung mit Bürgermeister<br />
Hans Straßer Einzug in die kommunalpolitische Arbeit fand, und war auch später neuem Denken und<br />
der Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber aufgeschlossen.<br />
Erfolgreich kann Kommunalpolitik nur sein, wenn die Vorgaben aus dem Gemeinderat und die Ideen des<br />
Bürgermeisters Rückhalt in der Verwaltung und vor allem in der Führungsebene haben. Diesen Rückhalt lieferte<br />
Peter Schuster und unterstützte die Entwicklung zusätzlich mit neuen Ideen und Denkanstößen.<br />
40
So geht die bundesweit beachtete Gemeinwohlbilanz der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> auf eine Idee von<br />
Peter Schuster zurück, als er bei einem Verwaltungsgespräch über einen Vortragsabend von Christian Felber<br />
in der Salzachhalle berichtete und die Frage stellte, ob so eine Bilanzierung nicht auch etwas für eine Gemeindeverwaltung<br />
wie <strong>Kirchanschöring</strong> sein könnte.<br />
Und so gab es viele Anstöße in vielen Gespräche über die Entwicklungsmöglichkeiten einer Kommune.<br />
Kommunalpolitik<br />
Neben vielen Erfolgen gab es aber auch schwierige Momente in einer so langen Dienstzeit, die es durchzustehen<br />
galt. Mit dem Amt eines Kämmerers oder Geschäftsleiters ist eine besondere Verantwortung verbunden,<br />
die sich auf der Vielfalt der Aufgaben begründet.<br />
Die Wechsel der Bürgermeister dürften wohl welche der größten Herausforderungen gewesen sein. Jeder für<br />
sich mit eigenen Zielen und Vorstellungen über die Entwicklung der Gemeinde.<br />
Jedes Mal musste sich die Verwaltung, und vor allem die Führungsebene, also auch Peter Schuster, neu ausrichten.<br />
Bürgermeister sind von Natur aus sehr fordernde Chefs, auf die es sich einzustellen gilt.<br />
Doch allen „seinen“ Bürgermeistern war Peter Schuster ein loyaler Mitarbeiter und unterstütze sie bei der Umsetzung<br />
ihrer Ideen.<br />
So prägte er mit seinen fast 40 Dienstjahren, bewusst oder unbewusst, die Kommunalpolitik der Gemeinde<br />
<strong>Kirchanschöring</strong> mit.<br />
Dafür einen herzlichen Dank von uns allen und auch von mir als amtierender Bürgermeister - persönlich ein<br />
herzliches „Vergelt‘s Gott“.<br />
Ferienprogramm muss leider ausfallen<br />
Juni<br />
Liebe Kinder,<br />
aufgrund der aktuellen Situation haben wir uns entschieden,<br />
dass das Ferienprogramm in diesem Jahr nicht in<br />
der gewohnten Form stattfinden kann. Bei den aktuell<br />
beschränkten Gruppengrößen ist es kaum möglich, ein<br />
vernünftiges Programm zu erstellen.<br />
Vielleicht finden wir noch gemeinsam mit unseren Vereinen<br />
und Veranstaltern eine Möglichkeit das Ferienprogramm<br />
in diesem Sommer in einer abgewandelten Form<br />
stattfinden zu lassen. Sollte dies der Fall sein, werden wir<br />
euch dies auf der Gemeindehomepage bekanntgeben.<br />
Euer Ferienteam <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Es tut uns sehr leid!<br />
© Plutmaverick / Adobe Stock<br />
Das Ende einer Ära - Günter Wimmer übergibt Jugendarbeit in <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Fast 16 Jahre war Günter Wimmer verantwortlicher Jugendpfleger in <strong>Kirchanschöring</strong>. Insgesamt hat er 15 ´Im<br />
Grünen Festivals´ auf die Beine gestellt, den Skate-Park initiiert und zahllose Öffnungs- und Erlebnistage in den<br />
verschiedenen offenen Jugendtreffs durchgeführt. Für das wirklich einzigartige ´Im Grünen Festival´, welches<br />
der größte Kulturevent eines Jugendtreffs in Bayern ist, erhielten er und das ganze Team für <strong>Kirchanschöring</strong><br />
sogar den ´Deutschen Bürgerpreis´ im Jahr 2013 verliehen. Insgesamt waren in 15 Jahren ca. 30.000 Gäste<br />
und gut 120 Bands zu Gast.<br />
Seine Arbeit begann Günter Wimmer im alten ´Caritas-Haus´, das die Jugend fortan ´Carei´ nannte. Dieser<br />
rustikale erste Treff war sehr bald Dreh- und Angelpunkt der <strong>Kirchanschöring</strong>er Kids und viele dieser ersten<br />
Generation waren bis zuletzt immer noch gerne in den Jugendtreffs zu Gast und auch beim Festival voll<br />
41
Kommunalpolitik<br />
engagiert. Hier entstanden auch schon in Wimmers erstem Jahr die Pläne zum <strong>Kirchanschöring</strong>er Skate-Park,<br />
den er dann mit 25 jungen Skatboardern dem Gemeinderat vorstellte und den dieser dann auch beschloss.<br />
Immer noch ist der Skate-Park Treff vieler junger Leute und eine Skate-Szene hat sich hier über Jahre etabliert.<br />
Nach den Jahren im ´Carei´ zog der Jugendtreff in das alte Bahnhofsgebäude um, in das sogenannte ´Base´<br />
und Günter Wimmer leitete dort über Jahre die Geschicke der offenen Jugendarbeit. Zu einem späteren<br />
Zeitpunkt ging es nochmal ins alte Pfarrerhaus, die sogenannte ´Wohnung´ um dann im neu gebauten Bahnhofsgebäude<br />
ein neues Zuhause zu finden.<br />
Der neue Bahnhof wurde in das ´KuBa - Kultur am Bahnhof´ umbenannt und das Konzept wird nun immer<br />
mehr erweitert . Der Treff für alle Menschen wird von Bruno Tschoner und Michi Obermeier auf hervorragende<br />
Art und Weise geleitet.<br />
Wir freuen uns auf viele weitere Ideen aus der Schmiede des KuBa und sagen „Danke Günter, für deinen Einsatz!“<br />
Danke, Günter ...<br />
... für alles!<br />
Kindergarten in der Coronazeit<br />
Auch wir im Kindergarten mussten uns erst an die neue Situation<br />
gewöhnen. Die Notbetreuung wurde sofort umgesetzt und auch von<br />
einigen Eltern aus systemrelevanten Berufen in Anspruch genommen.<br />
Dabei waren bei den Kindern immer zwei bis drei Personen vom pädagogischen<br />
Personal dabei, je nach Anzahl der zu betreuenden Kinder.<br />
Wir Teammitglieder haben uns weiter um die Verschönerung des Eingangsbereiches,<br />
der Gänge sowie der einzelnen Gruppenräumen<br />
gekümmert. Dabei half das gesamte Team und so mancher entdeckte<br />
den Künstler in sich.<br />
Wir hoffen, es geht allen Kindern und ihren Familien gut und wir sehen<br />
uns hoffentlich bald alle gesund und munter im Haus für Kinder wieder.<br />
42
Plakataktion<br />
Was braucht man in Zeiten von Corona, in der alles trauriger und düsterer ist als sonst - Mut!<br />
Wir hoffen, wir konnten durch die Plakataktion etwas Farbe in den Alltag bringen und den Spaziergängern ein<br />
kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.<br />
Kommunalpolitik<br />
Erinnere die Welt nicht daran,<br />
dass sie krank ist und in Schwierigkeiten steckt.<br />
Erinnere sie daran, dass sie<br />
wundervoll und frei ist.<br />
- Mooji -<br />
Ein Weiser sagte einst:<br />
„Die wichtigsten<br />
Menschen sind nicht die,<br />
die den Kopf<br />
voller Wissen haben ...<br />
Es sind die,<br />
die ein Herz<br />
voller Liebe haben,<br />
Ohren,<br />
die bereit sind zuzuhören<br />
und Hände,<br />
die bereit sind zu helfen.<br />
(unbekannt)<br />
Mut<br />
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen<br />
Was keiner sagt, das sagt heraus<br />
Was keiner denkt, das wagt zu denken<br />
Was keiner anfängt, das führt aus<br />
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr‘s wagen<br />
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein<br />
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben<br />
Wenn alle mittun, steht allein<br />
Freut euch auf die Zeit danach,<br />
wenn wir wieder zusammensitzen,<br />
gemeinsam lachen, feiern, uns umarmen dürfen<br />
und uns an der Welt freuen,<br />
einfach deshalb, weil sie wundervoll ist.<br />
Wo alle toben, habt Bedenken<br />
Wo alle spotten, spottet nicht<br />
Wo alle geizen, wagt zu schenken<br />
Wo alles dunkel ist, macht Licht<br />
Franz von Assisi<br />
Idee für die Aktion: Alexandra Poller, Fotos: Oliver Freudenthaler, Umsetzung: Petra Obermeier<br />
43
Kommunalpolitik<br />
Schule in Coronazeiten<br />
Auch in der Schule ist alles anders, aber Schüler und Lehrer versuchen das Bestmögliche aus der Situation zu<br />
machen um dieses besondere Schuljahr zu meistern.<br />
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G‘wandladen kann im Juni wieder öffnen<br />
Michaela Stockhammer (2.v.l.) und 2. Bürgermeister<br />
Herbert Babinger (rechts) mit dem G‘wandladen-Team (v.l.)<br />
Monika Riedel, Elisabeth Streitwieser, Erna Reschberger,<br />
Elke Conrady und Renate Peters.<br />
Nicht auf dem Bild ist Brigitte Löffler.<br />
Foto: Anneliese Caruso<br />
Nach dreieinhalb monatiger Corona-Zwangspause<br />
kommt im Juni endlich wieder Leben in den<br />
G‘wandladen. Ein Ladenbesuch ist aber nur unter Einhaltung<br />
von strengen Hygiene- und Abstandsregeln<br />
möglich. Denn auch hier müssen die Mitarbeiterinnen<br />
dafür sorgen, dass die Ausbreitung des Coronavirus<br />
gebremst wird. So dürfen nur eine bestimmte Anzahl<br />
an Kunden gleichzeitig eingelassen werden, die natürlich<br />
alle einen Mund-Nasen-Schutz tragen.<br />
2. Bürgermeister Herbert Babinger sprach den Frauen<br />
„für das große ehrenamtliche Engagement“ im Namen<br />
der Gemeinde den Dank aus. „Ohne diesen freiwilligen<br />
und unentgeltlichen Einsatz könnten wir den<br />
Laden so gar nicht betreiben.“<br />
Trotz der Hygieneauflagen, die auch mit Mehrkosten<br />
verbunden sind, hat sich an den bisherigen Verkaufspreisen<br />
der äußerst günstigen Waren kaum etwas<br />
geändert. Menschen mit Berechtigungsscheinen bezahlen nach wie vor nur 1 Euro für ein erstandenes Teil.<br />
Der Reinerlös des Ladens kommt dem örtlichen Sozialfonds zugute, mit dem <strong>Kirchanschöring</strong> unschuldig in<br />
Not geratenen Mitbürgern schnell und völlig unbürokratisch unter die Arme greifen kann.<br />
Leider steht und fällt die Öffnung des G‘wandladens nach wie vor mit den vorherrschenden Inzidenzwerten.<br />
Kommunalpolitik<br />
Text: Anneliese Caruso<br />
Juli<br />
Corona und Kommune<br />
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind<br />
selbstverständlich auch in unserer Gemeinde und<br />
unserem gesellschaftlichen Leben vor Ort zu spüren.<br />
Ich denke hier in diesen Tagen vor allem an unsere<br />
Feierlichkeiten und Feste im Sommer, die wir alle<br />
schmerzlich vermissen. Das große Fest der Blaskapelle<br />
wäre der Höhepunkt des Gemeindelebens in<br />
diesem Jahr geworden.<br />
Umso wichtiger ist es, die Möglichkeiten, die sich<br />
nun Schritt für Schritt wieder eröffnen, zu nutzen.<br />
Es wird Zug um Zug wieder kulturelle und gesellschaftliche<br />
Angebote geben können. Bitte unterstützen<br />
Sie unsere Vereine und Kulturschaffenden<br />
wo immer es geht. Besonders jetzt, wenn uns die<br />
gewohnten Angebote nicht mehr zur Verfügung<br />
stehen, erkennen wir nochmals umso mehr den<br />
Wert der Arbeit unserer Vereine und Kulturschaffenden.<br />
Nehmen wir also die neuen Angebote an und<br />
halten wir uns an die Regeln, die uns die Hygienekonzepte<br />
der Veranstalter vorgeben. Gemeinsam<br />
werden wir den Weg durch diese Zeit schaffen,<br />
und dann mit umso mehr Freude und Begeisterung<br />
unser gesellschaftliches und kulturelles Leben genießen.<br />
Doch auch andere Infrastruktur vor Ort wird nun als<br />
wichtig und besonders hilfreich erkannt.<br />
Die Geschäfte, Läden und Wirtschaften in der<br />
Region sind für die Zukunft wichtig.<br />
Es ist erschreckend zu hören, dass Amazon im letzten<br />
Quartal den Umsatz um 28 % hat steigern können.<br />
Dies soll nicht als Anstoß zu einer Neiddiskussion<br />
verstanden werden. Aber diese 28 % mehr bei<br />
Amazon sind auf der anderen Seite ein Weniger<br />
für Händler und Geschäfte vor Ort.<br />
Es ist nachzuvollziehen, dass vieles im Lockdown<br />
nicht vor Ort zu erwerben war. Aber jetzt müssen<br />
wir uns wieder auf unsere Region, auf unsere Partner<br />
vor Ort konzentrieren. Jeder Euro, der auf dem<br />
Online-Weg an große Versandplattformen ausgegeben<br />
wird, fehlt an Wertschöpfung vor Ort und<br />
fehlt den Betrieben und Geschäften vor Ort um<br />
überleben zu können.<br />
45
Kommunalpolitik<br />
Diese Betriebe sichern aber unsere Nahversorgung,<br />
stellen Ausbildungsplätze zur Verfügung,<br />
versorgen uns auch mit Gütern aus der Region und<br />
sind wichtige soziale Pfeiler für unser gesamtgesellschaftliches<br />
Fundament.<br />
Es bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen,<br />
was er in welcher Form einkauft. Aber ich bitte<br />
Sie alle, vor dem nächsten Einkauf per Mausklick<br />
zu überlegen, ob der Einkauf nicht auch vor Ort<br />
möglich ist. Vielleicht nicht so bequem wie auf der<br />
Wohnzimmercouch - aber sicher nicht verbunden<br />
mit einem netten Gespräch und einer kompetenten<br />
Beratung vor Ort.<br />
Nehmen wir die aktuelle Situation zum Anlass unser<br />
Denken und Handeln zu überprüfen. Regionalität<br />
und gemeinschaftliche Verantwortung können<br />
Spaß machen und bringen einen echten Mehrwert<br />
für unsere Region. Mit unserem Einkaufsverhalten<br />
können wir eine positive Spirale in Gang<br />
setzen. Wenn mehr regionale Nachfrage einsetzt,<br />
werden auch mehr Angebote entstehen.<br />
Nutzen wir die aktuelle Situation auch als Chance<br />
für unsere Entwicklung vor Ort - geprägt von Gemeinwohl<br />
und einem positiven Signal für unsere<br />
Zukunft!<br />
Sollten Sie Ideen für eine Verbesserung der Angebote<br />
vor Ort haben oder selbst aktiv werden wollen,<br />
scheuen Sie sich nicht mit uns Kontakt aufzunehmen.<br />
Gemeinsam werden wir nach Wegen<br />
suchen, um neue Ideen umsetzen zu können!<br />
Text: 1. Bürgermeister Hans-Jörg Birner<br />
Auch Brot muss wachsen<br />
Seit über zehn Jahren organisieren der Heimatverein und der Gartenbauverein<br />
<strong>Kirchanschöring</strong> über das Jahr verteilt für die Schüler der dritten / vierten Klassen<br />
einige Aktionen zum Thema „Auch Brot muss wachsen“.<br />
Doch dieses Jahr war alles anders.<br />
Coronabedingt baute Franz Huber heuer ohne Mithilfe der Schüler im Frühjahr das<br />
Korn an. Niemand konnte sich damals vorstellen, welche Auswirkungen dieses Virus<br />
auf unser Leben haben werde.<br />
Gut eingeregnet ging die Saat dieses Jahr gut auf und wuchs sehr gut. So standen<br />
die Ähren Ende Juli zur Ernte bereit. Doch bedauerlicherweise fand zu dem Zeitpunkt<br />
normaler Schulbetrieb coronabedingt immer noch nicht statt. Die Kornernte durch<br />
die dritten Klassen musste leider entfallen.<br />
So trafen sich am 29. Juli <strong>2020</strong> abends einige Mitglieder des Gartenbauvereins und<br />
des Heimatvereins, um das Korn mit entsprechendem Abstand zueinander zu ernten.<br />
Während Andreas Geierstanger und Franz Huber das Korn mit der Sense mähten,<br />
banden andere das Korn zu Garben, die wiederum zu Kornmandln zusammengestellt und gebunden<br />
wurden, um so noch einige Tage zu trocknen. Franz Huber hat die Kornmandln dann „eingefahren“.<br />
Text: Katharina Stöwe<br />
Karl Straßer und Sepp Reschberger<br />
Franz Huber<br />
v.l.n.r.: Andreas Geierstanger, Franz Huber und<br />
Lukas Babinger<br />
46
Schnelles Internet<br />
August<br />
Die Entscheidung ist gefallen: Die Deutsche Telekom hat die öffentliche Ausschreibung für den Netzausbau<br />
in <strong>Kirchanschöring</strong> gewonnen. Rund 58 Haushalte können künftig mit maximalem Tempo im Internet surfen.<br />
Die Anschlüsse bieten eine Geschwindigkeit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde beim Herunterladen (Download).<br />
Beim Hochladen (Upload) sind es bis zu 200 MBit/s. Damit hat der Kunde einen Anschluss, der alle Möglichkeiten<br />
für digitale Anwendungen bietet: Video-Streaming, Gaming oder Arbeiten von zu Hause.<br />
Er eignet sich auch für Technologien wie Virtual Reality, Telemedizin und Smart Home. Die Telekom wird im<br />
Rahmen des Ausbaus über 20 Kilometer Glasfaserkabel/Speedpipes verlegen und fünf neue Glasfaser-Netzverteiler<br />
aufstellen. Die Leitung geht direkt ins Haus, die Signale werden optisch übertragen.<br />
„Die Ansprüche der Bürgerinnen und Bürger an ihren Internetanschluss steigen ständig. Bandbreite ist heute<br />
so wichtig wie Gas, Wasser und Strom“, sagte Bürgermeister Hans-Jörg Birner bei der Vertragsunterzeichnung<br />
mit der Deutschen Telekom im Rathaus in <strong>Kirchanschöring</strong>.<br />
Kommunalpolitik<br />
Vertragsunterzeichnung Telekom im August <strong>2020</strong><br />
Unser Bild zeigt (von links):<br />
Regionalmanager der Deutschen Telekom, Norbert Kreier,<br />
Georg Selbertinger (Telekom Technik)<br />
und <strong>Kirchanschöring</strong>s Bürgermeister Hans-Jörg Birner<br />
„Wir haben mit der Telekom einen starken Partner an<br />
unserer Seite. So sichert sich unsere Gemeinde einen<br />
digitalen Standortvorteil und wird als Wohn- und Arbeitsplatz<br />
noch attraktiver.“<br />
„Wir freuen uns, dass wir mit unserem Angebot die Gemeinde<br />
<strong>Kirchanschöring</strong> überzeugen konnten“, sagt<br />
Norbert Kreier, Regionalmanager der Deutschen Telekom.<br />
„Wir legen heute den Grundstein für die digitale<br />
Zukunft in <strong>Kirchanschöring</strong>. Das Netz wird immer auf<br />
dem neuesten Stand sein. Dafür werden wir sorgen.“<br />
Die Telekom steigt nun in die Feinplanung für den Ausbau<br />
ein. Parallel wird eine Tiefbaufirma ausgewählt,<br />
Material bestellt und Baugenehmigungen eingeholt.<br />
Sobald alle Leitungen verlegt und alle Verteiler aufgestellt<br />
sind, erfolgt die Anbindung ans Netz der Telekom.<br />
Anschließend können die Kunden die neuen<br />
Anschlüsse buchen.<br />
Glasfaser gibt es nur gemeinsam<br />
Damit die Telekom Glasfaser ausbauen kann, müssen auch die Immobilienbesitzer mitmachen. „Glasfaser<br />
gibt es nur gemeinsam“, sagt Regionalmanager Norbert Kreier. „Für den Anschluss an das schnelle Netz<br />
brauchen wir eine Einverständniserklärung mit Unterschrift des Eigentümers. Sonst dürfen wir sein Haus nicht<br />
mit Glasfaser anschließen.“ Die Telekom kontaktiert deshalb die Eigentümer direkt, sobald die Kommune die<br />
notwendigen Kontaktdaten weitergegeben hat. Über den hochleistungsfähigen Internetanschluss dürfen<br />
sich die Bürger und Firmen freuen, die in „Gut Horn“, „Am Rehwinkel/Kronwitt“, „Güßhübel/Voglaich“ oder<br />
im Gewerbegebiet an der „Watzmannstraße“ leben oder arbeiten.<br />
„Die Gemeinde erhält insgesamt einen Zuschuss in Höhe von rund 1.101.727 Euro von der Regierung von<br />
Oberbayern. Die zuwendungsfähigen Kosten betragen etwa 1.392.189 Euro. Auf die Gemeinde entfallen also<br />
rund 290.000 Euro“, teilte Birner auf Nachfrage der Tageszeitung mit.<br />
Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> habe bereits die erste und die zweite Ausbaustufe für den Breitbandausbau<br />
im Rahmen der Richtlinie zur Förderung des Aufbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen im Freistaat Bayern<br />
in Anspruch genommen. Hierzu sei für das gesamte Gemeindegebiet ein Markterkundungsverfahren vorgenommen<br />
worden. Für den weiteren, jetzigen Ausbau der sogenannten „weißen Flecken“ nehme <strong>Kirchanschöring</strong><br />
die aktuelle bayerische Breitbandrichtlinie mit dem „Höfebonus“ in Anspruch. Förderfähig seien damit<br />
nur Anwesen, die bislang über weniger als 30 Mbit/ Sekunde verfügen.<br />
Das vorgesehene Erschließungsgebiet, in dem die einzelnen unterversorgten Gemeindeteile und Anwesen<br />
dargestellt sind, seien in der nicht öffentlichen Sitzung des Umwelt- und Bauausschusses schon vor mehreren<br />
Monaten vorgestellt worden.<br />
Text: Anneliese Caruso<br />
47
Kommunalpolitik<br />
September<br />
Neue Azubine<br />
Herzlich Willkommen in der Gemeindeverwaltung,<br />
liebe Martina Drechsler!<br />
Im September durften wir in unserem Kollegenkreis<br />
eine neue Azubine willkommen heißen.<br />
Martina Drechsler aus dem Ortsteil Roth hat am 1. September ihre dreijährige<br />
Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten mit Fachrichtung allgemeine innere<br />
Verwaltung des Freistaates Bayern und Kommunalverwaltung (VFA-K) begonnen.<br />
Liebe Martina, wir wünschen Dir alles Gute<br />
für Deine Ausbildungszeit in unserem Haus!<br />
Erster Bürger*innenrat stellt innovative Ergebnisse zur Kinderbetreuung vor<br />
Der erste <strong>Kirchanschöring</strong>er Bürger*innenrat (v.l.n.r.): Karin Klinger, Anton Magreiter, Gertraud Hofmann, Bettina Gaiser,<br />
Sylvia Köberle, Sandra Lehmhofer, Robert Patz, Heribert Gschirr, Gabriele Hofmann, Helmut Schmid, Thomas Wallner,<br />
Christina Schuhbäck (nicht im Bild: Karina Obermayer, Stefan Windfellner)<br />
Foto: Tanja Schnetzer<br />
Am Samstag, den 26.09.20 fand in der Aula der<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>er Grundschule der dritte Tag des<br />
ersten Bürger*innenrats zum Thema „Ausbau der<br />
Kinderbetreuung“ statt.<br />
Die 15 per Los ausgewählten Rät*innen stellten<br />
ihre an zwei Tagen erarbeiteten, innovativen wie<br />
zukunftsweisenden Ideen und Lösungen in einem<br />
Bürger*innen-Café weiteren interessierten<br />
Bürger*innen der Gemeinde vor. Alle konnten<br />
dann während der Vormittagsveranstaltung mitreden<br />
und mitdenken und in drei Diskussionsrunden<br />
in der Turnhalle die vorgestellten Konzepte<br />
bewerten und miteinander weiterentwickeln. So<br />
entstand am Ende ein buntes Bild, wie sich die<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>er*innen zukünftig die Betreuung<br />
und Entwicklung ihrer Kinder vorstellen und die<br />
Weichen für ihre Jüngsten stellen wollen.<br />
48
Hans-Jörg Birner, <strong>Kirchanschöring</strong>s erster Bürgermeister,<br />
war durch die Gemeindwohlökonomie<br />
auf diese Idee gekommen und hatte den<br />
Bürger*innenrat als Bürger*innenbeteiligungsinstrument<br />
in seiner Gemeinde angeschoben.<br />
„Bürger*innenbeteiligung gibt es ja in allen möglichen<br />
Formen schon recht lang“, erklärte er seine<br />
Entscheidung für dieses neue Format, „der<br />
Bürger*innenrat ist eine besondere Methode, die<br />
es in unserer Region so noch nicht gibt. Er ist relativ<br />
neu, daher war es auch für uns eine ganz spannende<br />
Geschichte, ob er hier bei uns überhaupt<br />
funktioniert.“<br />
Sylvia Köberle, Christina Schuhbäck und Helmut<br />
Schmid, die als Bürger*innen an dem gesamten<br />
Prozess von zweieinhalb Tagen in drei Wochen<br />
teilgenommen haben, zeigten sich sehr zufrieden<br />
mit dem Ergebnis und erlebten die Arbeit mit den<br />
anderen Bürger*innen als respektvoll, kreativ und<br />
wichtigen Bestandteil gelebter Demokratie.<br />
„Ich wurde von der Gemeinde angeschrieben<br />
und habe mich sehr gefreut, auch ohne eigene<br />
Kinder am Bürger*innenrat zu diesem Thema teilnehmen<br />
zu dürfen“, sagt Christina Schuhbäck, „ich<br />
fand gut, dass nicht nur Menschen mit Kindern da<br />
waren, sondern Menschen aller Altersstufen, mit<br />
verschiedenen Berufen und eigenen Erfahrungen<br />
und Hintergründen.“<br />
Helmut Schmid, Vater von Kindern im Schulalter, ist<br />
ebenfalls überzeugt vom ersten <strong>Kirchanschöring</strong>er<br />
Bürger*innenrat. „Man geht mit einer fertigen Meinung<br />
in den Bürger*innenrat und denkt, genau das<br />
will ich sagen“, beschreibt er schmunzelnd sein Erleben,<br />
„dann sagt ein anderer was. Dabei vergisst<br />
man die eigenen Gedanken wieder und denkt auf<br />
einmal etwas ganz Neues. Dann kommen weitere<br />
Ideen und Impulse, das ist Teil der Methode. Und<br />
so habe ich ein paar Mal meine Sicht komplett geändert.“<br />
Sylvia Köberle, Mutter mittlerweile erwachsener<br />
Kinder, ergänzt: „Was ich noch ganz wichtig an<br />
der Methode finde, ist, dass die Leute haben ausreden<br />
können. Das war am Anfang sehr schwer.<br />
Man brennt ja, man möchte was sagen. Wenn andere<br />
viele Ideen haben, muss man so lang warten<br />
(lacht). Das war am zweiten Tag schon einfacher,<br />
das war ein Lernprozess. Und es ist ja auch wichtig,<br />
dass jeder etwas sagen darf. Auch wenn einer<br />
eine andere Meinung hat, dann darf der das sagen.<br />
Das war ganz wichtig.“<br />
Der Bürger*innenrats-Prozess mit Dynamic Facilitation,<br />
einer dynamischen Moderationsform, basiert<br />
auf den Überlegungen des Amerikaners Jim<br />
Rough, der einen sog. „Wisdom Council“, also „Rat<br />
der Weisen“, entwickelt hat.<br />
Diese Art der Bürger*innenbeteiligung bietet einen<br />
Raum für das freie Fließen der Gedanken. Das<br />
Format eignet sich für alle Themen, die in einer<br />
Kommune und bei der Bevölkerung wichtig sind<br />
und brennen, wie z.B. die Entwicklung von Verkehrskonzepten,<br />
Ideen zur zukünftigen Mobilität,<br />
Konzepte für das Altwerden in der Zukunft, Beantwortung<br />
von Klimafragen, die Zukunft der Landwirtschaft<br />
oder auch die Integration der Meinungen<br />
von Kindern und Jugendlichen in bspw. einem<br />
eigenen Rat. Ziel ist immer die Lösungsfindung bei<br />
komplexen Fragestellungen und Aktivierung der<br />
Kreativität und Weisheit der Vielen. Auch wenn<br />
Situationen konfliktbeladen sind und es scheinbar<br />
keine Einigung geben kann, greift dieses Format<br />
und entwickelt zumeist einmütige Lösungen.<br />
„Durch die Methode war es ein respektvoller Umgang<br />
unter uns allen. Man hat sich immer wohlgefühlt<br />
und so gemerkt, dass die eigene Meinung<br />
trägt. Das hat den ganzen Denkprozess vereinfacht“,<br />
fügt Christina Schuhbäck an, „weil man<br />
nicht die Blockade gehabt hat, wenn ich jetzt was<br />
sage, dann denken alle, das passt nicht, also sage<br />
ich es lieber nicht. Doch jeder hat immer gesagt,<br />
was er denkt, was er fühlt und alle anderen haben<br />
es akzeptiert und zugehört. Und das hat diese extrem<br />
positive Dynamik entwickelt.“<br />
Der erste <strong>Kirchanschöring</strong>er Bürger*innenratsprozess<br />
wurde von den Moderator*innen Tanja<br />
Schnetzer und Cordula Riener-Tiefenthaler sowie<br />
am dritten Tag auch mit Franz Galler begleitet.<br />
„Wir als Moderatorinnen öffnen den Raum, damit<br />
Menschen wieder denken dürfen und die Schranken<br />
in ihren Köpfen lösen“, erklärt Projektleiterin<br />
Tanja Schnetzer das Vorgehen, „wir sorgen dafür,<br />
dass der Raum offen bleibt, dass alles gesagt und<br />
gedacht werden darf.<br />
Es war ein unglaublich kreatives Miteinander hier<br />
in <strong>Kirchanschöring</strong>, die Ideen sind gesprudelt. Man<br />
musste niemanden fordern, sondern es war eher<br />
die Frage „wann bin ich endlich dran“, es war ein<br />
energetisches Miteinander.“<br />
Cordula Riener-Tiefenthaler ergänzt: „Wenn ein<br />
Raum geschützt ist, können Menschen große Ideen<br />
miteinander entwickeln. Man muss ihnen nur<br />
den Raum zur Verfügung stellen. Es war heute im<br />
Kommunalpolitik<br />
49
Kommunalpolitik<br />
Bürger*innen-Café so spürbar, dass der Geist und<br />
die Verbindung, die in der gemeinsamen Arbeit<br />
zwischen den Bürger*innenräten entstanden ist,<br />
auch auf die Bürger*innen, die heute zum ersten<br />
Mal von den Ergebnissen gehört haben, übergesprungen<br />
ist.“ Durch die Methode entsteht ein Miteinander,<br />
das die Kreativität und Lösungskompetenz<br />
der Bürger*innen einholt.<br />
Austausch und Weiterentwicklung der Ideen im Bürger*innen-Café<br />
in der Turnhalle<br />
Foto: Tanja Schnetzer<br />
Die Frage, ob sie auch bei anderen Themen wieder<br />
an einem Bürger*innenrat teilnehmen würden,<br />
beantworten die drei Bürger*innenräte mit einem<br />
klaren „Ja, definitiv, weil das Format einfach super<br />
ist!“. Sie empfehlen es auch jedem anderen Bürger,<br />
denn ihrer Meinung nach ist das eine Möglichkeit<br />
zu gelebter Demokratie. „Wir hoffen, dass<br />
bei einem nächsten Mal noch viel mehr Menschen<br />
an einem Bürger*innenratsprozess und vor allem<br />
am dritten Tag teilnehmen werden, um sich mit ihren<br />
Ideen und ihrer Kreativität für <strong>Kirchanschöring</strong><br />
einzubringen“, erklärten Sylvia Köberle, Christina<br />
Schuhbäck und Helmut Schmid einmütig.<br />
Hans-Jörg Birner, der mit seiner Gemeinde schon<br />
oft neue Wege in der Regionalentwicklung gegangen<br />
ist, zeigte sich sehr zufrieden mit dem ersten<br />
Bürger*innenratsprozess in seiner Gemeinde.<br />
„Es sind sehr konkrete Empfehlungen zur Verbesserung<br />
von Verkehr und Infrastruktur sowie zur Gestaltung<br />
der Betreuungszeiten entstanden“, fasst<br />
er die Ergebnisse zusammen, „Darüber hinaus wurden<br />
Ideen für zukünftige, pädagogische Konzepte<br />
und vor allem die Vision eines „Campus für Kinder“<br />
mitten in unserem Dorf entwickelt. Ich halte viele<br />
Inhalte für umsetzbar und freue mich schon sehr<br />
auf die Umsetzung!“<br />
Die Ergebnisse des Prozesses werden die<br />
Bürger*innenräte nun noch in einer gemeinsamen<br />
Sitzung dem Gemeinderat vorstellen. Anschließend<br />
wird über die nächsten Schritte der Umsetzung<br />
beraten und entschieden. Das Projekt wurde<br />
vom Amt für Ländliche Entwicklung gefördert.<br />
Text: Alois Albrecht<br />
Goldenes Bücherei-Siegel<br />
Nachdem die Gemeindebücherei St. Michael vor zwei Jahren das Silberne Bücherei-Siegel des St. Michaelbundes<br />
erhalten hatte, wurde sie jetzt mit dem Goldenen Bücherei-Siegel ausgezeichnet.<br />
Dazu musste die Bücherei mindestens 14 von 15 Anforderungen erfüllen.<br />
Bewertungspunkte sind u.a. die Ausstattung der Bücherei, Öffnungszeiten, Medienetat, Medienbestand, Ausleihzahlen,<br />
EDV-Ausstattung, Veranstaltungen, Homepage, Fortbildungen der Mitarbeiter und die Zusammenarbeit<br />
mit Schule, Gemeinde und Pfarrei.<br />
Die neun ehrenamtlichen Mitarbeiter freuen sich, dass ihr Engagement gewürdigt wird.<br />
Herzlichen Dank für euer tolles Engagement,<br />
liebes Bücherei-Team!<br />
50
Bürgerbeteiligung<br />
Oktober<br />
Im Moment überlagert die CORONA-Pandemie mit all ihren Auswirkungen und Einschränkungen auf unser<br />
Handeln fast unser gesamtes gewohntes Leben.<br />
Trotzdem werde ich mich bewusst nicht diesem Thema widmen. Dazu wird bereits unendlich viel kommuniziert<br />
und ich kann auch keine wirklich neuen Erkenntnisse zu diesem Thema liefern.<br />
Aber ein Aspekt, der sicher auch beim Themenkomplex CORONA eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ist die<br />
Kommunikation von Politik und Menschen; in meinem speziellen Fall jetzt auf der kommunalpolitischen Ebene,<br />
der Ebene einer Gemeinde wie <strong>Kirchanschöring</strong> mit ihren knapp 3.500 Einwohnern. Wir müssen uns auch<br />
Gedanken jenseits von CORONA machen und nicht alles davon überlagern lassen. Gerade jetzt heißt es, sich<br />
Gedanken über unsere Zukunft zu machen:<br />
Wie soll sie aussehen?<br />
Was ist uns als Gesellschaft in Zukunft wichtig?<br />
Was können wir vor Ort dazu beitragen, dass sich unser Leben in diese Richtung hinbewegt?<br />
Kommunalpolitik<br />
Aktives Handeln und Gestalten ist gerade jetzt ein Gebot der Stunde. Perspektiven gemeinsam zu erarbeiten<br />
und als Kommune dann aber auch versuchen die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit<br />
wir als Gesellschaft unsere Ziele erreichen können.<br />
Subsidiarität, dieses sperrige Wort, das nichts anderes bedeutet, die Ebene Dinge erledigen zu lassen, die<br />
am nächsten an diesen Aufgaben dran ist und diese am besten erledigen kann - genau diese Subsidiarität<br />
muss auch vor Ort gelebt werden. Und damit meine ich nicht nur das Einfordern von Subsidiarität gegenüber<br />
dem Staat durch die Kommunalverwaltung und den kommunalen Gremien, sondern zur Subsidiarität gehört<br />
genauso die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger.<br />
Unsere Gemeinde ist auf vielen Handlungsfeldern als innovativ bekannt und es besuchen uns viele Gruppen<br />
von Kommunalpolitikern, interessierte Bürgerinnen und Bürger aus ganz Bayern oder auch politische Vertreter<br />
aus der Landespolitik, um sich von unserer Art von Politik zu machen inspirieren zu lassen. Das liegt sicher auch<br />
an unserem Selbstverständnis, wie wir unsere Politik vor Ort gestalten und miteinander umsetzen.<br />
Dieser Weg ist geprägt von viel Bürgerbeteiligung und damit auch Bürgerverantwortung. Dass es dieses Miteinander<br />
in unserer Gemeinde gibt, liegt an der langen Tradition von Bürgerbeteiligung und nachhaltigem<br />
Denken und Handeln in der Kommunalpolitik - lange bevor der Begriff „Nachhaltigkeit“ in politischen Reden<br />
seinen festen Bestandteil gefunden hat und populär wurde. Meine beiden Vorgänger, allen voran Hans Straßer,<br />
unterstützten und forderten immer schon die Meinung der Bürgerinnen und Bürger ein.<br />
Das war anfangs für den Gemeinderat sicher keine einfache Situation. Plötzlich gab es andere Gremien,<br />
Dorferneuerungsvorstand oder Agenda-21-Gruppen, die sich intensiv mit der Entwicklung des Dorfes, der<br />
Gemeinde und der Gesellschaft auseinandersetzten und eigene Ideen und Konzepte erarbeiteten. Ein gewisses<br />
Konkurrenzdenken und Abgrenzung war damals in den 80er und Anfang der 90er Jahre nur die wohl<br />
logische Konsequenz.<br />
Aber beide Seiten gaben zum Glück nicht auf und gingen aufeinander zu. Und nachdem der Gemeinderat<br />
und die Kommunalverwaltung diese neuen Gremien als Chance und Partner erkannt hatten und die neuen<br />
Gremien akzeptierten, dass es eben am Ende meistens der Gemeinderat war, der die finale Entscheidung zu<br />
treffen hatte - nachdem beide Seiten diese Spielregeln verstanden hatten, entwickelte sich ein fruchtbares<br />
Miteinander und viele Dinge in unserer Gemeinde konnten nur aufgrund dieser intensiven Beteiligung der<br />
Bürgerinnen und Bürger entstehen.<br />
In unterschiedlichen Handlungsfeldern wurden große Erfolge gefeiert: Die Bundesgoldmedaille 2004 beim<br />
Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ oder die Entwicklung des Konzepts für unser Haus der Begegnung und<br />
vieles mehr könnte man hier aufzählen.<br />
Ein entscheidender Erfolgsfaktor war immer die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern und das<br />
Einbinden der Ideen, die durch unterschiedlichste Beteiligungsformate gesammelt und eingearbeitet wer-<br />
51
Kommunalpolitik<br />
den konnten.<br />
Doch sollte man auch immer selbstkritisch auf die Erfolge blicken und überlegen, ob es nicht noch andere,<br />
bessere Möglichkeiten gäbe.<br />
Und so entdeckten wir im Rahmen unseres Gemeinwohlprozesses das Werkzeug der Bürgerräte. Wir hatten<br />
schon davon gehört, als wir uns in einer gemeindlichen Exkursion zu Baukultur und Flächensparen auf den<br />
Weg nach Vorarlberg gemacht hatten. Dort ist die Beteiligungsform über Bürgerräte mittlerweile sogar in der<br />
Landesverfassung verankert.<br />
Aktuell steht in unserer Kommune eine Art Neuaufstellung im Bereich der Kinderbetreuung an. Von der Krippe<br />
über den Kindergarten bis zum Hort gilt es, zukunftsfähige Konzepte zu erarbeiten. Dazu überlegen wir seit<br />
längerem unser über 50 Jahre altes Schulgebäude zu sanieren und an die Herausforderungen der Zukunft<br />
anzupassen. Zudem steht der Anspruch auf Betreuung von Grundschülern am Nachmittag vor der Tür und<br />
das Haus für Kinder kann die Kinderzahlen in Zukunft nicht mehr im notwendigen Maße aufnehmen. Es ist also<br />
an der Zeit das Thema „Kinderbetreuung“ als Gesamtkonzept zu erarbeiten und nicht jeden Handlungsstrang<br />
als isolierte Einzellösung zu betrachten.<br />
Und so wagten wir das Experiment einen Bürgerrat in <strong>Kirchanschöring</strong> einzusetzen. Mit der finanziellen Unterstützung<br />
durch das Amt für Ländliche Entwicklung konnten wir uns mit Tanja Schnetzer und Cordula Riener-<br />
Tiefenthaler erfahrene Unterstützung an Bord holen. Dazu wurde im Bürgerrat mit einer neuen, besonderen<br />
Moderationsmethode, der „dynamic facilitation“ gearbeitet.<br />
Bevor der Bürgerrat begonnen wurde, musste man Teilnehmer für diesen Rat finden. Doch dieses Mal wollte<br />
man eine andere Zusammensetzung des Bürgergremiums bekommen, als in den vorangegangenen Prozessen.<br />
Diese Bürgerbeteiligungsprozesse waren sehr erfolgreich. Wenn wir jedoch zurückblicken, waren es meist<br />
immer wieder die selben engagierten Personen, die diese Plattform der Beteiligung nutzten. Diesmal sollte es<br />
anders sein: Wir wollten eine Querschnitt unserer Bevölkerung bekommen und es sollten keine Funktionsträger<br />
oder direkt Beteiligte mit dabei sein. Der Bürgerrat sollte frei und ohne Vorgaben Ideen entwickeln können.<br />
Und so war der Bürgerrat für den Bürgermeister, die Verwaltungsmitarbeiter und die Leitungen der Schule und<br />
des Haus für Kinder tabu. Für den Bürgerrat wurden Einwohner der Gemeinde per Zufallsauswahl angeschrieben<br />
und aus den Rückmeldungen wurden die Mitglieder für den Bürgerrat ausgelost.<br />
So erhielten wir eine bunte Mischung aus allen Altersgruppen mit unterschiedlichen familiären Situationen,<br />
die nun eine Vision für eine Kinderbetreuung erarbeiten durften.<br />
Dieser Bürgerrat tagte an zwei halben Tagen in jeweils intensiven fünf Stunden und erarbeitete Ideen, erörterte<br />
Umsetzungsmöglichkeiten und befasste sich dann aber auch ein wenig mit der Realisierungsmöglichkeit<br />
der Ideen in einer Gemeinde wie <strong>Kirchanschöring</strong>. Auch wenn es meine Bitte am Anfang der beiden Termine<br />
war, sich nicht zu sehr von Hemmnissen abschrecken zu lassen, so waren die Ergebnisse am Ende doch erstaunlich<br />
„bodenständig“ - äußerst ambitioniert, aber nicht unmöglich.<br />
Jetzt wird der Ein oder Andere denken: Jetzt war der Bürgermeister also doch dabei! Nein - leider wurde ich<br />
jeweils nach der Begrüßung wieder freundlich aus dem Raum hinauskomplimentiert. Das ist mir jeweils sehr<br />
schwer gefallen, weil ich schon diese gute Stimmung und Dynamik spürte und gerne bei der Entwicklung der<br />
Ideen mit dabei gewesen wäre. Aber ein Bürgermeister muss sich auch mal zurückhalten können und auf die<br />
Kreativität und das gesammelte Wissen und den Ideenreichtum seiner Bürger vertrauen.<br />
Und ich darf sagen: Es hat sich mehr als gelohnt!<br />
Rund 100 Ideen und Anmerkungen wurden vom Bürgerrat formuliert und dann in einem erstaunlichen Prozess<br />
in einen gemeinsamen Konzeptvorschlag zusammengeführt. Dass dies überhaupt möglich war, liegt sicher<br />
an den zwei hervorragenden Moderatorinnen und dem besonderen Prozessablauf dem dieser Bürgerrat<br />
folgte.<br />
Auf jeden Fall konnten beim Bürgerratsforum, das den zwei Terminen folgte, bei denen der Bürgerrat unter<br />
sich geblieben war, ein erstaunliches Konzept vorgestellt werden. Bei diesem Termin waren nun Schulleitung<br />
und Bürgermeister sowie Verwaltung zugelassen und auch anwesend.<br />
Schon allein der Titel des Konzeptes ist erstaunlich und weckt große Hoffnungen und Erwartungen: Nicht weniger<br />
die Konzeptidee für einen Campus für Kinder wurde erarbeitet und nun mit den neuen Teilnehmern des<br />
Bürgerratsforums noch weiter ausgefeilt.<br />
52
Das Konzept wurde mittlerweile in einer gemeinsamen Kurzklausur dem Gemeinderat vorgestellt und von<br />
diesem als Konzeptidee auch abgesegnet. Die Eckpunkte sollen im Folgendem kurz dargestellt werden.<br />
Waldkindergarten, Hort<br />
Um den Bedarf an zwei weiteren Kindergartengruppen und einer Krippengruppe decken zu können, wurde<br />
folgender Lösungsansatz erarbeitet:<br />
Auslagerung des Horts in das Schulhaus<br />
Damit werden zusätzliche Räumlichkeiten für die Krippe im Haus für Kinder frei<br />
Für die zwei Kindergartengruppen soll ein Waldkindergarten eingerichtet werden. Als Ort wurde der vorhandene<br />
„Schulwald“ und das angrenzende Sportgelände gefunden. Diese Option hat den Gemeinderat<br />
überzeugt und wurde noch in der Klausur der Verwaltung als Arbeitsauftrag übergeben, um die weitere<br />
Abarbeitung für die Gremien vorzubereiten<br />
Kommunalpolitik<br />
Schulhausumbau<br />
Auch in diesem Bereich wurde hervorragende Vorarbeit geleistet:<br />
Integration einer Küche und Mensa. Es soll mit eigenem Küchenpersonal selbst gekocht werden. Die Kinder<br />
sollen soweit als möglich dabei eingebunden werden.<br />
Auslagerung des Horts in das Schulhaus<br />
Schaffung von „Lernlandschaften“ - neue Schulkonzepte<br />
Schaffung / Umnutzung von Räumen für die Zeit außerhalb des Schulunterrichts<br />
Anbau einer Mensa in Richtung Achenpark<br />
Öffnung für Hort und Mehrfachnutzung (Vereine) Richtung Achenpark<br />
...<br />
Arbeitswirklichkeit / Kinderbetreuung<br />
Hier wurde der Blick auf die Vereinbarkeit der Kinderbetreuungsangebote mit der „Arbeitswirklichkeit“ und<br />
den Bedarfen gelegt. Beispiele:<br />
Flexible Öffnungszeiten<br />
Ferienbetreuung<br />
Schließzeiten von Schule und Haus für Kinder angleichen<br />
„Flexibles Buchen“ für die Nachmittagsbetreuung<br />
Digitalisierung (Kommunikation, Informationen über Angebote, Buchungsmöglichkeiten)<br />
...<br />
Das Miteinander leben<br />
Beteiligung von Vereinen<br />
Neue Angebote schaffen<br />
Eine Plattform für neue Ideen und Angebote erarbeiten<br />
Sozialbüro der Gemeinde als „Drehscheibe“ nutzen (mit dem neuen Angebot sollte auch der Name abgeändert<br />
werden)<br />
...<br />
Verkehr und Infrastruktur<br />
Als ein zentrales Thema hat sich auch der Verkehr und die Infrastruktur rund um die Schule und das Haus für<br />
Kinder herausgestellt. Auch in diesem Bereich wurden viele Ideen entwickelt:<br />
Die Parkplätze und den Gehweg am Kindergarten optimieren<br />
Übergabe der Kinder an der Pforte<br />
Ausweitung des Kindergartenbusangebots (z.B. Hipflham)<br />
53
Kommunalpolitik<br />
Gemeinsame Treffpunkte abseits von Schule und Haus für Kinder mit der Organisation eines begleiteten<br />
„Schulwegs“<br />
Neue Querungshilfe für die Kreisstraße am Haus für Kinder<br />
30er-Zone im Ort<br />
...<br />
Die erarbeiteten Ideen und Konzepte wurden unter ein gemeinsames Motto gestellt<br />
Campus für Kinder<br />
Dieser Begriff soll nun zukünftig als Arbeitstitel dienen und damit die Kinderbetreuung als Gesamtkonzept<br />
gedacht und bearbeitet werden. Dabei sollen aber auch „ausgelagerte Bereiche“ wie der Raum für die<br />
Mutter-Kind-Gruppen in der Alten Schule Kirchstein und das KuBa - Kultur im Bahnhof mit einbezogen werden.<br />
Um diesem Begriff des „Campus für Kinder“ gerecht zu werden, wurde zudem noch vereinbart, die Ideen und<br />
Wünsche der Kinder mit einzubeziehen.<br />
Es werden für den Campus für Kinder jetzt entsprechende Arbeitsgruppen eingerichtet, die dankenswerter<br />
Weise von Mitgliedern des Bürgerrats begleitet werden. Damit soll auch in der nächsten Stufe der Konzeptentwicklung<br />
eine intensive Bürgerbeteiligung gewährleistet sein.<br />
Es geht darum, die Ideen zu konkretisieren, mit rechtlichen Möglichkeiten und Vorgaben abzugleichen und<br />
die Betroffenen (Schulleitung, Leitung Haus für Kinder, ...) mit in die Konzeptentwicklung einzubinden.<br />
Ursprünglich war geplant, diese Entwicklungsphase bis zur Sommerpause 2021 abzuschließen. Die aktuellen<br />
Rahmenbedingungen lassen jedoch erwarten, dass die Beteiligungsprozesse in nächster Zeit schwierig<br />
durchzuführen sein werden. Daher wird sich der Zeitplan der Entwicklung bei den CORONA-Einschränkungen<br />
anpassen müssen.<br />
Dennoch bitte ich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, die sich in die Konzeptentwicklung in den<br />
unterschiedlichen Arbeitsgruppen einbringen wollen, sich bereits jetzt in der Gemeindeverwaltung<br />
(Frau Sophia Reitschuh, Tel.: 08685 / 77 939 - 14 oder reitschuh-sophia@kirchanschoering.de) zu melden.<br />
Sobald es die Rahmenbedingungen zulassen, wird der nächste Schritt getan werden.<br />
Bitte bringen Sie sich ein - jede Idee ist hilfreich!<br />
text: 1. büRgeRmeiSteR HanS-JöRg biRneR<br />
54<br />
© Cleverpix / Pixabay
Abschied von H.H. Pfr. Msgr. Alois Holzner<br />
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus. Flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.<br />
Joseph Freiherr von Eichendorff<br />
Kommunalpolitik<br />
Nachruf<br />
Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> nimmt Abschied von<br />
H.H. Pfr. Msgr. Alois Holzner<br />
Sein unermüdlicher Einsatz und sein großes Engagement für die Gläubigen unserer<br />
Gemeinde wird uns allen in bester Erinnerung bleiben.<br />
Sein Tod macht uns sehr betroffen und wird bei allen, die ihn kennen<br />
und schätzen gelernt haben, eine große Lücke hinterlassen.<br />
Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.<br />
Für die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Hans-Jörg Birner<br />
Erster Bürgermeister<br />
© kesipun / Adobe Stock<br />
Nachruf<br />
Der Pfarrverband <strong>Kirchanschöring</strong> nimmt traurig Abschied von<br />
H.H. Pfr. Msgr. Alois Holzner<br />
Seit zwölf Jahren wirkte er als unermüdlicher Ruhestands-Seelsorger in unserem Pfarrverband.<br />
Mit seiner fröhlichen Art hat er vielen Menschen den Glauben näher gebracht und ist uns als<br />
väterlicher Ratgeber zur Seite gestanden. Viele Menschen werden sich daran erinnern,<br />
dass er mit ihnen Gottesdienste feierte, Taufen und Hochzeiten gestaltete und<br />
in traurigen Stunden mit der Hoffnung auf ewiges Leben zur Seite stand.<br />
In tiefer Dankbarkeit für sein unermüdliches Wirken und im Namen aller Gläubigen<br />
und Ehrenamtlichen im Pfarrverband <strong>Kirchanschöring</strong> ein<br />
Herzliches Vergelt`s Gott<br />
Der Herr schenke ihm, auf was er sein ganzes Leben vertraut hat.<br />
Pfr. Ludwig Westermeier<br />
und die Seelsorger im Pfarrverband<br />
Angelika Morsch, Verbundskirchenpflegerin<br />
Birgit Beirow-Judex, Pfarrverbandsratsvorsitzende<br />
Die Beerdigung fand in der Pfarrei Neumarkt - St. Veit statt.<br />
Gedenkgottesdienste finden im Pfarrverband zu einem späteren Zeitpunkt statt.<br />
55
Kommunalpolitik<br />
ABS38 <strong>2020</strong><br />
November<br />
Der Ausbau der Bahnstrecke ABS38, die mitten durch unser Gemeindegebiet bzw. Dorf <strong>Kirchanschöring</strong> führt,<br />
hat uns im Jahr <strong>2020</strong> bereits intensiv beschäftigt.<br />
Nach aktuell vorliegenden Informationen durch die Bahn sind folgende Maßnahmen geplant (Auszug aus<br />
den Informationen der Homepage der ABS38):<br />
Eines der Hauptziele beim Streckenausbau im Rahmen der ABS 38 ist die verbesserte Anbindung an das Nachbarland<br />
Österreich. Erreicht wird das durch die Öffnung der Strecke über Mühldorf (Oberbayern) nach Salzburg für den Zug-<br />
Fernverkehr. Der Ausbauabschnitt von Tüßling nach Freilassing bildet hierbei die Schnittstelle zum österreichischen<br />
Bahnnetz und grenzt im Süden an das Salzburger S-Bahn-Netz.<br />
In Zukunft sollen mit dem Ausbau nicht nur bessere Fernverkehrsverbindungen über Salzburg – etwa nach Wien –<br />
möglich werden, sondern auch der Regional- und Nahverkehr qualitativ und quantitativ ausgebaut werden.<br />
Konkret sind folgende Maßnahmen geplant:<br />
Durchgehend zweigleisiger Ausbau zwischen Tüßling und Freilassing und zweigleisige Durchbindung im Bahnhof<br />
Freilassing<br />
Elektrifizierung der zweigleisigen Strecke im Abschnitt Tüßling - Freilassing<br />
Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen<br />
Anhebung der Streckengeschwindigkeit auf bis zu 160 km/h<br />
Anpassung vorhandener Eisenbahn- und Straßenüberführungen für den zweigleisigen Ausbau<br />
Verbreiterung vorhandener Eisenbahnüberführungen und Aufweitung bestehender Straßenüberführungen für das<br />
zweite Gleis<br />
Ersatzmaßnahmen für Bahnübergänge<br />
Umsetzung von Schallschutzmaßnahmen (aktiv und passiv)<br />
Umbauarbeiten in den Bahnhöfen und Haltepunkten Garching (Alz), Kirchweidach, Tittmoning-Wiesmühl,<br />
Fridolfing, <strong>Kirchanschöring</strong>, Laufen, Freilassing<br />
Ausrüstung der Strecke mit DSTW -Technik; Verdichtung und Optimierung der Blockteilung zwischen Tüßling und<br />
Freilassing zur Erhöhung der Zugfrequenz<br />
Die ABS38 wird für den Ort <strong>Kirchanschöring</strong> einschneidende Änderungen bedeuten.<br />
Aus diesem Grund wurde auch eine Bürgerarbeitsgruppe gegründet, die gemeinsam mit Fachplanern<br />
Szenarien entwickelt hat, die einen Ausbau im Ortskern verträglicher erscheinen lassen. Wie nicht anders zu<br />
erwarten, rufen diese Vorschläge bei der Bahn keine Begeisterung hervor, da sie einen nicht unerheblichen<br />
Mehraufwand bedeuten würden.<br />
Für uns, die wir direkt von diesem massiven Ausbau betroffen sind, ist aber eine bestmögliche Berücksichtigung<br />
unserer Interessen von großer Bedeutung und wichtig für die Akzeptanz dieses Vorhabens in der<br />
Bevölkerung.<br />
So erging unter anderem ein Schreiben an das Bundesverkehrsministerium und auch ein Positionspapier an<br />
die Projektleitung der ABS38 (Juli <strong>2020</strong>):<br />
56
Wie besprochen erhalten Sie unser Positionspapier, das auf den Beratungen und Ergebnissen der <strong>Kirchanschöring</strong>er<br />
Bürgerarbeitsgruppe basiert:<br />
[1] Im Zusammenhang mit dem geplanten Bahn-Ausbauprojekt ABS 38 wurde, veranlasst auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung,<br />
ein „Bürgerdialog“ angestoßen und durchgeführt.<br />
Ziel war und ist es insbesondere die betroffenen direkten Anlieger im Planungsprozess einzubeziehen. Hierbei<br />
sollten quasi losgelöst von den rein bahnveranlassten Planungen, die Sorgen, Wünsche und Anregungen der<br />
betroffenen Bürger, also der Vor-Ort-Lebenden, diskutiert und gehört werden.<br />
Kommunalpolitik<br />
[2] Grundsätzlich wird eingangs festgestellt bzw. festgehalten, dass sich die Gemeindebürger als auch die Kommunalvertreter<br />
mehrheitlich für die Stärkung des Bahnverkehrs aussprechen und somit hinter diesem Projekt stehen.<br />
Die Maßnahme ist vielmehr als Chance für die regionale/kommunale Entwicklungen zu verstehen; jetzt bietet sich<br />
Gelegenheit in einem gemeinsamen Planungsdialog die individuellen örtlichen Gegebenheiten mit zu entwickeln<br />
und z.B. infrastrukturelle Defizite zu kompensieren. Ziel muss es sein die Strukturen zu verbessern, nicht nur für die Bahn,<br />
sondern vor allem auch für die betroffenen Gemeindeteile unter Berücksichtigung aller Bürgerbelange.<br />
[3] Sowohl der zweigleisige Ausbau, die Elektrifizierung als auch die Steigerung der Zugbewegungen im Personen- als<br />
auch Güterverkehr werden im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsoffensive positiv bewertet.<br />
[4] Hierbei ist es wichtig die jeweiligen Bahnhöfe sowie Haltepunkte zu erhalten respektive zu stärken; insbesondere den<br />
Personenverkehr (Stichwort „30-min.-Takt“, S-Bahn-Charakter). Kurze übersichtliche Wege und ein kompromissloser<br />
barrierefreier Ausbau sind geboten. Die optimale Zusammenführung der örtlichen Busanbindungen (ÖPNV) hat<br />
oberste Priorität.<br />
[5] Die Planungen bzw. das Ausbauprojekt sind so zu gestalten, dass den betroffenen Bürgern als auch den folgenden<br />
Generationen der größtmögliche Schutz zu Teil wird. Dies betrifft sowohl die unmittelbaren immissionsschutzrechtlichen<br />
Wirkungen (Lärm/Schall, Erschütterung, Staub, Licht, Luft/Geruch etc.) als auch „weichere Faktoren“ wie Sichtbeziehungen/Sichtachsen,<br />
Landschaftsbild.<br />
Die Berücksichtigung natur- und artenschutzrechtlicher Belange erscheinen obligatorisch.<br />
Zudem ist sicherzustellen, dass durch die Maßnahme die Lebens-/Wohnqualität nicht verringert bzw. eingeschränkt<br />
werden. Eine negative Beeinflussung der Liegenschaften bzw. eine Grundstücksentwertung durch den Streckenausbau<br />
werden nicht toleriert.<br />
[6] Der derzeitige Planungsstand bzw. die Gestaltung der Ausbaustrecke sind nicht bekannt. Früheren Vorplanungen ist<br />
aber zu entnehmen, dass überwiegend ein bestandsorientierter Ausbau in Lage und Höhe vorgesehen ist.<br />
Grunderwerb für die Bahn ist in diesem Streckenabschnitt nicht oder nur ungeordnet erforderlich.<br />
Hierzu ist anzumerken, dass auf dieser Basis zahlreiche Negativbeispiele bereits bauausgeführt wurden.<br />
Eine z.B. einschneidende Trennung durch Lärmschutzeinrichtungen im städtebaulich dörflichen Umfeld erscheint<br />
weder zeitgemäß noch erstrebenswert.<br />
[7] Zudem sind bestehende querende Verkehrsbeziehungen, aller Verkehrsteilnehmer also auch und insbesondere die<br />
Geh- und Radwegbeziehungen in die Planungen miteinzubeziehen.<br />
[8] In Anlage 1 wird der favorisierte Lösungsvorschlag aus Sicht der Bürgerarbeitsgruppe erläutert.<br />
[9] Die Gemeindeverwaltung als auch die Bürgerinnen und Bürger appellieren an alle Projektverantwortlichen das<br />
bestmögliche Ergebnis für die Betroffenen gemeinsam zu verfolgen. Der monetäre Faktor muss und soll hierbei zwar<br />
Berücksichtigung finden, darf aber nicht das alleinige Entscheidungskriterium darstellen.<br />
Bei einem Projekt dieser Tragweite ist den Belangen der Bevölkerung der Vorrang zu geben.<br />
Für einen zielorientierten Planungsdialog stehen wir jederzeit gerne weiter zur Verfügung.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Hans-Jörg Birner<br />
Erster Bürgermeister <strong>Kirchanschöring</strong><br />
57
Kommunalpolitik<br />
Von der Planungsgruppe wurden folgende Varianten erarbeitet:<br />
Die „Wunschvariante“ wäre eine Tunnellösung im Dorfbereich. Damit könnten die allermeisten Bedenken<br />
ausgeräumt und viele Belange berücksichtigt werden.<br />
Nicht weiter untersucht wurden die detaillierte technische Umsetzbarkeit und die finanzielle Auswirkung aller<br />
Varianten.<br />
Eine „abgespeckte“ Variante aus Sicht der Arbeitsgruppe ist die Ausbildung eines Troges für die Streckenführung<br />
der Bahn. Auch hier ergeben sich viele Vorteile im Gegensatz zur aktuellen Planungsvariante der Bahn.<br />
58
Die Variante 3 ist eine Kombination der Varianten 1 und 2 und versucht einen weiteren Weg aufzuzeichnen.<br />
Kommunalpolitik<br />
Mittlerweile wurde in einem Webcast im Dezember <strong>2020</strong> die aktuelle Planung durch die Bahn vorgestellt.<br />
Diese Informationen können im Internet auf der Infoseite der ABS38 abgerufen werden.<br />
Die Vorschläge aus <strong>Kirchanschöring</strong> fi nden darin noch keine Berücksichtigung.<br />
Im Jahresverlauf gab es aber eine Vielzahl von Besprechungen und gemeinsam mit dem Landkreis Traunstein<br />
und der Gemeinde Fridolfi ng wurde auch auf politischem Weg die Forderung an die Bahn gestellt, eine auf<br />
den Vorschlägen der Kommunen basierende Planungsvariante zu erstellen, um eine saubere Diskussionsgrundlage<br />
zu erhalten.<br />
Im Moment liegen die beiden Positionen von Bahn und Kommune noch weit auseinander.<br />
Es wird hier noch ein großer Aufwand notwendig sein, um für unsere Gemeinde die bestmögliche Lösung zu<br />
erhalten. Dies gilt jedoch nicht nur für den Dorfbereich in <strong>Kirchanschöring</strong>.<br />
Auch alle weiteren Querungsbauwerke im Gemeindebereich gilt es zu betrachten.<br />
Die Welt braucht heute wieder<br />
Träumer, die denken<br />
und Denker, die träumen.<br />
Es ist an der Zeit,<br />
eine neue,<br />
solidarische,<br />
auf dem Prinzip nachhaltiger Entwicklung<br />
beruhende Wirtschaft zu begründen,<br />
die den Menschen ins Zentrum rückt.<br />
- Ignacio Ramonat -<br />
© cocoparisienne / Pixabay<br />
59
Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> - KU<br />
Gemeindliche Unternehmen und Beteiligungen<br />
Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> - KU<br />
Das Kommunalunternehmen „Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong>“<br />
der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> ist ein selbständiges<br />
Unternehmen in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen<br />
Rechts (Kommunalunternehmen) und führt den Namen „Wohnbaugesellschaft<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>“.<br />
Wohnbaugesellschaft<br />
<strong>Kirchanschöring</strong> KU<br />
Aufgaben des Kommunalunternehmens sind die Planung, die Errichtung, die Verwaltung und die langfristige<br />
Vermietung von baulichen Anlagen, insbesondere von seniorengerechten Wohnungen.<br />
Zu den Aufgaben gehören auch die Einrichtung und Unterhaltung von Neben- und Hilfsbetrieben, die<br />
die Aufgaben des Kommunalunternehmens fördern und wirtschaftlich mit ihnen zusammenhängen.<br />
Zur Förderung seiner Aufgaben kann sich das Kommunalunternehmen an anderen Unternehmen beteiligen,<br />
wenn diese dem Unternehmenszweck dient. Dabei ist sicherzustellen, dass die Haftung des Kommunalunternehmens<br />
auf einen bestimmten Betrag begrenzt ist.<br />
Am 28. Januar 2016 wurde in der Sitzung des Gemeinderats das Kommunalunternehmen „Wohnbaugesellschaft<br />
<strong>Kirchanschöring</strong>“ in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts (Kommunalunternehmen)<br />
durch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss gegründet.<br />
Damit gehört die „Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong>“ zur historisch gewachsenen Gruppe der rund 730<br />
kommunalen und öffentlichen Wohnungsunternehmen mit über 2,5 Millionen Wohnungen in Deutschland,<br />
die gut 5,2 Millionen Menschen ein Zuhause bieten. Sie versorgen breite Schichten der Bevölkerung mit guter<br />
Wohnqualität zu bezahlbaren Mieten und beziehen dabei auch jene Menschen mit ein, die sich aus eigener<br />
Kraft auf dem Wohnungsmarkt kaum selbst versorgen können.<br />
Diese Unternehmen sind in vielen Fällen auch Musterbeispiele für Innovation sowie betriebswirtschaftliche<br />
Effizienz und übernehmen damit Verantwortung weit über das Wohnen hinaus. Sie dienen ihren Städten als<br />
wohnungspolitisches Handlungsinstrument, um auch in der sozialen Stadtentwicklung Einfluss nehmen zu können.<br />
Gerade kommunale Unternehmen haben eine lenkende Funktion bei der Mietpreisentwicklung. Zum<br />
Tätigkeitsspektrum gehören weiter die Mitgestaltung der örtlichen Wachstumsprozesse sowie die Umsetzung<br />
der Energiewende in Neubau wie Modernisierung und das generationengerechte Bauen. All dies erfordert<br />
von den Unternehmen nicht nur praktische Lösungen, sondern auch eine solide Eigenkapitalbasis.<br />
Vor Ort ist dies der Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> Auftrag und Verpflichtung zugleich. Damit ist sie für<br />
die Kommune, der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong>, ein agiles Instrument der Daseinsvorsorge für den Wohnungsmarkt.<br />
Betrauung<br />
Die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> hat gemäß Art. 83 Abs. 1, 11 Abs. 2, 106 Abs. 1 BV, Art. 57 Abs. 1 GO die<br />
gesetzliche Verpflichtung, in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit die öffentlichen Einrichtungen zu schaffen<br />
und zu erhalten, die nach den Verhältnissen des Gemeindegebiets für das wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />
Wohl ihrer Einwohner erforderlich sind. Hierzu zählt insbesondere der Wohnungsbau.<br />
Diese Verpflichtung erfüllt die Gemeinde insbesondere mittels der Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> als<br />
kommunale Anstalt des öffentlichen Rechts der Gemeinde nach Art. 89 ff. GO.<br />
Die Gemeinde trägt aufgrund ihrer Stellung als Anstaltsträgerin des KU nach §§ 9, 14 KUV (sog. Anstaltslast)<br />
die wirtschaftliche Verantwortung für die Sicherstellung einer angemessenen Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Wohnraum.<br />
60
Die Gemeinde hat die Wohnbaugesellschaft als Kommunalunternehmen für die Zukunft mit der Erbringung<br />
von Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse (DAWI) zwecks sozialen Wohnungsbaus für<br />
die breite Bevölkerung in der Gemeinde unter Beachtung der europarechtlichen Bestimmungen beauftragt.<br />
Gegenstand des Unternehmens<br />
Das Unternehmen hat aufgrund § 16 der „Verordnung über Kommunalunternehmen“ (KUV) vom 19.3.1998,<br />
zuletzt geändert durch Verordnung vom 5.10.2007, einen Wirtschaftsplan aufzustellen. Er besteht aus dem<br />
Erfolgsplan und dem Vermögensplan.<br />
Nach Art. 91 Abs. 3 der Gemeindeordnung (GO) i.V. mit Art. 70 GO und § 19 der „Verordnung über Kommunalunternehmen’“<br />
(KUV) ist für das Unternehmen auch ein fünfjähriger Finanzplan (Investitionsprogramm) zu<br />
erstellen.<br />
Organe<br />
Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> - KU<br />
Organe des Kommunalunternehmens sind<br />
1. der Vorstand<br />
2. der Verwaltungsrat<br />
Erstes Projekt: Haus der Begegnung<br />
Das „Haus der Begegnung“ <strong>Kirchanschöring</strong> - Projektbeschreibung<br />
Im Gebäude befinden sich 19 barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen, davon zehn Appartements<br />
im Erdgeschoss innerhalb einer Ambulant betreuten Wohngemeinschaft (ABWG) und neun Wohnungen im<br />
Obergeschoss mit Gemeinschaftsraum und Wohlfühlbad. Diese Bewohner leben im Rahmen einer Seniorenhausgemeinschaft<br />
miteinander.<br />
Im Erdgeschoss befinden sich darüber hinaus ein Sozialbüro, eine Arztpraxis und ein öffentlich zugänglicher<br />
Gemeinschaftsraum. Dieser Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss steht allen Gemeindebürgern zu Verfügung.<br />
Ziele des Projektes<br />
Das Projekt "Haus der Begegnung" bietet eine passgenaue, quartiersspezifische Versorgungslösung, insbesondere<br />
für kleine, ländliche Gemeinden.<br />
Das "Haus der Begegnung" bildet innerhalb der Konzeption das soziale Zentrum und eine sichert eine bedarfsgerechte<br />
Versorgung der Menschen im Quartier.<br />
Zielsetzung ist ein selbstbestimmtes<br />
Leben im Alter bei gleichzeitiger<br />
Versorgungssicherheit, sowie ein bedarfsgerechtes<br />
Beratungsangebot<br />
für alle Bürger.<br />
Es stehen neun barrierefreie Seniorenwohnungen<br />
und eine ambulant betreute<br />
Wohngemeinschaft mit zehn<br />
Plätzen für pflegebedürftige ältere<br />
Menschen zur Verfügung. Beratungsangebote<br />
und Veranstaltungsangebote<br />
über die zur Verfügung gestellte<br />
Begegnungsräume richten sich an<br />
die gesamte Gemeinde/Quartier.<br />
Mit allen Beteiligten abgestimmtes Konzept<br />
„Haus der Begegnung“ in <strong>Kirchanschöring</strong>:<br />
„Beraten-Pflegen-Wohnen-Begegnen“<br />
61
Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> - KU<br />
Gesamtkonzept - Konkrete Maßnahmen<br />
Das „Haus der Begegnung“ wurde als passgenaue Lösung für die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> konzipiert<br />
und umfasst die Elemente Unterstützung, Versorgungssicherheit, soziales Miteinander und Wohnen mit der<br />
Möglichkeit auf Gemeinschaft. Insgesamt gesehen ist hervorzuheben, dass die Verknüpfung von barrierefreiem<br />
Seniorenwohnen mit den unterschiedlichen sonstigen Nutzungen und Angeboten im Haus eine<br />
außergewöhnliche Atmosphäre des Wohlbefindens erzeugt. Sofern sich beispielsweise der Unterstützungsbedarf<br />
gravierend ändert, ermöglicht die unmittelbare Nähe der verschiedenen Wohn- und Nutzungsformen<br />
ein problemloses Umziehen innerhalb der Nutzungsbereiche im Haus und sorgt somit für eine bestmögliche<br />
Lebensqualität bei gleichzeitiger Beibehaltung sämtlicher gewohnten Sozialkontakte.<br />
Unterstützung<br />
Diese beginnt mit der nachbarschaftlichen Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner untereinander,<br />
wie zum Beispiel gemeinsames Einkaufen, gemeinsame Autofahrten, etc. Im besten Sinne also eine gute<br />
Nachbarschaft. Dies kostet nichts und bringt in der Regel sehr viel für die gefühlte Lebensqualität.<br />
Ergänzt wird dies durch das Angebot niederschwelliger Unterstützungsleistungen durch ambulante Dienste.<br />
Diese können ab Pflegegrad 1 beantragt werden und die Kosten hierfür werden von den Kostenträgern erstattet.<br />
Versorgungssicherheit<br />
Hier wird die gesamte Palette des Versorgungsbedarfs im Hinblick auf Pflege- und Betreuung abgebildet.<br />
In den einzelnen Seniorenwohnungen kann, je nach Bedarf und Wunsch, eine Unterstützung und Versorgung<br />
über, für jede Bewohnerin und jeden Bewohner frei wählbare, ambulante Dienstleister erfolgen.<br />
In der ambulant betreuten Wohngemeinschaft wird die Pflege und Betreuung rund um die Uhr ebenfalls<br />
durch einen ambulanten Dienst gewährleistet. Auch dieser ist frei wählbar, wird aber von den, im „Haus der<br />
Begegnung“ <strong>Kirchanschöring</strong> zehn Bewohnerinnen und Bewohnern, gemeinschaftlich ausgewählt. Es können<br />
Menschen der Pflegegrade 3 bis 5 betreut und gepflegt werden, eine palliative Versorgung ist bis zum<br />
Lebensende möglich. Die ambulant betreute Wohngemeinschaft ermöglicht somit grundsätzlich für jede<br />
Gemeindegröße die Möglichkeit, eine Wohn- und Lebensmöglichkeit für Tag und Nacht zu versorgende,<br />
schwer pflege- und betreuungsbedürftige Menschen, zu schaffen. Dies stellt eine wunderbare Möglichkeit<br />
dar, den Bürgerinnen und Bürgern die Sicherheit zu geben, auch im Pflegefall im gewohnten sozialen Umfeld<br />
bleiben zu können.<br />
Darüber hinaus können die Menschen des Quartiers/der Gemeinde jederzeit auch zuhause durch den ambulanten<br />
Dienst betreut und/oder beraten werden.<br />
Zudem besteht die Möglichkeit der Vermittlung von niederschwelligen Unterstützungsangeboten von Akteuren<br />
aus dem Ort (z.B. Helfernetzwerk). In einem weiteren Schritt soll im Haus der Begegnung für mehrere Tage<br />
in der Woche eine niederschwellige Tagesbetreuung für Senioren angeboten werden. Diese schafft für die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenwohnungen und für die ganze Gemeinde die Möglichkeit, sich<br />
zu treffen, Kontakte zu knüpfen und bei größer werdendem Unterstützungs- und Pflegebedarf somit auch<br />
gestärkt zu werden, um möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben zu können.<br />
Zudem ermöglicht die Tagesbetreuung den Partnerinnen und Partnern oder sonstigen Angehörigen „Freizeiten“<br />
zu erhalten, um die eigenen Lebensaufgaben besser bewältigen zu können oder um ganz einfach<br />
einmal eine „Auszeit“ für eigene Bedürfnisse zu bekommen.<br />
Eine Arztpraxis und das Sozialbüro im Haus der Begegnung runden das Versorgungsangebot ab.<br />
Soziales Miteinander<br />
Im Haus der Begegnung ist ein Sozialbüro integriert, über das eine Mitarbeiterin der Gemeinde umfassende<br />
Beratungsleistungen erbringt und Unterstützungsangebote vermittelt.<br />
Weiteres zentrales Element des sozialen Aspektes sind die „Begegnungsräume“.<br />
Dies ist wörtlich zu nehmen, denn hier werden Räume und Ausstattung für Menschen aus der Gemeinde,<br />
Vereine und Gruppen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich bieten sie Möglichkeiten für Angebote, die sich<br />
sowohl an Mieter des Hauses, als auch an Gemeindebürger richten (z.B. Filmnachmittag, Informationsveranstaltungen).<br />
Externe Initiatoren/Moderatoren begleiten die Mieter des Hauses und unterstützen die Vernetzungsarbeit.<br />
62
Wohnen und Leben<br />
Das gesamte Haus der Begegnung ist barrierefrei nach DIN 18040 konzipiert.<br />
Im Rahmen der Seniorenhausgemeinschaft stehen neun bezahlbare Seniorenwohnungen mit einem eigenen<br />
Gemeinschaftsraum zur Verfügung. Die ambulant betreute Wohngemeinschaft bietet Platz für zehn<br />
Mieter*innen und umfasst ebenfalls einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche, einen Gartenbereich,<br />
sowie weitere Räumlichkeiten für Hauswirtschaft, etc.<br />
Beteiligte und Partner<br />
Über die bedarfsgerechte pflegerische Versorgung hinaus wird das Angebot ergänzt durch ein Beratungsund<br />
Betreuungsangebot, welches durch die Vernetzung der Akteure aus dem Quartier realisiert wird:<br />
Ambulanter Dienstleister für Pflege und Betreuung<br />
Initiator / Moderator der ambulant betreuten Wohngemeinschaft<br />
Allgemeinarzt mit Praxis im Haus der Begegnung<br />
Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> - KU<br />
örtlicher Helferkreis<br />
Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Sozialbüro der Gemeinde im Haus der Begegnung<br />
Verein Haus der Begegnung<br />
Umsetzung in die Praxis<br />
Das Projekt „Haus der Begegnung“ in der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> nahm am 01.05.2018 die Nutzung und<br />
seinen Realbetrieb durch Einzug der ersten, teilweise auch schon leicht pflegebedürftigen, Mieterinnen und<br />
Mieter in die Seniorenwohnungen auf.<br />
Am 01.07.2018 zogen dann die ersten Bewohner in die ambulant betreute Wohngemeinschaft ein und auch<br />
die Arztpraxis wurde eröffnet.<br />
Das „Haus der Begegnung“ bildet die soziale<br />
Dorfmitte der Gemeinde indem es als Anlaufstelle<br />
für Menschen mit Beratungs- und Unterstützungsbedarf<br />
fungiert und für die älteren Menschen der<br />
Gemeinde und der Umgebung bezahlbaren barrierefreien<br />
Wohnraum zur Verfügung stellt.<br />
Es erfolgt die Vernetzung mit den örtlichen Akteuren<br />
vor Ort und bei Bedarf stehen pflegerische<br />
Unterstützung und Betreuung (ambulant betreute<br />
Wohngemeinschaft und Seniorenhausgemeinschaft,<br />
Arztpraxis) zur Verfügung.<br />
Haus der Begegnung in zentraler Lage mitten in <strong>Kirchanschöring</strong> mit<br />
gemeinschaftsfördernder Gestaltung des Innenhofes<br />
Bildrechte Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> / Foto: luftbild-chiemgau.de<br />
Ganzheitlicher Ansatz<br />
Als Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> ist bei allen Projekten<br />
die Gesamtschau auf unsere nachhaltigen<br />
Entwicklungsziele wichtig. Aus diesem Grund<br />
sind beim „Haus der Begegnung“ nicht “nur“ das<br />
Schaffen von passendem Wohnraum für die ältere<br />
Bevölkerung und all die weiteren sozialen Aspekte<br />
von Bedeutung.<br />
Nachhaltigkeit im Umgang mit den Ressourcen in<br />
der Bauphase und im Betrieb wurden von Beginn<br />
an mitgedacht. So wurde z.B. bei der Dämmung<br />
auf Verbundwerkstoffe verzichtet, die Wandfarben<br />
sind konservierungsmittelfrei und als Bodenbelag<br />
wurde bewusst Linoleum ausgewählt.<br />
Biodiversität in der Außenanlagengestaltung: Innenhof „Haus der Begegnung“<br />
Bildrechte Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> / Foto: Birner privat<br />
63
Wohnbaugesellschaft <strong>Kirchanschöring</strong> - KU<br />
Der natürliche Designbelag besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und ist frei von PVC, Weichmachern<br />
sowie Synthese-Kautschuk.<br />
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Gestaltung der<br />
Außenanlagen gelegt.<br />
Gemeinsames Mähen der Wiesen um das<br />
„Haus der Begegnung“.<br />
Bürgermeister Hans-Jörg Birner mit zwei Bewohnern des Hauses<br />
Bildrechte Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> / Foto: Susanne Aicher – vivita Pflegedienst<br />
Auf den allermeisten Flächen um das Haus wurden Blumenwiesen<br />
angelegt, die vom Verein Haus der Begegnung<br />
zweimal im Jahr gemeinsam mit Hausbewohnern mit<br />
der Sense gemäht werden. Damit leistet die Kommune,<br />
bzw. die kommunale Wohnbaugesellschaft einen wichtigen<br />
Beitrag zur Artenvielfalt und Biodiversität. Da im Haus<br />
auch ein ehemaliger Imker wohnt, hat der Imkerverein die<br />
Patenschaft übernommen und es wurden mit ihm zwei<br />
Bienenvölker im Garten angesiedelt.<br />
Energetisch wurde das Haus über dem gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Standard errichtet. Damit werden die Nebenkosten<br />
für die Bewohner gesenkt und der Auftrag zur Reduktion<br />
der Energieträger berücksichtigt.<br />
Für die Wärmeversorgung steht Nahwärme aus einem<br />
Hackschnitzelwerk zur Verfügung. Überdies wird auch die<br />
Stromversorgung im Haus von der Wohnbaugesellschaft<br />
übernommen. Dabei wird die gesetzliche Möglichkeit einer<br />
Mieterstromanlage genutzt. Mit einer 50KWp PV-Anlage<br />
und einem 40kWh Stromspeicher leistet die Anlage<br />
einen Beitrag zur Dezentralisierung der Energieversorgung.<br />
Fazit zum „Haus der Begegnung“<br />
Mit sechzehn Jahren Vorlaufzeit und sechzehn Monaten Bauzeit war der Entwicklungszyklus dieses Projektes<br />
sicher nicht typisch. Dennoch erkennt man allein daran, dass es sehr lange dauerte, bis die entsprechenden<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen, vor allem für eine Ambulant Betreute Wohngemeinschaft, geschaffen<br />
wurden. Nur dadurch war es am Ende überhaupt möglich, dieses Projekt der Bürger und der Kommune zu<br />
verwirklichen. Das Warten hat sich also gelohnt, denn jetzt haben wir eine soziale Dorfmitte, so wie wir es<br />
passgenau für uns erarbeitet haben.<br />
Als weiteres Fazit der Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> kann<br />
die Hilfe von externen Experten bereits in der Konzeptund<br />
Planungsphase als Schlüssel zum Erfolg genannt<br />
werden. Die Ideen und die Entwicklung der Grundzüge<br />
gemeinsam mit den Bürgern war die Basis des Erfolgs.<br />
Die Hilfe in der Weiterentwicklung bis zur „Praxistauglichkeit“<br />
durch Stefan Mayer und sein Team waren aber der<br />
zwingend notwendige letzte Baustein zum Erfolg.<br />
Selten erfuhr ein Projekt in der Kommune auch noch<br />
nach Fertigstellung so viel Zuspruch und Anerkennung<br />
wie unser „Haus der Begegnung“.<br />
Bürgermeister Hans-Jörg Birner (links)<br />
sowie Konzeptentwickler und Planer Stefan Mayer freuen sich,<br />
dass das „Haus der Begegnung heute so gut angenommen wird.<br />
Bildrechte: Freigegeben für die Nutzung durch die Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong>;<br />
Foto: Caparol ©DUCKEK Pflegeheim <strong>Kirchanschöring</strong><br />
64
Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel - gKU<br />
Das gemeinsame Kommunalunternehmen „Regionalwerk<br />
Chiemgau Rupertiwinkel gKU“ ist ein selbständiges gemeinsames<br />
Unternehmen der Gemeinden Breitenbrunn am Chiemsee,<br />
Feichten an der Alz, Fridolfing, Halsbach, Kienberg, <strong>Kirchanschöring</strong>,<br />
Kirchweidach, Marquartstein, Obing, Pittenhart, Saaldorf-<br />
Surheim, Schnaitsee, Teisendorf und Tyrlaching sowie der Städte<br />
Laufen und Tittmoning in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen<br />
Rechts (gemeinsames Kommunalunternehmen). Das gemeinsame Kommunalunternehmen hat<br />
seinen Sitz in <strong>Kirchanschöring</strong>.<br />
Das Stammkapital beträgt 240.000 Euro (in Worten: zweihundervierzigtausend Euro). Jeder Beteiligte<br />
übernimmt auf das Stammkapital eine Stammeinlage in Höhe von 15.000 Euro. Neben der Stammeinlage<br />
leistet jeder Beteiligte eine weitere Bareinlage in Höhe von 15.000 Euro als Zuzahlung in die Kapitalrücklage<br />
des gemeinsamen Kommunalunternehmens.<br />
Aufgaben des gemeinsamen Kommunalunternehmens sind die Konzepterstellung, die Planung, die Errichtung,<br />
die Verwaltung, die Verpachtung und die Vermietung von technischen und baulichen Anlagen<br />
sowie die Erbringung von Dienstleistungen hierfür an juristische Personen des öffentlichen Rechts<br />
und private Dritte zur Erfüllung kommunaler Aufgaben der Versorgung mit Strom, Gas, Wärme und Kälte<br />
in den Gemeindegebieten der Beteiligten. Aufgabe des gemeinsamen Kommunalunternehmens<br />
ist weiter der Breitbandausbau; das gemeinsame Kommunalunternehmen erbringt dazu insbesondere<br />
Leistungen zum Breitbandausbau in den Gemeindegebieten seiner Trägergemeinden für die Trägergemeinden.<br />
Zu den Aufgaben gehört auch die Einrichtung und Unterhaltung von Neben- und Hilfsbetrieben, die<br />
die Aufgaben des gemeinsamen Kommunalunternehmens fördern und wirtschaftlich mit ihnen zusammenhängen.<br />
Zur Förderung seiner Aufgaben kann sich das gemeinsame Kommunalunternehmen an<br />
anderen Unternehmen beteiligen, wenn das dem Unternehmenszweck dient. Dabei ist sicherzustellen,<br />
dass die für Beteiligungen geltenden Vorschriften entsprechend abgewandt werden und die Haftung<br />
des gemeinsamen Kommunalunternehmens auf einen bestimmten Betrag begrenzt ist.<br />
Investitionen, deren Summe einschließlich etwaiger Erweiterungsinvestitionen, über 50.000 Euro zzgl. USt.<br />
betragen oder betragen werden, sind in gesonderten Unternehmen (Projektgesellschaften) durchzuführen;<br />
der Verwaltungsrat kann einstimmig Ausnahmen beschließen.<br />
Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel - gKU<br />
Konzerne und globale Player bestimmen das Geschehen - oft auch vor Ort!<br />
Bereits vor mehr als vier Jahren, im Jahr 2015, erkannten wir in unserer Region, dem Rupertiwinkel, dass wir als<br />
Gemeinden wahrscheinlich alle zu klein sein werden, um bei dem Thema nachhaltige Energie und dezentrale<br />
Energiewende wirklich etwas Substanzielles bewirken zu können.<br />
Dazu kam noch das aufkommende Gefühl in der Gesellschaft, dass ein immer größer, immer mächtiger<br />
Werden und immer noch mehr Globalisierung, gerade in den Bereichen der Daseinsvorsorge für uns vor Ort,<br />
nicht der richtige Weg sein wird.<br />
Viele Entscheidungen im Bereich der Energieversorgung werden im Moment noch immer weiter entfernt<br />
getroffen und vor allem auf Entscheidungsgrundlagen und mit Zielen, die für uns nicht immer als richtig eingeordnet<br />
werden können. Dass dies so ist, liegt vor allem an der massiven Privatisierungswelle in den vergangenen<br />
Jahrzehnten. Die Mechanismen des Marktes wurden uns lange als die alleinseligmachende Antwort<br />
auf alle Fragen für viele Handlungsfelder und ursprünglichen Aufgaben der öffentlichen Hand angepriesen.<br />
Ich erinnere hier nur an Post, Bahn, Telekommunikation oder das Gesundheitswesen!<br />
Zug um Zug aber macht sich auch in der kommunalen Familie Unmut breit. Denn allzu oft sind wir es vor Ort,<br />
die sich mit den Mängeln des Marktes herumschlagen müssen. Ist man im Bereich der Daseinsvorsorge im<br />
Umfeld der Metropolen und größeren Städte auch nach der Privatisierung meist noch relativ gut versorgt,<br />
65
Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel - gKU<br />
weil eben hier genügend Marktpotenzial vorhanden ist, so schaut es in weiten Bereichen des ländlichen<br />
Raums schon problematischer aus.<br />
Ein aktuelles Beispiel hierzu ist in meinen Augen der Ausbau der Breitbandversorgung. Mittlerweile ist es so,<br />
dass ländliche Kommunen oft nicht einmal mehr Angebote bekommen, wenn sie entsprechende Ausbauausschreibungen<br />
veröffentlichen.<br />
Für die einschlägigen Anbieter ist der Markt eben nicht interessant genug. Und selbst wenn ein entsprechender<br />
Ausbau dann durchgeführt wird, muss dieser mit Millionen Euros an Fördergeldern des Staates und<br />
einem erheblichen finanziellen Aufwand der Kommunen erfolgen. Und am Ende hat die öffentliche Hand<br />
eine private Infrastruktur zu finanzieren. Eine Infrastruktur, die sich ohne die Privatisierungskampagnen vor<br />
vielen Jahren jetzt noch in öffentlicher Hand befände. Dann aber hätte die öffentliche Hand mehr Einfluss<br />
und könnte tatsächlich bestimmen und festlegen, wie der Ausbau stattzufinden habe. Wäre diese Privatisierungswelle<br />
nicht mit solcher Gründlichkeit vorangetrieben worden, dann wären die wichtigsten Elemente<br />
der Daseinsversorgung wahrscheinlich noch in öffentlicher Hand und wir alle wären weniger abhängig von<br />
Entscheidungen in den Vorstandsetagen von wenigen großen Marktteilnehmern.<br />
Die großen Vorteile der Privatisierung sind bei vielen von uns in vielen Bereichen eben nicht angekommen.<br />
Und so ergibt sich ein allgemeines Gefühl der Abhängigkeit im Bereich der Daseinsvorsorge, die ja eigentlich<br />
ein Kernelement des kommunalen Handelns sein sollte. Wie sollen denn Kommunen und der Staat für gleichwertige<br />
Lebensbedingungen sorgen können, wenn ihnen am Ende die entsprechenden Hebel fehlen und<br />
Stellschrauben nicht zur Verfügung stehen?<br />
Selbst wenn man wie jetzt über Förderkulissen dann die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen<br />
versucht, wenn aber die privaten Betreiber der Daseinsvorsorgeeinrichtungen andere Vorstellungen zum Geschäftsmodell<br />
haben, wird es schwierig!<br />
Und dieses Gefühl der Unzulänglichkeit spürt man auch in der Bevölkerung.<br />
Aber was kann man als kleine Gemeinde, eine von über 2000 in Bayern, schon machen?<br />
Genau hier setzt nun die Idee an: Alleine werden wir keine Chance haben uns im Bereich der Energie wirklich<br />
zukunftsfähig aufzustellen. Nur in einem kommunalen Verbund haben wir die Möglichkeit über solche Themen<br />
nachzudenken.<br />
Für mich entscheidend waren dabei<br />
die ersten Schritte im Bereich der Geothermie<br />
in unserer Gemeinde. Schnell<br />
wurde uns klar, dass wir hier eine<br />
Energiequelle vor Ort zur Verfügung<br />
haben könnten, die weit über den<br />
Bedarf einer Gemeinde wie <strong>Kirchanschöring</strong><br />
hinausgehen wird. Und wir<br />
machten uns intern schon Gedanken,<br />
wie wir als Kommune hier gestaltend<br />
tätig werden können. Doch das<br />
Aufsuchungsrecht schnappte uns<br />
schon damals die Salzburg AG weg.<br />
Dennoch ist es gelungen als kleine Kommune einen vernünftigen Kooperationsvertrag auszuhandeln. Wir<br />
wurden zwar anfangs nicht immer als Partner auf Augenhöhe wahrgenommen, aber Zug um Zug näherte<br />
man sich dann doch an.<br />
Was hat das aber jetzt mit einem Regionalwerk zu tun?<br />
Ich bin überzeugt, dass wir als Regionalwerk, einem Verbund von mehreren Kommunen, von Anfang an ein<br />
stärkeres Gewicht im gesamten Projektverlauf einbringen hätten können und vieles weniger mühsam abgelaufen<br />
wäre.<br />
66
Doch viel entscheidender ist die Erkenntnis, dass es sich bei Projekten wie diesem um Dimensionen handelt,<br />
die kleinere Kommunen nicht allein stemmen können, bzw. die aus dem Blickwinkel einer einzelnen<br />
Kommune selbst die bestehenden Möglichkeiten oft gar nicht erkennbar sind. Hierbei geht es nicht nur um<br />
die finanzielle Seite, sondern, wie im Fall der Geothermie, ist es die schiere Menge an Energie, die hier zur<br />
Verfügung stehen kann. Dieses Ausmaß ist für eine einzelne Kommune in unserer Region nicht bearbeitbar.<br />
Selbstverständlich gibt es auf Landkreisebene ambitionierte Klimaschutzziele und viele gute Ansätze. Doch<br />
die Umsetzung bleibt letztendlich den Kommunen überlassen. Dem Landkreis sind hier oft auch rechtlich die<br />
Hände gebunden.<br />
Wir hätten nun also folgende Situation:<br />
In absehbarer Zeit werden - aus unserer Einschätzung zum Glück - Geothermiestandorte erschlossen sein.<br />
Die sind jedoch oft nur auf eine Stromgewinnung ausgelegt und verfügen über Wärmekonzepte, die sich<br />
nur in einem räumlich ganz eng beschränkten Umkreis ohne nennenswerte Wärmesenke bewegen.<br />
Die Versorgung dieser geothermalen Wärme ist aber auch der Schlüssel zur Wärmewende. Ohne die Möglichkeit<br />
der Versorgung würde es in den meisten Fällen keine Bohrung geben - und ohne eine erfolgreiche<br />
Bohrung wird es keine Fernwärmenetze in der entsprechenden Dimension geben.<br />
Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel - gKU<br />
Irgendwann aber wird die Versorgung durch den Auslauf der Förderung unwirtschaftlich und die Betreiber<br />
werden alternative Nutzungsmöglichkeiten für die Energie suchen.<br />
Ohne das Engagement der Kommunen und der öffentlichen Hand wird dann diese Art der Energieversorgung,<br />
die Wärmeversorgung, wieder einmal dauerhaft in privater Hand bleiben. Die Interessen werden<br />
dabei oft durch die Investoren und die meist großen Energiekonzerne gesteuert.<br />
Darum benötigen wir als Kommunen jetzt<br />
ein starkes Werkzeug, um uns dieser Herausforderung<br />
stellen zu können. Nur gemeinsam<br />
wird es uns gelingen eine dezentrale<br />
Wärmewende vor Ort für unsere Bürgerinnen<br />
und Bürger zu etablieren, die nicht rein<br />
profitorientiert bestimmte Kennzahlen von<br />
Investoren erfüllen muss.<br />
Und man darf sich hier nicht scheuen, auch<br />
einmal etwas größer zu denken. Es geht<br />
nicht nur darum eine Wärmeversorgung<br />
direkt rund um die Wärmequellen zu errichten,<br />
sondern darum eine regional vernetzte<br />
Wärmeversorgung aufzubauen.<br />
Ein Vernetzen von großen Wärmequellen untereinander, um Redundanzen zu erreichen,<br />
eine Vernetzung mit großen Wärmesenken, wie z.B. großen Siedlungsgebieten oder Gewerbearealen<br />
und dann die Verteilung hinter diesen „Wärmeautobahnen“ in kleineren, lokalen, im besten Fall kommunalen<br />
Nahwärmenetzen.<br />
Das Ganze kann unter dem Dach des Regionalwerks Chiemgau Rupertiwinkel passieren.<br />
Das ist im Moment sicher noch eine Art Vision und ein Fernziel. Doch jetzt haben wir mit dem Regionalwerk<br />
Chiemgau-Rupertiwinkel eine kommunale Plattform errichtet, mit der sich so etwas überhaupt erst einmal<br />
andenken lässt und entsprechende Strategien entwickelt werden können.<br />
67
Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel - gKU<br />
Das Regionalwerk soll sich aber nicht nur um Wärme aus Geothermieanlagen kümmern<br />
In der Machbarkeitsstudie, die der<br />
Gründung des Regionalwerks vorausgegangen<br />
ist, wurden aber noch viele<br />
weitere Handlungsfelder untersucht,<br />
die von den beteiligten Kommunen<br />
als Vorschläge eingebracht wurden.<br />
Ein zentraler Punkt war dabei von Anfang<br />
an auch die Unterstützung von<br />
Anlagenbetreibern von PV-Anlagen<br />
oder Biogasanlagen nach dem Auslaufen<br />
der EEG-Förderungen. Hier gilt<br />
es gemeinsam Lösungen zu finden,<br />
um diese Anlagen, die meist noch gut funktionieren, nicht vom Netz nehmen zu müssen.<br />
Eine wichtige Hilfestellung soll das Regionalwerk den beteiligten Kommunen auch bei der Erstellung von sogenannten<br />
Arealnetzen bieten. Gerade bei der energetischen Quartiersentwicklung ist das Wissen vor Ort<br />
sehr wichtig und kann über diese Plattform vielen Partnerkommunen zur Verfügung gestellt werden.<br />
Und der kommunale Aspekt kommt gerade hier besonders zum Tragen. Gilt es doch bei Quartiersentwicklungen<br />
städtebauliche und soziale Aspekte mit dem energetischen Ansatz zu verbinden. Hier eröffnet sich ein<br />
hochinteressantes Betätigungsfeld für nachhaltiges kommunales Handeln.<br />
Aber ebenso können Dienstleistungen,<br />
wie die Wartung<br />
kommunaler Anlagen, sei es<br />
Heizungen, Lüftungen oder<br />
andere technische Anlagen,<br />
mittelfristig vom Regionalwerk<br />
abgedeckt werden.<br />
Oder aber Unterstützung bei<br />
der Abrechnung von Mieterstromanlagen<br />
kann in Zukunft<br />
ein wichtiger Faktor für die<br />
Energiewende vor Ort werden.<br />
Damit können dann z.B.<br />
auch Mieter von PV-Anlagen<br />
auf den Dächern von Geschosswohnbauten profitieren und ein weiterer Baustein durch die Nutzung von<br />
großen Dachflächen für eine dezentrale Energieversorgung kann bereitgestellt werden.<br />
Aber auch die Errichtung von eigenen regenerativen Energiegewinnungsanlagen und der Verkauf von regionaler,<br />
regenerativer Energie ist Teil des angedachten Geschäftsmodells.<br />
Fazit<br />
Es handelt sich also um einen großen Strauß an Möglichkeiten für die beteiligten Kommunen, aus dem sie<br />
durch das neue Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel auswählen können.<br />
Aber auch dabei gilt, wie bei vielen unserer gemeinsamen Initiativen: Jeder kann - aber niemand muss!<br />
Jede Kommune entscheidet am Ende eben für sich selbst, welche Optionen für den eigenen Wirkungskreis<br />
aus dem Portfolio des Regionalwerks genutzt werden sollen.<br />
Der Charme dieser Idee liegt zudem bei der Wertschöpfung vor Ort, direkt bei den kommunalen Partnern.<br />
68
Vor Ort wird entschieden, was konkret gemacht wird. Vor Ort können wir über die strategische Ausrichtung<br />
dieses Regionalwerks entscheiden. Dabei entscheidet der Verwaltungsrat, ein Gremium, in dem jede beteiligte<br />
Kommune eine Stimme besitzt, ob die reinen finanziellen Kennzahlen über den Erfolg des Regionalwerks<br />
entscheidet. Oder ob nicht auch andere zukunftsorientierte Merkmale, wie z.B. Gemeinwohlkriterien oder die<br />
nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens nicht mindestens eine ebenbürtige Wertigkeit bei der Beurteilung<br />
des Unternehmenserfolges besitzen.<br />
Zugegeben war es bis zu diesem Meilenstein der offiziellen Gründung ein weiter Weg und es liegt noch eine<br />
weite Wegstrecke vor uns, bis wir all die Erwartungen erfüllen werden können, die im Moment auf das Regionalwerk<br />
Chiemgau Rupertiwinkel projeziert werden.<br />
Aber der Anfang ist gemacht und das Fundament ist angelegt!<br />
Als Verwaltungsratsvorsitzender des neuen Regionalwerks Chiemgau Rupertiwinkel und <strong>Kirchanschöring</strong>er<br />
Bürgermeister freut es mich, dass das gemeinsame Kommunalunternehmen zudem seinen Sitz bei uns in der<br />
Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong> hat.<br />
Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel - gKU<br />
Jetzt liegt es an uns, die Chancen, die wir uns erarbeitet haben, zu nutzen und in den nächsten Jahren etwas<br />
Außergewöhnliches zu erschaffen.<br />
Wärmeversorgung aus der Geothermieanlage<br />
Immer wieder gibt es Anfragen über eine mögliche Wärmeversorgung von Gebäuden in und um den<br />
Ort <strong>Kirchanschöring</strong> aus der Wärme der zukünftigen Geothermieanlage.<br />
Dazu können wir leider nur eine etwas vage Aussage treffen:<br />
Grundsätzlich ist die Kommune bereit sich bzw. in Verbindung mit dem Regionalwerk Chiemgau -<br />
Rupertiwinkel gKU im Bereich der Nahwärmeversorgung zu engagieren.<br />
Die Bohrungen der Geothermie Rupertiwinkel GmbH müssen erfolgreich abgeschlossen werden.<br />
Aktuell läuft in Zusammenarbeit mit der Hochschule Amberg-Weiden im Rahmen des Energienutzungsplanes<br />
für den gesamten Landkreis Traunstein eine Detailuntersuchung für unseren relevanten<br />
Bereich über Potenziale und Wirtschaftlichkeit einer Umsetzung dieser Idee.<br />
Dieses mögliche Konzept soll in einer kooperativen Lösung mit dem aktuellen privaten Betreiber der<br />
Wärmenahversorgung umgesetzt werden.<br />
Wenn die offenen Punkte abgeklärt sind und klar ist, ob und wo eine Nahwärmeversorgung grundsätzlich<br />
möglich ist, werden wir umgehend darüber informieren.<br />
Grundsätzlich sollte eine Versorgung durch die Thermalwärme ab dem Jahr 2022 möglich sein – abhängig<br />
davon, ob die Bohrungen erfolgreich verlaufen.<br />
Foto: © paul / Adobe Stock<br />
69
Zweckverband zur Wasserversorgung Achengruppe<br />
Zweckverband zur Wasserversorgung Achengruppe<br />
Der Zusammenschluss mehrerer „Rupertiwinkel Gemeinden“ zu einem<br />
Wasserzweckverband ist aus der Not heraus entstanden. Wie in zahlreichen<br />
Gemeinden des damaligen Landkreises Laufen sind die Wasserversorgungsverhältnisse<br />
in den Jahren nach dem Krieg, insbesondere auch<br />
aufgrund der enorm trockenen Jahre 1947/1948, unerträglich geworden.<br />
Das Wasser für Mensch und Vieh musste damals mit Karren, Pferdegespannen<br />
aber teils auch schon mit Traktoren über große Entfernungen herangeführt<br />
werden, denn Leitungen gab es kaum auf dem Land. Der damalige Bürgermeister Stöckl aus <strong>Kirchanschöring</strong><br />
war schon in den Jahren 1952/1953 einer der Vorsprecher im Landratsamt Laufen. So gründeten<br />
die Gemeinden <strong>Kirchanschöring</strong>, Lampoding und Petting am 4. September 1953 die Gruppenwasserversorgung<br />
Achengruppe, zu der sich am 22. September 1954 auch die Gemeinde Fridolfing „gesellte“.<br />
Der erste Bauabschnitt umfasste 20,5 Kilometer Hauptleitungen, 300 Hausanschlüsse und im Hochbau<br />
das Pumphaus Pettting und die beiden Hochbehälter Reschberg und Pöllerwald I. Die Bausumme für<br />
diese Maßnahme betrug 900.000 DM. Interessant war, dass in Tettenhausen nur sieben Anlieger für einen<br />
Anschluss bereit waren, sodass der Anschluss von Tettenhausen damals zurückgestellt wurde. Das Trinkwasser<br />
für die ersten Anwesen kam damals zu 100 % aus der Quelle in Petting.<br />
Wie sich die Achengruppe bis dato entwickelte, zeigen die jetzt über 400 km Leitungsnetz und 4.850 Hausanschlüsse.<br />
Auch die Tatsache, dass die Quelle Petting nunmehr 6,4 % zum Gesamtverbrauch beisteuert,<br />
zeigt, wohin sich die Achengruppe, die Besiedlung und die Gewerbebetriebe in der Region entwickelt<br />
haben. Fünf Brunnen und zwei Quellen sichern mittlerweile die Trinkwasserversorgung für eine Fläche von<br />
135 km 2 und über 14.500 Menschen. Auch die Qualität kann sich sehen lassen: Keine nachweisbaren<br />
Pfanzenschutzmittel, ein hoher Gehalt an Mineralstoffen und guter Geschmack sind die „Trümpfe“ des<br />
naturreinen, unbehandelten Grund- und Quellwassers der Achengruppe.<br />
Jederzeit Trinkwasser für die Region: Wasser ist Lebenselixier!<br />
Rund um die Uhr verfügbar und 365 Tage im Einsatz für Trinkwasser<br />
Schon während der 1. Corona Welle war in vielen Firmen die Rede von Kurzarbeit, Homeoffice oder leider<br />
auch in einigen Branchen ein Totalausfall der gewerblichen Arbeit. Die Wasserversorgung konnte sich letztes<br />
Jahr sicher nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Weder in der Verwaltung, noch in der Technik.<br />
Es gilt folgende Herausforderung zu bewältigen: „Trinkwasser zu jeder Zeit, zu jeder Minute in bester Qualität<br />
zur Verfügung zu stellen“.<br />
Extremer Wintereinbruch<br />
Foto: © S.A.Sebastian Gnolfo / Adobe Stock<br />
Bilder wie aus Texas, auf denen man sieht, wie ein<br />
Wintereinbruch mit 10 cm Schnee und minus 20<br />
Grad Frost komplette Wasserversorgungen lahmlegt,<br />
sind uns zum Glück fremd.<br />
Als systemrelevantes Versorgungsunternehmen gilt<br />
es, bestmöglich auf äußere Einflüsse und „Störfeuer“<br />
vorbereitet zu sein.<br />
Dass die Corona-Krise allen Bürgern und auch dem<br />
Achengruppe-Team so einiges abverlangt, zeigten<br />
die letzten Monate. So manche Quarantänefälle,<br />
Homeoffice mit Kinderbetreuung, der schwer planbare<br />
Baustellenbetrieb und die Organisation der<br />
Arbeitsteams mit dem Ziel „coronafrei“ zu bleiben,<br />
sind so einige Beispiele für einen nicht alltäglichen<br />
Arbeitsalltag in der Wasserversorgung.<br />
70
Baustellen im Tiefbau<br />
Baustelle in Kühnhausen, Petting<br />
Während der 1. Welle, d. h. April bis Juni <strong>2020</strong>, wurden die Trinkwasserleitungen für einen großen Teil von Kühnhausen<br />
neu verlegt. Die alten Leitungen aus dem Jahr 1954-1955 waren in die Jahre gekommen und konnten<br />
im Zuge der Straßensanierung TS 23 in öffentlichen Straßengrund installiert werden.<br />
Auch einige Hausanschlüsse wurden saniert und in Kunststoffausführung neu verlegt. Ein großer Qualitätsvorteil,<br />
weil in den Anfangsjahren der Achengruppe Hausanschlussleitungen noch überwiegend in Stahl verlegt<br />
wurden und deshalb auch unter „Rostbefall leiden“, so Wassermeister Josef Stadler, der selbst in Kühnhausen<br />
wohnt. Insgesamt wurden in Kühnhausen über 1.400 Meter Leitungen neu installiert.<br />
Nachfolgend Fotos der Leitungsverlegung und Spülbohrungen in Kühnhausen:<br />
Zweckverband zur Wasserversorgung Achengruppe<br />
Da bewegt sich was in Petting: Leitungsverlegung und Spülbohrung<br />
Fotos: Achengruppe<br />
Erschließung Geothermie Rupertiwinkel<br />
Eine Geothermiebohrung benötigt, da das Verfahren vergleichbar ist wie mit einer horizontalen Spülbohrung,<br />
Wasser während des Bohrvorganges. Auch weil auf der Baustelle Sanitäranlagen, Brand- und Löschwasserschutz<br />
erforderlich waren, ist die <strong>Kirchanschöring</strong>er Geothermiebaustelle an die öffentliche Wasserversorgung<br />
angeschlossen worden.<br />
Die Kosten für die Erschließung musste, da es sich u. a. um eine Sondererschließung handelte, vom Vorhabenträger<br />
vollumfänglich getragen werden. Die Zusammenarbeit auf der Baustelle klappte gut und so installierte<br />
das Achengruppeteam über 350 Meter Hauptleitung bis zum Bohrgrundstück:<br />
Verlegung der Leitungen bis zum Bohrgrundstück<br />
Fotos: Achengruppe<br />
71
Zweckverband zur Wasserversorgung Achengruppe<br />
Sanierung Römerweg und Laufener Straße, Fridolfing<br />
Foto: Achengruppe<br />
Foto: Achengruppe<br />
Eine Herausforderung war die sehr enge Gasse „Römerweg, Fridolfing“. Dort wurde die hinter Häusern und in<br />
Privatgrundstücken verlaufende alte Hauptleitung und die dazugehörigen Hausanschlüsse neu verlegt.<br />
Überraschend war, dass dort nicht so wie vermutet, Quell- und Schichtenwasser angetroffen wurde. Teils stieß<br />
man sogar auf Mehlsand, welcher wiederum für die Sandbettung der Leitung verwendet werden konnte.<br />
Auch hier wurden über 350 Meter Leitungen neu verlegt.<br />
In der Laufener Straße war die Situation ähnlich. Die Hauptleitung verlief nicht in der Straße, sondern war damals<br />
auch aus Kostengründen nicht in die damalige „alte B20“ vergraben worden. Die Trasse war hinter den<br />
Häusern verlaufend und quer durch Privatgrundstücke gewählt worden.<br />
Auch dort wurden zwei Leitungsstränge erneuert und in der Summe über 500 Meter Leitungen saniert.<br />
Sanierung der Ortsdurchgangsleitung Tengling<br />
Schon während der Planungsphase der Straßensanierung St 2105<br />
entstanden, auch aufgrund der hervorragenden Kommunikation<br />
mit dem Straßenbauamt, die Ideen für eine neue Ortsdurchgangsleitung<br />
in Tengling.<br />
Für die Achengruppe als gemeinwohlorientierte Einrichtung<br />
erscheint es immer unbefriedigend, wenn sich nach Straßenneubau<br />
oder Sanierungsarbeiten diverse Versorgungsunternehmen<br />
an neuen Asphaltflächen „zu schaffen machen“ und in wenigen<br />
Jahren wieder ein sog. „Fleckerlteppich“ entstanden ist.<br />
Das vorausschauende Planen, Denken und Tun hat auch etwas<br />
mit Nachhaltigkeit, Ressourcen-, Material und CO 2<br />
-Einsparung<br />
zu tun.<br />
Wir sind uns als Wasserversorger der Verantwortung bewusst, mit<br />
diesen Elementen so sorgsam wie möglich umzugehen, weil ein<br />
„falsches Denken und Handeln“ für den Versorger, den Kommunen<br />
und die Bürger auch Mehrkosten verursacht und die<br />
Lebensdauer von Straßenoberflächen verkürzt wird. Hier ziehen<br />
die Achengruppe Verantwortlichen im Vorstand, im Ausschuss<br />
und Gremien mit seinen Verbandsräten immer wieder an einem<br />
Strang – Handeln und Tun sind die Devise.<br />
Das sollte kein Normalfall werden, denn, reparierte<br />
Streifen halten meist nicht so lange wie erwartet<br />
Foto: Achengruppe<br />
72
Baustellen im Hochbau<br />
Sanierung unseres Hochbehälters Reschberg (Baujahr 1954)<br />
Unser Hochbehälter „der ersten Stunde“ in Reschberg erstrahlt seit <strong>2020</strong> auch betreffend der Behälterkammern<br />
wieder in neuem Glanz. Wassermeister Josef Stadler machte sich schon seit Jahren Gedanken und<br />
hatte Pläne im Kopf, wie die „altehrwürdige Dame“ schonend, nachhaltig und lange haltbar saniert werden<br />
könnte.<br />
So hat man sich entschieden, die Innenkammern mit seiner in die Jahre gekommenen Weißzementbeschichtung<br />
mit PE-Platten auszukleiden. Dieser lebensmittelgerechte Werkstoff dient der Achengruppe auch als Leitungsmaterial<br />
und ist den Bürgern dadurch bekannt, wenn da und dort neben einer Straße die vorbereiteten,<br />
geschweißten blauen Leitungen liegen. Das Ergebnis der Sanierung kann sich sehen lassen:<br />
Zweckverband zur Wasserversorgung Achengruppe<br />
Hochbehälter Tengling – Sanierung oder Neubau?<br />
Der Hochbehälter in Tengling ist ein Bauwerk aus den 60er und 70er Jahren - in der Erstausführung vergleichbar<br />
mit dem Rundbehälterkammern in Reschberg.<br />
Aufgrund Kapazitätsengpässen, d. h. zu wenig Speichervorlumen in den 1970er Jahren, mussten die Behälterkammern<br />
erweitert werden. So entstand ein Speichervolumen von 1 Mio. Liter Trinkwasser. Aufgrund der<br />
verschachtelten und in die Jahre gekommenen Bausubstanz überlegen die Verantwortlichen einen Neubau<br />
und zwar in der Lage direkt neben dem alten Behälter. Sollte sich ein Neubau als nachhaltigste und wirtschaftlichste<br />
Lösung herausstellen, so sind für die Achengruppe folgende Kriterien beim Neubau wichtig:<br />
höchstmöglicher Nachhaltigkeitsstandard<br />
hinsichtlich der ökologischen und sozialen<br />
Kriterien<br />
Betrachtung der Lebenszykluskosten<br />
Ökologische Bewertung des Gesamtbaus,<br />
d.h. Auswahl der Materialien in<br />
Bezug auf Herstellung, dem Betrieb und<br />
dem Rückbau<br />
Wartungsaufwand für das Gebäude und<br />
die Behälterkammern sowie der installierten<br />
Technik<br />
Sanierung des Hochbehälters ein voller Erfolg<br />
Fotos: Achengruppe<br />
Energiebilanz beim Bau und im Betrieb<br />
Foto: Achengruppe<br />
73
Zweckverband zur Wasserversorgung Achengruppe<br />
Insbesondere das Raumklima ist für die Achengruppe von enormer Bedeutung. Immerhin befinden sich auch<br />
im neuen Behälter 1 Mio. Liter Wasser mit einer konstanten Temperatur von 10 – 12° C, Sommer wie Winter.<br />
D.h. besonders im Sommer kann dies zu einer der Bausubstanz schädlichen Raumfeuchte führen, welche<br />
entweder entfeuchtungstechnisch oder lüftungstechnisch berücksichtigt werden muss.<br />
Die falsche Planung kann hier enorme Energiekosten aber auch Schäden am Gebäude verursachen.<br />
Aus der Verwaltung<br />
Homeoffice – bestens möglich mit digitalen Kundenakten und digitaler Buchführung<br />
Die Achengruppe hat bereits vor über 10 Jahren damit begonnen, die Kundenakten, alte Skizzen und Pläne<br />
einzuscannen und digital vorzuhalten. Ebenso wurde die Finanzbuchhaltung auf digitale Belegform und das<br />
Leitungsplanwerk des Wassernetzes auf digitales Datenformat umgestellt.<br />
Werkleiter Wolfgang Grösch war mit dem damaligen Wassermeister Stefan Stadler bereits im Jahr 2004 mit<br />
einem GPS-Messgerät im Gelände unterwegs, um Leitungen digital einzumessen.<br />
Aufgrund des hohen Digitalisierungsstandards ist es möglich, dass während der Coronazeit MitarbeiterInnen<br />
der Achengruppe von zu Hause aus ihre Arbeit uneingeschränkt verrichten können.<br />
Homeoffice hat natürlich in der Technik ihre Grenzen. Kein Rohrbruch oder keine Hausanschlussleitungsverlegung<br />
kann von zu Hause aus verrichtet werden. Der Faktor „Fach- und Arbeitskraft“ hat weiterhin einen<br />
hohen Stellenwert für die Trinkwasserversorgung in der Region und für die Versorgungsqualität.<br />
Zu guter Letzt - aktuelle Wasserqualitätsinfo für den Versorgungsbereich <strong>Kirchanschöring</strong><br />
Magnesium (Mg):<br />
Calcium (Ca):<br />
Nitrat (NO3):<br />
Härtebereich „hart“<br />
Pflanzenschutzmittel<br />
22,2 mg/l<br />
109 mg/l<br />
23,2 mg/l<br />
20,3 °dH<br />
0,0 mg/l (alle Parameter unter der Bestimmungsgrenze)<br />
„Trinken Sie Wasser – und bleiben Sie gesund“<br />
Hans-Jörg Birner, Wolfgang Grösch<br />
und Ihr gesamtes Achengruppe Team<br />
Foto: © Jean Kobben / fotolia<br />
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Ausblick des Bürgermeisters<br />
© kinkate / Pixabay<br />
Ausblick<br />
Das Jahr 2021 gehen wir im Vergleich zu allen vorherigen Jahren vorher mit vollkommen neuen und unbekannten<br />
Rahmenbedingungen an. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Jahrbuchs, März 2021, befi nden wir<br />
uns immer noch in den Fängen der Pandemie. Für den Spätsommer erscheint eine Rückkehr zu einigermaßen<br />
„normalem“ Leben wieder möglich zu sein.<br />
Zu unserem großen Bedauern musste nun auch das Musikfest, das ursprünglich im Jahr <strong>2020</strong> stattfi nden hätte<br />
sollen und auf August 2021 verschoben wurde, komplett abgesagt werden. Und auch noch weitere schöne<br />
Zusammenkünfte werden auch 2021 der Pandemie zum Opfer fallen.<br />
Wir alle hoffen, dass sich die mittel- und langfristigen Auswirkungen jedoch in Grenzen halten werden.<br />
Beginnend bei den Kommunalfi nanzen über die Angebote im Einzelhandel und den übrigen Betrieben bis<br />
hin zum Engagement und der Arbeit unserer Vereine - vieles erscheint im Moment sehr vage und unsicher.<br />
Der große Wunsch nach der alten und mittlerweile liebgewonnen Sicherheit, der uns wohlbekannten Freiheit<br />
und dem in einem funktionierenden sozialen Umfeld eingebettetem Leben ist überall zu spüren.<br />
Gerade als Kommune ist es jetzt unsere Aufgabe, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu stärken und<br />
zu schaffen. Unser Weg der Gemeinwohlorientierung ist in diesen Zeiten wichtiger denn je und wir können froh<br />
sein, uns frühzeitig mit diesen Themen auseinandergesetzt zu haben.<br />
War der kommunale Wirkungskreis schon immer ein wichtiges Element in der Gestaltung unseres direkten<br />
Lebensumfeldes, kommt uns als Kommune in dieser schwierigen Lage eine noch verantwortungsvollere Rolle zu.<br />
Doch auch unsere Vereine und sonstige gesellschaftliche Initiativen brauchen die Mithilfe von uns allen, um<br />
die hervorragende Arbeit nach den Einschränkungen der Pandemie wieder aufnehmen zu können und unser<br />
Leben wieder bunt, lebens- und liebenswert zu machen.<br />
Trotz all der Probleme und der verschiedensten Sichtweisen zur aktuellen Lage, schauen wir<br />
in<br />
die Zukunft und starten wir einen gemeinsamen Weg aus der Krise hin zu einem gemeinwohlorientiertem<br />
Gemeinwesen, einer Gemeinschaft in der wir füreinander da sind und jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass es<br />
uns allen gut geht!<br />
Verantwortlich im Sinne des<br />
Pressegesetzes:<br />
1. Bürgermeister Hans-Jörg Birner<br />
Koordination, Satz & Layout: Petra Obermeier<br />
Korrektur: Juliane Reising<br />
Gemeinde <strong>Kirchanschöring</strong>,<br />
Rathausplatz 2<br />
Druck: OH Druck GmbH, Laufen<br />
gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier<br />
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