Russische Lieder zum Tanz der „Regenbogenperlen“ - Stadt und Land
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StADt UND LAND • Mieter Journal Nr. 29 • Juni 2010<br />
NoStALgiScHeS<br />
zwei, die untrennbar zusammen gehören!<br />
Ein Berliner erfand die Bockwurst, ein Brandenburger den Pappteller<br />
Bockwurst <strong>und</strong> Pappteller<br />
gehören zusammen<br />
– <strong>und</strong><br />
wenn dann noch ein<br />
Klacks Mostrich dazukommt,<br />
ist das Gedeck<br />
perfekt. Schrippe muss<br />
nicht sein. In <strong>der</strong> Not,<br />
so die Volksweisheit,<br />
schmeckt die Wurst<br />
auch ohne Brot… Bockwurst<br />
<strong>und</strong> Pappteller<br />
sind von berlinischmärkischem<br />
Adel. Die<br />
Bockwurst verdankt ihren<br />
Namen einem Berliner<br />
Schankwirt; <strong>der</strong><br />
Pappteller ist die Erfindung<br />
eines Buchbin<strong>der</strong>s<br />
aus Luckenwalde (Teltow-Fläming).<br />
Die Idee mit dem Pappteller hatte<br />
Hermann Henschel, so hieß <strong>der</strong> findige<br />
Kopf, 1867. Zunächst war sein<br />
Der pappige Untersatz<br />
war wenig gefragt<br />
Produkt wenig gefragt, als aber die<br />
Berliner Wurstbuden Bedarf anmeldeten,<br />
kam das Geschäft richtig in<br />
Schwung. Der pappige Untersatz in<br />
R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Schalenform war für<br />
Bockwurst mit Kartoffelsalat bestens<br />
geeignet, sparte den Abwasch <strong>und</strong><br />
war obendrein auch umweltverträglich.<br />
Ein Zukunftsmodell!<br />
Die „Luckenwal<strong>der</strong> Tüten- <strong>und</strong><br />
Papptellerfabrik“ vertreibt<br />
noch heute ihre<br />
Produkte, die bei Volks-<br />
<strong>und</strong> Grillfesten, an <strong>der</strong><br />
Würstchenbude <strong>und</strong> im<br />
Gartenlokal für Pommes<br />
mit Mayonnaise,<br />
für Schaschlik <strong>und</strong> Currywurst<br />
unverzichtbar<br />
sind. Dass Hermann<br />
Henschel (1843-1918)<br />
einen Platz im Luckenwal<strong>der</strong><br />
Heimatmuseum<br />
fand, hat er wahrlich<br />
verdient, denn <strong>der</strong> Tüftler<br />
hat <strong>der</strong> Welt auch die<br />
große Idee geschenkt,<br />
Verhalf <strong>der</strong> Bockwurst<br />
zu ihrem Ruf: Gastwirt<br />
Richard Scholtz<br />
Bierdeckel mit Werbung<br />
zu bedrucken. Luckenwalde<br />
liefert darüber<br />
hinaus werbeträchtiges<br />
Einwickelpapier für Bäckereien.<br />
Zur Bockwurst! Der<br />
Berliner Schankwirt<br />
Richard Scholtz (1855-<br />
1902) hat sie popularisiert.<br />
In seiner Kreuzberger<br />
Eckkneipe unweit<br />
des (heute nicht mehr<br />
existierenden) Görlitzer<br />
Bahnhofs, Skalitzer<br />
Straße 46, ersann <strong>der</strong><br />
Gastronom mit dem<br />
Knebelbart diesen griffigen<br />
Namen.<br />
Bei dem dicken<br />
Scholtz – 275 Pf<strong>und</strong> Leibesfülle!<br />
– tranken nicht<br />
nur die An- <strong>und</strong> Abreisenden<br />
ihre Berliner<br />
Molle, auch die Fahrer<br />
<strong>der</strong> Wäschereiwagen<br />
legten auf dem Weg zu<br />
den Köpenicker WaschanstaltenZwischenstation<br />
in seiner Destille ein,<br />
stillten ihren Durst <strong>und</strong><br />
verzehrten dazu die da-<br />
mals ortsüblichen Knoblän<strong>der</strong>.<br />
Zu Beginn des Wintersemesters<br />
1889 meldete<br />
Machte Pappe wichtig:<br />
Buchbin<strong>der</strong>meister<br />
Hermann Henschel.<br />
Archiv HeimatMuseum<br />
Luckenwalde<br />
Appetitlich <strong>und</strong> heißbegehrt:<br />
Bockwurst mit Mostrich.<br />
sich eine Studentenr<strong>und</strong>e<br />
<strong>zum</strong> Bockbiertrinken<br />
an. Den Jung-Akademikern<br />
wollte Richard<br />
Scholtz etwas Beson<strong>der</strong>es<br />
bieten <strong>und</strong> kaufte<br />
eine Brühwurst, die Fleischermeister<br />
Löwenthal<br />
in <strong>der</strong> Friedrich-/Ecke<br />
Krausenstraße als seine<br />
Spezialität verkaufte. Es<br />
war die (seinerzeit noch<br />
nicht so genannte)<br />
„Bockwurst“! Der helle<br />
Büfettier bot den jungen<br />
Schluckspechten –<br />
passend <strong>zum</strong> „Bockbier“<br />
– die „Bockwurst“ an.<br />
Der Name war ein Volltreffer! 1896,<br />
während <strong>der</strong> Gewerbe-Ausstellung in<br />
Treptow, holte Richard Scholtz die<br />
millionste „Heiße“ aus dem Dampfkessel<br />
<strong>und</strong> führte fortan seinen Laden<br />
unter dem Titel „Bockwurst-<br />
Scholtz“.<br />
Chicken mit Reis statt<br />
Bockwurst mit Mostrich<br />
Heute heißt die Gaststätte „Assam“<br />
<strong>und</strong> ist ein indisches Restaurant. Auf<br />
<strong>der</strong> Speisekarte stehen das höllischscharfe<br />
„Chicken-Vindalo“ mit Reis,<br />
Chapati (Fladenbrot) <strong>und</strong> Lassi (Joghurt).<br />
Vorbei die Bockwurst-Seligkeit<br />
– jedenfalls hier. Zeiten än<strong>der</strong>n sich.<br />
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