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Von der Freifläche zum Freiraum - Department für Raum, Landschaft ...

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<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

1. Einleitung – Projektbeschreibung und Thesenformulierung ........................................................................................2<br />

2. Theoretische Ansätze und Überlegungen zur Qualitätssteigerung von <strong>Freifläche</strong>n .................................................2<br />

2.1. Nutzungsfreiheit kann geplant werden...........................................................................................................................3<br />

2.2. Verfügbarkeit <strong>der</strong> Freiräume entscheidet über NutzerInnen........................................................................................5<br />

2.3. Räumliche Erreichbarkeit und Zugänglichkeit lässt Freiräume sichtbar werden......................................................5<br />

2.4. Zuständigkeit <strong>für</strong> die Freiräume gibt die Möglichkeit zur Aneignung .......................................................................6<br />

2.5. Alterungsfähigkeit ist <strong>Freiraum</strong>qualität...........................................................................................................................7<br />

3. Definition und Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> verschiedenen Freiräume ............................................................................................8<br />

3.1. <strong>Freiraum</strong>typen in unserem Projektgebiet ........................................................................................................................8<br />

3.2. Quartiersbeschreibung .....................................................................................................................................................10<br />

3.3. Interpretation.....................................................................................................................................................................12<br />

4. Grundlegende Prinzipien <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong>planung in <strong>der</strong> Theorie als wesentlicher Bestandteil unserer<br />

Planungsvorschläge..........................................................................................................................................................13<br />

5. Analyse, Planungs‐ und Verbesserungsvorschläge <strong>der</strong> gewählten Planungsbeispiele...........................................17<br />

5.1. Die Tokiostraße als qualitätsvoller Straßenfreiraum....................................................................................................17<br />

5.2. Der Kirschblütenpark als siedlungsbezogener <strong>Freiraum</strong> ............................................................................................24<br />

5.3. „Brache“ ‐ Fläche von Ecke Ullreichgasse/Saikogasse über Thonetgasse bis Eipeldauer Straße ...........................27<br />

6. Resümee .............................................................................................................................................................................33<br />

7. Literaturverzeichnis..........................................................................................................................................................34<br />

8. Abbildungs ‐ und Grafikverzeichnis ..............................................................................................................................35<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 1


1. Einleitung – Projektbeschreibung<br />

und Thesenformulierung<br />

<strong>Von</strong> Sophie Hruby und Stephanie Dolezal<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Übungen mit Feldarbeiten zur Land‐<br />

schaftsplanung beschäftigen wir uns in dieser Arbeit mit<br />

<strong>der</strong> Struktur und Entwicklung des Donaufeldes und von<br />

Kagran. Das behandelte Gebiet liegt zwischen Florids‐<br />

dorf und dem Kagraner Platz und verläuft entlang <strong>der</strong><br />

Donaufel<strong>der</strong> Straße.<br />

Wir haben uns zu Recherchezwecken eine Woche lang<br />

mit dem Projektgebiet vor Ort vertraut gemacht und ein<br />

Bild von <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Situation gewonnen. Aufnah‐<br />

men und die Erstellung von Kartierungen haben uns in<br />

dieser Zeit einen Überblick verschafft. Weitere Informa‐<br />

tionen erhielten wir aus landschaftsplanerischer Litera‐<br />

tur, sowie aus Gesprächen mit PlanerInnen. Auch Dis‐<br />

kussionen innerhalb <strong>der</strong> Projektgruppe führten zu neuen<br />

Sichtweisen.<br />

Aus unseren Erkenntnissen haben wir folgende Thesen<br />

entwickelt:<br />

1. Gute Planung gibt einen Rahmen vor und lässt al‐<br />

le Nutzungsmöglichkeiten offen.<br />

2. Die Sichtbarmachung und die offensichtliche und<br />

direkte Zugänglichkeit von Freiräumen <strong>für</strong> eine<br />

breite NutzerInnenschicht ist ein wesentlicher<br />

Faktor bei <strong>der</strong> Planung.<br />

3. Bei neu entwickelten Stadtteilen und den dazu‐<br />

gehörigen <strong>Freifläche</strong>n ist es wichtig die Planung<br />

alterungsfähig zu gestalten.<br />

Die Erstellung <strong>der</strong> Thesen und die daraus folgenden<br />

Diskussionen und Gedanken führten uns zu <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass auch bei <strong>der</strong> Planung gilt: „Weniger planerische<br />

Nutzungsvorgabe ist mehr <strong>Freiraum</strong> <strong>für</strong> die NutzerIn‐<br />

nen.“<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

2. Theoretische Ansätze und<br />

Überlegungen zur Qualitätssteigerung<br />

von <strong>Freifläche</strong>n<br />

<strong>Von</strong> Liang Zhu und Sonja Lanzinger<br />

„Die Freiräume im Sinne von unterschiedlichen Räumen<br />

bzw. Örtlichkeiten innerhalb des Stadtgebiets, charakte‐<br />

risiert durch <strong>der</strong>en Ausstattung, unterschiedliche Ver‐<br />

fügbarkeit und Erreichbarkeit, bieten unterschiedliche<br />

Nutzungs‐ bzw. Verhaltensmöglichkeiten“ (HEILMANN,<br />

2006, 84)<br />

Die unserer Meinung nach wichtigsten Kriterien zur<br />

Qualitätssteigerung <strong>der</strong> ausgewählten Freiräume sind<br />

folgende fünf:<br />

• Nutzungsfreiheit<br />

Wie viel Nutzung lässt <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> zu?<br />

• Verfügbarkeit<br />

Für wen und wann ist <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> nutzbar?<br />

• Räumliche Erreichbarkeit und Zugänglichkeit<br />

Wie gut ist <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> erschlossen?<br />

• Zuständigkeit<br />

Wer nutzt den <strong>Raum</strong> und fühlt sich verantwortlich?<br />

• Alterungsfähigkeit<br />

Wie viel Verän<strong>der</strong>ung lässt <strong>der</strong> <strong>Raum</strong> zu?<br />

Jedes <strong>der</strong> von uns ausgesuchten qualitätssteigernden<br />

Kriterien (Nutzungsfreiheit, Verfügbarkeit, räumliche<br />

Erreichbarkeit und Zugänglichkeit, Zuständigkeit, Alte‐<br />

rungsfähigkeit) beeinflusst den <strong>Raum</strong> qualitativ und die<br />

Kriterien insgesamt hängen meist stark voneinan<strong>der</strong> ab.<br />

Sie sollten daher nicht nur individuell, son<strong>der</strong>n zusam‐<br />

menhängend betrachtet werden und in die Planung<br />

einfließen.<br />

„Planung sollte nicht aus großartigen, endgültigen Lö‐<br />

sungsvorschlägen bestehen, son<strong>der</strong>n nur Strukturen<br />

anlegen, die den Nutzern Sicherheit <strong>für</strong> die Aneignung<br />

<strong>der</strong> Flächen geben. Strukturen bieten Gelegenheiten, in<br />

<strong>der</strong>en Rahmen sich Nutzungen organisieren können.<br />

Dazu gehört, dass diese Nutzung durch bestimmte<br />

Merkzeichen – Spuren – kenntlich gemacht werden kön‐<br />

nen“(BÖSE, 1989, 69)<br />

Diese verschiedenen Nutzungsspuren lassen erkennen,<br />

dass es Freiräume mit diverser Nutzungsintensität gibt<br />

und sich diese in unterschiedliche Typen glie<strong>der</strong>n lassen:<br />

• Haubezogene Freiräume (Innen‐<br />

haus/Außenhaus)<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 2


• Freiräume im Quartier/Viertel (Plätze, Parks,<br />

Spielplätze)<br />

• Freiräume <strong>der</strong> Straßen und Wege<br />

• Freiräume des Stadtteils (Plätze, <strong>Freifläche</strong>n)<br />

• Funktionsgebundene <strong>Freifläche</strong>n des Stadtteiles<br />

(Sportanlagen)<br />

• Stadtteilrän<strong>der</strong> und dysfunktionale Freiräume<br />

• Stadträn<strong>der</strong> (Land‐ und forstwirtschaftliche<br />

Nutzflächen)<br />

(KÖCK, 2002, 99ff.)<br />

Das Fehlen eines <strong>Freiraum</strong>typs kann nicht durch die<br />

an<strong>der</strong>en Typen ausgeglichen werden. In diesem Sinn<br />

kann die jeweils ´größere´ Einheit die kleinere nicht<br />

ersetzen – so können z. B. fehlende hausbezogene Frei‐<br />

räume nicht durch Freiräume des Viertels ausgeglichen<br />

werden, fehlende viertelbezogene Freiräume nicht durch<br />

Freiräume des Stadtteiles, fehlende stadtteilbezogene<br />

Freiräume nicht durch gesamtstädtischen Freiräume.<br />

Je<strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong>typ hat seine Qualität und befriedigt die<br />

Ansprüche und Bedürfnisse <strong>der</strong> NutzerInnen individu‐<br />

ell. So fungiert <strong>der</strong> quartiersbezogene <strong>Freiraum</strong> als Kon‐<br />

taktstelle und Übergangsbereich zu den Freiräumen im<br />

Stadtteil. Dabei ist <strong>der</strong> Straßenfreiraum als weiterer<br />

wichtiger Aufenthalts‐ und Verbindungsraum zu er‐<br />

wähnen. Er verbindet die einzelnen <strong>Freiraum</strong>typen.<br />

Allgemein kann man sagen, das Aufenthalte im Frei‐<br />

raum im Rahmen von Erledigungen, Besorgungen,<br />

Besuchen, auf <strong>der</strong> Suche nach sozialen Kontakten und<br />

Kommunikation und <strong>für</strong> Bewegung vor allem auch aus<br />

gesundheitlichen Gründen stattfinden und die Planung<br />

den da<strong>für</strong> benötigten <strong>Freiraum</strong>, wie private Freiräume,<br />

Treffpunkte <strong>für</strong> Kommunikation, soziale Kontakte vor<br />

allem im Viertel, sichere Wegeverbindungen und begeh‐<br />

bare Stadträn<strong>der</strong> im Stadtteil<br />

(Joggen, …) schaffen soll.<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

2.1. Nutzungsfreiheit kann geplant<br />

werden<br />

<strong>Von</strong> Martin Ebenberger<br />

Ein wesentlicher Aspekt bei <strong>der</strong> Beurteilung nutzerIn‐<br />

nengerechter Freiräume ist die Nutzungsfreiheit. Sie<br />

steht in gewisser Weise als <strong>Freiraum</strong>eigenschaft <strong>für</strong> die<br />

Flexibilität auf unterschiedliche Ansprüche seitens <strong>der</strong><br />

NutzerInnen vorbereitet zu sein und diesen eine dem‐<br />

entsprechende und zufrieden stellende Plattform zu<br />

bieten. Der Begriff beschreibt auf <strong>der</strong> einen Seite die<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> den Menschen über seine <strong>Freiraum</strong> ‐<br />

Tätigkeiten und <strong>der</strong>en Ausführungsart frei zu entschei‐<br />

den, lässt aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch eine völlig<br />

objektive Bewertung eines <strong>Freiraum</strong>s bezüglich seiner<br />

vorgeschriebenen Nutzungen zu. Wie unabhängig ist so<br />

zu sagen <strong>der</strong> Mensch seine Zeit im Freien zu gestalten,<br />

und wie frei ist <strong>der</strong> gewählte Ort von Vorgaben <strong>der</strong><br />

Planungsverantwortlichen?<br />

Tatsächlich soll ein <strong>Freiraum</strong> im Sinne <strong>der</strong> Nutzungs‐<br />

freiheit genügend Platz <strong>für</strong> eine Vielzahl menschlicher<br />

Bedürfnisse aufweisen. So schreibt Wolfgang PICHLER:<br />

„<strong>Landschaft</strong>s‐ und <strong>Freiraum</strong>planerInnen arbeiten an <strong>der</strong><br />

Aufgabe Bau‐ und <strong>Freiraum</strong>strukturen zur Verfügung<br />

zu stellen, welche mögliche Handlungs‐ und Verhal‐<br />

tensweisen stimulieren und Handlungsfreiräume <strong>für</strong> die<br />

NutzerInnen eröffnen und erhalten“ (2006, 5). Zu <strong>der</strong><br />

Bedingung unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht<br />

werden zu müssen und Nutzung temporär zu transpor‐<br />

tieren, kommt nun noch dazu, dass Freiräume (un‐)<br />

geplante Strukturen und Eigenschaften aufweisen sollen,<br />

die den Menschen regelrecht <strong>zum</strong> Nutzen animieren. So<br />

wird die „Gebrauchsfähigkeit und Aneigenbarkeit eines<br />

<strong>Freiraum</strong>es wesentlich über seine Benachbarung, Zu‐<br />

gänglichkeit, Einsichtbarkeit und Zuständigkeit be‐<br />

stimmt“ (PICHLER, et al., 2006). Ein <strong>Freiraum</strong> hat meh‐<br />

rere Vorraussetzungen zu erfüllen um das Prädikat<br />

„nutzungsfrei“, o<strong>der</strong> wie es bei HEINEMANN und<br />

POMMERENING (1979, 64) heißt „nutzungsoffen“, auf<br />

seine Fahne schreiben zu dürfen. Eine weitere, mögliche<br />

Beschreibung des Begriffes „Nutzungsfreiheit“ bietet<br />

folgen<strong>der</strong> Vergleich: „Etwas ganz und gar nutzungsoffe‐<br />

nes ist z.B. ein Gegenstand wie ein Brett; man kann es<br />

verwenden u. a. als Sitzbank, Regal, Behelfsbrücke, zu‐<br />

sammen mit an<strong>der</strong>en Bauelementen als Schrank – o<strong>der</strong><br />

auch schlicht als Brennholz“ (ebd.).<br />

Was ist aber nun ausschlaggebend <strong>für</strong> einen <strong>Freiraum</strong><br />

um <strong>für</strong> NutzerInnen als nutzungsoffen zu gelten und um<br />

diesen als solchen wahrzunehmen?<br />

Die wahrscheinlich elementarste Erkenntnis hierbei ist<br />

den Gebrauch von Freiräumen als alltägliche Handlung<br />

zu sehen: „ So wie das Haus, die Wohnung zu allererst<br />

die notwendige Grundlage und den Spielraum <strong>für</strong> die<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 3


Bewältigung des Alltags bildet, werden auch die Frei‐<br />

räume nicht aus Übermut, Langeweile o<strong>der</strong> <strong>für</strong> `höhere<br />

Zwecke` gebraucht. […] Höfe, Gärten, Plätze, Wege,<br />

Vorgärten und Straßen sind ja auch Arbeitsplätze und ‐<br />

wege. Sie sind die Orte und Gelegenheiten zur Herstel‐<br />

lung und Sicherung von Alltagshandlungen und<br />

‐erfahrungen: <strong>der</strong> Produktion von Haushalt, von Kin<strong>der</strong>‐<br />

spiel, von sozialen Kontakten und auch <strong>der</strong> Produktion<br />

von Reproduktion. Ob diese `Produktion` <strong>der</strong> Leute über<br />

das Innenhaus nach draußen gelingen kann, hängt da‐<br />

von ab, wieweit hier <strong>Raum</strong> <strong>für</strong> persönliche Entscheidun‐<br />

gen vorhanden ist[…]“ (BÖSE, 1981, 52). Freiräume sind<br />

demnach Orte des Lernens, Orte des Lebens, in denen<br />

individuelle Vorstellungen und Bedürfnisse zu realisie‐<br />

ren versucht werden. Jedoch unter einer Vorraussetzung:<br />

dieser <strong>Raum</strong> muss frei verfügbar sein und zwar <strong>für</strong> alle<br />

NutzerInnen. Da diese aufgrund ihres Alters, Zeitbud‐<br />

gets, ihrer Mobilität, Bedürfnisse und spezifischen Be‐<br />

dürfnisse in Gruppen von Kin<strong>der</strong>n über Jugendliche bis<br />

zu alten Menschen unterteilt werden können (vgl. KÖCK,<br />

2002), variieren die jeweiligen Ansprüche an den Frei‐<br />

raum, was in weiterer Folge zu unterschiedlicher Nut‐<br />

zung <strong>der</strong> verschiedenen <strong>Freiraum</strong>typen beiträgt. „Die<br />

NutzerInnengruppen unterscheiden sich in ihrer Fähig‐<br />

keit, sich Räume anzueignen, sie sich zu erschließen, sie<br />

zu wechseln o<strong>der</strong> nach eigenen Vorstellungen zu gestal‐<br />

ten. Damit ergeben sich Unterschiede in ihrem Frei‐<br />

raumverhalten und in <strong>der</strong> Bedeutung, die die Räume in<br />

ihrem Alltag einnehmen“ (ebd., 91). Eine notwendige<br />

Grundlage <strong>der</strong> Nutzungsfreiheit ist somit das Vorhan‐<br />

densein gruppengerechter Freiräume, wobei eine „voll‐<br />

ständige Organisation von Freiräumen“ (ebd., 98f.) ein<br />

„Miteinan<strong>der</strong> von Nutzungen bei Gewährung des aus‐<br />

reichenden Platzes <strong>für</strong> die einzelnen NutzerInnengrup‐<br />

pen möglich macht“ (ebd., 97).<br />

Dementsprechend haben Freiräume Funktionen zu erfül‐<br />

len und dies am Besten unserer Zeit entsprechend, näm‐<br />

lich so viel wie möglich und alles gleich auf einmal.<br />

Versucht man nun sämtliche Funktionen, die ein konkre‐<br />

ter <strong>Freiraum</strong> erfüllen soll, unter einen Hut zu bringen<br />

und als Gesamtpaket anzubieten, läuft man schnell Ge‐<br />

fahr Nutzung vorzuschreiben und den Platz <strong>für</strong> eigen‐<br />

willige Handlungsabläufe zu reduzieren o<strong>der</strong> gar zu<br />

verhin<strong>der</strong>n. Eine individuelle Aneignung zerbricht an<br />

den starren Vorgaben und mit <strong>der</strong> Nutzungsfreiheit ist<br />

es schon wie<strong>der</strong> vorbei. Neben <strong>der</strong> `Funktion` eines<br />

<strong>Freiraum</strong>es ist demnach die `Dysfunktion` von hoher<br />

Bedeutung. Diese soll „als ein Offensein <strong>für</strong> verschiedene<br />

an<strong>der</strong>e Möglichkeiten des Funktionierens (HEINE‐<br />

MANN und POMMERENING, 1979, 64) verstanden<br />

werden. „Der Grad <strong>der</strong> Funktionalität bzw. Dysfunktio‐<br />

nalität hängt dabei von <strong>der</strong> Stärke und vom Ausmaß<br />

ordnen<strong>der</strong> Kräfte ab“ (ebd.). Ein Beispiel: Ein Stiegen‐<br />

haus besitzt eine klar definierte Funktion. Jedoch bietet<br />

es auch die Möglichkeit miteinan<strong>der</strong> zu reden, am Ge‐<br />

län<strong>der</strong> herumzuturnen o<strong>der</strong> auf jemanden zu warten.<br />

Diese „Nebenbeinutzungen“ (ebd.) spielen in unserem<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Alltag eine große Rolle und können bei <strong>der</strong> Bewertung<br />

eines <strong>Freiraum</strong>es, bezüglich seiner Nutzungsfreiheit,<br />

ausschlaggebend sein.<br />

Auf was müssen <strong>Landschaft</strong>s‐ und <strong>Freiraum</strong>planerInnen<br />

nun aber achten um <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Nutzungsfrei‐<br />

heit gerecht zu werden? Wie viel Funktionalität ist nötig<br />

und wie viel Dysfunktionalität möglich um neben vorge‐<br />

schriebener Nutzung, <strong>Raum</strong> <strong>für</strong> freie, `ungeplante`<br />

Handlungen und Tätigkeiten zu garantieren?<br />

Helmut BÖSE (1986) schreibt in seinem Artikel „Vorbil‐<br />

<strong>der</strong> statt Leitbil<strong>der</strong>“, dass es prinzipiell schwer ist Re‐<br />

geln aufzustellen, die bei ihrer Einhaltung eine ideale<br />

Planung im Sinne <strong>der</strong> NutzerInnen gewährleisten. Wich‐<br />

tig sei aus Vorbil<strong>der</strong>n „zu lernen, was sich […] bewährt<br />

hat“ (BÖSE, 1986,28). Dieser „Lernprozess“ bestehe aus<br />

dem „Wahrnehmen“ und <strong>der</strong> „Reflektion“ (ebd.). Wolf‐<br />

gang PICHLER schreibt dazu: „Anhand vorhandener<br />

Strukturen wird geprüft, was sich sozial und ökono‐<br />

misch bewährt hat. […] Die Übersetzung dieser Er‐<br />

kenntnisse in Planungsprinzipien ist ein Vorgang pro‐<br />

duktiven Denkens und ermöglicht die Planung baulich‐<br />

räumlicher Organisationsformen und materieller Aus‐<br />

stattungen nach Vorbil<strong>der</strong>n, welche Freiräume bereitstel‐<br />

len, die im Gebrauch verfertigt werden können“ (2006, 5).<br />

Die planerische Grundlage aller <strong>Landschaft</strong>s‐ und Frei‐<br />

raumplanerInnen ist demnach die Analyse funktionie‐<br />

ren<strong>der</strong> Freiräume und die Verinnerlichung jener vor‐<br />

handenen Gegebenheiten, die Nutzung, erlauben. Fin‐<br />

den diese Erkenntnisse in späterer Folge bei einem Pla‐<br />

nungsvorschlag Anwendung, muss darauf geachtet<br />

werden kein fertiges Produkt zu kreieren. Son<strong>der</strong>n es gilt<br />

Handlungs‐ und Spielräume bereit zu halten, die den<br />

Nutzerinnen erlauben, durch sein Verhalten und Agie‐<br />

ren, den zur Verfügung gestellten, ausgestatteten <strong>Raum</strong><br />

anzueignen, um somit den theoretischen Entwurf in <strong>der</strong><br />

Praxis als NutzerIn zu vervollständigen. „Aufgabe <strong>der</strong><br />

Planung ist die Bereitstellung des Rahmens, nicht jedoch<br />

dessen Füllung“ (PICHLER et al., 2006). <strong>Landschaft</strong>s‐<br />

und <strong>Freiraum</strong>planerInnen sind zu Vergleichen mit Le‐<br />

bensmittelhändler, die Waren anbieten, mit denen Nut‐<br />

zerInnen ihren eigenen <strong>Freiraum</strong> kochen. „Ein guter<br />

Rahmen steht einer verän<strong>der</strong>baren Nutzung, dem Inhalt<br />

<strong>der</strong> Fläche, Nicht im Weg“ (ebd.). Je<strong>der</strong> Mensch kann<br />

sozusagen verschiedene Zutaten wählen und sein eige‐<br />

nes Menü fertigen. PlanerInnen sollten unbedingt diesen<br />

`Rahmen` zu Verfügung stellen, <strong>der</strong> zur Gänze im Sinne<br />

<strong>der</strong> NutzerInnen erdacht wurde und nicht zur Repräsen‐<br />

tation <strong>der</strong> planenden Person dient. Die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

betroffenen Menschen sind wichtig, die PlanerInnen<br />

selbst stehen in ihrem Dienste und sollten danach stre‐<br />

ben diese bestmöglich zu erfüllen. Helmut BÖSE schreibt<br />

in diesem Sinne: „Der verschönernde Eingriff vergrößert<br />

die Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Planer, nicht aber die Spiel‐<br />

räume <strong>der</strong> Bewohner“ (1986, 28). Es bedarf also einer<br />

nutzerInnenorientierten Planung, die mit den wandeln‐<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 4


den Ansprüchen <strong>der</strong> Menschen und <strong>der</strong> Zeit schritt hal‐<br />

ten kann. „Die Herstellung und Sicherung einer mit dem<br />

Gebrauch sich etablierenden Nutzbarkeit und Vertraut‐<br />

heit öffentlicher Freiräume, bedarf eines `anspruchslo‐<br />

sen` materiellen Rahmens, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Alterungsfähig‐<br />

keit und <strong>der</strong> Beständigkeit seiner architektonischen Ele‐<br />

mente gekennzeichnet ist“ (BÖSE, 1981, 52). Die Struktu‐<br />

ren eines <strong>Freiraum</strong>s müssen den NutzerInnen Sicherheit<br />

geben ohne Skrupel darin tätig zu werden. Eine vertrau‐<br />

te Atmosphäre soll entstehen, die durchaus nur durch<br />

wenige Eingriffe zu schaffen ist. Einen wichtigen Ein‐<br />

fluss hierbei spielen Verbote, Richtlinien und Bestim‐<br />

mungen, die Nutzung schlicht und einfach verhin<strong>der</strong>n.<br />

„Zum an<strong>der</strong>en wird deutlich, dass die Nutzung von<br />

Freiräumen keine großartigen baulichen Lösungen er‐<br />

for<strong>der</strong>t. Die Aufgabe von Planung ist vielmehr Gelegen‐<br />

heiten offen zu halten, was oft durch eine Rücknahme<br />

von äußerer Kontrolle und Disziplinierung erreicht wer‐<br />

den kann – auf dem Schulhof z.B. durch Aufhebung des<br />

Verbots, ihn nachmittags zu bespielen“ (HEINEMANN<br />

und POMMERENING, 1979, 69).<br />

Nutzungsfreiheit wird durch zahlreiche Faktoren be‐<br />

stimmt, die untereinan<strong>der</strong> sehr verschieden sein können,<br />

aber dennoch miteinan<strong>der</strong> verknüpft sind, Diese Ele‐<br />

mente und Beziehungen gilt es zu erkennen und in <strong>der</strong><br />

freiraumplanerischen Tätigkeit umzusetzen. „Die Frei‐<br />

raumplanung hat Wahlmöglichkeiten einzuräumen und<br />

Spielräume zu organisieren. Nie jedoch ist sie dazu da,<br />

aufzuräumen und zu originalisieren“ (BÖSE, 1986, 33)<br />

2.2. Verfügbarkeit <strong>der</strong> Freiräume<br />

entscheidet über NutzerInnen<br />

<strong>Von</strong> Sonja Lanzinger<br />

Alle Menschen verfügen über einen Alltag – das Wie‐<br />

<strong>der</strong>kehren typischer Situationen im täglichen Leben.<br />

Unsere Alltagstätigkeiten bestimmen größtenteils über<br />

Zeiten und Orte innerhalb <strong>der</strong> jeweiligen Wohnsituation,<br />

an denen wir uns befinden, um die täglichen Aufgaben<br />

zu bewältigen. Nicht nur das Innenhaus bildet die<br />

Grundlage zur Bewältigung des Alltages, indem es<br />

Spielraum <strong>für</strong> die jeweiligen Aufgaben zur Verfügung<br />

stellt, auch das Außenhaus dient in erster Linie diesem<br />

Zweck, indem es die Spielräume ergänzt und erweitert.<br />

Höfe, Gärten, Plätze, Wege, Vorgärten und Straßen sind<br />

Schauplätze von Alltagshandlungen und sozialer Kon‐<br />

takte. Das Auslagern des Alltagslebens vom Innen‐ in<br />

das Außenhaus, hängt davon ab, inwieweit hier <strong>Raum</strong><br />

<strong>für</strong> persönliche Handlungen verfügbar ist. Zusätzlich<br />

bildet <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> einen Rahmen <strong>für</strong> gemeinschaftliche<br />

Handlungen und Nutzbarkeiten. „Erst wenn das Au‐<br />

ßenhaus Entlastungs‐ und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> den häuslichen Alltag bietet, ergänzt es das Innen‐<br />

haus quantitativ, ökonomisch und sozial“ (BÖSE,<br />

1986,32). Die Möglichkeit, überhaupt das Alltagsleben<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

durch das Außenhaus zu ergänzen ist allerdings nicht<br />

immer gegeben. So besitzen beispielsweise Mietwoh‐<br />

nungsbauten aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit bis <strong>zum</strong> Jahr 1990<br />

praktisch keinen privaten <strong>Freiraum</strong>. Diese Gebäude<br />

verfügen meist über Freiräume in <strong>der</strong> Form von mit<br />

Mauern umschlossenen kleinen Höfen mit alten Werk‐<br />

stätten o<strong>der</strong> Lagerräumen, wobei diese Höfe dann meist<br />

als „hausöffentlich“ bezeichnet werden können.<br />

Freiräume können nach ihrer Verfügbarkeit kategorisiert<br />

werden. So unterscheidet man private, häuslich‐<br />

gemeinsame, blockbezogen‐gemeinsame, straßenöffent‐<br />

liche und quartiersöffentliche <strong>Raum</strong>verfügbarkeiten.<br />

Hieraus ergibt sich eine Hierarchie von abgestuften<br />

<strong>Raum</strong>öffentlichkeiten. Gärten, Mietergärten, Türplätze,<br />

Haushöfe, blocköffentliche Wege, Vorgärten, straßenöf‐<br />

fentliche Verbindungen und quartiersöffentliche Parks<br />

und Plätze sind Orte, <strong>der</strong>en Unterscheidung über den<br />

Grad an Öffentlichkeit, die sie ermöglichen, erfolgt. Die<br />

unterschiedlichen Räume und <strong>der</strong>en Hierarchie beein‐<br />

flussen maßgeblich das Verhalten <strong>der</strong> NutzerInnen,<br />

sowie ihre sozialen Beziehungen untereinan<strong>der</strong>. So un‐<br />

terscheidet sich beispielsweise das Verhalten <strong>der</strong> Nutze‐<br />

rInnen eines Parks sehr deutlich von jenem zweier<br />

Nachbarn die sich über den Gartenzaun hinweg unter‐<br />

halten. Während man ersteres am ehesten als<br />

fremd/anonym zu bezeichnen kann, ist letzteres wohl<br />

durch das Begriffspaar benachbart/vertraut am besten zu<br />

beschreiben (vgl. BÖSE, 1981, 55). Allerdings sind soziale<br />

Verhältnisse nicht mit baulich räumlichen Vorausset‐<br />

zungen selbst lieferbar, obwohl bestimmte Formen eher<br />

den sozialen Kontakt för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n, als ande‐<br />

re. In jedem Fall muss sich aber auch die bestgemeinte<br />

<strong>Freiraum</strong>planung erst im Alltag bewähren, da sie noch<br />

Handlungsspielraum <strong>für</strong> die BenutzerInnen lassen soll.<br />

In diesem Kontext ist die primäre Aufgabe <strong>der</strong> Frei‐<br />

raumplanung das „Verfügbarmachen“ von <strong>Raum</strong> <strong>für</strong><br />

unterschiedliche NutzerInnengruppen und <strong>der</strong>en jewei‐<br />

lige Bedürfnissen.<br />

2.3. Räumliche Erreichbarkeit und<br />

Zugänglichkeit lässt Freiräume<br />

sichtbar werden<br />

<strong>Von</strong> Stephanie Dolezal<br />

Ein zur Verfügung stehen<strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> ist etwas sehr<br />

Wertvolles und Notwendiges. Doch eine <strong>der</strong> Bedingun‐<br />

gen da<strong>für</strong>, ist die gegebene Möglichkeit, diesen <strong>Freiraum</strong><br />

prinzipiell gut zu erreichen.<br />

Auch wenn es theoretisch festgesetzte Definitionen und<br />

Angaben zur guten Erreichbarkeit und Zugänglichkeit<br />

von Freiräumen gibt, definiert das eigene Empfinden <strong>der</strong><br />

Menschen den Begriff einer ausreichenden Erreichbar‐<br />

keit und Zugänglichkeit meist auch oft selbst. Wo <strong>der</strong><br />

Eine vielleicht einen Weg von einer halben Stunde auf<br />

sich nimmt, will <strong>der</strong> An<strong>der</strong>e seinen <strong>Freiraum</strong> keine fünf<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 5


Minuten entfernt sehen. Genauso verhält es sich mit <strong>der</strong><br />

Zugänglichkeit. Muss jemand um den gesamten Block<br />

gehen um <strong>zum</strong> Eingang des <strong>Freiraum</strong>es zu gelangen,<br />

kann dieser <strong>für</strong> die betreffende Person unattraktiv sein.<br />

Es wird jedoch auch Menschen geben, denen diese Um‐<br />

wege so gut wie nichts ausmachen, weil sie auf diesen<br />

<strong>Freiraum</strong> angewiesen sind. Ein gutes Mittelmaß, gepaart<br />

mit dem Versuch den <strong>Freiraum</strong> eher näher als weiter<br />

weg zu situieren, ist <strong>für</strong> die Planung sicher von Vorteil.<br />

Grundsätzlich wäre das Ideal <strong>der</strong> Erreichbarkeit und<br />

Zugänglichkeit die Möglichkeit Wege in alle Richtungen<br />

vorzufinden und benützen zu können. Es sollten kurze<br />

Wege zu wichtigen Funktionspunkten, wie in etwa Nah‐<br />

versorgung, Kultur o<strong>der</strong> eben Erholung, führen. Die<br />

Nutzung von Auto, öffentlichem Personenverkehr, dem<br />

Rad und auch <strong>der</strong> Fußwege sollte gleichermaßen offen<br />

und gegeben sein. Eine gleichartige Verteilung <strong>der</strong> ver‐<br />

schiedenen Fortbewegungsmöglichkeiten wäre also ideal<br />

um allen Ansprüchen gerecht zu werden (vgl. PROTZE<br />

et al., 2000, 22).<br />

Die Zugänglichkeit eines Ortes erfolgt mit Hilfe von<br />

Straßen und Wegen. Auch wenn <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> so gut wie<br />

neben <strong>der</strong> Haustüre liegt, bedarf es immer einem Weg,<br />

<strong>der</strong> zurückgelegt werden muss, sei er auch noch so kurz.<br />

Straßen und Wege sind also Nahtstellen zwischen unter‐<br />

schiedlichen Räumen. Sie verbinden private und öffent‐<br />

liche Räume, sowie all ihre Abstufungen und sind selbst<br />

öffentliche Räume.<br />

Der Straßenraum nahe dem eigenen Zuhause bildet<br />

meist einen Ort <strong>der</strong> Orientierung und gehört <strong>für</strong> Bewoh‐<br />

nerInnen schon ein wenig <strong>zum</strong> Heim dazu. Für Bewoh‐<br />

nerInnen ist dieser Bereich intimer, als <strong>für</strong> jemanden, <strong>der</strong><br />

nur beiläufig an dieser Stelle vorbeigeht.<br />

Solche Orte <strong>der</strong> Orientierung und auch <strong>der</strong> Kommunika‐<br />

tion treten zwar vermehrt im näheren Umfeld <strong>der</strong> Be‐<br />

wohnerInnen auf, können jedoch genauso an einer belie‐<br />

bigen an<strong>der</strong>en Stelle entstehen, wenn es nur einen ähnli‐<br />

chen sozialen Grund dazu gibt sich dort aufhalten o<strong>der</strong><br />

miteinan<strong>der</strong> kommunizieren zu wollen. Alleine das<br />

Aufeinan<strong>der</strong>treffen <strong>der</strong> verschiedenen Welten und Nut‐<br />

zungscharakteristiken <strong>der</strong> einzelnen Personen lässt einen<br />

<strong>Freiraum</strong>, welcher an Attraktivität gewinnt, weil dort<br />

Aktion passiert. (ebd.)<br />

Um ein Erreichen <strong>der</strong> wesentlichen Bezugspunkte mög‐<br />

lich und anziehend erscheinen zu lassen, ist es also wich‐<br />

tig, Straßenräume attraktiv und die Benutzung ange‐<br />

nehm zu gestalten<br />

Will man alle Einflüsse und Wunschvorstellungen be‐<br />

rücksichtigen, ist es nicht leicht, wirklich allen Parteian‐<br />

sprüchen gerecht zu werden. Denn eine Anfor<strong>der</strong>ung<br />

fehlt noch im Konzept. Wege von und zu wichtigen<br />

Bezugspunkten sollen, wie erwähnt, so kurz und ziel‐<br />

strebig wie möglich sein. Gleichzeitig wünscht sich die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> BewohnerInnen aber keine Belästigung<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

durch Kraftfahrzeuge, den ÖPNV und sonstige Störquel‐<br />

len. Diese Problematik zeigt auf, dass ein Kompromiss<br />

zwischen Ökonomie, Wunschvorstellungen und land‐<br />

schaftsplanerischen Möglichkeiten geschlossen werden<br />

muss, um speziell die Zugänglichkeit öffentlicher Frei‐<br />

räume nutzerInnen‐ und standortgerecht zu gestalten.<br />

2.4. Zuständigkeit <strong>für</strong> die Freiräume<br />

gibt die Möglichkeit zur Aneignung<br />

<strong>Von</strong> Daniel Wenk<br />

Mit Zuständigkeit ist im Kontext <strong>Freiraum</strong>planung ge‐<br />

meint, dass eine bestimmte Gruppe o<strong>der</strong> Einzelpersonen<br />

die Kompetenz über ein <strong>Freiraum</strong> erhalten. Hier<strong>für</strong> sind<br />

entwe<strong>der</strong> private o<strong>der</strong> öffentliche Flächen, die eine Nut‐<br />

zung <strong>für</strong> eine Gruppe von Personen zulassen, erfor<strong>der</strong>‐<br />

lich.<br />

Nun sind oftmals insbeson<strong>der</strong>e Abstandsflächen bei<br />

Zeilenbauten o<strong>der</strong> Innenhöfe ungenutzt. Diese Freiflä‐<br />

chen würden laut Helmut BÖSE (1989) kaum in An‐<br />

spruch genommen, da die Zahl <strong>der</strong> Personen die, die<br />

Zuständigkeit <strong>für</strong> eine Fläche haben, zu groß ist.<br />

Somit könnten auch keine Absprachen stattfinden o<strong>der</strong><br />

Toleranzen innerhalb dieses großen Personenkreises<br />

ermittelt werden. Bei einer geringeren, überschaubaren<br />

Anzahl von Personen sollen laut Helmut BÖSE die Ge‐<br />

sichter bekannt sein.<br />

Weiterhin schreibt Helmut BÖSE: „Die Möglichkeit eines<br />

persönlichen und sozial vereinbarten Anteils an <strong>der</strong><br />

Verwaltung des ‚Außenhauses’, ist die Grundlage <strong>für</strong><br />

das Zusammenwachsen von individueller Tätig‐<br />

keit“(BÖSE, 1989, 54).<br />

Daher sieht Helmut BÖSE speziell <strong>für</strong> solche Höfe o<strong>der</strong><br />

Zeilenbauflächen vor, bereits entstandenen Aufteilungen<br />

von <strong>Freifläche</strong>n zu belassen bzw. mehr Kompetenz und<br />

Zuständigkeiten an die BewohnerInnen zu erteilen.<br />

<strong>Freiraum</strong>planung insgesamt soll hiernach Freiräume in<br />

persönliche Zuständigkeiten geben und die gemeinsam<br />

nutzbaren Flächen so zuordnen, dass die BewohnerIn‐<br />

nen selbst in <strong>der</strong> Lage sind, sie über Konventionen des<br />

Gebrauchs zu verwalten (ebd.).<br />

„Die Entrümpelung ist ein Zeichen <strong>für</strong> die Enteig‐<br />

nung“ (ZIMMERMANN, 1978).<br />

Wichtig in diesem Zusammenhang sind daher auch<br />

Nutzungsspuren, die auf eine Aneignung von <strong>Freiraum</strong><br />

hinweisen und Zuständigkeiten unterstreichen. Natür‐<br />

lich müssten <strong>für</strong> diese Aneignung auch rechtliche<br />

Grundlagen vorhanden sein o<strong>der</strong> geschaffen werden.<br />

Denn selbst wenn schon z.B. das Stehen bleiben auf<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 6


einem Fußweg als eine Ordnungswidrigkeit geahndet ist,<br />

wird es BewohnerInnen schwer fallen sich öffentlichen<br />

<strong>Raum</strong> anzueignen. Es führt sehr wahrscheinlich zu einer<br />

Verunsicherung in wieweit ein Je<strong>der</strong>/e im öffentlichen<br />

<strong>Raum</strong> eingreifen darf. Hierdurch bleiben dann schließ‐<br />

lich <strong>zum</strong> Teil <strong>Freifläche</strong>n komplett ungenutzt.<br />

„Die Benachbarung und Verknüpfung nach Zuständig‐<br />

keit und Zugänglichkeit unterscheidbarer Freiräume<br />

ermöglicht ein und <strong>der</strong>selben Person ihr Verhalten auf<br />

bestimmte Gruppen zu beziehen, die sich von familiär /<br />

vertraut, benachbart/ vertraut o<strong>der</strong> bekannt/ vertraut bis<br />

zu fremd/ anonym abstufen“ (BÖSE, 1989).<br />

Dies soll „einen Rahmen o<strong>der</strong> Spielraum <strong>für</strong> das Spekt‐<br />

rum zwischen privat und öffentlichen Aneignungsfor‐<br />

men und Verhaltensdispositionen schaffen“ (ebd.)<br />

Diese Vielfalt an Zuständigkeiten trägt somit dazu bei,<br />

dass ein je<strong>der</strong> die Wahl hat, ob er/sie gerade mehr <strong>für</strong><br />

sich sein möchte o<strong>der</strong> am öffentlichen Leben teilnehmen<br />

will. Insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> können, je älter sie werden,<br />

Schritt <strong>für</strong> Schritt ihre Umgebung erobern.<br />

Greifen alle <strong>Freiraum</strong>ebenen von familiär bis anonym<br />

durch unterschiedliche Zuständigkeiten <strong>der</strong> Bewohne‐<br />

rInnen ineinan<strong>der</strong>, werden sich die BewohnerInnen dem<br />

Ort insgesamt verbundener fühlen. Dies heißt, dass die<br />

BewohnerInnen die sich verstärkt mit dem <strong>Freiraum</strong><br />

auseinan<strong>der</strong>setzen und dort öfter aufhalten, diese Frei‐<br />

fläche zu einem gewissen Teil als Ihr eigen ansehen und<br />

sich mit ihm identifizieren.<br />

Insgesamt belebt und erweitert die Varietät an Zustän‐<br />

digkeiten die Freiräume und schafft damit mehr Lebens‐<br />

qualität.<br />

2.5. Alterungsfähigkeit ist <strong>Freiraum</strong>qualität<br />

<strong>Von</strong> Sophie Hruby<br />

Ein in <strong>der</strong> <strong>Landschaft</strong>splanung sehr relevanter Begriff ist<br />

die Alterungsfähigkeit. Denn nur Projekte die altern,<br />

aber nicht veralten, können eine dauerhafte Zukunft<br />

haben (vgl. PICHLER et al., 2006, s.p.).<br />

So wird eine Wiese, <strong>der</strong> keine spezielle Nutzung zuge‐<br />

sprochen wurde, altern mit den Jahren, aber <strong>für</strong> ihre<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

NutzerInnen nie uninteressant werden, da man die Frei‐<br />

heit besitzt, sich diesen <strong>Raum</strong> beliebig anzueignen. Die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Aneignung ist nämlich ausschlaggebend<br />

<strong>für</strong> die Alterungsfähigkeit. Ein Tennisplatz beispielswei‐<br />

se, kann ausschließlich <strong>zum</strong> Betreiben einer einzigen<br />

Sportart genutzt werden und lässt keine an<strong>der</strong>en Aktivi‐<br />

täten zu. Eine Wiese hingegen, kann von jedem/r Nutze‐<br />

rIn auf vielfältige Weise verwendet werden. Man kann<br />

sich dort ausruhen, Ball spielen, picknicken etc. und sie<br />

passt sich immer neuen Nutzungen an. Aneignung<br />

kommt nicht aus <strong>der</strong> Mode. Der Tennissport, sowie in<br />

diesem Beispiel, dagegen sehr wohl, denn sobald eine<br />

an<strong>der</strong>en innovative Sportart angepriesen wird, beginnen<br />

die Leute, das Interesse zu verlieren.<br />

Eine Fläche, wie oben erwähnt, stellt also einen Rahmen<br />

dar. „Durch einen dauerhaften Rahmen und eine verän‐<br />

<strong>der</strong>bare Fläche wird Alterungsfähigkeit ermög‐<br />

licht“ (PICHLER et al., 2006, s.p.)<br />

Ein dauerhafter Rahmen muss schlicht sein, da er sonst<br />

Gefahr läuft zu veralten.<br />

Er sollte nicht vorgegeben werden, son<strong>der</strong>n sollte viel‐<br />

mehr aus den Grenzen des <strong>der</strong> Gärten und Höfe entste‐<br />

hen. Das können „Wände, Dächer, Fußböden, Zugänge<br />

und Einsichtbarkeiten“ (ebd.) sein. Für ein Kind bei‐<br />

spielsweise, welches nicht alleine auf die Straße laufen<br />

darf, stellt <strong>der</strong> Randstein einen solchen Rahmen dar,<br />

denn er ist als offensichtliche Grenze erkennbar, die es<br />

einzuhalten gilt.<br />

Ein Projekt kann nur dann alterungsfähig sein, wenn die<br />

Planung an sich und auch <strong>der</strong> Rahmen nicht modisch<br />

o<strong>der</strong> dem neuesten Trend entsprechend sind, son<strong>der</strong>n<br />

sich den jeweiligen Bedürfnissen anpassen können.<br />

Vom Kagraner Platz bis nach Floridsdorf, in unserem<br />

Projektgebiet, gibt es sowohl Projekte, die diesen Anfor‐<br />

<strong>der</strong>ungen entsprechen, als auch jene, die das nicht tun.<br />

Lei<strong>der</strong> sind es momentan hauptsächlich spontan ent‐<br />

standene und weniger geplante Projekte, die alterungs‐<br />

fähig sind (z.B. eine Brache).<br />

Die Aufgabe besteht nun darin, Planungen vorzuneh‐<br />

men, die allen landschaftsplanerischen Bewertungskrite‐<br />

rien entsprechen.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 7


4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

3. Definition und Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> verschiedenen Freiräume<br />

<strong>Von</strong> Stephanie Dolezal<br />

Um eine optimale Analyse des Projektgebietes zu gewährleisten, haben wir uns Gedanken über Typen von Freiräu‐<br />

men und Quartieren im Gebiet und <strong>der</strong>en Vorkommen gemacht.<br />

3.1. <strong>Freiraum</strong>typen in unserem Projektgebiet<br />

<strong>Von</strong> Sonja Lanzinger, Sophie Hruby, Stephanie Dolezal und Daniel Wenk<br />

In unserem Projektgebiet können folgende <strong>Freiraum</strong>typen unterschieden werden:<br />

<strong>Freiraum</strong>typ Beschreibung<br />

private Freiräume<br />

• Private Gärten privat verfügbare <strong>Freifläche</strong>n, nicht bebauter Teil <strong>der</strong> Par‐<br />

zelle<br />

Beispiel: Freihofsiedlung südöstlich des Kagraner Platzes<br />

• Mietergärten privat verfügbare Flächen <strong>für</strong> MieterInnen und/o<strong>der</strong> Eigen‐<br />

tümerInnen im siedlungsöffentlichen Bereich<br />

Beispiel: Autofreie Siedlung, Nordmanngasse 25‐27 (im<br />

Westen den Projektgebietes)<br />

• Kleingärten / Schrebergärten Gärten mit Bebauungsbeschränkung und internen Verord‐<br />

nungen/Richtlinien, oft in Vereinen organisiert<br />

Beispiel: nördlich <strong>der</strong> Frauen‐Werk‐Stadt (Carminweg)<br />

• siedlungsöffentliche Freiräume gebäudebezogene <strong>Freifläche</strong>n bei Geschoss‐/ Block‐/ Zeilen‐<br />

bauten, oft auch Höfe<br />

Beispiel: Höfe in <strong>der</strong> Autofreien Siedlung (Nordmanngasse<br />

25‐27), Compact City (Donaufel<strong>der</strong>straße 101), Innenhöfe<br />

<strong>der</strong> Frauen‐Werk‐Stadt (Carminweg)<br />

� sind generell bei neuen Wohnbauten vorhanden<br />

• Flächen des Gewerbes „Parzelle mit gewerblicher Nutzung, Betriebe, die selbst<br />

Güter herstellen o<strong>der</strong> Handel betreiben.“(HEILMANN,<br />

2006, 85)<br />

Beispiel: Tokiostraße, rings um Kagraner Platz, Wagramer<br />

Straße<br />

• Erwerbsgärtnereien Flächen, die erwerbsgärtnerisch genutzt werden<br />

Beispiel: Erwerbsgärten zwischen Donaufel<strong>der</strong> Straße und<br />

Nordmanngasse, erwerbsgärtnerische Flächen bei Kirsch‐<br />

blütenpark (neben <strong>der</strong> Tokiostraße)<br />

• Äcker / Grünland Flächen, die als Äcker o<strong>der</strong> Grünland genutzt werden<br />

Beispiel: Nordmanngasse<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 8


<strong>Freiraum</strong>typ Beschreibung<br />

private Frei‐<br />

räume<br />

öffentliche Freiräume<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

• Kin<strong>der</strong>spielplatz private Flächen, die durch entsprechende Ausstattung Kin‐<br />

<strong>der</strong>n und Jugendlichen eine Möglichkeit <strong>zum</strong> Spielen bieten<br />

Beispiel: Autofreie Siedlung (Nordmanngasse 25‐27)<br />

• Platz Aufweitung des Straßenfreiraums o<strong>der</strong> freigehaltene Flä‐<br />

chen im bebauten Gebiet,<br />

zentrale Flächen <strong>für</strong> öffentliche Veranstaltungen (Märkte,<br />

Feste, etc.) und Alltag<br />

Beispiel: Kagraner Platz, Kirchenvorplatz (Kirche Saikogas‐<br />

se 8)<br />

• Park „öffentlich zugängliche <strong>Freifläche</strong>; in kommunaler Verwal‐<br />

tung; ausgestattet mit Rasenflächen, Blumenbeeten,<br />

Strauch‐ und Baumgruppen“( (HEILMANN, 2006, 85)<br />

Beispiel: Jakob‐Rosenfeld‐Park in <strong>der</strong> Komzakgasse Ecke<br />

Steigenteschgasse<br />

• funktionale Fläche Flächen, <strong>der</strong>en <strong>Raum</strong>ausstattung respektive Daseinsgrund<br />

einer gewissen Funktions‐ bzw. Nutzungsintention<br />

zugrunde liegt<br />

Beispiel: Tennisplatz in <strong>der</strong> Anton‐Sattler‐Gasse<br />

• dysfunktionaler <strong>Freiraum</strong> „temporäre Aneignung <strong>der</strong> Flächen, Ausstattung sehr un‐<br />

terschiedlich, aber nutzungsoffen, da großer Interpretati‐<br />

onsspielraum; Spielraum <strong>für</strong> Kin<strong>der</strong> und beliebter Treff‐<br />

punkt <strong>für</strong> Jugendliche.“ (HEILMANN, 2006, 85)<br />

Beispiel: brachliegende Grünfläche<br />

Ullreichgasse – Saikogasse, Brachfläche im noch nicht vor‐<br />

handenen Kirschblütenpark neben den erwerbsgärtneri‐<br />

schen Flächen (bei <strong>der</strong> Tokiostraße)<br />

• Kin<strong>der</strong>spielplatz öffentliche o<strong>der</strong> siedlungsöffentliche Flächen, die durch<br />

entsprechende Ausstattung Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen eine<br />

Möglichkeit <strong>zum</strong> Spielen bieten<br />

Beispiel: Spielflächen vor Schule bei Albert‐Schultz‐Eishalle,<br />

Spielplatz in <strong>der</strong> Thonetgasse<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 9


3.2. Quartiersbeschreibung<br />

<strong>Von</strong> Sonja Lanzinger, Sophie Hruby und Stephanie Dolezal<br />

Abb. 1: Übersicht über die Quartiere in unserem Projektgebiet<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 10


Quartier 1:<br />

Im Quartier 1 zwischen Plankenbüchlergasse (nörd‐<br />

lich <strong>der</strong> Donaufel<strong>der</strong>straße) und Theodor‐Körner‐<br />

Gasse (südlich <strong>der</strong> Donaufel<strong>der</strong>straße) und <strong>der</strong> Bes‐<br />

semerstraße bzw. <strong>der</strong> anschließenden Fultonstraße<br />

sind Baustrukturen in Blockrand, offener Zeilenbau<br />

und Einzelhäuser in Blockrand in geschlossener Bau‐<br />

weise vorzufinden. An <strong>Freiraum</strong>strukturen finden<br />

wir hier quartiersbezogenen <strong>Freiraum</strong> sowie Straßen‐<br />

freiraum.<br />

Quartier 2:<br />

Dieses etwas weitläufigere Gebiet zwischen Tiefweg<br />

(östlich <strong>der</strong> Veterinärmedizinischen Universität) und<br />

Bessemerstrasse bzw. anschließend Fultonstraße ist<br />

die vorhandene Bau‐ und <strong>Freiraum</strong>struktur sehr von<br />

Großgewerbestrukturen/Betriebsgelände geprägt.<br />

Weitere Bebauungsstrukturen sind: freistehende Zeile<br />

mit Mietergärten, unbebaute Fläche, freistehende<br />

Zeile, Gartenhaus, Wohn‐ und Gewerbehöfe in ge‐<br />

schlossener Bauweise, offene Bauweise mit‐<br />

tig/abgerückt, offene Bauweise hinten, sowie Einzel‐<br />

häuser in Blockrand in geschlossener Bauweise. Vor‐<br />

handenen Freiräume sind die <strong>Freifläche</strong>n, Mietergär‐<br />

ten, privater <strong>Freiraum</strong> sowie einige siedlungsöffentli‐<br />

che Freiräume, wie z.B. in <strong>der</strong> „Autofreien Siedlung“.<br />

Quartier 3:<br />

Im Quartier 3 zwischen Tiefweg östlich <strong>der</strong> Veteri‐<br />

närmedizinischen Universität und <strong>der</strong> Wagramer<br />

Straße sind folgende Baustrukturen vorhanden: öf‐<br />

fentliche Gebäude(VetMed), freistehende Zeilen mit<br />

Mietergärten, freistehende Zeilen, unbebaute Fläche,<br />

Kleingärten ‐ Einfamilienhaus, Hauszeile (nur im<br />

Quartier 3), Einzelhäuser in Blockrand in geschlosse‐<br />

ner Bauweise (an <strong>der</strong> Donaufel<strong>der</strong>straße) sowie offene<br />

Bauweise mittig/abgerückt (gegenüberliegend Vet‐<br />

Med) und vereinzelte Großgewerbestruktu‐<br />

ren/Betriebsfläche. An <strong>Freiraum</strong>strukturen finden wir<br />

im Quartier den „Kirschblütenpark“, <strong>der</strong> im Stadt‐<br />

plan eingezeichnet ist, den es aber noch gar nicht gibt.<br />

Ein kleiner Teil kann als Park genutzt werden. Es gibt<br />

dort einen Spielplatz, sowie kleine Rasenflächen und<br />

Sitzgelegenheiten. Die Erschließung ist lei<strong>der</strong> nur von<br />

einer Seite vorgesehen. <strong>Von</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gelangt<br />

man nur durch einen „Trampelpfad“, <strong>der</strong> im Sommer,<br />

wegen hoch wachsen<strong>der</strong> Pflanzen, nur schwer pas‐<br />

sierbar ist. Weitere <strong>Freiraum</strong>strukturen sind Mieter‐<br />

gärten, Kleingärten, privater <strong>Freiraum</strong> sowie eine<br />

<strong>Freifläche</strong>, die zwischen dem bereits bestehenden Teil<br />

des „Kirschblütenparks“ und <strong>der</strong> Erwerbsgärtnerei<br />

befindet, die durch einen Schotterweg unterbrochen<br />

wird.<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Die Tokiostraße verläuft parallel zu den Erwerbsgärt‐<br />

nereien. Sie ist eine sehr breite Straße, die beidseitig<br />

befahrbar ist und durch einen Grünstreifen in <strong>der</strong><br />

Mitte in zwei Hälften geteilt wird. Der Grünstreifen<br />

wird momentan hauptsächlich als Hundezone ge‐<br />

nutzt. Dies möchte man allerdings durch das Aufstel‐<br />

len von Werbetafeln unterbinden. Es gibt in <strong>der</strong> To‐<br />

kiostraße nur drei Straßenquerungsmöglichkeiten:<br />

eine am Anfang, eine in <strong>der</strong> Mitte und eine am Ende<br />

<strong>der</strong> Straße. Dementsprechend findet man in dem<br />

vorhandenen Grünstreifen mehrere Trampelpfade,<br />

die das Passieren auch an an<strong>der</strong>en Stellen anzeigen.<br />

Quartier 4:<br />

Das Quartier 4, welches sich zwischen Dückegasse<br />

(südlich <strong>der</strong> Donaufel<strong>der</strong>straße) und <strong>der</strong> Wagramer<br />

Straße befindet, beinhaltet folgende Baustrukturen:<br />

Großgewerbestrukturen/Betriebsfläche, geschlossener<br />

Zeilenblock mit Innenerschließung, Parkgarage, öf‐<br />

fentliche Gebäude, freistehende Zeile, offener Zeilen‐<br />

block mit Wohnwegerschließung, Einzelhäuser im<br />

Blockrand in geschlossener Bauweise (entlang <strong>der</strong><br />

Donaufel<strong>der</strong>straße), Blockrand: Straßen‐ Doppeltrak‐<br />

ter mit Innenerschließung;, Kleingärten – Einfamili‐<br />

enhaus, Siedlungsreihenhäuser in geschlossener<br />

Bauweise sowie entlang <strong>der</strong> Wagramerstraße Einzel‐<br />

häuser in Blockrand in geschlossener Bauweise , öf‐<br />

fentliche Gebäude und geschlossenen Zeilenblock mit<br />

Innenerschließung. An <strong>Freiraum</strong>struktur finden wir<br />

siedlungsöffentliche und private Freiräume sowie<br />

mehrere kleine Parks, die teilweise schwer erreichbar<br />

sind.<br />

Außerdem befindet sich in diesem Gebiet eine unge‐<br />

nützte, brachliegende Fläche, an welche ein Spielplatz<br />

und eine Hundezone anschließt.<br />

Quartier 5:<br />

Im Quartier 5, bei <strong>der</strong> Wagramer Straße beginnend<br />

Richtung Osten laufend bis zur Kraygasse bzw. die<br />

anschließende Polletstraße finden wir die Baustruktu‐<br />

ren: Siedlungsreihenhäuser in geschlossener Bauwei‐<br />

se (Freihofsiedlung), Wohn‐ und Gewerbehöfe in<br />

geschlossener Bauweise (Kagraner Platz), Blockrand:<br />

Straßen‐ und Doppeltrakter mit Innenerschließung<br />

sowie geschlossener Zeilenblock mit Innenerschlie‐<br />

ßung (entlang Wagramerstraße), freistehende Zeile,<br />

offener Zeilenblock mit Wohnwegerschließung und<br />

vereinzelte Bereiche mit Großgewerbestruktu‐<br />

ren/Betriebsfläche.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> dichten Baustruktur gibt es hauptsäch‐<br />

lich private <strong>Freiraum</strong>struktur (Freihofsiedlung) und<br />

somit keine relevanten öffentlichen <strong>Freiraum</strong>.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 11


3.3. Interpretation<br />

<strong>Von</strong> Sonja Lanzinger<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Da wir uns einen Überblick über die vorhandenen <strong>Freiraum</strong>typen in unserem Projektgebiet geschaffen haben, konn‐<br />

ten wir erkennen, dass es einen Mangel an folgenden Freiräumen gibt. In unseren ausgewählten Planungsbeispielen<br />

werden wir versuchen diese Typen <strong>der</strong> Freiräume bestmöglich einzuarbeiten.<br />

Quartier <strong>Freiraum</strong>bestand Was fehlt? Ziel<br />

Quartier 1<br />

Quartier 2<br />

Quartier 3<br />

Quartier 4<br />

Quartier 5<br />

• Quartiersbezogener<br />

<strong>Freiraum</strong><br />

• Straßenfreiraum<br />

• Privater <strong>Freiraum</strong><br />

• Siedlungsöffentlicher<br />

<strong>Freiraum</strong> (z.B. Autofreie<br />

Siedlung)<br />

• <strong>Freifläche</strong><br />

• Gewerbefläche<br />

• Teil des geplanten<br />

„Kirschblütenpark“<br />

• Privater <strong>Freiraum</strong><br />

• Siedlungsöffentlicher<br />

<strong>Freiraum</strong><br />

• Privater <strong>Freiraum</strong><br />

• Kleine Parks (nur schwer<br />

zugänglich!)<br />

• <strong>Freifläche</strong><br />

• Private Freiräume<br />

Öffentlicher <strong>Freiraum</strong> • Öffentlichen <strong>Raum</strong> schaffen<br />

In Gewerbeflächen fehlen Que‐<br />

rungsmöglichkeit<br />

• Straßenfreiraum schaffen<br />

• Wegesystem durch Gewer‐<br />

beflächen legen<br />

Mehr öffentliche Strukturen • Tokiostraße ‐ Umgestaltung<br />

Grünstreifen<br />

Öffentlicher <strong>Freiraum</strong> und<br />

Zugänge<br />

Öffentlicher <strong>Freiraum</strong> bei Vete‐<br />

rinärmedizinischen Universität<br />

Öffentlicher <strong>Freiraum</strong><br />

(Park, Plätze, …)<br />

• Parkzugänge erleichtern<br />

• Veterinärmedizinische Uni‐<br />

versität als Barriere „ent‐<br />

schärfen“<br />

• Öffentlichen Platz bei Vete‐<br />

rinärmedizinischen Univer‐<br />

sität<br />

• Öffentlichen Platz bei U‐<br />

Bahnstation Kagraner Platz<br />

schaffen<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 12


4. Grundlegende Prinzipien<br />

<strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong>planung in<br />

<strong>der</strong> Theorie als wesentlicher<br />

Bestandteil unserer<br />

Planungsvorschläge<br />

<strong>Von</strong> Martin Ebenberger<br />

<strong>Freiraum</strong>planerInnen stehen oft vor <strong>der</strong> Frage „Gibt<br />

es einen idealtypischen <strong>Freiraum</strong>, <strong>der</strong> als Vorbild<br />

einer guten, im Sinne von `verständigen´ (vgl.<br />

BROOKHUIS et al., 1992) Planung gilt?“ Doch eine<br />

Antwort ist nur schwer zu finden. Es lassen sich keine<br />

einfachen, freiraumplanerischen Schablonen entwi‐<br />

ckeln, die man über ein Gebiet legt um einen fertigen<br />

Entwurf abzuzeichnen. Je<strong>der</strong> Ort ist an<strong>der</strong>s. Je<strong>der</strong><br />

<strong>Freiraum</strong> ist mit seinem Ort verbunden, tauscht sich<br />

mit diesem aus und macht ihn somit einzigartig.<br />

Aufgrund dieser Beziehungen lässt sich ein vorhan‐<br />

dener, funktionieren<strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong>, würde er auch als<br />

Idealtypus zu bewerten sein, niemals auf einen ande‐<br />

ren Ort übertragen. Dennoch finden sich Prinzipien,<br />

die qualitätsvolle Freiräume gemein haben und von<br />

denen sich, unter <strong>der</strong> Rücksichtnahme des konkreten<br />

Ortes, eine ´gute´ Planung ableiten lässt.<br />

Die Hierarchie abgestufter <strong>Raum</strong>öffentlichkeiten<br />

Inge Meta HÜLBUSCH schreibt: „Der Zugang <strong>zum</strong><br />

gemeinsamen <strong>Freiraum</strong> wird leichter, wenn er privat<br />

nutzbare Flächen enthält. Gärten, Mietergärten, Tür‐<br />

plätze, Haushöfe, blocköffentliche Wege, Vorgärten,<br />

straßenöffentliche Verbindungen und quartiersöffent‐<br />

liche Parks und Plätze sind Orte, die über ihren Grad<br />

an Öffentlichkeit unterscheidbar sind, die sie ermögli‐<br />

chen“ (1979, 55). Dementsprechend stellen öffentliche<br />

Freiräume also in unserer Entwicklung zu<br />

´kompletten´ <strong>Freiraum</strong>nutzerInnen die letzte Hürde<br />

dar. Wie ein Kind zuerst in Mamas Schoß die Welt<br />

kennen lernt und sich später auf eigenen Füßen im‐<br />

mer weiter von zu Hause entfernt um die Umgebung<br />

zu erkunden, ist es auch <strong>für</strong> NutzerInnen angenehmer<br />

über einen privat verfügbaren <strong>Freiraum</strong>, <strong>der</strong> ihnen<br />

alleine gehört, in einen gemeinsamen, öffentlichen<br />

<strong>Freiraum</strong>, <strong>der</strong> allen gehört, einzutreten. Durch dem<br />

Bewusstsein über ein `eigenes Stück Land` zu verfü‐<br />

gen ist es auch leichter Freiräume zu teilen.<br />

Eine mögliche Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Freiräume nach ihrer<br />

Öffentlichkeit (BROOKHUIS et al., 1992):<br />

• privat/intim: Haus und hausnaher Gartenteil<br />

• nachbarschaftlich: hinterer Gartenteil<br />

• siedlungsöffentlich<br />

• halböffentlich: Siedlungsstraßen<br />

• öffentlich: gemeinsame Freiräume<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Ein Ansatz einer idealtypischen Organisation von<br />

Freiräumen in einem Quartier muss demnach die<br />

Hierarchie abgestufter <strong>Raum</strong>öffentlichkeiten berück‐<br />

sichtigen und anwenden. HÜLBUSCH (1979,56) zeigt<br />

dies an einem Beispiel:<br />

Zu Beginn wird die Erschließung um, in und durch<br />

das Quartier beschrieben und die daraus entstehende<br />

Zuordnung <strong>der</strong> Wege zu den jeweiligen <strong>Raum</strong>öffent‐<br />

lichkeiten aufgezeigt. Danach folgt die Unterteilung<br />

<strong>der</strong> Räume anhand ihrer Funktionen. Diese reichen<br />

von Durchquerung über Verbindung bis zur privaten<br />

Verfügbarkeit und sind so Ausgangspunkt <strong>für</strong> eine<br />

abgestufte Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Freiräume.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 13


Abb. 2: Beispielhafte Darstellung <strong>der</strong> hierarchischen Abstufung <strong>der</strong> <strong>Raum</strong>öffentlichkeiten<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 14


Alle Wege sollen vorhanden sein<br />

Möglichst schnell von einem Ort <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en kommen<br />

ist eine Erscheinung unserer Zeit. Ob ein <strong>Freiraum</strong> funk‐<br />

tioniert hängt oft davon ab, ob man diesen mo<strong>der</strong>nen<br />

Ansprüchen gerecht wird o<strong>der</strong> nicht. „Alle Möglichkei‐<br />

ten sollen vorhanden sein, viele Wege in alle Richtungen<br />

führen, aber keine Straßenbahn, keine Busse o<strong>der</strong> Autos<br />

vor <strong>der</strong> eigenen Haustür vorbeifahren und zu hören sein.<br />

In den Überlegungen zur dichten und nutzungsgemisch‐<br />

ten Stadt, taucht dieses kaum zu realisierende Ideal<br />

ebenfalls öfters auf“ (PROTZE et al.,?, 22). So ist nicht<br />

nur die Frage nach den kurzen Wegen von Relevanz,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Vorhandensein von vielen, verschie‐<br />

denen Wegen und Fortbewegungsmöglichkeiten. Vor<br />

allem bei Straßenfreiräumen und <strong>der</strong>en Querschnitte<br />

lassen sich dementsprechende ´Vorbil<strong>der</strong>` finden, die<br />

durchaus nachzuahmen sind. Vorraussetzung <strong>für</strong> einen<br />

guten Straßenfreiraum ist die Dimension des Quer‐<br />

schnitts im Allgemeinen und die Ausstattung mit<br />

Pflanzstreifen und Geh‐ und Radwegen und <strong>der</strong>en Breite<br />

im speziellen.<br />

Beispiele dazu von GRUNDLER et al. (1992, 194ff):<br />

Abb. 3: Idealtypische Zonierung einer Einbahnstraße<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Abb. 4: Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unterschiedlichen Nutzungen und <strong>der</strong>en<br />

räumliche Zonierung im Straßenquerschnitt durch Bäume<br />

Abb. 5: Idealtypischer Straßenquerschnitt mit Straßenbahn<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 15


Vegetationsausstattung<br />

Wahrscheinlich das wichtigste Prinzip, das es zu verfol‐<br />

gen gilt, stellt die Ausstattung <strong>der</strong> Freiräume mit ent‐<br />

sprechen<strong>der</strong> Vegetation dar, da sie einen wesentlichen<br />

Bestandteil bei <strong>der</strong> Erfüllung unserer Kriterien eines<br />

qualitätsvollen <strong>Freiraum</strong>s bildet. Vor allem die Alte‐<br />

rungsfähigkeit, Nutzungsfreiheit, Verfügbarkeit und die<br />

Sichtbarmachung (Zugänglichkeit) werden von <strong>der</strong><br />

pflanzlichen Möblierung beeinflusst. Bei GRUNDLER et<br />

al. geht man sogar soweit zu sagen: „Der Pflanzplan ist<br />

<strong>der</strong> Entwurf“, und weiter „Der Pflanzplan als freiraum‐<br />

planerischer Entwurf trägt <strong>der</strong> spezifischen Anpassungs‐<br />

fähigkeit <strong>der</strong> Stadtvegetation an die Prozesse <strong>der</strong> Flä‐<br />

chennutzung [...] Rechnung“ (1992, 137). Demnach ist es<br />

den PlanerInnen möglich in einem <strong>Freiraum</strong> alleine<br />

durch die Ausstattung mit Vegetation Nutzung zu er‐<br />

möglichen und sogar auf än<strong>der</strong>nde Ansprüche <strong>der</strong> Nut‐<br />

zerInnen zu reagieren. Hierbei stehen sich die repräsen‐<br />

tative Grünplanung und die soziale <strong>Freiraum</strong>planung<br />

gegenüber: „Während die herkömmliche Grünplanung<br />

und Stadtgärtnerei die öffentlichen <strong>Freifläche</strong>n mittels<br />

dekorativer Pflanzungen ´besetzen´ und damit <strong>für</strong> die<br />

StadtbewohnerInnen unbenutzbar machen, weil sie z.B.<br />

nicht betreten werden können, zielt die an den Alltagstä‐<br />

tigkeiten orientierte <strong>Freiraum</strong>planung darauf ab, die<br />

<strong>Freifläche</strong>n <strong>für</strong> die StadtbewohnerInnen zu öffnen, ver‐<br />

fügbar zu machen“ (BROOKHUIS et al., 1992, 64). Ein<br />

wesentlicher Aspekt in Bezug auf Verfügbarkeit und<br />

Nutzungsfreiheit ist also <strong>der</strong> Umstand, dass zahlreiche<br />

verschönernde Eingriffe mittels boden‐ und flächende‐<br />

cken<strong>der</strong> Stauden und Sträucher, <strong>Raum</strong> <strong>für</strong> individuelle<br />

Aneignung nehmen. In weiterer Folge steht weniger<br />

Fläche <strong>für</strong> NutzerInnen zur Verfügung und durch eine<br />

dauerhafte Besetzung durch die Pflanzen geht die Mög‐<br />

lichkeit auf offene Nutzung völlig verloren. Dazu kommt<br />

das Problem standortunangepasster Pflanzenarten, dass<br />

sie den ohnehin schon hohen Pflegeaufwand von z.B.<br />

Blumenbeeten noch um einiges steigern. Daneben sind<br />

Pflanzungen, wie etwa „Cotoneasterpflanzungen in<br />

nährstoffreichen Stadtböden und Beeten <strong>der</strong> überlegenen<br />

Konkurrenz heimischer Spontanvegetation ausge‐<br />

setzt“ (GRUNDLER et al., 1992, 138). Ein möglicher Lö‐<br />

sungsansatz wäre die Umwandlung zu Blumenwiesen<br />

mit einer gleichzeitigen Extensivierung. „Keine Mahd<br />

von Säumen und Träufen, kein Mulchen von Rasen und<br />

Wiesen, dagegen Abfahren des Mahdguts [...] Reduzie‐<br />

rung <strong>der</strong> Schnitthäufigkeit von Rasenflächen und Wahl<br />

effektiver Schnittzeitpunkte(GRUNDLER et al., 1992, 138<br />

und 139). Als ideale Vegetationsausstattung von Frei‐<br />

räumen haben sich Bäume erwiesen. „Materiell beinhal‐<br />

tet das Prinzip <strong>der</strong> Nachhaltigkeit des Vegetationseinsat‐<br />

zes den Vorrang von Baumpflanzungen im öffentlichen<br />

<strong>Raum</strong>“ (GRUNDLER et al., 1992, 137) Diese stellen, bei<br />

<strong>der</strong> richtigen Wahl <strong>der</strong> Baumart, ein hohes Maß an Alte‐<br />

rungsfähigkeit dar, sind pflegeunaufwendig und entwi‐<br />

ckeln im zunehmenden Alter ihren Wert als Ausstat‐<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

tungselement (vgl. GRUNDLER et al., 1992, 137). Bei‐<br />

spiele <strong>für</strong> Bäume die sich aufgrund ihrer Eigenschaften<br />

<strong>für</strong> die Straße, den Park o<strong>der</strong> im Allgemeinen <strong>für</strong> die<br />

Stadt eignen, sind Linde (Tilia), Ahorn (Acer), o<strong>der</strong> Pla‐<br />

tane (Platanus) (vgl. FLORINETH et al., 2007). Bäume<br />

glie<strong>der</strong>n öffentlicher Freiräume und bieten die Möglich‐<br />

keit Grenzen einsichtig zu gestalten, was maßgeblich die<br />

Sichtbarkeit und damit verbunden die Zugänglichkeit<br />

beeinflusst.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 16


5. Analyse, Planungs- und Verbesserungsvorschläge<br />

<strong>der</strong> gewählten<br />

Planungsbeispiele<br />

<strong>Von</strong> Günter Sitter<br />

Wir kamen dem Wunsch einer Gruppe von engagierten<br />

Lokalpolitikern nach, uns das Gebiet zwischen Florids‐<br />

dorf‐Kagran genauer anzuschauen und das vorhandene<br />

Potential anhand von konkreten Lösungsvorschlägen zu<br />

optimieren.<br />

Da<strong>für</strong> haben wir exemplarisch drei <strong>Freifläche</strong>n mit un‐<br />

terschiedlichen <strong>Freiraum</strong>qualitäten und Nutzungsmög‐<br />

lichkeiten ausgewählt und sie anhand <strong>der</strong> Kriterien<br />

• Nutzungsfreiheit,<br />

• Verfügbarkeit,<br />

• räumliche Erreichbarkeit,<br />

• Zugänglichkeit und Alterungsfähigkeit<br />

beurteilt. Nach <strong>der</strong> Analyse zeigen wir Verbesserungs‐<br />

und Planungsvorschläge auf.<br />

Abb. 6: Diese Übersichtskarte zeigt unsere drei Planungsorte:<br />

Tokiostraße, Kirschblütenpark und die Brache im Norden des<br />

Projektgebiets.<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

5.1. Die Tokiostraße als qualitätsvoller<br />

Straßenfreiraum<br />

<strong>Von</strong> Günter Sitter<br />

Bestandsbeschreibung:<br />

Die Tokiostraße liegt im 22. Wiener Gemeindebezirk<br />

(Kagran) und verbindet die Prandaugasse im Süden und<br />

die Donaufel<strong>der</strong>straße im Norden. Mit einer Länge von<br />

ca. 540m und einer Breite von ca. 35m hat sie folgenden<br />

Straßenquerschnitt:<br />

Abb. 7: Schnitt Tokiostraße<br />

An <strong>der</strong> Gebäudemauer beginnend gibt es einen ca. 2,5m<br />

breiten Gehsteig, <strong>der</strong> mit einem ca. 20cm hohen Rand‐<br />

stein vom anschließenden Längsparkstreifen abgetrennt<br />

ist. Der Parkstreifen ist 2,50m und <strong>der</strong> Fahrradstreifen<br />

1,50m breit. Die Richtungsfahrbahn misst 4,5m und<br />

dieselbe Abfolge befindet sich auf <strong>der</strong> gegenüberliegen‐<br />

den Seite.<br />

In <strong>der</strong> Mitte des Straßenquerschnitts liegt ein ca.12m<br />

breiter Rasenstreifen <strong>der</strong> ebenfalls um 20cm erhöht ist<br />

und sich vom Anfang (Donaufel<strong>der</strong>straße) bis <strong>zum</strong> Ende<br />

(Prandaugasse) <strong>der</strong> Straße durchzieht. Die Bepflanzung<br />

besteht aus Prunus cerasus (Sauerkirschen), die jeweils<br />

in Vierergruppen gepflanzt sind. Ein größerer Teil <strong>der</strong><br />

Bäume ist in einem eher schlecht entwickelten Zustand<br />

und einige sind sogar abgestorben.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 17


4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Abb. 8: Diese Karte zeigt die gesamte Länge <strong>der</strong> Tokiostraße (22. Bezirk) mit dem von uns bearbeiteten Mittelstreifen.<br />

Dem Verkehrsaufkommen nach handelt es sich um<br />

eine nie<strong>der</strong>rangige Straße, die hauptsächlich das Zu‐<br />

und Abfahren zu den Wohnungen, den wenigen<br />

Geschäften und dem Pflegekrankenhaus ermöglicht.<br />

Das war aber nicht immer so. Bis zur Errichtung <strong>der</strong><br />

B3‐Dückegasse war die Verbindung zwischen Donau‐<br />

fel<strong>der</strong>straße und Kagran über die Tokiostraße <strong>der</strong><br />

direkte Weg und deshalb sehr stark befahren und in<br />

<strong>der</strong> Stoßzeit meist verstopft.<br />

Die Buslinie 27A, von <strong>der</strong> Josef Baumann Gasse<br />

kommend und in beiden Fahrtrichtungen durch die<br />

Tokiostraße geführt, ermöglicht eine schnelle öffentli‐<br />

che Anbindung an die U1‐Station Kagran.<br />

Die Fahrbahnrän<strong>der</strong> sind fast durchgehend als Park‐<br />

streifen ausgebildet, ausgenommen davon sind die<br />

Kreuzungsbereiche.<br />

<strong>Von</strong> <strong>der</strong> Dückegasse kommend, mündet die Nippon‐<br />

gasse zwischen <strong>der</strong> Baulücke an <strong>der</strong> Donaufel<strong>der</strong>stra‐<br />

ße und <strong>der</strong> Tokiostraße 11, in eben diese ein. Die<br />

Arakawastraße stellt ebenfalls eine Verbindung zwi‐<br />

schen Tokiostraße und Dückegasse her und trifft an<br />

<strong>der</strong> Ecke <strong>der</strong> Gärtnerei und gegenüber <strong>der</strong> eingezäun‐<br />

ten Brache auf die Tokiostraße. Beide Straßen setzen<br />

sich auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite fort, wobei die<br />

Nippongasse schon nach wenigen Metern und die<br />

Arakawastraße am Ende des Gebäudes in einer Sack‐<br />

gasse enden.<br />

Die hauptsächliche Nutzung <strong>der</strong> Gebäude dient dem<br />

Wohnen, im Erdgeschoß befinden sich teilweise<br />

Dienstleistungs‐ und Einzelhandelsbetriebe. Nahe <strong>der</strong><br />

Donaufel<strong>der</strong>straße gibt es einige Geschäfte wie ein<br />

Quelle‐Shop, einen Schlecker, eine Tauschzentrale<br />

und Gastronomiebetriebe, ein Chinarestaurant, ein<br />

japanisches Restaurant und eine Eisdiele, <strong>der</strong>en Häu‐<br />

figkeit nach Süden mehr und mehr abnimmt. In die‐<br />

sem Bereich befinden sich einige öffentliche Einrich‐<br />

tungen wie ein Pflegekrankenhaus, ein Kin<strong>der</strong>garten<br />

und mit <strong>der</strong> Rückseite angrenzend eine Volks‐ und<br />

Musikschule.<br />

Zwischen <strong>der</strong> Nippongasse und <strong>der</strong> Arakawastraße<br />

gibt es auf <strong>der</strong> westlichen Seite <strong>der</strong> Tokiostraße zwei<br />

siedlungsöffentliche Freiräume, die jeweils asphaltiert<br />

und mit 8 Prunus cerasus‐Hochstämmen bepflanzt<br />

sind. Die nördlich gelegene Fläche ist mit Pflanztrö‐<br />

gen ausgestattet, ansonsten fehlen Bänke o<strong>der</strong> ande‐<br />

res Inventar. Jeweils im hinteren Bereich ermöglichen<br />

Durchgänge in den Gebäuden eine Erschließung <strong>der</strong><br />

siedlungsöffentlichen Höfe.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Busstation Arakawastraße Fahrtrich‐<br />

tung Kagran, befindet sich eine Gärtnerei, die mit<br />

einer ca. 2m hohen Betonmauer und Plakatwänden<br />

umgeben ist und als Relikt die in diesem Gebiet frü‐<br />

her dominante Nutzungsform zeigt.<br />

Der Mittelstreifen in <strong>der</strong> Tokiostraße wird in Längs‐<br />

richtung und im Querschnitt durch Trampelpfade<br />

erschlossen. Die Querungen befinden sich meist dort,<br />

wo Seitenstraßen o<strong>der</strong> wichtige Durchgänge auf die<br />

Tokiostraße treffen und <strong>der</strong> Mittelstreifen überwun‐<br />

den werden muss. Diese Stellen sind an <strong>der</strong> Einmün‐<br />

dung <strong>der</strong> Nippongasse in die Tokiostraße, dem<br />

Durchgang <strong>zum</strong> Innenhof Tokiostraße 11, <strong>der</strong> Bon‐<br />

saigasse und <strong>der</strong> Ogugasse zu finden.<br />

Weitere Querungen gibt es auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Haus‐<br />

nummern Tokiostraße 7, 9, 14, dem Sportgeschäft und<br />

<strong>der</strong> Tauschzentrale, sowie bei den Busstationen Pran‐<br />

daugasse und Arakawastraße.<br />

Die Kreuzung Arakawastraße ‐ Tokiostraße ist <strong>für</strong><br />

Fahrzeuge die einzige Möglichkeit, in <strong>der</strong> Tokiostraße<br />

zu Wenden o<strong>der</strong> Abzubiegen.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 18


Die Fläche ist einheitlich mit Gras bewachsen und<br />

immer wie<strong>der</strong> sind Prunus cerasus Hochstämme in<br />

Vierergruppen gepflanzt. Aufgrund von Befragungen<br />

vor Ort und den deutlich sichtbaren Spuren, ist es<br />

eine beliebte Hundeauslauffläche. Sie wird von nie‐<br />

mandem direkt beansprucht und ist durch ihre gute<br />

Abb. 9: Aufnahmeskizze – Tokiostraße und angrenzende Bereiche<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Erreichbarkeit und Nähe zu den Gebäuden <strong>der</strong> To‐<br />

kiostraße <strong>für</strong> diese Verwendung sehr praktisch. Die<br />

meisten an<strong>der</strong>en Flächen in <strong>der</strong> Gegend sind nämlich<br />

eingezäunt und daher <strong>der</strong> alltäglichen Nutzung ent‐<br />

zogen.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 19


Analyse <strong>der</strong> Tokiostraße anhand unserer Kriterien:<br />

Anhand <strong>der</strong> Kriterien wie Nutzungsfreiheit, Verfüg‐<br />

barkeit, Räumliche Erreichbarkeit und Zugänglichkeit<br />

sowie Alterungsfähigkeit, wollen wir die Flächen in<br />

<strong>der</strong> Tokiostraße überprüfen:<br />

Im nördlichen Bereich <strong>der</strong> Tokiostraße, wo diese auf<br />

die Donaufel<strong>der</strong>straße trifft, liegt eine von Plakat‐<br />

wänden umgebene Baufläche. Durch eine drei Meter<br />

hohe Plakatwand umgeben und somit von außen<br />

nicht einsehbar, wäre es ein idealer Ort <strong>für</strong> Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche, um sich zurück zu ziehen und den<br />

Regeln bzw. <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong> Erwachsenen zu ent‐<br />

kommen. Das ist jedoch bei dieser Fläche lei<strong>der</strong> nicht<br />

möglich, da es keine Zugänge gibt. Bereits als Bau‐<br />

land im Flächenwidmungsplan ausgewiesen ist es<br />

nur eine Frage <strong>der</strong> Zeit, dass wie<strong>der</strong> eine <strong>Freifläche</strong><br />

verschwindet und verbaut wird. Die Zugänglichkeit,<br />

Erreichbarkeit und Alterungsfähigkeit ist kein Thema,<br />

weil die Voraussetzungen da<strong>für</strong> fehlen.<br />

Ähnliches trifft auch <strong>für</strong> die Brache im Mittelteil <strong>der</strong><br />

Tokiostraße gegenüber <strong>der</strong> Kreuzung Arakawastraße<br />

– Tokiostraße zu. Durch eine komplette Einfriedung<br />

<strong>der</strong> gesamten Fläche mit massivem Baustellengitter<br />

und <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> aufkeimenden Vegetation, ist<br />

eine vollkommene Einsicht gegeben und somit die<br />

Voraussetzung beseitigt, die eine temporäre Aneig‐<br />

nung o<strong>der</strong> Nutzung attraktiv machen. Die Erreich‐<br />

barkeit und Zugänglichkeit wäre ohne die Absper‐<br />

rungen und durch die relative Nähe <strong>zum</strong> Wohnort<br />

perfekt <strong>für</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendliche geeignet, um <strong>der</strong><br />

Kontrolle durch Erwachsene zu entgehen und ihre<br />

individuellen Vorstellungen auszuleben. Der augen‐<br />

blickliche Zustand verhin<strong>der</strong>t jede Art <strong>der</strong> Verwen‐<br />

dung und entzieht dem Gebiet ein weiteres, <strong>für</strong> be‐<br />

stimmte NutzerInnengruppen sehr gut nutzbares<br />

Stück <strong>Freifläche</strong>.<br />

Der Mittelstreifen <strong>der</strong> Tokiostraße ist Bestandteil <strong>der</strong><br />

Straße und somit auch ein funktionaler <strong>Freiraum</strong>. Die<br />

Trampelpfade die von Norden nach Süden verlaufen<br />

sind <strong>für</strong> die AnwohnerInnen eine alternative Wege‐<br />

verbindung und gleichzeitig auch Spazierweg. Mehr<br />

noch als die Längsverbindung haben aber die Quer‐<br />

verbindungen eine Auswirkung auf die Erreichbar‐<br />

keit und Zugänglichkeit auf die jeweils gegenüberlie‐<br />

gende Staßenseite. Diese unbefestigten Wege befin‐<br />

den sich meist an Stellen, wenn zwei gegenüberlie‐<br />

gende Ausgänge o<strong>der</strong> Durchgänge zusammentreffen,<br />

Straßen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite weiterführen, Geschäfte<br />

o<strong>der</strong> eine Bushaltestelle vorhanden sind.<br />

Diese Verbindungen ermöglicht es den Menschen die<br />

dort wohnen, ihre Wege abzukürzen und ein diffe‐<br />

renzierteres Wegesystem zur Verfügung zu haben.<br />

Die Verfügbarkeit ist durch die Trampelpfade gege‐<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

ben, obwohl seitens <strong>der</strong> baulichen Ausgestaltung<br />

keine Benutzung vorgesehen ist.<br />

Die Zuständigkeit durch die NutzerInnen variiert<br />

sehr stark im Laufe des Tages. In <strong>der</strong> Früh sind es die<br />

HundebesitzerInnen beim Gassi gehen, zu Mittag die<br />

Schulkin<strong>der</strong> am Weg nachhause und abends die Leu‐<br />

te die von <strong>der</strong> Arbeit heimkommen. Die Alterungsfä‐<br />

higkeit ist hier sehr stark durch die Funktion be‐<br />

stimmt und daher im von uns festgelegenten Sinn<br />

nicht gegeben.<br />

Bei den an <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Tokiostraße durch Rück‐<br />

sprünge <strong>der</strong> Gebäude entstandenen Flächen, handelt<br />

es sich um siedlungsöffentliche Freiräume. Diese<br />

Flächen scheinen zwar auf den ersten Blick nutzungs‐<br />

offen, doch schon bald wird eine Menge an Vorschrif‐<br />

ten und Verboten, wie z.B. Radfahren und Ballspielen<br />

nicht gestattet, sichtbar. Das ist auch ein Grund, wa‐<br />

rum laut Aussage eines Bewohners nur sehr selten<br />

Kin<strong>der</strong> diese Fläche <strong>zum</strong> Spielen nutzen.<br />

Diese Flächen sind durch ihre Erschließung mit<br />

Durchgängen, ihrer Öffnung zur Tokiostraße und<br />

direkten Hauszugängen gut erreichbar und zugäng‐<br />

lich. Die Nähe zu den Wohnungen ist ein Potential,<br />

dass einen großen Wert darstellt, jedoch durch die<br />

fehlende persönliche Aneignung nicht genutzt wird.<br />

Eine Fläche kann nur dann alterungsfähig sein, wenn<br />

sie auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> BenutzerInnen eingeht<br />

und in den Materialien und <strong>der</strong> Gestaltung eine ver‐<br />

ständliche, ehrliche und klare Formensprache kom‐<br />

muniziert.<br />

Die im Innenhof liegenden Freiräume sind wie die<br />

Flächen an <strong>der</strong> Straße siedlungsöffentlich, lassen<br />

jedoch durch ihre räumlichen Vorgaben mehr Tätig‐<br />

keiten und Aktivitäten zu. Die meisten, im direkten<br />

Umfeld um die Gebäude liegenden Flächen sind <strong>für</strong><br />

Kin<strong>der</strong> gut verfügbar. Jugendliche hingegen, die<br />

mehr Möglichkeiten haben <strong>der</strong> sozialen Kontrolle und<br />

den räumlichen Vorgaben zu entfliehen, halten sich<br />

eher selten in diesen gut einsichtigen und kontrollier‐<br />

baren Bereichen auf.<br />

Planerische Wertschätzung des Alltagshandelns<br />

‐ Die Tokiostraße verfügbar machen<br />

<strong>Von</strong> Günter Sitter und Daniel Wenk<br />

In den von uns vorgeschlagenen Varianten wollen<br />

wir die Benützung <strong>der</strong> Tokiostraße vereinfachen und<br />

in erster Linie auf offensichtliche Mängel, reagieren.<br />

Bei all den Varianten die wir vorschlagen, beziehen<br />

wir uns auf den Leitsatz, „Reduziert auf die wesentli‐<br />

chen Erfor<strong>der</strong>nisse“.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 20


Der Handlungsbedarf im Planungsgebiet:<br />

Nach Wolfgang PICHLER (2006, 5) sollen Freiräume<br />

genügend Platz <strong>für</strong> menschliche Bedürfnisse aufwei‐<br />

sen.<br />

Bei <strong>der</strong> Tokiostraße, ist das aber aufgrund <strong>der</strong> vorde‐<br />

finierten Straßennutzung, nur in diesem festgelegten<br />

Rahmen möglich. Die in <strong>der</strong> Straßenmitte liegende<br />

Grünbereich ist eine Reservefläche und <strong>für</strong> eine even‐<br />

tuell in Zukunft geplante Straßenbahnlinie vorgese‐<br />

hen. Das ist auch <strong>der</strong> Grund, warum die Fläche relativ<br />

schmal und lang gezogen ist. Er ist ein Teil <strong>der</strong> Straße<br />

und dadurch fallen eine Menge an alternativen Nut‐<br />

zungen aus rein platztechnischen Gründen aus.<br />

Ansonsten beschränkt sich die Funktion <strong>der</strong> Mittelin‐<br />

sel auf die Verbindung zur umliegenden Infrastruktur.<br />

Das kommt einer Verschwendung und einem Verlust<br />

dieser im direkten Einzugsbereich <strong>der</strong> Gebäude lie‐<br />

genden Fläche gleich. Durch die schlechte Aneig‐<br />

nungsmöglichkeit von Seiten <strong>der</strong> AnrainerInnen,<br />

infolge <strong>der</strong> hohen Zahl an BewohnerInnen <strong>der</strong> Tokio‐<br />

straße, sowie <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> Fläche als Straße, müs‐<br />

sen an<strong>der</strong>e Wege gesucht werden um eine Nutzbar‐<br />

machung zu schaffen. Dabei sollen all unsere Maß‐<br />

nahmen den Alltag <strong>der</strong> Menschen, die in <strong>der</strong> Tokio‐<br />

straße leben, erleichtern und nachhaltig verbessern.<br />

Anscheinend gibt es ein starkes Interesse, die dort<br />

stattfindenden Nutzungen zu unterbinden, indem<br />

zwei Plakatwände jeweils quer über den Mittelstrei‐<br />

fen, auf Höhe des Drogeriemarktes, aufgestellt wur‐<br />

den. Mit dieser Verhin<strong>der</strong>ungsplanung ist jedoch<br />

niemandem gedient. Wie die vorhandenen Nut‐<br />

zungsspuren ersichtlich machen und durch existie‐<br />

rende Trampelpfade erkennen lassen, besteht Bedarf<br />

an Hundeauslaufflächen. Daher macht es wenig Sinn,<br />

gegen dieses Bedürfnis zu planen und deshalb ist eine<br />

organisierte Hundeauslaufzone anzudenken.<br />

Die trennende Wirkung des Mittelstreifens stellt <strong>für</strong><br />

uns jedoch das weit aus größere Problem dar. Wobei<br />

die dort wohnenden Menschen bereits selbst initiativ<br />

wurden und Wege geschaffen haben, was durch die<br />

unterschiedlichen Trampelpfade sichtbar wird.<br />

Die etwas tiefer liegende Strasse im Vergleich <strong>zum</strong><br />

Gehweg, stellt weiters eine ziemliche Barriere, vor<br />

allem <strong>für</strong> ältere Menschen, <strong>für</strong> Eltern mit Kin<strong>der</strong>wä‐<br />

gen sowie <strong>für</strong> RadfahrerInnen dar und erschwert die<br />

Verbindung zwischen den beiden Straßenseiten, wie<br />

auch dem Mittelstreifen.<br />

Der Durchzugscharakter <strong>der</strong> Straße und die links und<br />

rechts siebenstöckigen Gebäude bilden ein Umfeld,<br />

das den Charakter <strong>der</strong> Unbelebtheit ausstrahlt. Das<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Fehlen von Geschäften des täglichen Bedarfs unter‐<br />

stützt diese Wirkung noch.<br />

All diese Punkte lassen erkennen, dass hier einiges<br />

verän<strong>der</strong>t werden muss.<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>für</strong> das Planungsgebiet:<br />

1) Durch das Annehmen des <strong>Freiraum</strong>s vor <strong>der</strong><br />

Haustür werden auch angrenzende Frei‐<br />

räume wahrgenommen und genutzt. Der<br />

<strong>Raum</strong> vor <strong>der</strong> Haustür stellt daher einen<br />

wichtigen Ausgangspunkt dar, <strong>für</strong> eine Er‐<br />

weiterung des Radius in dem sich <strong>der</strong> Alltag<br />

abspielt und zu Fuß o<strong>der</strong> mit Rad genutzt<br />

wird. In <strong>der</strong> Tokiostrasse würden dann um‐<br />

liegende <strong>Freifläche</strong>n intensiver genutzt.<br />

2) Vorhandene Nutzungsspuren wie <strong>der</strong><br />

Trampelpfad auf dem Mittelstreifen sollen in<br />

<strong>der</strong> Planung mit berücksichtigt werden. Eine<br />

Nichtberücksichtigung dieser Nutzungen,<br />

um ein an<strong>der</strong>es Ziel zu ermöglichen, würde<br />

ansonsten eine Verlagerung von Problemen<br />

und Mängeln zur Folge haben.<br />

3) Der Bordstein zur Strasse stellt eine Barriere<br />

dar, die durch Kaltasphaltrampen entschärft<br />

werden soll. Das gewährleistet <strong>zum</strong> einen<br />

die Durchlässigkeit zwischen den beiden<br />

Straßenseiten, sowie auch des Mittelstreifens.<br />

Dadurch ergibt sich ein besser nutzbarer<br />

<strong>Raum</strong> mit besserer Möglichkeit zur Interak‐<br />

tion zwischen den einzelnen Räumen inner‐<br />

halb <strong>der</strong> Strasse. Die PassantInnen und An‐<br />

rainerInnen sollen insbeson<strong>der</strong>e den Mit‐<br />

telstreifen als eindeutig nutzbare <strong>Freifläche</strong><br />

erkennen.<br />

4) Umliegende Freiräume sollen <strong>für</strong> die Tokio‐<br />

strasse erschlossen werden. Dies soll mittels<br />

einer verbesserten Durchlässigkeit zwischen<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Freifläche</strong>n ermöglicht werden.<br />

Die Vorgehensweise <strong>der</strong> Realisierung:<br />

Die Umsetzung soll in Form eines Stufenplans er‐<br />

reicht werden. Neue Strukturen sollen sich zunächst<br />

bewähren und erst dann ausgebaut werden. Dies<br />

ermöglicht auch, auf verän<strong>der</strong>te Situationen und<br />

Fehleinschätzungen zu reagieren. Die Tokiostrasse ist<br />

zurzeit zwar wenig genutzt, welche Richtung die<br />

Entwicklung und wo genau eine Belebung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Straße stattfindet, kann nur angenommen werden.<br />

Ein sehr gutes Beispiel <strong>für</strong> ein <strong>der</strong>artiges Vorgehen<br />

bietet <strong>der</strong> Augarten in Graz. Der mehrfach prämierte<br />

Spielplatz und Park wird immer wie<strong>der</strong> an die verän‐<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 21


<strong>der</strong>ten Bedürfnisse angepasst. Dies geschieht in Zu‐<br />

sammenarbeit mit den NutzernInnen. Immer wie<strong>der</strong><br />

kommt es zu Workshops, um die verän<strong>der</strong>ten Be‐<br />

dürfnissen <strong>der</strong> NutzernInnen festzustellen und da‐<br />

durch besser am Bedarf zu planen.<br />

1., Die höchste Priorität unserer Meinung nach hat die<br />

Durchlässigkeit von <strong>der</strong> einen auf die an<strong>der</strong>e Straßen‐<br />

seite und die räumliche Erreichbarkeit des Mittelstrei‐<br />

fens. Da<strong>für</strong> schlagen wir vor, an drei Stellen <strong>der</strong> jetzt<br />

bereits existierenden Trampelpfade Verbindungen<br />

und Querungen in Form von Kalkschotterbelägen zu<br />

schaffen und die Benutzung witterungsunabhängig<br />

und eindeutiger erkennbar zu machen. Diese von uns<br />

vorgeschlagenen Stellen <strong>für</strong> Querungen sind direkt<br />

bei <strong>der</strong> Nippongasse, zwischen Nippon‐ und Araka‐<br />

wagasse ca. in <strong>der</strong> Mitte dieses Abschnittes, sowie<br />

beim Eingang des Pflegekrankenhauses.<br />

Durch Anrampungen aus Kaltasphalt an den hohen<br />

Gehsteigkanten, soll in diesen Bereichen die Querung<br />

erleichtert werden. Das ist praktisch <strong>für</strong> alle Nutze‐<br />

rInnengruppen von Vorteil, wodurch <strong>der</strong> Alltag <strong>der</strong><br />

dort lebenden Menschen eine entscheidende Verbes‐<br />

serung und Erleichterung erfährt. Beson<strong>der</strong>s im Be‐<br />

reich des Pflegekrankenhauses ist diese Maßnahme<br />

sinnvoll und wichtig.<br />

Abb. 10.: Planungsvorschläge <strong>für</strong> die Tokiostraße<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Vorschläge:<br />

Einige Vorschläge <strong>für</strong> eine rasche Umsetzung und mit<br />

vertretbarem baulichem Aufwand zu realisieren wä‐<br />

ren nach Prioritäten gereiht:<br />

Durch diese drei zusätzlichen Übergänge verbessert<br />

sich sowohl die offensichtliche und direkte Zugäng‐<br />

lichkeit, als auch die Verfügbarkeit <strong>zum</strong> Mittelbereich<br />

und zur gegenüberliegenden Seite und erleichtert<br />

damit auch die Nutzung sehr entscheidend. Eine<br />

weite Maßnahme zur Verbesserung <strong>der</strong> Durchlässig‐<br />

keit beinhaltet die Entfernung <strong>der</strong> Plakatwände. Da‐<br />

mit wird eine geradlinige, im Gebrauch durch den<br />

Trampelpfad bereits bewährte Wegeführung gewählt,<br />

die mit einer Breite von zwei Metern ausreichend<br />

dimensioniert ist.<br />

2., Als nächster wichtiger Schritt möchten wir den<br />

längsführenden Trampelpfad aufgreifen und daraus<br />

eine breitere, witterungsunabhängig benutzbare und<br />

besser sichtbare Wegeverbindung schaffen.<br />

Dieser Weg stellt unserer Ansicht nach auch das<br />

„Rückrad“ <strong>der</strong> Tokiostraße dar und kann deshalb als<br />

Rahmen gesehen werden, <strong>der</strong> eine freie Aneignung<br />

<strong>der</strong> Fläche immer im Fokus auf die Hauptfunktion als<br />

Straßenraum zulässt. Durch die Ausformung und<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 22


Sichtbarmachung dieser Längsverbindung, wird den<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> Leute Rechnung getragen und eine<br />

kleinteilige, fußläufige Wegestruktur aufgebaut.<br />

Da die Längsverbindung einen viel geringeren Stel‐<br />

lenwert wie die Querverbindungen hat, möchten wir<br />

sie in ihrer jetzigen Form und Breite belassen. Für<br />

diese Wege scheint uns ebenfalls eine Kalkschotterde‐<br />

cke passend, da es sich einerseits um ein recht günsti‐<br />

ges Material handelt und es an<strong>der</strong>erseits auch Nut‐<br />

zungsspuren zulässt, die auf die Aneignung und<br />

Benützung hinweisen und die Zuständigkeit un‐<br />

terstreichen.<br />

Mit diesen Querungen zwischen Längsweg und<br />

Querverbindungen soll die Straße vom reinen Weg<br />

auch wie<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Ort werden, wo Begegnungen und<br />

das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kurze Gespräch stattfinden<br />

können. Mit diesen Voraussetzungen werden die<br />

Verfügbarmachung und das Erleben des <strong>Freiraum</strong>s<br />

deutlich erleichtert.<br />

Es soll <strong>der</strong> Weg und die angrenzende Fläche nicht<br />

durch spezielle Ausstattung einer bestimmten Nutze‐<br />

rInnengruppe zugesprochen werden. Das soll ein<br />

Maximum an Nutzungsfreiheit gewähren.<br />

3., Als dritten und letzten Punkt wollen wir die <strong>für</strong><br />

unser Verständnis nicht mehr ganz so vitalen Bäume<br />

durch Nachpflanzungen ersetzten und somit wie<strong>der</strong><br />

ein einheitliches Erscheinungsbild erzeugen. Da<strong>für</strong><br />

empfehlen wir Hochstämme die bereits auf <strong>zum</strong>in‐<br />

dest 3,50m aufgeastet sind und einen Stammumfang<br />

von 18/20 aufweisen.<br />

An <strong>der</strong> Anordnung verän<strong>der</strong>t sich nichts, da nur die<br />

abgestorbenen o<strong>der</strong> all zu schlecht entwickelten Ex‐<br />

emplare ausgetauscht werden.<br />

Mit diesen Maßnahmen möchten wir einen positiven<br />

Akzent in <strong>der</strong> Tokiostraße setzen und den Leuten<br />

zeigen, dass ihre Bedürfnisse von den Planern ernst<br />

genommen werden.<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 23


5.2. Der Kirschblütenpark als siedlungsbezogener <strong>Freiraum</strong><br />

<strong>Von</strong> Liang Zhu, Sophie Hruby und Stephanie Dolezal<br />

Abb. 11: Lage des im Stadtplan ausgewiesenen „Kirschblütenparks“<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Der Kirschblütenpark befindet sich bei <strong>der</strong> Tokiostraße im Gebiet Kagran im 22. Wiener Gemeindebezirk. Die Tokio‐<br />

straße, die Donaufel<strong>der</strong> Straße, die Attemsgasse und die Prandaugasse umschließen den Block, in dem <strong>der</strong> Park liegt.<br />

Der „Kirschblütenpark“ ist ein Projekt, das noch nicht<br />

realisiert worden, jedoch im Stadtplan bereits ausge‐<br />

wiesen ist. Im Moment befindet sich dort eine Er‐<br />

werbsgärtnerei, die noch in Privatbesitz sind und<br />

demnach nicht in die Planung miteinbezogen werden<br />

Abb. 12: Skizze <strong>zum</strong> „Kirschblütenpark“<br />

können. An diese Fläche schließt eine große nicht<br />

gepflegte Vegetationsfläche an, durch die ein Schot‐<br />

terweg führt. Im Anschluss daran befindet sich ein<br />

bereits ausgestalteter Park mit einem Spielplatz, <strong>für</strong><br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 24


jüngere und ältere Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an die Prandaugasse<br />

angrenzt und bereits genützt werden kann.<br />

Abb. 13: Schotterweg durch die ungepflegte Vegetationsflä‐<br />

che<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Im Südosten ist die Albert‐Schultz‐Eishalle vorzufin‐<br />

den, und im Süden grenzt <strong>der</strong> Park an die Prandau‐<br />

gasse. Westlich des Kirschblütenparks liegt eine Schu‐<br />

le mit dazugehörigem Sportplatz, sowie ein Pflege‐<br />

heim im Nordwesten.<br />

Erschlossen wird <strong>der</strong> bereits bestehende Park durch<br />

einen Weg, den man von <strong>der</strong> Prandaugasse aus bege‐<br />

hen kann. Außerdem kann man über eine Seitengasse<br />

<strong>der</strong> Tokiostraße den bereits erwähnten Schotterweg<br />

erreichen. Zu beiden Seiten des Schotterweges er‐<br />

streckt sich eine ungepflegte Vegetationsfläche. Nörd‐<br />

lich schließen die Flächen <strong>der</strong> Erwerbsgärtnerei an, im<br />

Süden gelangt man über einen Trampelpfad <strong>zum</strong><br />

bestehenden Park.<br />

Abb. 14: Momentanes Wegenetz durch den „Kirschblütenpark“ und seine Zugänge<br />

Abb. 15: Schnitt durch den Kirschblütenpark von West nach Ost<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 25


Analyse des Kirschblütenparks<br />

Durch die Lage neben einer Schule und einem Pflege‐<br />

heim ist Nutzungspotenzial vorhanden. Weiters sind<br />

in <strong>der</strong> näheren Umgebung (Tokiostraße) keine ande‐<br />

ren Sitz‐ sowie Spielmöglichkeiten vorzufinden. Die<br />

verschiedenen Altersgruppen, die diesen Park besu‐<br />

chen, können ihre jeweiligen Aktivitäten vor Ort<br />

ausüben. Die NutzerInnen haben neben <strong>der</strong> Möglich‐<br />

keit im Park spazieren zu gehen, auch Sitzgelegenhei‐<br />

ten. Außerdem können Eltern mit ihren Kin<strong>der</strong>n den<br />

Spielplatz besuchen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> baulich‐räumlichen Situation und <strong>der</strong><br />

Größe <strong>der</strong> Fläche, eignet sich <strong>der</strong> „Kirschblüten‐<br />

park“ nicht als Naherholungsgebiet, son<strong>der</strong>n<br />

„nur“ als siedlungsbezogener <strong>Freiraum</strong>.<br />

Der Park dient auch als Treffpunkt und Spielort von<br />

Jugendlichen und Kin<strong>der</strong>n, die die benachbarte<br />

Volksschule und den Kin<strong>der</strong>garten besuchen.<br />

Dadurch, dass in <strong>der</strong> Brache außer dem Trampelpfad<br />

und dem schmalen Weg nur Ru<strong>der</strong>alvegetation vor‐<br />

zufinden ist, kann sie nur von Spaziergängern und<br />

Jugendlichen genutzt werden. Außerdem ist die<br />

räumliche Erreichbarkeit und Zugänglichkeit einge‐<br />

schränkt, da sich, wie schon erwähnt, nur <strong>der</strong> Tram‐<br />

pelpfad und <strong>der</strong> schmale Weg in <strong>der</strong> Brache befinden.<br />

Da die Brache größtenteils nur aus Unkraut besteht,<br />

finden sich kaum Nutzungsmöglichkeiten, weshalb<br />

die<br />

Brache <strong>für</strong> meisten Personen <strong>der</strong> Umgebung uninte‐<br />

ressant, und die Alterungsfähigkeit damit einge‐<br />

schränkt ist.<br />

Planungsvorschlag <strong>für</strong> den Kirschblütenpark<br />

Die Brache sollte als eine Erweiterung des Kirschblü‐<br />

tenparks genutzt werden, und durch eine Rasenfläche<br />

ersetzt werden, die mehrmals im Jahr gemäht werden<br />

sollte, um Aktivitäten wie Fußballspielen o<strong>der</strong> Pickni‐<br />

cken zu ermöglichen. Dies kann in mehreren Schritten<br />

passieren, wobei das Hauptaugenmerk zuerst auf die<br />

einfache Begehbarkeit (auch <strong>für</strong> ältere o<strong>der</strong> nicht so<br />

mobile Menschen), durch die Anlage eines Weges als<br />

wassergebundene Decke, gelegt werden sollte. Au‐<br />

ßerdem sollten mehrere schattenspendende Bäume<br />

gepflanzt und Sitzmöglichkeiten angebracht werden.<br />

Da die Verbindung von <strong>der</strong> Tokiostraße <strong>zum</strong> bereits<br />

gestalteten Teil des Kirschblütenparks durch die vor‐<br />

handene Brachfläche unterbrochen bzw. nur durch<br />

einen schlecht begehbaren Trampelpfad möglich ist,<br />

sollte ein Ausbau des bereits bestehenden Schotter‐<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

weges erfolgen. Dies bietet den AnrainerInnen die<br />

Möglichkeit einer schnellen Verbindung zwischen <strong>der</strong><br />

Tokiostraße und dem Spielplatz.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 26


Durch diesen Vorschlag würde die Brache als Erwei‐<br />

terung des Kirschblütenparks zu einem Verbin‐<br />

dungsknoten <strong>der</strong> umgebenden Straßen werden. Das<br />

Verfügbarmachen <strong>der</strong> bis jetzt schlecht erschlossenen<br />

Fläche, kann dort außerdem eine Aneignung durch<br />

die AnrainerInnen stattfinden.<br />

Die Erwerbsgärtnereien sollten von <strong>der</strong> Planung aus‐<br />

genommen werden, da sie zur historischen Entwick‐<br />

lung dieses Stadtteils gehören und somit charakteris‐<br />

tisch <strong>für</strong> das dortige <strong>Landschaft</strong>sbild sind.<br />

5.3. „Brache“ - Fläche von Ecke<br />

Ullreichgasse/Saikogasse über<br />

Thonetgasse<br />

Straße<br />

<strong>Von</strong> Martin Ebenberger<br />

bis Eipeldauer<br />

Eine umzäunte, ungepflegte Wiese, Plakatwände,<br />

wild wachsende Sträucher und Bäume, kaum (er‐<br />

kennbare) Zugänge und Trampelpfade erweckten in<br />

uns den Eindruck vor einer Brache zu stehen. So<br />

wählten wir diesen Grünstreifen, neben einem Stra‐<br />

ßenfreiraum und einem öffentlichen Park, als drittes<br />

repräsentatives Beispiel eines <strong>Freiraum</strong>s unseres Ar‐<br />

beitsgebietes. Doch die Brache, die nur auf den ersten<br />

Blick ihrer wörtlichen Bedeutung gerecht wird und<br />

Abb. 16: geplantes Wegenetz durch den „Kirschblütenpark“<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

als ungenutzte Fläche erscheint, lässt unter genauerer<br />

Betrachtung mehr erkennen.<br />

Beschreibung<br />

Die brachliegende Grünfläche erstreckt sich zwischen<br />

Schletter‐ und Saikogasse von <strong>der</strong> Ecke Ullreichgasse‐<br />

Saikogasse in nördlicher Richtung bis zur Eipeldauer‐<br />

straße und wird ungefähr in <strong>der</strong> Mitte durch die Tho‐<br />

netgasse getrennt. Die längliche Form <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong><br />

weist am südlichen Ende ein Rechteck mit cirka 110<br />

mal 90 Meter auf, wobei von diesem an <strong>der</strong> westli‐<br />

chen Seite ein Streifen mit cirka 50 Meter Breite weg<br />

führt, <strong>der</strong> sich über eine Länge von insgesamt 630<br />

Meter erstreckt. Daraus ergibt sich eine Gesamtgröße<br />

von ungefähr 3,7 Hektar.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 27


Abb. 17: Lage <strong>der</strong> Brache<br />

Der nördliche Abschnitt zwischen Thonetgasse und<br />

Eipeldauerstraße ist <strong>der</strong> größere Teil des so genann‐<br />

ten „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatzes“, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> MA 49<br />

Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb <strong>der</strong> Stadt Wien<br />

verwaltet wird. An zwei Bereichen dieses Parks wur‐<br />

den Spielgeräte <strong>für</strong> Kin<strong>der</strong> montiert, die aber die<br />

einzige Ausstattung des Grünstreifens darstellen.<br />

Dieser weist eine Fläche von ungefähr 1,5 ha auf und<br />

ist mit wild gewachsenen Bäumen und Sträuchern<br />

locker bestockt, sodass dazwischen eine durchgehen‐<br />

de Wiesendecke gedeihen kann, die laut einem An‐<br />

rainer ein‐ bis zweimal jährlich geschnitten wird. Am<br />

nördlichen Ende grenzt ein drei Meter hoher Erdwall<br />

den „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“ zur Eipeldauerstraße ab.<br />

Durch den Erdwall entstehen an den Seiten zu den<br />

benachbarten Parzellen Zugänge, wobei <strong>der</strong> östliche<br />

deutlich stärker genutzt wird, was an <strong>der</strong> Breite des<br />

Trampelpfades zu erkennen ist. Dieser unbefestigte<br />

Weg führt in südlicher Richtung durch den gesamten<br />

Grünstreifen und mündet in die Thonetgasse. Die<br />

Bebauung westlich <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> besteht durchge‐<br />

hend aus Einfamilienhäusern (Schlettergasse), jene<br />

östlich aus 4 ½‐geschoßigen Zeilenbauten. Alle um‐<br />

gebenden Parzellen stoßen direkt an den Grünstreifen<br />

an, wobei die <strong>der</strong> Einfamilienhäuser durch Hecken<br />

und Zäune klar abgegrenzt sind, jedoch die <strong>der</strong> Zei‐<br />

lenbauten kaum eine Trennung erkennen lassen.<br />

Bis auf die Kin<strong>der</strong>‐Spielgeräte wird auf <strong>der</strong> gesamten<br />

Fläche keine Nutzung vorgegeben. Aufgestellte Bän‐<br />

ke wurden laut einem Anrainer immer wie<strong>der</strong> zer‐<br />

stört und ab einen bestimmten Zeitpunkt nicht mehr<br />

ersetzt. Der Grünstreifen ist also fast zur Gänze nut‐<br />

zungsoffen und bietet uneingeschränkten Zugang<br />

von <strong>der</strong> Thonetgasse, <strong>der</strong> Eipeldauerstraße und den<br />

Zeilenbauten. Es gibt keine zeitlichen Beschränkun‐<br />

gen o<strong>der</strong> Verbotsschil<strong>der</strong>, und die <strong>Freifläche</strong> wird laut<br />

Auskunft gerne von Kin<strong>der</strong>n und Hundebesitzern in<br />

Anspruch genommen. Der Park weist zusätzlich,<br />

aufgrund <strong>der</strong> Bepflanzung, viele, unterschiedliche<br />

Räume auf, jedoch lassen sich kaum weiter Nut‐<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

zungsspuren beziehungsweise an<strong>der</strong>e Zuständigkei‐<br />

ten durch Aneignung erkennen.<br />

Der südlichere Abschnitt zwischen Ullreichgasse und<br />

Thonetgasse lässt sich aufgrund freiraumbezogener<br />

Kriterien in zwei Flächen unterteilen: <strong>Von</strong> <strong>der</strong> Tho‐<br />

netgasse südlich erstreckt sich <strong>der</strong> zweite kleinere Teil<br />

des „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatzes“ bis Höhe Schlettergas‐<br />

se 19 und umfasst ungefähr eine Fläche von 0,6 ha.<br />

Getrennt durch einen desolaten Maschendrahtzaun<br />

beginnt die Restfläche mit cirka 1,6 ha, eine dysfunk‐<br />

tionale Fläche, die bis zur Ullreichgasse reicht. Diese<br />

auf den ersten Blick funktionslose <strong>Freifläche</strong> ist um‐<br />

zäunt und teilweise mit Plakatwänden umstellt, den‐<br />

noch finden sich einige Schlupflöcher die ins Innere,<br />

auf eine Wiese führen. <strong>Von</strong> diesen „Eingängen“ füh‐<br />

ren vereinzelte Trampelpfade weg, die in erster Linie<br />

als Abkürzungen im Quartier dienen und somit <strong>der</strong><br />

dysfunktionalen Fläche noch eine Funktion zuschrei‐<br />

ben. So entsteht ein Wegnetz, das Ullreichgasse, Sai‐<br />

kogasse und Billa erschließt und führt durch eine<br />

Lücke im Maschendrahtzaun und durchzieht bis zur<br />

Thonetgasse den benachbarten <strong>Freiraum</strong>. Dieser weist<br />

deutlich mehr Nutzungsspuren auf. So werden bei‐<br />

spielsweise bestimmte Flächen <strong>der</strong> Wiese gemäht,<br />

Tisch‐Bank‐Kombinationen und ein Kin<strong>der</strong>spielplatz<br />

sind zu finden und neben den wild wachsenden Ge‐<br />

hölzen wurden Bäume gepflanzt. Ebenso ist am<br />

nordöstlichen Ende, hin zur Thonetgasse, Platz <strong>für</strong><br />

eine Hundezone.<br />

Dieser <strong>Freiraum</strong> wirkt siedlungsöffentlich, denn er<br />

scheint hauptsächlich den BewohnerInnen des an‐<br />

grenzenden Geschoßwohnungsbaus zur Verfügung<br />

zu stehen. Tatsächlich handelt es sich um den südli‐<br />

chen Abschnitt des „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatzes und<br />

somit um einen öffentlichen, wenn auch stark sied‐<br />

lungsbezogenen Park. Erreichbar ist dieser über einen<br />

schmalen Zugang von <strong>der</strong> Thonetgasse (erwähnter<br />

Trampelpfad) und über einen asphaltierten Weg, <strong>der</strong><br />

vom Mieter‐Parkplatz <strong>zum</strong> Eingang des Zeilenbaus<br />

führt. Des Weiteren ist <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong> durch den Be‐<br />

wuchs und den Parkplatz schwer einzusehen und<br />

wirkt somit privat, was durch den mächtigen, 9 ½‐<br />

geschoßigen Zeilenbau unterstützt wird. Nichtsdesto‐<br />

trotz bietet dieser <strong>Raum</strong> aufgrund seiner wandelba‐<br />

ren Fläche ein hohes Maß an Alterungsfähigkeit.<br />

Durch den räumlichen Bezug zur angrenzenden Be‐<br />

bauung und <strong>der</strong> damit verbundenen Sicherheit und<br />

Selbstverständlichkeit <strong>der</strong> Aneignung ist die Nut‐<br />

zungsfreiheit groß, doch gilt dies, in Bezug auf die<br />

bereits erwähnte private Atmosphäre, in erster Linie<br />

<strong>für</strong> die BewohnerInnen des Zeilenbaus.<br />

Auch bei diesen beiden Beispielen sind die vorhande‐<br />

nen Freiräume durchgehend von den Einfamilienhäu‐<br />

sern <strong>der</strong> Schlettergasse durch Zäune und Hecken<br />

getrennt.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 28


Abb. 18<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 29


Analyse <strong>der</strong> beschriebenen Freiräume anhand unse‐<br />

rer Kriterien<br />

Zusammenfassend lassen sich auf dieser zu Beginn<br />

als Brache erscheinenden <strong>Freifläche</strong> drei <strong>Freiraum</strong>ty‐<br />

pen erkennen:<br />

• Park „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“ (öffentlich)<br />

• Park „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“ (stark siedlungsbe‐<br />

zogen)<br />

• dysfunktionale Fläche<br />

Diese dienen den BewohnerInnen <strong>der</strong> umgebenden<br />

Zeilenbauten und den AnrainerInnen als Orte <strong>der</strong><br />

Naherholung, als fußläufige Verbindung innerhalb<br />

des Quartiers und bieten den Kin<strong>der</strong>n Platz und Mög‐<br />

lichkeit <strong>zum</strong> Spielen. Die angrenzende Bebauung <strong>der</strong><br />

Freiräume besteht in erster Linie aus Einfamilienhäu‐<br />

ser offener Bauweise und freistehenden Zeilenbauten.<br />

Das Quartier, auch in <strong>der</strong> weiteren Umgebung, ist<br />

somit hauptsächlich Wohngebiet.<br />

Durch die Ullreich‐, die Saiko‐, und die Thonetgasse<br />

sowie die Eipeldauerstraße ist dieses gut erschlossen<br />

und rund um die „Brache“ vor allem eine fußläufige,<br />

räumliche Erreichbarkeit voll gegeben. Park und<br />

dysfunktionale Fläche dienen im Grunde nur den<br />

BewohnerInnen des Quartiers, dennoch wäre eine<br />

Anbindung an den öffentlichen Verkehr über die<br />

Autobuslinie 31A (Eipeldauer Straße) vorhanden.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> vorbeiführenden Straßen könnte prin‐<br />

zipiell von einer problemlosen Zugänglichkeit aus‐<br />

gegangen werden. Doch wird im Süden vor allem<br />

durch den Zaun und nördlich im Park durch den teils<br />

dichten Bewuchs und <strong>der</strong> unbefestigten Wege orts‐<br />

fremden Personen die Sicherheit einzutreten genom‐<br />

men.<br />

Ein dauerhafter Rahmen und eine verän<strong>der</strong>bare Flä‐<br />

che sind in Bezug auf Alterungsfähigkeit beim<br />

„Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“ völlig gegeben, da laut<br />

einem Anrainer dieser nicht bebaut werden darf. Eine<br />

Frau überließ ihren Grund <strong>der</strong> Stadt Wien unter <strong>der</strong><br />

Bedingung, dass dieser als Grünland gewidmet bleibt.<br />

Die Wiese bei <strong>der</strong> Ullreichgasse stellt auch eine wan‐<br />

delbare Fläche dar. Doch ist in diesem Falle die Frage<br />

nach einem beständigen Rahmen und somit nach <strong>der</strong><br />

Alterungsfähigkeit nur schwer zu beantworten, da<br />

je<strong>der</strong>zeit gebaut und somit <strong>der</strong> dysfunktionalen Flä‐<br />

che eine statische Funktion zugeschrieben werden<br />

kann.<br />

Verfügbarkeit ist eigentlich nur beim nördlichen<br />

Abschnitt des Parks gegeben. Durch den Zaun und<br />

den Plakatwänden nimmt man <strong>der</strong> dysfunktionalen<br />

Fläche die Möglichkeit „legal“ betreten zu werden .<br />

Daraus folgt, dass die eigentlich unbesetzte <strong>Freifläche</strong><br />

<strong>für</strong> NutzerInnen öffentlich nicht verfügbar ist. So<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

geschieht dies auch beim siedlungsbezogenen Teil des<br />

„Waldkin<strong>der</strong>spielplatzes“, <strong>der</strong> den Eindruck einer<br />

privaten <strong>Raum</strong>verfügbarkeit hinterlässt. Da nur ein<br />

Zugang von <strong>der</strong> Thonetgasse vorhanden ist und <strong>der</strong><br />

<strong>Freiraum</strong> aufgrund <strong>der</strong> angrenzenden Bebauung, vor<br />

allem durch die starke Wirkung <strong>der</strong> Rückseite des<br />

Zeilenbaus, sehr eingeengt und privat erscheint, kann<br />

hier kaum von einem öffentlichen Park im eigentli‐<br />

chen Sinne gesprochen werden.<br />

Zuständigkeit ist beim Park zwischen Thonetgasse<br />

und Eipeldauerstraße klar, dieser ist öffentlich und<br />

wird auch so wahrgenommen. Der südlichere Teil,<br />

<strong>der</strong> stark siedlungsbezogene <strong>Freiraum</strong>, wird haupt‐<br />

sächlich von BewohnerInnen des angrenzenden Zei‐<br />

lenbaus angeeignet, dient jedoch auch <strong>der</strong> Verbin‐<br />

dung zur dysfunktionalen Fläche. Diese wird von<br />

AnrainerInnen aufgrund <strong>der</strong> praktischen Wege <strong>zum</strong><br />

Supermarkt und den angrenzenden Straßen und<br />

Quartieren genutzt und kann somit als öffentlicher<br />

<strong>Freiraum</strong> mit einem starken Bezug zur Siedlung be‐<br />

zeichnet werden.<br />

Planungsvorschlag zur Verbesserung <strong>der</strong> vorhande‐<br />

nen <strong>Freiraum</strong>situation<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> nördliche Abschnitt<br />

vom „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“ als öffentlicher Park<br />

gut funktioniert, nur einiger wenige Eingriffe bedarf<br />

(zusätzliche Sitzmöglichkeiten, einsichtbare Zugänge)<br />

und man Gefahr laufen würde bei zu starken Verän‐<br />

<strong>der</strong>ungen den bereits angeeigneten <strong>Freiraum</strong> den<br />

NutzerInnen wie<strong>der</strong> zu entreißen (vgl. BÖSE, 1986,<br />

28) wird diese Teilfläche keine Berücksichtigung in<br />

unserem Planungsvorschlag finden. Ebenso soll <strong>der</strong><br />

siedlungsbezogene Parkabschnitt in erster Linie den<br />

BewohnerInnen des angrenzenden Zeilenbaus als<br />

„ihr“ <strong>Freiraum</strong> erhalten bleiben, da bei einer planeri‐<br />

schen Umgestaltung <strong>der</strong> ohnehin genutzten Grünflä‐<br />

che, <strong>der</strong> Schuss nach hinten los gehen könnte. Außer‐<br />

dem wäre bezüglich <strong>der</strong> Zugänglichkeit und <strong>der</strong><br />

Verfügbarkeit nur schwer ein öffentlicher Park im<br />

eigentlichen Sinne zu erreichen. <strong>Von</strong> essentieller Be‐<br />

deutung ist hier allerdings die Wegeverbindung, auf<br />

die wir in späterer Folge ein Hauptaugenmerk legen<br />

werden, von <strong>der</strong> Thonetgasse durch diesen Teil des<br />

„Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatzes“ zur dysfunktionalen Flä‐<br />

che. Letztere betrachten wir als Chance einen öffentli‐<br />

chen Park als Naherholungsort <strong>für</strong> das Wohngebiet<br />

zu errichten, jedoch unter <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Berücksich‐<br />

tigung <strong>der</strong> bestehenden Wege und <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong><br />

typischen Eigenschaften einer dysfunktionalen Fläche.<br />

In <strong>der</strong> Tat stellt, im Gegensatz zu unserem ersten<br />

Eindruck den die Grünfläche bei uns hinterließ, nur<br />

die Wiese Ecke Ullreich‐ und Saikogasse und <strong>der</strong><br />

Wiesenstreifen hinter, also östlich des Billa eine Bra‐<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 30


che dar. So gesehen eine dysfunktionale Fläche im<br />

Sinne eines Ortes ohne Funktion und zwar eine Funk‐<br />

tion, die als ein offensichtlicher Nutzen und Gewinn<br />

<strong>für</strong> den Menschen verstanden wird. Doch wissen wir,<br />

dass <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Dysfunktionalität bezogen auf<br />

einen <strong>Freiraum</strong> eine weitere, aussagekräftigere Be‐<br />

deutung hat. So geht es nicht um einen nutzlosen Ort,<br />

son<strong>der</strong>n um die Möglichkeit <strong>für</strong> verschiedene Arten<br />

des Funktionierens offen zu sein (vgl. HEINEMANN<br />

und POMMERENING, 1979, 64) und somit einer<br />

individuellen Aneignung Platz zu geben. Doch reicht<br />

<strong>der</strong> Umstand <strong>der</strong> Dysfunktion alleine noch nicht aus<br />

um einen <strong>Freiraum</strong> als nutzerInnengerecht zu be‐<br />

zeichnen. So bedarf es auch in unserem konkreten<br />

Fall einiger bestimmter Maßnahmen, die uns unserem<br />

Ziel „öffentlicher <strong>Freiraum</strong>“ näher bringen.<br />

Aus <strong>der</strong> Analyse geht klar hervor, dass eine räumli‐<br />

che, fußläufige Erreichbarkeit vorhanden ist.<br />

Dazu kommt in unserem Beispiel <strong>der</strong> positive Aspekt<br />

<strong>der</strong> Sichtbarkeit. Da <strong>der</strong> gesamte Teil <strong>der</strong> Fläche an<br />

<strong>der</strong> Ullreichgasse und <strong>der</strong> Saikogasse von Gehsteig<br />

und Straße umgeben ist, entstehen, im Gegensatz<br />

<strong>zum</strong> „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“, keine Barrieren durch<br />

Bebauungsstrukturen, was somit einen idealen Über‐<br />

gang vom Straßenfreiraum <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong> Park dar‐<br />

stellt. Hierbei ist die Entfernung des Gitterzaunes und<br />

<strong>der</strong> Plakatwände unumgänglich. Diese Grenze soll<br />

durch eine raumbildende Baumreihe ersetzt werden,<br />

die es aber ermöglicht, im Sinne <strong>der</strong> Sichtbarkeit,<br />

zwischen den Bäumen in den Park zu sehen. Daraus<br />

ergibt sich in Anlehnung an das Prinzip abgestufter<br />

<strong>Raum</strong>öffentlichkeiten (siehe Punkt 4) eine Kombinati‐<br />

on aus öffentlichen Park, Straßenfreiraum und sied‐<br />

lungsbezogenen „privaten“ Teil des „Wald‐<br />

Kin<strong>der</strong>spielplatzes“ (ergänzt durch die Gärten <strong>der</strong><br />

Einfamilienhäuser). Durch die Glie<strong>der</strong>ung in private<br />

und öffentliche Freiräume lassen sich letztere einfa‐<br />

cher als gemeinsame Freiräume verstehen.<br />

Die Errichtung von <strong>zum</strong>indest vier direkten Eingän‐<br />

gen ist Vorraussetzung <strong>für</strong> ein unkompliziertes ein‐<br />

treten. Diese sollten aufgrund <strong>der</strong> bestehenden Tram‐<br />

pelpfade und <strong>der</strong> vorhandenen, funktionierenden<br />

Wegeverbindungen an <strong>der</strong> Ullreichgasse nähe Schlet‐<br />

tergasse, an <strong>der</strong> Ecke Ullreichgasse/Saikogasse<br />

(Haupteingang) und an <strong>der</strong> Saikogasse nähe Billa<br />

entstehen, sowie <strong>der</strong> Zugang vom Parkplatz des Su‐<br />

permarktes soll erhalten werden. Mit diesen Maß‐<br />

nahmen ist Zugänglichkeit gegeben und kann seitens<br />

<strong>der</strong> NutzerInnen als solche verstanden werden. Ein<br />

Problem bezüglich <strong>der</strong> Zugänglichkeit, ergibt sich<br />

jedoch durch die Einfamilienhäuser <strong>der</strong> Schlettergasse,<br />

da von <strong>der</strong> Ullreichgasse bis zur Thonetgasse durch‐<br />

gehend Parzelle an Parzelle grenzt, und somit kein<br />

Weg von dieser Richtung entstehen kann. Eine Mög‐<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

lichkeit wäre einen Privatbesitzer zu finden, <strong>der</strong> dem<br />

Angebot einen Streifen seines Grundstücks abzutren‐<br />

nen zustimmt, um somit eine Anbindung von <strong>der</strong><br />

Schlettergasse herzustellen.<br />

Abb. 19<br />

Nichts desto trotz, durch die Öffnung und die direkte<br />

Anbindung an den Straßenfreiraum entsteht ein Ge‐<br />

fühl <strong>der</strong> Selbstverständlichkeit eintreten zu dürfen,<br />

was durch einen großzügigen Eingangsquerschnitt<br />

von ungefähr drei Metern zusätzlich unterstützt wer‐<br />

den kann. Die über die Zeit entstandenen Wege gehö‐<br />

ren ausgebaut und befestiget, jedoch sollen kaum<br />

neue ergänzt werden, sodass die Wiese als einheitli‐<br />

che und dysfunktionale Fläche des Parks bestehen<br />

bleibt. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit sollte auf die Ver‐<br />

bindung nach Norden Richtung Thonetgasse und<br />

„Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatz“ gelegt werden. Sie bildet<br />

sozusagen die Hauptachse <strong>der</strong> Grünfläche indem sie<br />

auf kürzeste und vor allem sicherste Weise essentielle<br />

Orte und Tätigkeiten des Alltags (einkaufen, wohnen,<br />

spielen, erholen, Hundezone,...) verknüpft.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 31


Abb. 20<br />

Betrachtet man die Form und Lage <strong>der</strong> zu beplanen‐<br />

den Fläche erscheint eine Teilung Höhe Billa in zwei<br />

Bereiche als sinnvoll und zwar soll dies durch eine<br />

dichte Baumbepflanzung erreicht werden. Diese ga‐<br />

rantiert eine räumliche Trennung, beinhaltet aber<br />

dennoch die Möglichkeit von einem Bereich in den<br />

nächsten einzusehen. In diesem Sinne soll <strong>der</strong> Wie‐<br />

senstreifen östlich <strong>der</strong> Billa, hin <strong>zum</strong> siedlungsbezo‐<br />

genen Teil des „Wald‐Kin<strong>der</strong>spielplatzes“, als Erho‐<br />

lungsbereich, als ein Ort <strong>der</strong> Ruhe dienen. Aufgrund<br />

des Supermarktes, <strong>der</strong> umgebenden Bebauung und<br />

<strong>der</strong> Vegetationsausstattung entsteht ein eigener <strong>Raum</strong><br />

mit <strong>der</strong> nötigen Distanz zu den Verkehrsflächen und<br />

<strong>zum</strong> zweiten Bereich des <strong>Freiraum</strong>s. Dieser soll als<br />

dysfunktionale Fläche, als Ort <strong>der</strong> Aktion erhalten<br />

bleiben. Durch die Teilung ergibt sich auch die Chan‐<br />

ce den <strong>Freiraum</strong> möglichst vielen NutzerInnen ver‐<br />

fügbar zu machen. Der Erholungsbereich dient, nicht<br />

nur älteren Menschen, <strong>der</strong> Ruhe, <strong>der</strong> Erholung und<br />

<strong>der</strong> Kommunikation. Im Gegensatz dazu bietet <strong>der</strong><br />

Aktionsbereich Platz <strong>für</strong> mehrere Alters‐ und Nutze‐<br />

rInnengruppen sich ein Stück Grün anzueignen. Dar‐<br />

aus eröffnet sich die Möglichkeit den öffentlichen<br />

<strong>Freiraum</strong>, im wahrsten Sinne des Wortes, als einen<br />

Ort <strong>der</strong> Allgemeinheit zu verstehen und diesem somit<br />

zahlreiche, unterschiedliche Zuständigkeiten zuzu‐<br />

schreiben.<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Essentiell in Bezug auf unseren Planungsvorschlag<br />

sind die Überlegungen zur Vegetationsausstattung,<br />

da hiermit ein großes Maß an Nutzungsfreiheit, Ver‐<br />

fügbarkeit und Alterungsfähigkeit gewährleistet<br />

werden kann. Der gesamte <strong>Freiraum</strong> soll dabei von<br />

aufwendigen und pflegeintensiven Bepflanzungen<br />

verschont bleiben um keine Teile <strong>der</strong> Fläche zu beset‐<br />

zen und somit den NutzerInnen zu entziehen. Eine<br />

Blumenwiese macht den gesamten <strong>Freiraum</strong> verfüg‐<br />

bar und bringt eine Extensivierung des Pflegeauf‐<br />

wandes mit sich (siehe Punkt4). Darüber hinaus ist sie<br />

<strong>für</strong> zahlreiche Möglichkeiten <strong>der</strong> Nutzung offen und<br />

somit dysfunktional. Vorraussetzung da<strong>für</strong> ist aller‐<br />

dings eine mindestens dreimalige Mahd pro Jahr, da<br />

bei einer kniehohen Wiese manche Aktivitäten, wie<br />

beispielsweise Fußballspielen nicht möglich sind. Des<br />

Weiteren ist diese Variante ein Paradebeispiel <strong>für</strong> eine<br />

alterungsfähige Fläche. Ganz im Sinne <strong>der</strong> Alterungs‐<br />

fähigkeit, vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit, steht<br />

auch die Ausstattung des <strong>Freiraum</strong>s durch Bäume.<br />

„Neben <strong>der</strong> Mikroklimatischen Leistung, geringen<br />

pflegerischen Folgeinvestitionen und freiraumarchi‐<br />

tektonischen Vorzügen “besetzen“ Bäume [...] die<br />

<strong>Freifläche</strong>n nicht und entwickeln mit zunehmendem<br />

Alter ihren Wert als Ausstattungselement“ (GRUND‐<br />

LER et al., 1992, 137). Diese Beschreibung fasst die<br />

Vorzüge einer Vegetationsausstattung mit Bäumen<br />

zusammen und erklärt deutlich ihren Einsatz in <strong>der</strong><br />

<strong>Freiraum</strong>planung. Natürlich muss darauf geachtet<br />

werden robuste, wi<strong>der</strong>stands‐ und anpassungsfähige<br />

Baumarten, wie Spitzahorn (Acer platanoides) o<strong>der</strong><br />

Ahornblättrige Platane (Platanus x acerifolia) zu wäh‐<br />

len (vgl. FLORINETH et al., 2007).<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 32


6. Resümee<br />

<strong>Von</strong> Stephanie Dolezal und Sophie Hruby<br />

Nachdem wir uns intensiv mit den Kriterien guter<br />

Planung beschäftigt haben und wir das Planungsge‐<br />

biet eingehend untersucht und analysiert haben, sind<br />

wir zu dem Schluss gekommen, dass ein großes Po‐<br />

tenzial an <strong>Freifläche</strong>n vorhanden ist, das aber mo‐<br />

mentan noch nicht optimal genützt werden kann.<br />

Dies konnten wir anhand von Nutzungsspuren fest‐<br />

stellen, die darauf hinweisen, dass es Nutzungen gibt,<br />

die durch die momentane Planung nicht o<strong>der</strong> nur<br />

unzureichend unterstützt werden. Im Gegenteil: Man<br />

versucht diese Nutzungen teilweise durch Verhinde‐<br />

rungsplanungen (siehe Plakatwände in <strong>der</strong> Tokio‐<br />

straße) zu unterbinden.<br />

Durch das Verbessern <strong>der</strong> Zugänglichkeit und Sicht‐<br />

barmachung <strong>der</strong> jeweiligen Gebiete kann eine wesent‐<br />

liche Steigerung <strong>der</strong> Nutzbarkeit erreicht werden.<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Einige Vorschläge dazu finden sich in dieser Arbeit,<br />

allerdings wird es zur Optimierung notwendig sein,<br />

dass die Erschließung aufgewertet wird.<br />

„<strong>Freiraum</strong>planung sollte grundsätzlich als Weiter‐<br />

entwicklung von Vorhandenem betrachtet wer‐<br />

den…“ (BÖSE, H. 1981)<br />

Daraus ergibt sich <strong>für</strong> uns PlanerInnen <strong>der</strong> Auftrag<br />

auf vorhandene Nutzungsspuren zu achten und die<br />

bestehenden Strukturen zu Gunsten <strong>der</strong> NutzerInnen<br />

auszubauen bzw. zu erweitern und nicht zwangsläu‐<br />

fig eine vollkommen neue Planung zu erstellen.<br />

Gerade das unterstreicht unseren Leitsatz: „Weniger<br />

ist mehr“. Man kann also mit wenig Aufwand aus<br />

einer <strong>Freifläche</strong> einen <strong>Freiraum</strong> werden lassen.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 33


7. Literaturverzeichnis<br />

<strong>Von</strong> Stephanie Dolezal<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

BÖSE Helmut (1981): Das „Außenhaus“ verfügbar machen. In: Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation (Hg.)<br />

(1991):Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler Schule, Kassel<br />

BÖSE Helmut (s.a.): Vorbil<strong>der</strong> statt Leitbil<strong>der</strong>. In: Garten+<strong>Landschaft</strong> 11/1986<br />

BROOKHUIS, Norin, HORST, Axel W., MÖLLER Reiner, RING, Wilfried, STEINHÄUSER Urta, TRUST, Marlene,<br />

Die Grünplanung im Gefolge <strong>der</strong> Stadtplanung und ihr Beitrag zur Verhin<strong>der</strong>ung von Freiräumen, In: Ar‐<br />

beitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese <strong>Freiraum</strong>planung. Notizbuch 24 <strong>der</strong> Kasseler<br />

Schule 1992<br />

FLORINETH, Florin, KLOIDT Florian, WEISSTEINER Clemens, Vegetationstechnik, Studienblätter zur Vorlesung<br />

Studienjahr 2007/2008, Institut <strong>für</strong> Ingenieurbiologie und <strong>Landschaft</strong>sbau, Departement <strong>für</strong> Bautechnik und<br />

Naturgefahren (Hrsg.) an <strong>der</strong> Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien, 2007<br />

GRUNDLER, Hubert, LÜHRS, Helmut, STOLZENBURG, Hans Jürgen, Der <strong>Landschaft</strong>splan <strong>für</strong> die Stadt, In: Ar‐<br />

beitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese <strong>Freiraum</strong>planung. Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler<br />

Schule, 1992<br />

HEILMANN Christoph (2006): Die Stadtgemeinde, ihre <strong>Freiraum</strong>e und <strong>der</strong> planvolle Umgang damit, Diplomarbeit,<br />

unveröff. Skript<br />

HEINEMANN Georg, POMMERENING Karla: Entwicklung von Methoden <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong>analyse, bezogen auf inner‐<br />

städtische Gebiete, in: Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese <strong>Freiraum</strong>planung. No‐<br />

tizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler Schule, Kassel, 1989<br />

HEINEMANN Georg und POMMERENING Karla (s.a.): Struktur und Nutzung dysfunktionaler Freiräume, darge‐<br />

stellt an Beispielen <strong>der</strong> Stadt Kassel. In: Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation (Hg.):Notizbuch 12 <strong>der</strong><br />

Kasseler Schule, Kassel<br />

HÜLBUSCH, Inge Meta, Das Außenhaus, In: Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese Frei‐<br />

raumplanung. Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler Schule, Kassel, 1989<br />

KÖCK Maria: Die Bedeutung <strong>der</strong> Freiräume im Alltag, in: Der <strong>Freiraum</strong> am Wasserturm ‐ künftiger Stadtpark <strong>der</strong><br />

Gemeinde Zeltweg? <strong>Freiraum</strong>planerische Rahmenplanung <strong>für</strong> eine ehemalige Industriefläche. Diplomarbeit<br />

am Institut <strong>für</strong> <strong>Landschaft</strong>splanung an <strong>der</strong> Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien, 2002<br />

PICHLER Wolfgang, ROITHER Antonia, ZIMMERMANN Thomas: unveröffentlichtes Manuskript (Exkursions Rea‐<br />

<strong>der</strong>), 2006<br />

PICHLER Wolfgang: Gärten in <strong>der</strong> Stadt. Die Organisation und Qualität privater Freiräume im Kontext <strong>der</strong> Sied‐<br />

lungsstrukturen und planerischer Leitbil<strong>der</strong> am Beispiel Spittal an <strong>der</strong> Drau (Kärnten). Dissertation am Insti‐<br />

tut <strong>für</strong> <strong>Landschaft</strong>splanung, Departement <strong>für</strong> <strong>Raum</strong>, <strong>Landschaft</strong> und Infrastruktur an <strong>der</strong> Universität <strong>für</strong> Bo‐<br />

denkultur Wien, 2006<br />

PROTZE, Käthe, THEILING, Christoph HOLZAPFEL, H., Lebenswerte Stadtquartiere. Lehren aus <strong>der</strong> Stadt‐ und<br />

Verkehrsplanung <strong>für</strong> Städte von morgen, Friedrich Ebert Stiftung Abt. Wirtschaftspolitik (Hrsg.), Bonn 2000.<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 34


8. Abbildungs - und Grafikverzeichnis<br />

<strong>Von</strong> Stephanie Dolezal<br />

Abb.1: Kartengrundlage ‐ Kartierung <strong>der</strong> <strong>Freiraum</strong>strukturen aus <strong>der</strong> PJ zu LAP (2008)<br />

4 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Freifläche</strong> <strong>zum</strong> <strong>Freiraum</strong><br />

Abb.2: BÖSE Helmut (1981): Das „Außenhaus“ verfügbar machen. In: Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation<br />

(Hg.) (1991):Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler Schule, Kassel<br />

Abb. 3: GRUNDLER, Hubert, LÜHRS, Helmut, STOLZENBURG, Hans Jürgen, Der <strong>Landschaft</strong>splan <strong>für</strong> die Stadt, In:<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese <strong>Freiraum</strong>planung. Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler<br />

Schule, 1992<br />

Abb. 4: GRUNDLER, Hubert, LÜHRS, Helmut, STOLZENBURG, Hans Jürgen, Der <strong>Landschaft</strong>splan <strong>für</strong> die Stadt, In:<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese <strong>Freiraum</strong>planung. Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler<br />

Schule, 1992<br />

Abb. 5: GRUNDLER, Hubert, LÜHRS, Helmut, STOLZENBURG, Hans Jürgen, Der <strong>Landschaft</strong>splan <strong>für</strong> die Stadt, In:<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Freiraum</strong> und Vegetation(Hg.), Nachlese <strong>Freiraum</strong>planung. Notizbuch 10 <strong>der</strong> Kasseler<br />

Schule, 1992<br />

Abb. 6: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 7: Zeichnung von Günter Sitter<br />

Abb. 8: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 9: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 ‐ Stadtvermessung<br />

Abb. 10: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 11: Kartengrundlange ‐ Mehrzweckkarte, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 12: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 ‐ Stadtvermessung<br />

Abb. 13: eigene Fotodokumentation<br />

Abb. 14: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 ‐ Stadtvermessung<br />

Abb. 15: Zeichnung von Liang Zhu<br />

Abb. 16: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 17: http://www.wien.gv.at/stadtplan<br />

Abb. 18: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 19: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 – Stadtvermessung<br />

Abb. 20: Kartengrundlage ‐ Mehrzweckkarte Wien, MA 41 ‐ Stadtvermessung<br />

Übungen mit Feldarbeiten zu <strong>Landschaft</strong>splanung, 2008 35

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