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Programmzettel Richard II., 17. und 18. April 2021

Am 17. und 18. April 2021 gastiert das Burgtheater-Ensemble mit William Shakespeares RICHARD II. in der Regie von Johan Simons im Festspielhaus in Bregenz. Die Inszenierung ist als Vorpremiere erstmals in Bregenz zu erleben; das Burgtheater hofft, die Premiere in Wien bald präsentieren zu können, ursprünglich war sie für November 2020 geplant

Am 17. und 18. April 2021 gastiert das Burgtheater-Ensemble mit William Shakespeares RICHARD II. in der Regie von Johan Simons im Festspielhaus in Bregenz. Die Inszenierung ist als Vorpremiere erstmals in Bregenz zu erleben; das Burgtheater hofft, die Premiere in Wien bald präsentieren zu können, ursprünglich war sie für November 2020 geplant

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RICHARD <strong>II</strong>.<br />

WILLIAM SHAKESPEARE<br />

DEUTSCH VON THOMAS BRASCH<br />

König <strong>Richard</strong> <strong>II</strong>. Jan Bülow<br />

Königin Isabel Stacyian Jackson<br />

Johan von Gaunt | dessen Geist Martin Schwab<br />

Heinrich Bolingbroke, sein Sohn Sarah Viktoria Frick<br />

Herzog von York Oliver Nägele<br />

Herzogin von York Sabine Haupt<br />

Aumerle, deren Sohn Bardo Böhlefeld<br />

Bushy Falk Rockstroh<br />

Northumberland Johannes Zirner<br />

Percy, sein Sohn Lukas Haas<br />

Thomas Mowbray Gunther Eckes<br />

Regie Johan Simons<br />

Bühne Johannes Schütz<br />

Kostüme Greta Goiris<br />

Musik Mieko Suzuki<br />

Licht Friedrich Rom<br />

Dramaturgie Sebastian Huber, Koen Tachelet<br />

VORPREMIERE<br />

<strong>17.</strong> <strong>April</strong> <strong>2021</strong> – <strong>17.</strong>00 Uhr<br />

<strong>18.</strong> <strong>April</strong> <strong>2021</strong> – 11.00 Uhr<br />

Festspielhaus<br />

DAUER ca. 2 ¼ St<strong>und</strong>en (ohne Pause)<br />

Gastspiel Burgtheater, Wien<br />

Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag, Berlin


HANDLUNG<br />

Als <strong>Richard</strong>s Vater starb, saß sein Großvater Edward <strong>II</strong>I. noch auf dem<br />

englischen Thron. Er verfügte kurz vor seinem eigenen Tod, dass nicht<br />

einer seiner jüngeren Söhne, also etwa John von Gaunt oder der Herzog<br />

von York ihm folgen sollte, sondern sein elfjähriger Enkel <strong>Richard</strong>, der Sohn<br />

seines ältesten Sohns. So stellt sich die politische Gemengelage, in der sich<br />

Shakespeares Stück abspielt, von vorneherein als Familienangelegenheit dar.<br />

Zwanzig Jahre lang wird König <strong>Richard</strong> <strong>II</strong>. von seinen Onkeln Gaunt<br />

<strong>und</strong> York beraten <strong>und</strong> beaufsichtigt, <strong>und</strong> soll nun den Vorsitz in einem Prozess<br />

führen, den Heinrich Bolingbroke, Gaunts Sohn <strong>und</strong> also <strong>Richard</strong>s Cousin, gegen<br />

einen Gefolgsmann <strong>Richard</strong>s, Thomas Mowbray, anstrengt, der den Herzog von<br />

Gloucester, einen weiteren Onkel <strong>Richard</strong>s umgebracht haben soll. Den Auftrag<br />

zu diesem Mord hatte ursprünglich <strong>Richard</strong> gegeben, der sich als Richter nun<br />

in einer misslichen Lage befindet <strong>und</strong> es daher vorzieht, kein Urteil zu fällen.<br />

Er verbannt beide Widersacher. Als John von Gaunt kurz darauf stirbt, eignet<br />

<strong>Richard</strong> sich dessen Vermögen <strong>und</strong> damit Heinrich Bolingbrokes Erbe an <strong>und</strong><br />

nutzt das Geld, um einen Feldzug gegen Aufständische in Irland zu führen.<br />

Die Abwesenheit des Königs nutzt Bolingbroke, um nach England<br />

zurückzukehren, große Teile der Bevölkerung hinter sich zu bringen <strong>und</strong> die<br />

Rückerstattung seines Erbes zu verlangen. Als <strong>Richard</strong> seinerseits nach England<br />

zurückkehrt, ist der Prozess seiner Absetzung kaum noch aufzuhalten.<br />

Auch Onkel York hat sich, um eine blutige Auseinandersetzung zu verhindern,<br />

mittlerweile der Übermacht gebeugt <strong>und</strong> dem Usurpator angeschlossen. Sehr<br />

zum Unwillen seiner Frau <strong>und</strong> seines Sohnes Aumerle, die zu den wenigen gehören,<br />

die <strong>Richard</strong> noch die Treue halten.<br />

In den letzten beiden Akten wird die Abdankung des Königs als eine<br />

Abtrennung all seiner sozialen Funktionen vom Körper des Herrschers geschildert.<br />

Der gottgesalbte König wird auf seine nackte, aller Gemeinschaft<br />

entblößte Existenz reduziert, wofür bei William Shakespeare mehrfach das Wort<br />

»Nichts« als Schilderung seines neuen Zustands Verwendung findet – ein nicht<br />

nur psychologischer, sondern geradezu körperlicher Vorgang, der fast zwangsläufig<br />

im Tod endet.


ZUM STÜCK<br />

William Shakespeares Stück, vermutlich 1595 entstanden, behandelt<br />

den Auftakt der »Rosenkriege« genannten bürgerkriegsähnlichen<br />

Auseinandersetzungen, die England in der ersten Hälfte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

erschütterten. Es ist der erste Teil der Lancaster-Tetralogie, die<br />

neben <strong>Richard</strong> <strong>II</strong>. die zwei Teile von Heinrich IV. <strong>und</strong> Heinrich V. enthält, <strong>und</strong> auf<br />

die die York-Tetralogie mit Heinrich VI. in drei Teilen <strong>und</strong> <strong>Richard</strong> <strong>II</strong>I. folgt.<br />

In <strong>Richard</strong> <strong>II</strong>. wird die Frage nach den Bedingungen von Herrschaft<br />

anhand der Absetzung eines gesalbten Königs behandelt. Elisabeth I. fand<br />

bereits die Tatsache, dass ein solcher Vorgang überhaupt auf einer Londoner<br />

Bühne dargestellt wurde, äußerst beunruhigend. Das Stück schildert einen<br />

Moment politischen Zerfalls, auf den Jahrzehnte folgen werden, in denen<br />

das Land unregierbar sein wird. Die Idee einer funktionierenden staatlichen<br />

Ordnung scheint noch zu existieren, vor allem von den bejahrten »Onkels« wird<br />

sie vertreten, sie fällt aber im Laufe des Stücks in die Hände einer Generation<br />

»schrecklicher Kinder«, denen das historische Bewusstsein für die Gewordenheit<br />

der Zustände ebenso fehlt wie die Einsicht in die eigene Beschränkung <strong>und</strong><br />

Hinfälligkeit. Dass <strong>Richard</strong> bei Shakespeare am Ende mindestens eine Ahnung<br />

von der eigenen Menschlichkeit in des Wortes vollster Bedeutung bekommt,<br />

macht ihn zu einer der besonders berührenden Figuren dieses Dichters.<br />

Das Erstarken autoritärer <strong>und</strong> totalitärer Strukturen innerhalb westlicher<br />

Demokratien lässt einen Blick zurück auf vormoderne absolutistische<br />

Herrschaftsbilder beunruhigend naheliegend erscheinen. Wer hätte zum Beispiel<br />

noch vor Kurzem gedacht, dass der Vorgang des Regierungswechsels,<br />

des »Interregnums«, in der ältesten Demokratie der Welt, den Vereinigten<br />

Staaten von Amerika, jemals wieder ein Problem darstellen könnte?<br />

Die Bregenzer Festspiele <strong>und</strong> das Burgtheater haben sich in einer<br />

außergewöhnlichen Lage zu einem außergewöhnlichen Gastspiel verabredet:<br />

Vier Monate nach der ursprünglich geplanten <strong>und</strong> voraussichtlich fünf Monate<br />

vor einer möglichen Premiere im Burgtheater zeigen wir <strong>Richard</strong> <strong>II</strong>. in ungewohntem<br />

Rahmen. Wir freuen uns, diese so lange »auf Eis« liegende Inszenierung<br />

jetzt zweimal vor Publikum präsentieren zu können.<br />

Sebastian Huber


MITARBEITENDE<br />

Regieassistenz <strong>Richard</strong> Panzenböck<br />

Produktionsbetreuung Bühne Claudia Vallant<br />

Kostümassistenz Flóra Kruppa, Maria-Lena Poindl<br />

Regiehospitanz Thelma Rán Guđbjargardóttir<br />

Kostümhospitanz Karla Antonia Rossbach<br />

Regievolontariat Moshe Zoll<br />

Sprachcoaching Almuth Hattwich<br />

Inspizienz Dagmar Zach, Gerald Stollwitzer<br />

Soufflage Barbara Emilia Dauer<br />

Technische Leitung Ernst Meissl<br />

Gruppenmeister Bühne Thomas Graf<br />

Bühnenmeister Thomas Biesinger<br />

Bühnentechnik Christian Halwachs, Manuel Sojka<br />

Schnürboden Meister Hermann Skorpis<br />

Beleuchtungsmeister Gerhard Mühlhauser<br />

Regulierung | Beleuchtung Mario Helmreich, Bernardin Balukcic<br />

Requisite Markus Luif<br />

Toneinrichtung Jürgen Leutgeb, Manfred Gruber<br />

Schlosserei Versenkung Martin Neubauer<br />

Tapeziererei Harald Sedlacek<br />

Maske Sonja Biesinger, Lena Damm, Alexandra Polzhofer<br />

Garderobe Elfriede Kicker, Karin Knapp<br />

BREGENZER FESTSPIELE GMBH<br />

Platz der Wiener Symphoniker 1<br />

6900 Bregenz, Austria<br />

T +43 5574 407-6<br />

Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung

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