16.04.2021 Aufrufe

fahrrad.de Magazin Sommer 2021

Eine neue Ausgabe unseres fahrrad.de Magazins ist da. Wir beschäftigen uns mit dem anhaltenen Radboom und seinen hoffentlich positiven Auswirkungen. 2020 war ein gutes Jahr für das Fahrrad: Eine Rekordzahl an Menschen ist umgestiegen und seitdem schneller und glücklicher unterwegs als vorher. Mit diesem Heft loten wir aus, was dazu beitragen kann, diese Entwicklung zu verstetigen. Bessere Infrastruktur, schönere Radreisen und die richtige Verpflegung im Gepäck, damit es auch 2021 an möglichst vielen Orten heißt: Fahr Rad – jetzt erst recht!

Eine neue Ausgabe unseres fahrrad.de Magazins ist da. Wir beschäftigen uns mit dem anhaltenen Radboom und seinen hoffentlich positiven Auswirkungen. 2020 war ein gutes Jahr für das Fahrrad: Eine Rekordzahl an Menschen ist umgestiegen und seitdem schneller und glücklicher unterwegs als vorher. Mit diesem Heft loten wir aus, was dazu beitragen kann, diese Entwicklung zu verstetigen. Bessere Infrastruktur, schönere Radreisen und die richtige Verpflegung im Gepäck, damit es auch 2021 an möglichst vielen Orten heißt: Fahr Rad – jetzt erst recht!

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MAGAZIN<br />

Frühjahr | sommer <strong>2021</strong><br />

Schutzgebühr € 5,-<br />

FAHR RAD!


EINPACKEN<br />

UND DAS WEITE<br />

SUCHEN<br />

croozer.com


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Letztes Jahr ist eine Rekordzahl an Menschen<br />

aufs Fahrrad gestiegen und seit<strong>de</strong>m schneller und<br />

glücklicher unterwegs als vorher. Im Winter haben<br />

viele eine Pause eingelegt, aber mit <strong>de</strong>n ersten<br />

Sonnenstrahlen wur<strong>de</strong> es auf <strong>de</strong>n Fahrradwegen<br />

wie<strong>de</strong>r voller. Unsere Herzen hüpfen bei <strong>de</strong>m<br />

Anblick, aber es wird auch immer klarer: Etwas muss<br />

sich än<strong>de</strong>rn. Vor allem die Politik ist jetzt gefragt,<br />

<strong>de</strong>nn ihr beherztes Eingreifen auf <strong>de</strong>m Höhepunkt<br />

<strong>de</strong>r Corona-Pan<strong>de</strong>mie hat gezeigt: Wo ein Wille<br />

ist, ist auch ein (Fahrrad-)Weg. Mit <strong>de</strong>r gleichen<br />

Entschlossenheit gilt es jetzt weiterzumachen. Wir<br />

brauchen mehr Fahrradwege und eine für alle<br />

Menschen auf <strong>de</strong>r Straße sichere Infrastruktur.<br />

Aber nicht nur die Verwaltung kann etwas dafür<br />

tun, dass <strong>de</strong>r Fahrrad-Boom weiter anhält und<br />

Neulinge immer wie<strong>de</strong>r gerne auf ihre Fahrrä<strong>de</strong>r<br />

steigen. Wir alle können etwas dazu beitragen!<br />

Eine rücksichtsvolle Fahrweise hilft, <strong>de</strong>n knappen<br />

Platz auf <strong>de</strong>n Fahrradwegen besser zu verteilen.<br />

Ein aufmuntern<strong>de</strong>s Winken am steilen Berg zaubert<br />

ein Lächeln auf die Lippen. Ein an wildfrem<strong>de</strong><br />

Menschen gespen<strong>de</strong>ter Ersatzschlauch o<strong>de</strong>r ein<br />

Flicken kann die Wochenendtour doch noch retten.<br />

So können wir alle ein kleines Stück dazu beitragen,<br />

dass es an möglichst vielen Orten heißt: Fahr Rad –<br />

jetzt erst recht!<br />

Dein <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong><br />

© Diamant<br />

3


INHALT<br />

Draufgehalten – Hier gibt’s was auf die Augen<br />

6<br />

Das Fahrrad kann mehr – Wie das Fahrrad sogar <strong>de</strong>n Arbeitsalltag versüßen kann<br />

10<br />

Infrastruktur, aber richtig! – Städte neu <strong>de</strong>nken<br />

18<br />

„Einfach erst mal losfahren“ – Mit <strong>de</strong>m E-Bike durch Europa<br />

26<br />

Nachhaltigkeit beim Fahrradfahren – Wie das sauberste Verkehrsmittel noch sauberer wer<strong>de</strong>n kann<br />

32<br />

Ich packe meinen Koffer … – Was bei Fahrradtouren im Gepäck steckt<br />

38<br />

Frühlingserwachen – Mountainbike-Profis machen keine Pausen<br />

46<br />

Vom Salto zur Feierabendrun<strong>de</strong> – Ein BMXer auf <strong>de</strong>m Gravelbike<br />

52<br />

Von Stuttgart zum Stelvio – Vom VOTEC-Hauptquartier ins Herz <strong>de</strong>r Alpen<br />

56<br />

In die Freiheit fahren – Wie das Fahrrad dabei geholfen hat, die Welt für Frauen besser zu machen<br />

62<br />

Wir haben an manchen Stellen im Heft mit <strong>de</strong>r Unterstützung von snoopstar kleine Überraschungen versteckt.<br />

Wo du sie fin<strong>de</strong>st, erkennst du am kleinen Logo an <strong>de</strong>r Story, und wie einfach das Ganze funktioniert, erfährst du hier:<br />

Diesen<br />

QR-Co<strong>de</strong> scannen<br />

snoopstar<br />

kostenlos la<strong>de</strong>n<br />

Hinweis im <strong>Magazin</strong><br />

ent<strong>de</strong>cken<br />

Gesamte Seite<br />

scannen<br />

<strong>Magazin</strong>-Inhalte<br />

erleben!<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


DRAUFGEHALTEN<br />

© LIV<br />

5


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


DRAUFGEHALTEN<br />

© CUBE<br />

7


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


DRAUFGEHALTEN<br />

© DIAMANT<br />

9


Text: Ben Lubin<br />

DAS FAHRRAD KANN MEHR<br />

WIE DAS FAHRRAD SOGAR DEN ARBEITSALLTAG VERSÜSSEN KANN<br />

Es ist inzwischen kein großes Geheimnis mehr,<br />

dass man mit <strong>de</strong>m Fahrrad sehr gut zur Arbeit<br />

kommt. Es ist schnell, es schont die Umwelt<br />

und hält dich fit. Dafür musst du nur manchmal<br />

damit leben, ein bisschen nass zu wer<strong>de</strong>n –<br />

und selbst dafür gibt es Regenkleidung. Aber<br />

was wäre, wenn das Fahrrad mehr als nur ein<br />

Transportmittel ist, mit <strong>de</strong>m du zur Arbeit<br />

fährst? Tatsächlich kann es vielleicht auch<br />

<strong>de</strong>inen Arbeitsalltag bereichern – selbst wenn<br />

du nichts auslieferst. Wir haben drei Leute<br />

getroffen, die uns erzählt haben, wieso ihr<br />

Fahrrad unverzichtbarer Bestandteil ihrer<br />

Arbeit ist.


© Martin Ohliger


MIRKO<br />

© Martin Ohliger<br />

Mirko ist Fotograf und lei<strong>de</strong>nschaftlicher<br />

Fahrradfahrer. Für ihn ist es sehr wichtig, schnell<br />

von einem Shooting zum nächsten zu kommen, ohne<br />

sich auf <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr verlassen<br />

zu müssen. Er fotografiert öfters Sportevents und<br />

gera<strong>de</strong> zu diesen Anlässen gibt es ein <strong>de</strong>utlich<br />

besseres Bild ab, mit <strong>de</strong>m Rad anzukommen als<br />

mit <strong>de</strong>m Auto. Er hat außer<strong>de</strong>m Mittel und Wege<br />

gefun<strong>de</strong>n, sein Rad in seine Arbeit einzubauen.<br />

CHRISTIANE<br />

© Martin Ohliger<br />

Christiane benutzt ihr E-Bike, um durch die Stadt<br />

zu flitzen und Kin<strong>de</strong>rn beizubringen, wie sie ihre<br />

Zähne putzen müssen. So bleibt sie von Fahrplänen<br />

unabhängig und kann flexibel mehrere Termine<br />

unter einen Hut bringen. Ihr Unterricht fin<strong>de</strong>t an<br />

Kin<strong>de</strong>rgärten und Grundschulen statt, die selten<br />

nahe beieinan<strong>de</strong>rliegen. Zusätzlich zu <strong>de</strong>n Touren<br />

durch die Stadt, die sie beruflich macht, plant sie<br />

auch ihre Urlaube rund ums Fahrrad. So hat sie in<br />

<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahren satte 13.000 Kilometer<br />

auf ihrem E-Bike abgespult!<br />

TOM<br />

Sanitäter*innen in Krankenwagen sind ein<br />

alltäglicher Anblick. Aber hast du schon mal einen<br />

auf einem Fahrrad gesehen? Tom Baverstock<br />

arbeitet für <strong>de</strong>n Londoner Rettungsdienst und ist<br />

einer von zwölf Sanitäter*innen, die im Rahmen<br />

eines neuen Projekts mit <strong>de</strong>m Fahrrad Hausbesuche<br />

machen. So erledigt er viele Dinge, für die<br />

normalerweise ein Besuch in <strong>de</strong>r Praxis fällig wäre.<br />

Früher hat Tom als Rettungssanitäter gearbeitet<br />

und war unter an<strong>de</strong>rem als Ersthelfer auf <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad in <strong>de</strong>r Londoner Innenstadt unterwegs.<br />

© London Ambulance Service<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Mirko Merchiori<br />

WARUM EIN FAHRRAD?<br />

Alle von uns Interviewten benutzen fast<br />

ausschließlich ihre Fahrrä<strong>de</strong>r, um sich<br />

fortzubewegen. Mirkos Regel, wann er das<br />

Fahrrad nimmt, ist recht einfach: „Ich fahre<br />

immer Fahrrad – es sei <strong>de</strong>nn, es ist zu weit.“ Alles<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Stadtgrenzen seiner Heimatstadt<br />

Berlin erledigt er auf zwei Rä<strong>de</strong>rn, wobei er<br />

selbst in <strong>de</strong>r Millionenstadt selten weiter als zehn<br />

Kilometer fahren muss. Der sportliche Ehrgeiz<br />

<strong>de</strong>s passionierten Radfahrers klingt durch, wenn<br />

er klarstellt, dass er kein E-Bike fährt – je<strong>de</strong>nfalls<br />

noch nicht.<br />

Christiane hat sich schon vor vielen Jahren<br />

dazu entschie<strong>de</strong>n, ihre Wege von einer<br />

Unterrichtsstun<strong>de</strong> zur nächsten mit <strong>de</strong>m Fahrrad<br />

zurückzulegen. Sie hatte keine Lust mehr, täglich<br />

mit <strong>de</strong>m Auto im Großstadtverkehr unterwegs<br />

zu sein, und wollte gerne Kosten und Aufwand<br />

sparen. Nach ein paar Jahren auf einem normalen<br />

Fahrrad stieg sie dann auf ein E-Bike um. So<br />

gewinnt sie auch Zeit für sich: „Ich kriege ein<br />

bisschen Bewegung und komme nach draußen.<br />

Ich bin so richtig wach, wenn ich bei <strong>de</strong>r Arbeit<br />

ankomme, und habe Zeit, nachzu<strong>de</strong>nken und <strong>de</strong>n<br />

Unterricht vorzubereiten. Ich benutze das Auto<br />

nur noch, wenn das Wetter wirklich furchtbar ist.“<br />

Für Mirko eröffnet das Fahrrad im wahrsten Sinne<br />

<strong>de</strong>s Wortes neue Perspektiven. Bei Sportevents wie<br />

Marathons kann er nur mit einem Fahrrad Schritt<br />

halten und entlang <strong>de</strong>r Strecke an mehreren Orten<br />

fotografieren. Neben <strong>de</strong>r gewonnenen Flexibilität<br />

setzt er es im Arbeitsalltag aber vor allem aus<br />

Umweltgrün<strong>de</strong>n ein. Er will so nachhaltig wie<br />

möglich leben und verzichtet <strong>de</strong>swegen auch<br />

gerne auf <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr, wann<br />

immer es geht. So bleibt ihm außer<strong>de</strong>m die lästige<br />

Parkplatzsuche erspart, die er mit <strong>de</strong>m Auto hätte.<br />

Der Sanitäter Tom fährt auch in seiner Freizeit<br />

lei<strong>de</strong>nschaftlich gerne Rad. Wenn er beruflich<br />

unterwegs ist, teilt er seine Zeit zwischen<br />

Krankenwagen und Fahrrad auf. Auf zwei Rä<strong>de</strong>rn<br />

macht er bis zu acht Hausbesuche am Tag. Auch<br />

für ihn spielt es eine große Rolle, dass Radfahren<br />

nachhaltig ist. Darüber hinaus bringt er aber<br />

vor allem <strong>de</strong>n Gesundheitsaspekt ins Spiel: „Die<br />

Leute sehen mich als Sanitäter auf einem Fahrrad<br />

– das ist die beste Werbung für einen aktiven<br />

Lebenswan<strong>de</strong>l.“ Als Rettungssanitäter war er<br />

auch mit <strong>de</strong>m Fahrrad unterwegs und hat daraus<br />

gelernt, dass er mit <strong>de</strong>m Fahrrad schneller als je<strong>de</strong>s<br />

Auto, selbst ein Krankenwagen ist. Beson<strong>de</strong>rs an<br />

mit <strong>de</strong>m Auto schwer zu erreichen<strong>de</strong> Orte, zum<br />

Beispiel in verwinkelten Fußgängerzonen, kommt<br />

man mit <strong>de</strong>m Fahrrad ohne großen Aufwand:<br />

„Wenn ich auf <strong>de</strong>m Fahrrad in <strong>de</strong>r Nähe eines<br />

Notfalls war, dann wur<strong>de</strong> ich angerufen und war<br />

fast immer <strong>de</strong>r Erste vor Ort.“ So konnte er immer<br />

beson<strong>de</strong>rs schnell Erste Hilfe leisten. Aber auch<br />

bei Standardprozeduren, bei <strong>de</strong>nen es nicht um<br />

Menschenleben geht, ist er über die zusätzliche<br />

Flexibilität und die gesparte Zeit dankbar.<br />

13


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


DAS FAHRRAD ALS<br />

PACKESEL<br />

Für einen Rettungssanitäter und einen Fotografen<br />

ist entschei<strong>de</strong>nd, dass sie ihre gesamte Ausrüstung<br />

immer zur Hand haben. Tom und Mirko schaffen das<br />

bei<strong>de</strong> auch ohne Lastenrad. Tom bekommt sogar<br />

eine kleine Hausarztpraxis in seinen Taschen am<br />

Gepäckträger unter: „In diese Taschen passt echt<br />

eine Menge. Ich habe viel diagnostisches Equipment<br />

dabei, um zum Beispiel <strong>de</strong>n Blutdruck zu messen<br />

o<strong>de</strong>r Blutproben zu nehmen. Eigentlich habe ich<br />

alles dabei, was man für eine Routineuntersuchung<br />

benötigt.“ Mirko hingegen trägt sein gesamtes<br />

Equipment, das bis zu 20 Kilogramm wiegt, in<br />

einem Rucksack auf <strong>de</strong>m Rücken. Das hängt aber<br />

stark davon ab, was er fotografiert: „Wenn ich<br />

Innenräume fotografiere, brauche ich nur eine<br />

Kamera und ein Stativ. Sobald ich aber Porträts<br />

o<strong>de</strong>r Fashion fotografiere, benutze ich viel mehr<br />

Equipment und dann wird es schwieriger.“<br />

MEHR ALS NUR EIN<br />

TRANSPORTMITTEL<br />

© Martin Ohliger<br />

Aber auch darüber hinaus, nur <strong>de</strong>n Transport<br />

attraktiver und flexibler zu machen, hat das<br />

Fahrrad weitere Vorteile bei <strong>de</strong>r Arbeit. Sowohl<br />

Mirko als auch Christiane setzen es auch noch<br />

ein, nach<strong>de</strong>m sie angekommen sind. Kroko ist<br />

Christianes Handpuppe, die in ihrem Fahrradkorb<br />

mitfährt. Die Kin<strong>de</strong>r kennen Kroko und oft warten<br />

sie schon am Fenster auf seine Ankunft. So ist es ein<br />

Leichtes, auch das Fahrrad noch in <strong>de</strong>n Unterricht<br />

mit einzubeziehen und damit eine gesun<strong>de</strong> Art <strong>de</strong>r<br />

Fortbewegung zu för<strong>de</strong>rn. Mirko hingegen liefert<br />

das Fahrrad Inspiration und Abwechslung. Er hat es<br />

schon oft benutzt, um nicht übermäßig spannen<strong>de</strong>n<br />

Locations <strong>de</strong>n letzten Kick zu geben. Es kam auch<br />

schon als Accessoire bei Porträts zum Einsatz.<br />

15


DAS FAHRRAD KOMMT BEI ALLEN AN<br />

Alle drei sind sich einig, dass sie mit <strong>de</strong>r Wahl<br />

ihres Verkehrsmittels Pluspunkte sammeln.<br />

Christianes Kolleg*innen legen beispielsweise viel<br />

Wert auf Nachhaltigkeit. Auch viele Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

und Schulen haben das Thema bereits ent<strong>de</strong>ckt –<br />

dazu passt Christianes Anreise mit <strong>de</strong>m Fahrrad<br />

perfekt. Mirko sieht hingegen manchmal noch in<br />

überraschte Gesichter, wenn er mit Fahrrad und<br />

großem Rucksack vorfährt. Das än<strong>de</strong>rt sich aber<br />

schnell, wenn er erklärt, wieso er auf diese Art<br />

unterwegs ist. Gera<strong>de</strong> bei Firmen im Sportbereich<br />

läuft er damit offene Türen ein und baut so direkt<br />

eine beson<strong>de</strong>re Beziehung auf. In Toms jetziger<br />

Position freuen sich die Leute immer darüber, dass<br />

er da ist, während das Fahrrad vor allem zu Beginn<br />

eine Rolle spielt, um das Eis zu brechen: „Meine<br />

‚Kundschaft‘ weiß es sehr zu schätzen, dass jemand<br />

zu ihnen nach Hause kommt, wenn sie selber es<br />

nicht in die Praxis schaffen. Das erste Mal, wenn<br />

sie mich auf einem Rad ankommen sehen, ist es<br />

vielleicht ein kleines Novum, aber die Reaktionen<br />

sind immer positiv.“ Toms Team nimmt weltweit eine<br />

Vorreiterstellung ein, weil <strong>de</strong>r London Ambulance<br />

Service sowohl im Rettungsdienst als auch bei<br />

Hausbesuchen auf Fahrrä<strong>de</strong>r setzt. Er geht fest<br />

davon aus, dass Sanitäter*innen auf Fahrrä<strong>de</strong>rn<br />

bald überall zum Stadtbild gehören. Für sich<br />

persönlich hofft er, in Zukunft mehr Schichten auf<br />

<strong>de</strong>m Fahrrad übernehmen zu können.<br />

Auch Christiane und Mirko wer<strong>de</strong>n ohne Zweifel<br />

weiter Rad fahren und hoffen, auch an<strong>de</strong>re dazu<br />

bewegen zu können. Alleine sind sie damit nicht –<br />

das Fahrrad fin<strong>de</strong>t immer weitere Verbreitung,<br />

nicht nur auf <strong>de</strong>m Weg zur Arbeit. Genau wie die<br />

drei gehen wir bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> fest davon aus, dass<br />

sich unser (Zusammen-)Leben durch das Fahrrad<br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren verbessern wird. Auf eine<br />

Zukunft mit zwei Rä<strong>de</strong>rn!<br />

© DIAMANT<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


wherever<br />

you ri<strong>de</strong><br />

city helmets<br />

Tag o<strong>de</strong>r Nacht. S-Pe<strong>de</strong>lec, Stadtrad, E-Scooter<br />

o<strong>de</strong>r Fixie. Die City-Helme von uvex garantieren<br />

je<strong>de</strong>rzeit optimalen Schutz. Ob auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

Arbeit o<strong>de</strong>r zur Schule: uvex kennt die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

auf <strong>de</strong>n Straßen <strong>de</strong>r Stadt. Und hat<br />

für je<strong>de</strong> <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Helm. Zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>n uvex finale light 2.0 mit integrierter LED-<br />

Automatik. Immer sicher unterwegs.<br />

uvex-sports.com/<strong>de</strong>/radsport<br />

17


Text: Oscar Hentmark<br />

INFRASTRUKTUR –<br />

ABER RICHTIG!<br />

STÄDTE NEU DENKEN<br />

Immer mehr Leute suchen nach Alternativen,<br />

um von A nach B zu kommen, und tauschen<br />

ihre Autos o<strong>de</strong>r Monatstickets gegen Fahrrä<strong>de</strong>r<br />

aus. Nicht nur <strong>de</strong>swegen sind findige Köpfe<br />

in ganz Europa damit beschäftigt, Städte<br />

für das Fahrrad einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r zu gestalten.<br />

Neben handfesten Umbauten schreiben sie<br />

Gesetze um und überlegen, wie die Zukunft<br />

aussehen könnte. Schon bevor Covid-19 unsere<br />

Vorstellungen, wie man am besten zur Arbeit<br />

kommen kann, über <strong>de</strong>n Haufen geworfen<br />

hat, war das Fahrrad auf <strong>de</strong>m Vormarsch.<br />

Der Aufstieg <strong>de</strong>s E-Bikes und ein stärkeres<br />

Bewusstsein für die ökologischen Folgen<br />

unseres Lebensstils verän<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>n Weg<br />

zur Arbeit – und die Stadtplanung. Fahrrä<strong>de</strong>r<br />

müssen jetzt vom Beginn <strong>de</strong>r Planung an in<br />

weitaus größerem Maß mitgedacht wer<strong>de</strong>n,<br />

um mit <strong>de</strong>r Entwicklung auf <strong>de</strong>r Straße Schritt<br />

halten zu können. Überall gibt es schlaue I<strong>de</strong>en,<br />

wie unsere Städte in Zukunft aussehen könnten.<br />

Ein paar davon möchten wir gerne vorstellen.<br />

Vielleicht wer<strong>de</strong>n dadurch ja kreative Energien<br />

freigesetzt, die darauf verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, vor<br />

Ort zu schauen, was am besten zu <strong>de</strong>r Situation<br />

in <strong>de</strong>iner Stadt passen könnte?<br />

© Gemma Evans<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


19


WENIGER AUTOS, MEHR<br />

FAHRRÄDER<br />

Die Verringerung <strong>de</strong>s motorisierten Individualverkehrs<br />

ist eine beliebte For<strong>de</strong>rung von<br />

Umweltverbän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Städten, die etwas für<br />

ihre Nachhaltigkeit tun möchten. Absolut effektiv<br />

geht das, in<strong>de</strong>m man Autos aus beson<strong>de</strong>rs dicht<br />

bewohnten Gebieten heraushält. In Deutschland<br />

geschieht das vor allem über Verbote für ältere<br />

Autos, die beson<strong>de</strong>rs viele Schadstoffe ausstoßen.<br />

Es gibt aber auch gute Beispiele für Städte, die über<br />

reine Verbote hinausgegangen sind.<br />

FAHRRADAUTOBAHNEN<br />

IN KOPENHAGEN<br />

Dänemark ist zum Fahrradfahren großartig<br />

geeignet – es gibt dort schließlich keine Berge.<br />

Die Hauptstadt Kopenhagen ist die größte<br />

Stadt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und je<strong>de</strong>n Morgen pen<strong>de</strong>ln<br />

Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Menschen zu ihren Arbeitsplätzen.<br />

Bevor dort in <strong>de</strong>n 1980er-Jahren in großem<br />

Stil Radwege angelegt wur<strong>de</strong>n, gab es auf <strong>de</strong>n<br />

Straßen ähnliche Konflikte wie überall: Autos und<br />

Fahrrä<strong>de</strong>r mussten sich <strong>de</strong>n beschränkten Platz<br />

teilen und die Luft war geschwängert von Abgasen.<br />

Um die dadurch entstehen<strong>de</strong>n Konflikte aufzulösen,<br />

wur<strong>de</strong>n Fahrradautobahnen angelegt, damit man<br />

auch von außerhalb schnell mit <strong>de</strong>m Fahrrad ins<br />

Zentrum kommt. Und das ganz ohne Kreuzungen<br />

und Abgase!<br />

© Steinar Engeland<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


GRÜNE WELLE FÜR FAHRRÄDER IN STOCKHOLM<br />

In Schwe<strong>de</strong>n gibt es schon eine Menge kleinere<br />

Einrichtungen, die Radfahren angenehmer machen.<br />

An vielen Radwegen stehen Zählstellen, die die<br />

Zahl <strong>de</strong>r vorbeikommen<strong>de</strong>n Fahrrä<strong>de</strong>r erfassen<br />

und allen Fahrradfahrer*innen gratulieren. Auch<br />

öffentliche Luftpumpen sieht man häufig entlang<br />

beliebter Radwege. Dazu wer<strong>de</strong>n Autos bereits<br />

mithilfe von Mautsystemen von vielen Innenstädten<br />

ferngehalten. In Stockholm ist man jedoch noch<br />

einen Schritt weiter gegangen. Die Götgatan ist<br />

eine <strong>de</strong>r längsten und am meisten befahrenen<br />

Straßen <strong>de</strong>r Stadt. Auf ihr fin<strong>de</strong>n sich vor allem<br />

Geschäfte, Bars und Cafés – sie ist eine typische<br />

Einkaufsstraße, die voll mit Autos, Fahrrä<strong>de</strong>rn und<br />

Menschen ist. Traditionell sind Ampelphasen auf<br />

<strong>de</strong>n Autoverkehr ausgerichtet, sodass du mit <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad immer wie<strong>de</strong>r stehen bleiben musst. Auf<br />

<strong>de</strong>r Götgatan können Radfahrer*innen jetzt auf <strong>de</strong>r<br />

grünen Welle surfen, ohne alle paar Hun<strong>de</strong>rt Meter<br />

aufs Neue anfahren zu müssen. Als Nebeneffekt<br />

wirkt diese Ampelschaltung abschreckend auf<br />

Menschen in Autos, die öfter anhalten müssen und<br />

<strong>de</strong>swegen einen Bogen um die Straße machen. So<br />

gibt es einen zweiten grünen Nebeneffekt: Die Luft<br />

in <strong>de</strong>r Straße wird besser!<br />

© www.exkurs.world<br />

(PARK-)PLATZ FÜR IDEEN<br />

Fast je<strong>de</strong>s Verkehrsmittel parkt länger, als es<br />

gefahren wird. Autos verbringen beispielsweise<br />

rund 94 Prozent ihrer Zeit am Straßenrand o<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Garage! Deswegen darf die Fahrradinfrastruktur<br />

<strong>de</strong>r Zukunft nicht nur aus Radwegen bestehen,<br />

son<strong>de</strong>rn muss auch die Abstellmöglichkeiten ins<br />

Auge fassen. Die Frage nach <strong>de</strong>m Parken ist also<br />

nicht nur eine praktische, son<strong>de</strong>rn vor allem eine<br />

visionäre. Solange große Teile <strong>de</strong>s öffentlichen<br />

Raums ganz selbstverständlich und in <strong>de</strong>r Regel<br />

kostenlos von parken<strong>de</strong>n Autos in Beschlag<br />

genommen wer<strong>de</strong>n, verbietet sich je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Form <strong>de</strong>r Nutzung. Das Hamburger Projekt ex_kurs<br />

hat sich die Frage gestellt, wie dieser Platz an<strong>de</strong>rs<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n könnte. Mit einem bunt gemischten<br />

Team aus Wissenschaftler*innen und Leuten, die<br />

einfach Lust hatten, etwas zu bewegen, gingen sie<br />

als „Ortnungsamt“ gegen „Radlosigkeit“ vor und<br />

entwickelten frische Konzepte zum Fahrradparken.<br />

Das spannendste davon ist eine Dreiecksbox, die auf<br />

kleinstem Raum einen überdachten Dauerparkplatz<br />

(mit Platz für ein Lastenrad) mit einem<br />

Kurzzeitparkplatz auf <strong>de</strong>m Dach verbin<strong>de</strong>t. Wäre es<br />

nicht fabelhaft, wenn du <strong>de</strong>in Rad in so einer Box<br />

unterstellen könntest, anstatt verzweifelt nach einem<br />

freien Fahrradstän<strong>de</strong>r Ausschau halten zu müssen?<br />

21


© CUBE<br />

AMSTERDAM – EIN BISSCHEN URLAUB IM ALLTAG<br />

Amsterdam ist wahrscheinlich die Fahrradhauptstadt<br />

<strong>de</strong>r Welt. Die engen Straßen, die<br />

immer wie<strong>de</strong>r von Grachten durchkreuzt wer<strong>de</strong>n,<br />

stammen aus einer Zeit, in <strong>de</strong>r Autos und Parkhäuser<br />

noch nicht einmal Fiktion waren. Dementsprechend<br />

sind sie ohnehin schon nicht beson<strong>de</strong>rs gut für<br />

<strong>de</strong>n Autoverkehr geeignet. Bestimmte Autos<br />

dürfen <strong>de</strong>swegen ausgewiesene Gebiete nicht<br />

befahren, um an<strong>de</strong>ren Verkehrsmitteln mehr<br />

Platz einzuräumen. Außer<strong>de</strong>m hat die Stadt die<br />

Parkgebühren im Zentrum drastisch erhöht – ein<br />

Stellplatz im Parkhaus kostet pro Tag min<strong>de</strong>stens 40<br />

Euro. Zusammen mit einer konsequenten Ahndung<br />

von Parken ohne Parkschein und Strafen ab 300<br />

Euro aufwärts sind weniger Autos unterwegs.<br />

Die meisten Einwohner*innen nutzen sowieso<br />

schon Fahrrä<strong>de</strong>r für alle alltäglichen Wege. Diese<br />

erfreuliche Politik <strong>de</strong>r Stadtverwaltung stellt<br />

sicher, dass sie dabei möglichst komfortabel<br />

und sicher an ihr Ziel kommen. Amsterdam<br />

ist ein beliebtes Reiseziel. Natürlich ist es für<br />

Tourist*innen ungewohnt, ihr Auto in einem<br />

Parkhaus am Stadtrand o<strong>de</strong>r direkt ganz zu Hause<br />

zu lassen. Aber sie merken schnell, dass sie auf <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad viel besser die Sehenswürdigkeiten einer<br />

Stadt erkun<strong>de</strong>n können. Das funktioniert auch im<br />

Alltag: Mit <strong>de</strong>r geeigneten Infrastruktur wird je<strong>de</strong><br />

Radfahrt so entspannend wie ein kleiner Urlaub!<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Your Life,<br />

your Spirit.<br />

23


WORAUF WIR ABFAHREN<br />

TONYS ORTLER SARAGOSSA<br />

Foto: Martin Ohliger<br />

Wer bist du und was machst du bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>?<br />

Mein Name ist Tony und ich bin 38 Jahre alt.<br />

Ich bin vor knapp dreieinhalb Jahren aus <strong>de</strong>n<br />

USA ausgewan<strong>de</strong>rt und nach Berlin gezogen, um<br />

die vielfältige Schönheit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kultur,<br />

Sprache, Geschichte und Architektur erleben zu<br />

können. Meine Hobbys sind Reisen, Lesen und<br />

Fahrradfahren.<br />

Ich habe mich nicht nur bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> als Verkäufer<br />

im Berliner Store beworben, weil Fahrrä<strong>de</strong>r<br />

meine Lei<strong>de</strong>nschaft sind und ich dort schon<br />

Kun<strong>de</strong> war. Ich wollte auch die Einwohner Berlins<br />

besser kennenlernen. Ich habe sehr vielseitige<br />

Fahrra<strong>de</strong>rfahrung von BMX über Downhill und<br />

Trekking bis hin zu Rennrä<strong>de</strong>rn und Fixies, die ich<br />

gerne in die Beratung einbringe.<br />

Welches Rad fährst du und warum?<br />

Ich habe viele Fahrrä<strong>de</strong>r von <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>, zum<br />

Beispiel ein Fixie Inc, ein GT Performer 29er, ein<br />

Basso Venta und ein Ortler Saragossa, die mir alle<br />

Spaß machen.<br />

Für das Ortler habe ich mich entschie<strong>de</strong>n, weil es<br />

ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, ein<br />

relativ sportliches Trekkingrad ist und vor allem<br />

gut aussieht. Ich wollte ein Fahrrad, mit <strong>de</strong>m ich<br />

gut zur Arbeit fahren, aber auch am Wochenen<strong>de</strong><br />

eine Tour machen kann. Seit<strong>de</strong>m ich das Rad<br />

gekauft habe, habe ich es ganz viel aufgemotzt.<br />

Wenn ich ein neues Fahrrad kaufe, muss ich es<br />

immer zu „meinem“ machen. Es ist so einfach und<br />

kostet nicht die Welt, Spacer, Ventilkappen, Klingel<br />

und Kleinigkeiten auszutauschen, um das Rad zu<br />

individualisieren.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


TRELOCK FALTSCHLÖSSER<br />

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25


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Text: Martina Domnick, Fotos: Carolin Töpfer<br />

EINFACH ERST MAL<br />

LOSFAHREN<br />

MIT DEM E-BIKE DURCH EUROPA<br />

Carolin Desirée Töpfer hatte große Pläne. Im<br />

März 2020 wollte die junge Unternehmerin<br />

auswan<strong>de</strong>rn und ihr Cybersecurity-Start-Up in<br />

Tallinn grün<strong>de</strong>n – doch dann machten ihr die<br />

Corona-Pan<strong>de</strong>mie und die Reisebeschränkungen<br />

einen Strich durch die Rechnung. Nach<strong>de</strong>m die<br />

Lage sich im <strong>Sommer</strong> etwas beruhigt hatte,<br />

beschloss sie dann, auf ganz an<strong>de</strong>rem Wege an<br />

ihr Ziel zu gelangen.<br />

Anstatt für knapp zwei Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Flieger<br />

zu steigen, unternahm sie eine dreimonatige<br />

Reise mit einem E-Bike, das <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> ihr<br />

zur Verfügung gestellt hat. Von Berlin über<br />

Tschechien und Österreich, die Donau entlang<br />

bis nach Budapest und quer durch Polen und<br />

die baltischen Staaten hindurch, bera<strong>de</strong>lte sie<br />

zehn Län<strong>de</strong>r und legte dabei 2.600 Kilometer<br />

zurück. Auf ihrer Reise hat sie an<strong>de</strong>re<br />

Unternehmer*innen und viele spannen<strong>de</strong><br />

Menschen getroffen.<br />

Ihr Ziel: Auch wenn vieles ungewiss war, sollte<br />

es vorwärtsgehen. Egal wie schnell, irgen<strong>de</strong>twas<br />

muss sich bewegen.<br />

27


Du hast im letzten <strong>Sommer</strong> eine Reise gewagt,<br />

von <strong>de</strong>r viele träumen. Du bist drei Monate mit<br />

<strong>de</strong>m Fahrrad unterwegs gewesen. Warum hast<br />

du dich für <strong>de</strong>ine Tour von Deutschland nach<br />

Estland für ein E-Bike entschie<strong>de</strong>n?<br />

Ich habe vorher schon ein paar extreme<br />

Sportsachen gemacht, wie Crossfit und<br />

Hin<strong>de</strong>rnisläufe. Daher kenne ich meinen Körper ganz<br />

gut und wusste, dass ich das mit einem normalen<br />

Fahrrad und Gepäck wohl nicht schaffen wür<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

nur sehr, sehr langsam. So bin ich dann aufs E-Bike<br />

und die Zusammenarbeit mit <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> gekommen.<br />

Für die Reiseplanung ging es vor allem darum: Was<br />

macht realistisch Sinn auf <strong>de</strong>r langen Distanz?<br />

Hast du dich körperlich beson<strong>de</strong>rs vorbereitet?<br />

Nein, also ich habe ganz normal trainiert, wenn<br />

möglich Krafttraining im Fitnessstudio, ein bisschen<br />

Ausdauer, viel Ru<strong>de</strong>rn und ansonsten Übungen mit<br />

<strong>de</strong>r Langhantel – allgemeines Fitnesstraining halt.<br />

Später habe ich tatsächlich gemerkt, dass es nicht<br />

scha<strong>de</strong>t, ein paar Muskeln zu haben, wenn man mit<br />

einem schweren Fahrrad und Gepäck unterwegs<br />

ist. Ich musste es ja auch über ein paar Bahngleise<br />

tragen. Aufs Radfahren habe ich mich aber nicht<br />

gezielt vorbereitet.<br />

Das Gewicht bringt uns auch schon zur nächsten<br />

Frage: Wie hast du <strong>de</strong>in Gepäck verstaut? Gab<br />

es dabei Herausfor<strong>de</strong>rungen und wie hast du<br />

diese gemeistert?<br />

Ich glaube, ich habe fünf Mal aussortiert<br />

und meine Gepäckordnung geän<strong>de</strong>rt, bevor ich<br />

losgefahren bin. Dann habe ich mir irgendwann<br />

gesagt: „So, ich fahr jetzt erst mal so, wie es ist, bis<br />

Wien und dort kann ich aussortieren.“ Von dort habe<br />

ich dann acht Kilo zurück nach Berlin geschickt.<br />

Das wür<strong>de</strong> ich je<strong>de</strong>m empfehlen. Am Anfang hatte<br />

ich noch einen großen Rucksack zusätzlich auf <strong>de</strong>m<br />

Gepäckträger dabei. Aber das hat nicht funktioniert.<br />

Auf ebenen Strecken ist Übergepäck kein<br />

Problem, weil es durch die Elektro-Unterstützung<br />

ausgeglichen wird. Aber im Gebirge o<strong>de</strong>r auf<br />

unebenen Pfa<strong>de</strong>n wird es schwierig mit <strong>de</strong>r Balance.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Also im En<strong>de</strong>ffekt ist die I<strong>de</strong>e, gut zu planen,<br />

aber dann erst einmal loszufahren, um zu<br />

sehen, was du tatsächlich brauchst.<br />

Genau. Man sollte das auch nicht zu verkopft<br />

angehen. Ich habe mir ein Startdatum gesetzt und<br />

mir vorgenommen, dann auch wirklich loszufahren.<br />

Es gibt überall in Europa Supermärkte, Drogerien<br />

und Fahrradlä<strong>de</strong>n, wo du das Nötigste kaufen<br />

kannst. Ich bin ja nicht allein in die Wüste gefahren.<br />

Wie hast du <strong>de</strong>ine eigentliche Fahrt geplant und<br />

auf welchen Wegen bist du so gefahren?<br />

Da hatte ich am Anfang einen Plan, <strong>de</strong>r aber<br />

nicht funktioniert hat. Ich habe mir zuerst die<br />

Eurovelo-Routen herausgesucht und verschie<strong>de</strong>ne<br />

Routen-Apps auf mein Smartphone gela<strong>de</strong>n.<br />

Es hat sich aber gezeigt, dass diese Wege wohl<br />

niemand vor Ort getestet hat. Das Trekking-E-Bike<br />

hat zwischendurch bestimmt gedacht, es wäre<br />

ein Mountainbike, weil es oft einfach keine guten<br />

Fahrradwege gab. O<strong>de</strong>r die Eurovelo-Route hat<br />

außerhalb Prags ganz abrupt aufgehört. Auf <strong>de</strong>m<br />

Weg von Prag nach Budweis hat es in Strömen<br />

geregnet und die Straße führte nur bergauf. Da hatte<br />

ich dann Glück, dass gera<strong>de</strong> eine Dame vorbeifuhr,<br />

die mit einem Anhänger ein Sofa abholen wollte und<br />

mich per Anhalter mitsamt Fahrrad zum nächsten<br />

Bahnhof gebracht hat.<br />

Wie viele Kilometer hast du <strong>de</strong>nn schätzungsweise<br />

am Tag zurückgelegt und wie oft Pause<br />

gemacht?<br />

Ich bin am Anfang so 40 bis 50 Kilometer am Tag<br />

gefahren und am En<strong>de</strong> auch mal 130. Ich kann aber<br />

im Nachhinein nicht empfehlen, mit Bergregionen<br />

anzufangen, weil die Anstiege dort wirklich extrem<br />

waren. Aber es war auf je<strong>de</strong>n Fall sehr lehrreich für<br />

<strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Tour. Ich habe meinen Körper durch<br />

die Anstrengung noch bewusster erfahren und<br />

gelernt, dass ich gut drei Tage durchfahren kann.<br />

Aber dann ist es auch Zeit für eine Pause, damit sich<br />

<strong>de</strong>r Körper erholt.<br />

29


Was für Menschen hast du auf <strong>de</strong>r Reise<br />

getroffen und wie haben die darauf reagiert,<br />

dass du so eine weite Strecke mit <strong>de</strong>m E-Bike<br />

zurücklegst?<br />

Ich habe superviele Leute an Tankstellen<br />

und vor Supermärkten getroffen und alle waren<br />

total fasziniert. Beson<strong>de</strong>rs Frauen über 50 haben<br />

oft gesagt: „Das ist so cool, dass du das machst,<br />

und gera<strong>de</strong> jetzt mit 30.“ Sie fühlten sich schon<br />

zu alt o<strong>de</strong>r trauten sich so eine Tour nicht mehr<br />

zu. Da waren auch viele Leute dabei, die gera<strong>de</strong><br />

überlegten, sich ein E-Bike zu kaufen. Also habe<br />

ich auch Beratung in Sachen E-Bike gemacht, weil<br />

einige <strong>de</strong>nken, dass sei nur etwas für alte o<strong>de</strong>r<br />

gebrechliche Menschen. Vor allem, nach<strong>de</strong>m ich<br />

erst mal Kondition aufgebaut hatte und von oben<br />

bis unten braun gebrannt und sportlich aussah, war<br />

ich da ein gutes Gegenbeispiel.<br />

Ich fin<strong>de</strong> es auch wichtig zu erwähnen, dass ich als<br />

Frau auf dieser dreimonatigen Tour keine negativen<br />

Erfahrungen gemacht habe. Niemand hat mich<br />

belästigt o<strong>de</strong>r ist aufdringlich gewor<strong>de</strong>n. Also<br />

gera<strong>de</strong> diese Befürchtungen, die beson<strong>de</strong>rs Frauen<br />

haben, bevor sie alleine losziehen – es ist nichts<br />

passiert. Ich bin respektvoll behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n und<br />

Frem<strong>de</strong> haben mir geholfen.<br />

Wie war es, als du manchmal tagelang durch<br />

Wäl<strong>de</strong>r und einsame Gebiete gera<strong>de</strong>lt bist?<br />

Es ist sehr entspannt, wenn du dich alleine<br />

in die Natur begibst und kilometerweit keine<br />

Menschenseele siehst. Du merkst einfach, was<br />

wichtig ist: dass du <strong>de</strong>inen Körper kennst, dass du<br />

Trinkwasser und etwas zu essen dabeihast und dass<br />

du spät am Nachmittag schon eine I<strong>de</strong>e hast, wo du<br />

übernachtest. In <strong>de</strong>r Krisenzeit und da ich während<br />

<strong>de</strong>r Tour ganz normal weitergearbeitet habe, war<br />

das eine wertvolle Erfahrung. Du siehst Business-<br />

Stress einfach in einem entspannteren Licht, weil<br />

diese Dinge in erster Linie nicht überlebenswichtig<br />

sind.<br />

Ein Perspektivwechsel sozusagen. Was kannst<br />

du unseren Leser*innen empfehlen, wenn<br />

sie auch mal eine längere Tour unternehmen<br />

wollen? Man muss ja nicht gleich 2.600<br />

Kilometer abreißen.<br />

Ich wür<strong>de</strong> empfehlen, mit 40 bis 50 Kilometern<br />

anzufangen, so eine Tagestour. Und dann einfach<br />

mal eine Nacht irgendwo zelten o<strong>de</strong>r im Hotel<br />

übernachten. Das kann ja auch schon eine super<br />

Abwechslung sein. Und fast je<strong>de</strong>r kann es machen.<br />

Man muss auch nicht von vornherein die perfekte<br />

Ausrüstung haben. Auf <strong>de</strong>r Tour bekommt man<br />

schon mit, was man noch gebrauchen könnte. Und<br />

es ist wichtig, auf <strong>de</strong>n eigenen Körper zu hören<br />

und sich vorher die geografischen Gegebenheiten<br />

anzugucken. Flache, gut ausgebaute Strecken an<br />

Flüssen und mit Bahnlinien in <strong>de</strong>r Nähe sind super<br />

für <strong>de</strong>n Anfang. Und ansonsten: Einfach losfahren.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


31


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Text: Martin Ohliger<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

BEIM FAHRRADFAHREN<br />

WIE DAS SAUBERSTE VERKEHRSMITTEL NOCH SAUBERER WERDEN KANN<br />

Gute 200 Gramm Kohlenstoffdioxid sparst du<br />

auf je<strong>de</strong>m Kilometer ein, wenn du dich für das<br />

Fahrrad anstatt für das Auto entschei<strong>de</strong>st.<br />

Wenn die U-Bahn die Alternative wäre, sparst<br />

du immer noch rund 50 Gramm pro Kilometer.<br />

Selbst <strong>de</strong>r vergleichsweise sparsame Dieselbus<br />

im Nahverkehr stößt noch ungefähr 20 Gramm<br />

mehr CO2 pro Kilometer aus als du auf <strong>de</strong>m<br />

Rad. Nebenher braucht das Fahrrad (auch das<br />

E-Bike!) bei <strong>de</strong>r Herstellung vergleichsweise<br />

wenige Ressourcen, nimmt in <strong>de</strong>r Stadt kaum<br />

Platz weg und ist auch noch beson<strong>de</strong>rs leise.<br />

Durch umsichtige Entscheidungen beim Kauf<br />

(und auch danach!) kannst du <strong>de</strong>inen ohnehin<br />

schon eher kleinen ökologischen Fußabdruck<br />

auf zwei Rä<strong>de</strong>rn allerdings noch weiter<br />

verkleinern, bis nur noch eine ganz schmale<br />

Reifenspur zurückbleibt.<br />

33


WIE GRÜN IST DEIN<br />

RAHMEN?<br />

Das fängt natürlich mit <strong>de</strong>m Fahrrad an, auf <strong>de</strong>m du<br />

sitzt. Herkömmliche Fahrradrahmen wer<strong>de</strong>n aus<br />

Stahl o<strong>de</strong>r Aluminium geschweißt, was bei<strong>de</strong>s keine<br />

i<strong>de</strong>alen Materialien sind. Stahl ist sehr schwer und<br />

das weiter verbreitete Aluminium benötigt zur<br />

Herstellung enorme Mengen an Energie. Rund<br />

1.600 Kilowattstun<strong>de</strong>n Strom wer<strong>de</strong>n benötigt,<br />

um das Aluminiumerz für ein einziges Fahrrad zu<br />

för<strong>de</strong>rn, zu schmelzen und in Form zu bringen.<br />

Das ist ungefähr ein Drittel <strong>de</strong>s jährlichen<br />

Stromverbrauchs eines vierköpfigen Haushalts!<br />

Bei<strong>de</strong> Materialien können zwar recycelt wer<strong>de</strong>n,<br />

aber dafür müssen enorme Mengen an Energie<br />

aufgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Magnesium hingegen bietet einen gol<strong>de</strong>nen<br />

Mittelweg zwischen Performance und<br />

Nachhaltigkeit. Die noch junge Firma Vaast<br />

verwen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>swegen für ihre Rahmen ausschließlich<br />

eine neuartige Magnesiumlegierung namens „Super<br />

Magnesium“. Die satten Gewichtsersparnisse sind<br />

ein erfreulicher Nebeneffekt, im Mittelpunkt steht<br />

aber die Nachhaltigkeit <strong>de</strong>s Materials. Magnesium<br />

hat in <strong>de</strong>r Hinsicht gleich doppelt die Nase vorn,<br />

wie Daniel Schlegel erklärt, <strong>de</strong>r in Europa für <strong>de</strong>n<br />

Vertrieb <strong>de</strong>r Marke zuständig ist: „Der zentrale<br />

Aspekt ist <strong>de</strong>r Energiebedarf in <strong>de</strong>r Produktion, um<br />

bestimmte Rohrformen herzustellen. Magnesium<br />

benötigt dafür <strong>de</strong>utlich niedrigere Temperaturen<br />

als Aluminium. Dadurch erzielen wir einen<br />

Großteil <strong>de</strong>r ‚grünen Effekte‘ unserer Legierung.<br />

Darüber hinaus ist Magnesium zu 100 Prozent<br />

recycelbar. Wir können zum Beispiel einen alten<br />

Magnesiumrahmen nehmen und durch unseren<br />

einzigartigen Schmelzprozess einen neuen Rahmen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Magnesiumprodukte daraus machen.“<br />

EIN FAHRRAD IST MEHR<br />

ALS EIN RAHMEN<br />

Mit einem Fahrrad aus Magnesium bist du also<br />

umwelttechnisch auf <strong>de</strong>m Weg in die richtige<br />

Richtung. Nur <strong>de</strong>swegen ein neues Fahrrad zu<br />

kaufen, wäre aber grundfalsch. Das nachhaltigste<br />

Fahrrad ist immer das, welches du schon besitzt<br />

und noch fahren kannst. Je länger du ein Rad (und<br />

die daran verbauten Teile) nutzt, <strong>de</strong>sto positiver<br />

fällt seine Ökobilanz aus. Sieh es als direkten<br />

Akt <strong>de</strong>s Umweltschutzes, <strong>de</strong>in Fahrrad unter<br />

einem Vordach o<strong>de</strong>r im Keller anstatt im Regen<br />

zu parken und es damit vor Rost zu schützen.<br />

Durch Handlungen wie diese minimierst du auch<br />

die Zeit, die du mit Werkstattbesuchen verbringst.<br />

Außer<strong>de</strong>m verlängerst du die Lebensdauer aller<br />

Verschleißteile, die tatsächlich <strong>de</strong>n größten<br />

Teil <strong>de</strong>s Materialverbrauchs eines Fahrra<strong>de</strong>s<br />

ausmachen. Über die gesamte Zeitspanne, die<br />

du <strong>de</strong>in Fahrrad fährst, ergibt es einen riesigen<br />

Unterschied, ob du nach je<strong>de</strong>m Winter eine neue<br />

Kette brauchst o<strong>de</strong>r nicht.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Martin Ohliger<br />

„STROHHALME SIND<br />

NICHT DAS GRÖSSTE<br />

PROBLEM“<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Kleidung, die du auf <strong>de</strong>m Rad trägst,<br />

kannst du einen grünen Unterschied machen.<br />

Wie genau das im Moment am besten geht, kann<br />

Pamela Barclay erklären. Sie kümmert sich bei<br />

<strong>de</strong>r Bekleidungsfirma Endura als Mitgrün<strong>de</strong>rin<br />

und Brand Director um Nachhaltigkeit und gibt<br />

eine klare Marschrichtung vor: „Strohhalme sind<br />

nicht das größte Problem, das wir gera<strong>de</strong> haben.<br />

Wir müssen uns jetzt auf die Er<strong>de</strong>rwärmung<br />

konzentrieren, sonst können wir bald nicht mehr<br />

über an<strong>de</strong>re Dinge wie Recycling nach<strong>de</strong>nken.“<br />

Eine Million Bäume, die von Endura pro Jahr<br />

in Schottland und Mosambik gepflanzt wer<strong>de</strong>n,<br />

gleichen <strong>de</strong>n CO2-Ausstoß <strong>de</strong>r weltweit<br />

operieren<strong>de</strong>n Firma aus. Das ist ganz ausdrücklich<br />

nur eine Übergangslösung, bis es praktikable<br />

Metho<strong>de</strong>n gibt, weltweite Lieferketten komplett<br />

nachhaltig zu gestalten.<br />

Eine Jacke, die nicht nach einer Saison in die<br />

Altklei<strong>de</strong>rsammlung wan<strong>de</strong>rt, son<strong>de</strong>rn dich zehn<br />

Jahre lang durch dick und dünn begleitet, schont<br />

<strong>de</strong>inen Geldbeutel und die Umwelt gleichermaßen.<br />

Und bis du die Jacke, die du heute kaufst,<br />

verschlissen hast, sind hoffentlich auch Lösungen<br />

zum Recycling von Kunstfasern in großem Stil<br />

marktreif.<br />

Langlebiges Design hilft natürlich nicht in allen<br />

Fällen. Solltest du irgendwo unglücklich hängen<br />

geblieben sein o<strong>de</strong>r bei einem Sturz ein Loch in<br />

<strong>de</strong>ine Lieblingshose gerissen haben, kannst du<br />

sie bei Endura für einen symbolischen Betrag<br />

reparieren lassen. Viele an<strong>de</strong>re Firmen bieten<br />

ähnliche Services an o<strong>de</strong>r veranstalten Reparatur-<br />

Workshops, damit du <strong>de</strong>ine Kleidung so einfach<br />

reparieren kannst wie <strong>de</strong>in Fahrrad.<br />

Gleichzeitig treibt Endura auch in <strong>de</strong>r Produktion<br />

umweltfreundliche Alternativen voran. Das<br />

passiert aber ganz an<strong>de</strong>rs, als man zuerst <strong>de</strong>nken<br />

wür<strong>de</strong>. Naturfasern sind auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

eine sichere Bank in Sachen Nachhaltigkeit.<br />

Dabei hat aber beispielsweise Baumwolle eine<br />

absolut verheeren<strong>de</strong> Wasserbilanz. Für ein<br />

T-Shirt wer<strong>de</strong>n bis zu 4.100 Liter Wasser von<br />

<strong>de</strong>n Baumwollpflanzen aufgenommen o<strong>de</strong>r<br />

verschmutzt! Statt<strong>de</strong>ssen kommen bei Endura also<br />

vor allem (teilweise recycelte) Kunstfasern zum<br />

Einsatz – auch um Eigenschaften wie die schon fast<br />

legendäre Haltbarkeit gewährleisten zu können.<br />

© Endura<br />

35


© Endura<br />

WASCHEN MACHT<br />

AUCH DRECK<br />

Recyceltes Ausgangsmaterial und möglichst<br />

haltbares Design sind aber nur die eine Seite<br />

<strong>de</strong>r Medaille. Rund 20 Prozent <strong>de</strong>r gesamten<br />

CO2-Emissionen, für die ein Kleidungsstück<br />

verantwortlich ist, entstehen nämlich durch das<br />

Waschen. Du kannst also nicht nur durch bewussten<br />

Konsum etwas für die Umwelt tun, son<strong>de</strong>rn auch<br />

noch danach. Klar, die Unterwäsche gehört nach<br />

je<strong>de</strong>r Tour in die Waschmaschine, ebenso stark<br />

verschwitzte o<strong>de</strong>r matschige Kleidungsstücke. Aber<br />

muss eine Jacke wirklich mit in die Waschtrommel,<br />

nur weil sie ein paar Dreckspritzer abbekommen<br />

hat? In vielen Fällen kannst du <strong>de</strong>n Dreck einfach<br />

abklopfen o<strong>de</strong>r ausbürsten, wenn er getrocknet ist.<br />

Vor allem Naturmaterialien reagieren erstaunlich<br />

gut darauf, einen Tag zum Lüften ins Fenster<br />

gehängt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

NACHHALTIGKEIT ALS<br />

TRITT IN DEN HINTERN<br />

Wie du siehst, muss es dich keinen Cent kosten, auf<br />

<strong>de</strong>m Fahrrad noch etwas nachhaltiger unterwegs<br />

zu sein. Sollte für dich eine Neuanschaffung<br />

anstehen, dann lohnt es sich, auf recycelte o<strong>de</strong>r<br />

gut recycelbare Materialien wie zum Beispiel<br />

Magnesium o<strong>de</strong>r bestimmte Polyesterarten zu<br />

achten. So minimierst du nicht nur <strong>de</strong>inen eigenen<br />

ökologischen Fußabdruck, son<strong>de</strong>rn unterstützt<br />

auch Firmen wie zum Beispiel Vaast und Endura,<br />

bei <strong>de</strong>nen Nachhaltigkeit eine wesentliche<br />

Triebkraft für ihre Entwicklung ist. Dank ihrer<br />

Suche nach ökologisch besser verträglichen<br />

Materialien und Herstellungsprozessen stehen<br />

uns jetzt erschwingliche, komfortable und grünere<br />

Fahrrä<strong>de</strong>r und Kleidungsstücke zur Verfügung.<br />

Wenn noch mehr Firmen Nachhaltigkeit als<br />

Innovationsmotor sehen und wir alle dafür sorgen,<br />

dass es sich für sie auszahlt, dann geht die Fahrt in<br />

eine grüne Zukunft erst so richtig los!<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


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0211 737 541 24<br />

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37


© Martin Ohliger<br />

ICH PACKE<br />

MEINEN KOFFER …<br />

WAS BEI FAHRRADTOUREN IM GEPÄCK STECKT<br />

Text: Bramm Clitherow<br />

Wir alle nehmen die unterschiedlichsten Dinge<br />

auf unsere Touren mit. Du musst dich auf eine<br />

Fahrradtour nicht vorbereiten wie für eine<br />

Arktisexpedition, aber es scha<strong>de</strong>t sicher nicht,<br />

auf die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Panne vorbereitet<br />

zu sein. Manche Rä<strong>de</strong>r brauchen spezielles<br />

Werkzeug und du hast garantiert schon<br />

Erfahrungen gemacht, die dafür sorgen, dass<br />

du ohne ein bestimmtes Teil nicht mehr aus <strong>de</strong>m<br />

Haus gehst. Manche können die Zeit im Sattel<br />

nur dann genießen, wenn sie sicher sind, auf<br />

alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. An<strong>de</strong>re<br />

packen nur das Minimum ein und vertrauen<br />

darauf, dass es bisher noch immer gut gegangen<br />

ist. Wir haben ein paar Fahrer*innen interviewt,<br />

um herauszufin<strong>de</strong>n, was sie unbedingt einpacken.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


BRITTANY<br />

Stell dich doch mal kurz vor!<br />

Hallo, ich bin Brittany und lebe seit zwei<br />

Jahren in Berlin. Ursprünglich komme ich aus<br />

Portland, Oregon in <strong>de</strong>n USA. Mein treuer<br />

Begleiter ist ein Bombtrack Gravelbike mit sehr<br />

komfortablen, breiten Reifen, je<strong>de</strong>r Menge Platz<br />

für Gepäck und einem Dynamo, damit ich immer<br />

Licht und Strom habe.<br />

Was ist bei einer Tour in <strong>de</strong>inen Taschen?<br />

Ein Schweizer Taschenmesser, um Käse zu<br />

schnei<strong>de</strong>n und Weinflaschen zu öffnen, ein Multitool,<br />

Ersatzschlauch, Reifenheber, eine Pumpe mit<br />

Klebeband, Flickzeug, Sonnencreme, Haarbän<strong>de</strong>r,<br />

Geld und ein Sandwich mit Erdnussbutter und<br />

Marmela<strong>de</strong>.<br />

Bist du optimistisch o<strong>de</strong>r pessimistisch, wenn<br />

du packst?<br />

Ich komme aus Portland und bin mit <strong>de</strong>m<br />

Sprichwort aufgewachsen, dass es kein schlechtes<br />

Wetter, son<strong>de</strong>rn nur schlechte Kleidung gibt. Ich bin<br />

eine Pessimistin und habe immer eine Regenjacke<br />

dabei.<br />

Gibt es einen Luxusgegenstand, <strong>de</strong>r immer bei<br />

dir dabei ist?<br />

Wasserdichte Socken! Ich habe bei so vielen<br />

Touren unter kalten, nassen Füßen gelitten, bevor<br />

ich mir die gekauft habe – die verän<strong>de</strong>rn echt alles!<br />

Was ist <strong>de</strong>ine liebste Verpflegung auf <strong>de</strong>m Rad?<br />

Ich liebe Pizza so sehr, dass ich zusammen<br />

mit Freund*innen unsere Touren rund um unsere<br />

liebsten Pizzerien plane. Wir nennen es „Pizza<br />

Gravel“! Wenn ich eine Route plane, dann immer so,<br />

dass es je<strong>de</strong> Menge Möglichkeiten zur Verpflegung<br />

gibt. Ich bin ein großer Fan von Kaffeepausen und<br />

halte auch mal an einer Tankstelle für Bratwurst<br />

und Cola an. Bei längeren Touren helfen mir<br />

Gummibärchen, größere Anstiege hochzukommen.<br />

© Martin Ohliger<br />

Kennst du kleine Helferlein, die einen Tag auf<br />

<strong>de</strong>m Rad wirklich angenehmer machen?<br />

Kabelbin<strong>de</strong>r und Klebeband liegen auf <strong>de</strong>r<br />

Hand, aber ich habe auch schon mal Haarbän<strong>de</strong>r<br />

benutzt, um meine Lenkertasche wie<strong>de</strong>r zu<br />

befestigen, als <strong>de</strong>r Gurt gerissen war.<br />

Musstest du <strong>de</strong>in Rad schon mal unterwegs<br />

reparieren?<br />

Auf einer langen Tour ist mir mal mein<br />

Schaltauge gebrochen und keiner <strong>de</strong>r<br />

Fahrradlä<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>nen wir vorbeigekommen sind,<br />

hatte das passen<strong>de</strong> Ersatzteil. Nach<strong>de</strong>m wir alle<br />

Lä<strong>de</strong>n abgeklappert hatten, hat ein Mechaniker<br />

zum Glück ein an<strong>de</strong>res Schaltauge so lange mit<br />

<strong>de</strong>r Feile bearbeitet, bis es an mein Rad passte. Die<br />

Lektion habe ich gelernt: Seit<strong>de</strong>m habe ich immer<br />

ein Ersatzschaltauge dabei.<br />

Wür<strong>de</strong>st du jeman<strong>de</strong>m <strong>de</strong>inen einzigen<br />

Ersatzschlauch geben?<br />

Natürlich, obwohl ich vielleicht vorher<br />

versuchen wür<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Schlauch zu flicken.<br />

Wahrscheinlich hängt das auch davon ab, wie weit<br />

es bis zum nächsten Ort ist, aber ich sage einfach<br />

mal Ja.<br />

39


OTTILIE<br />

Stell dich doch mal kurz vor!<br />

Ich bin Ottilie und ich arbeite als Lehrerin.<br />

Mein Weg zur Arbeit führt mich circa 35 Minuten<br />

durch die viel befahrenen Straßen <strong>de</strong>r Innenstadt<br />

Londons. Ich fahre je<strong>de</strong>n Tag mit <strong>de</strong>m Rad zur<br />

Arbeit, egal bei welchem Wetter. Mein Fahrrad<br />

ist nichts Beson<strong>de</strong>res, aber ich mag es sehr. Ich<br />

habe nur einen Gepäckträger für meine Taschen<br />

nachgerüstet und Licht für <strong>de</strong>n Winter.<br />

Was ist bei einer Tour in <strong>de</strong>inen Taschen?<br />

Normalerweise habe ich nur eine Tasche am<br />

Rad. Da sind dann ein paar Schulbücher drin, meine<br />

Korrekturen, ein paar Stifte und meine Geldbörse.<br />

Ich nehme auch immer mein Mittagessen und eine<br />

Thermoskanne Kaffee mit. Wenn ich einkaufe, dann<br />

nehme ich auch die zweite Tasche mit, um ein<br />

bisschen mehr Platz zu haben.<br />

Bist du optimistisch o<strong>de</strong>r pessimistisch, wenn<br />

du packst?<br />

Ich bin Optimistin und fahre <strong>de</strong>swegen mit<br />

leichtem Gepäck. Wenn es wirklich heiß ist, trage<br />

ich manchmal eine Radhose und ziehe mich dann<br />

auf <strong>de</strong>r Arbeit um. Aber das ist auch alles.<br />

Was ist <strong>de</strong>ine liebste Verpflegung auf <strong>de</strong>m Rad?<br />

Wenn ich meine Wochenendtouren plane,<br />

<strong>de</strong>nke ich schon mal daran, ein Picknick<br />

mitzunehmen. Aber dann plane ich die Tour doch<br />

immer so, dass ich an min<strong>de</strong>stens einem Café<br />

vorbeikomme, damit ich nichts mitschleppen muss.<br />

© Clementine Cheetham<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Clementine Cheetham<br />

Kennst du kleine Helferlein, die einen Tag auf<br />

<strong>de</strong>m Rad wirklich angenehmer machen?<br />

Musstest du <strong>de</strong>in Rad schon mal unterwegs<br />

reparieren?<br />

Ich habe einen guten Ratschlag: Lass dich nicht<br />

verrückt machen. Du brauchst eigentlich nichts<br />

zum Radfahren, we<strong>de</strong>r spezielles Werkzeug noch<br />

beson<strong>de</strong>re Kleidung. Wenn du nicht verschwitzt bei<br />

<strong>de</strong>r Arbeit ankommen möchtest, dann fahr doch<br />

einfach ein bisschen langsamer. So kommst du<br />

frisch und ausgeruht an, anstatt auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

Arbeit ein Rennen zu veranstalten und <strong>de</strong>swegen<br />

auch noch einen Satz Wechselkleidung mitnehmen<br />

zu müssen.<br />

Bis auf ein paar Plattfüße im Fahrradurlaub<br />

eigentlich nicht. Ich hatte einmal ein kleines<br />

Problem mit meiner Gangschaltung, als ich<br />

einen nicht gera<strong>de</strong> kleinen Hügel hochfuhr. Zum<br />

Glück war die nächste Person, die vorbeikam, ein<br />

Fahrradmechaniker, <strong>de</strong>r das Problem schnell lösen<br />

konnte.<br />

Wür<strong>de</strong>st du jeman<strong>de</strong>m <strong>de</strong>inen einzigen<br />

Ersatzschlauch geben?<br />

Natürlich! Wenn ich allerdings noch mehrere<br />

Stun<strong>de</strong>n vor mir hätte und es schon dunkel ist und<br />

ich vielleicht auch schon etwas hungrig wäre, dann<br />

vielleicht nicht. Ansonsten helfe ich natürlich gerne,<br />

wenn jemand Hilfe braucht!<br />

41


SABINE &<br />

MATHIAS<br />

© Guido Wirtz<br />

Stellt euch doch mal kurz vor!<br />

Was packt ihr für eine Tour in eure Taschen?<br />

Wir sind Sabine und Mathias aus Wannweil<br />

bei Reutlingen. Wir sind mittlerweile nicht mehr<br />

berufstätig mit <strong>de</strong>m Ziel, unsere Passion Radfahren<br />

noch intensiver leben zu dürfen. Unser großes Ziel<br />

ist es, eine Weltreise in Etappen zu unternehmen.<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr drei Monate, 7.000 Kilometer auf<br />

einem an<strong>de</strong>ren Kontinent. Der Start mit unserer<br />

Europatour (Prag – St. Petersburg – Helsinki und<br />

zurück) wäre 2020 im Mai gewesen. Coronabedingt<br />

musste diese lei<strong>de</strong>r verschoben wer<strong>de</strong>n. Wir haben<br />

dann wenigstens eine Tour nach Norditalien und<br />

zurück gemacht und je<strong>de</strong> Menge Tagestouren in<br />

<strong>de</strong>r Umgebung.<br />

Eine Landkarte, Erste-Hilfe-Täschchen, Handy<br />

und La<strong>de</strong>gerät, bei längeren Touren Ersatzakku<br />

und La<strong>de</strong>gerät, Werkzeug und Reparaturset<br />

inklusive Ersatzschlauch, Bedienungsanleitung fürs<br />

Fahrrad, Zitronenbonbons, gefüllte Getränkeflasche<br />

am Rad, Vesper: Apfel, Möhren, Landjäger,<br />

Brot und Picknick<strong>de</strong>cke, Ba<strong>de</strong>anzug/Ba<strong>de</strong>hose,<br />

Handtuch (man weiß ja nie, ob ein Ba<strong>de</strong>see o<strong>de</strong>r<br />

Bach am Wegesrand zum Reinhüpfen einlädt),<br />

Toilettenpapier, Taschenmesser, Sonnencreme,<br />

Gesäßcreme, Fahrtenbuch, in <strong>de</strong>m alle Touren<br />

notiert wer<strong>de</strong>n, Nähzeug, Lippenstift, Haarbürste,<br />

Desinfektionsmittel.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Seid ihr optimistisch o<strong>de</strong>r pessimistisch beim<br />

Packen?<br />

© Guido Wirtz<br />

Wir sind realistisch. Bei gemischter Vorhersage<br />

gehört die Regenjacke in je<strong>de</strong>m Fall ins Gepäck. Bei<br />

absolut guter Wettervorhersage ersetzen wir die<br />

Regenjacke gerne durch Sonnencreme.<br />

Gibt es einen Luxusgegenstand, <strong>de</strong>r immer bei<br />

euch dabei ist?<br />

Bei mir ist es <strong>de</strong>finitiv <strong>de</strong>r Lippenstift und eine<br />

Haarbürste, damit ich auch bei <strong>de</strong>r Pause eine<br />

„bella figura“ mache.<br />

Was ist eure liebste Verpflegung auf <strong>de</strong>m Rad?<br />

Wir machen gerne Päuschen in Biergärten.<br />

Coronabedingt war dies in 2020 lei<strong>de</strong>r kaum<br />

möglich.<br />

Kennt ihr kleine Helferlein, die einen Tag auf<br />

<strong>de</strong>m Rad wirklich angenehmer machen?<br />

Kabelbin<strong>de</strong>r sind zentraler Bestandteil<br />

<strong>de</strong>s Werkzeugtäschchens ebenso wie ein<br />

Multifunktionswerkzeug. Panzertape gehört auch<br />

zu <strong>de</strong>n „Must-haves“. Und Plastiktüten für Müll, bei<br />

Regen über die Socken etc.<br />

Musstet ihr eure Rä<strong>de</strong>r schon mal unterwegs<br />

reparieren?<br />

Schlauch wechseln ist Standard. Die<br />

schwierigste Reparatur war das Ersetzen eines<br />

Bremszuges, aber mit etwas Geduld hat auch das<br />

geklappt. Die abgefahrenste Reparatur war bei<br />

<strong>de</strong>r Umrundung <strong>de</strong>r Südinsel Neuseelands <strong>de</strong>r<br />

geplatzte Reifen <strong>de</strong>s Hinterra<strong>de</strong>s. Wir hatten keinen<br />

Ersatz dabei und es gibt dort keine öffentlichen<br />

Verkehrsmittel. Wir mussten uns also als Anhalter<br />

versuchen. Ein reizen<strong>de</strong>s australisches Pärchen mit<br />

einem VW-Bus hat uns dann 80 Kilometer bis zum<br />

nächsten Ort mitgenommen.<br />

Wür<strong>de</strong>t ihr jeman<strong>de</strong>m euren einzigen<br />

Ersatzschlauch geben?<br />

© Guido Wirtz<br />

Ja, wir haben schon mehrfach mit einem<br />

Schlauch ausgeholfen. Uns wur<strong>de</strong> aber auch schon<br />

geholfen. Einmal haben wir <strong>de</strong>n Mantel nicht von<br />

<strong>de</strong>r Felge runterbekommen. In einem Bauhof<br />

haben tatkräftige Männer dankenswerterweise das<br />

Problem gelöst.<br />

43


WORAUF WIR ABFAHREN<br />

SVENJAS LIV EMBOLDEN<br />

Foto: Mario Janusch<br />

Wer bist du und was machst du bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>?<br />

Ich bin Svenja, seit fünf Jahren bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong><br />

und verantworte das People Relations Department.<br />

Ich bin so was wie <strong>de</strong>r Tourgui<strong>de</strong> bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Mein Team kümmert sich um ein stimmiges Erlebnis<br />

von <strong>de</strong>r Einarbeitung über die reibungslose<br />

Organisation bis hin zu Techniktipps und<br />

konstruktivem Feedback. Und auch wenn die Sonne<br />

mal nicht scheint, fin<strong>de</strong>n wir Lösungen.<br />

Outdoorsport war schon immer ein Ausgleich<br />

für mich, ich komme allerdings vom Leistungsschwimmen.<br />

Meine Lei<strong>de</strong>nschaft fürs Rad habe<br />

ich so erst bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> ent<strong>de</strong>ckt. Die meisten<br />

Kilometer lege ich auf meinem Gravelbike zurück,<br />

habe aber auch Gefallen am technischeren<br />

Mountainbiken gefun<strong>de</strong>n.<br />

Wieso magst du dieses Fahrrad?<br />

Als ich ins Mountainbiken eingestiegen bin,<br />

war das Liv Embol<strong>de</strong>n die perfekte Wahl. Ich wollte<br />

ein robustes und tourentaugliches Trailbike. Ich<br />

liebe längere Touren und fahre es auch mit Spaß<br />

lange Passagen bergauf. Vor allem aber wollte<br />

ich meine Technik in technisch anspruchsvollen<br />

o<strong>de</strong>r steilen Abfahrten ausbauen. Und da ich nicht<br />

wusste, ob ich bei dieser Disziplin bleiben wür<strong>de</strong>,<br />

war mir auch das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht<br />

unwichtig. Auf <strong>de</strong>m Embol<strong>de</strong>n fühle ich mich sicher<br />

und kann meine Grenzen verschieben. Mit 120<br />

Millimetern Fe<strong>de</strong>rweg liegt es stabil auf je<strong>de</strong>m Trail<br />

und hat mir so manchen Fehler verziehen. Seit<strong>de</strong>m<br />

ich ein paar Teile optimiert habe, fahre ich es mit<br />

noch mehr Freu<strong>de</strong>!<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


ABUS QUIN SYSTEM<br />

CRASH<br />

DETECTION<br />

Das ABUS QUIN System ist die smarte Crash-Erkennung<br />

für ABUS Helme. Egal ob Road o<strong>de</strong>r Offroad, <strong>de</strong>r QUIN Chip<br />

erkennt zuverlässig <strong>de</strong>inen Crash. Im Ernstfall wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>ine Notfallkontakte sofort über <strong>de</strong>inen Standort informiert.<br />

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45


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Text: Nathalie Schneitter, Fotos: Balz Weber<br />

FRÜHLINGSERWACHEN<br />

MOUNTAINBIKE-PROFIS MACHEN KEINE PAUSEN<br />

Die Schweizerin Nathalie Schneitter kennt das Business bestens. Elf Jahre war sie als Profi im<br />

Cross-Country-Weltcup unterwegs, bis sie <strong>de</strong>n Job an <strong>de</strong>n Nagel hängte und wie<strong>de</strong>r Radfahrerin<br />

aus Lei<strong>de</strong>nschaft wur<strong>de</strong>. Warum? Weil sie mehr erleben und die Zeit auf <strong>de</strong>m Zweirad wie<strong>de</strong>r<br />

mehr genießen wollte. Ein Essay einer Frau, die weiß, dass Radfahren glücklich macht.


Profisport ist vor allem eine Sache fanatischer<br />

Planung. Im Herbst wird die Saison strukturiert und<br />

schon herrscht Gewissheit, was in je<strong>de</strong>r einzelnen<br />

Woche <strong>de</strong>s nächsten Jahres ansteht. Wochenen<strong>de</strong>n<br />

zu Hause sind seltene Highlights und Nächte in<br />

Hotelzimmern fast so normal wie das Zähneputzen<br />

vor <strong>de</strong>m Zubettgehen. Genauso wichtig wie das<br />

Schmie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Pläne ist es aber, flexibel zu bleiben.<br />

Denn Pläne sollen zu erfüllten Zielen führen. Än<strong>de</strong>rt<br />

sich die Ausgangslage o<strong>de</strong>r gar das Ziel, muss auch<br />

<strong>de</strong>r Plan angepasst wer<strong>de</strong>n. Bestes Beispiel dafür<br />

sind jegliche Coronabedingten Unsicherheiten.<br />

Wahrscheinlich wer<strong>de</strong>n mehr Zukunftspläne auf<br />

<strong>de</strong>n Kopf gestellt als umgesetzt. Als Athletin weiß<br />

ich, dass bei Krankheiten, Verletzungen und vielen<br />

an<strong>de</strong>ren Stolpersteinen eine Kursanpassung <strong>de</strong>r<br />

einzige Weg vorwärts ist. Ein gutes Körpergefühl<br />

und eine offene Kommunikation sind dabei<br />

entschei<strong>de</strong>nd. We<strong>de</strong>r Coach noch Teamchef können<br />

besser beurteilen, was es zum Erfolg braucht. Ich<br />

bin und bleibe die beste Expertin <strong>de</strong>r eigenen<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

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WAHRSCHEINLICH WERDEN MEHR<br />

ZUKUNFTSPLÄNE AUF DEN KOPF<br />

GESTELLT ALS UMGESETZT.<br />

Um im Sport vorwärtszukommen, braucht es Ziele,<br />

die herausfor<strong>de</strong>rn und motivieren. Zu<strong>de</strong>m müssen<br />

sie auf einer persönlichen Ebene so wichtig sein,<br />

dass sich <strong>de</strong>r eigene Mikrokosmos darum drehen<br />

kann. Immerhin gilt es, tagtäglich Schweiß und<br />

Willen aufzubringen und gleichzeitig <strong>de</strong>n Spaß<br />

nicht zu verlieren – ein Spagat son<strong>de</strong>rgleichen!<br />

Verliert man das Interesse an <strong>de</strong>n eigenen Zielen,<br />

ist das ein guter Indikator, dass diese entwe<strong>de</strong>r zu<br />

klein o<strong>de</strong>r zu groß gesteckt wur<strong>de</strong>n, Teilziele auf<br />

<strong>de</strong>m Weg fehlen o<strong>de</strong>r sie einem nicht wichtig genug<br />

sind. Eine Kursanpassung ist vonnöten, wenn<br />

man trotz klar gesteckter Ziele orientierungslos<br />

zurückbleibt. Auch nach <strong>de</strong>r Profikarriere wird sich<br />

so manche*r Athlet*in dabei ertappen, das Leben<br />

dauernd mit neuen Plänen vollzupacken. Man hat<br />

es ja nie an<strong>de</strong>rs gelernt.<br />

49


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Da genau in <strong>de</strong>n Wintermonaten die Basis für die<br />

bevorstehen<strong>de</strong> Saison gelegt wird, ist Winterzauber<br />

für die meisten Radprofis ein Fremdwort. Die<br />

Winterflucht be<strong>de</strong>utet einerseits unendliche<br />

sonnige Stun<strong>de</strong>n im Rennradsattel, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber auch viel Monotonie. Die Erkenntnis, dass man<br />

im Winter das Rennrad auch mal ein paar Wochen<br />

im Keller stehen lassen kann, sich polysportiv<br />

durchschlägt o<strong>de</strong>r aus purer Freu<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m<br />

Mountainbike im Matsch spielen geht, ist neu. Neu<br />

ist auch, dass man einfach nach Hause geht, wenn<br />

man kalte Füße kriegt, o<strong>de</strong>r es ab und zu okay ist,<br />

einen Sonntag auf <strong>de</strong>m Sofa zu verbringen. Nur wer<br />

das eine kennt, kann das an<strong>de</strong>re schätzen.<br />

Wenn im Frühjahr die Tage länger wer<strong>de</strong>n, die<br />

Vöglein im Wald zwitschern und die Sonne die<br />

Herzen wärmt, dann ist die Vorfreu<strong>de</strong> auf die Bike-<br />

Saison am größten. Diese Frühlingsfreu<strong>de</strong> ist für<br />

viele Ex-Profis neu. Das Frühjahr be<strong>de</strong>utete früher,<br />

ausgebrannt zu sein vom vielen Grundlagentraining<br />

und innerlich zwiegespalten zu sein zwischen<br />

Erleichterung und Angst, dass die Rennsaison<br />

losgeht. Hat man die Profikarriere an <strong>de</strong>n Nagel<br />

gehängt, gewinnt so manche*r die Liebe zum<br />

Radfahren zurück. Nichts macht glücklicher, als<br />

mit <strong>de</strong>m Mountainbike über Trails zu heizen o<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>m Gravelbike stun<strong>de</strong>nlang durch die Wäl<strong>de</strong>r<br />

zu cruisen. Deshalb ist Endura auch genau <strong>de</strong>r<br />

richtige Partner für mich. Sie ermöglichen mir mit<br />

Stil und ökologisch ruhigem Gewissen unterwegs<br />

zu sein, sowohl in Lycra als auch in Baggys.<br />

Im Frühling wie<strong>de</strong>r in Schwung zu kommen ist<br />

aber natürlich plötzlich etwas zäher. Die eigenen<br />

Erwartungen herunterzuschrauben und Geduld<br />

mit sich selber zu haben, ist das Einzige, was hilft.<br />

Konzentriert man sich bei <strong>de</strong>n ersten Ausfahrten<br />

nicht darauf, wie fit man ist, son<strong>de</strong>rn wie gut einem<br />

die Bewegung und die Natur tun, dann be<strong>de</strong>utet<br />

das Frühlingserwachen nur Glücksgefühle. Der<br />

Fitnessgewinn wird dann zur Begleiterscheinung.<br />

RADFAHREN MACHT GLÜCKLICH,<br />

DAS IST EIN FAKT.<br />

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NEVER STOP CYCLING<br />

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51


Text & Fotos: Martin Ohliger<br />

VOM SALTO ZUR<br />

FEIERABENDRUNDE<br />

WIE DER DEUTSCHE MEISTER IM BMX FREESTYLE<br />

ANDERE FAHRRÄDER LIEBEN LERNTE<br />

Jetzt gilt es. Die Preisrichter waren gna<strong>de</strong>nlos und haben einen kleinen Fehler im ersten Lauf brutal<br />

abgestraft. Wenn Daniel Tünte noch Deutscher Meister wer<strong>de</strong>n möchte, muss er im zweiten (und<br />

letzten) Lauf fehlerlos bleiben. 60 Sekun<strong>de</strong>n lang fliegt er über <strong>de</strong>n Parcours, ohne dass man ihm<br />

<strong>de</strong>n Druck anmerken wür<strong>de</strong>. Mal hängt er dabei kopfüber in <strong>de</strong>r Luft, mal dreht er das Fahrrad<br />

mehrfach unter seinem Körper. Am En<strong>de</strong> passt tatsächlich alles und Daniel wird <strong>de</strong>r erste offizielle<br />

Deutsche Meister im BMX Freestyle. Eineinhalb Jahre später rollt <strong>de</strong>r gleiche Sportler auf einem<br />

Gravelbike gemütlich in <strong>de</strong>n Sonnenuntergang. Statt Schonern trägt er Lycra und die Tour dauert<br />

<strong>de</strong>utlich länger als nur eine Minute. Wie kam es <strong>de</strong>nn dazu?<br />

BMX sieht aus wie ein Sport für Verrückte, die<br />

Spaß am Fallen haben. Stimmt das?<br />

Wenn du die spektakulärsten Tricks lernen<br />

möchtest, musst du schon ein bisschen verrückt<br />

sein. Aber Hinfallen gehört halt dazu. Das passiert<br />

einfach und du trägst ja auch Schutzkleidung und<br />

lernst, wie du hinfallen kannst.<br />

springen zu können. Zehn Jahre meiner<br />

professionellen Karriere lief das so und dann<br />

wur<strong>de</strong> BMX Freestyle olympische Disziplin.<br />

Dadurch haben sich auch Vereinsstrukturen<br />

entwickelt, es wur<strong>de</strong> ein Bun<strong>de</strong>ska<strong>de</strong>r aufgestellt<br />

und da war ich von Anfang an dabei.<br />

Und dann bist du Deutscher Meister gewor<strong>de</strong>n?<br />

Wie sah <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>in Training im Lauf <strong>de</strong>iner<br />

Karriere aus?<br />

Vereinsstrukturen gab es im BMX lange<br />

nicht. Besser zu wer<strong>de</strong>n hat immer nur be<strong>de</strong>utet,<br />

<strong>de</strong>n nächsten Trick zu lernen o<strong>de</strong>r am Anfang<br />

überhaupt erst mal über verschie<strong>de</strong>ne Rampen<br />

Ja, im März 2019. Das war die erste<br />

Deutsche Meisterschaft mit <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s<br />

Weltradsportverbands und es hat mich natürlich<br />

sehr gefreut, dass ich da gewinnen konnte und jetzt<br />

immer noch amtieren<strong>de</strong>r Deutscher Meister bin.<br />

Aber im En<strong>de</strong>ffekt war das auch nur ein Contest, bei<br />

<strong>de</strong>m ich oben auf <strong>de</strong>m Treppchen stehen konnte.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


53


Als du da gewonnen hast, hast du schon recht<br />

viel trainiert?<br />

Bevor ich im Bun<strong>de</strong>ska<strong>de</strong>r war, bin ich einfach<br />

nur BMX fahren gegangen, wann ich wollte. Wenn<br />

ich eine Woche keine Lust hatte, habe ich das<br />

einfach gelassen. Ausgleichssport habe ich auch<br />

keinen gemacht. Aber als das dann mit <strong>de</strong>m Ka<strong>de</strong>r<br />

anfing, ging es auch darum, sich außerhalb vom<br />

Radfahren fit zu halten, um auf <strong>de</strong>m Rad besser<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Dann gab es drei Mal die Woche<br />

Krafttraining mit Gewichten und zwei Mal pro<br />

Woche Ausdauertraining auf <strong>de</strong>m Ergometer. Dazu<br />

bin ich natürlich auch noch BMX gefahren. Das war<br />

schon etwas ganz an<strong>de</strong>res als vorher und hat auch<br />

ein bisschen <strong>de</strong>n Spaß genommen. Ich habe 2019<br />

das ganze Jahr je<strong>de</strong>n einzelnen Tag trainiert.<br />

Hat sich durch das Training und <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>ska<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>ine Einstellung zu Wettbewerben<br />

verän<strong>de</strong>rt?<br />

Überhaupt nicht. Ich wollte schon immer gut<br />

fahren und die beste Platzierung rausholen, die<br />

ich schaffen kann. Wettbewerbe haben für mich<br />

einfach immer zu BMX gehört. Es geht mir auch<br />

immer eher darum, <strong>de</strong>n Leuten, die ich kenne, zu<br />

zeigen, was ich kann, egal ob da noch hun<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r<br />

tausend an<strong>de</strong>re Leute zugucken.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>ska<strong>de</strong>r<br />

hattest du dann aber <strong>de</strong>ine ersten Erfahrungen<br />

mit einem Rennrad gemacht, o<strong>de</strong>r?<br />

Ja, genau. Ich bin En<strong>de</strong> 2017 mit <strong>de</strong>m BDR<br />

ins Rennrad-Trainingslager nach Spanien<br />

geflogen. Da bin ich dann zehn Tage lang je<strong>de</strong>n<br />

Tag Rennrad gefahren – obwohl ich vorher noch<br />

nie auf einem Rennrad gesessen hatte. Das war<br />

schon anstrengend, drei Stun<strong>de</strong>n durch die Berge<br />

zu fahren, wenn mal nicht die Sonne schien<br />

und es geregnet hat. Zum Glück war das ein<br />

Grundlagenausdauer-Camp, die an<strong>de</strong>ren sind also<br />

nicht so schnell gefahren und ich konnte mithalten.<br />

Ich fand das schon cool, aber ich habe danach<br />

trotz<strong>de</strong>m mein gesamtes Ausdauertraining auf <strong>de</strong>m<br />

Ergometer gemacht. Ich habe mich einfach nie<br />

dazu entschei<strong>de</strong>n können, ein Rad zu kaufen, weil<br />

es schon eine nicht zu verachten<strong>de</strong> Investition ist.<br />

Im Lockdown war es dann aber so weit.<br />

Warum ausgerechnet dann?<br />

Viele Freun<strong>de</strong> von mir hier in Berlin haben<br />

Rennrä<strong>de</strong>r und als das mit <strong>de</strong>m Lockdown anfing,<br />

fielen BMX und auch fast alle an<strong>de</strong>ren Sportarten<br />

plötzlich weg. Da fing das an, dass plötzlich alle ihre<br />

Rennrä<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r rausgeholt haben, weil auch das<br />

Wetter besser wur<strong>de</strong>. Das war wirklich die perfekte<br />

Zeit und dann habe ich endlich zugeschlagen.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Wür<strong>de</strong>st du das Training nennen, was du mit<br />

<strong>de</strong>m Rennrad machst?<br />

Ist das Rennrad dann einfach nur ein größeres<br />

BMX-Rad?<br />

Nein, auf keinen Fall. Ich bin einfach nur<br />

irgendwelche Touren gefahren, hauptsächlich auf<br />

<strong>de</strong>r Straße, um irgendwie ein bisschen Sport zu<br />

machen. Dabei kann man sich ja auch entspannt<br />

unterhalten, wenn man nicht zu viel Gas gibt.<br />

Graveltouren machen mir am meisten Spaß, auch<br />

gerne mal über mehrere Tage. Vielleicht mache ich<br />

das irgendwann auch mal mit Zelt, da habe ich echt<br />

Lust drauf. Wir haben im <strong>Sommer</strong> eine Tour in <strong>de</strong>r<br />

Sächsischen Schweiz gemacht und das ist genau<br />

das, was ich weiter am liebsten machen wür<strong>de</strong>.<br />

Ich benutze das Rennrad aber auch je<strong>de</strong>n Tag, um<br />

damit in <strong>de</strong>r Stadt unterwegs zu sein.<br />

Beim BMX steht die Gemeinschaft im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund, und es macht eigentlich alles<br />

Spaß, was ich damit mache. Rennrad ist halt eine<br />

Mischung aus Sport und Gemeinschaft. Das wird<br />

bei mir wahrscheinlich auch irgendwann das BMX<br />

ablösen. Irgendwann spielt <strong>de</strong>r Körper beim BMX<br />

nicht mehr mit, aber auf <strong>de</strong>m Rennrad kann ich<br />

dann immer noch sitzen.<br />

Also das Rennrad ist für dich kein Sportgerät?<br />

Nicht nur. Es gab auch ein paar Run<strong>de</strong>n, wo<br />

wir ambitioniert gefahren sind und einen Schnitt<br />

über 30 Kilometer pro Stun<strong>de</strong> fahren wollten, das<br />

wur<strong>de</strong> dann schon ein bisschen sportlich.<br />

Hast du <strong>de</strong>nn Ambitionen, ein Rennradrennen<br />

zu fahren?<br />

Auf keinen Fall, wieso das <strong>de</strong>nn? Beim BMX<br />

hast du im besten Fall Talent und versuchst einfach<br />

die Tricks, bis sie klappen. Das macht auch richtig<br />

Spaß. Training auf <strong>de</strong>m Rennrad mit Intervallen<br />

und so macht mir aber gar keinen Spaß. Touren<br />

fahren ist super, aber das Training, das ich machen<br />

müsste, um besser und wirklich schnell zu wer<strong>de</strong>n,<br />

ist überhaupt nichts für mich.<br />

Was hat das Rennrad <strong>de</strong>nn für dich verän<strong>de</strong>rt?<br />

Ich habe Berlin und das, was drumherum ist,<br />

auf eine ganz an<strong>de</strong>re Art kennengelernt. Ich wäre<br />

ohne Rennrad niemals in die Sächsische Schweiz<br />

gekommen und das war eine super Erfahrung, da<br />

die kleinen Wege entlangzufahren und die schöne<br />

Landschaft zu genießen.<br />

55


Text: Martin Ohliger, Fotos: Tom Schlegel<br />

VON STUTTGART<br />

ZUM STELVIO<br />

VOM VOTEC-HAUPTQUARTIER<br />

INS HERZ DER ALPEN<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Der Stelvio ist kein Berg, er ist ein Mythos.<br />

Oft genug ist er <strong>de</strong>r höchste Punkt <strong>de</strong>s Giro<br />

d’Italia, <strong>de</strong>r dreiwöchigen Italienrundfahrt,<br />

und in dieser Funktion sind an ihm zahlreiche<br />

Hel<strong>de</strong>n geboren (und gestürzt) wor<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>n<br />

zahlreichen Legen<strong>de</strong>n, die sich um ihn ranken,<br />

ist er natürlich auch ein Wallfahrtsort für alle<br />

Rennradfahrer*innen – <strong>de</strong>r ultimative Härtetest<br />

auf 2.757 Metern über <strong>de</strong>m Meeresspiegel.<br />

An<strong>de</strong>rs sah das bei Lukas aus. Der hat sich zwar<br />

die Fitness seiner Rennradprofikarriere bewahrt,<br />

konnte aber nicht auf eigene Erfahrungen bei<br />

ähnlichen Touren zurückgreifen: „Ich dachte ja<br />

eigentlich immer, dass ich viel Fahrrad fahre,<br />

aber als ich die Geschichten vom Rest <strong>de</strong>r Gruppe<br />

gehört habe, hatte ich schon Panik. Ich bin völlig<br />

unerfahren in diesem Ultrabereich und <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>r<br />

Truppe macht dauernd so was.“<br />

4 FAHRER*INNEN<br />

389 KM<br />

Auch im Votec-Hauptquartier schaute man oft<br />

sehnsüchtig Richtung Sü<strong>de</strong>n. Wäre es wohl möglich,<br />

nonstop von Stuttgart auf <strong>de</strong>n Stelvio zu fahren?<br />

Der Launch <strong>de</strong>s neuen Votec VRC, eines Allroad-<br />

Rennrads mit Langstreckenpotenzial, lieferte <strong>de</strong>n<br />

heiß ersehnten Anlass, um eine motivierte Truppe<br />

zusammenzustellen und einfach mal loszufahren.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Mitreisen<strong>de</strong>n war schon vor <strong>de</strong>m<br />

Start recht klar, dass selbst 390 Kilometer mit<br />

7.260 Höhenmetern kein allzu großes Problem<br />

darstellen wür<strong>de</strong>n. Im Vorfeld bezeichnete Marion<br />

Touren dieser Größenordnung als „Pillepalle“, was<br />

sicher keine Angeberei war. Sie hatte wie Maren<br />

und Raphael bereits zahlreiche, teilweise <strong>de</strong>utlich<br />

längere Langstreckentouren dieser Art hinter<br />

sich gebracht. Sie alle gingen mit <strong>de</strong>r ruhigen<br />

Gewissheit, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit<br />

irgendwie anzukommen, an <strong>de</strong>n Start.<br />

Die Route sah vor, von Stuttgart aus über die<br />

Schwäbische Alb <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nsee anzusteuern,<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>de</strong>n Flüela sowie <strong>de</strong>n Ofenpass<br />

mitzunehmen und über <strong>de</strong>n Umbrailpass auf<br />

<strong>de</strong>m Stelvio anzukommen. Im Höhenprofil sehen<br />

die ersten 250 Kilometer seltsam flach aus. Das<br />

sind sie natürlich nicht, aber im Vergleich mit<br />

<strong>de</strong>n Bergriesen im späteren Verlauf wird selbst<br />

<strong>de</strong>r Anstieg auf die Schwäbische Alb zu einem<br />

kaum sichtbaren Hügel <strong>de</strong>gradiert. Erst ab<br />

<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>nsee wür<strong>de</strong> es also richtig zur Sache<br />

gehen. Um möglichst viel Tageslicht mitnehmen<br />

zu können, war <strong>de</strong>r Start auf Mitternacht gelegt<br />

wor<strong>de</strong>n. Geplant war, im Sonnenuntergang auf<br />

<strong>de</strong>m Stelvio zu stehen, was ambitioniert, aber<br />

nicht völlig unmöglich war.<br />

7.260 HM<br />

17:00 H<br />

BEWEGUNGSZEIT<br />

FLÜELA-, OFEN-,<br />

UMBRAILPASS<br />

57


„DER ERSTE BERG GING NACH 250 KILOMETERN LOS, ES WAREN 30 GRAD<br />

IM SCHATTEN UND DA LAGEN NOCH 5.500 HÖHENMETER VOR UNS.“<br />

- Raphael<br />

Die Gruppe kannte sich vorher nur teilweise und<br />

ein bisschen Spannung lag schon in <strong>de</strong>r Luft, als es<br />

dann tatsächlich losging. Aber schon nach kurzer<br />

Zeit hatten sich alle aufeinan<strong>de</strong>r eingestimmt<br />

und rollten zügig Richtung Berge. Solange die<br />

Beine noch frisch waren, lief es auch rund. Der<br />

Sonnenaufgang tat sein Übriges, beson<strong>de</strong>rs für<br />

Maren: „Auf <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb wur<strong>de</strong> es<br />

langsam hell und ganz hinten am Horizont habe<br />

ich das Alpenpanorama gesehen und wusste, dass<br />

wir da noch durchfahren. Das war schon ein cooles<br />

Gefühl, das ließ sich ein bisschen mit meiner ersten<br />

Tour zur Ostsee vergleichen, einem meiner ersten<br />

Aha-Erlebnisse auf <strong>de</strong>m Fahrrad.“<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


So langsam näherten sich aber auch die Berge<br />

– für <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Gruppe völlig unbekannte<br />

Größen. Nur Raphael hatte schon Erfahrungen mit<br />

längeren Anstiegen, erreichte aber trotz<strong>de</strong>m direkt<br />

am ersten Berg seinen absoluten Tiefpunkt: „Als<br />

das flache Stück vorbei war, waren wir schon gut<br />

kaputt. Der erste Berg ging nach 250 Kilometern<br />

los, es waren 30 Grad im Schatten und da lagen<br />

noch 5.500 Höhenmeter vor uns.“ Selbst ohne<br />

bereits zehn Stun<strong>de</strong>n im Sattel gesessen zu haben,<br />

wäre das eine Monstertour gewesen.<br />

Für Lukas fing hier allerdings <strong>de</strong>r vergnügliche<br />

Teil an. Als Sportwissenschaftler hatte er seine<br />

Ernährung minutiös durchgeplant und bis zum<br />

Bo<strong>de</strong>nsee schon zwölf Energiegels intus. Das<br />

trug augenscheinlich Früchte: „Es tat mir auch<br />

leid, dass ich dann angefangen habe, die Leute<br />

zuzuquatschen, weil ich einfach plötzlich so Bock<br />

hatte. Mir ging es viel zu gut dafür, dass ich schon<br />

fast 300 Kilometer in <strong>de</strong>n Beinen hatte.“<br />

Gruppe nach gut 20 Stun<strong>de</strong>n in völliger Dunkelheit<br />

auf <strong>de</strong>m Gipfel eines <strong>de</strong>r berühmtesten Berge <strong>de</strong>r<br />

Rennradwelt. Pures Gänsehautfeeling!<br />

Die Zahlen sehen überwältigend aus, aber<br />

Touren dieser Art sind keinesfalls nur wenigen<br />

Ausnahmeathlet*innen vorbehalten. Natürlich<br />

solltest du ein wenig Grundlagenfitness mitbringen,<br />

aber du brauchst we<strong>de</strong>r jahrzehntelanges Training<br />

noch ein Begleitfahrzeug. Am En<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t<br />

bei solchen Strecken sowieso <strong>de</strong>r Kopf, ob und<br />

wie du ankommst. Die dafür benötigte Einstellung<br />

fasst Maren gut zusammen: „Für so was muss<br />

man schon ein bisschen bekloppt sein.“ Wärst du<br />

bekloppt genug?<br />

So zerschellte schon am ersten Berg, <strong>de</strong>m<br />

Flüelapass, <strong>de</strong>r Plan, im Sonnenuntergang <strong>de</strong>n<br />

Gipfel <strong>de</strong>s Stelvios zu erreichen. Die Abfahrt hatte<br />

sich verzögert, alle fuhren bergauf ihr eigenes<br />

Tempo und in <strong>de</strong>r Gruppe brauchen Pausen einfach<br />

länger als bei Solofahrten. Ein Problem war das<br />

keinesfalls, das Motto <strong>de</strong>r Tour war schließlich<br />

„Erlebnis vor Ergebnis“. Und so startete <strong>de</strong>r Aufstieg<br />

auf <strong>de</strong>n Stelvio mit <strong>de</strong>n letzten Sonnenstrahlen.<br />

Raphael ließ sich zu Beginn von Lukas noch mit<br />

Anekdoten aus <strong>de</strong>r Radsportgeschichte unterhalten,<br />

bevor er ihn ziehen lassen musste. Marion und<br />

Maren hingegen hatten ihren Vorrat an Optimismus<br />

weitestgehend aufgebraucht. Insbeson<strong>de</strong>re Maren<br />

ha<strong>de</strong>rte mit <strong>de</strong>n im Vergleich zu ihrem normalen<br />

Trainingsrevier in Bran<strong>de</strong>nburg ungewohnten<br />

Höhenmetern: „Um Gottes Willen, wieso machst<br />

du die Scheiße? Wieso machst du nicht Yoga<br />

wie <strong>de</strong>ine Freundinnen?“ Und dann drohte da<br />

noch das Begleitfahrzeug, ein immerwähren<strong>de</strong>s<br />

Angebot zur Aufgabe. Das hatte <strong>de</strong>n ganzen Tag<br />

mit Erfrischungen die Moral hochgehalten, wur<strong>de</strong><br />

aber während <strong>de</strong>s Anstiegs in <strong>de</strong>r Dunkelheit für<br />

alle zur mentalen Belastungsprobe. Das Angebot<br />

nahm letzten En<strong>de</strong>s niemand an und so stand die<br />

59


WORAUF WIR ABFAHREN<br />

MADELEINES CANNONDALE TOPSTONE<br />

Foto: Ma<strong>de</strong>leine Bacz<br />

Wer bist du und was machst du bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>?<br />

Mein Name ist Ma<strong>de</strong>leine und ich bin 28<br />

Jahre alt. Da das Radfahren schon lange meine<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft war, habe ich mir eine emotionale<br />

Verbindung zwischen meinem Beruf und Hobby<br />

gewünscht. Als Customer Relationship Manager<br />

verfolge ich das Ziel, die Zufrie<strong>de</strong>nheit unserer<br />

Kun<strong>de</strong>n zu steigern. Dadurch ist meine Arbeit sehr<br />

vielfältig und abwechslungsreich. Zum Beispiel<br />

führe ich Umfragen durch, um aus <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

Optimierungsansätze abzuleiten und diese dann<br />

auch umzusetzen. Wenn unsere Kun<strong>de</strong>n glücklich<br />

sind, dann bin auch ich glücklich!<br />

Welches Rad fährst du und warum?<br />

Tatsächlich war die erste Begegnung mit <strong>de</strong>m<br />

Topstone von Cannondale Liebe auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick. Eine Arbeitskollegin hat sich das gleiche<br />

Mo<strong>de</strong>ll gekauft und ich fand es vom ersten Moment<br />

an einfach nur wun<strong>de</strong>rschön! Da ich mir sowieso<br />

ein Gravelbike anschaffen wollte, habe ich es<br />

innerhalb kürzester Zeit bestellt. Normalerweise<br />

zögere ich immer etwas, bis ich mir ein neues<br />

Fahrrad kaufe, aber das Topstone hat alle Kriterien<br />

hinsichtlich Farbe und Optik erfüllt. Ich bin letztes<br />

Jahr knapp 7.000 Kilometer damit gefahren und<br />

immer noch sehr glücklich damit. Es ermöglicht mir<br />

sehr viel: Asphalt, Schotter, Wald- und Feldwege,<br />

flowige Trails und auch matschige Passagen sind<br />

kein Problem damit. Des Weiteren habe ich das<br />

Bikepacking für mich ent<strong>de</strong>ckt und bin letztes<br />

Jahr drei Wochen mit meinem Topstone durch<br />

Deutschland gefahren.<br />

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KENNST DU<br />

DAS PIKSEN?<br />

Wir haben was dagegen:<br />

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61


IN DIE Freiheit FAHREN…<br />

WIE DAS FAHRRAD DABEI GEHOLFEN HAT, DIE WELT FÜR<br />

FRAUEN BESSER ZU MACHEN<br />

An <strong>de</strong>n Vorteilen <strong>de</strong>s Fahrrads gibt es nichts zu rütteln. Die meisten von uns schätzen<br />

seine positiven Effekte auf Gesundheit und Umwelt sehr. Aber nicht allen<br />

ist bekannt, dass das Fahrrad auch gesellschaftliche Verbesserungen<br />

angestoßen o<strong>de</strong>r beför<strong>de</strong>rt hat – insbeson<strong>de</strong>re für Frauen.<br />

Text: Joanna Mackiewicz, Illustrationen: Carolin Stiefel<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt fand allerdings auch <strong>de</strong>r<br />

allererste Fahrrad-Boom statt. Das Fahrrad<br />

gab es zwar schon etwas länger. Aber erst die<br />

Erfindung <strong>de</strong>s sogenannten „Sicherheits<strong>fahrrad</strong>es“<br />

mit Diamantrahmen, Kettenantrieb und gleich<br />

großen Rä<strong>de</strong>rn sorgte für seinen Durchbruch.<br />

Es war nicht nur einfacher zu fahren als die<br />

wackligen Hochrä<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn durch verbesserte<br />

Produktionsmetho<strong>de</strong>n auch billiger als ein Pferd.<br />

Das Aufkommen dieser Art von Fahrrad fiel mit<br />

<strong>de</strong>r ersten Welle <strong>de</strong>s Feminismus zusammen und<br />

verursachte etwas, das Konservative damals<br />

als „<strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Verfalls je<strong>de</strong>r Moral“<br />

bezeichneten. Fahrrä<strong>de</strong>r gaben Frauen die<br />

Möglichkeit, sich weiter als jemals zuvor vom<br />

eigenen Zuhause zu entfernen. Sie sorgten auch<br />

für eine größere Sichtbarkeit von Frauen in einer<br />

Umgebung, wo sie bisher praktisch keine Rolle<br />

gespielt hatten: außerhalb <strong>de</strong>r eigenen vier Wän<strong>de</strong>.<br />

Dadurch geriet auch die Mo<strong>de</strong> in Bewegung und<br />

die Ära <strong>de</strong>r Reformkleidung begann. Sie zeichnete<br />

sich durch die Abschaffung unnötig komplizierter<br />

und einengen<strong>de</strong>r Kleidungsstücke aus. Lange<br />

Klei<strong>de</strong>r, Korsette und Reifröcke waren einfach<br />

nicht zum Fahrradfahren gedacht. Die flattern<strong>de</strong>n<br />

Stoffe verhed<strong>de</strong>rten sich in Kette o<strong>de</strong>r Speichen<br />

und verursachten Stürze – also weg damit! Fahrrad<br />

fahren verlangte nach kürzeren und leichteren<br />

Röcken und die mutigsten Frauen trugen sogar<br />

Bloomers (weite Hosen, die an <strong>de</strong>n Knöcheln<br />

mit einem Bund zusammengefasst sind), die<br />

Männerhosen schon sehr ähnlich sahen.<br />

Um das zu verstehen,<br />

müssen wir eine Zeitreise<br />

ins Großbritannien <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

unternehmen. Im ausgehen<strong>de</strong>n Viktorianischen<br />

Zeitalter herrschte eine strikte Aufteilung<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft nach Geschlechtern. Falls es<br />

die finanziellen Möglichkeiten einer Familie<br />

erlaubten, waren Frauen von bezahlter Arbeit<br />

ausgeschlossen. Statt<strong>de</strong>ssen war es ihre Aufgabe,<br />

sich um <strong>de</strong>n Haushalt zu kümmern – und es<br />

wur<strong>de</strong> von ihnen erwartet, zu Hause zu bleiben.<br />

Männern hingegen wur<strong>de</strong>n naturgegebene<br />

Eigenschaften zugeschrieben, die sie für ein<br />

aktives Leben in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit bestimmten.<br />

Das war zu viel für die traditionelle viktorianische<br />

Gesellschaft. Die aufgebauschten Kleidungsstücke<br />

dieser Epoche wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>swegen getragen, weil<br />

es als nicht schicklich galt, Körperteile zu zeigen.<br />

Man kann es heutzutage kaum verstehen, aber es<br />

gab wenig Dinge, die die Öffentlichkeit damals so<br />

in Rage versetzten wie ein aufblitzen<strong>de</strong>r Knöchel.<br />

Frauen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>swegen nicht nur beschimpft,<br />

wenn sie Fahrrad fuhren – manchmal flogen sogar<br />

Steine!<br />

Beson<strong>de</strong>rs findige Skeptiker hielten Frauen auf ganz<br />

beson<strong>de</strong>re Art vom Fahrradfahren ab: durch das<br />

Erfin<strong>de</strong>n von Krankheiten wie <strong>de</strong>m „Fahrradgesicht“.<br />

63


Das angestrengte Gesicht während <strong>de</strong>s Fahrens<br />

sollte angeblich zu Nervenschä<strong>de</strong>n, Kopfschmerzen<br />

und Demenz führen. Diese Atmosphäre nutzten<br />

gewiefte Geschäftsleute auf ihre ganz spezielle<br />

Art aus: Sie boten geführte Fahrradtouren mit<br />

Anstandsdamen an. Für diesen Beruf konnte man<br />

sich nur qualifizieren, wenn man verheiratet,<br />

verwitwet o<strong>de</strong>r eine „alte Jungfer“ über 30<br />

war. Zusätzlich brauchte eine Anstandsdame<br />

noch Empfehlungsschreiben von zwei Frauen in<br />

„angesehener gesellschaftlicher Position“ und von<br />

einem Geistlichen.<br />

Trotz all dieser Hür<strong>de</strong>n traten Frauen einfach<br />

weiter in die Pedale. Sie waren nicht mehr auf<br />

Männer angewiesen, um das Haus zu verlassen,<br />

und hatten dadurch viel mehr Möglichkeiten,<br />

Lohnarbeit nachzugehen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Menschen<br />

kennenzulernen. Außer<strong>de</strong>m konnten sie so <strong>de</strong>utlich<br />

effektiver für ihre Rechte kämpfen. Im frühen 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt gewannen die Suffragetten, die für<br />

das Frauenwahlrecht kämpften, immer mehr an<br />

Be<strong>de</strong>utung. Ein Teil ihres Erfolgs beruhte auf <strong>de</strong>m<br />

Einsatz von Fahrrä<strong>de</strong>rn, die ein wesentlicher Teil<br />

aller ihrer Aktionen waren. Einer dieser Proteste<br />

hielt sogar Winston Churchill mit einer aus<br />

Fahrrä<strong>de</strong>rn gebauten Barrika<strong>de</strong> davon ab, London<br />

zu verlassen!<br />

Auch heute ist die Verbindung zwischen <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad und einem besseren Leben für Frauen<br />

immer noch stark. Zum Beispiel beim Fancy Women<br />

Bike Ri<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Türkei, bei <strong>de</strong>m eine Menge schick<br />

angezogene Frauen auf Fahrrä<strong>de</strong>rn durch die<br />

Stadt fahren und so die Sichtbarkeit von Frauen<br />

im urbanen Raum erhöhen. O<strong>de</strong>r die #BIKEYGEES,<br />

die in Berlin geflüchteten Frauen Fahrradfahren<br />

und Reparaturen beibringen. In Afghanistan sind<br />

Fahrrad fahren<strong>de</strong> Frauen ein Statement für<br />

Gleichberechtigung, weil sie sich damit<br />

gegen die von Männern dominierte<br />

Gesellschaft auflehnen.<br />

1896 hat Susan B. Anthony festgestellt,<br />

dass das Fahrrad „mehr für die<br />

Emanzipation <strong>de</strong>r Frau getan hat als<br />

irgen<strong>de</strong>twas an<strong>de</strong>res auf <strong>de</strong>r Welt“. Wie wir<br />

sehen, ist damit noch lange nicht Schluss!<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


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Bastian Steinecker, Frank Maier, Martin Ohliger<br />

Grafik:<br />

Christian Wenglorz, Jonas Christoph<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

Ben Lubin, Bramm Clitherow, Joanna Mackiewicz,<br />

Martina Domnick, Oscar Hentmark<br />

Lektorat:<br />

Herwig Frenzel<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


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N<br />

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I<br />

S<br />

E<br />

R<br />

E<br />

D<br />

Aktiviere<br />

Körper und<br />

Geist zum<br />

Sonnenaufgang.<br />

#SunriseMind

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