Brigitte Buhmann - Schweizerischer Fahrlehrerverband

ein unfallforscher äussert sich zu Kopfstützen
KNoW-hoW
«Richtige Einstellung ist entscheidend»
«Kopfstützen schützen – Sicher unterwegs
mit der richtigen Einstellung» heisst die laufende
Kampagne, die vom Schweizerischen
Versicherungsverband SVV im auftrag des
Fonds für Verkehrssicherheit getragen
wird. in einem interview äussert sich anton
Brunner, leiter Unfallforschung bei der aXa
Winterthur, zum thema.
Welches sind die haupteigenschaften einer guten Kopfstütze?
Anton Brunner: Wir betrachten sitz und Kopfstütze als
ein ganzes. Die stütze soll den Kopf bei einer heckkollision
möglichst rasch und sanft abfangen. einerseits
muss das Kopfpolster im innern, d. h. unter einer flexiblen
Oberfläche, genügend hart sein. Früher waren Kopfstützen
als reine Komfortobjekte oft zu weich. andererseits
ist eine starke Verankerung im sitz entscheidend.
Welche Folgen kann sie bei Kollisionen
verhindern oder verringern?
AB: schon bei relativ geringer
geschwindigkeit wirken bei mangelhafter
einstellung von sitz und
Kopfstütze gewaltige Kräfte auf die
halswirbelsäule. Bei der heckkollision
ist bei der halswirbelsäule eine
sogenannte s-Kurve zu beobachten:
Der Kopf verschiebt sich gegenüber
der Brust stärker nach hinten und die halswirbelsäule
verformt sich dabei in Form eines s. in der Folge können
Übelkeit, schwindel, starke Kopfschmerzen sowie
mangelnde Konzentrationsfähigkeit auftreten – all das,
was man im Volksmund «schleudertrauma» nennt. Die
richtig eingestellte Kopfstütze beugt dem vor.
Wann ist eine Kopfstütze richtig eingestellt?
AB: Der scheitel des Kopfes und die obere Begrenzung
der Kopfstütze müssen auf gleicher höhe sein. Das
kann man leicht selbst überprüfen: Die hand flach auf
den Kopf legen und diese dann waagrecht nach hinten
bewegen. Wenn man exakt über die Kopfstütze streicht,
ist sie richtig eingestellt. Wichtig ist zudem, dass der
abstand zwischen Kopf und stütze möglichst gering ist.
Die meisten von uns haben den sitz nicht in absolut senk-
rechter position, sondern leicht nach hinten geneigt –
um ca. 25 grad. Das ist dann auch die optimale position
für die Kopfstütze.
Weitere tipps?
AB: Man muss sich die erforderliche Zeit zum einstellen
wirklich nehmen, auch für die personen auf den Rücksitzen.
als lenker lohnt sich während der Fahrt ein regelmässiger
Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergegenwärtigen,
in welcher Distanz das nächste Fahrzeug folgt.
Beim stehen vor einer roten ampel bleibe ich immer auf
der Bremse. sieht man im Rückspiegel, dass sich eine
auffahrkollision anbahnt, heisst es, mit aller Kraft auf die
Bremse treten. Damit pressen wir uns automatisch stärker
in den sitz und drücken so den Kopf gegen die stütze.
Zudem wirkt die voll blockierte Bremse dem anstoss
von hinten entgegen.
Welche unterschiedlichen Sitzsysteme und Sitzkonstruktionen
gibt es heute?
AB: neben den fest eingebauten
passiven Kopfstützen bieten autohersteller
heute auch weitere
Konzepte an: aktive Kopfstützen
und andere sitz- und Kopfstützenkonstruktionen,
die die Belastung
auf die halswirbelsäule bei einer
heckkollision vermindern, da die
Kopfstützen aktiv zum Kopf geführt
werden.
Man kann dabei nicht sagen, das
eine system sei grundsätzlich besser als das andere.
alle können den Kopf optimal abfangen und den nacken
schützen, wenn sie richtig eingestellt sind. es gibt aber
Konstruktionen, die in unabhängigen tests in Bezug auf
schutz und sicherheit besser abschneiden als andere.
Wie kann man beim Kauf eines neuen autos bewusst auf
die Qualität von Sitz und Kopfstütze achten?
AB: indem man einen händler gezielt darauf anspricht
und ihn auffordert, die zur Wahl stehenden systeme zu
erklären. Wichtig ist, es selbst auszuprobieren bzw. zu
testen, wie benutzerfreundlich sich sitz und Kopfstütze
einstellen lassen. auf alle Fälle lohnt sich ein Blick auf
das Rating von euro nCap (www.euroncap.com), das
sitze und stützen seit 2008 systematisch bewertet.
(VSS/ld) n
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