mebulive 1.2021 (Vorschau)

Produktion / Remote
Public Internet- Übertragung
Eine Maxime bei der Planung der Produktion war, den Kostenvorteil
von remote produzierten Events in den Vordergrund zu
stellen. Das bedeutete für Brandt auch unweigerlich die Nutzung
des Public Internet für die Signalübertragung von Audio
und Video. „Eine dedizierte Leitung hätte rund 10.000 Euro gekostet.
Das wäre nicht zielführend gewesen. Ein wichtiger Teil
des Pilotprojekts war es zu zeigen, dass es über das Public
Internet geht – so schließen wir nicht im Voraus das Gros an
potentiellen Interessenten aus“, findet Brandt.
Trotzdem lief nicht alles nach Plan, wie Brandt erzählt. Die geplante
50 MB/s-Upload-Leistung ließ sich vor Ort in der Konzerthalle nicht
erreichen. Stattdessen musste das Team mit zwei 10 MB/s Leitungen
Vorlieb nehmen. Das, so Brandt, führte zu einigen schlaflosen
Nächten: „Mit neun zusätzlichen Telekom SIM-Karten aus meinem
Business XXL-Tarif und mehreren LTE-Routern, die zu einem WAN
zusammengeschlossen wurden, ging es dann doch reibungslos.
Und das ist eine schöne Message für alle, die bewegtes Bild produzieren
wollen und sich fragen, ob sie es sich leisten können.“
Partnerschaftlicher Erfolg
Dass die Remote-Produktion von Peter Brandt so erfolgreich
verlaufen ist, sei vor allem dem partnerschaftlichen Zusammenarbeiten
zu verdanken. Eine Lehre, die gerade aus der
Corona- Pandemie gezogen werden könne. „Der Zusammenhalt
in der Branche ist der Wahnsinn“, so Brandt und führt aus:
„Die Partner waren überwiegend langjährige Wegbegleiter. Den
Regisseur, Sven Offen aus Wien, kenne ich seit 30 Jahren.
Wir haben unzählige Produktionen zusammen gestemmt.“ Beim
Produktionsmanagement vertraute Brandt auf Holger Schader
von Solotech, der vor Ort in Bottrop alle Fäden zusammen führte.
Auch Riedel Communications war bei der Produktion eine feste
Größe und ständiger Begleiter dieser Produktion. „Thomas
(Riedel, Anm. d. Redaktion) hat damals meine Remote Mixing
Idee, bei der es damals nur um den Ton ging, in Sekunden verstanden,
ein Team zusammengestellt und seitdem sind wir in
Forschung und Technik ständig im Austausch und können diesen
Service über das Remote Operation Center von Riedel realisieren.
Mit dem ROC im Hintergrund konnten wir ganz unbesorgt
arbeiten”, erklärt Brandt. Auch für die Kommunikation und
die drei CCTV-Kamera-Feeds, die exklusiv an die Lichtdesigner
übertragen wurden, zeichnete Riedel verantwortlich.
Gespiegelte Mischpulte
Für die Broadcast-Produktion von Licht und Ton wurde jeweils
dasselbe technische Konzept verwandt. Jeweils ein Mischpult
war vor Ort in Bottrop und wurde von einem parallel geschalteten
Master viele Kilometer entfernt in Echtzeit gesteuert. So
saß der Lichtoperator in Frankfurt und hatte dort ein großes
grandMA-Mischpult stehen, welches wiederum seinen Zwilling
in Bottrop steuerte. „Wäre uns das Internet ausgefallen, hätten
wir vor Ort weiter produzieren können und die Produktion wäre
nicht gefährdet gewesen“, erklärt Brandt das Setup.
Dieter Krauthausen mischte unterdessen im Studio Boecker
in Köln den Broadcast-Ton und übernahm damit den eigent-
© TV Skyline
Kamerasteuerung aus dem Skycenter in Mainz
38 1.2021