mebulive 1.2021 (Vorschau)

Produktion / Remote
Purple Schulz Konzert in Bottrop
© Thomas Holz Showphotography
© Thomas Holz Showphotography
Ferngesteuerte Mischpulte bei der Remote-Produktion
Bandmaschinen und Mischpulte zu bedienen
war früher eine echte Expertise, die
nach und nach weniger gefragt war. Die
Technologie entwickelte sich unfassbar
rasant weiter”, erklärt er. Um zu zeigen,
dass die Zeit großer Tonwagen endgültig
vorbei war und wie kompakt hochwertige
Tonaufnahmen produziert werden können,
entschied sich Brandt im Jahr 2010,
seine Tontechnik in einem London Taxi zu
verbauen – auch ein Marketing-Gag, klar,
aber dennoch ein Fingerzeig des technologischen
Fortschritts.
2017 dann fing Brandt an, den Ton aus
der Ferne zu steuern. Mit Jan Josef
Liefers erklärte sich einer der ersten großen
Künstler bereit, das neue Verfahren
bei einer Show auszuprobieren. „Wir
wussten schon nach den ersten Noten,
dass dieser Art der Remote-Produktion
die Zukunft gehört. Die Soundqualität im
Studio mit einer eingemessenen Akustik
war überragend, viel besser als in den
beengten Räumlichkeiten eines Ton-Wagens.
Und das war nur einer der Vorteile.
Die Produktion ist grüner geworden,
weniger Leute mussten an den Ort des
Geschehens reisen und Geld konnte
dem Produzenten auch noch eingespart
werden“, freut sich Brandt.
Alles remote –
nicht nur der Ton
Angestachelt von den Erfolgen remote
produzierter Tonaufnahmen macht sich
Brandt daran, sein Konzept größer zu
denken – viel größer: „Als feststand, dass
man Ton sehr gut aus der Ferne steuern
kann, wollte ich mehr. Wir haben dann
mit Tests begonnen Lichtpulte und Kameras
fernzusteuern und das hat ebenfalls
funktioniert“, erinnert sich Brandt.
So wendet er sich an Purple Schulz,
einen deutschen Popsänger und Songschreiber,
und schlägt ihm vor, Hauptdarsteller
eines Pilotprojekts zu werden,
bei dem alle Gewerke eines Live-Konzerts
remote zuarbeiten. Schulz ist sofort
dabei. Nachdem auch Holger Schader
von Solotech, einem großen Tourneeausstatter,
zusagt und auch gleich Probenhalle
und Lichtdesigner zur Verfügung
stellt, nimmt das Projekt Fahrt auf.
„Spätestens nachdem ich dann den
ersten Lichtplan vom Lichtdesigner gesehen
habe – ich wäre ja von ein paar
Stehlampen ausgegangen – war mir klar,
das wird größer als erwartet. Auf einmal
war die Verantwortung nicht mehr
nur dem Künstler gegenüber zu spüren,
sondern allen knapp 50 Personen, die an
dem Projekt beteiligt waren. Nicht zu vergessen
die 40 Zuschauer, die pro Abend
zugeschaltet waren“, erklärt Brandt.
1.2021
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