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Sri Lanka und die Flutkatastrophe - Adivasi-Tee-Projekt

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<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> im Kontext der <strong>Flutkatastrophe</strong> vom 26. Dezember 2004 – Materialien für<br />

den Unterricht – eine Handreichung für Unterrichtende<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

0. Einleitung ............................................................................................................................... 2<br />

Sinnlicher Anfang: <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> Riechen <strong>und</strong> Schmecken!........................................................... 3<br />

1. Landkarten.............................................................................................................................. 3<br />

1.1 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> .......................................................................................................................... 3<br />

1.2 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Flutkatastrophe</strong> ................................................................................... 5<br />

1.3 Region Mullaittivu http://www.tamilcanadian.com/map/map.php?col7=&row=4 ......... 6<br />

2. <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart - Hintergr<strong>und</strong>stexte................................................ 7<br />

2.1 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> – Geschichtlicher Überblick ............................................................................ 7<br />

2.2 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> allgemein <strong>und</strong> heute......................................................................................... 9<br />

2.3 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> auf einen Blick................................................................................................. 9<br />

2.4 Politik: Zum sozialen Konflikt zwischen Singhalesen <strong>und</strong> Tamilen - Bürgerkrieg in <strong>Sri</strong><br />

<strong>Lanka</strong>.................................................................................................................................... 10<br />

3. Die Veränderung: <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Flutkatastrophe</strong>.......................................................... 13<br />

3.1 Der schockierende Augenzeugenbericht vom 26.12.2004 – Bericht des <strong>Projekt</strong>leiters<br />

der DWHH in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> Martin Baumann aus der schwer zerstörten Küstenregion um<br />

Mullaittivu............................................................................................................................ 13<br />

3.2 Foto von der Zerstörung von Christian Walger ............................................................. 13<br />

3.3 Senthalil Children's Home, Mullaitivu – zwei Augenzeugenberichte ........................... 14<br />

"Die Kinder brauchen alle Hilfe, <strong>die</strong> sie kriegen können"................................................... 14<br />

4. Berichte über Entwicklungsprojekte von den Partner des fairen Handels <strong>und</strong> anderen<br />

Organisationen ......................................................................................................................... 16<br />

4.1 Die Fair Handelsorganisation El Puente berichtet über Produzentenorganisationen auf<br />

<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> .............................................................................................................................. 16<br />

4.2 Diakonie – Katastrophenhilfe in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> (Quelle: Diakonisches Werk der EKD)..... 17<br />

4.3 Das tamilische Nachrichtenforum TamilNet berichtet aus Mullaittivu ......................... 17<br />

5. Schulpartnerschaften <strong>und</strong> Ideen für den Unterricht ............................................................. 19<br />

5.1 Schulpartnerschaft ins Katastrophengebiet Mullaittivu ................................................. 19<br />

5.1.1 Partnerschaften mit Mullaittivu................................................................................... 19<br />

5.1.2 10 Fragen <strong>und</strong> Antworten zur Tsunami-Hilfe der Deutschen Welthungerhilfe.......... 20<br />

5.2 Ideen zur Gestaltung von Unterrichtsst<strong>und</strong>en/ -projekten.............................................. 22<br />

5.2.1 Kontakt / Einladung eines Referenten für eine Startveranstaltung ......................... 22<br />

5.2.2 Gestalten einer Wandzeitung oder Ausstellung ...................................................... 23<br />

5.2.3 Email-/Internetprojekt: Deutsch oder Englisch Unterricht für Sek. I ..................... 23<br />

5.2.4 Solidarisches Mittagessen/Frühstück für <strong>die</strong> Schule kombiniert mit<br />

Informationsveranstaltung über <strong>die</strong> (zukünftigen) Partner .............................................. 23<br />

5.2.5 Partnerschafts- oder Sponsorenlauf für <strong>die</strong> Partnerschule, - stadt, - Waisenhaus... 23<br />

5.2.6 Erarbeitung <strong>und</strong> Spielen eines Rollenspiels zum Konflikt zwischen Tamilen <strong>und</strong><br />

Singhalesen....................................................................................................................... 23<br />

5.2.7 Tourismus................................................................................................................ 23<br />

5.3 Auf dem Weg zu einer lebendigen Nord-Süd-Partnerschaft.......................................... 33<br />

6. Anhang ................................................................................................................................. 57<br />

6.1 Adressen ......................................................................................................................... 57<br />

6.2 Informative Internetseiten .............................................................................................. 60<br />

6.3 Literatur......................................................................................................................... 61<br />

6.4 Glossar <strong>und</strong> Abkürzungen.............................................................................................. 62<br />

1


0. Einleitung<br />

Mit der hier vorliegenden Hintergr<strong>und</strong>mappe zu <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> den mitgegebenen<br />

didaktischen Vorschlägen für <strong>die</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>und</strong> II geht es den beiden Autoren darum,<br />

<strong>die</strong> Selbstreflexion der Schüler/innen hinsichtlich des Themas „<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> im Kontext der<br />

<strong>Flutkatastrophe</strong> des 26. Dezembers 2004“ zu fördern. Sie sollen dazu befähigt <strong>und</strong> ermuntert<br />

werden, sich mit Themen des Globalen Lernens wie nachhaltiger Entwicklung,<br />

verantwortlichem Tourismus <strong>und</strong> weltweiter Gerechtigkeit auseinanderzusetzen. Sie sollen<br />

dabei <strong>die</strong> Erfahrung machen, dass sie mit ihren Lehrer <strong>und</strong> Lehrer/innen gemeinsam lernende<br />

sind. Die Folgen der verheerenden <strong>Flutkatastrophe</strong>, <strong>die</strong> das schreckliche Seebeben in <strong>Sri</strong><br />

<strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> weiten Teilen Südasiens ausgelöst hat, fordern uns alle erneut heraus, darüber<br />

nachzudenken, wie Partnerschaft <strong>und</strong> Hilfe aussehen können. Ein spezieller inhaltlicher Fokus<br />

<strong>die</strong>ser Broschüre liegt auf der Region Mullaittivu im Osten von <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>, <strong>die</strong> von der<br />

Naturkatastrophe des Tsunami besonders schwer betroffen ist. Die B<strong>und</strong>esregierung in Berlin<br />

hat bald nach der Katastrophe vorgeschlagen, einzelne Kommunen <strong>und</strong> Landkreise sollen<br />

bestimmte zerstörte Gebiete in Form direkter Partnerschaften <strong>und</strong> Spendenpatenschaften<br />

unterstützen. Zu <strong>die</strong>sem Zweck hat sie ihre Vertreter in <strong>die</strong> B<strong>und</strong>eshauptstadt eingeladen.<br />

Bielefeld <strong>und</strong> <strong>die</strong> Region Mullaittivu an der Nordostküste <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s sind Ziel der von der<br />

Stadt übernommenen Spendenpatenschaft. „Die Provinz Mullaittivu ist im Vergleich mit<br />

anderen Orten im Küstenabschnitt besonders stark von der <strong>Flutkatastrophe</strong> betroffen. Derzeit<br />

wird dort von der 1.666 Toten, 1.386 Verletzten <strong>und</strong> 2750 Vermissten ausgegangen. 34<br />

Dörfer sind komplett vernichtet. Tausende Familien <strong>und</strong> Einzelpersonen sind in<br />

Flüchtlingslagern untergebracht. Zerstört wurden auch <strong>die</strong> Schule, ein Waisenhaus [Senthalil<br />

Children’s Home] 1 , <strong>die</strong> Kirche <strong>und</strong> <strong>die</strong> Polizeistation. Ein Krankenhaus existierte auch vor<br />

der Flut nicht – <strong>die</strong> Einwohner mussten in das weit entfernte Krankenhaus von Kilinochchi.“ 2<br />

Für Schüler/innen <strong>und</strong> Lehrer/innen kann es überaus spannend <strong>und</strong> interessant sein, den<br />

Prozess wie konkrete Hilfe <strong>und</strong> Partnerschaft zwischen Bielefeld <strong>und</strong> Mullaittivu aufgebaut<br />

wird, zu begleiten <strong>und</strong> mitzugestalten.<br />

Die Lehrperson ist aufgerufen, mit den vorliegenden Vorschlägen mündig umzugehen, d.h.<br />

selbständig zu entscheiden, welcher Vorschlag <strong>und</strong> welches Thema jeweils in <strong>die</strong> Lerngruppe<br />

passt. Die hier gebotenen Ideen zur Methodik sollten in gleicher Weise verwendet werden.<br />

Der Phantasie der Lehrenden <strong>und</strong> Lernenden sollen dabei keine Grenzen, allenfalls durch den<br />

schulischen Rahmen gesetzt sein. Die hier gebotenen Ideen sind für einen<br />

fächerübergreifenden Unterricht gemeint, können aber auch spezifisch in den Fächern<br />

Englisch, Religion, Politik, Pädagogik, Gesellschaftswissenschaften, Geografie etc. (Kanon<br />

der sozialwissenschaftlichen Unterrichtsfächer in NRW) eingesetzt werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des begrenzten Rahmes von 16 Seiten verweisen wir auf den Band: „Aus<br />

Katastrophen lernen? Unterrichtsmaterialien zur Seebeben-Katastrophe in Südasien“ redigiert<br />

vom Welthaus Bielefeld <strong>und</strong> den Unterrichtsvorschlägen zur <strong>Flutkatastrophe</strong> in Südasien der<br />

Deutschen Welthungerhilfe. Für weitere Ideen lohnt sich sicherlich der Blick auf <strong>die</strong> website<br />

von „ZDF logo!“, <strong>die</strong> über verschiedene Schulpartnerschaften <strong>und</strong> – <strong>Projekt</strong>e vor Ort<br />

berichtet.<br />

1 Siehe <strong>die</strong> website: http://desimediabitch.blogspot.com/2004/12senthalil-childrens-home-mullaittivu.html<br />

2 Zitat aus Presseinformation der Stadt Bielefeld vom 8.2.05:<br />

http://www.bielefeld.de/de/presse<strong>die</strong>st/detail.html?id=594573<br />

2


Sinnlicher Anfang: <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> Riechen <strong>und</strong> Schmecken!<br />

1. Festtagsreis:<br />

Reis ist eines der Hauptbestandteile der Küche von <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> (<strong>und</strong> der asiatischen Küche<br />

überhaupt). Dazu braucht ihr: 1 Tasse Reis, 2 Tassen Wasser, 1 kleine Zwiebel, 2 Nelken, 1<br />

<strong>Tee</strong>löffel Gelbwurzel (oder Curry), 1 kleine Zimtstange <strong>und</strong> Öl. In einem Topf Öl erhitzen,<br />

darin <strong>die</strong> klein geschnittene Zwiebel andünsten, bis sie glasig ist. Dann gibt man <strong>die</strong> Gewürze<br />

hinzu, nach 2 Minuten den Reis; gut umrühren bis der Reis heiß ist. Das Wasser wird<br />

hinzugefügt. Nicht mehr umrühren, sonst zerstört ihr <strong>die</strong> Wärmekanäle von der Topfplatte<br />

nach oben. Sobald das Wasser kocht, könnt ihr <strong>die</strong> Herdplatte abstellen. Deckt den Topf mit<br />

dem Deckel zu, lasst ihn etwas 25 Minuten stehen <strong>und</strong> wartet bis der Reis gegart ist; das<br />

bedeutet, bis er aufgequollen <strong>und</strong> das Wasser im Topf aufgesogen hat.<br />

2. Gemüse in Kokosmilch:<br />

Dazu braucht ihr: 1 Dose Kokosmilch <strong>und</strong> ca. 1 Kilogramm gemischtes Gemüse: Die<br />

Kokosmilch in der Dose könnt ihr ganz bestimmt in den Bielefelder Asienshops kaufen.<br />

Nehmt einen großen Topf <strong>und</strong> bringt darin <strong>die</strong> Kokosmilch zum Kochen. Das inzwischen<br />

gewaschene Gemüse wird in m<strong>und</strong>gerechte Stücke zerkleinert. Wenn <strong>die</strong> Kokosmilch kocht,<br />

gebt ihr es in den Topf. Bei kleiner Hitze lasst ihr es weiter köcheln, bis es weich ist. Beachtet<br />

bittet, dass ihr das Gemüse, das eine längere Garzeit hat, etwas früher in <strong>die</strong> Kokosmilch<br />

hinein gebt.<br />

3. Gewürz-Eier<br />

Kocht <strong>die</strong> Eier hart <strong>und</strong> schält sie dann. Nehmt Gewürze nach Wahl: Oregano, Curry, Paprika<br />

(Vorsicht scharf!!) Dann stecht mit der Gabel in <strong>die</strong> Eier <strong>und</strong> wälzt sie in den Gewürzen.<br />

Danach bratet ihr sie im heißen Öl <strong>und</strong> in der Pfanne.<br />

Guten Appetit!<br />

1. Landkarten<br />

1.1 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong><br />

r_mersmann@srilanka-info.com - slmap-1.png:<br />

3


1.2 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Flutkatastrophe</strong><br />

5


1.3 Region Mullaittivu<br />

http://www.tamilcanadian.com/map/map.php?col7=&row=4<br />

6


2. <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart -<br />

Hintergr<strong>und</strong>stexte<br />

2.1 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> – Geschichtlicher Überblick<br />

In vedischer Zeit (ca. 1500 – 400 v. Chr.) hieß <strong>die</strong> Insel Lankâ; zur Zeit des indischen Maurya-Reiches unter<br />

Ashoka (ca. 3. Jahrh<strong>und</strong>ert v. Chr.) Tâmraparnî; beim griechischen Geographen Ptolemäus (2.Jhd. n.Chr.) heißt<br />

sie Taprobane; zur Gupta-Zeit (um 400 n. Chr.) <strong>und</strong> zur Zeit des indischen Großkaisers Harshavardhana (7.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert n. Chr.) wurde sie Singhala genannt; im Spätmittelalter (13./14. Jahrh<strong>und</strong>ert) Silan <strong>und</strong> Sarandib<br />

(oder Serendip). Die Portugiesen, Holländer <strong>und</strong> Briten nannten <strong>die</strong> Insel Ceylon, seit 1972 lautet der offizielle<br />

Name <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>.<br />

5. Jh. v. Chr. Nordindische Siedler (zu den Indogermanen gehörend), <strong>die</strong> späteren<br />

Singhalesen, kommen nach <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> (damals Tâmraparnî). Sie treffen auf<br />

eine Urbevölkerung, <strong>die</strong> heutigen Weddas. Diese gehen nach <strong>und</strong> nach in<br />

den Singhalesen auf. Heute gibt es nur noch wenige 100 von ihnen.<br />

um 175 v. Chr. Erste Tamileneinfälle vom indischen Festland aus. Aber auch<br />

jahrh<strong>und</strong>ertelange friedliche Koexistenz einer großen Zahl von Tamilen (der<br />

Sprachfamilie Dravidisch zugehörig), besonders Kaufleute, Söldner <strong>und</strong><br />

Handwerker, mit den Singhalesen; Mischheiraten <strong>und</strong> Assimilation in<br />

beträchtlichem Ausmaß.<br />

4. Jh. Buddhistische Mönche aus In<strong>die</strong>n bringen den Buddhismus in seiner<br />

ursprünglichen Form (Theravada) nach <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>.<br />

spätestens 7. Jh. Bestehen eigener tamilischer Siedlungen im Norden der Insel.<br />

bis 19. Jh. Verschiedene voneinander unabhängige Tamilische <strong>und</strong> Singhalesische<br />

Königreiche;bis zur Eroberung des Königreichs Kandy durch <strong>die</strong> Engländer<br />

1815<br />

1505/18 Portugal kolonisiert Ceylon<br />

1656 Beginn der Kolonisierung durch Holländer: Colombo wird niederländisch<br />

1796/98 Beginn britischer Herrschaft – Die Briten dringen als erste Kolonialmacht in<br />

das Inselinnere vor. Portugiesen <strong>und</strong> Niederländer beschränkten sich bis<br />

dahin nur auf Stützpunkte an der Küste<br />

1803 Ceylon wird britische Kronkolonie <strong>und</strong> nach der Niederschlagung diverser<br />

Aufstände 1818 völlig britisch<br />

1833 Die britische Administration löst <strong>die</strong> eigenständigen Königreiche auf <strong>und</strong><br />

führt eine gemeinsame Kolonialverwaltung ein, wobei <strong>die</strong> tamilische<br />

Minderheit bei der Ämtervergabe bevorzugt wird<br />

ab 1840 Die Briten bringen südindische Plantagenarbeiter (Tamilen) auf <strong>die</strong> Insel.<br />

Danach Spannungen mit den Singhalesen wegen des nationalen <strong>und</strong><br />

religiösen Gegensatzes.<br />

1860er Beginn des <strong>Tee</strong>anbaus auf Plantagen<br />

4.2.1948 Ceylon wird innerhalb des Britischen Commonwealth in <strong>die</strong><br />

Unabhängigkeit entlassen (Monarchie mit brit. Königin)<br />

1956 Mit singhalesisch-nationalistischen Parolen gewinnt <strong>die</strong> SLFP (<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong><br />

Freedom Party) <strong>die</strong> Parlamentswahlen. Von da an pro-singhalesische Politik<br />

(Bevorzugung der singhalesischen Sprache, des Buddhismus,<br />

Quotenregelung auf Basis der ethnischen Zugehörigkeit für <strong>die</strong><br />

Universitätszulassung etc.), <strong>die</strong> zu Spannungen zwischen Singhalesen <strong>und</strong><br />

Tamilen führt<br />

ab 1970 Zusammenschluss tamilischer Parteien zur Tamil United Liberation Front<br />

7


(TULF). Diese fordert einen eigenen Tamilenstaat (Tamil Eelam) im<br />

Norden <strong>und</strong> Osten der Insel<br />

1972 Ceylon wird Republik <strong>und</strong> gibt sich den Namen <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong><br />

ab 1983 Beginn des Bürgerkriegs: Eskalation der Spannungen zwischen Singhalesen<br />

<strong>und</strong> Tamilen. Die radikalen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE)<br />

fordern einen unabhängigen Tamilenstaat im Norden <strong>und</strong> Osten der Insel<br />

1986 Die LTTE erobern <strong>die</strong> Jaffna-Halbinsel (Hochburg der Tamilen) <strong>und</strong> weite<br />

Teile der Nordzentral- <strong>und</strong> der Ostprovinzen (hauptsächliche<br />

Siedlungsgebiete der Tamilen)<br />

1987 (Juni) In<strong>die</strong>n entsendet mit UNO-Mandat <strong>und</strong> unter Zustimmung der Regierung<br />

<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s Friedenstruppen nach <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>. Die LTTE weisen alle<br />

Friedensbemühungen von sich, so dass <strong>die</strong> Kämpfe sich ausweiten<br />

29.07.1987 Indo-srilankische "Abkommen zur Wiederherstellung von Frieden <strong>und</strong><br />

Normalität in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>": Dezentralisierung des Einheitsstaates, um den<br />

Tamilen Raum zur Entfaltung ihrer Identität zu geben<br />

1988 Wahlen zu Provinzräten im Norden <strong>und</strong> Osten unter Aufsicht einer „Indian<br />

peace keeping force" (IPKF), <strong>die</strong> durch Angriffe der "Liberation Tigers of<br />

Tamil Eelam" (LTTE) schwere Verluste erleidet <strong>und</strong> sich 1990 (März)<br />

erfolglos aus <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> zurückzieht<br />

1989 – 1990 Die indischen Friedenstruppen ziehen ab, ohne dass der Konflikt gelöst<br />

wird. Die Auseinandersetzungen zwischen Singhalesen <strong>und</strong> Tamilen<br />

eskalieren erneut<br />

1994 Präsidentin Chandrika Bandaranaike Kumaratunga (People's Alliance) mit<br />

<strong>Sri</strong>mavo Bandaranaike als Ministerpräsidentin; Präsidentin Kumaratunga<br />

unternimmt neue Initiative zu einer politischen Lösung des Konflikts im<br />

Nordosten: Lockerung des Wirtschaftsboykotts, Wiederaufbauprogramm<br />

für den Norden <strong>und</strong> Direktgespräche mit der LTTE.<br />

08.01.1995 Periode der "cessation of hostilities" wird von der LTTE am 19.04.1995<br />

durch Versenkung zweier Kriegsschiffe im Hafen von Trincomalee einseitig<br />

beendet.<br />

Die Regierungstruppen <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s erobern <strong>die</strong> Jaffna-Halbinsel zurück<br />

(Dez.)<br />

1999 Die LTTE lancieren eine Großoffensive im zentralen Norden des Landes<br />

(Nov.)<br />

Präsidentin Kumaratunga wird mit gut 51 % der Stimmen wiedergewählt<br />

(21.12.). Ihr Ziel bleibt es, bei Einsatz militärischer Mittel zur Wahrung der<br />

territorialen <strong>und</strong> exekutiven Ansprüche des Staates eine politische Lösung<br />

herbeizuführen.<br />

2002 (Feb.) Waffenstillstand <strong>und</strong> Friedensverhandlungen zwischen der srilankischen<br />

Regierung <strong>und</strong> den tamilischen Rebellen (mit Norwegen als Mediator)<br />

2004 (7. Feb.) Präsidentin Chandrika Bandaranaike Kumaratunga löst das Parlament auf<br />

<strong>und</strong> ordnet Neuwahlen für den 2. April an, aus denen sie als Siegerin<br />

hervorgeht<br />

02.04.2004 Linke Parteienallianz United People's Freedom Alliance (UPFA), gebildet<br />

aus PA bzw. SLFP <strong>und</strong> JVP, gewinnt vorgezogene Parlamentswahlen;<br />

Mahinda Rajapakse wird Premierminister<br />

2004 (26. Dez.) Ausrufung des Notstandes in Folge der <strong>Flutkatastrophe</strong> nach dem Seebeben<br />

vor Sumatra. Zum 1. Februar 2005 gab es in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> über 30.000<br />

Todesopfer<br />

8


2.2 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> allgemein <strong>und</strong> heute<br />

<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> ist ein Inselstaat im Indischen Ozean vor der südöstlichen Küste In<strong>die</strong>ns, der<br />

früher unter dem Namen Ceylon bekannt war. <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> ist Mitgliedsstaat des<br />

Commonwealth. Die Palkstraße <strong>und</strong> der Golf von Mannar trennen <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> von In<strong>die</strong>n.<br />

Zwischen den beiden Staaten liegt eine Kette winziger Inseln, <strong>die</strong> sogenannte Adamsbrücke.<br />

Höchste Erhebung des zentralen Berglands ist der Pidurutalagala mit 2524m über NN. Die<br />

größte Entfernung von Norden nach Süden liegt etwa bei 440 km. An ihrer breitesten Stelle<br />

misst <strong>die</strong> Insel ungefähr 220 km <strong>und</strong> ihre Gesamtfläche beträgt 65 610 km². Der<br />

Regierungssitz ist <strong>Sri</strong> Jayawardenepura, Hauptstadt <strong>und</strong> zugleich größte Stadt ist Colombo.<br />

Das Klima <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s ist tropisch mit unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Wirkungen der Monsune. Während der Südwesten des Landes immerfeucht ist mit<br />

zwei deutlichen Niederschlagsmaxima im Mai <strong>und</strong> Oktober, bringt der Südwestmonsun an<br />

der Nordost- <strong>und</strong> Ostküste nur geringe Niederschläge, da sich <strong>die</strong>ser Bereich im Lee des<br />

zentralen Gebirges befindet. Dort fallen <strong>die</strong> meisten Niederschläge im Zusammenhang mit<br />

dem Nordostmonsun im November <strong>und</strong> Dezember.<br />

2.3 <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> auf einen Blick<br />

Ländername: Demokratische Sozialistische Republik <strong>Sri</strong><br />

Klima: äquatorial, feuchtheiß<br />

Größe: 65.610 km 2 (BRD: ca. 357.000 km 2 )<br />

Hauptstadt: offiziell: <strong>Sri</strong> Jayewardenepura-Kotte (am Rande Colombos, ca.<br />

100.000 EinwohnerInnen); de facto: Colombo (etwa 1,2 Mio.<br />

EinwohnerInnen)<br />

Bevölkerung: 19,3 Millionen (2003), davon: 74,6% SinghalesInnen, 18,1%<br />

TamilInnen (12,6% <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>-TamilInnen, 5,5% TamilInnen<br />

indischer Herkunft), 7% AraberInnen, 0,3% andere<br />

(MalaiInnen, BurgherInnen, usw.); Wachstumsrate: 1,4%<br />

(2003)<br />

Landessprachen: Amtssprachen: Singhalesisch (Sinhala) <strong>und</strong> Tamil;<br />

Verkehrssprache: Englisch<br />

Religionen / Kirchen: 69,3% BuddhistInnen (Theravada - Buddhismus), 15,5%<br />

Hindus; 7,5% MuslimInnen, 7,6% ChristInnen<br />

Unabhängigkeit: 4. Februar 1948<br />

Staatsform: Unitarische Präsidialrepublik mit parlamentarischdemokratischer<br />

Ordnung<br />

Staatsoberhaupt <strong>und</strong> Frau Chandrika Bandaranaike Kumaratunga, Amtsantritt:<br />

Regierungschefin:<br />

Regierungsparteien seit den<br />

Neuwahlen vom 2.4.2004:<br />

12.11.1994 (vom Volk direkt gewählt)<br />

Linksparteienbündnis aus der <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> Freedom Alliance<br />

(SLFP) <strong>und</strong> der marxistisch-nationalistischen Janatha Vimtkthi<br />

Peramuna (JVP)<br />

Verwaltungsstruktur: 9 Provinzen, davon 7 mit Provinzräten <strong>und</strong> –regierungen mit je<br />

einem vom Präsidenten ernannten Gouverneur; weitgehend<br />

zentral gesteuerte Verwaltung<br />

BIP: ca. 18,2 Mrd. USD (2003)<br />

BIP pro Kopf: 947 USD (2003)<br />

Währung <strong>Sri</strong>-<strong>Lanka</strong>-Rupie (LKR)<br />

Internet-Top-Level-Domain .lk<br />

Zeitzone UTC (Coordinated Universal Time) + 6h<br />

KFZ-Kennzeichen CL<br />

9


2.4 Politik: Zum sozialen Konflikt zwischen Singhalesen <strong>und</strong><br />

Tamilen - Bürgerkrieg in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong><br />

Seit 1978 hat <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> ein Präsidialsystem mit direkt vom Volk gewähltem exekutivem<br />

Präsidenten mit großer Machtfülle. Das Einkammerparlament mit 225 Sitzen geht aus<br />

allgemeinen, gleichen Wahlen (modifiziertes Verhältniswahlrecht) hervor. Die Justiz ist<br />

unabhängig. Die unitarische Staatsverfassung (seit 1987) weist begrenzt dezentralisierende<br />

Elemente auf: In vorerst sieben von neun Provinzen werden Provinzräte <strong>und</strong> -regierungen mit<br />

einem "Chief Minister" gewählt. Diesem ist ein vom Präsidenten ernannter Gouverneur<br />

übergeordnet. Zudem existiert <strong>die</strong> Ebene der Kommunalverwaltung mit gewählten Stadt- <strong>und</strong><br />

Gemeinderäten.<br />

Die soziokulturelle Struktur des politischen Lebens ist in erster Linie durch <strong>die</strong> Werte der<br />

theravada-buddhistischen singhalesischen Mehrheit bestimmt. Diese Mehrheit empfindet sich<br />

- unter Einrechnung der 60 Mio. Tamilen im südindischen B<strong>und</strong>esstaat Tamil Nadu - als<br />

bedrohte Minderheit in einer tamilisch dominierten Region, während sich <strong>die</strong> Tamilen als<br />

unterdrückte Minderheit auf einer singhalesisch dominierten Insel betrachten.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergr<strong>und</strong> entbrannte 1983 ein Bürgerkrieg in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>. Die demokratisch<br />

gewählte Regierung stand in einem bewaffneten Kampf gegen <strong>die</strong> tamilische<br />

Separatistenorganisation „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ (LTTE), <strong>die</strong> im Norden <strong>und</strong><br />

Osten des Landes einen unabhängigen Staat der Tamilen anstrebte.<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Wirtschaft leiden immer noch unter den menschlichen <strong>und</strong> materiellen<br />

Opfern des Bürgerkrieges. Bisher fielen dem Krieg ca. 70.000 Menschen zum Opfer. Die<br />

Wirtschaft musste einen starken Rückgang verbuchen, es gingen unzählige Arbeitsplätze<br />

verloren, <strong>die</strong> Investitionsbereitschaft ausländischer Firmen sank rapide <strong>und</strong> der einst blühende<br />

Tourismus ging stark zurück. Weitere Folgen des Krieges sind 1,6 Millionen Flüchtlinge <strong>und</strong><br />

Vertriebene, darunter mehrere h<strong>und</strong>erttausend Tamilen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Insel verlassen haben. Die<br />

Sündenliste der Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten ist lang. Ca 2% des Landes<br />

wurden vermint – ca. 10 Menschen sterben jeden Monat aufgr<strong>und</strong> der Minen.<br />

Aus tamilischer Sicht liegen <strong>die</strong> Ursachen des Bürgerkrieges in der Diskriminierung der<br />

Tamilen durch <strong>die</strong> singhalesische Mehrheit seit <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s Unabhängigkeit im Jahr 1948.<br />

Konfliktthemen waren Sprache, wirtschaftliche Entwicklung <strong>und</strong> Zugang zu Bildung, Arbeit<br />

<strong>und</strong> Regierung, bei denen Singhalesen bevorzugt wurden. Singhalesen halten dem entgegen,<br />

dass es sich hier nur um einen Ausgleich für <strong>die</strong> Bevorzugung der Tamilen durch <strong>die</strong> Britische<br />

Kolonialregierung handelte. Die In<strong>die</strong>n- oder Kandy-Tamilen wurden von den Briten während<br />

der Kolonialzeit vor allem als Arbeitskräfte auf den <strong>Tee</strong>-Plantagen beschäftigt, während <strong>die</strong><br />

Ceylon-Tamilen von den Kolonialherren vor allem in der Verwaltung eingesetzt <strong>und</strong> dabei<br />

gegenüber den Singhalesen bevorzugt wurden.<br />

Bedrohungsängste spielten <strong>und</strong> spielen eine wichtige Rolle. Die „Ethnisierung“ des<br />

Konfliktes <strong>die</strong>nt dabei hauptsächlich dem Interesse, eine Einheit der jeweiligen „ethnischen“<br />

Gruppe heraufzubeschwören, ohne <strong>die</strong> „innerethnischen“ sozialen Gegensätze von arm <strong>und</strong><br />

reich zu überwinden. Die ethnische Zuschreibung soll so eine Quelle vermeintlich<br />

gemeinsamer Interessen suggerieren.<br />

Auf parlamentarischem Weg dauerte der Konflikt seit 1972 an <strong>und</strong> seit den Ausschreitungen<br />

1983 eines kleinen Teils der singhalesischen Mehrheit gegen <strong>die</strong> tamilische Minderheit wurde<br />

der Konflikt zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet.<br />

Die LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam unter der militärischen Führung von Velupillai<br />

Prabakaran) wurde 1976 gegründet <strong>und</strong> ist <strong>die</strong> größte tamilische Organisation, deren Anspruch,<br />

für alle Tamilen in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> zu sprechen, jedoch von kleineren Gruppen <strong>und</strong> Organi-<br />

10


sationen immer wieder bestritten wurde. Sie kämpft für einen unabhängigen Staat Tamil Eelam,<br />

auch unter Einsatz von Selbstmordattentaten. Sie kontrolliert Teile des Nordens <strong>und</strong><br />

Ostens <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s.<br />

Es gibt mindestens drei sek<strong>und</strong>äre Konfliktherde, <strong>die</strong> teilweise mehr Opfer kosteten als der<br />

ursprüngliche Bürgerkrieg: In den frühen 70er Jahren begann eine ursprünglich maoistische,<br />

später rechtsextremistische singhalesische Partei (JVP), <strong>die</strong> Regierung zu bekämpfen, <strong>die</strong> mit<br />

der Aufstellung von Todesschwadronen antwortete. Der zweite Aufstand <strong>die</strong>ser Gruppe 1987-<br />

1988 kostete 30-60.000 Menschen das Leben. Auch auf tamilischer Seite kam es mehrfach zu<br />

bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden tamilischen<br />

Guerillaorganisationen, vor allem in den 80er Jahren, aus denen <strong>die</strong> LTTE siegreich<br />

hervorging. Eine dritte Konfliktlinie hat sich zwischen Tamilen <strong>und</strong> Muslimen im Osten <strong>und</strong><br />

Norden aufgebaut.<br />

Bereits 1985, 1990 <strong>und</strong> 1995 fanden Friedensverhandlungen statt, <strong>die</strong> jedoch jedes Mal scheiterten.<br />

1987 versuchte In<strong>die</strong>n, einen neuen Waffenstillstand durch <strong>die</strong> Entsendung einer Peacekeeping-Armee<br />

zu unterstützen, <strong>die</strong> aber schnell in <strong>die</strong> Kämpfe gegen <strong>die</strong> LTTE verwickelt<br />

wurde <strong>und</strong> 1990 abziehen musste. Norwegen gelang es dann 2001 nach dreijährigen diplomatischen<br />

Bemühungen, eine Waffenstillstandsvereinbarung zu vermitteln. Der seit Dezember<br />

2001 in Kraft befindliche Waffenstillstand wurde durch ein "Memorandum of Understanding"<br />

gestärkt, das am 23. Februar 2002 in Kraft trat.<br />

Die erste R<strong>und</strong>e der Friedensverhandlungen fand dann vom 16. bis 18. September 2002 in<br />

Thailand statt. Man war sich einig, schrittweise vorzugehen, um <strong>die</strong> verschiedenen<br />

anstehenden Probleme zu lösen. Es wurden zwei Interim Mechanismen eingerichtet, um<br />

gemeinsam an den Themen der Sicherheit, Rückkehr von Flüchtlingen, humanitäre Hilfe <strong>und</strong><br />

Wiederaufbau zu arbeiten.<br />

Norwegen hat zusammen mit anderen skandinavischen Ländern eine Monitoring Mission<br />

aufgebaut (SLMM), <strong>die</strong> über Brüche des Waffenstillstandsabkommens berichtet <strong>und</strong> auch<br />

versucht, in Spannungssituationen vermittelnd einzugreifen.<br />

Doch nach sechs R<strong>und</strong>en kamen <strong>die</strong> Verhandlungen im April 2003 ins Stocken, als <strong>die</strong> LTTE<br />

ihre Teilnahme aussetzte <strong>und</strong> ankündigte, nicht an einer für Anfang Juni geplanten Geberkonferenz<br />

in Tokio teilzunehmen. Diese Entscheidung wurde damit begründet, dass <strong>die</strong> Regierung<br />

bestimmte Zusagen bezüglich des Wiederaufbaus der vom Krieg verwüsteten Gebiete,<br />

<strong>die</strong> sie während der Verhandlungen gemacht habe, nicht eingehalten habe. Als Vorbedingung<br />

zur Fortsetzung der Verhandlungen verlangt sie <strong>die</strong> Erlaubnis, eine Interimverwaltung in den<br />

von ihr kontrollierten Gebieten im Norden <strong>und</strong> Osten aufzubauen Seitdem sind hektische diplomatische<br />

Bemühungen zu verzeichnen, <strong>die</strong> LTTE wieder an den Verhandlungstisch zurückzubringen.<br />

Ein zweites Problem des Friedensprozesses ist <strong>die</strong> Uneinigkeit innerhalb der Regierung <strong>Sri</strong><br />

<strong>Lanka</strong>s, sprich der Konflikt zwischen Premierminister <strong>und</strong> Präsidentin, <strong>die</strong> schon mehrfach<br />

gedroht hat, das Parlament aufzulösen <strong>und</strong> Neuwahlen auszurufen, <strong>und</strong> sich immer wieder<br />

Machtproben mit Premier Wickremesinghe einlässt.<br />

Trotz <strong>die</strong>ser politischen Probleme <strong>und</strong> trotz einer Reihe von Zwischenfällen - von Waffenschmuggel<br />

<strong>und</strong> fortgesetzte gewaltsame Rekrutierung von Kindersoldaten durch <strong>die</strong> LTTE bis<br />

hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen singhalesischen <strong>und</strong> tamilischen Solda-<br />

11


ten ist der Waffenstillstand bislang im Großen <strong>und</strong> Ganzen stabil. Aber <strong>die</strong> Befürchtungen<br />

wachsen, dass der Konflikt wieder eskalieren könnte, sofern der Stillstand in den Verhandlungen<br />

nicht bald durchbrochen wird.<br />

Der Friedensprozess scheint von der großen Mehrheit der Bevölkerung <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s begrüßt zu<br />

werden, obschon es auch von Gegnern des Prozesses - mit Unterstützung von Staatspräsidentin<br />

Bandaraneike <strong>und</strong> Teilen der buddhistischen Geistlichkeit - Massendemonstrationen gegen<br />

<strong>die</strong> Friedensverhandlungen gegeben hat, bei denen der Regierung der "Ausverkauf" nationaler<br />

Interessen vorgeworfen wurde.<br />

<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> hat eine vielfältige <strong>und</strong> dynamische Zivilgesellschaft. Eine Reihe von Gruppen befasst<br />

sich mit der Frage der Menschenrechte, Frauenrechten, mit Frieden <strong>und</strong> konstituionellem<br />

Wandel. Wenngleich <strong>die</strong> Mehrheit <strong>die</strong>ser Gruppen eine entweder eindeutig singhalesische<br />

oder tamilische Basis hat, gibt es auch Gruppen, <strong>die</strong> von Menschen aus beiden ethnischen<br />

Gruppen getragen werden <strong>und</strong> bewusst "grenzübergreifend" arbeiten.<br />

Dazu gehören u.a. <strong>die</strong> Interreligious Peace Fo<strong>und</strong>ation, deren Mitglieder - wie schon der Name<br />

sagt - Buddhisten, Hinduisten, Christen <strong>und</strong> Muslime sind <strong>und</strong> <strong>die</strong> sich vor allem im Bereich<br />

der ländlichen Entwicklung engagieren, <strong>und</strong> Paffrel, ein Dach verschiedener Menschenrechtsorganisationen.<br />

Paffrel wurde gegründet, um in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> demokratische Wahlen zu<br />

fördern <strong>und</strong> Wahlbeobachtung durchzuführen. Inzwischen hat <strong>die</strong> Organisation auch BeobachterInnen<br />

zu Wahlen in andere asiatische Länder entsandt. Mit dem Waffenstillstand hat<br />

Paffrel begonnen, seine Arbeit im Menschenrechtsbereich auszubauen, <strong>und</strong> plant u.a., in bestimmten<br />

Regionen des Landes Dorfkomitees zu gründen, <strong>die</strong> sich mit Menschenrechtsverletzungen<br />

vor Ort befassen sollen.<br />

Der National Peace Council mischt sich aktiv von unten in den Friedensprozess ein <strong>und</strong> begleitet<br />

vor allem durch Me<strong>die</strong>nberichte <strong>die</strong> aktuelle Politik.<br />

Die buddhistische Organisation Sarvodaya, <strong>die</strong> auch einen Zweig in den USA hat, hat sich<br />

neben ihrer Arbeit im ländlichen Entwicklungsbereich immer wieder für den Friedensprozess<br />

eingesetzt, zuletzt mit der Durchführung einer Massen-Meditations-Veranstaltung, an der viele<br />

H<strong>und</strong>erttausende aus dem ganzen Land teilgenommen haben. In früheren Jahren hatte sie<br />

auch eine Shanti Sena Organisation ("Friedensarmee") aufgebaut, <strong>die</strong> vor Ort auf dem Land<br />

Friedens- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeit miteinander verknüpfte.<br />

Die Peace Support Group gibt Statements heraus, in denen sie für eine beratende Rolle der<br />

Zivilgesellschaft im Friedensprozess wirbt. Die Mitglieder <strong>die</strong>ser Gruppe sind vor allem AkademikerInnen.<br />

Die National Anti-War Alliance wird geleitet von dem ehemaligen Direktor der englischinternationalen<br />

Organisation International Alert, Dr. Kumar Rupeshinghe. Sie ist dabei, ein<br />

Frühwarnsystem für den Osten <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s aufzubauen. Dabei arbeitet sie zusammen u.a. mit<br />

dem Consortium for Humanitarian Agencies.<br />

Quelle: <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>: Christine Schweitzer, Zwischen Hoffen <strong>und</strong> Bangen,<br />

http://www.friedenskooperative.de/ff/ff03/3-68.htm<br />

12


3. Die Veränderung: <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Flutkatastrophe</strong><br />

3.1 Der schockierende Augenzeugenbericht vom 26.12.2004 – Bericht des<br />

<strong>Projekt</strong>leiters der DWHH in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> Martin Baumann aus der schwer<br />

zerstörten Küstenregion um Mullaittivu<br />

Gleich nachdem wir von der Katastrophe erfahren haben, machten wir uns von unserem Büro<br />

in Vavuniya im Norden auf den Weg an <strong>die</strong> Küste nach Mullaittivu. Schon bevor wir dort<br />

eintreffen der erste Schock: Am Wegesrand wurden drei Massengräber ausgehoben. Ich sehe<br />

Leichenberge, <strong>die</strong> mit schweren Lastwagen <strong>und</strong> Traktoranhängern herangeschafft werden.<br />

Schreckliche Szenen spielen sich ab, als Angehörige versuchen, vor der Beisetzung möglichst<br />

viele der Opfer zu identifizieren. Ein Bild des Schreckens: Die Menschen wurden von der Flut<br />

dermaßen überrascht, dass sie mit ungeheurer Wucht an Bäume <strong>und</strong> Mauern geschleudert<br />

wurden.<br />

Das Elend <strong>und</strong> Leid der Bevölkerung ist unbeschreiblich. In <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> ist <strong>die</strong> Küste am<br />

stärksten besiedelt, <strong>die</strong> Katastrophe trifft <strong>die</strong> Ärmsten der Armen. Das ganze Ausmaß der<br />

Zerstörung ist noch nicht abzusehen.<br />

Wir fahren weiter an <strong>die</strong> Küste: Mullaittivu, eine Distrikt-Hauptstadt, ist normalerweise eine<br />

florierende, asiatische Kleinstadt mit viel Lärm <strong>und</strong> hektischer Betriebsamkeit. Was wir<br />

vorfinden sieht aus wie nach einem Bombenangriff. Kein Haus steht mehr an seinem Platz,<br />

alle Infrastruktur wie Telegrafenmasten, Telefonleitungen <strong>und</strong> Stromleitungen sind zerstört.<br />

Auch Mobilfunkstationen sind alle kaputt, so dass <strong>die</strong> Kommunikation im Krisengebiet fast<br />

unmöglich ist. Hinzu kommt <strong>die</strong> Sorge um meine Kollegin, <strong>die</strong> sich an der Küste im südlichen<br />

Teil des Landes befinden. Kurz nach unserer Rückkehr ins Büro kommt <strong>die</strong> erlösende<br />

Nachricht, dass sie wie durch ein W<strong>und</strong>er überlebt hat. Mir fällt ein Stein vom Herzen!<br />

Hier im Norden des Landes laufen <strong>die</strong> Hilfsaktionen sehr strukturiert <strong>und</strong> organisiert ab. Die<br />

Regierungsorganisationen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tamilischen Befreiungstiger (LTTE) arbeiten hand in<br />

Hand. Im Süden des Landes wurde allerdings ein anderes Bild gemeldet. Es gibt einige<br />

Übergriffe <strong>und</strong> Plünderungen, <strong>die</strong> sich hauptsächlich auf <strong>die</strong> Hotelanlagen konzentrieren.<br />

Sofort nachdem wir von der <strong>Flutkatastrophe</strong> erfahren haben, organisierte <strong>die</strong> Welthungerhilfe<br />

in Zusammenarbeit mit ihrem örtlichen <strong>Projekt</strong>partner Sewa <strong>Lanka</strong> Kleider, Nahrungsmittel<br />

<strong>und</strong> Küchenutensilien. Die große Solidarität unter der einheimischen Bevölkerung hier im<br />

Norden ist sehr beeindruckend, sie helfen mit dem wenigen, was sie haben. Die Solidarität ist<br />

vergleichbar mit der <strong>Flutkatastrophe</strong> vor einigen Jahren bei uns in Deutschland.<br />

Überall haben sich Schüler <strong>und</strong> Studentengruppen zusammengef<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> als Freiwillge<br />

versuchen zu helfen, wo es nur geht. Am zweiten Tag der <strong>Flutkatastrophe</strong> werden weitere<br />

Lastwagen mit Hilfsgütern ins <strong>Projekt</strong>gebiet geschickt. Die weiteren Nothilfemaßnahmen<br />

werden nun von der Schnellen Eingreiftruppe der Welthungerhilfe koordiniert <strong>und</strong> mit<br />

anderen Gebern abgestimmt. Hilfstransporte werden zwar durch <strong>die</strong> immer noch anhaltende<br />

heftige Regenzeit behindert, aber <strong>die</strong> Straßen sind mit Schwierigkeiten weitgehend befahrbar.<br />

In der Schule von Mulliyevalli – unweit von Mullaitivu – bekamen <strong>die</strong> Opfer Erste Hilfe;<br />

erste Verteilerlisten für <strong>die</strong> Hilfsgüter werden erstellt. Der Ortsvorsteher berichtete uns von<br />

457 Leichname allein an <strong>die</strong>sem Ort. Bilder setzen sich in unseren Köpfen fest, <strong>die</strong> wir nie<br />

vergessen werden: Eine Mutter, <strong>die</strong> ständig versucht <strong>die</strong> Fliegen von ihren zwei toten Kindern<br />

fernzuhalten – das letzte, was sie für sie tun kann. (Der Bericht kann hier durch <strong>die</strong><br />

fre<strong>und</strong>liche Genehmigung der DWHH abgedruckt werden; Quelle: Website der DWHH)<br />

3.2 Foto von der Zerstörung von Christian Walger<br />

(C. Walger Welthaus BI, Tel. 0521-98648-41); Weitere Berichte von der Reise im Februar<br />

2005 in <strong>die</strong> Region Mullaittivu von Delucia Xavier (Tamilischer Kultur <strong>und</strong> Bildungsverein<br />

Bielefeld e.V.) oder von Claudia Knopke, Radio Bielefeld (siehe <strong>die</strong> Ideen für den Unterricht)<br />

13


3.3 Senthalil Children's Home, Mullaitivu – zwei<br />

Augenzeugenberichte<br />

1.) “I'm going to post the more personal stories here … There will be some stories which are<br />

shared. Hope people don't mind.<br />

The first thing I saw in Mullaitivu town was a board hanging outside a battered building. I<br />

asked our guide what the board said. He said says Senthalil Children's Home.<br />

...<br />

The Home was home to 150 war orphans. They had lost both their parents to the war or had<br />

been abandoned or separated from their parents during the fighting. When the Government<br />

and the LTTE signed the ceasefire agreement 3 years ago it looked like at least some of these<br />

children were going to get a good deal in terms of their future.<br />

Now only 5 of them are alive.<br />

A wroung iron bed that was wrapped aro<strong>und</strong> a mango tree was for me the most telling thing<br />

about the force of the wave. I can't even imagine the force required to bend something like<br />

that. It looked like a straw wrapped aro<strong>und</strong> a bottle of coke. I tried to bend it back. I couldn't<br />

even move it.<br />

Inside the last standing building in the comp<strong>und</strong> there was an album of photographs of the<br />

children from the home. Most of the photographs had been taken during a party organised for<br />

them by some NGO or charity. They were all wearing their S<strong>und</strong>ay best for the photos.<br />

In the store room in which the food and supplies for the children had been stored the floor was<br />

littered with sweets. A bag containing about 1000 sweets had exploded on impact with the<br />

wall and had tossed them all over the place. They'd have been brought there by the home<br />

matrons to give to the good kids. I could remember getting that extra piece of toffee if i was<br />

good. And now no one would eat those toffees again.<br />

And then I got the smell. The same smell that made me puke at the Karapitiya hospital in<br />

Galle. And I knew that somewhere in the debris there was a body. probably that of a small<br />

child. I rushed out of the place. I didn't run because I would've surprised the cameraman and I<br />

didn't want to do that, but I just wanted to get out of there as fast as I could.”<br />

posted by Morquendi – Quelle Website: TamilNet<br />

2.)<br />

"Die Kinder brauchen alle Hilfe, <strong>die</strong> sie kriegen können"<br />

Im Tamilengebiet von <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> haben <strong>die</strong> Wellen ein ganzes Waisenhaus<br />

ins Meer gespült - nur ein Beispiel für das große Leid der Kinder<br />

KILINOCHCHI (dpa). Vinojan trägt den Schlüssel zum Koffer noch um den Hals,<br />

schließlich war der Koffer alles, was der Elfjährige besaß. "Da waren meine<br />

Anziehsachen <strong>und</strong> alle meine Bücher drin", sagt der Junge mit den traurigen dunklen<br />

Augen. Das ganze Waisenheim, in dem Vinojan in Mullaittivu im schwer zugänglichen<br />

Rebellengebiet <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s lebte, haben <strong>die</strong> Flutwellen mit sich gerissen. 123 der 175<br />

Waisenkinder starben.<br />

14


Die Waisenkinder, <strong>die</strong> in Mullaittivu überlebt haben, sind notdürftig in<br />

einem UNICEF-Krisenzentrum untergebracht. Foto: dpa<br />

Der Bürgerkrieg im Tamilengebiet <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s hatte vielen der Kinder in Mullaittivu bereits<br />

<strong>die</strong> Eltern geraubt. Indirekt hat er nun dazu beigetragen, daß sie ein zweites Mal ihr Zuhause<br />

verloren. Mullaittivu war bei den Kämpfen zerstört worden, beim Wiederaufbau der Häuser,<br />

so heißt es, sei wenig auf Qualität geachtet worden.<br />

Die Häuser, auch das Waisenheim, konnten der Wucht der Wellen kaum etwas<br />

entgegensetzen. Von den meisten ist nichts mehr übrig. "Es sieht aus wie nach einer<br />

Atombombenexplosion", sagt ein Helfer. 3500 der 5000 Einwohner Mullaittivus starben.<br />

Kein einziges Haus ist mehr bewohnbar.<br />

Nur eines der vier Gebäude des Waisenheimes steht noch, aber das hat kein Dach mehr. Innen<br />

liegen auch mehr als zwei Wochen nach der Katastrophe noch <strong>die</strong> Überreste von dem, was<br />

den Kindern einst gehörte - Fotos, Baby-Trinkflaschen <strong>und</strong> Schulhefte, ein Malkasten <strong>und</strong> ein<br />

zerrissenes Kinder-Abendkleid, auf das ein Mädchen hier bestimmt einmal sehr stolz war. Ein<br />

Poster an der Wand zeigt idyllische Natur, der Text dazu rät, man solle Vertrauen in Gott<br />

haben. Nur das Krächzen der Krähen unterbricht <strong>die</strong> Totenstille.<br />

Die Kinder, <strong>die</strong> überlebten, seien völlig traumatisiert, sagt Heimleiterin Palaninathan<br />

Piramila. "Sie wachen nachts auf <strong>und</strong> weinen." Diejenigen, <strong>die</strong> auf Bäume oder Dächer<br />

gespült worden waren, mußten von dort oben mit ansehen, wie <strong>die</strong> Wellen <strong>die</strong> anderen zwei<br />

bis 16 Jahre alten Kinder ins Meer hinauszogen oder in den Stacheldrahtzaun drückten, der<br />

um das Heim herum stand.<br />

30 Leichen wurden gef<strong>und</strong>en, 93 werden noch vermißt. "Für sie gibt es keine Hoffnung mehr,<br />

das Meer hat sie verschluckt", sagt Piramila - ebenso wie eine Betreuerin. Verzweifelt fügt <strong>die</strong><br />

22jährige hinzu: "Es ist einfach unerträglich."<br />

Die überlebenden Kinder erinnern ihre Kratzer <strong>und</strong> W<strong>und</strong>en noch an <strong>die</strong> Katastrophe. Sie<br />

haben nichts mehr, alles wurde fortgespült, selbst <strong>die</strong> Kleider an ihrem Leib sind Spenden.<br />

"Sie werden alle Hilfe brauchen, <strong>die</strong> sie kriegen können", sagt Piramila. Irgendwann sollen sie<br />

auch psychologisch betreut werden, wann das sein wird, weiß Piramila nicht - es ist, wie so<br />

vieles andere derzeit, ungewiß.<br />

Klar ist nur, daß <strong>die</strong> Kinder, <strong>die</strong> notdürftig in einem UNICEF-Krisenzentrum in der Stadt<br />

Kilinochchi untergebracht sind, nicht an den alten Schreckensort zurück sollen.<br />

http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/01/13/004a1902.asp?cat=/magazin/tsunami<br />

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4. Berichte über Entwicklungsprojekte von den Partner des<br />

fairen Handels <strong>und</strong> anderen Organisationen<br />

Hier einige Berichte über <strong>Projekt</strong>e in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> von Partnerorganisationen des Fairen<br />

Handels.<br />

4.1 Die Fair Handelsorganisation El Puente berichtet über<br />

Produzentenorganisationen auf <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong><br />

1. <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> - SIYATH meldet 76 Vermisste unter den Produzenten<br />

Uns haben neue Nachrichten der Organisation Siyath auf <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> erreicht (wir berichteten<br />

von der Email Indika deCoastas, s.u.). Siyath ist der Produzent unserer Kokosfaser-<br />

Fußmatten. Es handelt sich hierbei um eine srilankische NGO, <strong>die</strong> an der Südküste des<br />

Landes in der Region um Galle mit 31 Zusammenschlüssen von Kleinstproduzenten (90%<br />

davon sind Frauen) aus verschiedenen Dorfgemeinschaften zusammenarbeitet. Die Frauen<br />

sind zum großen Teil alleinstehend oder verwitwet. Siyath gibt ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

Einkommensquellen wie der Prostitution zu entfliehen, <strong>und</strong> ein unabhängiges Leben zu<br />

führen. Beim Absatz der Produkte schaltete <strong>die</strong> Organisation <strong>die</strong> Mittelsmänner, bei denen der<br />

Großteil der Einkünfte verblieb, aus, <strong>und</strong> verschaffte den Gruppen außerdem einen direkten<br />

Kontakt zu Exporteuren. Des Weiteren konnte <strong>die</strong> Beschaffung von Rohmaterialien durch <strong>die</strong><br />

NGO zentralisiert <strong>und</strong> damit vergünstigt werden <strong>und</strong> gemeinschaftliche Sozialleistungen wie<br />

<strong>die</strong> Finanzierung von Gr<strong>und</strong>schulausbildungen der Kinder der Produzentinnen wurden<br />

möglich.<br />

Als Zentrale der Aktivitäten gab es zwei Büros <strong>und</strong> Lagerstätten, <strong>die</strong> für Versammlungen,<br />

Bürotätigkeiten, für <strong>die</strong> Lagerung von zu verarbeitenden Materialien <strong>und</strong> für zum Versand<br />

fertig gepackte Ware, aber auch als Produktionsstätte für einige Frauen <strong>die</strong>nten, denen es<br />

aufgr<strong>und</strong> von Platzmangel nicht möglich ist, zu Hause zu arbeiten. Eines <strong>die</strong>ser Zentren ist<br />

komplett zerstört worden, das andere wurde geflutet, so dass alle lagernden Rohmaterialien<br />

(ca. US$ 2000) <strong>und</strong> zwei komplett zum Versand vorbereitete Lieferungen im Wert von US$<br />

9000, unbrauchbar geworden sind. Der Wiederaufbau <strong>die</strong>ser Gebäude ist für <strong>die</strong> ökonomische<br />

Stabilität der Produzenten <strong>und</strong> ihrer Familien essentiell. Nur mit einer neuen Zentrale können<br />

Produktion <strong>und</strong> Versand so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden. 414 Familien<br />

der Siyath - Produzenten leben derzeit in Camps, da ihre Häuser nicht mehr vorhanden sind.<br />

Unter den Produzenten der Organisation ist mittlerweile – im Gegensatz zu bisherigen<br />

Meldungen – der Verlust von 76 Menschenleben zu beklagen.<br />

Siyath ist eine der ältesten NGOs <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>s <strong>und</strong> ist bereits seit über 20 Jahren in <strong>die</strong>ser als<br />

eine der ärmsten Regionen des Landes tätig. Dennoch ist <strong>die</strong> Organisation zu klein, um für<br />

Notfälle wie <strong>die</strong> Tsunami-Katastrophe über ausreichende Kapazitäten zu verfügen. Aus<br />

<strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e brauchen <strong>die</strong> Mitarbeiter Siyaths vor Ort dringend Unterstützung<br />

2. SIYATH<br />

Über <strong>Lanka</strong> Laksilu (SL5) erhalten wir Fußmatten von Siyath, <strong>die</strong> sich direkt im<br />

Katastrophengebiet befinden. Von dort schrieb uns Indika da Costa kurz nach der<br />

Katastrophe:<br />

"Es hat uns besonders schwer getroffen. Unser gesamtes Warenlager ist zerstört, beide Büros<br />

sind weggeschwemmt worden, <strong>die</strong> Kunsthandwerker <strong>und</strong> <strong>die</strong> Angestellten der Organisation<br />

sind alle obdachlos...Gestern haben wir versucht, zu ihnen durchzukommen, aber wir haben es<br />

nicht geschafft. Wir waren am Strand gewesen, als <strong>die</strong> Flut kam. Ich erinnere mich nur an <strong>die</strong><br />

Wellen, <strong>die</strong> uns überrollt haben, <strong>und</strong> wir haben <strong>die</strong> Kinder festgehalten, <strong>und</strong> sind um unser<br />

Leben gelaufen. ... Worte reichen nicht aus, um das zu beschreiben, was geschehen ist. Wir<br />

haben Nahrungsmittel <strong>und</strong> Kleidung für etwa 100 Leute gesammelt, <strong>die</strong> vielleicht für einen<br />

16


Tag reichen werden. Damit versuchen wir immer noch, zu den Produzenten<br />

durchzukommen... Wir hoffen auf Eure Fre<strong>und</strong>schaft, Liebe <strong>und</strong> Hilfe."<br />

3 Tage später schrieb Indika da Costa dann: "Wir sind von Colombo mit den Sachen<br />

losgefahren, <strong>die</strong> wir an <strong>die</strong> Leute verteilen wollten. Was wir dann gesehen haben, sollte<br />

niemand jemals sehen müssen. Es sah aus wie nach einem Bombenabwurf. Fischerboote in<br />

Baumkronen, Tankschiffe mitten auf der Hauptstraße, Leichen an den Straßenrändern.... Als<br />

wir uns dann von der Hauptstraße zum Büro von Siyath durchschlugen, fanden wir als erstes<br />

<strong>die</strong> Leiche eines dreijährigen Kindes. Als wir dann in den Ort kamen, konnten wir das Büro<br />

nicht finden, es war nichts mehr vorhanden. Ich fühlte mich so traurig <strong>und</strong> leer. Wenn Ihr im<br />

Fernsehen vielleicht Teile von dem Zug gesehen habt, der von der Flut ergriffen wurde: Das<br />

war genau gegenüber von unserem Büro. In den Waggons liegen immer noch Leichen, <strong>und</strong> es<br />

heißt, dass noch weitere 200 Tote darunter liegen. .... Die Familie von Fischern mit 3 kleinen<br />

Kindern, <strong>die</strong> direkt neben dem Büro wohnten, ist getötet worden. Dann haben wir unsere<br />

Leute gesucht, 95 % von ihnen waren in Lagern. Jeder von ihnen hatte jemanden verloren.<br />

Alle sprechen von ihren Verlusten. Wir haben bislang 9 solcher Lager besucht, <strong>und</strong> immer<br />

noch haben wir einige unserer aktivsten Mitglieder nicht gef<strong>und</strong>en. Dass jemand überlebt hat,<br />

glaubt man nur, wenn man ihn gesehen hat. Wir haben <strong>die</strong> Sachen verteilt, <strong>die</strong> wir<br />

mitgebracht hatten, aber das reichte natürlich nicht für alle. Die Frauen können ihre Wäsche<br />

nicht wechseln, denn an Spenden kommt hauptsächlich Oberbekleidung, aber keine<br />

Unterwäsche.... Ich weiß, dass es nicht nur uns getroffen hat, sondern <strong>die</strong> ganze Region. Der<br />

einzige Trost <strong>und</strong> <strong>die</strong> einzige Stärke wird sein, füreinander da zu sein."<br />

4.2 Diakonie – Katastrophenhilfe in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> (Quelle: Diakonisches<br />

Werk der EKD)<br />

In <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> hat <strong>die</strong> Katastrophenhilfe des Nationalen Christenrates (NCC) mehrere<br />

Lastwagen mit Hilfsgütern auf den Weg in <strong>die</strong> Katastrophenregionen im Osten des Landes<br />

geschickt <strong>und</strong> in Flüchtlingslagern verteilt. In einem zweiten Schritt werden 5.400 Familien<br />

dabei unterstützt, neue Häuser zu errichten <strong>und</strong> sich wieder ein eigenes Einkommen durch<br />

Fischfang, Handwerk oder Handel zu verschaffen.<br />

Zur Koordination der Hilfsprogramme in der Region ist <strong>die</strong> Diakonie Katastrophenhilfe<br />

gerade dabei, in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> ein <strong>Projekt</strong>büro einzurichten. Es wird eng mit den Kirchen vor Ort<br />

zusammenarbeiten. Einen Schwerpunkt will der NCC auf <strong>die</strong> psychologische <strong>und</strong><br />

seelsorgerliche Betreuung von traumatisierten Flut-Opfern legen. Deshalb wurde eine<br />

besondere Abteilung eingerichtet, in der <strong>die</strong> medizinische <strong>und</strong> <strong>die</strong> psychosoziale Arbeit<br />

zusammengefasst sind. Erste Kurse in psychosozialer Hilfe finden jetzt für kirchliche<br />

Mitarbeiter statt.<br />

Der NCC beschränkt seine Arbeit nicht auf <strong>die</strong> von der Regierung kontrollierten Gebiete,<br />

sondern arbeitet auch im Gebiet der tamilischen Rebellen (LTTE), zum Beispiel bei Mutur<br />

südlich von Trincomalee oder auf der Halbinsel Jaffna. Die Kirchen sind von beiden Seiten<br />

anerkannt <strong>und</strong> haben als eine der wenigen Organisationen Zugang zum Gebiet der LTTE.<br />

Dort haben sie Flüchtlinge in Notunterkünften mit Hilfsgütern versorgt.<br />

4.3 Das tamilische Nachrichtenforum TamilNet berichtet aus<br />

Mullaittivu<br />

Mullaithivu situation grim amid rising toll<br />

[TamilNet, December 28, 2004 20:42 GMT]<br />

Three thousand three h<strong>und</strong>red and seventy three people were killed by the Tsunami in<br />

Mullaithivu according to local rescue workers and the Liberation Tigers. Kallapaadu, a<br />

coastal village near Mullaithivu town, was completely wiped out by the Tsunami. "So far we<br />

17


have been able to recover 1300 of the 2214 who resettled in village after the <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> army<br />

garrison there was overrun in 1996", said Mr. S. Senthan, the village officer (Grama Sevaka)<br />

for Kallapaadu told TamilNet Tuesday.<br />

He lamented that no international aid organization has come<br />

to the area until Tuesday afternoon to assist rescue and relief<br />

work.<br />

"Refugees are crammed in public building and churched in the<br />

interior. They desperately need food, clothing and medicine",<br />

Mr. S. Senthan<br />

choking", Ms. Vaitheki said.<br />

Mr. Senthan who escaped the catastrophe said.<br />

Ms. Vaitheki, the head of the LTTE's political division for<br />

Kallapaadu told TamilNet that she struggled with the rushing<br />

waters to save some children at the Senthalir orphanage. "I<br />

heard the children scream as they were pulled by the waves<br />

force while I was struggling to revive children who were<br />

"There were more than h<strong>und</strong>red and fifty orphans in the<br />

Senthalil Home. Only twenty children have been rescued.<br />

Sixty five are dead. Some were away from the Home when<br />

the Tsunami struck. The toll might be higher when we<br />

account for the children who were not there on Saturday", she<br />

said.<br />

The death toll in Mullaithivu is expected to mount as more<br />

bo<strong>die</strong>s are retrieved and the missing are accounted for, Tamil<br />

Rehabilitation Organisation officials told TamilNet.<br />

The parish priest of St. Josephís Church in Mullaithivu said Ms.Vaitheky<br />

that many refugees are suffering without shelter as the few<br />

structures in the coastal region that survived the Tsunami are already congested with the<br />

thousands who have lost their homes and all belongings.<br />

Parish priest of St. Joseph's Church<br />

He said more than thousand five h<strong>und</strong>red people would have been killed by the Tsunami if the<br />

waves had hit the Mullaithivu town during mass at the St. Josephís Church.<br />

The executive engineer of the Road Development Authority (RDA) in Mullaithivu, Mr. S.<br />

Jeffrey told TamilNet that the entire RDA office and works complex situated about five<br />

h<strong>und</strong>red metres from the shore in the coastal town was destroyed by the Tsunami waves.<br />

"The RDA building was put up at the cost of five million rupees. Road construction<br />

equipment worth two million and vehicles worth three million have been completely<br />

destroyed by the sea", Mr. Jeffrey said.<br />

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RDA Executive Engineer Mr.Jeffery RDA Watcher MR.S.Satheeswaran<br />

"I heard a so<strong>und</strong> like a loud explosion coming from the direction of the sea. When I looked I<br />

saw a massive wall of a wave rising out of the sea. I ran for more than two kilometers to<br />

escape the speeding waters", said Mr. S. Satheeswaran, the security officer at the RDA office<br />

in Mullaithivu town.<br />

www.tamilnet.com/oprint.html?artid=13771&catid=13<br />

5. Schulpartnerschaften <strong>und</strong> Ideen für den Unterricht<br />

5.1 Schulpartnerschaft ins Katastrophengebiet Mullaittivu<br />

5.1.1 Partnerschaften mit Mullaittivu<br />

Unser langfristiges globales Lernziel ist: Wir wollen eine Schulpartnerschaft aufbauen!<br />

Für uns ist eine nachhaltige Hilfe <strong>die</strong> langfristige Unterstützung unserer Partnerschule,<br />

<strong>die</strong> – soweit als möglich - im gegenseitigen Austausch <strong>und</strong> Kennen der Bedürfnisse des<br />

anderen besteht.<br />

Einige Vorbemerkungen quasi als Leitfaden für den Aufbau von Schulpartnerschaften nach<br />

Mullaittivu: Vom Problem grenzenlosen (globalen) Aktivismus <strong>und</strong> der Unfähigkeit Hilfe zu<br />

leisten. Mullaittivu ist zerstört. Der Tsunami vom 26.12.04 hat einfach alles – Stadt <strong>und</strong><br />

Region Mullaittivu weggespült. Claudia Knopke vom Radio Bielefeld sprach auf der Benefiz<br />

Gala in der Stadthalle BI am Abend des 22.2.05 von einer 20 Meter hohen Welle, <strong>die</strong><br />

unvorstellbare Zerstörung angerichtet hat. Da wo vorher, Schulen, Kinderheime,<br />

Waisenhäuser standen, sind nur noch leere Ruinen. Leere Bettgestelle aus Eisen haben sich<br />

um Palmen herumgewickelt wie Flachsseil. Wo Kinderlachen war, gibt es nur noch<br />

Totenstille. Trotzdem gibt es Zeichen, dass das Leben wiederkehrt. Schuldirektor Alfred<br />

Sebamalai unterrichtet weiter. Vom Schulgebäude, das keine 100 Meter vom Strand entfernt<br />

war, sind nur noch Ruinen übrig. Deshalb hält er jetzt seinen Unterricht unterm Baum. Von<br />

den 935 Kindern seiner Schule kommen noch 410. Davon sind 106 tot <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrigen in<br />

Notunterkünften, von wo sie keine Möglichkeit haben aufs Schulgelände zu gelangen. Die<br />

19


GTZ hat von der <strong>Sri</strong> Lankischen Regierung den Auftrag bekommen <strong>die</strong> Schule ganz neu <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>smal mit Bibliothek wieder aufzubauen. Die Tamilischen Befreiungstiger <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Regierungsbeamten arbeiten hand in hand mit den Mitarbeitern der internationalen<br />

Hilfsorganisationen. Wie kann nun in eine solche Stadt eine Schulpartnerschaft als ein<br />

direktes Hilfsprojekt einer Schule in Deutschland aufgebaut werden? Die einfache Antwort<br />

ist, dass <strong>die</strong>s vorerst nahezu unmöglich ist. Die Hilfe kann vorerst nur mittelbar stattfinden:<br />

durch finanzielle (<strong>und</strong> sonstige) Unterstützung der Katastrophenhelfer, <strong>die</strong> als Spezialisten vor<br />

Ort in Zusammenarbeit mit den örtlichen Entscheidungsträgern <strong>die</strong> Maßnahmen zum<br />

Wiederaufbau koordinieren. Ermutigen können wir daher nur zu einer aktiven Begleitung<br />

<strong>die</strong>ses Prozesses. Dazu gehört <strong>die</strong> Kontaktaufnahme mit <strong>die</strong>sen Spezialisten.<br />

Die Hilfs- <strong>und</strong> Spendenbereitschaft in der Stadt Bielefeld ist wie zu Zeiten der Flut in<br />

Ostdeutschland vor einigen Jahren nach wie vor groß. Viele wollen helfen. Die Frustration<br />

darüber, dass da keine Partner/innen mehr sind, <strong>die</strong> unterstützt werden können, ist besonders<br />

in den Schulen ebenso groß. Menschen zur konkreten Identifikation fehlen! Überall wird oder<br />

könnte Geld gesammelt werden, doch wohin mit dem Geld, wenn es eigentlich an Menschen<br />

fehlt, <strong>die</strong> das Geld ausgeben könnten. In Schulen könnten „Sponsorenläufe“, andere<br />

„Aktionsmodelle“ oder <strong>Projekt</strong>tage stattfinden, nicht nur an Ort <strong>und</strong> Stelle treten sich <strong>die</strong><br />

„hilflosen Helfer“ <strong>die</strong> Füße platt. Die Zumutung des Unbegreiflichen <strong>und</strong> unfassbaren einer<br />

solchen Naturkatastrophe ist für alle zu groß. Wie kann jetzt noch partnerschaftliche Hilfe<br />

stattfinden? Wie kann eine solche aussehen? Die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen in<br />

Deutschland, <strong>die</strong> mit ihren Spezialisten vor Ort sind, muss an erster Stelle stehen. Erster<br />

Ansprechpartner sind <strong>die</strong> deutsche Welthungerhilfe (Martin Baumann, Dr. Volker<br />

Hausmann), das deutsche Rote Kreuz, <strong>die</strong> GTZ <strong>und</strong> InWent in Bonn, <strong>die</strong> vor allem <strong>die</strong><br />

(Schul-)Partnerschaften <strong>und</strong> Patenschaften koordiniert. Es gibt allerdings aus Deutschland<br />

mehr Nachfragen nach Schulpartnerschaften als es Partner vor Ort gibt. Für <strong>die</strong> Bielefelder<br />

Schulen wurde <strong>die</strong> weiterführende Schule „Mullaittivu Maha Vidyalmayam“ ausfindig<br />

gemacht. Sie wird von der GTZ wiederaufgebaut. Sicherlich lohnt sich auch <strong>die</strong><br />

Kontaktaufnahme zum R<strong>und</strong>en Tisch der Stadt Bielefeld, dem Migrationsrat <strong>und</strong> den<br />

tamilischen Kultur- <strong>und</strong> Bildungsverein (Adressen siehe Anhang).<br />

Lehrer der Bielefelder Laborschule gaben aufgr<strong>und</strong> ihrer Erfahrungen<br />

folgende<br />

Empfehlungen weiter:<br />

1.) Die Schulpartnerschaft<br />

braucht <strong>die</strong> Unterstützung durch das Kollegium der Schule.<br />

2.) Die Schulkonferenz (mit Elternvertreter) sollte der Partnerschaft zustimmen.<br />

3.) Eine Gruppe von Lehrer/innen muss das <strong>Projekt</strong> aktiv betreiben.<br />

4.) Die Schulpartnerschaft sollte im Schulleben sichtbar werden.<br />

5.) Wichtig sind Rückmeldungen über <strong>die</strong> Verwendung von Spendengeldern.<br />

6) Wichtig ist, dass sich <strong>die</strong> Schüler/innen langfristig mit dem Spendenprojekt <strong>und</strong> er<br />

Schulpartnerschaft identifizieren können.<br />

5.1.2 10 Fragen <strong>und</strong> Antworten zur Tsunami-Hilfe der Deutschen<br />

Welthungerhilfe<br />

1. Was tun Sie in der Katastrophenregion?<br />

Die Welthungerhilfe leistet Hilfe aus einer Hand:<br />

Als eine von wenigen Hilfsorganisationen<br />

vereint <strong>die</strong> DWHH schnelle Nothilfe, Wiederaufbau <strong>und</strong> langfristige Entwicklungshilfe in<br />

ihrem Auftrag. Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen vor Ort hat <strong>die</strong> Deutsche<br />

Welthungerhilfe sofort nach dem Unglück Nothilfemaßnahmen in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>, In<strong>die</strong>n, Thailand<br />

<strong>und</strong> Indonesien ergriffen. Seit dem Weihnachtswochenende werden 80.000 Flutopfer mit<br />

Nahrungsmitteln, Kleidung, Decken, Planen, Kochutensilien <strong>und</strong> Trinkwasser versorgt.<br />

Wiederaufbauprojekte sind bereits gestartet. Alle Aktivitäten <strong>und</strong> Maßnahmen im einzelnen<br />

20


können Sie unserer täglich aktualisierten Chronik auf <strong>die</strong>ser Website entnehmen:<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/aktuelles/presse_archiv/wo_wir_helfen_welthungerh<br />

ilfe.html<br />

2.<br />

Was kann ich tun, um zu helfen? Kommt meine Spende auch an?<br />

Mit jeder noch so kleinen Spende leisten Sie also einen großen Beitrag zur<br />

Soforthilfe <strong>und</strong><br />

zum dringend notwendigen Wiederaufbau in der betroffenen Region. Antworten auf Fragen<br />

r<strong>und</strong> um Ihre Spende, Ihre persönliche Hilfe oder Ideen zur Unterstützung finden Sie unter<br />

nachstehendem Link:<br />

http://www.welthunger hilfe.de/WHHDE/aktuelles/presse_archiv/spenden_wirkung.html<br />

3.<br />

Wie hoch ist der Verwaltungsaufwand?<br />

Der Verwaltungsaufwand der Deutschen Welthungerhilfe<br />

liegt unter fünf Prozent der<br />

Einnahmen. Jährlich veröffentlichen wir unseren Jahresbericht mit einer Darlegung der Ein<strong>und</strong><br />

Ausgaben:<br />

http://www.welth ungerhilfe.de/WHHDE/wir/zahlenfakten/jahresbericht2003.pdf Sachliche<br />

<strong>und</strong> neutrale Auskünfte über <strong>die</strong> Spendenverwendung der Deutschen Welthungerhilfe erhalten<br />

Sie über das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, das uns alljährlich das Spendensiegel<br />

erteilt: www.dzi.de<br />

4.<br />

Stellen Sie auch Spendenbescheinigungen aus?<br />

Ja. Liegt uns für Ihre dauerhafte Spende eine Einzugsermächtigung<br />

vor oder haben Sie einen<br />

Dauerauftrag eingerichtet senden wir Ihnen Ihre Zuwendungsbescheinigung nach Ablauf<br />

jeden Kalenderjahres automatisch zu.<br />

Bei Einzelspenden über 100,00 Euro sendet<br />

<strong>die</strong> Deutsche Welthungerhilfe Ihnen so schnell<br />

wie möglich <strong>die</strong> Zuwendungsbescheinigung ebenfalls automatisch auf dem Postweg zu.<br />

Um den Verwaltungsaufwand <strong>und</strong> Kosten zu sparen senden wir bei Einzelspenden unter<br />

100,00 Euro <strong>die</strong> Zuwendungsbescheinigung nur auf ausdrücklichen Wunsch des Spenders zu.<br />

Die Finanzämter erkennen für Einzelspenden unter 100,00 Euro den Kontoauszug oder den<br />

Einzahlungsbeleg als Nachweis für <strong>die</strong> Einkommensteuererklärung an.<br />

5.<br />

Können Sie Hilfe vor Ort gebrauchen?<br />

Die DWHH entsendet nur eigene ausgebildete Mitarbeiter in <strong>die</strong> Krisenregion, welche <strong>die</strong><br />

Hilfe koordinieren. In den betroffenen Gebieten arbeiten wir seit Jahren mit lokalen<br />

Partnerorganisationen zusammen <strong>und</strong> haben daher <strong>die</strong> Möglichkeit, unsere bestehenden<br />

Strukturen <strong>und</strong> Kontakte optimal für <strong>die</strong> Versorgung von Notleidenden zu nutzen. Bitte haben<br />

Sie Verständnis, dass wir wohlgemeinte Hilfsangebote deshalb nicht annehmen können.<br />

Wenn Sie sich für längerfristige Einsätze interessieren, finden Sie hier unsere<br />

Stellenausschreibungen <strong>und</strong> weitere Links zu Stellenanbietern:<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/service/stellenangebote /index.html<br />

6.<br />

Nehmen Sie auch Sachspenden an?<br />

Zahlreiche Anrufe <strong>und</strong> E-Mails erreichten uns in den letzten Tagen von Menschen, <strong>die</strong><br />

Lebensmittel oder Kleidung spenden wollten. Die DWHH hat es sich zur Leitlinie gemacht,<br />

Hilfsgüter im jeweiligen Land selbst zu kaufen, da <strong>die</strong>s kostengünstiger ist, aber auch <strong>die</strong><br />

einheimische Wirtschaft einbindet. Zudem ist in den betroffenen Ländern eine überwältigende<br />

Welle spontaner Solidarität zu verzeichnen, so dass zum Beispiel gebrauchte Kleidung<br />

ausreichend vorhanden ist.<br />

7.<br />

Können Sie mir eine Kinderpatenschaft vermitteln?<br />

21


Nein. Die Deutsche Welthungerhilfe setzt bei der Förderung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

auf <strong>Projekt</strong>arbeit <strong>und</strong> nicht auf Patenschaften. Die Bevorzugung eines einzelnen Kindes kann<br />

schwere soziale Konflikte in dessen Umfeld zur Folge haben. Zum anderen würde eine<br />

Einzelförderung wenig nützen, wenn nicht gleichzeitig <strong>die</strong> gesamte regionale Bildungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsstruktur verbessert wird. Möchten Sie weitere Informationen? Einfach<br />

anfordern: info@welthungerhilfe.de oder hier weiterlesen:<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/spenden/dauerhaft /index.html<br />

8.<br />

Vermitteln Sie Städtepartnerschaften?<br />

Ja,<br />

aber wir verstehen uns nicht als Vermittler von Stadt-Patenschaften. Die Deutsche<br />

Welthungerhilfe steht interessierten deutschen Städten als Fachorganisation zur Verfügung,<br />

über <strong>die</strong> sie bereitgestellte Mittel sinnvoll in Not- <strong>und</strong> Wiederaufbauhilfe einsetzen können.<br />

Wir gehen zu <strong>die</strong>sem Zweck feste Partnerschaften mit interessierten Städten in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik ein. Die Welthungerhilfe informiert <strong>die</strong> Partner-Städte über den Fortschritt<br />

der unterstützten <strong>Projekt</strong>e <strong>und</strong> über <strong>die</strong> allgemeine Situation in der betroffenen Region. Ihre<br />

Ansprechpartnerin ist Frau Kathrin Bremer: kathrin.bremer@dwhh.de<br />

Möchten Sie ein Partnerschaftsbeispiel kennenlernen? Hier lesen Sie mehr:<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/aktuelles/presse_archiv/bonn_partn erschaft.html<br />

9.<br />

Wie können wir als Schule aktiv helfen?<br />

Die Deutsche Welthungerhilfe unterstützt den Wiederaufbau<br />

von Schulen im<br />

Katastrophengebiet. Auch dazu benötigen wir viele Partner, <strong>die</strong> uns helfen. Machen<br />

Sie mit<br />

bei den vielfältigen Aktionen, <strong>die</strong> wir anbieten: Sport, Literatur, Feste, Informationsveranstaltungen,<br />

Aktionsgruppen <strong>und</strong> anderes mehr. Unterrichtsideen, Anregungen für Aktionen<br />

<strong>und</strong> Ansprechpartner finden Sie hier:<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHD E/themen/tsunami/index.html<br />

10.<br />

Was ist mit den anderen Krisenregionen in der Welt, z.B. im Sudan? Ist <strong>die</strong><br />

Welthungerhilfe dort noch aktiv?<br />

Ja. Zugegeben, <strong>die</strong> <strong>Flutkatastrophe</strong> in Südostasien bestimmt derzeit sehr unsere Arbeit. Aber<br />

unsere Aktivitäten in den übrigen Armuts- <strong>und</strong> Krisenregionen der Welt gehen unvermindert<br />

weiter. Informationen zu den einzelnen Maßnahmen <strong>und</strong> <strong>Projekt</strong>en können Sie hier nachlesen:<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/projekte/index.html<br />

http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/aktuelles/presse_archiv/tsunami_10_fragen.html<br />

5.2 Ideen zur Gestaltung von Unterrichtsst<strong>und</strong>en/ -projekten<br />

5.2.1 Kontakt / Einladung eines Referenten für eine Startveranstaltung<br />

z.B. Christian Walger (Welthaus Bielefeld), Delucia Xavier (Migrationsrat der Stadt<br />

Bielefeld; Tamilischer Kultur- <strong>und</strong> Bildungsverein e.V.), Martin Baumann (DWHH),<br />

Eberhard David (OB Bielefeld), Herr Fliege (Referent des OB Bielefeld), Claudia Knopke<br />

vom Radio Bielefeld, Dr. Volker Hausmann (Geschäftsführer der DWHH), Kontaktaufnahme<br />

InWent (Bonn)/Auswärtiges Amt/ Deutsche Welthungerhilfe/ Medico etc. Wer vermittelt uns<br />

eine Partnerschule in der Region Mullaittivu? Die Lehrer <strong>und</strong> Schüler/innen sollen sich<br />

selbständig über <strong>die</strong> in Bielefeld bestehenden Kontakte zur DWHH, dem R<strong>und</strong>en Tisch der<br />

Stadt Bielefeld etc,. über <strong>die</strong> aktuellen Entwicklungen im Prozess des Wiederaufbaus der<br />

zerstörten Stadt <strong>und</strong> Region Mullaittivu informieren.<br />

22


5.2.2 Gestalten einer Wandzeitung oder Ausstellung<br />

Sammeln von Zeitungsartikeln, Bildern, Fotos, Berichten. Zusammentragen auf einer<br />

Wandzeitung <strong>und</strong> Gestalten einer Ausstellung für das Foyer der Schule oder einem anderen<br />

öffentlichen Raum.<br />

5.2.3 Email-/Internetprojekt: Deutsch oder Englisch Unterricht für Sek. I<br />

Schreiben einer Email auf Englisch oder Deutsch an Betroffene, Mitarbeiter von<br />

Hilfsorganisationen, Politiker, Vertreter der Stadt Bielefeld, Vertreter von tamilischen Kultur-<br />

<strong>und</strong> Bildungsorganisationen.<br />

Das Problematisieren eines Email-<strong>Projekt</strong>es muss Teil des Unterrichtes sein. Weiter könnte<br />

eine geleitete Web-Recherche Teil des Unterrichtes sein. Die Lehrer <strong>und</strong> Schüler/innen sollen<br />

sich selbständig anhand von Internetseiten über <strong>die</strong> aktuellen Entwicklungen im Prozess des<br />

Wiederaufbaus der zerstörten Stadt <strong>und</strong> Region Mullaittivu informieren.<br />

5.2.4 Solidarisches Mittagessen/Frühstück für <strong>die</strong> Schule kombiniert mit<br />

Informationsveranstaltung über <strong>die</strong> (zukünftigen) Partner<br />

Kochen wie in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> – Kochrezepte / „So schmeckt <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>“ – In Bielefeld <strong>und</strong><br />

Umgebung leben über 2000 tamilische Mitbürger/innen<br />

5.2.5 Partnerschafts- oder Sponsorenlauf für <strong>die</strong> Partnerschule, - stadt, -<br />

Waisenhaus<br />

Für jede gelaufene R<strong>und</strong>e auf dem Sportfeld gibt es eine vorher vereinbarte Geldsumme, <strong>die</strong><br />

von einem Sponsor an <strong>die</strong> Klasse/Schule bezahlt wird.<br />

5.2.6 Erarbeitung <strong>und</strong> Spielen eines Rollenspiels zum Konflikt zwischen<br />

Tamilen <strong>und</strong> Singhalesen<br />

Rollenkarten schreiben: z.B. Chandrik <strong>und</strong> Kumar: tamilische Landarbeiter, Angehörige der<br />

Befreiungstiger, kämpfen für ihre Rechte <strong>und</strong> hätten am liebsten zusammen mit dem<br />

südostindischen B<strong>und</strong>esstaat Tamil Nadu einen eigenen, unabhängigen Tamilenstaat.<br />

Shanti <strong>und</strong> Lalitha, tamilische <strong>Tee</strong>pflückerinnen, leben im Hochland in einfachen Hütten <strong>und</strong><br />

arbeiten auf <strong>Tee</strong>plantagen, ihre Vorfahren sind vor h<strong>und</strong>ert Jahren von den britischen<br />

Kolonialherren aus Südin<strong>die</strong>n nach <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> gebracht worden, um hier auf den neu<br />

angepflanzten Plantagen zu arbeiten. Sie wünschen sich größeren Ver<strong>die</strong>nst <strong>und</strong> einen<br />

Kindergarten für ihre Kinder.<br />

Sukumar, Rebellenchef der tamilischen Befreiungstiger.<br />

Nanda, Beamter der zentralen Regierung von <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>. Er hat <strong>die</strong> Aufgabe im Nordosten<br />

der Insel einen guten Kontakt zur ökonomisch unterdrückten tamilischen<br />

Bevölkerungsmehrheit aufzubauen.<br />

Etc.<br />

5.2.7 Tourismus<br />

Diskutiert anhand der Thesen <strong>und</strong> der Bilder von der Zerstörung (Kap. 3.2), welche<br />

Implikationen Reisen in Katastrophengebiete haben.<br />

10 Thesen zum Thema Reisen in Katastrophengebiete:<br />

- Geld kommt mit den Reisenden <strong>und</strong> dem Tourismus in <strong>die</strong> zerstörten Gebiete.<br />

- Durch Reisen können Kontakte zu Einheimischen <strong>und</strong> Organisationen etabliert werden.<br />

- Wissen über <strong>die</strong> aktuelle Notstände <strong>und</strong> Entwicklungen werden eruiert.<br />

- Reisende brauchen Infrastruktur.<br />

- Reisende verbrauchen Ressourcen<br />

23


- Reisende haben (hohe) Ansprüche<br />

- Reisende haben viel Geld im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung<br />

- Partnerschaft lebt von gegenseitigen Besuchen<br />

- Umweltverträglicher Tourismus ist möglich!<br />

- Politiker wie Joschka Fischer (oder Helmut Kohl) fordern auf zu Reisen in <strong>die</strong><br />

Katastrophengebiete!<br />

Beachtet weiter <strong>die</strong> folgenden Hintergr<strong>und</strong>texte:<br />

5.2.7.1 Tourismuspolitik: "Come back to the Indian Ocean"<br />

Kommentar: Die Reise als Spende für den Wiederaufbau?<br />

von Martina Backes<br />

Die "noch nie da gewesene globale Reaktion", zu der Kofi Annan am zwölften Tag nach der Flutwelle anlässlich<br />

der Eröffnung der "Geberkonferenz" in Jakarta auf <strong>die</strong> "noch nie da gewesene Katastrophe" aufrief, gibt es<br />

tatsächlich. Sie besteht in erster Linie aus einem weltweiten Ranking von Spendensummen <strong>und</strong> Zahlen zu<br />

Todesopfern, Obdachlosen, Vermissten, ausbleibenden TouristInnen, toten Delfinen <strong>und</strong> Wiederaufbaukosten -<br />

sowie aus einer Flut an rücksichtslosen Bildern über Leid, Gewalt <strong>und</strong> Schrecken. Zwar mögen <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n <strong>die</strong><br />

Unmenge an taktlosen Direktübertragungen von lebenden <strong>und</strong> toten Opfern nicht nur wegen der Einschaltquoten<br />

gesendet haben. Vielleicht bewirkt ja tatsächlich nur ein Immer-Mehr an Hemmungslosigkeit, mit der<br />

persönliches Leid weltweit ausgestrahlt wird, eine emotionale Involviertheit bei dem weithin an mediale<br />

Gewaltszenarien gewöhnten Zuschauer - <strong>und</strong> potenziellen Spender. Und sicher mag man dem geschmacklosen<br />

Spendenwettranking von Industrie, Banken, Regierungen <strong>und</strong> Privatpersonen (10 Millionen von Coca Cola; 500<br />

Millionen von Schröder <strong>und</strong> ein Link für Direktspenden zugunsten PhiPhi Islands auf der Website von Leonardo<br />

di Caprio, dem Hauptdarsteller des dort gedrehten Films "The Beach") entgegenhalten, dass der gute Zweck das<br />

weniger edle Motiv der Imagepflege heiligt. Doch wird im derzeitigen westlichen Taumel für Superlative <strong>die</strong><br />

angemessene Hilfsbereitschaft flugs zu einer uneingeschränkten Solidarität mit den Armen stilisiert.<br />

Um sich im nächsten Zuge mit ihr positiv von dem Mangel an der finanziell gemessenen Solidarbereitschaft der<br />

arabischen Ländern abzugrenzen. Die Lust an dem eigenen Leid, so meinte etwa <strong>die</strong> FR, sei in den arabischen<br />

Ländern, <strong>die</strong> dazu neigten, sich als Opfer westlicher Politik <strong>und</strong> Geschichte zu sehen, stärker als <strong>die</strong> Bereitschaft<br />

zum Engagement. Noch sind <strong>die</strong> versprochenen nationalen Spendengelder nicht geflossen, ist kein umfassendes<br />

Schuldenmoratorium - geschweige denn ein Schuldenerlass - in Kraft getreten <strong>und</strong> kein Kommunikationssystem<br />

aufgebaut, das Frühwarnungen bis in <strong>die</strong> marginalisierten Dörfer senden könnte. Doch schon jetzt werden aus<br />

der Hilfe für <strong>die</strong> Flutopfer Chancen herausgelesen, sei es bezüglich eines modernen Infrastrukturaufbaus für <strong>die</strong><br />

betroffenen Regionen oder der "Einigkeit der internationalen Politik unter dem Dach der Weltorganisation<br />

UNO" - globale Strukturpolitik, Überwindung des USA-UNO Grabens <strong>und</strong> westliche Modernisierung des armen<br />

Südens in einem Aufwasch.<br />

In Ostasien <strong>und</strong> China haben <strong>die</strong> Börsen für kaum mehr als einige St<strong>und</strong>en auf <strong>die</strong> Katastrophe reagiert. Die<br />

Verluste für <strong>die</strong> Versicherungsgesellschaften werden auf weniger als fünf Milliarden Dollar geschätzt. Zum<br />

einen, so das Magazin Wirtschaftswoche, sei nur wenig Gr<strong>und</strong>besitz in der Region versichert. Zum anderen<br />

seien <strong>die</strong> ärmsten Landstriche in Süd-Asien betroffen <strong>und</strong> keine wesentlichen Hafen-, Energie- <strong>und</strong><br />

Rohstoffanlagen oder Tanker zerstört worden.<br />

Die "globale Reaktion" zeigt bis dato in erster Linie, wie selektiv der Westen das Elend einerseits <strong>und</strong> wie<br />

eigennützig er das Para<strong>die</strong>s andererseits ein- <strong>und</strong> ausblendet. So beharrlich wie bisher <strong>die</strong> politisch erzeugte<br />

Armut in den Regionen <strong>und</strong> <strong>die</strong> soziale Dimension der Katastrophe entlang der para<strong>die</strong>sischen Traumstrände<br />

ignoriert wurden, <strong>die</strong>nen sie in den "Geberländern" nun gerne der Selbstdarstellung. Gegenüber dem militärischtechnischen<br />

Komplex internationaler Hilfseinsätze findet <strong>die</strong> Hilfeleistung durch <strong>die</strong> betroffenen Länder selbst<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> lokalen Organisationen nur marginal Erwähnung. Und <strong>die</strong> "globale Solidarität" wird von<br />

interessengeleiteten Wiederaufbauszenarien begleitet. Gerade <strong>die</strong> Tourismusindustrie versucht, <strong>die</strong> Notlage zu<br />

nutzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> recht umstrittene Idee einer "Armutsbekämpfung durch Tourismusentwicklung" salonfähig zu<br />

machen. Der Aufbau tourismusbezogener Infrastruktur, ob privater oder öffentlicher, solle von der<br />

internationalen Gebergemeinschaft nicht vergessen werden, so der Direktor der Welttourismusorganisation am 4.<br />

Januar, denn sie biete für <strong>die</strong> Küstenbevölkerung <strong>die</strong> Chance, Arbeitsplätze <strong>und</strong> Lebensunterhalt<br />

wiederzugewinnen <strong>und</strong> zum normalen Leben zurückzufinden.<br />

24


Die WTO mahnt vor unnötigen Reisewarnungen, denn ausbleibende Devisen würden <strong>die</strong> ohnehin betroffenen<br />

Länder nur umso härter treffen. Um in der nächsten Presserklärung zu verkünden, warum keine Krise des<br />

Tourismus zu befürchten sei - <strong>und</strong> ein sicheres Klima für touristische Investitionen herbeizureden. Geoffrey<br />

Lipman, Präsident des International Council of Tourism Partners (ICTP), meint, nur drei Prozent des weltweiten<br />

Tourismus sei überhaupt betroffen <strong>und</strong> lanciert <strong>die</strong> Kampagne "Come back to the Indian Ocean". Während<br />

manche TouristInnen glauben, durch ihre bloße Anwesenheit Hilfe für <strong>die</strong> Hilflosen zu leisten, andere wegen<br />

<strong>und</strong> wieder andere trotz der Katastrophe vor Ort bleiben oder ins Land reisen, propagieren <strong>die</strong> nationalen<br />

Tourismusministerien, dass <strong>die</strong> meisten Regionen "völlig intakt" seien <strong>und</strong> rufen Reisenden wie Investoren ein<br />

"danke, dass sie kommen" (Die ZEIT) entgegen. Manche westliche Reiseveranstalter verstehen es als Solidarität,<br />

ihr Programm wieder aufgenommen oder erst gar nicht ausgesetzt zu haben. Tourismusmanager sprechen gar<br />

von einer Chance für <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> - touristische Investitionen stehen nicht länger unter dem Verdacht reiner<br />

Profitgier, sondern werden als moralisch gebotene Hilfe propagiert. Die touristischen Akteure geben sich<br />

unerschrocken <strong>und</strong> einig gegen <strong>die</strong> Sintflut im Para<strong>die</strong>s.<br />

Der touristische Nachrichtenverteiler eTurboNews berichtet, es sei trotz der vielen verunglückten Fischerboote<br />

kein einziger Fall einer zerstörten Segeljacht bekannt. Diese nur zynisch lesbare Meldung symbolisiert, was für<br />

<strong>die</strong> Versorgung nach der Katastrophe umso mehr gilt: Die in Armut lebenden Menschen werden von den Folgen<br />

der Naturgewalten in aller Regel härter getroffen als <strong>die</strong> Reichen. Ersten Schätzungen der Asiatischen<br />

Entwicklungsbank (ADB) zufolge droht infolge der Flutschäden weiteren zwei Millionen Menschen <strong>die</strong> absolute<br />

Armut. Während auf den Maldiven 63 der insgesamt 78 Ressorts unbeschädigt davongekommen sind, wurden<br />

über <strong>die</strong> Hälfte der Wohnhäuser der Malidivianer beschädigt. Nun droht hier laut ADB weiteren 50 Prozent der<br />

Bevölkerung <strong>die</strong> absolute Armut.<br />

Angefangen vom Umgang mit Flutwarnungen noch vor der Katastrophe bis hin zu den Wiederaufbauszenarien<br />

ist der Tourismus auf eine Weise in das Geschehen involviert, <strong>die</strong> soziale Spaltungen <strong>und</strong> Nachteile gerade für<br />

<strong>die</strong> ärmeren Bevölkerungsschichten offensichtlich verstärkt.<br />

Am 26. Dezember sollen Mitarbeiter der Tourismusbehörde in Thailand <strong>die</strong> Tsunami Warnungen nicht erst<br />

genommen haben. Ihr Schweigen - auch aus Angst vor politischem Druck - ist das Resultat ökonomischen<br />

Kalküls. Schließlich stand Thailands Ruf als internationales TouristInnenpara<strong>die</strong>s auf dem Spiel <strong>und</strong> da scheint,<br />

so lehrt es <strong>die</strong> jüngste Vergangenheit, Premier Thaksin nicht zu spaßen. Vor zwei Jahren erst hatte er<br />

Meteorologen vorgehalten, <strong>die</strong> Tourismusbranche unnötig zu verschrecken, als ein Beben geringerer Stärke<br />

gemeldet wurde. Sumalee Prachuab, Leiter des nationalen Seismologischen Instituts in Thailand, berichtete der<br />

FAZ von massiven Beschwerden der Tourismusbehörde vor fünf Jahren, nachdem das staatliche Wetteramt eine<br />

Warnung vor einer möglichen Flutwelle nach einem Erdbeben bei Papua-Neuguinea herausgegeben hatte. Und<br />

als Smith Tumsaroch vor sieben Jahren vor einem Erdbeben <strong>und</strong> der Möglichkeit eines Tsunami in der Bucht<br />

von Bengalen gewarnt hatte, wurde der damalige Leiter der Meteorologischen Station Thailands mit dem<br />

Vorwurf konfrontiert, TouistInnen <strong>und</strong> Investoren zu verschrecken - <strong>und</strong> verlor seinen Posten. Jetzt, da der<br />

Tourismus mitbetroffen ist, hat Premier Thakin ihn zum Chefmeteorologen gemacht <strong>und</strong> mit dem Aufbau des<br />

nationalen Warnsystems betreut.<br />

Von unterlassenen Frühwarnungen einmal abgesehen wird auch das soziale Ausmaß der Naturkatastrophe nicht<br />

zuletzt durch den Tourismus deutlich. Die Hilfe konzentrierte sich kurz nach der Flutwelle auffällig auf <strong>die</strong><br />

touristischen Zentren, während stark betroffene, jedoch touristisch kaum erschlossene Gebiete oft tagelang von<br />

Hilfeleistungen ausgeschlossen blieben. Die wenigen Überlebenden des 2000 Familien zählenden Dorfes Ban<br />

Nam Khem an der thailändischen Küste berichteten der Bangkok Post, aufgr<strong>und</strong> fehlender Hilfe seien viele an<br />

den Folgen der Flut gestorben. Ähnliche Klagen kamen von Überlebenden auf den indischen Andamanen, <strong>die</strong><br />

nach tagelangem Warten <strong>die</strong> Verwaltungsgebäude überfielen, um an Lebensmittel zu gelangen. Auch in Thap<br />

Lamu, nur drei Kilometer vom touristischen Zentrum Khao Lak entfernt, beklagt <strong>die</strong> ehemals 600 Familien<br />

zählende Fischergemeinde unterlassene Hilfeleistungen. Ihre 100 Fischerboote, mit denen sie mit einer<br />

jährlichen Fangquote von r<strong>und</strong> zehn Millionen Kilogramm Fisch ihre eigene Existenz, aber auch <strong>die</strong> Versorgung<br />

der Dörfer im Hinterland sicherstellen, sind nun größtenteils verloren - Kleinkredite für <strong>die</strong> verbleibenden<br />

Fischer zur Restauration ihrer Boote sind nicht in Sicht. Die Subsistenzfischerei wird als ökonomisch riskant<br />

eingestuft <strong>und</strong> steht im Schatten touristischer Aufbauszenarien. Die Bevorzugung des als Devisenbringer<br />

bezeichneten Tourismus gegenüber lokalen Subsistenzökonomien ist nicht neu, doch werden nach der<br />

<strong>Flutkatastrophe</strong> <strong>die</strong> sozialen Konsequenzen <strong>die</strong>ser Politik offensichtlich <strong>und</strong> vertiefen <strong>die</strong> Spaltung der<br />

Gesellschaft.<br />

Dabei verdrängt <strong>die</strong> aktuelle Tourismusdebatte, dass Tourismus für <strong>die</strong> Verw<strong>und</strong>barkeit der betroffenen<br />

Regionen mitverantwortlich ist. Die dichte Besiedlung mancher Küstenorte ist eine direkte Folge touristischer<br />

Entwicklung. So stehen <strong>die</strong> ersten 100 Meter Küstenstreifen in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> ersten 500 Meter im indischen<br />

25


Tamil Nadu eigentlich unter Küstenschutz <strong>und</strong> Genehmigungen zur Bebauung wurden insbesondere wegen des<br />

Tourismus großzügig erteilt. Arbeitskräfte migrieren in <strong>die</strong> touristischen Badepara<strong>die</strong>se, so etwa in Thailand <strong>und</strong><br />

auf den Malediven. Anderenorts haben KüstenbewohnerInnen ihr Land für Hotelanlagen <strong>und</strong> Golfplätze<br />

verlassen müssen <strong>und</strong> leben an teils entlegenen Orten, deren BewohnerInnen jetzt beklagten, nur zeitrangig oder<br />

zu spät <strong>und</strong> zu wenig Hilfe erhalten zu haben. Auch an der Zerstörung der schützenden Korallenriffe <strong>und</strong><br />

Mangrovenzone ist der Tourismus nicht unbeteiligt.<br />

Informationen des Mangrove Action Projects (Map) zufolge - einem Netzwerk mit 400 NGOs <strong>und</strong> über 250<br />

Wissenschaftlern aus 60 Ländern - säumten Mangroven ehemals 75 Prozent der Küstenlinie in tropischen <strong>und</strong><br />

subtropischen Regionen. Sie gelten als Schutzschild gegen Flutwellen <strong>und</strong> Stürme. Fünfzig Prozent der<br />

Mangroven vor Thailand verschwanden zwischen 1975 <strong>und</strong> 1993, in In<strong>die</strong>n wurde bereits zwischen 1963 <strong>und</strong><br />

1977 über <strong>die</strong> Hälfte der Mangroven zerstört. Berichten der Bangkok Post zufolge sind im Laufe der letzten fünf<br />

Jahre Korallenriffe <strong>und</strong> Mangroven entlang der jetzt besonders betroffener Andaman Küste Thailands,<br />

insbesondere in Phuket, Phangnga <strong>und</strong> Krabi, aufgr<strong>und</strong> der wachsenden touristischen Infrastruktur <strong>und</strong> der<br />

Shrimpsfarmen fast völlig vernichtet worden.<br />

Zwar haben <strong>die</strong> meisten asiatischen Ländern strenge Umweltgesetze zum Schutz der Küsten. Zyklone <strong>und</strong><br />

Flutwellen sind, wenngleich in geringerem Ausmaß, ein weithin bekanntes Naturphänomen <strong>und</strong><br />

Vorsichtsmaßnahmen keine Ausnahme. M.S. Swaminathan, In<strong>die</strong>ns Vorzeige-Landwirtschaftsexperten, <strong>und</strong><br />

Devinder Scharma, Experte für Überlebensökonomie zufolge, werden <strong>die</strong> Gesetze insbesondere von der<br />

Tourismus- <strong>und</strong> Aquakulturindustrie ignoriert. Durch sie sei eine enorme Fläche von Stränden, Brackwasser-<br />

<strong>und</strong> Gezeitenzonen besiedelt, umgestaltet oder völlig zerstört worden.<br />

Ungeachtet <strong>die</strong>ser Tatsachen setzt <strong>die</strong> Tourismusdebatte all jene Irrtümer bezüglich ihres<br />

entwicklungspolitischen Potenzials erneut in <strong>die</strong> Welt, <strong>die</strong> auch vor der Katastrophe schon galten. Die erhofften<br />

einkommenschaffenden Effekte des Tourismus sind angesichts der hohen Ausgaben für <strong>die</strong> touristische<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> den Import von Luxusgütern überzogen. Die Infrastuktur-Kosten für <strong>die</strong> Schaffung eines<br />

Arbeitsplatzes im Tourismus liegen weit über denen anderer Beschäftigungsformen. Dass viele informelle<br />

Tätigkeiten <strong>und</strong> kleine UnternehmerInnen jetzt in den Krisenregionen unter dem Ausbleiben der TouristInnen<br />

leiden, ist schlimm <strong>und</strong> Ausdruck ihrer prekären Lage. Die enorme Krisenanfälligkeit des Tourismus wird im<br />

Verhalten des globalen touristischen Marktes besonders deutlich: Nicht betroffene Destinationen im indischen<br />

Ozean locken mit überraschenden Wachstumszahlen in der Hoffnung, den Anteil der doch zögerlichen Urlauber<br />

<strong>und</strong> Veranstalter an ihre Traumstrände zu ziehen, solange eine Reisestornierung aufgr<strong>und</strong> der Ausnahmesituation<br />

juristisch einklagbar ist <strong>und</strong> damit ein Umbuchen wahrscheinlich. Sonne, Sand <strong>und</strong> Palmen - <strong>und</strong> damit alle<br />

Länder, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Setting glaubhaft bieten können, treten weltweit in Konkurrenz zueinander. Aus lokaler Sicht<br />

sind Investitionen somit ein großes Risiko.<br />

Dennoch beansprucht <strong>die</strong> Tourismusindustrie, nachdem <strong>und</strong> obwohl auch viele Urlauber in den Fluten<br />

umkamen, für sich eine Vorreiterrolle beim Wiederaufbau. Keines der Länder fordert eine Stu<strong>die</strong> über<br />

Verw<strong>und</strong>barkeit <strong>und</strong> soziale Auswirkungen durch touristische Entwicklung <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> WTO ist an einer<br />

solchen Analyse nicht interessiert. Bisher war der Terrorismus entsprechend der Agenda des Weltgeschehens das<br />

prioritäre Feld, an dem sich <strong>die</strong> touristischen Konferenzen abgearbeitet haben - <strong>und</strong> Tourismus als<br />

Friedensbringer gerade für Länder wie Afghanistan, Irak <strong>und</strong> Palästina inszenierten. Sieht ganz danach aus, dass<br />

sich zum "peace through tourism" Rezept <strong>und</strong> der Idee vom "Tourismus gegen den Terror" nun <strong>die</strong><br />

"Katastrophenhilfe durch Tourismus" gesellt. Das Trumpfen mit Zahlen <strong>und</strong> <strong>die</strong> noch nie da gewesenen Menge<br />

an Bildern des Grauens <strong>und</strong> der Gewalt werden offensichtlich von einer neuen Welle der Ignoranz seitens der<br />

Tourismusbranche überboten. Selbst der voyeuristische Konsum des Schreckens wird in den Dienst der Rettung<br />

des Para<strong>die</strong>simages gestellt.<br />

Martina Backes / FernWeh / 17.1.2005<br />

http://www.iz3w.org/fernweh/deutsch/themen/thema02/3.html<br />

5.2.7.2 Solidarität mit den Opfern der <strong>Flutkatastrophe</strong> – Solidarität im<br />

Tourismus?<br />

Vor dem Ausmass der <strong>Flutkatastrophe</strong> im Indischen Ozean fällt es uns schwer, <strong>die</strong> richtigen<br />

Worte zu finden, um unserer Trauer <strong>und</strong> Betroffenheit angemessen Ausdruck zu geben <strong>und</strong><br />

26


gleichzeitig auf <strong>die</strong> vielen Fragen einzugehen, <strong>die</strong> jetzt an uns herangetragen werden. Die<br />

Flutwelle vom 26. Dezember riss mehr als 160’000 Menschen in den Tod, hinterliess eine<br />

halbe Million Menschen verletzt <strong>und</strong> fünf Millionen obdachlos. Ganze Küstenstriche von<br />

In<strong>die</strong>n, Indonesien, <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>, Thailand oder Ostafrika sowie Inseln der Malediven,<br />

Andamanen <strong>und</strong> Nikobaren sind verwüstet – <strong>die</strong> Para<strong>die</strong>se unzähliger Feriensuchender<br />

wurden zerstört <strong>und</strong> mehr noch: <strong>die</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lagen von Millionen Fischer- <strong>und</strong><br />

Bauernfamilien in den Küstenregionen auf einen Schlag vernichtet.<br />

Das Ausmass der Zerstörungen durch den Tsunami vom 26. Dezember ist unfassbar <strong>und</strong> bei<br />

weitem noch nicht in allen betroffenen Gebieten auch wirklich erfasst. Vielerorts wird erste<br />

Hilfe effektiv erbracht, aber nicht überall. Gleichzeitig rollt bereits eine noch nie dagewesene<br />

Flut von Hilfs- <strong>und</strong> Spendengeldern auf <strong>die</strong> betroffenen Regionen zu, wo <strong>die</strong> Menschen oft<br />

noch unter Schock stehen <strong>und</strong> kaum Gedanken über ihr künftiges Leben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entwicklung<br />

ihrer Gemeinschaften anstellen können. Lautstark wird <strong>die</strong> Forderung nach einem schnellen<br />

Wiederaufbau des Tourismus erhoben, wo immer Regionen, ganze Länder gar, stark von<br />

<strong>die</strong>sem Wirtschaftszweig abhängig sind. Die Tourismusindustrie ruft zur internationalen<br />

Solidarität auf, während Reisende in den westlichen Entsendeländern hin- <strong>und</strong> hergerissen<br />

sind, ob Ferien in den betroffenen Gebieten jetzt überhaupt angebracht <strong>und</strong> möglich sind. Was<br />

heisst denn jetzt Solidarität im Tourismus?<br />

In Absprache mit seinen Partnerorganisationen in Süd <strong>und</strong> Nord appelliert der arbeitskreis<br />

tourismus & entwicklung Basel an <strong>die</strong> internationale Gemeinschaft, <strong>die</strong> Schweizer Regierung<br />

<strong>und</strong> Behörden, Hilfswerke <strong>und</strong> Entwicklungsorganisationen, Me<strong>die</strong>n, Tourismusindustrie<br />

sowie an Reisende:<br />

- nicht weiter „Tourismusdestinationen“, sondern <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> Hilfe am<br />

dringendsten benötigen, ins Blickfeld zu rücken;<br />

- umgehend Klarheit über <strong>die</strong> Lage <strong>und</strong> Bedürfnisse der Menschen in nicht-touristischen<br />

Gebieten – insbesondere auch in Burma, den Andamanen <strong>und</strong> Nikobaren sowie in<br />

Somalia – zu schaffen <strong>und</strong> <strong>die</strong> notwendige Hilfe für sie einzuleiten;<br />

- nachhaltige Hilfe in erster Linie den Menschen zukommen zu lassen, <strong>die</strong> sie am<br />

meisten nötig haben – in den vom Tsunami betroffenen Regionen ebenso wie in andern<br />

Krisengebieten der Welt;<br />

- sich für faire Rahmenbedingungen der internationalen Zusammenarbeit, einen umfas-<br />

senden Schuldenerlass <strong>und</strong> gerechte internationale Handelsbeziehungen einzusetzen,<br />

<strong>die</strong> eine nachhaltige Entwicklung erst ermöglichen;<br />

- nicht einen überhasteten Wiederaufbau des Tourismus zu unterstützen, sondern bei<br />

jedem <strong>Projekt</strong> strikt klare Kriterien für einen umweltverträglichen, sozialverant-<br />

wortlichen <strong>und</strong> partizipativen Tourismus einzuhalten im Hinblick auf eine nachhaltige<br />

Entwicklung der gesamten Bevölkerung;<br />

- <strong>die</strong> Frage, wieviel <strong>die</strong> einheimische Bevölkerung vom Tourismus profitiert, ultimativ<br />

vor jeden Entscheid einer Reise oder eine Unterstützung für ein Tourismusprojekt zu<br />

stellen;<br />

- jetzt nicht Hotels oder ganze Tourismusdestinationen „fallen zu lassen“ bzw. „aus dem<br />

Angebot zu streichen“, sondern im Hinblick auf eine umwelt- <strong>und</strong> sozialverant-<br />

wortliche Entwicklung des Tourismus verbindliche, langfristige <strong>und</strong> partnerschaftliche<br />

Beziehungen aufzubauen <strong>und</strong> zu pflegen;<br />

- mit wahrhaftigen Berichterstattungen <strong>die</strong> Öffentlichkeit in den betroffenen Ländern<br />

wie auch weltweit regelmässig <strong>und</strong> langfristig über <strong>die</strong> Situation der vom Tsunami<br />

betroffenen Menschen <strong>und</strong> ihre Fortschritte, Bedürfnisse <strong>und</strong> Anforderungen zu<br />

informieren.<br />

27


5.2.7.3 Solidarität mit den Opfern der <strong>Flutkatastrophe</strong> im Indischen Ozean<br />

– Was heisst denn jetzt Solidarität im Tourismus?<br />

1) Nicht „Tourismusdestinationen“, sondern <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> Hilfe am dringendsten<br />

benötigen, ins Blickfeld rücken<br />

Nicht zuletzt <strong>die</strong> Tatsache, dass auch mehrere Tausend westliche UrlauberInnen von der<br />

<strong>Flutkatastrophe</strong> heimgesucht wurden, hat dazu geführt, dass Berichterstattung <strong>und</strong> Nothilfe<br />

schnell zur Stelle waren. Der von den westlichen Me<strong>die</strong>n dominierte Blick auf Reisende <strong>und</strong><br />

Tourismusgebiete im Indischen Ozean hat aber auch bewirkt, dass notleidende Menschen <strong>und</strong><br />

ganze Gebiete, <strong>die</strong> nicht im Tourismus involviert sind, oft erst viel später – zu spät für viele –<br />

Hilfe erhielten. Grösste Besorgnis löst <strong>die</strong>sbezüglich das Schicksal der BewohnerInnen der<br />

Küstenregionen Burmas, der indischen Inselgruppe der Andamanen <strong>und</strong> Nikobaren sowie der<br />

Küsten Somalias aus...<br />

weiter<br />

2) Keinen überhasteten Wiederaufbau des Tourismus vorantreiben, sondern<br />

nachhaltige Hilfe in erster Linie den Menschen zukommen zu lassen, <strong>die</strong> sie am meisten<br />

nötig haben <strong>und</strong> jedes <strong>Projekt</strong> nach klaren wirtschaftlichen, sozialen <strong>und</strong> ökologischen<br />

Kriterien ausrichten, welche <strong>die</strong> Partizipation <strong>und</strong> nachhaltige Entwicklung der breiten<br />

Bevölkerung ermöglichen<br />

Die Flutwellenkatastrophe hat weltweit eine bislang noch nie erreichte Bereitschaft zum<br />

Helfen <strong>und</strong> Spenden ausgelöst. Doch der Hilfsgeld-Segen kann für <strong>die</strong> noch unter dem<br />

Schock der Flutwelle stehenden Betroffenen schnell zum Alptraum werden. Unter dem<br />

massiven Druck der Abhängigkeit vieler betroffener Länder vom Tourismus <strong>und</strong> der jetzt<br />

plötzlich verfügbaren Gelder werden Investitionen, so befürchten Entwicklungsexperten, in<br />

erster Linie dahin fliessen, wo sie am schnellsten am meisten Ertrag bringen – in den<br />

Tourismus, der allenthalben jetzt wieder zum Entwicklungsmotor heraufstilisiert wird...<br />

weiter<br />

3) Jeden Entscheid für Reisen <strong>und</strong> Geschäfte im Tourismus an der Frage messen,<br />

wieviel der Tourismus der einheimischen Bevölkerung bringt, wie sie ihre Rechte<br />

wahrnehmen kann <strong>und</strong> wie ihre Lebensgr<strong>und</strong>lagen geschont werden – jetzt <strong>die</strong> Weichen<br />

für eine umweltverträgliche <strong>und</strong> sozialverantwortliche Entwicklung stellen <strong>und</strong> dafür,<br />

auch im Tourismus, verbindliche, langfristige <strong>und</strong> partnerschaftliche Beziehungen<br />

aufbauen<br />

Viele Reisende stehen jetzt vor dem Dilemma, ob sie einen bereits gebuchten Urlaub in einem<br />

vom Tsunami betroffenen Gebiet antreten sollen oder nicht. Viele Reiseveranstalter sind<br />

bemüht, möglichst im Interesse der KonsumentInnen Informationen <strong>und</strong><br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen zu erbringen <strong>und</strong> Hand für Annullationen <strong>und</strong> Umbuchungen zu<br />

bieten. Bloss, was geschieht mit den Hotelanlagen, <strong>die</strong> jetzt kurzerhand aus den Programmen<br />

gestrichen werden?...<br />

weiter<br />

Vollständige Fassung sowie Kennziffern zum Tourismus in den vom Tsunami meist<br />

betroffenen Ländern ab sofort auch zu beziehen beim:<br />

arbeitskreis tourismus & entwicklung, Missionsstr. 21, CH-4003 Basel,<br />

Tel +41 (0)61 261 47 42, Fax +41 (0)61 261 47 21, info@akte.ch<br />

http://www.akte.ch/pages/ge/3_kuna/fs3/3.1_fs.html<br />

28


5.2.7.3 Neugierig auf fremde Länder? Bewusst reisen<br />

Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit Erholung; Geist <strong>und</strong> Körper verlangen nach Veränderung.<br />

Manchmal genügen ein paar wenige Kilometer, um Abstand vom Alltag zu gewinnen,<br />

manchmal treibt uns das Fernweh weiter weg. Wo immer <strong>die</strong> Reise hinführt, denken wir<br />

daran, dass unser. Erholungsraum für <strong>die</strong> Einheimischen Lebensraum ist. Vor allem in<br />

ärmeren Regionen kann <strong>die</strong>s zu Konflikten führen. "Bewusst reisen" heisst <strong>die</strong> Menschen in<br />

ihrem Lebensraum <strong>und</strong> <strong>die</strong> Umwelt im weitesten Sinn respektieren.<br />

"Aus Bergen von Reisekatalogen haben wir unser Traumziel gef<strong>und</strong>en: Die Strände<br />

sind gepflegt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leute sehen so fre<strong>und</strong>lich aus"<br />

Zur Vorbereitung auf das Ferienland gibt es neben Reiseprospekten <strong>und</strong> Reiseführern noch<br />

andere Quellen. In unabhängigen Zeitungen, durch Filme oder Publikationen einheimischer<br />

Schriftstellerlnnen erfahren Interessierte oft mehr über <strong>die</strong> Wirk-lichkeit <strong>und</strong> das Leben der<br />

Menschen in <strong>die</strong>sem Land. Bewußte Reiseplanung beinhaltet auch Informationen über <strong>die</strong><br />

politische Situation <strong>und</strong> <strong>die</strong> Regierung des Landes. Ein Regime, das seine Bevölkerung<br />

unterdrückt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Menschenrechte mißachtet, kann durch den Tourismus gestärkt werden.<br />

"Unser Ferienarrangement ist absolute Spitze, <strong>und</strong> erst noch billiger als <strong>die</strong> letzten<br />

Ferien in den Schweizer Bergen"<br />

Die ständig zunehmende Konkurrenz unter den Reiseveranstaltern macht Reisen in südliche<br />

Länder immer billiger. Überkapazitäten im Luftverkehr <strong>und</strong> in der Hotellerie zwingen <strong>die</strong><br />

Anbieter, ihre Preise zu senken. Vor allem ganz kurzfristig gebuchte Reisen sind bei uns zu<br />

Spottpreisen erhältlich. Das Nachsehen dabei haben <strong>die</strong> Leute im Ferienland Sie erhalten<br />

weniger Geld für ihre Leistungen, ge-spart wird bei den Löhnen der Angestellten, für<br />

Investitionen zugunsten der Umwelt bleiben keine Mittel. Und nicht zuletzt entgeht uns<br />

Reisenden bei <strong>die</strong>sen "Angeboten für Kurzentschlossene" eine schöne <strong>und</strong> wichtige Erfahrung<br />

- <strong>die</strong> Vorfreude.<br />

"Heute hat mir unser Hoteldirektor eine wildwachsende, seltene Pflanze im Garten<br />

gezeigt"<br />

In einem Hotel, das Einheimischen gehört <strong>und</strong> im Landesstil geführt wird, erfahren wir in der<br />

Regel mehr über <strong>die</strong> Lebensweise der Menschen. Und eine Entdeckungsreise in <strong>die</strong><br />

einheimische Küche verspricht bestimmt mehr Vergnügen als unpersönliche<br />

Hotelverpflegung. In internationalen Hotels <strong>und</strong> Restaurants werden Hoteleinrichtung <strong>und</strong><br />

viele Nahrungs-mittel importiert. Wenn statt einheimischer Produkte Nescafé, Coca Cola <strong>und</strong><br />

deutsches Bier konsumiert werden, kommen <strong>die</strong> im Tourismus erwirtschafteten Devisen nicht<br />

den Ein-heimischen zugute, sondern der größte Teil fliesst wieder in <strong>die</strong> Industrieländer<br />

zurück.<br />

"Die bettelnden Kinder sind schmutzig <strong>und</strong> verlumpt, trotzdem haben sie leuchtende<br />

Augen"<br />

Erfahrungen während einer Reise können uns verunsichern, gar in Verlegenheit bringen. Es<br />

ist zweifellos legitim, nicht immer genau zu wissen, wie man sich verhalten soll. Je mehr<br />

wir bereit sind, uns respektvoll mit der Lebenssituation <strong>und</strong> den Problemen der einheimischen<br />

Bevölkerung auseinanderzusetzen, desto eher kann eine Begegnung überhaupt stattfinden.<br />

Kritische Fragen über <strong>die</strong> Auswirkungen der Reise treten dabei automatisch auf. Werden<br />

Kinder von der Schule weggelockt, um den TouristInnen Souvenirs zu verkaufen? Haben <strong>die</strong><br />

Einheimischen wegen der vielen Hotels heute weniger Wasser zur Verfügung? Wurden Leute<br />

von ihrem Land vertrieben, um den Ferienanlagen Platz zu machen?<br />

"Meine Reiseleiterin sagt, der Tourismus habe viele Arbeitsplätze für <strong>die</strong> Einheimischen<br />

29


geschaffen"<br />

Der Tourismus schafft ohne Zweifel Arbeitsplätze. Doch Ferienanlagen am Strand verbauen<br />

oft einheimischen Fischern den Zugang zu ihrer angestammten Tätigkeit. Große<br />

Tourismuszentren verleiten zudem Leute aus den umliegenden Dörfern, ihre Beschäftigungen<br />

aufzugeben, um eine konjunktur- <strong>und</strong> saisonabhängige Arbeit anzunehmen. Vielfach arbeiten<br />

Frauen, Männer, nicht selten auch Kinder unter miserablen Anstellungsbedingungen.<br />

Informieren wir uns deshalb konkret über <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen der Hotelangestellten, <strong>und</strong><br />

fragen wir direkt, wieviel von unserem Pauschalarrangement den Menschen im Ferienland<br />

bleibt.<br />

"Eine halbe St<strong>und</strong>e habe ich mit dem Verkäufer gefeilscht, bis wir uns einig waren"<br />

Einkaufen in den Ferien macht Spaß. Wir kommen in Kontakt mit Einheimischen, wir können<br />

viel über <strong>die</strong> Kultur des Landes, über <strong>die</strong> Menschen <strong>und</strong> ihren Alltag erfahren. Wer sich den<br />

Sitten des Ferienlandes anpaßt, kommt oft nicht ums Feilschen herum. Wichtig dabei ist <strong>die</strong><br />

Kom-munikation, der soziale Austausch; es geht viel weniger darum, <strong>die</strong> Preise - womöglich<br />

in Konkurrenz mit anderen TouristInnen - tief zu drücken. Reiseandenken aus einheimischem<br />

Handwerk machen nicht nur uns Freude, sie unterstützen auch direkt <strong>die</strong> Menschen <strong>und</strong> ihre<br />

Traditionen im Ferienland, im Gegensatz zur billigen, importierten Massenware.<br />

"Unser Trip über <strong>die</strong> Festtage ist etwas gar kurz, wir müssen schon wieder an den<br />

Rückflug denken"<br />

Die beliebte Kurzreise in ein fernes Land bedeutet erwiesenermaßen massive Belastungen für<br />

Mensch <strong>und</strong> Umwelt. Der menschliche Körper braucht etliche Tage, um sich auf<br />

Zeitverschiebungen einzustellen; Geist <strong>und</strong> Seele benötigen noch einiges länger, um sich in<br />

einer ungewohnten Umgebung wohlzufühlen. Die Umstellungsstrapazen einer großen Reise<br />

in zu kurzer Zeit sind nicht zu unterschätzen. Zudem hat der Transport mit dem Flugzeug<br />

einen gravierenden Einfluß auf Umweltverschmutzung <strong>und</strong> Klimaveränderung.<br />

"In drei Tagen sind wir wieder zu Hause. Dann muss ich wohl erst einmal meine vielen<br />

Eindrücke verarbeiten"<br />

Unsere Neugier ist befriedigt, das Bedürfnis nach Erholung gestillt, <strong>die</strong> Ferien sind zu Ende.<br />

Wir nehmen unsere Erinnerungen mit nach Hause, wobei wir uns kritisch fragen, ob sich<br />

<strong>die</strong>se durch Fotos festhalten lassen, oder ob das Fotografieren uns nicht oft den Blick verstellt.<br />

Es ist uns nicht egal, welche Spuren <strong>und</strong> Eindrücke wir hinterlassen haben. Zurück im<br />

eigenen Land sehen wir <strong>die</strong> Umgebung mit etwas anderen Augen. Vor unserer nächsten Reise<br />

fragen wir uns, was wir nötig haben <strong>und</strong> was uns eigentlich in <strong>die</strong> Ferne treibt. Kritische<br />

Fragen stellen wir auch den Reiseveranstaltern Wir entwickeln uns zu bewußten Touristinnen<br />

<strong>und</strong> Touristen!<br />

http://www.akte.ch/pages/ge/2a_bewusst/fs2a/2a_fs.html<br />

5.2.7.4 IM HANDGEPÄCK RASSISMUS<br />

Wer heute auf dem Weg in den Urlaub <strong>die</strong> Grenzen nach Frankreich oder zur Schweiz passiert, merkt häufig<br />

kaum noch etwas von <strong>die</strong>sem besonderen Moment der Reise: Beamte des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes schlendern durch<br />

den Zug, Zöllner winken gelangweilt Autos <strong>und</strong> Wohnmobile über <strong>die</strong> bis vor kurzen noch gut gesicherten<br />

Landesaus- <strong>und</strong> -eingänge. Man könnte meinen, <strong>die</strong> Grenzen in Europa seien tatsächlich gefallen, würden nicht<br />

<strong>die</strong> Grenzschützer immer dann aus ihrer scheinbaren Lethargie erwachen, wenn sie dunkelhäutige oder auch nur<br />

dunkelhaarige Reisende erblicken. Offenbar reagieren <strong>die</strong> Beamten nach einem simplen Reiz-Reaktions-Muster:<br />

Schwarze werden kontrolliert, ihre Pässe geprüft, nicht selten auch das Gepäck durchsucht.<br />

An der Grenze wird das Verhältnis von Tourismus <strong>und</strong> Rassismus offensichtlich: Die Reisefreiheit hängt ab vom<br />

Kontostand der Reisenden <strong>und</strong> ihrer Hautfarbe. Die Möglichkeit zu reisen unterliegt ökonomischen <strong>und</strong><br />

30


assistischen Einschränkungen. Doch <strong>die</strong> Verbindungen zwischen Rassismus <strong>und</strong> Tourismus sind weitaus<br />

vielschichtiger. Denn Reisen <strong>und</strong> "Kulturaustausch" bieten eben auch <strong>die</strong> Chance, Nationalismus,<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> Feindschaft zu überwinden. Das jedenfalls war eine weit verbreitete Hoffnung in<br />

Europa - <strong>und</strong> speziell in Deutschland - nach den Weltkriegen. Wer in Kontakt kommt, miteinander redet <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>schaften schließt, so <strong>die</strong> bisweilen etwas naive Vorstellung, der führt keine Kriege mehr gegeneinander.<br />

Gewerkschaften organisierten Reisen ins europäische Ausland, der aufkommende »Schüleraustausch« sollte<br />

junge Leute für 'fremde Kulturen' begeistern <strong>und</strong> <strong>die</strong> Esperanto-Bewegung kreierte gar eine internationale<br />

Sprache.<br />

Doch touristisches Reisen hat meist nicht viel zu tun mit Kulturaustausch, Kontaktpflege oder gar<br />

'Völkerverständigung'. Obwohl <strong>die</strong> EuropäerInnen immer mehr reisen - <strong>die</strong> Deutschen sind inzwischen sogar<br />

"Reise-Weltmeister" - haben sie ihren Rassismus dabei nicht überw<strong>und</strong>en. Die Reisefreudigkeit scheint kaum<br />

Auswirkungen auf das Alltagsverhalten der TouristInnen zu haben, sondern im Gegenteil bestätigt sich, was der<br />

Schriftsteller Erhart Kästner schon Anfang der 70er Jahre vermutete: "Was kommt schon dabei heraus, wenn sie<br />

alle in fremde Länder zu reisen anfangen! Nichts; sie tragen ja doch wie <strong>die</strong> Zinnsoldaten ihr bisschen Standort<br />

mit sich herum."<br />

So verlassen Reisende zwar ihre gewohnte Umgebung für eine Weile - eigentlich Vorraussetzung, um<br />

Perspektiven zu öffnen, Horizonte zu erweitern oder eigene Positionen zu hinterfragen. Aber mit ihrem<br />

"bisschen Standort" tragen sie, gewissermaßen im Handgepäck, auch allerlei Vorstellungen <strong>und</strong> Bilder mit sich<br />

herum, <strong>die</strong> in der kurzen Urlaubszeit nur schwer zu verändern sind. Reiseführer, Bücher, Fernsehen <strong>und</strong><br />

Zeitungen haben <strong>die</strong> 'Kultur' des Reiselandes <strong>und</strong> <strong>die</strong> 'Mentalität' seiner Bevölkerung lange vor der Reise<br />

vermittelt.<br />

Dabei verfahren Reiseunternehmen <strong>und</strong> Tourismusagenturen streng nach den Regeln des Marktes. Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage werden aufeinander abgestimmt. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Reiseland als fremd <strong>und</strong><br />

exotisch angepriesen wird, um kulturell Interessierte anzuwerben, <strong>und</strong> zugleich - für <strong>die</strong> Pauschaltouristen - sein<br />

"westlicher Standard" hervorgehoben wird. Vor allem in (kultur-)fernen Ländern kann es für <strong>die</strong> eine Zielgruppe<br />

ein Anreiz sein, "fremde Kulturen, <strong>die</strong> sich bis heute erhalten haben," kennen zu lernen, während gegenüber der<br />

anderen betont wird, dass etwa "ein clubeigener Strand zur Verfügung steht". Es gibt also einen Tourismus-<br />

Markt, der das Bedürfnis derjenigen be<strong>die</strong>nt, <strong>die</strong> sich ungestört erholen wollen (von Ballermann über Robinson-<br />

Club bis hin zum Luxus-Golfurlaub), <strong>und</strong> einen anderen, der Abenteuer <strong>und</strong> Begegnung mit Einheimischen<br />

verspricht.<br />

In <strong>die</strong>sem Buch wird es um ersteren nur selten gehen - zu offensichtlich ist <strong>die</strong> Ablehnung alles Fremden, wenn<br />

etwa damit geworben wird, dass der Club, das Hotel oder <strong>die</strong> Anlage völlig abgeschottet sei vor (lästigen)<br />

Einheimischen. So arrangieren sich in vielen Ferienorten <strong>die</strong> BewohnerInnen damit, bloße Dienstleister im<br />

Tourismus zu sein. Sie sind für <strong>die</strong> viel gepriesene 'traditionelle Gastfre<strong>und</strong>schaft' zuständig. Wie selektiv <strong>die</strong>se<br />

Gastfre<strong>und</strong>schaft jedoch ist, erweist sich, wenn neben den Urlaubern auch ungebetene 'Gäste' auftauchen.<br />

Dominik Bloedner zeigt in seinem Beitrag, wie an der Costa del Sol mit zweierlei Fremden umgegangen wird:<br />

Europäische Touristen, <strong>die</strong> umworben werden, weil sie Geld ins Land bringen, <strong>und</strong> afrikanische Flüchtlinge,<br />

deren Einreise verhindert werden soll, weil sie eben<strong>die</strong>s nicht besitzen, als billige Arbeitskräfte in der<br />

Landwirtschaft aber sehr wohl benötigt werden.<br />

Subtiler tritt der Rassismus dort hervor, wo viel von Multikulturalität <strong>und</strong> Völkerverständigung <strong>die</strong> Rede ist.<br />

Solchen Vorstellungen liegt nämlich meist ein statischer Kulturbegriff zugr<strong>und</strong>e. Traditionen, Riten, Tänze,<br />

Gebräuche oder Moden gelten ihm als faszinierende, unveränderliche Eigenschaften homogener Kulturen, <strong>die</strong><br />

von den Reisenden gleichzeitig als geschichtslos, primitiv <strong>und</strong> rückständig empf<strong>und</strong>en werden. Tina Goethe<br />

skizziert <strong>die</strong>ses prekäre Verhältnis von Kultur, Tourismus <strong>und</strong> Rassismus; liegt doch dem touristischen ebenso<br />

wie dem rassistischen Blick auf Kultur <strong>die</strong> Betonung von Differenz zugr<strong>und</strong>e. Dem spürt auch Christopher<br />

Vogel in seinem Beitrag zur 'multikulturellen Gesellschaft auf Reisen' nach. Wie <strong>die</strong> multikulturelle Gesellschaft<br />

'Gastarbeitern' <strong>und</strong> 'Ausländern' ihren eigenen kulturellen Platz in der Mehrheitsgesellschaft zuweist, so wird<br />

auch im Tourismus das Eigene <strong>und</strong> das Fremde akribisch auseinandergehalten. AusländerInnen in Deutschland<br />

sollen zwar <strong>die</strong> Multikultur bereichern, indem sie ihre Traditionen pflegen, sich jedoch gleichzeitig einer<br />

‚deutschen Leitkultur' unterordnen. Ähnlich ergeht es den 'Bereisten' in den Urlaubsländern: Zwar sind ihre<br />

'Kulturen' als Vorführung <strong>und</strong> Inszenierung gefragt, in erster Linie sollen sie jedoch <strong>die</strong> ‚westlichen Ansprüche'<br />

ihrer Gäste befriedigen.<br />

In der Tourismusbranche werden also kulturelle Differenzen als zentrales Element der Vermarktung auf <strong>die</strong><br />

Spitze getrieben. Verkauft werden können exotische Reisen offenbar besonders gut, wenn sie Ausflüge in <strong>die</strong><br />

31


"archaische Welt der Massai" versprechen oder "auf den Spuren Dschingis Khans" wandeln. Relikte aus längst<br />

vergangenen Zeiten werden dabei zu zentralen Elementen der 'Kultur' eines Landes gemacht. Die zugehörigen<br />

BewohnerInnen werden wahlweise als naturverb<strong>und</strong>ene Bewahrer alter Werte <strong>und</strong> Traditionen oder aber als<br />

rückständige Ureinwohner präsentiert. Martina Backes <strong>und</strong> Martin Brauen zeigen <strong>die</strong>se Praxis an den Beispielen<br />

Kenias <strong>und</strong> Tibets. In beiden Fällen werden jahrh<strong>und</strong>ertealte Vorstellungen <strong>und</strong> Bilder aufgegriffen, <strong>die</strong><br />

Forschungsreisende schon zu Kolonialzeiten geprägt haben: in Kenia das Bild des 'stolzen Massai' <strong>und</strong> in Tibet<br />

<strong>die</strong> Vorstellung vom meditierenden Buddhisten.<br />

Als rückständig <strong>und</strong> traditionsgeb<strong>und</strong>en gilt auch <strong>die</strong> Armut in In<strong>die</strong>n. Nina Rao beschreibt, wie <strong>die</strong> Kultur- <strong>und</strong><br />

Tourismusindustrie Armut als traditionelles ländliches Leben verklärt. Damit werden <strong>die</strong> Ursachen für Armut<br />

<strong>und</strong> Entrechtlichung unter den Tisch gekehrt. Die Vermarktung des Landlebens durch den Tourismus führt sogar<br />

dazu, dass Traditionen <strong>und</strong> Riten aufrechterhalten werden, <strong>die</strong> ohne den Tourismus keinerlei Existenzgr<strong>und</strong>lage<br />

mehr hätten. Betroffen sind hier gerade auch Frauen, denen so erneut der Platz am Herd zugewiesen <strong>und</strong> der<br />

Zugang zu den in langen Befreiungsbemühungen erkämpften frauenpolitischen Rechten verwehrt wird.<br />

In derlei touristischer Kultursymbolik haben Frauen nicht nur in In<strong>die</strong>n ihren festen Platz. Immer wieder werden<br />

Frauenbilder in der Tourismusbranche mit den attraktiven Attributen 'wild' <strong>und</strong> 'fremd' versehen. Rosaly Magg<br />

zeigt am Beispiel des Orientalismus, wieso <strong>die</strong> Vorstellungen von archaischem Leben <strong>und</strong> indigener Kultur vor<br />

allem über Frauen vermittelt werden. Alte Kolonialphantasien von Entdeckung <strong>und</strong> Eroberung (des Landes <strong>und</strong><br />

der Frauen) leben im Tourismus fort <strong>und</strong> prägen Weiblichkeitsbilder von der 'verführerischen Fremden' <strong>und</strong> der<br />

'zu erobernden Exotin'.<br />

Wie solche symbolischen Darstellungen des Weiblichen mit der wirtschaftlichen <strong>und</strong> materiellen Realität der<br />

Frauen im transnationalen Sexhandel zusammenwirken, zeigt Ursula Biemann an den Beispielen Thailands <strong>und</strong><br />

der Philippinen. In den Erholungs- <strong>und</strong> Vergnügungszentren für US-Militärs, <strong>die</strong> schon während des Vietnam-<br />

<strong>und</strong> Koreakrieges in den südostasiatischen Ländern errichtet wurden, florierte <strong>die</strong> Prostitution. Heute sind<br />

Sextourismus, Heiratsmigration <strong>und</strong> Frauenhandel unterschiedliche Formen sexuell motivierter Mobilität von<br />

globalem Ausmaß. Dabei sind es <strong>die</strong>smal <strong>die</strong> Marginalisierten, <strong>die</strong> als (illegale) Prostituierte in <strong>die</strong> für<br />

Sextouristen leicht zugänglichen Orte migrieren. Nicht nur, dass sich im Sextourismus alte Machtverhältnisse<br />

materialisieren <strong>und</strong> Frauenschicksale bestimmen - es kommt auch zur Feminisierung ganzer Länder wie im Falle<br />

Thailands.<br />

Die im Sextourismus so konkrete Ebene der individuellen Lebenserfahrungen <strong>und</strong> <strong>die</strong> symolische Ebene der<br />

Bilderwelt verschwimmen indes in der Werbung. Das touristische Marketing greift auf, was sich an Motiven<br />

anbietet <strong>und</strong> illustriert sie in bunten Ferienkatalogen. Jessica Olsen geht mit ihrer Analyse des Reiseprospekts<br />

über <strong>die</strong> Beschreibung bloßer Wiederverwertung entsprechender Symbolik hinaus <strong>und</strong> wagt den umgekehrten<br />

Weg: Nicht der Prospekt ist Resultat (meist kollektiver) Vorstellungen über <strong>die</strong> Reise <strong>und</strong> das Reiseziel, sondern<br />

<strong>die</strong> Reise realisiert sich als Folge einer konstruierten Bilderwelt des Prospekts. Paradox erscheint <strong>die</strong>se<br />

Verdrehung dadurch, dass sowohl <strong>die</strong> TouristInnen um <strong>die</strong> Überzeichnung <strong>und</strong> um den Schein der Prospektwelt<br />

wissen als auch <strong>die</strong> Dargestellten durchaus Distanz zum inszenierten Spektakel ethnischer Vielfalt haben.<br />

Warum aber funktioniert <strong>die</strong> Werbung dennoch?<br />

Vielleicht, weil es dem modernen Reisen weniger um <strong>die</strong> Fremde(n) als solche geht. Vielmehr ist <strong>die</strong><br />

Subjektkonstituierung der Reisenden selbst ein wichtiger Beweggr<strong>und</strong>. Das Sammeln von 'Begegnungen' <strong>und</strong><br />

'Erfahrungen' scheint, wie Martina Backes zeigt, konstitutiv für <strong>die</strong> eigene Identität - Reisen in Form von<br />

Erfahrungskonsum <strong>die</strong>nt der Individualisierung innerhalb der modernen Gesellschaft. Dahinter steckt <strong>die</strong><br />

Annahme, 'Individualität' durch <strong>die</strong>jenige 'Freiheit' realisieren zu können, sich als K<strong>und</strong>e in der uniformen<br />

Warengesellschaft <strong>die</strong> Reise nach eigenen Vorlieben auszusuchen. Im Tourismus ist <strong>die</strong>se Verflechtung von<br />

ökonomischer Globalisierung <strong>und</strong> Differenzkonsum nicht wegzudenken, Individualisierungsbedürfnisse der<br />

Reisenden <strong>und</strong> Expansionszwang der Unternehmen ergänzen sich.<br />

Reisen lassen sich aber schlechter als andere Güter mit nach Hause nehmen - also <strong>die</strong>nt vor allem das<br />

Urlaubsfoto als Bestätigung erfolgreicher Reisen. Dabei erfüllt weniger das Foto selbst als vielmehr der Akt des<br />

Fotografierens den eigentlichen Vorgang des Konsumierens. Konsumiert wird hierbei, wie Christiane Schurian-<br />

Bremecker in ihrem Beitrag über das Fotografieren von Keniareisenden zeigt, was an vorgefassten Bildern mit<br />

auf <strong>die</strong> Reise ging. Obwohl nämlich immer Distanz zwischen Abgelichteten <strong>und</strong> Fotografierenden gehalten wird,<br />

obwohl der Bildinhalt sich nach dem Wunsch der Reisenden richtet <strong>und</strong> zu Hause das Bild seinem<br />

ursprünglichen Kontext entrissen <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> Urlaubsgeschichte neu gerahmt ist, wird Fotos ein hoher Grad an<br />

Authentizität zugeschrieben. Reisende reproduzieren <strong>die</strong> Bilder über Fremde oder definieren sie nach ihren<br />

eigenen Vorlieben neu. Der ICH-WAR-DA-Blick der meisten Reisenden, den <strong>die</strong> Fotografin Marily Stroux<br />

32


eschreibt, kann nur schwer ein Bild hervorbringen, das irritiert oder zum Nachdenken anregt. Dennoch: Die<br />

Abgelichteten sind in der Beziehung zu den Schnappschützen nicht einfach passiv. Sie fordern Bezahlung,<br />

Sammeln <strong>die</strong> Fotos per Post oder bringen sie auf vielfältige Weise in eigene Aktionen ein - ohne damit allerdings<br />

das Phänomen der kamerabeladenen Touristinnen gr<strong>und</strong>sätzlich zu ändern.<br />

Die Frage nach der aktiven <strong>und</strong> passiven Rolle von Reisenden <strong>und</strong> Gastgebern taucht mit jeder Form von<br />

'Begegnung' auf. Workcamps, Reisen mit Arbeitsaufenthalt, bauen dabei auf <strong>die</strong> touristische Zurückhaltung auf<br />

der einen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Handlungsfähigkeit der Bevölkerung auf der anderen Seite - nicht zuletzt zum Ziele der<br />

Reflexion eigener Wahrnehmungsmuster <strong>und</strong> Verhaltensweisen. Hinter den seitens der Organisationen des<br />

Jugendaustauschs arrangierten 'Begegnungen' finden sich, wie Nikolaus Ell darstellt, anitrassitisch motivierte<br />

Ideen - auch wenn <strong>die</strong>se, deklariert als interkulturelle Erfahrung, eine gewisse Einseitigkeit nicht aufbrechen<br />

können: Schließlich entspringen auch sie zunächst einem Bedürfnis der westlichen Gesellschaft. Das Workcamp<br />

ist also kein Garant für besseres Reisen, es bietet jedoch vielerlei Ansatzpunkte, Bewegung in starre rassistische<br />

Muster zu bringen.<br />

Dasselbe wollte auch <strong>die</strong> kubanische Politik. Mit Kampagnen gegen Rassenrhetorik <strong>und</strong> Rassendiskriminierung<br />

warb <strong>die</strong> Revolutionsregierung für eine egalitäre, 'farbenblinde' Gesellschaft. Ihr Programm erwies sich zwar<br />

stellenweise als hilfreich, allerdings ohne den Rassismus wirklich hinter sich zu lassen. Alejandro de la Fuente<br />

zeigt, dass Rassismus nicht nur koloniales Erbe ist, sondern als aktuelles Problem vor allem dort wieder<br />

aufbricht, wo ökonomische Interessen <strong>und</strong> Konkurrenz ins Spiel kommen. So spielt Rasse als soziale Kategorie<br />

gerade in den dynamischsten Wirtschaftszweigen - <strong>und</strong> damit im Tourismus - wieder eine Rolle auf Kuba.<br />

Schwarzen werden negative, von den TouristInnen nicht gewünschte Eigenschaften angedichtet, womit ihnen<br />

der Zugang zu Jobs im Tourismus erheblich erschwert wird. Andererseits werden schwarze Haut <strong>und</strong> schwarzer<br />

Rhythmus für Kubas Tourismusmarketing erfolgreich eingesetzt. Ganz offensichtlich, das zeigen <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem<br />

Band versammelten Aufsätze, unterstützt der Tourismus eine rassistisch strukturierte (internationale)<br />

Arbeitsteilung <strong>und</strong> globale Klassenkategorien. Und <strong>die</strong>s nicht erst in Bezug auf den 'Zugang' zu Arbeit als<br />

attraktive Einnahmequelle (wie heutzutage auf Kuba) oder als Job Unterprivilegierter (wie im globalen<br />

Sextourismusgeschäft). Klassenbildung war, wie Hito Steyerl darlegt, bereits Folge der frühen Forschungsreisen.<br />

Die Reise war ein Privileg, <strong>die</strong> Mobilität <strong>die</strong>nte dem Erwerb universeller Erfahrungen, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses Wissen über<br />

<strong>die</strong> Fremde(n) benutzte <strong>die</strong> bürgerliche Klasse zur Abgrenzung gegenüber den ArbeiterInnen. Schließlich<br />

definierte es <strong>die</strong> Hierarchie zwischen der industrialisierten Welt <strong>und</strong> dem Süden. Ohne <strong>die</strong> Geschichte des<br />

Reisens ist <strong>die</strong> Konstruktion von Rassen gar nicht denkbar. Und <strong>die</strong> im Laufe <strong>die</strong>ser Geschichte formulierten<br />

Zuschreibungen sind bis heute wirksam - nicht zuletzt im Tourismus werden sie fortgeschrieben.<br />

<strong>die</strong> HerausgeberInnen<br />

FernWeh - Forum Tourismus & Kritik 2002<br />

Im Handgepäck Rassismus zum Preis von EUR 15,-- (SFR 25,--) zzgl. Porto zu beziehen bei:<br />

FernWeh - Forum Tourismus & Kritik, Postfach 5328, D - 79020 Freiburg i. Br.<br />

Tel +49 761 70 75 125, Fax +49 761 70 98 66<br />

fernweh@iz3w.org<br />

http://www.iz3w.org/fernweh/deutsch/publikationen/eigene/handgepaek.html<br />

5.3 Auf dem Weg zu einer lebendigen Nord-Süd-Partnerschaft<br />

Aus der Praxis - Für <strong>die</strong> Praxis<br />

Auswirkungen auf den schulischen Alltag<br />

Vorschlag für den Aufbau einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft<br />

Checkliste vor dem Start<br />

Zum Beispiel<br />

Begründungsansätze nord-süd- schulpartnerschaftlicher Arbeit<br />

Was sind Nord-Süd- Schulpartnerschaften?<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften als Aufgabenfeld schulischen Lernens<br />

Zur Ambivalenz von<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften<br />

33


Hilfestellungen <strong>und</strong> Hinweise<br />

Wenn das Geld fehlt<br />

Literatur<br />

Praxisbeispiel<br />

Johann-Conrad-Schlaun-Schule in Nordkirchen / Deutschland <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mabel-Shaw-High-<br />

School in Kazembe / Zambia<br />

Alois Brinkkötter<br />

© Landesinstitut für Schule <strong>und</strong> Weiterbildung, Soest<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/in_nosue.htm<br />

Auswirkungen auf den schulischen Alltag<br />

Lehrerrolle<br />

Es gibt nur wenige Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, <strong>die</strong> auf langjährige persönliche Erfahrungen im<br />

Kontakt mit Menschen in der sogenannten Dritten Welt zurückgreifen können. In den meisten<br />

Fällen wird mit dem Aufbau einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft <strong>und</strong> besonders mit<br />

Austauschprogrammen echtes Neuland betreten. Eine gewisse Zurückhaltung,<br />

Hemmschwellen <strong>und</strong> Ängste sind da ganz natürlich. Viele ernstzunehmende Gründe können<br />

dabei ausschlaggebend sein. Insbesondere <strong>die</strong> fremde Sprache, <strong>die</strong> viele oftmals überhaupt<br />

nicht beherrschen oder seit Jahren nicht mehr angewendet haben, kann sehr abschreckend<br />

wirken. Vergessen werden darf auch nicht, daß weder im Studium noch in der weiteren<br />

Lehrerausbildung eine Vorbereitung auf solche <strong>Projekt</strong>e stattgef<strong>und</strong>en hat. Natürlich kann<br />

auch <strong>die</strong> fehlende Überzeugung von der Sinnhaftigkeit einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft<br />

Ursache einer gewissen Zurückhaltung sein.<br />

Alle Beweggründe sind ernst zu nehmen. Gleichzeitig sollten aber auch <strong>die</strong> Chancen, <strong>die</strong> ein<br />

solches schulpartnerschaftliches <strong>Projekt</strong> bietet, betont werden:<br />

Gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern kann partnerschaftlich eine Nord-Süd-<br />

Schulpartnerschaft aufgebaut werden. Durch den<br />

direkten Kontakt außerhalb des Klassenraums<br />

können sich Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, Eltern,<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aus neuem<br />

Blickwinkel kennenlernen <strong>und</strong> bereichernde<br />

Erfahrungen sammeln. Gemeinsam sich den<br />

Aufgaben zu stellen, entlastet jeden der<br />

Beteiligten, auch Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer. Und<br />

was Studium <strong>und</strong> institutionalisierte<br />

Lehrerfortbildung nicht zu leisten in der Lage<br />

waren, ist vielleicht gerade <strong>die</strong> Chance einer<br />

Initiativgruppe "Nord-Süd-Schulpartnerschaft",<br />

in der alle Beteiligten gleichzeitig Neuland<br />

betreten.<br />

Auch aus gr<strong>und</strong>sätzlichen Erwägungen, <strong>die</strong> mit jeder echten Nord-Süd-Schulpartnerschaft<br />

unabdingbar verb<strong>und</strong>en sind, kann eine solche Initiative nicht ohne Folgen für alle<br />

Beteiligten, im Idealfall <strong>die</strong> ganze Schule, bleiben, denn wer ein neues, partnerschaftliches<br />

Verhältnis zu Menschen in der sogenannten Dritten Welt anstrebt, muß <strong>die</strong>s auch in seinem<br />

gegenwärtigen Handeln, hier <strong>und</strong> heute, deutlich werden lassen. Wer Menschen in Zambia,<br />

Peru oder Bangladesch ernst nehmen <strong>und</strong> mit ihnen in einen Dialog treten will, der realisiert<br />

ein Menschenbild, das ethnische, kulturelle, nationale, wirtschaftliche oder politische<br />

34


Unterschiede nicht als hemmende Gegensätze sieht, sondern als bereichernd akzeptiert. In der<br />

direkten Zusammenarbeit vor Ort, in der Zusammenarbeit von Schülerinnen, Schülern <strong>und</strong><br />

Eltern muß sich <strong>die</strong>ses Menschenbild wiederfinden, muß sich ein neuer partnerschaftlicher<br />

Umgang entwickeln.<br />

Schülerinitiativen<br />

Mit einem neuen Selbstverständnis der Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer ändert sich natürlich auch <strong>die</strong><br />

Rolle der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen, <strong>die</strong> in einem größeren Freiraum eigenständig <strong>und</strong><br />

selbstverantwortlich agieren, Initiativen ergreifen <strong>und</strong> Ideen realisieren können. Dabei kann es<br />

natürlich auch zu Reibungen <strong>und</strong> Spannungen innerhalb der Schule kommen. In<br />

entwicklungspolitischen Seminaren, <strong>die</strong> im Kontext von Nord-Süd-Schulpartnerschaften<br />

durchgeführt werden, sind <strong>die</strong> Jugendlichen oftmals <strong>die</strong> Kreativeren <strong>und</strong> Engagierteren.<br />

Gleichzeitig artikulieren sie auch in sehr offener Art <strong>und</strong> Weise ihre Probleme mit der oft<br />

zögerlichen <strong>und</strong> abwägenden Haltung ihrer Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer.<br />

Nicht selten entstehen im Zusammenhang mit einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft reine<br />

Schülerinitiativen, etwa zur Einrichtung eines Mosambik-Cafes, oder eines Eine-Welt-<br />

Ladens. Den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern darf hier recht viel zugetraut werden. Auch wenn es<br />

nicht immer im Sinne eines reibungslosen Schulbetriebs ist, auch wenn <strong>die</strong> Fragen <strong>und</strong><br />

Anfragen der Jugendlichen manchmal unbequem sind <strong>und</strong> ans Substantielle gehen,<br />

Anerkennung ver<strong>die</strong>nt all <strong>die</strong>s Engagement in jedem Falle.<br />

Zeichen setzen<br />

Der direkte Kontakt zu Menschen in der sogenannten Dritten Welt, zu Menschen. <strong>die</strong> nicht zu<br />

den vermeintlichen Gewinnern der kapitalistischen Weltwirtschaftsordnung gehören, zu<br />

Menschen, deren Alltag von Armut, Entbehrung, Hunger <strong>und</strong> oftmals auch dem Tod<br />

zumindest umringt ist, kann für <strong>die</strong> hiesigen Partner nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das<br />

soziale Engagement, <strong>die</strong> Arbeit im Bereich der Bewußtseinsbildung, Aktivitäten vielfältigster<br />

Art sind das eine, <strong>die</strong> Auswirkungen auf den persönlichen Lebensstil das andere. Ein<br />

Lehrerkollegium, das sich dazu entschließt, nur noch GEPA-Kaffee zu kaufen - trotz des<br />

deutlich erhöhten Preises - redet nicht nur, sondern handelt ganz konkret, setzt ein, wenn auch<br />

bescheidenes Zeichen - wie auch durch das bewußte Engagement für Müllvermeidung <strong>und</strong> -<br />

sortierung, für Umweltschutzpapier, für eine ges<strong>und</strong>e Ernährung, für einen weitestgehenden<br />

Verzicht auf das Autofahren. Auch <strong>die</strong> Arbeit mit Ausländern <strong>und</strong> Asylsuchenden vor Ort<br />

kann hier als ein weiteres Beispiel genannt werden. Während <strong>die</strong> Partnerländer in der Regel<br />

weit entfernt sind, gibt es bei uns Menschen aus den südlichen Ländern, <strong>die</strong> unserer<br />

Solidarität bedürfen. Eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft kann im Umgang mit <strong>die</strong>sen<br />

Menschen den eigenen Anspruch, in Einer Welt zu leben, in konkretes Handeln umsetzen.<br />

Einladungen können ausgesprochen, <strong>und</strong>/oder ein internationales Kulturfest kann organisiert<br />

werden. Alphabetisierungs- <strong>und</strong> Deutschkurse, Hausaufgabenbetreuung <strong>und</strong><br />

Nachhilfeangebote können ins Leben gerufen werden - um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

Solche Zeichen sind wichtig. Sie verändern <strong>die</strong> Welt nicht von heute auf morgen (vielleicht<br />

auch nie). Sie führen aber aus der reinen Bewußtseinsbildung, <strong>die</strong> mit Handlungslosigkeit <strong>und</strong><br />

Ohnmachtsgefühlen verb<strong>und</strong>en sein kann, heraus zu konkretem Handeln. Sie deuten eine<br />

Richtung an <strong>und</strong> verdeutlichen Handlungsperspektiven, deren Ziel eine gerechtere Welt ist.<br />

Solche Träume <strong>und</strong> Utopien sind wichtig <strong>und</strong> wertvoll, besonders in einer Gesellschaft, <strong>die</strong><br />

davon viel zu wenige hat.<br />

Begleitet werden sollten solche Zeichen durch ganz konkrete politische Alltagsarbeit. Die<br />

Kommunalpolitiker, <strong>die</strong> Landtags- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>estagsabgeordneten müssen den Nord-Süd-<br />

Konflikt als eminent wichtig erfahren. Sie müssen spüren, daß ihre politische Arbeit auch an<br />

ihrem Engagement für <strong>die</strong> Menschen des Südens gemessen wird. Dazu müssen <strong>die</strong> Politiker<br />

informiert <strong>und</strong> konfrontiert, eingeladen <strong>und</strong> zur Rede gestellt werden.<br />

Schulöffentlichkeit<br />

35


Eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft muß in der Schule <strong>und</strong> auch in der Öffentlichkeit präsent<br />

sein - nicht immer mit gleicher Intensität, aber dennoch kontinuierlich. Die Organisation von<br />

Ausstellungen, Vorträgen oder sonstigen ku1turellen Veranstaltungen kann <strong>die</strong><br />

Aufmerksamkeit immer wieder konzentrieren. Bei der Gestaltung der Schule, etwa im<br />

Bereich der Eingangshalle, kann sich <strong>die</strong> <strong>Projekt</strong>gruppe ,,Nord-Süd-Schulpartnerschaft"<br />

einbringen <strong>und</strong> jedem Besucher erste Berührungen mit dem Partner aus dem Süden<br />

ermöglichen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen, <strong>die</strong> sich ebenfalls der<br />

entwicklungspolitischen Arbeit verb<strong>und</strong>en fühlen, sollte in jedem Falle gesucht werden.<br />

Vielleicht kann eine kommunale Initiative als eingetragener Verein gegründet werden.<br />

Mitglieder können private Initiativen, eine vorhandene Städtepartnerschaft, kirchliche<br />

Aktivitäten oder <strong>die</strong> Volkshochschule sein. Viele Möglichkeiten sind denkbar. Diese neuen<br />

Bündnispartner können auch in <strong>die</strong> Schule geholt werden, gemeinsam können neue Aktionen<br />

geplant, Zeichen gesetzt <strong>und</strong> politische Forderungen erhoben werden.<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_01.htm<br />

Vorschlag zum Aufbau von<br />

Nord-Süd- Schulpartnerschaften<br />

Bildung einer Arbeitsgruppe<br />

Partnersuche<br />

Verständigung mit dem Partner<br />

Integration der Partnerschaft in Schule <strong>und</strong> Schulleben<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Initiative für eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft geht in vielen Fällen von Einzelpersonen<br />

aus, <strong>die</strong> aus den verschiedensten Gründen aktiv werden. Es gibt vielfältige, nicht<br />

schematisierbare Gründe für ein solches Engagement, z.B.:<br />

Kontakte zu Schulen, <strong>die</strong> bereits seit geraumer Zeit eine Nord - Süd - Schulpartnerschaft<br />

aufbauen,<br />

Auslandserfahrungen (in Vergangenheit oder Gegenwart),<br />

gute Auslandskontakte,<br />

Schlüsselerlebnisse mit Ausländern oder Asylsuchenden,<br />

Initiativen auf der Schülerebene,<br />

Einsicht in <strong>die</strong> Notwendigkeit, weltweite Probleme in den Blick zu bekommen,<br />

<strong>die</strong> Suche nach einer Möglichkeit, politische Solidaritätsarbeit zu leisten<br />

Oft steht dabei bereits ein ganz bestimmtes Land mit einer ganz bestimmten Schule im<br />

Hintergr<strong>und</strong>. Die sich dann entwickelnde Diskussion ist zugeschnitten auf <strong>die</strong> spezifischen<br />

Probleme eben <strong>die</strong>ses <strong>Projekt</strong>es. Das kann vorteilhaft sein, denn <strong>die</strong> Diskussionen <strong>und</strong><br />

Gespräche haben einen sehr konkreten Bezugspunkt, <strong>und</strong> es können sehr schnell Aktionen<br />

folgen. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, sogar <strong>die</strong> jüngeren, lassen sich dann bereits im Vorfeld der<br />

sich entwickelnden Schulpartnerschaft mit einbeziehen.<br />

Eine Gefahr sollte dabei aber nicht unerwähnt bleiben: Der Gedanke des Helfen-Wollens im<br />

Sinne patenschaftlicher Beziehungen kann <strong>die</strong> Auseinandersetzung um Sinn <strong>und</strong> Zweck einer<br />

solchen Nord-Süd-Schulpartnerschaft völlig überlagern. Das breite Begründungsspektrum mit<br />

all seinen Chancen wird nicht mehr wahrgenommen.<br />

Durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel über <strong>die</strong> politischen<br />

Rahmenbedingungen im Partnerland, kann <strong>die</strong>ser Gefahr offensiv begegnet werden.<br />

Materielle Hilfe kann aber auch <strong>die</strong> Folge einer solchen Auseinandersetzung mit den<br />

tatsächlichen Verhältnissen vor Ort sein. Sie sollte auch nicht in jedem Falle negativ bewertet<br />

werden. Es ist ein Unterschied, ob Kleidercontainer geschickt werden oder ob <strong>die</strong><br />

Renovierung von Gemeinschaftsunterkünften für <strong>die</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler finanziert<br />

36


wird. Die Bewertung materieller Hilfslieferungen ist auch abhängig vom tatsächlichen<br />

Zustand, in dem sich <strong>die</strong> Schule <strong>und</strong> das Land befinden. Eine Schule in einem Land mit<br />

bürgerkriegsähnlichen Zuständen benötigt ganz andere Dinge als eine Schule in einem Land<br />

mit politisch stabilen Verhältnissen.<br />

Der Gedanke des Helfen-Wollens kann deutlich in den Hintergr<strong>und</strong> treten, wenn <strong>die</strong><br />

Einstiegsphase in eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft noch auf kein konkretes Land zielt. Die<br />

Tatsache, daß eine Partnerschule noch nicht vorhanden ist, muß also kein Nachteil sein. Es<br />

kann sogar Vorteile bringen, denn <strong>die</strong> Diskussion kann gr<strong>und</strong>sätzlicher geführt <strong>und</strong> vielen<br />

Mißverständnissen <strong>und</strong> Enttäuschungen vorgebeugt werden.<br />

Im folgenden wird ein mögliches Ablaufschema für schulpartnerschaftliche Aufbau- <strong>und</strong><br />

Weiterarbeit mit Schulen in der sogenannten Dritten Welt dargestellt. Die konkrete Arbeit an<br />

der Schule wird davon sicherlich abweichen. Das ist auch sinnvoll. Besonders <strong>die</strong> Trennung<br />

zwischen den einzelnen Phasen mag künstlich erscheinen. Vielleicht ist sie das auch. Viele<br />

Dinge müssen gleichzeitig in Angriff genommen werden. So sollte der Kontakt mit dem<br />

Partner nicht auf <strong>die</strong> lange Bank geschoben, <strong>die</strong> gr<strong>und</strong>sätzliche Diskussion aber auch nicht<br />

abgewürgt werden. Eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft ist ein Prozeß auf vielen Ebenen,<br />

dessen Vor- <strong>und</strong> Nachzeichnung eigentlich mehrdimensional sein müßte. Das folgende<br />

Ablaufschema ist jedoch mehr oder weniger linear. Es kann nur ein Annäherungsversuch, ein<br />

grober Orientierungsrahmen mit Aktions- <strong>und</strong> <strong>Projekt</strong>anregungen sein.<br />

Mögliches Ablaufschema - Bildung einer Arbeitsgruppe<br />

mögliche Aktivitäten:<br />

Suche nach Gleichgesinnten auf einer mehr informellen Ebene (im schulischen <strong>und</strong><br />

außerschulischen Bereich, zum Beispiel: gewerkschaftliche Betriebsgruppe, kirchliche Kreise,<br />

Eine - Welt - Initiativen, ...), um Informationen, Erfahrungen, Austauschmöglichkeiten,<br />

Hilfestellungen, ... zu erhalten.<br />

Diskussion im schulischen Bereich/Vorbereitung auf Fach-, Gesamt- <strong>und</strong> Schulkonferenzen<br />

hinsichtlich einer möglichen Nord-Süd-Schulpartnerschaft <strong>und</strong> mit dem Ziel, Mitarbeiter aus<br />

dem Kreis der Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, Schülerinnen, Schüler, Eltern <strong>und</strong> sonstiger<br />

Interessenten zu gewinnen.<br />

Bildung einer Arbeitsgruppe, <strong>die</strong> sich intern mit dem Ziel ,,Nord - Süd - Schulpartnerschaft"<br />

auf inhaltlicher Ebene intensiv auseinandersetzt <strong>und</strong> Fragen der Verantwortlichkeit<br />

finanzieller, technischer <strong>und</strong> pädagogischer Art klärt.<br />

Bereits während <strong>die</strong>ser Phase der Vorbereitung sollten nach Möglichkeit ,,Experten" (aus<br />

Schulen mit Schulpartnerschaften, Personen mit Auslandserfahrung, ehemalige<br />

Entwicklungshelfer, ausländische Studenten, Asylsuchende, ...) hinzugezogen werden.<br />

Vorbereitung einer oder mehrerer pädagogischer Konferenzen zum Thema "Nord-Süd-<br />

Schulpartnerschaft" durch <strong>die</strong> Arbeitsgruppe; mögliche Themen: Ziele, Begründungen,<br />

Erwartungshorizont, <strong>Projekt</strong>- <strong>und</strong> Aktionsmöglichkeiten, Erfahrungsberichte anderer Schulen,<br />

<strong>die</strong> Beziehungen partnerschaftlicher Art zu einer Schule in der sogenannten Dritten Welt<br />

erfolgreich aufgebaut haben; <strong>die</strong> inhaltliche Auseinandersetzung zu <strong>die</strong>sem frühen Zeitpunkt<br />

ist äußerst wichtig, denn sie kann entscheidend sein für <strong>die</strong> Art <strong>und</strong> Weise der weiteren Arbeit<br />

<strong>und</strong> damit für Erfolg oder Mißerfolg des schulpartnerschaftlichen Ansatzes.<br />

Die Arbeitsgruppe sollte versuchen, sofern nicht bereits geschehen, Schulleitungsmitglieder<br />

für <strong>die</strong> Mitarbeit in der Arbeitsgruppe zu gewinnen (keine notwendige, aber oft hilfreiche<br />

Voraussetzung).<br />

Für den Tätigkeitsbereich der Arbeitsgruppe sollten Anrechnungsst<strong>und</strong>en beantragt werden.<br />

Einen Förderverein (als e.V.) zu gründen kann sehr sinnvoll sein - nicht nur aufgr<strong>und</strong><br />

finanzieller Überlegungen, sondern auch um mehr Kontinuität durch <strong>die</strong> Mitgliedschaft von<br />

Eltern, Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern (auch ehemaligen), Lehrerinnen, Lehrern <strong>und</strong><br />

37


Schulleitungsmitgliedern zu gewinnen. Die Infrastruktur, <strong>die</strong> ein Förderverein bieten kann, ist<br />

gegebenenfalls auch von der Schule leistbar.<br />

Am Ende <strong>die</strong>ser inhaltlichen Auseinandersetzung sollte, sofern es der Arbeitsgruppe gelingt,<br />

<strong>die</strong> Schulöffentlichkeit von der eigenen Idee zu überzeugen, ein gemeinsamer Beschluß<br />

stehen, der deutlich macht, daß <strong>die</strong> Idee einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft akzeptiert <strong>und</strong><br />

unterstützt wird.<br />

Partnersuche - mögliche Aktivitäten<br />

Sofern noch keine konkrete Schule als Partner zur Verfügung steht, sollte nun <strong>die</strong> Suche nach<br />

einem geeigneten Partner beginnen. Verschiedene Möglichkeiten bieten sich an:<br />

Anbindung an eine bestehende kommunale Nord - Süd - Partnerschaft (sofern vorhanden),<br />

erste Kontaktaufnahme über eine Kirchengemeinde vor Ort, <strong>die</strong> evtl. über entsprechende<br />

Verbindungen verfügt,<br />

Anfrage bei Eine-Welt-Initiativen in der näheren Umgebung,<br />

viele Schulen mit Nord - Süd - Schulpartnerschaften verfügen über weitere Schuladressen,<br />

gewerkschaftliche Dritte - Welt - Initiativen sind ansprechbar,<br />

Kontaktaufnahme mit sogenannten Koordinationskreisen, z.B. Koordinierungskreis<br />

Mosambik, Nicaragua Initiative oder über SIS in Bonn,<br />

Kontaktadressen können auch über das Journalistenhandbuch (BMZ) <strong>und</strong> das<br />

Aktionshandbuch 3. Welt (BUKO) gewonnen werden (siehe Serviceteil).<br />

Die Anlehnung an bestehende Kontakte ist oft sehr hilfreich, um schnell an Informationen<br />

über das jeweilige Land, <strong>die</strong> jeweilige Region, Stadt <strong>und</strong> Schule zu gelangen. Die eigenen<br />

Intentionen, eine echte Partnerschaft aufzubauen, sollten dabei aber nicht aus den Augen<br />

verloren werden, auch wenn z.B. <strong>die</strong> Kirchengemeinde mehr im karitativen Sinne arbeitet.<br />

Diese Phase kann sehr zeitaufwendig sein, denn an den Schulen in der sogenannten Dritten<br />

Welt hat man oft ganz andere Sorgen, als unbedingt auf Angebote schulpartnerschaftlicher<br />

Art zu warten. Die oftmals vorhandene existentielle Not des Partners, ein Bestandteil der<br />

Asymmetrie zwischen Nord <strong>und</strong> Süd, kann eine Kontaktaufnahme verhindern. So findet nicht<br />

jeder Brief Beantwortung. Für <strong>die</strong> Arbeitsgruppe kann <strong>die</strong>s bereits eine sehr ernste<br />

Bewährungsprobe sein: Sollen weitere Briefe, <strong>die</strong> dann vielleicht aufdringlich wirken,<br />

geschrieben werden, oder geht man auf <strong>die</strong> Suche nach Alternativen, oder begräbt man das<br />

ganze Unterfangen trotz anfänglicher Begeisterung? In der Regel führen solche Wartezeiten<br />

zu vertiefter Nachdenklichkeit <strong>und</strong> zum Abbau von zu hoch gesteckten Erwartungen. In<br />

<strong>die</strong>sem Sinne sind Ruhepausen nie vertane Zeit.<br />

Am Ende <strong>die</strong>ser Phase sollte der Name einer ganz konkreten Schule <strong>und</strong> der Name eines<br />

oder mehrerer Ansprechpartner stehen.<br />

Verständigung mit dem Partner<br />

mögliche Aktivitäten<br />

Zusammentragen von geschichtlichen, geographischen, politischen, kulturellen, ...<br />

Informationen über Land <strong>und</strong> Menschen der Partnerschule - hilfreich können hierbei Adressen<br />

<strong>und</strong> Informationen aus dem Journalistenhandbuch (BMZ) <strong>und</strong> dem Aktionshandbuch 3. Welt<br />

(BUKO) sein.<br />

Erster Austausch mit dem Partner, um<br />

Informationen über das schulische Umfeld zu erhalten <strong>und</strong><br />

Erwartungen abzustimmen.<br />

Der Versuch der Konsensbildung kann zu <strong>die</strong>sem frühen Zeitpunkt nur sehr allgemein sein.<br />

Sollte aber deutlich werden, daß <strong>die</strong> Erwartungen des Partners den eigenen völlig<br />

widersprechen (z.B. nur materielle Hilfserwartungen), dann sollte auch der Mut zum<br />

Aufgeben aufgebracht werden.<br />

Pädagogisch-didaktische Aufbereitung der Informationen für den eigenen schulischen <strong>und</strong><br />

außerschulischen Bereich: Hier sollte <strong>die</strong> Arbeitsgruppe Vorarbeit leisten <strong>und</strong> z.B. einen oder<br />

38


mehrere <strong>Projekt</strong>tage organisieren, um Schülern, Lehrern, Eltern <strong>und</strong> der allgemeinen<br />

Öffentlichkeit gegenüber <strong>die</strong> bisherige Arbeit transparent zu machen.<br />

Erstellung einer Dokumentation über das eigene schulische Umfeld, als Information für den<br />

Partner <strong>und</strong> auch als Lernprozeß für <strong>die</strong> Schüler, denn interkulturelles Lernen setzt <strong>die</strong><br />

Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt voraus (evtl. im Rahmen einer <strong>Projekt</strong>woche);<br />

Erstellung einer Dokumentation über Land <strong>und</strong> Menschen der Partnerschule (evtl. im Rahmen<br />

einer <strong>Projekt</strong>woche);<br />

Am Ende <strong>die</strong>ser Phase könnte eine formale Partnerschaftserklärung oder ein<br />

Partnerschaftsvertrag stehen.<br />

Integration der Partnerschaft in Schule <strong>und</strong> Schulleben<br />

mögliche Aktivitäten<br />

Curriculare Einbindung der Partnerschaft in <strong>die</strong> Unterrichtsfächer, Fachbereiche,<br />

Arbeitsgemeinschaften <strong>und</strong> in das Ganztagskonzept (sofern vorhanden);<br />

Im literarischen Bereich:<br />

können Klassen- oder Schülerzeitungen zum Thema ,,Partnerschaft/Dritte Welt" entstehen,<br />

ist eine Autorenlesung eine attraktive Abwechslung,<br />

sollte Nord-Süd-Literatur angeschafft werden,<br />

sollte <strong>die</strong> Schulbücherei über eine möglichst umfangreiche Sammlung von Dritte-Welt-<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendbüchern verfügen,<br />

sollte <strong>die</strong> Schulbücherei, evtl. auch <strong>die</strong> Stadtteil- oder Stadtbücherei, Literatur, <strong>die</strong> in<br />

Zusammenhang mit der Schulpartnerschaft steht, in einem Handapparat zusammenfassen.<br />

Aufbau regelmäßiger Briefkontakte; Zusätzlich sollten Briefkontakte zwischen Klassen,<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern, Lehrerinnen, Lehrern <strong>und</strong> Eltern angeregt werden.<br />

Auch jüngere Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, <strong>die</strong> über entsprechende Fremdsprachenkenntnisse<br />

nicht verfügen, können zum Beispiel durch das Zeichnen von Bildern zum Thema ,,So leben<br />

wir, wie lebt ihr?", in den direkten Partnerschaftskontakt einbezogen werden.<br />

Wenn <strong>die</strong> Partnerschule über einen Kassettenrecorder verfügt, lassen sich Kassetten<br />

besprechen oder Lieder aufnehmen.<br />

Viele Einzelaktionen sind noch denkbar, u.a.:<br />

Pausenaktionen,<br />

Vorträge,<br />

Diskussionsabende,<br />

Liederabende.<br />

Mit älteren Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern kann ein Stu<strong>die</strong>ntag organisiert werden (Kurzvorträge,<br />

Gruppenarbeit, Ergebnissicherung, Auswertung).<br />

Mit jüngeren Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern ist ein Puppenspiel, z. B. im Anschluß an ein<br />

Hörspiel oder eine Geschichte, als Verlebendigung des Gehörten oder Gelesenen möglich.<br />

Ein Theater- oder auch Straßentheaterstück läßt sich schreiben, proben <strong>und</strong> aufführen.<br />

Auch durch Verkaufsaktionen <strong>und</strong> Ausstellungen bei Schulfesten, Ehrungen, Eltern-<br />

Sprechtagen, besonderen Anlässen oder am Tag der offenen Tür kann <strong>die</strong> Schulpartnerschaft<br />

thematisiert werden. Bei solchen Anlässen kann auch ein Eine-Welt-Cafe seine Türen öffnen.<br />

Unter dem Stichwort "Geschichte vor Ort" lassen sich vielleicht auch Überreste der<br />

Kolonialgeschichte in der eigenen Stadt finden (Denkmäler, Namen von Plätzen, Straßen oder<br />

Gebäuden). Anwohner-, Parteien- <strong>und</strong> Verwaltungsbefragungen können sich anschließen, <strong>die</strong><br />

Presse eingeschaltet <strong>und</strong> Umbenennungen vorgeschlagen werden.<br />

Der Besuch einer Unterkunft für Asylsuchende oder das Einladen von Asylsuchenden aus<br />

dem Partnerland kann das Problembewußtsein für <strong>die</strong> Eine Welt schärfen, zu mehr<br />

Verständnis für <strong>die</strong>se Menschen beitragen <strong>und</strong> so ausländerfeindlichen Tendenzen<br />

entgegenarbeiten.<br />

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Förderung eines gemeinsamen, überschaubaren <strong>Projekt</strong>es, in das beide Seiten, je nach<br />

Möglichkeiten, finanzielle oder auch andere Mittel fließen lassen, so kann einer<br />

paternalistischen Beziehung entgegengearbeitet werden. Solche <strong>Projekt</strong>e können sein:<br />

Planung von Ausstellungen mit Bildern von Schülern, <strong>die</strong> <strong>die</strong> jeweilige Sichtweise vom<br />

Partner <strong>und</strong> <strong>die</strong> Darstellung der eigenen Welt wiedergeben, so daß vier Bildergruppen<br />

entstehen;<br />

das Sammeln <strong>und</strong> Zusammenstellen von Wetterdaten, Sagen oder traditionellen Erzählungen,<br />

<strong>die</strong> in der Partnerschule in den Unterricht einbezogen werden können;<br />

ein Schulbuchvergleich.<br />

Kontakt, Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> vielleicht sogar Zusammenarbeit mit Schulen, <strong>die</strong> ebenfalls<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften durchführen oder durchführen wollen (auch im Sinne einer<br />

Vernetzung), können aufgenommen werden.<br />

Am Ende <strong>die</strong>ser Phase sollte <strong>die</strong> Partnerschaft zum integralen Bestandteil der Schule<br />

geworden sein.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

mögliche Aktivitäten<br />

Solidarität mit dem Partner bedeutet auch, sich den weltweit herrschenden Strukturen von<br />

Unterdrückung <strong>und</strong> Ausbeutung zu stellen <strong>und</strong><br />

sich <strong>die</strong> eigene Einbindung in <strong>die</strong>se Unrechtsstrukturen einzugestehen;<br />

Aktionen durchzuführen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong>sbezügliche Bewußtseinsbildung vorantreiben;<br />

sich für Entwicklungen einzusetzen, <strong>die</strong> auf gerechtere Strukturen in <strong>die</strong>ser Welt zielen.<br />

Kontinuierlich muß für Transparenz gesorgt werden. Die Informationen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

müssen ausgetauscht, ausgewertet <strong>und</strong> der (Schul-) Öffentlichkeit (Schwarzes Brett;<br />

R<strong>und</strong>brief; Schülerzeitung, etc.) zugänglich gemacht werden, ansonsten besteht <strong>die</strong> Gefahr,<br />

daß <strong>die</strong> Schulpartnerschaft nur noch von einem kleinen Kreis Eingeweihter, den Spezialisten,<br />

getragen wird.<br />

Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter der Lokalpresse zu <strong>Projekt</strong>tagen einladen, Presseberichte über<br />

<strong>die</strong> bisherige Arbeit, über geplante <strong>Projekt</strong>e, über <strong>die</strong> Partnerschaftserklärung, etc.;<br />

Schülerzeitung nutzen; Die Öffentlichkeit sollte nicht zu früh informiert werden, denn dann<br />

werden Erwartungen geweckt, <strong>die</strong> womöglich wie Seifenblasen zerplatzen, wenn z. B.<br />

bestimmte Kontakte gar nicht zustande kommen.<br />

Zu einer Podiumsdiskussion können Vertreter des B<strong>und</strong>esministeriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit, regionaler <strong>und</strong> lokaler Organisationen <strong>und</strong> auch der Schule <strong>und</strong> der<br />

Schülerschaft eingeladen werden.<br />

Zu einer solchen Podiumsdiskussion kann auch ein Vertreter der Botschaft/des Konsulats<br />

eingeladen werden. Hier bietet sich aber auch eine gesonderte Veranstaltung an, z.B. bei der<br />

formalen Partnerschaftserklärung.<br />

Ausstellungen können inhaltlich erarbeitet, in der Schule, sowie außerhalb der Schule gezeigt<br />

<strong>und</strong> anderen Schulen oder Trägern angeboten werden.<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_02.htm<br />

Checkliste vor dem Start<br />

Bei der inhaltlichen Auseinandersetzung vor <strong>und</strong> während des Aufbaus<br />

schulpartnerschaftlicher Kontakte können <strong>die</strong> folgende Fragen einen Orientierungsrahmen<br />

bilden:<br />

1. Warum wollen wir eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft? Welche Motive <strong>und</strong> Interessen<br />

leiten uns?<br />

2. Welche Vorstellungen von einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft haben wir?<br />

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3. Welche Länder kommen für unsere Vorstellungen von einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft<br />

in Frage? (sprachliche, kulturelle, soziale, politische Rahmenbedingungen)<br />

4. Wie leistungsfähig ist unsere Gruppe? Wer ist längerfristig für welche Aufgabe zuständig?<br />

Wer fängt das <strong>Projekt</strong> auf, wenn uns <strong>die</strong> Luft ausgeht?<br />

5. Können wir das <strong>Projekt</strong> auf Dauer durchhalten? Wer kann uns dabei helfen?<br />

6. Mit welchen Aktionen kann das <strong>Projekt</strong> ,,Nord-Süd-Schulpartnerschaft" bei uns dargestellt<br />

werden? Wieviel fortlaufende Information ist nötig, um das Engagement aufrecht zu erhalten?<br />

Wenn sich am Ende einer solchen inhaltlichen Auseinandersetzung eine bewußte<br />

Entscheidung gegen eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft ergibt, so ist das besser, als wenn das<br />

hoffnungsvoll begonnene <strong>Projekt</strong> später auf halber Strecke stecken bleibt, weil <strong>die</strong> Kräfte<br />

nicht ausreichten, weil man sich das alles ganz anders vorgestellt hatte, oder weil <strong>die</strong> Schule<br />

irgendwann doch lieber eine osteuropäische Schulpartnerschaft eingehen möchte.<br />

Eine ehrliche Antwort liegt auch im Interesse einer möglichen Partnerschule in der<br />

sogenannten Dritten Welt. Falsche Hoffnungen sind schon zu oft geweckt worden.<br />

Kommt <strong>die</strong> Schule zu einem positiven Beschluß, der deutlich macht, daß <strong>die</strong> Idee einer Dritte-<br />

Welt-Schulpartnerschaft akzeptiert <strong>und</strong> unterstützt wird, dann sollte <strong>die</strong> Klärung folgender<br />

Fragen weiteren Schritten vorangehen:<br />

7. Welche Ziele <strong>und</strong> Erwartungen verbinden wir mit der konkreten Partnerschaft?<br />

8. Welche Ziele <strong>und</strong> Erwartungen verbindet der Partner mit dem Partnerschaftsangebot?<br />

9. Welches Maß an Informationen kann der Partner leisten, welche Rücksichten muß er z.B.<br />

auf politische Rahmenbedingungen nehmen?<br />

10. Wieviel Toleranz ist bei uns zu erwarten? Wie ernst nehmen wir das<br />

Partnerschaftsangebot, wieweit akzeptieren wir Eigenheiten?<br />

11. Mit welchen Aktionen kann <strong>die</strong> konkrete Partnerschule bei uns dargestellt werden?<br />

Wieviel Information <strong>und</strong> Aktion ist nötig, um <strong>die</strong> ganze Schule mit <strong>die</strong>sem <strong>Projekt</strong> vertraut zu<br />

machen?<br />

12. Welche Rahmenbedingungen z.B. curricularer Art müssen verändert werden, damit der<br />

schulpartnerschaftliche Gedanke integraler Bestandteil des Schulalltags wird?<br />

Besonders <strong>die</strong> letzten Fragen sind sehr wichtig, denn eine Schulpartnerschaft sollte<br />

Angelegenheit der gesamten Schule werden. Sie darf nicht nur in einigen Unterrichtsfächern<br />

gelegentlich zur Sprache kommen, nicht nur beim Weihnachtsbasar bedacht werden, nicht nur<br />

an außerordentlichen <strong>Projekt</strong>tagen thematisiert werden. Nein, eine Schulpartnerschaft sollte in<br />

den Schulalltag integriert werden.<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_03.htm<br />

Zum Beispiel ...<br />

als Thema im Fachunterricht<br />

im Rahmen einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft<br />

im Rahmen von <strong>Projekt</strong>unterricht<br />

im Rahmen einer <strong>Projekt</strong>woche<br />

als Thema im Fachunterricht<br />

Für alle Unterrichtsfächer <strong>und</strong> Lernbereiche bietet eine Schulpartnerschaft<br />

Anknüpfungspunkte. Die folgende Matrix verdeutlicht einige Bezüge:<br />

Fach/Lernbereich<br />

Deutsch<br />

mögliche Inhalte mit Bezug zur<br />

Schulpartnerschaft<br />

Literatur im Partnerland (Lyrik,<br />

Kurzgeschichten, Erzählungen,...)<br />

Briefkontakte<br />

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Englisch<br />

Gesellschaftslehre<br />

(Erdk<strong>und</strong>e/Geschichte/Politik)<br />

Mathematik<br />

Kunst <strong>und</strong> Textilgestaltung<br />

Musik<br />

Naturwissenschaft<br />

Autorenlesungen<br />

Briefkontakte<br />

Landesk<strong>und</strong>e<br />

Kolonialgeschichte<br />

Redewendungen im Alltag<br />

Übersetzungen (einfacher Lehrbücher für <strong>die</strong><br />

primary school, Märchen,<br />

Kurzgeschichten,...)<br />

Briefkontakte<br />

Landesk<strong>und</strong>e<br />

Kolonialgeschichte<br />

Redewendungen im Alltag<br />

Übersetzungen (einfacher Lehrbücher für <strong>die</strong><br />

primary school, Märchen,<br />

Kurzgeschichten,...)<br />

politische Strukturen, (traditionelle) Sozial-<br />

<strong>und</strong> Gesellschaftsstrukturen, Rolle der Frau,<br />

Feste <strong>und</strong> Brauchtum, unterschiedliche<br />

Lebensweisen<br />

Schulwesen<br />

soziale Absicherung<br />

Geographie<br />

Kolonialgeschichte, Landesgeschichte,<br />

Transportwege<br />

Hunger-Hungersnot<br />

Anbaumethoden, Klimazonen, Ackerbau <strong>und</strong><br />

Viehzucht, Erosion, Bewässerung<br />

"Dritte Welt <strong>und</strong> Erste Welt"<br />

Rolle der Entwicklungshilfe<br />

Tourismus<br />

Flüchtlingsproblematik<br />

Asylrecht<br />

Währungsrechnen<br />

Sachaufgaben mit Bezug zur Partnerschule<br />

landestypische Motive<br />

Kunst- <strong>und</strong> Kulturgeschichte<br />

Masken<br />

Kleidung, Trachten<br />

landestypische Techniken<br />

Lieder aus dem Partnerland<br />

landestypische Musikinstrumente, Rythmus<br />

Selbstbau von Rythmusinstrumenten<br />

traditionelle <strong>und</strong> moderne Musik<br />

Tänze <strong>und</strong> Tanzspiele<br />

Anbaumöglichkeiten <strong>und</strong> -weisen,<br />

Ernährungsweisen<br />

42


Technik<br />

Wirtschaft<br />

Hauswirtschaft<br />

Religion<br />

Sport<br />

Tiere <strong>und</strong> Pflanzen<br />

Nationalparks, Tropenwaldproblematik<br />

Artenschutzkontrolle<br />

angepaßte Technologie<br />

landestypisches Spiel- <strong>und</strong> Werkzeug<br />

angepaßte Technologie<br />

Haus- <strong>und</strong> Dorfmodelle<br />

traditionelle Geräte <strong>und</strong> Werkzeuge<br />

Bau von Musikinstrumenten<br />

Kolonialismus<br />

Wirtschaftsbeziehungen, Import <strong>und</strong> Export<br />

traditionelle <strong>und</strong> moderne Berufe<br />

Entwicklungshilfe<br />

Ernährungssituation, Ernährungskrankheiten<br />

Rezepte<br />

Kochkunst<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Mission, Entwicklungshilfe<br />

Familie <strong>und</strong> Großfamilie<br />

Menschen leben in Slums<br />

Exodus<br />

Rassismus, Faschismus, Kommunismus,<br />

Menschenrechte<br />

Theologie der Befreiung<br />

Rolle der Frau<br />

interreligiöser Dialog<br />

landestypische Spiele, Tänze <strong>und</strong><br />

Wettkämpfe<br />

Zum Beispiel ...<br />

im Rahmen einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft<br />

Arbeitsgemeinschaften haben den Vorteil, daß projektorientiert vorgegangen werden kann.<br />

Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler nehmen in der Regel freiwillig teil, bringen ein gewisses<br />

Interesse mit, Ideen können zusammengetragen werden, man einigt sich auf ein bestimmtes<br />

oder mehrere Vorhaben <strong>und</strong> strukturiert <strong>die</strong> Arbeit.<br />

In solch einer Arbeitsgemeinschaft sind an der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in<br />

Leopoldshöhe, <strong>die</strong> eine Schulpartnerschaft mit der Sek<strong>und</strong>arschule Boroma in Mosambik<br />

pflegt, verschieden <strong>Projekt</strong>e realisiert worden:<br />

eine 10seitige Informationsbroschüre mit folgendem Inhalt:<br />

- Warum eine Schulpartnerschaft mit einer Dritte-Welt-Schule?<br />

- Vorstellung der Partnerschule<br />

- Kartenskizzen zur Verdeutlichung der geographischen Lage<br />

- Zur Geschichte <strong>und</strong> aktuellen Situation in Mosambik<br />

- Was bisher im Rahmen der Schulpartnerschaft geschah<br />

- Weitere Vorhaben<br />

<strong>die</strong> Gestaltung einer "Boroma-Wand" in der Pausenhalle, um <strong>die</strong> Schulpartnerschaft ständig<br />

"vor Augen" zu haben<br />

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der Tagesablauf einer deutschen Schülerin / eines deutschen Schülers als "Fotoroman" für <strong>die</strong><br />

Schüler in Boroma<br />

<strong>die</strong> Herstellung afrikanischer Brettspiele für einen Basar<br />

das Anlegen <strong>und</strong> Weiterführen einer Mappe mit Presseberichten über <strong>die</strong> politischen<br />

Entwicklungen in Mosambik<br />

das Entwerfen <strong>und</strong> Einstu<strong>die</strong>ren kleiner Spielszenen über den Alltag mosambikanischer<br />

Kinder für ein Schulfest<br />

Die Verschiedenartigkeit der <strong>Projekt</strong>e belegt eindrucksvoll den fächerübergreifenden Ansatz.<br />

Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler lernen dabei u. a., wie man sich Informationen verschafft <strong>und</strong><br />

erschließt, wie man unterschiedliche Themen adressatenbezogen aufarbeitet, wie man<br />

schwierige Zusammenhänge möglichst einfach <strong>und</strong> verständlich darstellt, wie man auch durch<br />

äußere Gestaltung auf das Interesse der Adressaten einwirken kann <strong>und</strong> wie man spielerich<br />

<strong>und</strong> darstellend um Interesse werben kann.<br />

Zum Beispiel ...<br />

im Rahmen von <strong>Projekt</strong>unterricht<br />

- mit allen Sinnen (mit jüngeren Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern)<br />

Sehen<br />

Hören<br />

Riechen<br />

Greifen<br />

Schmecken<br />

Fühlen<br />

Inhalt/Methode Me<strong>die</strong>n<br />

Menschen, wie sie leben,<br />

wohnen <strong>und</strong> arbeiten; was<br />

sie essen<br />

Tiere, Pflanzen,<br />

Landschaften auf Bildern<br />

<strong>und</strong> im Film sehen<br />

Landkarten <strong>und</strong> Grafiken<br />

stu<strong>die</strong>ren<br />

Märchen <strong>und</strong> Geschichten<br />

anderer Völker,<br />

Musik <strong>und</strong> Lieder, Gebete,<br />

fremde Sprachen hören<br />

Autorenlesung<br />

Fremden Gewürze,<br />

Räucherstäbchen, Blüten<br />

riechen<br />

Produkte aus dem<br />

Partnerland begreifen <strong>und</strong><br />

greifen<br />

Fremde Früchte essen,<br />

Fremde Gerichte selbst<br />

kochen<br />

In Phantasiereisen sich<br />

vorzustellen, in ein Land<br />

der sog. Dritten Welt zu<br />

reisen, dort zu arbeiten, zu<br />

leben, Gerüche<br />

wahrzunehmen,...<br />

Diareihen, Filme, Landkarten,<br />

Bücher, Grafiken,<br />

Kunstgegenstände<br />

Märchenbücher, Liedtexte,<br />

Gebete, Kasetten/Schallplatten<br />

Gewürze, Blumen<br />

Gewürzkoffer<br />

Kunstgegenstände<br />

Gebrauchsgegenstände<br />

Requisiten<br />

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Tanzen<br />

Spielen<br />

Werken<br />

Malen<br />

Fremde Tänze<br />

einstu<strong>die</strong>ren<br />

Kinderspiele aus der sog.<br />

Dritten Welt spielen<br />

Im Rollenspiel fremde<br />

Situationen<br />

nachzuempfinden<br />

Kinderspielzeug aus der<br />

Dritten Welt nachbauen<br />

einfache<br />

Musikinstrumente<br />

herstellen<br />

Bilder von der eigenen<br />

Welt für <strong>die</strong> Partnerschule<br />

malen<br />

Spielebücher<br />

Kasetten<br />

Modelle <strong>und</strong> Bauanleitungen von<br />

den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

der Partnerschule<br />

Mal- <strong>und</strong> Bastelmaterial<br />

Zum Beispiel ...<br />

im Rahmen einer <strong>Projekt</strong>woche<br />

Anlaß für eine <strong>Projekt</strong>woche kann <strong>die</strong> bestehende oder eine geplante Nord-Süd-<br />

Schulpartnerschaft sein. Primär <strong>die</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, aber auch Lehrerinnen, Lehrer<br />

<strong>und</strong> vielleicht auch Eltern, werden Ideen, Meinungen, Konzepte <strong>und</strong> erste Aufgabenstellungen<br />

zusammentragen, um sich schließlich für eine bestimmte Aufgabenstellung zu entscheiden,<br />

<strong>die</strong> dann im Rahmen der <strong>Projekt</strong>woche bearbeitet werden soll.<br />

Für <strong>die</strong>se Phase der Motivation <strong>und</strong> Konzeption soll das folgende Beispiel Anregungen<br />

liefern. Es ist ein Auszug aus der Wahlzeitung zur <strong>Projekt</strong>woche der Städtischen Heinrich-<br />

Heine Gesamtschule in Düsseldorf: Die kurzen <strong>Projekt</strong>beschreibungen sollen Vorstellungen<br />

konkretisieren. Die eigentliche inhaltliche Füllung ist natürlich Aufgabe der <strong>Projekt</strong>gruppen<br />

selbst. Zu all <strong>die</strong>sen Themen sind genügend Materialien, <strong>die</strong> auch den Anforderungen<br />

projektorientierten Arbeitens genügen, erhältlich.<br />

Partnerschule der Städtischen Heinrich-Heine-Gesamtschule in Düsseldorf:<br />

Edar-Talen-Velez-Schule in Ciudad Sandino/Nicaragua.<br />

Wir sind Kinder einer Erde -<br />

Wahlzeitung zur <strong>Projekt</strong>woche:<br />

Reise in <strong>die</strong> Dritte Welt (ein Spiel)<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Es sollen von Euch Spiele erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gebastelt werden, bei denen mehrere Spieler<br />

mitspielen können. In dem Spiel soll es nicht nur um "Gewinnen oder Verlieren" gehen; <strong>die</strong><br />

Mitspieler sollen auch gleichzeitig etwas über <strong>die</strong> Reiseprobleme in der Dritten Welt erfahren.<br />

Gebraucht werden: - gute Ideen - einige gute Zeichner <strong>und</strong> Bastler für <strong>die</strong> Herstellung des<br />

Spielfeldes.<br />

Der tropische Regenwald<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Wir wollen den Lebensraum ,,Tropischer Regenwald" kennenlernen durch Bild <strong>und</strong> Text<br />

(Pflanzenwelt, Klima, ...) <strong>und</strong> für eine Präsentation Modelle, Plakate u. ä. erstellen, um <strong>die</strong>sen<br />

Lebensraum für andere anschaulich zugänglich zu machen, auch in seiner globalen<br />

Bedeutung.<br />

Kultgegenstände des alten Amerika<br />

45


<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Wir erforschen <strong>die</strong> Bedeutung von Totems, Masken, Reliefs <strong>und</strong> Figuren alter indianischer<br />

Kulturen <strong>und</strong> gestalten sie zeichnerisch <strong>und</strong> plastisch nach.<br />

Menschen der 3. Welt - Herstellung einer Kunstmappe<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Mit Hilfe von drucktechnischen Verfahren (Linolschnitt-Ra<strong>die</strong>rung) wollen wir Bilder<br />

herstellen, <strong>die</strong> zeigen, wie Menschen in der 3. Welt leben <strong>und</strong> arbeiten. Wir wollen<br />

verschiedene Drucke in höherer Auflage herstellen, <strong>die</strong> wir dann als Kunstmappen<br />

zusammenstellen.<br />

,,Indianer sind anders" - ein Szenenspiel<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Der Text von B. Traven ,.Der Großindustrielle" wird in ein Szenenspiel umgesetzt.<br />

Schüler/innen mit folgenden Interessen können teilnehmen:<br />

5 Darsteller/innen Jahrgang 6 (Trommler erwünscht)<br />

5 Darsteller/innen Jahrgang 8- l 2<br />

3 Techniker/innen (Beleuchtung <strong>und</strong> Tontechnik) Jahrgang 8-12<br />

2 Videoexperten<br />

2 Inspizienten (s. Fremdwörterduden)<br />

Bühnenbilder werden in Zusammenarbeit mit einer <strong>Projekt</strong>gruppe "Kunst" gestaltet<br />

"Indianer sind anders" - Bühnenbild<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Zu dem Szenenspiel "Der Großindustrielle" wird das Bühnenbild entworfen. Auch sollen<br />

Kostüme hergestellt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schauspieler geschminkt werden.<br />

5 Bühnenbildner/innen mit handwerklichem Geschick<br />

6 Kostümbildner/innen mit Lust am Umgang mit Textilien<br />

3 Maskenbildner/innen mit Spaß am Schminken<br />

3 Koordinatoren, <strong>die</strong> den Kontakt zur Theatergruppe halten<br />

Afrikaner in Düsseldorf<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Warum emigrieren Menschen aus der Dritten Welt nach Europa? Politische Flüchtlinge?<br />

Wirtschaftsflüchtlinge? Sind wir in der Lage, sie in unser gesellschaftliches Leben zu<br />

integrieren?<br />

Diese <strong>und</strong> noch mehr Fragen wollen wir anhand von Interviews beantworten, indem wir<br />

Afrikaner in Düsseldorf aufsuchen <strong>und</strong> auch einladen. Darüber hinaus wollen wir <strong>die</strong><br />

Lebensumstände der Afrikaner in Düsseldorf in einem Film festhalten. Zu <strong>die</strong>sem Zweck<br />

werden technisch versierte Schüler/innen benötigt.<br />

Möglichkeiten der Energieerzeugung in der Dritten Welt<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Es sollen mögliche Formen der Erzeugung von elektrischer Energie für <strong>die</strong> Dritten Welt<br />

diskutiert <strong>und</strong> modellhaft/experimentell umgesetzt werden.<br />

Schwerpunkte sollen sein: Nutzung der Windenergie (Windräder etc.) Nutzung der<br />

Sonnenenergie (Solarzellen, Sonnenkollektoren).<br />

Wir stellen mathematisches Unterrichtsmaterial für unsere Partnerschule her<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Die Kinder unserer Partnerschule haben kaum Stifte, Papier, geschweige denn Spiele für den<br />

Unterricht. Laßt uns schöne Spiele herstellen für Mathe, denn Zahlen sind international. Wir<br />

malen bunt, schneiden aus, wir kleben mit Folie. Könnt ihr Filzstifte, Leuchtmalstifte,<br />

Bleistifte, Scheren, Kleber mitbringen? Das würde sehr helfen.<br />

Dritte-Welt-Laden in Düsseldorf<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Alles über Dritte-Welt-Läden erfahren - in der näheren Umgebung Dritte-Welt-Läden<br />

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erk<strong>und</strong>en - Besichtigung eines Dritte-Welt-Ladens - herausfinden, welche Waren angeboten<br />

werden <strong>und</strong> woher sie kommen - Schaubilder für den Tag der offenen Tür anfertigen<br />

Trödelmarkt - Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Wir wollen bei Verwandten, Fre<strong>und</strong>en, Schulkameraden, Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern möglichst<br />

viel Trödel sammeln <strong>und</strong> ihn am Tag der offenen Tür für unsere Partnerschule in Nicaragua<br />

verkaufen, damit <strong>die</strong>se von dem Erlös dringende Anschaffungen machen kann.<br />

Wir spielen ein Theaterstück zum Thema "Dritte Welt"<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Wir wollen ein Theaterstück einüben <strong>und</strong> aufführen, das sich mit dem Leben von Kindern bei<br />

uns <strong>und</strong> in Ländern der Dritten Welt beschäftigt.<br />

In dem Stück geht es trotz des ernsthaften Themas ganz locker <strong>und</strong> lustig zu.<br />

Lateinamerikanische Rhythmen<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage lateinamerikanischer Rhythmen werden wir versuchen, Samba-, Rumba-<br />

oder Bossa Nova Themen zu komponieren <strong>und</strong> zu realisieren. Es wäre schön, wenn<br />

musikalische Gr<strong>und</strong>kenntnisse mitgebracht würden.<br />

Indianische Siedlungsformen<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Anfertigung von Skizzen <strong>und</strong> Planen - Nachbau von Modellen Materialien: Ton, Holz, Stoffe,<br />

Farben<br />

Zehn kleine Negerlein ... oder ,,Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?"<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Schon früh - als kleine Kinder- beginnen wir, uns Vorstellungen <strong>und</strong> Bilder vom ,,schwarzen<br />

Mann" zu machen. Wer oder was entwickelt <strong>die</strong>se Bilder? Stimmen sie mit der Wirklichkeit<br />

überein, ist der ,,schwarze" Mann so?<br />

Was lernen wir eigentlich schon als kleine Kinder über ihn?<br />

Wir sammeln Spielzeug <strong>und</strong> Bilder zu <strong>die</strong>sem Thema <strong>und</strong> stellen sie zu einer Ausstellung<br />

zusammen.<br />

Wir untersuchen Kinder- <strong>und</strong> Jugendliteratur. Welche Rolle spielen <strong>die</strong> ,,Schwarzen" in<br />

<strong>die</strong>sen Büchern? Sind sie mit den ,,Weißen" gleichberechtigt dargestellt?<br />

Wir werden nicht nur in der Schule arbeiten, sondern auch in der Stadtbücherei.<br />

Wir werden auf verschiedene Weise unsere Arbeitsergebnisse vorstellen: in Texten, kleinen<br />

Szenen <strong>und</strong> Bildern.<br />

Der Gott der kleinen Leute- Glaube <strong>und</strong> Kirche in Lateinamerika<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Brauchen wir Missionare aus Lateinamerika, um unseren Glauben neu (vielleicht besser?) zu<br />

verstehen? Beten wir <strong>die</strong> falschen Götter an? Wie kommt es, daß einfache Bauern mit der<br />

Bibel mehr "anfangen" können als wir? Ist <strong>die</strong> Bibel nur ein Mittel der Unterdrückung, oder<br />

ruft sie zu Solidarität <strong>und</strong> Gerechtigkeit auf? Jesus oder Marx? Jesus als Revolutionär? Wie<br />

verändert man bestehende Ungerechtigkeiten? Wie leben oder lebten Lateinamerikaner ihren<br />

Glauben?<br />

Was bedeuten Schlagworte wie ,,Theologie der Befreiung" <strong>und</strong> ,,Basisgemeinden"? Diesen<br />

Fragen (<strong>und</strong> je nach Interessenlage auch andere) wollen wir nachgehen, indem wir z. B.:<br />

Collagen erstellen, Karikaturen <strong>und</strong> Bilder auswerten, aber auch selbst malen <strong>und</strong> zeichnen;<br />

Menschen in Lateinamerika durch Texte <strong>und</strong> Filme näher kennenlernen; einen ,,alternativen<br />

Heiligenkalender" basteln; darüber nachdenken, was im Leben eines Lateinamerikaners <strong>und</strong><br />

eines Westeuropäers zählt.<br />

Leben der Kinder in den Slums mittelamerikanischer Städte<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Wir wollen versuchen herauszufinden, wie Kinder in den Slums mittelamerikanischer Städte<br />

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leben <strong>und</strong> informieren am Tag der "offenen" Tür über ihre Lebensbedingungen.<br />

Wir wollen:<br />

- viel fragen (z. B. Leute, <strong>die</strong> in den Slums gearbeitet haben)<br />

- sehen (z. B. Filme, Fotos)<br />

- lesen (z. B. Zeitungsberichte, Texte mittelamerikanischer Schriftsteller)<br />

<strong>und</strong> alles, was wir erfahren haben, darstellen.<br />

Düsseldorf- Nicaragua<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Wir befragen Düsseldorferinnen <strong>und</strong> Düsseldorfer, <strong>die</strong> das Land Nicaragua <strong>und</strong> <strong>die</strong> Städte<br />

Managua <strong>und</strong> Ciudad Sandino aus Reisen kennen, weil sie sich für <strong>die</strong> Städtepartnerschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Schulpartnerschaft einsetzen. Sie zeigen uns Fotos <strong>und</strong> erzählen uns von ihrer Reise<br />

<strong>und</strong> Arbeit in Nicaragua <strong>und</strong> für Nicaragua. Dabei lernen wir viel über <strong>die</strong>ses Land in<br />

Mittelamerika; außerdem erfahren wir etwas über Zusammenhänge <strong>und</strong> Gründe, warum uns<br />

<strong>die</strong>ses fremde Land so nahe liegt. Zum Tag der "offenen" Tür machen wir eine Wandzeitung<br />

mit Fotos; vielleicht auch eine Videoaufzeichnung.<br />

Fußball<br />

<strong>Projekt</strong>beschreibung:<br />

Vergleich der südamerikanischen <strong>und</strong> der europäischen Spielweise in Praxis (<strong>und</strong> ein<br />

bißchen) Theorie.<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_04.htm<br />

Was sind Nord-Süd- Schulpartnerschaften?<br />

Die Vorstellungen hinsichtlich dessen, was Nord-Süd-Schulpartnerschaften sind, nicht immer<br />

deckungsgleich sind.<br />

Auf wissenschaftliche Arbeiten größeren Umfangs zu <strong>die</strong>sem Themenbereich kann nicht<br />

zurückgegriffen werden, da kaum entsprechenden Werke vorliegen. Viele Selbstdarstellungen<br />

sind keine Erfahrungsberichte, da sie im Kontext von Öffentlichkeitsarbeit mit ganz<br />

bestimmten Intentionen entstanden sind.<br />

Vielerorts wird auch nicht von Nord-Süd-Schulpartnerschaften, sondern von Dritte-Welt-<br />

Schulpartnerschaften oder Eine-Welt-Schulpartnerschaften gesprochen, gelegentlich auch von<br />

Schulpartnerschaften mit Schulen in Entwicklungsländern. All <strong>die</strong>se Begrifflichkeiten sind<br />

nicht unproblematisch. Die Bezeichnungen "Dritte Welt" <strong>und</strong> "Entwicklungsland" werden für<br />

<strong>die</strong> dort lebenden Menschen zunehmend als diskriminierend verstanden. Die Bezeichnung<br />

"Eine Welt" entspricht dem Bewußtsein, daß <strong>die</strong> globalen Probleme, <strong>und</strong> dazu gehören u. a.<br />

<strong>die</strong> Ungerechtigkeiten zwischen den sogenannten Entwicklungsländern <strong>und</strong> den sog.<br />

Industrienationen, nur gemeinsam von der einen Menschheit gelöst werden können.<br />

Aber auch <strong>die</strong> traditionellen Schulpartnerschaften mit u. a. Frankreich <strong>und</strong> England <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

mit den osteuropäischen Ländern sind Eine-Welt-Schulpartnerschaften. Um das Spezifische<br />

der Nord-Süd- Schulpartnerschaften hervorzuheben, dessen Hintergr<strong>und</strong> der Nord-Süd-<br />

Konflikt ist, wurde <strong>die</strong> Bezeichnung "Nord-Süd- Schulpartnerschaften" gewählt.<br />

So verstandene Nord-Süd- Schulpartnerschaften sind mehr als nur <strong>Projekt</strong>-partnerschaften<br />

<strong>und</strong> erst recht keine Patenschaften, denn Begegnung meint immer auch gegenseitiges<br />

voneinander- <strong>und</strong> miteinander Lernen.<br />

"Nord" steht zum Beispiel für <strong>die</strong> reiche B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> "Süd" für das arme Land<br />

Zambia im südlichen Afrika. Diese Trennung ist natürlich unscharf. Es gibt auch <strong>die</strong> Neue<br />

Armut in der B<strong>und</strong>esrepublik, <strong>und</strong> es gibt reiche Eliten in den ärmsten Ländern <strong>die</strong>ser Erde.<br />

Aber gerade <strong>die</strong>se mangelnde Trennschärfe birgt viele Chancen für sinnvolle Lernansätze.<br />

Die Beziehungen zwischen Menschen aus so unterschiedlichen Verhältnissen können nicht<br />

symmetrisch sein. Die strukturelle Überlegenheit der b<strong>und</strong>esrepublikanischen Partner darf<br />

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nicht geleugnet werden. Und dennoch ist Partnerschaft möglich, nämlich dann, wenn beide<br />

Partner <strong>die</strong> Möglichkeit haben, ihre je eigenen Vorstellungen in <strong>die</strong>sem gemeinsamen <strong>Projekt</strong><br />

zu verwirklichen. Das setzt voraus, dass <strong>die</strong> je eigenen Vorstellungen beim Partner auf<br />

Akzeptanz stoßen. Es verlangt Respekt, Offenheit <strong>und</strong> große Lernbereitschaft. Der Partner<br />

wird nicht verobjektiviert, sondern als Subjekt seiner Geschichte, auch im Rahmen <strong>die</strong>ser<br />

Nord-Süd- Schulpartnerschaft, ernst genommen.<br />

Arbeitsblatt:<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sind der Versuch, über persönliche Kontakte von<br />

Schule zu Schule, Begegnungen mit Menschen, <strong>die</strong> in einem anderen kulturellen Kontext<br />

leben, zu ermöglichen.<br />

Diskutieren Sie <strong>die</strong>sen Definitionsversuch!<br />

Formulieren Sie Erwartungen an Ihre Schulpartnerschaftsarbeit!<br />

Legen Sie mögliche Schwerpunkte Ihrer Partnerschaftsarbeit fest!<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_05.htm<br />

Nord-Süd- Schulpartnerschaften als Aufgabenfeld schulischen Lernens<br />

Globales Lernen<br />

Interkulturelles Lernen<br />

Entwicklungsbezogenes Lernen Antizipatorisches Lernen<br />

"Der schulische Unterricht bedarf angesichts der globalen Überlebensprobleme der<br />

Menschheit einer f<strong>und</strong>amentalen Neuorientierung, eine Neuorientierung, <strong>die</strong> sich nicht in<br />

erster Linie in der Erweiterung oder Aktualisierung von Unterrichtsstoffen äußert, sondern in<br />

veränderten Prioritäten <strong>und</strong> Perspektiven des Gesamtcurriculum.<br />

In der entwicklungspädagogischen Literatur werden vier Schlüsselbegriffe genannt, <strong>die</strong> als<br />

neue Bildungsprinzipien eine Leitorientierung des Lernens für <strong>die</strong> Zukunft umreißen können;<br />

sie kennzeichnen das Lernen der Zukunft als global, interkulturell, entwicklungsbezogen <strong>und</strong><br />

antizipatorisch." (1)<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften tragen dazu bei, schulisches Lernen im Sinne <strong>die</strong>ser vier<br />

Bildungsprinzipien zu verwirklichen.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften fördern<br />

globales Lernen<br />

interkulturelles Lernen<br />

entwicklungsbezogenes Lernen<br />

antizipatorisches Lernen<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften fördern globales Lernen<br />

Die Beschäftigung mit einem so fremden Land, wie es in der Regel jenes der Partnerschule<br />

ist, ist eine höchst spannende Angelegenheit.<br />

Wie verläuft der Alltag? Welche Wünsche <strong>und</strong> Hoffnungen haben Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

in Namibia zum Beispiel? Wie sind Tierwelt <strong>und</strong> Fauna in der Umgebung der Partnerschule?<br />

Wie ist das Verhältnis zu den Eltern, zu den Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, zum eigenen Land, zu<br />

Weißen? ...<br />

Es gibt noch viel mehr Fragen, <strong>die</strong> hiesigen <strong>und</strong> dortigen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern unter den<br />

Nägeln brennen. Alle Beteiligten machen dabei <strong>die</strong> Erfahrung, daß es trotz aller Unterschiede<br />

viele Gemeinsamkeiten gibt. Das schafft Verb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> reizt immer wieder zum Blick<br />

über den eigenen Tellerrand.<br />

49


Durch <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit dem konkreten, alltäglichen Leben im Partnerland können<br />

alle Beteiligten erfahren, wie sich weltweit herrschende Strukturen auswirken. Am Konkreten<br />

können scheinbar abstrakte Zusammenhänge, Verflechtungen <strong>und</strong> Abhängigkeiten zwischen<br />

sog. Industrie- <strong>und</strong> Entwicklungsländern durchschaubar gemacht werden, <strong>und</strong> zwar:<br />

- auf wirtschaftlicher Ebene,<br />

- auf politischer Ebene <strong>und</strong><br />

- auf militärischer Ebene.<br />

Wenn sich ein Land wie Sambia dem Diktat des Internationalen Währungsfonds beugen muß,<br />

dann hat das direkte Auswirkungen auf <strong>die</strong> Lebensmittelpreise. In welchem Umfang <strong>und</strong> mit<br />

welchen Folgen, das könne sambische Schülerinnen <strong>und</strong> Schjüler in ihren Briefen unmittelbar<br />

beschreiben. Das sind Informationen aus erster Hand, nicht me<strong>die</strong>ngefiltert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der politischen Lage in vielen Partnerländern werden rassistische Strukturen <strong>und</strong><br />

Fragen der Gewalt nicht unerwähnt bleiben können, denn für das alltägliche Leben in <strong>die</strong>sen<br />

Ländern sind das oftmals unübersehbare Bedingungen. Die Verknüpfung mit der eigenen<br />

Lebenswelt gilt es dabei zu erfassen - sowohl in historischer als auch gegenwartsbezogener<br />

Sicht.<br />

Die Auswirkungen des Sklavenhandels von Afrika nach Amerika ist noch heute spürbar,<br />

sowohl in vielen afrikanischen als auch amerikanischen Ländern. Die Zeit des Kolonialismus<br />

hat viele Spuren hinterlassen. Die heutigen Industrienationen haben davon nicht nur in Form<br />

billiger Rohstoffe profitiert.<br />

Heutige Waffenexporte, Industrieprodukte zu festgelegten Höchstpreisen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Währungs-<br />

<strong>und</strong> Zinspolitik der Industrienationen bei gleichzeitigem Verfall der Rohstoffpreise haben<br />

auch heute noch Einfluß auf <strong>die</strong> Entwicklungen in fast allen Ländern <strong>die</strong>ser Erde.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften bieten <strong>die</strong> Chance, auf einer sehr persönlichen <strong>und</strong> betroffen<br />

machenden Ebene globale Zusammenhänge zu konkretisieren.<br />

Auch der Bereich der Ökologie <strong>und</strong> des Artenschutzes kann in seiner weltumspannenden<br />

Bedeutung konkret erfahren werden. Wenn Dörfer im südlichen Afrika oder in Brasilien<br />

einem industriellen Großprojekt weichen müssen oder, um <strong>die</strong> Rinderzucht intensivieren zu<br />

könne, dann können Schülerbriefe davon berichten. Daß das in der Regel auch etwas mit der<br />

Art <strong>und</strong> Weise des Wirtschaftens in den Industrienationen zu tun, mit dem noch immer<br />

steigenden Fleischkonsum, der Situation eines sog. Billiglohnlandes oder den immer<br />

exotischeren Wünschen in den Konsumgesellschaften, das gilt es dann an der hiesigen<br />

Partnerschule aufzuarbeiten, um globale Sichtweisen zu schärfen.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften fördern interkulturelles Lernen<br />

Im Kontext von Nord-Süd-Schulpartnerschaften wird interkulturelles Lernen ganz vorsichtig<br />

<strong>und</strong> zurückhaltend zunächst nur auf den Einstieg in interkulturelle Lernprozesse<br />

qualifikationsorientiert so definiert:<br />

Interkulturelles Lernen fördert Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit zur geschärften Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

erhöhten Reflexivität gegenüber der eigenen wie der fremden Kultur.<br />

Anhand der folgenden drei Situationsbeschreibungen soll praxisorientiert <strong>und</strong> beispielhaft<br />

aufgezeigt werden, wie es im Kontext von Nord-Süd-Schulpartnerschaften zu anfanghaft<br />

interkulturellen Lernprozessen gekommen ist.<br />

I Teresita (11 Jahre) zeigt auf <strong>und</strong> fragt: "Soll ich <strong>die</strong> Gesichter nicht lieber weiß lassen,<br />

schwarz ist so ...". Weiter kommt sie nicht, sie ist sich selbst unsicher. Ihre Mitschülerinnen<br />

<strong>und</strong> Mitschüler reagieren sofort, ergreifen das Wort, <strong>und</strong> es entwickelt sich eine Diskussion<br />

über das Selbstwertgefühl von Menschen unterschiedlichster Hautfarbe - eine Diskussion, <strong>die</strong><br />

von einer beispielhaften Ernsthaftigkeit getragen ist, an dessem Ende <strong>die</strong> Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler nachdenklich <strong>die</strong> Klasse verlassen.<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Momentaufnahme ist <strong>die</strong> Partnerschaft einer Gesamtschule mit einer<br />

secondaryschool in Sambia. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der damals fünften Klasse wollten<br />

Bilder <strong>und</strong> Briefe nach Sambia schicken. Die Irritationen der Teresita beim Ausmalen der<br />

50


Bilder waren Anlaß der Diskussion, in dessen Verlauf das Selbstwertgefühl<br />

unterschiedlichster Menschen aus den unterschiedlichsten Perspektiven durchdacht wurde.<br />

II Für den morgendlichen Besuch einiger Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer aus Sambia hatte das<br />

hiesige Kollegium liebevoll ein bescheidenes Frühstück hergerichtet. Bei den Gästen fand das<br />

großen Anklang. Sie luden sich <strong>die</strong> Teller randvoll <strong>und</strong> ließen schließlich nicht unerhebliche<br />

Reste unverzehrt zurück.<br />

Die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, <strong>die</strong> sich bei der Vorbereitung viel Mühe gegeben hatten,<br />

registrierten das sehr genau <strong>und</strong> äußerten sich nach Verabschiedung der Gäste empört <strong>und</strong><br />

verständnislos. Woher sollten sie auch wissen, daß es in Sambia zur guten Tischmanier<br />

gehört, durch verbleibende Reste auf dem eigenen Teller, dem Gastgeber zu signalisieren, daß<br />

mehr als genug zu essen vorhanden war. Mit dem Wissen über <strong>die</strong>se kulturelle Gewohnheit<br />

konfrontiert, wurden <strong>die</strong> Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen nachdenklich. Mit großer<br />

Selbstverständlichkeit hatten sie ihre eigenen Vorstellungen <strong>und</strong> Gewohnheiten, ihren eigenen<br />

unvermeidlichen Ethnozentrismus auf <strong>die</strong> Gäste projiziert. In analogen Situationen werden sie<br />

vielleicht vorsichtiger urteilen.<br />

III Die Schüler W. <strong>und</strong> M. begeben sich in das Büro des Schulleiters der Schule Msiso in St.<br />

Anthony, um ihn zu treffen. Er ist nicht da, aber <strong>die</strong> zwei Sekretärinnen. W. <strong>und</strong> M.<br />

unterhalten sich eine Weile mit den beiden Frauen. Nach einiger Zeit stellen sich <strong>die</strong> beiden<br />

ziemlich unvermittelt vor: "I'm Miss...", "I'm Miss...". Dann geht das Gespräch weiter.<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Situationsbeschreibung ist eine Begegnungsreise nach Zimbabwe, <strong>die</strong><br />

Gisela Feurle in ihrem Buch 'Annäherung an "Das Fremde"' zur Gr<strong>und</strong>lage ihrer<br />

wissenschaftlichen Auseinandersetzung (2) macht. W. <strong>und</strong> M. halten <strong>die</strong> oben beschriebene<br />

Situation in ihrem Tagebuch fest <strong>und</strong> beschreiben sie dort als kurios <strong>und</strong> etwas witzig. Damit<br />

war <strong>die</strong> Situation für sie abgeschlossen. Erst in der Nachbereitung der Begegnungsreise ist<br />

<strong>die</strong>se Situation Anlaß für einen interkulturellen Lernprozeß. Gisela Feurle schreibt dazu in<br />

ihrem Buch: "Es war W. <strong>und</strong> M. nicht klar gewesen, daß sie für <strong>die</strong> Shonakultur einen groben<br />

sozialen Fehler begangen hatten <strong>und</strong> sie damit selbst ziemlich "kurios" waren: nämlich ein<br />

längeres Gespräch mit jemandem zu führen, ohne sich eingangs gegenseitig mit Namen<br />

vorzustellen. Die beiden Frauen korrigierten <strong>die</strong>s, <strong>und</strong> trotzdem wurde der Fehler nicht<br />

wahrgenommen, sondern erst durch meinen Hinweis bei der Auswertung bewußt. ... Nach<br />

<strong>die</strong>ser Erkenntnis zog W. für sich den Schluß, daß, wenn man jemand anderen bzw.<br />

dessen/deren Verhalten "komisch" findet, es besser ist, sich zunächst zu überlegen, ob man<br />

sich nicht selbst "komisch", d.h. unangemessen verhält."(3)<br />

Es sind oftmals <strong>die</strong> überraschenden, kontrastierenden, gefühlsbetonten oder als unangenehm<br />

empf<strong>und</strong>enen Situationen, <strong>die</strong> zur Nachdenklichkeit anregen. Das eigene System der<br />

kulturellen Gewohnheiten, das oftmals als selbstverständlich angesehen wird, wird durch<br />

derartige Erfahrungen in Frage gestellt. Ob jedoch <strong>die</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Chance der<br />

Auseinandersetzung mit sich selbst <strong>und</strong> mit dem Fremden wahrgenommen wird, setzt <strong>die</strong><br />

Bereitschaft voraus, sich auf <strong>die</strong>se Erfahrungen, auf <strong>die</strong> Begegnung mit dem Fremden<br />

tatsächlich einzulassen <strong>und</strong> gerade <strong>die</strong> als irritierend <strong>und</strong> unangenehm empf<strong>und</strong>enen<br />

Situationen nicht zu verdrängen.<br />

Arbeitsblatt ‚Interkulturelles Lernen'<br />

Was ist interkulturelles Lernen?<br />

Interkulturelles Lernen ist als ein kognitiver Lernprozeß zu verstehen, der <strong>die</strong><br />

Voraussetzungen fruchtbaren Kulturkontaktes schafft, indem <strong>die</strong> Erkenntnis vermittelt wird,<br />

daß kulturelle Selbstverständlichkeiten Selbstverständlichkeiten der eigenen Kultur sind, <strong>die</strong><br />

keine universelle Gültigkeit beanspruchen dürfen.<br />

Interkulturelles Lernen läßt sich an Lernprozessen von Menschen verdeutlichen, <strong>die</strong> in der<br />

sog. Dritten Welt gelebt <strong>und</strong> gearbeitet haben. Sie haben in der fremden Kultur Erfahrungen<br />

51


wie Geduld, Flexibilität, Bescheidenheit, u. a. m. gemacht <strong>und</strong> <strong>die</strong>se als persönlich wichtig<br />

<strong>und</strong> bereichernd erfahren.<br />

Interkulturelles Lernen ist ein gesellschaftskritischer Lernprozeß. Indem den Europäern ein<br />

Spiegel etwa hinsichtlich des Umgangs mit dem Alter, der Trauer- <strong>und</strong> Leidensfähigkeit in<br />

fremden Kulturen vorgehalten wird, können sie ihre eigenen Defizite erkennen <strong>und</strong> Elemente<br />

aus der fremden Kultur bereichernd in <strong>die</strong> eigene übernehmen.<br />

Interkulturelle Lernen bezeichnet eine Form des sozialen Lernens, das durch <strong>die</strong> Erfahrung<br />

kultureller Unterschiede <strong>und</strong> in der Form kultureller Vergleiche sowohl zu einer genaueren<br />

Analyse <strong>und</strong> Relativierung der eigenen kulturellen Normen <strong>und</strong> Sozialsysteme, als auch zum<br />

Abbau kultureller (nationaler) Vorurteile führt.<br />

Interkulturelles Lernen findet statt, wenn eine Person bestrebt ist, im Umgang mit fremden<br />

Menschen einer anderen Kultur deren spezielles Orientierungssystem der Wahrnehmung, des<br />

Denkens, Wertens <strong>und</strong> Handelns zu verstehen, in das eigenkulturelle Orientierungssystem zu<br />

integrieren <strong>und</strong> auf ihr Denken <strong>und</strong> Handeln im fremdkulturellen Handlungsfeld anzuwenden.<br />

Interkulturelles Lernen ist ein Prozeß der Interaktion von Person <strong>und</strong> Umwelt, der nicht<br />

hierarchisch zu verstehende Sta<strong>die</strong>n durchläuft:<br />

-ethnozentrisches Denken <strong>und</strong> Handeln,<br />

-Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Bewußtwerden für Fremdes,<br />

-Verständnis für fremde Kulturen,<br />

-Bewerten <strong>und</strong> Beurteilen von fremden Kulturäußerungen<br />

-selektive Aneignung von Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen aus anderen Kulturen.<br />

Interkulturelles Lernen ist ein Kommunikationsprozeß, der als ganzheitlicher Lernprozeß in<br />

einer Gruppe themenorientiert angelegt sein muß, um auf der Basis einer möglichst genauen<br />

<strong>und</strong> detailreichen Kenntnis der individuellen, familiären, sozialen, regionalen <strong>und</strong> nationalen<br />

Kultur eine fremde Kultur in vergleichbaren Ausformungen wahrnehmen zu können <strong>und</strong> mit<br />

Vertretern <strong>die</strong>ser Kultur in einen interpretativen Dialog zu treten, der dem hohen Anspruch<br />

einer Metakommunikation über kulturelle Eigenarten entspricht.<br />

Interkulturelle Erziehung ist <strong>die</strong> Vorbereitung auf ein vernünftiges Zusammenleben in einer<br />

multikulturellen Gesellschaft. Interkulturelles Lernen ist der damit inten<strong>die</strong>rte Prozeß, in dem<br />

es um folgende Zielsetzungen geht:<br />

-das Erkenne des eigenen, unvermeidlichen Ethnozentrismus,<br />

-dem Umgang mit der Befremdung,<br />

-der Gr<strong>und</strong>legung von Toleranz,<br />

-der Akzeptanz von Ethnizität,<br />

-der Thematisierung von Rassismus,<br />

-<strong>die</strong> Betonung des Gemeinsamen,<br />

-der Ermunterung zur Solidarität,<br />

-der Einübung in Formen vernünftiger Konfliktbewältigung,<br />

-dem Aufmerksamwerden auf Möglichkeiten gegenseitiger kultureller Bereicherung,<br />

-der Aufhebung der Wir-Grenzein in globaler Verantwortung.<br />

Interkulturellen Lernen ist Lernen über sich selbst <strong>und</strong> über andere <strong>und</strong> anderes.<br />

Beschreiben Sie <strong>die</strong> jeweiligen Positionen mit eigenen Worten!<br />

Auf welchem Hintergr<strong>und</strong> könnten <strong>die</strong> jeweiligen Positionen entstanden sein?<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften fördern<br />

entwicklungsbezogenes Lernen<br />

Die Überwindung der Kluft zwischen Nord <strong>und</strong> Süd ist sicherlich eine nicht zu leistende<br />

Aufgabe für Nord-Süd- Schulpartnerschaften. Es gilt aber, <strong>die</strong> hierzu notwendige Bereitschaft<br />

zu fördern <strong>und</strong> Zeichen der Solidarität zu üben.<br />

Wenn Menschen irgendwo auf <strong>die</strong>ser Erde Unrecht angetan wird, dann darf dem nicht mit<br />

Gleichgültigkeit begegnet werden. Gerechtigkeit ist unteilbar.<br />

52


Das ist so leicht gesagt. Der Alltag zeigt, wie schwer es ist, besonders angesichts der Tag für<br />

Tag medial servierten Fülle an Unrechtstaten in so vielen Ländern <strong>die</strong>ser Einen Welt.<br />

Den Nord-Süd-Schulpartnerschaften bietet sich immer wieder <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

Unrechtsstrukturen mit Namen zu nennen. Wenn zum Beispiel bekannt wird, daß der<br />

18jährige Brasilianer Jocimar Borjes da Silva gefoltert wird, dann ist <strong>die</strong>s nicht <strong>die</strong> Mitteilung<br />

per Sensationspresse, sondern im Kontext einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft mit der<br />

brasilianischen Schule ein ganz konkretes Schicksal, das betroffen machen kann.<br />

Betroffenheit aber ist eine wichtige Voraussetzung für <strong>die</strong> Bereitschaft, an der Überwindung<br />

von Unrechtsstrukturen - <strong>und</strong> das Nord-Süd-Gefälle ist ein solches - beizutragen.<br />

Der regelmäßige Verkauf von Eine-Welt-Waren (<strong>Tee</strong>, Kaffee, Jutetaschen, Kerzen, Honig,<br />

Spielzeug,...), das bewußte Verzicht-üben, umweltgerechtes Verhalten, Müllvermeidung u. a.<br />

m. könne Zeichen der Solidarität sein, <strong>die</strong> zugleich auf der inhaltlichen Ebene <strong>die</strong> Richtung<br />

eines möglichen Weges andeuten können: der Norden <strong>und</strong> der Süden müssen sich beide<br />

verändern, müssen aufeinander zugehen <strong>und</strong> gerechte Welthandelsstrukturen schaffen.<br />

Ein ehemaliger Schüler resümiert am Ende eines Erfahrungsberichtes:<br />

"Was bleibt, ist eine Gruppe für <strong>die</strong> drängenden Probleme unserer Zeit sensibilisierter<br />

Menschen, <strong>die</strong> zumindest der allgemeinen Gleichgültigkeit entgegenstehen, <strong>die</strong> ihren Weg<br />

gehen <strong>und</strong> dabei vielleicht doch irgendwann Gelegenheit such <strong>und</strong> finden, sich im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten einzubringen <strong>und</strong> dann vielleicht etwas positiv zu beeinflussen, <strong>die</strong> bereit<br />

sind, politische Änderungen mitzutragen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> allerwenigstens immer noch den Anflug<br />

eines schlechten Gewissens haben, wenn der Mann oder <strong>die</strong> Frau an der Pommesbude das<br />

Schnitzelpommesrotweißzummitnehmen in Aluminium wickelt." (4)<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften fördern antizipatorisches Lernen<br />

Die Welt darf nicht so bleiben wie sie ist. Ein Drittel der Menschheit darf nicht auf Kosten der<br />

Zweidrittel leben. Über <strong>die</strong> Ursachen <strong>die</strong>ser Unrechtstrukturen ist viel nachgedacht <strong>und</strong><br />

ebensovieles verworfen worden. Es gibt keine einfachen kausalen Zusammenhänge. Auch<br />

praktikable, realistische Lösungswege sind nicht in Sicht. Schulisches Lernen muß dennoch<br />

eine menschliche Zukunft antizipieren. Träume <strong>und</strong> Visionen gilt es zu wecken. Hoffnung<br />

wider alle Erfahrung zu setzen.<br />

Viele kleine Leute,<br />

<strong>die</strong> an vielen Orten<br />

viele kleine Dinge tun,<br />

könne <strong>die</strong> Welt verändern.<br />

(afrikanisches Sprichwort)<br />

Eine Reise von 1000 Meilen<br />

beginnt mit dem ersten Schritt.<br />

(chinesisches Sprichwort)<br />

Im Mittelpunkt schulpartnerschaftlicher Bemühungen steht der Kontakt mit Menschen, <strong>die</strong><br />

leider oft genug recht- <strong>und</strong> sprachlos gemacht worden sind, deren Selbstbewußtseinzerstört<br />

oder aber zumindest reduziert worden ist.<br />

Partnerschaftliche Arbeit kann das nicht akzeptieren, sondern im Gegenteil alle Bestrebungen<br />

unterstützen, <strong>die</strong> dazu beitragen wollen, daß <strong>die</strong> Menschen ihr Selbstwertgefühl<br />

wiedergewinnen.<br />

Mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen für <strong>die</strong> einmal begonnene<br />

Schulpartnerschaft <strong>und</strong> damit für <strong>die</strong> Menschen an der Partnerschule, setzen Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler, Lehrerinnen, Lehrer <strong>und</strong> Eltern, ja, <strong>die</strong> ganze Schule, ein deutliches Zeichen gegen<br />

den Trend der Zeit, <strong>die</strong> sich kennzeichnen läßt als eine Zeit mit zunehmendem<br />

Konsumverhalten, einer primären Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, einer gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ego- <strong>und</strong> eurozentrischen Haltung.<br />

Nord-Süd-Partnerschaften sind auch ein Zeichen gegen <strong>die</strong> Resignation.<br />

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Anmerkungen<br />

(1) Klaus Seitz: Globale Weltsicht <strong>und</strong> Schule - vom Bildungsstoff in der "Einen Welt zum<br />

flächenübergreifenden Lernen in der "Einen Welt". In: Ministerium für<br />

B<strong>und</strong>esangelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg,): Entwicklungspolitische<br />

Bildungsarbeit in der Schule.<br />

(2) Gisela Feurle: Annäherung an "Das Fremde". Erfahrungsprozesse <strong>und</strong> interkulturelles<br />

Lernen bei <strong>und</strong> nach einer Zimbabwe-Reise., Frankfurt 1992.<br />

(3) ebd. S. 219.<br />

(4) Heiko Werning: Erfahrungsbericht über meine Zeit in der Eine-Welt-AG am Kardinalvon-Galen<br />

Gymnasium in Münster-Hiltrup. Münster 1993.<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_06.htm<br />

Zur Ambivalenz von Nord-Süd- Schulpartnerschaften<br />

Eine Schulpartnerschaft kann zu dem werden, was sie nicht sein will <strong>und</strong> auch nicht sein darf,<br />

denn der Gefahr, Ansprüche aufzugeben <strong>und</strong> vermeintlich einfachere Wege zu gehen,<br />

unterliegen Nord-Süd-Schulpartnerschaften immer. Sie leben ständig in dem Spannungsfeld<br />

zwischen Idealismus <strong>und</strong> Pragmatismus, zwischen Komplexität <strong>und</strong> Eindimensionalität. Der<br />

gangbare Weg liegt oftmals in der Mitte.<br />

Man sollte sich <strong>die</strong>ses Spanungsverhältnisses bewußt sein. Man sollte wissen, worauf man<br />

sich im Rahmen einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft einläßt. Man sollte mögliche<br />

Einseitigkeiten frühzeitig erkennen, um ihnen begegnen zu können. Deshalb werden im<br />

folgenden Nord-Süd-Schulpartnerschaften in ihren Ambivalenzen etwas näher beschrieben:<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollten nicht Strukturveränderungen beim Partner in den<br />

Mittelpunkt des eigenen Engagements stellen. Der Glauben, daß unsere durchrationalisierte<br />

Gesellschaft einige Lösungen auf Strukturdefizite im Partnerland anbieten kann, sollte bei<br />

nord-süd-schulpartnerschaftlichem Engagement nicht primär sein. Und dennoch: Nord-Süd-<br />

Schulpartnerschaften greifen beim Partner in <strong>die</strong> jeweiligen Strukturen ein <strong>und</strong> verändern sie.<br />

Ob es jedoch immer positiv zu bewertende Veränderungen sind, ist zweifelhaft. Allein schon<br />

<strong>die</strong> Kontaktaufnahme, der Briefkontakt zwischen bestimmten Schülerinnen oder Schülern, bis<br />

hin zur Möglichkeit, ins Partnerland zu reisen, verändert Strukturen beim Partner. Das ist mit<br />

jeder Nord-Süd- Schulpartnerschaft unumgänglich verb<strong>und</strong>en.<br />

Wer aber <strong>die</strong> Partnerschaft nur zum Zwecke ganz bestimmter, zielgerichteter<br />

Strukturveränderungen will, der mißbraucht <strong>die</strong> Partnerschaft.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollten auch nicht Schulpatenschaft sein. Die Schulen der<br />

reichen Nationen leben ständig in der Versuchung, von ihrem Wohlstand etwas in Form von<br />

Almosen abzugeben. So kann es leicht geschehen, daß <strong>die</strong> Probleme des Partnerlandes<br />

(Hungersnot, Dürre, Überschwemmungen, Erdbeben, Ausbeutung, Arbeitslosigkeit,<br />

militärische Bedrohung, Bürgerkrieg,...) wahrgenommen werden, daß dann <strong>die</strong> eine Seite<br />

alles tut, um zu helfen <strong>und</strong> <strong>die</strong> andere abhängig wird, ja, vielleicht sogar degra<strong>die</strong>rt wird zum<br />

Bittsteller <strong>und</strong> Bettler. Und dennoch: Viele Partner benötigen <strong>und</strong> wollen unsere<br />

Hilfeleistungen. Eine ihrer Interessen an einer Nord-Süd-Schulpartnerschaft ist es oft, daß sie<br />

sich von solchen Beziehungen finanzielle oder sonstige sächliche Spenden erhoffen.<br />

Wer aber <strong>die</strong> Partnerschaft nur unter <strong>die</strong>sen Gesichtspunkten sieht, der übersieht den<br />

tatsächlichen Reichtum, den der Partner einbringen könnte.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollten auch nicht als Ersatz für Entwicklungshilfe verstanden<br />

werden. Meldungen über fehlgeleitete, verschw<strong>und</strong>ene oder noch immer auf irgendwelchen<br />

Konten lagernde Spendengelder lassen <strong>die</strong> Öffentlichkeit aufschrecken - zu Recht. Und<br />

dennoch: Finanzielle oder sonstige sachbezogene Hilfen erreichen den Partner in der Regel<br />

54


mit sehr großer Zuverlässigkeit <strong>und</strong> zudem ist der persönliche Bezug hergestellt, was ein nicht<br />

zu unterschätzender Faktor ist.<br />

Wer aber eine Schulpartnerschaft nur als Ersatz im Sinne einer besseren Kontrolle der<br />

Verwendung von Spendengeldern benutzt,. der bringt <strong>die</strong> Partnerschaft zum Ersticken.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollten nicht nur der Profilierung des eigenen Ansehens mit<br />

Hilfe des Partners <strong>die</strong>nen. Und dennoch: Eine Nord-Süd-Schulpartnerschaft gibt jeder Schule<br />

ein besonderes Profil, kann auf Eltern <strong>und</strong> auch auf neue Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

anziehend wirken <strong>und</strong> ist, verstanden als Öffnung der Schule, ein äußerst sinnvolles<br />

pädagogisches Element.<br />

Wer sich aber der Öffentlichkeit als weltoffene Schule präsentiert <strong>und</strong> den Partner nur als<br />

Mittel zum Zweck benutzt, der nimmt <strong>die</strong> Partnerschaft nicht wirklich ernst.<br />

Bei Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollte auch nicht ein Zwang zu sozialem Handeln alle<br />

Aktivitäten bestimmen. Die beteiligten Menschen dürfen sich zur Aufnahme <strong>die</strong>ser<br />

Beziehungen nicht gezwungen fühlen - nur, weil soziales Engagement einen hohen<br />

Stellenwert in der öffentlichen Meinung besitzt <strong>und</strong> andere Wege <strong>und</strong> Alternativen nicht<br />

sichtbar sind. Und dennoch: Im Kontext einer jeden Nord-Süd-Schulpartnerschaften wird<br />

soziales Engagement eingeübt. Lernfelder, <strong>die</strong> das Sicheinsetzen für benachteiligte Menschen<br />

ermöglichen, qualifizieren schulische Rahmenbedingungen.<br />

Wer aber den Partner nur benutzt, um soziale Defizite auszugleichen, der wird der<br />

Partnerschaft nicht gerecht.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollten auch nicht der Selbstbestätigung <strong>die</strong>nen. Es kann nicht<br />

darum gehen, daß wir uns möglichst positiv, fortschrittlich <strong>und</strong> "entwickelt" darstellen <strong>und</strong><br />

dem Partner so das Gefühl vermitteln, er sei rückschrittlich <strong>und</strong> "unterentwickelt". Und<br />

dennoch: Die Beziehungen zwischen Partnern aus so unterschiedlichen Teilen unserer Einen<br />

Welt können nicht symmetrisch sein. Wer das vergißt, negiert ein Stück Realität.<br />

Wer aber dem Partner nur auf dem Hintergr<strong>und</strong> eurozentrischer Überlegenheitsgefühle<br />

begegnet, der degra<strong>die</strong>rt den Partner zum Unterentwickelten.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollen auch nicht Alibifunktion haben, um sich von einer<br />

tatsächlichen Bewußtseins- <strong>und</strong> Verhaltensänderung freihalten zu können. Der vermeintliche<br />

Partner lebt weit entfernt <strong>und</strong> kann in Distanz gehalten werden, zumindest kann man darauf<br />

Einfluß nehmen. Man kommt mit ihm nicht unbedingt in direkte Berührung. Andererseits<br />

macht man mit einem solchen entwicklungspolitischen Engagement, vor allem wenn es<br />

öffentlichkeitswirksam präsentiert wird, eine gute Figur. So kann man sich von sonstiger<br />

sozialer <strong>und</strong> politischer Verantwortung freihalten. Und dennoch: Bewußtseins- <strong>und</strong><br />

Verhaltensänderungen stellen sich oftmals erst mit größerer zeitlicher Verzögerung ein, <strong>und</strong><br />

mit meßbaren Größen kann hier kaum kalkuliert werden. Was heißt da schon 'Alibifunktion'.<br />

Vielleicht ist es nur ein Schutz vor all zu großen Erwartungen, um im Verborgenen kleine<br />

Schritte wagen zu können?<br />

Wer aber <strong>die</strong> Partnerschaft tatsächlich nur benutzt, um sich von jeglicher In-Frage-Stellung<br />

der eigenen Person freizuhalten für den ist <strong>die</strong> Partnerschaft nur Mittel zum Zweck.<br />

Nord-Süd-Schulpartnerschaften sollen schließlich auch nicht aus Überdruß an der eigenen<br />

Gesellschaft entstehen. Man kann unsere westliche Gesellschaft sicherlich als überzivilisiert<br />

charakterisieren, man kann <strong>die</strong> zum Teil lebensbedrohlichen Problemfelder, wie:<br />

Umweltverschmutzung, Lebensmittelbelastung, atomare Bedrohung, Streß <strong>und</strong> Hektik,<br />

Gewalt, Sinnkrise,... existentiell erfahren, das darf aber nicht zu einer Idealisierung, im Sinne<br />

einer heilen Welt, in der sich <strong>die</strong> Partnerschaftsschule befindet, führen. Und dennoch: Die<br />

Krankheitssymptome unserer Gesellschaft sind unübersehbar. Sie stehen aber in unserer<br />

Einen Welt in engem Zusammenhang mit Problembereichen der Länder im Süden. Es gilt zu<br />

erkennen, daß <strong>die</strong> Probleme des Partnerlandes <strong>und</strong> unsere Probleme sehr viele gemeinsame<br />

Wurzeln haben.<br />

55


Wer aber nur den Partner idealisiert <strong>und</strong> sich negiert, der ist zu einer Partnerschaft nicht fähig,<br />

denn eine Partnerschaft kann nicht leben, wenn einer der Partner sich selbst aufgegeben hat.<br />

Jede Nord-Süd-Schulpartnerschaft sollte sich <strong>die</strong>ser Ambivalenzen bewußt sein <strong>und</strong> trotzdem<br />

den Versuch wagen wollen, Partnerschaft zu leben. Dabei ist eine ganz wesentliche<br />

Voraussetzung, <strong>die</strong> Selbständigkeit des Partners, trotz all der Unterschiedlichkeiten auf vielen<br />

Ebenen, zu akzeptieren <strong>und</strong> ihn als gleichen <strong>und</strong> mündigen Partner anzunehmen.<br />

Arbeitsblatt:<br />

Selbsteinschätzung<br />

Machen Sie sich ein selbstkritisches Bild von Ihrer eigenen Nord-Süd-Schulpartnerschaft:<br />

Ihre Einschätzung<br />

Thesen:<br />

ja..................................nein<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Unsere Partnerschaft will ganz bestimmte Strukturen beim Partner verändern!<br />

Unsere Partnerschaft ist eine Patenschaft <strong>und</strong> keine Partnerschaft!<br />

Unsere Partnerschaft will Entwicklungshilfe leisten!<br />

Im Mittelpunkt unserer Partnerschaft steht das Ansehen unserer Schule!<br />

Im Mittelpunkt unserer Partnerschaft steht unser soziales Handeln!<br />

Unsere Partnerschaft macht uns unsere Überlegenheit bewußt!<br />

Unsee Partnerschaft schützt uns vor tatsächlichen Verhaltensänderungen!<br />

Im Mittelpunkt unserer Partnerschaft steht unsere eigene kranke Gesellschaft!<br />

Diskutieren Sie Ihre Selbsteinschätzung in der Gruppe!<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_07.htm<br />

Wenn das Geld fehlt<br />

Einige Hinweise zur Finanzierung:<br />

Konstituieren Sie sich als Fachkonferenz oder Arbeitsgemeinschaft <strong>und</strong> beantragen Sie Mittel<br />

aus dem schuleigenen Etat (z.B. für Fachliteratur oder didaktisches Material).<br />

An einer Ganztagsschule gibt es in der Regel besondere Mittel für Offene Angebote oder<br />

Arbeitsgemeinschaften.<br />

Der Förderverein der Schule ist vielleicht sogar für eine regelmäßige Bezuschussung zu<br />

gewinnen.<br />

56


Die Gründung eines eigenen Schulpartnerschafts-Fördervereins, als anerkannt gemeinnütziger<br />

Verein, hat sich vielerorts als unerläßlich erwiesen. Für <strong>die</strong> Trägerschaft bietet sich vielleicht<br />

auch <strong>die</strong> Kooperation mit anderen Dritte-Welt-Gruppen vor Ort an.<br />

Spezielle Aktionen, Aktionstage, Tage der Offenen Tür, regelmäßige oder punktuelle Dritte-<br />

Welt-Warenverkaufsstände, Solidaritätsmärsche, Weihnachts-basare,... bieten sich als<br />

Finanzierungsquelle an. Sie lassen sich in der Regel auch gut mit entwicklungspolitischer<br />

Bewußtseinsbildung verknüpfen.<br />

Städtische Zuschüsse bzw. Zuschüsse des Schulträgers sind in der Vergangenheit besonders<br />

dort erfolgt, wo <strong>die</strong> Schulpartnerschaft im kommunalen Bereich weitere Verankerungen<br />

entwickeln konnte.<br />

Es gibt Ortskirchen, Verbände, gewerkschaftliche Organisationen, Unternehmer, Sparkassen<br />

vor Ort, <strong>die</strong> für eine regelmäßge Unterstützung gewonnen werden konnten.<br />

Anträge an <strong>die</strong> regionalen Vertretungen des BDKJ <strong>und</strong> des AEJ sind an <strong>die</strong> Diözesanstellen<br />

bzw. Landesjugendpfarrämter zu richten.<br />

Beim zuständigen Regierungspräsidenten sollte der Versuch, im Rahmen der üblichen<br />

Schüleraustauschprogramme einen Zuschuß zu erhalten, auch wenn das Partnerland nicht<br />

offiziell im Austauschprogramm genannt wird.<br />

Die B<strong>und</strong>esländer haben in der Regel einen Etat , um Maßnahmen <strong>und</strong> Aktivitäten zur<br />

entwicklungspolitischen Informations- <strong>und</strong> Bildungsarbeit von Dritte-Welt-Gruppen zu<br />

unterstützen. In Nordrhein-Westfalen z. B. wird <strong>die</strong>s von der Carl-Duisberg-Gesellschaft<br />

durchgeführt.<br />

Die ABP der evangelischen Kirche hat in der Vergangenheit Gelder im Rahmen von<br />

Begegnungsreisen zur Verfügung stellen können.<br />

Beim B<strong>und</strong>esministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit können Maßnahmen von<br />

Informations- <strong>und</strong> Aktionsgruppen, <strong>die</strong> entwicklungspolitische Bildungsarbeit<br />

(Seminarkosten, Publikationen,...) leisten, bis zu einem Höchstbetrag von 1000,- DM<br />

beantragt werden.<br />

Die Fachstelle für entwicklungsbezogene Bildung in Schule <strong>und</strong> Unterricht kann<br />

Seminarkosten, <strong>die</strong> im Kontext einer Begegnungsreise entstehen, finanziell bezuschussen.<br />

Einige Hinweise zur Antragstellung:<br />

Informieren Sie sich vor Antragstellung genau über <strong>die</strong> formalen Bedingungen, Fristen <strong>und</strong><br />

Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

Überlegen Sie, auf welcher Ebene Ihr <strong>Projekt</strong> am ehesten bezuschußt wird <strong>und</strong> beschränken<br />

Sie sich auf <strong>die</strong>se Ebene. Denn es gilt: Wenn auch ein Antrag auf einer höheren Ebene<br />

vorliegt, kann <strong>die</strong> "untergeordnete" Stelle Ihren Antrag nicht bearbeiten.<br />

Organisatorische Fixkosten wie Büromiete, Telefon,... können bei projektbezogenen<br />

Zuschüssen meist nicht berücksichtigt werden.<br />

Belegen Sie alle anfallenden Kosten des <strong>Projekt</strong>es. Denn nur <strong>die</strong> nachweisbaren<br />

Aufwendungen können erstattet werden.<br />

Auch wenn's manchmal schwerfällt: Sorgen Sie für eine saubere Buchhaltung. Dadurch<br />

behalten Sie den Überblick, <strong>und</strong> <strong>die</strong> offiziellen Stellen schätzen Sie als zuverlässigen Partner.<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltges<strong>und</strong>heit/medio/unter/gestalt/nordsued/nosue_08.htm<br />

6. Anhang<br />

6.1 Adressen<br />

Adressenliste „Bielefeld hilft“ Mullaittivu<br />

57


Dittmar, Axel, Stadt Bielefeld: axel.dittmar@bielefeld.de , Tel. 0521/516050<br />

InWent, Asienhilfe, Bonn<br />

Medico International, Obermainanlage, 69 Frankfurt, Ansprechpartnerin: Sabine Eckart,<br />

Karin Urschel (Abteilungsleiterin <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>), Tel. 069/94438-48<br />

Sauer, Ursula, Sattlerweg 39, 33659 Bielefeld (Ortsteil Bethel), 0521/152345, sauer.ulla@tonline.de<br />

Sassenroth, Björn: info@sassenroth.de (Event-Manager der Benefiz-Gala „Bielefeld hilft“)<br />

Schrempf, Volker: Volker_Schrempf@web.de (Laborschule BI) Tel. 05221/32496<br />

Sivasothy, Varatharajah, mayan_4@hotmail.com<br />

Migrationsrat Bielefeld<br />

Tamilischer Kultur <strong>und</strong> Bildungsverein Bielefeld e.V. Delucia Xavier<br />

Auswärtiges Amt<br />

Berlin<br />

Dritte Welt Partner (dwp)<br />

Mensch & Zukunft<br />

Hinzistobler Strasse 10<br />

88212 Ravensburg<br />

0751-36155-0<br />

www.dwp-rv.de<br />

El Puente<br />

Lise-Meitner-Strasse 9<br />

31171 Nordstemmen<br />

05069/3489-0<br />

www.el-puente.de<br />

gepa Fair Handelshaus – Zentrale<br />

Gewerbepark Wagner<br />

Bruch 4<br />

42279 Wuppertal<br />

0202-266830<br />

www.gepa3.de<br />

Welthaus Bielefeld<br />

August-Bebel- Strasse 62<br />

33602 Bielefeld<br />

Tel. 0521/98648-0<br />

http://www.welthaus.de<br />

Stadt Bielefeld (Referent des OB): Herr Fliege (521-512010)<br />

kontakt@diakonie-emergency-aid.org<br />

www.diakonie-katastrophenhilfe.de<br />

http://www.unicef.de/erdbeben-asien0.html<br />

58


http://www.destination-asien.de<br />

www.adb.org/documents/profiles/defaultdasp<br />

www.sewalanka.org/situation%20report.pdf<br />

http://www.sympathiemagazin.de<br />

http://www.stu<strong>die</strong>nkreis.org<br />

Tel. 08177-1783 (Stu<strong>die</strong>nkreis Tourismus <strong>und</strong> Entwicklung)<br />

http://www.teedor.org/urgentprojects.htm<br />

http://www.tamilnet.com<br />

http://www.tamilcanadian.com<br />

http://www.bielefeld.de/presse<strong>die</strong>nst/detail.html<br />

www.washington.post.com<br />

http://www.welthungerhilfe.de<br />

http://lebenslaeufe@welthungerhilfe.de<br />

http://www.deutsche-welthungerhilfe.de<br />

www.logo.tivi.de - Der Kooperationspartner der deutschen Welthungerhilfe „ZDF logo!“<br />

berichtet über verschiedene Schulprojekte vor Ort.<br />

http://www.learn-line.nrw aktuelle Infos zum Stichwort Tsunami (Entstehung <strong>und</strong> Verlauf)<br />

http://www.opodo.de<br />

http://www.unicef.de/erdbeben-asien<br />

http://destination-asien.de/<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>/geo.htm<br />

"Brot für <strong>die</strong> Welt"<br />

Stafflenbergstraße 76<br />

70184 Stuttgart<br />

www.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de<br />

medico international e.V.<br />

Obermainanlage 7<br />

60314 Frankfurt am Main<br />

www.medico.de<br />

069-94438-0<br />

59


Bischöfliches Hilfswerk<br />

MISEREOR e.V.<br />

Mozartstraße 9<br />

52064 Aachen<br />

www.misereor.de<br />

Deutsche Welthungerhilfe<br />

Friedrich-Ebert-Strasse 1<br />

53173 Bonn<br />

Stichwort „Schulen für Schulen“, Ansprechpartnerin für Schulaktionen:<br />

angela.tamke@dwhh.de<br />

Tel. 0228-2288129<br />

helga.engelke@dwhh.de<br />

Tel. 0228/2288134<br />

terre des hommes Deutschland e.V., Friedrich Ebert Str. 1, 53173 Bonn; www.tdh.de<br />

Unicef, Kinderhilfswerk<br />

6.2 Informative Internetseiten<br />

http://www.presseportal.de/story.htx<br />

http://www.unicef.de/erdbeben-asien0.html<br />

http://www.destination-asien.de<br />

www.adb.org/documents/profiles/defaultdasp<br />

www.sewalanka.org/situation%20report.pdf<br />

http://www.sympathiemagazin.de<br />

http://www.stu<strong>die</strong>nkreis.org<br />

Tel. 08177-1783 (Stu<strong>die</strong>nkreis Tourismus <strong>und</strong> Entwicklung oder so ähnlich)<br />

http://www.teedor.org/urgentprojects.htm<br />

http://www.tamilnet.com<br />

http://www.tamilcanadian.com<br />

http://www.bielefeld.de/presse<strong>die</strong>nst/detail.html<br />

www.washington.post.com<br />

http://www.welthungerhilfe.de<br />

http://lebenslaeufe@welthungerhilfe.de<br />

60


http://www.deutsche-welthungerhilfe.de<br />

www.logo.tivi.de - Kooperationspartner der deutschen Welthungerhilfe „ZDF logo!“ berichtet<br />

über verschiedene Schulprojekte vor Ort.<br />

http://www.learn-line.nrw aktuelle Infos zum Stichwort Tsunami (Entstehung <strong>und</strong> Verlauf)<br />

http://www.opodo.de<br />

http://www.unicef.de/erdbeben-asien<br />

http://destination-asien.de/<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>/geo.htm<br />

6.3 Literatur<br />

Zeit der Dürre, Zeit des Regens, entwicklungspolitisches Vorlesebuch, hg. von Manfred H.<br />

Obländer, Wuppertal 1983. – Kurzgeschichten zu Länderthemen<br />

Launer, Ekkehard, Zum Beispiel Hunger, Göttingen 1993.<br />

<strong>Projekt</strong> Kinderprostitution, hg. Brot für <strong>die</strong> Welt, Stuttgart 1993. – Hintergr<strong>und</strong>information<br />

zum Thema Sextourismus in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>.<br />

Heidemann, Frank, Kanganies in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> Malaysia, München 1992.<br />

Nohlen, Dieter <strong>und</strong> Nuscheler, Franz, Handbuch der Dritten Welt, Südasien <strong>und</strong> Südostasien,<br />

Bd.7, Bonn 1994. – Die Bedingungen für Entwicklung <strong>und</strong> Unterentwicklung in den Ländern<br />

Südasien <strong>und</strong> Südostasiens werden aufgezeigt.<br />

Seabrock, Jeremy, keine mildernden Umstände, sexuelle Ausbeutung von Kindern <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

internationale Strafverfolgung der Täter, Amsterdam 2002. – 16 Fallgeschichten wie Männer<br />

aus Westeuropa erstmals in ihren Heimatstaaten strafrechtlich verfolgt <strong>und</strong> verurteilt wurden.<br />

Candappa, Eileen, Herzhafte Mahlzeit, Ein asiatisches Koch- <strong>und</strong> Lesebuch, Bandarawela:<br />

Ev. Presseverband in Hessen <strong>und</strong> Nassau 1991.<br />

Candappa, Eileen, Aroma <strong>und</strong> Appetit, kochen wie auf <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>, Bandarawela: ev.<br />

Presseverband in Hessen <strong>und</strong> Nassau 1991. – gute Einführung in <strong>die</strong> asiatische Gewürzküche.<br />

Smith, Dan, Der Fischer Atlas Kriege <strong>und</strong> Konflikte, Frankfurt 1997. - Seit 1945 gab es<br />

keinen großen militärischen Konflikt, dafür aber 200 regionale militärische<br />

Auseinandersetzungen. Dieser Atlas zeigt auf einzigartige Weise <strong>die</strong> Vorgeschichten,<br />

Ursachen <strong>und</strong> Folgen <strong>die</strong>ser Kriege auf.<br />

Bliss, Frank, Zum Beispiel Wasser, Göttingen 2001.<br />

Kleberger, Ilse, Erzähl mir von Melong, Geschichten über Kinder aus fremden Ländern,<br />

Düsseldorf 1992. – Entwicklungsländer sinnlich erzählend erfahrbar.<br />

61


Kohl-Beyer, Annette, Der weiße Elefant, Volkserzählungen aus Asien für Kinder, Wuppertal<br />

1990. - 16 Geschichten aus asiatischen Ländern<br />

Ingermann, Beatrice, <strong>Tee</strong>grün ist mein Land, Wuppertal 1989. - Konflikt zwischen Tamilen<br />

<strong>und</strong> Singhalesen.<br />

Pavloff, Franck, PProstitution: verkaufte Kinder in Asien, München 2000. – Das Buch erzählt<br />

<strong>die</strong> Geschichten von einem Mädchen <strong>und</strong> einem Jungen aus Bangkok. Das Schicksal der<br />

Kinder steht beispielhaft für Zehntausende. Ein Sachteil informiert über <strong>die</strong> Situation in<br />

Thailand, auf den Philippinen, in <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>, In<strong>die</strong>n <strong>und</strong> anderen Ländern.<br />

Frisch, Hermann-Josef, der Fremde <strong>und</strong> der Mischling, Aachen 1998. – Rassismus,<br />

Ausländer, Kulturvergleich, Fremdsein. Der tamilische Flüchtlingsjunge Thushara hat es in<br />

Deutschland zunächst sehr schwer.<br />

<strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong> verstehen, Stu<strong>die</strong>nkreis für Tourismus <strong>und</strong> Entwicklung, Ammerland 2004. – sehr<br />

gute Einführung in vielfältigste Themen. www.sympathiemagazin.de<br />

One So<strong>und</strong>, traditional buddhist music from tibet, china , vietnam, korea, sri lanka and japan,<br />

New York 2000. Meditative buddhistische Musik.<br />

Kinderwelten, Nachdenken über Erfahrungen von Kindern <strong>die</strong>ser Welt, (Misereor) Aachen<br />

1995.<br />

Peace Counts: Gewaltprävention, Krisensituationen, Amokläufe, Tübingen (Institut für<br />

Friedenspädagogik e.V.) 2004. Die CD-Rom stellt Friedensprojekte aus Nordirland, Israel, <strong>Sri</strong><br />

<strong>Lanka</strong> <strong>und</strong> Mazedonien vor. Zu allen Sequenzen sind ausdruckbare Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmaterialien verfügbar.<br />

So schmeckt <strong>Sri</strong> <strong>Lanka</strong>: ein Kinderkochbuch, Stahnke, Reinhard, Aachen (Missio) 1991.<br />

Vater, Brigitte <strong>und</strong> Dietrich, <strong>Projekt</strong> <strong>Tee</strong>, Mühlheim an der Ruhr 1991. Kolonialismus,<br />

Weltwirtschaftssystem <strong>und</strong> Fairer Handel.<br />

<strong>Tee</strong>: Materialien zum fair gehandelten <strong>Tee</strong>, Aachen (Misereor) 1994. <strong>Tee</strong> <strong>und</strong> Fairer Handel.<br />

Augen auf beim Kleiderkauf, Kampagne für Arbeiterinnen in der internationalen<br />

Bekleidungsindustrie, hg. Terre des femmes, Tübingen 1996. Infomaterial <strong>und</strong><br />

Aktionsvorschläge.<br />

6.4 Glossar <strong>und</strong> Abkürzungen<br />

LTTE: Liberation Tigers of Tamil Eelam<br />

Tsunami: [jap.] (seismische Woge). Plötzlich auftretende, durch Bewegungen des<br />

Meeresgr<strong>und</strong>bodens hervorgerufene Meereswelle im Pazifik; oft verheerende Wirkungen an<br />

den Küsten.<br />

62

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