einBLICK - 2021 Frühling
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FREIZEIT<br />
Irgendwo<br />
Von Trennungsschmerz,<br />
Wer kennt das nicht: Den Willen, Keller,<br />
Dachboden oder Garage zu entrümpeln<br />
und dann die entscheidende Frage: Kann<br />
das weg? Ja oder Nein. Eigentlich gibt<br />
es nur je eine Alternative, aber unzählige<br />
Zwischenabstufungen. Letzten Endes ist nicht der Berg mit „Wegdamit“<br />
der größte – was in Anbetracht meines kleinen Häuschens wünschenswert<br />
wäre – sondern die Türme dazwischen mit der Bezeichnung „vielleicht“, “das<br />
kann man vielleicht mal gebrauchen“, „zu schade“, „zum Wichteln“, „spenden<br />
oder verschenken“, und „wenn ich das andere Teil wieder finde, ist es ja<br />
wieder komplett“ (die Fieseste aller Rubriken – Das fehlendee Teil findet sich<br />
erfahrungsgemäß nie wieder). Kurz, ich sortiere nicht nach schwarz und weiß<br />
sondern in vielen, vielen Graustufen.<br />
Eigentlich kann ich super entrümpeln.<br />
Das fällt mir nicht schwer. Freunden<br />
beim Ausmisten helfen? Kein Problem.<br />
Aber wehe, es handelt sich um meine<br />
Garage, meinen Dachboden oder<br />
meinen Keller. Da versage ich immer<br />
wieder. Wie oft wollte ich mich schon<br />
"gesundschrumpfen"?<br />
Melde se doch<br />
oifach mol<br />
Schberrmüll ooh .<br />
Wenn ich mich so umblicke, hab ich<br />
auch einiges bewegt. Aber wirklich<br />
weniger geworden ist es trotzdem<br />
nicht. Obwohl ich mehrmals zum Papiercontainer<br />
gefahren bin, um Ballast<br />
los zu werden und mit einem knurrigen<br />
„A scho‘ widder do“, auf dem Bauhof<br />
begrüßt werde, gefolgt von einem<br />
„Melde se doch oifach mol Schberrmüll<br />
ooh“.<br />
Ach ja, Sperrmüll. Wie entsetzt war<br />
ich, als ich im August Sperrmüll anmelden<br />
wollte und die Dame bei der<br />
SOEZ mir bestätigt hat, dass ich dieses<br />
Jahr schon eine Fuhre hatte. „Frau Baumann,<br />
sie können erst ab Januar wieder<br />
Sperrmüll raus stellen.“ Mist!<br />
Januar .... uff .... hab ich nicht voller Vorfreude<br />
und Enthusiasmus den Keller<br />
entrümpelt und alles „was weg kann“<br />
in den Hausflur gestellt? Noch vier Monate<br />
bis zum Sperrmüll! Also Problemverlagerung:<br />
Ab mit dem Zeug und<br />
erstmal in der Garage zwischenlagern.<br />
Mein Problem: Ich hänge halt an unheimlich<br />
viel. Egal ob es vermeintliche<br />
Schätze aus der Kindheit sind (alles in<br />
Obhut meiner Eltern im Keller – wobei<br />
ich bei jedem zweiten Besuch verspreche<br />
den „Krempel“ wie meine Mutter<br />
mein Hab und Gut nennt, demnächst<br />
abzuholen, was (wahrscheinlich) nie<br />
geschehen wird. Von meinen VHS Videokassetten<br />
mit Filmklassikern, wie<br />
„Cocktail“ oder „Ferris macht blau“ die<br />
schon damals niemand mochte bis hin<br />
zu „Steuertipps 89 auf 5,25“ Disketten“<br />
alles noch da. Völlig unnötig, aber<br />
trotzdem unverzichtbar. Kann man<br />
vielleicht mal wieder gebrauchen ...<br />
Ich weiß wohl,<br />
dass meine Mutter<br />
ab und an<br />
mal etwas „verschwinden“<br />
lässt,<br />
in der Hoffnung,<br />
dass ich es nicht<br />
bemerke. Zum<br />
Beispiel meinen<br />
Puppenschminkkopf<br />
– nicht, dass<br />
ich ihn vermissen<br />
würde, aber der<br />
war irgendwann weg. Zwischen meiner<br />
Konfirmation und der Einschulung<br />
meines Sohns Elias hab ich die Spur<br />
verloren. Und wenn ich frag, wo das<br />
Zeug ist, das ich vermisse, dann guckt<br />
sie mich an und sagt aus voller Überzeugung:<br />
„Den hast Du doch mitgenommen<br />
als du ausgezogen bist“ ....<br />
Na ja, mag man glauben oder auch<br />
nicht. Einen völlig verfilzten Puppenschminkkopf<br />
nimmt man sicherlich<br />
als erstes mit, wenn man das elterliche<br />
Nest verlässt. Dass dieses zerzauste Etwas<br />
einen Platz in einer Umzugskiste<br />
gefunden haben soll, um später mein<br />
neues Zuhause zu zieren .... ich bezweifle<br />
es. Ist ja auch egal. Geht halt<br />
nur ums Prinzip.<br />
Aber zurück zum Thema „Wegwerfen“,<br />
beziehungsweise dem Sortieren<br />
und damit resultierenden Problem der<br />
Grauzonen und dem "irgendwo dazwischen".<br />
Als Aldi noch<br />
Albrecht hieß ...<br />
Aus dieser Rubrik "dazwischen" ist<br />
mein Fahrrad. Eigentlich könnte es<br />
schon Jahre weg. denn ich hasse Radfahren.<br />
Ich entwickle mich da entgegen<br />
dem allgemeinen Trend.<br />
Zurück zu meinem Fundstück Fahrrad.<br />
Dieses Rad könnte wirklich weg.<br />
42 einBlick | <strong>Frühling</strong> <strong>2021</strong>