Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 011
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkt Ausgabe 011: Agiles Arbeiten und Nachwuchsmangel
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.
«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award
Schwerpunkt Ausgabe 011: Agiles Arbeiten und Nachwuchsmangel
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11 2021<br />
ARBEITEN<br />
AGILES ARBEITEN
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Durch die Corona-Pandemie hat sich die<br />
Form der Zusammenarbeit verändert.<br />
Termine <strong>und</strong> Besprechungen finden plötzlich<br />
online statt, weil der Gegenüber jede<br />
Form des persönlichen Miteinanders scheut oder<br />
ihm sein Arbeitgeber schlichtweg ein Kontaktverbot<br />
auferlegt hat! Damit trotzdem ein Austausch<br />
möglich ist, legten viele Unternehmen einen Kraftakt<br />
hin <strong>und</strong> schufen quasi über Nacht die digitalen<br />
Voraussetzungen dafür. Doch dieses schnelle Handeln<br />
hat nichts mit agil zu tun. Es wurde lediglich<br />
flexibel auf eine neue Situation reagiert.<br />
Was ist dann aber agil? Dies erklären unter anderem<br />
vier ausgewiesene Experten in unserem Trendbericht<br />
ab Seite 18 <strong>und</strong> geben Einsteigern gleich<br />
noch wertvolle Tipps (Seite 22). Dass es sich bei diesem<br />
Thema um eine nie endende Reise handelt,<br />
sagt Andreas Voll von der IWC Schaffhausen im<br />
Interview ab Seite 24. Und er muss es wissen! Als<br />
COO hat er einen grossen Anteil am Gewinn des<br />
GEO Awards, mit dem die Uhrenfaktur kürzlich für<br />
ihre hervorragende, operative Exzellenz ausgezeichnet<br />
wurde. Zu guter Letzt wollten wir von der<br />
SBB (ab Seite 28) wissen, inwieweit diese agile<br />
Methoden nutzt, um ihre Prozesse zu verbessern.<br />
Und so viel sei schon hier verraten: Wenn sich ein<br />
Zug verspätet, greift nach wie vor ein standardisiertes<br />
Protokoll.<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
Es gibt zweifellos einen Nachwuchsmangel.<br />
Nicht nur bei den MINT-Berufen, aber<br />
da besonders. Die Schönheit der MINT-Berufe<br />
– also Mathematik, Informatik, Natur<strong>und</strong><br />
Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> der Technik –<br />
muss man uns, die wir in diesen Berufen arbeiten,<br />
nicht erklären. Aber diese Schönheit dürfen wir<br />
gerne den vielen anderen weitergeben, die sonst<br />
einen weiten Bogen um diese Berufe machen, auch<br />
weil das Image ihnen nicht entspricht, die Lehre<br />
oder das Studium ihnen zu beschwerlich erscheinen<br />
oder Technik heutzutage zu wenig fassbar<br />
erscheint.<br />
Aber es gibt etwas anderes, was keinen Schönheitspreis<br />
verdient, wenn es um MINT-Berufe geht.<br />
Und auch darüber müssen wir reden. Noch immer<br />
ist der Frauenanteil signifikant tiefer als jener<br />
der Männer. Es gibt einige strukturelle Gründe dafür,<br />
unter anderem fehlen auch weibliche Rollenmodelle.<br />
Aber bedenklicher ist etwas anderes:<br />
Viele Frauen fühlen sich gar nicht willkommen in<br />
den MINT-Berufen. Zu schaffen macht ihnen eine<br />
Macho-Kultur, die gerade in Ländern wie der<br />
Schweiz oder Deutschland oft wenig ersichtlich<br />
ist. Doch sexuelle Anspielungen sind alltäglich <strong>und</strong><br />
ein Hauptgr<strong>und</strong>, warum viele Frauen nach wenigen<br />
Jahren in einem MINT-Beruf das Handtuch werfen.<br />
Eine Macho-Kultur im Jahr 2021: Das ist besorgniserregend<br />
<strong>und</strong> der Kampf dagegen gehört auf die<br />
Agenda in jedem Unternehmen.<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
#<strong>011</strong> 3
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RUBRIKTITEL<br />
IMPRESSUM<br />
INHALT<br />
Das crossmediale Fachmagazin für<br />
Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Leser-Service / Abonnement<br />
1 Jahr, CHF 75.– inkl. MwSt.<br />
T. +41 41 464 60 48<br />
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Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
von Technik <strong>und</strong><br />
Wissen erscheint<br />
am 21. April 2021<br />
Chefredaktion<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
06<br />
«Ich glaube an die Forschung»<br />
24<br />
Operative Exzellenz endet nie<br />
38<br />
Hybrides Format ist die Zukunft<br />
40<br />
Umdenken braucht Zeit<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Redaktion<br />
Luca Meister<br />
redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Eine CO 2 -neutrale Energieversorgung?<br />
Unternehmer<br />
<strong>und</strong> Nationalrat Jürg Grossen<br />
über seine Roadmap.<br />
IWC erreicht Exzellenz entlang<br />
der ganzen Wertschöpfungskette.<br />
Wie schaffen<br />
die Schaffhauser dies?<br />
Die Innoteq wird ihre Premiere<br />
als digitales Format erleben.<br />
Etwas später als geplant, dafür<br />
ziemlich umfangreich.<br />
Der Nachwuchsmangel im<br />
MINT-Bereich existiert seit<br />
vielen Jahren. Die Ursachen <strong>und</strong><br />
ein paar Lösungen dazu.<br />
Redaktionsadresse<br />
Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />
Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />
Leitung Werbemarkt<br />
Roman Angermann<br />
Tel. +41 79 249 08 92<br />
roman.angermann@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Konzept & Layout<br />
Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />
Martin Kurzbein (Art Director)<br />
Stefanie Schildknecht-Lipp (Layout)<br />
info@medienart.ch<br />
Druck<br />
AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />
www.avd.ch<br />
Herausgeber<br />
Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />
Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />
Tel. +41 41 464 60 46<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Geschäftsführung<br />
Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />
Markus Back (Chefredaktion Print)<br />
Valentin Kälin (Kaufmännische Leitung)<br />
Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />
Erscheinungsweise<br />
5 × jährlich, 3. Jahrgang<br />
Auflage<br />
9000 Exemplare<br />
Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />
Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />
Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />
Jede Verwendung oder Verwertung<br />
bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />
Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />
sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />
Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />
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den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen»<br />
unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
#<strong>011</strong> 2021 Agiles Arbeiten | Fachkräftemangel | Energieversorgung<br />
11 2021<br />
ARBEITEN<br />
AGILES ARBEITEN<br />
Titelbild<br />
Agiles Arbeiten<br />
Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />
03 Editorial<br />
04 Impressum<br />
06 Im Gespräch mit Unternehmer<br />
<strong>und</strong> Nationalrat Jürg Grossen<br />
12 Blickpunkt Forschung<br />
14 Kurznachrichten<br />
Schwerpunkt<br />
«Agiles Arbeiten»<br />
18 Raus aus der Komfortzone<br />
22 Expertentipps für Einsteiger<br />
24 IWC <strong>und</strong> ihre operative<br />
Exzellenz<br />
28 In der Krise greifen<br />
Standardprozesse<br />
30 Produkte<br />
34 Die Ideenschmiede<br />
von uptownBasel<br />
36 Technisches Englisch:<br />
Brush it up mit Sensry<br />
37 News in Zahlen<br />
38 So wird die Messe<br />
Innoteq.digital<br />
Schwerpunkt<br />
«Nachwuchsmangel»<br />
40 Ein Umdenken braucht Zeit<br />
44 Jung, gebildet, Ingenieur<br />
– <strong>und</strong> arbeitslos!<br />
46 Gender <strong>und</strong> Diversity in<br />
MINT-Fächern <strong>und</strong> -Berufen<br />
50 Produkte<br />
4 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 5
IM GESPRÄCH MIT UNTERNEHMER RUBRIKTITEL<br />
UND NATIONALRAT JÜRG GROSSEN<br />
«ICH GLAUBE AN<br />
DIE FORSCHUNG»<br />
Eine CO 2 -neutrale Energieversorgung der Schweiz ist keine Illusion.<br />
Wie der Weg zu dieser aussehen könnte, skizziert der Unternehmer<br />
<strong>und</strong> Nationalrat Jürg Grossen in seiner jetzt veröffentlichten Roadmap.<br />
Ein wichtiger Schlüssel spielt hierbei das Smartgrid.<br />
Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />
Sie sind Unternehmer, Nationalrat <strong>und</strong> Präsident<br />
der Grünliberalen Schweiz. Wie muss man sich<br />
Ihren typischen Arbeitstag vorstellen?<br />
Ich stehe spätestens um sechs Uhr auf, esse<br />
Morgen <strong>und</strong> lese Zeitung. Um sieben Uhr starte ich im<br />
Büro, wo ich meistens Besprechungen habe. Danach geht<br />
es ins B<strong>und</strong>eshaus zu Kommissions- oder Ratssitzungen.<br />
Wenn dort nichts ansteht, nehme ich an Sitzungen für<br />
die GLP oder für einen der Verbände teil, in denen ich tätig<br />
bin. Durch Corona findet jetzt allerdings sehr vieles digital<br />
statt, so dass ich direkt von zu Hause aus arbeite.<br />
Und wie erleben Sie das Arbeiten in der Corona-Zeit?<br />
Es gibt schon Probleme! Wir hatten auch hier im Büro die<br />
Situation, dass Mitarbeitende in Quarantäne mussten,<br />
weil sie selbst oder deren Angehörige von Corona betroffen<br />
waren. Generell erscheint es mir, als sei das Organisieren<br />
der Arbeit wesentlich aufwendiger geworden. Dieser<br />
Mehraufwand wird aber durch die wegfallenden Reisen<br />
kompensiert, da man sich nun sehr viel häufiger<br />
digital trifft.<br />
Mit dem reduzierten Berufs- <strong>und</strong> Reiseverkehr reduziert<br />
sich auch der CO 2 -Ausstoss. Könnte das ein Modell für<br />
die Zukunft sein, für den Umweltschutz mehr von zu Hause<br />
aus arbeiten zu lassen?<br />
Ganz bestimmt! Ich habe schon vor acht Jahren einen<br />
Vorstoss gemacht, in dem es ums Arbeiten im Home-Office<br />
ging. Für dieses sind allerdings digitale Infrastrukturen<br />
das zentrale Element. Ich plädiere jetzt aber nicht dafür,<br />
dass nur noch von zu Hause aus gearbeitet werden soll, da<br />
es wichtig ist, sich hin <strong>und</strong> wieder zu treffen. Aber zwei<br />
bis drei Arbeitstage pro Woche kann man problemlos von<br />
dort aus arbeiten.<br />
Inwieweit lassen sich aus Ihren verschiedenen Ämtern<br />
Synergien ziehen?<br />
Überraschend viele, die Themenfelder sind alle verwandt,<br />
die Funktionen lassen sich oft nicht richtig trennen. Es<br />
gibt gelegentlich St<strong>und</strong>en, in denen ich ausschliesslich für<br />
die Firma oder rein politisch arbeite, aber viele meiner<br />
Tätigkeiten befinden sich im Mischbereich. Dazu zählen<br />
beispielsweise meine Verbandstätigkeiten, bei denen<br />
es zum Teil darum geht, neuen Technologien durch eine<br />
entsprechende Gesetzgebung den Weg zu ebnen.<br />
Und als gelernter Elektroplaner wissen Sie sogar, worüber<br />
Sie sprechen, wenn es beispielsweise um Erneuerbare<br />
Energien oder integrale Gebäudetechnik geht?<br />
Ich bin in die Politik gegangen, weil einiges verändert<br />
werden muss. Ich sehe meine Mission darin, modernen<br />
Technologien einen politischen Wert zu verschaffen,<br />
damit diese eines Tages zugunsten einer klimaneutralen<br />
Welt zum Einsatz kommen. ››<br />
6 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 7
IM GESPRÄCH MIT UNTERNEHMER UND NATIONALRAT JÜRG GROSSEN<br />
«Die Politik<br />
ist wie ein<br />
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Was wäre ein Beispiel für eine ausgereifte Technologie<br />
mit Zukunftspotenzial?<br />
Die integrale Gebäudetechnologie, wie wir sie seit r<strong>und</strong><br />
sieben Jahren hier in unserem Firmengebäude in Frutigen<br />
verwenden. Diese fasst die Beleuchtungssteuerung, die<br />
Storen, die Fensterlüftung, die Aussen- <strong>und</strong> Innenbeschattung<br />
sowie die gesamten Stand-by-Abschaltungen in<br />
einem Leitsystem zusammen. Wir verbrauchen dadurch<br />
r<strong>und</strong> 80 Prozent weniger Strom als vergleichbare Gebäude.<br />
Wenn Sie als Privatmann solche Vorteile erleben, nervt<br />
es Sie dann nicht, wenn solche Veränderungsprozesse<br />
politisch nur schwer voranzubringen sind?<br />
Sagen wir mal so, es ist eine Herausforderung! Ich empfinde<br />
das Unternehmertum als etwas extrem Spannendes;<br />
am Morgen kann ich etwas entscheiden <strong>und</strong> schon gleich<br />
am Nachmittag mit der Umsetzung beginnen. In der Politik<br />
geht das nicht so einfach <strong>und</strong> kommt eher einem<br />
Marathon lauf gleich. Man erkennt das Ziel nicht einmal<br />
von weitem, weiss aber, dass es irgendwo dort hinten<br />
sein <strong>und</strong> man einfach daran bleiben muss.<br />
Neben der Verkehrs- <strong>und</strong> Medienpolitik gehören die<br />
Energie- <strong>und</strong> Klimapolitik zu Ihren Schwerpunkten.<br />
Welcher dieser Schwerpunkte fordert Sie derzeit am<br />
meisten?<br />
Die Energie- <strong>und</strong> Klimapolitik. Erst jetzt habe ich meine<br />
Roadmap publiziert, in der ich aufzeige, wie man bis<br />
allerspätestens 2050 die Schweiz komplett CO 2 -neutral<br />
mit Erneuerbaren Energien versorgen kann – <strong>und</strong> dies,<br />
ohne zwingend von Energie-Importen abhängig zu sein.<br />
An dieser Roadmap habe ich sehr lange gearbeitet<br />
<strong>und</strong> versuche jetzt, diese in Bern <strong>und</strong> in den Verbänden<br />
zu erklären <strong>und</strong> einzufordern.<br />
Was braucht es, um von ausländischer<br />
Energie unabhängig zu sein?<br />
Eines vorweg, mein Ziel ist es nicht,<br />
autark zu werden. Wir müssen nach wie<br />
vor in das europäische Stromnetz eingeb<strong>und</strong>en<br />
sein <strong>und</strong> die Schweiz soll die<br />
Drehscheibe für den Strom in Europa<br />
bleiben. In der Bilanz wäre es aber schon<br />
vernünftig, wenn wir es hinbekommen<br />
würden, die benötigte Energie selbst<br />
zu erzeugen. Für eine grössere Unabhängigkeit<br />
braucht es vor allem mehr Energieeffizienz.<br />
Ein Aspekt von dieser ist die<br />
eben beschriebene integrale Gebäudetechnik.<br />
Darüber hinaus bedarf es einer<br />
Elektrifizierung der Gebäude heizungen<br />
<strong>und</strong> des Verkehrs sowie einer Photo-<br />
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8 #<strong>011</strong><br />
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IM GESPRÄCH MIT UNTERNEHMER UND NATIONALRAT JÜRG GROSSEN<br />
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dort zu erzeugen, wo sie verbraucht wird.<br />
Der CO 2 -Ausstoss der Schweiz liegt im<br />
Promillebereich der ganzen Welt, dennoch<br />
werden grosse Anstrengungen unternommen,<br />
um die Emissionen weiter zu<br />
reduzieren. Wieso spendet man dieses<br />
Geld nicht, um wirkliche CO 2 -Schleudern<br />
in China, USA <strong>und</strong> Indien abzustellen?<br />
Damit wäre für das Weltklima doch<br />
mehr erreicht, oder?<br />
Ganz sicher nicht, das ist genau der<br />
falsche Ansatz! Dann wird etwas gespendet<br />
<strong>und</strong> das Geld ist weg, obwohl wir<br />
mit unserem Fussabdruck, der drei Mal<br />
zu gross ist, selbst eine CO 2 -Schleuder<br />
sind. Wenn wir etwas verändern wollen,<br />
müssen wir zeigen, wie man es besser<br />
macht <strong>und</strong> dieses Wissen exportieren.<br />
Mit einer schlauen Politik profitieren hier<br />
Generationen davon, da ja die ganze Welt<br />
ihren CO 2 -Ausstoss auf null bringen muss.<br />
Sie setzten beim Weg zur CO 2 -Neutralität<br />
auf die Elektromobilität. Wie werden die<br />
Fahrzeuge Ihrer Meinung nach diesen<br />
Strom erhalten, durch Akkus oder durch<br />
die Wandlung anderer Medien, wie<br />
beispielsweise Wasserstoff?<br />
Wenn man sich ein wenig mit der Physik<br />
auseinandersetzt, ist klar, dass der Umweg<br />
über Wasserstoff etwa drei Mal weniger<br />
effizient ist. Das heisst, die Batterie ist die<br />
effizienteste Form für die Elektromobilität,<br />
was übrigens Studien der Empa <strong>und</strong> des<br />
PSI bestätigen. Allerdings ist das nicht<br />
die ganze Wahrheit. Bei Kraftanwendungen,<br />
ich denke da jetzt an den Fern- <strong>und</strong><br />
Güterverkehr, an Baumaschinen oder auch<br />
die Landwirtschaft, kann Wasserstoff die<br />
bessere Alternative sein. Für die individuelle<br />
Mobilität halte ich aber ganz klar<br />
die Batterie für die effizienteste Lösung.<br />
Nun geht aber gerade der Abbau von<br />
Lithium mit grossen Umweltschäden<br />
einher. Wie sind diese im Kontext<br />
einer CO 2 -Neutralität zu bewerten?<br />
«Die Batterie<br />
ist die effizienteste<br />
Form für die<br />
Elektromobilität.»<br />
Ich selbst habe einige Jahre lang ein Elektroauto mit einer<br />
ZEBRA*-Batterie gefahren <strong>und</strong> diese erzeugt keinerlei<br />
Emissionen. Allerdings hat sie das Problem, dass sie<br />
energieineffizient ist, da sie immer auf 280 °C geheizt<br />
werden muss. Aber es zeigt, dass es Technologien gibt, die<br />
ohne Lithium auskommen. Ausserdem gibt es Bestrebungen,<br />
den Kobalt- <strong>und</strong> Lithiumgehalt in Batterien weiter zu<br />
reduzieren oder ganz weg zubringen. Ich glaube an die<br />
Forschung <strong>und</strong> bin davon überzeugt, dass diese in den<br />
kommenden Jahren in diesem Bereich grosse Fortschritte<br />
erzielen wird.<br />
Sie stehen ja gleich mehreren Verbänden als Präsident vor.<br />
Welche wären das?<br />
Das sind der Elektromobilitätsdachverband Swiss<br />
E-Mobi lity, die Konferenz der Gebäudetechnikverbände<br />
sowie die Volkswirtschaft Berner Oberland <strong>und</strong> der<br />
Verein Smartgridready.<br />
Smartgridready klingt spannend. Erzählen Sie doch mal!<br />
Als wir in unserem Firmengebäude mit der integralen<br />
Gebäudetechnologie anfingen <strong>und</strong> eine Photovoltaik-Anlage<br />
installierten, zeigte sich schnell, dass die Produktion <strong>und</strong><br />
der Verbrauch nicht zusammenpassen. Daher nahmen wir<br />
steuerungstechnische Korrekturen vor, beispielsweise, dass<br />
der Elektroboiler oder das Elektroauto nur dann geladen<br />
werden, wenn ausreichend Solarstrom vorhanden ist.<br />
Heute haben wir ein Gebäude, dessen Verbraucher sofort<br />
in einem übergeordneten Netz kommunizieren könnten,<br />
wenn aus diesem eine Anfrage käme. Allerdings muss eine<br />
solche Anfrage standardisiert sein, damit diese Kommunikation<br />
klappt. Und genau mit deren Standardisierung<br />
befasst sich unter anderem Smartgridready.<br />
Wie weit ist Smartgridready in diesem Prozess vorangeschritten?<br />
Ziel ist es, dass sich eines Tages mit dem Smartgridready-<br />
Label gekennzeichnete Geräte automatisch mit anderen<br />
Verbrauchern im Netz verbinden. Das dauert aber noch<br />
Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Im Moment geht<br />
es darum, erste Geräte zu definieren <strong>und</strong> so Käufern<br />
Investitionssicherheit zu schaffen. Wenn sie ein Gerät<br />
mit dem Label kaufen, sollen sie sicher sein, dass dieses<br />
im Smartgrid auch wirklich kommunizieren kann.<br />
Inwieweit koordiniert sich Ihr Verein dafür mit Organisationen<br />
aus dem Ausland?<br />
Einige unserer Vorstandsmitglieder gehören internationalen<br />
Gremien an, in denen solche Standards definiert<br />
werden. Wir konzentrieren uns dabei aber lediglich auf<br />
die Anwendungen, die es für die Kommunikation zwischen<br />
den einzelnen Geräten braucht. Dieser internationale<br />
Austausch ist entscheidend, da wir schliesslich keine<br />
Insellösung entwickeln wollen, welche die Schweiz von<br />
den umliegenden Ländern abschneidet.<br />
Bis wann wird man die ersten Geräte bei uns mit dem<br />
Smartgridready-Label sehen?<br />
Derzeit laufen die Alphatests. In 2021 folgen die<br />
Betatests, die bereits zertifiziert sein werden, so dass<br />
im gleichen Jahr die Markteinführung der ersten<br />
Geräte sein dürfte.<br />
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benötigt eine ZEBRA-Batterie 1,53 kg Nickel, 1,43 kg Eisen,<br />
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#<strong>011</strong> 11
KURZ & KNAPP<br />
BLICKPUNKT<br />
FORSCHUNG<br />
Fraunhofer Fraunhofer ILT, Deutschland ILT, Deutschland<br />
Schnelle Schnelle Materialanalyse Materialanalyse fürs Recycling fürs Recycling<br />
Von Chrom Von bis Chrom Kobolt bis muss Kobolt die muss Schweiz die Schweiz alle Rohstoffe alle Rohstoffe importieren. importieren. Und doch Und doch<br />
könnte auch könnte ein auch rohstoffarmes ein rohstoffarmes Land reich Land reich Rohstoffen an Rohstoffen sein – <strong>und</strong> sein zwar – <strong>und</strong> mittels zwar mittels<br />
Materialrecycling. Materialrecycling. Doch bisher Doch sind bisher alle sind Verfahren alle Verfahren zur Sortierung zur Sortierung der Rohstoffe der Rohstoffe<br />
langsam, langsam, ungenau ungenau <strong>und</strong> generell <strong>und</strong> generell zu teuer. zu Nun teuer. dürfte Nun ein dürfte laserbasiertes ein laserbasiertes Sortierverfahren<br />
aber fahren für Schwung aber für Schwung sorgen. Sie sorgen. kann Sie selbst kann in selbst kleinen Schrottteilen kleinen Schrottteilen mehr als mehr als<br />
Sortierver-<br />
20 Sonderlegierungen 20 Sonderlegierungen identifizieren identifizieren – automatisch, – automatisch, schnell <strong>und</strong> schnell berührungslos.<br />
<strong>und</strong> berührungslos.<br />
MIT, USA MIT, USA<br />
Robotermotoren Robotermotoren schneller schneller als der als Kopf der Kopf<br />
Roboter haben Roboter sozusagen haben sozusagen den Kopf den voll, Kopf wenn voll, sie wenn mit Menschen sie mit Menschen interagieren<br />
müssen. agieren müssen. Da können Da die können Motoren die Motoren noch so schnell noch so sein, schnell aber sein, die aber die<br />
inter-<br />
Berechnungen Berechnungen einer Reaktion einer Reaktion machen machen den Roboter den träge. Roboter Ist träge. halt auch Ist halt auch<br />
nur ein Roboter, nur ein Roboter, könnte man könnte sagen, man aber sagen, einige aber Forscher einige Forscher wollen da wollen mehr da mehr<br />
rausholen rausholen <strong>und</strong> die Diskrepanz <strong>und</strong> die Diskrepanz zwischen zwischen Geist <strong>und</strong> Geist Körper <strong>und</strong> ausgleichen.<br />
Körper ausgleichen.<br />
Geeignet Geeignet dafür scheint dafür eine scheint Methode eine Methode namens namens Robomorphic Robomorphic Computing Computing<br />
zu sein. Sie zu sein. nutzt Sie das nutzt physische das physische Layout eines Layout Roboters eines Roboters <strong>und</strong> die beabsichtigten<br />
Anwendungen, tigten Anwendungen, um einen um massgeschneiderten einen massgeschneiderten Computerchip Computerchip zu zu<br />
<strong>und</strong> die beabsich-<br />
generieren, generieren, der die Reaktionszeit der die Reaktionszeit des Roboters des Roboters minimiert. minimiert.<br />
EPFL, Schweiz EPFL, Schweiz<br />
Columbia Columbia University, University, USA USA «Was bin «Was ich?», bin ich?»,<br />
Roboter Roboter zeigt Hauch zeigt Hauch von von fragt sich fragt das sich Material das Material<br />
Empathie Empathie für Partnerroboter für Partnerroboter<br />
EPFL-Wissenschaftler<br />
haben ein haben Metamaterial ein Metamaterial<br />
Wenn sich Wenn ein sich Paar ein schon Paar länger schon länger<br />
entwickelt, entwickelt, dessen mechanische<br />
Eigenschaften sche Eigenschaften bei Bedarf bei Bedarf<br />
dessen mechani-<br />
kennt, kann kennt, es oft kann die es Bewegungen<br />
oft die Bewegungen<br />
des andern des vorhersagen. andern vorhersagen. Diese Diese<br />
umprogrammiert umprogrammiert <strong>und</strong> dessen <strong>und</strong> dessen<br />
«Empathie» «Empathie» haben Forscher haben Forscher nun nun<br />
innere Struktur innere Struktur durch durch<br />
auch einem auch Roboter einem beigebracht.<br />
Roboter beigebracht.<br />
Anlegen Anlegen eines Magnetfeldes<br />
eines Magnetfeldes<br />
Er kann Handlungen Er kann Handlungen <strong>und</strong> Ziele <strong>und</strong> Ziele<br />
verändert verändert werden kann. werden Das kann. Das<br />
seines Partnerroboters seines Partnerroboters auf Gr<strong>und</strong>lage<br />
von lage nur ein von paar nur ein Videobildern paar Videobildern<br />
auf Gr<strong>und</strong>-<br />
Meta material Meta material besteht aus besteht aus<br />
Silikon <strong>und</strong> Silikon magnetischem<br />
<strong>und</strong> magnetischem<br />
vorhersagen. vorhersagen. Das Ziel Das des Ziel des<br />
Pulver. Jede Pulver. Zelle Jede innerhalb Zelle innerhalb<br />
Forscher Forscher teams ist teams es, das ist Roboter es, das Roboter<br />
der Struktur der Struktur verhält sich verhält sich<br />
künftig anderen künftig anderen Roboter verstehen<br />
<strong>und</strong> stehen mit ihnen <strong>und</strong> mit antizipieren ihnen antizipieren<br />
Roboter ver-<br />
wie ein elektrischer wie ein elektrischer Schalter, Schalter,<br />
der ein- <strong>und</strong> der ein- ausgeschaltet <strong>und</strong> ausgeschaltet<br />
können. können.<br />
werden kann. werden Durch kann. unterschiedlichschiedliche<br />
Ein/Aus-Kombi-<br />
Ein/Aus-Kombi-<br />
Durch unternationenationen<br />
verändert verändert sich sich<br />
die mechanische die mechanische Eigenschaft. Eigenschaft.<br />
Universität Universität Zürich, Schweiz Zürich, Schweiz<br />
Drohne Drohne mit Motorausfall: mit Motorausfall: kein Problem kein Problem<br />
Was passiert, Was passiert, wenn bei wenn einer bei Drohne einer mit Drohne vier mit vier<br />
Propellern Propellern (Quadcopter) (Quadcopter) ein Motor ein ausfällt? Motor ausfällt? Genau, Genau,<br />
sie beginnt sie sich beginnt immer sich schneller immer schneller um die eigene um die eigene<br />
Achse zu Achse rotieren zu rotieren <strong>und</strong> stürzt <strong>und</strong> dann stürzt ab. dann Dabei ab. gäbe Dabei gäbe<br />
es eine einfache es eine einfache Abhilfe, fanden Abhilfe, Forscher fanden Forscher heraus: heraus:<br />
über Onboard-Kameras. über Onboard-Kameras. Denn der Denn Absturz der passiert Absturz passiert<br />
vor allem, vor weil allem, die Drohne weil die wegen Drohne der wegen Rotation der Rotation<br />
keine Positionsmessung keine Positionsmessung mehr durchführen mehr durchführen kann kann<br />
<strong>und</strong> die Controller <strong>und</strong> die Controller so versagen. so versagen. Die Kameras Die Kameras<br />
könnten könnten aber visuelle aber Infos visuelle liefern Infos über liefern die über die<br />
Position Position <strong>und</strong> so die <strong>und</strong> Stabilität so die Stabilität wiederherstellen. wiederherstellen.<br />
Nanyang Technological Nanyang Technological University, University, Singapur Singapur<br />
Behutsam Behutsam <strong>und</strong> genau <strong>und</strong> genau Linsen Linsen handhaben handhaben<br />
Unist, Südkorea Unist, Südkorea<br />
Eureka Robotics, Eureka Robotics, ein Start-up ein Start-up der Nanyang der Nanyang Technological Technological University, University,<br />
hat einen hat Roboter einen vorgestellt, Roboter vorgestellt, der empfindliche der empfindliche optische optische Linsen Linsen<br />
<strong>und</strong> Spiegel <strong>und</strong> aufnehmen Spiegel aufnehmen kann. Die kann. Neuheit Die Neuheit daran: Seine daran: Genauigkeit Seine Genauigkeit<br />
bei der Platzierung bei der Platzierung von Objekten von Objekten liegt innerhalb liegt innerhalb eines Zehntelmillimetersmillimeters,<br />
aber er tut aber dies er zusätzlich tut dies zusätzlich noch mit noch der Behutsamkeit,<br />
mit der Behutsamkeit,<br />
eines Zehntel-<br />
wie sie sonst wie sie nur sonst eine nur menschliche eine menschliche Hand erreichen Hand erreichen kann. kann.<br />
CO 2 als CO Energielieferant<br />
2 als Energielieferant<br />
nutzen nutzen<br />
Kann man Kann CO 2 man in nutzbare CO 2 in nutzbare<br />
Energie umwandeln? Energie umwandeln? Eigentlich<br />
schon, lich aber schon, es ist aber schwie-<br />
es ist schwie-<br />
Eigentrig,<br />
einen rig, einfachen einen einfachen Weg zu Weg zu<br />
finden, um finden, stabile um CO stabile 2 -Moleküle<br />
in andere küle in Materialien<br />
andere Materialien<br />
CO 2 -Mole-<br />
umzuwandeln. umzuwandeln. Nun scheint Nun scheint<br />
dies einem dies Team einem gelungen Team gelungen zu zu<br />
sein, das sein, CO 2 in das Wasser CO 2 in Wasser<br />
eingespritzt, eingespritzt, <strong>und</strong> damit <strong>und</strong> eine damit eine<br />
elektrochemische elektrochemische Reaktion Reaktion<br />
ausgelöst, ausgelöst, die CO 2 eliminiert die CO 2 eliminiert<br />
<strong>und</strong> Strom <strong>und</strong> <strong>und</strong> Strom Wasserstoff <strong>und</strong> Wasserstoff<br />
erzeugt. erzeugt. Die Forscher Die Forscher berichten<br />
von einer ten von Umwandlungs-<br />
einer Umwandlungs-<br />
bericheffizieneffizienz<br />
von 50 Prozent. von 50 Prozent.<br />
12 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 13
Wissenswertes<br />
Der 3D-Drucker<br />
Rotbot ist in der<br />
Lage, beliebige<br />
Strukturen ohne<br />
Stützmaterial zu<br />
drucken. Bild: ZHAW<br />
UPGRADE FÜR 3D-DRUCKER SPART ZEIT UND STÜTZMATERIAL<br />
RECYCLINGANLAGE FÜR TRITIUMGAS<br />
Nach mehrjähriger Planung nimmt die MB-Microtec<br />
AG stufenweise die weltweit erste Recyclinganlage<br />
für Tritiumgas in Betrieb. Die eigens entwickelte Anlage<br />
ermöglicht einen sicheren <strong>und</strong> nachhaltigen Abbau des<br />
seltenen Isotops Tritium.<br />
Das Mikrotechnik-Unternehmen ist Erfinderin der Selbstleuchttechnologie<br />
Trigalight, bei der mit farbigem Zinksulfid<br />
beschichtete Glaskapillaren durch den Einsatz von Tritium<br />
zum Leuchten gebracht werden. Ihre Leuchtkraft hält<br />
ohne externe Energiequelle über Jahrzehnte. Eingesetzt<br />
wird die Erfindung in der Sicherheits- <strong>und</strong> Autoindustrie,<br />
in der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt sowie in der Uhrenbranche.<br />
Bei der Herstellung von Trigalight fallen allerdings Reststücke<br />
an, die schwach radioaktives Tritium enthalten.<br />
Bisher wurden diese Abfälle in gasdichte Zylinder eingeschweisst<br />
<strong>und</strong> zwischengelagert. Mit der selbst entwickelten<br />
Anlage, die im Prinzip wie eine Abwasserreinigungsanlage<br />
funktioniert, wird das Tritium extrahiert <strong>und</strong> kann<br />
vollumfänglich wiederverwendet werden. Die Qualität des<br />
recycelten Gases soll dabei identisch mit der Qualität von<br />
eingekauftem Tritium sein.<br />
Diese Entwicklung brachte dem Unternehmen eine Nominierung<br />
für den Prix SVC ein. Dieser wird am 10. März 2021<br />
im Berner Kursaal verliehen.<br />
www.mbmicrotec.com<br />
In Niederwangen wird<br />
die weltweit erste Tritium-<br />
Recycling anlage stufen -<br />
weise in Betrieb genommen.<br />
Bild: MB-Microtec<br />
ZHAW-Forschende haben ein 3D-Druck-Verfahren entwickelt,<br />
das beliebige Formen ohne zusätzliches Stützmaterial<br />
herstellen kann. Der Druckkopf, mit dem<br />
schon bald konventionelle 3D-Drucker nachgerüstet werden<br />
können sollen, dreht sich um die eigene Achse.<br />
Soll eine überhängende Form gedruckt werden, sind herkömmliche<br />
3D-Drucker ab einem bestimmten Winkel auf<br />
Stützmaterial angewiesen. Diese mitgedruckten Hilfsstrukturen<br />
müssen danach in einem zusätzlichen Arbeitsschritt<br />
vom eigentlichen Objekt entfernt werden. Zwei ZHAW-Forscher<br />
haben nun Abhilfe geschaffen. Dazu haben sie die<br />
Druckdüse um 45 Grad geneigt <strong>und</strong> eine zusätzliche Rotationsachse<br />
integriert. Somit kann sich der Druckkopf beliebig<br />
um die eigene Achse drehen. Dieser Kniff reduziert den<br />
Materialbedarf, verkürzt die Druckzeiten <strong>und</strong> erübrigt das<br />
Entfernen von Stützmaterial.<br />
Um mit dem Verfahren drucken zu können, mussten die<br />
Forscher zunächst zusammen mit dem Institut für Angewandte<br />
Mathematik <strong>und</strong> Physik der ZHAW eine spezielle<br />
Druckdatenaufbereitung entwickeln. Sie beruht nicht wie<br />
üblich auf parallelen Schichten zum Druckbett, sondern auf<br />
kegelförmigen. Damit das funktioniert, transformiert ein<br />
erster Algorithmus die Geometriedaten so, dass die Fahrbefehle<br />
für den Drucker mittels herkömmlicher Software<br />
generiert werden können. Ein zweiter Algorithmus muss<br />
diese Fahrbefehle dann wieder zurücktransformieren, damit<br />
schlussendlich das Teil gemäss der Ausgangsgeometrie<br />
gedruckt wird. Dieser Ansatz erlaubt es, die aufwendige<br />
Datenaufbereitung mit handelsüblicher Software zu stemmen<br />
<strong>und</strong> Geometrien vollautomatisch zu drucken.<br />
www.zhaw.ch<br />
14 #<strong>011</strong>
Oliver Schlatter <strong>und</strong> Tobias<br />
Ammann (rechts) freuen sich<br />
über die Möglichkeiten, die<br />
sich durch den Zusammenschluss<br />
mit Torson ergeben.<br />
Bild: Injex<br />
<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />
SCHWEIZ ALS AUTOMATISIERUNGSHUB<br />
Der neue Nationale Forschungsschwerpunkt (NFS)<br />
«Zuverlässige allgegenwärtige Automatisierung» ist<br />
mit der Vision gestartet, die Schweiz als einen der<br />
weltweit führenden Hubs für Forschung, Bildung <strong>und</strong> Innovation<br />
in der Automatisierungs- <strong>und</strong> Steuerungstechnik zu<br />
stärken. An den vier beteiligten Institutionen, ETH Zürich,<br />
EPF Lausanne, Empa <strong>und</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
(FHNW), sollen dazu über 40 Wissenschaftlerinnen<br />
<strong>und</strong> Wissenschaftler in den nächsten Jahren neue Ansätze<br />
erforschen, um komplexe Automatisierungssysteme zuverlässig<br />
zu steuern <strong>und</strong> Anwendungen in den Bereichen Energie,<br />
Mobilität <strong>und</strong> industrielle Fertigung zu entwickeln.<br />
«Wir wollen Forschung <strong>und</strong> Technologietransfer landesweit<br />
koordinieren, den Informationsfluss zwischen den Institutionen<br />
verbessern, Synergien nutzen <strong>und</strong> den Technologietransfer<br />
effektiver gestalten», erklärt John Lygeros,<br />
Direktor des NFS Automation. Ein weiteres, wichtiges Anliegen<br />
ist die Förderung des Nachwuchses, damit die<br />
Schweiz ihren Spitzenplatz bei Innovationen in der Automatisierung<br />
auch künftig halten kann. Gefördert wird der<br />
NFS Automation vom Schweizerischen Nationalfonds.<br />
www.nccr-automation.ch<br />
KURZ UND KNAPP<br />
Mapal<br />
Die Geschäftsleitung von Mapal richtet sich neu aus<br />
<strong>und</strong> wächst dadurch von drei auf fünf Mitglieder. Neben<br />
dem Geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Jochen<br />
Kress sowie den bisherigen Mitgliedern Dr. Ralf Herkenhoff<br />
<strong>und</strong> Dr. Michael Fried, gehören nun Siegfried<br />
Wendel <strong>und</strong> Jacek Kruszynski zur Geschäftsleitung.<br />
www.mapal.com<br />
Maxon Motor<br />
Die Maxon-Gruppe <strong>und</strong> Fourier Intelligence gehen<br />
eine strategische Partnerschaft ein. Hintergr<strong>und</strong> dieser<br />
Kooperation: Die präzisen Antriebssysteme des Herstellers<br />
aus Sachseln <strong>und</strong> die Systeme für robotische<br />
Rehabilitation des Start-ups Fouriers passen perfekt<br />
zusammen <strong>und</strong> sollen neue Technologien<br />
für Patienten ermöglichen.<br />
www.maxongroup.ch<br />
Hochschule Luzern<br />
Die Hochschule Luzern baut ihre Forschung in den<br />
Bereichen Quantenkryptografie <strong>und</strong> Robotik aus. Möglich<br />
wird dies dank des neuen Practice-to-Science-Stipendiums<br />
des Schweizerischen Nationalfonds SNF, das die<br />
anwendungsorientierte Forschung an Fachhochschulen<br />
<strong>und</strong> Pädagogischen Hochschulen weiter stärken soll.<br />
www.hslu.ch<br />
ETH-STARTUP<br />
ÜBERNIMMT<br />
TORSON KUNST-<br />
STOFF<strong>TECHNIK</strong> AG<br />
Das ETH Startup Injex AG hat<br />
sich mit dem Kunststofftechnik-Unternehmen<br />
Torson zusammengeschlossen<br />
<strong>und</strong> den gesamten<br />
Produktionsbetrieb einschliesslich<br />
aller Mitarbeitenden übernommen.<br />
Das Angebot sowie die Marken beider<br />
Firmen bleiben bestehen.<br />
Oliver Schlatter <strong>und</strong> Tobias Ammann<br />
sind die Gründer <strong>und</strong> Inhaber der Firma<br />
Injex AG in Schlieren. Sie übernehmen<br />
die Geschäftsführung von den<br />
bisherigen Inhabern Peter Joder <strong>und</strong><br />
Lorenz Camenzind, die dem Unternehmen<br />
noch eine Weile beratend zur Seite<br />
stehen werden.<br />
Der Zusammenschluss beider Firmen<br />
bietet eine Vielfalt an Möglichkeiten.<br />
Die additive Werkzeugfertigung<br />
der Firma Injex <strong>und</strong> das agile<br />
Spritzgusssystem mit den kleinformatigen<br />
Torson Spritzgussmaschinen<br />
ermöglichen es, seriennahe Prototypen<br />
sowie grosse Losgrössen komplexer<br />
Kunststoffteile in kurzer Zeit zu<br />
produzieren. So sind Prototypen-Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Serienproduktion aus<br />
einer Hand möglich.<br />
www.injex.ch<br />
ENTWICKLUNG EINHEITLICHER SCHNITTSTELLEN<br />
Zu Beginn des Jahres 2021 hat Lösungsanbieter Eplan<br />
das Partner Network (EPN) gestartet, das existierenden<br />
<strong>und</strong> neuen Partnerschaften einen Rahmen für die<br />
gemeinsame Weiterentwicklung <strong>und</strong> Vermarktung von<br />
Schnittstellen gibt. Die EPN-Partnerschaft basiert auf verbindlichen,<br />
gemeinsam definierten Zielen hinsichtlich der<br />
Weiterentwicklung <strong>und</strong> des Supports von Schnittstellen.<br />
Diese Verbindlichkeit soll den K<strong>und</strong>ennutzen steigern <strong>und</strong><br />
zugleich die Qualität erhöhen.<br />
Globale Key-Player der Automatisierung, wie zum Beispiel<br />
Bosch Rexroth, B&R, Endress+Hauser, Festo, Mitsubishi<br />
Electric, Phoenix Contact, Pilz <strong>und</strong> Rittal sind bereits zu Beginn<br />
der Initiative vertreten. Auch Software-Partner wie beispielsweise<br />
Contact Software, Gain, ISD, ISG, Procad, Quanos<br />
<strong>und</strong> SAE sind Teil des neuen Netzwerks.<br />
Internationale wie nationale Unternehmen sind aktiv angesprochen,<br />
sich ebenfalls zu beteiligen – mit zahlreichen<br />
ist Eplan derzeit im Gespräch. Die koreanische UDMTEK<br />
beispielsweise hat als erstes asiatisches Unternehmen die<br />
Mitgliedschaft besiegelt.<br />
www.eplan.de<br />
Das Eplan Partner<br />
Network (EPN) soll das<br />
Know-how zwischen<br />
Kooperationspartnern<br />
mit definierten<br />
Entwicklungszielen<br />
bündeln. Bild: Eplan<br />
16 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 17
AGILES ARBEITEN<br />
Thomas Zehnder<br />
Team Leader Technology Software<br />
B&R Industrie-Automation AG<br />
«JEDER MUSS<br />
AUS DER<br />
KOMFORTZONE<br />
HINAUS»<br />
Mit agilen Arbeitsmethoden lassen sich Prozesse verbessern<br />
<strong>und</strong> damit die Effizienz <strong>und</strong> Qualität erhöhen. Doch wo<br />
eignen sich eigentlich diese Ansätze <strong>und</strong> was ist bei deren<br />
Anwendung hinsichtlich der Mitarbeiterführung<br />
zu beachten? Im Gespräch mit vier Branchenexperten.<br />
Von Markus Back<br />
Reiner Köttgen<br />
Experte Agile Transition<br />
Trumpf GmbH + Co. KG<br />
Thomas Zentner<br />
Agile Coach <strong>und</strong> Scrum Master<br />
Eplan Software & Service<br />
Boris Savic<br />
Geschäftsführer<br />
Weidmüller Schweiz AG<br />
Viele Unternehmen greifen inzwischen<br />
auf agile Arbeitsmethoden<br />
zurück, um sich zu<br />
verbessern. Da es hierbei jedoch<br />
zu unterschiedlichen Auslegungen<br />
des Begriffs «agil» kommt, wurde<br />
dieser für dieses Expertengespräch<br />
zunächst definiert, um aus den Antworten<br />
Rückschlüsse ziehen zu können.<br />
«Agil» gilt im Kontext dieser R<strong>und</strong>e<br />
als Bereitschaft aller Beteiligten zu<br />
innovativem Denken <strong>und</strong> Arbeiten, um<br />
schneller <strong>und</strong> flexibler auf Veränderungen<br />
reagieren <strong>und</strong> zugleich vorausausschauend<br />
handeln zu können.<br />
Hier klappt «agil» nicht<br />
Wenn schnell <strong>und</strong> flexibel reagiert<br />
werden muss, bietet sich als Einstiegsfrage<br />
an, wo agile Methoden nicht oder<br />
nur bedingt funktionieren. «Bei repetitiven<br />
Projekten macht agiles Arbeiten<br />
keinen Sinn», sagt beispielsweise<br />
Thomas Zehnder <strong>und</strong> erklärt dies<br />
an einem anschaulichen Beispiel: «Ein<br />
repetitives Projekt aus dem Alltag<br />
ist der Bau eines Hauses. Das würde<br />
zwar auch mit einer agilen Methodik<br />
funktionieren, wäre jedoch nicht wirtschaftlich<br />
beziehungsweise nicht effizient<br />
genug.»<br />
Ähnlich sieht es Reiner Köttgen, der<br />
agile Methoden nicht als allheilbringende<br />
Antwort auf alle Probleme <strong>und</strong><br />
Herausforderungen eines Unternehmens<br />
sieht. Entscheidend sei zunächst<br />
einmal zu verstehen, welcher Bereich<br />
welche Anforderungen hat, um dann zu<br />
entscheiden, welche Massnahmen ergriffen<br />
werden müssen. «Dies kann ich<br />
zwar an nahezu jeder Stelle im Unternehmen<br />
mit einer agilen Haltung<br />
tun, aber es gibt Bereiche, in denen agile<br />
Methoden bislang bekannte Vorgehensweisen<br />
nicht ersetzen werden»,<br />
so Rainer Köttgen. Als Beispiel nennt<br />
er ebenfalls sehr repetitive Prozesse,<br />
die nach bekannten Strukturen ablaufen.<br />
Daher setzt Trumpf beispielsweise<br />
agile Methoden nur dort ein, wo sie einen<br />
offensichtlichen Vorteil darstellen,<br />
wie in der Entwicklung, wo dadurch<br />
schneller auf veränderte Rahmenbedingungen<br />
reagiert werden kann.<br />
Agile Herangehensweisen auf Bereiche<br />
wie Elektronik- <strong>und</strong> Mechanik-<br />
18 #<strong>011</strong> #<strong>011</strong> 19<br />
Bild: Eplan
AGILES ARBEITEN<br />
entwicklung zu übertragen, sieht Boris<br />
Savic als eine sehr viel grössere<br />
Herausforderung als zum Beispiel auf<br />
das Projektmanagement. Aber, lässt<br />
er durchblicken, habe man bei Weidmüller<br />
eine Vorstellung davon, wie<br />
solche Veränderungen aussehen <strong>und</strong><br />
umgesetzt werden könnten.<br />
Voraussetzungen für agiles Arbeiten<br />
Diese vorherige Aussage greift Thomas<br />
Zentner auf, um zu erklären, was<br />
es für agiles Arbeiten braucht: «Am<br />
wichtigsten ist die Bereitschaft, ständig<br />
Neues zu lernen. Man muss permanent<br />
den Status Quo hinterfragen<br />
<strong>und</strong> sich fragen, wie man es besser<br />
machen kann.» Das bedeute aber<br />
nicht, dass man ständig alles umkrempeln<br />
müsse. Zudem warnt er<br />
vor übersteigerten Erwartungen. «Bei<br />
komplexen Themenbereichen ist es<br />
durchaus der Fall, dass man nicht<br />
sofort das erwartete Ergebnis erhält.<br />
Im klassischen Umfeld wird das oft<br />
«Man muss permanent<br />
den Status Quo hinterfragen.»<br />
Thomas Zentner, Eplan<br />
als Scheitern bewertet», sagt er <strong>und</strong><br />
ergänzt: «Im agilen Umfeld betrachtet<br />
man genau dieses Scheitern als Chance<br />
zum Lernen.»<br />
Damit aus diesem Scheitern aber<br />
Chancen erwachsen können, ist gemäss<br />
Thomas Zehnder eine offene<br />
Kommunikationskultur entscheidend.<br />
Ein Aspekt davon ist ein täglicher<br />
Austausch aller Beteiligten <strong>und</strong> eine<br />
kollaborative Arbeitseinstellung, bei<br />
der die Verantwortung ins Team delegiert<br />
wird.<br />
Für Reiner Köttgen sind drei Punkte<br />
wichtig, um agil arbeiten zu können.<br />
Aus seiner Sicht braucht es zunächst<br />
einmal einen Führungsstil, der die<br />
Mitarbeiter befähigt <strong>und</strong> motiviert.<br />
Als weiteres bedarf es eines klaren<br />
Verständnisses, welche Vorteile die<br />
agilen Methoden im jeweiligen Kontext<br />
bieten: «Man muss wissen, was<br />
durch eine agile Arbeitsweise ganz<br />
konkret besser werden soll.» Zuletzt<br />
werde die Unterstützung des Managements<br />
benötigt, diesen Weg mit all<br />
seinen Veränderungen auch gehen zu<br />
wollen.<br />
Und dieser Weg, sagt Boris Savic, sei<br />
ein nicht endender: «Agiles Arbeiten<br />
ist kein Ziel, sondern ein kontinuierlicher<br />
Prozess. Dafür muss die gesamte<br />
Organisation robust <strong>und</strong> dynamisch<br />
sein <strong>und</strong> die Mitarbeiter eine offene<br />
Gr<strong>und</strong>einstellung <strong>und</strong> das Interesse<br />
daran haben, Neues zu lernen.»<br />
Mitarbeiterausbildung <strong>und</strong> -führung<br />
Weil die Unterstützung der Mitarbeiter<br />
entscheidend ist, bietet Weidmüller<br />
interne Schulungen an. «Zudem arbeiten<br />
wir mit externen Beratern, um<br />
unsere Mitarbeiter bei den übergreifenden<br />
Transformationsprozessen innerhalb<br />
der Organisation zu begleiten»,<br />
sagt Boris Savic. Des Weiteren<br />
verfüge man über eigens ausgebildete<br />
<strong>und</strong> zertifizierte Trainer, um Schulungen<br />
zu agilen Arbeitsmethoden durchführen<br />
zu können.<br />
Dass es diese Schulungen braucht,<br />
glaubt auch Thomas Zentner. «Wer<br />
auf agiles Arbeiten umsteigt, beschreitet<br />
den Weg eines komplexen<br />
Veränderungsprozesses, bei dem<br />
sich jeder Beteiligte neu orientieren<br />
muss», sagt er. Da hierbei Bewährtes<br />
<strong>und</strong> bisher erfolgreiche Verhaltensmuster<br />
auf den Prüfstand gestellt<br />
würden, müsse jeder einzelne Mitarbeiter<br />
aus der eigenen Komfortzone<br />
heraustreten. Führungskräften rät er<br />
hierbei zu einem lateralen Führungsstil,<br />
der auf Vertrauen beruht: «Hierzu<br />
muss der Vorgesetzte bereit sein, Verantwortung<br />
abzugeben. Das Team<br />
muss aber auch dazu bereit sein, die<br />
übertragene Verantwortung anzunehmen.»<br />
Was sonst noch zu beachten ist<br />
Damit agile Methoden in der Praxis<br />
funktionieren, bedarf es gemäss Thomas<br />
Zehnder gewisser Spielregeln.<br />
«Agil arbeiten heisst nämlich nicht,<br />
dass Mitarbeiter tun <strong>und</strong> lassen können,<br />
was sie wollen», betont er <strong>und</strong> erklärt<br />
wieso: «Durch das Backlog existieren<br />
ziemlich starre Vorgaben, was<br />
zu tun ist.» Agil bedeute auch nicht,<br />
dass man keine Prozessbeschreibungen<br />
mehr benötigt, beispielsweise wie<br />
ein Code zu schreiben ist. Durch diese<br />
Methode seien auch gewisse Zertifizierungsvorgaben<br />
oder Dokumentationen<br />
nicht plötzlich obsolet.<br />
«Mit einer agilen Haltung ersetzen<br />
wir nicht bedingungslos alles, was<br />
wir bisher gemacht haben», betont Reiner<br />
Köttgen. Vielmehr ergänzten bei<br />
Trumpf agile Methoden das Portfolio an<br />
Lösungsansätzen, weshalb diese sehr<br />
bewusst <strong>und</strong> gezielt eingesetzt würden:<br />
«Dann sind sie mächtige Werkzeuge in<br />
Situationen, für die man bislang unzureichend<br />
ausgestattet war.»<br />
«Agil bedeutet nicht,<br />
dass man tun <strong>und</strong> lassen<br />
kann, was man will.»<br />
Thomas Zehnder, B&R<br />
B&R Industrie-Automation AG<br />
www.br-automation.com<br />
Eplan Software & Service AG<br />
www.eplan.ch<br />
Trumpf GmbH & Co. KG<br />
www.trumpf.com<br />
Weidmüller Schweiz AG<br />
www.weidmueller.ch<br />
Lesen Sie unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch,<br />
inwieweit in<br />
den Unternehmen der<br />
befragten Experten bereits<br />
agil gearbeitet wird<br />
<strong>und</strong> welche Vor<strong>und</strong><br />
Nachteile sich<br />
hieraus ergeben.<br />
Rittal <strong>und</strong> Eplan:<br />
Ihre starken Partner für einen zukunftsfähigen<br />
Steuerungs- <strong>und</strong> Schaltanlagenbau<br />
◾ Kosten reduzieren<br />
◾ Durchlaufzeiten verkürzen<br />
◾ Produktivität erhöhen
AGILES ARBEITEN<br />
EXPERTENTIPPS<br />
FÜR EINSTEIGER<br />
(bac) Agile Arbeitsmethoden bieten Unternehmen unheimliches Potenzial,<br />
um sich zu verbessern. Doch auf was sollten Einsteiger achten, damit sie auf<br />
ihrem agilen Weg nichts ins Stolpern geraten? Wir haben die Branchenexperten<br />
unseres Trendberichts (ab Seite 18) gefragt, welchen Rat sie geben würden.<br />
Boris Savic,<br />
Weidmüller<br />
Seien Sie offen <strong>und</strong> mutig.<br />
Stellen Sie sich darauf ein, dass<br />
es anders verläuft, als Sie es<br />
erwarten. Als Unternehmen<br />
müssen Sie sich stetig wachsenden<br />
Marktdynamiken stellen. Um<br />
weiterhin innovativ <strong>und</strong> erfolgreich<br />
zu bleiben, sind agile Arbeitsmethoden<br />
erforderlich <strong>und</strong> das<br />
bedeutet schnelle Anpassungsfähigkeit.<br />
Reiner Köttgen,<br />
Trumpf<br />
Gehen Sie raus, schauen Sie sich<br />
an, wie andere Unternehmen diesen<br />
Veränderungsprozess angegangen<br />
sind. Tauschen Sie sich aus <strong>und</strong><br />
fragen Sie, welche Erfahrungen, die<br />
anderen gesammelt haben. Lassen<br />
Sie sich inspirieren durch das,<br />
was Sie sehen <strong>und</strong> «klauen» sie<br />
gute Ideen, aber kopieren Sie nicht<br />
andere Unternehmen.<br />
Am Ende des Tages müssen Sie<br />
eine Mischung aus agilem<br />
Mindset, Prozessen, Methoden<br />
<strong>und</strong> Organisationsstruktur fi nden,<br />
die zu Ihrem Unternehmen<br />
<strong>und</strong> den Menschen in Ihrem<br />
Umfeld passt.<br />
Thomas Zentner, Eplan<br />
1. Gutes Change-Management ist auf allen Ebenen notwendig. Alle Beteiligten<br />
müssen abgeholt werden <strong>und</strong> den Sinn <strong>und</strong> die Notwendigkeit dahinter verstehen,<br />
damit ein Commitment zustande kommen kann. Dafür ist eine klare Entscheidung<br />
des Managements unerlässlich, die das Thema auf der gesamten Reise,<br />
die eine solche Einführung bedeutet, unterstützt.<br />
2. Mit der Einführung neuer Prozesse <strong>und</strong> Rituale allein ist es nicht getan.<br />
Der Veränderungsprozess muss hauptsächlich in den Köpfen der Beteiligten<br />
stattfi nden <strong>und</strong> deren Verhalten (Interaktionen miteinander) nachhaltig ändern.<br />
Das verändert langfristig die Kultur im Unternehmen.<br />
3. Ganzheitliches <strong>und</strong> systemisches Denken ist hilfreich. Ein Unternehmen, das vor einer<br />
agilen Transition steht, stellt ein komplexes adaptives System dar. Dieses System<br />
befi ndet sich im besten Falle in einer Art eingeschwungenem Zustand. Jede Änderung,<br />
auch in Teilen dieses Systems, hat Auswirkungen auf das gesamte System.<br />
Systemarchetypen können helfen, die Dynamik innerhalb von Systemen zu verstehen.<br />
4. Es braucht viel Geduld. Man sollte dem Impuls widerstehen <strong>und</strong> diesem aktiv<br />
entgegenwirken, bei Rückschlägen wieder in den alten Modus zurückzufallen.<br />
Das ist vor allem bei Unternehmen eine Herausforderung, die auch schon vor<br />
der agilen Transition erfolgreich waren.<br />
«‘Klauen’ sie gute Ideen,<br />
aber kopieren Sie nicht<br />
andere Unternehmen.»<br />
Reiner Köttgen<br />
Thomas Zehnder, B&R<br />
Der Start mit dem agilen Ansatz fällt im ganz kleinen Team schwer <strong>und</strong> funktioniert<br />
nicht gut, sofern nicht die ganze Firma oder zumindest die Bereiche r<strong>und</strong> um die<br />
Softwareentwicklung in diese Richtung bewegt werden. Daher sollten alle Beteiligten<br />
zunächst auf die neue Arbeitsweise eingeschworen werden.<br />
INNOTEQ.DIGITAL<br />
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neue Ideen <strong>und</strong> Kooperationen für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft.<br />
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Veranstalter<br />
Trägerverbände<br />
22 #<strong>011</strong>
AGILES ARBEITEN<br />
Interview mit:<br />
Andreas Voll, COO IWC Schaffhausen<br />
Bild: Studio Willen<br />
«OPERATIVE<br />
EXZELLENZ IST EINE<br />
NIE ENDENDE REISE»<br />
Die IWC Schaffhausen kann als jüngster Gewinner des GEO Awards<br />
mit Fug <strong>und</strong> Recht von sich behaupten, ein Meister des agilen Arbeitens<br />
zu sein. Im Gespräch mit COO Andreas Voll.<br />
Von Markus Back<br />
Sie haben beim renommierten Wettbewerb «Fabrik<br />
des Jahres» den «GEO Award» gewonnen. Mit<br />
was genau konnten Sie die Juroren überzeugen?<br />
Zunächst einmal möchte ich vorwegstellen, dass<br />
diese Auszeichnung eine sehr grosse Ehre für uns ist. Wir<br />
haben erstmals an diesem Wettbewerb teilgenommen <strong>und</strong><br />
gleich auf Anhieb gewonnen. Dieser Erfolg bestätigt unsere<br />
strategischen Initiativen im Bereich operative Exzellenz<br />
<strong>und</strong> bestärkt uns darin, an diesem Thema dranzubleiben.<br />
Der GEO Award, der für Global Excellence in Operations<br />
steht, bewertet die Exzellenz entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette. Hier konnten wir vor allem mit<br />
den vielen Verbesserungen bei unserer Qualität <strong>und</strong><br />
unseren Nachhaltigkeitsbestrebungen überzeugen.<br />
Ausserdem würdigten die Juroren unsere effizienten,<br />
stringenten <strong>und</strong> durchgängigen Prozesse.<br />
IWC beschäftigt sich seit Jahren mit der Verbesserung<br />
seiner operativen Exzellenz. Ist das ein Thema, das<br />
sich speziell nur für Ihre Industrie anbietet oder macht<br />
das auch in anderen Branchen Sinn?<br />
Operative Exzellenz macht überall Sinn. Zwar hat jede<br />
Industrie ihre speziellen, eigenen Herausforderungen,<br />
weshalb die Ausprägungen unterschiedlich sein können,<br />
doch das Ziel ist immer dasselbe: Perfektion bis ins<br />
allerletzte Detail. Das ist sehr wichtig <strong>und</strong> eine Sache, die<br />
in der Firmenkultur <strong>und</strong> den Köpfen der Mitarbeitenden<br />
fest verankert sein muss.<br />
Diese Perfektion bis ins allerletzte Detail stelle ich mir<br />
sehr schwer vor, da ja wirklich alles durchleuchtet werden<br />
muss, um diese zu erreichen, oder?<br />
Absolut! Ich würde es als eine Reise beschreiben, die nie<br />
zu Ende geht. Daher habe ich es nach Möglichkeit immer<br />
vermieden, von einem Exzellenz-Projekt zu sprechen.<br />
Ein Projekt hat per Definition immer einen Anfang <strong>und</strong><br />
ein Ende. Operative Exzellenz ist aber vielmehr eine<br />
Initiative oder Kultur, die in einem Unternehmen fest<br />
verankert sein muss. Am Ende ist es nämlich nichts<br />
anderes, als ein nie endendes technisches Arbeiten.<br />
Sobald Sie etwas verbessert haben, müssen Sie nach<br />
einer gewissen Zeit wieder überprüfen, ob es vielleicht<br />
nicht doch noch ein wenig besser geht.<br />
Im Jahre 2018 führte IWC die Fertigung von Werkteilen, die<br />
Werkmontage <strong>und</strong> die Gehäusefertigung in einem neuen<br />
Manufakturzentrum zusammen. Welche Vorteile beziehungsweise<br />
Verbesserungen haben sich daraus ergeben?<br />
Eine ganze Reihe. Als ich vor 13 Jahren bei IWC anfing,<br />
waren unsere Prozesse über mehrere Gebäude <strong>und</strong> in<br />
diesen teils über mehrere Stockwerke verteilt. Im neuen<br />
Manufakturzentrum sind alle Prozesse nun in einer<br />
logischen Abfolge <strong>und</strong> räumlichen Nähe zueinander<br />
angeordnet. Dadurch sind wir deutlich effizienter geworden,<br />
da sich die Abstimmungs- <strong>und</strong> Kommunikationswege<br />
verkürzt haben, was zur kontinuierlichen Verbesserung<br />
unserer Qualität führte. Zugleich haben wir für unsere<br />
K<strong>und</strong>en ein tolles Erlebnis geschaffen. Sie erleben die<br />
Entstehung ihrer Uhr von der Bereitstellung des Rohmaterials<br />
bis hin zur Montage des Uhrwerks <strong>und</strong> der Verheiratung<br />
von Werk <strong>und</strong> Gehäuse. Das kann nicht jeder<br />
Hersteller bieten.<br />
Das erinnert ein wenig an die Gläserne Manufaktur<br />
Dresden, in der einst K<strong>und</strong>en der Herstellung ihres<br />
VW Phaetons beiwohnen konnten!<br />
Genau. Der Bau der Manufaktur war das grösste Einzelinvestment<br />
in der Geschichte von IWC, weshalb wir<br />
grossen Wert auf eine perfekte Planung gelegt <strong>und</strong> uns<br />
viele Inspirationen geholt haben. In diesem Zusammenhang<br />
besichtigten wir verschiedene Manufakturen,<br />
darunter die Gläserne Manufaktur Dresden. ››<br />
24 #<strong>011</strong> #<strong>011</strong> 25
AGILES ARBEITEN<br />
Sie befassen sich seit über zehn Jahren im Rahmen<br />
verschiedener strategischer Programme mit dem Thema<br />
«Operative Exzellenz». Wie lange dauerte es, bis sich<br />
der Prozess abzeichnete, der Ihnen nun den Weg zum<br />
«GEO Award» geebnet hat?<br />
Ich hatte es schon gesagt, operative Exzellenz bedeutet<br />
für mich kompromisslose Perfektion bis ins letzte Detail –<br />
<strong>und</strong> das jeden Tag! Um das allerdings zu erreichen, muss<br />
zunächst einmal eine entsprechende Kultur geschaffen<br />
<strong>und</strong> verankert werden. Von daher wird es Sie nicht überraschen,<br />
wenn ich Ihnen sage, dass wir bereits seit Jahren<br />
kontinuierlich an diesem Thema arbeiten. Vor knapp drei<br />
Jahren hatte ich eines Tages jedoch den Eindruck, dass<br />
wir nun einen Reifegrad erlangt haben, der es uns erlaubt,<br />
an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen.<br />
Woran genau haben Sie bemerkt, dass der gef<strong>und</strong>ene<br />
Prozess nun passen dürfte?<br />
Interessanterweise war es ein Planungswerkzeug, dass<br />
ich abschaffen wollte, weil ich der Ansicht war, dass es<br />
dieses nicht mehr braucht. Hatte es bei dessen Einführung<br />
noch grosse Vorbehalte gegeben, sorgte meine Ankündigung,<br />
dieses nun wieder abzuschaffen, für einen regelrechten<br />
Aufschrei. Ich erhielt E-Mails, in denen es hiess,<br />
dass ich doch nicht einfach das Werkzeug wegnehmen<br />
könne! Dies zeigte mir, dass die Mitarbeitenden den Nutzen<br />
des Werkzeugs für sich erkannt <strong>und</strong> es deswegen für<br />
sich angenommen hatten.<br />
Sie verbesserten sich durch die Neuausrichtung ihrer<br />
Prozesse unter anderem deutlich bei der Qualität,<br />
dem Service <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit. Wie stellen sich<br />
diese Erfolge im Einzelnen dar?<br />
Wir fertigen mit Toleranzen im Mikrometerbereich <strong>und</strong><br />
nur wenn wir jedes einzelne Teil perfekt fertigen, erzielen<br />
wir eine hohe Qualität. Daher haben wir viel an unserer<br />
Prozessstabilität gearbeitet <strong>und</strong> inzwischen ein Niveau<br />
erreicht, das es uns gestattet, auf unsere Uhren eine<br />
Garantie von acht anstatt zwei Jahren zu geben.<br />
Beim Service haben wir sehr stark an unseren Durchlaufzeiten<br />
gearbeitet. Wenn ein K<strong>und</strong>e heute seine Uhr in<br />
Schaffhausen in den Service gibt, hat er sie zwei Wochen<br />
später wieder am Handgelenk. Wenn man bedenkt, dass<br />
bei einer solchen Kontrolle die komplette Uhr zerlegt wird,<br />
ist das ein sehr guter Wert. Vor einigen Jahren dauerte<br />
das bei uns noch durchschnittlich sechs bis acht Wochen.<br />
Was die Nachhaltigkeit betrifft, produzieren wir unter<br />
anderem mit Sonnenkollektoren eigenen Strom, beleuchten<br />
ausschliesslich mit LED, nutzen Dreifach-Verglasung <strong>und</strong><br />
nutzen zwei Gr<strong>und</strong>wasserfassungen fürs Heizen <strong>und</strong><br />
Kühlen. Hinzu kommt eine neu entwickelte Verpackung<br />
für Uhren, die um 30 Prozent leichter <strong>und</strong> kleiner ist<br />
<strong>und</strong> deren Plastikanteil um 90 Prozent reduziert wurde.<br />
Das Manufakturzentrum basiert auf einem Fertigungslayout,<br />
das vor allem auf die Vermeidung von Fehlern ausgelegt<br />
ist. Über welche typischen Fehler mussten Sie sich<br />
denn zuvor ärgern?<br />
«Das tückische ist,<br />
dass es zuvor<br />
nur wenige konkrete<br />
Fehler gab.»<br />
Andreas Voll, COO IWC Schaffhausen<br />
Das tückische ist, dass es zuvor nur wenige konkrete<br />
Fehler gab. Typische Fehler hätten wir auch relativ einfach<br />
beheben können, doch wir mussten uns mit Fehlern<br />
auseinandersetzen, die mal hier <strong>und</strong> mal dort aufgetreten<br />
sind. Weil wir inzwischen aber durch alle Prozesse hinweg<br />
systematisch Daten erfassen <strong>und</strong> diese analysieren,<br />
tun wir uns mittlerweile beim Aufspüren von Fehlern<br />
<strong>und</strong> deren Beseitigung sehr viel leichter.<br />
Können Sie das an einem konkreten Beispiel erklären?<br />
Da wir bereits während der Entstehungsphase einer Uhr mit<br />
der Datenerfassung beginnen, erkennen wir heute Zusammenhänge,<br />
die sich uns zuvor nicht erschlossen haben.<br />
So hatten wir in einem Fall zunächst das Gehäuse als<br />
Ursache für einen Fehler vermutet, doch die Daten analyse<br />
ergab, dass das Uhrwerk für diesen verantwortlich war.<br />
Lesen Sie unter<br />
www.technik<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />
was<br />
hinsichtlich Mitarbeiterausbildung<br />
<strong>und</strong> -führung<br />
beim agilen Arbeiten<br />
zu beachten ist.<br />
Die verkürzten Durchlaufzeiten sind ein Aspekt des<br />
neuen Fertigungslayouts. Wie sieht die Zeitersparnis<br />
aus <strong>und</strong> woraus resultiert diese hauptsächlich?<br />
Die Reduktion ergibt sich durch Verbesserungen in<br />
einzelnen Prozessen <strong>und</strong> dürfte in Summe bis zu<br />
50 Prozent betragen. Ausschlaggebend dafür sind transparente,<br />
durchgängige Prozesse, eine Kanban-Steuerung<br />
zwischen den Produktionsschritten, die Visualisierung<br />
des Prozesses <strong>und</strong> ein sich selbst steuerndes Zwischenlager.<br />
Aber auch die hohe Qualität hilft dabei, schneller<br />
zu sein, da diese nämlich zeitaufwendige Friktionen<br />
vermeidet.<br />
Durch die kürzeren Durchlaufzeiten ist es uns übrigens<br />
gelungen, den Lagerbestand zu verkleinern. Das ist nicht<br />
nur für unsere Finanzkennzahlen gut, sondern gestattet<br />
es uns auch, schneller auf Nachfrageschwankungen zu<br />
reagieren.<br />
Die Juroren würdigten die fortschrittlichen Verfahren<br />
zur Datenanalyse, mit denen die Produktqualität verbessert<br />
<strong>und</strong> die Nachhaltigkeit in der Fertigung erhöht wurde.<br />
Auf welche Verfahren setzen Sie hierbei?<br />
Der entscheidende Hebel ist eine systematische Datenerfassung<br />
<strong>und</strong> -analyse, also Big Data. Dafür stellten<br />
wir Datenspezialisten ein <strong>und</strong> bauten Systeme auf, die<br />
eine systematische <strong>und</strong> effiziente Datenauswertung<br />
ermöglichen.<br />
Wie behalten Sie bei den vielen erhobenen Daten den<br />
Überblick?<br />
Es sind zwei entscheidende Punkte. Zunächst muss der<br />
Prozess richtig aufgesetzt werden. Dieser Initialaufwand<br />
ist mit Investitionen verb<strong>und</strong>en, doch diese rechnen<br />
sich über die Jahre hinweg. Dann braucht es ausgebildete<br />
Spezialisten, die mit kraftvollen <strong>und</strong> flexiblen Auswertungswerkzeugen<br />
arbeiten können. Das ist der Schlüssel,<br />
um die Daten zu beherrschen.<br />
IWC Schaffhausen | wwww.iwc.com<br />
Andreas Voll<br />
Nach erfolgreichem Studium der Volkswirtschaftslehre an<br />
der LMU München arbeitete der 39-Jährige ab 2005 als<br />
Strategieberater bei Roland Berger. 2007 wechselte er zu IWC<br />
Schaffhausen, wo er zunächst als Verantwortlicher für die<br />
Produktionsplanung begann. Danach verantwortete er bei dem<br />
Uhrenhersteller verschiedene Positionen, bevor er 2016 zum<br />
COO ernannt wurde. In seiner Freizeit steht seine dreijährige<br />
Tochter an erster Stelle, die er gemeinsam mit seiner langjährigen<br />
Partnerin erzieht. Zudem spielt der gebürtige Rosenheimer<br />
Tennis <strong>und</strong> musiziert sehr gerne (Klavier <strong>und</strong> Akkordeon).<br />
26 #<strong>011</strong> #<strong>011</strong> 27
Die hohe Verkehrsdichte auf dem Streckennetz der<br />
SBB erlaubt keine grossen Abweichungen vom Fahrplan.<br />
Daher greift bei Abweichungen von grösser als drei<br />
Minuten ein fest definiertes Protokoll. Bild: SBB CFF FFS<br />
AGILES ARBEITEN<br />
Erfahren Sie im Interview<br />
zu diesem Beitrag unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />
wie sich die SBB agil ausrichtet<br />
<strong>und</strong> wieso es trotz Autonomiebestrebungen<br />
in jüngerer<br />
Vergangenheit dennoch zu<br />
stärkeren Reglementierungen<br />
gekommen ist.<br />
IN DER KRISE<br />
GREIFEN<br />
STANDARDISIERTE<br />
PROZESSE<br />
Liegt ein Zug innerhalb des Streckennetzes der SBB hinterm Zeitplan,<br />
greift ein zuvor definiertes Protokoll. Doch ansonsten sind<br />
auch die Schweizerischen B<strong>und</strong>esbahnen längst agil unterwegs.<br />
Von Markus Back<br />
Wenn der FV-Dosto<br />
zwischen Bern <strong>und</strong> Genf<br />
mehr als drei Minuten<br />
hinterm Fahrplan liegt,<br />
gilt es für den verantwortlichen<br />
Zugverkehrsleiter schnell zur reagieren.<br />
Hierbei geht er aber nicht etwa<br />
nach seinem Bauchgefühl, sondern<br />
Schritt für Schritt nach Anleitung vor.<br />
Und das hat seinen guten Gr<strong>und</strong>! «Bei<br />
Störungen oder Verspätungen braucht<br />
es fest definierte Protokolle, um<br />
schnell wieder handlungsfähig zu<br />
sein», sagt Heidrun Buttler.<br />
Diese standardisierte Reaktion soll<br />
gemäss der Leiterin des Konzernbereichs<br />
«Sicherheit <strong>und</strong> Produktion»<br />
eine Kettenreaktion verhindern, die<br />
sich aufgr<strong>und</strong> der Verkehrsdichte<br />
sonst sehr schnell aufs komplette<br />
Streckennetz ausdehnen würde. Daher<br />
sei es immer das oberste Ziel, verspätete<br />
Züge so zu isolieren, dass es<br />
zu keinen Verspätungsübertragungen<br />
kommt. Die von den Zugverkehrsleitern<br />
getroffenen Entscheidungen<br />
fliessen hierbei in bis zu 60, teils automatisierte,<br />
Untersysteme ein.<br />
In Krisensituationen, wenn beispielsweise<br />
ein Zug liegen bleibt, greifen<br />
ebenfalls standardisierte Prozesse.<br />
Um dabei nichts zu vergessen, nutzen<br />
die Beteiligten bis heute Checklisten.<br />
«Im Prozess wird höchst strukturiert<br />
gearbeitet, während die Flexibilität<br />
eher in der Vorbereitung <strong>und</strong> im Nachgang<br />
mit Retroperspektiven zum<br />
Tragen kommt, um beispielsweise Abläufe<br />
weiter zu verbessern», erklärt<br />
Pascal Romann. Er arbeitet in Teilzeit<br />
im SBB-Konzernbereich «Human<br />
Resources» als interner Berater für Organisationsentwicklung<br />
<strong>und</strong> begleitet<br />
hierbei unter anderem die Reorganisation<br />
<strong>und</strong> agile Transformation.<br />
Dass die agile Arbeitsweise trotz notwendiger,<br />
standardisierter Protokolle<br />
auch bei der SBB Sinn macht, zeigt die<br />
jüngste Vergangenheit. «Im Finanzbereich<br />
mussten durch die Corona-<br />
Pandemie über Nacht alle Budgets <strong>und</strong><br />
Planungen angepasst werden, um die<br />
Liquidität zu sichern», so Pascal Romann.<br />
Aber auch wenn es nicht so eilt,<br />
setzt das Unternehmen vermehrt auf<br />
diese Arbeitsmethoden. Als Beispiel<br />
nennt er verschiedene Massnahmen<br />
im Personalumfeld, mit denen schneller<br />
geeignete Bewerber identifiziert<br />
<strong>und</strong> eingestellt werden können.<br />
SBB Schweizerische B<strong>und</strong>esbahnen<br />
www.sbb.ch<br />
#<strong>011</strong> 29
Produkte<br />
Kompakte Antriebstechnik<br />
im robusten Metallgehäuse<br />
Die EtherCAT-Klemmen ELM72xx sind vollwertige<br />
Servoverstärker im robusten Metallgehäuse mit einem<br />
Ausgangsstrom von bis zu 16 A bei 48 VDC Spannung<br />
für die Leistungsversorgung. Sie lassen sich direkt an die<br />
EtherCAT-Klemmen anreihen <strong>und</strong> sind damit integraler<br />
Bestandteil des I/O-Systems von Beckhoff. Zur Funktionalität<br />
zählen der direkte Anschluss von Motor, Feedback<br />
<strong>und</strong> Bremse über das Stecker-Frontend, ein Absolutwert-<br />
Interface <strong>und</strong> die One Cable Technology. Zusätzliche I/O<br />
erlauben das Latchen von Positionswerten. Durch die<br />
Brems-Chopper-Ansteuerung kann zudem ein Bremswiderstand<br />
direkt angeschlossen werden. Verfügbar sind derzeit<br />
fünf ELM72xx, die wiederum mit STO/SS1 oder mit Safe<br />
Motion ausgestattet sind. Im Vergleich zur EL-Serie ist die<br />
Verdrahtungsebene der ELM72xx steckbar ausgeführt.<br />
Optimierter digitaler<br />
Ladungsverstärker<br />
Der digitale Ladungsverstärker 5074A<br />
gestattet es, piezoelektrische Sensoren<br />
in ein echtzeitfähiges, industrielles<br />
Ethernet-System einzubinden<br />
<strong>und</strong> so Einstellungen am Messverstärker<br />
direkt über die Steuerung<br />
vorzunehmen. Der Messbereich<br />
von 20 bis 1 000 000 pC sowie zahlreiche<br />
Messfunktionen für verschiedene<br />
Applikationen sorgen für Flexibilität<br />
<strong>und</strong> fast uneingeschränkte Einsatzmöglichkeiten. Die Version 5074B,<br />
die den 5074A ablöst, behält diese Vorteile <strong>und</strong> ergänzt den Ladungsverstärker<br />
um zwei entscheidende Verbesserungen. Das Gerät ist<br />
nun nach 6 anstatt 30 s betriebsbereit <strong>und</strong> sorgt so vor allem in modularen<br />
Anlagen mit austauschbaren Hot-Plug-Modulen für eine höhere<br />
Anlagenverfügbarkeit. Zudem sind nun die zwei Energiepfade in<br />
den M8-Steckern getrennt, so dass neu neben der sicheren Energieversorgung<br />
des Ladungsverstärkers zusätzliche Geräte nach<br />
Industrie standard angeschlossen werden können. Dies ermöglicht<br />
nun die Abschaltung der Peripheriespannung.<br />
Kistler Instrumente AG | www.kistler.com<br />
Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />
Leistungsstarker Hohlwellenmotor<br />
Der Hohlwellenmotor DM66200H ist eine Antriebslösung<br />
für Anwendungen, in denen eine grosse Apertur (bis 40 mm)<br />
benötigt wird. Der Rotor läuft um die Öffnung <strong>und</strong> treibt die<br />
um diese herum angeordnete Mechanik ohne Übersetzung<br />
direkt an. Dabei kommt die Schrittmotor-Technologie<br />
von Faulhaber zum Einsatz. Bauartbedingt ist sie in hohem<br />
Masse energieeffizient <strong>und</strong> benötigt weder Bremse noch<br />
Encoder. Zudem arbeitet der Direktantrieb spielfrei <strong>und</strong> lässt<br />
sich mit wenig Aufwand in verschiedene Anwendungen<br />
integrieren. Dabei erreicht er sowohl bei der Geschwindigkeit<br />
(2000 min -1 ) als auch beim Drehmoment<br />
(180 mNm) hohe Leistungswerte.<br />
Der DM66200H zeichnet sich<br />
darüber hinaus durch ein<br />
geringes Gewicht <strong>und</strong> ein<br />
flaches Design aus. Dank<br />
minimalem Verschleiss<br />
(nur am Kugellager) ist<br />
er für den wartungsfreien<br />
Dauerbetrieb ausgelegt.<br />
30 #<strong>011</strong><br />
Faulhaber Minimotor SA<br />
www.faulhaber.ch<br />
Embedded-Box-PC<br />
für FTS <strong>und</strong> Roboter<br />
Der Embedded-Box-PC OEM S81 verfügt über<br />
vier Ethernet-Schnittstellen mit jeweils eigenen<br />
Network Interface Controllern für eine latenzfreie<br />
Sensoransteuerung. Mittels WiFi, GNSS<br />
oder LTE kommuniziert er mit anderen Geräten<br />
oder der Cloud. Weiter lassen sich hochpräzise<br />
GNSS-Receiver integrieren, die eine zentimetergenaue<br />
Ortung eines FTS oder MiR zulassen. Mit<br />
zwei CAN-Schnittstellen lässt sich der OEM S81<br />
zudem als CAN nutzen. Systemerweiterungen<br />
werden mittels MiniPCI-Express-Schnittstelle<br />
umgesetzt. Für Flash-Speicher stehen microSDoder<br />
CFast-Steckplätze zur Verfügung. Ein<br />
weiterer Vorteil bei der Verwendung in FTS oder<br />
mobilen Robotern ist die kompakte Bauform<br />
(174 × 50 × 127 mm). Der Box-PC erfüllt die Norm<br />
für Flurförderzeuge EN 1175-1:1998+A1:2010, ist<br />
unempfindlich gegen Schock <strong>und</strong> Vibration <strong>und</strong><br />
für einen Temperaturbereich von -40 bis 70° C<br />
ausgelegt.<br />
Syslogic AG | www.syslogic.com<br />
Drehstrommotoren Baureihe DR..<br />
Effizient, leistungsstark <strong>und</strong> weltweit<br />
einsetzbar<br />
.................................................................................................<br />
Mit den Motorbaukästen DR../DRN/DR2.. setzen wir<br />
Millionen von Antriebskombinationen um <strong>und</strong> bewegen<br />
die unterschiedlichsten Anlagen <strong>und</strong> Maschinen, weltweit.<br />
Wir bieten Ihnen für jede Anforderung den optimalen<br />
Drehstrommotor: 2-, 4-, 6- <strong>und</strong> 8-polige Motoren,<br />
mit Leistungen von 0,09 kW bis 375 kW <strong>und</strong> in den<br />
Wirkungsgradklassen IE1 bis IE4.<br />
www.imhof-sew.ch
PRODUKTE<br />
Produktion<br />
in kleinen Losgrössen<br />
Universelle 24/48-VDC-<br />
Stromversorgungen<br />
Die drei neuen PS-Stromversorgungsserien<br />
umfassen insgesamt 18 Geräte. Die 1- <strong>und</strong><br />
3-phasigen Hutschienen-Netzteile sind<br />
kompakt <strong>und</strong> liefern Ausgangsströme von<br />
2,5 bis 40 A. Ein temperaturoptimiertes<br />
Design ergibt eine gute Konvektionskühlung<br />
<strong>und</strong> somit eine hohe Lebensdauer <strong>und</strong><br />
maximale Zuverlässigkeit sowie bis zu<br />
96,3 Prozent Wirkungsgrad. Ausgestattet<br />
mit einem Weitbereichseingang <strong>und</strong><br />
mit unterschiedlichsten Zulassungen eignet<br />
sich das vielfältige Spektrum für den<br />
weltweiten <strong>und</strong> universellen Einsatz bei<br />
24- <strong>und</strong> 48-VDC-Anwendungen. Die Spitzenleistungsfähigkeit<br />
von maximal 150 Prozent<br />
ermöglicht es, bis zu 1,44 kW Ausgangsleistung<br />
kurzzeitig bereitzustellen. Zusammen<br />
mit der platzsparenden Bauform <strong>und</strong> der<br />
hohen Störfestigkeit gegenüber Transienten<br />
<strong>und</strong> Überspannungen ermöglicht dies einen<br />
effizienten <strong>und</strong> kostengünstigen Einsatz<br />
auch in rauen Industrieumgebungen.<br />
Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />
Condition-Monitoring für Industriegetriebe<br />
Das Condition-Monitoring-Angebot Drive Radar erfasst Betriebsdaten,<br />
wertet diese aus <strong>und</strong> erstellt Prognosen zu Zustandsänderungen.<br />
Hierbei nimmt ein Sensorikpaket kontinuierlich<br />
Messgrössen wie Umgebungstemperatur, Getriebe öltemperatur,<br />
Eingangsdrehzahl <strong>und</strong> Ölfüllstand sowie das Schwingungsverhalten<br />
von Wälzlagern <strong>und</strong> Verzahnung auf. Eine Edge<br />
Processing Unit erfasst, speichert <strong>und</strong> verdichtet diese Daten<br />
<strong>und</strong> sendet sie verschlüsselt ans Rechenzentrum von SEW-<br />
Eurodrive, wo diese ausgewertet <strong>und</strong> interpretiert werden.<br />
In der Web anwendung Drive Radar IoT Suite hat der Anwender<br />
dann die Möglichkeit, sich über den Zustand aller überwachten<br />
Getriebe zu informieren <strong>und</strong> sämtliche aufbereiteten Daten<br />
einzusehen. So lassen sich unter anderem Aussagen über den<br />
Zustand einzelner Wälzlager <strong>und</strong> deren Bestandteile oder<br />
Prognosen zum nächsten Ölwechsel treffen.<br />
Alfred Imhof AG<br />
www.imhof-sew.ch/produkte/industriegetriebe/driveradar<br />
Rexroth reduziert Energieverbrauch<br />
Bei der Umrüstung seiner Werkzeugmaschinen in Elchingen<br />
hat Bosch Rexroth das vorhandene Kompressorkühlgerät<br />
durch den Rittal Blue e+ Chiller ersetzt. Das neue<br />
Gerät verbraucht über 50 Prozent weniger<br />
elektrische Energie als der alte Rückkühler,<br />
beim Schaltschrankkühlgerät<br />
beträgt die Einsparung sogar über<br />
80 Prozent. Ein weiterer Aspekt<br />
ist die einfache Bedienung: Das<br />
Steuerungspanel mit Touchdisplay<br />
stellt alle Meldungen<br />
schnell <strong>und</strong> eindeutig in Klartext<br />
dar – wahlweise in 21 Sprachen.<br />
Dadurch kann der Bediener<br />
umgehend reagieren. Mit der<br />
Blue e+ App, die über NFC mit den<br />
Geräten kommuniziert, lassen sich<br />
wichtige Informationen drahtlos<br />
übertragen. Das ist vor allem<br />
dann wichtig, wenn mehrere Chiller<br />
konfiguriert werden.<br />
Acopos 6D bewegt Shuttles mit<br />
integrierten Permanentmagneten<br />
berührungslos <strong>und</strong> damit reibungsfrei<br />
auf einer Fläche aus Motorsegmenten.<br />
Diese sind 240 × 240 mm<br />
gross <strong>und</strong> können zu beliebigen<br />
Formen zusammengesetzt werden.<br />
Die Shuttles tragen je nach Grösse<br />
0,6 bis 14 kg <strong>und</strong> bewegen sich mit<br />
bis zu 2 m/s. Sie können zweidimensional<br />
verfahren, ihre Schwebehöhe<br />
ändern <strong>und</strong> sich entlang von drei<br />
Achsen drehen oder neigen. Das<br />
System verfügt somit über sechs<br />
Freiheitsgrade. Werden die Motorsegmente<br />
mit einer Edelstahlabdeckung<br />
versehen, entspricht die<br />
Lösung Schutzart IP69K <strong>und</strong> eignet<br />
sich somit für den Einsatz in Reinräumen<br />
sowie in der Nahrungsmittelproduktion.<br />
B&R Industrie Automation AG<br />
www.br-automation.com<br />
Rittal AG | www.rittal.ch<br />
smart plastics<br />
Ungeplante Ausfälle vermeiden<br />
Besuchen Sie uns:<br />
www.igus.ch/virtuellemesse<br />
Industrie 4.0: smart plastics erhöhen die<br />
Ausfallsicherheit. Intelligente Produkte<br />
sagen Austauschtermin im laufenden<br />
Betrieb voraus <strong>und</strong> integrieren sich nahtlos<br />
in Ihre Prozesse (vorausschauende<br />
Wartung). Dank smart plastics steigt<br />
die Anlagenverfügbarkeit <strong>und</strong> die Wartungskosten<br />
sinken.<br />
motion plastics ®<br />
Magnetostriktive Sensoren<br />
Die kontaktlosen, magnetostriktiven Hochleistungssensoren der Serie WPL sind mit den meisten industriellen<br />
Feldbussen kompatibel. Dank ihrer verbesserten digitalen Konnektivität erfassen sie eine Vielzahl<br />
von Prozessdaten <strong>und</strong> übertragen diese schnell, sicher <strong>und</strong> digital an die Steuerung. Zudem sind sie in<br />
der Lage, zyklische Daten über Cursor-Position <strong>und</strong> Bewegungsgeschwindigkeit zu liefern. Die cULuszertifizierten<br />
Sensoren garantieren selbst bei Feldstörungen wie Schock, Vibration, EMV <strong>und</strong> thermischer<br />
Drift eine 15 Mal höhere Signalverstärkung als herkömmliche Modelle. Darüber hinaus bieten sie eine<br />
Auflösung von unter 0,5 µm (nur SSI-Version), eine hohe Messstabilität <strong>und</strong> eine IO-Link-Schnittstelle 1.1.<br />
Sensormate AG | www.sensormate.ch<br />
Video "Industrie 4.0 – vorausschauende Wartung" unter igus.ch/smartplastics<br />
Tel. 062 388 97 97 info@igus.ch<br />
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CH(D)-1131-smart plastics 185x63M.indd 1 23.07.17 18:38
Von Eugen Albisser<br />
KOLLABORATIVES<br />
ARBEITEN<br />
#006<br />
DIE IDEENSCHMIEDE<br />
VON UPTOWNBASEL<br />
Die Arealentwicklung uptownBasel wird zum Inkubator für Innovation <strong>und</strong> Technologietransfer.<br />
Mit Co-Creation <strong>und</strong> einer firmenübergreifenden Innovationsplattform<br />
wird das erste Gebäude zur Ideenschmiede <strong>und</strong> kreiert neue Partnerschaften.<br />
Die Arealentwicklung uptownBasel wird zum<br />
Inkubator für Innovation <strong>und</strong> Technologietransfer<br />
in der Region Basel <strong>und</strong> zum Vorzeigeprojekt<br />
in Sachen Nachhaltigkeit. Bis 2027 entsteht in Arlesheim<br />
(BL) auf einem Gr<strong>und</strong>stück von 70 000 Quadratmeter<br />
Fläche modernste Räume <strong>und</strong> Infrastrukturen für mindestens<br />
50 Firmen mit 2000 innovativen, neuen Arbeitsplätzen.<br />
Dank eines durchdachten <strong>und</strong> vorbildlichen Corona-Schutzkonzepts<br />
kann das erste Gebäude, die so genannte Ideenschmiede,<br />
fristgerecht bezogen werden. Doch warum wird<br />
das Gebäude 1 zur Ideenschmiede <strong>und</strong> wie wird das vor Ort<br />
gefördert?<br />
Co-Creation-Räume<br />
Wissenschaftliche Erkenntnisse mehren sich auf allen Gebieten.<br />
Teilweise wächst das Wissen sogar exponentiell. Die<br />
zunehmende Arbeitsteilung <strong>und</strong> die Informationsverteilung<br />
erfordern daher mehr Austausch <strong>und</strong> eine stärkere Vernetzung<br />
der Wissensträger untereinander. Die beiden Hauptmieter<br />
im ersten Gebäude, der französische Grosskonzern<br />
VINCI mit seinen Tochterfirmen Axians redtoo AG <strong>und</strong> Actemium<br />
Schweiz AG <strong>und</strong> Bouygues Energies & Services AG,<br />
haben sich ein dichtes Netz für den Wissenstausch aufgebaut.<br />
Diese Netze will uptownBasel fördern <strong>und</strong> baut darum<br />
Co-Creation-Räume, die es so in der Region Basel noch nicht<br />
gibt, damit die Firmen sich unkompliziert, aber strukturiert<br />
über die Firmengrenzen hinweg austauschen können.<br />
Begegnung fördern<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung für einen solchen Austausch zwischen<br />
Mitarbeitern ist, dass diese sich über den Weg laufen,<br />
sehen <strong>und</strong> begegnen. Die Gestaltung der Arbeitsumgebung<br />
hat daher einen enormen Einfluss auf diesen Austausch:<br />
Sie kann <strong>und</strong> soll Begegnungen fördern. Das Gebot der<br />
Zur Rubrik<br />
Die fortlaufende Rubrik «Kollaboratives<br />
Arbeiten» entsteht in Zusammenarbeit mit<br />
uptownBasel <strong>und</strong> wird von ihr fi nanziell<br />
unterstützt. Die Rubrik beschreibt die<br />
Möglich keiten, welche sich Industriefi rmen<br />
bieten im Zeitalter der Digitalisierung: vom<br />
kollaborativen Arbeiten bis zur vollkommen<br />
vernetzten Produktion wie sie in Arlesheim<br />
im «Kompetenzzentrum Industrie 4.0» derzeit<br />
aufgebaut wird.<br />
Folge 7 in der <strong>Ausgabe</strong> #012:<br />
Der digitale Gebäudezwilling<br />
uptownBasel:<br />
Themen <strong>und</strong> Mieter<br />
uptownBasel konzentriert sich auf die aktuellen Themen<br />
wie Elektromobilität, Batterietechnologie, Digital Health,<br />
personalisierte Medizin, Additive Manufacturing, Datacenter<br />
<strong>und</strong> Data Analytics.<br />
Die Gesamtheit der positiven Eigenschaften des Standorts<br />
Arlesheim soll Unternehmen mit hohen Qualitätsstandards in<br />
Bezug auf Corporate Responsibility <strong>und</strong> technologieorientierte<br />
Unternehmen mit wissensintensiver Produktion sowie Dienstleistungsunternehmen<br />
mit hohem Fachkräfteanteil anziehen.<br />
Wer steckt hinter<br />
uptownBasel<br />
Der kollaborative Campus der Zukunft ist eine Arealentwicklung<br />
von Hans-Jörg Fankhauser. Für das grosse fi nanzielle<br />
Engagement steht die Familie von Dr. Thomas Staehelin <strong>und</strong><br />
seiner Frau Monique, die selbst in Arlesheim aufgewachsen ist.<br />
St<strong>und</strong>e sind selbstorganisierte <strong>und</strong> moderierte Teams.<br />
Für diese Teams bedeutet das, mehr Entscheidungen selbst<br />
<strong>und</strong> gemeinsam zu treffen. Das heisst, mehr Zeit miteinander<br />
zu verbringen, mehr zu interagieren <strong>und</strong> sich stärker<br />
auszutauschen.<br />
Internationale Netzwerke<br />
Um das eigene Netzwerk zu vergrössern, geht es gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
um den Austausch zwischen Mitarbeitern des ganzen<br />
Unternehmens, deren K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Ausbildungsstätten wie<br />
Fachhochschulen oder Universitäten. Der Austausch hat<br />
zwei Funktionen. Die erste ist, möglichst schnell relevante<br />
Informationen <strong>und</strong> Wissen zielgerichtet zu erhalten. Die<br />
zweite Funktion beruht auf zufälligen <strong>und</strong> gesteuerten Begegnungen<br />
der Mitarbeiter. Sie sind die Gr<strong>und</strong>lagen, um Neues<br />
zu schaffen, sowie Quelle für Kreativität <strong>und</strong> Innovation.<br />
All das wird in der Ideenschmiede in Kürze aufleben.<br />
uptownBasel | https://uptownbasel.ch<br />
34 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 35
TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />
BRUSH IT UP!<br />
RUBRIKTITEL<br />
NEWS IN<br />
ZAHLEN<br />
Sensry <strong>und</strong> MST Gruppe gehen langfristig<br />
strategische Zusammenarbeit ein<br />
Sensry and MST Group Enter Strategic<br />
Long-Term Cooperation<br />
Ein Autohersteller setzt erstmals einen Quantencomputer mit einer ENORMEN Rechenleistung<br />
ein <strong>und</strong> am PSI ermitteln Forscher den EXAKTEN RADIUS des Helium-Atomkerns.<br />
Zu solchen Nachrichten gehören Zahlen, sie erst lassen uns die Welt besser einordnen.<br />
Hier sind ein paar neue Zahlen aus der Welt der Industrie.<br />
Die Unternehmen Sensry GmbH (Sensry) <strong>und</strong><br />
Micro Systems Technologies (MST Gruppe) haben<br />
den Abschluss einer langfristigen strategischen<br />
Zusammenarbeit bekannt gegeben, …<br />
… bei der Synergien zwischen <strong>und</strong> Interessen<br />
der beiden Unternehmen genutzt werden, um<br />
gemeinsam auf dem Markt des Internets der Dinge<br />
(IoT) zu wachsen.<br />
Sensry <strong>und</strong> die MST Gruppe beabsichtigen, in<br />
den Bereichen Design, Entwicklung <strong>und</strong> Fertigung<br />
in der Aufbau- <strong>und</strong> Verbindungstechnik, bei<br />
SMT-Prozesse <strong>und</strong> im elektrischen Test der von<br />
Sensry entwickelten halbleiterbasierten IoT-<br />
Systemlösungen zusammenzuarbeiten.<br />
Christian Rössle, President Sales & Marketing der<br />
MST Gruppe, kommentierte: «Unser partnerschaftlicher<br />
Ansatz umfasst Fertigungslösungen auf<br />
der Gr<strong>und</strong>lage unserer internen Herstellung von<br />
Leiterplatten <strong>und</strong> IC-Substraten …<br />
… gemeinsame Projekte zur Entwicklung<br />
von Halbleitergehäusen von der Muster- bis zur<br />
Massenfertigung, …<br />
… die Programmierung <strong>und</strong> Kalibrierung von<br />
Sensoren, sowie die komplette Logistik für<br />
Wafer-, Chips- <strong>und</strong> Komponenten- Lagerung,<br />
Kennzeichnung, Verpackung <strong>und</strong> dem Direktversand<br />
an die K<strong>und</strong>en von Sensry.»<br />
36 #<strong>011</strong><br />
The companies Sensry GmbH (Sensry) and Micro<br />
Systems Technologies (MST Group) announced<br />
the entering of a strategic long-term cooperation …<br />
… using synergies between and interests of both<br />
companies to grow together in the Internet-of-<br />
Things (IoT) market.<br />
Sensry and MST Group intent to cooperate in<br />
the areas of semiconductor systems design,<br />
development, assembly, interconnect, packaging,<br />
SMT processes and electrical test of IoT solutions<br />
developed by Sensry.<br />
Christian Rössle, President Sales & Marketing<br />
of MST Group, commented: «Our partnership<br />
approach comprises semiconductor packaging<br />
based on our inhouse PCB and IC-Substrate<br />
manufacturing, …<br />
… joint package development projects from samples<br />
to volume manufacturing, …<br />
… the programming and calibration of sensors,<br />
logistics for wafer, chip, component, and subassembly<br />
storage, marking, labeling, packing<br />
and drop-shipment to Sensry customers.»<br />
Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es, Absatz<br />
für Absatz. Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik wie<br />
auch die englische Übersetzung stammen – abgesehen von ein<br />
paar Anpassungen – von einer Pressemitteilung der Firma Sensry<br />
<strong>und</strong> MST Group. Bild/Picture: Fraunhofer Projekt USeP<br />
10 × 10 × 3<br />
ZENTIMETER<br />
Nun ist es in der Erdumlaufbahn: das kleinste Laserterminal<br />
der Welt. Es misst nur 10 × 10 × 3 Zentimeter. Mit diesem<br />
Terminal können endlich auch Miniatursatelliten Daten<br />
übertragen, in diesem Fall mittels Laser.<br />
1,67824<br />
FEMTOMETER<br />
Exakt so winzig ist der Radius des<br />
Atomkerns von Helium. Erstmals<br />
konnte er am Paul Scherrer Institut<br />
(PSI) fünfmal genauer gemessen<br />
werden als je zuvor.<br />
200<br />
METER<br />
Diese Reichweite erreicht ein neuartiger<br />
Mikroscannerspiegel, der die Umgebung<br />
dreidimensional scannt <strong>und</strong> künftig<br />
das menschliche Auge in autonomen<br />
Fahrzeugen ersetzen soll.<br />
10<br />
QUBITS<br />
BMW testet einen Quantencomputer,<br />
um in Echtzeit seine Lieferketten zu<br />
optimieren. Deren Rechenleistungen sind<br />
enorm, allerdings ist das eingesetzte<br />
Exemplar «nur» ein 10-Qubit-Modell.<br />
2 700 000<br />
INDUSTRIE-ROBOTER<br />
Weltweit sind 2,7 Millionen Industrie-Roboter<br />
im Einsatz – <strong>und</strong> es werden immer mehr. Nun gibt<br />
es die erste europäische Charta der Robotik,<br />
um die künftige Zusammenarbeit von Robotern<br />
<strong>und</strong> Menschen zu regeln.<br />
7,4<br />
PROZENT<br />
Die Corona-Pandemie hat auch<br />
Auswirkungen auf die Investitionen<br />
in technologie getriebene<br />
Startups. Ein Report zeigt:<br />
Sie fielen um 7,4 Prozent auf<br />
2,1 Milliarden Franken im 2020.<br />
2 120 000 000<br />
US-DOLLAR<br />
Auch der 3D-Druckmarkt ist wegen der Coronakrise eingebrochen.<br />
Aber nur kurz. Bereits im dritten Quartal 2020 stieg der weltweite<br />
Umsatz von 1,88 Mrd. auf 2,12 Milliarden US-Dollar.<br />
#<strong>011</strong> 37
David von Büren, Projektleiter Innoteq (links) <strong>und</strong> Pascal Blanc, Bereichsleiter<br />
Fach- <strong>und</strong> Gastmessen bei Bernexpo: «Uns ist es wichtig, authentisch zu bleiben<br />
<strong>und</strong> auf der Innoteq.digital den persönlichen Austausch zu fördern.» Bild: Bernexpo<br />
Die Innoteq.digital findet neu am 19./20. Mai 2021 statt<br />
HYBRIDE FORMATE SIND DIE<br />
ZUKUNFT DER MESSEBRANCHE<br />
Unser Timing für die Umsetzung war von Beginn nicht<br />
unmöglich, aber sportlich. Mit Hochdruck haben wir in<br />
den letzten Wochen Gespräche mit potenziellen Ausstellenden<br />
geführt <strong>und</strong> bereits namhafte Unternehmen für<br />
die Plattform begeistert. Die bis mindestens Ende Februar<br />
geltenden verschärften Rahmenbedingungen erschwerten<br />
es uns allerdings, die Innoteq.digital im gewünschten<br />
Tempo vorwärts zu bringen. So bestand zum Beispiel das<br />
Risiko, dass wir die einzigartigen Live-Elemente nicht<br />
wie gewünscht umsetzen können. Und die Ausstellenden<br />
wurden in der Vorbereitung ihrer digitalen Präsenz sowie<br />
der Produktion ihrer Inhalte gebremst. Deshalb haben<br />
wir uns gemeinsam mit unseren Partnern entschieden,<br />
die Veranstaltung in den Mai zu verschieben. Und sind<br />
überzeugt, dass wir dadurch enorm an Inhalt, Qualität,<br />
Relevanz <strong>und</strong> Reichweite gewinnen.<br />
Das digitale Angebot der Innoteq ist ziemlich vielfältig:<br />
Expo, Webinars, Konferenz, virtuelle Räume <strong>und</strong><br />
Live-TV. Neben all dem sollen die Online-Besucher<br />
auch noch eine «Veranstaltungsatmosphäre» erleben.<br />
Was verstehen Sie darunter?<br />
Wie bereits erwähnt, können wir mit der Innoteq.digital<br />
auf eine Plattform setzen, die von Messe- <strong>und</strong> Kongressprofis<br />
entwickelt <strong>und</strong> letzten Herbst bereits bei zwei<br />
B2B-Plattformen in Deutschland erfolgreich umgesetzt<br />
wurde. Das Konzept ist sehr interaktiv <strong>und</strong> lebendig,<br />
MESSE INNOTEQ<br />
die Menschen hinter den Unternehmen <strong>und</strong> Produkten<br />
sind sicht- <strong>und</strong> spürbar, anders als bei Plattformen, wo<br />
Avatare sich in künstlichen Welten bewegen. Uns war<br />
es wichtig, authentisch zu bleiben <strong>und</strong> den «persönlichen»<br />
Austausch zu fördern. So gibt es eine Konferenz mit<br />
Keynotes <strong>und</strong> Panels, eine virtuelle Bühne mit Präsentationen<br />
der Ausstellenden sowie die Expo, wo Ausstellende<br />
digitale Meetingräume bespielen <strong>und</strong> den direkten<br />
Austausch mit Besuchenden pflegen können. Als formale<br />
<strong>und</strong> kommunikative Klammer des Events fungiert das<br />
Innoteq-TV mit Interviews, Talks <strong>und</strong> Unterhaltungselementen.<br />
Wenn Sie einem Fachmann, der nun in den letzten<br />
Monaten vielleicht schon an der einen oder anderen<br />
digitalen Messe teilnahm, den Besuch der Innoteq<br />
ans Herz legen müssten: Was würden Sie ihm sagen?<br />
Die Innoteq.digital ist in ihrer Art<br />
einzigartig, weil sich hier die Akteure<br />
der Schweizer Fertigungsindustrie<br />
treffen <strong>und</strong> mittels vielseitiger<br />
Formate persönlich austauschen.<br />
Diese Chance gilt es zu nutzen<br />
<strong>und</strong> wertvolle Erfahrungen zu<br />
sammeln, um den Re-Start-Button<br />
zu drücken <strong>und</strong> gemeinsam einen<br />
Weg aus der Krise zu finden.<br />
Das vollständige<br />
Interview lesen Sie<br />
auf www.technik-<br />
<strong>und</strong>-wissen.ch/innoteq-<br />
2021-interview.html<br />
Die neue Messe Innoteq für die Schweizer Fertigungsindustrie musste schnell von<br />
einer Präsenzveranstaltung zu einem digitalen Format wechseln. Das gelang <strong>und</strong><br />
sie wird mit einem umfangreichen Angebot ihre virtuelle Premiere feiern. Allerdings<br />
nun etwas später als geplant. Ein Interview mit Pascal Blanc, Bernexpo-Bereichsleiter<br />
Fach- <strong>und</strong> Gastmessen Bernexpo <strong>und</strong> David von Büren, Projektleiter Innoteq.<br />
Die erste Austragung der Fachmesse Innoteq<br />
wird nun wenig überraschend digital ausgeführt.<br />
Dennoch war es sicher stressig, so schnell von<br />
einem Präsenzformat auf ein digitales Format zu<br />
wechseln. Wieso haben Sie dies auf sich genommen, statt<br />
die Messe zum Beispiel erst 2023 zu lancieren?<br />
Relativ schnell haben Gespräche mit den Trägerverbänden<br />
Swissmechanic, Swissmem <strong>und</strong> Tecnoswiss sowie mit<br />
Exponenten aus dem Strategic Board der Innoteq letzten<br />
Herbst gezeigt, dass die Branche ein vitales Interesse daran<br />
hat, gerade jetzt im Markt präsent zu sein, um Neuheiten<br />
zu präsentieren, Networking zu betreiben <strong>und</strong> gemeinsam<br />
einen Weg aus der Krise zu finden. Eine ersatzlose Verschiebung<br />
der Messe ins Jahr 2023 war damit vom Tisch.<br />
Ein glücklicher Zufall war dann, dass unser langjähriger<br />
Partner Hinte aus Deutschland letzten Herbst eine digitale<br />
Von Eugen Albisser<br />
B2B-Messe- <strong>und</strong> Eventplattform entwickelte, die wir nun<br />
in relativ kurzer Zeit auf unsere konkreten Bedürfnisse<br />
anpassen <strong>und</strong> weiterentwickeln können.<br />
Womit auch die Weichen für hybride Messen gelegt<br />
werden.<br />
Ja, denn wir sind überzeugt, dass die Zukunft der Messe<strong>und</strong><br />
Veranstaltungsbranche in hybriden Formaten liegt.<br />
Mit der Lancierung von Innoteq.digital übernehmen<br />
wir eine Vorreiterrolle. Dies erlaubt uns eine nachhaltige<br />
Professionalisierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung sowie eine<br />
gestärkte Positionierung als führende Anbieterin innovativer<br />
Formate <strong>und</strong> Plattformen.<br />
Nun wurde die Innoteq um wenige Wochen vom März<br />
auf den Mai 2021 verschoben. Was waren die Gründe für<br />
diese Entscheidung?<br />
SCHMIDT Pressen<br />
• Neue Servopressen Linie 6xx<br />
• Neue Steuerungsgeneration 700 / 7000<br />
• Baumustergeprüfte Handarbeitsplätze<br />
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38 #<strong>011</strong><br />
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RUBRIKTITEL<br />
Bild: iStock<br />
NACHWUCHSMANGEL<br />
Nachwuchsmangel in MINT-Berufen: Ursachen <strong>und</strong> Lösungen<br />
«EIN UMDENKEN<br />
BRAUCHT VIEL ZEIT»<br />
Der Nachwuchsmangel im MINT-Bereich existiert seit vielen Jahren. Was ist der Gr<strong>und</strong><br />
dafür <strong>und</strong> was machen Schulen, Verbände <strong>und</strong> Organisationen, dass mehr Menschen sich<br />
in technisch-naturwissenschaftliche Berufe wagen – <strong>und</strong> auch bleiben?<br />
Von Eugen Albisser<br />
Schon länger wird gewarnt,<br />
dass in Zukunft der Nachwuchs<br />
in technischen Berufen<br />
fehlen werde. Zu den<br />
frühen Warnern gehört der Verband<br />
Swissmem. Im 2009 zum Beispiel<br />
wollte Swissmem dem drohenden<br />
Nachwuchsmangel mit einer Initiative<br />
entgegentreten, denn «vielen Unternehmen<br />
der Schweizer Maschinen-,<br />
Elektro- <strong>und</strong> Metallindustrie, vor allem<br />
kleineren <strong>und</strong> mittelgrossen, fällt<br />
es zunehmend schwer, talentierte<br />
Jugendliche für anspruchsvolle technische<br />
Berufslehren zu gewinnen»,<br />
hiess es damals bei der Einführung<br />
von Tecmania.ch, welche das Image<br />
der Industrie zu verbessern <strong>und</strong> das<br />
Interesse für Technik bei jungen Menschen<br />
zu wecken versuchte.<br />
Die Corona-Krise hat sich nun zwar<br />
auf den Fachkräftemangel-Index niedergeschlagen<br />
<strong>und</strong> dieser sank nun<br />
erstmals seit der Messung um 17 Prozent<br />
wie der «Fachkräftemangel Index»<br />
der Adecco Gruppe Schweiz <strong>und</strong><br />
des Stellenmarkt-Monitors Schweiz<br />
der Universität Zürich zeigt. Luca Semeraro,<br />
Head Professional Recruitment<br />
bei Adecco, wird aber folgendermassen<br />
zitiert: «Am Fachkräftemangel<br />
in Berufen wie dem Ingenieurwesen,<br />
der Informatik, der Technik oder der<br />
Medizin, hat die Corona-Krise wenig<br />
geändert. Wir erfahren täglich, wie intensiv<br />
Unternehmen nach Spezialisten<br />
<strong>und</strong> Spezialistinnen in diesen Bereichen<br />
suchen.»<br />
Warum existiert der Nachwuchsmangel?<br />
Ein paar Gründe<br />
Doch warum gibt es diesen Nachwuchsmangel?<br />
Mit der demografischen<br />
Entwicklung kann nicht alles<br />
erklärt werden, speziell natürlich<br />
nicht, warum ausgerechnet die<br />
MINT-Berufe (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften <strong>und</strong> Technik)<br />
besonders darunter leiden. Dass aber<br />
klassische technische Berufe ein<br />
Imageproblem haben, hat sicher weitreichendere<br />
Auswirkungen. Roger Filliger<br />
von der BFH betont, dass noch<br />
immer das Denken vorherrsche, es seien<br />
Arbeiten, die wenig mit Menschen<br />
zu tun haben, dazu oft in einem eher<br />
schmutzigen, lärmigen Umfeld in<br />
grossen Industriehallen vorkomme<br />
<strong>und</strong> sowieso nur etwas für Tüftler <strong>und</strong><br />
Nerds sei. «Einem eher aufwendigen<br />
Studium mit hoher beruflicher Verantwortung<br />
steht also eine vergleichsweise<br />
unspektakuläre, gesellschaftliche<br />
Reputation gegenüber», sagt er. Auch<br />
die «starke Betonung von in der Schule<br />
erworbenen Kompetenzen in Mathematik<br />
für die Besetzung von Lehrstellen<br />
schreckt viele ab, insbesondere oft<br />
auch Mädchen», meint er.<br />
Lehrkräfte trauen sich technische<br />
Fächer nicht zu<br />
Beat Schuler, Leiter Nachwuchsförderung<br />
beim SATW (Schweizerische<br />
Akademie der Technischen Wissenschaften)<br />
sieht aber noch ein anderes<br />
Hindernis: «Jugendliche sind sich der<br />
Vielfalt von Technik häufig nicht bewusst.<br />
Dadurch kennen sie die unterschiedlichen<br />
Berufsfelder wenig oder<br />
gar nicht. Zudem kommt Technik zu<br />
kurz in der Schule, da es kein eigentliches<br />
Unterrichtsfach dafür gibt <strong>und</strong><br />
Technik wenig im Lehrplan 21 verankert<br />
ist.» Beim Schweizerischen<br />
Nationalfonds (SNF) stellt man zumindest<br />
auf Forschungsebene aber nicht<br />
generell einen Nachwuchsmangel<br />
in den MINT-Disziplinen fest. Dort<br />
würden ähnlich viele Gesuche eingereicht<br />
wie in den anderen grossen Forschungsbereichen<br />
wie den Geistes<strong>und</strong><br />
Sozialwissenschaften respektive<br />
den Lebenswissenschaften, heisst es<br />
auf Nachfrage. Auffallend sei jedoch<br />
die deutlich geringere Vertretung von<br />
Forscherinnen in gewissen MINT-Disziplinen.<br />
Der SNF fördert zum Beispiel<br />
circa 4700 Doktorierende, davon r<strong>und</strong><br />
45 % aus den MINT-Disziplinen. Von<br />
diesen sind jedoch nur knapp ein Drittel<br />
Frauen.<br />
Warum geht es nicht schneller<br />
vorwärts?<br />
Das Sonderbare am Nachwuchsmangel<br />
in allen MINT-Berufen ist, dass der<br />
Mangel <strong>und</strong> die dahinterliegenden<br />
Probleme wie eben dieses Diversityoder<br />
das Image-Problem schon seit<br />
Jahren bekannt sind <strong>und</strong> sich trotzdem<br />
wenig zu ändern scheint. «Die genannten<br />
Gründe sind tief in unserer<br />
Gesellschaft verankert. Ein Umdenken<br />
braucht viel Zeit», sagt Beat Schuler<br />
von der SATW. Urs Rieder, Vizedirektor<br />
von der Hochschule Luzern – Technik<br />
& Architektur <strong>und</strong> Leiter Bereich Ausbildung<br />
meint, dass zudem die «Vorbilder»<br />
<strong>und</strong> «Beeinflusser» in der Entscheidungsphase<br />
für die Berufswahl<br />
oft eine zu grosse Distanz zu den<br />
MINT-Themen hätten <strong>und</strong> gesamtgesellschaftlich<br />
sei durchaus eine Skepsis<br />
gegenüber der Technik <strong>und</strong> ihren<br />
Entwicklungen zu beobachten. Paradoxerweise<br />
würden allerdings trotzdem<br />
hohe Erwartungen in die Technik<br />
gesetzt, wenn es zum Beispiel um die<br />
40 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 41
NACHWUCHSMANGEL<br />
Bild: Pixabay<br />
Bewältigung der Klimakrise geht. Rieder:<br />
«Die grossen Themen wie Rollenbilder<br />
für beide Geschlechter oder die<br />
Rolle der Technik bei gesellschaftlichen<br />
Problemen lassen sich tatsächlich<br />
nicht schnell verändern. Es<br />
braucht ein langjähriges Engagement,<br />
welches bereits im Kindergarten beginnen<br />
muss.»<br />
In Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung investieren<br />
Weil eine Veränderung schneller eintreten<br />
müsste, sieht Swissmechanic-<br />
Direktor Jürg Marti dringenden Handlungsbedarf:<br />
«Die betroffenen Branchen<br />
müssen sich sicher stärker anstrengen,<br />
um ihre Berufe für die Jugendlichen attraktiver<br />
zu machen.» Er sieht da auch<br />
seinen Verband in der Pflicht: «Da sind<br />
Verbände <strong>und</strong> Branchenorganisationen<br />
gefordert: Sie müssen die Betriebe<br />
gezielt unterstützen <strong>und</strong> dazu motivieren,<br />
in die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung zu<br />
investieren. Das ist eine Herkulesaufgabe,<br />
vor allem in wirtschaftlich angespannten<br />
Zeiten. Denn wenn die Betriebe<br />
ohnehin schon unter Druck<br />
stehen <strong>und</strong> ihre Kosten senken müssen,<br />
dann werden zusätzliche Investitionen<br />
in die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
schon mal in Frage gestellt.»<br />
Zukunftsträchtige Berufe <strong>und</strong> doch<br />
nicht attraktiv<br />
Das Paradoxe an der Situation: Die<br />
MINT-Berufe gelten als zukunftsträchtig,<br />
was eigentlich schon für Attraktivität<br />
sorgen müsste. Beat Schuler<br />
von der SATW: «Das stimmt <strong>und</strong> gerade<br />
im Zusammenhang mit Gender <strong>und</strong><br />
MINT-Berufen gibt es eine interessante<br />
Studie von Stoet <strong>und</strong> Geary, die zeigen,<br />
dass der Anteil von Frauen in den<br />
MINT-Berufen in tiefer entwickelten<br />
Ländern viel höher ist als in höher entwickelten<br />
Ländern. Die Autoren begründen<br />
dies damit, dass in jenen Ländern<br />
sich mehr Mädchen für eine<br />
technische Ausbildung entscheiden,<br />
um ihre soziale Stellung zu verbessern,<br />
indem sie nach Männerberufen<br />
streben. In höher entwickelten Ländern<br />
ist diese ‹Anstrengung› nicht nötig.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann man also sagen:<br />
Je mehr Chancengleichheit für<br />
Mann <strong>und</strong> Frau, desto weniger wahrscheinlich<br />
ist es, dass Mädchen eine<br />
technische Richtung einschlagen. Obwohl<br />
nicht wissenschaftlich belegt ist<br />
<strong>und</strong> die obige Aussage nur für Frauen<br />
zutrifft, kann ich mir gut vorstellen,<br />
dass dies teilweise auch allgemein<br />
gilt. Das Studium von Ingenieurwissenschaften<br />
gilt als schwierig. Dies<br />
könnte auch Männer davon abhalten,<br />
dies zu studieren.»<br />
«Die grossen Themen wie Rollenbilder<br />
für beide Geschlechter oder die Rolle<br />
der Technik bei gesellschaftlichen<br />
Problemen lassen sich tatsächlich<br />
nicht schnell verändern. Es braucht<br />
ein langjähriges Engagement, welches<br />
bereits im Kindergarten beginnt.»<br />
Online<br />
Auf www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
stellen wir am Tag der Printpublikation<br />
eine Aufstellung mit Projekten online,<br />
welche sich um den Nachwuchsmangel<br />
kümmern, vornehmlich im<br />
MINT-Bereich.<br />
Berufe sind wenig fassbar <strong>und</strong><br />
schwierig zu erklären<br />
Swissmechanic-Direktor Jürg Marti<br />
sieht in den «fast nicht fassbaren» Berufen<br />
ein Hindernis: «Das macht es<br />
schwierig, sie einer breiten Öffentlichkeit<br />
zu erklären.» Benötigt würden vermehrt<br />
öffentliche Plattformen wie<br />
zum Beispiel Berufsmeisterschaften,<br />
damit dies gelänge. Doch nicht nur<br />
dies. Neue Tätigkeiten <strong>und</strong> Berufe seien<br />
entstanden in den MINT-Gebieten,<br />
meint Roland Christen, Senior wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter im Bereich<br />
Forschung an der Hochschule Luzern<br />
– Informatik. «Während der Berufswahl<br />
orientieren sich Jugendliche<br />
stark in ihrem direkten Umfeld, wo<br />
diese neuen Möglichkeiten oft noch zu<br />
wenig bekannt sind. Den Technik- <strong>und</strong><br />
Informatik-Berufen haftet zudem noch<br />
immer ein falsches nerdiges Image an.<br />
Tatsächlich erfordern diese Berufe ein<br />
hohes Mass an Kreativität <strong>und</strong> Teamfähigkeit»,<br />
sagt er.<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt<br />
auch Marla Landolt, Verantwortliche<br />
für Nachwuchsförderung an der Hochschule<br />
für Technik, FHNW: «Viele<br />
MINT-Berufe konzentrieren sich zu<br />
sehr auf die Anforderungen <strong>und</strong> zu<br />
wenig auf die kreativen Elemente <strong>und</strong><br />
das Ergebnis des Berufs. Die MINT-<br />
Förderung muss deshalb so früh wie<br />
möglich zeigen, was das Potential eines<br />
MINT-Berufes ist.»<br />
Kreative Technikvermittlung gefragt<br />
Doch es ist nicht so, dass die Schulen<br />
<strong>und</strong> Verbände die Hände in den Schoss<br />
gelegt haben. Im Gegenteil. Überall<br />
entstehen Projekte <strong>und</strong> Initiativen<br />
(siehe Online-Auflistung vieler Projekte<br />
auf technik-<strong>und</strong>-wissen.ch). Doch<br />
welche sind geeigneter als andere? Roland<br />
Christen von der HSLU: «Am erfolgversprechendsten<br />
ist es bei uns,<br />
wenn wir junge Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler auf dem Campus haben <strong>und</strong><br />
mit ihnen konkrete Projekte durchführen<br />
können. Wenn die Schüler <strong>und</strong><br />
Schülerinnen verstehen, was wir<br />
machen, nimmt ihnen dies die Angst<br />
vor der Technik. Das gleiche gilt auch<br />
für die Beeinflusser: Je besser wir<br />
der Öffentlichkeit aufzeigen können,<br />
wie unsere Arbeit beim Lösen gesellschaftlicher<br />
Probleme hilft, umso eher<br />
gelingt es, die Skepsis der Technik gegenüber<br />
abzubauen.»<br />
Der Verband Swissmem setzt auf<br />
«Kreative Technikvermittlung» bei der<br />
MINT-Förderung, welche das Selbstkonzept<br />
der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
verändert mit Projekten wie zum Beispiel<br />
explore-it oder der Vermittlung<br />
der Sinnhaftigkeit der einzelnen Berufe<br />
in Projekten wie tecindustry.ch.<br />
Da auch die Vorstellungen von Karrieren<br />
nach erfolgreichen MINT-Studien<br />
zum Teil sehr stereotyp sind <strong>und</strong> zum<br />
Zeitpunkt der Berufswahl vielen jungen<br />
Menschen die soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Relevanz von MINT-Berufen<br />
nur ungenügend bewusst ist,<br />
müsste man auch da einen Hebel ansetzen:<br />
«Wenn die gesellschaftliche<br />
Tragweite <strong>und</strong> Wichtigkeit solcher Berufe<br />
in jungen Jahren besser <strong>und</strong> authentisch<br />
vermittelt wird, steigen die<br />
Begeisterungschancen deutlich an»,<br />
sagt Peter Baumann, MINT-Koordinator<br />
TecLab an der BFH.<br />
Wenig erfolgreiche Lösungsansätze<br />
Bei den Projekten gibt es auch Ansätze,<br />
die sich als wenig erfolgreich erwiesen.<br />
Dazu gehören Aktivitäten, die<br />
sich sehr einseitig auf die Darstellung<br />
<strong>und</strong> Vermittlung von Technik fokussieren.<br />
Zum Beispiel einfach «löten».<br />
Damit würden primär Kinder angesprochen,<br />
die sich eh schon stark für<br />
Technik interessierten, sagt Beat Baumann.<br />
Am schlechtesten wäre aber<br />
einfach «nichts tun», meint Marla<br />
Landolt von der FHNW oder einfach<br />
nur auf Werbung <strong>und</strong> PR in Printmedien<br />
setzen, sagt Swissmechanic-<br />
Direktor Jürg Marti. Sein Verband<br />
setzt da lieber auf Tüftlerworkshops;<br />
Auftritte an Berufsmeisterschaften<br />
wie SwissSkills oder WorldSkills <strong>und</strong><br />
auf «kurze, knackige Videosequenzen,<br />
die die Berufe <strong>und</strong> die Menschen in<br />
diesen Berufen vorstellen».<br />
«Betriebe müssen ihre Ausbildungsqualität<br />
hochhalten»<br />
Was können Firmen tun, um die Berufe<br />
attraktiver zu gestalten? Marti: «Sie<br />
sollten zunächst einmal offen sein für<br />
Neues. Entscheidend ist, dass den betrieblichen<br />
Berufsbildnern genug Zeit<br />
für eine gute, seriöse Ausbildung gegeben<br />
wird. Wir empfehlen den Betrieben<br />
auch, sich mit den örtlichen<br />
Volksschulen <strong>und</strong> Berufsberatungen<br />
zu vernetzen. Und das Wichtigste: Die<br />
Betriebe müssen ihre Ausbildungsqualität<br />
hochhalten <strong>und</strong> stetig optimieren.»<br />
Viele Firmen seien sich ihrer Verantwortung<br />
bewusst, ist Beat Schuler von<br />
der SATW überzeugt. Allerdings könnten<br />
noch folgende Punkte beachtet<br />
werden: Es müssten mehr Lehrstellen-<br />
Angebote in gewissen Branchen <strong>und</strong><br />
flexible Ausbildungsgänge angeboten<br />
werden, welche natürlich auch die<br />
Bedürfnisse der Firmen berücksichtigen.<br />
Und auch ein wertschätzendes,<br />
familienfre<strong>und</strong>liches Arbeitsklima ist<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich wichtig <strong>und</strong> das Aufzeigen<br />
von Aufstiegsmöglichkeiten.»<br />
Die drei Tipps von HSLU-Vizedirektor<br />
Urs Rieder: Den Lernenden die<br />
Berufsmatura während der Lehre ermöglichen,<br />
flexible Arbeitszeitmodelle<br />
anbieten <strong>und</strong> Tage der offenen Türen<br />
anbieten wären schon einmal ein<br />
Schritt in die richtige Richtung.<br />
Auch das Zusammenspannen mit<br />
Schulen ist für Marla Landolt von der<br />
FHNW ein erfolgsversprechender<br />
Weg, dazu Unternehmensbesuche<br />
sowie Partnerschaften mit Hochschulen<br />
– wobei versucht werden<br />
sollte, dass die ganze Familie involviert<br />
sei, wenn die Gelegenheit passt.<br />
Für Beat Baumann wichtig ist das<br />
Schaffen eines frauenfre<strong>und</strong>licheren<br />
Umfelds in den Betrieben, sonst stiegen<br />
die wenigen Frauen, die sich für<br />
einen technischen Beruf entschieden<br />
haben, wieder aus.<br />
Zum Thema<br />
Das Diversity-Problem /<br />
Frauen in MINT-Berufen<br />
Seite 46<br />
42 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 43
NACHWUCHSMANGEL<br />
JUNG, GEBILDET,<br />
INGENIEUR –<br />
UND ARBEITSLOS<br />
Sergio Rölli: «Die meisten Firmen<br />
suchen jemanden mit Erfahrung <strong>und</strong><br />
wollen nicht das Risiko eingehen,<br />
einen Studienabgänger einzustellen.»<br />
Nachwuchsmangel? Es gibt auch die andere Seite: Studienabgänger,<br />
die keinen Job finden. Wir haben mit Sergio Rölli aus Luzern geredet.<br />
Er sucht seit August 2020 eine Stelle. Corona hat die Lage sicher<br />
nicht einfacher gemacht, aber vom «Kampf um die Talente» hat er<br />
auch während des Studiums nicht viel bemerkt.<br />
Herr Rölli, Sie haben ein Studium beendet <strong>und</strong><br />
suchen nun eine Arbeit. Was haben Sie studiert?<br />
Ich studierte Maschinentechnik FH an der<br />
Hochschule Luzern T&A in Horw. Um mich soweit<br />
wie möglich auf die Berufswelt vorzubereiten, entschied<br />
ich mich für ein sogenanntes Double Degree (zweifache<br />
Vertiefung). Ich habe nun ein Bachelor of Science in<br />
Maschinentechnik mit Vertiefung Energien, Fluide <strong>und</strong><br />
Prozesse <strong>und</strong> in Produktentwicklung <strong>und</strong> Mechatronik.<br />
Man hört seit vielen Jahren, dass Ingenieure heutzutage oft<br />
bereits während des Studiums angeworben werden. Wie<br />
war das bei Ihnen?<br />
Persönlich habe ich diese Erfahrung während meines<br />
Studiums nicht gemacht. Bei meinen Mitstudenten <strong>und</strong><br />
Mitstudentinnen war das sehr selten der Fall. Meistens<br />
einmal pro Jahr wies unser Studienberater auf interessante<br />
Stellen hin oder stellte eine Anstellung vor, die er direkt<br />
von Firmen erhalten hat. An unsere Hochschule war<br />
es verbreitet, dass Studierende Teilzeit studierten, daher<br />
zu einem gewissen Pensum arbeiteten. Dabei waren<br />
die Arbeitsgeber meist die Lehrbetriebe der Studenten.<br />
Seit wann suchen Sie eine Stelle?<br />
Seit meinem Abschluss des Studiums im August 2020.<br />
Und was genau suchen Sie?<br />
Durch mein breit gefächertes Interesse, das mich zusätzlich<br />
anspornte, ein Double Degree zu machen, bin ich auf<br />
Von Eugen Albisser<br />
einer breiten Palette von Arbeitsstellen am Suchen.<br />
Einige sind zum Beispiel: Entwicklungsingenieur,<br />
Maschinen ingenieur, CFD Simulationen, FEM Analysen,<br />
Mechatronik, Automatisierung, Robotik, Fluid-/Thermodynamik.<br />
Ich suche auch sonst sehr breit: Es kann eine<br />
Festanstellung sein oder auch eine Trainee-Anstellung.<br />
Wie sieht es mit ausgeschriebenen Stellen aus?<br />
Viele der ausgeschriebenen Stellen widerspiegeln<br />
das typische Klischee: Jung, schlau <strong>und</strong> mehrere Jahre<br />
Berufserfahrung. Meist werden Projekterfahrungen<br />
vorausgesetzt. Einige Arbeitsstellen in spezielleren<br />
Gebieten, wie der Thermo- oder Fluiddynamik, sind schwer<br />
zu finden. Einige Firmen – so erzählten mir Mitstudierenden<br />
– werden mit Anfragen überflutet. Das da deine<br />
Bewerbung beachtet wird, als frischer Studienabgänger,<br />
ist eher unwahrscheinlich. Ich denke auch, dass viel<br />
über Beziehungen läuft.<br />
Schreiben Sie auch Blindbewerbungen?<br />
An Firmen, die mich sehr interessieren, wende ich<br />
mich auch mit Blindbewerbungen. Während meines<br />
Studiums habe ich dies gemacht, erhielt aber mehrheitlich<br />
keine Reaktion. Zusätzlich habe ich meine Dokumente<br />
auf Firmen-Bewerbungsportalen hochgeladen. Auf diese<br />
habe ich noch nie eine Antwort erhalten.<br />
Wenn Sie sich bewerben <strong>und</strong> Sie eine Absage erhalten,<br />
gibt es da Begründungen?<br />
Meist schreiben die Firmen, dass ein anderer Bewerber<br />
besser gepasst hat. Die Absagen der Firmen sind meistens<br />
sehr allgemein formuliert, ohne konkrete Hinweise auf<br />
direkte Gründe der Absage.<br />
Die Bewerbungen werden meist behalten <strong>und</strong> es wird<br />
einem gesagt, dass man vielleicht für eine zukünftige Stelle<br />
kontaktiert wird. Seit meiner Bewerbungen während dem<br />
Studium ist dies noch nie vorgefallen.<br />
Wie geht es Ihren Studienkollegen bei der Jobsuche?<br />
Meine Studienkollegen machen sehr ähnliche Erfahrungen.<br />
Man tauscht sich immer aus <strong>und</strong> weist auf ausgeschriebene<br />
Stellen hin. Die Kollegen, die eine Stelle beim<br />
Lehrbetrieb haben, bleiben meist dort, oder nehmen die<br />
erste verfügbare Stelle an, um an Erfahrungen zu gelangen.<br />
Kennen Sie weitere Kollegen, die ebenfalls Stellen suchen?<br />
Ja, in meiner Lerngruppe sind mehrere auf der Suche.<br />
Zum Beispiel auch ein ehemaliger Mitstudent, der über<br />
Kontakte an eine befristete Trainee-Stelle während des<br />
Studiums kam, doch nun läuft diese aus.<br />
Wie können Sie sich einen Fachkräftemangel erklären<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig Ihre Jobsuche?<br />
Die meisten Firmen suchen jemanden mit Erfahrung<br />
<strong>und</strong> wollen nicht das Risiko eingehen, einen Studienabgänger<br />
einzustellen – obwohl dieser als Trainee durchaus<br />
günstiger wäre.<br />
In der Maschinenbaubranche sind Trainee <strong>und</strong> Praktika<br />
selten ausgeschrieben, obwohl auf diese Weise eine Firma<br />
Mitarbeiter kosteneffektiv einarbeiten <strong>und</strong> formen könnte.<br />
Merken Sie, dass Corona die Situation nun zusätzlich<br />
verschärft hat?<br />
Ja, da viele Firmen Kurzarbeit einführten oder sogar<br />
Stellen abgebaut haben, sind sie vorsichtig bei der Stellenausschreibung,<br />
in den letzten Monaten sind deutlich<br />
weniger Stellen ausgeschrieben gewesen als letztes Jahr.<br />
Wie sähe Ihre Traumstelle aus?<br />
Mein Wunsch wäre eine Festanstellung in einer innovativen<br />
<strong>und</strong> motivierten Firma. Die Bereiche Robotik/Mecha-<br />
tronische Systeme <strong>und</strong> der Strömungsmechanik wie auch<br />
die Arbeit als Entwicklungsingenieur würden mir zusagen.<br />
Haben Sie daran gedacht, weiter zu studieren?<br />
Ja, gr<strong>und</strong>sätzlich schon. Ein Masterstudium käme sicherlich<br />
in Frage. Dabei ist es aber schwierig zu entscheiden,<br />
in welcher Branche welche Vertiefung benötigt wird.<br />
Zudem bin ich der Meinung, dass die Weiterbildung eine<br />
Bereicherung für die Firma wie auch für meine Tätigkeit<br />
in dieser Firma sein sollte.<br />
Sergio Rölli<br />
Momentan arbeitet Sergio Rölli<br />
temporär bei einer Firma <strong>und</strong> ist<br />
aber immer noch auf der Suche<br />
nach einem Job im Ingenieurbereich.<br />
Falls Sie einen Tipp haben, können<br />
Sie ihn gerne direkt kontaktieren.<br />
E-Mail: sergio.roelli@gmail.com<br />
44 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 45
NACHWUCHSMANGEL<br />
Mädchen unter 12 Jahren sind<br />
durchaus für Technik zu begeistern.<br />
Mit weiblichen Rollenmodellen,<br />
intrinsischer Motivation<br />
oder gestalterischen Elemente<br />
könnte aber noch viel mehr<br />
erreicht werden. Bild: ZHAW<br />
Gespräch mit:<br />
Dr. Marina de Queiroz<br />
Tavares, Dozentin an<br />
der ZHAW <strong>und</strong> die<br />
Diversity-Beauftragte<br />
der Hochschule<br />
Bild: ZHAW<br />
Gender <strong>und</strong> Diversity in MINT-Fächern <strong>und</strong> -Berufen<br />
«ES BRAUCHT DRINGEND<br />
INSTITUTIONELLE<br />
VERÄNDERUNGEN»<br />
Frauen in MINT-Berufen sind deutlich unterrepräsentiert.<br />
Welche Strukturen verhindern eine Diversität <strong>und</strong> wie könnten sie abgebaut<br />
werden? Ein Interview mit Dr. Marina de Queiroz Tavares. Sie ist<br />
Dozentin am Zentrum für Signalverarbeitung <strong>und</strong> Nachrichtentechnik<br />
an der ZHAW <strong>und</strong> die Diversity-Beauftragte der Hochschule.<br />
Von Eugen Albisser<br />
Es ist ein Generationenprojekt. Frauen in Technikberufe<br />
zu bringen, das gelingt nicht mit einem einjährigen<br />
Projekt, sondern über viele Jahre hinweg<br />
<strong>und</strong> alle müssen mitwirken: Schulen, Firmen, Organisationen<br />
<strong>und</strong> schlussendlich die Gesellschaft selbst,<br />
welche allesamt am Abbau vorhandener Stereotypen mitarbeiten<br />
<strong>und</strong> neue Wege schaffen müssen, um eine Chancengleichheit<br />
<strong>und</strong> Chancengerechtigkeit herzustellen.<br />
Frau Dr. de Queiroz Tavares, welches Phänomen illustriert<br />
für Sie am deutlichsten, dass da überhaupt ein Diversity-<br />
Problem in MINT-Fächern <strong>und</strong> -Berufen vorhanden ist?<br />
Man spricht oft vom «Leaky Pipeline»-Phänomen, einem<br />
abnehmenden Frauenanteil <strong>und</strong> dass dieses Phänomen<br />
bei den MINT-Fächern ab etwa zwölf Jahren einsetzt.<br />
Oder anders gesagt: Bis zu diesem Alter muss etwas in<br />
Gang gesetzt werden, um das Interesse zu fördern. In ganz<br />
Europa gibt es viele Projekte, die diesem «Leaky Pipeline»-<br />
Phänomen entgegentreten. In Europa bereits seit etwa<br />
30 Jahren, in der Schweiz wird es intensiver angegangen<br />
seit etwa 2010. Aber es gibt ein weiteres Phänomen,<br />
das ebenso interessant ist: das «Leaky Bucket»-Phänomen.<br />
Das «Leaky Bucket»-Phänomen?<br />
Es zeigt sich, dass selbst jene Frauen, die ein MINT-Studium<br />
abschliessen, sich sehr schnell aus den MINT-Berufen<br />
verabschieden. Die Zahlen sind bemerkenswert. Eine Studie<br />
aus dem Bereich IT in der EU zeigt, dass von 100 Frauen,<br />
die nach einem Studium in einen MINT-Beruf einsteigen,<br />
im Alter von 30 Jahren nur noch 20 in der Branche arbeiten<br />
<strong>und</strong> mit 45 Jahren nur noch 9! Diese Tatsache wird erst<br />
seit ein paar Jahren intensiver angegangen.<br />
Was ist der Gr<strong>und</strong> für das Auftreten dieses «Leaky Bucket»-<br />
Phänomens?<br />
Fast ein Drittel der Absolventinnen eines Ingenieurstudiums<br />
beginnen gar nicht als Ingenieurinnen zu arbeiten.<br />
Die Familienplanung ist mit 2,8 Prozent der Abgänge<br />
aber bei weitem nicht der Hauptgr<strong>und</strong>. Der grosse Rest ist<br />
die Konsequenz von sozialen Vorurteilen. Studien konnten<br />
auch aufzeigen, dass über die Hälfte der weiblichen<br />
Angestellten ihren Job aufgr<strong>und</strong> von Macho-Kulturen<br />
beenden. Dazu gehören vor allem auch sexuelle Anspielungen.<br />
Ausserdem müssen Frauen in MINT-Fächern ihre<br />
Kompetenz viel mehr beweisen, um anerkannt zu werden.<br />
In dieser Beziehung braucht es also dringend institutionelle<br />
Veränderungen vonseiten der Arbeitgeber, damit sich<br />
diese Situation ändert.<br />
Es scheint, als ob da noch viele Aufgaben betreffend<br />
Gender- <strong>und</strong> Diversitykompetenz auf Firmen, Organisationen,<br />
Schulen <strong>und</strong> überhaupt auf die Gesellschaft warten.<br />
Wie sieht es eigentlich bei der ZHAW aus? Sie sind ja nicht<br />
nur die Diversity-Beauftragte der ZHAW, sondern<br />
Dozentin am Zentrum für Signalverarbeitung <strong>und</strong> Nachrichtentechnik<br />
<strong>und</strong> waren vor ein paar Jahren noch<br />
die einzige Dozentin <strong>und</strong> unterrichten vor allem Männer.<br />
Hat sich das inzwischen geändert?<br />
Begriffe <strong>und</strong> ihre Definitionen<br />
Gender diversity<br />
Gender diversity (deutsch: «Geschlechterdiversität» oder<br />
«Geschlechtervielfalt») bezeichnet die bewusste Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Förderung geschlechtlicher Parität in Organisationen<br />
<strong>und</strong> ist als integrativer Bestandteil dem Diversity Management<br />
zuzuordnen. Besonders in Führungsgremien von Organisationen<br />
wie Vorständen <strong>und</strong> Aufsichtsräten wird eine höhere<br />
Geschlechterdiversität gefordert <strong>und</strong> diskutiert. Ausserdem wird<br />
Geschlechterdiversität in Bereichen gefordert, die traditionell<br />
von Männern dominiert wurden, wie Softwareentwicklung,<br />
Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Medizin <strong>und</strong> Naturwissenschaften.<br />
(Defi nition Wikipedia)<br />
Gender<br />
Als Gender oder soziales Geschlecht werden Geschlechtsaspekte<br />
zusammengefasst, die eine Person in Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Kultur beschreiben, in Abgrenzung zu ihrem rein biologischen<br />
Geschlecht (englisch sex). In den Sozialwissenschaften<br />
untersuchen die Gender Studies (Geschlechterforschung)<br />
seit dem Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts das Verhältnis der<br />
Geschlechter zueinander, ihre unterschiedlichen Geschlechterrollen<br />
<strong>und</strong> die soziokulturelle Geschlechterordnung.<br />
MINT-Fächer<br />
MINT-Fächer ist eine zusammenfassende Bezeichnung<br />
von Unterrichts- <strong>und</strong> Studienfächern beziehungsweise Berufen<br />
aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft<br />
<strong>und</strong> Technik.<br />
46 #<strong>011</strong><br />
#<strong>011</strong> 47
RUBRIKTITEL<br />
NACHWUCHSMANGEL<br />
RUBRIKTITEL<br />
Nein, aber ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren auf das<br />
Jahr 2020 zurückblicken <strong>und</strong> sagen kann: Das war ein<br />
Wendepunkt. Denn wir haben im vergangenen Jahr einen<br />
Katalog an Massnahmen zur Verbesserung der Gender-<br />
Gleichheit verabschiedet <strong>und</strong> sind jetzt an deren Umsetzung.<br />
Und interessanterweise passierten auch die gleichen<br />
Diskussionen auf der Rektoratsebene.<br />
Wie packt man solche Massnahmen an? Für viele Firmen<br />
wären Vorgaben oder Hilfe von aussen sicher nicht<br />
schlecht. Gibt es Organisationen, die weiterhelfen <strong>und</strong><br />
einem da Unterstützung bieten?<br />
Ja, es gibt mehrere Organisationen. Wir sind zum Beispiel<br />
Mitglied geworden bei Advance, die Gender- Gleichheit<br />
fördert. Man kann dort Mitglied werden, allerdings nur,<br />
wenn sich das Management zum Thema bekennt.<br />
Wer ist Advance?<br />
«Advance umfasst derzeit über 110 Unternehmensmitglieder,<br />
die sich Gender Equality auf die Fahne geschrieben<br />
haben <strong>und</strong> sich aktiv darum bemühen, mehr Frauen in<br />
ihren Führungsgremien zu haben. Warum? Weil Geschlechter-Diversität<br />
erwiesenermassen zu besseren Entscheidungen<br />
führt, den Markt angemessener reflektiert <strong>und</strong> Innovation<br />
antreibt.» (Auszug aus der Website www.weadvance.ch)<br />
Wir haben über das «Leaky Pipeline»-Phänomen gesprochen.<br />
Welche Ansätze sind vielversprechend, um Mädchen<br />
<strong>und</strong> Frauen sehr früh für MINT-Fächer zu begeistern?<br />
Ich finde zwei Ansätze sehr interessant. MINT heisst auf<br />
Englisch STEM <strong>und</strong> da kann man noch ein A hinzufügen,<br />
das steht dann für Art. Dann heisst es STEAM. Auf Deutsch<br />
nennen wir es einfach MINT+K, wobei das K für Kreation<br />
<strong>und</strong> Konstruktion steht <strong>und</strong> bedeutet, dass alles eine<br />
gestalterische Seite haben muss. Denn Studien zeigen, dass<br />
Mädchen viel engagierter sind, wenn die gestalterische<br />
Seite auch vorhanden ist <strong>und</strong> wenn sie multidisziplinär<br />
arbeiten können.<br />
Und was ist der zweite Ansatz?<br />
Dieser betrifft die weiblichen Lehrpersonen, die Rollenmodelle<br />
sein müssen. Ein Beispiel: Wir müssen Kindergarten<strong>und</strong><br />
Primarschule-Lehrerinnen auch dazu bringen, dass sie<br />
mit Kindern zusammen einen Roboter bauen <strong>und</strong> programmieren.<br />
Dann sehen die Kinder, dass eine Frau ihnen zeigt,<br />
wie man Roboter programmieren kann. So lösen sich<br />
mit der Zeit auch die stark verankerten Stereotypen auf,<br />
die noch immer ein Hindernis sind, um Mädchen für<br />
MINT-Fächer zu begeistern <strong>und</strong> die bekanntlich<br />
auch danach noch so stark sind, dass sich Frauen in<br />
MINT-Berufen deutlich mehr beweisen müssen.<br />
Solche Veränderungen dauern, bis sie greifen. Man könnte<br />
einfachheitshalber eine Quotenregelung einführen. Was<br />
halten Sie davon?<br />
Das kann teilweise funktionieren. Wir haben auch schon<br />
eine Quotenregelung eingeführt bei einem Angebot für<br />
Kinder. Es ist ein Ferienplausch «Faszination Technik»,<br />
wo wir jedes Jahr drei Tage anbieten mit verschieden<br />
48 #<strong>011</strong><br />
«Technologien sind allgegenwärtig<br />
in unserem<br />
modernen Leben. Zu den<br />
Pflichten als Pädagogen<br />
gehört es, Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche dazu<br />
anzuhalten, eine aktive<br />
Rolle einzunehmen»<br />
Dr. Marina de Queiroz Tavares<br />
technischen <strong>und</strong> gestalterischen Workshops. Die Kinder<br />
lernen zum Beispiel eine App zu programmieren, ein<br />
Spielbrett mit Microcontroller <strong>und</strong> LED selbst zu bauen<br />
<strong>und</strong> zu programmieren. Oder sie experimentieren, wie<br />
man erneuerbaren Energie produziert <strong>und</strong> speichert, eine<br />
Powerbank aus dem 3D-Drucker baut <strong>und</strong> einen solarbetriebenen<br />
Mini-Roboter konstruiert. Zuerst führten wir<br />
diesen Anlass für Kinder von elf bis vierzehn Jahren durch<br />
<strong>und</strong> dann erweiterten für Kinder von acht bis zehn Jahren.<br />
Wir ahnten, dass sich da viel mehr Jungs einschreiben<br />
würden <strong>und</strong> die Plätze dann sofort weg wären. Aber<br />
wir wollten mehr Mädchen, also mussten wir über die<br />
Quotenregelung arbeiten.<br />
Und das hat funktioniert?<br />
Die Einschreibung für die Jungs war tatsächlich innerhalb<br />
von einer Woche voll. Bei den Mädchen dauerte es<br />
länger, aber wir hatten keine freien Plätze mehr. Und<br />
bereits vorletztes Jahr, als wir die jüngere Gruppe einführten,<br />
da war die Liste mit den Mädchen früher voll als<br />
jene der Jungs. Das zeigt eben auch das andere Phänomen:<br />
Mädchen unter 12 Jahren sind durchaus für Technik<br />
zu begeistern <strong>und</strong> da müssen wir dringend anpacken.<br />
Wie bereits gesagt, laufen da auch viele Projekte. Bei uns<br />
zum Beispiel die Kinderuniversität, der MINT-Club<br />
oder anderswo das «Haus der kleinen Forscher» (www.<br />
haus-der-kleinen-forscher.de) <strong>und</strong> unzählige mehr.<br />
Also spricht dies für die Einführung einer Quotenregelung?<br />
Ich bin sehr vorsichtig mit Quoten, sie muss immer auch<br />
im grösseren Kontext überdacht werden. Ausserdem ist<br />
mir bewusst, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
«Diversity» nicht über Nacht gelingt, sondern dass wir<br />
geduldig sein müssen. Ich ziehe daher eine proaktive<br />
Herangehensweise vor <strong>und</strong> würde lieber statt einer Quote<br />
andere Fächer in der Schule sehen. Warum nicht mal eine<br />
Programmiersprache, wie zum Beispiel Python oder Java,<br />
als alltägliche <strong>und</strong> nützliche Sprache-Kenntnisse betrach-<br />
ten <strong>und</strong> diese genug Gewicht geben im Vergleich mit<br />
veralteten Sprachen?<br />
Gibt es Länder, bei denen das Diversity-Problem weniger<br />
stark ausgeprägt ist?<br />
Südkorea ist besonders beeindruckend. Allein schon die<br />
Tatsache, dass in fast allen Ländern der Welt die Sozialberufe<br />
am gefragtesten sind bei einem Studium, ist dies<br />
in Südkorea nicht der Fall: Dort wollen die meisten ein<br />
Ingenieurstudium beginnen. Man hat es also in Südkorea<br />
geschafft, einen institutionellen Rahmen herzustellen,<br />
dass sich sehr viele Menschen für MINT-Berufe begeistern<br />
<strong>und</strong> das betrifft auch die Frauen.<br />
Kann die Schweiz von Südkorea etwas kopieren?<br />
Die Beispiele von anderen Ländern sind eher anekdotischer<br />
Natur, denn kopieren lassen sich die Rezepte nicht so<br />
einfach. Aber gerade in Südkorea ist es gelungen, dass die<br />
Menschen anders denken über Technologien. Und das ist<br />
es wahrscheinlich, was wir neben den Vorurteilen gegenüber<br />
Gender auch verbreiten müssen: Die Einstellung, dass<br />
Technologien allgegenwärtig sind in unserem modernen<br />
Näher an der perfekten Position<br />
MIT INTEGRIERTEN WEGMESSSYSTEMEN<br />
VON SCHNEEBERGER<br />
Das integrierte Wegmesssystem versetzt die Maschine in die Lage,<br />
genauste Wege zu fahren <strong>und</strong> engste Toleranzen einzuhalten.<br />
Perfektes Zusammenspiel von hochstabilen Führungen <strong>und</strong> exakte<br />
Messtechnik für lineare Bewegungsabläufe auch unter extremen<br />
Bedingungen.<br />
SCHNEEBERGER AG Lineartechnik<br />
St. Urbanstrasse 12, CH-4914 Roggwil<br />
www.schneeberger.com/ad21001/<br />
Leben <strong>und</strong> es zu unseren Pflichten als Pädagogen gehört,<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche dazu anzuhalten, eine aktive<br />
Rolle einzunehmen – als Designer/innen <strong>und</strong> Entwickler/<br />
innen von Technologie – <strong>und</strong> nicht einfach nur passive<br />
Konsumentinnen zu sein.<br />
Wie könnte man diese aktive Rolle dann noch verstärken?<br />
Ja, das gelingt sehr gut mit der intrinsischen Motivation.<br />
Intrinsisch motivierte Menschen wollen eine Sache von<br />
sich heraus tun, weil sie einen Sinn dahinter sehen.<br />
Hier eigenen sich zum Beispiel die Themen r<strong>und</strong> um die<br />
Nachhaltigkeit besonders gut, um die junge Generation –<br />
<strong>und</strong> viele Mädchen – für Technik zu begeistern. Diese<br />
Themen interessieren <strong>und</strong> können dazu motivieren,<br />
darüber nachzudenken, wie diese Herausforderungen<br />
mit neuen Technologien gelöst werden kann.<br />
Weitere Infos<br />
ZHAW | www.zhaw.ch<br />
ZHAW Creative Commons Material for Schoolteachers<br />
https://code4you.ch/<br />
MINT-Laufbahnplanung | https://www.steppinginto.ch
Produkte<br />
Hydraulischer Linearantrieb<br />
Die Cytro-Force-M-Achse in IP65 deckt je nach Konfiguration<br />
Kräfte von bis zu 1200 kN sowie Strecken von bis zu 1,0 m <strong>und</strong><br />
Geschwindigkeiten von bis zu 0,8 m/s ab. Die Positioniergenauigkeit<br />
beträgt hierbei 10 µm <strong>und</strong> die Wiederholgenauigkeit 5 µm.<br />
Die Achsen werden vorkonfiguriert ausgeliefert <strong>und</strong> müssen nach<br />
dem Einbau lediglich elektrisch angeschlossen werden. Mit Hilfe<br />
des Service Kits können selbst fachfremde Servicekräfte Fluidproben<br />
zur Laboranalyse entnehmen. Auch das bedarfsweise<br />
Nachfüllen erfordert keine spezifischen Kenntnisse. In Kombination<br />
mit dem Rexroth Dienst Odin ist auch ein Condition<br />
Monitoring beziehungsweise Predictive Analytics möglich,<br />
was die Verfügbarkeit weiter steigert.<br />
Bosch Rexroth Schweiz AG | www.boschrexroth.ch<br />
Maximale Flexibilität auf Fräs-Drehmaschinen<br />
Das wartungsarme Backenfutter Rota-M flex 2+2 verfügt je nach Baugrösse<br />
über einen Ausgleichshub von 5,1 bis 10 mm pro Backe, was<br />
für eine höhere Flexibilität hinsichtlich der spannbaren Werkstückgeometrien<br />
sorgt. Spezielle Dichtungen an den Führungsbahnen<br />
ver hindern, dass Fett ausgespült wird <strong>und</strong> die Spannkraft schleichend<br />
verloren geht. Auch bei geringen Spannkräften ist auf diese Weise<br />
eine präzise Funktion des Futters gewährleistet. Zugleich schützen<br />
die Dichtungen den Futterkörper vor Spänen <strong>und</strong> Schmutz, so dass die<br />
Prozesssicherheit steigt <strong>und</strong> die Wartungsintervalle sich verlängern.<br />
Die Spannung erfolgt selbsthemmend <strong>und</strong> der Spannzustand wird über<br />
Anzeigestifte signalisiert. In den standardisierten Bau grössen 260<br />
bis 1200 erzielt das Futter bei einem Backenhub von 9,5 bis 17,8 mm<br />
Spannkräfte von 100 bis 180 kN.<br />
Schunk Intec AG | www.schunk.com<br />
Schnittgeschwindigkeiten<br />
bis 6000 m/min<br />
Kennametal hat eine neue Reihe an PKD-<br />
Werkzeugen für die Aluminiumbearbeitung<br />
eingeführt. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Hartmetallwerkzeugen bieten diese eine bis<br />
zu 10 Mal höhere Produktivität. Selbst bei der<br />
Bearbeitung von sehr abrasiven Aluminiumlegierungen<br />
sind eine lange Werkzeugstandzeit<br />
<strong>und</strong> eine hohe Verschleissfestigkeit garantiert.<br />
Bei Bohr- <strong>und</strong> Reibanwendungen gestatten<br />
die PKD-Werkzeuge Schnittgeschwindigkeiten<br />
von bis zu 900 m/min, Fräsbearbeitungen<br />
können sogar mit 6000 m/min durchgeführt<br />
werden. Hierbei werden Ra-Werte zwischen<br />
0,1 <strong>und</strong> 0,8 μm erzielt. Dank der inneren Kühlmittelzufuhr<br />
<strong>und</strong> der für Minimalmengenschmierung<br />
geeigneten Schnittstelle am Schaft sind die<br />
PKD-Werkzeuge insbesondere für die Schrupp<strong>und</strong><br />
Schlichtbearbeitung ideal geeignet.<br />
Parallelgreifer für Einsatz im Reinraum<br />
Der Parallelgreifer 2FG7 wurde entwickelt, um die Produktion von<br />
Kleinserien oder grosser Variantenvielfalt zu automatisieren. Als<br />
Antrieb dient ein Elektromotor, an dem sich Hub, Arbeitsbereich <strong>und</strong><br />
Fingerposition über eine Software-Schnittstelle einstellen lassen.<br />
Durch eine maximale Nutzlast von 11 kg, einer Greifspanne von bis<br />
zu 74 mm Aussenmass <strong>und</strong> eine Greifkraft zwischen 20 <strong>und</strong> 140 N<br />
handelt der Parallelgreifer selbst sperrige Nutzlasten mühelos.<br />
Neben der IP67-Zertifizierung ist der 2FG7 über die ISO-Klasse 5 für<br />
den Reinraum zugelassen <strong>und</strong> erfüllt die Kriterien der ISO/TS 15066<br />
Risikobewertung für kollaborative Roboterzellen. Die Greifzeit beträgt<br />
450 mm/s <strong>und</strong> die Genauigkeit der Fingerposition bis zu 0,1 mm.<br />
OnRobot | www.onrobot.com<br />
Citizen Miyano BNE-65 MYY<br />
Schleifringfreier Kabelabroller<br />
Damit Bedienpanels flexibel eingesetzt werden können, muss<br />
ihre Leitung nicht nur einige Meter lang, sondern beweglich <strong>und</strong><br />
sicher verstaut sein. Die Kabeltrommel «e-spool flex» kommt<br />
ohne Schleifring aus <strong>und</strong> kann selbst Bussignale unterbrechungsfrei<br />
führen. Das ermöglicht es, auch Medien, Daten <strong>und</strong> die<br />
Strom- <strong>und</strong> Signalversorgung des Not-Aus-Tasters ins System<br />
zu integrieren. Bereits bestehende Panelleitungen lassen<br />
sich einfach in die Schneckenführung des Systems einlegen<br />
<strong>und</strong> werden auto matisch aufgerollt.<br />
Igus Schweiz GmbH | www.igus.ch<br />
Hocheffiziente Stangenbearbeitung<br />
Mit den zwei neuesten Modellen der BNE-Serie, der Miyano BNE-51<br />
MYY <strong>und</strong> BNE-65 MYY, sorgt Citizen für Verstärkung in der Produktion.<br />
Die beiden Drehzentren sind mit zwei Werkzeugrevolvern <strong>und</strong><br />
mit je zwölf angetriebenen Stationen ausgerüstet. Anwender können<br />
also mit total 24 angetriebenen Werkzeugen arbeiten. Dazu sind<br />
die Hauptspindel <strong>und</strong> die Gegenspindel mit C-Achsen sowie der obere<br />
<strong>und</strong> untere Revolver je mit einer Y-Achse bestückt. Mit dem Einsatz<br />
der X3-Achse an der Abgreifspindel (SP2) sowie der Synchron-/<br />
Überlagerungsteuerung für die Simultanbearbeitung mit drei Werkzeugen<br />
erreichen Anwender schnellere Zykluszeiten. Die Maschinen<br />
sind sehr einfach zu bedienen, <strong>und</strong> die Mitarbeiter können komplexe<br />
Werkstücke im Nu bearbeiten.<br />
Newemag AG | www.newemag.ch<br />
50 #<strong>011</strong><br />
Walter Meier (Fertigungslösungen) AG<br />
www.waltermeier.solutions/de #<strong>011</strong> 51
ACOPOS 6D<br />
Neue Dimensionen<br />
der adaptiven Fertigung<br />
www.br-automation.com/ACOPOS6D<br />
ACOPOS 6D läutet eine neue Ära der Fertigung ein.<br />
Frei schwebende Shuttles schaffen einen offenen<br />
Produktionsraum mit dem sich das Konzept Maschine<br />
völlig neu umsetzen lässt. ACOPOS 6D ermöglicht<br />
maximale Produktivität auf minimalem Bauraum.