25.03.2021 Aufrufe

Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 011

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkt Ausgabe 011: Agiles Arbeiten und Nachwuchsmangel

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award

Schwerpunkt Ausgabe 011: Agiles Arbeiten und Nachwuchsmangel

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11 2021<br />

ARBEITEN<br />

AGILES ARBEITEN


| AT11-19G |<br />

EDITORIAL<br />

: Schwebend,<br />

kontaktlos, intelligent!<br />

Freie 2D-Produktbewegung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />

AGIL UND FLEXIBEL<br />

SIND ZWEIERLEI<br />

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XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling: Frei schwebende Planarmover bewegen<br />

sich über individuell angeordneten Planarkacheln auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />

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Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />

Transport <strong>und</strong> Bearbeitung in einem System<br />

Verschleissfrei, hygienisch <strong>und</strong> leicht zu reinigen<br />

Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />

Multi-Mover-Control für paralleles <strong>und</strong> individuelles Produkthandling<br />

Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungssystem<br />

(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement, Machine Learning, Vision, Communication, HMI)<br />

Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma, Labor, Entertainment, …<br />

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360°<br />

5°<br />

Schwebende<br />

Planarmover<br />

Skalierbare<br />

Nutzlast<br />

360°<br />

Rotation<br />

Kippen<br />

um bis zu 5°<br />

Heben<br />

um bis zu 5 mm<br />

Dynamisch<br />

mit bis zu 2 m/s<br />

Durch die Corona-Pandemie hat sich die<br />

Form der Zusammenarbeit verändert.<br />

Termine <strong>und</strong> Besprechungen finden plötzlich<br />

online statt, weil der Gegenüber jede<br />

Form des persönlichen Miteinanders scheut oder<br />

ihm sein Arbeitgeber schlichtweg ein Kontaktverbot<br />

auferlegt hat! Damit trotzdem ein Austausch<br />

möglich ist, legten viele Unternehmen einen Kraftakt<br />

hin <strong>und</strong> schufen quasi über Nacht die digitalen<br />

Voraussetzungen dafür. Doch dieses schnelle Handeln<br />

hat nichts mit agil zu tun. Es wurde lediglich<br />

flexibel auf eine neue Situation reagiert.<br />

Was ist dann aber agil? Dies erklären unter anderem<br />

vier ausgewiesene Experten in unserem Trendbericht<br />

ab Seite 18 <strong>und</strong> geben Einsteigern gleich<br />

noch wertvolle Tipps (Seite 22). Dass es sich bei diesem<br />

Thema um eine nie endende Reise handelt,<br />

sagt Andreas Voll von der IWC Schaffhausen im<br />

Interview ab Seite 24. Und er muss es wissen! Als<br />

COO hat er einen grossen Anteil am Gewinn des<br />

GEO Awards, mit dem die Uhrenfaktur kürzlich für<br />

ihre hervorragende, operative Exzellenz ausgezeichnet<br />

wurde. Zu guter Letzt wollten wir von der<br />

SBB (ab Seite 28) wissen, inwieweit diese agile<br />

Methoden nutzt, um ihre Prozesse zu verbessern.<br />

Und so viel sei schon hier verraten: Wenn sich ein<br />

Zug verspätet, greift nach wie vor ein standardisiertes<br />

Protokoll.<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

Es gibt zweifellos einen Nachwuchsmangel.<br />

Nicht nur bei den MINT-Berufen, aber<br />

da besonders. Die Schönheit der MINT-Berufe<br />

– also Mathematik, Informatik, Natur<strong>und</strong><br />

Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> der Technik –<br />

muss man uns, die wir in diesen Berufen arbeiten,<br />

nicht erklären. Aber diese Schönheit dürfen wir<br />

gerne den vielen anderen weitergeben, die sonst<br />

einen weiten Bogen um diese Berufe machen, auch<br />

weil das Image ihnen nicht entspricht, die Lehre<br />

oder das Studium ihnen zu beschwerlich erscheinen<br />

oder Technik heutzutage zu wenig fassbar<br />

erscheint.<br />

Aber es gibt etwas anderes, was keinen Schönheitspreis<br />

verdient, wenn es um MINT-Berufe geht.<br />

Und auch darüber müssen wir reden. Noch immer<br />

ist der Frauenanteil signifikant tiefer als jener<br />

der Männer. Es gibt einige strukturelle Gründe dafür,<br />

unter anderem fehlen auch weibliche Rollenmodelle.<br />

Aber bedenklicher ist etwas anderes:<br />

Viele Frauen fühlen sich gar nicht willkommen in<br />

den MINT-Berufen. Zu schaffen macht ihnen eine<br />

Macho-Kultur, die gerade in Ländern wie der<br />

Schweiz oder Deutschland oft wenig ersichtlich<br />

ist. Doch sexuelle Anspielungen sind alltäglich <strong>und</strong><br />

ein Hauptgr<strong>und</strong>, warum viele Frauen nach wenigen<br />

Jahren in einem MINT-Beruf das Handtuch werfen.<br />

Eine Macho-Kultur im Jahr 2021: Das ist besorgniserregend<br />

<strong>und</strong> der Kampf dagegen gehört auf die<br />

Agenda in jedem Unternehmen.<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

#<strong>011</strong> 3


TuW-Cover_RZ_SS.indd 1 31.01.21 21:18<br />

RUBRIKTITEL<br />

IMPRESSUM<br />

INHALT<br />

Das crossmediale Fachmagazin für<br />

Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Leser-Service / Abonnement<br />

1 Jahr, CHF 75.– inkl. MwSt.<br />

T. +41 41 464 60 48<br />

abo@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/abo<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />

von Technik <strong>und</strong><br />

Wissen erscheint<br />

am 21. April 2021<br />

Chefredaktion<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

06<br />

«Ich glaube an die Forschung»<br />

24<br />

Operative Exzellenz endet nie<br />

38<br />

Hybrides Format ist die Zukunft<br />

40<br />

Umdenken braucht Zeit<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktion<br />

Luca Meister<br />

redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Eine CO 2 -neutrale Energieversorgung?<br />

Unternehmer<br />

<strong>und</strong> Nationalrat Jürg Grossen<br />

über seine Roadmap.<br />

IWC erreicht Exzellenz entlang<br />

der ganzen Wertschöpfungskette.<br />

Wie schaffen<br />

die Schaffhauser dies?<br />

Die Innoteq wird ihre Premiere<br />

als digitales Format erleben.<br />

Etwas später als geplant, dafür<br />

ziemlich umfangreich.<br />

Der Nachwuchsmangel im<br />

MINT-Bereich existiert seit<br />

vielen Jahren. Die Ursachen <strong>und</strong><br />

ein paar Lösungen dazu.<br />

Redaktionsadresse<br />

Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />

Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />

Leitung Werbemarkt<br />

Roman Angermann<br />

Tel. +41 79 249 08 92<br />

roman.angermann@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Konzept & Layout<br />

Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />

Martin Kurzbein (Art Director)<br />

Stefanie Schildknecht-Lipp (Layout)<br />

info@medienart.ch<br />

Druck<br />

AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />

www.avd.ch<br />

Herausgeber<br />

Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />

Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />

Tel. +41 41 464 60 46<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Geschäftsführung<br />

Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />

Markus Back (Chefredaktion Print)<br />

Valentin Kälin (Kaufmännische Leitung)<br />

Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />

Erscheinungsweise<br />

5 × jährlich, 3. Jahrgang<br />

Auflage<br />

9000 Exemplare<br />

Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />

Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />

Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />

Jede Verwendung oder Verwertung<br />

bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />

Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />

sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />

Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />

Die rechtlichen Bestimmungen für<br />

die Schaltung von Werbung entnehmen Sie<br />

den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen»<br />

unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

#<strong>011</strong> 2021 Agiles Arbeiten | Fachkräftemangel | Energieversorgung<br />

11 2021<br />

ARBEITEN<br />

AGILES ARBEITEN<br />

Titelbild<br />

Agiles Arbeiten<br />

Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />

03 Editorial<br />

04 Impressum<br />

06 Im Gespräch mit Unternehmer<br />

<strong>und</strong> Nationalrat Jürg Grossen<br />

12 Blickpunkt Forschung<br />

14 Kurznachrichten<br />

Schwerpunkt<br />

«Agiles Arbeiten»<br />

18 Raus aus der Komfortzone<br />

22 Expertentipps für Einsteiger<br />

24 IWC <strong>und</strong> ihre operative<br />

Exzellenz<br />

28 In der Krise greifen<br />

Standardprozesse<br />

30 Produkte<br />

34 Die Ideenschmiede<br />

von uptownBasel<br />

36 Technisches Englisch:<br />

Brush it up mit Sensry<br />

37 News in Zahlen<br />

38 So wird die Messe<br />

Innoteq.digital<br />

Schwerpunkt<br />

«Nachwuchsmangel»<br />

40 Ein Umdenken braucht Zeit<br />

44 Jung, gebildet, Ingenieur<br />

– <strong>und</strong> arbeitslos!<br />

46 Gender <strong>und</strong> Diversity in<br />

MINT-Fächern <strong>und</strong> -Berufen<br />

50 Produkte<br />

4 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 5


IM GESPRÄCH MIT UNTERNEHMER RUBRIKTITEL<br />

UND NATIONALRAT JÜRG GROSSEN<br />

«ICH GLAUBE AN<br />

DIE FORSCHUNG»<br />

Eine CO 2 -neutrale Energieversorgung der Schweiz ist keine Illusion.<br />

Wie der Weg zu dieser aussehen könnte, skizziert der Unternehmer<br />

<strong>und</strong> Nationalrat Jürg Grossen in seiner jetzt veröffentlichten Roadmap.<br />

Ein wichtiger Schlüssel spielt hierbei das Smartgrid.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />

Sie sind Unternehmer, Nationalrat <strong>und</strong> Präsident<br />

der Grünliberalen Schweiz. Wie muss man sich<br />

Ihren typischen Arbeitstag vorstellen?<br />

Ich stehe spätestens um sechs Uhr auf, esse<br />

Morgen <strong>und</strong> lese Zeitung. Um sieben Uhr starte ich im<br />

Büro, wo ich meistens Besprechungen habe. Danach geht<br />

es ins B<strong>und</strong>eshaus zu Kommissions- oder Ratssitzungen.<br />

Wenn dort nichts ansteht, nehme ich an Sitzungen für<br />

die GLP oder für einen der Verbände teil, in denen ich tätig<br />

bin. Durch Corona findet jetzt allerdings sehr vieles digital<br />

statt, so dass ich direkt von zu Hause aus arbeite.<br />

Und wie erleben Sie das Arbeiten in der Corona-Zeit?<br />

Es gibt schon Probleme! Wir hatten auch hier im Büro die<br />

Situation, dass Mitarbeitende in Quarantäne mussten,<br />

weil sie selbst oder deren Angehörige von Corona betroffen<br />

waren. Generell erscheint es mir, als sei das Organisieren<br />

der Arbeit wesentlich aufwendiger geworden. Dieser<br />

Mehraufwand wird aber durch die wegfallenden Reisen<br />

kompensiert, da man sich nun sehr viel häufiger<br />

digital trifft.<br />

Mit dem reduzierten Berufs- <strong>und</strong> Reiseverkehr reduziert<br />

sich auch der CO 2 -Ausstoss. Könnte das ein Modell für<br />

die Zukunft sein, für den Umweltschutz mehr von zu Hause<br />

aus arbeiten zu lassen?<br />

Ganz bestimmt! Ich habe schon vor acht Jahren einen<br />

Vorstoss gemacht, in dem es ums Arbeiten im Home-Office<br />

ging. Für dieses sind allerdings digitale Infrastrukturen<br />

das zentrale Element. Ich plädiere jetzt aber nicht dafür,<br />

dass nur noch von zu Hause aus gearbeitet werden soll, da<br />

es wichtig ist, sich hin <strong>und</strong> wieder zu treffen. Aber zwei<br />

bis drei Arbeitstage pro Woche kann man problemlos von<br />

dort aus arbeiten.<br />

Inwieweit lassen sich aus Ihren verschiedenen Ämtern<br />

Synergien ziehen?<br />

Überraschend viele, die Themenfelder sind alle verwandt,<br />

die Funktionen lassen sich oft nicht richtig trennen. Es<br />

gibt gelegentlich St<strong>und</strong>en, in denen ich ausschliesslich für<br />

die Firma oder rein politisch arbeite, aber viele meiner<br />

Tätigkeiten befinden sich im Mischbereich. Dazu zählen<br />

beispielsweise meine Verbandstätigkeiten, bei denen<br />

es zum Teil darum geht, neuen Technologien durch eine<br />

entsprechende Gesetzgebung den Weg zu ebnen.<br />

Und als gelernter Elektroplaner wissen Sie sogar, worüber<br />

Sie sprechen, wenn es beispielsweise um Erneuerbare<br />

Energien oder integrale Gebäudetechnik geht?<br />

Ich bin in die Politik gegangen, weil einiges verändert<br />

werden muss. Ich sehe meine Mission darin, modernen<br />

Technologien einen politischen Wert zu verschaffen,<br />

damit diese eines Tages zugunsten einer klimaneutralen<br />

Welt zum Einsatz kommen. ››<br />

6 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 7


IM GESPRÄCH MIT UNTERNEHMER UND NATIONALRAT JÜRG GROSSEN<br />

«Die Politik<br />

ist wie ein<br />

Marathonlauf.»<br />

Multiachs-servosysteM MDD 2000<br />

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Baugrösse 2: 150 x 240 x 219 mm, 3x 10A/30A<br />

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- Versorgungs-/Achsmodul <strong>und</strong> Achsmodule beider<br />

Baugrössen kombinierbar<br />

- In Anreihtechnik werkzeuglos verbinden<br />

- Einkabellösung Hiperface DSL, viele Standard-Geber<br />

Was wäre ein Beispiel für eine ausgereifte Technologie<br />

mit Zukunftspotenzial?<br />

Die integrale Gebäudetechnologie, wie wir sie seit r<strong>und</strong><br />

sieben Jahren hier in unserem Firmengebäude in Frutigen<br />

verwenden. Diese fasst die Beleuchtungssteuerung, die<br />

Storen, die Fensterlüftung, die Aussen- <strong>und</strong> Innenbeschattung<br />

sowie die gesamten Stand-by-Abschaltungen in<br />

einem Leitsystem zusammen. Wir verbrauchen dadurch<br />

r<strong>und</strong> 80 Prozent weniger Strom als vergleichbare Gebäude.<br />

Wenn Sie als Privatmann solche Vorteile erleben, nervt<br />

es Sie dann nicht, wenn solche Veränderungsprozesse<br />

politisch nur schwer voranzubringen sind?<br />

Sagen wir mal so, es ist eine Herausforderung! Ich empfinde<br />

das Unternehmertum als etwas extrem Spannendes;<br />

am Morgen kann ich etwas entscheiden <strong>und</strong> schon gleich<br />

am Nachmittag mit der Umsetzung beginnen. In der Politik<br />

geht das nicht so einfach <strong>und</strong> kommt eher einem<br />

Marathon lauf gleich. Man erkennt das Ziel nicht einmal<br />

von weitem, weiss aber, dass es irgendwo dort hinten<br />

sein <strong>und</strong> man einfach daran bleiben muss.<br />

Neben der Verkehrs- <strong>und</strong> Medienpolitik gehören die<br />

Energie- <strong>und</strong> Klimapolitik zu Ihren Schwerpunkten.<br />

Welcher dieser Schwerpunkte fordert Sie derzeit am<br />

meisten?<br />

Die Energie- <strong>und</strong> Klimapolitik. Erst jetzt habe ich meine<br />

Roadmap publiziert, in der ich aufzeige, wie man bis<br />

allerspätestens 2050 die Schweiz komplett CO 2 -neutral<br />

mit Erneuerbaren Energien versorgen kann – <strong>und</strong> dies,<br />

ohne zwingend von Energie-Importen abhängig zu sein.<br />

An dieser Roadmap habe ich sehr lange gearbeitet<br />

<strong>und</strong> versuche jetzt, diese in Bern <strong>und</strong> in den Verbänden<br />

zu erklären <strong>und</strong> einzufordern.<br />

Was braucht es, um von ausländischer<br />

Energie unabhängig zu sein?<br />

Eines vorweg, mein Ziel ist es nicht,<br />

autark zu werden. Wir müssen nach wie<br />

vor in das europäische Stromnetz eingeb<strong>und</strong>en<br />

sein <strong>und</strong> die Schweiz soll die<br />

Drehscheibe für den Strom in Europa<br />

bleiben. In der Bilanz wäre es aber schon<br />

vernünftig, wenn wir es hinbekommen<br />

würden, die benötigte Energie selbst<br />

zu erzeugen. Für eine grössere Unabhängigkeit<br />

braucht es vor allem mehr Energieeffizienz.<br />

Ein Aspekt von dieser ist die<br />

eben beschriebene integrale Gebäudetechnik.<br />

Darüber hinaus bedarf es einer<br />

Elektrifizierung der Gebäude heizungen<br />

<strong>und</strong> des Verkehrs sowie einer Photo-<br />

■ vieL saFetY & scHneLL startkLar<br />

- STO, SS1, SOS, SBC, SLS – alle SIL 3, PL e<br />

- Verkürzte Inbetriebnahmezeiten durch Auto-Tuning<br />

<strong>und</strong> vorgefertigte Motion-Softwarebausteine<br />

8 #<strong>011</strong><br />

www.sigmatek-automation.com


IM GESPRÄCH MIT UNTERNEHMER UND NATIONALRAT JÜRG GROSSEN<br />

Echt besser!<br />

„ Alles aus einer Hand “<br />

System-Lösungen für Kabel <strong>und</strong><br />

Schaltschrank von Murrplastik.<br />

Murrplastik gehört seit 1963 zu den Pionieren wenn es um<br />

professionelles Kabelmanagement <strong>und</strong> Hightech-Produkte<br />

aus Kunststoff geht. Wir bieten Lösungen zu individuellen<br />

Herausforderungen in den Bereichen Energiekette, Kabelschutz,<br />

Kabelführung, Kennzeichnung <strong>und</strong> Energiezuführung.<br />

Entwicklungsingenieure stellen für verschiedenste Anwendungsbereiche<br />

innovative Universallösungen sowie k<strong>und</strong>enspezifische<br />

Adaptionen bereit. „Made by Murrplastik“ steht<br />

für wirtschaftliche Einsätze, für mehr Langlebigkeit, höhere<br />

Robustheit <strong>und</strong> einfache Montage.<br />

Mit weit über 200 Patenten <strong>und</strong> einem internationalen<br />

Vertriebsnetz sind wir einer der weltweit führenden<br />

Systemanbieter: „R<strong>und</strong> ums Thema Kabel.“<br />

Kabelschutz<br />

Energieketten<br />

Kabelführung<br />

STEGO<br />

Produktprogramm<br />

Kennzeichnung<br />

Energiezuführung<br />

Leitungen<br />

Murrplastik AG • Ratihard 40 • 8253 Willisdorf<br />

Tel.: +41 52 646 06 46 • Fax: +41 52 646 06 40<br />

www.murrplastik.ch<br />

voltaik-Offensive für Gebäude, da es<br />

nichts Effizienteres gibt, als die Energie<br />

dort zu erzeugen, wo sie verbraucht wird.<br />

Der CO 2 -Ausstoss der Schweiz liegt im<br />

Promillebereich der ganzen Welt, dennoch<br />

werden grosse Anstrengungen unternommen,<br />

um die Emissionen weiter zu<br />

reduzieren. Wieso spendet man dieses<br />

Geld nicht, um wirkliche CO 2 -Schleudern<br />

in China, USA <strong>und</strong> Indien abzustellen?<br />

Damit wäre für das Weltklima doch<br />

mehr erreicht, oder?<br />

Ganz sicher nicht, das ist genau der<br />

falsche Ansatz! Dann wird etwas gespendet<br />

<strong>und</strong> das Geld ist weg, obwohl wir<br />

mit unserem Fussabdruck, der drei Mal<br />

zu gross ist, selbst eine CO 2 -Schleuder<br />

sind. Wenn wir etwas verändern wollen,<br />

müssen wir zeigen, wie man es besser<br />

macht <strong>und</strong> dieses Wissen exportieren.<br />

Mit einer schlauen Politik profitieren hier<br />

Generationen davon, da ja die ganze Welt<br />

ihren CO 2 -Ausstoss auf null bringen muss.<br />

Sie setzten beim Weg zur CO 2 -Neutralität<br />

auf die Elektromobilität. Wie werden die<br />

Fahrzeuge Ihrer Meinung nach diesen<br />

Strom erhalten, durch Akkus oder durch<br />

die Wandlung anderer Medien, wie<br />

beispielsweise Wasserstoff?<br />

Wenn man sich ein wenig mit der Physik<br />

auseinandersetzt, ist klar, dass der Umweg<br />

über Wasserstoff etwa drei Mal weniger<br />

effizient ist. Das heisst, die Batterie ist die<br />

effizienteste Form für die Elektromobilität,<br />

was übrigens Studien der Empa <strong>und</strong> des<br />

PSI bestätigen. Allerdings ist das nicht<br />

die ganze Wahrheit. Bei Kraftanwendungen,<br />

ich denke da jetzt an den Fern- <strong>und</strong><br />

Güterverkehr, an Baumaschinen oder auch<br />

die Landwirtschaft, kann Wasserstoff die<br />

bessere Alternative sein. Für die individuelle<br />

Mobilität halte ich aber ganz klar<br />

die Batterie für die effizienteste Lösung.<br />

Nun geht aber gerade der Abbau von<br />

Lithium mit grossen Umweltschäden<br />

einher. Wie sind diese im Kontext<br />

einer CO 2 -Neutralität zu bewerten?<br />

«Die Batterie<br />

ist die effizienteste<br />

Form für die<br />

Elektromobilität.»<br />

Ich selbst habe einige Jahre lang ein Elektroauto mit einer<br />

ZEBRA*-Batterie gefahren <strong>und</strong> diese erzeugt keinerlei<br />

Emissionen. Allerdings hat sie das Problem, dass sie<br />

energieineffizient ist, da sie immer auf 280 °C geheizt<br />

werden muss. Aber es zeigt, dass es Technologien gibt, die<br />

ohne Lithium auskommen. Ausserdem gibt es Bestrebungen,<br />

den Kobalt- <strong>und</strong> Lithiumgehalt in Batterien weiter zu<br />

reduzieren oder ganz weg zubringen. Ich glaube an die<br />

Forschung <strong>und</strong> bin davon überzeugt, dass diese in den<br />

kommenden Jahren in diesem Bereich grosse Fortschritte<br />

erzielen wird.<br />

Sie stehen ja gleich mehreren Verbänden als Präsident vor.<br />

Welche wären das?<br />

Das sind der Elektromobilitätsdachverband Swiss<br />

E-Mobi lity, die Konferenz der Gebäudetechnikverbände<br />

sowie die Volkswirtschaft Berner Oberland <strong>und</strong> der<br />

Verein Smartgridready.<br />

Smartgridready klingt spannend. Erzählen Sie doch mal!<br />

Als wir in unserem Firmengebäude mit der integralen<br />

Gebäudetechnologie anfingen <strong>und</strong> eine Photovoltaik-Anlage<br />

installierten, zeigte sich schnell, dass die Produktion <strong>und</strong><br />

der Verbrauch nicht zusammenpassen. Daher nahmen wir<br />

steuerungstechnische Korrekturen vor, beispielsweise, dass<br />

der Elektroboiler oder das Elektroauto nur dann geladen<br />

werden, wenn ausreichend Solarstrom vorhanden ist.<br />

Heute haben wir ein Gebäude, dessen Verbraucher sofort<br />

in einem übergeordneten Netz kommunizieren könnten,<br />

wenn aus diesem eine Anfrage käme. Allerdings muss eine<br />

solche Anfrage standardisiert sein, damit diese Kommunikation<br />

klappt. Und genau mit deren Standardisierung<br />

befasst sich unter anderem Smartgridready.<br />

Wie weit ist Smartgridready in diesem Prozess vorangeschritten?<br />

Ziel ist es, dass sich eines Tages mit dem Smartgridready-<br />

Label gekennzeichnete Geräte automatisch mit anderen<br />

Verbrauchern im Netz verbinden. Das dauert aber noch<br />

Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Im Moment geht<br />

es darum, erste Geräte zu definieren <strong>und</strong> so Käufern<br />

Investitionssicherheit zu schaffen. Wenn sie ein Gerät<br />

mit dem Label kaufen, sollen sie sicher sein, dass dieses<br />

im Smartgrid auch wirklich kommunizieren kann.<br />

Inwieweit koordiniert sich Ihr Verein dafür mit Organisationen<br />

aus dem Ausland?<br />

Einige unserer Vorstandsmitglieder gehören internationalen<br />

Gremien an, in denen solche Standards definiert<br />

werden. Wir konzentrieren uns dabei aber lediglich auf<br />

die Anwendungen, die es für die Kommunikation zwischen<br />

den einzelnen Geräten braucht. Dieser internationale<br />

Austausch ist entscheidend, da wir schliesslich keine<br />

Insellösung entwickeln wollen, welche die Schweiz von<br />

den umliegenden Ländern abschneidet.<br />

Bis wann wird man die ersten Geräte bei uns mit dem<br />

Smartgridready-Label sehen?<br />

Derzeit laufen die Alphatests. In 2021 folgen die<br />

Betatests, die bereits zertifiziert sein werden, so dass<br />

im gleichen Jahr die Markteinführung der ersten<br />

Geräte sein dürfte.<br />

* Zero Emission Battery Research Activities. Pro kWh Speicherkapazität<br />

benötigt eine ZEBRA-Batterie 1,53 kg Nickel, 1,43 kg Eisen,<br />

0,31 kg Kupfer, 2,24 kg NaCl <strong>und</strong> 1,43 kg Aluminiumhydroxid (Böhmit).<br />

Elektroplan Buchs + Grossen AG | www.elektro-plan.ch<br />

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#<strong>011</strong> 11


KURZ & KNAPP<br />

BLICKPUNKT<br />

FORSCHUNG<br />

Fraunhofer Fraunhofer ILT, Deutschland ILT, Deutschland<br />

Schnelle Schnelle Materialanalyse Materialanalyse fürs Recycling fürs Recycling<br />

Von Chrom Von bis Chrom Kobolt bis muss Kobolt die muss Schweiz die Schweiz alle Rohstoffe alle Rohstoffe importieren. importieren. Und doch Und doch<br />

könnte auch könnte ein auch rohstoffarmes ein rohstoffarmes Land reich Land reich Rohstoffen an Rohstoffen sein – <strong>und</strong> sein zwar – <strong>und</strong> mittels zwar mittels<br />

Materialrecycling. Materialrecycling. Doch bisher Doch sind bisher alle sind Verfahren alle Verfahren zur Sortierung zur Sortierung der Rohstoffe der Rohstoffe<br />

langsam, langsam, ungenau ungenau <strong>und</strong> generell <strong>und</strong> generell zu teuer. zu Nun teuer. dürfte Nun ein dürfte laserbasiertes ein laserbasiertes Sortierverfahren<br />

aber fahren für Schwung aber für Schwung sorgen. Sie sorgen. kann Sie selbst kann in selbst kleinen Schrottteilen kleinen Schrottteilen mehr als mehr als<br />

Sortierver-<br />

20 Sonderlegierungen 20 Sonderlegierungen identifizieren identifizieren – automatisch, – automatisch, schnell <strong>und</strong> schnell berührungslos.<br />

<strong>und</strong> berührungslos.<br />

MIT, USA MIT, USA<br />

Robotermotoren Robotermotoren schneller schneller als der als Kopf der Kopf<br />

Roboter haben Roboter sozusagen haben sozusagen den Kopf den voll, Kopf wenn voll, sie wenn mit Menschen sie mit Menschen interagieren<br />

müssen. agieren müssen. Da können Da die können Motoren die Motoren noch so schnell noch so sein, schnell aber sein, die aber die<br />

inter-<br />

Berechnungen Berechnungen einer Reaktion einer Reaktion machen machen den Roboter den träge. Roboter Ist träge. halt auch Ist halt auch<br />

nur ein Roboter, nur ein Roboter, könnte man könnte sagen, man aber sagen, einige aber Forscher einige Forscher wollen da wollen mehr da mehr<br />

rausholen rausholen <strong>und</strong> die Diskrepanz <strong>und</strong> die Diskrepanz zwischen zwischen Geist <strong>und</strong> Geist Körper <strong>und</strong> ausgleichen.<br />

Körper ausgleichen.<br />

Geeignet Geeignet dafür scheint dafür eine scheint Methode eine Methode namens namens Robomorphic Robomorphic Computing Computing<br />

zu sein. Sie zu sein. nutzt Sie das nutzt physische das physische Layout eines Layout Roboters eines Roboters <strong>und</strong> die beabsichtigten<br />

Anwendungen, tigten Anwendungen, um einen um massgeschneiderten einen massgeschneiderten Computerchip Computerchip zu zu<br />

<strong>und</strong> die beabsich-<br />

generieren, generieren, der die Reaktionszeit der die Reaktionszeit des Roboters des Roboters minimiert. minimiert.<br />

EPFL, Schweiz EPFL, Schweiz<br />

Columbia Columbia University, University, USA USA «Was bin «Was ich?», bin ich?»,<br />

Roboter Roboter zeigt Hauch zeigt Hauch von von fragt sich fragt das sich Material das Material<br />

Empathie Empathie für Partnerroboter für Partnerroboter<br />

EPFL-Wissenschaftler<br />

haben ein haben Metamaterial ein Metamaterial<br />

Wenn sich Wenn ein sich Paar ein schon Paar länger schon länger<br />

entwickelt, entwickelt, dessen mechanische<br />

Eigenschaften sche Eigenschaften bei Bedarf bei Bedarf<br />

dessen mechani-<br />

kennt, kann kennt, es oft kann die es Bewegungen<br />

oft die Bewegungen<br />

des andern des vorhersagen. andern vorhersagen. Diese Diese<br />

umprogrammiert umprogrammiert <strong>und</strong> dessen <strong>und</strong> dessen<br />

«Empathie» «Empathie» haben Forscher haben Forscher nun nun<br />

innere Struktur innere Struktur durch durch<br />

auch einem auch Roboter einem beigebracht.<br />

Roboter beigebracht.<br />

Anlegen Anlegen eines Magnetfeldes<br />

eines Magnetfeldes<br />

Er kann Handlungen Er kann Handlungen <strong>und</strong> Ziele <strong>und</strong> Ziele<br />

verändert verändert werden kann. werden Das kann. Das<br />

seines Partnerroboters seines Partnerroboters auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

von lage nur ein von paar nur ein Videobildern paar Videobildern<br />

auf Gr<strong>und</strong>-<br />

Meta material Meta material besteht aus besteht aus<br />

Silikon <strong>und</strong> Silikon magnetischem<br />

<strong>und</strong> magnetischem<br />

vorhersagen. vorhersagen. Das Ziel Das des Ziel des<br />

Pulver. Jede Pulver. Zelle Jede innerhalb Zelle innerhalb<br />

Forscher Forscher teams ist teams es, das ist Roboter es, das Roboter<br />

der Struktur der Struktur verhält sich verhält sich<br />

künftig anderen künftig anderen Roboter verstehen<br />

<strong>und</strong> stehen mit ihnen <strong>und</strong> mit antizipieren ihnen antizipieren<br />

Roboter ver-<br />

wie ein elektrischer wie ein elektrischer Schalter, Schalter,<br />

der ein- <strong>und</strong> der ein- ausgeschaltet <strong>und</strong> ausgeschaltet<br />

können. können.<br />

werden kann. werden Durch kann. unterschiedlichschiedliche<br />

Ein/Aus-Kombi-<br />

Ein/Aus-Kombi-<br />

Durch unternationenationen<br />

verändert verändert sich sich<br />

die mechanische die mechanische Eigenschaft. Eigenschaft.<br />

Universität Universität Zürich, Schweiz Zürich, Schweiz<br />

Drohne Drohne mit Motorausfall: mit Motorausfall: kein Problem kein Problem<br />

Was passiert, Was passiert, wenn bei wenn einer bei Drohne einer mit Drohne vier mit vier<br />

Propellern Propellern (Quadcopter) (Quadcopter) ein Motor ein ausfällt? Motor ausfällt? Genau, Genau,<br />

sie beginnt sie sich beginnt immer sich schneller immer schneller um die eigene um die eigene<br />

Achse zu Achse rotieren zu rotieren <strong>und</strong> stürzt <strong>und</strong> dann stürzt ab. dann Dabei ab. gäbe Dabei gäbe<br />

es eine einfache es eine einfache Abhilfe, fanden Abhilfe, Forscher fanden Forscher heraus: heraus:<br />

über Onboard-Kameras. über Onboard-Kameras. Denn der Denn Absturz der passiert Absturz passiert<br />

vor allem, vor weil allem, die Drohne weil die wegen Drohne der wegen Rotation der Rotation<br />

keine Positionsmessung keine Positionsmessung mehr durchführen mehr durchführen kann kann<br />

<strong>und</strong> die Controller <strong>und</strong> die Controller so versagen. so versagen. Die Kameras Die Kameras<br />

könnten könnten aber visuelle aber Infos visuelle liefern Infos über liefern die über die<br />

Position Position <strong>und</strong> so die <strong>und</strong> Stabilität so die Stabilität wiederherstellen. wiederherstellen.<br />

Nanyang Technological Nanyang Technological University, University, Singapur Singapur<br />

Behutsam Behutsam <strong>und</strong> genau <strong>und</strong> genau Linsen Linsen handhaben handhaben<br />

Unist, Südkorea Unist, Südkorea<br />

Eureka Robotics, Eureka Robotics, ein Start-up ein Start-up der Nanyang der Nanyang Technological Technological University, University,<br />

hat einen hat Roboter einen vorgestellt, Roboter vorgestellt, der empfindliche der empfindliche optische optische Linsen Linsen<br />

<strong>und</strong> Spiegel <strong>und</strong> aufnehmen Spiegel aufnehmen kann. Die kann. Neuheit Die Neuheit daran: Seine daran: Genauigkeit Seine Genauigkeit<br />

bei der Platzierung bei der Platzierung von Objekten von Objekten liegt innerhalb liegt innerhalb eines Zehntelmillimetersmillimeters,<br />

aber er tut aber dies er zusätzlich tut dies zusätzlich noch mit noch der Behutsamkeit,<br />

mit der Behutsamkeit,<br />

eines Zehntel-<br />

wie sie sonst wie sie nur sonst eine nur menschliche eine menschliche Hand erreichen Hand erreichen kann. kann.<br />

CO 2 als CO Energielieferant<br />

2 als Energielieferant<br />

nutzen nutzen<br />

Kann man Kann CO 2 man in nutzbare CO 2 in nutzbare<br />

Energie umwandeln? Energie umwandeln? Eigentlich<br />

schon, lich aber schon, es ist aber schwie-<br />

es ist schwie-<br />

Eigentrig,<br />

einen rig, einfachen einen einfachen Weg zu Weg zu<br />

finden, um finden, stabile um CO stabile 2 -Moleküle<br />

in andere küle in Materialien<br />

andere Materialien<br />

CO 2 -Mole-<br />

umzuwandeln. umzuwandeln. Nun scheint Nun scheint<br />

dies einem dies Team einem gelungen Team gelungen zu zu<br />

sein, das sein, CO 2 in das Wasser CO 2 in Wasser<br />

eingespritzt, eingespritzt, <strong>und</strong> damit <strong>und</strong> eine damit eine<br />

elektrochemische elektrochemische Reaktion Reaktion<br />

ausgelöst, ausgelöst, die CO 2 eliminiert die CO 2 eliminiert<br />

<strong>und</strong> Strom <strong>und</strong> <strong>und</strong> Strom Wasserstoff <strong>und</strong> Wasserstoff<br />

erzeugt. erzeugt. Die Forscher Die Forscher berichten<br />

von einer ten von Umwandlungs-<br />

einer Umwandlungs-<br />

bericheffizieneffizienz<br />

von 50 Prozent. von 50 Prozent.<br />

12 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 13


Wissenswertes<br />

Der 3D-Drucker<br />

Rotbot ist in der<br />

Lage, beliebige<br />

Strukturen ohne<br />

Stützmaterial zu<br />

drucken. Bild: ZHAW<br />

UPGRADE FÜR 3D-DRUCKER SPART ZEIT UND STÜTZMATERIAL<br />

RECYCLINGANLAGE FÜR TRITIUMGAS<br />

Nach mehrjähriger Planung nimmt die MB-Microtec<br />

AG stufenweise die weltweit erste Recyclinganlage<br />

für Tritiumgas in Betrieb. Die eigens entwickelte Anlage<br />

ermöglicht einen sicheren <strong>und</strong> nachhaltigen Abbau des<br />

seltenen Isotops Tritium.<br />

Das Mikrotechnik-Unternehmen ist Erfinderin der Selbstleuchttechnologie<br />

Trigalight, bei der mit farbigem Zinksulfid<br />

beschichtete Glaskapillaren durch den Einsatz von Tritium<br />

zum Leuchten gebracht werden. Ihre Leuchtkraft hält<br />

ohne externe Energiequelle über Jahrzehnte. Eingesetzt<br />

wird die Erfindung in der Sicherheits- <strong>und</strong> Autoindustrie,<br />

in der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt sowie in der Uhrenbranche.<br />

Bei der Herstellung von Trigalight fallen allerdings Reststücke<br />

an, die schwach radioaktives Tritium enthalten.<br />

Bisher wurden diese Abfälle in gasdichte Zylinder eingeschweisst<br />

<strong>und</strong> zwischengelagert. Mit der selbst entwickelten<br />

Anlage, die im Prinzip wie eine Abwasserreinigungsanlage<br />

funktioniert, wird das Tritium extrahiert <strong>und</strong> kann<br />

vollumfänglich wiederverwendet werden. Die Qualität des<br />

recycelten Gases soll dabei identisch mit der Qualität von<br />

eingekauftem Tritium sein.<br />

Diese Entwicklung brachte dem Unternehmen eine Nominierung<br />

für den Prix SVC ein. Dieser wird am 10. März 2021<br />

im Berner Kursaal verliehen.<br />

www.mbmicrotec.com<br />

In Niederwangen wird<br />

die weltweit erste Tritium-<br />

Recycling anlage stufen -<br />

weise in Betrieb genommen.<br />

Bild: MB-Microtec<br />

ZHAW-Forschende haben ein 3D-Druck-Verfahren entwickelt,<br />

das beliebige Formen ohne zusätzliches Stützmaterial<br />

herstellen kann. Der Druckkopf, mit dem<br />

schon bald konventionelle 3D-Drucker nachgerüstet werden<br />

können sollen, dreht sich um die eigene Achse.<br />

Soll eine überhängende Form gedruckt werden, sind herkömmliche<br />

3D-Drucker ab einem bestimmten Winkel auf<br />

Stützmaterial angewiesen. Diese mitgedruckten Hilfsstrukturen<br />

müssen danach in einem zusätzlichen Arbeitsschritt<br />

vom eigentlichen Objekt entfernt werden. Zwei ZHAW-Forscher<br />

haben nun Abhilfe geschaffen. Dazu haben sie die<br />

Druckdüse um 45 Grad geneigt <strong>und</strong> eine zusätzliche Rotationsachse<br />

integriert. Somit kann sich der Druckkopf beliebig<br />

um die eigene Achse drehen. Dieser Kniff reduziert den<br />

Materialbedarf, verkürzt die Druckzeiten <strong>und</strong> erübrigt das<br />

Entfernen von Stützmaterial.<br />

Um mit dem Verfahren drucken zu können, mussten die<br />

Forscher zunächst zusammen mit dem Institut für Angewandte<br />

Mathematik <strong>und</strong> Physik der ZHAW eine spezielle<br />

Druckdatenaufbereitung entwickeln. Sie beruht nicht wie<br />

üblich auf parallelen Schichten zum Druckbett, sondern auf<br />

kegelförmigen. Damit das funktioniert, transformiert ein<br />

erster Algorithmus die Geometriedaten so, dass die Fahrbefehle<br />

für den Drucker mittels herkömmlicher Software<br />

generiert werden können. Ein zweiter Algorithmus muss<br />

diese Fahrbefehle dann wieder zurücktransformieren, damit<br />

schlussendlich das Teil gemäss der Ausgangsgeometrie<br />

gedruckt wird. Dieser Ansatz erlaubt es, die aufwendige<br />

Datenaufbereitung mit handelsüblicher Software zu stemmen<br />

<strong>und</strong> Geometrien vollautomatisch zu drucken.<br />

www.zhaw.ch<br />

14 #<strong>011</strong>


Oliver Schlatter <strong>und</strong> Tobias<br />

Ammann (rechts) freuen sich<br />

über die Möglichkeiten, die<br />

sich durch den Zusammenschluss<br />

mit Torson ergeben.<br />

Bild: Injex<br />

<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

SCHWEIZ ALS AUTOMATISIERUNGSHUB<br />

Der neue Nationale Forschungsschwerpunkt (NFS)<br />

«Zuverlässige allgegenwärtige Automatisierung» ist<br />

mit der Vision gestartet, die Schweiz als einen der<br />

weltweit führenden Hubs für Forschung, Bildung <strong>und</strong> Innovation<br />

in der Automatisierungs- <strong>und</strong> Steuerungstechnik zu<br />

stärken. An den vier beteiligten Institutionen, ETH Zürich,<br />

EPF Lausanne, Empa <strong>und</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

(FHNW), sollen dazu über 40 Wissenschaftlerinnen<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler in den nächsten Jahren neue Ansätze<br />

erforschen, um komplexe Automatisierungssysteme zuverlässig<br />

zu steuern <strong>und</strong> Anwendungen in den Bereichen Energie,<br />

Mobilität <strong>und</strong> industrielle Fertigung zu entwickeln.<br />

«Wir wollen Forschung <strong>und</strong> Technologietransfer landesweit<br />

koordinieren, den Informationsfluss zwischen den Institutionen<br />

verbessern, Synergien nutzen <strong>und</strong> den Technologietransfer<br />

effektiver gestalten», erklärt John Lygeros,<br />

Direktor des NFS Automation. Ein weiteres, wichtiges Anliegen<br />

ist die Förderung des Nachwuchses, damit die<br />

Schweiz ihren Spitzenplatz bei Innovationen in der Automatisierung<br />

auch künftig halten kann. Gefördert wird der<br />

NFS Automation vom Schweizerischen Nationalfonds.<br />

www.nccr-automation.ch<br />

KURZ UND KNAPP<br />

Mapal<br />

Die Geschäftsleitung von Mapal richtet sich neu aus<br />

<strong>und</strong> wächst dadurch von drei auf fünf Mitglieder. Neben<br />

dem Geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Jochen<br />

Kress sowie den bisherigen Mitgliedern Dr. Ralf Herkenhoff<br />

<strong>und</strong> Dr. Michael Fried, gehören nun Siegfried<br />

Wendel <strong>und</strong> Jacek Kruszynski zur Geschäftsleitung.<br />

www.mapal.com<br />

Maxon Motor<br />

Die Maxon-Gruppe <strong>und</strong> Fourier Intelligence gehen<br />

eine strategische Partnerschaft ein. Hintergr<strong>und</strong> dieser<br />

Kooperation: Die präzisen Antriebssysteme des Herstellers<br />

aus Sachseln <strong>und</strong> die Systeme für robotische<br />

Rehabilitation des Start-ups Fouriers passen perfekt<br />

zusammen <strong>und</strong> sollen neue Technologien<br />

für Patienten ermöglichen.<br />

www.maxongroup.ch<br />

Hochschule Luzern<br />

Die Hochschule Luzern baut ihre Forschung in den<br />

Bereichen Quantenkryptografie <strong>und</strong> Robotik aus. Möglich<br />

wird dies dank des neuen Practice-to-Science-Stipendiums<br />

des Schweizerischen Nationalfonds SNF, das die<br />

anwendungsorientierte Forschung an Fachhochschulen<br />

<strong>und</strong> Pädagogischen Hochschulen weiter stärken soll.<br />

www.hslu.ch<br />

ETH-STARTUP<br />

ÜBERNIMMT<br />

TORSON KUNST-<br />

STOFF<strong>TECHNIK</strong> AG<br />

Das ETH Startup Injex AG hat<br />

sich mit dem Kunststofftechnik-Unternehmen<br />

Torson zusammengeschlossen<br />

<strong>und</strong> den gesamten<br />

Produktionsbetrieb einschliesslich<br />

aller Mitarbeitenden übernommen.<br />

Das Angebot sowie die Marken beider<br />

Firmen bleiben bestehen.<br />

Oliver Schlatter <strong>und</strong> Tobias Ammann<br />

sind die Gründer <strong>und</strong> Inhaber der Firma<br />

Injex AG in Schlieren. Sie übernehmen<br />

die Geschäftsführung von den<br />

bisherigen Inhabern Peter Joder <strong>und</strong><br />

Lorenz Camenzind, die dem Unternehmen<br />

noch eine Weile beratend zur Seite<br />

stehen werden.<br />

Der Zusammenschluss beider Firmen<br />

bietet eine Vielfalt an Möglichkeiten.<br />

Die additive Werkzeugfertigung<br />

der Firma Injex <strong>und</strong> das agile<br />

Spritzgusssystem mit den kleinformatigen<br />

Torson Spritzgussmaschinen<br />

ermöglichen es, seriennahe Prototypen<br />

sowie grosse Losgrössen komplexer<br />

Kunststoffteile in kurzer Zeit zu<br />

produzieren. So sind Prototypen-Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Serienproduktion aus<br />

einer Hand möglich.<br />

www.injex.ch<br />

ENTWICKLUNG EINHEITLICHER SCHNITTSTELLEN<br />

Zu Beginn des Jahres 2021 hat Lösungsanbieter Eplan<br />

das Partner Network (EPN) gestartet, das existierenden<br />

<strong>und</strong> neuen Partnerschaften einen Rahmen für die<br />

gemeinsame Weiterentwicklung <strong>und</strong> Vermarktung von<br />

Schnittstellen gibt. Die EPN-Partnerschaft basiert auf verbindlichen,<br />

gemeinsam definierten Zielen hinsichtlich der<br />

Weiterentwicklung <strong>und</strong> des Supports von Schnittstellen.<br />

Diese Verbindlichkeit soll den K<strong>und</strong>ennutzen steigern <strong>und</strong><br />

zugleich die Qualität erhöhen.<br />

Globale Key-Player der Automatisierung, wie zum Beispiel<br />

Bosch Rexroth, B&R, Endress+Hauser, Festo, Mitsubishi<br />

Electric, Phoenix Contact, Pilz <strong>und</strong> Rittal sind bereits zu Beginn<br />

der Initiative vertreten. Auch Software-Partner wie beispielsweise<br />

Contact Software, Gain, ISD, ISG, Procad, Quanos<br />

<strong>und</strong> SAE sind Teil des neuen Netzwerks.<br />

Internationale wie nationale Unternehmen sind aktiv angesprochen,<br />

sich ebenfalls zu beteiligen – mit zahlreichen<br />

ist Eplan derzeit im Gespräch. Die koreanische UDMTEK<br />

beispielsweise hat als erstes asiatisches Unternehmen die<br />

Mitgliedschaft besiegelt.<br />

www.eplan.de<br />

Das Eplan Partner<br />

Network (EPN) soll das<br />

Know-how zwischen<br />

Kooperationspartnern<br />

mit definierten<br />

Entwicklungszielen<br />

bündeln. Bild: Eplan<br />

16 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 17


AGILES ARBEITEN<br />

Thomas Zehnder<br />

Team Leader Technology Software<br />

B&R Industrie-Automation AG<br />

«JEDER MUSS<br />

AUS DER<br />

KOMFORTZONE<br />

HINAUS»<br />

Mit agilen Arbeitsmethoden lassen sich Prozesse verbessern<br />

<strong>und</strong> damit die Effizienz <strong>und</strong> Qualität erhöhen. Doch wo<br />

eignen sich eigentlich diese Ansätze <strong>und</strong> was ist bei deren<br />

Anwendung hinsichtlich der Mitarbeiterführung<br />

zu beachten? Im Gespräch mit vier Branchenexperten.<br />

Von Markus Back<br />

Reiner Köttgen<br />

Experte Agile Transition<br />

Trumpf GmbH + Co. KG<br />

Thomas Zentner<br />

Agile Coach <strong>und</strong> Scrum Master<br />

Eplan Software & Service<br />

Boris Savic<br />

Geschäftsführer<br />

Weidmüller Schweiz AG<br />

Viele Unternehmen greifen inzwischen<br />

auf agile Arbeitsmethoden<br />

zurück, um sich zu<br />

verbessern. Da es hierbei jedoch<br />

zu unterschiedlichen Auslegungen<br />

des Begriffs «agil» kommt, wurde<br />

dieser für dieses Expertengespräch<br />

zunächst definiert, um aus den Antworten<br />

Rückschlüsse ziehen zu können.<br />

«Agil» gilt im Kontext dieser R<strong>und</strong>e<br />

als Bereitschaft aller Beteiligten zu<br />

innovativem Denken <strong>und</strong> Arbeiten, um<br />

schneller <strong>und</strong> flexibler auf Veränderungen<br />

reagieren <strong>und</strong> zugleich vorausausschauend<br />

handeln zu können.<br />

Hier klappt «agil» nicht<br />

Wenn schnell <strong>und</strong> flexibel reagiert<br />

werden muss, bietet sich als Einstiegsfrage<br />

an, wo agile Methoden nicht oder<br />

nur bedingt funktionieren. «Bei repetitiven<br />

Projekten macht agiles Arbeiten<br />

keinen Sinn», sagt beispielsweise<br />

Thomas Zehnder <strong>und</strong> erklärt dies<br />

an einem anschaulichen Beispiel: «Ein<br />

repetitives Projekt aus dem Alltag<br />

ist der Bau eines Hauses. Das würde<br />

zwar auch mit einer agilen Methodik<br />

funktionieren, wäre jedoch nicht wirtschaftlich<br />

beziehungsweise nicht effizient<br />

genug.»<br />

Ähnlich sieht es Reiner Köttgen, der<br />

agile Methoden nicht als allheilbringende<br />

Antwort auf alle Probleme <strong>und</strong><br />

Herausforderungen eines Unternehmens<br />

sieht. Entscheidend sei zunächst<br />

einmal zu verstehen, welcher Bereich<br />

welche Anforderungen hat, um dann zu<br />

entscheiden, welche Massnahmen ergriffen<br />

werden müssen. «Dies kann ich<br />

zwar an nahezu jeder Stelle im Unternehmen<br />

mit einer agilen Haltung<br />

tun, aber es gibt Bereiche, in denen agile<br />

Methoden bislang bekannte Vorgehensweisen<br />

nicht ersetzen werden»,<br />

so Rainer Köttgen. Als Beispiel nennt<br />

er ebenfalls sehr repetitive Prozesse,<br />

die nach bekannten Strukturen ablaufen.<br />

Daher setzt Trumpf beispielsweise<br />

agile Methoden nur dort ein, wo sie einen<br />

offensichtlichen Vorteil darstellen,<br />

wie in der Entwicklung, wo dadurch<br />

schneller auf veränderte Rahmenbedingungen<br />

reagiert werden kann.<br />

Agile Herangehensweisen auf Bereiche<br />

wie Elektronik- <strong>und</strong> Mechanik-<br />

18 #<strong>011</strong> #<strong>011</strong> 19<br />

Bild: Eplan


AGILES ARBEITEN<br />

entwicklung zu übertragen, sieht Boris<br />

Savic als eine sehr viel grössere<br />

Herausforderung als zum Beispiel auf<br />

das Projektmanagement. Aber, lässt<br />

er durchblicken, habe man bei Weidmüller<br />

eine Vorstellung davon, wie<br />

solche Veränderungen aussehen <strong>und</strong><br />

umgesetzt werden könnten.<br />

Voraussetzungen für agiles Arbeiten<br />

Diese vorherige Aussage greift Thomas<br />

Zentner auf, um zu erklären, was<br />

es für agiles Arbeiten braucht: «Am<br />

wichtigsten ist die Bereitschaft, ständig<br />

Neues zu lernen. Man muss permanent<br />

den Status Quo hinterfragen<br />

<strong>und</strong> sich fragen, wie man es besser<br />

machen kann.» Das bedeute aber<br />

nicht, dass man ständig alles umkrempeln<br />

müsse. Zudem warnt er<br />

vor übersteigerten Erwartungen. «Bei<br />

komplexen Themenbereichen ist es<br />

durchaus der Fall, dass man nicht<br />

sofort das erwartete Ergebnis erhält.<br />

Im klassischen Umfeld wird das oft<br />

«Man muss permanent<br />

den Status Quo hinterfragen.»<br />

Thomas Zentner, Eplan<br />

als Scheitern bewertet», sagt er <strong>und</strong><br />

ergänzt: «Im agilen Umfeld betrachtet<br />

man genau dieses Scheitern als Chance<br />

zum Lernen.»<br />

Damit aus diesem Scheitern aber<br />

Chancen erwachsen können, ist gemäss<br />

Thomas Zehnder eine offene<br />

Kommunikationskultur entscheidend.<br />

Ein Aspekt davon ist ein täglicher<br />

Austausch aller Beteiligten <strong>und</strong> eine<br />

kollaborative Arbeitseinstellung, bei<br />

der die Verantwortung ins Team delegiert<br />

wird.<br />

Für Reiner Köttgen sind drei Punkte<br />

wichtig, um agil arbeiten zu können.<br />

Aus seiner Sicht braucht es zunächst<br />

einmal einen Führungsstil, der die<br />

Mitarbeiter befähigt <strong>und</strong> motiviert.<br />

Als weiteres bedarf es eines klaren<br />

Verständnisses, welche Vorteile die<br />

agilen Methoden im jeweiligen Kontext<br />

bieten: «Man muss wissen, was<br />

durch eine agile Arbeitsweise ganz<br />

konkret besser werden soll.» Zuletzt<br />

werde die Unterstützung des Managements<br />

benötigt, diesen Weg mit all<br />

seinen Veränderungen auch gehen zu<br />

wollen.<br />

Und dieser Weg, sagt Boris Savic, sei<br />

ein nicht endender: «Agiles Arbeiten<br />

ist kein Ziel, sondern ein kontinuierlicher<br />

Prozess. Dafür muss die gesamte<br />

Organisation robust <strong>und</strong> dynamisch<br />

sein <strong>und</strong> die Mitarbeiter eine offene<br />

Gr<strong>und</strong>einstellung <strong>und</strong> das Interesse<br />

daran haben, Neues zu lernen.»<br />

Mitarbeiterausbildung <strong>und</strong> -führung<br />

Weil die Unterstützung der Mitarbeiter<br />

entscheidend ist, bietet Weidmüller<br />

interne Schulungen an. «Zudem arbeiten<br />

wir mit externen Beratern, um<br />

unsere Mitarbeiter bei den übergreifenden<br />

Transformationsprozessen innerhalb<br />

der Organisation zu begleiten»,<br />

sagt Boris Savic. Des Weiteren<br />

verfüge man über eigens ausgebildete<br />

<strong>und</strong> zertifizierte Trainer, um Schulungen<br />

zu agilen Arbeitsmethoden durchführen<br />

zu können.<br />

Dass es diese Schulungen braucht,<br />

glaubt auch Thomas Zentner. «Wer<br />

auf agiles Arbeiten umsteigt, beschreitet<br />

den Weg eines komplexen<br />

Veränderungsprozesses, bei dem<br />

sich jeder Beteiligte neu orientieren<br />

muss», sagt er. Da hierbei Bewährtes<br />

<strong>und</strong> bisher erfolgreiche Verhaltensmuster<br />

auf den Prüfstand gestellt<br />

würden, müsse jeder einzelne Mitarbeiter<br />

aus der eigenen Komfortzone<br />

heraustreten. Führungskräften rät er<br />

hierbei zu einem lateralen Führungsstil,<br />

der auf Vertrauen beruht: «Hierzu<br />

muss der Vorgesetzte bereit sein, Verantwortung<br />

abzugeben. Das Team<br />

muss aber auch dazu bereit sein, die<br />

übertragene Verantwortung anzunehmen.»<br />

Was sonst noch zu beachten ist<br />

Damit agile Methoden in der Praxis<br />

funktionieren, bedarf es gemäss Thomas<br />

Zehnder gewisser Spielregeln.<br />

«Agil arbeiten heisst nämlich nicht,<br />

dass Mitarbeiter tun <strong>und</strong> lassen können,<br />

was sie wollen», betont er <strong>und</strong> erklärt<br />

wieso: «Durch das Backlog existieren<br />

ziemlich starre Vorgaben, was<br />

zu tun ist.» Agil bedeute auch nicht,<br />

dass man keine Prozessbeschreibungen<br />

mehr benötigt, beispielsweise wie<br />

ein Code zu schreiben ist. Durch diese<br />

Methode seien auch gewisse Zertifizierungsvorgaben<br />

oder Dokumentationen<br />

nicht plötzlich obsolet.<br />

«Mit einer agilen Haltung ersetzen<br />

wir nicht bedingungslos alles, was<br />

wir bisher gemacht haben», betont Reiner<br />

Köttgen. Vielmehr ergänzten bei<br />

Trumpf agile Methoden das Portfolio an<br />

Lösungsansätzen, weshalb diese sehr<br />

bewusst <strong>und</strong> gezielt eingesetzt würden:<br />

«Dann sind sie mächtige Werkzeuge in<br />

Situationen, für die man bislang unzureichend<br />

ausgestattet war.»<br />

«Agil bedeutet nicht,<br />

dass man tun <strong>und</strong> lassen<br />

kann, was man will.»<br />

Thomas Zehnder, B&R<br />

B&R Industrie-Automation AG<br />

www.br-automation.com<br />

Eplan Software & Service AG<br />

www.eplan.ch<br />

Trumpf GmbH & Co. KG<br />

www.trumpf.com<br />

Weidmüller Schweiz AG<br />

www.weidmueller.ch<br />

Lesen Sie unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch,<br />

inwieweit in<br />

den Unternehmen der<br />

befragten Experten bereits<br />

agil gearbeitet wird<br />

<strong>und</strong> welche Vor<strong>und</strong><br />

Nachteile sich<br />

hieraus ergeben.<br />

Rittal <strong>und</strong> Eplan:<br />

Ihre starken Partner für einen zukunftsfähigen<br />

Steuerungs- <strong>und</strong> Schaltanlagenbau<br />

◾ Kosten reduzieren<br />

◾ Durchlaufzeiten verkürzen<br />

◾ Produktivität erhöhen


AGILES ARBEITEN<br />

EXPERTENTIPPS<br />

FÜR EINSTEIGER<br />

(bac) Agile Arbeitsmethoden bieten Unternehmen unheimliches Potenzial,<br />

um sich zu verbessern. Doch auf was sollten Einsteiger achten, damit sie auf<br />

ihrem agilen Weg nichts ins Stolpern geraten? Wir haben die Branchenexperten<br />

unseres Trendberichts (ab Seite 18) gefragt, welchen Rat sie geben würden.<br />

Boris Savic,<br />

Weidmüller<br />

Seien Sie offen <strong>und</strong> mutig.<br />

Stellen Sie sich darauf ein, dass<br />

es anders verläuft, als Sie es<br />

erwarten. Als Unternehmen<br />

müssen Sie sich stetig wachsenden<br />

Marktdynamiken stellen. Um<br />

weiterhin innovativ <strong>und</strong> erfolgreich<br />

zu bleiben, sind agile Arbeitsmethoden<br />

erforderlich <strong>und</strong> das<br />

bedeutet schnelle Anpassungsfähigkeit.<br />

Reiner Köttgen,<br />

Trumpf<br />

Gehen Sie raus, schauen Sie sich<br />

an, wie andere Unternehmen diesen<br />

Veränderungsprozess angegangen<br />

sind. Tauschen Sie sich aus <strong>und</strong><br />

fragen Sie, welche Erfahrungen, die<br />

anderen gesammelt haben. Lassen<br />

Sie sich inspirieren durch das,<br />

was Sie sehen <strong>und</strong> «klauen» sie<br />

gute Ideen, aber kopieren Sie nicht<br />

andere Unternehmen.<br />

Am Ende des Tages müssen Sie<br />

eine Mischung aus agilem<br />

Mindset, Prozessen, Methoden<br />

<strong>und</strong> Organisationsstruktur fi nden,<br />

die zu Ihrem Unternehmen<br />

<strong>und</strong> den Menschen in Ihrem<br />

Umfeld passt.<br />

Thomas Zentner, Eplan<br />

1. Gutes Change-Management ist auf allen Ebenen notwendig. Alle Beteiligten<br />

müssen abgeholt werden <strong>und</strong> den Sinn <strong>und</strong> die Notwendigkeit dahinter verstehen,<br />

damit ein Commitment zustande kommen kann. Dafür ist eine klare Entscheidung<br />

des Managements unerlässlich, die das Thema auf der gesamten Reise,<br />

die eine solche Einführung bedeutet, unterstützt.<br />

2. Mit der Einführung neuer Prozesse <strong>und</strong> Rituale allein ist es nicht getan.<br />

Der Veränderungsprozess muss hauptsächlich in den Köpfen der Beteiligten<br />

stattfi nden <strong>und</strong> deren Verhalten (Interaktionen miteinander) nachhaltig ändern.<br />

Das verändert langfristig die Kultur im Unternehmen.<br />

3. Ganzheitliches <strong>und</strong> systemisches Denken ist hilfreich. Ein Unternehmen, das vor einer<br />

agilen Transition steht, stellt ein komplexes adaptives System dar. Dieses System<br />

befi ndet sich im besten Falle in einer Art eingeschwungenem Zustand. Jede Änderung,<br />

auch in Teilen dieses Systems, hat Auswirkungen auf das gesamte System.<br />

Systemarchetypen können helfen, die Dynamik innerhalb von Systemen zu verstehen.<br />

4. Es braucht viel Geduld. Man sollte dem Impuls widerstehen <strong>und</strong> diesem aktiv<br />

entgegenwirken, bei Rückschlägen wieder in den alten Modus zurückzufallen.<br />

Das ist vor allem bei Unternehmen eine Herausforderung, die auch schon vor<br />

der agilen Transition erfolgreich waren.<br />

«‘Klauen’ sie gute Ideen,<br />

aber kopieren Sie nicht<br />

andere Unternehmen.»<br />

Reiner Köttgen<br />

Thomas Zehnder, B&R<br />

Der Start mit dem agilen Ansatz fällt im ganz kleinen Team schwer <strong>und</strong> funktioniert<br />

nicht gut, sofern nicht die ganze Firma oder zumindest die Bereiche r<strong>und</strong> um die<br />

Softwareentwicklung in diese Richtung bewegt werden. Daher sollten alle Beteiligten<br />

zunächst auf die neue Arbeitsweise eingeschworen werden.<br />

INNOTEQ.DIGITAL<br />

19.–20. MAI 2021<br />

Als führender Schweizer Branchentreffpunkt verbindet die INNOTEQ alle relevanten Akteure<br />

der Schweizer Fertigungsindustrie. Innovationen erleben, Wissen erweitern,<br />

Lösungen entdecken <strong>und</strong> Kontakte pflegen: INNOTEQ präsentiert Trends, Produkte,<br />

Technologien <strong>und</strong> Dienstleistungen. So entstehen Begegnungen <strong>und</strong> Dialoge <strong>und</strong> daraus<br />

neue Ideen <strong>und</strong> Kooperationen für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft.<br />

Information & Registration:<br />

www.innoteq.ch<br />

Veranstalter<br />

Trägerverbände<br />

22 #<strong>011</strong>


AGILES ARBEITEN<br />

Interview mit:<br />

Andreas Voll, COO IWC Schaffhausen<br />

Bild: Studio Willen<br />

«OPERATIVE<br />

EXZELLENZ IST EINE<br />

NIE ENDENDE REISE»<br />

Die IWC Schaffhausen kann als jüngster Gewinner des GEO Awards<br />

mit Fug <strong>und</strong> Recht von sich behaupten, ein Meister des agilen Arbeitens<br />

zu sein. Im Gespräch mit COO Andreas Voll.<br />

Von Markus Back<br />

Sie haben beim renommierten Wettbewerb «Fabrik<br />

des Jahres» den «GEO Award» gewonnen. Mit<br />

was genau konnten Sie die Juroren überzeugen?<br />

Zunächst einmal möchte ich vorwegstellen, dass<br />

diese Auszeichnung eine sehr grosse Ehre für uns ist. Wir<br />

haben erstmals an diesem Wettbewerb teilgenommen <strong>und</strong><br />

gleich auf Anhieb gewonnen. Dieser Erfolg bestätigt unsere<br />

strategischen Initiativen im Bereich operative Exzellenz<br />

<strong>und</strong> bestärkt uns darin, an diesem Thema dranzubleiben.<br />

Der GEO Award, der für Global Excellence in Operations<br />

steht, bewertet die Exzellenz entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette. Hier konnten wir vor allem mit<br />

den vielen Verbesserungen bei unserer Qualität <strong>und</strong><br />

unseren Nachhaltigkeitsbestrebungen überzeugen.<br />

Ausserdem würdigten die Juroren unsere effizienten,<br />

stringenten <strong>und</strong> durchgängigen Prozesse.<br />

IWC beschäftigt sich seit Jahren mit der Verbesserung<br />

seiner operativen Exzellenz. Ist das ein Thema, das<br />

sich speziell nur für Ihre Industrie anbietet oder macht<br />

das auch in anderen Branchen Sinn?<br />

Operative Exzellenz macht überall Sinn. Zwar hat jede<br />

Industrie ihre speziellen, eigenen Herausforderungen,<br />

weshalb die Ausprägungen unterschiedlich sein können,<br />

doch das Ziel ist immer dasselbe: Perfektion bis ins<br />

allerletzte Detail. Das ist sehr wichtig <strong>und</strong> eine Sache, die<br />

in der Firmenkultur <strong>und</strong> den Köpfen der Mitarbeitenden<br />

fest verankert sein muss.<br />

Diese Perfektion bis ins allerletzte Detail stelle ich mir<br />

sehr schwer vor, da ja wirklich alles durchleuchtet werden<br />

muss, um diese zu erreichen, oder?<br />

Absolut! Ich würde es als eine Reise beschreiben, die nie<br />

zu Ende geht. Daher habe ich es nach Möglichkeit immer<br />

vermieden, von einem Exzellenz-Projekt zu sprechen.<br />

Ein Projekt hat per Definition immer einen Anfang <strong>und</strong><br />

ein Ende. Operative Exzellenz ist aber vielmehr eine<br />

Initiative oder Kultur, die in einem Unternehmen fest<br />

verankert sein muss. Am Ende ist es nämlich nichts<br />

anderes, als ein nie endendes technisches Arbeiten.<br />

Sobald Sie etwas verbessert haben, müssen Sie nach<br />

einer gewissen Zeit wieder überprüfen, ob es vielleicht<br />

nicht doch noch ein wenig besser geht.<br />

Im Jahre 2018 führte IWC die Fertigung von Werkteilen, die<br />

Werkmontage <strong>und</strong> die Gehäusefertigung in einem neuen<br />

Manufakturzentrum zusammen. Welche Vorteile beziehungsweise<br />

Verbesserungen haben sich daraus ergeben?<br />

Eine ganze Reihe. Als ich vor 13 Jahren bei IWC anfing,<br />

waren unsere Prozesse über mehrere Gebäude <strong>und</strong> in<br />

diesen teils über mehrere Stockwerke verteilt. Im neuen<br />

Manufakturzentrum sind alle Prozesse nun in einer<br />

logischen Abfolge <strong>und</strong> räumlichen Nähe zueinander<br />

angeordnet. Dadurch sind wir deutlich effizienter geworden,<br />

da sich die Abstimmungs- <strong>und</strong> Kommunikationswege<br />

verkürzt haben, was zur kontinuierlichen Verbesserung<br />

unserer Qualität führte. Zugleich haben wir für unsere<br />

K<strong>und</strong>en ein tolles Erlebnis geschaffen. Sie erleben die<br />

Entstehung ihrer Uhr von der Bereitstellung des Rohmaterials<br />

bis hin zur Montage des Uhrwerks <strong>und</strong> der Verheiratung<br />

von Werk <strong>und</strong> Gehäuse. Das kann nicht jeder<br />

Hersteller bieten.<br />

Das erinnert ein wenig an die Gläserne Manufaktur<br />

Dresden, in der einst K<strong>und</strong>en der Herstellung ihres<br />

VW Phaetons beiwohnen konnten!<br />

Genau. Der Bau der Manufaktur war das grösste Einzelinvestment<br />

in der Geschichte von IWC, weshalb wir<br />

grossen Wert auf eine perfekte Planung gelegt <strong>und</strong> uns<br />

viele Inspirationen geholt haben. In diesem Zusammenhang<br />

besichtigten wir verschiedene Manufakturen,<br />

darunter die Gläserne Manufaktur Dresden. ››<br />

24 #<strong>011</strong> #<strong>011</strong> 25


AGILES ARBEITEN<br />

Sie befassen sich seit über zehn Jahren im Rahmen<br />

verschiedener strategischer Programme mit dem Thema<br />

«Operative Exzellenz». Wie lange dauerte es, bis sich<br />

der Prozess abzeichnete, der Ihnen nun den Weg zum<br />

«GEO Award» geebnet hat?<br />

Ich hatte es schon gesagt, operative Exzellenz bedeutet<br />

für mich kompromisslose Perfektion bis ins letzte Detail –<br />

<strong>und</strong> das jeden Tag! Um das allerdings zu erreichen, muss<br />

zunächst einmal eine entsprechende Kultur geschaffen<br />

<strong>und</strong> verankert werden. Von daher wird es Sie nicht überraschen,<br />

wenn ich Ihnen sage, dass wir bereits seit Jahren<br />

kontinuierlich an diesem Thema arbeiten. Vor knapp drei<br />

Jahren hatte ich eines Tages jedoch den Eindruck, dass<br />

wir nun einen Reifegrad erlangt haben, der es uns erlaubt,<br />

an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen.<br />

Woran genau haben Sie bemerkt, dass der gef<strong>und</strong>ene<br />

Prozess nun passen dürfte?<br />

Interessanterweise war es ein Planungswerkzeug, dass<br />

ich abschaffen wollte, weil ich der Ansicht war, dass es<br />

dieses nicht mehr braucht. Hatte es bei dessen Einführung<br />

noch grosse Vorbehalte gegeben, sorgte meine Ankündigung,<br />

dieses nun wieder abzuschaffen, für einen regelrechten<br />

Aufschrei. Ich erhielt E-Mails, in denen es hiess,<br />

dass ich doch nicht einfach das Werkzeug wegnehmen<br />

könne! Dies zeigte mir, dass die Mitarbeitenden den Nutzen<br />

des Werkzeugs für sich erkannt <strong>und</strong> es deswegen für<br />

sich angenommen hatten.<br />

Sie verbesserten sich durch die Neuausrichtung ihrer<br />

Prozesse unter anderem deutlich bei der Qualität,<br />

dem Service <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit. Wie stellen sich<br />

diese Erfolge im Einzelnen dar?<br />

Wir fertigen mit Toleranzen im Mikrometerbereich <strong>und</strong><br />

nur wenn wir jedes einzelne Teil perfekt fertigen, erzielen<br />

wir eine hohe Qualität. Daher haben wir viel an unserer<br />

Prozessstabilität gearbeitet <strong>und</strong> inzwischen ein Niveau<br />

erreicht, das es uns gestattet, auf unsere Uhren eine<br />

Garantie von acht anstatt zwei Jahren zu geben.<br />

Beim Service haben wir sehr stark an unseren Durchlaufzeiten<br />

gearbeitet. Wenn ein K<strong>und</strong>e heute seine Uhr in<br />

Schaffhausen in den Service gibt, hat er sie zwei Wochen<br />

später wieder am Handgelenk. Wenn man bedenkt, dass<br />

bei einer solchen Kontrolle die komplette Uhr zerlegt wird,<br />

ist das ein sehr guter Wert. Vor einigen Jahren dauerte<br />

das bei uns noch durchschnittlich sechs bis acht Wochen.<br />

Was die Nachhaltigkeit betrifft, produzieren wir unter<br />

anderem mit Sonnenkollektoren eigenen Strom, beleuchten<br />

ausschliesslich mit LED, nutzen Dreifach-Verglasung <strong>und</strong><br />

nutzen zwei Gr<strong>und</strong>wasserfassungen fürs Heizen <strong>und</strong><br />

Kühlen. Hinzu kommt eine neu entwickelte Verpackung<br />

für Uhren, die um 30 Prozent leichter <strong>und</strong> kleiner ist<br />

<strong>und</strong> deren Plastikanteil um 90 Prozent reduziert wurde.<br />

Das Manufakturzentrum basiert auf einem Fertigungslayout,<br />

das vor allem auf die Vermeidung von Fehlern ausgelegt<br />

ist. Über welche typischen Fehler mussten Sie sich<br />

denn zuvor ärgern?<br />

«Das tückische ist,<br />

dass es zuvor<br />

nur wenige konkrete<br />

Fehler gab.»<br />

Andreas Voll, COO IWC Schaffhausen<br />

Das tückische ist, dass es zuvor nur wenige konkrete<br />

Fehler gab. Typische Fehler hätten wir auch relativ einfach<br />

beheben können, doch wir mussten uns mit Fehlern<br />

auseinandersetzen, die mal hier <strong>und</strong> mal dort aufgetreten<br />

sind. Weil wir inzwischen aber durch alle Prozesse hinweg<br />

systematisch Daten erfassen <strong>und</strong> diese analysieren,<br />

tun wir uns mittlerweile beim Aufspüren von Fehlern<br />

<strong>und</strong> deren Beseitigung sehr viel leichter.<br />

Können Sie das an einem konkreten Beispiel erklären?<br />

Da wir bereits während der Entstehungsphase einer Uhr mit<br />

der Datenerfassung beginnen, erkennen wir heute Zusammenhänge,<br />

die sich uns zuvor nicht erschlossen haben.<br />

So hatten wir in einem Fall zunächst das Gehäuse als<br />

Ursache für einen Fehler vermutet, doch die Daten analyse<br />

ergab, dass das Uhrwerk für diesen verantwortlich war.<br />

Lesen Sie unter<br />

www.technik<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />

was<br />

hinsichtlich Mitarbeiterausbildung<br />

<strong>und</strong> -führung<br />

beim agilen Arbeiten<br />

zu beachten ist.<br />

Die verkürzten Durchlaufzeiten sind ein Aspekt des<br />

neuen Fertigungslayouts. Wie sieht die Zeitersparnis<br />

aus <strong>und</strong> woraus resultiert diese hauptsächlich?<br />

Die Reduktion ergibt sich durch Verbesserungen in<br />

einzelnen Prozessen <strong>und</strong> dürfte in Summe bis zu<br />

50 Prozent betragen. Ausschlaggebend dafür sind transparente,<br />

durchgängige Prozesse, eine Kanban-Steuerung<br />

zwischen den Produktionsschritten, die Visualisierung<br />

des Prozesses <strong>und</strong> ein sich selbst steuerndes Zwischenlager.<br />

Aber auch die hohe Qualität hilft dabei, schneller<br />

zu sein, da diese nämlich zeitaufwendige Friktionen<br />

vermeidet.<br />

Durch die kürzeren Durchlaufzeiten ist es uns übrigens<br />

gelungen, den Lagerbestand zu verkleinern. Das ist nicht<br />

nur für unsere Finanzkennzahlen gut, sondern gestattet<br />

es uns auch, schneller auf Nachfrageschwankungen zu<br />

reagieren.<br />

Die Juroren würdigten die fortschrittlichen Verfahren<br />

zur Datenanalyse, mit denen die Produktqualität verbessert<br />

<strong>und</strong> die Nachhaltigkeit in der Fertigung erhöht wurde.<br />

Auf welche Verfahren setzen Sie hierbei?<br />

Der entscheidende Hebel ist eine systematische Datenerfassung<br />

<strong>und</strong> -analyse, also Big Data. Dafür stellten<br />

wir Datenspezialisten ein <strong>und</strong> bauten Systeme auf, die<br />

eine systematische <strong>und</strong> effiziente Datenauswertung<br />

ermöglichen.<br />

Wie behalten Sie bei den vielen erhobenen Daten den<br />

Überblick?<br />

Es sind zwei entscheidende Punkte. Zunächst muss der<br />

Prozess richtig aufgesetzt werden. Dieser Initialaufwand<br />

ist mit Investitionen verb<strong>und</strong>en, doch diese rechnen<br />

sich über die Jahre hinweg. Dann braucht es ausgebildete<br />

Spezialisten, die mit kraftvollen <strong>und</strong> flexiblen Auswertungswerkzeugen<br />

arbeiten können. Das ist der Schlüssel,<br />

um die Daten zu beherrschen.<br />

IWC Schaffhausen | wwww.iwc.com<br />

Andreas Voll<br />

Nach erfolgreichem Studium der Volkswirtschaftslehre an<br />

der LMU München arbeitete der 39-Jährige ab 2005 als<br />

Strategieberater bei Roland Berger. 2007 wechselte er zu IWC<br />

Schaffhausen, wo er zunächst als Verantwortlicher für die<br />

Produktionsplanung begann. Danach verantwortete er bei dem<br />

Uhrenhersteller verschiedene Positionen, bevor er 2016 zum<br />

COO ernannt wurde. In seiner Freizeit steht seine dreijährige<br />

Tochter an erster Stelle, die er gemeinsam mit seiner langjährigen<br />

Partnerin erzieht. Zudem spielt der gebürtige Rosenheimer<br />

Tennis <strong>und</strong> musiziert sehr gerne (Klavier <strong>und</strong> Akkordeon).<br />

26 #<strong>011</strong> #<strong>011</strong> 27


Die hohe Verkehrsdichte auf dem Streckennetz der<br />

SBB erlaubt keine grossen Abweichungen vom Fahrplan.<br />

Daher greift bei Abweichungen von grösser als drei<br />

Minuten ein fest definiertes Protokoll. Bild: SBB CFF FFS<br />

AGILES ARBEITEN<br />

Erfahren Sie im Interview<br />

zu diesem Beitrag unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />

wie sich die SBB agil ausrichtet<br />

<strong>und</strong> wieso es trotz Autonomiebestrebungen<br />

in jüngerer<br />

Vergangenheit dennoch zu<br />

stärkeren Reglementierungen<br />

gekommen ist.<br />

IN DER KRISE<br />

GREIFEN<br />

STANDARDISIERTE<br />

PROZESSE<br />

Liegt ein Zug innerhalb des Streckennetzes der SBB hinterm Zeitplan,<br />

greift ein zuvor definiertes Protokoll. Doch ansonsten sind<br />

auch die Schweizerischen B<strong>und</strong>esbahnen längst agil unterwegs.<br />

Von Markus Back<br />

Wenn der FV-Dosto<br />

zwischen Bern <strong>und</strong> Genf<br />

mehr als drei Minuten<br />

hinterm Fahrplan liegt,<br />

gilt es für den verantwortlichen<br />

Zugverkehrsleiter schnell zur reagieren.<br />

Hierbei geht er aber nicht etwa<br />

nach seinem Bauchgefühl, sondern<br />

Schritt für Schritt nach Anleitung vor.<br />

Und das hat seinen guten Gr<strong>und</strong>! «Bei<br />

Störungen oder Verspätungen braucht<br />

es fest definierte Protokolle, um<br />

schnell wieder handlungsfähig zu<br />

sein», sagt Heidrun Buttler.<br />

Diese standardisierte Reaktion soll<br />

gemäss der Leiterin des Konzernbereichs<br />

«Sicherheit <strong>und</strong> Produktion»<br />

eine Kettenreaktion verhindern, die<br />

sich aufgr<strong>und</strong> der Verkehrsdichte<br />

sonst sehr schnell aufs komplette<br />

Streckennetz ausdehnen würde. Daher<br />

sei es immer das oberste Ziel, verspätete<br />

Züge so zu isolieren, dass es<br />

zu keinen Verspätungsübertragungen<br />

kommt. Die von den Zugverkehrsleitern<br />

getroffenen Entscheidungen<br />

fliessen hierbei in bis zu 60, teils automatisierte,<br />

Untersysteme ein.<br />

In Krisensituationen, wenn beispielsweise<br />

ein Zug liegen bleibt, greifen<br />

ebenfalls standardisierte Prozesse.<br />

Um dabei nichts zu vergessen, nutzen<br />

die Beteiligten bis heute Checklisten.<br />

«Im Prozess wird höchst strukturiert<br />

gearbeitet, während die Flexibilität<br />

eher in der Vorbereitung <strong>und</strong> im Nachgang<br />

mit Retroperspektiven zum<br />

Tragen kommt, um beispielsweise Abläufe<br />

weiter zu verbessern», erklärt<br />

Pascal Romann. Er arbeitet in Teilzeit<br />

im SBB-Konzernbereich «Human<br />

Resources» als interner Berater für Organisationsentwicklung<br />

<strong>und</strong> begleitet<br />

hierbei unter anderem die Reorganisation<br />

<strong>und</strong> agile Transformation.<br />

Dass die agile Arbeitsweise trotz notwendiger,<br />

standardisierter Protokolle<br />

auch bei der SBB Sinn macht, zeigt die<br />

jüngste Vergangenheit. «Im Finanzbereich<br />

mussten durch die Corona-<br />

Pandemie über Nacht alle Budgets <strong>und</strong><br />

Planungen angepasst werden, um die<br />

Liquidität zu sichern», so Pascal Romann.<br />

Aber auch wenn es nicht so eilt,<br />

setzt das Unternehmen vermehrt auf<br />

diese Arbeitsmethoden. Als Beispiel<br />

nennt er verschiedene Massnahmen<br />

im Personalumfeld, mit denen schneller<br />

geeignete Bewerber identifiziert<br />

<strong>und</strong> eingestellt werden können.<br />

SBB Schweizerische B<strong>und</strong>esbahnen<br />

www.sbb.ch<br />

#<strong>011</strong> 29


Produkte<br />

Kompakte Antriebstechnik<br />

im robusten Metallgehäuse<br />

Die EtherCAT-Klemmen ELM72xx sind vollwertige<br />

Servoverstärker im robusten Metallgehäuse mit einem<br />

Ausgangsstrom von bis zu 16 A bei 48 VDC Spannung<br />

für die Leistungsversorgung. Sie lassen sich direkt an die<br />

EtherCAT-Klemmen anreihen <strong>und</strong> sind damit integraler<br />

Bestandteil des I/O-Systems von Beckhoff. Zur Funktionalität<br />

zählen der direkte Anschluss von Motor, Feedback<br />

<strong>und</strong> Bremse über das Stecker-Frontend, ein Absolutwert-<br />

Interface <strong>und</strong> die One Cable Technology. Zusätzliche I/O<br />

erlauben das Latchen von Positionswerten. Durch die<br />

Brems-Chopper-Ansteuerung kann zudem ein Bremswiderstand<br />

direkt angeschlossen werden. Verfügbar sind derzeit<br />

fünf ELM72xx, die wiederum mit STO/SS1 oder mit Safe<br />

Motion ausgestattet sind. Im Vergleich zur EL-Serie ist die<br />

Verdrahtungsebene der ELM72xx steckbar ausgeführt.<br />

Optimierter digitaler<br />

Ladungsverstärker<br />

Der digitale Ladungsverstärker 5074A<br />

gestattet es, piezoelektrische Sensoren<br />

in ein echtzeitfähiges, industrielles<br />

Ethernet-System einzubinden<br />

<strong>und</strong> so Einstellungen am Messverstärker<br />

direkt über die Steuerung<br />

vorzunehmen. Der Messbereich<br />

von 20 bis 1 000 000 pC sowie zahlreiche<br />

Messfunktionen für verschiedene<br />

Applikationen sorgen für Flexibilität<br />

<strong>und</strong> fast uneingeschränkte Einsatzmöglichkeiten. Die Version 5074B,<br />

die den 5074A ablöst, behält diese Vorteile <strong>und</strong> ergänzt den Ladungsverstärker<br />

um zwei entscheidende Verbesserungen. Das Gerät ist<br />

nun nach 6 anstatt 30 s betriebsbereit <strong>und</strong> sorgt so vor allem in modularen<br />

Anlagen mit austauschbaren Hot-Plug-Modulen für eine höhere<br />

Anlagenverfügbarkeit. Zudem sind nun die zwei Energiepfade in<br />

den M8-Steckern getrennt, so dass neu neben der sicheren Energieversorgung<br />

des Ladungsverstärkers zusätzliche Geräte nach<br />

Industrie standard angeschlossen werden können. Dies ermöglicht<br />

nun die Abschaltung der Peripheriespannung.<br />

Kistler Instrumente AG | www.kistler.com<br />

Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />

Leistungsstarker Hohlwellenmotor<br />

Der Hohlwellenmotor DM66200H ist eine Antriebslösung<br />

für Anwendungen, in denen eine grosse Apertur (bis 40 mm)<br />

benötigt wird. Der Rotor läuft um die Öffnung <strong>und</strong> treibt die<br />

um diese herum angeordnete Mechanik ohne Übersetzung<br />

direkt an. Dabei kommt die Schrittmotor-Technologie<br />

von Faulhaber zum Einsatz. Bauartbedingt ist sie in hohem<br />

Masse energieeffizient <strong>und</strong> benötigt weder Bremse noch<br />

Encoder. Zudem arbeitet der Direktantrieb spielfrei <strong>und</strong> lässt<br />

sich mit wenig Aufwand in verschiedene Anwendungen<br />

integrieren. Dabei erreicht er sowohl bei der Geschwindigkeit<br />

(2000 min -1 ) als auch beim Drehmoment<br />

(180 mNm) hohe Leistungswerte.<br />

Der DM66200H zeichnet sich<br />

darüber hinaus durch ein<br />

geringes Gewicht <strong>und</strong> ein<br />

flaches Design aus. Dank<br />

minimalem Verschleiss<br />

(nur am Kugellager) ist<br />

er für den wartungsfreien<br />

Dauerbetrieb ausgelegt.<br />

30 #<strong>011</strong><br />

Faulhaber Minimotor SA<br />

www.faulhaber.ch<br />

Embedded-Box-PC<br />

für FTS <strong>und</strong> Roboter<br />

Der Embedded-Box-PC OEM S81 verfügt über<br />

vier Ethernet-Schnittstellen mit jeweils eigenen<br />

Network Interface Controllern für eine latenzfreie<br />

Sensoransteuerung. Mittels WiFi, GNSS<br />

oder LTE kommuniziert er mit anderen Geräten<br />

oder der Cloud. Weiter lassen sich hochpräzise<br />

GNSS-Receiver integrieren, die eine zentimetergenaue<br />

Ortung eines FTS oder MiR zulassen. Mit<br />

zwei CAN-Schnittstellen lässt sich der OEM S81<br />

zudem als CAN nutzen. Systemerweiterungen<br />

werden mittels MiniPCI-Express-Schnittstelle<br />

umgesetzt. Für Flash-Speicher stehen microSDoder<br />

CFast-Steckplätze zur Verfügung. Ein<br />

weiterer Vorteil bei der Verwendung in FTS oder<br />

mobilen Robotern ist die kompakte Bauform<br />

(174 × 50 × 127 mm). Der Box-PC erfüllt die Norm<br />

für Flurförderzeuge EN 1175-1:1998+A1:2010, ist<br />

unempfindlich gegen Schock <strong>und</strong> Vibration <strong>und</strong><br />

für einen Temperaturbereich von -40 bis 70° C<br />

ausgelegt.<br />

Syslogic AG | www.syslogic.com<br />

Drehstrommotoren Baureihe DR..<br />

Effizient, leistungsstark <strong>und</strong> weltweit<br />

einsetzbar<br />

.................................................................................................<br />

Mit den Motorbaukästen DR../DRN/DR2.. setzen wir<br />

Millionen von Antriebskombinationen um <strong>und</strong> bewegen<br />

die unterschiedlichsten Anlagen <strong>und</strong> Maschinen, weltweit.<br />

Wir bieten Ihnen für jede Anforderung den optimalen<br />

Drehstrommotor: 2-, 4-, 6- <strong>und</strong> 8-polige Motoren,<br />

mit Leistungen von 0,09 kW bis 375 kW <strong>und</strong> in den<br />

Wirkungsgradklassen IE1 bis IE4.<br />

www.imhof-sew.ch


PRODUKTE<br />

Produktion<br />

in kleinen Losgrössen<br />

Universelle 24/48-VDC-<br />

Stromversorgungen<br />

Die drei neuen PS-Stromversorgungsserien<br />

umfassen insgesamt 18 Geräte. Die 1- <strong>und</strong><br />

3-phasigen Hutschienen-Netzteile sind<br />

kompakt <strong>und</strong> liefern Ausgangsströme von<br />

2,5 bis 40 A. Ein temperaturoptimiertes<br />

Design ergibt eine gute Konvektionskühlung<br />

<strong>und</strong> somit eine hohe Lebensdauer <strong>und</strong><br />

maximale Zuverlässigkeit sowie bis zu<br />

96,3 Prozent Wirkungsgrad. Ausgestattet<br />

mit einem Weitbereichseingang <strong>und</strong><br />

mit unterschiedlichsten Zulassungen eignet<br />

sich das vielfältige Spektrum für den<br />

weltweiten <strong>und</strong> universellen Einsatz bei<br />

24- <strong>und</strong> 48-VDC-Anwendungen. Die Spitzenleistungsfähigkeit<br />

von maximal 150 Prozent<br />

ermöglicht es, bis zu 1,44 kW Ausgangsleistung<br />

kurzzeitig bereitzustellen. Zusammen<br />

mit der platzsparenden Bauform <strong>und</strong> der<br />

hohen Störfestigkeit gegenüber Transienten<br />

<strong>und</strong> Überspannungen ermöglicht dies einen<br />

effizienten <strong>und</strong> kostengünstigen Einsatz<br />

auch in rauen Industrieumgebungen.<br />

Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />

Condition-Monitoring für Industriegetriebe<br />

Das Condition-Monitoring-Angebot Drive Radar erfasst Betriebsdaten,<br />

wertet diese aus <strong>und</strong> erstellt Prognosen zu Zustandsänderungen.<br />

Hierbei nimmt ein Sensorikpaket kontinuierlich<br />

Messgrössen wie Umgebungstemperatur, Getriebe öltemperatur,<br />

Eingangsdrehzahl <strong>und</strong> Ölfüllstand sowie das Schwingungsverhalten<br />

von Wälzlagern <strong>und</strong> Verzahnung auf. Eine Edge<br />

Processing Unit erfasst, speichert <strong>und</strong> verdichtet diese Daten<br />

<strong>und</strong> sendet sie verschlüsselt ans Rechenzentrum von SEW-<br />

Eurodrive, wo diese ausgewertet <strong>und</strong> interpretiert werden.<br />

In der Web anwendung Drive Radar IoT Suite hat der Anwender<br />

dann die Möglichkeit, sich über den Zustand aller überwachten<br />

Getriebe zu informieren <strong>und</strong> sämtliche aufbereiteten Daten<br />

einzusehen. So lassen sich unter anderem Aussagen über den<br />

Zustand einzelner Wälzlager <strong>und</strong> deren Bestandteile oder<br />

Prognosen zum nächsten Ölwechsel treffen.<br />

Alfred Imhof AG<br />

www.imhof-sew.ch/produkte/industriegetriebe/driveradar<br />

Rexroth reduziert Energieverbrauch<br />

Bei der Umrüstung seiner Werkzeugmaschinen in Elchingen<br />

hat Bosch Rexroth das vorhandene Kompressorkühlgerät<br />

durch den Rittal Blue e+ Chiller ersetzt. Das neue<br />

Gerät verbraucht über 50 Prozent weniger<br />

elektrische Energie als der alte Rückkühler,<br />

beim Schaltschrankkühlgerät<br />

beträgt die Einsparung sogar über<br />

80 Prozent. Ein weiterer Aspekt<br />

ist die einfache Bedienung: Das<br />

Steuerungspanel mit Touchdisplay<br />

stellt alle Meldungen<br />

schnell <strong>und</strong> eindeutig in Klartext<br />

dar – wahlweise in 21 Sprachen.<br />

Dadurch kann der Bediener<br />

umgehend reagieren. Mit der<br />

Blue e+ App, die über NFC mit den<br />

Geräten kommuniziert, lassen sich<br />

wichtige Informationen drahtlos<br />

übertragen. Das ist vor allem<br />

dann wichtig, wenn mehrere Chiller<br />

konfiguriert werden.<br />

Acopos 6D bewegt Shuttles mit<br />

integrierten Permanentmagneten<br />

berührungslos <strong>und</strong> damit reibungsfrei<br />

auf einer Fläche aus Motorsegmenten.<br />

Diese sind 240 × 240 mm<br />

gross <strong>und</strong> können zu beliebigen<br />

Formen zusammengesetzt werden.<br />

Die Shuttles tragen je nach Grösse<br />

0,6 bis 14 kg <strong>und</strong> bewegen sich mit<br />

bis zu 2 m/s. Sie können zweidimensional<br />

verfahren, ihre Schwebehöhe<br />

ändern <strong>und</strong> sich entlang von drei<br />

Achsen drehen oder neigen. Das<br />

System verfügt somit über sechs<br />

Freiheitsgrade. Werden die Motorsegmente<br />

mit einer Edelstahlabdeckung<br />

versehen, entspricht die<br />

Lösung Schutzart IP69K <strong>und</strong> eignet<br />

sich somit für den Einsatz in Reinräumen<br />

sowie in der Nahrungsmittelproduktion.<br />

B&R Industrie Automation AG<br />

www.br-automation.com<br />

Rittal AG | www.rittal.ch<br />

smart plastics<br />

Ungeplante Ausfälle vermeiden<br />

Besuchen Sie uns:<br />

www.igus.ch/virtuellemesse<br />

Industrie 4.0: smart plastics erhöhen die<br />

Ausfallsicherheit. Intelligente Produkte<br />

sagen Austauschtermin im laufenden<br />

Betrieb voraus <strong>und</strong> integrieren sich nahtlos<br />

in Ihre Prozesse (vorausschauende<br />

Wartung). Dank smart plastics steigt<br />

die Anlagenverfügbarkeit <strong>und</strong> die Wartungskosten<br />

sinken.<br />

motion plastics ®<br />

Magnetostriktive Sensoren<br />

Die kontaktlosen, magnetostriktiven Hochleistungssensoren der Serie WPL sind mit den meisten industriellen<br />

Feldbussen kompatibel. Dank ihrer verbesserten digitalen Konnektivität erfassen sie eine Vielzahl<br />

von Prozessdaten <strong>und</strong> übertragen diese schnell, sicher <strong>und</strong> digital an die Steuerung. Zudem sind sie in<br />

der Lage, zyklische Daten über Cursor-Position <strong>und</strong> Bewegungsgeschwindigkeit zu liefern. Die cULuszertifizierten<br />

Sensoren garantieren selbst bei Feldstörungen wie Schock, Vibration, EMV <strong>und</strong> thermischer<br />

Drift eine 15 Mal höhere Signalverstärkung als herkömmliche Modelle. Darüber hinaus bieten sie eine<br />

Auflösung von unter 0,5 µm (nur SSI-Version), eine hohe Messstabilität <strong>und</strong> eine IO-Link-Schnittstelle 1.1.<br />

Sensormate AG | www.sensormate.ch<br />

Video "Industrie 4.0 – vorausschauende Wartung" unter igus.ch/smartplastics<br />

Tel. 062 388 97 97 info@igus.ch<br />

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Von Eugen Albisser<br />

KOLLABORATIVES<br />

ARBEITEN<br />

#006<br />

DIE IDEENSCHMIEDE<br />

VON UPTOWNBASEL<br />

Die Arealentwicklung uptownBasel wird zum Inkubator für Innovation <strong>und</strong> Technologietransfer.<br />

Mit Co-Creation <strong>und</strong> einer firmenübergreifenden Innovationsplattform<br />

wird das erste Gebäude zur Ideenschmiede <strong>und</strong> kreiert neue Partnerschaften.<br />

Die Arealentwicklung uptownBasel wird zum<br />

Inkubator für Innovation <strong>und</strong> Technologietransfer<br />

in der Region Basel <strong>und</strong> zum Vorzeigeprojekt<br />

in Sachen Nachhaltigkeit. Bis 2027 entsteht in Arlesheim<br />

(BL) auf einem Gr<strong>und</strong>stück von 70 000 Quadratmeter<br />

Fläche modernste Räume <strong>und</strong> Infrastrukturen für mindestens<br />

50 Firmen mit 2000 innovativen, neuen Arbeitsplätzen.<br />

Dank eines durchdachten <strong>und</strong> vorbildlichen Corona-Schutzkonzepts<br />

kann das erste Gebäude, die so genannte Ideenschmiede,<br />

fristgerecht bezogen werden. Doch warum wird<br />

das Gebäude 1 zur Ideenschmiede <strong>und</strong> wie wird das vor Ort<br />

gefördert?<br />

Co-Creation-Räume<br />

Wissenschaftliche Erkenntnisse mehren sich auf allen Gebieten.<br />

Teilweise wächst das Wissen sogar exponentiell. Die<br />

zunehmende Arbeitsteilung <strong>und</strong> die Informationsverteilung<br />

erfordern daher mehr Austausch <strong>und</strong> eine stärkere Vernetzung<br />

der Wissensträger untereinander. Die beiden Hauptmieter<br />

im ersten Gebäude, der französische Grosskonzern<br />

VINCI mit seinen Tochterfirmen Axians redtoo AG <strong>und</strong> Actemium<br />

Schweiz AG <strong>und</strong> Bouygues Energies & Services AG,<br />

haben sich ein dichtes Netz für den Wissenstausch aufgebaut.<br />

Diese Netze will uptownBasel fördern <strong>und</strong> baut darum<br />

Co-Creation-Räume, die es so in der Region Basel noch nicht<br />

gibt, damit die Firmen sich unkompliziert, aber strukturiert<br />

über die Firmengrenzen hinweg austauschen können.<br />

Begegnung fördern<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für einen solchen Austausch zwischen<br />

Mitarbeitern ist, dass diese sich über den Weg laufen,<br />

sehen <strong>und</strong> begegnen. Die Gestaltung der Arbeitsumgebung<br />

hat daher einen enormen Einfluss auf diesen Austausch:<br />

Sie kann <strong>und</strong> soll Begegnungen fördern. Das Gebot der<br />

Zur Rubrik<br />

Die fortlaufende Rubrik «Kollaboratives<br />

Arbeiten» entsteht in Zusammenarbeit mit<br />

uptownBasel <strong>und</strong> wird von ihr fi nanziell<br />

unterstützt. Die Rubrik beschreibt die<br />

Möglich keiten, welche sich Industriefi rmen<br />

bieten im Zeitalter der Digitalisierung: vom<br />

kollaborativen Arbeiten bis zur vollkommen<br />

vernetzten Produktion wie sie in Arlesheim<br />

im «Kompetenzzentrum Industrie 4.0» derzeit<br />

aufgebaut wird.<br />

Folge 7 in der <strong>Ausgabe</strong> #012:<br />

Der digitale Gebäudezwilling<br />

uptownBasel:<br />

Themen <strong>und</strong> Mieter<br />

uptownBasel konzentriert sich auf die aktuellen Themen<br />

wie Elektromobilität, Batterietechnologie, Digital Health,<br />

personalisierte Medizin, Additive Manufacturing, Datacenter<br />

<strong>und</strong> Data Analytics.<br />

Die Gesamtheit der positiven Eigenschaften des Standorts<br />

Arlesheim soll Unternehmen mit hohen Qualitätsstandards in<br />

Bezug auf Corporate Responsibility <strong>und</strong> technologieorientierte<br />

Unternehmen mit wissensintensiver Produktion sowie Dienstleistungsunternehmen<br />

mit hohem Fachkräfteanteil anziehen.<br />

Wer steckt hinter<br />

uptownBasel<br />

Der kollaborative Campus der Zukunft ist eine Arealentwicklung<br />

von Hans-Jörg Fankhauser. Für das grosse fi nanzielle<br />

Engagement steht die Familie von Dr. Thomas Staehelin <strong>und</strong><br />

seiner Frau Monique, die selbst in Arlesheim aufgewachsen ist.<br />

St<strong>und</strong>e sind selbstorganisierte <strong>und</strong> moderierte Teams.<br />

Für diese Teams bedeutet das, mehr Entscheidungen selbst<br />

<strong>und</strong> gemeinsam zu treffen. Das heisst, mehr Zeit miteinander<br />

zu verbringen, mehr zu interagieren <strong>und</strong> sich stärker<br />

auszutauschen.<br />

Internationale Netzwerke<br />

Um das eigene Netzwerk zu vergrössern, geht es gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

um den Austausch zwischen Mitarbeitern des ganzen<br />

Unternehmens, deren K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Ausbildungsstätten wie<br />

Fachhochschulen oder Universitäten. Der Austausch hat<br />

zwei Funktionen. Die erste ist, möglichst schnell relevante<br />

Informationen <strong>und</strong> Wissen zielgerichtet zu erhalten. Die<br />

zweite Funktion beruht auf zufälligen <strong>und</strong> gesteuerten Begegnungen<br />

der Mitarbeiter. Sie sind die Gr<strong>und</strong>lagen, um Neues<br />

zu schaffen, sowie Quelle für Kreativität <strong>und</strong> Innovation.<br />

All das wird in der Ideenschmiede in Kürze aufleben.<br />

uptownBasel | https://uptownbasel.ch<br />

34 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 35


TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />

BRUSH IT UP!<br />

RUBRIKTITEL<br />

NEWS IN<br />

ZAHLEN<br />

Sensry <strong>und</strong> MST Gruppe gehen langfristig<br />

strategische Zusammenarbeit ein<br />

Sensry and MST Group Enter Strategic<br />

Long-Term Cooperation<br />

Ein Autohersteller setzt erstmals einen Quantencomputer mit einer ENORMEN Rechenleistung<br />

ein <strong>und</strong> am PSI ermitteln Forscher den EXAKTEN RADIUS des Helium-Atomkerns.<br />

Zu solchen Nachrichten gehören Zahlen, sie erst lassen uns die Welt besser einordnen.<br />

Hier sind ein paar neue Zahlen aus der Welt der Industrie.<br />

Die Unternehmen Sensry GmbH (Sensry) <strong>und</strong><br />

Micro Systems Technologies (MST Gruppe) haben<br />

den Abschluss einer langfristigen strategischen<br />

Zusammenarbeit bekannt gegeben, …<br />

… bei der Synergien zwischen <strong>und</strong> Interessen<br />

der beiden Unternehmen genutzt werden, um<br />

gemeinsam auf dem Markt des Internets der Dinge<br />

(IoT) zu wachsen.<br />

Sensry <strong>und</strong> die MST Gruppe beabsichtigen, in<br />

den Bereichen Design, Entwicklung <strong>und</strong> Fertigung<br />

in der Aufbau- <strong>und</strong> Verbindungstechnik, bei<br />

SMT-Prozesse <strong>und</strong> im elektrischen Test der von<br />

Sensry entwickelten halbleiterbasierten IoT-<br />

Systemlösungen zusammenzuarbeiten.<br />

Christian Rössle, President Sales & Marketing der<br />

MST Gruppe, kommentierte: «Unser partnerschaftlicher<br />

Ansatz umfasst Fertigungslösungen auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage unserer internen Herstellung von<br />

Leiterplatten <strong>und</strong> IC-Substraten …<br />

… gemeinsame Projekte zur Entwicklung<br />

von Halbleitergehäusen von der Muster- bis zur<br />

Massenfertigung, …<br />

… die Programmierung <strong>und</strong> Kalibrierung von<br />

Sensoren, sowie die komplette Logistik für<br />

Wafer-, Chips- <strong>und</strong> Komponenten- Lagerung,<br />

Kennzeichnung, Verpackung <strong>und</strong> dem Direktversand<br />

an die K<strong>und</strong>en von Sensry.»<br />

36 #<strong>011</strong><br />

The companies Sensry GmbH (Sensry) and Micro<br />

Systems Technologies (MST Group) announced<br />

the entering of a strategic long-term cooperation …<br />

… using synergies between and interests of both<br />

companies to grow together in the Internet-of-<br />

Things (IoT) market.<br />

Sensry and MST Group intent to cooperate in<br />

the areas of semiconductor systems design,<br />

development, assembly, interconnect, packaging,<br />

SMT processes and electrical test of IoT solutions<br />

developed by Sensry.<br />

Christian Rössle, President Sales & Marketing<br />

of MST Group, commented: «Our partnership<br />

approach comprises semiconductor packaging<br />

based on our inhouse PCB and IC-Substrate<br />

manufacturing, …<br />

… joint package development projects from samples<br />

to volume manufacturing, …<br />

… the programming and calibration of sensors,<br />

logistics for wafer, chip, component, and subassembly<br />

storage, marking, labeling, packing<br />

and drop-shipment to Sensry customers.»<br />

Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es, Absatz<br />

für Absatz. Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik wie<br />

auch die englische Übersetzung stammen – abgesehen von ein<br />

paar Anpassungen – von einer Pressemitteilung der Firma Sensry<br />

<strong>und</strong> MST Group. Bild/Picture: Fraunhofer Projekt USeP<br />

10 × 10 × 3<br />

ZENTIMETER<br />

Nun ist es in der Erdumlaufbahn: das kleinste Laserterminal<br />

der Welt. Es misst nur 10 × 10 × 3 Zentimeter. Mit diesem<br />

Terminal können endlich auch Miniatursatelliten Daten<br />

übertragen, in diesem Fall mittels Laser.<br />

1,67824<br />

FEMTOMETER<br />

Exakt so winzig ist der Radius des<br />

Atomkerns von Helium. Erstmals<br />

konnte er am Paul Scherrer Institut<br />

(PSI) fünfmal genauer gemessen<br />

werden als je zuvor.<br />

200<br />

METER<br />

Diese Reichweite erreicht ein neuartiger<br />

Mikroscannerspiegel, der die Umgebung<br />

dreidimensional scannt <strong>und</strong> künftig<br />

das menschliche Auge in autonomen<br />

Fahrzeugen ersetzen soll.<br />

10<br />

QUBITS<br />

BMW testet einen Quantencomputer,<br />

um in Echtzeit seine Lieferketten zu<br />

optimieren. Deren Rechenleistungen sind<br />

enorm, allerdings ist das eingesetzte<br />

Exemplar «nur» ein 10-Qubit-Modell.<br />

2 700 000<br />

INDUSTRIE-ROBOTER<br />

Weltweit sind 2,7 Millionen Industrie-Roboter<br />

im Einsatz – <strong>und</strong> es werden immer mehr. Nun gibt<br />

es die erste europäische Charta der Robotik,<br />

um die künftige Zusammenarbeit von Robotern<br />

<strong>und</strong> Menschen zu regeln.<br />

7,4<br />

PROZENT<br />

Die Corona-Pandemie hat auch<br />

Auswirkungen auf die Investitionen<br />

in technologie getriebene<br />

Startups. Ein Report zeigt:<br />

Sie fielen um 7,4 Prozent auf<br />

2,1 Milliarden Franken im 2020.<br />

2 120 000 000<br />

US-DOLLAR<br />

Auch der 3D-Druckmarkt ist wegen der Coronakrise eingebrochen.<br />

Aber nur kurz. Bereits im dritten Quartal 2020 stieg der weltweite<br />

Umsatz von 1,88 Mrd. auf 2,12 Milliarden US-Dollar.<br />

#<strong>011</strong> 37


David von Büren, Projektleiter Innoteq (links) <strong>und</strong> Pascal Blanc, Bereichsleiter<br />

Fach- <strong>und</strong> Gastmessen bei Bernexpo: «Uns ist es wichtig, authentisch zu bleiben<br />

<strong>und</strong> auf der Innoteq.digital den persönlichen Austausch zu fördern.» Bild: Bernexpo<br />

Die Innoteq.digital findet neu am 19./20. Mai 2021 statt<br />

HYBRIDE FORMATE SIND DIE<br />

ZUKUNFT DER MESSEBRANCHE<br />

Unser Timing für die Umsetzung war von Beginn nicht<br />

unmöglich, aber sportlich. Mit Hochdruck haben wir in<br />

den letzten Wochen Gespräche mit potenziellen Ausstellenden<br />

geführt <strong>und</strong> bereits namhafte Unternehmen für<br />

die Plattform begeistert. Die bis mindestens Ende Februar<br />

geltenden verschärften Rahmenbedingungen erschwerten<br />

es uns allerdings, die Innoteq.digital im gewünschten<br />

Tempo vorwärts zu bringen. So bestand zum Beispiel das<br />

Risiko, dass wir die einzigartigen Live-Elemente nicht<br />

wie gewünscht umsetzen können. Und die Ausstellenden<br />

wurden in der Vorbereitung ihrer digitalen Präsenz sowie<br />

der Produktion ihrer Inhalte gebremst. Deshalb haben<br />

wir uns gemeinsam mit unseren Partnern entschieden,<br />

die Veranstaltung in den Mai zu verschieben. Und sind<br />

überzeugt, dass wir dadurch enorm an Inhalt, Qualität,<br />

Relevanz <strong>und</strong> Reichweite gewinnen.<br />

Das digitale Angebot der Innoteq ist ziemlich vielfältig:<br />

Expo, Webinars, Konferenz, virtuelle Räume <strong>und</strong><br />

Live-TV. Neben all dem sollen die Online-Besucher<br />

auch noch eine «Veranstaltungsatmosphäre» erleben.<br />

Was verstehen Sie darunter?<br />

Wie bereits erwähnt, können wir mit der Innoteq.digital<br />

auf eine Plattform setzen, die von Messe- <strong>und</strong> Kongressprofis<br />

entwickelt <strong>und</strong> letzten Herbst bereits bei zwei<br />

B2B-Plattformen in Deutschland erfolgreich umgesetzt<br />

wurde. Das Konzept ist sehr interaktiv <strong>und</strong> lebendig,<br />

MESSE INNOTEQ<br />

die Menschen hinter den Unternehmen <strong>und</strong> Produkten<br />

sind sicht- <strong>und</strong> spürbar, anders als bei Plattformen, wo<br />

Avatare sich in künstlichen Welten bewegen. Uns war<br />

es wichtig, authentisch zu bleiben <strong>und</strong> den «persönlichen»<br />

Austausch zu fördern. So gibt es eine Konferenz mit<br />

Keynotes <strong>und</strong> Panels, eine virtuelle Bühne mit Präsentationen<br />

der Ausstellenden sowie die Expo, wo Ausstellende<br />

digitale Meetingräume bespielen <strong>und</strong> den direkten<br />

Austausch mit Besuchenden pflegen können. Als formale<br />

<strong>und</strong> kommunikative Klammer des Events fungiert das<br />

Innoteq-TV mit Interviews, Talks <strong>und</strong> Unterhaltungselementen.<br />

Wenn Sie einem Fachmann, der nun in den letzten<br />

Monaten vielleicht schon an der einen oder anderen<br />

digitalen Messe teilnahm, den Besuch der Innoteq<br />

ans Herz legen müssten: Was würden Sie ihm sagen?<br />

Die Innoteq.digital ist in ihrer Art<br />

einzigartig, weil sich hier die Akteure<br />

der Schweizer Fertigungsindustrie<br />

treffen <strong>und</strong> mittels vielseitiger<br />

Formate persönlich austauschen.<br />

Diese Chance gilt es zu nutzen<br />

<strong>und</strong> wertvolle Erfahrungen zu<br />

sammeln, um den Re-Start-Button<br />

zu drücken <strong>und</strong> gemeinsam einen<br />

Weg aus der Krise zu finden.<br />

Das vollständige<br />

Interview lesen Sie<br />

auf www.technik-<br />

<strong>und</strong>-wissen.ch/innoteq-<br />

2021-interview.html<br />

Die neue Messe Innoteq für die Schweizer Fertigungsindustrie musste schnell von<br />

einer Präsenzveranstaltung zu einem digitalen Format wechseln. Das gelang <strong>und</strong><br />

sie wird mit einem umfangreichen Angebot ihre virtuelle Premiere feiern. Allerdings<br />

nun etwas später als geplant. Ein Interview mit Pascal Blanc, Bernexpo-Bereichsleiter<br />

Fach- <strong>und</strong> Gastmessen Bernexpo <strong>und</strong> David von Büren, Projektleiter Innoteq.<br />

Die erste Austragung der Fachmesse Innoteq<br />

wird nun wenig überraschend digital ausgeführt.<br />

Dennoch war es sicher stressig, so schnell von<br />

einem Präsenzformat auf ein digitales Format zu<br />

wechseln. Wieso haben Sie dies auf sich genommen, statt<br />

die Messe zum Beispiel erst 2023 zu lancieren?<br />

Relativ schnell haben Gespräche mit den Trägerverbänden<br />

Swissmechanic, Swissmem <strong>und</strong> Tecnoswiss sowie mit<br />

Exponenten aus dem Strategic Board der Innoteq letzten<br />

Herbst gezeigt, dass die Branche ein vitales Interesse daran<br />

hat, gerade jetzt im Markt präsent zu sein, um Neuheiten<br />

zu präsentieren, Networking zu betreiben <strong>und</strong> gemeinsam<br />

einen Weg aus der Krise zu finden. Eine ersatzlose Verschiebung<br />

der Messe ins Jahr 2023 war damit vom Tisch.<br />

Ein glücklicher Zufall war dann, dass unser langjähriger<br />

Partner Hinte aus Deutschland letzten Herbst eine digitale<br />

Von Eugen Albisser<br />

B2B-Messe- <strong>und</strong> Eventplattform entwickelte, die wir nun<br />

in relativ kurzer Zeit auf unsere konkreten Bedürfnisse<br />

anpassen <strong>und</strong> weiterentwickeln können.<br />

Womit auch die Weichen für hybride Messen gelegt<br />

werden.<br />

Ja, denn wir sind überzeugt, dass die Zukunft der Messe<strong>und</strong><br />

Veranstaltungsbranche in hybriden Formaten liegt.<br />

Mit der Lancierung von Innoteq.digital übernehmen<br />

wir eine Vorreiterrolle. Dies erlaubt uns eine nachhaltige<br />

Professionalisierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung sowie eine<br />

gestärkte Positionierung als führende Anbieterin innovativer<br />

Formate <strong>und</strong> Plattformen.<br />

Nun wurde die Innoteq um wenige Wochen vom März<br />

auf den Mai 2021 verschoben. Was waren die Gründe für<br />

diese Entscheidung?<br />

SCHMIDT Pressen<br />

• Neue Servopressen Linie 6xx<br />

• Neue Steuerungsgeneration 700 / 7000<br />

• Baumustergeprüfte Handarbeitsplätze<br />

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38 #<strong>011</strong><br />

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RUBRIKTITEL<br />

Bild: iStock<br />

NACHWUCHSMANGEL<br />

Nachwuchsmangel in MINT-Berufen: Ursachen <strong>und</strong> Lösungen<br />

«EIN UMDENKEN<br />

BRAUCHT VIEL ZEIT»<br />

Der Nachwuchsmangel im MINT-Bereich existiert seit vielen Jahren. Was ist der Gr<strong>und</strong><br />

dafür <strong>und</strong> was machen Schulen, Verbände <strong>und</strong> Organisationen, dass mehr Menschen sich<br />

in technisch-naturwissenschaftliche Berufe wagen – <strong>und</strong> auch bleiben?<br />

Von Eugen Albisser<br />

Schon länger wird gewarnt,<br />

dass in Zukunft der Nachwuchs<br />

in technischen Berufen<br />

fehlen werde. Zu den<br />

frühen Warnern gehört der Verband<br />

Swissmem. Im 2009 zum Beispiel<br />

wollte Swissmem dem drohenden<br />

Nachwuchsmangel mit einer Initiative<br />

entgegentreten, denn «vielen Unternehmen<br />

der Schweizer Maschinen-,<br />

Elektro- <strong>und</strong> Metallindustrie, vor allem<br />

kleineren <strong>und</strong> mittelgrossen, fällt<br />

es zunehmend schwer, talentierte<br />

Jugendliche für anspruchsvolle technische<br />

Berufslehren zu gewinnen»,<br />

hiess es damals bei der Einführung<br />

von Tecmania.ch, welche das Image<br />

der Industrie zu verbessern <strong>und</strong> das<br />

Interesse für Technik bei jungen Menschen<br />

zu wecken versuchte.<br />

Die Corona-Krise hat sich nun zwar<br />

auf den Fachkräftemangel-Index niedergeschlagen<br />

<strong>und</strong> dieser sank nun<br />

erstmals seit der Messung um 17 Prozent<br />

wie der «Fachkräftemangel Index»<br />

der Adecco Gruppe Schweiz <strong>und</strong><br />

des Stellenmarkt-Monitors Schweiz<br />

der Universität Zürich zeigt. Luca Semeraro,<br />

Head Professional Recruitment<br />

bei Adecco, wird aber folgendermassen<br />

zitiert: «Am Fachkräftemangel<br />

in Berufen wie dem Ingenieurwesen,<br />

der Informatik, der Technik oder der<br />

Medizin, hat die Corona-Krise wenig<br />

geändert. Wir erfahren täglich, wie intensiv<br />

Unternehmen nach Spezialisten<br />

<strong>und</strong> Spezialistinnen in diesen Bereichen<br />

suchen.»<br />

Warum existiert der Nachwuchsmangel?<br />

Ein paar Gründe<br />

Doch warum gibt es diesen Nachwuchsmangel?<br />

Mit der demografischen<br />

Entwicklung kann nicht alles<br />

erklärt werden, speziell natürlich<br />

nicht, warum ausgerechnet die<br />

MINT-Berufe (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften <strong>und</strong> Technik)<br />

besonders darunter leiden. Dass aber<br />

klassische technische Berufe ein<br />

Imageproblem haben, hat sicher weitreichendere<br />

Auswirkungen. Roger Filliger<br />

von der BFH betont, dass noch<br />

immer das Denken vorherrsche, es seien<br />

Arbeiten, die wenig mit Menschen<br />

zu tun haben, dazu oft in einem eher<br />

schmutzigen, lärmigen Umfeld in<br />

grossen Industriehallen vorkomme<br />

<strong>und</strong> sowieso nur etwas für Tüftler <strong>und</strong><br />

Nerds sei. «Einem eher aufwendigen<br />

Studium mit hoher beruflicher Verantwortung<br />

steht also eine vergleichsweise<br />

unspektakuläre, gesellschaftliche<br />

Reputation gegenüber», sagt er. Auch<br />

die «starke Betonung von in der Schule<br />

erworbenen Kompetenzen in Mathematik<br />

für die Besetzung von Lehrstellen<br />

schreckt viele ab, insbesondere oft<br />

auch Mädchen», meint er.<br />

Lehrkräfte trauen sich technische<br />

Fächer nicht zu<br />

Beat Schuler, Leiter Nachwuchsförderung<br />

beim SATW (Schweizerische<br />

Akademie der Technischen Wissenschaften)<br />

sieht aber noch ein anderes<br />

Hindernis: «Jugendliche sind sich der<br />

Vielfalt von Technik häufig nicht bewusst.<br />

Dadurch kennen sie die unterschiedlichen<br />

Berufsfelder wenig oder<br />

gar nicht. Zudem kommt Technik zu<br />

kurz in der Schule, da es kein eigentliches<br />

Unterrichtsfach dafür gibt <strong>und</strong><br />

Technik wenig im Lehrplan 21 verankert<br />

ist.» Beim Schweizerischen<br />

Nationalfonds (SNF) stellt man zumindest<br />

auf Forschungsebene aber nicht<br />

generell einen Nachwuchsmangel<br />

in den MINT-Disziplinen fest. Dort<br />

würden ähnlich viele Gesuche eingereicht<br />

wie in den anderen grossen Forschungsbereichen<br />

wie den Geistes<strong>und</strong><br />

Sozialwissenschaften respektive<br />

den Lebenswissenschaften, heisst es<br />

auf Nachfrage. Auffallend sei jedoch<br />

die deutlich geringere Vertretung von<br />

Forscherinnen in gewissen MINT-Disziplinen.<br />

Der SNF fördert zum Beispiel<br />

circa 4700 Doktorierende, davon r<strong>und</strong><br />

45 % aus den MINT-Disziplinen. Von<br />

diesen sind jedoch nur knapp ein Drittel<br />

Frauen.<br />

Warum geht es nicht schneller<br />

vorwärts?<br />

Das Sonderbare am Nachwuchsmangel<br />

in allen MINT-Berufen ist, dass der<br />

Mangel <strong>und</strong> die dahinterliegenden<br />

Probleme wie eben dieses Diversityoder<br />

das Image-Problem schon seit<br />

Jahren bekannt sind <strong>und</strong> sich trotzdem<br />

wenig zu ändern scheint. «Die genannten<br />

Gründe sind tief in unserer<br />

Gesellschaft verankert. Ein Umdenken<br />

braucht viel Zeit», sagt Beat Schuler<br />

von der SATW. Urs Rieder, Vizedirektor<br />

von der Hochschule Luzern – Technik<br />

& Architektur <strong>und</strong> Leiter Bereich Ausbildung<br />

meint, dass zudem die «Vorbilder»<br />

<strong>und</strong> «Beeinflusser» in der Entscheidungsphase<br />

für die Berufswahl<br />

oft eine zu grosse Distanz zu den<br />

MINT-Themen hätten <strong>und</strong> gesamtgesellschaftlich<br />

sei durchaus eine Skepsis<br />

gegenüber der Technik <strong>und</strong> ihren<br />

Entwicklungen zu beobachten. Paradoxerweise<br />

würden allerdings trotzdem<br />

hohe Erwartungen in die Technik<br />

gesetzt, wenn es zum Beispiel um die<br />

40 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 41


NACHWUCHSMANGEL<br />

Bild: Pixabay<br />

Bewältigung der Klimakrise geht. Rieder:<br />

«Die grossen Themen wie Rollenbilder<br />

für beide Geschlechter oder die<br />

Rolle der Technik bei gesellschaftlichen<br />

Problemen lassen sich tatsächlich<br />

nicht schnell verändern. Es<br />

braucht ein langjähriges Engagement,<br />

welches bereits im Kindergarten beginnen<br />

muss.»<br />

In Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung investieren<br />

Weil eine Veränderung schneller eintreten<br />

müsste, sieht Swissmechanic-<br />

Direktor Jürg Marti dringenden Handlungsbedarf:<br />

«Die betroffenen Branchen<br />

müssen sich sicher stärker anstrengen,<br />

um ihre Berufe für die Jugendlichen attraktiver<br />

zu machen.» Er sieht da auch<br />

seinen Verband in der Pflicht: «Da sind<br />

Verbände <strong>und</strong> Branchenorganisationen<br />

gefordert: Sie müssen die Betriebe<br />

gezielt unterstützen <strong>und</strong> dazu motivieren,<br />

in die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung zu<br />

investieren. Das ist eine Herkulesaufgabe,<br />

vor allem in wirtschaftlich angespannten<br />

Zeiten. Denn wenn die Betriebe<br />

ohnehin schon unter Druck<br />

stehen <strong>und</strong> ihre Kosten senken müssen,<br />

dann werden zusätzliche Investitionen<br />

in die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

schon mal in Frage gestellt.»<br />

Zukunftsträchtige Berufe <strong>und</strong> doch<br />

nicht attraktiv<br />

Das Paradoxe an der Situation: Die<br />

MINT-Berufe gelten als zukunftsträchtig,<br />

was eigentlich schon für Attraktivität<br />

sorgen müsste. Beat Schuler<br />

von der SATW: «Das stimmt <strong>und</strong> gerade<br />

im Zusammenhang mit Gender <strong>und</strong><br />

MINT-Berufen gibt es eine interessante<br />

Studie von Stoet <strong>und</strong> Geary, die zeigen,<br />

dass der Anteil von Frauen in den<br />

MINT-Berufen in tiefer entwickelten<br />

Ländern viel höher ist als in höher entwickelten<br />

Ländern. Die Autoren begründen<br />

dies damit, dass in jenen Ländern<br />

sich mehr Mädchen für eine<br />

technische Ausbildung entscheiden,<br />

um ihre soziale Stellung zu verbessern,<br />

indem sie nach Männerberufen<br />

streben. In höher entwickelten Ländern<br />

ist diese ‹Anstrengung› nicht nötig.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich kann man also sagen:<br />

Je mehr Chancengleichheit für<br />

Mann <strong>und</strong> Frau, desto weniger wahrscheinlich<br />

ist es, dass Mädchen eine<br />

technische Richtung einschlagen. Obwohl<br />

nicht wissenschaftlich belegt ist<br />

<strong>und</strong> die obige Aussage nur für Frauen<br />

zutrifft, kann ich mir gut vorstellen,<br />

dass dies teilweise auch allgemein<br />

gilt. Das Studium von Ingenieurwissenschaften<br />

gilt als schwierig. Dies<br />

könnte auch Männer davon abhalten,<br />

dies zu studieren.»<br />

«Die grossen Themen wie Rollenbilder<br />

für beide Geschlechter oder die Rolle<br />

der Technik bei gesellschaftlichen<br />

Problemen lassen sich tatsächlich<br />

nicht schnell verändern. Es braucht<br />

ein langjähriges Engagement, welches<br />

bereits im Kindergarten beginnt.»<br />

Online<br />

Auf www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

stellen wir am Tag der Printpublikation<br />

eine Aufstellung mit Projekten online,<br />

welche sich um den Nachwuchsmangel<br />

kümmern, vornehmlich im<br />

MINT-Bereich.<br />

Berufe sind wenig fassbar <strong>und</strong><br />

schwierig zu erklären<br />

Swissmechanic-Direktor Jürg Marti<br />

sieht in den «fast nicht fassbaren» Berufen<br />

ein Hindernis: «Das macht es<br />

schwierig, sie einer breiten Öffentlichkeit<br />

zu erklären.» Benötigt würden vermehrt<br />

öffentliche Plattformen wie<br />

zum Beispiel Berufsmeisterschaften,<br />

damit dies gelänge. Doch nicht nur<br />

dies. Neue Tätigkeiten <strong>und</strong> Berufe seien<br />

entstanden in den MINT-Gebieten,<br />

meint Roland Christen, Senior wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter im Bereich<br />

Forschung an der Hochschule Luzern<br />

– Informatik. «Während der Berufswahl<br />

orientieren sich Jugendliche<br />

stark in ihrem direkten Umfeld, wo<br />

diese neuen Möglichkeiten oft noch zu<br />

wenig bekannt sind. Den Technik- <strong>und</strong><br />

Informatik-Berufen haftet zudem noch<br />

immer ein falsches nerdiges Image an.<br />

Tatsächlich erfordern diese Berufe ein<br />

hohes Mass an Kreativität <strong>und</strong> Teamfähigkeit»,<br />

sagt er.<br />

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt<br />

auch Marla Landolt, Verantwortliche<br />

für Nachwuchsförderung an der Hochschule<br />

für Technik, FHNW: «Viele<br />

MINT-Berufe konzentrieren sich zu<br />

sehr auf die Anforderungen <strong>und</strong> zu<br />

wenig auf die kreativen Elemente <strong>und</strong><br />

das Ergebnis des Berufs. Die MINT-<br />

Förderung muss deshalb so früh wie<br />

möglich zeigen, was das Potential eines<br />

MINT-Berufes ist.»<br />

Kreative Technikvermittlung gefragt<br />

Doch es ist nicht so, dass die Schulen<br />

<strong>und</strong> Verbände die Hände in den Schoss<br />

gelegt haben. Im Gegenteil. Überall<br />

entstehen Projekte <strong>und</strong> Initiativen<br />

(siehe Online-Auflistung vieler Projekte<br />

auf technik-<strong>und</strong>-wissen.ch). Doch<br />

welche sind geeigneter als andere? Roland<br />

Christen von der HSLU: «Am erfolgversprechendsten<br />

ist es bei uns,<br />

wenn wir junge Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler auf dem Campus haben <strong>und</strong><br />

mit ihnen konkrete Projekte durchführen<br />

können. Wenn die Schüler <strong>und</strong><br />

Schülerinnen verstehen, was wir<br />

machen, nimmt ihnen dies die Angst<br />

vor der Technik. Das gleiche gilt auch<br />

für die Beeinflusser: Je besser wir<br />

der Öffentlichkeit aufzeigen können,<br />

wie unsere Arbeit beim Lösen gesellschaftlicher<br />

Probleme hilft, umso eher<br />

gelingt es, die Skepsis der Technik gegenüber<br />

abzubauen.»<br />

Der Verband Swissmem setzt auf<br />

«Kreative Technikvermittlung» bei der<br />

MINT-Förderung, welche das Selbstkonzept<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

verändert mit Projekten wie zum Beispiel<br />

explore-it oder der Vermittlung<br />

der Sinnhaftigkeit der einzelnen Berufe<br />

in Projekten wie tecindustry.ch.<br />

Da auch die Vorstellungen von Karrieren<br />

nach erfolgreichen MINT-Studien<br />

zum Teil sehr stereotyp sind <strong>und</strong> zum<br />

Zeitpunkt der Berufswahl vielen jungen<br />

Menschen die soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Relevanz von MINT-Berufen<br />

nur ungenügend bewusst ist,<br />

müsste man auch da einen Hebel ansetzen:<br />

«Wenn die gesellschaftliche<br />

Tragweite <strong>und</strong> Wichtigkeit solcher Berufe<br />

in jungen Jahren besser <strong>und</strong> authentisch<br />

vermittelt wird, steigen die<br />

Begeisterungschancen deutlich an»,<br />

sagt Peter Baumann, MINT-Koordinator<br />

TecLab an der BFH.<br />

Wenig erfolgreiche Lösungsansätze<br />

Bei den Projekten gibt es auch Ansätze,<br />

die sich als wenig erfolgreich erwiesen.<br />

Dazu gehören Aktivitäten, die<br />

sich sehr einseitig auf die Darstellung<br />

<strong>und</strong> Vermittlung von Technik fokussieren.<br />

Zum Beispiel einfach «löten».<br />

Damit würden primär Kinder angesprochen,<br />

die sich eh schon stark für<br />

Technik interessierten, sagt Beat Baumann.<br />

Am schlechtesten wäre aber<br />

einfach «nichts tun», meint Marla<br />

Landolt von der FHNW oder einfach<br />

nur auf Werbung <strong>und</strong> PR in Printmedien<br />

setzen, sagt Swissmechanic-<br />

Direktor Jürg Marti. Sein Verband<br />

setzt da lieber auf Tüftlerworkshops;<br />

Auftritte an Berufsmeisterschaften<br />

wie SwissSkills oder WorldSkills <strong>und</strong><br />

auf «kurze, knackige Videosequenzen,<br />

die die Berufe <strong>und</strong> die Menschen in<br />

diesen Berufen vorstellen».<br />

«Betriebe müssen ihre Ausbildungsqualität<br />

hochhalten»<br />

Was können Firmen tun, um die Berufe<br />

attraktiver zu gestalten? Marti: «Sie<br />

sollten zunächst einmal offen sein für<br />

Neues. Entscheidend ist, dass den betrieblichen<br />

Berufsbildnern genug Zeit<br />

für eine gute, seriöse Ausbildung gegeben<br />

wird. Wir empfehlen den Betrieben<br />

auch, sich mit den örtlichen<br />

Volksschulen <strong>und</strong> Berufsberatungen<br />

zu vernetzen. Und das Wichtigste: Die<br />

Betriebe müssen ihre Ausbildungsqualität<br />

hochhalten <strong>und</strong> stetig optimieren.»<br />

Viele Firmen seien sich ihrer Verantwortung<br />

bewusst, ist Beat Schuler von<br />

der SATW überzeugt. Allerdings könnten<br />

noch folgende Punkte beachtet<br />

werden: Es müssten mehr Lehrstellen-<br />

Angebote in gewissen Branchen <strong>und</strong><br />

flexible Ausbildungsgänge angeboten<br />

werden, welche natürlich auch die<br />

Bedürfnisse der Firmen berücksichtigen.<br />

Und auch ein wertschätzendes,<br />

familienfre<strong>und</strong>liches Arbeitsklima ist<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich wichtig <strong>und</strong> das Aufzeigen<br />

von Aufstiegsmöglichkeiten.»<br />

Die drei Tipps von HSLU-Vizedirektor<br />

Urs Rieder: Den Lernenden die<br />

Berufsmatura während der Lehre ermöglichen,<br />

flexible Arbeitszeitmodelle<br />

anbieten <strong>und</strong> Tage der offenen Türen<br />

anbieten wären schon einmal ein<br />

Schritt in die richtige Richtung.<br />

Auch das Zusammenspannen mit<br />

Schulen ist für Marla Landolt von der<br />

FHNW ein erfolgsversprechender<br />

Weg, dazu Unternehmensbesuche<br />

sowie Partnerschaften mit Hochschulen<br />

– wobei versucht werden<br />

sollte, dass die ganze Familie involviert<br />

sei, wenn die Gelegenheit passt.<br />

Für Beat Baumann wichtig ist das<br />

Schaffen eines frauenfre<strong>und</strong>licheren<br />

Umfelds in den Betrieben, sonst stiegen<br />

die wenigen Frauen, die sich für<br />

einen technischen Beruf entschieden<br />

haben, wieder aus.<br />

Zum Thema<br />

Das Diversity-Problem /<br />

Frauen in MINT-Berufen<br />

Seite 46<br />

42 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 43


NACHWUCHSMANGEL<br />

JUNG, GEBILDET,<br />

INGENIEUR –<br />

UND ARBEITSLOS<br />

Sergio Rölli: «Die meisten Firmen<br />

suchen jemanden mit Erfahrung <strong>und</strong><br />

wollen nicht das Risiko eingehen,<br />

einen Studienabgänger einzustellen.»<br />

Nachwuchsmangel? Es gibt auch die andere Seite: Studienabgänger,<br />

die keinen Job finden. Wir haben mit Sergio Rölli aus Luzern geredet.<br />

Er sucht seit August 2020 eine Stelle. Corona hat die Lage sicher<br />

nicht einfacher gemacht, aber vom «Kampf um die Talente» hat er<br />

auch während des Studiums nicht viel bemerkt.<br />

Herr Rölli, Sie haben ein Studium beendet <strong>und</strong><br />

suchen nun eine Arbeit. Was haben Sie studiert?<br />

Ich studierte Maschinentechnik FH an der<br />

Hochschule Luzern T&A in Horw. Um mich soweit<br />

wie möglich auf die Berufswelt vorzubereiten, entschied<br />

ich mich für ein sogenanntes Double Degree (zweifache<br />

Vertiefung). Ich habe nun ein Bachelor of Science in<br />

Maschinentechnik mit Vertiefung Energien, Fluide <strong>und</strong><br />

Prozesse <strong>und</strong> in Produktentwicklung <strong>und</strong> Mechatronik.<br />

Man hört seit vielen Jahren, dass Ingenieure heutzutage oft<br />

bereits während des Studiums angeworben werden. Wie<br />

war das bei Ihnen?<br />

Persönlich habe ich diese Erfahrung während meines<br />

Studiums nicht gemacht. Bei meinen Mitstudenten <strong>und</strong><br />

Mitstudentinnen war das sehr selten der Fall. Meistens<br />

einmal pro Jahr wies unser Studienberater auf interessante<br />

Stellen hin oder stellte eine Anstellung vor, die er direkt<br />

von Firmen erhalten hat. An unsere Hochschule war<br />

es verbreitet, dass Studierende Teilzeit studierten, daher<br />

zu einem gewissen Pensum arbeiteten. Dabei waren<br />

die Arbeitsgeber meist die Lehrbetriebe der Studenten.<br />

Seit wann suchen Sie eine Stelle?<br />

Seit meinem Abschluss des Studiums im August 2020.<br />

Und was genau suchen Sie?<br />

Durch mein breit gefächertes Interesse, das mich zusätzlich<br />

anspornte, ein Double Degree zu machen, bin ich auf<br />

Von Eugen Albisser<br />

einer breiten Palette von Arbeitsstellen am Suchen.<br />

Einige sind zum Beispiel: Entwicklungsingenieur,<br />

Maschinen ingenieur, CFD Simulationen, FEM Analysen,<br />

Mechatronik, Automatisierung, Robotik, Fluid-/Thermodynamik.<br />

Ich suche auch sonst sehr breit: Es kann eine<br />

Festanstellung sein oder auch eine Trainee-Anstellung.<br />

Wie sieht es mit ausgeschriebenen Stellen aus?<br />

Viele der ausgeschriebenen Stellen widerspiegeln<br />

das typische Klischee: Jung, schlau <strong>und</strong> mehrere Jahre<br />

Berufserfahrung. Meist werden Projekterfahrungen<br />

vorausgesetzt. Einige Arbeitsstellen in spezielleren<br />

Gebieten, wie der Thermo- oder Fluiddynamik, sind schwer<br />

zu finden. Einige Firmen – so erzählten mir Mitstudierenden<br />

– werden mit Anfragen überflutet. Das da deine<br />

Bewerbung beachtet wird, als frischer Studienabgänger,<br />

ist eher unwahrscheinlich. Ich denke auch, dass viel<br />

über Beziehungen läuft.<br />

Schreiben Sie auch Blindbewerbungen?<br />

An Firmen, die mich sehr interessieren, wende ich<br />

mich auch mit Blindbewerbungen. Während meines<br />

Studiums habe ich dies gemacht, erhielt aber mehrheitlich<br />

keine Reaktion. Zusätzlich habe ich meine Dokumente<br />

auf Firmen-Bewerbungsportalen hochgeladen. Auf diese<br />

habe ich noch nie eine Antwort erhalten.<br />

Wenn Sie sich bewerben <strong>und</strong> Sie eine Absage erhalten,<br />

gibt es da Begründungen?<br />

Meist schreiben die Firmen, dass ein anderer Bewerber<br />

besser gepasst hat. Die Absagen der Firmen sind meistens<br />

sehr allgemein formuliert, ohne konkrete Hinweise auf<br />

direkte Gründe der Absage.<br />

Die Bewerbungen werden meist behalten <strong>und</strong> es wird<br />

einem gesagt, dass man vielleicht für eine zukünftige Stelle<br />

kontaktiert wird. Seit meiner Bewerbungen während dem<br />

Studium ist dies noch nie vorgefallen.<br />

Wie geht es Ihren Studienkollegen bei der Jobsuche?<br />

Meine Studienkollegen machen sehr ähnliche Erfahrungen.<br />

Man tauscht sich immer aus <strong>und</strong> weist auf ausgeschriebene<br />

Stellen hin. Die Kollegen, die eine Stelle beim<br />

Lehrbetrieb haben, bleiben meist dort, oder nehmen die<br />

erste verfügbare Stelle an, um an Erfahrungen zu gelangen.<br />

Kennen Sie weitere Kollegen, die ebenfalls Stellen suchen?<br />

Ja, in meiner Lerngruppe sind mehrere auf der Suche.<br />

Zum Beispiel auch ein ehemaliger Mitstudent, der über<br />

Kontakte an eine befristete Trainee-Stelle während des<br />

Studiums kam, doch nun läuft diese aus.<br />

Wie können Sie sich einen Fachkräftemangel erklären<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig Ihre Jobsuche?<br />

Die meisten Firmen suchen jemanden mit Erfahrung<br />

<strong>und</strong> wollen nicht das Risiko eingehen, einen Studienabgänger<br />

einzustellen – obwohl dieser als Trainee durchaus<br />

günstiger wäre.<br />

In der Maschinenbaubranche sind Trainee <strong>und</strong> Praktika<br />

selten ausgeschrieben, obwohl auf diese Weise eine Firma<br />

Mitarbeiter kosteneffektiv einarbeiten <strong>und</strong> formen könnte.<br />

Merken Sie, dass Corona die Situation nun zusätzlich<br />

verschärft hat?<br />

Ja, da viele Firmen Kurzarbeit einführten oder sogar<br />

Stellen abgebaut haben, sind sie vorsichtig bei der Stellenausschreibung,<br />

in den letzten Monaten sind deutlich<br />

weniger Stellen ausgeschrieben gewesen als letztes Jahr.<br />

Wie sähe Ihre Traumstelle aus?<br />

Mein Wunsch wäre eine Festanstellung in einer innovativen<br />

<strong>und</strong> motivierten Firma. Die Bereiche Robotik/Mecha-<br />

tronische Systeme <strong>und</strong> der Strömungsmechanik wie auch<br />

die Arbeit als Entwicklungsingenieur würden mir zusagen.<br />

Haben Sie daran gedacht, weiter zu studieren?<br />

Ja, gr<strong>und</strong>sätzlich schon. Ein Masterstudium käme sicherlich<br />

in Frage. Dabei ist es aber schwierig zu entscheiden,<br />

in welcher Branche welche Vertiefung benötigt wird.<br />

Zudem bin ich der Meinung, dass die Weiterbildung eine<br />

Bereicherung für die Firma wie auch für meine Tätigkeit<br />

in dieser Firma sein sollte.<br />

Sergio Rölli<br />

Momentan arbeitet Sergio Rölli<br />

temporär bei einer Firma <strong>und</strong> ist<br />

aber immer noch auf der Suche<br />

nach einem Job im Ingenieurbereich.<br />

Falls Sie einen Tipp haben, können<br />

Sie ihn gerne direkt kontaktieren.<br />

E-Mail: sergio.roelli@gmail.com<br />

44 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 45


NACHWUCHSMANGEL<br />

Mädchen unter 12 Jahren sind<br />

durchaus für Technik zu begeistern.<br />

Mit weiblichen Rollenmodellen,<br />

intrinsischer Motivation<br />

oder gestalterischen Elemente<br />

könnte aber noch viel mehr<br />

erreicht werden. Bild: ZHAW<br />

Gespräch mit:<br />

Dr. Marina de Queiroz<br />

Tavares, Dozentin an<br />

der ZHAW <strong>und</strong> die<br />

Diversity-Beauftragte<br />

der Hochschule<br />

Bild: ZHAW<br />

Gender <strong>und</strong> Diversity in MINT-Fächern <strong>und</strong> -Berufen<br />

«ES BRAUCHT DRINGEND<br />

INSTITUTIONELLE<br />

VERÄNDERUNGEN»<br />

Frauen in MINT-Berufen sind deutlich unterrepräsentiert.<br />

Welche Strukturen verhindern eine Diversität <strong>und</strong> wie könnten sie abgebaut<br />

werden? Ein Interview mit Dr. Marina de Queiroz Tavares. Sie ist<br />

Dozentin am Zentrum für Signalverarbeitung <strong>und</strong> Nachrichtentechnik<br />

an der ZHAW <strong>und</strong> die Diversity-Beauftragte der Hochschule.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Es ist ein Generationenprojekt. Frauen in Technikberufe<br />

zu bringen, das gelingt nicht mit einem einjährigen<br />

Projekt, sondern über viele Jahre hinweg<br />

<strong>und</strong> alle müssen mitwirken: Schulen, Firmen, Organisationen<br />

<strong>und</strong> schlussendlich die Gesellschaft selbst,<br />

welche allesamt am Abbau vorhandener Stereotypen mitarbeiten<br />

<strong>und</strong> neue Wege schaffen müssen, um eine Chancengleichheit<br />

<strong>und</strong> Chancengerechtigkeit herzustellen.<br />

Frau Dr. de Queiroz Tavares, welches Phänomen illustriert<br />

für Sie am deutlichsten, dass da überhaupt ein Diversity-<br />

Problem in MINT-Fächern <strong>und</strong> -Berufen vorhanden ist?<br />

Man spricht oft vom «Leaky Pipeline»-Phänomen, einem<br />

abnehmenden Frauenanteil <strong>und</strong> dass dieses Phänomen<br />

bei den MINT-Fächern ab etwa zwölf Jahren einsetzt.<br />

Oder anders gesagt: Bis zu diesem Alter muss etwas in<br />

Gang gesetzt werden, um das Interesse zu fördern. In ganz<br />

Europa gibt es viele Projekte, die diesem «Leaky Pipeline»-<br />

Phänomen entgegentreten. In Europa bereits seit etwa<br />

30 Jahren, in der Schweiz wird es intensiver angegangen<br />

seit etwa 2010. Aber es gibt ein weiteres Phänomen,<br />

das ebenso interessant ist: das «Leaky Bucket»-Phänomen.<br />

Das «Leaky Bucket»-Phänomen?<br />

Es zeigt sich, dass selbst jene Frauen, die ein MINT-Studium<br />

abschliessen, sich sehr schnell aus den MINT-Berufen<br />

verabschieden. Die Zahlen sind bemerkenswert. Eine Studie<br />

aus dem Bereich IT in der EU zeigt, dass von 100 Frauen,<br />

die nach einem Studium in einen MINT-Beruf einsteigen,<br />

im Alter von 30 Jahren nur noch 20 in der Branche arbeiten<br />

<strong>und</strong> mit 45 Jahren nur noch 9! Diese Tatsache wird erst<br />

seit ein paar Jahren intensiver angegangen.<br />

Was ist der Gr<strong>und</strong> für das Auftreten dieses «Leaky Bucket»-<br />

Phänomens?<br />

Fast ein Drittel der Absolventinnen eines Ingenieurstudiums<br />

beginnen gar nicht als Ingenieurinnen zu arbeiten.<br />

Die Familienplanung ist mit 2,8 Prozent der Abgänge<br />

aber bei weitem nicht der Hauptgr<strong>und</strong>. Der grosse Rest ist<br />

die Konsequenz von sozialen Vorurteilen. Studien konnten<br />

auch aufzeigen, dass über die Hälfte der weiblichen<br />

Angestellten ihren Job aufgr<strong>und</strong> von Macho-Kulturen<br />

beenden. Dazu gehören vor allem auch sexuelle Anspielungen.<br />

Ausserdem müssen Frauen in MINT-Fächern ihre<br />

Kompetenz viel mehr beweisen, um anerkannt zu werden.<br />

In dieser Beziehung braucht es also dringend institutionelle<br />

Veränderungen vonseiten der Arbeitgeber, damit sich<br />

diese Situation ändert.<br />

Es scheint, als ob da noch viele Aufgaben betreffend<br />

Gender- <strong>und</strong> Diversitykompetenz auf Firmen, Organisationen,<br />

Schulen <strong>und</strong> überhaupt auf die Gesellschaft warten.<br />

Wie sieht es eigentlich bei der ZHAW aus? Sie sind ja nicht<br />

nur die Diversity-Beauftragte der ZHAW, sondern<br />

Dozentin am Zentrum für Signalverarbeitung <strong>und</strong> Nachrichtentechnik<br />

<strong>und</strong> waren vor ein paar Jahren noch<br />

die einzige Dozentin <strong>und</strong> unterrichten vor allem Männer.<br />

Hat sich das inzwischen geändert?<br />

Begriffe <strong>und</strong> ihre Definitionen<br />

Gender diversity<br />

Gender diversity (deutsch: «Geschlechterdiversität» oder<br />

«Geschlechtervielfalt») bezeichnet die bewusste Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Förderung geschlechtlicher Parität in Organisationen<br />

<strong>und</strong> ist als integrativer Bestandteil dem Diversity Management<br />

zuzuordnen. Besonders in Führungsgremien von Organisationen<br />

wie Vorständen <strong>und</strong> Aufsichtsräten wird eine höhere<br />

Geschlechterdiversität gefordert <strong>und</strong> diskutiert. Ausserdem wird<br />

Geschlechterdiversität in Bereichen gefordert, die traditionell<br />

von Männern dominiert wurden, wie Softwareentwicklung,<br />

Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Medizin <strong>und</strong> Naturwissenschaften.<br />

(Defi nition Wikipedia)<br />

Gender<br />

Als Gender oder soziales Geschlecht werden Geschlechtsaspekte<br />

zusammengefasst, die eine Person in Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Kultur beschreiben, in Abgrenzung zu ihrem rein biologischen<br />

Geschlecht (englisch sex). In den Sozialwissenschaften<br />

untersuchen die Gender Studies (Geschlechterforschung)<br />

seit dem Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts das Verhältnis der<br />

Geschlechter zueinander, ihre unterschiedlichen Geschlechterrollen<br />

<strong>und</strong> die soziokulturelle Geschlechterordnung.<br />

MINT-Fächer<br />

MINT-Fächer ist eine zusammenfassende Bezeichnung<br />

von Unterrichts- <strong>und</strong> Studienfächern beziehungsweise Berufen<br />

aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik.<br />

46 #<strong>011</strong><br />

#<strong>011</strong> 47


RUBRIKTITEL<br />

NACHWUCHSMANGEL<br />

RUBRIKTITEL<br />

Nein, aber ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren auf das<br />

Jahr 2020 zurückblicken <strong>und</strong> sagen kann: Das war ein<br />

Wendepunkt. Denn wir haben im vergangenen Jahr einen<br />

Katalog an Massnahmen zur Verbesserung der Gender-<br />

Gleichheit verabschiedet <strong>und</strong> sind jetzt an deren Umsetzung.<br />

Und interessanterweise passierten auch die gleichen<br />

Diskussionen auf der Rektoratsebene.<br />

Wie packt man solche Massnahmen an? Für viele Firmen<br />

wären Vorgaben oder Hilfe von aussen sicher nicht<br />

schlecht. Gibt es Organisationen, die weiterhelfen <strong>und</strong><br />

einem da Unterstützung bieten?<br />

Ja, es gibt mehrere Organisationen. Wir sind zum Beispiel<br />

Mitglied geworden bei Advance, die Gender- Gleichheit<br />

fördert. Man kann dort Mitglied werden, allerdings nur,<br />

wenn sich das Management zum Thema bekennt.<br />

Wer ist Advance?<br />

«Advance umfasst derzeit über 110 Unternehmensmitglieder,<br />

die sich Gender Equality auf die Fahne geschrieben<br />

haben <strong>und</strong> sich aktiv darum bemühen, mehr Frauen in<br />

ihren Führungsgremien zu haben. Warum? Weil Geschlechter-Diversität<br />

erwiesenermassen zu besseren Entscheidungen<br />

führt, den Markt angemessener reflektiert <strong>und</strong> Innovation<br />

antreibt.» (Auszug aus der Website www.weadvance.ch)<br />

Wir haben über das «Leaky Pipeline»-Phänomen gesprochen.<br />

Welche Ansätze sind vielversprechend, um Mädchen<br />

<strong>und</strong> Frauen sehr früh für MINT-Fächer zu begeistern?<br />

Ich finde zwei Ansätze sehr interessant. MINT heisst auf<br />

Englisch STEM <strong>und</strong> da kann man noch ein A hinzufügen,<br />

das steht dann für Art. Dann heisst es STEAM. Auf Deutsch<br />

nennen wir es einfach MINT+K, wobei das K für Kreation<br />

<strong>und</strong> Konstruktion steht <strong>und</strong> bedeutet, dass alles eine<br />

gestalterische Seite haben muss. Denn Studien zeigen, dass<br />

Mädchen viel engagierter sind, wenn die gestalterische<br />

Seite auch vorhanden ist <strong>und</strong> wenn sie multidisziplinär<br />

arbeiten können.<br />

Und was ist der zweite Ansatz?<br />

Dieser betrifft die weiblichen Lehrpersonen, die Rollenmodelle<br />

sein müssen. Ein Beispiel: Wir müssen Kindergarten<strong>und</strong><br />

Primarschule-Lehrerinnen auch dazu bringen, dass sie<br />

mit Kindern zusammen einen Roboter bauen <strong>und</strong> programmieren.<br />

Dann sehen die Kinder, dass eine Frau ihnen zeigt,<br />

wie man Roboter programmieren kann. So lösen sich<br />

mit der Zeit auch die stark verankerten Stereotypen auf,<br />

die noch immer ein Hindernis sind, um Mädchen für<br />

MINT-Fächer zu begeistern <strong>und</strong> die bekanntlich<br />

auch danach noch so stark sind, dass sich Frauen in<br />

MINT-Berufen deutlich mehr beweisen müssen.<br />

Solche Veränderungen dauern, bis sie greifen. Man könnte<br />

einfachheitshalber eine Quotenregelung einführen. Was<br />

halten Sie davon?<br />

Das kann teilweise funktionieren. Wir haben auch schon<br />

eine Quotenregelung eingeführt bei einem Angebot für<br />

Kinder. Es ist ein Ferienplausch «Faszination Technik»,<br />

wo wir jedes Jahr drei Tage anbieten mit verschieden<br />

48 #<strong>011</strong><br />

«Technologien sind allgegenwärtig<br />

in unserem<br />

modernen Leben. Zu den<br />

Pflichten als Pädagogen<br />

gehört es, Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche dazu<br />

anzuhalten, eine aktive<br />

Rolle einzunehmen»<br />

Dr. Marina de Queiroz Tavares<br />

technischen <strong>und</strong> gestalterischen Workshops. Die Kinder<br />

lernen zum Beispiel eine App zu programmieren, ein<br />

Spielbrett mit Microcontroller <strong>und</strong> LED selbst zu bauen<br />

<strong>und</strong> zu programmieren. Oder sie experimentieren, wie<br />

man erneuerbaren Energie produziert <strong>und</strong> speichert, eine<br />

Powerbank aus dem 3D-Drucker baut <strong>und</strong> einen solarbetriebenen<br />

Mini-Roboter konstruiert. Zuerst führten wir<br />

diesen Anlass für Kinder von elf bis vierzehn Jahren durch<br />

<strong>und</strong> dann erweiterten für Kinder von acht bis zehn Jahren.<br />

Wir ahnten, dass sich da viel mehr Jungs einschreiben<br />

würden <strong>und</strong> die Plätze dann sofort weg wären. Aber<br />

wir wollten mehr Mädchen, also mussten wir über die<br />

Quotenregelung arbeiten.<br />

Und das hat funktioniert?<br />

Die Einschreibung für die Jungs war tatsächlich innerhalb<br />

von einer Woche voll. Bei den Mädchen dauerte es<br />

länger, aber wir hatten keine freien Plätze mehr. Und<br />

bereits vorletztes Jahr, als wir die jüngere Gruppe einführten,<br />

da war die Liste mit den Mädchen früher voll als<br />

jene der Jungs. Das zeigt eben auch das andere Phänomen:<br />

Mädchen unter 12 Jahren sind durchaus für Technik<br />

zu begeistern <strong>und</strong> da müssen wir dringend anpacken.<br />

Wie bereits gesagt, laufen da auch viele Projekte. Bei uns<br />

zum Beispiel die Kinderuniversität, der MINT-Club<br />

oder anderswo das «Haus der kleinen Forscher» (www.<br />

haus-der-kleinen-forscher.de) <strong>und</strong> unzählige mehr.<br />

Also spricht dies für die Einführung einer Quotenregelung?<br />

Ich bin sehr vorsichtig mit Quoten, sie muss immer auch<br />

im grösseren Kontext überdacht werden. Ausserdem ist<br />

mir bewusst, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

«Diversity» nicht über Nacht gelingt, sondern dass wir<br />

geduldig sein müssen. Ich ziehe daher eine proaktive<br />

Herangehensweise vor <strong>und</strong> würde lieber statt einer Quote<br />

andere Fächer in der Schule sehen. Warum nicht mal eine<br />

Programmiersprache, wie zum Beispiel Python oder Java,<br />

als alltägliche <strong>und</strong> nützliche Sprache-Kenntnisse betrach-<br />

ten <strong>und</strong> diese genug Gewicht geben im Vergleich mit<br />

veralteten Sprachen?<br />

Gibt es Länder, bei denen das Diversity-Problem weniger<br />

stark ausgeprägt ist?<br />

Südkorea ist besonders beeindruckend. Allein schon die<br />

Tatsache, dass in fast allen Ländern der Welt die Sozialberufe<br />

am gefragtesten sind bei einem Studium, ist dies<br />

in Südkorea nicht der Fall: Dort wollen die meisten ein<br />

Ingenieurstudium beginnen. Man hat es also in Südkorea<br />

geschafft, einen institutionellen Rahmen herzustellen,<br />

dass sich sehr viele Menschen für MINT-Berufe begeistern<br />

<strong>und</strong> das betrifft auch die Frauen.<br />

Kann die Schweiz von Südkorea etwas kopieren?<br />

Die Beispiele von anderen Ländern sind eher anekdotischer<br />

Natur, denn kopieren lassen sich die Rezepte nicht so<br />

einfach. Aber gerade in Südkorea ist es gelungen, dass die<br />

Menschen anders denken über Technologien. Und das ist<br />

es wahrscheinlich, was wir neben den Vorurteilen gegenüber<br />

Gender auch verbreiten müssen: Die Einstellung, dass<br />

Technologien allgegenwärtig sind in unserem modernen<br />

Näher an der perfekten Position<br />

MIT INTEGRIERTEN WEGMESSSYSTEMEN<br />

VON SCHNEEBERGER<br />

Das integrierte Wegmesssystem versetzt die Maschine in die Lage,<br />

genauste Wege zu fahren <strong>und</strong> engste Toleranzen einzuhalten.<br />

Perfektes Zusammenspiel von hochstabilen Führungen <strong>und</strong> exakte<br />

Messtechnik für lineare Bewegungsabläufe auch unter extremen<br />

Bedingungen.<br />

SCHNEEBERGER AG Lineartechnik<br />

St. Urbanstrasse 12, CH-4914 Roggwil<br />

www.schneeberger.com/ad21001/<br />

Leben <strong>und</strong> es zu unseren Pflichten als Pädagogen gehört,<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche dazu anzuhalten, eine aktive<br />

Rolle einzunehmen – als Designer/innen <strong>und</strong> Entwickler/<br />

innen von Technologie – <strong>und</strong> nicht einfach nur passive<br />

Konsumentinnen zu sein.<br />

Wie könnte man diese aktive Rolle dann noch verstärken?<br />

Ja, das gelingt sehr gut mit der intrinsischen Motivation.<br />

Intrinsisch motivierte Menschen wollen eine Sache von<br />

sich heraus tun, weil sie einen Sinn dahinter sehen.<br />

Hier eigenen sich zum Beispiel die Themen r<strong>und</strong> um die<br />

Nachhaltigkeit besonders gut, um die junge Generation –<br />

<strong>und</strong> viele Mädchen – für Technik zu begeistern. Diese<br />

Themen interessieren <strong>und</strong> können dazu motivieren,<br />

darüber nachzudenken, wie diese Herausforderungen<br />

mit neuen Technologien gelöst werden kann.<br />

Weitere Infos<br />

ZHAW | www.zhaw.ch<br />

ZHAW Creative Commons Material for Schoolteachers<br />

https://code4you.ch/<br />

MINT-Laufbahnplanung | https://www.steppinginto.ch


Produkte<br />

Hydraulischer Linearantrieb<br />

Die Cytro-Force-M-Achse in IP65 deckt je nach Konfiguration<br />

Kräfte von bis zu 1200 kN sowie Strecken von bis zu 1,0 m <strong>und</strong><br />

Geschwindigkeiten von bis zu 0,8 m/s ab. Die Positioniergenauigkeit<br />

beträgt hierbei 10 µm <strong>und</strong> die Wiederholgenauigkeit 5 µm.<br />

Die Achsen werden vorkonfiguriert ausgeliefert <strong>und</strong> müssen nach<br />

dem Einbau lediglich elektrisch angeschlossen werden. Mit Hilfe<br />

des Service Kits können selbst fachfremde Servicekräfte Fluidproben<br />

zur Laboranalyse entnehmen. Auch das bedarfsweise<br />

Nachfüllen erfordert keine spezifischen Kenntnisse. In Kombination<br />

mit dem Rexroth Dienst Odin ist auch ein Condition<br />

Monitoring beziehungsweise Predictive Analytics möglich,<br />

was die Verfügbarkeit weiter steigert.<br />

Bosch Rexroth Schweiz AG | www.boschrexroth.ch<br />

Maximale Flexibilität auf Fräs-Drehmaschinen<br />

Das wartungsarme Backenfutter Rota-M flex 2+2 verfügt je nach Baugrösse<br />

über einen Ausgleichshub von 5,1 bis 10 mm pro Backe, was<br />

für eine höhere Flexibilität hinsichtlich der spannbaren Werkstückgeometrien<br />

sorgt. Spezielle Dichtungen an den Führungsbahnen<br />

ver hindern, dass Fett ausgespült wird <strong>und</strong> die Spannkraft schleichend<br />

verloren geht. Auch bei geringen Spannkräften ist auf diese Weise<br />

eine präzise Funktion des Futters gewährleistet. Zugleich schützen<br />

die Dichtungen den Futterkörper vor Spänen <strong>und</strong> Schmutz, so dass die<br />

Prozesssicherheit steigt <strong>und</strong> die Wartungsintervalle sich verlängern.<br />

Die Spannung erfolgt selbsthemmend <strong>und</strong> der Spannzustand wird über<br />

Anzeigestifte signalisiert. In den standardisierten Bau grössen 260<br />

bis 1200 erzielt das Futter bei einem Backenhub von 9,5 bis 17,8 mm<br />

Spannkräfte von 100 bis 180 kN.<br />

Schunk Intec AG | www.schunk.com<br />

Schnittgeschwindigkeiten<br />

bis 6000 m/min<br />

Kennametal hat eine neue Reihe an PKD-<br />

Werkzeugen für die Aluminiumbearbeitung<br />

eingeführt. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Hartmetallwerkzeugen bieten diese eine bis<br />

zu 10 Mal höhere Produktivität. Selbst bei der<br />

Bearbeitung von sehr abrasiven Aluminiumlegierungen<br />

sind eine lange Werkzeugstandzeit<br />

<strong>und</strong> eine hohe Verschleissfestigkeit garantiert.<br />

Bei Bohr- <strong>und</strong> Reibanwendungen gestatten<br />

die PKD-Werkzeuge Schnittgeschwindigkeiten<br />

von bis zu 900 m/min, Fräsbearbeitungen<br />

können sogar mit 6000 m/min durchgeführt<br />

werden. Hierbei werden Ra-Werte zwischen<br />

0,1 <strong>und</strong> 0,8 μm erzielt. Dank der inneren Kühlmittelzufuhr<br />

<strong>und</strong> der für Minimalmengenschmierung<br />

geeigneten Schnittstelle am Schaft sind die<br />

PKD-Werkzeuge insbesondere für die Schrupp<strong>und</strong><br />

Schlichtbearbeitung ideal geeignet.<br />

Parallelgreifer für Einsatz im Reinraum<br />

Der Parallelgreifer 2FG7 wurde entwickelt, um die Produktion von<br />

Kleinserien oder grosser Variantenvielfalt zu automatisieren. Als<br />

Antrieb dient ein Elektromotor, an dem sich Hub, Arbeitsbereich <strong>und</strong><br />

Fingerposition über eine Software-Schnittstelle einstellen lassen.<br />

Durch eine maximale Nutzlast von 11 kg, einer Greifspanne von bis<br />

zu 74 mm Aussenmass <strong>und</strong> eine Greifkraft zwischen 20 <strong>und</strong> 140 N<br />

handelt der Parallelgreifer selbst sperrige Nutzlasten mühelos.<br />

Neben der IP67-Zertifizierung ist der 2FG7 über die ISO-Klasse 5 für<br />

den Reinraum zugelassen <strong>und</strong> erfüllt die Kriterien der ISO/TS 15066<br />

Risikobewertung für kollaborative Roboterzellen. Die Greifzeit beträgt<br />

450 mm/s <strong>und</strong> die Genauigkeit der Fingerposition bis zu 0,1 mm.<br />

OnRobot | www.onrobot.com<br />

Citizen Miyano BNE-65 MYY<br />

Schleifringfreier Kabelabroller<br />

Damit Bedienpanels flexibel eingesetzt werden können, muss<br />

ihre Leitung nicht nur einige Meter lang, sondern beweglich <strong>und</strong><br />

sicher verstaut sein. Die Kabeltrommel «e-spool flex» kommt<br />

ohne Schleifring aus <strong>und</strong> kann selbst Bussignale unterbrechungsfrei<br />

führen. Das ermöglicht es, auch Medien, Daten <strong>und</strong> die<br />

Strom- <strong>und</strong> Signalversorgung des Not-Aus-Tasters ins System<br />

zu integrieren. Bereits bestehende Panelleitungen lassen<br />

sich einfach in die Schneckenführung des Systems einlegen<br />

<strong>und</strong> werden auto matisch aufgerollt.<br />

Igus Schweiz GmbH | www.igus.ch<br />

Hocheffiziente Stangenbearbeitung<br />

Mit den zwei neuesten Modellen der BNE-Serie, der Miyano BNE-51<br />

MYY <strong>und</strong> BNE-65 MYY, sorgt Citizen für Verstärkung in der Produktion.<br />

Die beiden Drehzentren sind mit zwei Werkzeugrevolvern <strong>und</strong><br />

mit je zwölf angetriebenen Stationen ausgerüstet. Anwender können<br />

also mit total 24 angetriebenen Werkzeugen arbeiten. Dazu sind<br />

die Hauptspindel <strong>und</strong> die Gegenspindel mit C-Achsen sowie der obere<br />

<strong>und</strong> untere Revolver je mit einer Y-Achse bestückt. Mit dem Einsatz<br />

der X3-Achse an der Abgreifspindel (SP2) sowie der Synchron-/<br />

Überlagerungsteuerung für die Simultanbearbeitung mit drei Werkzeugen<br />

erreichen Anwender schnellere Zykluszeiten. Die Maschinen<br />

sind sehr einfach zu bedienen, <strong>und</strong> die Mitarbeiter können komplexe<br />

Werkstücke im Nu bearbeiten.<br />

Newemag AG | www.newemag.ch<br />

50 #<strong>011</strong><br />

Walter Meier (Fertigungslösungen) AG<br />

www.waltermeier.solutions/de #<strong>011</strong> 51


ACOPOS 6D<br />

Neue Dimensionen<br />

der adaptiven Fertigung<br />

www.br-automation.com/ACOPOS6D<br />

ACOPOS 6D läutet eine neue Ära der Fertigung ein.<br />

Frei schwebende Shuttles schaffen einen offenen<br />

Produktionsraum mit dem sich das Konzept Maschine<br />

völlig neu umsetzen lässt. ACOPOS 6D ermöglicht<br />

maximale Produktivität auf minimalem Bauraum.

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