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Gut Aiderbichl Magazin: Sommer 2019

Endlich Gras unter den Pfoten spüren. Jedes Jahr freuen sich unsere Tiere schon ganz besonders auf den Sommer.

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Was uns bewegt<br />

Und plötzlich ist alles<br />

anders …<br />

Die Schimpansen-Gruppen im <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugium bilden<br />

schon seit Jahren stabile Einheiten. Jede für sich ist wie Familie.<br />

Doch was passiert, wenn ein Glied in der Kette fehlt? Gerät dann alles ins Wanken?<br />

Fällt auseinander, was über viele Jahre aufgebaut wurde?<br />

MORITZ, unser<br />

Sorgenkind<br />

Moritz, das ist derjenige<br />

unter den Ex-Labor-Schimpansen,<br />

dessen Gesicht puderrot<br />

anläuft, wenn ihm ein weibliches Wesen<br />

seiner Gruppe zu nahe kommt.<br />

Zu seiner Gruppe gehören neben Anton,<br />

seinem besten Freund, auch Helene,<br />

Schuscha, Bonnie, Susi, Lingoa,<br />

Xsara und David. Letztere sind die<br />

beiden Jungspunde der Affenbande,<br />

die schon sehr lange zusammenlebt<br />

und deren Chef Moritz ist. Das heißt,<br />

genau genommen war er der Chef.<br />

Seit März dieses Jahres ist nämlich<br />

alles anders.<br />

Sorgen um Moritz und seine Zukunft<br />

auch mit nach Hause nahm. „Was<br />

ist, wenn er nicht mehr in die Gruppe<br />

zurück kann? Und was, wenn er<br />

nicht mehr gesund wird?“ Weil Bettina<br />

und Renate merkten, dass ohne<br />

engen Kontakt zu seinen Artgenossen<br />

auch seine Psyche litt, durfte Moritz<br />

Krankenbesuch empfangen. Das<br />

gestaltete sich insofern als schwierig,<br />

da David als selbsternannter Chefanwärter<br />

keinen anderen Schimpansen<br />

Bilder: Ulrike Ulmann; Renate Foidl<br />

Moritz hatte<br />

offensichtlich Schmerzen<br />

im Rückenbereich<br />

Es war so ziemlich am Anfang des<br />

besagten Monats, als den Pflegerinnen<br />

Renate Foidl und Bettina<br />

Gaupmann die gebückte Haltung<br />

von Moritz ins Auge fällt. Außerdem<br />

hatte er offensichtlich einen<br />

steifen Nacken. Sie beobachteten<br />

den Schimpansen die nächsten Tage<br />

intensiv. Sein Zustand verschlechterte<br />

sich. Ein Alarmsignal, denn die Wildtiere<br />

lassen eigentlich nur schwer<br />

erkennen, wenn sie Schmerzen<br />

leiden. „Sie haben eine viel höhere<br />

Schmerztoleranz als wir Menschen“,<br />

weiß Bettina Gaupmann. Die Sorgen<br />

seitens der betreuenden Pflegerinnen<br />

wuchsen und sie konsultierten den<br />

Tierarzt. Moritz wurde in Narkose<br />

gelegt und geröntgt. Die Ungewissheit<br />

blieb, die Schmerzen bei Moritz<br />

auch. Ohne Diagnose tappten Ärzte<br />

und Pflegerinnen weiter im Dunkeln.<br />

Es wurde lediglich festgestellt, dass<br />

Moritz Muskulatur verhärtet war.<br />

Täglich hoffte man auf Besserung,<br />

doch die trat nicht ein. So bekam<br />

Moritz Boxenruhe verordnet, die er<br />

auch bereitwillig antrat. Hilfsbedürftig<br />

und schmerzgeplagt, wählte er<br />

Bettina als persönlichen „Kummerkasten“<br />

aus. Doch Kummer bereitete<br />

Bettina und Renate auch die Situation.<br />

Moritz im Krankenstand, die<br />

Gruppe im Unruhezustand und die<br />

Pflegerinnen im Angstzustand. So<br />

lässt sich die Situation mit wenigen<br />

Worten ziemlich genau beschreiben.<br />

Während Moritz leidend in seiner<br />

Box kauerte und den Kopf in die<br />

Beuge seines Arms stützte, führten<br />

die Damen der Gruppe Zickenkrieg<br />

und Jungspund David spekulierte<br />

auf den Chefposten. Eine schwere<br />

Zeit, vor allem für Bettina, die ihre<br />

Eine Narkose ist auch immer mit<br />

einem gewissen Risiko verbunden.<br />

Doch leider ging es nicht anders<br />

zu dem leidgeprüften Moritz lassen<br />

wollte. Dieses Verhalten löste seitens<br />

der Pflegereinnen ernsthaftes Kopfzerbrechen<br />

aus.<br />

Es musste Gewissheit her über den<br />

Zustand von Moritz und so stand für<br />

den 20. März ein CT und MRT auf<br />

dem Plan. Wieder musste Moritz in<br />

Narkose gelegt werden, wieder Ungewissheit.<br />

„Diese Angst, nicht zu<br />

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