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Gut Aiderbichl Magazin: Sommer 2019

Endlich Gras unter den Pfoten spüren. Jedes Jahr freuen sich unsere Tiere schon ganz besonders auf den Sommer.

Endlich Gras unter den Pfoten spüren. Jedes Jahr freuen sich unsere Tiere schon ganz besonders auf den Sommer.

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Tierretter im Einsatz<br />

Im Auto in Lauerposition bei offenem Fenster verbringt Hans Wintersteller Stunde, um Stunde, um Stunde. So viel<br />

Durchhaltevermögen muss man erstmal haben. Aber das Warten hat sich ausgezahlt<br />

Tag 15, 22.04.<strong>2019</strong>:<br />

Bin über den Boden gerobbt<br />

und hab den Zaun zugemacht.<br />

Hoffentlich hat mich niemand<br />

gesehen. Dann ersten Versuch<br />

gestartet, Spächtli einzufangen.<br />

Betäubungspfeil sitzt,<br />

Dosis reicht nicht aus. Nächster<br />

Pfeil prallt ab. Spächtli<br />

rennt in den Wald. Hoffentlich<br />

kommt sie wieder. Sonst war<br />

alles umsonst.<br />

Pascale Pineroli hält die Medien auf<br />

dem Laufenden<br />

Tag 17, 24.04.<strong>2019</strong>:<br />

Heute der zweite Versuch mit<br />

dem Betäuber. Haben Dosis<br />

erhöht. Trotzdem nachgelegt.<br />

Jetzt wird sie müde, legt sich<br />

hin. Führen sie in den Hänger.<br />

Die Klappe ist zu, geschafft.<br />

Keine Zeit zur Freude, müssen<br />

los. Erst Gegenmittel geben.<br />

Erst im Stall ist sie in Sicherheit.<br />

Kann es nicht abwarten,<br />

will einfach nur schlafen.<br />

Tag 16, 23.04.<strong>2019</strong>:<br />

Sie ist wieder da! So erleichtert!<br />

Jetzt Ruhe, Ruhe, Ruhe. Hab<br />

den Weg abgesperrt. Pascale<br />

gibt Interviews. Die Schweizer<br />

werden ungeduldig. Kuh<br />

fangen ist halt kein Kindergeburtstag.<br />

Spächtli ist glücklich.<br />

Hat sich hingelegt und schläft.<br />

Waren anstrengende Wochen<br />

für das arme Tier. Wir lassen<br />

ihr noch etwas Zeit.<br />

Endlich nicht mehr alleine: Kühe wollen immer zu ihren Artgenossen. Spächtli ist der lebende Beweis. Sie verlässt sogar<br />

den schützenden Wald<br />

genau erlebte, sehen Sie übrigens<br />

rechts in seinen Aufzeichnungen.<br />

Im nächsten Schritt platzierten die<br />

Tierretter einen offenen Anhänger<br />

am Waldrand, legten Futter auf die<br />

Rampe und Ladefläche. Spächtli kam<br />

weiter zuverlässig, stand sogar auf<br />

der Rampe, ging aber nicht hinein.<br />

Eine mit Hilfe eines Nachbarn als<br />

Großtierfalle umgebaute Heuraufe<br />

würdigte Spächtli keines Blickes. Im<br />

Gegenteil, sie schien sogar regelrecht<br />

Angst davor zu haben.<br />

Beim zweiten Versuch<br />

glückte die<br />

Rettung von Spächtli<br />

Nun setzten die Tierretter auf Artgenossen.<br />

Eine Weide wurde bei der<br />

Futterstelle errichtet. Zwei Kühe<br />

dienten als Lockvögel. Und siehe<br />

da, die scheue Waldkuh gesellte sich<br />

dazu. Ostermontag nutzten Hans<br />

Wintersteller und seine Helfer die<br />

Gunst der Stunde und wagten ihren<br />

ersten Einfangversuch. Der Versuch<br />

schlug fehl. Spächtli verschwand<br />

zwar nicht über alle Berge, aber<br />

rannte in ihren Wald. Aber Spächtli<br />

kam wieder, sehr bald sogar. Dieses<br />

Mal ließen sich die Tierretter mehr<br />

Zeit. Zwei Tage verbrachte Spächtli<br />

mit ihren beiden Artgenossen auf<br />

der kleinen Weide am Waldrand. Sie<br />

entspannte von Stunde zu Stunde<br />

mehr, legte sich sogar tagsüber hin.<br />

Am Morgen des 24. April <strong>2019</strong> um<br />

neun Uhr trafen sich die Tierretter zu<br />

einer Besprechung. Sie beschlossen<br />

einen zweiten Versuch zu wagen. Die<br />

in dem Betäubungspfeil befindliche<br />

Dosis wurde erhöht. Wieder saß der<br />

SPÄCHTLI<br />

erste Pfeil. Die gewünschte Wirkung<br />

trat jedoch nicht ein. So musste nachgelegt<br />

werden. Jetzt zeigte das Mittel<br />

Wirkung. Spächtli legte sich hin und<br />

konnte wenig später in den Hänger<br />

Nun darf sich<br />

die scheue Kuh von ihrer<br />

Flucht erholen<br />

geführt werden. Der anwesende<br />

Tierarzt verabreichte ihr noch das<br />

Gegenmittel und kurz darauf fuhren<br />

die Tierretter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ihren neuen Schützling zu einem etwa<br />

30 Kilometer entfernten Bauernhof.<br />

Müde von den Strapazen legte sich<br />

die frisch gerettete Kuh bald nieder<br />

und ließ alle Umstehenden erleichtert<br />

aufatmen.<br />

Spächtli, die ehemalige Ausreißerin, ist nach einer langen und aufregenden<br />

Odyssey in ihrem neuen Leben als <strong>Aiderbichl</strong>erin angekommen<br />

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