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Gut Aiderbichl Magazin: Sommer 2019

Endlich Gras unter den Pfoten spüren. Jedes Jahr freuen sich unsere Tiere schon ganz besonders auf den Sommer.

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Tierretter im Einsatz<br />

Kuh-Drama in drei Akten<br />

Tag 1, 08.04.<strong>2019</strong>:<br />

Ankunft in der Schweiz. Erstmal<br />

orientieren, Landkarten<br />

studieren, mit Leuten reden.<br />

Wissen schon, wo sich Spächtli<br />

ungefähr aufhalten soll. Jetzt<br />

gehts in den Wald, Spuren suchen.<br />

Das kann dauern. Gebiet<br />

ist doch größer, zwei Waldstücke.<br />

Wildtierkameras haben<br />

wir schon dabei. Kuh ist seit<br />

zwei Wochen verschwunden.<br />

Tag 3, 10.04.<strong>2019</strong>:<br />

Wir haben sie gesichtet. Das<br />

ging schneller, als ich dachte.<br />

Viele Spuren gefunden. Dann<br />

Kameras angebracht. Futterstelle<br />

eingerichtet. Heusilage<br />

schmeckt ihr. Ist sehr ängstlich<br />

und verwirrt. Aber auch hungrig.<br />

Das ist gut. Werden sie<br />

jetzt beobachten. Dann sehen<br />

wir, wie wir vorgehen. Nur<br />

nichts überstürzen.<br />

Bilder: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Erst weggelaufen, dann entdeckt,<br />

angefüttert und schließlich<br />

eingefangen. Hört sich gar<br />

nicht so dramatisch an. Doch<br />

der Schein trügt und was unsere<br />

Tierretter hier vollbracht<br />

haben, kann ihnen nicht hoch<br />

genug angerechnet werden<br />

Tierretter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> fangen in der Schweiz<br />

entlaufene Spächtli wieder ein<br />

Während die immer auf<br />

der Hut befindliche<br />

Spächtli nach ihrer<br />

Flucht am 25. März<br />

<strong>2019</strong> durch die Wälder rund um<br />

Worb im Kanton Bern streifte, wurde<br />

sie bereits zur nationalen Berühmtheit.<br />

Weil sich bald zudem viele Menschen<br />

um das Rind sorgten, erhielt<br />

Pascale Pineroli vom <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Büro in Zürich etliche Hilfsanfragen.<br />

Kaum in der Schweiz angekommen,<br />

begab sich Hans Wintersteller mit<br />

Pascale Pineroli sofort auf Spurensuche.<br />

Die beiden wurden fündig,<br />

richteten eine Futterstelle ein, installierten<br />

Wildtierkameras, aber Spächtli<br />

Tag 8, 15.04.<strong>2019</strong>:<br />

Schon wieder eine Nacht im<br />

Auto verbracht. Bei offenem<br />

Fenster. Es ist kalt, sehr kalt.<br />

Traue mich kaum zu atmen. Ein<br />

leises Geräusch und Spächtli<br />

rennt in den Wald. Sie benutzt<br />

mein Auto als Kratzbürste.<br />

Wenn ich ganz ruhig bin, fühlt<br />

sie sich sicher. Aber sie geht<br />

nicht in den Hänger, nur auf die<br />

Rampe. Brauchen anderen Plan.<br />

Tag 5, 12.04.<strong>2019</strong>:<br />

Spächtli kommt jede Nacht.<br />

Am Tag sehen wir sie nicht.<br />

Zieht sich dann ins Dickicht<br />

zurück. Bekommen sie da<br />

niemals heraus. Müssen sie am<br />

Waldrand fangen. Platzieren<br />

den Hänger an Futterstelle.<br />

Wenn sie rein geht, schnappt<br />

die Falle zu. Wir müssen es<br />

versuchen. Sonst ist alles ruhig.<br />

Wenig Menschen unterwegs.<br />

Tag 11, 18.04.<strong>2019</strong>:<br />

Die Leute sind super hier. Sehr<br />

hilfsbereit. Haben Heuraufe<br />

als Kuhfalle umgebaut und neben<br />

Hänger platziert. Wieder<br />

eine Nacht im Auto. Wieder<br />

saukalt gewesen. Kann mich<br />

kaum noch rühren. Spächtli<br />

war nur kurz da. Traute sich<br />

nicht einmal auf fünf Meter an<br />

die Raufe hin. Muss schlechte<br />

Erfahrungen gemacht haben.<br />

Hans Wintersteller: Neun lange, kalte<br />

Nächte verbrachte er im Auto<br />

Viele Menschen<br />

sorgten sich um die<br />

entflohene Kuh<br />

Darauf zögerten die Tierretter nicht<br />

lange und schickten ihren erfahrensten<br />

Mann in die Schweiz. Hans Wintersteller<br />

war bereits bei der Rettung<br />

der weltberühmten Kuh Yvonne im<br />

Jahr 2011 über Wochen im Einsatz<br />

und jüngst an der erfolgreichen Einfangaktion<br />

des rund vier Monate im<br />

Raum Landshut umherstreifenden<br />

Jungrinds Büxi beteiligt.<br />

kam nicht. Zweiter Versuch am<br />

anderen Ende des Waldes: Spächtli<br />

verließ im Schutz der Dunkelheit ihr<br />

Versteck im Dickicht und tat sich<br />

an der Heusilage gütlich. Nun hieß<br />

es sich in Geduld üben, die Kuh beobachten,<br />

Film- und Fotomaterial<br />

auswerten, ihr Verhalten studieren –<br />

auch vor Ort im Auto. Neun Nächte<br />

verharrte Hans Wintersteller bei offenem<br />

Fenster in seinem Wagen. Was er<br />

während seiner Zeit in der Schweiz<br />

Tag 13, 20.04.<strong>2019</strong>:<br />

Nächster Plan. Schon nicht<br />

mehr Plan B sondern C. Artgenossen!<br />

Hat bei Yvonne<br />

super funktioniert. Haben<br />

uns zwei Kühe gemietet. Am<br />

Hänger eine kleine Weide eingezäunt,<br />

mit Korridor und in<br />

der Mitte abgetrennt. Wieder<br />

warten. Denke schon wie eine<br />

Kuh, reagiere auf das kleinste<br />

Geräusch.<br />

18 <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> 19

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