Die - Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer
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Fokus<br />
Verpackungsverwertung<br />
Individuelle Lösungen<br />
für Hersteller<br />
Der Markt für die Wiederverwertung von Verpackungsabfällen geht im nächsten<br />
Jahr in eine neue Phase. <strong>Die</strong> in Mainz ansässige Landbell AG erhofft sich<br />
von der fünften Novelle der Verpackungsverordnung ein deutliches Bekenntnis<br />
zum aktuellen Entsorgungssystem <strong>und</strong> mehr Abrechnungssicherheit für die<br />
beteiligten Unternehmen. <strong>Die</strong> WiU sprach mit dem Leiter für Auslandsaktivitäten<br />
bei der Landbell AG, <strong>Die</strong>ter Arning,<br />
<strong>Die</strong> Landbell AG ist im Bereich Umwelt <strong>und</strong><br />
Entsorgung tätig. Welche <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
bieten Sie an?<br />
Landbell ist bei der Verpackungsentsorgung<br />
als „Befreiungssystem“ tätig, d.h. wir<br />
übernehmen von unseren Partnern deren<br />
Verpflichtungen aus der Verpackungsverordnung.<br />
Darüber hinaus bietet Landbell<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen in der Elektro- <strong>und</strong> Elektronik-Altgeräte-Entsorgung,<br />
beim Einwegpfand,<br />
in der Entsorgung von Transportverpackungen<br />
sowie in der Standort-<br />
Entsorgung an. Als einziger Anbieter im<br />
Markt wird dieser Service in allen Bereichen<br />
europaweit angeboten.<br />
Im Markt der Verpackungsverwertung<br />
herrscht starker Wettbewerb, zugleich<br />
ist der Trend bei der Wiederverwertung<br />
jedoch rückläufig. Welche Entwicklungschancen<br />
<strong>und</strong> Wachstumsfelder sehen Sie<br />
für den Markt <strong>und</strong> für Ihre Firma?<br />
Ja, es ist richtig, derzeit herrscht starker<br />
Wettbewerb. <strong>Die</strong> Tendenz bei den Verwertungsmengen<br />
für Verpackungen war<br />
teilweise rückläufig, <strong>und</strong> hat in jüngster<br />
Vergangenheit wieder erheblich zugenommen.<br />
Das ist u.a. auch darauf zurückzuführen,<br />
dass infolge der kräftigen Preissteigerungen<br />
bei Primär-Rohstoffen der Wert<br />
der Sek<strong>und</strong>ärrohstoffe auf Basis einer<br />
Abfallverwertung deutlich gestiegen ist.<br />
Der <strong>Deutsch</strong>e B<strong>und</strong>estag hat gerade die<br />
5. Novelle zur Verpackungsverordnung<br />
verabschiedet. Danach müssen auch<br />
Verkäufer von Kleinstmengen Verpackungen<br />
zurücknehmen <strong>und</strong> entsorgen. Was<br />
bedeutet das für kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />
Unternehmen?<br />
<strong>Deutsch</strong>land*: Recyclingquoten** getrennt gesammelter Wertstoffe<br />
Müllaufkommen in Mio. Tonnen<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
82,6%<br />
Quelle: Europäische Kommission<br />
39,1%<br />
Arning: Landbell hat insbesondere für<br />
den Kreis der Kleinstk<strong>und</strong>en einen<br />
besonderen Online-Service eingerichtet,<br />
mit dem eine einfache, unkomplizierte<br />
<strong>und</strong> schnelle Befreiung von Rücknahmeverpflichtungen<br />
möglich ist. Jeder K<strong>und</strong>e<br />
kann nach Erteilung einer Zugangsberechtigung<br />
bequem <strong>und</strong> benutzerfre<strong>und</strong>lich<br />
die benötigten Daten eingeben. Eine<br />
Abrechnung auf Basis der Vertragsunterlagen<br />
erfolgt dann umgehend.<br />
<strong>Deutsch</strong>land hält r<strong>und</strong> 25% Anteil am<br />
internationalen Markt für Kreislaufwirtschaft<br />
<strong>und</strong> ist damit Weltmeister im<br />
Export von Umwelttechnik. Wie hoch ist<br />
die Auslandsnachfrage nach Recyclingtechnologien<br />
sowie <strong>Die</strong>nstleistungen auf<br />
diesem Gebiet?<br />
<strong>Die</strong> Auslandsnachfrage nach <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
wird wachsen. Landbell ist bereits<br />
sehr erfolgreich in der Erschließung der<br />
Auslandsmärkte tätig. Wir verfügen heu-<br />
te nicht nur über eine Zulassung als autorisierter<br />
Systembetreiber in <strong>Deutsch</strong>land,<br />
sondern haben Kooperationsverträge mit<br />
Auslandshandelskammern abgeschlossen,<br />
mit deren Hilfe wir in der Lage sind, in 16<br />
europäischen Ländern die Befreiung von<br />
länderspezifischen Verpackungsrücknah-<br />
82,1%<br />
84,5%<br />
Glas Kunststoff Pappe/Papier Metalle Holz<br />
*Angaben für 2005 **exklusive Verwertungsverfahren zur Energiegewinnung (Müllverbrennung)<br />
34,5%<br />
meverpflichtungen für unsere K<strong>und</strong>en zu<br />
übernehmen – unabhängig davon, in welchem<br />
Land der Produzent seinen Standort<br />
hat <strong>und</strong> in welches Land Ware exportiert<br />
wird. Darüber hinaus können wir über<br />
Sondervereinbarungen den gesamten europäische<br />
Raum betreuen.<br />
Welche Auswirkungen hat die am 1. Juni<br />
in Kraft getretene REACH-Verordnung für<br />
chemische Produkte auf Verwertung <strong>und</strong><br />
Recycling?<br />
REACH betrifft sicherlich in erster Linie<br />
Unternehmen im Bereich Kunststoff-<br />
Recycling. Der Verband empfiehlt seinen<br />
Mitgliedern bereits, eine Vorregistrierung<br />
aller Substanzen vorzunehmen, damit<br />
ein Weiterverkauf der Sek<strong>und</strong>ärprodukte<br />
gewährleistet bleibt. In diesem Fall verteuert<br />
REACH zweifelsfrei die Produktion in<br />
den Recyclingbetrieben.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Neue EU-Verordnung für chemische Substanzen<br />
Aus der Not<br />
eine Tugend<br />
<strong>Die</strong> neue EU-Verordnung REACH zur Verwendung<br />
von Chemikalien bedeutet für<br />
Hersteller <strong>und</strong> Vertreiber mehr Verantwortung,<br />
aber auch mehr Meldepflichten.<br />
Dennoch kann sich die Umstellung auf die<br />
neuen Vorgaben auch geschäftlich lohnen.<br />
REACH steht für Registration, Evaluation,<br />
Authorisation and Restriction<br />
of Chemical substances.<br />
<strong>Die</strong> neue Verordnung der Europäischen<br />
Kommission (EC 1907/2006) über Registrierung,<br />
Bewertung, Genehmigung <strong>und</strong><br />
Beschränkung von Chemikalien, ist am 1.<br />
Juni 2008 in Kraft getreten.<br />
Durch die neue Verordnung sollen Chemikalien<br />
<strong>und</strong> ihre Eigenschaften schneller<br />
identifiziert <strong>und</strong> damit die Bedingungen<br />
für einen wirksameren Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Umweltschutz geschaffen werden. Auch<br />
kann damit die Innovations- <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
der EU-Chemieindustrie<br />
gesteigert werden. <strong>Die</strong> REACH-Verordnung<br />
unterstützt außerdem die Ausarbeitung<br />
<strong>und</strong> Einführung von alternativen<br />
Untersuchungsmethoden, die sich auf die<br />
Erfassung von Gefahren im Zusammenhang<br />
mit Chemikalien richten. Zudem<br />
soll der freie Handel mit diesen Stoffen auf<br />
dem EU-Binnenmarkt gesichert werden.<br />
Nach Auskunft des ungarischen<br />
REACH-Informationsdienstes bezieht sich<br />
die Verordnung im Prinzip auf sämtliche<br />
chemische Substanzen, also nicht nur auf die<br />
in <strong>Industrie</strong>verfahren eingesetzten, sondern<br />
auch auf die täglich von jedermann verwendeten<br />
Chemikalien, wie sie beispielsweise in<br />
Reinigungsmitteln, Farben oder verschiedenen<br />
anderen Waren wie Bekleidungs- <strong>und</strong><br />
Wohnraumgestaltungsartikeln oder auch<br />
elektronischen Geräten vorkommen.<br />
<strong>Die</strong> REACH-Verordnung überträgt<br />
der <strong>Industrie</strong> eine höhere Verantwortung<br />
als bisher für den Umgang mit Risiken, die<br />
sich aus der Wirkung von Chemikalien auf<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt ergeben. Ebenso<br />
gelten strengere Regeln für die Offenlegung<br />
von Daten. Hersteller <strong>und</strong> Vertreiber müssen<br />
nun eine detaillierte Beschreibung eines<br />
sicheren Umgangs an die zentrale Datenbank<br />
der European Chemicals Agency (Europäische<br />
Chemikalienagentur – ECHA) in Helsinki<br />
liefern, die auch verdächtige Chemikalien<br />
überprüfen lässt. Etwaige Risiken, die<br />
mit der Nutzung der Chemikalien einhergehen,<br />
werden in einer öffentlichen Datenbank<br />
dann für jedermann zugänglich gemacht.<br />
<strong>Die</strong> REACH-Verordnung tritt an die<br />
Stelle von ca. vierzig Gesetzen. Andere<br />
Gesetze, die die Nutzung von Chemikalien<br />
regeln (z.B. in Bezug auf Kosmetika, Reinigungsmittel<br />
odr Baustoffe, aber auch auf<br />
Hilfe bei der Umsetzung von REACH gibt<br />
es beim nationalen REACH-Informationsdienst<br />
unter: www.okbi.hu/reach/<br />
den Ges<strong>und</strong>heits- oder Mitarbeiterschutz<br />
in der chemischen <strong>Industrie</strong> oder die Produktsicherheit),<br />
die von der REACH-Verordnung<br />
nicht abgelöst werden, behalten<br />
auch weiterhin Gültigkeit.<br />
Von der neuen Verordnung sind deutlich<br />
mehr Marktteilnehmer <strong>und</strong> Produkte<br />
betroffen als von den bisherigen<br />
Regelungen. <strong>Die</strong> Agentur ECHA erwartet<br />
allein aus Europa 180.000 Vorregistrierungsanmeldungen.<br />
Dazu kommen noch<br />
die Anmeldungen von Firmen außerhalb<br />
Europas. Allein die Firma BASF mit Sitz<br />
in <strong>Deutsch</strong>land muss schätzungsweise<br />
15.000 Chemikalien registrieren lassen.<br />
Neben der chemischen <strong>Industrie</strong> stellt<br />
REACH vor allem die pharmazeutische<br />
<strong>Industrie</strong>, die Mineralölwirtschaft <strong>und</strong> den<br />
Automobilbau vor neue Herausforderungen.<br />
SAP-Lösung macht aus<br />
Auflagen verwandelt Pflichten<br />
in Wettbewerbsvorteile<br />
„<strong>Die</strong> Implementierung betrieblicher<br />
Abläufe, die den von der REACH-Verordnung<br />
geforderten Vorgaben entsprechen,<br />
kann bedeutende Kosten nach sich<br />
ziehen“, urteilt Donát Magyari, Sachverständiger<br />
von SAP Hungary. „Deshalb<br />
bieten wir den von der Verordnung<br />
betroffenen Organisationen eine integrierte<br />
Informatiklösung an, mit der sie<br />
die Aufwendungen, die mit der Umsetzung<br />
der Verordnung einhergehen, in<br />
einen Wettbewerbsvorteil verwandeln<br />
können. Denn Unternehmen, die ihre<br />
REACH-Abläufe mit einer geeigneten<br />
Informatiklösung handhaben, können<br />
auch die von Geschäftspartnern erwarteten<br />
Informationen auf aktuellstem<br />
Stand präsentieren. Sowohl im Bereich<br />
der Beschaffung als auch beim Verkauf<br />
sind damit die Firmen im Vorteil, die z.B.<br />
schnell <strong>und</strong> genau die erforderlichen Zertifizierungen<br />
ausstellen können.“<br />
Mit der integrierten SAP-Lösung können<br />
Unternehmen kosteneffizient jene<br />
Informatikabläufe gestalten, die sich für<br />
sie aus der Verordnung ergeben. Bei den<br />
Zulieferungen können z.B. Materialien,<br />
Stoffmengen <strong>und</strong> Stoffbewegungen automatisch<br />
verfolgt werden. Es liefert aufgr<strong>und</strong><br />
von Wertschöpfung <strong>und</strong> Registrierungskosten<br />
auch Anhaltspunkte für<br />
Entscheidungen über die Registrierung.<br />
Schließlich ermöglicht das Programm<br />
auch die komplette Dokumentation der<br />
Anmeldung <strong>und</strong> setzt sie in der Kommunikation<br />
mit Geschäftspartnern ein.<br />
Endre Kis<br />
1 2008 | 4 Wirtschaft in Ungarn Wirtschaft in Ungarn 2008 | 4 1<br />
Fokus