Industrieanzeiger 05.2021
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Bild: Engl<br />
Doch nicht nur der Umweltschutz und die Menschenrechte<br />
bei der Förderung von Rohstoffen sind<br />
wichtig. Meist verbraucht das Recyceln dieser Materialien<br />
weniger Energie als das Schürfen und Herstellen.<br />
Deshalb beschäftigt sich Ceratizit schon länger<br />
mit dem Verwerten von Altwerkzeugen aus Hart -<br />
metall – auch von Fremdherstellern – und hat dabei<br />
inzwischen ein hohes Qualitätslevel erreicht. Obwohl<br />
die Qualität des recycelten Hartmetalls beinahe an<br />
die von frischem Material heranreiche, arbeitet der<br />
Werkzeughersteller mit einem Hybridkonzept. Halter<br />
und Schäfte, die nicht den Belastungen in der<br />
Schneidzone ausgesetzt sind und für die mehr Material<br />
benötigt wird, fertigt das Unternehmen aus Sekundärrohstoffen.<br />
Schneidplatten oder Schneidköpfe<br />
entstehen aus frischem Hartmetall, werden aber<br />
möglichst kompakt gehalten.<br />
Um den Gewinn bewerten zu können, der durch<br />
diesen Cradle-to-Cradle-Ansatz entsteht, untersuchte<br />
der Werkzeughersteller im Rahmen einer Öko -<br />
bilanz das Treibhauspotenzial eines Solid-Hart -<br />
metallfräsers im Vergleich zum Multilock-Wechselkopffräser.<br />
Das Ergebnis: Das Wechselkopf-Werkzeug<br />
verursachte beim Stirnplanfräsen einer Tasche<br />
in der Summe – von der Rohstoffgewinnung über die<br />
Herstellung und den Einsatz bis hin zum Recycling –<br />
rund 40 % weniger CO 2<br />
.<br />
Wirtschaftlichkeit im Blick behalten<br />
Alle Befragten weisen aber auch auf das dritte Element<br />
der Nachhaltigkeit hin: Die Wirtschaftlichkeit<br />
darf bei allen hehren Zielen nicht aus dem Blick geraten.<br />
Denn nur ein gesundes Unternehmen habe die<br />
Mittel, um in nachhaltige Prozesse zu investieren.<br />
Wichtig sei, in überschaubaren Schritten voran zu<br />
gehen und sich dabei wirtschaftlich nicht zu übernehmen.<br />
Gerade mit Blick auf die vielen kleineren<br />
Fertigungsunternehmen sieht es Maurice Eschweiler<br />
nicht als entscheidend an, gleich große Schritte anzustreben.<br />
„Wichtig ist, dass man sich auf den Weg<br />
macht! Das erfordert allerdings eine gute Datenbasis<br />
und Transparenz hinsichtlich der Energieverbräuche,<br />
der Prozesse und der Lieferanten. Das gilt für große<br />
und kleine Unternehmen gleichermaßen.“<br />
Während eine klimaneutrale Produktion in einer<br />
Netto-Betrachtung bereits heute möglich ist, wird<br />
eine komplett klimaneutrale Fertigung ohne die<br />
Kompensation anfallender Emissionen sicher noch<br />
einige Zeit in Anspruch nehmen.<br />
Als eine der größten Herausforderungen auf dem<br />
Weg dorthin sieht Eschweiler, das richtige Mindset<br />
zu schaffen. Dass die Abläufe in Fertigungsbetrieben<br />
durch nachhaltiges Denken und Handeln komplexer<br />
werden, hält der DMG Mori-Manager für einen Irrglauben.<br />
„Es ist wichtig, sich grundlegend mit dem<br />
Thema auseinanderzusetzen und Strukturen anzupassen<br />
– idealerweise zusammen mit Experten.“<br />
Doch einmal implementiert, könnten nachhaltige,<br />
moderne Prozesse die Komplexität in der Fertigung<br />
sogar verringern und Ressourcen freisetzen. „Ich bin<br />
fest davon überzeugt: Langfristig werden ausschließlich<br />
Unternehmen erfolgreich sein, die nachhaltig<br />
wirtschaften. Die Zukunft verlangt es.“<br />
Energieeffiziente Klimatisierung<br />
und Belüftung<br />
fördert bei Engl in<br />
Bozen das Wohlbefinden<br />
der Mitarbeiter<br />
und damit deren<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Serie „Nachhaltige Produktion“<br />
Verantwortung zu übernehmen für den eigenen ökologischen<br />
Fußabdruck – das wird auch für produzierende Unternehmen<br />
immer wichtiger. Schon heute verlangen einige<br />
Großkunden von ihren Lieferanten den Nachweis, dass die<br />
gelieferten Teile oder Produkte CO 2<br />
-neutral hergestellt wurden.<br />
Was das für Fertigungsbetriebe bedeutet, beleuchten<br />
wir in unserer dreiteiligen Serie „Nachhaltige Produktion“.<br />
Dabei fokussieren wir uns auf folgende zentrale Fragen:<br />
• Teil 1, <strong>Industrieanzeiger</strong> 3-2021:<br />
Reicht es, die Fertigung zu optimieren, oder ist ein<br />
ganzheitlicher Ansatz wichtig?<br />
• Teil 2, <strong>Industrieanzeiger</strong> 5-2021:<br />
Wie können Fertigungsbetriebe ihr eigenes Handeln<br />
nachhaltiger gestalten?<br />
• Teil 3, <strong>Industrieanzeiger</strong> 8-2021:<br />
Wie verhelfen Fertigungsausrüster ihren Kunden zu mehr<br />
Nachhaltigkeit und zu nachhaltigeren Produkten?<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 05|2021 39