Industrieanzeiger 05.2021
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Der Klimawandel ist die größte gesellschaftliche<br />
Herausforderung unserer Zeit“, sagt Dr. Maurice<br />
Eschweiler. „Das Thema bekommt bei Mitarbeitern,<br />
bei Kunden, aber auch auf dem Kapitalmarkt eine<br />
immer größere Relevanz.“ Mangelndes Klima-Engagement<br />
sei für Unternehmen langfristig teurer als<br />
alles andere, betont der Generalbevollmächtigte der<br />
DMG Mori AG. Deshalb dürften Umweltschutz und<br />
Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch mehr sein. „Um<br />
beides in Einklang zu bringen, bildet Nachhaltigkeit<br />
bei uns zusammen mit den Zukunftsfeldern Auto -<br />
matisierung und Digitalisierung einen strategischen<br />
Dreiklang. Das hat auch dazu geführt, dass wir seit<br />
Januar 2021 als eines der ersten Industrieunternehmen<br />
einen klimaneutralen ‚Product Carbon Footprint‘<br />
haben – vom Rohstoff bis zur Auslieferung.“<br />
Vor zwei Jahren verursachte DMG Mori nach dem<br />
internationalen Reporting-Standard „Greenhouse<br />
Gas Protocol“ in Scope 1 und 2 noch rund 48.500 t<br />
CO 2<br />
. „2020 konnten wir diese Emissionen bereits um<br />
rund 20.000 Tonnen senken“, berichtet Eschweiler.<br />
„Die bislang nicht vermeidbaren Emissionen gleichen<br />
wir durch Zertifikate aus, mit denen wir Energie- und<br />
Klimaschutzprojekte weltweit fördern.“ Diese Projekte<br />
seien nach verschiedenen Standards zertifiziert<br />
und ihre Wirksamkeit unter anderem von den UN<br />
oder dem WWF bestätigt. Beispiele dafür sind eine<br />
Windkraftinitiative in der Türkei, ein Wasserkraftprojekt<br />
in Indien oder ein Biomasseprojekt in China.<br />
„Trotz der bisher erzielten Erfolge arbeiten wir weiter<br />
mit voller Kraft daran, unseren CO 2<br />
-Footprint fortlaufend<br />
zu reduzieren. Langfristig möchten wir unsere<br />
Scope 1- und Scope 2-Emissionen vollständig abbauen.“<br />
Entsprechend werde der kompensierte Anteil<br />
dann Schritt für Schritt kleiner.<br />
Drei Emissionskategorien<br />
Das Greenhouse Gas Protocol definiert drei Emissionskategorien,<br />
so genannte Scopes. Dabei umfasst<br />
• Scope 1 alle Emissionen, die von einem Unternehmen<br />
selbst verursacht werden,<br />
• Scope 2 die zugekaufte Energie und<br />
• Scope 3 sämtliche vor- und nachgelagerten<br />
Prozesse der Wertschöpfungskette.<br />
Um die CO 2<br />
-Emissionen zu minimieren, setzt nicht<br />
nur DMG Mori auf modernde Heiz-, Lüftungs- und<br />
Klimakonzepte sowie auf selbst erzeugte regenera -<br />
tive Energie und Ökostrom. Dass das Bewusstsein für<br />
die Folgen des eigenen Handelns längt in der produzierenden<br />
Industrie angekommen ist, zeigen auch die<br />
Maschinenbauer Grob und Hermle, der Werkzeughersteller<br />
Ceratizit oder die Werkzeugbauer Engl und<br />
Haidlmair. Letztere belegen, dass dieser Weg nicht<br />
den großen Unternehmen vorbehalten ist.<br />
Bei den Grob-Werken in Mindelheim verantwortet<br />
Markus Kuchenbaur das Energiemanagement. Er berichtet:<br />
„Ein entscheidender Schritt war für uns, die<br />
Hauptverbraucher der verschiedenen Energieträger<br />
zu identifizieren. Daraus konnten wir dann ableiten,<br />
welche Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen<br />
den maximalen Nutzen versprachen.“<br />
Mithilfe der gesammelten Informationen unterschiedlicher<br />
Energiemessgeräte wurden die Hauptverbraucher<br />
systematisch überwacht und relevante<br />
Anlagen hinsichtlich weiterer Einsparpotenziale im<br />
Betrieb analysiert. Nach dem Umsetzen einer Effizienzmaßnahme<br />
konnte mit den vorhandenen Daten<br />
die Energieeinsparung ermittelt werden. „Das zeigte<br />
uns, welche Maßnahmen die CO 2<br />
-Emissionen und die<br />
Energiekosten am wirksamsten senken.“<br />
Niedrige Energiekosten und ein geringes<br />
CO 2<br />
-Äquivalent hatten auch die Verantwortlichen<br />
Bild: Ceratizit<br />
Bild: Tom Oettle<br />
Nachhaltige Produkte sind in<br />
Industrie, Gesellschaft, Verbraucher, Investoren – nachhaltiges<br />
Handeln gehört inzwischen zum guten Ton. Endlich<br />
zählen – neben Profit und Produktivität – auch andere<br />
Werte. Doch ich frage mich, ob allen Beteiligten die Konsequenzen<br />
bewusst sind. Denn Nachhaltigkeit ist mehr als<br />
der Schutz von Umwelt und Ressourcen.<br />
Dazu gehört auch der wertschätzende<br />
Umgang mit Geschäftspartnern<br />
und Mitarbeitern. Und als Verbraucher<br />
muss uns klar sein, dass wir für nachhaltigere<br />
Produkte auch tiefer in die<br />
Tasche greifen müssen.<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Beim neuen Logistikzentrum<br />
in Kempten<br />
setzte Ceratizit –<br />
soweit möglich – auf<br />
eine Holzbauweise.<br />
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