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Erfolg mit Traditioneller<br />

<strong>Chinesische</strong>r <strong>Medizin</strong><br />

HanseMerkur und DAK gestalten medizinischen Schwerpunkt der CHINA TIME 2006<br />

China im Fokus: Hamburger Gesundheitsforum, Gemeinschaftsstand HanseMerkur/DAK, Barkeeper Peter Heup, Qi-Walking und Kulinarisches<br />

von Eventkoch Markus Zipp<br />

Es war der größte Veranstaltungszyklus, den<br />

die HanseMerkur je auf die Beine gestellt hat<br />

und der nur in einem optimalen Zusammenspiel<br />

der Abteilungen AM, KG, KM und PÖ zu<br />

bewältigen war – sowie erneut durch die großartige<br />

Unterstützung unserer Auszubildenden<br />

des zweiten Lehrjahrs, welche an Messeständen,<br />

bei der Begrüßung der Gäste oder<br />

der Verteilung von Broschüren beratend,<br />

freundlich und kompetent im Einsatz waren.<br />

4 22/2006<br />

Wie im letzten REPORT (August 2006) angekündigt,<br />

haben die HanseMerkur Kranken<br />

und die DAK den medizinischer Schwerpunkt<br />

der CHINA TIME 2006 in Hamburg gestaltet:<br />

mit einem viertägigen Veranstaltungszyklus<br />

zur Traditionellen <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong><br />

(TCM) zwischen dem 24. und 29. September<br />

2006. Beim TCM-Forum und einer Messe zur<br />

fernöstlichen Heilkunst fanden sich 2.500<br />

Besucher ein. „Eine fantastische Veranstal-<br />

tung“, schwärmte der Hamburger Facharzt <strong>für</strong><br />

Neurologie, Dr. Sven Schröder. „Das gab es in<br />

Hamburg noch nie und ist ein wichtiger<br />

Impuls <strong>für</strong> mehr Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die<br />

<strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> in der Hansestadt“.<br />

In der Tat erfreuten sich die Diagnose- und<br />

Therapieangebote des TCM-Forums großen<br />

Zuspruchs: von der Akupunktur bis zur<br />

Zungendiagnostik. Viele der Besucher kamen


mit einem persönlichen Anliegen. Und nicht<br />

wenigen konnte nach eingehender Diagnostik<br />

der Ärzte direkt im Rahmen der viertägigen<br />

Veranstaltung geholfen werden. Durch<br />

wissenschaftliche Vorträge erfuhren die<br />

Besucher viel über die Jahrtausende alten<br />

und immer noch aktuellen Heilmethoden.<br />

Über eine Komplementärmedizin, die ab<br />

Anfang 2007 in Hamburg auch wissenschaftlich<br />

erforscht werden soll: mit dem ersten<br />

deutschen Stiftungslehrstuhl <strong>für</strong> Traditionelle<br />

<strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> am Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf (S. 8), finanziert von der<br />

HanseMerkur Krankenversicherung aG, die<br />

seit 1992 ihren Kunden über die Zusatz- und<br />

Vollversicherungstarife eine marktführende<br />

Bandbreite an Erstattungsleistungen auch<br />

der sogenannten „sanften“ <strong>Medizin</strong> bietet,<br />

darunter das gesamte Diagnose- und<br />

Therapiespektrum der TCM. Nach ihren<br />

Methoden werden schon jetzt weltweit über<br />

800 Millionen Menschen – auch außerhalb<br />

Chinas – behandelt. Doch was muss man sich<br />

unter den drei Konsonanten vorstellen, die<br />

einem bislang eher als die Non-Food-Marke<br />

eines großen Kaffeerösters bekannt waren?<br />

TCM-Forum im CHINA TIME Pavillon<br />

Den Auftakt des HanseMerkur/DAK-Zyklus<br />

zur asiatischen Heillehre bildete am 24. September<br />

2006 im CHINA TIME Pavillon am<br />

Glockengießerwall ein TCM-Forum rund um<br />

den Kooperationsstand beider Unternehmen.<br />

Dabei spiegelten sich die Farben der präsentierenden<br />

Unternehmen nicht nur in den<br />

extra angefertigten CHINA TIME T-Shirts, sondern<br />

auch in den alkoholfreien „Green Dragon“-<br />

(HanseMerkur) und „China Moon“-Cocktails<br />

(DAK), die reißenden Absatz fanden. Neben<br />

Ständen der Buchhandlung Weiland sowie<br />

der auf chinesische Heilkräuter spezialisierten<br />

Bettin’s Apotheke konnten sich die Besucher<br />

Start der TCM-Präsentation: der CHINA TIME<br />

Pavillon aus 40 Containern<br />

in die Grundlagen der Akupunktur (Dr. med.<br />

Ute Prügner), der Zungendiagnostik (Dr.<br />

med. Sven Schröder) oder der Diätetik (Dr.<br />

Susanne Epplée) einführen lassen. <strong>Sie</strong> erfuhren<br />

bei Qigong-Übungen mit Asta Ursula<br />

Eichhorst, Michel Bouteville und Annette<br />

Schwörer mehr über die energetischen<br />

Prinzipien der TCM und begaben sich zur<br />

Regeneration bei so viel Wissensinput in die<br />

erfahrenen Hände der Manualtherapeuten<br />

Anna Kick, Jens Rusch oder Daniel Pfeiffer.<br />

Dr. med. Johannes Greten, Heidelberg:<br />

Präsident der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> (DGTCM)<br />

Und last not least beeindruckte der Film der<br />

Ethnologin, Taiji- und Qigong-Lehrerin Ulla<br />

Fels „Der Meister von Wudangshan – Innere<br />

Kampfkünste und Daoismus in China“ die<br />

Besucher. Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin,<br />

Birgit Schnieber-Jastram sowie CHINA<br />

TIME-Koordinator Knut Terjung fanden sich<br />

zur Veranstaltung ein.<br />

Mittelpunkt des Forums waren jedoch drei<br />

Vorträge des führenden deutschen TCM-<br />

<strong>Medizin</strong>ers. Dr. med. Johannes Greten, der<br />

seit 1996 in Heidelberg lehrt und uns auch<br />

bei der Zusammenstellung des CHINA TIME-<br />

Programms beraten hat, geht es vor allem<br />

darum, die „TCM, welche den vegetativen<br />

Regulationszustand des Menschen beschreibt,<br />

zu entmystifizieren und rational zugänglich<br />

zu machen“. So auch der Titel seines Einführungsvortrags:<br />

„<strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> als<br />

wissenschaftliches System“<br />

Die heute am meisten verbreitete Form der<br />

TCM wurde erst in der zweiten Hälfte des letzten<br />

Jahrhunderts zusammengefügt. Damals<br />

ging es vor allem darum, das asiatische<br />

Riesenreich rasch medizinisch zu versorgen.<br />

Heute wird diese <strong>Medizin</strong> zum Exportschlager,<br />

weil viele Beschwerden in der westlichen<br />

<strong>Medizin</strong> keine messbare Ursache<br />

haben. Und trotzdem leiden Betroffene oft<br />

erheblich an Funktionsstörungen, die nach<br />

der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> jedoch funktionell<br />

zu diagnostizieren und damit auch zu behandeln<br />

sind. Mit Hilfe dieser Diagnose wählt<br />

man in der TCM aus einer Reihe unterschiedlicher<br />

Therapieverfahren, die dem Patienten<br />

häufig auch dann helfen können, wenn – im<br />

schulmedizinischen Sinne – keine konventionelle<br />

Therapie erfolgversprechend scheint.<br />

Dr. Greten sieht die <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> nach<br />

den inneren Regeln des Heidelberger Modells,<br />

das in intensiver Forschungstätigkeit<br />

entwickelt wurde, als ein in sich logisches,<br />

einer Computersprache vergleichbares <strong>hier</strong>archisches<br />

System diagnostischer Entscheidungen.<br />

<strong>Sie</strong> basiere auf einem logisch-technischen<br />

und wissenschaftlichen System. Je nach<br />

Diagnose und Typus werden dann aus Akupunktur,<br />

Heilkräutern und anderen Arzneien,<br />

Atem- und Bewegungsübungen, Diätetik und<br />

Behandlung mit den Händen optimale<br />

Verfahren ausgewählt, um das funktionelle<br />

Gleichgewicht wieder herzustellen.<br />

Der TCM-<strong>Medizin</strong>er betonte die Notwendigkeit<br />

der Erforschung der TCM als System der<br />

komplementären Heilkunde. Schon heute<br />

bewährt sich die TCM zunehmend als additive<br />

vegetative <strong>Medizin</strong> bei gleichzeitiger, leitliniengerechter<br />

schulmedizinischer Grundversorgung.<br />

So ist die TCM nachweisbar bei folgenden<br />

Krankheitsbildern erfolgreich: Neurodermitis,<br />

Polyneuropathie, Schmerztherapie<br />

nach OP, Kniegelenkarthrose, Rücken- und<br />

Kopfschmerzen, zur Immunstimulation, bei<br />

Allergien, HWS- und Burn-Out-Syndrom. Es sei<br />

jedoch notwendig, so Dr. med. Johannes<br />

Greten, die TCM durch Forschungsergebnisse<br />

zu dokumentieren und die Ergebnisse wissenschaftlich<br />

weiter auszuwerten. Grundvoraussetzung<br />

ist es, die Fachbegriffe der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong> in die funktionellen Kategorien<br />

der westlichen <strong>Medizin</strong> zu übertragen,<br />

„sie von mystisch anmutendem historischen<br />

22/2006 5


Starke Partner. Beste Leistungen.<br />

Therapieverfahren der TCM:<br />

die fünf Säulen<br />

Die Anfänge der Traditionellen <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong> (TCM) liegen 6000 bis 8000 Jahre<br />

zurück. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong><br />

(DGTCM), Dr. med. Johannes Greten,<br />

schreibt dazu in seinem „Kursbuch TCM“: „In<br />

Gräbern finden sich Hinweise darauf, dass<br />

möglicherweise bereits vor 8000 Jahren mit<br />

Steinsplitternadeln akupunktiert wurde“. Die<br />

ersten bekannten Textbücher sind über 2000<br />

Jahre alt. Der geschätzte Umfang aller<br />

Dienstleistungen und Waren der TCM wird in<br />

Deutschland auf über 3 Mrd. Euro jährlich<br />

geschätzt. Eine repräsentative Umfrage des<br />

Instituts <strong>für</strong> Demoskopie in Allensbach ergab<br />

2005, dass sich zwei von drei Deutschen im<br />

Krankheitsfall am liebsten durch eine<br />

Kombination aus Schulmedizin und TCM<br />

behandeln lassen würden. Hier ein kurzer<br />

Überblick über die wichtigsten Therapieverfahren<br />

der TCM:<br />

<strong>Chinesische</strong> Arzneitherapie /<br />

Kräuterheilkunde<br />

<strong>Sie</strong> stellt mit ca. 80 Prozent des Therapieumfanges<br />

die wichtigste therapeutische<br />

Methode der TCM dar. Es gibt über 3.000<br />

Arzneimittel, die nicht nur pflanzlicher Natur<br />

sind, sondern auch aus mineralischen und<br />

tierischen Produkten bestehen. Vornehmlich<br />

Erkrankungen der inneren Organe, des<br />

Blutes und der Körpersäfte werden mit der<br />

Arzneitherapie behandelt. Als Darreichungsformen<br />

gelten Dekokte (Abkochungen),<br />

Pillen oder Pulver.<br />

Akupunktur und Moxibustion<br />

Dieses bekannteste Verfahren der TCM kann<br />

man aus westlicher Sicht als eine Reflextherapie<br />

bezeichnen. Auf der Grundlage<br />

einer chinesischen Diagnose, die eine funktionelle<br />

vegetative Beschreibung des<br />

Patienten ermöglicht, werden spezifische<br />

Heilreflexe über Reizpunkte auf der Haut, die<br />

sogenannten Akupunkturpunkte, ausgelöst.<br />

Aus Sicht der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> wird wie<br />

bei allen Therapieformen der TCM auch <strong>hier</strong><br />

der Fluss des Qi im Körper durch Einwirkung<br />

auf über 365 Akupunkturpunkte auf den<br />

Leitbahnen bewegt, harmonisiert und ins<br />

Gleichgewicht gebracht. Eng verbunden mit<br />

der klassischen Akupunktur ist die Moxi-<br />

6 22/2006<br />

Beiwerk zu befreien“. Erst dann wird die TCM<br />

den ihr gebührenden Platz in westlichen<br />

Gesundheitssystemen einnehmen und die<br />

Methoden der TCM in die westliche <strong>Medizin</strong><br />

vermehrt integriert werden können.<br />

Wie wirkt Akupunktur?<br />

Die Akupunktur ist in China keine standalone<br />

Behandlung. In der TCM macht die<br />

Akupunktur nur einen Anteil von ca. 15-20<br />

Prozent des Behandlungsumfanges aus. <strong>Sie</strong><br />

ist in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebettet,<br />

dessen Hintergrund eine andere<br />

Form der Diagnostik bildet. In China wird die<br />

Akupunktur als Teil einer umfassenden syste-<br />

Dr. med. Ute Prügner erläutert die Wirkungsweise<br />

der Akupunktur<br />

matischen Intervention betrachtet. Bei der<br />

Integration chinesischer Heilverfahren muss<br />

dieser ganzheitliche und systemische Ansatz<br />

berücksichtigt werden. Dabei beruht die<br />

<strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> auf einer anderen, durchaus<br />

logisch nachvollziehbaren Systematik.<br />

Studien, so Dr. Greten, belegen, dass die<br />

Erstellung einer chinesischen funktionellen<br />

Diagnose eine große Rolle <strong>für</strong> den Akupunkturerfolg<br />

spielt. Eine Hörerin des Vortrages<br />

bat spontan um Hilfe <strong>für</strong> ihre starken<br />

Schmerzen, die durch eine Kniearthrose seit<br />

über zwei Jahren beinahe unerträglich waren.<br />

Über 20 Akupunkturbehandlungen bei mehreren<br />

Ärzten hatten keinen Erfolg. Dr. med<br />

Johannes Greten stellte vor den Hörern exemplarisch<br />

die klassische funktionelle Diagnose<br />

und behandelte die Patientin in aller Öffentlichkeit,<br />

erklärte die Punktauswahl und die<br />

Stichtechnik. Nach wenigen Minuten war die<br />

Patientin weitgehend schmerzfrei und konnte<br />

ohne die zuvor notwendige Gehhilfe den<br />

Raum verlassen.<br />

Der zukünftige Stellenwert der Akupunktur<br />

hängt nach Meinung des TCM-Arztes davon<br />

ab, ob es gelingt, dass die Systematik der<br />

<strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> in westliche Fachbegriffe<br />

übertragen werden kann. Ziel ist es,<br />

unter anderem die spezifische Wirkung der<br />

Akupunktur zu messen und die Qualitätskontrolle<br />

zu verbessern. Ein Ziel, das auch das<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit<br />

seiner HanseMerkur Stiftungsprofessur <strong>für</strong><br />

TCM verfolgen wird.<br />

Die Logik der Kräuter<br />

Einen Einblick in die Systematik der „Hexenküche“<br />

Traditioneller <strong>Chinesische</strong>r <strong>Medizin</strong><br />

gewährte Dr. Gretens Vortrag zur <strong>Chinesische</strong>n<br />

Pharmakotherapie. <strong>Sie</strong> basiert auf<br />

Erfahrungen, die in der Jahrtausende alten<br />

Geschichte der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> gesammelt<br />

wurden. Im Laufe dieser Zeit hat man in<br />

China detaillierte Kenntnisse über die<br />

Wirkungen von Pflanzen- und tierischen<br />

Bestandteilen sowie Mineralien, aus denen<br />

sich die Arzneien zu großen Teilen zusammensetzen,<br />

beobachtet und festgehalten. Allem<br />

voran steht die richtige Diagnose, das A & O<br />

der weiteren Behandlung. Erst dann können<br />

nach genau festgelegten Regeln Bestandteile<br />

kombiniert werden, um ihre optimale Wirkung<br />

zu erzielen. Dieses Prinzip der Kombination<br />

durchzieht die gesamte <strong>Chinesische</strong><br />

<strong>Medizin</strong>. Relativ geringe Substanzmengen verschiedener,<br />

aber einander in der Wirkung<br />

ergänzender Wirkstoffe, werden zu synergetischen<br />

Rezepturen zusammengefügt.<br />

Eine solche Rezeptur ist mit einem Getriebe<br />

vergleichbar, in dem mehrere Zahnräder ineinander<br />

greifen. Je nachdem, in welcher<br />

Reihenfolge man diese Zahnräder einsetzt,<br />

kommt es z.B. zu einer Über- oder Untersetzung<br />

des Getriebes. Ähnlich ist es auch bei<br />

den klassischen <strong>Chinesische</strong>n Rezepturen.<br />

Ihre Gesamtwirkung hängt nicht nur von den<br />

verwendeten Kräutern, sondern auch vom<br />

Verhältnis ihrer Zusammensetzung und<br />

Dosierung ab. Diese festzulegen, bedarf einer<br />

genauen Analyse des Patienten. In der westlichen<br />

<strong>Medizin</strong> wäre diese am ehesten einer<br />

vegetativen Funktionsdiagnose vergleichbar.<br />

Aufgrund dieses Funktionsbildes werden die<br />

einzusetzenden Substanzen und die Mischungsverhältnisse<br />

<strong>für</strong> Tees, Pillen und Pulver<br />

festgelegt und ihre Wirkung individuell überwacht.<br />

Am Beispiel von Schlafstörungen legte Dr.<br />

med. Greten dar, wie mit Kräutern in der chi-


nesischen <strong>Medizin</strong> behandelt wird. Das Erkennen<br />

des Typus und die genaue Diagnose<br />

des Symptombildes sind auch <strong>hier</strong> die Basis<br />

<strong>für</strong> die exakte Zusammenstellung der wirksamen<br />

<strong>Medizin</strong>. „Nur wer die Diagnostik der<br />

TCM beherrscht, sollte die Pharmako-Therapie<br />

anwenden“, warnte Dr. med. Greten mit Blick<br />

auf die oft hochwirksamen Kräuter. Und er<br />

wies darauf hin, dass auch die Qualität der<br />

Arzneimittel streng überwacht werden müsse.<br />

„Produkte, die in der Apotheke gekauft wer-<br />

Uwe Escher (DAK, l.) und Fritz Horst Melsheimer<br />

(HanseMerkur) auf der TCM-Messe<br />

den, sind dieses <strong>hier</strong>zulande mit großer<br />

Sicherheit. Der Kauf im Internet hingegen ist<br />

oftmals zweifelhaft“.<br />

Nach Ansicht von Dr. Greten birgt die Erforschung<br />

der Heilpflanzen mit den Mitteln der<br />

westlichen Naturwissenschaft große Chancen<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung wirksamer und nebenwirkungsarmer<br />

Pharmaka. Seiner Ansicht nach<br />

kann die TCM <strong>hier</strong> als „Steinbruch“ <strong>für</strong> die<br />

Produktentwicklung dienen. Die Übertragung<br />

der klassischen chinesischen Wirkbeschreibungen<br />

in Begriffskategorien der westlichen<br />

Physiologie und Biologie ist <strong>hier</strong>zu eine wichtige<br />

Voraussetzung.<br />

Erste deutsche TCM-Messe<br />

Nach der sonntäglichen Forumsveranstaltung<br />

ging es vom 27.–29. September 2006 im<br />

HanseMerkur-Atrium mit einer dreitägigen<br />

TCM-Messe weiter, die erste ihrer Art in<br />

Deutschland. Über die Angebote des CHINA<br />

TIME Pavillons hinaus rundete Profi-Koch<br />

Markus Zipp diesen Zyklus mit kulinarischen<br />

Köstlichkeiten aus dem Reich der Mitte ab;<br />

die Buchhandlung Heymann präsentierte<br />

Fachliteratur und die Landesgartenschau<br />

Winsen/Luhe Schätze aus ihrem chinesischen<br />

Kräutergarten. Und die Besucher der abendlichen<br />

Vorträge konnten sogar chinesischen<br />

Weiß- und Rotwein (Grace Vineyard) verkosten<br />

und erfahren, was 550 km südwestlich<br />

von Peking aus Chardonnay-, Merlot- und<br />

Cabernet-Trauben gekeltert wird.<br />

Medialer Erfolg<br />

Das bundesweite Presseecho war groß – auch<br />

in den Online-Medien – und SAT.1 sowie N3<br />

„Hamburg Journal“ berichteten von der Auftakt-Pressekonferenz,<br />

zu der auch der frischgebackene<br />

Landesgeschäftsführer der DAK<br />

Nord-Ost, Uwe Escher erschienen war. Er führte<br />

u.a. aus: „Bisher haben sich über 500<br />

Tausend DAK-Kunden <strong>für</strong> eine Zusatzversicherung<br />

bei unserem Partner, der HanseMerkur<br />

Krankenversicherung aG, entschieden. Das<br />

zeigt uns, dass unser neu eingeschlagener<br />

Weg stimmt. Diese einmalige Kooperation bei<br />

der CHINA TIME präsentieren zu dürfen,<br />

macht uns deshalb besonders stolz“. Und am<br />

Abend des ersten Messetages hatte sich<br />

sogar das 65. Hamburger Gesundheitsforum<br />

Staatsrat Dr. Roland Salchow, ein großer<br />

Verfechter der TCM in Hamburg<br />

von NDR 90,3 und „Hamburger Abendblatt“<br />

in unserem Atrium eingefunden; eine mit 280<br />

Besuchern „ausverkaufte“ Veranstaltung, bei<br />

der auch der Staatsrat der Hamburger<br />

Wissenschaftsbehörde, Dr. Roland Salchow,<br />

zu den eifrigsten Diskutanten gehörte. Beide<br />

Medien haben von dem Forum ausführlich berichtet<br />

(ganzseitig im „Hamburger Abendblatt“<br />

am 30.9.2006 sowie per einstündigem<br />

Live-Hörfunk-Mitschnitt im „Abendjournal<br />

Spezial“ des Hamburger NDR-Regionalprogramms<br />

am 11.11.2006).<br />

bustion, bei der durch Abbrennen getrockneter<br />

Blätter des Beifußkrautes (Moxa) dem<br />

Körper Wärme zugeführt wird. Nach traditioneller<br />

Vorstellung soll dies „eingedrungene<br />

Kälte“ (im westlichen Sinne Reflexe mit<br />

Minderdurchblutung) und „Feuchtigkeit“<br />

(westlich etwa lokale Präödeme oder Ödeme)<br />

vertreiben und die Qi-Stagnation beheben.<br />

Tuina (<strong>Chinesische</strong> Manuelle Therapie)<br />

Hier werden im Rahmen einer Heilmassage<br />

Reflexzonen der Haut, Akupunkturpunkte<br />

und Leitbahnen in einem komplexen reflextherapeutischen<br />

System behandelt. Dabei<br />

kommen über 50 manuelle Techniken zum<br />

Einsatz, die entsprechend der differenzierten<br />

funktionellen Diagnose der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong> <strong>für</strong> den Individualfall gezielt ausgewählt<br />

und eingesetzt werden. Die Tuina ist<br />

häufig wirksamer als die Akupunktur, aber in<br />

Deutschland noch wenig verbreitet.<br />

<strong>Chinesische</strong> Diätetik<br />

Die Diätetik der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong><br />

beruht auf speziellen Wirkbeschreibungen<br />

der Nahrungsmittel. Über die im Westen<br />

bekannten und verbreiteten Angaben von<br />

Wirkstoffgehalten – wie Vitamine, Kalorien,<br />

glykämischer Index – hinaus werden in der<br />

TCM-Diätetik vegetative Wirkungen der<br />

Nahrungsmittel in einer speziellen Fachterminologie<br />

beschrieben. So werden funktionelle<br />

Wirkungen („energetische Eigenschaften“)<br />

der Lebensmittel genau beschrieben,<br />

um Präventiv- und Heildiäten individuell<br />

zu steuern.<br />

Qigong und Taijiquan<br />

Diese Methoden stellen konzentrative Atemund<br />

Bewegungsübungen dar, die in öffentlichen<br />

Parks in China eine beliebte Morgengymnastik<br />

sind. Systematische Dehnübungen<br />

von Reflexarealen (so genannte Leitbahnen,<br />

„Meridiane“) werden mit Atemübungen<br />

und meditativen Elementen verbunden.<br />

Während Taijiquan auch in enger Verbindung<br />

zu den Kampfkünsten steht und<br />

harmonisierend auf die Gesundheit wirkt,<br />

werden Qigong-Übungen vor allem gezielt<br />

zur Prävention bzw. Behandlung von<br />

Beschwerden eingesetzt. Alle diese Übungen<br />

dienen der Förderung, Erhaltung bzw.<br />

Wiederherstellung des Qi und seiner<br />

Flussbewegung im Körper.<br />

22/2006 7


Starke Partner. Beste Leistungen.<br />

Auch der Tuina-Experte Dr. med. John Zhou<br />

gehörte zu den Referenten<br />

Die dreitägige Messe, in deren Rahmen zahlreiche<br />

Qigong- und Qi-Walking-Kurse angeboten<br />

wurden und wo die Besucher auch zum<br />

Thema „Vitalität und Entspannung durch Taiji“<br />

oder durch den Manualtherapeuten Dr. med.<br />

John Zhou von der Klinik Dr. Otto Buchinger in<br />

Bad Pyrmont über „Selbst-Akupressur und<br />

Tuina-Gymnastik“ aufgeklärt wurden, fand<br />

ihren musikalischen Abschluss mit einem<br />

Harfenkonzert der Chinesin Mona Li zum<br />

Thema „Hohe Berge – fließende Wasser“. Die<br />

wichtigsten Erkenntnisse der medizinischen<br />

Fachvorträge seien auch <strong>hier</strong> kurz referiert:<br />

TCM und neurologische Erkrankungen<br />

Dr. med. Sven Schröder, Facharzt <strong>für</strong> Neurologie<br />

aus dem Hamburger TCM-Zentrum in<br />

der Jarrestraße, sprach zum Thema „Polyneu-<br />

HanseMerkur stiftet<br />

ersten deutschen<br />

TCM-Lehrstuhl<br />

Als wir am 7. September 2006 gemeinsam<br />

mit der Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

(UKE) die Medien darüber<br />

informierten, dass die HanseMerkur<br />

Krankenversicherung aG den Weg vom<br />

Leistungserstatter <strong>für</strong> Traditionelle <strong>Chinesische</strong><br />

<strong>Medizin</strong> zum wissenschaftlichen<br />

Förderer der asiatischen Heillehre gehen<br />

und den ersten deutschen TCM-Lehrstuhl<br />

<strong>für</strong> eine Laufzeit von zunächst fünf Jahren<br />

finanzieren würde, war das Echo überwältigend.<br />

Der FOCUS widmete dem Vorhaben<br />

eine ganze Seite. Unser Stiftungslehrstuhl<br />

war Gegenstand eines 6-seitigen<br />

Artikels im offiziellen und 125-seitigen<br />

Programm der Stadt Hamburg zur CHINA-<br />

TIME 2006. DIE WELT, dpa, das Deutsche<br />

Ärzteblatt und die Zeitschrift <strong>für</strong> Versicherungswesen<br />

berichteten ebenso ausführlich<br />

wie zahlreiche Fachmedien. Über<br />

das geplante Hamburger TCM-Institut auf<br />

8 22/2006<br />

ropathie aus der Sicht der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong>“. Die Behandlung neurologischer<br />

Erkrankungen mit TCM sei, so führte er aus, in<br />

China weit verbreitet, wird im Westen aber –<br />

mit Ausnahme der Behandlung von Kopfschmerzen<br />

– nur selten angewandt. Vor therapeutische<br />

Probleme stellt die westliche <strong>Medizin</strong><br />

die so genannte Polyneuropathie. Dabei<br />

handelt es sich um Schädigungen der peripheren<br />

Nerven, welche die Endglieder des<br />

Menschen versorgen. Dr. Sven Schröder erläuterte<br />

die Wirkung <strong>Chinesische</strong>r <strong>Medizin</strong> am<br />

Beispiel dieses Krankheitsbildes. Meist treten<br />

Ein großes Konzert zum Abschluss: die<br />

Harfenistin Mona Li<br />

bei den Betroffenen erste Beschwerden an<br />

den Füßen auf. Der Patient verspürt eine<br />

wachsende Taubheit, die langsam nach oben<br />

fortschreitet. Häufigste Ursache der Polyneu-<br />

dem Gebiet der Forschung, Lehre und<br />

Krankenversorgung sprachen wir mit<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Jörg F. Debatin, dem<br />

Ärztlichen Direktor und Vorsitzenden des<br />

Vorstandes des UKE.<br />

REPORT: Herr Professor Debatin, betritt<br />

das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

(UKE) mit dem Stiftungslehrstuhl der<br />

HanseMerkur zur Traditionellen <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong> (TCM) Neuland, oder gibt<br />

es weitere Beispiele <strong>für</strong> Kooperationen zwischen<br />

Privatwirtschaft und medizinischer<br />

Forschungseinrichtung?<br />

Im April 2006 wurde die <strong>Medizin</strong>isches<br />

PräventionsCentrum Hamburg GmbH &<br />

Co. KG (MPCH) am UKE gegründet. Es<br />

handelt sich um eine Public-Private-<br />

Partnership zwischen dem UKE und der<br />

Deutschen Seereederei, die zugleich ein<br />

großer Anbieter von gesundheitstouristischen<br />

Produkten (Arosa-Resorts) ist. Die<br />

Qualität unseres Angebots hat von dieser<br />

Partnerschaft übrigens stark profitiert. So<br />

verbinden wir neueste Diagnostikmethoden<br />

aus unserer Forschung mit dem<br />

‚Wohlfühl-Ambiente’ der Arosa-Resorts auf<br />

sehr effiziente Weise. Die Menschen sind<br />

begeistert.<br />

REPORT: Der TCM-Lehrstuhl wird der erste<br />

an einem deutschen Universitätsklinikum<br />

sein. Was waren Ihre Beweggründe, diese<br />

Jahrtausende alte Heillehre einer wissenschaftlichen<br />

Überprüfung zu unterziehen,<br />

und was sind Ihre Erwartungen an diesen<br />

Forschungszweig?<br />

Die TCM fasziniert Viele durch ihren ganzheitlichen<br />

Ansatz, den Menschen als<br />

umfassende Einheit systemisch zu be-<br />

ropathie sind Alkoholkrankheit, Diabetes,<br />

Entzündungen und Stoffwechselprobleme.<br />

Auch Tumorleiden und eine Vielzahl anderer<br />

Erkrankungen gilt es nun abzuklären. Dennoch<br />

bleibt leider in einer großen Anzahl der<br />

Fälle die Ursache unklar. Die Patienten leiden,<br />

wie Dr. Schröder aus seiner Praxiserfahrung<br />

weiß, erheblich. In der Folge führt die<br />

Erkrankung zu Gangunsicherheit, Taubheitsgefühlen,<br />

Lähmungen oder aber auch Überempfindlichkeiten<br />

der Nerven mit heftigen,<br />

meist brennenden Schmerzen.<br />

In einer aktuellen Studie mit Polyneuropathie-<br />

Patienten, die in Zusammenarbeit von<br />

Schröder, der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> TCM<br />

und dem Universitätsklinikum Hamburg-<br />

Eppendorf durchgeführt wurde, profitierten<br />

76 Prozent der mit Akupunktur behandelten<br />

Patienten nachweislich von dieser Therapie.<br />

Nach rund zehn Behandlungen mit<br />

Akupunktur konnten erhebliche Verbesserungen<br />

festgestellt werden. Konkret bedeutet<br />

das <strong>für</strong> den Patienten weniger Taubheitsgefühl,<br />

weniger Missempfindungen sowie<br />

eine deutlich verbesserte Gangsicherheit. Bei<br />

einigen Patienten konnten sogar Lähmungserscheinungen<br />

gebessert werden.<br />

Schröder konnte diese subjektiven Ergebnisse<br />

durch die Messung der Nervenleitgeschwin-<br />

trachten. Entscheidend <strong>für</strong> die Beurteilung<br />

der TCM ist letztlich der Erfolg, den diese<br />

Verfahren <strong>für</strong> den Patienten bringen. Aber<br />

wir wissen heute noch zu wenig über die<br />

Wirkungsmechanismen der TCM. Als<br />

Verfechter einer evidenzbasierten <strong>Medizin</strong><br />

sehe ich es daher als unseren Auftrag an,<br />

die Wirkungsmechanismen von TCM-<br />

Verfahren zu erforschen und einen wissenschaftlichen<br />

Beitrag zu mehr fundiertem<br />

Wissen über TCM zu leisten. Mit dem<br />

geplanten Stiftungslehrstuhl wollen wir<br />

die nachweislichen Erfolge der TCM klar<br />

von dem Graubereich der Paramedizin<br />

abheben, wo noch allzu viel Glauben statt<br />

Wissen floriert.<br />

REPORT: Ist das Bewerbungsverfahren<br />

mittlerweile abgeschlossen, und wann<br />

dürfen wir mit der Einrichtung des TCM-<br />

Instituts auf dem Gelände des UKE<br />

rechnen?<br />

Das Bewerbungsverfahren läuft. Ich rechne<br />

mit dem Abschluss des Verfahrens spätestens<br />

zum Frühjahr 2007.<br />

(hgw)


Der Neurologe Dr. med. Sven Schröder<br />

referierte im Haus Wedells zur TCM<br />

digkeiten objektivieren. Eine größere Folgestudie<br />

ist nun in Planung. Der Neurologe ist<br />

froh, „dass wir mit dieser Untersuchung endlich<br />

nachweisen konnten, dass Akupunktur<br />

nicht nur die subjektiven Beschwerden, sondern<br />

objektiv eine Krankheit wie Polyneuropathie<br />

behandelbar macht. Eine Krankheit,<br />

die vorher im Wesentlichen als nicht therapierbar<br />

galt. Durch die messbare Verbesserung<br />

der Nervenleitgeschwindigkeiten<br />

konnten wir da<strong>für</strong> den Nachweis erbringen“.<br />

Heilung durch Qi – Nonsens oder Therapie?<br />

In seinem Vortrag zur Wirkungsweise des<br />

medizinischen Qigong erklärte Dr. med.<br />

Johannes Greten, wie konzentrierte Atemund<br />

Bewegungsübungen in der TCM präventiv<br />

und therapeutisch einsetzbar sind. Er<br />

erläuterte anschaulich und wissenschaftlich<br />

einleuchtend, wie die regulativen Eigenschaften<br />

Emotionen, Körperbefinden und<br />

Atmung positiv beeinflussen. Wie genau aber<br />

wirkt Qigong aus Sicht der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong>? Durch die Bewegungen beim Qigong<br />

werden systematische Dehnungen der<br />

Leitbahnen (Meridiane) ausgeführt, durch<br />

welche die Verbindungen zwischen den<br />

Akupunkturpunkten zielgerichtet stimuliert<br />

werden und ihre heilende Wirkung auf die<br />

vegetative Körpersteuerung entfalten. Auch<br />

die spezielle Schulung des verlangsamten Einund<br />

Ausatmens wirkt ausgleichend und stabilisiert<br />

die Funktionen des Nervensystems.<br />

„Hinzu kommt“, so führte der engagierte<br />

TCM-Arzt an verschiedenen Beispielen aus,<br />

„die besondere Form der mentalen Fokussierung,<br />

die eine verbesserte Selbstwahr-<br />

nehmung bewirkt. Das begünstigt körpereigene<br />

Feedback-Mechanismen, die uns sozusagen<br />

näher zu uns selbst bringen, körperlich<br />

und psychisch. Hektische Menschen gewinnen<br />

an Ruhe, lethargische Personen gewinnen<br />

an Energie. In der westlichen <strong>Medizin</strong><br />

würde man die Wirkweise des Qigong als „Re-<br />

Modelling der neuronalen Verschaltungen<br />

des Vegetativums und der neurologischen<br />

Bahnung der gesunden Regulation“ bezeichnen.<br />

So kann Qigong bei vielen Indikationen<br />

helfen, in denen vegetative Mechanismen<br />

eine wichtige Rolle spielen. Hierzu gehören<br />

beispielsweise Krankheitsbilder wie Migräne,<br />

Bluthochdruck und Rückenschmerzen.<br />

Mit der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> unsere<br />

Mitte finden<br />

Die Hamburger Ärztin <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

und TCM, Dr. med. Ute Prügner, informierte<br />

über die Prinzipien der Philosophie der<br />

<strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong>. Ziel der TCM ist es, mit<br />

Dr. med. Ute Prügner widmete sich dem<br />

Thema der „inneren Mitte“<br />

den verschiedenen Heilmethoden die energetische<br />

„Mitte“, also einen gleich bleibenden<br />

Energiefluss, zu erzielen. Ein Ungleichgewicht,<br />

beispielsweise bei Über- oder Untergewicht,<br />

bedarf der Therapie. Dr. Prügner<br />

beschrieb im Verlauf ihres einstündigen<br />

Vortrages eindrucksvoll die fünf Organ-<br />

Funktionsbereiche und deren mögliche<br />

Störungen.<br />

Zur Feststellung eines Ungleichgewichtes in<br />

den Funktionsbereichen bedarf es einer exakten<br />

Diagnose gemäß der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong>. Zungen- und Pulsdiagnostik sowie<br />

eine Erhebung der körperlichen und psychischen<br />

Befindlichkeit bilden die Basis <strong>für</strong> eine<br />

gezielte Therapie. In der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Medizin</strong> haben die Gefühle eine besondere<br />

Stellung, denn sie schaffen oft den Nährboden<br />

<strong>für</strong> Erkrankungen. Folgen sind Tinitus,<br />

Schwindel, Kopfschmerzen, wenn man nicht<br />

die energetische „Mitte“ wieder herstellt. Erst<br />

dann hat der Mensch den Zustand von Ruhe<br />

oder Ausgeglichenheit gefunden. „Krankheiten<br />

sind oft ein Zeichen, dass die Einstellung<br />

zu unserem Körper verändert werden sollte“,<br />

erklärte Prügner. „Oft helfen schon regelmäßige<br />

Atemübungen, wie sie beispielsweise das<br />

Qigong bietet, unsere innere Mitte wieder zu<br />

finden. Dazu gehören auch die neutralen Gefühle<br />

wie Stille, Ruhe und Ausgeglichenheit.<br />

Durch Übungen der Achtsamkeit kann die<br />

‚Mitte’ gestärkt werden“. Im Gegensatz zur<br />

westlichen <strong>Medizin</strong> ist die TCM ursachenorientiert.<br />

Und das hat letztendlich nicht nur<br />

einen physiologischen Aspekt, sondern auch<br />

immer eine psychologische Komponente. Eine<br />

gesunde Lebenseinstellung hilft, die innere<br />

Mitte zu halten.<br />

Fazit<br />

Was bleibt nach vier Tagen umfassender Beschäftigung<br />

mit und Präsentation von<br />

Traditioneller <strong>Chinesische</strong>r <strong>Medizin</strong> im<br />

Rahmen der CHINA TIME 2006? Sicher eine<br />

gelungene und von Kompetenz geprägte<br />

Darstellung unserer gemeinsamen Kooperation<br />

mit der DAK zu einer Komplementärmedizin,<br />

deren Bedeutung weiter wachsen<br />

dürfte. Wir konnten wichtige Kontakte zu führenden<br />

Wissenschaftlern, Ärzten und Therapeuten<br />

über die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> (DGTCM)<br />

knüpfen, die alle den Weg verfolgen, die TCM<br />

vom Geruch der esoterischen Naturmedizin zu<br />

befreien und die – wie zu zeigen war – auch<br />

schon Forschungsergebnisse vorgelegt haben,<br />

die nahe legen, dass in der TCM ein großer<br />

Wert auch <strong>für</strong> das westliche <strong>Medizin</strong>system<br />

steckt. Dr. med. Johannes Greten formuliert<br />

dies als eine These in seinem „Kursbuch<br />

TCM“: „Die <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong> ist wirksam,<br />

nebenwirkungsarm und in hervorragender<br />

Weise geeignet, die Mehrzahl der Beschwerden<br />

unserer Patienten zu lindern oder<br />

zu heilen“. Unsere Lehrstuhlförderung am<br />

UKE wird ihren Beitrag leisten, <strong>hier</strong><strong>für</strong> wissenschaftliche<br />

Nachweise zu liefern.<br />

Britta Geyer / Heinz-Gerhard Wilkens<br />

22/2006 9

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