Schwarze 9
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auch der Versuch der Geheimhaltung des bedauerlichen Vorfalls. Wie aus gut<br />
unterrichteten Kreisen verlautet, soll eine KBW-Genossin den Versuch unternommen<br />
haben, sich ans der roten Fahne unter den Augen führender Genossen einen<br />
brasilianischen Bikini zu schneidern. Scheitern mußte hingegen das Unternehmen<br />
einiger KSV-Genossen, aus dem MEW-Band 28 einen Joint zu drehen, da sich der<br />
blaue Einband nicht zum Mundstück eignete. Die Nachricht allerdings, ein<br />
Werktätiger habe am Bismarckplatz freiwillig ein Exemplar der Kommunistischen<br />
Arbeiterzeitung erstanden, konnte als Propaganda-Lüge entlarvt werden. Ich werde<br />
Euch über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten und verbleibe mit<br />
solidarischen Grüßen<br />
Euer Peter Aufsäß (vor Diktat verreist)<br />
Zu "Die Stürme der Jugend“ - Eine Kritik der amerikanischen NEW LEFT, S.P.<br />
Nr.8, S.3 - 11<br />
... Noch'n paar Bemerkungen zur Nr.8, „Stürme der Jugend". Daß diesen Artikel<br />
Leute (Leute - denn Genossen schreiben anders) geschrieben haben, die die NL<br />
BEKÄMPFT haben, merkt man schon, wenn man noch auf der ersten Seite ist.<br />
Dieses Fraktionsgekeif, diese Besserwisserei, diese Liquidation der eigenen<br />
Geschichte, das ist genau der Jargon der ML, die sich 69 an die Liquidation der<br />
Studentenbewegung machte und heute die Partei aufbaut. Von Genossen hätte ich<br />
erwartet, daß sie ihre eigenen Fehler diskutieren, und nicht bloß als nichtbeteiligter<br />
King Segen und Fluch ausstreut. Wie das alles so schön passt, Spektakel hie,<br />
Spektakel da, alles das gleiche, haben die noch nie selber ein Fest gemacht? Schön,<br />
der Kapitalismus hat die NL integriert, ist an ihr nicht zugrunde gegangen, aber daß<br />
der Vietnamkrieg auch mit (natürlich nicht allein) durch die NL beendet wurde und so<br />
wer weiß wie vielen Vietnamesen das Leben gerettet hat, wieviel bürgerliche Moral<br />
und Verhaltensweisen die NL abgeschafft hat - und wie man das hätte noch besser<br />
machen können, darüber läßt sich die Gruppe nicht aus, sie kann (wenigstens in dem<br />
Artikel "Stürme der Jugend?) nicht mehr von sich geben als Ansprüche, was sein<br />
soll: Spaß machen muß die Revolution, natürlich, und eine positive Konstruktion<br />
einer neuen Gesellschaft brauchen wir, natürlich, und Selbstverwaltung impliziert die<br />
Schaffung von Kollektivität, natürlich, wie wahr. Bloß hätte die Entwicklung der<br />
amerikanischen New Left auch von da aus diskutiert werden müssen - inwieweit da<br />
die Revolution Spaß gemacht hat, und wie das noch besser hätte gemacht werden<br />
können und was man somit jetzt besser machen kann und nicht bloß soll, wieviel von<br />
einer Neuen Gesellschaft die NL vorweggenommen hat, und nicht nur an ihr noch<br />
kapitalistische Gesellschaft war. Da käm dann nämlich raus, was wir hier und jetzt<br />
tun können und nicht bloß schöne Ansprüche. Warum haben sich eigentlich die<br />
Bürger so aufgeregt über die revoltierende Jugend, wenn sie eh bloß reaktionär,<br />
kapitalismus-immanent war? Radikale Kritik, schön und gut, die brauchen wir, aber<br />
sie nützt uns NICHTS, wenn sie nur in Denunziation von Praxis und im Aufstellen von<br />
Ansprüchen besteht. Das ist der akademische Standpunkt, die Trennung von Kopf<br />
und Hand: der erlauchte Kritiker urteilt über die Praxis von anderen, und stellt<br />
Prinzipien auf, denen die anderen folgen sollen, statt daß er seine eigene Praxis<br />
kritisiert und verändert. Und bei solch hehren Ansprüchen wird ihm wahrscheinlich<br />
nur eine "quantitative Veränderung" einfallen und die lehnt er ja ab (S.11). Das<br />
Dilemma der Linken, hier und jetzt, was tun zu WOLLEN, und doch mit dem, was sie