Schwarze 9
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fassen kriegen mußte. Ich bin doch insofern mit meiner. Sinnen dabei, als ich mich<br />
mit meinem Kopf mit Dingen (Menschen, Haltungen) auseinandersetze, die durchaus<br />
mehr betreffen, als meinen Kopf.<br />
J: Ich wollte mit anderen zusammenarbeiten. Was zusammen machen war mir<br />
eigentlich immer ziemlich wurscht, obwohls natürlich kein blöder Scheiß sein sollte.<br />
Wenn ich aber mit Leuten zusammen war, mit denen Arbeit möglich war – warum<br />
sollte ich dann noch lange frage, ob sie mir "auch sonst“ sympathisch, lieb, teuer,<br />
geheuer oder sonstwas waren? War das denn nicht ohnehin klar? Mit 'nem Typen,<br />
den du einen Sack findest, arbeitest du freiwillig doch nicht zusammen, es sei denn<br />
du bist ein unverbesserlicher Ehrgeizer und an Zusammenarbeit garnicht wirklich<br />
interessiert.<br />
R: Es hätte eigentlich das Bedürfnis entwickelt sein müssen, sich noch anders und<br />
über mehr als eine ML-Kritik und die Redaktionsarbeit zu verständigen. Und es<br />
entstand dieses Bedürfnis ja auch. Es entstand zu einer Zeit, in der das gemeinsame<br />
und das gegenseitige Verstehen schon manchmal langweilig wurde, wir. lebten von<br />
unserer gemeinsamen Vergangenheit. Der Erweiterung unseres<br />
Kommunikationsbereiches und der Herstellung - für uns - neuer<br />
Kommunikationsebenen stellten sich aus meiner Sicht wesentlich zwei Hindernisse in<br />
den Weg:<br />
1. Das Bedürfnis, den Gruppenzusammenhang zu verändern, wurde schon bald<br />
überlagert von dem ähnlich gerichteten Anspruch, der von der Ideologie der<br />
libertären Gruppe ausging. Wir entsprachen nicht dem Bild der libertären Gruppe,<br />
das sich ein großer Teil der Leser der SP wohl von uns machte. Dieses Bild kam als<br />
Anspruch auf uns zurück und lastete auf uns als Norm und schlechtes Gewissen.<br />
Unser Selbstbewußtsein als Gruppe mit beschränktem Anspruch (GmbA) half uns,<br />
wo wir auch diesem Ansprach nicht mehr gerecht werden konnten, höchstens für die<br />
Vergangenheitsbewältigung. Durch den Anspruch, den uns die Ideologie der<br />
libertären Gruppe setzte, wurden unsere Veränderungsversuche zur politischen<br />
Aktion: Ein Beispiel geben. Die Bedürfnisse sind dann nicht mehr bestimmend. Die<br />
Norm produziert die Angst, ihr nicht zu genügen und macht dich so tatsächlich<br />
unfähig.<br />
2. Wir hatten Lebenszusammenhänge auch außerhalb der Gruppe. Eine Erweiterung<br />
des beschränkten Anspruches mußte bisher relativ getrennte Bereiche<br />
zusammenbringen. Der Erfolg der Neuansätze, die von der Gruppe ausgingen, hing<br />
also nicht nur von dem internen Gruppenprozeß ab. Es war eine Offenheit<br />
erforderlich, die die Gruppe von der Identität her, die sie aus der Vergangenheit<br />
bewahrt hatte, nicht aufbringen konnte. Vielleicht war die Auflösung der Gruppe<br />
erforderlich. Eine bestimmte Offenheit war wohl da: Wir waren bereit, andere, bisher<br />
Außenstehende zu integrieren. Aber vielleicht wollten die gar nicht integriert werden.<br />
Vielleicht waren ihnen die Normen suspekt, als unsere Normen; vielleicht Mißtrauen,<br />
ob sie nicht nur als Statisten für das Bild einer alternativen Lebensform gebraucht<br />
werden.<br />
B: Im Frühjahr 73 ging die Revolution in unserer Gruppe los. Kritik von außen, von<br />
Genossen, die sich durch die Verkehrsformen innerhalb unserer Gruppe befremdet<br />
fühlten, die den "Leistungsdruck" und den „Autoritarismus“ derer, die die flotteste<br />
Feder führten, anprangerten, traf sich mit Kritik von innen, insbesondere vonseiten<br />
der Genossin, die dann ging. Das Ergebnis dieser Entwicklung war, daß aus dem<br />
beschränkten Anspruch ein höherer, radikalerer wurde: wir erstrebten eine egalitäre