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Schwarze 9

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es gibt nichts besseres als eine antiautoritäre bewegung, die den kampf gegen jede<br />

autorität eröffnet, um die leute von der notwendigkeit einer autorität im kampf, oder<br />

noch besser der autorität des kampfes, der verpflichtung des kampfes, zu<br />

überzeugen. gib mir eine antiautoritäre bewegung und ich werde die autorität der<br />

bewegung erfinden!<br />

stelle eine häßliche fratze als feind vor mich. überzeuge mich, daß ich gegen ihn<br />

kämpfen muß. den rest schaffe ich von selbst und zwar werde ich innerhalb kürzester<br />

zeit wie der feind aussehen, noch besser, noch stärker, noch selbstbewußter, noch<br />

klüger, noch unbesiegbarer, noch getarnter, noch häßlicher als er.<br />

damit kommen wir zur fünften funktion der militanten kritik:<br />

V. die identifikation mit dem feind<br />

theoretiker, bzw. politische gruppen, definieren sich weniger nach ihrem ziel als nach<br />

dem feind, den sie sich 'wählen'.<br />

'gegen' zu sein ist eine form der abhängigkeit. von anfang an ist man nie radikal<br />

anders als der feind, 'gegen' den man sich stellt. reaktionshaltung. und dialektik der<br />

beschwörung/identifikation. man ruft den feind herbei, den man haben möchte. und<br />

man identifiziert sich langsam und fast unbewußt mit dem feind, den man sich<br />

geschaffen hat.<br />

in der tat, ist der feind einmal festgestellt, dann wird es zur exklusiven beschäftigung,<br />

stärker zu werden als der feind. die mittel, zu denen man greift, sind strategisch an<br />

diesem ziel ausgerichtet. ist einmal der unterschied zwischen ziel und mittel<br />

eingeführt, dann kann das ziel weiter die bekämpfung des feindes bleiben, und<br />

können doch die mittel zur zunehmenden identifikation mit dem feinde führen. man<br />

spricht dieselbe sprache, benutzt dieselben waffen, dieselben methoden usw. man<br />

entwendet: alles in allem wird man aber stärker geprägt durch das, was man<br />

entwendet als durch das, was man damit macht. am ende des prozesses ist man wie<br />

der feind geworden, den man angeblich bekämpfen wollte.<br />

die ziele erweisen sich als vorwände zur einführung der mittel, die insgeheim und<br />

unbewußt von anfang an angestrebt wurden.<br />

NACHJAMMER<br />

wird unsere kritik des militantismus umhin können, diese fünf funktionen zu haben?<br />

ist sie insgeheim eine lobrede des militantismus? will sie die grundlagen eines<br />

kritischen militantismus liefern?

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