Schwarze 9
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der über die motivationen seines revolutionärseins befragt, jedes zweite mal<br />
antwortet: weil ich mich sonst langweile!) also eigentlich kämpft er nicht: er macht,<br />
daß gekämpft wird, er kann mit-kämpfen (mit-kämpfen: das revolutionäre subjekt ist<br />
er nicht), .aber nur, auf daß gekämpft werde: sein kampf, er weiß es, hat in sich keine<br />
bedeutung. er hat nur eine, wenn dadurch der kampf der arbeiter provoziert wird oder<br />
wenn er, falls die arbeiter bereits kämpfen dadurch zum sieg geführt wird. auch wenn<br />
'gesiegt' wird, siegt der militante nicht: er macht, daß gesiegt wird. 'sein' sieg<br />
transzendiert selbstverständlich diese gesellschaft.<br />
der militante ist kein kämpfer: er ist ein berufskämpfer! er kämpft nicht: er arbeitet!<br />
kritisiert er?<br />
nicht, um zu kritisieren selbstverständlich, die kritik muß dem kampf dienen, den<br />
kampf vorbereiten, den kampf führen. sie ist ein kampf-mittel, d.h. für den militanten<br />
ist sie ein bestandteil der politischen arbeit. der militante ist kein kritiker: er ist ein<br />
revolutionärer kritiker, ein berufskritiker, er kritisiert nicht: er arbeitet!<br />
kurz, heute, bei der neuen linken, 6 jahre nach dem mai 68 ist von der KRITIK DER<br />
ARBEIT nur die ARBEIT DER KRITIK übriggeblieben und vom KAMPF GEGEN DIE<br />
ARBEIT nur noch DIE ARBEIT DES KAMPFES.<br />
dieser drang des militanten, seine aktivität als arbeit zu betrachten, diese konstante<br />
lust, das vokabular der arbeit zu benutzen, diese lust, neue 'arbeiten' zu erfinden:<br />
lehrlings-arbeit, frauenarbeit, kinder-arbeit, gefängnis-arbeit, jetzt wieder theaterarbeit<br />
usw. ist das ein versuch, die arbeit zu imitieren, die arbeiter nachzuäffen, um<br />
ihnen näher zu sein, um von ihnen vielleicht akzeptiert zu werden?<br />
ist das bloße logomanie, die im kontext des proletarisierungsprozesses als kulturelle<br />
manifestation zu relativieren ist?<br />
die arbeitsmoral ist aber da, eine strenge arbeitsmoral, die es erlaubt, mit sicherheit<br />
festzustellen, ob einer ein politarbeiter ist oder ein ausgeflippter! arbeitsmoral mit<br />
starken exklusionsmechanismen. die ist schon ein argument, um diese arbeit ernst<br />
zu nehmen.<br />
und da ist auch die konstante sorge des militanten, nur die aktionen anzufangen, die<br />
sich 'lohnen': politisch selbstverständlich. die aktionen müssen früchte bringen! man<br />
soll z.b. an den widersprüchen anknüpfen, die am meisten 'mobilisierend' sind, auch<br />
wenn andere zentraler oder wichtiger wären: der militant denkt produktiv!<br />
und wann ist eine aktion tatsächlich produktiv? wenn man sie 'politisch' verwerten<br />
kann.<br />
hauptprinzip: keine politische arbeit ohne verwertung!<br />
streiks, häuserkampf, demonstrationen, selbst straßenschlachten, das alles hat nur<br />
einen sinn, wenn es sich politisch verwerten läßt. und da sind auch die politischen<br />
organisationen: wie das wort schon sagt, die sind da, um zu 'organisieren'. nicht<br />
mehr die leute organisieren, um gottes willen, das machen nur noch die antiquierten<br />
revis und ml-er: die kämpfe organisieren, nicht mehr nach köpfen sondern nach<br />
interessen organisieren. da kann man planen, oder wie die lottas in ihrem<br />
fortgeschrittenen und artikulierten vokabular sagen: „formare e catturare quadri,