Schwarze 9
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von dem exaltanten 'prenons nos désirs pour la réalité', 'vivre sans temps mort', 'jouir<br />
sans entraves', 'refus des contraintes', 'abolissons toutes les aliénations', von der<br />
revolution verstanden als spiel, als grosses fest der sinne und der befreiung, als<br />
explosion aller individuellen kräfte, als triumph des lebens, was bleibt nur noch: die<br />
politische ARBEIT!<br />
hat das die entfaltung der freien kreativität gebracht? die politische arbeit? ist das die<br />
perspektive? in der von der lohnarbeit freien zeit noch zur langeweile der<br />
unendlichen versammlungen zu rennen oder zu abstrakten diskussionen über BRDimperialismus<br />
und das elend der kinder in der dritten welt, über die arbeiterautonomie<br />
in italien und in der BRD, über die lage in bolivien oder sonstwo, über das<br />
internationale währungssystem und die inflation, usw. usf.? hatten wir nicht gesagt<br />
am anfang, klar und deutlich, gegen alle alten politknochen und muffigen bürokraten:<br />
'die langeweile ist in jeder hinsicht konterrevolutionär?' sind wir plötzlich masochisten<br />
geworden, daß wir uns nach 8 bis 9 stunden verblödung durch die lohnarbeit, die wir<br />
machen müssen, um zu überleben (oder um 'in' zu sein bei den politsnobs ... aber<br />
reden wir lieber nicht von denen!) noch zur politischen arbeit schleppen? und mit<br />
freude dazu? es muß weh tun, nicht wahr?<br />
„die politische arbeit fängt da an, wo ich das gefühl habe, daß es keinen spaß mehr<br />
macht", sagt ernsthaft eine RK-genossin.<br />
und franca ganz stolz, nach der kindergartenkampagne: „sono distrutta non ho mai<br />
dormito questi 3 giorni!"<br />
daß es masochisten gibt, ist mir klar. wie kommt es aber, daß die arbeitsmoral, diese<br />
besondere art des masochismus, sich in alle politischen organisationen<br />
eingeschlichen hat, spontis eingeschlossen? und so tief, daß wir ganz ruhig glauben<br />
können, 'unsere' arbeit sei doch 'politisch', also was ganz anderes, ganz besonderes!<br />
wir schreien doch gleichzeitig „alles ist politisch“. heißt das nicht, daß jede arbeit<br />
genauso 'politisch' ist wie unsere?<br />
ist also unsere politische arbeit bloß arbeit wie jede andere?<br />
wir übersehen den widerspruch und glauben ruhig weiter, daß wir „gesellschaftliche<br />
arbeit als beitrag zum produktions- und verwertungsprozeß insgesamt nicht leisten.<br />
(unsere) 'nützlichkeit' bestimmt sich von einem diese gesellschaft transzendierenden<br />
ziel her“, wie es im betriebsprojektgruppen-papier heißt. und so von der<br />
transzendenz geblendet sieht der militante nicht, wie seine politische arbeit arbeit ist,<br />
wie parzelliert sie ist.<br />
parzellierung und vereinfachung der aufgaben, die ein 'discorso politico generale'<br />
verbinden muß. warum muß der militante immer wieder in seinem politischen discurs<br />
die verbindung zwischen den parzellierten der einzelnen politarbeiter herstellen?<br />
sieht er nicht, daß diese 'verbindlichkeit' bloß eine verschleierung der 'getrennten',<br />
parzellierten, vereinfachten und repetitiven aufgaben ist, die er übernimmt? jeden tag<br />
vor demselben von fiat oder opel, jeden tag dieselben emigrantenhäuser aufsuchen,<br />
jeden abend jeder woche dieselbe versammlung mit derselben gruppe von leuten,<br />
wo man über dieselben probleme diskutiert, dieselben widersprüche feststellt,<br />
dieselben kampfpläne formuliert (immer minimale oder maximale), jeden samstag