Schwarze 9
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machen (matrimonio comunista). für fast alle gilt aber die kulturrevolution als<br />
emanzipation nur für die kultivierten oder sozial emanzipierten leute. in diesen von<br />
den wertungen der politischen arbeit freien räumen urteilt man unter militanten<br />
übrigens nach kriterien der emanzipation. für den proletarier also gibt es zuerst die<br />
ökonomische revolution und die soziale emanzipation. die rollentrennung wird<br />
aufrechterhalten: arbeitsteilung bis hinein in die politische arbeit, privilegien bis hinein<br />
in die zu revolutionierenden bereiche.<br />
die befreiten beziehungen zwischen mann und frau, die emanzipation der frau,<br />
geburtenregelung, abtreibung, der lebensstil und das nichtbürgerliche äußere, alles<br />
das ist den militanten reserviert. für die prolos soll das nur in den grenzen gelten, die<br />
die politische arbeit nicht stören, und diese grenzen bestimmt der militante. und da<br />
die erste voraussetzung des politischen kampfes die ist, den proletariern so nahe zu<br />
kommen wie möglich, muß man alles vermeiden,.was die bereiche<br />
durcheinanderbringen, vermischen könnte.<br />
der kampf gegen den repressiven bürgerlichen konformismus macht jetzt einem<br />
ebenso repressiven konformismus im - angeblichen - kampf gegen die bourgeoisie<br />
platz! aber natürlich gibt es immer eine möglichkeit, sich zu arrangieren, ein<br />
kompromiß ist immer möglich.<br />
die prolos, auch die kämpferischsten und jüngsten, heiraten ganz bürgerlich weiter,<br />
aber eine 'proletarische hochzeit' ist eine so fröhliche fete! man fährt zu zehnt von<br />
frankfurt nach sizilien, man macht auf seiner ferienreise nach griechenland hunderte<br />
von kilometern umweg, nur um eine richtige 'proletarische' hochzeit zu sehen.<br />
natürlich sind die frauen weiter der autorität des ehemannes unterworfen, aber der<br />
mann ist 'politisiert' und treibt sie dazu, auch politische arbeit zu machen. sicher<br />
bringen die frauen weiter ums verrecken ein kind nach dem anderen zur welt aber<br />
das wird ja mal ein großer haufen 'kommunistischer kinder', ein haufen kleiner<br />
genossen; das erlaubt den militanten genossinnen, die ihr leben ganz der politischen<br />
arbeit geweiht haben, von zeit zu zeit ihren 'mütterlichen instinkt' zu befriedigen,<br />
indem sie die kinder der proletarischen frauen in ihren armen wiegen, diese<br />
glückskinder, und sie träumen von einer welt nach der revolution, in der alle<br />
militanten frauen soviele kinder haben können, daß sie ihre jetzigen opfer<br />
kompensieren können (das wird eine überbevölkerung geben, oh je!). und natürlich<br />
imitieren die prolos in ihrer kleidung weiter die bürger, aber das macht doch<br />
demonstrationsphotos viel wahrhaftiger! der trennung, die den proletarier zerteilt in<br />
eine kämpferische proletarische seite und einen uninteressanten rest, hinderliche<br />
schlacke, die im feuer der revolution verbrennen wird, dieser trennung entspricht<br />
unfehlbar die andere, die soziologische apartheid zwischen militanten, die über die<br />
trennung entscheiden, und prolos, die sich ihr unterwerfen (sei es daß sie sie<br />
akzeptieren, sich ihr anpassen oder schließlich sie mehr oder weniger offen aus<br />
faschistischen oder radikalen gründen ablehnen).<br />
einen besonderen platz nimmt hier ein aspekt des rassismus ein, der nie explizit in<br />
den schimpfwörtern auftaucht und auch nicht im alltagsverhalten: der penisneid.<br />
penisneid des rassisten gegenüber dem emigranten.<br />
der rassist stellt sich den kolonisierten als sexuell überbegabt vor, hyperpotent etc.<br />
daher sein neid und gleichzeitig eine versteckte furcht, jederzeit fähig, sich als offene