Schwarze 9
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nicht, mit den prolos in kommunen zusammenzuwohnen. falls er mit proleten<br />
zusammenwohnen sollte, dann sind das gemischte kommunen (comuni miste, wie er<br />
selber sagt). d.h. die trennung genossen/proleten besteht weiter, ist sichtbar und<br />
zerbricht das ganze. meist übrigens durch die revolte der prolis, die die apartheid<br />
verweigern, die sich in direkter unterdrückung oder in paternalismus ausdrückt. alle<br />
diese experimente mit 'gemischten kommunen' sind übrigens kläglich und mit getöse<br />
gescheitert, ob in frankfurt oder in münchen, ob multinational oder mononational<br />
(lauter deutsche oder lauter italiener, aber immer militante/prolis) und zwar gerade<br />
deshalb, weil sie durch die militanten als 'gemischt' begriffen wurden (die dadurch<br />
nochmals versichern wollen, daß sie ganz andere sind als die prolos: nie zuvor sind<br />
soziologische kategorlen so verinnerlicht worden wie von den militanten, die<br />
vorgeben sie abzuschaffen).<br />
und der militante schätzt auch die seite der kameradschaftlichkeit, das gute essen<br />
und den guten wein der prolos. er bedauert aber sehr 'den rückfall in die<br />
unmittelbarkeit persönlicher -unpolitischer beziehungen' und die flucht in den wein,<br />
diese droge, die für politische arbeit untauglich macht. - schließlich bewundert der<br />
militante auch die barrikadenpotenz der prolos sehr und bedauert zuleich sehr, daß<br />
es eher sexuelle potenz als barrikadenpotenz ist. 'viva la fica' (hoch lebe die votze!)<br />
kann in manchen situationen sicherlich politisch, sein, es sei denn die fragliche votze<br />
ist schon politisch. „berühre nicht den arsch von genossinnen“ sagt gasparazzo.<br />
die militanten genossinnen, besonders die eingeborenen, idealisieren den<br />
gastarbeiter in seiner sexualität sehr stark, mehr als die bürgerlichen frauen, wegen<br />
des politischen wertes, der dazukommt. sie machen sie zum tabu, zum<br />
verführerischen gewiß, aber eben zum tabu. und in der notwendigkeit, effiziente und<br />
korrekte beziehungen in der politischen arbeit zu haben, finden sie einen<br />
zusätzlichen grund, das bild der idealisierten sexualität von den proletarischen<br />
menschen zu trennen. mit der möglichkeit natürlich, dieses bild auf die immigrierten<br />
militanten, auf die 'gastpolitarbeiter' zu verschieben, die für sie weniger tabu sind, die<br />
ein kleineres risiko für sie darstellen, die weniger aufdringlich und repressiv sind und<br />
die ans bumsen nur in ihrer von der politischen arbeit freien zeit denken. auf diese<br />
weise werden die immigrierten militanten ein bißchen überfordert, aber sie beklagen<br />
sich nicht darüber!<br />
soweit die 'positiven' seiten der 'proletarischen' kultur.<br />
aber es gibt auch objektiv störendes in dieser kultur, was den militanten etwas<br />
geniert, selbst den bornierteren: nämlich die anpassung an bürgerliche normen wie<br />
die bürgerliche ehe, die bürgerliche familie, die untergeordnete rolle der frau, die<br />
männliche einstellung zur sexualität, die ordentliche art sich zu kleiden und die haare<br />
zu tragen, jedem subkulturellen einfluß verschlossen zu sein - all dem gegenüber hat<br />
der militante eine ganz andere einstellung. da das dinge sind, die die politische arbeit<br />
kaum behindern, und da sich diesen dingen zu widersetzen ein viel störenderer<br />
faktor für die 'arbeit' wäre, hütet sich der militante sehr, sich in diesem punkt dem<br />
proletarier zu widersetzen und vermeidet selbst jegliches schockierendes verhalten.<br />
die parole lautet, sich soweit wie möglich anzupassen; der 'rest' ist privatleben des<br />
militanten. einige sehr konsequente militante sind ausnahmen; sie gehen so weit,<br />
heiraten zu wollen, viele kinder zu haben und sich vollkommen proletarisch zu