Schwarze 9
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nicht interessieren. und so aufs nichts reduziert, haben sie nichts mehr als ihre<br />
arbeitskraft. diese enteigneten menschen treten in den dienst der industrie ein, die<br />
sie ausgeplündert hat. das sind die 'gast'-arbeiter in den industriestädten europas,<br />
die die bürger verfolgen. die bürger fliehen dann die horde in lumpen und finden in<br />
den folklorerestaurants und -lokalen schutz, wo sie in frieden von der beute ihrer<br />
'kulturellen' plünderung kosten können.<br />
der militantismus trennt die menschen nicht von ihrem 'kulturellen kram'. er akzeptiert<br />
die menschen und ihre kultur en bloc. nicht wegen ihrer exotik und gewiß nicht<br />
wegen der tourismus-industrie. viel eher, weil er diesen menschen und ihrer kultur<br />
einen sehr hohen wert im politischen kampf beimißt. er denkt, daß sie das blut und<br />
der charme während und nach der revolution sein werden. dadurch ist aber ebenso<br />
der wert dieser kultur nicht inbezug auf die menschen, die dort und darin leben,<br />
bestimmt, sondern nur dadurch, daß sie 'proletarisch' ist, insofern proletkult. allein die<br />
notwendigkeiten des politischen kampfes, wie er in der politischen linie der militanten<br />
definiert ist, bestimmen, was an dieser 'kultur' 'proletarisch' ist und was nicht. der<br />
militantismus trennt die menschen von ihren 'gegenständen', ihrer kulturware nicht,<br />
sondern trennt sie von ihrem wert, ihrer proletarischen seite. für den militanten sind<br />
nur die proletarier interessant, d.h. das, was an ihnen den proletarier ausmacht. noch<br />
einmal werden die wirklichen menschen aus fleisch und knochen an den rand<br />
gedrängt, zur randexistenz, die dem begriff des proletariers nicht subsumierbar sind.<br />
nochmal trennung, nochmal enteignung. diese trennung, die dem menschen selber<br />
immer näher kommt, diese enthäutung hat nicht die herstellung der touristischen<br />
ware zum ziel. orientiert auf den politischen kampf, wie er von den militanten geführt<br />
wird, soll der mensch der produktion von macht, dieser ware sui generis, dienen. die<br />
politische arbeit ist die spezifische produktionsform dieser militanten ware. wie sich<br />
der kolonisierte, der durch die touristische industrie seiner kultur beraubt wurde, in<br />
der entpersönlichenden langeweile der fabrikarbeit wiederfindet, findet sich der von<br />
seiner proletarischen kultur noch einmal entfremdete proletarier zur traurigen<br />
langeweile der politischen arbeit verurteilt, nachdem man ihn aus seiner kultur<br />
herausgerissen hat, um sie ihm wieder aufzukleben, damit er er selbst sei.<br />
was proletarisch ist und was nicht, definiert der militante im hinblick auf die<br />
verwertbarkeit. er interessiert sich für die merkmale des proloverhaltens nur insofern<br />
sie politisch sein können oder zur politischen arbeit verlängert werden können. daher<br />
schätzt der militante die plastizität und expressivität der prologesten und ganz<br />
besonders natürlich die der gastarbeiter und er bedauert sehr, daß sie oft<br />
qualunquist und unpolitisch sind; er wird versuchen, ihnen andere zu suggerieren:<br />
die erhobene faust, das schreien von slogans, das fahnenschwenken, die theatralik<br />
in der entschleierung seiner oft miserablen lebensbedingungen wie in den<br />
beschimpfungen, ihre vitale seite bei manifestationen, alles natürlich politisch.<br />
der militante schätzt ihre vitalität im kampf. nichtsdestoweniger ist er verärgert, wenn<br />
diese vitalität die politische arbeit behindert, oder wenn die versammlungen oder die<br />
organisation dadurch chaotisch werden. er schätzt die musik und die tänze etc.<br />
jedoch ist er vollkommen verstört, daß die prolos in diskotheken statt auf<br />
versammlungen gehen, und daß selbst die 'politfeten' - der letzte trip der militanten -<br />
die tendenz haben, mehr fete als 'polit' zu sein. er schätzt die knalligen farben ihrer<br />
häuser (das erlaubt übrigens schöne illustrative photos von den schlechten<br />
wohnbedingungen, die die kapitalisten für sie reserviert haben), er akzeptiert aber