23.12.2012 Aufrufe

Schwarze 9

Schwarze 9

Schwarze 9

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nicht interessieren. und so aufs nichts reduziert, haben sie nichts mehr als ihre<br />

arbeitskraft. diese enteigneten menschen treten in den dienst der industrie ein, die<br />

sie ausgeplündert hat. das sind die 'gast'-arbeiter in den industriestädten europas,<br />

die die bürger verfolgen. die bürger fliehen dann die horde in lumpen und finden in<br />

den folklorerestaurants und -lokalen schutz, wo sie in frieden von der beute ihrer<br />

'kulturellen' plünderung kosten können.<br />

der militantismus trennt die menschen nicht von ihrem 'kulturellen kram'. er akzeptiert<br />

die menschen und ihre kultur en bloc. nicht wegen ihrer exotik und gewiß nicht<br />

wegen der tourismus-industrie. viel eher, weil er diesen menschen und ihrer kultur<br />

einen sehr hohen wert im politischen kampf beimißt. er denkt, daß sie das blut und<br />

der charme während und nach der revolution sein werden. dadurch ist aber ebenso<br />

der wert dieser kultur nicht inbezug auf die menschen, die dort und darin leben,<br />

bestimmt, sondern nur dadurch, daß sie 'proletarisch' ist, insofern proletkult. allein die<br />

notwendigkeiten des politischen kampfes, wie er in der politischen linie der militanten<br />

definiert ist, bestimmen, was an dieser 'kultur' 'proletarisch' ist und was nicht. der<br />

militantismus trennt die menschen von ihren 'gegenständen', ihrer kulturware nicht,<br />

sondern trennt sie von ihrem wert, ihrer proletarischen seite. für den militanten sind<br />

nur die proletarier interessant, d.h. das, was an ihnen den proletarier ausmacht. noch<br />

einmal werden die wirklichen menschen aus fleisch und knochen an den rand<br />

gedrängt, zur randexistenz, die dem begriff des proletariers nicht subsumierbar sind.<br />

nochmal trennung, nochmal enteignung. diese trennung, die dem menschen selber<br />

immer näher kommt, diese enthäutung hat nicht die herstellung der touristischen<br />

ware zum ziel. orientiert auf den politischen kampf, wie er von den militanten geführt<br />

wird, soll der mensch der produktion von macht, dieser ware sui generis, dienen. die<br />

politische arbeit ist die spezifische produktionsform dieser militanten ware. wie sich<br />

der kolonisierte, der durch die touristische industrie seiner kultur beraubt wurde, in<br />

der entpersönlichenden langeweile der fabrikarbeit wiederfindet, findet sich der von<br />

seiner proletarischen kultur noch einmal entfremdete proletarier zur traurigen<br />

langeweile der politischen arbeit verurteilt, nachdem man ihn aus seiner kultur<br />

herausgerissen hat, um sie ihm wieder aufzukleben, damit er er selbst sei.<br />

was proletarisch ist und was nicht, definiert der militante im hinblick auf die<br />

verwertbarkeit. er interessiert sich für die merkmale des proloverhaltens nur insofern<br />

sie politisch sein können oder zur politischen arbeit verlängert werden können. daher<br />

schätzt der militante die plastizität und expressivität der prologesten und ganz<br />

besonders natürlich die der gastarbeiter und er bedauert sehr, daß sie oft<br />

qualunquist und unpolitisch sind; er wird versuchen, ihnen andere zu suggerieren:<br />

die erhobene faust, das schreien von slogans, das fahnenschwenken, die theatralik<br />

in der entschleierung seiner oft miserablen lebensbedingungen wie in den<br />

beschimpfungen, ihre vitale seite bei manifestationen, alles natürlich politisch.<br />

der militante schätzt ihre vitalität im kampf. nichtsdestoweniger ist er verärgert, wenn<br />

diese vitalität die politische arbeit behindert, oder wenn die versammlungen oder die<br />

organisation dadurch chaotisch werden. er schätzt die musik und die tänze etc.<br />

jedoch ist er vollkommen verstört, daß die prolos in diskotheken statt auf<br />

versammlungen gehen, und daß selbst die 'politfeten' - der letzte trip der militanten -<br />

die tendenz haben, mehr fete als 'polit' zu sein. er schätzt die knalligen farben ihrer<br />

häuser (das erlaubt übrigens schöne illustrative photos von den schlechten<br />

wohnbedingungen, die die kapitalisten für sie reserviert haben), er akzeptiert aber

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!