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Schwarze 9

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das rassistische vorhaben drückt sich in der entmenschlichung des kolonisierten aus,<br />

einmal durch vermassung (die hocken zusammen, alles verbrecher), ein anderes mal<br />

durch die vertierung (ithakersau, schweine, ungeziefer, faule fresser, keine<br />

menschen, verlaust ...).<br />

der militante klagt die bestialischen verhältnisse schon richtig an, unter die die masse<br />

vom kapital gezwungen wird, aber gleichzeitig wird der prozeß der vermassung vom<br />

militanten bis zur perfektion getrieben. 'sie' (die kolonisierten) existieren allein in der<br />

masse und durch die masse. und da die masse als äußerst positiv angesehen wird,<br />

treibt man die kolonisierten an, noch mehr masse zu sein: „nur in der masse seid ihr<br />

stark, nur in der masse existiert ihr. nur in der masse findet ihr eure identität. es gibt<br />

kein heil für euch außer in der masse. vermasst euch und vorwärts!" (das gilt<br />

natürlich bloß für die proletarier, die anderen. der militante, er ist individuell vielleicht<br />

ein 'scheißindividualist', aber hat noch eine eigene existenz; der proletarier ist<br />

individuell nichts, rein garnichts, existiert nicht). und gerade so, als wäre es ein zufall,<br />

ist die masse stark, kämpferisch, destruktiv, gewaltsam: alle tierischen kennzeichen<br />

sind in ihr versammelt.<br />

die masse ist die kraft im rohen zustand, das neue tier, die neue hydra, das sind die<br />

tausend stählernen körper, das tier mit den tausenden erhobenen fäusten und den<br />

hundert köpfen ohne gesichter (die der militanten).<br />

eine menge siamesischer zwillinge. die tierische wärme. der herdentrieb. es gibt<br />

nichts als kraft, als gewalt: eine faust, ein gebrüll. und wenn der kapitaljst mit der<br />

masse torero spielt, reitet der militant den tiger.<br />

unter welchem aspekt immer man die beziehungen masse/avantgarde ansieht - die<br />

avantgarde ist nie die masse, selbst wenn sie es bedauert.<br />

man mag den tiger reiten wie man will, der reiter ist nie mit seinem reittier zu<br />

verwechseln. und man mag sich noch so gut als fisch im wasser fühlen: das wasser<br />

ist nie der fisch, wie umgekehrt der fisch nie wasser ist ... oder seid Ihr keine angler...<br />

der prozeß der vermassung und animalisierung findet sich beim militanten in zugleich<br />

vollständigster und verschleiertster form: die entmenschlichung könnte nicht perfekter<br />

sein. von daher ist es gar kein wunder, daß die militanten allergisch sind gegenüber<br />

allem, was sie für humanistisch halten, oder was sie an 'humanismus' erinnert.<br />

ob man aus verachtung duzt, wie es der rassistische kolonialherr, oder aus<br />

'politischem' (!) verständnis, wie es der militante macht, es bleibt irgendetwas<br />

beunruhigendes in diesem gebrauch des 'du'. der militante duzt nicht, weil der den<br />

prolo anerkennt und weil er ihn als wesen der gleichen seite anerkennt; er duzt ihn,<br />

weil er von der gleichen seite kommen will, dabei ganz darauf bedacht, die trennung<br />

zu konservieren. genauer gesagt, er duzt ihn, weil er will, daß der prolo von<br />

derselben seite sei wie er. ein guter militanter wendet sich mit dem 'militanten du' an<br />

den prolo; das ist was anderes als das politische du, das seinen militanten<br />

genossen,vorbehalten ist: die beiden 'du' sind nicht dieselben. es ist diese durch das<br />

'du' getarnte trennung, die dem duzen des militanten gegenüber dem prolo diesen<br />

geschmack verleiht, diesen nachgeschmack von familiarität, die dem rassistischen<br />

duzen eigen ist. dieser gewollte, instrumentelle gebrauch des 'du' hat etwas<br />

empörendes. der militante ist währenddessen erstaunt, irritiert, daß der prolo sein du

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