Schwarze 9

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23.12.2012 Aufrufe

die moralität der herrschenden klasse haben sie schon entlarvt. faul und unzuverlässig zu sein, das ist ja keine arbeitstugend, aber doch arbeitsverweigerungstugend. die denken nur an sex? sie wissen schon was leben bedeutet! eine gesunde, unentfremdete sexualität ist schon eine vorahnung der barrikadenpotenz. und wenn sie in ihrem psychischen gleichgewicht gestört sind, dann sind die kapitalisten daran schuld und die von ihnen erzwungenen lebensbedingungen. ungeziefer sind sie für das system! die hocken zusammen, aber massenhaft. sie halten aneinander fest und kämpfen zusammen. die wollen nicht anders leben? sie wollen nicht wie kleinbürger leben. sie wollen nicht leben ohne zu kämpfen. sie kämpfen, weil sie lebendig sind, und weil sie besser leben wollen. Ithakersau? saustark, saukämpferisch, ja. duzen? wir duzen aus freundschaft. wie geht's dir? bist du müde? was für ein schwein der meister! hast du eine arbeit gefunden? kommst du zur versammlung? natürlich müssen wir mit ihnen, wie mit allen proleten sowieso, eine einfache sprache sprechen, eine sprache, die sie verstehen können. aber wir lernen ihre sprachen, wie die sprache der deutschen arbeiter auch: italienisch, spanisch, griechisch, türkisch, serbo-kroatisch. die flugblätter sind in allen sprachen. wir kennen sie. wir wissen auch, daß wir manches von ihnen zu lernen haben. wir sind die einzigen, die sie richtig kennen, weil wir von ihnen gelernt haben. wir wissen wie sie sind, weil wir mit ihnen zusammen lernen, kämpfen und*leben. wir können ihrer kultur den richtigen wert geben, ihrer lebendigkeit, ihrer küche ihren weinen, ihren schnäpsen. wir kennen den beitrag dieses teils des proletariats für die revolutionäre kultur. gewalttäter? wenn sie fähig sind, gewalt zu üben , dann sind sie auch fähig, sich zu befreien. wir sollen von ihnen kämpfen lernen. selbst im urlaub sind wir nicht wie oberflächliche touristen, sondern wir sind in die familien eingeladen, wir schätzen ihre gastfreundschaft. wir wissen mit ihnen umzugehen, weil wir ihre probleme kennen, ihre sprache. wir mischen uns unter die bevölkerung, wir suchen uns die kneipen aus, wo nur eingeborene sind; wir fliehen die touristenghettos. neidisch sind sie auf uns, weil sie den kapitalismus noch nicht genug kennen. sie haben das paradies, und der kapitalismus zerstört es, um sie hierher vertreiben zu können. dessen sind sie sich noch nicht genug bewußt. sie vollkommen bewußt zu machen, ist unsere aufgabe. dafür engagieren wir uns auch. gegen den zerstörerischen kapitalismus wollen wir gemeinsam hier kämpfen, aber auch da, in ihren herkunftsländern. der emigration, dein roten faden der revolution folgen. hoch die internationale solidarität. der militante ist dermaßen überzeugt davon, der einzige zu sein, der das multinationale proletariat verstanden hat, daß es ihm keine schwierigkeiten macht, im namen dieses proletariats zu sprechen, flugblätter zu verfassen, als wären es die prolos, die sprechen: 'kollegen ... wir ... unser ...'

diese art im namen des multinationalen proletariats zu sprechen, ist für den militanten unerläßlich, um sich zum champion des kolonisierten gegen den kolonialherren machen zu können. er findet sich in der rolle des vermittlers zwischen kolonialherrn und kolonisierten wieder. in seiner revolte gegen den rassismus der herrschenden klasse fixiert er sich auf die vorgeblichen merkmale des kolonisierten, indem er das imitiert, was er glaubt, das es die art des kolonisierten sei zu reden, zu leben, sich zu kleiden etc. aber die identifikation gelingt nicht, da der militante sich gleichzeitig identifizieren und ein andere bleiben will. und daher fügt er etwas hinzu: und siehe da, er ist mehr proletarier als der proletarier selbst. er marschiert durch die straßen in der gelben wichse des bauarbeiters, helm auf dem kopf und arbeitskleidung. das würde ein prolo nicht machen (natürlich deshalb, weil er noch ein (klein)bürgerliches bewußtsein hat!!!) durch seine art, die kämpfe gegen den rassismus der herrschenden klasse und der von ihr beherrschten zu führen, wird der militante opfer eines rassismus im contre coup. das (klein)bürgertum, bis dahin rassistisch nur gegenüber dem proletariat, und zwar seinem enterbtesten teil, den gastarbeitern, wird selbst, aber auf andere art, rassistisch gegenüber dem selbstgewählten, provozierenden proletariat. dieser provozierte rassismus erlaubt es den militanten, die bis dahin nur die champions des proletariats waren, deren avantgarde zu werden. es genügt dann, sich auf die einheit aller rassismusopfer, aller verfolgten, zu berufen, damit die militanten dank ihrer intellektuellen herkunft und dank ihrem know-how, sich an der spitze aller verfolgten wiederfinden können. von da an ist die rolle des vermittlers zwischen kolonialherrn und kolonisiertem gut verankert. der militant gebraucht hier gegen den verfolger die dualistische opposition verfolger/verfolgter: wer nicht auf der seite des verfolgers ist, ist gegen ihn, 'wir' sind alle verfolgte, 'wir' sind alle brüder. dieser gebrauch versteckt den anderen, geheimen dualismus, der vom selben oppositionellen schema eingeführt wird, zwischen freiwillig und unfreiwillig verfolgten. das dualistische schema rassist/opfer ('wir' sind alle opfer des 'gleichen' rassismus) verdeckt die typische beibehaltung desselben schemas in den beziehungen berufener opfer und opfer malgre elles ('wir' sind alle opfer, daher sind wir keine rassisten). die rolle des vom kapital verfolgten verschleiert tatsächlich die machtstellung gegenüber dem proletariat, vorspiel der zukünftigen verfolgungen nach der revolution (und auch davor). indem er sich als verfolgter des kapitals darstellt, verschleiert der militante sich als verfolger des proletariats. indem er sich als opfer des rassismus und als kämpferischer antirassist darstellt, verschleiert der militante die zutiefst rassistische seite seines antirassismus. der antirassistische militante wiederholt sehrwohl alle

diese art im namen des multinationalen proletariats zu sprechen, ist für den<br />

militanten unerläßlich, um sich zum champion des kolonisierten gegen den<br />

kolonialherren machen zu können. er findet sich in der rolle des vermittlers zwischen<br />

kolonialherrn und kolonisierten wieder.<br />

in seiner revolte gegen den rassismus der herrschenden klasse fixiert er sich auf die<br />

vorgeblichen merkmale des kolonisierten, indem er das imitiert, was er glaubt, das es<br />

die art des kolonisierten sei zu reden, zu leben, sich zu kleiden etc.<br />

aber die identifikation gelingt nicht, da der militante sich gleichzeitig identifizieren und<br />

ein andere bleiben will. und daher fügt er etwas hinzu:<br />

und siehe da, er ist mehr proletarier als der proletarier selbst. er marschiert durch die<br />

straßen in der gelben wichse des bauarbeiters, helm auf dem kopf und<br />

arbeitskleidung. das würde ein prolo nicht machen (natürlich deshalb, weil er noch<br />

ein (klein)bürgerliches bewußtsein hat!!!)<br />

durch seine art, die kämpfe gegen den rassismus der herrschenden klasse und der<br />

von ihr beherrschten zu führen, wird der militante opfer eines rassismus im contre<br />

coup. das (klein)bürgertum, bis dahin rassistisch nur gegenüber dem proletariat, und<br />

zwar seinem enterbtesten teil, den gastarbeitern, wird selbst, aber auf andere art,<br />

rassistisch gegenüber dem selbstgewählten, provozierenden proletariat.<br />

dieser provozierte rassismus erlaubt es den militanten, die bis dahin nur die<br />

champions des proletariats waren, deren avantgarde zu werden. es genügt dann,<br />

sich auf die einheit aller rassismusopfer, aller verfolgten, zu berufen, damit die<br />

militanten dank ihrer intellektuellen herkunft und dank ihrem know-how, sich an der<br />

spitze aller verfolgten wiederfinden können.<br />

von da an ist die rolle des vermittlers zwischen kolonialherrn und kolonisiertem gut<br />

verankert.<br />

der militant gebraucht hier gegen den verfolger die dualistische opposition<br />

verfolger/verfolgter: wer nicht auf der seite des verfolgers ist, ist gegen ihn, 'wir' sind<br />

alle verfolgte, 'wir' sind alle brüder.<br />

dieser gebrauch versteckt den anderen, geheimen dualismus, der vom selben<br />

oppositionellen schema eingeführt wird, zwischen freiwillig und unfreiwillig verfolgten.<br />

das dualistische schema rassist/opfer ('wir' sind alle opfer des 'gleichen' rassismus)<br />

verdeckt die typische beibehaltung desselben schemas in den beziehungen<br />

berufener opfer und opfer malgre elles ('wir' sind alle opfer, daher sind wir keine<br />

rassisten).<br />

die rolle des vom kapital verfolgten verschleiert tatsächlich die machtstellung<br />

gegenüber dem proletariat, vorspiel der zukünftigen verfolgungen nach der revolution<br />

(und auch davor).<br />

indem er sich als verfolgter des kapitals darstellt, verschleiert der militante sich als<br />

verfolger des proletariats. indem er sich als opfer des rassismus und als<br />

kämpferischer antirassist darstellt, verschleiert der militante die zutiefst rassistische<br />

seite seines antirassismus. der antirassistische militante wiederholt sehrwohl alle

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