Schwarze 9
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auf jeden fall versteht er sich als verkörpertes klassenbewußtsein des proletariats.<br />
paradoxerweise interveniert das schlechte klassengewissen, geboren aus der<br />
verschleierung des klassenbewußtseins, als ursache der wiederauferstehung eines<br />
klassenbewußtseins, von eigenartigem typus aber, da es die züge seines ursprungs<br />
erhält. diese spuren kommen aus der ablehnung proletarier zu sein, d.h. aus dem<br />
tiefen glauben, anders zu sein als proletarier. das erklärt das verlangen, prolo zu<br />
werden in der verweigerung prolo zu sein. es ist dieser versuch der identifikation in<br />
der trennung, dieser versuch, sich mit prolos zu identifizieren und dabei ganz anders<br />
zu bleiben, der die leidenschaftliche wendung erklärt, die dieser versuch<br />
unvermeidbar mit sich bringt. das schlechte gewissen läßt nur raum für<br />
affekthandeln.<br />
ganz wie der rassismus und das missionsbewußtsein, entsprungen wie sie aus dem<br />
schlechten gewissen, ist der militantismus leidenschaftlich.<br />
leidenschaftlich führt der militante den kampf gegen den rassismus in seiner<br />
(flagrant) offenen und seiner missionarischen form. er ist sich des spiels der<br />
bourgeoisie bewußt, die sich des rassismus bedient, um die arbeiter zu spalten.<br />
nichts ist wirksamer als der rassismus, um die deutschen gegen die ausländer<br />
auszuspielen und um sie mit deren hilfe zu kolonisieren. die deutschen arbeiter<br />
werden von der bourgeoisie als durch ein preußisches jahrhundert vollkommen<br />
kolonisiert betrachtet und insofern als zuverlässig. daher<br />
schütten die herren ihre ganze verachtung für die arbeiterklasse auf die ausländer,<br />
dem fügen die deutschen prolos ihre verachtung hinzu, sie lassen sich auf dieses<br />
spiel ein, zufrieden darüber, minderwertigere als sich selbst gefunden zu haben.<br />
das sieht der militante sehr wohl.<br />
er sieht es so gut, daß er sich klar darüber ist, daß er die einheit der multinational<br />
gewordenen arbeiterklasse nicht erhalten kann, ohne gegen den rassismus in allen<br />
seinen formen zu kämpfen. und da die ausländer am meisten davon betroffen sind,<br />
werden sie am meisten gewürdigt. die opfer werden zu helden.<br />
sie sind dunkel, aber schön romantisch dunkel, guerillero-gestalten.<br />
sie kommen von woanders, ja, aber von ländern wo man kämpft, wo die<br />
arbeiterklasse noch lebendige kampftraditionen hat. operai della fiat, mineros<br />
asturianos, griechische kapetanios, feddahis.<br />
spaghettifresser? Ihre küche ist hochproletarisch. jede pizzeria ist ein terzo mondo.<br />
hoch die internationale knoblauchfahne.<br />
man ist stolz, bei ihnen eingeladen zu sein. von gastarbeitern werden sie zu<br />
gastgebern.<br />
wer hat gesagt, sie wären feige? feige scheinen sie nur den kapitalisten, weil sie in<br />
ihren kriegen nicht kämpfen wollen. aber im klassenkampf! und verräter sind sie<br />
gegenüber dem kapital, aber der arbeiterklasse und der revolution treu. hinterhältig?<br />
schlau sind sie: das gehört zum kampf.