Schwarze 9
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Das klassenbewußtsein ist nicht mehr die ursache des gesellschaftlichen handelns<br />
sobald es sich so verstellt. aber da es sich nur verstellt, ersetzt das schlechte<br />
klaßengewissen das klassenbewußtsein und wird so zur ursache gesellschaftlichen<br />
handelns.<br />
dieses schlechte klassengewissen erklärt gleichzeitig die besondere<br />
leidenschaftlichkeit des rassismus der objektiv proletarischen oder von<br />
proletarisierung bedrohten schichten und das leidenschaftliche engagement gewisser<br />
elemente dieser selben schichten, die versuchen, dem rassismus<br />
entgegenzuarbeiten, indem sie beschwören, daß gastarbeiter auch menschen seien.<br />
es sind die missionare des schlechten gewissens, die versuchen, den rassismus in<br />
zivilen grenzen zu halten, indem sie, wie sie sagen, gegen die vorurteile der<br />
eingeborenen gegenüber immigranten kämpfen. (sie sind nicht, wie ihr sagt: sie sind<br />
auch menschen. ihr solltet sie besser kennenlernen, ladet sie mal sonntags zu euch<br />
ein ... )<br />
die reformisten des schlechten gewissens versuchen auch - da emigranten ebenso<br />
menschen sind - sie wirklich als menschen zu behandeln, indem sie sie dazu<br />
bringen, sich dem modell 'mensch' anzupassen, diktiert vom humanismus des<br />
eingeborenen kleinbürgers und rassisten.<br />
die reformmissionare operieren nicht mehr in eroberten ländern, sondern im land der<br />
immigration.<br />
„die triumphierenden verkündigungen der missionen künden in wirklichkeit von der<br />
stärke der entfremdungsfermente, die man in das kolonisierte volk eingeführt hat. ...<br />
die kirche in den kolonien ist eine kirche der weißen, eine kirche der fremden. sie ruft<br />
den kolonisierten menschen nicht auf den weg gottes, sondern auf den weg des<br />
weißen, auf den weg des herrn, auf den weg des unterdrückers. und wie man weiß,<br />
gibt es in dieser geschichte viele berufene und wenige auserwählte.“ (a.a.o. s.32)<br />
gegen den kolonialistischen rassismus und gegen die oberflächliche und<br />
heuchlerische opposition des reformistischen missionars engagiert sich mit gleicher<br />
leidenschaftlichkeit der militante.<br />
auch der militante kommt aus den (klein)bürgerlichen schichten, die sich auf dem<br />
wege der proletarisierung befinden und sie ablehnen.<br />
auch er hat privilegien zu verteidigen oder wiederzugewinnen, zumindest glaubt er<br />
das. doch er ist nicht kleinkariert und nicht heuchlerisch. gleichzeitig weniger gut in<br />
der gesellschaft plaziert, intelligenter, und tiefer vom radikalen schlechten gewissen<br />
durchdrungen als seine beiden feindlichen brüder, revoltiert er gegen rassismus und<br />
heuchelei. er will das schlechte gewissen umdrehen. revolutionär des schlechten<br />
gewissens, der er nun einmal ist, will er die gastarbeiter, von den rassisten<br />
unwiderruflich auf den rang des untermenschen gebracht, von dem missionar auf<br />
den rang des wiederzugewinnenden untermenschen gebracht, auf die höhe des<br />
wesentlichen bestandteils des multinationalen proletariats erheben (übermenschen?)<br />
aber es ist nocheinmal das schlechte klassengewissen, das da agiert, indem es<br />
engagement hervorruft.