Schwarze 9
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vor haß aber auch. haß, weil alle diese neuen lebensansätze wieder für die alte<br />
politik funktionalisiert werden. weil alles erneut bloß machtspiel ist. weil alles letzten<br />
endes nur das neue leben des überlebens garantiert. haß für die politische logik, die<br />
uns zum neuen blut der alten welt macht. haß für diese verdammte 'politische' arbeit,<br />
die jede kreativität und jede lebensäußerung zu 'politischer' arbeitskraft reduziert:<br />
dabei ruft man weiter laut 'rifiuto del lavoro!', 'ne travaillez jamais!'. haß, weil egal was<br />
wir jetzt anfangen können, das wiederum mißverstanden wird: entweder politisch<br />
mißbraucht oder als unsinn disqualifiziert.<br />
haß, weil die sachen jetzt so weit sind, daß man schon vor die wahl gestellt wird:<br />
entweder politische anpassung oder emargination, isolierung. das ausflippen nur<br />
bietet einen kläglichen anker gegen den rückfall in das bürgerliche leben kritischer<br />
form.<br />
haß und liebe sind aber keine argumente, nicht wahr?<br />
der schrei ist übrigens lächerlich. andere haben geschrien. die leute vom putzpapier<br />
z.b. (papier eine 'opposition' im 'Revolutionären Kampf' (RK), Frankfurt), mit ihrem<br />
subjektiven aufstand gegen die betriebsarbeit; oder lenz, sehr leise. öl für die<br />
maschine war das. die neue linke hat den schrei schon längst verdaut. sie war<br />
schließlich die erste, die geschrien hat. heute, vom karateschrei bis zum subjektiven<br />
jammer über das schlagwörter skandieren und die politische rede, steht die ganze<br />
skala schon fest.<br />
dann war also für uns die krisis da.<br />
und wenn man eine krisis hat, man kann nichts mehr wie vorher machen. und wenn<br />
die frage 'was tun'? anfängt, blöd zu klingen, dann kommt man langsam zum<br />
überlegen. überlegen ist peinlich am anfang, wenn du es seit jahren nicht mehr<br />
machst. wenn du aktiv bist und politisch dazu, da hast du keine zeit, nachzudenken:<br />
du mußt operativ denken, dir immer was neues einfallen lassen. und das bei<br />
problemen, die immer dieselben sind. wenigstens scheinen sie immer dieselben zu<br />
sein. man stellt sie sich auch immer gleich. aktiv nachdenken scheint nicht möglich.<br />
es ist wie beim schachspielen. du spielst und spielst, du konzentrierst dich. du weißt<br />
nicht mehr, bist du in einem zimmer oder sonstwo. spielst du allein oder in einem<br />
gemenge. du merkst nicht, es wird langsam dunkel. du konzentrierst dich. du siehst<br />
kaum mehr. die figuren nicht mehr. die figuren aus holz; die schweren glatten figuren.<br />
es wird feucht und dunkel im park. du stehst da, schachfigur, mitten im leeren<br />
dunklen feuchten park. und es ist peinlich plötzlich, ans spiel nicht mehr denken zu<br />
können. plötzlich unkonzentriert die ganze welt wieder wahrzunehmen.<br />
schach feucht figuren leer park dunkel ich.<br />
nachdenken. man muß erstmal passiv sein, den mut haben, passiv zu sein, sich<br />
passiv zu verhalten. und das wird bestraft. sich passiv verhalten? das gibt es doch<br />
nicht! regressiv ist das!<br />
naja! vielleicht ist es regressiv, auf die idee zu kommen, daß man wie vorher nicht<br />
mehr machen kann.