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Schwarze 9

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kein notwendiger bezug, in der tat. um überhaupt einen zu sehen, soll man sich als<br />

reinen homo oeconomicus betrachten, in einer reinen ökonomischen welt. Nur so<br />

kann man die kette der reihenfolgen nachvollziehen und den bezug sehen. das<br />

machen nicht alle, und keiner hundertprozentig, außer den ml-ern, deswegen bleibt<br />

auch die ökonomische ausbeutung weiter möglich. deswegen geht das politische<br />

spektakel weiter, das mit diesen politischen metaphern spielt. tarifabkommen,<br />

sanierungspläne, paragraph 218, usw., sind die politischen metaphern der<br />

unmittelbaren realität. im spektakel verarbeitet, ermöglichen sie die verschleierung<br />

und die daraus folgende manipulation.<br />

da interveniert die 'neue' linke und scheint jede metapher abschaffen zu wollen.<br />

- bei den spontis kämpft man nicht mehr für andere tarifabkommen: es geht um „eine<br />

mark mehr für alle".<br />

- man kämpft nicht mehr für andere sanierungspläne. man kämpft um ein haus.<br />

- man kämpft nicht mehr um eine andere gastarbeiterpolitik, sondern für einen<br />

multinationalen kindergarten.<br />

- man demonstriert nicht mehr nur gegen den paragraph 218, man macht eine<br />

öffentlich angekündigte abtreibung, wie in frankfurt am letzten donnerstag.<br />

- man schwenkt keine rote fahne mehr. man zeigt die faust und schlägt zu.<br />

- man fragt sich nicht mehr, wo die haupt- und nebenwidersprüche des kapitalismus<br />

liegen, sondern „warum geht es mir so dreckig“?<br />

damit scheint das problem gelöst: der kapitalismus schafft die trennungen und fordert<br />

die vermittlungen; die politik vermittelt dadurch daß sie zur metapher wird, sie tritt als<br />

spektakel auf; die militante kritik der neuen linken aber interveniert als<br />

entmetaphorisierungsfaktor, als versuch, den unmittelbaren bezug zur realität<br />

wiederherzustellen. sie will aber 'politisch' bleiben, d.h. sie identifiziert weiter die<br />

'politik', die 'politische ökonomie', das 'kapitalistische system' als die einzige realität.<br />

ihr entmetaphorisierungsversuch tendiert dazu, die unmittelbare realität als metapher<br />

der 'politik', als metapher eines immer mehr metaphorischen und mittelbaren in-sich<br />

des kapitalismus zu sehen. die unmittelbare realität wird zur metapher der metapher.<br />

- man sagt: „eine mark mehr für alle“. man soll aber verstehen, daß es ums<br />

tarifabkommen geht. die prolis, die in rüsselsheim tatsächlich eine mark mehr pro<br />

stunde für jeden erwarteten, sind naiv. die politkader sollen's ihnen erklären: sie sind<br />

dafür da.<br />

- man kämpft um ein besetztes haus. man soll aber verstehen, daß das was erstmal<br />

infrage kommt, die sanierungspläne und die politik der SPD sind.<br />

die proleten, die in der friesengasse nach ihrem kopf ein haus besetzt haben, einfach<br />

um drin zu wohnen, und dachten, sie könnten es behalten, waren erstaunt, daß die<br />

bullen sie rausgeschmissen haben, waren erstaunt, daß bloß eine handvoll<br />

genossen hingekommen sind (gegen fünftausend bei den räumungen des<br />

kettenhofwegs und der bockenheimer), waren erstaunt, daß ihre fäuste den sieg<br />

nicht erreicht haben, waren erstaunt, daß ein haus kein haus ist, sondern politik, die<br />

keine politik ist, sondern häuser, waren erstaunt, daß eine besetzung kein 'reingehen<br />

und benützen' ist, sondern politik, die häuser ist, die zum 'reingehen und benützen'<br />

sind, waren erstaunt, daß die anderen hausbesetzer keine hausbesetzer sind,<br />

sondern politarbeiter, die politik machen, die häuser ist, die zum 'reingehen und

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