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Schwarze 9

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ermöglichen die aufhebung alles bestehenden. die revolution ist nichts anderes.<br />

daraus entsteht die neue weit.<br />

das ist was affichiert wird.<br />

in der tat aber laufen die sachen ganz anders. wir brauchen nicht die geschichte der<br />

arbeiterbewegung zu referieren. schon an der kurzen geschichte des neuen<br />

militantismus, der neuen linken, seit kaum 10 jahren, läßt sich etwas sehr<br />

beeindruckend feststellen. man ist übergegangen:<br />

VON DER KRITIK DER TRENNUNG ZUR TRENNUNG DURCH DIE KRITIK<br />

der kapitalismus trennt die menschen voneinander. nicht nur die proleten von den<br />

kapitalisten, sondern durch die teilung der arbeit auch kopf- und handarbeiter,<br />

lehrlinge und studenten, frauen und männer, deutsche und ausländer usw.<br />

die kritik, die das bekämpfen will, erkennt und bestätigt erstmals diese trennungen:<br />

nirgendwo fühlt man sich so eng an seine soziale schicht oder kategorie gebunden<br />

wie in politischen arbeitsgruppen. nie habe ich mich so unerbittlich als ausländer und<br />

intellettuale di merda gefühlt wie bei lotta continua und in dieser angeblich<br />

multinational porletarisierten Sponti-organisation. selbst den italienern war ich dann<br />

ausländer. der flap sagte eines tages zu mir: 'weißt du, cham, du warst zu lange in<br />

frankreich und in deutschland, du fühlst dich zu wenig als italiener, um mit<br />

emigranten zu arbeiten.'<br />

deutsche und ausländer: vereint sind wir stark!<br />

die franca sagte mir ein anderes mal: 'was bedeutet das, du kommst aus einer<br />

bauernfamilie, du hast als fabrikarbeiter angefangen! du bist kein prolet mehr. du<br />

warst's auch nie richtig. du hast zuviel studiert, gelesen, erfahren. du bist jetzt ein<br />

intellettuale di merda, ein privilegierter. proletarier bist du nicht.' da habe ich<br />

angefangen, mich bei den proleten, bei den italienern, unwohl zu fühlen. ich hatte<br />

meine identität verloren. nur im kampf konnte ich eine andere wiederfinden: als<br />

militant, als avantgarde, als volksdiener, als nichts, der dem allen dient. nie habe ich<br />

mich so arm, so nackt, so beraubt, so betrogen gefühlt. ich fing an, meine sprache,<br />

meine gesten zu beobachten, zu kontrollieren. mir selbst fremd geworden. getrennt.<br />

danke, genossen.<br />

die kritik tut aber nicht nur die bestehenden trennungen heillos bestätigen. sie führt<br />

dazu eine neue trennung ein. die trennung zwischen denen, die kritik üben und<br />

denen, die kritikunfähig sind. zwischen denen, die für kritik zuständig sind und denen,<br />

die die kritik konsumieren. bzw. objekt der kritik sind. die berühmte unüberwindbare<br />

trennung avantgarde/masse beruht darauf. die trennung zwischen den<br />

verschiedenen kritikkapellen ist im vergleich damit rein epiphänomenal.<br />

VOM KAMPF GEGEN DIE TRENNUNG ZUR TRENNUNG DURCH DEN KAMPF

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