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Beiträge zur Sozialen Phantasie

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zu dem Akt, in dem der Inhalt sich als wahr erweist. Die Form verifiziert den Inhalt, ist ihm<br />

also logisch vorgeordnet. Politisch gesprochen zeigt sich das darin, daß bei Tronti die Partei<br />

bestimmt, was Autonomie ist. So schafft sich die Form ihren eigenen Inhalt, wie noch je in<br />

der idealistischen Philosophie. Organisation bläst sich <strong>zur</strong> Produktion auf. Wie nun aber die<br />

Form ihren eigenen Inhalt aus sich heraussetzen können soll, ist an sich ganz unbegreiflich<br />

und kann nur spekulativ behauptet werden. Vorausgesetzt ist dabei stets, daß der Inhalt an<br />

sich bereits in der Form existiert - im vorliegenden Fall in der Form des Trontischen Denkens,<br />

das die revolutionäre Autonomie ontologisch setzt. Da diese ontologische Setzung ein<br />

spekulativer Akt des Theoretikers Tronti ist, kann ihre Verifizierung nur durch einen ebenso<br />

spekulativen Organisationsakt des Praktikers Tronti geschehen. Und damit dieser Spekulation<br />

irgendeine Realität zukommt, ist Tronti gezwungen, auf die einzige realexistierende<br />

Spekulation <strong>zur</strong>ückzugreifen, die es gibt: die abstrakte Arbeit. So schließt sich der Kreis.<br />

Daß diese Kritik an Tronti keine sophistische Begriffsspielerei ist, zeigt sich in seiner Praxis.<br />

Zu keinem Augenblick kritisiert er die inhaltliche Bestimmung "abstrakte Arbeit". Stets nur<br />

steht die Form, in der sie organisiert wird, im Vordergrund. Über das Verhältnis von Arbeit,<br />

Kapital und Partei etwa schreibt er: "So erweisen sich die Gesellschaft des Kapitals und die<br />

Arbeiterpartei als zwei gegensätzliche Formen mit demselben Inhalt." (AK 206)<br />

Arbeitsverweigerung und Sabotage begreift Tronti nicht als praktische Kritik an der<br />

kapitalistischen Formbestimmtheit menschlicher Tätigkeit, sondern: "Enthaltung von der<br />

Arbeit ist vielmehr Ablehnung des Kommandos des Kapitals als des Organisators der<br />

Produktion." (AK 207) Nicht die kapitalistischen Reduktion der Menschen auf Arbeiter,<br />

sondern einzig das Kommando wird kritisiert. Auch insofern stimmt Tronti mit dem<br />

traditionellen Marxismus überein. In der Praxis der autonomen Gruppen schlug sich die<br />

Blindheit gegenüber den inhaltlichen Bestimmungen abstrakter Arbeit als Strategie des<br />

politikschen Lohns nieder. Nicht die Lohnform der Lebensmittel stand im Kreuzfeuer der<br />

praktischen Kritik, sonder die Lohnhöhe. Die Arbeiter sollten in den Fabrikkämpfen<br />

Lohnforderungen stellen, die die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung durcheinanderbringen<br />

und <strong>zur</strong> Blockade der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals führen. Das<br />

Ergebnis wäre eine politische Krise, in der die Natur des Kapitals als Kommando, d.h. als<br />

direkte Gewalt ungeschminkt zum Vorschein kommt. Denkt man an die rechten Putschpläne<br />

Ende der 60er Jahre, so kann man sagen, daß die Rechnung bis dahin aufging. Aber wie nun<br />

weiter. Was tun in der politischen Krise. Tronti und Negri zufolge ist der Moment der<br />

politischer Krise die Sternstunde der Parteitaktik. Die Partei hat gegen das kapitalistische<br />

Kommando gezielte taktische Schläge zu führen, um zu verhindern, daß die<br />

Arbeiterautonomie in gewerkschaftliches Fahrwasser <strong>zur</strong>ückgezwungen werden kann. Ja und<br />

dann? Nach der wie ein Indianerspiel anmutenden Theorie hätte die Arbeiterautonomie<br />

dadurch die Chance, sich weitere Anteile am BSP zu erkämpfen usw. Die Partei schlägt<br />

Breschen ins kapitalistischen Kommando und die Arbeiterautonomie setzt nach, besetzt das<br />

gesellschaftliche Terrain. Das Ergebnis kann nur eine Verschärfung der politischen Krise sein.<br />

Nirgends jedoch wird die Sprengung der kapitalistischer Vergesellschaftungsform sichtbar:<br />

ein Bewegungskrieg ohne Ziel. Oder vielmehr: ein Bewegungskrieg, der. das Kapital<br />

gewinnen muß. Denn das Kapital ist zwar auch Kommando, aber eben nicht nur Kommando.<br />

Das Kapital ist auch Hegemonie und ökonomisch gesprochen ist Hegenomie die Lohnform.<br />

Solange sie nicht angegriffen wird, ist das Kapital nicht in Gefahr. Denn als Kommando ist es<br />

allemal stärker bzw.: das Kapital ist als Kommando solange stärker als die Revolutionäre, wie<br />

es die ökonomische Hegemonie hat, d.h. solange wie die Revolutionäre die Lohnform nicht<br />

angreifen. Seine Strategie ist dann ganz einfach. Es zerschlägt das proletarische Kommando<br />

einerseits und führt vermittelt über die Gewerkschaften einen Zermürbungskrieg in

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