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Beiträge zur Sozialen Phantasie

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erücksichtigt. Eine geschlossen vorgehende, internationale Weltverschwörung wollte also<br />

ein System gegen die Klasse aufbauen und hat dies wohl auch einigermaßen gepackt. Obwohl<br />

diese Politik angeblich nur auf Kämpfe reagierte (also defensiv handelte), konnte sie ihre<br />

langfristige Strategie locker bis zum heutigen Tag durchziehen. Wie ist das möglich, wenn<br />

das Kapital nur reagiert, sich also in der Defensive befindet?<br />

"An dieses Verhältnis von Entwicklung-Verwertung-Vernichtung sollte das Kapital unter dem<br />

Regime von Bretton Woods wieder anknüpfen." (S. 264) Nachdem so lange von einem<br />

Projekt gesprochen wurde, das linear durchgezogen wurde, redet Detlef auf einmal wieder<br />

von Anknüpfung. Wo war der Bruch? Doch bestimmt nicht in der postfaschistischen BRI)?<br />

Also ist Bretton Woods, "das 100%ige Ebenbild" der NS-Wirtschaft, doch nicht seine direkte<br />

Folge?<br />

Wenn Detlef vom IWF als "imperialistischem Gesamtpaket" spricht, und damit wieder alle<br />

unterschiedliehen Kapitalfraktionen über einen Kamm schert und diese Fraktionen noch um<br />

die stalinistischen Weltparteien erweitert, so ist zwar richtig, daß die Genannten kein Interesse<br />

an der Weltrevolution haben, aber dies impliziert noch lange nicht, daß ihre sonstigen<br />

Interessen gleich sind - genausowenig wie das Imperialistische Gesamtsystem (IGS) sich<br />

nachts um halb drei auf einer Autobahnraststätte trifft, um seine Weltverschwörung ausbrüten.<br />

Die Kämpfe und die Klasse<br />

Detlef führt in seinem Artikel die Spontaneität als Hauptelement der Klassenkonstitution<br />

heran und nennt als Beispiel mehrere IWF-Riots, also ökonomische Kämpfe für<br />

Existenzrecht, die in keinerlei Verbindung zueinander stehen. Es ist zwar richtig, daß diese<br />

Kämpfe auch für das Kapital unkontrollierbar sind, aber es ist ziemlich dreist, einfach zu<br />

behaupten, daß die Hungeraufstände durch die Unkontrollierbarkeit gefährlicher seien als die<br />

bewaffneten Befreiungsbewegungen Zentralamerikas. Den Beweis sieht Hartmann darin, daß<br />

sich das Kapital vor den Hungeraufständen <strong>zur</strong>ückzieht und sich ganz Zentralamerika widmet.<br />

Bestechende Logik! Ob letztendlich die unkoordinierten Hungeraufstände fürs Kapital<br />

gefährlicher sind als die bewaffneten nationalen Befreiungsbewegungen, denen es oft nur um<br />

das Nachholen einer bürgerlichen Revolution geht, und die sicherlich eine Kanalisierung für<br />

die Kämpfenden bedeutet, wird die Geschichte zeigen.<br />

Auch in den Metropolen habe das Kapital durch die Gewalt seiner technologischen<br />

Rationalisierung eine "feindliche Subjektivität " (S. 228) auf den Plan gerufen. Der einzige<br />

Zusammenhang der beiden "Subjektivitäten" besteht in der Gleichzeitigkeit der Kämpfe. Es<br />

geht Detlef nicht darum, wofür eine Revolte oder ein Aufstand kämpft, oder ob er überhaupt<br />

Ziele hat, sondern darum, daß gekämpft wird. Dies kommt besonders deutlich in seiner<br />

Einschätzung der südosteuropäischen Bauernbewegungen zum Vorschein, deren faschistische<br />

Anteile und antisemitischen Tendenzen er mit einer gewissen Nonchalance beiseite schiebt<br />

(S. 234)

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