Beiträge zur Sozialen Phantasie
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Den orthodoxen Stalinisten wird vorgeworfen, das Kapital nur über die Zirkulationssphäre zu<br />
definieren und das Kommando über die Arbeit zu ignorieren. Detlef will hiermit ein für<br />
allemal aufräumen und behauptet, daß seit dem Faschismus Staat und Kapital eins geworden<br />
seien: "( ... ) so leitet die Sozial- und Bevölkerungspolitik, vom Sozialdarwinismus bis <strong>zur</strong><br />
Sozialversicherung, ein neues Verhältnis zwischen, Klasse, Kapital und Staat ein, welches im<br />
NS abgeschlossen wird." (S. 207) Und daraus zieht er die Konsequenz, daß alle<br />
kapitalistischen Herrschaftsformen ein- und dieselbe Kapitalstrategie durchdrücken. Sogar die<br />
bürokratische Planwirtschaft, die zumindest in der UDSSR und in China durch eine soziale<br />
Revolution durchgesetzt wurde, wird als "progressive Kapitalstrategie" bezeichnet. Dies wird<br />
nicht weiter begründet, außer einem kurzen Verweis auf Stalins Zwangskollektivierung<br />
(=Vernichtung der Subsistenz).<br />
Detlef setzt dann natürlich auch den New Deal auf die gleiche Ebene wie die NS-Wirtschaft,<br />
da die gleichen ökonomischen Interessen dahinterstünden und der Staat verstärkt in die<br />
Wirtschaft eingreife. Er versucht zu entlarven, wo es nichts zu entlarven gibt. Das Kapital hat<br />
immer die gleichen ökonomischen Interessen und sucht sich eine politische Herrschaftsform,<br />
um diese Interessen durchzusetzen oder läßt ganz einfach eine bestimmte politische<br />
Herrschaftsform walten, die für die Kapitalakkumulation nicht störend ist. In den USA konnte<br />
die neue Akkumulationsstrategie ohne Faschismus durchgesetzt werden. Es gab eine<br />
bürgerliche Demokratie mit Streikrecht, Versammlungsfreiheit und reformistischen<br />
Arbeiterorganisationen, die sich einige Errungenschaften (z.B. Verbesserung der<br />
Arbeitsbedingungen, Lohnerhöhungen) erkämpft hatten. Dies heißt natürlich nicht, daß das<br />
US-Kapital aus moralischen Gründen nicht auf den Faschismus <strong>zur</strong>ückgreifen würde, falls es<br />
auf die Grenzen seiner Kapitalakkumulation stoßen würde. Aber es hatte es in den 30er Jahre<br />
einfach nicht nötig.<br />
"Das Kapital braucht den Schein der Legitimität, den es durch die offene Gewalt und<br />
Vernichtung nicht herstellen kann, sonst ist auch sein Geldschein nichts wert. Aus dem Grund<br />
war der NS auch für das zivilisierte amerikanische und englische Kapital nicht tragbar."<br />
(S.269)<br />
Es ist genauso falsch, anzunehmen, daß das Kapital in England und den USA nicht auf den<br />
Faschismus <strong>zur</strong>ückgegriffen hätte, da es immer Legitimität braucht. Es konnte seine<br />
Profitmaximierung halt ohne durchsetzen. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo das Kapital aus<br />
ökonomischer und politischer Notwendigkeit heraus ohne Legitimität handelte (z.B. Chile<br />
1973, Argentinien unter Videla). Hitler, Keynes, New Deal = ein Kampf. Das ist, was die<br />
Zielsetzung betrifft, zwar richtig, berücksichtigt dabei aber keineswegs die Mittel - d.h. auch<br />
die unterschiedlichen Kampfbedingungen für die Klasse - dieses Ziel durchzuboxen.<br />
"Liquidierte Geldform, liquidierte Subsistenz und liquidiertes Leben sind nur verschiedene<br />
Ausdrücke derselben Kapitalstrategie." (S. 238) Detlef geht von einer einheitlichen<br />
Kapitalstrategie aus, die weder die unterschiedlichen Fraktionen der Bourgeosie noch die<br />
verschiedenen Interessen des in seinen Nationalgrenzen verhafteten Bürgertums