Beiträge zur Sozialen Phantasie
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konnten, den Maximaltarif durchbrachen. Dabei gab es vielleicht manchen Tumult, dem kann aber entgegen gehalten werden, daß sich die materielle Situation anderer Arbeitergruppen nicht verbessert hat. Es stellt sich sogar die Frage, ob hier im Kleinen nicht vielmehr eine "Arbeiteraristokratie" lustige Urstände gefeiert hat. "Gerecht" war der Preis für diese Arbeiter, da ihr Mangel behoben wurde. Ob andere Arbeiterschichten oder die Bauern mit diesem Preis "einverstanden" waren, wurde nicht berücksichtigt. Aus diesem kleinen Beispiel wird deutlich, daß der Kollaps des Maximums nicht ausschließlich auf die konterrevolutionären Aktivitäten der Bourgeoisie zurückgeführt werden können. Das Maximum, ursprünglich eine Forderung der Ertragés gedacht als Waffe im Kampf gegen Spekulanten, wurde denn auch im weiteren Verlauf der Revolution ein Instrument zur Zerschlagung der sansculottischen Bewegung. Die viel gepriesene "neue Moral" entpuppte sich als alte, was sich darin zeigt, daß die Lebensmittelrevolten zunehmend einen revolutionsfeindlichen, antirepublikanischen Zug annahmen und sich mit royalistischer Agitation vermischten. "Die Revolten brachen nicht auf dem Höhepunkt des Hungers aus, sondern auf dem Höhepunkt der Erschöpfung aller Hoffnungen der Massen, daß sich ihre materielle Lage bessern würde. So bleibt es letztlich belanglos, mit welcher politischen Fahne, mit der royalistischen oder der von 1793, die Revolten sich auszeichneten. Ihre eigentliche Kampfansage war die, welche noch 1848 von den Frauen erhoben wurde: "Du pain ou le mort! (S.82) Meyer legt jedoch selbst dar, wohin diese "Belanglosigkeit" geführt hat. Zur "Käuflichkeit der Bewegung", zum Denunziantentum, zu den Unteroffizieren der napoleonischen Heere, die nun ihrerseits bei den Bauern in Europa das Getreide requirierten, deren Subsistenzgrundlage zerstören. In Zeiten des Mangels endete die Setzung von "gerechten Preisen" im Blutbad - die Subsistenzfrage und der Terreur ergänzten sich. Die Beschränktheit des Ansatzes der Autonomie, das Kapital als soziales Projekt gegen die Arbeiterklasse aufzufassen, für die Zeit des Vormärz die Arbeiterklasse als "kapitalfreien Raum" zu betrachten, zeigt sich ebenso in der Behandlung des Themas "Frauenarbeit und kapitalistische Reproduktion". Auch hier wird ein "guter" Urzustand für die Produktions- und Konsumsphäre der subsistenzwirtschaftlich orientierten Großfamilie postuliert. Dem Kleinbürger von heute, der sein Leben damit verbringt, für Auto, Urlaub, TV etc. zu schuften, wird die subsistenzwirtschaftende Großfamilie entgegen gehalten, die alles "auf den Kopf haute", wenn danach Verlangen bestand. Die Unfähigkeit zu wirtschaften wird glorifiziert. Andere Lebensbereiche, z. B. das Frauenbild in den Unterklassen, werden nicht thematisiert, und so drängt sich der Gedanke auf, daß die "bösen" Bourgeois die "guten" Proleten mittels der Sozialpolitik verdorben hätten. Die Frage, inwieweit in den Unterklassen patriarchalische Strukturen existierten, wird nicht gestellt. Jedoch schon 1848, als sich im Gefolge der März- Revolution in Deutschland erste Gewerkschaften gebildet haben, tauchte die Forderung auf, Frauen zugunsten von Männern zu entlassen. Wenn dies auch im Zusammenhang mit der Problematik der industriellen Reservearmee gesehen werden muß, so bleibt die Frage unbeantwortet, weshalb während der weiteren Entwicklung bessere Arbeitsverhältnisse für Männer, die rechtlich verfaßt und tariflich geschützt waren, zur Regel wurden, die Frauen aber in nur formell subsumierte, unentgeltliche und private Tätigkeiten zur Regeneration und
Reproduktion der männlichen Arbeitskraft abgedrängt wurden. Selbst im Verlauf der revolutionären Kämpfe zu Beginn der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts hat sich hieran wenig geändert. In Deutschland wurden die Frauen nicht in die Vollzugsräte gewählt, die Frauen wurden weiterhin schlechter bezahlt als die Männer, auch wenn Arbeitergremien die Löhne festsetzten, die Männer verdrängten die Frauen vielmehr wieder aus den Positionen, welche sie während der Kriegswirtschaft eingenommen hatten. In der proletarischen Literatur der zwanziger Jahre spiegelte sich die Erfahrung der Frauen, welche diese während des Krieges und im Verlauf der revolutionären Erhebungen gemacht hatten, keineswegs wider. Bezüglich der Rolle der Frau weist der proletarische Roman sogar Parallelen zum faschistischen auf. Selbst in der Roten Armee des Ruhrgebiets im März 1920 war es nicht anders. Die Kampfleitung der Roten Armee denunzierte Frauen, die den Kampf an der Front unterstützen wollten, als "Huren". Dieselbe Rote Armee, die von den noch nicht reell subsumierten Ruhrarbeitern gebildet wurde und die in der Autonomie Nr.14 als Ausdruck proletarischer Gegenmacht gefeiert wird. "Diese Konstitution ist nicht das Resultat des Produktionsprozesses allein, mißt sich nicht am Grad der Vereinnahmung, sondern genau im Gegenteil: an der anarchischen Reproduktion der Unterschichten, die in erster und zweiter Generation dem Leben als Industriearbeiter fremd gegenüberstanden, und in der Bereitschaft, aus dieser Fremdheit heraus das gesamte soziale Verhältnis in Frage zu stellen. Davon zeugen die Kämpfe um die Jahrhundertwende, die 1918-20 kulminierten." (S.206) Die Konsolidierung des Kapitalismus erfolgte erst, als im Verlauf der faschistischen Epoche die Verantwortung des Über-Vaters Staat für die Regeneration und Reproduktion der Arbeitskraft anerkannt wurde, was mit einer Reaktivierung quasi patriarchaler Kontrolle und Fürsorge einher ging. Diese Formation lebte bzw. lebt bis heute in der Gestalt des "Wohlfahrtsstaates" fort. Die Antwort auf die Frage, ob beim Übergang von der formellen zur reellen Subsumtion das Patriarchat der Unterklassen von einem "naturwüchsigen" in ein bürgerliches transformiert wurde, kann nicht gegeben werden. Feststeht auf jeden Fall ein enger Zusammenhang zwischen kapitalistischer Produktionsweise und modernen Formen des Patriarchats. Das gilt nicht nur für die direkt ökonomische Ebene der Aneignung unbezahlter Mehrarbeit, sondern für das Denken selbst. Die sexistische Reduktion von Frauen zu Objekten männlicher Begierde, denen jede Individualität abgesprochen wird, ist die patriarchale Parallele zum kapitalistischen Phänomen der Verdinglichung. Spiegelt sich in der Liebe zur Zahl der Sexismus wieder, so kann weiterhin gesagt werden, daß Sozialpolitik, die Berechnung der Verteilung der produzierten Güter, das Weiterbestehen des Patriarchats im Kapitalismus öffentlich macht. (vgl. hierzu: B. Schaeffer-Hegel, B. Wartmann (Hg.), Mythos Frau, Berlin 1982, S.140ff ) Die entscheidende Frage bezüglich des Konzepts der Autonomie besteht darin, zu welchem Zeitpunkt der "Prozeß der Zivilisation% die Verinnerlichung der Selbstdisziplinierung in den
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aber entgegen gehalten werden, daß sich die materielle Situation anderer Arbeitergruppen<br />
nicht verbessert hat. Es stellt sich sogar die Frage, ob hier im Kleinen nicht vielmehr eine<br />
"Arbeiteraristokratie" lustige Urstände gefeiert hat. "Gerecht" war der Preis für diese Arbeiter,<br />
da ihr Mangel behoben wurde. Ob andere Arbeiterschichten oder die Bauern mit diesem Preis<br />
"einverstanden" waren, wurde nicht berücksichtigt. Aus diesem kleinen Beispiel wird<br />
deutlich, daß der Kollaps des Maximums nicht ausschließlich auf die konterrevolutionären<br />
Aktivitäten der Bourgeoisie <strong>zur</strong>ückgeführt werden können. Das Maximum, ursprünglich eine<br />
Forderung der Ertragés gedacht als Waffe im Kampf gegen Spekulanten, wurde denn auch im<br />
weiteren Verlauf der Revolution ein Instrument <strong>zur</strong> Zerschlagung der sansculottischen<br />
Bewegung. Die viel gepriesene "neue Moral" entpuppte sich als alte, was sich darin zeigt, daß<br />
die Lebensmittelrevolten zunehmend einen revolutionsfeindlichen, antirepublikanischen Zug<br />
annahmen und sich mit royalistischer Agitation vermischten.<br />
"Die Revolten brachen nicht auf dem Höhepunkt des Hungers aus, sondern auf dem<br />
Höhepunkt der Erschöpfung aller Hoffnungen der Massen, daß sich ihre materielle Lage<br />
bessern würde. So bleibt es letztlich belanglos, mit welcher politischen Fahne, mit der<br />
royalistischen oder der von 1793, die Revolten sich auszeichneten. Ihre eigentliche<br />
Kampfansage war die, welche noch 1848 von den Frauen erhoben wurde: "Du pain ou le<br />
mort! (S.82)<br />
Meyer legt jedoch selbst dar, wohin diese "Belanglosigkeit" geführt hat. Zur "Käuflichkeit der<br />
Bewegung", zum Denunziantentum, zu den Unteroffizieren der napoleonischen Heere, die<br />
nun ihrerseits bei den Bauern in Europa das Getreide requirierten, deren Subsistenzgrundlage<br />
zerstören. In Zeiten des Mangels endete die Setzung von "gerechten Preisen" im Blutbad - die<br />
Subsistenzfrage und der Terreur ergänzten sich.<br />
Die Beschränktheit des Ansatzes der Autonomie, das Kapital als soziales Projekt gegen die<br />
Arbeiterklasse aufzufassen, für die Zeit des Vormärz die Arbeiterklasse als "kapitalfreien<br />
Raum" zu betrachten, zeigt sich ebenso in der Behandlung des Themas "Frauenarbeit und<br />
kapitalistische Reproduktion". Auch hier wird ein "guter" Urzustand für die Produktions- und<br />
Konsumsphäre der subsistenzwirtschaftlich orientierten Großfamilie postuliert. Dem<br />
Kleinbürger von heute, der sein Leben damit verbringt, für Auto, Urlaub, TV etc. zu schuften,<br />
wird die subsistenzwirtschaftende Großfamilie entgegen gehalten, die alles "auf den Kopf<br />
haute", wenn danach Verlangen bestand. Die Unfähigkeit zu wirtschaften wird glorifiziert.<br />
Andere Lebensbereiche, z. B. das Frauenbild in den Unterklassen, werden nicht thematisiert,<br />
und so drängt sich der Gedanke auf, daß die "bösen" Bourgeois die "guten" Proleten mittels<br />
der Sozialpolitik verdorben hätten. Die Frage, inwieweit in den Unterklassen patriarchalische<br />
Strukturen existierten, wird nicht gestellt. Jedoch schon 1848, als sich im Gefolge der März-<br />
Revolution in Deutschland erste Gewerkschaften gebildet haben, tauchte die Forderung auf,<br />
Frauen zugunsten von Männern zu entlassen. Wenn dies auch im Zusammenhang mit der<br />
Problematik der industriellen Reservearmee gesehen werden muß, so bleibt die Frage<br />
unbeantwortet, weshalb während der weiteren Entwicklung bessere Arbeitsverhältnisse für<br />
Männer, die rechtlich verfaßt und tariflich geschützt waren, <strong>zur</strong> Regel wurden, die Frauen<br />
aber in nur formell subsumierte, unentgeltliche und private Tätigkeiten <strong>zur</strong> Regeneration und